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Leitfaden Ethikberatung - Robert Bosch Stiftung

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3. Grundlagen der <strong>Ethikberatung</strong><br />

Ethik als Dienstleistung an Grundhaltungen, Wertvorstellungen und Handlungsprinzipien<br />

von Personen und Organisationen<br />

Baustein: Die Einstiegsfrage im Training lautet für uns: Was ist der Unterschied zwischen<br />

Moral und Ethik? (Die Ergebnisse werden auf einem Flipchart festgehalten …)<br />

Hier die Begriffe auseinanderzuhalten (bzw.<br />

die Unterschiede, um die unterschiedlichen<br />

Perspektiven und Wirklichkeiten im<br />

(beruflichen) Alltag besser nutzen zu<br />

können) ist eine Herausforderung. Unser<br />

Eindruck: ‚Ethik‘ boomt – als Begriff und in<br />

den Fortbildungsangeboten. Und: Ethik wird<br />

auch als Synonym für Moral verwendet. Hier<br />

entstehen viele Missverständnisse.<br />

Wie lässt sich das Verhältnis zwischen Moral<br />

und Ethik beschreiben?<br />

Ethik ist die (wissenschaftliche, theologischphilosophische<br />

oder einfach alltags-praktische)<br />

Reflexion auf Moral bzw. Moralen. Das<br />

heißt, es braucht eine vorfindbare Moral<br />

(Werthaltungen, Prinzipien, Normen, Leitbilder<br />

etc.), um darüber nachdenken zu<br />

können, ob es so gut ist, wie es ist. Wollen<br />

wir es so haben, wie es ist? Oder ist eine<br />

andere Wirkung, ein anderes Ergebnis<br />

wünschens- oder erstrebenswert? Ethik ist<br />

also eine Dienstleistung an der Moral bzw.<br />

zugunsten ihrer Wirksamkeit.<br />

Abb. 1: Flipchart Moral – Ethik<br />

Erny Gillen hat formuliert: Die Ethik befördert die Moral. Im Umkehrschluss bedeutet das:<br />

Ethik ersetzt nicht eine Moral und kann demnach auch nicht als Ersatz für Moral herhalten:<br />

Es braucht und geht nicht ohne explizite moralische Äußerungen und Positionierungen –<br />

die diakonisch-karitativen Einrichtungen beziehen in vielen Bereichen unseres Sozial- und<br />

Gesundheitswesens mutig Position, im Sinne eines expliziten Profils.<br />

Eine zweite Beobachtung zum aktuellen Ethikboom und zur Scheu, den Begriff der Moral<br />

zu verwenden: Viele Menschen sind der Überzeugung, ihre persönlichen Werte und<br />

Überzeugungen gingen niemanden etwas an; sie verbitten sich vehement eine<br />

Einmischung in ihre privaten Dinge. Hand in Hand mit dieser Individualisierungstendenz<br />

geht der Trend, dass es zusehens schwerer wird, gesellschaftlich Normen und Werte<br />

eindeutig zu positionieren und durchzusetzen, z. B. in der aktuellen Debatte um<br />

Sterbehilfe oder künstliche Ernährung. Als eine Konsequenz dieser Entwicklung bedauern<br />

Leitungsverantwortliche in den unterschiedlichsten Einrichtungen, dass sie nicht mehr von<br />

einer eindeutigen Wertehaltung bei den MitarbeiterInnen ausgehen können. Deshalb<br />

investieren auch die konfessionellen Einrichtungen Zeit und Geld, um durch Leitbilder und<br />

Leitlinien ihren MitarbeiterInnen, aber auch den Kunden eine gute Orientierung über<br />

Wertvorstellungen und Handlungsprinzipien, über Möglichkeiten und Grenzen zu geben. In<br />

der Regel gelingt das dann, wenn gleichzeitig auch aufgezeigt wird, wie und wo diese<br />

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