Archivnachrichten Nr. 46 , März 2013 (application/pdf 2.8 MB)
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1 | Schlafraum in der Arbeiterkolonie Dornahof,<br />
1958.<br />
Vorlage: Landesarchiv StAL PL 411 II Bü 57<br />
2 | Karte mit Hauptwanderrouten und markierten<br />
Wanderarbeitsstätten und Arbeiterkolonien in<br />
Württemberg, 1930.<br />
Vorlage: Landesarchiv StAL PL 411 II Bü 11<br />
Frühe Formen der Arbeitsbeschaffung<br />
Vereinsüberlieferung zur Geschichte der Arbeiterkolonien und Wanderarbeitsstätten<br />
im Staatsarchiv Ludwigsburg<br />
2<br />
1<br />
Zu Hunderten, ja Tausenden zogen sie im<br />
19. und frühen 20. Jahrhundert durchs<br />
Land – Arbeits- und Obdachlose, Wanderarbeiter<br />
und Tagelöhner auf der Suche<br />
nach einer Beschäftigung. Unübersehbar<br />
war für jedermann auf diese Weise eines<br />
der sozialen Probleme, die die Industrialisierung<br />
mit sich gebracht hatte. Vor Einführung<br />
einer staatlichen Sozialpolitik<br />
waren diese mittellosen Personen auf private<br />
Hilfen angewiesen. Insbesondere<br />
Kirchen und Vereine kümmerten sich um<br />
die arbeitslosen Wanderer.<br />
Im Jahr 1882 gründete Pastor Bodelschwingh<br />
nach ausländischen Vorbildern<br />
im ostwestfälischen Wilhelmsdorf eine<br />
Einrichtung, die solchen Personen zumindest<br />
befristet Unterkunft und Arbeit<br />
anbieten sollte. In den folgenden Jahren<br />
entstanden in ganz Deutschland eine<br />
Reihe weiterer Arbeiterkolonien in privater<br />
Trägerschaft. Auch in Württemberg<br />
hatte sich 1883 ein Verein konstituiert,<br />
vom dem die beiden Arbeiterkolonien in<br />
Dornahof bei Altshausen in Oberschwaben<br />
(seit 1883) und Erlach bei Backnang<br />
(seit 1891) betrieben wurden. Gleichzeitig<br />
begann man Naturalverpflegungsstationen<br />
einzurichten, die die Wandernden<br />
mit Lebensmitteln versorgten. Diese Stationen<br />
wurden später durch Wanderarbeitsstätten<br />
ersetzt, die den Wandernden<br />
nur gegen eine entsprechende Gegenleistung<br />
in Form von Arbeit Verpflegung<br />
zukommen ließen. Der Unterhalt dieser<br />
Wanderarbeitsstätten wurde in Württemberg<br />
seit 1908 von einem eigenen<br />
Verein übernommen. Mit dem Ausbau<br />
der staatlichen Sozialverwaltung insbesondere<br />
während der zwanziger Jahre<br />
sank die Zahl der Nichtsesshaften und<br />
Wanderarbeiter stark. Dies beeinflusste<br />
16<br />
<strong>Archivnachrichten</strong> <strong>46</strong> / <strong>2013</strong>