150 Jahre - Buxtehuder SV
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32 <strong>150</strong> <strong>Jahre</strong><br />
History<br />
ERST MTV. DANN VFL. JETZT B<strong>SV</strong>.<br />
1945<br />
Schon vor der Neu-Gründung des „<strong>Buxtehuder</strong><br />
Sportvereins“ gibt es erste Fußball-Spiele<br />
gegen VfL Stade und Güldenstern.<br />
Am Sonnabend, 24. November, gründen 120<br />
Menschen in der Gaststätte „Hoheluft“ den<br />
<strong>Buxtehuder</strong> Sportverein – ausdrücklich als<br />
Nachfolger des aufgelösten VfL. Als Hauptzweck<br />
werden Fußball und Handball genannt,<br />
die erste Satzung ist bis heute verschollen…<br />
Die Leichtathletik-Abteilung gründet sich<br />
ebenfalls im November.<br />
1947<br />
Mit Rückkehr von „Turnvater“ Hans Langelüddeke<br />
(61) aus zweiter Kriegs gefangenschaft<br />
wird das Turnen wiederbelebt, bald gibt es<br />
auch Knaben- und Mädchen turnen.<br />
Die Leichtathleten scharen sich um Hein<br />
Gütersloh, Gymnastik- und Tischtennis-Abteilung<br />
gründen sich.<br />
1948<br />
Die Handballer nehmen wieder am Spielbetrieb<br />
in Hamburg teil.<br />
1949<br />
Wegen der Kinderlähmung finden in Buxtehude<br />
übers ganze Jahr keine Sportveranstaltungen<br />
statt.<br />
Eine Rugby-Abteilung wird gegründet, hält<br />
sich aber nicht lange…<br />
Im Oktober stellt sich Studienrat Rudi Funke<br />
als neuer Turn- und Sportlehrer vor – als<br />
Nachfolger von Hans Langelüddeke.<br />
Es wird – fünf <strong>Jahre</strong> nach Kriegs ende – geradezu<br />
exzessiv gefeiert: Weihnachtsfeier der<br />
Fußballer, Silvesterball, Maskerade, Turn- und<br />
Leichtathletikball, Schauturnen mit Tanz,<br />
Tischtennis turnier mit Tanz, Weihnachtsball<br />
der Handballer.<br />
1950<br />
Leichtathletik-Sportfest in Buxtehude mit 350<br />
Teilnehmern aus Hamburg, Schleswig-Holstein,<br />
Niedersach sen. Weil es im Jahnstadion<br />
keine Aschen bahn mehr gibt, nutzt man den<br />
Sportplatz der Kaserne, die von britischen<br />
Truppen besetzt ist.<br />
Gründung der Schwimm-Abteilung.<br />
1951<br />
(Neu-)Gründung der Box-Abteilung mit den<br />
Aktiven, die vom Verein Rasensport gekommen<br />
sind.<br />
1952<br />
Der B<strong>SV</strong> feiert mit einem großen Umzug sein<br />
90jähriges Jubiläum und darf aus diesem<br />
Anlass auch den 8. Hamburger Verbandsturntag<br />
ausrichten. Der Festabend geht im „Pferde<br />
stall“ über die Bühne, in dem sich morgens<br />
noch der Schweinemarkt abgespielt hatte.<br />
Einen anderen Raum für größere Veranstaltungen<br />
gibt es in der Stadt nicht…<br />
Der T<strong>SV</strong>-Altkloster gründet sich –zunächst als<br />
„Gut Heil“. Initiatoren sind ehemalige B<strong>SV</strong>er,<br />
die sich über ein Vorstandsmitglied geärgert<br />
hatten und „ihren Kram nun allein machen“.<br />
Ein Jahr später schließt sich der Ver ein Rasensport<br />
dem neuen Club an.<br />
Er lief die 100 Meter in 11,4 Sekunden, fing mal einen Bankräuber<br />
Die Geburt des „B<strong>SV</strong>“–<br />
Hein Gütersloh ist ein „<strong>Buxtehuder</strong><br />
Dau er(b)renner“ – er<br />
gehört zu den letz ten noch<br />
lebenden Gründungs mit gliedern, die<br />
am 24. November 1945 in der Gaststätte<br />
„Hoheluft“ den „Buxte hu der Sportverein“<br />
aus der Taufe heben.<br />
Hein hilft maßgeblich mit, den Verein<br />
nach dem Krieg wieder aufzubauen,<br />
ist mit 18 <strong>Jahre</strong>n jüngster Ab teil -<br />
ungs leiter der Leichtathleten. Der erfolgreiche<br />
Sprinter knüpft unzählige<br />
Kontak te nach Hamburg und quer<br />
durch Europa.<br />
Für seine Verdienste als Trainer, Be -<br />
treuer, Übungsleiter, Organisator und<br />
Vorstand sowohl im Verein als auch im<br />
Ham burger Verband wird er unter an -<br />
derem mit der „Goldenen Eh rennadel“<br />
des Deutschen Leichtathletik Verban des<br />
(DLV) ausgezeichnet.<br />
Nach über 50 <strong>Jahre</strong>n ehrenamtlicher<br />
Tätigkeit für den <strong>Buxtehuder</strong> Sport<br />
gehört der gelernte Bankkaufmann heute<br />
noch dem Ehrenrat an und feiert im<br />
Rudi Funke (1909–1998) ist der<br />
„Turn va ter“ des B<strong>SV</strong>, nach dem<br />
Krieg maßgeblich am Aufbau der Turnabteilung<br />
beteiligt. 1949 stellt sich der<br />
Stu di enrat als neuer hauptamtlicher<br />
Turn- und Sportlehrer, Nach fol ger von<br />
Lange lüd deke, den Eltern vor.<br />
Mit großer Leiden schaft für den<br />
Beruf des Erziehers tritt er in die Fußstapfen<br />
seines Vor gän gers, der ja ebenfalls<br />
in Personal union Sportlehrer der<br />
Ober schule und Turn- und Sportwart<br />
des B<strong>SV</strong> war. Es verschlägt den gebürtigen<br />
Thüringer aus Zeulenroda nach<br />
der Kriegsgefangenschaft zu nächst nach<br />
Hannover, bevor er eine Planstelle als<br />
Studienrat für Englisch, Deutsch, Sport<br />
und Religion an der „Städtischen Oberschule“,<br />
der heutigen Hale paghenschule,<br />
antritt.<br />
Rudi Funke wird als ungeheuer dyna-<br />
März seinen 84. Geburtstag.<br />
Gerne kramt Gütersloh<br />
in seinem riesigen Fundus<br />
an Erin nerungen; dann<br />
fangen seine Augen zu<br />
leuchten an und die Vergan<br />
gen heit scheint wieder<br />
le bendig zu werden. „Wir<br />
haben uns teilweise zu fünft<br />
das gleiche Paar Nagelschuhe<br />
geteilt“, erinnert<br />
sich der heute 83-Jährige an die An fangsjahre<br />
der B<strong>SV</strong>-Leichtathletik nach dem<br />
Krieg. „Nagelschuhe zu besitzen, war in<br />
der damaligen Zeit ein echter Luxus.“<br />
Nur durch einen listigen Tausch der<br />
Da menschuhe seiner Schwester kommt<br />
der damals 19-Jährige in den Besitz seiner<br />
ersten Leichtathletik-Treter (heu te<br />
„Spikes“ genannt). Ob beim 100-Meterlauf<br />
auf der Aschenbahn oder beim<br />
Weitsprung, bei Män nern oder bei<br />
Frauen – weil die an deren noch kein<br />
geeignetes Schuh werk besitzen, sind sei-<br />
Hein Gütersloh (83)<br />
Hermann Grotz (1898–1992) ist<br />
von 1935 bis 1945 „Vereinsführer“<br />
des VfL und von 1950 bis 1960 Vorsitzender<br />
des B<strong>SV</strong>. Der Bux te huder prägt<br />
zudem als große Per sön lichkeit das<br />
Leben der Stadt vie le <strong>Jahre</strong> lang, schon<br />
in der Nazi-Zeit, aber vor allem in der<br />
Nach kriegszeit - als Leh rer, Übungsleiter,<br />
lang jähriger Bür ger meister und Präsi<br />
dent der Schützen gilde.<br />
Für sein sportliches Engagement verleiht<br />
ihm der Deutsche Turner bund im<br />
Rahmen der 100 Jahr-Feier des B<strong>SV</strong><br />
1962 die Ehrennadel. Seine Toch ter Erika<br />
Schierholz erinnert sich rückblikkend:<br />
„Er war eigentlich immer in der<br />
ne Schlappen an Wettkampftagen<br />
im Dauer einsatz.<br />
Unzählige solcher Ge -<br />
schichten haben sich in<br />
über 60 <strong>Jahre</strong>n Sport-, Vereins-<br />
und Berufs leben zu -<br />
getragen – die wohl kurioseste<br />
spielt im April 1970<br />
in Har burg: Als Leiter einer<br />
Haspa-Filiale be findet er<br />
sich im Kundenge spräch,<br />
als plötzlich die Alarmanlage schellt.<br />
Ein bewaffneter Bank räuber hat von<br />
der Kas siererin 3.500 Mark erbeutet.<br />
Güters loh: „Ich habe mir den Täter kurz<br />
beschreiben lassen, bin dann etwa zwei<br />
Kilometer hinterher und habe ihn mit<br />
Hilfe der Polizei gestellt.“<br />
Kein Wunder, hält der frühere Sprinter<br />
doch eine Bestzeit von 11,4 Sekunden<br />
auf 100 Metern. Tatsächlich macht<br />
sich bei der verrückten Verfolgungs jagd<br />
allerdings vielmehr seine heimliche Liebe<br />
zur Mittelstrecke bezahlt. Gü ters loh<br />
Rudi Funke marschiert voran<br />
Festumzug des B<strong>SV</strong> zur 90-Jahr-<br />
Feier 1952 – Rudi Funke<br />
(ganz vorn) marschiert voran<br />
mische Persönlichkeit erlebt, die sich mit<br />
Engagement für die Belange des Sports<br />
und besonders des Tur nens in der Schule<br />
und auch im B<strong>SV</strong> einsetzt - übrigens<br />
auch als aktiver Sportler: 1958 vertritt<br />
er den B<strong>SV</strong> zum Beispiel auf dem Turnfest<br />
in München.<br />
1975 wird Rudi Funke zum Ehrenmitglied<br />
ernannt, lange <strong>Jahre</strong> sitzt er<br />
noch im Ehrenrat. Bis ins hohe Alter<br />
betätigt er sich sportlich, spielt mit alten<br />
Kameraden noch Prellball.<br />
Hermann Grotz führt VfL<br />
und B<strong>SV</strong> jeweils 10 <strong>Jahre</strong>!<br />
Stadt unterwegs - wenn einer gef ragt<br />
wurde, er war dabei.“<br />
Schon als Seminarist in der Lehrer -<br />
ausbildung in Stade turnt Hermann<br />
Grotz – ein Fußballer ist er nie. Nach<br />
dem Krieg allerdings, er kommt erst<br />
1949 aus der Gefangenschaft zu rück, ist<br />
er aufgrund einer chronischen Knochenmarksentzündung<br />
nicht mehr<br />
sportlich aktiv.<br />
Für Hermann Grotz, seit 1934 Lehrer<br />
an der Volksschule Harburger Straße,<br />
beginnt die Zeit des Repräsentierens,<br />
der Stegreifreden: „Das mochte er gern<br />
und das konnte er gut“, findet seine<br />
Tochter Erika noch heute.