Thema: Basistherapie - OSTAK
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Script – R1202 DVO Spezialkurs – 05.05.2012 - Dresden<br />
<strong>Thema</strong>:<br />
Lektion 6:<br />
Anabole Therapie mit Parathormon<br />
Dr. Leonore Unger<br />
Seit über 10 Jahren wird der osteoanabole Effekt von Parathormon in der täglichen Praxis<br />
zur Therapie schwerer Formen der Osteoporose genutzt.<br />
Parathormon ist in der Lage, die Proliferation und Differenzierung mesenchymaler<br />
Stammzellen zu induzieren. Es hemmt bei intermittierender Gabe die Sekretion von<br />
Sclerostin und verlängert die Überlebenszeit von Osteoblasten. Neue Matrix wird nicht<br />
nur in den durch Osteoklasten gebildeten Resorptionslakunen verstärkt gebildet, sondern<br />
auch an ruhenden Knochenoberflächen. Die Anzahl und Dicke der Knochentrabekel und<br />
ihr Vernetzungsgrad nehmen zu. Sekundär kommt es zur Steigerung des<br />
Knochenumbaus, dabei trägt die Überfüllung der Resorptionslakunen und das „trabecular<br />
tunneling“ zum Aufbau neuen Knochengewebes bei.<br />
Bei der postmenopausalen Osteoporose stimuliert Parathormon die Produktion von<br />
Osteoprotegerin und IGF-1, die durch den Östrogenverlust reduziert werden.<br />
Therapeutisch eingesetzte Glukokortikoide bedingen eine gestörte Reifung von<br />
Osteoblasten und deren Apoptose. Sie hemmen die Produktion von Osteoprotegerin und<br />
stimulieren die Bildung von RANKL mit verstärkter Aktivierung von Osteoklasten. Es<br />
kommt zu einer ausgeprägten negativen Knochenbilanz mit frühem und hohem<br />
Frakturrisiko. Parathormon kann hier besonders sinnvoll eingesetzt werden durch seine<br />
Wirkung auf die Osteoblastenproliferation, IGF-1- Ausschüttung und Regulierung des<br />
RANKL/OPG- Quotienten sowie Steigerung der Mechanosenstivität.<br />
In den Zulassungsstudien für die manifeste Osteoporose der postmenopausalen Frau und<br />
die glukokortikoidinduzierte Osteoporose (CIO) wurde neben dem Anstieg der<br />
Knochenumbaumarker und der BMD gezeigt, dass sich das Risiko insbesondere für neue<br />
mittelschwere und schwere Wirbelkörperbrüche um bis zu 90% verringern lässt.<br />
Bei der CIO war in einer Vergleichsstudie Teriparatid Alendronat hinsichtlich der<br />
Steigerung der BMD und Verminderung der vertebralen Frakturen überlegen.<br />
In einer randomisierten, doppelblinden Vergleichsstudie von Teriparatid mit Risedronat<br />
konnte zwar kein Unterschied hinsichtlich der Reduktion der Rückenschmerzen (primärer<br />
Endpunkt) festgestellt werden, es kam aber in der Teriparatid- Gruppe nach 18-<br />
monatiger Therapie zu signifikant weniger neuen insbesondere schweren und<br />
mittelschweren vertebralen Frakturen bei den Frauen, von denen mehr als 50%<br />
mindestens 2 vorbestehende Frakturen hatten.<br />
Im Rahmen der EUROFORS- Studie wurde gezeigt, dass Teriparatid auch nach<br />
Vorbehandlung mit Bisphosphonaten wirksam war, wenngleich der Anstieg der<br />
Knochenmineraldichte im Vergleich zu nicht vorbehandelten Patientinnen geringer war.<br />
Es kam zu abnehmenden Frakturraten mit zunehmender Dauer der Behandlung.<br />
Neue Daten liegen aus der EFOS (European Forsteo Observational Study)- Studie vor. In<br />
einem multinationalen Design wurden 1581 postmeonopausale Osteoporose-<br />
Patientinnen über 18 Monate mit Teripraratid behandelt und anschließend über 18<br />
Monate nachverfolgt. Die Rate an neuen Frakturen nahm im Zeitverlauf kontinuierlich ab<br />
(nach 30- 36 Monaten 1,3%), die Patienten profitierten auch hinsichtlich der<br />
Lebensqualität und Rückenschmerzen.<br />
Mit Parathormon steht ein osteoanaboles Prinzip zur Verfügung, das bei schwerer<br />
Osteoporose nicht zu spät eingesetzt werden darf. Die erlaubte Behandlungsdauer von<br />
24 Monaten sollte ausgeschöpft werden, im Anschluss muss eine antiresorptive<br />
Nachbehandlung erfolgen, um die gewonnene neue Knochensubstanz möglichst lang zu<br />
erhalten.<br />
Kompetenz /\ Wissen /\ Netzwerke Seite 9 von 20