Festansprache David Statnik (Textversion) - Der Nordschleswiger
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„Ja, wenn die sorbischen Mädchen bei Facebook Fotos posten, und ich<br />
einen Kommentar in Sorbische dazu schreibe, dann kommt das schon<br />
gut an. Das heißt, die sagen sich dann nicht nur 'ah, schön', sondern die<br />
finden das cool und schreiben mir das auch“, zitiert die Leiterin unseres<br />
Witaj-Sprachzentrums Dr. Beate Brězan einen Jugendlichen aus einem<br />
narrativen Interview. 11<br />
Das sorbische Wort „witaj“ heißt „willkommen“ und ist heute längst zu einem<br />
gesamtlausitzer Programm geworden, das auch viele deutsche Eltern gern<br />
nutzen, um ihren Kindern bessere Bildungs- und Berufschancen einzuräumen.<br />
Jährlich genießen ca. 3.000 Kinder in der Oberlausitz und fast 2.000 Kinder in<br />
der Niederlausitz eine bilinguale Erziehung und Schulbildung. 12 Wir freuen uns<br />
über solche politischen Initiativen, wie das jetzt von der sächsischen<br />
Staatsregierung eingebrachte Schulkonzept 2plus (d. H. zwei Sprachen und<br />
weitere) und hoffen, dass es bestätigt und Früchte tragen wird.<br />
Die Vermittlung der sorbischen Sprache für uns als Domowina, aber auch für<br />
mich persönlich das Thema, das mich am meisten umtreibt. Ich will, dass auch<br />
meine Kinder sorbisch träumen können. Die Gestaltung und der Erhalt<br />
öffentlicher Sprachräume gehören ebenso dazu, wie die jetzt vom Witaj-<br />
Sprachzentrum angebotenen und von den Eltern intensiv genutzten<br />
Sprachkurse. Es geht mir, wie schon meinem Amtsvorgänger Jan Nuck, um die<br />
Revitalisierung der sorbischen Sprache, damit die Lausitz wieder zweisprachig<br />
wird.<br />
Die Ambivalenz dieses Themas wird an der regelmäßig wiederkehren<br />
Diskussion um Schulstandorte deutlich. Obgleich den sorbischen Grund- und<br />
Mittelschulen niedrigere Klassenteiler zugesichert und somit Spielräume für<br />
flexible Lehrformen möglich sind, sichert dies nicht deren Standorte,<br />
da die Gemeinden als Träger der Schulen (mit kleineren Klassen und bei<br />
gleichbleibenden Zuschüssen) mit niedrigeren Klassenteilern auch geringere<br />
Zuschüsse erhalten und somit übermäßig belastet werden. Dies bedroht die<br />
11 Beate Brězan: Identität oder Bedürfnisdynamik – Chancen des WITAJ-Projekts. Unveröffentlichtes<br />
Manuskript, Bautzen 2011, S. 1<br />
12 Beate Brězan: ebd., S. 4<br />
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