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ALPHA QUINTO Diplomarbeit - Landesarbeitsgemeinschaft anderes ...

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Dass hier auch Rechnen im Konzept der Literalität berücksichtigt wird, liegt an dem im<br />

englischsprachigen Raum weiter gefassten Begriff literacy (vgl. Linde 2001, S. 6 und<br />

Hubertus 1995, S. 252). Nicht alle Autoren teilen hierbei die Meinung der UNESCO,<br />

eine positive Bestimmung des Begriffs Analphabetismus vornehmen zu können. Nach<br />

Kamper (1997, S. 10) ist dies ausdrücklich nicht möglich.<br />

Eine im deutschsprachigen Raum oft zitierte Definition stammt von Drecoll (1981,<br />

S. 31). Er kritisiert, dass aus der Positiv-Definition der UNESCO eine nicht kleine<br />

Gruppe von Menschen herausfällt, die in der derzeitigen Alphabetisierungsarbeit aber<br />

nicht zur Zielgruppe gehört. Geht man von den Leistungsanforderungen der jeweiligen<br />

Gruppe, in der sich eine Person bewegt, aus, dann müssten schließlich auch „Sekretärinnen,<br />

die ihre Geschäftsbriefe nicht fehlerfrei schreiben und deswegen vielleicht entlassen<br />

werden, als funktionale Analphabeten“ bezeichnet werden. Dies würde aber<br />

den Begriff „ad absurdum“ führen (Drecoll 1981, S. 31).<br />

Sein Versuch der weiteren Spezifikation lautet:<br />

„Funktionaler Analphabetismus bedeutet die Unterschreitung der gesellschaftlichen<br />

Mindestanforderungen an die Beherrschung der Schriftsprache, deren Erfüllung<br />

Voraussetzung ist zur sozial streng kontrollierten Teilnahme an schriftlicher<br />

Kommunikation in allen Arbeits- und Lebensbereichen“ (Drecoll 1981, S. 31,<br />

Hervorhebungen im Original).<br />

In seinen folgenden Ausführungen beschreibt er, welche Mindestanforderungen er<br />

meint. Hierzu zeigt er anhand der Geschichte des Telefons auf, wie die in seiner Definition<br />

angesprochenen Mindestanforderungen von den jeweiligen gesellschaftlichen<br />

Verhältnissen und deren Veränderungen abhängen. Kurz nach Erfindung des Telefons<br />

besaßen nur wenige Privilegierte ein solches Gerät und der Umgang mit einem Telefon<br />

war keine gesellschaftliche Mindestanforderung. Aber je mehr die Verbreitung des Telefons<br />

zunahm, desto alltäglicher wurde der Umgang mit dieser ehemals neuen Technik,<br />

bis hin zu der Forderung an jede Person, damit umgehen zu können (vgl. ebd.,<br />

S. 31). Anschließend nennt Drecoll weitere alltägliche Anforderungen, denen ein Individuum<br />

in der deutschen Gesellschaft genügen muss, die aber z.B. funktionale Illiterate<br />

vor größere Schwierigkeiten bei der Alltagsbewältigung stellen. Exemplarisch seien<br />

hier folgende Tätigkeiten genannt: Bargeldloser Zahlungsverkehr, Vertragsabschlüsse,<br />

Erlesen von Fahrplänen, Einkaufen etc. (vgl. ebd., S. 31f.).<br />

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