14.04.2014 Aufrufe

Materialheft zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus 2014 ...

Materialheft zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus 2014 ...

Materialheft zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus 2014 ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

18 Internationale <strong>Wochen</strong> <strong>gegen</strong> <strong>Rassismus</strong> 2013<br />

Zugang Ausbildung und Arbeitsplatz<br />

Wer eine »niedrige soziale Herkunft«, einen spezifischen Migrationshintergrund,<br />

eine sichtbare Religions<strong>zu</strong>gehörigkeit<br />

oder eine Behinderung hat, dessen Chancen auf einen dualen<br />

Ausbildungsplatz oder einen Arbeitsplatz sinken. Auch<br />

Geschlecht und Alter spielen eine Rolle. Betriebe stellen bestimmte<br />

Erwartungen an die »Normalität« bzw. »Passung«<br />

von Jugendlichen. So gibt es sachlich unbegründete Befürchtungen,<br />

bestimmte Jugendliche könnten Kund_innen<br />

abschrecken oder weniger Leistung zeigen. Ihre Potentiale<br />

und Kompetenzen wer<strong>den</strong> dabei übersehen.<br />

Die »Gatekeeper« auf dem Weg <strong>zu</strong>r Ausbildung oder einem<br />

Arbeitsplatz (d.h. Menschen in Schlüsselpositionen, die über<br />

<strong>den</strong> Zugang <strong>zu</strong> einer Ausbildung/Arbeitsplatz entschei<strong>den</strong>)<br />

gehen häufig davon aus, dass Bewerber_innen mit Migrationshintergrund<br />

nur über un<strong>zu</strong>reichende Deutschkenntnisse<br />

verfügen, große schulische Defizite sowie eine negative<br />

Wirkung auf Kund_innen haben.<br />

Allein schon der Name von Bewerben<strong>den</strong> und die damit verbun<strong>den</strong>e<br />

ethnische oder »soziale Herkunft«, können <strong>zu</strong> Diskriminierungen<br />

beim Zugang <strong>zu</strong> einem Arbeitsplatz führen.<br />

Eine besonders große Ausgren<strong>zu</strong>ng beim Zugang <strong>zu</strong> einem<br />

Ausbildungsplatz oder einer Arbeitsstelle erfahren Frauen<br />

mit Kopftuch. Hier scheinen die kulturellen Stereotype und<br />

Vorurteile, ungeachtet der Qualifikation der Bewerberin, am<br />

größten <strong>zu</strong> sein, ebenso die Vorbehalte wegen vermeintlicher<br />

negativer Auswirkungen beim Kund_innenkontakt. Die<br />

ADS bewertet in diesem Zusammenhang landesrechtliche<br />

Verbote religiöser Symbole als problematisch.<br />

Nicht nur Stellenausschreibungen, die bestimmte Gruppen<br />

ausschließen, können diskriminierend sein. Vor allem in der<br />

ersten Phase des Bewerbungsprozesses, also vor dem ersten<br />

Vorstellungsgespräch, findet Diskriminierung statt. Anonymisierte<br />

Bewerbungsverfahren eignen sich hier als Instrument,<br />

um Chancengleichheit her<strong>zu</strong>stellen und die Qualifikation<br />

der Bewerber_innen in <strong>den</strong> Vordergrund <strong>zu</strong> bringen. Ein<br />

entsprechendes Modellprojekt der ADS hat diesbezüglich<br />

positive Ergebnisse gezeigt.<br />

Belästigung und Mobbing am Arbeitsplatz,<br />

Diskriminierung beim Aufstieg und Entgelt<br />

Über Form und Ausmaß von Belästigungen und Mobbing<br />

am Arbeitsplatz ist wenig bekannt, weil Betroffene die Fälle<br />

selten öffentlich machen. Fest steht, dass Vorfälle in Be<strong>zu</strong>g<br />

auf alle AGG-Merkmale vorkommen. Diskriminierung<br />

am Arbeitsplatz aufgrund der ethnischen Herkunft äußert<br />

sich z. B. in Form von rassistischen Sprüchen, Witzen oder<br />

Beleidigungen bis hin <strong>zu</strong> körperlichen Angriffen und Verlet<strong>zu</strong>ngen.<br />

Menschen mit Migrationshintergrund berichten, dass Menschen<br />

ohne Migrationshintergrund ihrer Erfahrung nach<br />

häufig schon nach kürzeren Beschäftigungszeiten und<br />

mit geringeren Erfahrungen schneller befördert wer<strong>den</strong><br />

als Menschen mit Migrationshintergrund. In einer von der<br />

Agentur für Europäischen Grundrechte 2009 durchgeführten<br />

Befragung von mehr als 500 türkischstämmigen Migrant_innen<br />

in Deutschland erklärte mehr als die Hälfte der<br />

Befragten, dass eine nichtchristliche Religions<strong>zu</strong>gehörigkeit,<br />

gebun<strong>den</strong> an <strong>den</strong> ethnischen Hintergrund, sich nachteilig<br />

beim Aufstieg auswirken könne .<br />

Nicht nur Frauen sind beim Aufstieg von der sogenannten<br />

»gläsernen Decke« betroffen, sondern auch andere Gruppen<br />

sind in Führungspositionen unterrepräsentiert. So sind Personen<br />

mit Migrationshintergrund, unabhängig vom Geschlecht,<br />

nur <strong>zu</strong> ca. 10 % unter Führungskräften vertreten .<br />

Auch Entgeltungleichheiten liegen nicht nur zwischen Männern<br />

und Frauen vor, sondern auch zwischen Beschäftigten<br />

mit und ohne Migrationshintergrund oder zwischen<br />

Beschäftigten mit und ohne Behinderung. Zusätzlich können<br />

besonders Beschäftigte, bei <strong>den</strong>en sich mehrere AGG-<br />

Dimensionen wie Geschlecht und ethnische Herkunft verschränken,<br />

von Entgeltdiskriminierung betroffen sein.<br />

Empfehlungen <strong>zu</strong>m Abbau von Benach -<br />

teiligungen im Arbeitsleben<br />

Diversity-Konzepte weiterentwickeln,<br />

vielfältige Belegschaft fördern<br />

Diversity-Konzepte können sich positiv auf das Betriebs -<br />

klima, <strong>den</strong> Erfolg eines Unternehmens, wie auch <strong>den</strong> Kontakt<br />

<strong>zu</strong> Kund_innen auswirken. Ein umfassendes Diversity-<br />

Konzept sollte auf alle AGG-Dimensionen ausgerichtet sein.<br />

Wichtig ist dabei, dass die gesamte Organisation, von der<br />

Leitung bis hin <strong>zu</strong> <strong>den</strong> einzelnen Mitarbeiter_innen mit ein-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!