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150 Jahre - Buxtehuder SV

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12 <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Vor welchem historischen Hintergrund gründeten sich die Sportvereine?<br />

Die Geschichte von Turnvater Jahn und den Anfängen der Leibesübungen:<br />

Wie der Sport Einzug hält<br />

in deutschen Landen…<br />

„Ausdauer im Laufen suche man nicht<br />

mit einem Male, sondern nur allmählich<br />

zu erlangen, man übe sich oft, und<br />

immer etwas länger“ – Empfehlung<br />

von „Turnvater“ Jahn<br />

WIE DER LEGENDÄRE SPRUCH<br />

ENTSTANDEN IST:<br />

„Frisch, fromm,<br />

fröhlich, frei“<br />

Der Turner-Wahlspruch geht auf einen Reim<br />

des 16. Jahrhunderts zurück (Frisch, frey,<br />

fröhlich, frumb – Sind der Studenten Reichthumb!),<br />

den Jahn 1816 im Turnlehr buch „Die<br />

Deutsche Turnkunst“ zur sittlich-moralischen<br />

Maxime der Turner erhebt (Frisch, frei, fröhlich<br />

und fromm – ist des Turners Reichtum).<br />

Ende 1843 erklärt Jahn der Frank furter Turnge<br />

meinde die Bedeutung des Spruchs, den<br />

er am Giebel seines Wohn hauses in Freyburg,<br />

dem heutigen Friedrich-Ludwig-Jahn-<br />

Museum, anbringen läßt:<br />

„Frisch nach dem Rechten und Erreichbaren<br />

streben, das Gute thun, das Bessere bedenken,<br />

und das Beste wählen.<br />

Frei sich halten von der Leidenschaft Drang,<br />

von des Vorurtheils Druck, und des Daseins<br />

Ängsten.<br />

Fröhlich die Gaben des Lebens genießen,<br />

nicht in Trauer vergehn über das Unvermeidliche,<br />

nicht in Schmerz erstarren, wenn die<br />

Schuldigkeit gethan ist, und den höchsten<br />

Muth fassen, sich über das Mißlingen der<br />

besten Sache zu erheben.<br />

Fromm die Pflichten erfüllen, leutseelig und<br />

volklich, und zuletzt die letzte, den Heimgang.<br />

Dafür werden sie ge segnet sein, mit<br />

Ge sundheit des Lei bes und der Seele, mit<br />

Zufriedenheit so alle Reichthümer aufwiegt,<br />

mit erquickenden Schlummer nach des Tages<br />

Last, und bei des Lebens Müde durch sanftes<br />

Entschlafen.“<br />

Friedrich Ludwig Jahn, genannt Turnvater<br />

Jahn (* 11. August 1778 in Lanz;<br />

† 15. Oktober 1852 in Unstrut), ist der<br />

Initiator der deutschen Turnbewegung,<br />

die von Anfang an mit der frühen<br />

National bewegung verknüpft ist.<br />

Sie ist u.a. mit der Zielsetzung entstanden,<br />

die Jugend auf den Kampf<br />

gegen die napoleonische Besetzung<br />

und für die Rettung Preußens und<br />

Deutschlands vorzubereiten.<br />

1810 schafft Jahn den ersten Turn platz<br />

auf der Berliner Hasenheide. Aus ausgedehnten<br />

Wanderungen, die Jahn mit<br />

seinen Schülern unternimmt, entwickelt<br />

sich regelmäßiges Turnen.<br />

Die von Jahn und seinen Mitstreitern<br />

demonstrierten Vorstellungen von der<br />

„Deutschen Turnkunst“ sind im heutigen<br />

Turnbetrieb noch wiederzufinden,<br />

ebenso grundlegende von Jahn ein geführte<br />

Begriffe und Bezeich nun gen, die<br />

Eingang in die wissenschaftliche Terminologie<br />

des Geräteturnens gefunden<br />

haben.<br />

Damit schafft Jahn die Grundlagen<br />

nicht nur für den Turnbetrieb, sondern<br />

zum großen Teil auch für den heutigen<br />

Sport betrieb. Das von Jahn begründete<br />

Turnen (Geräte, Übungen) entwickelt<br />

sich zur heutigen Sportart Geräteturnen.<br />

Al lerdings meint Jahn mit Tur nen<br />

die Ge samt heit der Leibes übun gen: Ge -<br />

rä te-Übun gen werden wei ter ent wic kelt<br />

und um Spie le, Schwim men, Fech ten<br />

und Wan dern er gänzt.<br />

1813 – mit der Niederlage Na po léons<br />

– wird die Voraus set zung für die na tio -<br />

nale Befreiung Deutschlands ge schaffen.<br />

Mit dem Sieg der Völker schlacht bei<br />

Leipzig wird Jahns Wunsch in gewissem<br />

Sinn Wirklichkeit.<br />

1814 nimmt Jahn in Berlin den in der<br />

Zwischenzeit von Ernst Eiselen geleiteten<br />

Turnbetrieb wieder in seine Hand.<br />

Er hilft bei der Verbreitung des Tur nens,<br />

wo es ihm möglich ist: Er schickt Vorturner<br />

und besucht auf seinen Turnfahrten<br />

verschiedene Turn plätze.<br />

1816 erscheint Jahns Buch „Die Deutsche<br />

Turnkunst“. In diesem Buch be -<br />

schreibt Jahn folgende Punkte<br />

Ziele, Inhalte und Formen<br />

Verhaltens- und Kleiderordnung<br />

allgemeine Verhaltensregeln<br />

Für die Turner und Anhänger Jahns<br />

ist es eine Art Bibel einer neuen volkstümlichen<br />

Erziehung über den Körper.<br />

1817/18 folgen Höhe- und Wende -<br />

punkt der frühen Turn bewegung. Nach<br />

den Befreiungs kriegen gewinnen die<br />

konservativ politischen Kräfte in Preußen<br />

wieder an Einfluss. Somit ist der<br />

Reformfrühling vorüber.<br />

Diejenigen, die sich nicht anpassen<br />

wollen, werden zurechtgewiesen. Diese<br />

Erfahrung muss auch Jahn mit seiner<br />

Verhaftung machen. Denn er verfolgt<br />

weiterhin die Ideen der Re form zeit, hat<br />

jedoch keinen Rück halt mehr zu erwarten.<br />

Mehrere Turner aus Jahns Umfeld<br />

werden festgenommen oder erhalten ein<br />

Berufs verbot, so dass sie ins Ausland (vor<br />

allem Amerika) auswandern.<br />

1820 ist in Preußen das Tur nen offiziell<br />

eingestellt, allerdings finden weiterhin<br />

vielerorts trotz dieser Sperre Leibes<br />

übungen statt.<br />

Der Liegestütz war schon vor 200 <strong>Jahre</strong>n eine<br />

beliebte Leibesübung von Turnvater Jahn<br />

1825lebt Jahn unter Polizei aufsicht (bis<br />

1852) in Freyburg an der Unstrut (heute<br />

Sach sen-Anhalt). Hier steht heute<br />

noch die älteste Turnhalle Deutsch lands,<br />

deren Bau Jahn nach der politischen Re -<br />

habilitation initiiert. Im Laufe der <strong>Jahre</strong><br />

werden die Be stimmungen gelockert<br />

und Ärzte und Pädagogen unterstützen<br />

das Wieder aufleben der Leibesübungen.<br />

1837werden in den Gymna si en Lei bes -<br />

übungen gestattet.<br />

1840 erfolgt Jahns Amnestierung und<br />

vollkommene Rehabilitierung durch<br />

Friedrich Wilhelm IV.<br />

1842 hebt Friedrich Wilhelm IV. den<br />

Erlass seines Vaters auf und beendet<br />

damit offiziell die Turnsperre; Turnen<br />

wird in Preußen zugelassen und sogar<br />

Schulfach.<br />

1848 wird Jahn in die Frankfurter Na -<br />

tionalversammlung in der Pauls kir che<br />

gewählt und gelangt in der Folgezeit zu<br />

voller Anerkennung als Bahnbrecher der<br />

Leibeserziehung.<br />

1852 stirbt Jahn in Freyburg/Unstrut.<br />

Dort wird er an der Stirnseite der ersten<br />

deutschen Turnhalle beigesetzt.<br />

1860 Das „Nationalfest“ der Turner<br />

(später Deutsches Turnfest) findet am<br />

17. und 18. Juni 1860 in Coburg statt.<br />

In den folgenden <strong>Jahre</strong>n kommt es zu<br />

einer Welle von Vereins-Gründungen.<br />

1936 – aus Anlass der Olympischen<br />

Spiele in Berlin werden Jahns Gebeine<br />

umgebettet. Sie finden ihre letzte Ruhestätte<br />

im Ehrenhof seines Wohn hauses,<br />

das er 1838/39 erbaut hat. Heute beherbergt<br />

es das Friedrich-Ludwig-Jahn-<br />

Museum.

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