Grün modern
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Isabel Finkenbergen: Vox populi. (Transformations-)potentiale nachkriegs<strong>modern</strong>er Freiraumressourcen<br />
Vox populi. (Transformations-)potentiale<br />
nachkriegs<strong>modern</strong>er Freiraumressourcen<br />
Isabel Finkenberger<br />
„<strong>Grün</strong> ist nur eine Farbe.“ (B. SIEVERTS, 2013)<br />
Heute wie damals werden die großzügigen<br />
und offenen Siedlungsstrukturen<br />
der ersten Nachkriegsjahrzehnte<br />
mit ihrem hohen Anteil an „<strong>Grün</strong>“<br />
vielfach geschätzt und als solche nicht<br />
grundlegend hinterfragt. „<strong>Grün</strong>“ verheißt<br />
im Allgemeinen Licht, Luft und<br />
Sonne, Freizeit und Erholung und gilt als<br />
etwas Wünschenswertes im städtischen Kontext. Unbeachtet<br />
bleibt, dass dem Begriff „<strong>Grün</strong>“ zunächst<br />
keine Eigenschaften oder Qualitäten zugewiesen<br />
sind – er sagt noch lange nichts über dessen räumliche<br />
Qualität, dessen Nutzbarkeit, Erreichbarkeit<br />
Abb. 1: Legenda e.V.-Herbstwanderung „Testsite Stories II“ am 3.10.2013 in Duisburg.<br />
Foto: Isabel Finkenberger<br />
und Zugänglichkeit aus. Abstandsgrün<br />
und Straßenbegleitgrün ist eben auch<br />
„<strong>Grün</strong>“. Neben einer quantitativen Argumentation,<br />
welche ökologische Aspekte<br />
wie Biotopvernetzung, Stadt- und Mikroklima<br />
berücksichtigt, sollten wir verstärkt<br />
qualitativ denken und damit die Grundlage<br />
für einen erweiterten und wesentlich<br />
differenzierteren Diskurs über urbane<br />
Freiräume ebnen.<br />
„Nothing calls for too great a set of changes.<br />
Embellishment has no place here. Quality, charm,<br />
life exist. The square is already beautiful” (LACATON<br />
& VASSAL 2006). Lacaton & Vassal aus Paris wurden<br />
1996 von der Stadt Bordeaux mit der Neugestaltung<br />
des Place Léon Aucoc beauftragt.<br />
In ihrer Analyse des Ortes stellten<br />
sie jedoch fest, dass der Platz mit<br />
seinen Proportionen, seiner Gestaltung,<br />
den verorteten Nutzungen<br />
und der Lage im städtischen Gefüge<br />
bereits große Qualitäten aufweist<br />
und in seiner Authentizität<br />
exemplarisch für den dortigen öffentlich<br />
geförderten Siedlungsbau<br />
steht. In ihrem Vorschlag plädieren<br />
sie für die Annäherung an den Freiraum<br />
über dessen kulturelle Lesart<br />
und die Qualifizierung der bereits<br />
vorhandenen Aufenthalts- und<br />
Nutzungsqualität anstelle einer<br />
Neugestaltung durch ein <strong>modern</strong>eres<br />
Design. Während historisch<br />
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