R1302 Knochenerkrankungen mit erhöhter Knochendichte ... - OSTAK
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Script – <strong>R1302</strong> DVO Spezialkurs – 09.03.2013 – Weimar<br />
Osteodystrophia deformans<br />
Lektion 7: Prof. Dr. med. Klaus M. Peters<br />
Die Osteodystrophia deformans wird auch häufig nach ihrem Erstbeschreiber, Sir James<br />
Paget als Morbus Paget bezeichnet. Beim Morbus Paget handelt es sich um eine<br />
lokalisierte mono- (1/3) oder polyostrotisch (2/3) auftretende progressive Osteopathie<br />
<strong>mit</strong> übermäßigem Knochenumbau („Umbauanarchie“). Es resultiert eine Minderwertigkeit<br />
des Knochens. Am häufigsten wird die Erkrankung im Bereich des Beckens und selten an<br />
LWS, Femur, Tibia und Schädel festgestellt. Die Ätiologie ist unklar. Diskutiert wird eine<br />
chronische paramyxovirale Infektion oder genetische Ursachen (SQSTM1-Gen). Der<br />
Morbus Paget ist nach der Osteoporose die zweithäufigste Knochenerkrankung, wobei<br />
eine familiäre Häufung festzustellen ist. Sie kommt am häufigsten in England vor, bei<br />
Asiaten und Afrikanern ist sie am seltensten. Ihre Prävalenz liegt in West-Europa bei 1-<br />
2% der über 40-jährigen Menschen. Der Morbus Paget wird nur in etwa 30% zu<br />
Lebzeiten diagnostiziert. Er hat seinen Altersgipfel jenseits des 40. Lebensjahres und tritt<br />
bei Männern häufiger als bei Frauen auf.<br />
Klinik:<br />
Das klinische Erscheinigungsbild weist insbesondere Knochen- und/oder<br />
Gelenkschmerzen auf. Typisch ist auch eine Verformung des Skelettes und eine<br />
Verbiegung der langen Röhrenknochen. Es treten sekundäre Arthrosen durch<br />
Deformierung im Skelettsystem auf. Infolge einer gesteigerten Durchblutung ist eine<br />
lokale Hyperthermie festzustellen. Bei inkompletten oder kompletten Frakturen steht der<br />
Periost-Schmerz im Vordergrund. Neurologische Komplikationen (z.B. Taubheit oder<br />
Rückenmarkkompressionen) kommen vor. Ca. 1/3 der Patienten <strong>mit</strong> Morbus Paget sind<br />
aber zeit ihres Lebens asymptomatisch.<br />
Diagnostik:<br />
Zur Sicherung der Diagnose eignen sich Nativ-Röntgen, die Knochenszintigraphie,<br />
laborchemische Untersuchungen und in unklaren Fällen die Knochenbiopsie. Im Labor<br />
besteht typischerweise eine erhöhte alkalische Phosphatase, wobei hier ein Ausschluss<br />
einer Erhöhung der AP durch Lebererkrankungen folgen muss. Typisch ist auch eine<br />
vermehrte Ausscheidung von Pyridiniumcrosslinks im Urin.<br />
Stadieneinteilung des M. Paget:<br />
Das röntgen-morphologische Bild lässt eine Stadieneinteilung zu. Das Stadium I ist<br />
charakterisiert durch eine osteolytische oder auch „heiße Phase“. Hier findet sich eine<br />
unkontrollierte Stimulation des osteoklastären Knochenabbaus. Es resultiert eine<br />
Osteoporose <strong>mit</strong> einzelnen Wirbelkörpersinterungen, umschriebene flächenhafte<br />
Demineralisation am Schädel und V-förmige, sich von den Meta- und Diaphysen<br />
ausbreitende Demineralisation der Röhrenknochen. Das Stadium II wird als Umbau- oder<br />
Intermediärphase bezeichnet. Hier findet sich ein Mischbild auch osteolytischen und<br />
osteosklerotischen Bezirken sowie eine reaktive Verstärkung <strong>mit</strong> Auftreibung des<br />
Knochens <strong>mit</strong> Volumenzunahme. Befall der Wirbelsäule lässt sich die Symptomatik des<br />
engen Spinalkanals feststellen. Die Kortikalis verbreitert sich <strong>mit</strong> vergröberter<br />
Knochenstruktur und Betonung der Vertikaltrabekel. Die mechanische Kompetenz des<br />
Knochens ist trotz verdickter Trabekel vermindert.<br />
Im Stadium III (kalte Phase) findet sich eine Verbreiterung und Vergröberung der<br />
Struktur <strong>mit</strong> unscharfer Abgrenzung zwischen Kortikalis und Spongiosa. Typisch ist die<br />
aufgelockerte Struktur <strong>mit</strong> Merkmal der Sklerosierung. Alle drei Phasen können<br />
nebeneinander auftreten.<br />
Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke Seite 15 von 18