Mikrowelleneinflüsse auf Reaktionsfronten von Festkörperreaktionen
Mikrowelleneinflüsse auf Reaktionsfronten von Festkörperreaktionen
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16 A1<br />
Hesse<br />
nengelernt haben, welches sich bei Anwendung eines elektrischen Feldes <strong>auf</strong> Reaktionssysteme<br />
mit diffundierenden Spezies unterschiedlicher Beweglichkeit ausbilden<br />
kann.<br />
3.2. Mikrowellen-Einfluß <strong>auf</strong> <strong>Festkörperreaktionen</strong><br />
Für die Versuche wurde das System MgO-TiO 2 ausgewählt. MgO-Einkristalle mit<br />
polierten (001)-Oberflächen wurden in einem Hochvakuumpumpstand mit etwa<br />
100 nm dicken TiO 2 -Schichten bedampft. Dabei bildet sich je nach Verdampfungsmaterial,<br />
Sauerstoffhintergrunddruck und Substrattemperatur eine amorphe<br />
oder kristalline Schicht. Es gibt eine Reihe <strong>von</strong> Titanoxidphasen mit verschiedenen<br />
Sauerstoffgehalten, vom TiO bis zum TiO 2 . Letzteres kann in den Kristallmodifikationen<br />
Rutil, Anatas und Brookit kristallisieren. Bei unseren Versuchen entstanden<br />
neben amorphem Oxid die kristallinen Phasen Ti 4 O 7 und TiO 2 (Anatas). Beim<br />
Aufheizen an Luft können nun gleichzeitig mehrere Prozesse in der Schicht abl<strong>auf</strong>en,<br />
nämlich (i) die Kristallisation des amorphen Oxids, (ii) die Sauerstoff<strong>auf</strong>nahme<br />
<strong>von</strong> Ti 4 O 7 und (iii) die Umwandlung <strong>von</strong> Anatas zur Hochtemperaturphase<br />
Rutil. Weiterhin besteht die Möglichkeit einer chemischen Reaktion der<br />
Schicht mit dem MgO-Substrat, wobei ab etwa 550 °C die Produkte MgTiO 3 und<br />
Mg 2 TiO 4 (Spinell) entstehen können, wie wir aus früheren Untersuchungen mit<br />
thermisch ausgelösten Reaktionen wissen.<br />
Die ersten Mikrowellenheizversuche wurden in Zusammenarbeit mit Prof. Abicht<br />
durchgeführt. Dort stand ein Hybridofen zur Verfügung, in dem Proben sowohl<br />
konventionell durch Heizwendeln, als auch durch die Einspeisung <strong>von</strong> bis zu 5 kW<br />
Mikrowellenleistung bei einer Frequenz <strong>von</strong> 2,45 GHz geheizt werden können. Die<br />
verwendeten Einkristalle haben bei Zimmertemperatur nur sehr kleine<br />
dielektrische Verluste und konnten in diesem Ofen daher nicht unter alleiniger<br />
Benutzung der Mikrowellenleistung <strong>auf</strong> die erforderliche Temperatur oberhalb <strong>von</strong><br />
550°C erwärmt werden. Um eine bessere Vergleichbarkeit der Resultate zu ermöglichen,<br />
wurde jeweils ein MgO-Einkristall <strong>von</strong> 10 x 10 x 2 mm 3 mit TiO 2<br />
beschichtet und danach halbiert. In jede der Hälften wurde mit einem Ultraschallbohrer<br />
ein 6 mm tiefes Loch gebohrt. Die Probe wurde <strong>auf</strong> die Spitze eines Mantelthermoelementes<br />
gesteckt. Damit war eine direkte Messung der Probentemperatur<br />
im Ofen möglich.<br />
Die Proben wurden zuerst mit der konventionellen Heizung <strong>auf</strong> eine Starttemperatur<br />
oberhalb <strong>von</strong> 500°C geheizt und dann die Mikrowellenleistung dazugeschaltet.<br />
Ausgehend <strong>von</strong> 578°C wurden mit zusätzlicher Mikrowellenheizung 600°C er-