Leitfaden Ethikberatung - Robert Bosch Stiftung
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Moderation nach Loewy und Raabe<br />
Auf der Grundlage dieses Urmodells haben wir in der Trainingspraxis zwei Favoriten, eine<br />
Moderation nach Loewy und Rabe.<br />
Der Medizinethiker Erich Loewy weist darauf hin, dass in der ethischen Beratung ‚nur‘<br />
einige Fragen zu stellen sind:<br />
• Wo stehen wir? (Die Frage nach dem Standort ...)<br />
• Wo wollen wir hin? (Die Frage nach den Zielen ...)<br />
• Wie kommen wir von A nach B? (Die Frage nach den Methoden und Schritten ...)<br />
Mit diesen drei Fragen ist ein einfacher Beratungsprozess gewährleistet, der von jedem<br />
und jeder zu leisten ist; als hilfreiche zusätzliche Fragen empfiehlt Loewy unbedingt zu<br />
klären, welche (ethische) Fragestellung eigentlich vorliegt und wer was zu entscheiden<br />
hat.<br />
Marianne Rabe, Pflegeethikerin und Fachfrau aus der Pflege, hat zum ersten Mal 1998 im<br />
Artikel ‚Dumm gelaufen‘ ein Modell der ethischen Situationseinschätzung vorgestellt, das<br />
in der Folge auch mehrfach überarbeitet wurde. Ihr Modell zeichnet aus, dass hier Gefühle<br />
und Verantwortung gleichermaßen angesprochen und als entscheidungsrelevant in der<br />
ethischen Beratung aufgenommen werden. Beide Modelle haben wir mit Hinweisen und<br />
der Beschreibung der einzelnen Schritte in einem Arbeitsblatt zusammengefasst.<br />
Methodenmix:<br />
Aus dem sozialpädagogischen Bereich haben die unterschiedlichsten Modelle, Strukturierungen<br />
und Vorgehensweisen in der Analyse von PatientInnen- bzw. BewohnerInnengeschichten<br />
längst in der Pflege und in der Medizin Einzug gehalten. Damit ist eine<br />
strukturierte Besprechung oftmals vertraut und eingeübt. Einen Unterschied macht dabei,<br />
dass es in der <strong>Ethikberatung</strong> eben nicht primär um eine fachliche Frage geht, wie z. B. in<br />
der Diagnosestellung oder einer Pflegeanamnese, sondern eben um eine ethische<br />
Fragestellung, die es zu erfragen und herauszuarbeiten gilt.<br />
Bekannte Typen im Überblick<br />
Typus Wann? Ziele? Form/Aufwand<br />
kollegiale Intervision sofort, bei Bedarf Einholen einer zweiten<br />
Sichtweise<br />
Hilfebedarfsplan für<br />
eine/n Bewohner/in<br />
Supervision mit Senior<br />
Professional<br />
Fallbesprechung im<br />
Team<br />
interdisziplinäre oder<br />
interprofessionelle<br />
Fallbesprechung<br />
Helferkonferenz<br />
halbjährlich, bei<br />
großen<br />
Herausforderungen<br />
anlassbezogen, bei<br />
Bedarf<br />
regelmäßig,<br />
anlassbezogen<br />
wenn eine<br />
Fachlichkeit an ihre<br />
Grenzen gerät<br />
Überprüfung und<br />
Einschätzung durch<br />
Fachkräfte<br />
Beseitigung von<br />
Unsicherheiten; Abstimmung<br />
in der Einrichtung<br />
Überprüfen und Sichern von<br />
Gemeinsamkeiten und<br />
Unterschieden im Team in<br />
Bezug auf die Alltagsarbeit<br />
Einholen von zusätzlicher<br />
Expertise<br />
Erstellen eines<br />
Gesamtkonzeptes<br />
gering, an keine<br />
Form gebunden<br />
2 Stunden<br />
15‘ – 30‘<br />
20‘ – 60‘<br />
klare<br />
Strukturierung<br />
10‘ – 20‘; in Form<br />
eines Konzils oder<br />
einer Beratung<br />
großer<br />
administrativer<br />
Aufwand<br />
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