ALPHA QUINTO Diplomarbeit - Landesarbeitsgemeinschaft anderes ...
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3.5.1 Binnendifferenzierung nach Fischer/Koch (1991)<br />
Fischer/Koch (1991, S. 120) stellen in ihren Ausführungen eine genauere Binnendifferenzierung<br />
vor. Sie unterscheiden zwischen<br />
- Menschen, die in ihrer Muttersprache illiterat sind und in der Muttersprache<br />
alphabetisiert werden möchten;<br />
- Menschen die keine muttersprachliche Literalität besitzen, aber in der Zielsprache<br />
Deutsch alphabetisiert werden möchten. Hier muss noch das<br />
vorhandene Sprachniveau berücksichtigt und zwischen Personen ohne<br />
mündliche Vorkenntnisse und Personen mit mündlichen Vorkenntnissen<br />
unterschieden werden;<br />
- Menschen die schon in einer logographischen Schriftform (siehe oben)<br />
literat sind und in die lateinische Schriftform eingeführt werden müssen;<br />
- Menschen mit sog. Pidgin-Deutsch 50 , die in ihrer eigenen Muttersprache<br />
starke Probleme mit Schreiben und Lesen haben und kaum oder gar nicht<br />
Deutsch lesen und schreiben können;<br />
- Menschen, die sich schriftlich weder in Deutsch noch in ihrer Muttersprache<br />
richtig verständigen können. Dies meint vor allem Jugendliche in Deutschland,<br />
die der „zweiten Generation“ von Einwanderern angehören. Diese Untergruppe<br />
ist von einem doppelten Analphabetismus betroffen, da sie es<br />
psychisch und intellektuell nicht verkraftet hat, die Sprache der Eltern und<br />
die Amtssprache zu lernen. Die Betroffenen verfügen in beiden Sprachen<br />
nur über eine unzureichende Schriftsprachkompetenz und sind, zumindest<br />
potentiell, der Gruppe von funktionalen Illiteraten zuzuordnen (vgl.<br />
Fischer/Koch 1991, S. 120).<br />
Hier handelt es sich um eine differenziertere Betrachtungsweise der Untergruppen.<br />
Das liegt zum einen daran, dass erstmalig Kinder und Jugendliche der zweiten Generation<br />
von Einwanderern miteinbezogen werden, wobei bemerkenswert ist, dass diese<br />
Binnendifferenzierung zeitlich weit vor der PISA-Studie lag. Auch wenn diese Untergruppe<br />
aufgrund des Alters originär nicht zu der Zielgruppe erwachsenenbildnerischer<br />
Tätigkeit gehört, so ist sie doch wegen der anhaltenden Bildungsbenachteiligung auf<br />
keinen Fall zu vernachlässigen.<br />
50 Unter Pidgin-Deutsch versteht man die Zweitsprache von Migranten in Deutschland. Pidgin-<br />
Deutsch wird aber nicht als Zielsprache aufgefasst, sondern als Übergangserscheinung beim<br />
Sprachwechsel angesehen. Nach Bierbach/Birken-Silverman (2004, S. 3f.) ähnelt das Pidgin-<br />
Deutsch von der Struktur her dem fossilierten Deutsch z.B. italienischer Gastarbeiter der ersten<br />
Generation. Andere Autoren umschreiben mit dem Begriff Gastarbeiterdeutsch ähnliche Beobachtungen<br />
hinsichtlich der vorgefundenen grammatikalisch reduzierten Sprachstrukturen von<br />
Migranten der ersten Generation (vgl. auch Glück 2005, S. 494f.).<br />
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