9/10 - Verein österreichischer GieÃereifachleute
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GIESSEREI-RUNDSCHAU 54 (2007) HEFT 9/<strong>10</strong><br />
Bild 6: Kräfte und Kenngrößen beim Rollieren (FG Gerätekraft, FR Rollenkraft,<br />
R1 Rollendurchmesser, R2 Werkstückdurchmesser, rRollenradius, α<br />
Rollenanstellwinkel)<br />
entsprechend rollierten Proben. Dies eröffnet die Option, bestehende<br />
Bearbeitungslinien für Schmiede-Kurbelwellen mit gehärteten<br />
Übergangsradien ohne grosse Investitionskosten auf Guss umzustellen.<br />
Für die Automobil- und Motorenhersteller ergeben sich daraus mehrere<br />
Vorteile. Sie können jetzt beispielsweise einen Grundmotor mit<br />
mehreren Leistungsstufen mit nur noch einer Kurbelwelle planen.<br />
Die bisherige kostenintensive Alternative –geschmiedete Wellen für<br />
die leistungsstärkeren Motoren, gegossene für die Grundmotorisierungen<br />
–ist dann nicht mehr erforderlich. Eine andere Möglichkeit<br />
ist, durch die guten Festigkeitseigenschaften rollierter oder gehärteter<br />
SiboDur-Kurbelwellen ihre Maße zu verkleinern, um so die Masse zu<br />
reduzieren und die Reibungsverluste zu minimieren.<br />
Inzwischen ist „SiboDur“ zu einer ganzen Werkstofffamilie mit einem<br />
extrem hohen Substitutionspotential gegenüber Schmiedewerkstoffen<br />
geworden: Bilder 8, 9. Aktuell ist zudem eine neue Sorte mit<br />
mittlerer Festigkeit (Grössenordnung 500 –550 MPa Zugfestigkeit) in<br />
Entwicklung, welche hohe Festigkeit mit guter Bearbeitbarkeit vereinen<br />
wird –z.B. mit einem hohen Potential zur Gewichtsreduzierung<br />
von LKW-Radnaben.<br />
Der Weiterentwicklung von SiboDur kann daher gespannt entgegengesehen<br />
werden…<br />
Bild 7: Einfluss des Rollierens auf die Dauerfestigkeit von identischen Kurbelwellen in unterschiedlichen Werkstoffvarianten und Rollierparametern.<br />
Die Schwingfestigkeit seiner rollierten Serien-Kurbelwelle aus herkömmlichem<br />
Sphäroguss beträgt etwa <strong>10</strong>00 Newtonmeter. Eine<br />
identische Welle aus Sibodur hat nach optimiertem Rollieren eine<br />
Schwingfestigkeit von mehr als 1500 Newtonmeter.<br />
Noch anschaulicher wird es bei einem weit verbreiteten 1,9-Liter-<br />
Dieselmotor (Bild 7). Dessen serienmäßige Kurbelwelle aus Schmiedestahl<br />
hat eine Dauerschwingfestigkeit von etwa 1870 Newtonmeter.<br />
Die gleiche Welle aus höherfestem SiboDur erreicht nach versuchsweisem<br />
Rollieren eine annähernd so hohe Dauerschwingfestigkeit<br />
von etwa 1830 Newtonmeter. Ein optimal abgestimmter Rolliervorgang<br />
hebt diesen Wert noch weiter an, über das Niveau der geschmiedeten<br />
Kurbelwelle hinaus. Damit ist die bisherige Alleinstellung<br />
der geschmiedeten Kurbelwellen passé. Zudem zeigen neueste Untersuchungen<br />
auf, dass sich SiboDur auch hervorragend härten lässt.<br />
An SiboDur-Proben mit gehärteten Übergangsradien konnten<br />
nochmals deutlich höhere Schwingfestigkeiten erzielt werden, als mit<br />
Literatur<br />
[1] Menk, W.: Leichtbau mit Eisenwerkstoffen. Optimierte Gusswerkstoffe<br />
für Fahrwerkskomponenten. ATZ <strong>10</strong>7 (2005), Nr. 2, S. 126-131<br />
[2] Menk, W.: Vielversprechende Perspektiven für Fahrwerksteile. Gusseisen<br />
–noch immer eine Alternative im Automobilbau. Giesserei 92<br />
(2005), Nr. 5, S. 66-67<br />
[3] Güll, A.; Hecker, A.; Menk, W.: Sinnvolles Zusammenspiel –moderne<br />
Werkstoffe und Verfahren für hochbeanspruchbare Eisengussteile. Konstrieren<br />
+Giessen 31 (2006), Nr. 3, S. 6-9<br />
[4] Menk, W.; Kniewallner, L.; Prukner, S.: Neue Perspektiven im Fahrzeugbau:<br />
Gegossene Kurbelwellen als Alternative zu geschmiedeten. MTZ<br />
68 (2007), Nr. 5, S.384-388<br />
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