30.10.2012 Aufrufe

150 Jahre - Buxtehuder SV

150 Jahre - Buxtehuder SV

150 Jahre - Buxtehuder SV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

48 LEICHTATHLETIK<br />

<strong>150</strong> <strong>Jahre</strong><br />

Ralf Drecoll ist vorbereitet. Als der<br />

67-jährige Notar in seinem Büro<br />

in der Si ge bandstraße auf den<br />

34-jährigen Weit springer Nils Winter<br />

trifft, flitzen die Rekorde durch den<br />

Raum: „2003 wa ren Sie Deutscher Meister<br />

- insgesamt vier Mal und sieben Mal<br />

wurden Sie Zwei ter - 2004 Teilnahme<br />

bei den Olym pischen Spielen in Athen,<br />

2005 gewannen Sie den Europacup,<br />

2009 Vize-Hallen-Europameister und<br />

dann Deutscher Vize-Meister mit Ihrer<br />

persönlichen Bestweite von 8,22 m.“<br />

Nils Winter grinst, zieht erstmal seine<br />

Winterjacke aus und setzt sich Ralf Drecoll<br />

gegenüber, der mittlerweile hinter<br />

Aktenbergen verschwunden ist.<br />

Aber auch der B<strong>SV</strong>-Promi, studierter<br />

Wirtschaftsingenieur, weiß, wer ihm ge -<br />

gen übersitzt: „Sie waren als Hoch springer<br />

auch bei Olympia dabei, oder? 1964<br />

in Tokio wurden Sie Sechster. 1962 mit<br />

16 <strong>Jahre</strong>n sprangen Sie in Weinheim<br />

1,97 m und wurden Deut scher Jugendmeister.<br />

Dann 1967 Deutscher Rekord<br />

mit 2,15 m. Damals gab es noch den<br />

Straddle, richtig?“<br />

Drecolls Augen blitzen auf: „Ja, wir<br />

sind bäuchlings über die Latte. Der Fosbury-Flop,<br />

und damit ganz andere Hö -<br />

hen, kam ja erst ab 1968. 1958, als Vierzehnjähriger,<br />

ha be ich die 1,64 m sogar<br />

noch im Rollsprung übersprungen.“<br />

Für Nils Winter schließt sich da sofort<br />

die Frage nach der Vor bereitung an. Er<br />

selbst ab solviert unter anderem dreimal<br />

in der Woche ein Kraft training.<br />

Beinpressen, Aufstei ger, Reißen, Umsetzen,<br />

Knie beugen gehören dazu. Alle Einheiten<br />

sind akribisch in Plänen fixiert,<br />

ausgearbeitet vom Bundestrainer, der<br />

wissenschaftliche Studien zu Rate zieht.<br />

Bedingungen, von denen Ralf Drecoll<br />

in den 50er und 60er <strong>Jahre</strong>n nur<br />

träumen kann: „Auf der Straße Fußball<br />

spielen, das hat mich fit gemacht. Spä-<br />

Hochspringer Ralf Drecoll (67) wird 1964 in Tokio Sechster – mit 2,09 m!<br />

Zwei B<strong>SV</strong>er mit großen<br />

ter dann, 1957, habe ich im Jahnstadion<br />

die Hoch sprung anlage gesehen. Die<br />

hat mich magisch angezogen.“ Als<br />

Jugendlicher geht er täglich zum Training<br />

- ganz für sich alleine. „Ich habe viel<br />

zu wenig Krafttraining gemacht. Den<br />

Wald bergauf im Hüpfsprung, Sprungläufe<br />

- das war‘s! So bin ich zu Muskeln<br />

gekommen. Eine meiner Standardübungen:<br />

Aus dem Stand über den Barren.<br />

Einen Trainer hatte ich meistens<br />

nicht dabei, war aber seit 1958 Mitglied<br />

im B<strong>SV</strong>. Hein Gütersloh hat mich in den<br />

Verein geholt. Von da an bin ich einmal<br />

im Monat allein zu Lehrgängen nach<br />

Göttingen geschickt worden. So bin ich<br />

1962 Deutscher Ju gendmeister mit 1,97<br />

m geworden.“<br />

Großes Problem: Der<br />

B<strong>SV</strong> hat keine Hanteln!<br />

Das Problem mit dem Krafttraining<br />

bleibt bestehen, beim B<strong>SV</strong> gibt es kei ne<br />

Hanteln. Trainer Harald Wienberg und<br />

sein Spitzensportler finden einen Weg,<br />

es geht zum Training nach Ham burg:<br />

„1963/64 habe ich mich beim H<strong>SV</strong> mit<br />

65 kg-Hanteln auf die Deut sche Meisterschaft<br />

vorbereitet, vor al lem mit<br />

Hantelsprüngen.“ Nils Winter nickt.<br />

Hantelsprünge, die macht er heu te, eine<br />

Generation später, auch noch.<br />

Insgesamt aber, das stellen beide im<br />

Laufe des einstündigen Gespräches<br />

immer wieder fest, hat sich in 30 <strong>Jahre</strong>n<br />

Leichtathletik-Spitzensport viel verändert.<br />

Schauplatz für Wettkämpfe ist<br />

zu Ralf Drecolls Zeiten vor allem Norddeutschland:<br />

„Harald Wienberg hat<br />

mich zu 25 Wettkämpfen im Jahr gefahren.<br />

Allein 20 davon fanden in Ham burg<br />

statt.“<br />

Nils Winters Sportlerleben spielt sich<br />

heute, Anfang des 21. Jahrhunderts, in<br />

ganz anderen räumlichen Dimensionen<br />

Ralf Drecoll (67)<br />

Hochspringer<br />

geb: 29. September 1944<br />

Geburtsort: Buxtehude<br />

Größe: 1,85 Meter<br />

Vereine: <strong>Buxtehuder</strong> <strong>SV</strong><br />

Bestleistungen:<br />

1,64 Meter 1958 im Alter von 14 <strong>Jahre</strong>n<br />

1,80 Meter 1959 im Alter von 15 <strong>Jahre</strong>n<br />

1,90 Meter 1960 im Alter von 16 <strong>Jahre</strong>n<br />

1,97 Meter 1961 im Alter von 17 <strong>Jahre</strong>n<br />

2,00 Meter 1962 im Alter von 18 <strong>Jahre</strong>n<br />

2,15 Meter 13. Juli 1967 (Deutscher<br />

Rekord)<br />

Erfolge:<br />

1962 Deutscher Jugendmeister<br />

1963 3. Platz Deutsche<br />

Meisterschaft<br />

1964 6. bei Olympia in Tokio (2,09 m)<br />

ab: „Schweden, Dortmund, Frankreich,<br />

Spanien, Leipzig, Griechenland, Trainings<br />

lager in Südafrika - so sieht ein<br />

typisches Profi-Sportler-Jahr für mich<br />

aus.“ Es ist die sogenannte „Meeting-<br />

Kultur“, die die klassischen Länderwett -<br />

kämpfe verdrängt hat. „Die Athleten-<br />

Manager haben die Kalender im Blick,<br />

www.citycar-buxtehude.de<br />

Ralf Drecoll springt mit einem<br />

kräftigen Satz über die Latte –<br />

damals noch mit dem „Straddle“.<br />

Der Fosbury-Flop kam erst nach 1968 auf.<br />

Drecolls Bestmarke: 2,15 Meter!<br />

organisieren die Reisen und verhandeln<br />

die Startgelder.“<br />

Ralf Drecoll horcht auf: „1967 bin ich<br />

auch in Südafrika gewesen und als In -<br />

ter nationaler südafrikanischer Meister<br />

mit einer Höhe von 2,134 m nach Hause<br />

gefahren. Aber Startgeld? Haben wir<br />

nie bekommen. Fahrkosten wurden<br />

vom Leichtathletikverband erstattet und<br />

manchmal die Übernachtung bezahlt.“<br />

Nils Winter dagegen kann mit seinen<br />

34 <strong>Jahre</strong>n seit dem Abschluss des Studiums<br />

vor sieben <strong>Jahre</strong>n als Profi-Sportler<br />

gut leben: „Einnahmen durch die<br />

Teilnahme an Wettkämpfen oder durch<br />

Prämien des Ausrüsters ermöglichen ein<br />

Leben auf Studenten ni veau. Ich hatte<br />

sieben <strong>Jahre</strong> lang einen Vertrag mit Adidas,<br />

durch den Spikes und Sportkleidung<br />

zur Verfügung gestellt wurde.“<br />

Ralf Drecoll denkt an seine ledernen<br />

Wettkampfschuhe, auch damals natürlich<br />

schon mit Spikes: „Die habe ich mir<br />

1964 für viel Geld gekauft, die mussten<br />

2–3 <strong>Jahre</strong> halten“.<br />

Die Männer kommen auf die eigentliche<br />

Karriere-Dauer zu sprechen. Auch<br />

hier hat sich das Rad der Zeit gedreht:<br />

Mit spätestens 30 <strong>Jahre</strong>n war zu Dre colls<br />

Herzlichen Gl ckwunsch<br />

zum <strong>150</strong>-j hrigen Jubil um des B<strong>SV</strong>.<br />

Wir sind f r Sie da, wenn Sie es nicht sportlich,<br />

sondern bequem, zuverl ssig und p nktlich brauchen!<br />

Taxi oder Kleinbus<br />

Flughafentransfer<br />

Rollstuhltaxi

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!