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Rote Liste der Moose - Landesamt für Umwelt, Naturschutz und ...

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• Fehlende überregionale Vergleichbarkeit: Auseinan<strong>der</strong>driften von internationalen<br />

<strong>und</strong> nationalen Beurteilungsmethoden.<br />

• Fehlen<strong>der</strong> globaler Ansatz: Was bedeutet die regionale Einstufung als „vom Aussterben<br />

bedroht“ wirklich <strong>für</strong> das Aussterberisiko einer Art?<br />

• Fraglicher Beurteilungszeitraum: Ist die Zeit <strong>der</strong> höchsten Artenvielfalt in<br />

Mitteleuropa um 1850, wie in vielen <strong>Rote</strong>n <strong>Liste</strong>n, wirklich ein realistisches Leitbild<br />

<strong>für</strong> den mo<strong>der</strong>nen <strong>Naturschutz</strong>? Ist nicht schon die Stabilisierung <strong>der</strong> Arten<br />

auf heutigem (niedrigen) Niveau ein schwer zu erreichendes Ziel des <strong>Naturschutz</strong>es?<br />

• Fehlende Antwort auf natürliche Schwankungen: Ist eine negative Bestandsentwicklung<br />

einer Art wirklich bedrohlich <strong>für</strong> ihren Fortbestand <strong>und</strong> immer das<br />

Resultat anthropogener Faktoren?<br />

• Mangelnde Prioritätensetzung <strong>für</strong> den in-situ-Artenschutz: Wenn z. B. zwischen<br />

30 <strong>und</strong> 47 % <strong>der</strong> Gefäßpflanzen <strong>der</strong> deutschen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> (nach KORNECK et<br />

al. 1996) in <strong>der</strong> <strong>Rote</strong>n <strong>Liste</strong> stehen, wo soll <strong>der</strong> <strong>Naturschutz</strong> da ansetzen?<br />

Prioritätensetzung erfor<strong>der</strong>t weitere Bewertungsschritte (FITZPATRICK et al. 2007,<br />

BERG et al. 2008).<br />

• Äpfel <strong>und</strong> Birnen: Es ist schwer, Arten mit unterschiedlichsten Lebensweisen <strong>und</strong><br />

Lebenszyklen den Kategorien einer <strong>Rote</strong>n <strong>Liste</strong> zuzuordnen. Dies führt dazu,<br />

dass Arten mit recht unterschiedlichen Situationen in den jeweiligen Kategorien<br />

zusammengefasst werden.<br />

Einige dieser Unzulänglichkeiten werden also bleiben, da ein Abstellen zu neuen<br />

Problemen führt. Werden <strong>Rote</strong> <strong>Liste</strong>n zukünftig statt nach politischen Grenzen nach<br />

Naturraumgrenzen erstellt, bringt dies zwar <strong>für</strong> die einheitliche Beurteilung <strong>der</strong><br />

Objekte einen erheblichen Wissenszuwachs, hebt aber in <strong>der</strong> praktischen<br />

Durchsetzung die bisher klar geregelte politische Verantwortlichkeit <strong>für</strong> solch eine<br />

<strong>Rote</strong> <strong>Liste</strong> auf. O<strong>der</strong> versucht man, die Kriterien aller <strong>Rote</strong>n <strong>Liste</strong>n <strong>der</strong> Erde zu vereinheitlichen,<br />

so wird dies bei manchen Objektgruppen zu Fehleinschätzungen<br />

führen, beispielsweise in <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> zeitlichen Schwellenwerte <strong>für</strong> das Kriterium<br />

„ausgestorben“ bzw. „verschollen“. So gilt es abzuwägen, welche Unzulänglichkeiten<br />

in Kauf genommen werden können. Deutschland verzichtet <strong>der</strong>zeit in seiner<br />

neu aufgestellten Methodik (LUDWIG et al. 2006) auf die internationale Vergleichbarkeit<br />

deutscher <strong>Rote</strong>r <strong>Liste</strong>n mit den IUCN-Kriterien (IUCN 2001), um wenigstens<br />

die in Deutschland erstellten <strong>Rote</strong>n <strong>Liste</strong>n nach einer einheitlichen Methode mit präzisen<br />

Kriterien bearbeiten zu lassen. Der Versuch, alle <strong>Rote</strong>n <strong>Liste</strong>n von Pflanzen<br />

<strong>und</strong> Tieren methodisch zu vereinheitlichen <strong>und</strong> zu mo<strong>der</strong>nisieren, ist lobenswert,<br />

obwohl bei einzelnen Organismengruppen wohl immer Son<strong>der</strong>lösungen geschaffen<br />

werden müssen. An<strong>der</strong>erseits ist die Abkehr von den internationalen IUCN-<br />

Standards das genaue Gegenteil von einer Vereinheitlichung <strong>der</strong> Methode, so dass<br />

Deutschland hier <strong>der</strong>zeit einen nationalen Alleingang vollzieht, <strong>der</strong> angesichts <strong>der</strong><br />

Internationalisierung des <strong>Naturschutz</strong>es durchaus in Frage gestellt werden kann.<br />

Ein Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> den Alleingang ist, dass die aktuellen IUCN-Standards (IUCN 2001,<br />

2006) die Aussterbewahrscheinlichkeit einer Art als alleinige Messlatte <strong>für</strong> den<br />

Gefährdungsgrad ansehen, während LUDWIG et al. (2006) in Deutschland auch den<br />

Rückzug von Arten aus <strong>der</strong> Landschaft bereits als Signal <strong>für</strong> eine Aufnahme in eine<br />

<strong>Rote</strong> <strong>Liste</strong> werten möchten. Die Kritik Deutschlands ist nicht unberechtigt, führt dieser<br />

Weg doch leicht wie<strong>der</strong> zurück zum Seltenheiten-Ansatz, insbeson<strong>der</strong>e bei<br />

schlechter Datenlage (ROBBIRT et al. 2006). Lösungsvorschläge <strong>der</strong> IUCN<br />

(GÄRDENFORS et al. 2001) haben LUDWIG et al. (2006) offensichtlich nicht überzeugt.<br />

<strong>Rote</strong> <strong>Liste</strong>n sind auch in Zukunft bedeutende Instrumente des <strong>Naturschutz</strong>es. Das

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