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ALPHA QUINTO Diplomarbeit - Landesarbeitsgemeinschaft anderes ...

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Nickel (2002, S. 5) beschreibt in seinen Ausführungen eine bemerkenswerte Parallelität<br />

hinsichtlich der Lebenswelterfahrungen von Betroffenen. So wurden in biographischen<br />

Schilderungen von funktional Illiteraten starke psychosoziale Belastungen in<br />

deren dysfunktionalen Herkunftsfamilien deutlich. 38 Gemeinsam ist den Betroffenen<br />

auch, „dass sie im Elternhaus Interaktionsbeziehungen erlebten, die die Entfaltung von<br />

Persönlichkeit und persönlicher Fähigkeiten nachhaltig beeinträchtigten“ (Nickel 2002,<br />

S. 5). Dadurch konnten sie kein Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln und<br />

zu keinem positiven Selbstbild gelangen. Nickel (2002, S. 5) spricht im Zusammenhang<br />

von entwicklungshemmender häuslicher Kommunikation auch vom Mangel an<br />

literaten Vorbildern (vgl. auch Bastian 1991, S. 8ff.). Döbert/Nickel stellen das multikausale<br />

Problem funktionaler Illiteralität bzw. die Beziehungen zwischen den „vergangenen<br />

Lebenswelterfahrungen“, den Problemen in und mit der Schule und der Entwicklung<br />

des Selbstbildes sowie die Bedeutung für die „aktuelle Lebensgestaltung“ in<br />

einem Schaubild zusammenfassend dar (Döbert/Nickel 2000 in: Döbert/Hubertus<br />

2000, S. 52; siehe Anhang Schaubild 1). Durch das Schaubild wird noch einmal<br />

verdeutlicht, wie komplex und verwoben das Problem funktionale Illiteralität ist. Des<br />

Weiteren wird ersichtlich, dass es sich hierbei um ein vererbbares soziales Problem<br />

handelt. Die Negativerfahrungen im Elternhaus und in der Schule sind Bedingungen,<br />

die sich reziprok verstärken. Zum einen werden hierdurch Kinder schon mit lernungünstigen<br />

Erfahrungen eingeschult und zum anderen wird die Entwicklung eines positiven<br />

Selbstbildes (evtl. dauerhaft) verhindert (vgl. Hubertus/Nickel 2003, S. 725; vgl.<br />

Nickel 2002, S. 6).<br />

So ist es von zentraler Bedeutung und zugleich ein Hauptziel der Alphabetisierungsarbeit,<br />

das biographisch gewachsene negative Selbstbild der Betroffenen aufzubrechen<br />

und die Vermeidungsstrategien abzubauen. Weiter sind im Kurs die Grundlagen des<br />

Lesens und Schreibens zu vermitteln und zu erarbeiten. Je nach Zielsetzung der Teilnehmer<br />

und der Kursleiter und je nach Kursdauer wird auch über die Grundlagen hinaus<br />

weiterführendes Wissen Gegenstand des Unterrichts sein. Schließlich sind Aufbau<br />

und Ausbau von z.B. sozialen Kompetenzen, naturwissenschaftlichen und wirtschaftlichen<br />

Grundlagenkenntnissen als Ziele zu nennen. Dies entspricht einem erweiterten<br />

Verständnis von Alphabetisierung als Teil einer umfassenderen Grundbildung (vgl.<br />

Hubertus/Nickel 2003, S. 725; vgl. auch Rahmen Curriculum der MA17 2006, S. 14ff.).<br />

38 Auch Bastian (1991, S. 8ff.) geht von erschwerenden Bedingungen in der Herkunftsfamilie<br />

aus und beschreibt die Ursachen in ihren Ausführungen deutlich.<br />

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