Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis Fachgebiet ...
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Tina Strippel M.A.<br />
Tel: 0561/8905632<br />
Fax: 804 - 5445<br />
e-mail: tina-strippel@gmx.de<br />
Seminar:<br />
Kollaborationen und Grenzen der Partizipation<br />
Modulzuordnung: KuWi Module I, IV,VII<br />
Lehramt 1, Modul 2<br />
Lehramt 2, Modul 3<br />
Lehramt 3, Modul 4<br />
Zeit:<br />
montags 14h00 – 16h00<br />
Ort:<br />
SR 3140, SüB, 3. Stock<br />
Beginn: 22.10.2007<br />
Sprechstunde: nach Vereinbarung<br />
Künstlerische Projekte, die auf einer Zusammenarbeit mit so genannten Teilöffentlichkeiten<br />
basieren, d.h. mit Gruppen von Leuten, die mit Kunst zunächst einmal nichts zu tun haben,<br />
aber bestimmte gemeinsame Kriterien erfüllen, werden als Kollaborationen bezeichnet. Der<br />
Begriff Kollaboration im neutralen Sinn von Zusammenarbeit ist im kulturellen Bereich aus<br />
dem Englischen übernommen worden; im deutschen Sprachgebrauch ist er im Gegensatz zu<br />
dem Begriff der Kooperation herkömmlich negativ konnotiert, bezeichnet er doch die<br />
Zusammenarbeit mit dem Feind, etwa die der französischen Helfer der NS-Besatzung.<br />
Im Kunstkontext wird diese Ambivalenz als leichte Provokation benutzt; der Begriff steht<br />
also auch für das Eindringen eines „Dilettanten“ - des Künstlers - in ihm fremde<br />
Zusammenhänge, mit der Hoffnung auf produktive Reibung an gesellschaftlichen Realitäten.<br />
So bestand beispielsweise die Arbeit von Jeremy Deller für die Skulptur Projekte Münster im<br />
vergangenen Sommer darin, den zahlreichen Laubenkolonien in Münster das Führen einer<br />
Chronik aufzuerlegen und Taschentuchbaum-Samen zu verteilen, die innerhalb der<br />
kommenden 10 Jahre - bis zu den nächsten Skulptur Projekten - zu blühenden Bäumen<br />
herangezogen werden sollen. Während das Konzept mit wenigen Worten umrissen ist, spielt<br />
sich das Wesentliche der künstlerischen Arbeit, die persönliche Auseinandersetzung des<br />
Künstlers mit den Hobbygärtnern in den zwei repräsentativ ausgewählten Vereinen, für die<br />
Wahrnehmung der kunstinteressierten Besucher in Münster weitgehend unsichtbar ab. Im<br />
Moment der Enttäuschung der Erwartung stellt sich unmittelbar die Frage nach der<br />
Dokumentation der Arbeit, gewissermaßen als Trost für die, die nicht dabei sein dürfen, ein.<br />
Die documenta 12 wartete gleich mit einer ganzen Reihe von Arbeiten auf, die für die<br />
Ausstellungsbesucher „nur“ in Form einer - oft spärlichen - Dokumentation zu erfahren<br />
waren. Der Fokus der Einbeziehung scheint sich damit vom Ausstellungspublikum auf eine<br />
kunstferne Öffentlichkeit verschoben zu haben; möglicherweise geht es aber auch darum, ein<br />
vielleicht zu routiniertes Publikum auszuschließen.<br />
Im Seminar soll anhand ausgewählter Beispiele über Wahrnehmbarkeit, die Frage der<br />
Dokumentation und die Grenzen partizipativer künstlerischer Arbeiten diskutiert werden.<br />
Damit schließt sich das Seminar an das im vergangenen Semester stattgefundene an, die<br />
Teilnahme an letzterem ist jedoch keine Voraussetzung.<br />
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