Weihnachten oder die geweihte Nacht - der Lorber-Gesellschaft eV
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54 Ein Meister <strong>der</strong> Kunst und seine Jünger<br />
GL 6/2008<br />
Ein Meister <strong>der</strong> Kunst und seine Jünger<br />
Von wahrer und falscher Tätigkeit<br />
„Sieh, zwei Menschen gingen hin zu einem Meister einer überaus<br />
nützlichen und schönen Kunst! Der A tat das, um <strong>die</strong> Kunst zu erlernen,<br />
um sich durch sie mit <strong>der</strong> Zeit selbst sein Brot zu ver<strong>die</strong>nen. Er lernte<br />
fleißig und hatte wohl Acht auf alles, was zur Handhaftwerdung <strong>der</strong> Kunst<br />
erfor<strong>der</strong>lich war, und war endlich über <strong>die</strong> Maßen froh, als er vom Meister<br />
ein Zeugnis erhielt, in welchem es geschrieben stand, dass er nun <strong>die</strong> Kunst<br />
vollends erlernt habe und nun selbst ein Meister sei. Es gab zwar wohl<br />
noch so manche Geheimnisse in <strong>der</strong> Kunst, von denen er nichts wusste.<br />
Allein, das kümmerte ihn nun wenig mehr; denn er hatte nun das Zeugnis,<br />
durch das er zu gutem Brote ohne große Mühe gelangen wird und muss.<br />
Der Beweggrund aber, <strong>der</strong> den B zum Meister trieb, war ein ganz<br />
an<strong>der</strong>er und musste daher bei selbem auch eine ganz an<strong>der</strong>e Wirkung zur<br />
Folge haben. Dem B lag es nicht am Brote, an das er gar nicht dachte,<br />
son<strong>der</strong>n lediglich an <strong>der</strong> Kunst, um ihrer selbst willen. Sein alles an<strong>der</strong>e<br />
hintansetzendes Streben war nur, mit allen Geheimnissen <strong>der</strong> zu<br />
erlernenden Kunst auf das allerinnigste vertraut zu werden.<br />
Der Meister aber, <strong>der</strong> da sah, dass es <strong>die</strong>sem Schüler durchaus nicht<br />
ums Brot, son<strong>der</strong>n pur um <strong>die</strong> volle Kenntnis <strong>der</strong> göttlichen Kunst zu tun<br />
war, hatte selbst eine große Freude an <strong>die</strong>sem Schüler, nahm sich mit ihm<br />
alle Mühe und führte ihn gründlichst in alle möglichen Geheimnisse <strong>der</strong><br />
Kunst ein. Und <strong>die</strong> Folge war, dass <strong>der</strong> B nachher als ein vollendetster<br />
Meister <strong>der</strong> Kunst ein <strong>der</strong>artig unübertreffliches Kunstwerk zustande<br />
brachte, dass davon <strong>der</strong> Ruf und das Lob sogar zu den Ohren eines Königs<br />
kam und <strong>der</strong> König dann den Künstler berief, dass er auch ihm zeige sein<br />
Kunstwerk. Der Künstler tat das aber etwa ja nicht des anzuhoffenden<br />
Gewinnes wegen, son<strong>der</strong>n um dem König dadurch eine sicher recht große<br />
Freude zu machen.<br />
Als <strong>der</strong> König dann das große Kunstwerk zu sehen bekam und sich von<br />
<strong>der</strong> hohen Zwecklichkeit desselben überzeugte, da sagte er: ,Was willst du,<br />
großer Meister, dass ich dir tun soll? Verlange einen Lohn von mir, und er<br />
soll dir nebst dem werden, dass du von nun fortan ein Günstling meines<br />
Hofes verbleibst und dahier deine Kunst ausübst!‘<br />
Und <strong>der</strong> Künstler sprach, tief gerührt von des Königs Gnade: ,Höchster<br />
Herr und weisester Herrscher und Gebieter! Deine Gnade und dein<br />
Wohlgefallen an <strong>die</strong>sem meinem Kunstwerke sind mir schon <strong>der</strong> höchste<br />
Lohn! Denn nicht aus irgendeiner Gewinnsucht, nicht einmal des täglichen