12.05.2014 Aufrufe

Grün modern

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Elisabeth Szymczyk: Gartenkünstlerische Tendenzen der sechziger und siebziger Jahre<br />

Abb. 19: Ein Stapel alter Schienen weckt die Erinnerung an<br />

den alten Hafen in Saarbrücken.<br />

Foto: aus: wie Abb. 18, S. 90<br />

Eine der möglichen Antworten auf die Frage nach<br />

einer neuen Ästhetik gab der Gartenarchitekt Peter<br />

Latz mit der Gestaltung des „Bürgerparks Hafeninsel<br />

Saarbrücken“,1980–1989. Peter Latz wurde 1939<br />

geboren und wuchs im Saarland auf. Er studierte<br />

Landschaftsarchitektur und anschließend Städtebau<br />

in München und Aachen. 1968 erfolgte die Bürogründung<br />

zusammen mit seiner Frau. Ab 1983 war<br />

er Professor für Landschaftsarchitektur an der Technischen<br />

Universität in München-Weihenstephan.<br />

Das Luftfoto (Abb. 17) zeigt den ehemaligen<br />

brachliegenden Hafen, „Trümmerwüste, Schutthalde,<br />

wilde Müllkippe, undurchdringliches Gestrüpp“<br />

bedecken die künstliche Insel, schreibt<br />

Claus Reisinger in der „Gartenkunst“ aus dem<br />

Jahre 1991. 19 Der Lageplan (Abb. 18) zeigt den<br />

Entwurf für das Inselgelände, das nun über eine<br />

Brücke mit der Stadt verbunden wird.<br />

Neben städtebaulichen Maßnahmen gibt es eine<br />

Fülle unterschiedlicher ästhetischer Merkmale. Zum<br />

Beispiel: Ein Stapel alter Schienen und die wiedergefundene<br />

Ruine des Ofens vom alten Heizwerk evozieren<br />

Erinnerungen, und die Spurensicherung lässt<br />

eine alte Zeit wiederaufleben: Der Garten als Ort der<br />

Erinnerung. In der Westecke des Parks hat Latz die<br />

sogenannten verwilderten Gärten angelegt, „nach<br />

der Anregung und Anweisung aus Rousseaus Nouvelle<br />

Héloise“, wie Reisinger schreibt. Man erinnere<br />

sich: Die „Nouvelle Héloise“ war schon einmal Vorbild,<br />

als es um die Werke Eduard Neuenschwanders<br />

und Louis Le Roys ging. 20 Auch die in den 1980er<br />

Jahren <strong>modern</strong>e Post<strong>modern</strong>e kommt zum Zug:<br />

zum Beispiel bei der Rotunde, einem Ruhegarten, in<br />

dem auch Theater gespielt werden kann, oder bei<br />

der Wasserwand, dem Eingangstor zur Insel. Man<br />

wird an James Stirlings zeitgleich (1979–1984) errichtete<br />

Staatsgalerie in Stuttgart erinnert.<br />

Zusammenfassung<br />

Die frühen 1960er Jahre waren geprägt vom malerisch-landschaftlichen<br />

Stil, der sich schon in den<br />

1930er Jahren gebildet hatte und hauptsächlich<br />

durch den Gartenarchitekten Hermann Mattern vertreten<br />

wurde. Mitte der 1960er Jahre begannen die<br />

Bestrebungen, die Garten- und Landschaftsgestaltung<br />

zu verwissenschaftlichen. Diese Bestrebungen<br />

haben in Günther Grzimek einen besonders starken<br />

Verfechter gefunden. Der Olympia-Park Grzimeks<br />

vom Anfang der 70er Jahre zeigt sich formal noch<br />

ganz im Duktus des traditionellen landschaftlichen<br />

Stils, allerdings wurde das Malerische weitestgehend<br />

aufgegeben. Es sollte kein schöner, sondern in<br />

erster Linie ein benutzerfreundlicher Park werden.<br />

Diese Haltung setzt sich bei den meisten Gartenarchitekten<br />

bis Ende der 1970er Jahre durch. In der<br />

Mitte des siebten Jahrzehnts erreicht der Aufschrei<br />

über die Umweltzerstörung einen vorläufigen Höhepunkt<br />

und gipfelt in leidenschaftlichen Appellen<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!