Zusammenarbeit mit Eltern in der Berufsorientierung - Perspektive ...
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<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />
<strong>Eltern</strong>veranstaltung<br />
Planungshilfen<br />
<strong>Berufsorientierung</strong><br />
Methoden<br />
Bewerbungen<br />
<strong>Eltern</strong><strong>in</strong>formation<br />
Praktika<br />
Internationalität<br />
E<strong>in</strong>e Handreichung für Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen und (muttersprachliche)<br />
Schlüsselpersonen an Stuttgarter Haupt- und Werkrealschulen
Herausgeber<strong>in</strong><br />
Landeshauptstadt Stuttgart<br />
Jugendamt<br />
Wilhelmstraße 3<br />
70182 Stuttgart<br />
Gesamtverantwortung<br />
Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Regionales Übergangsmanagement Schule – Beruf<br />
Erarbeitung und Redaktion<br />
Angelika Münz<br />
Sandra Heisig<br />
<strong>in</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong><br />
Jutta Goltz, IRIS e.V.<br />
Konzept und Gestaltung<br />
Uwe Schumann, UGRAFIKS Werbegestaltung<br />
Druck<br />
Druckerei Offiz<strong>in</strong> Scheufele<br />
Übersetzungen<br />
Kern AG Stuttgart<br />
Bezugsquelle<br />
Jugendamt <strong>der</strong> Landeshauptstadt Stuttgart<br />
Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Regionales Übergangsmanagement Schule – Beruf<br />
Wilhelmstraße 3<br />
70182 Stuttgart<br />
© Landeshauptstadt Stuttgart, Jugendamt Stuttgart, April 2011<br />
Diese Publikation entstand im Rahmen des Bundesprogramms „<strong>Perspektive</strong> Berufsabschluss“ und wurde durch das<br />
Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung und den Europäischen Sozialfonds <strong>der</strong> EU geför<strong>der</strong>t.<br />
Der Europäische Sozialfonds ist das zentrale arbeitsmarktpolitische För<strong>der</strong><strong>in</strong>strument <strong>der</strong> Europäischen Union. Er<br />
leistet e<strong>in</strong>en Beitrag zur Entwicklung <strong>der</strong> Beschäftigung durch För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beschäftigungsfähigkeit, des Unternehmergeistes,<br />
<strong>der</strong> Anpassungsfähigkeit sowie <strong>der</strong> Chancengleichheit und <strong>der</strong> Investition <strong>in</strong> die Humanressourcen.
Inhaltsverzeichnis<br />
Grußwort<br />
E<strong>in</strong>führung 1<br />
Kapitel 1: <strong>Eltern</strong> als Partner <strong>der</strong> Schule<br />
1.1. E<strong>in</strong> Verhältnis auf Augenhöhe? 3<br />
1.2. Was s<strong>in</strong>d mögliche Zugangsbarrieren? 4<br />
1.2.1. Zugangsbarrieren auf Seiten <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> 4<br />
1.2.2. Zugangsbarrieren auf Seiten <strong>der</strong> Schule 6<br />
1.3. Was erleichtert den Zugang zu <strong>Eltern</strong>? 7<br />
1.3.1. Kontaktaufnahme 7<br />
1.3.2. Persönlichen Bezug aufbauen 7<br />
1.3.3. E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von (muttersprachlichen) Schlüsselpersonen 8<br />
1.3.4. Kooperation <strong>mit</strong> Migrantenorganisationen 8<br />
1.3.5. Organisation von Verständigung 9<br />
1.3.6. <strong>Eltern</strong> stärken und beteiligen 10<br />
1.4. Allgeme<strong>in</strong>e Planungshilfen für Angebote und Veranstaltungen 11<br />
1.4.1. An wen sollen sich die Angebote richten? 11<br />
1.4.2. Was können hilfreiche Angebote se<strong>in</strong>? 11<br />
1.4.3. Wie können Angebote beworben werden? 12<br />
1.4.4. Gestaltung von <strong>Eltern</strong>abenden und Veranstaltungen 13<br />
1.4.5. Hausbesuche 14<br />
Kapitel 2: Ansätze zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die schulische <strong>Berufsorientierung</strong><br />
2.1. Zur Notwendigkeit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die <strong>Berufsorientierung</strong> 15<br />
2.2. Themenbauste<strong>in</strong>e für die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> 15<br />
2.2.1. Themenbauste<strong>in</strong> 1: Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des 17<br />
2.2.2. Themenbauste<strong>in</strong> 2: Persönlichkeit, Interessen und Fähigkeiten: 20<br />
Was macht me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s?<br />
2.2.3. Themenbauste<strong>in</strong> 3: Berufe erkunden: Was gibt es und was passt zu me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d? 22<br />
2.2.4. Themenbauste<strong>in</strong> 4: Die Arbeitswelt erleben und verstehen: Welche praktischen 26<br />
Erfahrungen sammelt me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d?<br />
2.2.5. Themenbauste<strong>in</strong> 5: Berufsvorbereitung und Bewerbungen: 27<br />
Wie kann ich me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Ausbildung helfen?<br />
2.2.6. Themenbauste<strong>in</strong> 6: Infos und Unterstützung: Wer hilft mir? Wen kann ich fragen? 29<br />
2.3. Planungshilfen für die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> 29<br />
2.4. Schlussbemerkung 30<br />
Ausgewählte Literaturh<strong>in</strong>weise
Arbeitsblätter und <strong>Eltern</strong> - ABC <strong>Berufsorientierung</strong><br />
Themenbauste<strong>in</strong> 1: Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />
Arbeitsblatt 1: <strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d wichtig, weil…<br />
Arbeitsblatt 2: So können Sie <strong>mit</strong> unserer Schule zusammenarbeiten<br />
Arbeitsblatt 3: 10 Tipps zur <strong>Berufsorientierung</strong><br />
Arbeitsblatt 4: Das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 2: Persönlichkeit, Interessen und Fähigkeiten<br />
Arbeitsblatt 5: <strong>Eltern</strong> benennen die Stärken ihres K<strong>in</strong>des<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 3: Berufe erkunden<br />
Arbeitsblatt 6: Betriebliche und schulische Berufsausbildung - Unterschiede und Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />
Arbeitsblatt 7: Wege nach <strong>der</strong> Hauptschule<br />
Arbeitsblatt 8: Berufe und Schulabschlüsse<br />
Arbeitsblatt 9: Ausbildung und Entwicklungsmöglichkeiten. „De<strong>in</strong>e Karriereleiter“<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 4: Die Arbeitswelt erleben und verstehen<br />
Arbeitsblatt 10: Das Ausbildungsstellen-Bewerber/<strong>in</strong>nen-Verhältnis<br />
Arbeitsblatt 11: E<strong>in</strong> Praktikum nachbereiten? Offene Fragen können helfen<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 5: Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />
Arbeitsblatt 12: Berufswahl- und Bewerbungsfahrplan<br />
Arbeitsblatt 13: So können Sie beim Lebenslauf schreiben helfen<br />
Arbeitsblatt 14: So können Sie beim Bewerbungsschreiben helfen<br />
Arbeitsblatt 15: Ausbildungsreife – was bedeutet das?<br />
Arbeitsblatt 16: Checkliste: Ist me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d reif für die Ausbildung?<br />
Arbeitsblatt 17: So f<strong>in</strong>det ihr K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz<br />
Arbeitsblatt 18: Checkliste: Bewerbungsmappe, Bewerbungsschreiben und Lebenslauf<br />
Arbeitsblatt 19: Typische Fragen bei e<strong>in</strong>em Vorstellungsgespräch<br />
Arbeitsblatt 20: Verhaltensregeln beim Vorstellungsgespräch<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 6: Infos und Unterstützung<br />
Arbeitsblatt 21: Wir helfen bei <strong>der</strong> Bewerbung und <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsuche<br />
Arbeitsblatt 22: Ohne Schulabschluss – wie geht es weiter?<br />
Planungshilfe für Schulen<br />
Arbeitsblatt 23: Planungshilfen für die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />
<strong>Eltern</strong> - ABC <strong>Berufsorientierung</strong>
Grußwort<br />
Liebe Leser<strong>in</strong>nen, liebe Leser,<br />
bereits die Ergebnisse <strong>der</strong> Basiserhebung <strong>der</strong> Stuttgarter<br />
Schulabsolventenstudie (Gaupp & Pre<strong>in</strong> 2007) zeigten<br />
auf, dass <strong>Eltern</strong> die wichtigsten Ratgeber für Jugendliche<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Frage s<strong>in</strong>d, wie es nach <strong>der</strong> Schule beruflich weitergehen<br />
soll. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Schlüsselempfehlungen <strong>der</strong> Erhebung<br />
lautete deshalb, die <strong>Zusammenarbeit</strong> zwischen<br />
<strong>Eltern</strong>, Schule und Jugendhilfe zu <strong>in</strong>tensivieren, um den<br />
Stuttgarter Jugendlichen e<strong>in</strong>e bessere E<strong>in</strong>mündung <strong>in</strong> die<br />
weiterführende Bildung und Ausbildung zu ermöglichen.<br />
In <strong>der</strong> Praxis s<strong>in</strong>d die Kontakte zwischen <strong>Eltern</strong> und<br />
Schule über die Schuljahre aber eher rückläufig und die<br />
<strong>Zusammenarbeit</strong> wird von den Lehrkräften häufig als<br />
schwierig erlebt. Wir wissen, dass über drei Viertel <strong>der</strong><br />
Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den Haupt- und Werkrealschulen nichtdeutscher<br />
Herkunft s<strong>in</strong>d, und wir brauchen an dieser<br />
Stelle neue Wege <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunikation <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong>,<br />
da die traditionellen Formen <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>ansprache so nicht<br />
funktionieren.<br />
Da die Schulen um die Ressource <strong>Eltern</strong> wissen und sehr<br />
bemüht s<strong>in</strong>d, die Kooperation zu verbessern, ist <strong>der</strong><br />
Bedarf an Fortbildung <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht sehr hoch. Ich<br />
freue mich daher ganz beson<strong>der</strong>s, Ihnen diese Handreichung<br />
zur Verfügung stellen zu können. Es geht dabei<br />
ganz praktisch um die Frage, wie die <strong>Eltern</strong> besser <strong>mit</strong><br />
<strong>der</strong> Schule zusammenarbeiten, weil dadurch auch die<br />
Ausbildungschancen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> erhöht werden können.<br />
und <strong>Eltern</strong> im Feld <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> durch konkrete<br />
Anregungen zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von <strong>Eltern</strong> und die Gestaltung<br />
von Angeboten zu <strong>in</strong>tensivieren. Dazu gibt es e<strong>in</strong><br />
Fortbildungsangebot des Staatlichen Schulamtes <strong>in</strong><br />
Kooperation <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Übergangsmanagement<br />
Schule – Beruf, das Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> die Nutzung <strong>der</strong> Handreichung e<strong>in</strong>führt.<br />
Ich begrüße es sehr, dass wir da<strong>mit</strong> <strong>in</strong> Stuttgart nun e<strong>in</strong><br />
Instrument zur Verfügung haben, das e<strong>in</strong>e Partnerschaft<br />
von Schulen und <strong>Eltern</strong> auf <strong>der</strong> praktischen Ebene voranbr<strong>in</strong>gen<br />
kann. Ich danke an dieser Stelle <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ierungsstelle<br />
Übergangsmanagement Schule – Beruf<br />
und Jutta Goltz für die Konzeption und Entwicklung <strong>der</strong><br />
Handreichung. Beson<strong>der</strong>s erhoffe ich mir e<strong>in</strong>e rege<br />
Nutzung <strong>der</strong> mehrsprachigen Arbeitsblätter. Diese<br />
können durch Information und Fortbildung <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong><br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund wirkungsvoll unterstützen.<br />
Lehrkräften und <strong>Eltern</strong> wünsche ich, dass die Handreichung<br />
neue Inspiration und Kreativität freisetzt, um die<br />
berufliche Lebensplanung <strong>der</strong> Haupt- und Werkrealschüler/<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> unserer Stadt geme<strong>in</strong>sam auf den Weg zu<br />
br<strong>in</strong>gen. Dabei sollten Ideen und praktische Ansätze<br />
entstehen, die den Schüler/<strong>in</strong>nen Mut für ihren weiteren<br />
Weg machen.<br />
Die vorliegende Handreichung wendet sich aber nicht nur<br />
an die Lehrkräfte, son<strong>der</strong>n enthält für alle Akteure und<br />
Akteur<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> diesem Arbeitsfeld wertvolle Anregungen.<br />
Das Ziel ist, die <strong>Zusammenarbeit</strong> von Stuttgarter Schulen<br />
Isabel Fezer<br />
Bürgermeister<strong>in</strong>, Referat Soziales, Jugend und Gesundheit
E<strong>in</strong>führung<br />
Schulen und <strong>Eltern</strong> brauchen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Das gilt beson<strong>der</strong>s<br />
für den Übergang Schule – Beruf, an dem entscheidende<br />
Weichen für den weiteren Lebensweg von Jugendlichen<br />
<strong>in</strong> die Arbeitswelt und Gesellschaft gelegt werden. E<strong>in</strong>e<br />
gute <strong>Zusammenarbeit</strong> ist an dieser Stelle unverzichtbar,<br />
um Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> ihrer beruflichen Lebensplanung dabei<br />
zu unterstützen, <strong>in</strong> den für sie geeigneten Bildungsund<br />
Ausbildungsplatz zu kommen.<br />
E<strong>in</strong>e gelungene Kooperation von Schule und <strong>Eltern</strong> ist<br />
jedoch nicht selbstverständlich. Die Gruppe <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> ist<br />
durch Zuwan<strong>der</strong>ung heterogener geworden. 75% <strong>der</strong><br />
Stuttgarter Hauptschüler/<strong>in</strong>nen f<strong>in</strong>den ke<strong>in</strong>en direkten<br />
Weg <strong>in</strong> die Ausbildung, und dadurch ist die überwiegende<br />
Mehrheit <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> am Übergang Schule – Beruf<br />
gefor<strong>der</strong>t, sich kompetent zu engagieren. Nicht alle<br />
<strong>Eltern</strong> können dies leisten.<br />
Faktoren wie fehlende Kenntnisse über Schule, Ausbildung<br />
und Arbeitsmarkt, e<strong>in</strong> unterschiedliches Verständnis<br />
<strong>der</strong> Rolle und Aufgaben <strong>der</strong> Bildungs<strong>in</strong>stitutionen, <strong>der</strong><br />
Mangel an Kontakten und Netzwerken sowie sprachliche<br />
Barrieren spielen dabei e<strong>in</strong>e große Rolle. Trotz bestehen<strong>der</strong><br />
Hürden können <strong>Eltern</strong> jedoch Wertvolles dazu beitragen,<br />
da<strong>mit</strong> ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>der</strong> Weg <strong>in</strong> die Ausbildung gut<br />
gel<strong>in</strong>gt. An dieser Stelle s<strong>in</strong>d sie unerlässliche Partner/<strong>in</strong>nen<br />
für die Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen und<br />
können geme<strong>in</strong>sam an e<strong>in</strong>em Strang ziehen, unter <strong>der</strong><br />
Voraussetzung, dass alle Beteiligten e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> konstruktiv<br />
begegnen und zusammenarbeiten.<br />
Diese Handreichung will dazu e<strong>in</strong>en Beitrag leisten durch<br />
praktische Anregungen für die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong>. Durch<br />
konkrete H<strong>in</strong>weise, Ideen und Vorschläge eröffnet sie <strong>Perspektive</strong>n<br />
für die systematische E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong><br />
die e<strong>in</strong>zelnen Schritte <strong>der</strong> Berufswegeplanung. Sie wurde<br />
geschrieben für Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen und<br />
muttersprachliche Schlüsselpersonen (Multiplikator/<strong>in</strong>nen),<br />
die sich für e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung von Schulen und <strong>Eltern</strong><br />
stark machen. Die Anregungen für die Praxis werden<br />
darum ergänzt durch Aussagen von <strong>Eltern</strong>, Lehrer/<strong>in</strong>nen<br />
und Multiplikator/<strong>in</strong>nen, die zeigen, wie die <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
<strong>mit</strong> Schulen erlebt wird. Die Interviewaussagen und<br />
Praxisschil<strong>der</strong>ungen stammen sowohl aus früheren 1 als<br />
auch laufenden Forschungsarbeiten <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> Goltz 2 .<br />
1<br />
Altan, M.; Foitzik, A.; Goltz, J. (2009). E<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Haltung. <strong>Eltern</strong>(bildungs)arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft. E<strong>in</strong>e praxisorientierte<br />
Reflexionshilfe. Stuttgart.<br />
2<br />
Es handelt sich um die wissenschaftliche Begleitung zweier Praxisprojekte im Auftrag <strong>der</strong> Universität Tüb<strong>in</strong>gen: (siehe S. 6).<br />
• „Comigo“: „För<strong>der</strong>ung von Migrantenjugendlichen durch Kooperation von Schulen, <strong>Eltern</strong> und Vere<strong>in</strong>en“ (Xenos Programm) des<br />
Jugendmigrationsdienstes <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>haus Diakonie <strong>in</strong> Nürt<strong>in</strong>gen.<br />
• „Elan“: „Partizipative <strong>Eltern</strong>bildung – Pädagogische E<strong>in</strong>richtungen und Migrantenorganisationen <strong>in</strong> Kooperation“<br />
(Europäischer Integrationsfonds) des Jugendmigrationsdienstes <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>haus Diakonie <strong>in</strong> Reutl<strong>in</strong>gen.<br />
1
Der Inhalt bietet Folgendes:<br />
Kapitel 1 erläutert Grundsätzliches zur gefor<strong>der</strong>ten<br />
Kooperation von <strong>Eltern</strong>haus und Schule: Was ist erfor<strong>der</strong>lich,<br />
da<strong>mit</strong> die Kooperation gut gel<strong>in</strong>gt? Was s<strong>in</strong>d<br />
Zugangsbarrieren auf Seiten <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>, und was s<strong>in</strong>d<br />
Zugangsbarrieren auf Seiten <strong>der</strong> Schule? Welche Möglichkeiten<br />
gibt es, sich Zugänge konstruktiv zu erschließen,<br />
und welche <strong>in</strong>stitutionellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
müssen dafür gegeben se<strong>in</strong>? Das Kapitel bietet dazu Planungshilfen,<br />
die die praktische Arbeit erleichtern sollen.<br />
Kapitel 2 eröffnet praktische Vorschläge für die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />
von <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die <strong>Berufsorientierung</strong> durch Themen<br />
und Aktivitäten, die sich am Curriculum <strong>der</strong> Berufswegeplanung<br />
orientieren und <strong>mit</strong> denen <strong>Eltern</strong> ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf<br />
dem Weg <strong>in</strong> die Ausbildung unterstützen können. Beson<strong>der</strong>es<br />
Augenmerk liegt auf dem Thema Vielfalt: e<strong>in</strong>erseits<br />
unter Berücksichtigung geschlechterdifferenzieren<strong>der</strong><br />
Aspekte des Themas (unterschiedliche E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von<br />
Vätern und Müttern, unterschiedliches Berufswahlverhalten<br />
von Jungen und Mädchen), an<strong>der</strong>erseits unter<br />
Berücksichtigung migrationsspezifischer Aspekte (Mehrsprachigkeit<br />
und Verständigung, Ressourcenorientierung<br />
statt Defizitblick). Die <strong>in</strong>haltlichen Vorschläge zur Gestaltung<br />
konkreter Themenbauste<strong>in</strong>e im Prozess <strong>der</strong> Berufswegeplanung<br />
werden ergänzt durch methodische<br />
H<strong>in</strong>weise zur Gestaltung von <strong>Eltern</strong>abenden o<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>sem<strong>in</strong>aren.<br />
Die Handreichung ist als Instrument zur flexiblen Nutzung<br />
gedacht, das heißt, alle praktischen Vorschläge und Elemente<br />
können e<strong>in</strong>zeln aufgegriffen und für die Arbeit an<br />
den Schulen angepasst werden. Die Arbeitsblätter dienen<br />
als Mustervorlagen, die nach Bedarf weiterentwickelt und<br />
ergänzt werden können. Wünschens- und empfehlenswert<br />
wäre darüber h<strong>in</strong>aus, dass Schulen zukünftig selbst<br />
ihre gut funktionierenden praktischen Beispiele für <strong>Eltern</strong>-<br />
Schule-Kooperation <strong>in</strong> die Handreichung e<strong>in</strong>stellen und<br />
an<strong>der</strong>en da<strong>mit</strong> zugänglich machen.<br />
Anhang: Dieser bietet e<strong>in</strong>e Zusammenstellung von Arbeitsblättern,<br />
die von Lehrkräften, Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
und/o<strong>der</strong> Multiplikator/<strong>in</strong>nen an <strong>Eltern</strong>abenden im Klassenverband,<br />
auf klassenübergreifenden Schulveranstaltungen,<br />
<strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>cafés o<strong>der</strong> Müttertreffs o<strong>der</strong> auch bei <strong>Eltern</strong>bildungsveranstaltungen<br />
<strong>in</strong> Migrantenvere<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden können. Die Arbeitsblätter dienen dazu, <strong>Eltern</strong> zu<br />
motivieren, sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen und geben praktische H<strong>in</strong>weise, was<br />
<strong>Eltern</strong> zur Unterstützung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> beitragen können.<br />
Auf didaktische H<strong>in</strong>weise zur Nutzung <strong>der</strong> Arbeitsblätter<br />
wurde an dieser Stelle verzichtet. Anregungen dazu liefern<br />
die Fortbildungen zur „<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Berufsorientierung</strong>“, die vom Staatlichen Schulamt <strong>in</strong><br />
Kooperation <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Übergangsmanagement<br />
Schule – Beruf seit dem Schuljahr 2010/11 angeboten<br />
werden. Der Anhang <strong>der</strong> Handreichung wird ergänzt<br />
durch Literaturh<strong>in</strong>weise <strong>mit</strong> Anregungen für die Praxis.<br />
2
KAPITEL 1<br />
<strong>Eltern</strong> als Partner <strong>der</strong> Schule<br />
1.1.<br />
E<strong>in</strong> Verhältnis auf Augenhöhe?<br />
<strong>Eltern</strong>arbeit ist e<strong>in</strong> hochaktuelles Thema. Die Zahl <strong>der</strong><br />
Fachveranstaltungen und Publikationen wächst, neue<br />
Angebote und För<strong>der</strong>programme werden erprobt und<br />
standardisiert. Dabei wird nach Gründen gesucht, weshalb<br />
<strong>Eltern</strong> Angebote nicht o<strong>der</strong> nur wenig nutzen, ihre<br />
Erziehungskompetenzen werden h<strong>in</strong>terfragt und neue<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen formuliert.<br />
Gewünscht und als Anspruch formuliert wird e<strong>in</strong> partnerschaftliches<br />
Verhältnis von Schule und <strong>Eltern</strong> – idealerweise<br />
im Dialog und auf Augenhöhe. Die Realität zeigt jedoch e<strong>in</strong><br />
konfliktreicheres Bild auf beiden Seiten: Lehrer/<strong>in</strong>nen erleben<br />
Kooperation als mühsam, wenn Angebote von <strong>Eltern</strong> nur<br />
zögerlich o<strong>der</strong> gar nicht wahr genommen werden und<br />
wenn sie vermuten, dass es an Unterstützung seitens <strong>der</strong><br />
<strong>Eltern</strong> mangelt und die Entwicklung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n nicht zureichend<br />
geför<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> sogar beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t wird. Auch auf Seiten<br />
<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> gibt es Momente <strong>der</strong> Frustration, wenn sie sich<br />
nicht ausreichend <strong>in</strong>formiert und e<strong>in</strong>gebunden fühlen, wenn<br />
ihnen <strong>mit</strong> mangeln<strong>der</strong> Wertschätzung begegnet wird und<br />
wenn sie sich ratlos und ohnmächtig fühlen. Kommt <strong>der</strong><br />
Faktor Migration h<strong>in</strong>zu, können sich Enttäuschungen auf<br />
beiden Seiten verstärken und Stereotypisierungen entstehen,<br />
wie zum Beispiel: Migranteneltern s<strong>in</strong>d des<strong>in</strong>teressiert,<br />
haben ke<strong>in</strong>e Tagesstruktur und wollen sich nicht <strong>in</strong>tegrieren.<br />
O<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Gegenseite: Lehrer/<strong>in</strong>nen wollen nicht, dass<br />
Migrantenk<strong>in</strong><strong>der</strong> vorwärts kommen, können ke<strong>in</strong>e Kritik<br />
annehmen und s<strong>in</strong>d nicht an Migranteneltern <strong>in</strong>teressiert.<br />
Solche (exemplarischen) Stereotypen und Klischees bee<strong>in</strong>flussen<br />
das jeweilige Handeln, denn konkrete Praxissituationen<br />
werden vor dem H<strong>in</strong>tergrund dieser Deutungen<br />
<strong>in</strong>terpretiert. Insofern ist <strong>der</strong> erste wichtige Schritt für<br />
beide Seiten, <strong>der</strong>artige Zuschreibungen zu reflektieren<br />
und zu h<strong>in</strong>terfragen. Für <strong>Eltern</strong> bedarf es mo<strong>der</strong>ierter<br />
Bildungsangebote und Treffmöglichkeiten, um über ihre<br />
Erfahrungen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und <strong>mit</strong> den Institutionen <strong>in</strong><br />
Austausch zu kommen. Für Institutionen und Fachkräfte<br />
bedarf es ebenso <strong>der</strong> Reflexionsräume zum Überdenken<br />
eigener Haltungen und Zuschreibungen, z.B. durch kollegiale<br />
Beratung, Fortbildung und Supervision/Coach<strong>in</strong>g.<br />
<strong>Eltern</strong> haben Schulen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> viel zu<br />
bieten. Nicht nur, weil sie großen E<strong>in</strong>fluss auf die Berufsentscheidung<br />
ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben, son<strong>der</strong>n auch, weil sie<br />
<strong>mit</strong> ihrer eigenen Berufsbiografie, ihren Ideen und Anregungen<br />
die Arbeit <strong>der</strong> Schulen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswegeplanung<br />
bereichern können. Grundsätzlich s<strong>in</strong>d <strong>Eltern</strong> an <strong>der</strong> Entwicklung<br />
ihres K<strong>in</strong>des <strong>in</strong>teressiert, und e<strong>in</strong> solches Interesse<br />
ist <strong>der</strong> Ausgangspunkt für ihr schulisches Engagement.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs spiegelt sich dieses Interesse nicht<br />
notwendigerweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hohen Beteiligung <strong>in</strong> den<br />
Schulen wi<strong>der</strong>. Im Gegenteil – Schulen erleben <strong>Eltern</strong> oft<br />
als Abwesende und beschreiben die Abwesenheit unter<br />
an<strong>der</strong>em folgen<strong>der</strong>maßen:<br />
• Anlässlich <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>abende o<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>sprechtage trifft<br />
man immer nur auf die gleichen bekannten Gesichter,<br />
während man sich die aktive Teilnahme aller <strong>Eltern</strong><br />
erhofft.<br />
• Die E<strong>in</strong>ladungen zu <strong>Eltern</strong>gesprächen s<strong>in</strong>d ausgesprochen<br />
o<strong>der</strong> verschickt. Die <strong>Eltern</strong> kommen nicht o<strong>der</strong><br />
sagen <strong>in</strong> letzter M<strong>in</strong>ute ab.<br />
• Es bereitet Mühe, <strong>Eltern</strong> zur Mitarbeit <strong>in</strong> Gremien<br />
zu bewegen, und es stellen sich zu wenige <strong>Eltern</strong> zur<br />
Wahl.<br />
• Die aktuelle Lebenssituation <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> ist so gut wie<br />
unbekannt, obwohl sie <strong>in</strong> un<strong>mit</strong>telbarer Nähe zur<br />
Schule leben und eigentlich den Weg f<strong>in</strong>den müssten.<br />
• Man scheut sich, <strong>Eltern</strong> zu kontaktieren, <strong>der</strong>en Muttersprache<br />
man nicht spricht, <strong>der</strong>en kulturellen, sozialen<br />
und religiösen H<strong>in</strong>tergrund man nicht kennt, und fürchtet<br />
dabei e<strong>in</strong>en aufwendigen Verständigungsprozess.<br />
<strong>Eltern</strong> dagegen wären häufig bereit, ihren Beitrag <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Schule zu leisten, wenn sie e<strong>in</strong>e Vorstellung davon hätten,<br />
wie das konkret aussehen könnte und e<strong>in</strong> Gefühl dafür<br />
bekämen, dass sie tatsächlich gebraucht würden. Zu den<br />
Fragen, die <strong>Eltern</strong> bewegen, gehören unter an<strong>der</strong>em:<br />
• Ich kenne niemanden an <strong>der</strong> Schule: An wen soll ich<br />
mich wenden?<br />
3
KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />
• Niemand spricht me<strong>in</strong>e Sprache: Wie soll ich mich<br />
verständigen?<br />
• Wie soll ich mich im Gespräch öffnen, wenn ke<strong>in</strong>e Zeit<br />
da ist und ich den Lehrer/die Lehrer<strong>in</strong> kaum kenne?<br />
• Es gibt Probleme <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d, zu Hause und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Schule, und ich möchte nicht als Versager/<strong>in</strong> ersche<strong>in</strong>en.<br />
• Ich weiß nicht, wie Schule funktioniert und möchte<br />
nicht als Unwissen<strong>der</strong> dastehen.<br />
• Ich darf nur <strong>in</strong> die Schule kommen, wenn es e<strong>in</strong>en<br />
Anlass gibt. Ansonsten ersche<strong>in</strong>t me<strong>in</strong>e Gegenwart<br />
überflüssig.<br />
• Ich kann nur an Abenden o<strong>der</strong> an Wochenenden zu<br />
e<strong>in</strong>em Gespräch kommen, und dann ist die Schule fast<br />
immer geschlossen.<br />
• Ich b<strong>in</strong> alle<strong>in</strong>erziehend, und niemand hütet die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
zuhause <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Abwesenheit.<br />
• Ich will die höchstmögliche Ausbildung für me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />
und will nicht hören, dass weniger gut genug se<strong>in</strong> soll.<br />
Beide Seiten br<strong>in</strong>gen also ungeklärte Fragen und Unsicherheiten<br />
<strong>in</strong> das gefor<strong>der</strong>te partnerschaftliche Verhältnis<br />
e<strong>in</strong>. Soll e<strong>in</strong> solches jedoch tatsächlich gel<strong>in</strong>gen, braucht<br />
es neben <strong>der</strong> Reflexion <strong>der</strong> eigenen Haltung vor allem Begegnung<br />
und geme<strong>in</strong>same Erfahrungen. Derartige Erfahrungen,<br />
etwa bei <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Vorbereitung e<strong>in</strong>er<br />
Mahlzeit für das Schulfest, schaffen oft die Grundlagen,<br />
auf denen Austausch und Kommunikation über schulische<br />
Themen ermöglicht werden.<br />
1.2.<br />
Was s<strong>in</strong>d mögliche Zugangsbarrieren?<br />
Zugangsbarrieren können sich sowohl für die <strong>Eltern</strong> als<br />
auch für die Institutionen stellen. Barrieren werden seitens<br />
<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> bed<strong>in</strong>gt durch Biographie, Bildungsvoraussetzungen<br />
und Migrationsgeschichte, da aus diesem Faktorenbündel<br />
die jeweiligen Handlungsmöglichkeiten <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> resultieren.<br />
Seitens <strong>der</strong> Institutionen besteht das Problem dar<strong>in</strong>,<br />
dass ihre Konzepte und Angebote nicht alle <strong>Eltern</strong> erreichen.<br />
Interne Abläufe, Strukturen und implizite Normen<br />
e<strong>in</strong>er Institution können den Zugang zu den <strong>Eltern</strong> erschweren.<br />
Es gilt, beide Seiten gleichermaßen zu betrachten.<br />
1.2.1. Zugangsbarrieren auf Seiten <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong><br />
„Viele <strong>Eltern</strong> trauen sich e<strong>in</strong>fach nicht, zu den Lehrern<br />
h<strong>in</strong>zugehen. Die haben Angst und trauen sich nicht.“<br />
(<strong>Eltern</strong>lots<strong>in</strong>)<br />
Schulen erleben es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel als beson<strong>der</strong>s schwierig,<br />
<strong>Eltern</strong> zu erreichen, die als bildungsarm gelten und darüber<br />
h<strong>in</strong>aus Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben. Dabei ist die<br />
Heterogenität <strong>der</strong> Lebenslagen von <strong>Eltern</strong> oft unzureichend<br />
im Blick. Migrant/<strong>in</strong>neneltern unterscheiden sich<br />
hochgradig durch ihre Herkunftslän<strong>der</strong> und Faktoren wie<br />
Schicht, Religion, Ethnizität. Je nach Migrationsbiographie<br />
und ihren Ausgangspunkten (Anwerbung für den<br />
Arbeitsmarkt, Flucht und Asyl, Familienzusammenführung<br />
und Heirat, Spätaussiedlung) br<strong>in</strong>gen Familien<br />
unterschiedliche Erwartungen und Voraussetzungen für<br />
die Bildungsplanung und -begleitung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>mit</strong>.<br />
Dabei ist das Handeln <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> nicht nur vom eigenen<br />
Wünschen und Wollen bestimmt, son<strong>der</strong>n auch von den<br />
Handlungsmöglichkeiten, die sich aus <strong>der</strong> Sicherheit und<br />
Langfristigkeit von Aufenthaltsperspektiven ergeben. Entscheidungen<br />
für Bildung und Ausbildung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
bedürfen e<strong>in</strong>er längerfristigen Planung, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
dann schwer fällt, wenn die eigene Lebensperspektive<br />
durch e<strong>in</strong>en fehlenden Aufenthaltsstatus ungesichert<br />
ersche<strong>in</strong>t. Dies ist vor allem bei den Familien <strong>der</strong> Fall, die<br />
als Flüchtl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>en Status brauchen. Migration ist <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel <strong>in</strong> fast allen Fällen e<strong>in</strong> komplexes „Familienprojekt“,<br />
das über mehrere Generationen angelegt ist, <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>er Familie zu mehrfachen Wan<strong>der</strong>ungs- o<strong>der</strong> Pendelbewegungen<br />
zwischen E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung und Rückwan<strong>der</strong>ung<br />
führen kann und deshalb Verhalten und Entscheidungen<br />
über Bildung und Ausbildung <strong>mit</strong>bestimmt.<br />
Fast 80% <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen an den Stuttgarter Hauptund<br />
Werkrealschulen stammen aus Familien <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
Der Großteil <strong>der</strong> Migrant/<strong>in</strong>neneltern<br />
kommt aus den ehemaligen Anwerbelän<strong>der</strong>n Türkei,<br />
Griechenland, Italien, den Nachfolgestaaten des ehemaligen<br />
Jugoslawien o<strong>der</strong> wan<strong>der</strong>te als Aussiedler <strong>in</strong> die Bundesrepublik<br />
e<strong>in</strong>. Die Familien <strong>der</strong> spät zugewan<strong>der</strong>ten<br />
Jugendlichen an den Stuttgarter Schulen (20%) kommen<br />
aus 49 verschiedenen Län<strong>der</strong>n. Darunter s<strong>in</strong>d die Län<strong>der</strong><br />
Kosovo (ca. 13%), Türkei (12,5%), Bosnien-Herzegov<strong>in</strong>a<br />
(ca. 7%), Russland (ca. 6,5%), Kasachstan (6%), Portugal<br />
(6%), Italien (ca. 6%) und Irak (4%) am häufigsten vertreten.<br />
Da die meisten <strong>Eltern</strong> selbst zugewan<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d,<br />
wird <strong>in</strong> fast je<strong>der</strong> fünften Herkunftsfamilie aller Jugendlichen<br />
<strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zuhause ke<strong>in</strong> Deutsch<br />
4
KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />
gesprochen. Dieser Anteil erhöht sich bei den Familien, <strong>in</strong><br />
denen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu den Spätzuwan<strong>der</strong>ern gehören 3 .<br />
Für die Mehrheit <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>, die nicht als politische Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />
gezwungenermaßen <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>reisten, ist<br />
E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung verbunden <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Hoffnung, für sich und<br />
ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Verbesserung ihrer sozialen und wirtschaftlichen<br />
Lebenslage zu erzielen. Hohe Bildungsziele<br />
gehören dazu.<br />
„Die <strong>Eltern</strong> wollen, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> erfolgreich werden<br />
hier. Das ist es ja, deshalb s<strong>in</strong>d sie ja auch hier und nehmen<br />
viel <strong>in</strong> Kauf, lassen ihre Familie zurück. Sie s<strong>in</strong>d willig,<br />
dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> hier Chancen bekommen.“ (Mutter<br />
aus dem Senegal)<br />
<strong>Eltern</strong> gelten als die wichtigsten Berater ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong>. Jedoch macht es das deutsche<br />
Bildungs- und Ausbildungssystem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Komplexität<br />
Familien, die über wenig Bildungsh<strong>in</strong>tergrund verfügen,<br />
nicht leicht, ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> kompetent zu unterstützen. Für<br />
Zuwan<strong>der</strong>erfamilien <strong>der</strong> ersten Generation kann es durch<br />
den Wechsel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Gesellschaft schwer se<strong>in</strong>, den<br />
Wunsch für Bildung und Ausbildung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> praktisch<br />
umzusetzen:<br />
• Manchen <strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d das deutsche Bildungs- und<br />
Ausbildungssystem sowie die Erfor<strong>der</strong>nisse des Arbeitsmarktes<br />
fremd. Bildungs- und Ausbildungsentscheidungen<br />
beziehen sich oft auf die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Herkunftslän<strong>der</strong><br />
und die <strong>mit</strong>gebrachten Erfahrungen <strong>mit</strong><br />
Schule und Berufsausbildung werden auf die deutsche<br />
Situation übertragen.<br />
„Das Problem liegt im Verständnis vom System, weil <strong>in</strong><br />
vielen Entwicklungslän<strong>der</strong>n zum Beispiel die <strong>Eltern</strong> fast<br />
gar nichts <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Schule zu tun haben. Die Schule übernimmt<br />
e<strong>in</strong>fach alles. Die <strong>Eltern</strong> kontrollieren nicht mal<br />
Hausaufgaben. Es wird diese Mitarbeit bei den Hausaufgaben<br />
überhaupt nicht erwartet, und das verstehen viele<br />
hier nicht. Sie sagen, me<strong>in</strong>e <strong>Eltern</strong> haben <strong>mit</strong> mir auch nie<br />
Hausaufgaben gemacht, die sehen es nicht als ihre Aufgabe<br />
an. Und da muss man den <strong>Eltern</strong> klar machen, es ist<br />
e<strong>in</strong> Bildungsauftrag seitens <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>, dass sie gucken,<br />
was die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule machen.“ (Mutter aus dem<br />
Senegal)<br />
• Bei manchen <strong>Eltern</strong> bestehen zu große Unsicherheiten<br />
im Umgang <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Sprache, um sich gut verständigen<br />
zu können.<br />
„E<strong>in</strong> großes Problem hier ist die Sprache. Dass man hier<br />
me<strong>in</strong>t, wenn man nicht fließend deutsch spricht, ist man<br />
dumm.“ (Mutter aus Kamerun)<br />
• Durch den Migrationsprozess können bisher gültige Erziehungsleitbil<strong>der</strong><br />
und Erziehungskompetenzen an Geltung<br />
verlieren und <strong>mit</strong> neuen, <strong>in</strong> Deutschland geltenden<br />
Leitbil<strong>der</strong>n, Wertvorstellungen und da<strong>mit</strong> verbundenen<br />
Kompetenzen kollidieren. Manche <strong>Eltern</strong> müssen nach<br />
e<strong>in</strong>em neuen Gleichgewicht zwischen ihren eigenen<br />
Ansprüchen und Erwartungen und denen <strong>der</strong> hiesigen<br />
Gesellschaft suchen und s<strong>in</strong>d da<strong>mit</strong> alle<strong>in</strong>e überfor<strong>der</strong>t.<br />
• Soziale Netzwerke, die unter an<strong>der</strong>em Zugänge zu<br />
Bildungs- und Ausbildungse<strong>in</strong>richtungen eröffnen<br />
können, s<strong>in</strong>d nicht für alle <strong>Eltern</strong> gleichermaßen vorhanden.<br />
Oftmals s<strong>in</strong>d vorhandene Unterstützungsmöglichkeiten,<br />
Anlaufstellen und Ansprechpartner <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Kommune sowie kommunale E<strong>in</strong>richtungen im Bereich<br />
Bildung und Schule nicht bekannt und können deshalb<br />
nicht aufgesucht und genutzt werden.<br />
• Wenn sich ger<strong>in</strong>ges E<strong>in</strong>kommen und beengte Wohnverhältnisse<br />
addieren, entstehen familiäre Überfor<strong>der</strong>ungen<br />
und so können Erwartungen, die an <strong>Eltern</strong> aus den<br />
Schulen herangetragen werden (zum Beispiel e<strong>in</strong> ungestörter<br />
Platz für die Arbeit an den Hausaufgaben), nicht<br />
erfüllt werden. <strong>Eltern</strong> können so sehr <strong>mit</strong> <strong>der</strong> eigenen<br />
Lebensbewältigung beschäftigt se<strong>in</strong>, dass für die Unterstützung<br />
ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e Kraft mehr übrig bleibt.<br />
• Die aus dem Migrationsprozess stammenden Erfahrungen<br />
und Stärken werden <strong>in</strong> den Alltagsbegegnungen oft unzureichend<br />
wahrgenommen und geschätzt. Oft werden sie<br />
sogar verachtet. Darüber h<strong>in</strong>aus können Vorurteile o<strong>der</strong><br />
sogar Diskrim<strong>in</strong>ierung zu Verletzungen und e<strong>in</strong>em Verlust<br />
an Selbstvertrauen führen, was es <strong>Eltern</strong> zum e<strong>in</strong>en erschwert,<br />
ihre unterstützende Rolle gut e<strong>in</strong>zunehmen, und<br />
zum an<strong>der</strong>en dazu führt, dass sie sich auf Abstand halten.<br />
Aus Sicht <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> wird da<strong>mit</strong> die Haltung, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> ihnen<br />
seitens <strong>der</strong> Schule begegnet wird, vermutlich <strong>der</strong> zentrale<br />
Faktor, um sich angenommen und willkommen zu fühlen.<br />
3<br />
Vgl. ausführlicher den Bericht zur Basiserhebung <strong>der</strong> Stuttgarter Schulabsolventenstudie: Gaupp, N.; Pre<strong>in</strong> G. (2007). Stuttgarter Haupt- und<br />
För<strong>der</strong>schüler/<strong>in</strong>nen auf dem Weg von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> die Berufsausbildung. Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut, Landeshauptstadt Stuttgart.<br />
5
KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />
1.2.2. Zugangsbarrieren auf Seiten <strong>der</strong> Schule<br />
Häufig wissen die Lehrkräfte nur unzureichend über die<br />
Familiensituation Bescheid und können deshalb nicht<br />
ausreichend e<strong>in</strong>schätzen und würdigen, welchen E<strong>in</strong>satz<br />
<strong>Eltern</strong> für ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> zeigen.<br />
„Viele Lehrer behaupten, dass die <strong>Eltern</strong> ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> bei ihren<br />
Hausaufgaben nicht unterstützen. Was meist übersehen wird<br />
bzw. nicht gesehen werden kann, ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>.<br />
Wenn sie selber ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht unterstützen können, werden<br />
von Seiten <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> an<strong>der</strong>e Personen beauftragt. Dabei<br />
werden die K<strong>in</strong><strong>der</strong> auch <strong>in</strong> entfernte Orte gebracht bzw. die<br />
Personen werden abgeholt und wie<strong>der</strong> nach Hause gefahren.<br />
Als Dank werden Geschenke bzw. E<strong>in</strong>ladungen zum<br />
Essen erbracht. Dieser Aufwand kann von Seiten <strong>der</strong> Schule<br />
nicht gesehen und gewürdigt werden.“ (Familienhelfer<strong>in</strong>)<br />
Um <strong>Eltern</strong> kennenzulernen, ihre Möglichkeiten e<strong>in</strong>zuschätzen<br />
und sie zur <strong>Zusammenarbeit</strong> zu motivieren, bedarf es<br />
<strong>der</strong> Zeit für Kontaktaufbau und -pflege sowie <strong>der</strong> Investition<br />
<strong>in</strong> konzeptionelle Neuerungen. Dies verlangt seitens <strong>der</strong><br />
Schule an<strong>der</strong>e Vorbereitungen und Zeitstrukturen – beides<br />
Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, die für Lehrkräfte strukturell meist<br />
nicht gegeben s<strong>in</strong>d. Neue Konzepte und Vorgehensweisen<br />
werden dann <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als Mehrbelastung und nicht als<br />
Investition <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e längerfristige Entlastung gesehen.<br />
„Da gibt es natürlich noch viele an<strong>der</strong>e Wege, die auch<br />
für <strong>Eltern</strong> wichtig wären, aber wir ziehen da halt unser<br />
D<strong>in</strong>g durch. Wir haben auch e<strong>in</strong>en relativ klaren Zeittakt<br />
bei irgendwelchen Gesprächen im Normalfall, und dann<br />
geht es da sehr zielgerichtet zu.“ (Hauptschullehrer<strong>in</strong>)<br />
„Es wäre schon gut, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Mutter zu reden, aber sie<br />
kann ke<strong>in</strong> o<strong>der</strong> wenig Deutsch. Auf jeden Fall bräuchte<br />
man da e<strong>in</strong>e Übersetzer<strong>in</strong> und klar, das wäre natürlich<br />
schon e<strong>in</strong>e Möglichkeit. Aber schon <strong>der</strong> Aufwand zu<br />
gucken, ist die Mutter überhaupt bereit, erlaubt <strong>der</strong> Vater<br />
das, Übersetzung organisieren … Ja, das ist natürlich<br />
nochmal e<strong>in</strong> H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis für uns. Dann ist es natürlich <strong>der</strong><br />
schnellere Weg zu sagen, vor allem, wenn auch <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
Tochter o<strong>der</strong> <strong>mit</strong> dem K<strong>in</strong>d jetzt nichts Dramatisches ist,<br />
ja gut, ok, es läuft ja.“ (Hauptschullehrer<strong>in</strong>)<br />
Eigene Unsicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verständigung und mangeln<strong>der</strong><br />
Kontakt können auf Seiten <strong>der</strong> Lehrkräfte zu Fehl<strong>in</strong>terpretationen<br />
des Verhaltens <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> führen und zur<br />
Resignation, weil man sich ke<strong>in</strong>en Rat mehr weiß, was<br />
man noch tun kann, um auf Resonanz zu stoßen.<br />
„Dann ist <strong>der</strong> Term<strong>in</strong> geplatzt, und dann fragen die<br />
Lehrer auch nicht nochmal nach, was war denn, o<strong>der</strong> wir<br />
brauchen unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en neuen Term<strong>in</strong>. Dann sagen<br />
die Lehrer, so, den <strong>Eltern</strong> ist es egal, dann ist es mir auch<br />
egal, was <strong>mit</strong> dem K<strong>in</strong>d an <strong>der</strong> Schule passiert, und das<br />
werden die <strong>Eltern</strong> dann schon sehen beim nächsten<br />
Zeugnis.“ (Schulsozialarbeiter)<br />
E<strong>in</strong> erschweren<strong>der</strong> Faktor ist zudem die fehlende kulturelle<br />
Vielfalt im Lehrerkollegium, die Brücken zwischen<br />
Lehrer/<strong>in</strong>nen und <strong>Eltern</strong> bauen kann.<br />
„Ich würde mir viel mehr Kollegen und Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>mit</strong><br />
Migrationserfahrung wünschen, denn das eröffnet ganz<br />
neue Wege.“ (Türkischstämmige BVJ-Lehrer<strong>in</strong>)<br />
„Man kann viel bewirken, wenn man will. Mehr Arbeit ist<br />
es halt immer. Aber sobald man wirklich auf die <strong>Eltern</strong> zugeht,<br />
werde ich hier entlastet. Das ist das, was die Kollegen<br />
nicht verstehen. Also ich entlaste mich, <strong>in</strong>dem ich mir Partner<br />
zulege. Absolut.“ (Türkischstämmige BVJ-Lehrer<strong>in</strong>)<br />
Häufig scheuen Lehrkräfte auch dann den Kontakt,<br />
wenn sie wissen, dass die <strong>Eltern</strong> ihrer Schüler/<strong>in</strong>nen ke<strong>in</strong><br />
Deutsch sprechen und sie selbst <strong>der</strong> Herkunftssprache <strong>der</strong><br />
<strong>Eltern</strong> auch nicht mächtig s<strong>in</strong>d. Verständigung wird dann<br />
als beson<strong>der</strong>s aufwendig erlebt, wenn schriftliche Materialien<br />
<strong>in</strong> die jeweiligen Herkunftssprachen übersetzt werden<br />
müssen und man bei <strong>Eltern</strong>veranstaltungen o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />
<strong>Eltern</strong>gesprächen für Übersetzungen sorgen soll. Der kürzere<br />
Weg ist dann <strong>der</strong> Verzicht auf den Kontakt, soweit er<br />
nicht dr<strong>in</strong>glich erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />
Praxistipp: Migranten machen Schule<br />
Die Stabsabteilung für Integrationspolitik <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />
Stuttgart hat e<strong>in</strong>e Beispielsammlung herausgegeben:<br />
„Migranten machen Schule! Schule gestalten:<br />
Vielfalt nutzen! Die schulpraktische Bedeutung <strong>der</strong> spezifischen<br />
Ressourcen von Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern <strong>mit</strong><br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund“. Neben allgeme<strong>in</strong>en Aufsätzen<br />
zur Rolle und Professionalisierung von Lehrkräften <strong>mit</strong><br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund f<strong>in</strong>den sich hier auch konkrete<br />
Beschreibungen von Unterrichtse<strong>in</strong>heiten, <strong>in</strong> denen<br />
Aspekte von Migration und Diversität aufgegriffen werden.<br />
Die Beispielsammlung kann bezogen werden über:<br />
marita.sommer@stuttgart.de.<br />
6
KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />
1.3.<br />
Was erleichtert den Zugang zu <strong>Eltern</strong>?<br />
Der Aufbau und die Pflege e<strong>in</strong>es vertrauensvollen <strong>Eltern</strong>kontaktes<br />
von <strong>der</strong> Grundschule bis zum Schulabschluss<br />
<strong>mit</strong> Hilfe und Unterstützung von (muttersprachlichen)<br />
Schlüsselpersonen helfen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel, e<strong>in</strong>en leichteren<br />
Zugang zu den <strong>Eltern</strong> zu gew<strong>in</strong>nen 4 .<br />
1.3.1. Kontaktaufnahme<br />
E<strong>in</strong>e frühzeitige und regelmäßige E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong><br />
ab <strong>der</strong> ersten Klasse schafft e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Arbeitsgrundlage,<br />
auf die im Schulalltag immer wie<strong>der</strong> zurückgegriffen<br />
werden kann. Meist br<strong>in</strong>gen <strong>Eltern</strong> sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Grundschule mehr e<strong>in</strong> als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptschule. Der Kontakt<br />
bricht <strong>mit</strong> dem Übergang <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen zur<br />
Hauptschule oft ab und <strong>der</strong> Grund für den Bruch ist nicht<br />
immer deutlich. Um die Übergänge gut zu gestalten,<br />
kann darum zum Beispiel das Ende <strong>der</strong> vierten Klasse<br />
genutzt werden, um <strong>Eltern</strong> auf e<strong>in</strong>e Auftaktveranstaltung<br />
zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> fünften Klasse zu verweisen und E<strong>in</strong>ladungen<br />
dafür <strong>mit</strong>zugeben. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d Schulanmeldungstage<br />
e<strong>in</strong>e gute Gelegenheit, um erste Kontakte <strong>mit</strong><br />
<strong>Eltern</strong> zu knüpfen. Zum Beispiel kann sich e<strong>in</strong>e Hauptschule<br />
e<strong>in</strong>e neue Form für den E<strong>in</strong>schulungstag für die<br />
Fünftklässler/<strong>in</strong>nen überlegen und dafür <strong>Eltern</strong> <strong>der</strong> höheren<br />
Jahrgänge <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den, die an kle<strong>in</strong>en Infotischen,<br />
die muttersprachlich ausgerichtet se<strong>in</strong> können, für Fragen<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Wichtig ist, darüber nachzudenken, zu welchem Anlass<br />
und <strong>in</strong> welcher Form Kontakt aufgenommen wird. Lehrer/<strong>in</strong>nen<br />
berichten immer wie<strong>der</strong> von dem Zeitdruck,<br />
unter dem sie stehen, und davon, dass sie erst dann auf<br />
<strong>Eltern</strong> zugehen, wenn konkrete Konfliktanlässe vorliegen.<br />
Die Atmosphäre solcher <strong>Eltern</strong>gespräche sei dann meist<br />
recht angespannt. Die Kontaktaufnahme ist wesentlich<br />
e<strong>in</strong>facher, wenn das Erstgespräch nicht <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Konflikt<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Klärung e<strong>in</strong>es problematischen Verhaltens<br />
des K<strong>in</strong>des e<strong>in</strong>hergeht. För<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d deshalb alle Aktivitäten,<br />
die e<strong>in</strong>en persönlichen, ungezwungenen Bezug zu<br />
den <strong>Eltern</strong> herstellen. Wenn sowohl <strong>in</strong>formelle als auch<br />
formelle Begegnungen von <strong>Eltern</strong> und Lehrer/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Schule, auf dem Schulhof o<strong>der</strong> im Stadtteil zu e<strong>in</strong>em kurzen<br />
Gespräch genutzt werden, <strong>in</strong> dem man sich zum Beispiel<br />
nach <strong>der</strong> Familie erkundigt o<strong>der</strong> Informationen weitergibt,<br />
die für Mütter und Väter <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong> können,<br />
schafft man die Grundlage für e<strong>in</strong>e Beziehung, die über<br />
Formalitäten o<strong>der</strong> das Besprechen von Konflikten h<strong>in</strong>ausgeht.<br />
„Also von daher die <strong>Eltern</strong> auch mal positiv bestärken.<br />
Nicht immer sagen Ihr Sohn, Ihre Tochter hat dies<br />
gemacht, kann dies nicht. Nicht immer nur bei negativen<br />
Sachen anrufen. Natürlich kommen dann die <strong>Eltern</strong> nicht<br />
<strong>in</strong> die Schule. Aber wenn ich sagen kann, Ihre Tochter hat<br />
jetzt am Schulfest das und das gemacht, hat <strong>mit</strong> mir e<strong>in</strong><br />
Schülercafé renoviert o<strong>der</strong> hat für die Schule Kontakte<br />
zu was weiß ich was geschaffen, dann bewegt sich die<br />
Schule <strong>in</strong> Richtung <strong>Eltern</strong>.” (BVJ-Lehrer<strong>in</strong> türkischer<br />
Herkunft)<br />
„Dass sie sich e<strong>in</strong>fach willkommener und wohler fühlen<br />
und dann auch selbstverständlicher zu <strong>Eltern</strong>abenden<br />
und zu <strong>Eltern</strong>gesprächen gehen. Das ist <strong>der</strong> erste Schritt,<br />
dass sie e<strong>in</strong>fach über die persönlichen Kontakte merken,<br />
das ist die Schule me<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des und unsere Schule und<br />
da wollen wir uns ja eben auch dran beteiligen.“ (Schulsozialarbeiter)<br />
1.3.2. Persönlichen Bezug aufbauen<br />
E<strong>in</strong>e vertrauensvolle persönliche Beziehung ist für <strong>Eltern</strong><br />
<strong>der</strong> Schlüssel zur Akzeptanz von schulischen Unterstützungsangeboten<br />
wie Schulsozialarbeit, Hausaufgabenbetreuung<br />
o<strong>der</strong> Patenmodellen. Wenn <strong>Eltern</strong> diesen am<br />
Anfang vielleicht skeptisch bis misstrauisch gegenüberstehen,<br />
können dah<strong>in</strong>ter Alltagserfahrungen stehen, <strong>in</strong> denen<br />
Hilfe und Unterstützung <strong>in</strong> schwierigen Lebenslagen vorwiegend<br />
über <strong>in</strong>formelle private Netzwerke realisiert werden<br />
und nicht – wie es Berufskräften selbstverständlich<br />
ersche<strong>in</strong>t – über <strong>in</strong>stitutionalisierte Hilfeangebote. <strong>Eltern</strong><br />
verfügen da<strong>mit</strong> häufig nicht über die <strong>in</strong>dividuelle o<strong>der</strong><br />
auch kollektive Erfahrung, schnell Vertrauen zu e<strong>in</strong>er<br />
unbekannten professionellen Person aufzubauen, son<strong>der</strong>n<br />
brauchen e<strong>in</strong>e gute Beziehung als Vertrauensgrundlage.<br />
Man könnte diese Haltung auf den Nenner br<strong>in</strong>gen:<br />
Wer mich nicht (ganzheitlich) kennt, kann mir nicht helfen.<br />
Deshalb können Personen, die e<strong>in</strong>er Familie vertraut s<strong>in</strong>d<br />
4<br />
Vgl. ausführlicher Altan, M.; Foitzik, A.; Goltz, J. (2009, S. 20ff.).<br />
7
KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />
und konkrete Dienstleistungen anbieten, viel schneller<br />
akzeptiert werden. Personen h<strong>in</strong>gegen, die (professionell)<br />
distanziert wirken und viele Fragen stellen, können als<br />
kontrollierend erlebt werden, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Folge, dass Unterstützungsleistungen<br />
nicht <strong>in</strong> Anspruch genommen werden.<br />
Lehrkräfte können <strong>in</strong> ihrem Arbeitsfeld hier an ihre Grenzen<br />
stoßen, weil sie <strong>in</strong>tensive Beziehungsarbeit zeitlich<br />
nicht leisten können. E<strong>in</strong>e Möglichkeit, dieses Dilemma<br />
aufzubrechen, besteht dar<strong>in</strong>, <strong>mit</strong> Personen zu kooperieren,<br />
die sich dem vertrauensvollen Beziehungsaufbau widmen<br />
wollen und dies auch gut können: (muttersprachliche)<br />
Schlüsselpersonen, <strong>Eltern</strong>lots/<strong>in</strong>nen, Multiplikator/<strong>in</strong>nen.<br />
1.3.3. E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von (muttersprachlichen)<br />
Schlüsselpersonen<br />
(Muttersprachliche) Schlüsselpersonen können für <strong>Eltern</strong><br />
e<strong>in</strong>e große Bandbreite an Themen <strong>in</strong> vielfältiger Form<br />
erschließen und sie dar<strong>in</strong> unterstützen, ihre Fragen und<br />
Anliegen zu formulieren. Insofern ist es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>arbeit<br />
s<strong>in</strong>nvoll, engagierte <strong>Eltern</strong> als Schlüsselpersonen zu qualifizieren<br />
und e<strong>in</strong>zusetzen. Dazu gehören Mütter und<br />
Väter, Vertreter/<strong>in</strong>nen aus Vere<strong>in</strong>en, aktive Menschen aus<br />
dem Geme<strong>in</strong>wesen o<strong>der</strong> Professionelle aus an<strong>der</strong>en<br />
sozialen Zusammenhängen. Wenn Schlüsselpersonen um<br />
<strong>Zusammenarbeit</strong> gebeten werden, fühlen sie sich <strong>in</strong> ihren<br />
Kompetenzen wertgeschätzt und freuen sich, an<strong>der</strong>e<br />
<strong>Eltern</strong> unterstützen zu können. Insbeson<strong>der</strong>e für zugewan<strong>der</strong>te<br />
<strong>Eltern</strong> können Schlüsselpersonen <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
zum Türöffner werden.<br />
„Wir selber s<strong>in</strong>d alle Migranten [...] und ich weiß, wie die<br />
Migranten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fremden Land sich fühlen. Das ist bei<br />
<strong>der</strong> Geschichte sehr wichtig, dass sie nicht nur als <strong>Eltern</strong><br />
gesehen werden, son<strong>der</strong>n auch als Migranten.“ (<strong>Eltern</strong>lotse)<br />
„Sobald ich rede, merken die <strong>Eltern</strong>, dass ich ke<strong>in</strong>e Deutsche<br />
b<strong>in</strong> und sie entspannen sich sofort. (…) Migranteneltern<br />
haben wenig Kontakt zu Lehrern. Weil sie erstens<br />
vielleicht nicht Deutsch können, zweitens sich e<strong>in</strong>fach<br />
fremd fühlen und vielleicht Angst haben, h<strong>in</strong>zugehen.<br />
Aber den Bedarf haben sie trotzdem.“ (<strong>Eltern</strong>lots<strong>in</strong>)<br />
Schlüsselpersonen sollten von Lehrkräften und Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
als Partner <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> gesehen<br />
und deshalb nicht funktionalisiert werden, z.B. zum Erreichen<br />
schwieriger <strong>Eltern</strong> o<strong>der</strong> Befrieden von Konflikten.<br />
Dafür ist es wichtig, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen<br />
und dafür die nötigen Voraussetzungen zu schaffen:<br />
• Schlüsselpersonen sollten reale Gestaltungs- und<br />
Partizipationsmöglichkeiten haben.<br />
• Schlüsselpersonen sollten qualifiziert und begleitet<br />
werden.<br />
• Schlüsselpersonen sollten nach Möglichkeit f<strong>in</strong>anziell<br />
entschädigt werden.<br />
1.3.4. Kooperation <strong>mit</strong> Migrantenorganisationen<br />
E<strong>in</strong> weiterer Schritt für Schulen kann die gezielte Kooperation<br />
<strong>mit</strong> Migrantenorganisationen se<strong>in</strong>, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Bildungsarbeit engagieren wollen o<strong>der</strong> es bereits tun.<br />
Verschiedene Formen s<strong>in</strong>d dabei denkbar:<br />
• Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen können ihre<br />
Schule <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>en vorstellen. Dabei lernen sie vielleicht<br />
auch <strong>Eltern</strong> kennen, die möglicherweise an den<br />
Angeboten <strong>der</strong> Schule teilnehmen wollen, und denen<br />
so die Kontaktaufnahme erleichtert wird.<br />
• In den Räumen von Migrantenorganisationen können<br />
spezielle Angebote für <strong>Eltern</strong> stattf<strong>in</strong>den, zum Beispiel<br />
Informationsveranstaltungen zum Übergang Schule –<br />
Beruf und Fortbildungen <strong>mit</strong> externen Referent/<strong>in</strong>nen<br />
o<strong>der</strong> Kursreihen.<br />
• Mitglie<strong>der</strong> von Migrantenorganisationen können sich<br />
als Schlüsselpersonen für die <strong>Zusammenarbeit</strong> von<br />
Schulen und <strong>Eltern</strong> engagieren.<br />
• Mit Migrantenorganisationen können Schulen konkrete<br />
Projekte geme<strong>in</strong>sam entwickeln und umsetzen.<br />
• Im Dialog <strong>mit</strong> Migrantenorganisationen kann deutlich<br />
werden, <strong>in</strong> welcher Richtung es e<strong>in</strong>en Bedarf für die<br />
Weiterentwicklung <strong>der</strong> eigenen Arbeit gibt.<br />
Wesentliche Voraussetzungen für gel<strong>in</strong>gende <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
s<strong>in</strong>d Engagement, Zeitressourcen und Flexibilität.<br />
Der Kooperationsaufbau <strong>mit</strong> Migrantenvere<strong>in</strong>en kann<br />
sehr zeitaufwendig se<strong>in</strong>, da durch die Ehrenamtsstruktur<br />
<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur die <strong>Zusammenarbeit</strong> am<br />
Abend o<strong>der</strong> am Wochenende möglich ist. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
braucht es die Bereitschaft, sich auf neue Abstimmungs-<br />
8
KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />
prozesse e<strong>in</strong>zulassen und offen auf kritische Fragen <strong>der</strong><br />
Gesprächspartner e<strong>in</strong>zugehen. Praxiserfahrungen zeigen,<br />
dass sich die Mühe lohnt.<br />
Praxistipp: Moqa Stuttgart<br />
Im Projekt Moqa (Motivieren, Qualifizieren, Aktivieren)<br />
<strong>der</strong> Türkischen Geme<strong>in</strong>de Baden-Württemberg e.V. werden<br />
<strong>Eltern</strong> türkischsprachiger Herkunft durch Bildungssem<strong>in</strong>are<br />
<strong>in</strong> ihrer Erziehungskompetenz gestärkt und<br />
befähigt, sich an <strong>Eltern</strong>- und Schulgremien zu beteiligen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus schult Moqa so genannte Bildungsbotschafter/<strong>in</strong>nen,<br />
die e<strong>in</strong>e Brückenfunktion zwischen<br />
Schule und <strong>Eltern</strong>haus e<strong>in</strong>nehmen sollen und über die<br />
Beratung h<strong>in</strong>aus auch Fortbildungsveranstaltungen für<br />
<strong>Eltern</strong> durchführen können.<br />
Nähere Informationen: www.moqa-tgd.de<br />
Kontaktperson: Mehmet Havlaci<br />
E-Mail: Mehmet.Havlaci@tgd.de<br />
Praxistipp: Run<strong>der</strong> Tisch „<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>Eltern</strong> im Vere<strong>in</strong>“<br />
Der Stuttgarter Runde Tisch „<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>Eltern</strong> im Vere<strong>in</strong>“, organisiert durch das Forum <strong>der</strong> Kulturen<br />
Stuttgart e.V., will Migrantenvere<strong>in</strong>e dabei unterstützen,<br />
<strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> Bildungsfragen aktiv zur Seite zu stehen.<br />
Im Rahmen des Runden Tisches gibt es fachliche<br />
Inputs durch Experten zum Thema Bildung und Ausbildung<br />
und die Möglichkeit zum Austausch. E<strong>in</strong> Ergebnis<br />
des Runden Tisches ist e<strong>in</strong> Wegweiser für Migrantenvere<strong>in</strong>e<br />
und -eltern <strong>mit</strong> dem Titel „Wo f<strong>in</strong>de ich Hilfe für<br />
die Erziehung & Bildung me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>?“, <strong>in</strong> dem wichtige<br />
Adressen und Informationen zu den Themen Erziehung<br />
und Bildung zusammengetragen s<strong>in</strong>d.<br />
Hrsg. Forum <strong>der</strong> Kulturen Stuttgart, e.V.<br />
Kontaktperson: Sara Alterio<br />
E-Mail: sara.alterio@forum-<strong>der</strong>-kulturen.de<br />
1.3.5. Organisation von Verständigung<br />
E<strong>in</strong> Schlüsselprozess <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>arbeit ist die geme<strong>in</strong>same<br />
Verständigung und <strong>in</strong> diese sollte auf verschiedenen<br />
Ebenen <strong>in</strong>vestiert werden:<br />
• Die Art und Weise, wie Inhalte methodisch präsentiert<br />
werden.<br />
• Die Form, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kommuniziert wird.<br />
• Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, unter denen Kommunikation<br />
stattf<strong>in</strong>det.<br />
• Die Entscheidung für die Nutzung von Deutsch o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Herkunftssprache als geme<strong>in</strong>same Verständigungssprache<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong>.<br />
Angesichts des hohen Anteils von Familien <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />
<strong>in</strong> den Haupt- und Werkrealschulen erweist sich<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Umgang <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Herkunftssprachen<br />
für die Schulen als große Herausfor<strong>der</strong>ung. In <strong>der</strong><br />
Kommunikation <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> ist darum wichtig zu klären:<br />
• wie Schule und Lehrkräfte e<strong>in</strong>e Anerkennung von<br />
Herkunftssprachen signalisieren können,<br />
• wie <strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>gesprächen o<strong>der</strong> auf <strong>Eltern</strong>abenden für<br />
<strong>Eltern</strong> <strong>der</strong> Stress, sich <strong>in</strong> Deutsch nicht gut ausdrücken<br />
zu können, reduziert werden kann.<br />
(Sprachliche) Vielfalt sichtbar machen<br />
Auf symbolischer Ebene kann (sprachliche) Vielfalt schon<br />
durch kle<strong>in</strong>e Aktionen sichtbar gemacht werden, wie z.B.:<br />
• e<strong>in</strong> mehrsprachiges Türschild,<br />
• Symbole auf e<strong>in</strong>em <strong>Eltern</strong>brief o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>ladungsschreiben,<br />
• mehrsprachige Begrüßungsworte bei Veranstaltungen,<br />
• e<strong>in</strong>e Begrüßungspostkarte <strong>mit</strong> den wichtigsten, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Schule vertretenen Herkunftsnationalitäten <strong>in</strong> Form <strong>der</strong><br />
Nationalflaggen, jeweils ergänzt durch e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die<br />
Landessprachen übersetztes „Herzlich Willkommen“,<br />
• e<strong>in</strong> Plakat <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em „Herzlich Willkommen“ <strong>in</strong> allen<br />
vertretenen Sprachen,<br />
• Landkarten <strong>mit</strong> den Herkunftsnationen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />
9
KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />
Solche Symbole können kle<strong>in</strong>e Willkommensgesten se<strong>in</strong><br />
und den <strong>Eltern</strong> signalisieren, dass sie <strong>in</strong> ihrer Verschiedenheit<br />
wahrgenommen und begrüßt werden.<br />
Standards für Übersetzungen und E<strong>in</strong>satz von<br />
Sprach<strong>mit</strong>tler/<strong>in</strong>nen<br />
Hilfreich ist, wenn Schulen und soziale E<strong>in</strong>richtungen<br />
Standards für Übersetzungssituationen feststellen, um <strong>in</strong><br />
wichtigen Situationen o<strong>der</strong> Veranstaltungen nicht immer<br />
improvisieren zu müssen zum Nachteil <strong>der</strong> Familien <strong>mit</strong><br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
„Ich war auf e<strong>in</strong>em <strong>Eltern</strong>abend, da war e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
Junge, <strong>der</strong> war neun o<strong>der</strong> zehn Jahre alt, und <strong>der</strong> musste<br />
dolmetschen abends um 22.00 Uhr. Das kann ja nicht<br />
se<strong>in</strong>. Es wäre dann angebracht, dass man sagt, ok, wir<br />
haben Leute, die sprechen englisch, türkisch, deutsch<br />
und können da <strong>mit</strong> re<strong>in</strong>, denn die können übersetzen.<br />
Das wäre schon e<strong>in</strong>e große Hilfe.“ (<strong>Eltern</strong>lots<strong>in</strong>)<br />
Auch wenn es sicherlich nicht möglich ist, für jede Kommunikationssituation<br />
bezahlte qualifizierte Übersetzer/<br />
<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong>zuzuziehen, sollte dennoch def<strong>in</strong>iert werden, wer<br />
was übersetzen kann und soll und welche Situationen<br />
unabd<strong>in</strong>gbar e<strong>in</strong>er professionellen Sprach<strong>mit</strong>tlung bedürfen.<br />
Dabei ist darauf zu achten, dass gerade im schulischen<br />
und sozialen Bereich e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> wörtliche Übersetzung<br />
oft nicht ausreicht. Sprach<strong>mit</strong>tler/<strong>in</strong>nen, die sowohl<br />
die Denkweisen <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong>schätzen können, als auch<br />
die Abläufe, „Spielregeln“ und Konzeptionen <strong>der</strong> Institution<br />
Schule kennen, können e<strong>in</strong>e unterstützende Rolle<br />
e<strong>in</strong>nehmen, die über die des Dolmetschers h<strong>in</strong>ausgeht:<br />
„Es ist schon e<strong>in</strong> Mentalitätsunterschied, ob ich jetzt als<br />
Deutsche <strong>mit</strong> <strong>der</strong> italienischen Mutter rede, o<strong>der</strong> ob die<br />
italienische Übersetzer<strong>in</strong> nochmal dah<strong>in</strong>ter o<strong>der</strong> dazwischen<br />
steht, die uns dann auch sagen kann, ja, im italienischen<br />
Schulsystem o<strong>der</strong> bei den Italienern ist das so<br />
und so. Dann wird auch viel mehr Verständnis bei uns<br />
geweckt, und das ist wirklich e<strong>in</strong>e Bereicherung für beide<br />
Seiten.“ (Hauptschullehrer<strong>in</strong>)<br />
Werden Schlüsselpersonen für solche Tätigkeiten e<strong>in</strong>gesetzt,<br />
muss genau überlegt werden, was ihr Aufgabenprofil<br />
ist und welche Form <strong>der</strong> Begleitung sie seitens <strong>der</strong><br />
Schule brauchen. Auch hier gilt es Standards zu entwickeln,<br />
die die Frage <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>schließen.<br />
1.3.6. <strong>Eltern</strong> stärken und beteiligen<br />
Stärken stehen im Vor<strong>der</strong>grund<br />
Entscheidend für e<strong>in</strong>e <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> auf<br />
Augenhöhe ist die Haltung, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Lehrkräfte auf <strong>Eltern</strong><br />
zugehen, denn die eigene Grundhaltung ver<strong>mit</strong>telt <strong>in</strong>nere<br />
Überzeugungen. Wenn <strong>Eltern</strong> als Expert/<strong>in</strong>nen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
gesehen werden, die an manchen Stellen Orientierungswissen<br />
brauchen, um die für sie richtigen Entscheidungen<br />
treffen zu können, verläuft e<strong>in</strong> Gespräch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel an<strong>der</strong>s, als wenn von fehlenden Kompetenzen und<br />
Defiziten ausgegangen wird, die es auszugleichen gilt.<br />
E<strong>in</strong>e Haltung, die den Blick auf die Stärken und Kompetenzen<br />
<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> und ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> richtet, schafft nicht<br />
nur die Grundlage für e<strong>in</strong>en vertrauensvollen, konstruktiven<br />
Dialog, son<strong>der</strong>n bestimmt auch die Art und Weise,<br />
wie E<strong>in</strong>ladungen und Angebote konzipiert und umgesetzt<br />
werden.<br />
<strong>Eltern</strong> bestimmen ihre Themen selbst<br />
<strong>Eltern</strong> brauchen Räume, offene Orte <strong>der</strong> Begegnung und<br />
des Dialogs, um ihre eigenen Themen zu entdecken und<br />
dann bestimmen zu können, <strong>in</strong> welcher Weise sie diese<br />
bearbeiten wollen. Dafür s<strong>in</strong>d auf Seiten <strong>der</strong> Lehrer/<strong>in</strong>nen<br />
e<strong>in</strong>e aufmerksame Grundhaltung und Achtsamkeit<br />
gefragt. Es gilt, tatsächlich zuzuhören, was <strong>Eltern</strong> bewegt,<br />
und nicht von vornhere<strong>in</strong> zu def<strong>in</strong>ieren, was <strong>Eltern</strong><br />
zu <strong>in</strong>teressieren hat o<strong>der</strong> sie auf klassische Anliegen wie<br />
die Bestückung des Essensbuffets bei Festen o<strong>der</strong> die<br />
Regelung <strong>der</strong> Fahrdienste zu reduzieren. Erst dann können<br />
Veranstaltungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er den <strong>Eltern</strong> entsprechenden<br />
Form <strong>mit</strong> den für sie relevanten Inhalten geplant und<br />
umgesetzt werden.<br />
➔ E<strong>in</strong> Fallbeispiel:<br />
E<strong>in</strong>e Schulsozialarbeiter<strong>in</strong> versucht an e<strong>in</strong>er Hauptschule<br />
geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> Lehrer/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en <strong>Eltern</strong>stammtisch zu<br />
<strong>in</strong>itiieren. Sie entwickeln e<strong>in</strong>e Veranstaltungsreihe zu den<br />
Themen Gen<strong>der</strong>, selbstverletzendes Verhalten und Medien<br />
und hoffen, dass daraus e<strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>stammtisch entstehen<br />
würde. Die Idee geht nur bed<strong>in</strong>gt auf: Die Veranstaltungen<br />
werden zunehmend schlechter besucht, <strong>der</strong> Stammtisch<br />
kommt nicht zustande. Die Idee, die aus e<strong>in</strong>em gut<br />
geme<strong>in</strong>ten Interesse <strong>der</strong> Pädagog/<strong>in</strong>nen entstanden war,<br />
geht offensichtlich an den Interessen, Bedürfnissen und<br />
Fragestellungen <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> weitgehend vorbei.<br />
Empowerment<br />
Empowerment bedeutet, die Ressourcen und Potenziale<br />
von Menschen für die Bewältigung des Alltags zu stärken<br />
10
KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />
und da<strong>mit</strong> die Selbstbestimmung über die eigenen Lebensumstände<br />
zu beför<strong>der</strong>n. Empowerment zielt nicht nur auf<br />
Selbstbildung, son<strong>der</strong>n auch auf die solidarische Vernetzung<br />
und da<strong>mit</strong> auf die Stärkung von Menschen, sich <strong>in</strong> sozialen<br />
und politischen Prozessen zu engagieren. Das können für<br />
Migranteneltern zum Beispiel Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em herkunftshomogenen<br />
Sett<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>, wie zum Beispiel e<strong>in</strong> russischer<br />
<strong>Eltern</strong>treff o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Café an <strong>der</strong> Schule für türkischstämmige<br />
Mütter. Das kann für (arbeitslose) <strong>Eltern</strong> die Möglichkeit<br />
se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fortbildung, eventuell zusammen <strong>mit</strong> ihren<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, das Schreiben von Bewerbungen e<strong>in</strong>zuüben. Auch<br />
die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> Vere<strong>in</strong>en und Initiativen, <strong>in</strong> denen<br />
<strong>Eltern</strong> sich engagieren können, hat hier e<strong>in</strong>e wichtige Funktion.<br />
Die Chance e<strong>in</strong>es solchen Vorgehens liegt dar<strong>in</strong>, dass<br />
<strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> Gleichges<strong>in</strong>nten (und <strong>in</strong> ihrer Sprache) <strong>in</strong> Austausch<br />
kommen, ihre Erfahrungen reflektieren und ihre<br />
Fähigkeiten und Stärken neu entdecken können. Dies kann<br />
e<strong>in</strong> wichtiger Schritt zur Teilnahme an <strong>der</strong> Gesellschaft se<strong>in</strong>.<br />
Nachdem <strong>in</strong> den bisherigen Ausführungen sowohl för<strong>der</strong>liche<br />
als auch hemmende Bed<strong>in</strong>gungen für die <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> beschrieben wurden, werden im<br />
Folgenden konkrete Vorschläge und Planungshilfen an<br />
die Hand gegeben, <strong>mit</strong> denen die Kooperation entwickelt<br />
und gestaltet werden kann.<br />
1.4.<br />
Allgeme<strong>in</strong>e Planungshilfen für Angebote<br />
und Veranstaltungen<br />
1.4.1. An wen sollen sich die Angebote richten?<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Planung von Angeboten steht die Klärung<br />
<strong>der</strong> Frage, an wen sich welche Angebote richten sollen.<br />
Die folgenden Fragen können dabei e<strong>in</strong>e Rolle spielen:<br />
• Wer hat welchen Bedarf?<br />
• Wie kann dieser befriedigt werden?<br />
• Sollen Angebote entwickelt werden, die sich generell an<br />
alle <strong>Eltern</strong> richten, o<strong>der</strong> soll es spezielle Angebote für Väter,<br />
für Mütter, Alle<strong>in</strong>erziehende, Migranteneltern etc. geben?<br />
• Was ist die Zielrichtung <strong>der</strong> Angebote? (Möglichkeiten<br />
s<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>schaftlicher Austausch, gegenseitiges Kennenlernen,<br />
die Arbeit an verb<strong>in</strong>denden Themen, Selbststärkung<br />
und Empowerment.)<br />
Auf diese Fragen gibt es ke<strong>in</strong>e verallgeme<strong>in</strong>erbaren Antworten<br />
– sie müssen je nach Kontext und <strong>mit</strong> Blick auf<br />
die Wünsche und Bedarfe <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> entschieden und<br />
gestaltet werden 5 .<br />
1.4.2. Was können hilfreiche Angebote se<strong>in</strong>?<br />
Treffpunktmöglichkeiten<br />
<strong>Eltern</strong> sollte die Möglichkeit eröffnet werden, sich ohne<br />
beson<strong>der</strong>e E<strong>in</strong>ladung an <strong>der</strong> Schule aufhalten und treffen<br />
zu können. Mögliche Formen s<strong>in</strong>d beispielsweise Schulcafés,<br />
Frühstückstreffs o<strong>der</strong> Stammtische. Für Migrantenfamilien<br />
kann e<strong>in</strong> muttersprachlicher <strong>in</strong>formeller Treffpunkt<br />
an <strong>der</strong> Schule e<strong>in</strong> Türöffner für Beteiligung se<strong>in</strong>.<br />
Wichtig ist, Ansprechpersonen zu benennen, die als Gastgeber/<strong>in</strong>nen<br />
auftreten, für e<strong>in</strong>e angenehme Atmosphäre<br />
sorgen und die Anwesenden an Personen und zu Aktivitäten<br />
weiterverweisen können.<br />
Komb<strong>in</strong>ierte Sprachangebote<br />
Deutschkurse o<strong>der</strong> Alphabetisierungskurse an den Schulen<br />
können <strong>Eltern</strong> den Zugang zur Schule erleichtern.<br />
Wenn <strong>Eltern</strong> die Möglichkeit geboten wird, am gleichen<br />
Ort wie ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu lernen, erhalten sie E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das<br />
schulische Leben. Hilfreich ist, <strong>mit</strong> Kolleg/<strong>in</strong>nen aus dem<br />
Lehrerkollegium, den Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen und<br />
Schlüsselpersonen nachzudenken, wie <strong>Eltern</strong> Lernmöglichkeiten<br />
an <strong>der</strong> Schule s<strong>in</strong>nvoll eröffnet werden können.<br />
Denkbar wäre dies zum Beispiel:<br />
• durch die Komb<strong>in</strong>ation von För<strong>der</strong>unterricht <strong>mit</strong> Zeitfenstern<br />
für die Teilnahme von <strong>Eltern</strong> am Sprachlernen,<br />
• durch Kochkurse für Mütter <strong>in</strong> Verknüpfung <strong>mit</strong><br />
Sprachlernen,<br />
• durch Deutschkurse, die von Ehrenamtlichen angeboten<br />
werden,<br />
5<br />
Vgl. ausführlicher Altan, M.; Foitzik, A.; Goltz, J. (2009, S.66 ff.).<br />
11
KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />
• durch beson<strong>der</strong>e Kursangebote wie z.B. „Mama lernt<br />
Deutsch“ (Angebot <strong>der</strong> Stabsstelle für Integrationspolitik).<br />
Der Kurs<strong>in</strong>halt schließt direkt bei schulischen Themen<br />
an, wie zum Beispiel Hausaufgaben, Zeugnisnoten,<br />
<strong>Eltern</strong>-Lehrer-Gesprächen, <strong>Eltern</strong>abenden, Gesundheit<br />
und Ernährung.<br />
Zukunftswerkstatt<br />
E<strong>in</strong>e Zukunftswerkstatt <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zum Thema Beteiligung<br />
kann Aufschluss über die Wünsche und Bedarfe <strong>der</strong><br />
<strong>Eltern</strong> geben.<br />
• Braucht es mehr <strong>Eltern</strong><strong>in</strong>formationsabende und wenn<br />
ja, zu welchen Themen?<br />
• Gibt es e<strong>in</strong>en Bedarf nach mehr Hausbesuchen, und<br />
wer lädt dazu e<strong>in</strong>?<br />
• Welche Aktivitäten machen <strong>Eltern</strong> Freude und sollten<br />
darum häufiger stattf<strong>in</strong>den?<br />
Wichtig ist, bei <strong>der</strong> Umsetzung e<strong>in</strong>er Zukunftswerkstatt<br />
für Übersetzung und K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung zu sorgen, da<strong>mit</strong><br />
alle sich beteiligen können.<br />
Rückmeldekultur<br />
E<strong>in</strong>e regelmäßige Bewertung/Auswertung e<strong>in</strong>es <strong>Eltern</strong>gesprächs<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es <strong>Eltern</strong>abends durch die <strong>Eltern</strong> sollte durch<br />
e<strong>in</strong>en Rückmeldebogen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Nachtelefonieren <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
Bitte um Feedback ermöglicht werden. Da<strong>mit</strong> wird das Signal<br />
gesetzt, dass <strong>der</strong> Wunsch auf e<strong>in</strong>e gute <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
besteht und dass weitere Beteiligung erwünscht ist.<br />
1.4.3. Wie können Angebote beworben werden?<br />
Um gute Zugänge zu <strong>Eltern</strong> zu bekommen, müssen oft<br />
neue Wege erprobt werden, die herausfor<strong>der</strong>nd und<br />
zeit<strong>in</strong>tensiv se<strong>in</strong> können. Auch wenn Zeit e<strong>in</strong>e Ressource<br />
ist, über die nur wenige Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
verfügen und die nur selten ausdrücklich <strong>in</strong> die<br />
Planung von Angeboten <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>berechnet wird, lohnt es<br />
sich, dar<strong>in</strong> zu <strong>in</strong>vestieren. Die folgenden Wege erweisen<br />
sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel als zielführend:<br />
Werbung durch persönlichen Kontakt<br />
Sie kann zum Beispiel erfolgen durch:<br />
• persönliche Ansprache <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> beim Br<strong>in</strong>gen o<strong>der</strong><br />
Abholen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und bei <strong>der</strong> Schulanmeldung,<br />
• Hausbesuche,<br />
• zusätzliche telefonische Er<strong>in</strong>nerung kurz vor <strong>Eltern</strong>abenden<br />
o<strong>der</strong> sonstigen Angeboten,<br />
• persönliches Vorbeibr<strong>in</strong>gen von E<strong>in</strong>ladungen bzw.<br />
persönliche Anrufe bei <strong>Eltern</strong>, die bisher nicht zu <strong>Eltern</strong>abenden<br />
gekommen s<strong>in</strong>d.<br />
Der Kontakt über die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
<strong>Eltern</strong> lassen sich sehr gut über ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> erreichen, z.B.<br />
folgen<strong>der</strong>maßen:<br />
• Aktivitäten, die die K<strong>in</strong><strong>der</strong> betreffen, kann man als Anlass<br />
für e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames direktes Gespräch nutzen (zum<br />
Beispiel die Teilnahme des K<strong>in</strong>des an e<strong>in</strong>em Ausflug).<br />
• <strong>Eltern</strong> kann man <strong>in</strong> die Schule e<strong>in</strong>laden, wenn ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
dort e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Projekt präsentieren o<strong>der</strong> sie bitten,<br />
an <strong>der</strong> Gestaltung e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Schulnach<strong>mit</strong>tages<br />
<strong>mit</strong>zuwirken.<br />
• Man kann die Schüler/<strong>in</strong>nen ansprechen und sie bitten,<br />
die <strong>Eltern</strong> vorzustellen.<br />
• Im Rahmen e<strong>in</strong>es Projektes <strong>mit</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen (z.B. Fotoprojekt)<br />
kann man Hausbesuche e<strong>in</strong>planen.<br />
• Um <strong>Eltern</strong> mehr Sicherheit auf unbekanntem Terra<strong>in</strong> zu<br />
geben, kann man ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu Veranstaltungen <strong>mit</strong><br />
e<strong>in</strong>laden.<br />
• Auch können die K<strong>in</strong><strong>der</strong> über die Bewirtung <strong>in</strong> die Gestaltung<br />
von <strong>Eltern</strong>nach<strong>mit</strong>tagen e<strong>in</strong>gebunden werden.<br />
Die Bedeutung <strong>der</strong> schriftlichen E<strong>in</strong>ladung<br />
Obwohl schriftliche E<strong>in</strong>ladungen oftmals nur ungenau<br />
gelesen werden, sollte man den <strong>Eltern</strong> diese <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft<br />
übliche Form des Informationsweges nicht vorenthalten,<br />
son<strong>der</strong>n ihnen Erleichterung anbieten, <strong>in</strong>dem man<br />
darauf achtet, dass:<br />
• E<strong>in</strong>ladungen, <strong>Eltern</strong>briefe, Informationszettel nur<br />
wenige Informationen enthalten,<br />
• e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Sprache verwendet wird und e<strong>in</strong>geführte<br />
Fachausdrücke übersetzt bzw. erklärt werden,<br />
• e<strong>in</strong>e wertschätzende, ressourcenorientierte Sprache<br />
verwendet wird,<br />
12
KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />
• ggf. muttersprachliche Übersetzungen des Briefes<br />
<strong>mit</strong>geliefert werden,<br />
• bei Rücklaufzetteln immer telefonisch nachgefragt wird,<br />
wenn sie ausbleiben.<br />
Falls die Reaktion <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die schriftliche E<strong>in</strong>ladung<br />
unbefriedigend bleibt, sollte man sich bewusst machen,<br />
dass für manche <strong>Eltern</strong> die schriftliche Form aus den<br />
folgenden Gründen unpassend bleibt:<br />
• Für den Kontaktaufbau ist für viele <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong> „Gesicht“<br />
notwendig. Sie brauchen erst das Vertrauen zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Schule tätigen Person, um sich auf den Weg zu<br />
machen.<br />
• Manche K<strong>in</strong><strong>der</strong> geben die E<strong>in</strong>ladungen zu Hause nicht<br />
ab, weil sie sich für ihre <strong>Eltern</strong> schämen o<strong>der</strong> denken,<br />
dass diese sich ohneh<strong>in</strong> nicht <strong>in</strong>teressieren. Manchmal<br />
wollen Jugendliche auch den Kontakt <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong><br />
den Lehrer/<strong>in</strong>nen aus an<strong>der</strong>en Gründen vermeiden,<br />
deshalb erreicht die E<strong>in</strong>ladung die <strong>Eltern</strong> nicht.<br />
• In manchen Kulturen ist e<strong>in</strong>e unpersönliche E<strong>in</strong>ladung<br />
<strong>mit</strong> etlichen Wochen Abstand eher unüblich. Die Familien<br />
fühlen sich dadurch nicht angesprochen.<br />
• Dazu kann e<strong>in</strong>e doppelte sprachliche Barriere kommen:<br />
Wenn die E<strong>in</strong>ladung nur unzureichend verstanden wird,<br />
sei es aus Gründen fehlen<strong>der</strong> Deutschkenntnisse, sei<br />
es, weil Begriffe im Brief stehen, die man nicht kennt,<br />
steigt die Befürchtung, bei <strong>der</strong> Veranstaltung selbst<br />
sprachlich „nicht <strong>mit</strong>zukommen“.<br />
1.4.4. Gestaltung von <strong>Eltern</strong>abenden<br />
und Veranstaltungen<br />
Schon im Vorfeld gilt es zu überlegen, wie E<strong>in</strong>ladungen<br />
zu Klassen- o<strong>der</strong> Schulveranstaltungen hohe Verb<strong>in</strong>dlichkeit<br />
erhalten können. <strong>Eltern</strong> sollte ver<strong>mit</strong>telt werden, dass:<br />
Die klassische Form des <strong>Eltern</strong>abends als Frontalveranstaltung<br />
ist sicherlich am wenigsten geeignet, <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den,<br />
die aus verschiedenen Gründen eher distanziert<br />
zur Schule stehen.<br />
• Schon e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Sitzordnung, zum Beispiel <strong>in</strong><br />
Sitzgruppen, kann die Atmosphäre verän<strong>der</strong>n.<br />
• E<strong>in</strong> Schulrundgang o<strong>der</strong> die Besichtigung e<strong>in</strong>es neuen<br />
Raumes kann die steife Stimmung auflockern.<br />
• Gesprächsmöglichkeiten <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppen erleichtern<br />
Teilnehmenden, denen das Sprechen vor größeren<br />
Gruppen schwerfällt, sich zu Wort zu melden.<br />
Konkrete Tipps<br />
Folgende Anregungen können dazu beitragen, e<strong>in</strong>e<br />
kommunikationsför<strong>der</strong>nde Atmosphäre herzustellen:<br />
• Die Begrüßung durch die Schulleitung bei speziellen<br />
Veranstaltungen wertet das Treffen auf.<br />
• Für manche <strong>Eltern</strong> ist es sehr ungewohnt, dass es<br />
„gleich zur Sache geht“. Vielleicht ist es möglich, nach<br />
e<strong>in</strong>er Begrüßung zunächst e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>formelle Plattform des<br />
Austausches zu schaffen.<br />
• Dies wird erleichtert durch e<strong>in</strong>ladende Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />
In manchen Schulen ist <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>beirat e<strong>in</strong>gebunden<br />
und sorgt für Getränke und eventuell Verpflegung.<br />
• Manche Schulen bitten auch die <strong>Eltern</strong>, etwas <strong>mit</strong>zubr<strong>in</strong>gen,<br />
da<strong>mit</strong> sie das Gefühl haben, zum Gel<strong>in</strong>gen des<br />
Abends beizutragen.<br />
• Die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> durch Präsentation kle<strong>in</strong>erer<br />
Projekte, e<strong>in</strong>es Liedes, e<strong>in</strong>er Bil<strong>der</strong>ausstellung und<br />
Ähnlichem lockert die Atmosphäre ebenfalls auf.<br />
• Insbeson<strong>der</strong>e für Alle<strong>in</strong>erziehende muss die Frage <strong>der</strong><br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung geklärt se<strong>in</strong>.<br />
• ihre Präsenz wichtig ist und sie an <strong>der</strong> Schule<br />
gebraucht werden,<br />
• positive Verän<strong>der</strong>ungen und Erfolge nur <strong>mit</strong> ihrer<br />
Teilnahme möglich s<strong>in</strong>d.<br />
Mehrsprachigkeit<br />
E<strong>in</strong>e wesentliche Überlegung im Vorfeld ist die Gestaltung<br />
<strong>der</strong> Kommunikation unter Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Mehrsprachigkeit.<br />
• Aufgabe <strong>der</strong> veranstaltenden Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen ist es,<br />
allen <strong>Eltern</strong> deutlich zu machen, dass man den zusätzlichen<br />
„Verständigungsaufwand“ gerne <strong>in</strong> Kauf nimmt.<br />
13
KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />
Das be<strong>in</strong>haltet auch, den anwesenden deutschsprachigen<br />
<strong>Eltern</strong> die Notwendigkeit gut zu ver<strong>mit</strong>teln.<br />
• Aufwendig, aber lohnend ist die Organisation von<br />
Übersetzungen. Da es <strong>in</strong> aller Regel mehrere relevante<br />
Sprachen s<strong>in</strong>d, die <strong>der</strong> Übersetzung bedürfen, bietet<br />
sich an, die Sprachgruppen an Tischen zu verteilen<br />
(„Sprach<strong>in</strong>seln“). <strong>Eltern</strong> o<strong>der</strong> zum Beispiel Mentor/<strong>in</strong>nen<br />
aus den Vere<strong>in</strong>en, Dolmetscher/<strong>in</strong>nenpools o<strong>der</strong><br />
Kolleg/<strong>in</strong>nen aus Jugendmigrationsdiensten können<br />
gebeten werden, bei Unklarheit zu dolmetschen.<br />
1.4.5. Hausbesuche<br />
Hausbesuche bieten e<strong>in</strong>e gute Möglichkeit, <strong>mit</strong> bislang<br />
nur schwer erreichbaren <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> Kontakt zu kommen,<br />
zum Beispiel dadurch, dass grundsätzlich alle Familien zu<br />
Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Schule zuhause besucht werden, dass <strong>Eltern</strong>gespräche<br />
daheim durchgeführt werden o<strong>der</strong> auch kle<strong>in</strong>ere<br />
Bildungsangebote reihum <strong>in</strong> Familien stattf<strong>in</strong>den.<br />
Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen und Multiplikator/<br />
<strong>in</strong>nen berichten häufig von den positiven, Tür öffnenden<br />
Erfahrungen, die sie <strong>mit</strong> Hausbesuchen machen, und die<br />
<strong>der</strong> skeptischen Annahme wi<strong>der</strong>sprechen, dies sei e<strong>in</strong> zu<br />
starker E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die Intimsphäre e<strong>in</strong>er Familie und habe<br />
vielleicht gar kontrollierenden Charakter. Viele Familien,<br />
vor allem auch Migrantenfamilien, erleben Hausbesuche<br />
als e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> Wertschätzung und Anerkennung: Hier<br />
<strong>in</strong>teressiert sich jemand für uns, hier können wir uns<br />
zeigen! Insofern liegt <strong>in</strong> Hausbesuchen großes Potenzial<br />
für den Kontaktaufbau, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann, wenn sie<br />
möglichst frühzeitig und unabhängig von Konflikten und<br />
Problemen durchgeführt werden.<br />
Jedoch ist nirgends <strong>der</strong> Kontakt so <strong>in</strong>tim wie bei e<strong>in</strong>em<br />
Hausbesuch. Die Begegnung ist nicht mehr geschützt<br />
durch den klaren Rahmen <strong>der</strong> Institution, und Lehrer/<strong>in</strong>nen<br />
und an<strong>der</strong>e Akteure und Akteur<strong>in</strong>nen kommen<br />
dadurch <strong>in</strong> ungewohnte und nicht planbare Situationen.<br />
Insofern muss hier jede/r für sich klären, ob dieser<br />
Zugang für sie o<strong>der</strong> ihn passend ist, und sich fragen, ob<br />
möglicherweise an<strong>der</strong>e Personen unterstützend <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>gebunden<br />
werden können, wie zum Beispiel Schlüsselpersonen<br />
o<strong>der</strong> (muttersprachliche) <strong>Eltern</strong>lots/<strong>in</strong>nen.<br />
14
KAPITEL 2<br />
Ansätze zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong><br />
<strong>in</strong> die schulische <strong>Berufsorientierung</strong><br />
2.1.<br />
Zur Notwendigkeit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von <strong>Eltern</strong><br />
<strong>in</strong> die <strong>Berufsorientierung</strong><br />
Die <strong>Berufsorientierung</strong> ist für Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
e<strong>in</strong> Prozess von mehreren Jahren, <strong>in</strong> dem sie sich ihrer<br />
<strong>in</strong>dividuellen Neigungen, Interessen und Fähigkeiten<br />
bewusst werden. <strong>Eltern</strong> können ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n dabei zur<br />
Seite stehen, <strong>in</strong>dem sie sie motivieren, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsf<strong>in</strong>dung<br />
kont<strong>in</strong>uierlich am Balle zu bleiben, und ihnen dabei<br />
so weit wie möglich beratend Richtung und Orientierung<br />
ver<strong>mit</strong>teln. Jugendliche und ihre <strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d dabei nicht<br />
alle<strong>in</strong>e auf sich gestellt, son<strong>der</strong>n werden durch die Schule<br />
und ihre Kooperationspartner/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> diesem Prozess<br />
begleitet. Dabei sollte die <strong>Zusammenarbeit</strong> ab Klasse 5<br />
e<strong>in</strong>setzen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> im Curriculum die ersten Schritte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Berufswegeplanung gemacht werden und sich durchgängig<br />
fortsetzen bis zum Übergang <strong>in</strong> die Ausbildung o<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> die weiterführende Bildung. Je früher man beg<strong>in</strong>nt,<br />
geme<strong>in</strong>sam am Strang <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> zu ziehen,<br />
desto mehr kann e<strong>in</strong>e vertrauensvolle <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
über die Jahre h<strong>in</strong>weg e<strong>in</strong>geübt werden.<br />
<strong>Eltern</strong> können ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> konkret unterstützen durch:<br />
• Ermutigung, das oft zu enge Berufswahlspektrum aufzubrechen<br />
und eigene Wege zu gehen. <strong>Eltern</strong> können ihren<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bei <strong>der</strong> Suche nach möglichen (neuen) zukunftsträchtigen<br />
Berufen helfen, die sowohl E<strong>in</strong>kommen als<br />
auch berufliche Weiterentwicklung ermöglichen. Auch<br />
können sie anregen, die traditionellen Geschlechterrollen<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswahl zu durchbrechen und sich <strong>in</strong> Berufsfel<strong>der</strong>n<br />
zu orientieren, die für Mädchen und Jungen als<br />
noch ungewöhnlich gelten.<br />
• Erziehung und Begleitung bei <strong>der</strong> Entwicklung sozialer<br />
Kompetenzen (Ausbildungsreife), die zum Grundkapital<br />
auf dem Arbeitsmarkt gehören. Durch technologischen<br />
Wandel und Dynamisierung des Arbeitsmarktes werden<br />
Berufskarrieren immer schnelllebiger. Deshalb werden<br />
sich Jugendliche auch <strong>in</strong> Zukunft voraussichtlich mehr<br />
als nur e<strong>in</strong>mal für e<strong>in</strong>e berufliche Laufbahn entscheiden<br />
müssen und s<strong>in</strong>d nur dann gut für diese Zukunft aufgestellt,<br />
wenn sie als bildungs- und ausbildungsfähig gelten.<br />
<strong>Eltern</strong> können ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n helfen, <strong>in</strong>dem sie <strong>mit</strong><br />
Nachdruck die Ausbildung von sozialen Kompetenzen<br />
vorantreiben. Dafür müssen sie jedoch selbst über die<br />
Bedeutung dieser Kompetenzen gut Bescheid wissen.<br />
• Ermutigung, sich bei Misserfolgen nicht unterkriegen<br />
zu lassen, son<strong>der</strong>n sich weiter zu bemühen, selbst<br />
wenn die ursprünglichen Wünsche und Ambitionen<br />
nicht direkt umsetzbar ersche<strong>in</strong>en. Stetig steigende<br />
Ausbildungsanfor<strong>der</strong>ungen und <strong>der</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für<br />
Hauptschüler/<strong>in</strong>nen harte Wettbewerb auf dem Ausbildungsmarkt<br />
können Schüler/<strong>in</strong>nen schnell resignieren<br />
lassen. <strong>Eltern</strong> helfen ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, wenn sie sie dazu<br />
motivieren, sich den Ansprüchen des Arbeitsmarktes zu<br />
stellen und gleichzeitig den eigenen Weg zu f<strong>in</strong>den. Sie<br />
können ver<strong>mit</strong>teln, dass selbst bei ger<strong>in</strong>gen Chancen<br />
auf e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz die Persönlichkeit ihrer<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> Anerkennung und Wertschätzung f<strong>in</strong>det und sie<br />
sich trotz aller Schwierigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt e<strong>in</strong>en Ort<br />
erarbeiten können, an dem sie etwas bewirken werden.<br />
2.2.<br />
Themenbauste<strong>in</strong>e für die <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />
Im Folgenden werden für die praktische E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><br />
<strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die <strong>Berufsorientierung</strong> sechs Themen def<strong>in</strong>iert,<br />
die als Bauste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> dienen können<br />
und die wichtigsten Schritte <strong>der</strong> schulischen <strong>Berufsorientierung</strong><br />
abbilden. Für jeden Bauste<strong>in</strong> werden praktische<br />
Umsetzungsmöglichkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule, <strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>cafés<br />
o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Informations- und Bildungsangeboten<br />
vorgestellt. Zu jedem Bauste<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d im Anhang entsprechende<br />
Arbeitsblätter e<strong>in</strong>gestellt.<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 1: Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die<br />
Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Berufswegeplanung ist es wichtig, <strong>Eltern</strong><br />
für die Bedeutung ihrer Unterstützer/<strong>in</strong>nenrolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />
ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu sensibilisieren und ihnen<br />
zu verdeutlichen, an welchen Stellen sie sich hilfreich e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />
können. <strong>Eltern</strong> brauchen dafür zum e<strong>in</strong>en zen-<br />
15
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
trale Grund<strong>in</strong>formationen, da<strong>mit</strong> sie sich überhaupt vorstellen<br />
können, was <strong>mit</strong> dem Schlagwort „Berufswegeplanung<br />
an <strong>der</strong> Schule“ geme<strong>in</strong>t ist. Zum an<strong>der</strong>en<br />
brauchen sie konkrete Anknüpfungspunkte, die ihnen<br />
verdeutlichen, dass sie an <strong>der</strong> Schule gebraucht und<br />
erwünscht s<strong>in</strong>d und dass e<strong>in</strong>e Kooperation von <strong>Eltern</strong><br />
und Schule wichtig ist.<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 2: Persönlichkeit, Interessen und<br />
Fähigkeiten: Was macht me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s?<br />
In <strong>der</strong> Berufswegeplanung entdecken Schüler/<strong>in</strong>nen ihre<br />
Stärken, Interessen und Fähigkeiten als Grundlage für<br />
ihre spätere Berufswahl. <strong>Eltern</strong> als Expert/<strong>in</strong>nen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
können ihre Söhne und Töchter <strong>in</strong> diesem Entdeckungsprozess<br />
kritisch begleiten, <strong>in</strong>dem sie ihnen Rückmeldung<br />
zu ihren Kompetenzen und Stärken geben und<br />
im Gespräch <strong>mit</strong> den Lehrkräften und den Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
über die Entwicklung ihres K<strong>in</strong>des bleiben.<br />
E<strong>in</strong> hilfreiches Instrument für diesen Dialog können die im<br />
Stuttgarter Berufswahl-Portfolio festgehaltenen Ergebnisse<br />
jenes Entdeckungsprozesses se<strong>in</strong>.<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 3: Berufe erkunden: Was gibt es<br />
und was passt zu me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d?<br />
Viele <strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d <strong>mit</strong> unserem Bildungs- und Ausbildungssystem<br />
nicht vertraut. Hier gilt es, ihnen wichtige Informationen<br />
im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Orientierungswissens zu ver<strong>mit</strong>teln:<br />
• Welche Abschlüsse qualifizieren für welche Berufe?<br />
• Was s<strong>in</strong>d die häufigsten Ausbildungsberufe und wie<br />
können Alternativen gesucht werden?<br />
• Wo gibt es Informationen?<br />
Dazu gehören Überlegungen, was <strong>Eltern</strong> dazu beitragen<br />
können, um ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n Berufe vorzustellen bzw. E<strong>in</strong>blicke<br />
<strong>in</strong> die Arbeitswelt zu geben. Auch kann es s<strong>in</strong>nvoll<br />
se<strong>in</strong>, wenn <strong>Eltern</strong> darüber nachdenken, wie eigene Erwartungen<br />
und Wünsche das Berufswahlverhalten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
bee<strong>in</strong>flussen können.<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 4: Die Arbeitswelt erleben und<br />
verstehen: Welche praktischen Erfahrungen<br />
sammelt me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d?<br />
Praktika spielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Rolle. Da<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> hier unterstützend begleiten können,<br />
brauchen sie e<strong>in</strong>e Vorstellung vom S<strong>in</strong>n und Zweck <strong>der</strong><br />
Praktika und von den möglichen verschiedenen Formen<br />
(zum Beispiel Tages-, Block- und Sozialpraktikum). Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus brauchen sie e<strong>in</strong>en Überblick, wann welche<br />
Praktika an <strong>der</strong> Schule geplant s<strong>in</strong>d, und Informationen<br />
über die Erwartungen <strong>der</strong> Betriebe an die Jugendlichen.<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 5: Berufsvorbereitung und<br />
Bewerbungen: Wie kann ich me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong><br />
Ausbildungsplatzsuche unterstützen?<br />
Die meisten <strong>Eltern</strong> wollen ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> gerne bei <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsuche<br />
und den Bewerbungen unterstützen.<br />
Doch nicht alle haben bereits Ideen und konkrete Vorstellungen,<br />
wie sie diese Unterstützung gestalten können,<br />
und nicht alle wissen, was heutzutage Ausbildungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
an Jugendliche s<strong>in</strong>d. Insofern gilt es, <strong>Eltern</strong> zu<br />
ermutigen, aktiv zu werden, und ihnen dafür konkrete<br />
Informationen und Anregungen zu ver<strong>mit</strong>teln. Schulen<br />
können dafür Angebote für <strong>Eltern</strong> entwickeln <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Perspektive</strong>, dass <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Bewerbung für e<strong>in</strong>en Praktikumsplatz<br />
auch die Suche und Bewerbung auf e<strong>in</strong>en<br />
Ausbildungsplatz <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong>geübt werden kann.<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 6: Infos und Unterstützung:<br />
Wer hilft mir? Wen kann ich fragen?<br />
<strong>Eltern</strong> müssen nicht alles én detail wissen. Sie sollten<br />
jedoch e<strong>in</strong>en Überblick darüber haben, wo ihnen welche<br />
hilfreichen Informationen und Angebote zur Verfügung<br />
stehen. Es sollte darum gehen, <strong>Eltern</strong> zu unterstützen,<br />
<strong>mit</strong> den relevanten Institutionen bzw. Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen<br />
<strong>in</strong> Kontakt zu kommen und mögliche Zugangsbarrieren<br />
abzubauen. Der Themenbauste<strong>in</strong> öffnet den Blick auf<br />
außerschulische Akteur/<strong>in</strong>nen und berücksichtigt darüber<br />
h<strong>in</strong>aus Fragen, wie es nach <strong>der</strong> Schule für <strong>Eltern</strong> und ihre<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> weitergehen kann.<br />
Im Folgenden werden die e<strong>in</strong>zelnen Bauste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> ihren<br />
<strong>in</strong>haltlichen Dimensionen vorgestellt und Vorschläge zur<br />
methodischen Umsetzung gegeben. Die methodischen Elemente<br />
werden kurz skizziert und <strong>mit</strong> H<strong>in</strong>weisen ergänzt.<br />
Die Arbeitsblätter für die Umsetzung f<strong>in</strong>den Sie im Anhang.<br />
Allen Themenbauste<strong>in</strong>en können folgende vier e<strong>in</strong>fache<br />
methodische H<strong>in</strong>weise vorangestellt werden:<br />
• Verabschieden Sie sich von Frontalveranstaltungen.<br />
• Eignen Sie sich Mo<strong>der</strong>ations- und Erwachsenenbildungskenntnisse<br />
an.<br />
• B<strong>in</strong>den Sie Schlüsselpersonen e<strong>in</strong>.<br />
• Sichern Sie die Verständigung/Sprach<strong>mit</strong>tlung.<br />
16
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
Wenn Sie diese vier Punkte beachten, werden Sie Ihre<br />
Angebote im Dialog <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> entwickeln können, und<br />
davon werden alle profitieren.<br />
2.2.1. Themenbauste<strong>in</strong> 1: Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong><br />
auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />
<strong>Eltern</strong> ihre Unterstützerrolle verdeutlichen<br />
<strong>Eltern</strong> können ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Alltag <strong>in</strong> vielfältiger Form <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> unterstützen, s<strong>in</strong>d sich jedoch oft<br />
<strong>der</strong> konkreten Möglichkeiten nicht bewusst.<br />
„<strong>Eltern</strong> br<strong>in</strong>gen viele Ressourcen <strong>mit</strong>, sie me<strong>in</strong>en bloß,<br />
dass die Ressourcen, die sie <strong>mit</strong>br<strong>in</strong>gen, nichts wert s<strong>in</strong>d.<br />
Sie unterschätzen auch ihre Ressourcen.“ (Mutter aus<br />
Kamerun)<br />
Die Gründe hierfür s<strong>in</strong>d vielfältig und bereits angesprochen<br />
(siehe 2.2.1.). Der erste Schritt muss deshalb dar<strong>in</strong><br />
bestehen, <strong>Eltern</strong> Vorschläge zur Unterstützung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
anzubieten und ihnen dabei zu ver<strong>mit</strong>teln, dass ihre<br />
Mitarbeit und Ideen gewünscht s<strong>in</strong>d.<br />
Auf den ersten <strong>Eltern</strong>abenden <strong>in</strong> Klasse 5 und 6 bzw. <strong>in</strong><br />
begleitenden <strong>Eltern</strong>cafés o<strong>der</strong> Kursreihen kann deshalb<br />
<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> darüber nachgedacht werden, warum sie <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> von ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gebraucht werden<br />
und wie die verschiedenen Facetten ihrer Unterstützerrolle<br />
aussehen können. Dazu gehört:<br />
• <strong>mit</strong> dem Sohn/<strong>der</strong> Tochter über dessen/<strong>der</strong>en<br />
Vorstellungen zu sprechen,<br />
• von den eigenen Arbeitserfahrungen zu berichten,<br />
• den Sohn/die Tochter an Term<strong>in</strong>e und Vere<strong>in</strong>barungen<br />
zu er<strong>in</strong>nern,<br />
• helfen, e<strong>in</strong>en Praktikumsplatz zu f<strong>in</strong>den,<br />
• Tipps für Vorstellungsgespräche zu geben.<br />
E<strong>in</strong>en möglichen Diskussionse<strong>in</strong>stieg bilden hier das<br />
Arbeitsblatt „<strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d wichtig, weil…“ (Arbeitsblatt 1)<br />
und das Arbeitsblatt „So können Sie <strong>mit</strong> unserer Schule<br />
zusammenarbeiten“ (Arbeitsblatt 2), weil sie <strong>Eltern</strong><br />
e<strong>in</strong>en Überblick über die möglichen Formen <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Schule ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> ver<strong>mit</strong>teln.<br />
Wichtig ist, <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> daran zu arbeiten, was sie<br />
selbst – unabhängig von ihrer jeweiligen Bildungs- und<br />
Berufsbiographie – für den Prozess <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />
zu bieten haben. Dazu gehört:<br />
• helfen, e<strong>in</strong> Hobby zu f<strong>in</strong>den,<br />
• Mut zu machen bei Rückschlägen,<br />
• feste Aufgaben im Haushalt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie zu geben.<br />
Hier bietet sich an, das Arbeitsblatt „10 Tipps zur <strong>Berufsorientierung</strong>“<br />
(Arbeitsblatt 3) <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu bearbeiten.<br />
Praxistipp: Herausgabe e<strong>in</strong>er <strong>Eltern</strong>broschüre<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule<br />
Die Adalbert-Stifter-Schule <strong>in</strong> Essl<strong>in</strong>gen-Pliensauvorstadt<br />
hat e<strong>in</strong>e „<strong>Eltern</strong>broschüre – Begleiter Ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> bei<br />
Berufswahl und Bewerbung“ entwickelt, die allen <strong>Eltern</strong><br />
ab Klasse 7 überreicht wird. Zur Veranschaulichung<br />
folgendes Zitat:<br />
„Liebe Mütter und Väter! Sie s<strong>in</strong>d die wichtigsten<br />
Partner Ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />
Mutter und Vater spielen nach wie vor bei <strong>der</strong> Berufswahl<br />
ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> als Berater und Helfer e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Rolle. Das ist verständlich und richtig, denn es geht um<br />
e<strong>in</strong>e gute Zukunft <strong>der</strong> eigenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>! Sie wissen aus<br />
eigener Erfahrung, dass e<strong>in</strong>e gute Berufsausbildung e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Voraussetzung für e<strong>in</strong>en sicheren Arbeitsplatz ist.<br />
Lehrer an <strong>der</strong> Hauptschule, Ausbil<strong>der</strong> <strong>in</strong> Betrieben und<br />
Berufsschulen wünschen sich <strong>Eltern</strong>, die sich für die<br />
Berufswahl und für die Ausbildung ihres K<strong>in</strong>des <strong>in</strong>teressieren,<br />
die ihr K<strong>in</strong>d unterstützen und se<strong>in</strong> Vorankommen<br />
kontrollieren. Sie arbeiten gern <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zusammen.<br />
Und die Jugendlichen selber sagen, dass ihnen die<br />
Unterstützung durch die <strong>Eltern</strong> sehr wichtig ist. Diese<br />
wichtigen Gründe haben unsere Schule veranlasst, für<br />
Mütter und Väter <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> den<br />
Klassen 7, 8 und 9 diese Informationsschrift vorzulegen.<br />
Sie soll ihnen aufzeigen, wie wir hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule Ihre<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf die Berufswahl und Ausbildung vorbereiten<br />
und welche Möglichkeiten Sie als <strong>Eltern</strong> haben, Ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
bei diesen wichtigen Entscheidungen zu unterstützen.<br />
Wir freuen uns auf e<strong>in</strong>e gute, erfolgreiche <strong>Zusammenarbeit</strong>.“<br />
17
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
Die <strong>Eltern</strong>broschüre verdeutlicht <strong>Eltern</strong> ihre wichtige <strong>Eltern</strong> Orientierungswissen geben<br />
Rolle, gibt konkrete Anregungen zur Berufswahl und Jede Schule geht ihren eigenen Weg <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entscheidung<br />
wie man <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n darüber <strong>in</strong>s Gespräch kommen<br />
kann. Wichtige Informationen und Kontaktdaten beruflichen Orientierung. Die Selbst-Verständlichkeit die-<br />
über Konzept und Ausgestaltung <strong>der</strong> Angebote zur<br />
zu Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen an <strong>der</strong> Schule bzw. im Landkreis<br />
werden aufgeführt.<br />
an<strong>der</strong>e Fachkräfte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong> vielen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setser<br />
Konzepte und Angebote, die sich Lehrer/<strong>in</strong>nen und<br />
zungen erarbeitet haben, ist für die meisten <strong>Eltern</strong> so<br />
Weitere Informationen können angefor<strong>der</strong>t werden unter: nicht vorhanden und muss ihnen deshalb erklärt, ver<strong>mit</strong>telt<br />
und transparent gemacht werden.<br />
poststelle@04122488.schule.bwl.de<br />
Unter www.pliensauvorstadt.de/<strong>in</strong>dex.php?article_id. Begriffe vorstellen – Fragen beantworten<br />
kann auch e<strong>in</strong>e ergänzende Broschüre <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>aufträgen<br />
für die e<strong>in</strong>zelnen Klassenstufen heruntergeladen wissen nicht, was Schulsozialarbeit ist.“ (Mutter russischer<br />
„Ich würde mal sagen, 70% <strong>der</strong> russischen Familien<br />
werden.<br />
Herkunft)<br />
Orientierungswissen zur <strong>Berufsorientierung</strong> bedeutet<br />
deshalb, <strong>Eltern</strong> zum Beispiel Antwort auf die folgenden<br />
➔ Methodischer H<strong>in</strong>weis - E<strong>in</strong>ladung<br />
Fragen zu geben:<br />
durch die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
• Was ist <strong>mit</strong> dem Begriff „Ausbildungsreife“ geme<strong>in</strong>t?<br />
Wenn Jugendliche ihre <strong>Eltern</strong> zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>führenden<br />
<strong>Eltern</strong>abend e<strong>in</strong>laden, wird dies die Verb<strong>in</strong>dlichkeit für • Was s<strong>in</strong>d S<strong>in</strong>n und Zweck von Praktika?<br />
die <strong>Eltern</strong> erfahrungsgemäß deutlich erhöhen, weil sie <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Regel gerne ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> unterstützen und för<strong>der</strong>n • Wieso ist e<strong>in</strong> guter Schulabschluss so wichtig für die<br />
wollen. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> können ihren <strong>Eltern</strong> zum Beispiel Ausbildungssuche?<br />
selbst e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>ladungsbrief schreiben o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest<br />
e<strong>in</strong>en vorgegebenen Textbauste<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuell ausgestalten • Warum muss man sich so früh um e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz<br />
bemühen?<br />
(zum Beispiel durch Malen, Collagen, die Verwendung<br />
<strong>der</strong> Muttersprache usw.). Hilfreich ist, wenn die Lehrkräfte<br />
im Auge behalten, dass nicht alle Jugendlichen <strong>mit</strong> • Was ist das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio?<br />
beiden <strong>Eltern</strong>teilen zusammenleben und dass häufig neue<br />
Ansprechpersonen wie Stiefeltern, neue Partner/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> • Was ist das „Kompetenzprofil AC“?<br />
<strong>Eltern</strong> o<strong>der</strong> Heimerzieher/<strong>in</strong>nen als Adressat/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Frage<br />
kommen.<br />
• Was ist e<strong>in</strong> För<strong>der</strong>plan?<br />
„Vielleicht wäre Martha M. gar nicht zum <strong>Eltern</strong>abend • Was s<strong>in</strong>d Zielvere<strong>in</strong>barungen?<br />
gegangen. Aber dann kommt die E<strong>in</strong>ladung. Per Post.<br />
Von ihrer Tochter. „Liebe Mama“ steht oben drüber. Und • Was s<strong>in</strong>d Ausbildungspaten und -pat<strong>in</strong>nen?<br />
neben <strong>der</strong> Unterschrift „De<strong>in</strong>e N<strong>in</strong>a“ hatte sie sich selbst<br />
gezeichnet – im Blaumann und <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Schraubenschlüssel<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand. Martha ist gerührt und fühlt sich<br />
• Was s<strong>in</strong>d Mentor<strong>in</strong>nen und Mentoren?<br />
irgendwie verpflichtet, <strong>mit</strong>zukommen. Die E<strong>in</strong>ladung, • Was ist/ bezweckt <strong>der</strong> Girl`s Day bzw. Neue Wege für<br />
sagt N<strong>in</strong>a, habe sie im Deutschunterricht selbst geschrieben.<br />
Martha liest dabei vor allem e<strong>in</strong>es heraus: Ihrer Toch-<br />
Jungs?<br />
ter ist es wichtig, dass sie dabei ist.“ (Koch/Kortenbusch<br />
2009, S.33) 6<br />
6<br />
Koch, B.; Kortenbusch, J. (2009), Der Berufswahlpass als Instrument <strong>in</strong>dividueller För<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe I, (Heft 2), Bielefeld.<br />
18
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
Berufswegeplanung <strong>der</strong> Schule vorstellen<br />
<strong>Eltern</strong> benötigen e<strong>in</strong>en Überblick über das schulische<br />
Konzept zur Berufswegeplanung, <strong>der</strong> s<strong>in</strong>nvollerweise <strong>in</strong><br />
Klasse 5 ver<strong>mit</strong>telt werden sollte, verbunden <strong>mit</strong> konkreten<br />
Vorschlägen, an welchen Momenten im Verlauf <strong>der</strong><br />
nächsten Schuljahre ihre Mitarbeit erwünscht ist und<br />
gebraucht wird. Im Folgenden wird e<strong>in</strong> fiktives Beispiel<br />
für e<strong>in</strong>en schulischen Berufswegeplan vorgestellt, verbunden<br />
<strong>mit</strong> praktischen Vorschlägen für <strong>Eltern</strong>, wie sie sich<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können. E<strong>in</strong> solches Raster kann, bezogen auf<br />
die jeweilige Schule, den <strong>Eltern</strong> als Übersichtsfahrplan<br />
<strong>mit</strong>gegeben und erläutert werden.<br />
Beispiel Berufswegeplanung an <strong>der</strong> Schule XY<br />
Klasse 5<br />
und 6<br />
Klasse 7<br />
Klasse 8<br />
Klasse 9<br />
und 10<br />
Was machen wir an unserer Schule?<br />
Vorstellen von Berufen im Unterricht<br />
Berufe früher und heute<br />
E<strong>in</strong>führung des Stuttgarter<br />
Berufswahl-Portfolio<br />
Betriebserkundungen<br />
Tagespraktikum<br />
Sozialpraktikum<br />
Kompetenzprofil AC<br />
Betriebspraktikum 1<br />
Betriebspraktikum 2<br />
Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />
Berufsberater kommen <strong>in</strong> die Schule<br />
Unterstützung durch Mentor/<strong>in</strong>nen<br />
Berufliches Planspiel<br />
Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs und<br />
Bewerbungen<br />
Wie können Sie uns unterstützen?<br />
• Erzählen Sie Ihrem Sohn/ Ihrer Tochter von Ihren<br />
Berufserfahrungen.<br />
• Erzählen Sie bei uns im Unterricht von Ihrem Beruf. Laden<br />
Sie Schüler und Schüler<strong>in</strong>nen zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Betriebsbesuch<br />
e<strong>in</strong>.<br />
• Fragen Sie zusammen <strong>mit</strong> Ihrem Sohn/ Ihrer Tochter<br />
Verwandte und Bekannte nach <strong>der</strong>en Berufen.<br />
• Fragen Sie Ihren Sohn/ Ihre Tochter, welchen Beruf er/sie im<br />
Unterricht vorstellt. Gehen Sie zum <strong>Eltern</strong>abend, auf dem<br />
das Berufswahl-Portfolio vorgestellt und erklärt wird, und<br />
lassen Sie sich den Ordner dazu zeigen.<br />
• Teilen Sie uns <strong>mit</strong>, ob e<strong>in</strong>e Betriebserkundung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />
Praktikum auch an Ihrem Arbeitsplatz möglich wäre.<br />
• Fragen Sie Ihren Sohn/ Ihre Tochter nach se<strong>in</strong>en/ihren<br />
Erfahrungen.<br />
• Gehen Sie zum Präsentationsabend <strong>der</strong> Praktikumsergebnisse<br />
<strong>in</strong> die Schule.<br />
• Gehen Sie als Begleitperson <strong>mit</strong> zu Betriebserkundungen.<br />
• Lassen Sie sich das Berufswahl-Portfolio zeigen.<br />
• Gehen Sie zum <strong>Eltern</strong>abend, auf dem das Kompetenzprofil<br />
AC erklärt wird.<br />
• Fragen Sie <strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>gesprächen nach den Ergebnissen und<br />
Zielvere<strong>in</strong>barungen des Kompetenzprofil AC.<br />
• Teilen Sie uns <strong>mit</strong>, ob dies auch an Ihrem Arbeitsplatz<br />
möglich wäre.<br />
• Helfen Sie Ihrem Sohn/ Ihrer Tochter bei <strong>der</strong> Praktikumssuche.<br />
• Entlasten Sie Ihren Sohn/ Ihre Tochter während des<br />
Praktikums von <strong>der</strong> Hausarbeit.<br />
• Fragen Sie Ihren Sohn/ Ihre Tochter nach se<strong>in</strong>en/ ihren<br />
Erfahrungen.<br />
• Fragen Sie uns, wie Ihr K<strong>in</strong>d das Praktikum gemeistert hat.<br />
• Lassen Sie sich das Berufswahl-Portfolio zeigen.<br />
• Gehen Sie <strong>mit</strong> <strong>in</strong>s BIZ o<strong>der</strong> zur Berufsberatung. Unterstützen<br />
Sie Ihren Sohn/ Ihre Tochter beim Bewerbungsschreiben.<br />
• Suchen Sie das Gespräch <strong>mit</strong> den Mentor/<strong>in</strong>nen und bitten<br />
Sie um Rückmeldung zu Ihrem K<strong>in</strong>d.<br />
• Informieren Sie sich über die Ergebnisse und die<br />
Empfehlungen für Ihr K<strong>in</strong>d.<br />
• Machen Sie Ihrem K<strong>in</strong>d Mut beim Bewerben.<br />
• Klären Sie Alternativen zu e<strong>in</strong>em Ausbildungsplatz.<br />
19
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus empfiehlt es sich, <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Klassenstufe<br />
nochmals dezidiert auf die jeweils aktuellen Schritte e<strong>in</strong>zugehen.<br />
Als Eckpunkte s<strong>in</strong>d hier beispielsweise folgende<br />
Themene<strong>in</strong>heiten zu benennen:<br />
Das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio<br />
<strong>Eltern</strong> sollten das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio kennen<br />
und wissen, wie sie ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit <strong>mit</strong> dem Ordner<br />
konkret begleiten können (siehe Arbeitsblatt 4). An<br />
e<strong>in</strong>em <strong>Eltern</strong>abend/-nach<strong>mit</strong>tag/-kurs, möglichst bereits<br />
zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Berufswegeplanung, können den <strong>Eltern</strong><br />
<strong>der</strong> S<strong>in</strong>n und <strong>der</strong> Aufbau des Portfolios erklärt werden.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus kann <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> besprochen werden,<br />
wie <strong>Eltern</strong> sich <strong>mit</strong> ihrem K<strong>in</strong>d über die Inhalte und<br />
Ergebnisse des Ordners verständigen bzw. ihren Sohn/ihre<br />
Tochter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit <strong>mit</strong> dem Ordner unterstützen können.<br />
Dazu gehören z.B. auch die Aufmerksamkeit für die<br />
Pflege des Ordners und die dabei mögliche Kontrollfunktion<br />
<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus können die Inhalte des<br />
Ordners als Grundlage für <strong>in</strong>dividuelle <strong>Eltern</strong>gespräche<br />
dienen, z.B. über e<strong>in</strong>en För<strong>der</strong>plan im Anschluss an das<br />
Kompetenzprofil AC o<strong>der</strong> die weiterführenden Bildungsund<br />
Ausbildungsoptionen.<br />
Praktika<br />
<strong>Eltern</strong> sollten zum e<strong>in</strong>en das jeweilige schulische Konzept<br />
zur Durchführung von Praktika im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />
kennen (wie viele <strong>in</strong>sgesamt, welche und <strong>in</strong><br />
welcher Klassenstufe), zum an<strong>der</strong>en konkret auf die<br />
jeweils anstehenden E<strong>in</strong>sätze vorbereitet werden. Dazu<br />
gehören Informationen zu genauen Daten und Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen<br />
und auch H<strong>in</strong>weise dazu, was bei Krankheit<br />
o<strong>der</strong> bei Konflikten zu tun ist. Nicht allen <strong>Eltern</strong> ist<br />
das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Praktika als Instrument <strong>der</strong> beruflichen<br />
Orientierung vertraut. Insofern können hier ergänzend<br />
zum Informationsteil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesprächsrunde (z.B. <strong>in</strong><br />
Kle<strong>in</strong>gruppen <strong>mit</strong> anschließendem Austausch) Argumente<br />
gesammelt werden:<br />
• Was s<strong>in</strong>d gute Gründe für e<strong>in</strong> Praktikum?<br />
• Was s<strong>in</strong>d gute Gründe für e<strong>in</strong> Praktikum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
geschlechteruntypischen Beruf?<br />
Berufliche Planspiele/ Schüler/<strong>in</strong>nenfirmen/ Projekte<br />
In ähnlicher Form sollten <strong>Eltern</strong> das an den Stuttgarter<br />
Haupt- und Werkrealschulen durchgeführte berufliche<br />
Planspiel und an<strong>der</strong>e praxisbezogene Projekte <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong>,<br />
wie z.B. Schüler/<strong>in</strong>nenfirmen, erläutert werden.<br />
<strong>Eltern</strong> benötigen dazu Informationen, wie das berufliche<br />
Planspiel o<strong>der</strong> vergleichbare Aktionen aussehen<br />
(Ablauf, Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, Zielsetzungen), wie sie<br />
ausgewertet werden und welche konkreten Ansatzpunkte<br />
zur Unterstützung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> es dabei für sie als<br />
<strong>Eltern</strong> gibt. Erfahrungsgemäß lassen sich <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
für ganz konkrete Aktionen leichter motivieren und<br />
mobilisieren als für generelle Kooperationsappelle. Das<br />
Potenzial, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Präsentation solcher Projekte liegt,<br />
sollte deshalb voll ausgenutzt werden.<br />
Informationen und Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen<br />
<strong>Eltern</strong> sollten nicht nur wissen, wie die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>der</strong> Schule konkret aussehen kann, son<strong>der</strong>n auch, wie sie<br />
<strong>mit</strong> den Berufsberater/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Agentur für Arbeit, den<br />
Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen, Mentor/<strong>in</strong>nen und eventuell<br />
an<strong>der</strong>en Partner/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswegeplanung zusammenarbeiten<br />
können. Dazu brauchen sie Informationen zu<br />
Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen an <strong>der</strong> Schule. S<strong>in</strong>nvoll ist es, hier<br />
die entsprechenden Personen zu e<strong>in</strong>er <strong>Eltern</strong>veranstaltung<br />
e<strong>in</strong>zuladen, da<strong>mit</strong> sie sich den <strong>Eltern</strong> persönlich vorstellen<br />
können. Blätter <strong>mit</strong> Telefonnummern und Adressen gehen<br />
ohne konkrete Gesichter dazu schneller verloren.<br />
Klärung von Erwartungen und Hoffnungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Berufserkundung<br />
<strong>Eltern</strong> verb<strong>in</strong>den <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des Erwartungen<br />
und Hoffnungen, die häufig <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Biografie<br />
begründet s<strong>in</strong>d. Nicht zuletzt beruhen Vorstellungen<br />
und Erwartungen <strong>in</strong> Bezug auf Berufswahl häufig auf<br />
tradierten Geschlechterrollen, die <strong>Eltern</strong> – bewusst o<strong>der</strong><br />
unbewusst – e<strong>in</strong>nehmen. Wenn die biografische Verankerung<br />
reflektiert wird, besteht die Möglichkeit, die eigenen<br />
Erwartungen und Hoffnungen zu korrigieren o<strong>der</strong> sogar<br />
loszulassen, um <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge <strong>mit</strong> größerer Flexibilität auf<br />
die Erwartungen und Hoffnungen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>zugehen.<br />
2.2.2. Themenbauste<strong>in</strong> 2: Persönlichkeit, Interessen<br />
und Fähigkeiten: Was macht me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s?<br />
Ab Klasse 5 werden Schüler/<strong>in</strong>nen ermutigt, ihre Interessen<br />
und Neigungen festzustellen und – <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ab<br />
Klasse 6 – im Berufswahl-Portfolio zu dokumentieren.<br />
Durch die Arbeit <strong>mit</strong> dem Berufswahl-Portfolio werden sie<br />
bei <strong>der</strong> Klärung ihres Selbstbildes unterstützt und dazu<br />
aufgefor<strong>der</strong>t, berufliche Ziele zu entwickeln, die <strong>mit</strong> ihren<br />
Stärken korrespondieren. In Klasse 7 münden diese<br />
Schritte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kompetenzerfassung <strong>mit</strong>tels des Kompetenzprofil<br />
AC, auf dessen Ergebnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividueller<br />
För<strong>der</strong>plan aufbaut. Für <strong>Eltern</strong> ist es nicht nur<br />
20
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
wichtig, die Ergebnisse dieser Schritte <strong>mit</strong>zuvollziehen<br />
und darüber <strong>in</strong>formiert zu se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n auch ihr Expert/<br />
<strong>in</strong>nenwissen über die Stärken ihres K<strong>in</strong>des beizutragen<br />
und da<strong>mit</strong> die schulische Wahrnehmung <strong>der</strong> Schüler/<br />
<strong>in</strong>nen zu vervollständigen.<br />
Deshalb ist es s<strong>in</strong>nvoll, <strong>Eltern</strong> als Experten ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
immer wie<strong>der</strong> aktiv <strong>in</strong> Feedback-Prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswahlorientierung<br />
e<strong>in</strong>zubeziehen, zum Beispiel:<br />
• <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Briefes (siehe Arbeitsblatt 5),<br />
• als kle<strong>in</strong>e Ankreuzliste <strong>der</strong> Fähigkeiten und Kompetenzen<br />
ihres K<strong>in</strong>des, die im Berufswahl-Portfolio e<strong>in</strong>gestellt<br />
werden kann,<br />
• <strong>in</strong> symbolischer Form, <strong>mit</strong>tels Bil<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en<br />
Gegenständen.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus können die im Berufswahl-Portfolio (Teil 1)<br />
verwendeten Vorlagen für den persönlichen Steckbrief<br />
des/<strong>der</strong> Jugendlichen („Ich stelle mich vor“, „Me<strong>in</strong>e Interessen<br />
klären“, „Kulturelle Schatzkiste“) für <strong>Eltern</strong> umformuliert<br />
und von diesen für ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> ausgefüllt werden. Dabei<br />
ist darauf zu achten, dass solche Rückmeldungen selbstverständlich<br />
und auch gerne <strong>in</strong> den jeweiligen Muttersprachen<br />
gegeben werden dürfen. Das Entscheidende ist nicht, dass<br />
die jeweilige Lehrkraft den Inhalt versteht, son<strong>der</strong>n entscheidend<br />
ist, dass <strong>Eltern</strong> und K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en wertschätzenden<br />
Dialog kommen – <strong>in</strong> welcher Form ist sekundär.<br />
Praxistipp: <strong>Eltern</strong> beschreiben die Stärken<br />
ihres K<strong>in</strong>des<br />
Zu Beg<strong>in</strong>n des 5. Schuljahres legen Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong><br />
Möhnesee-Schule <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (Entstehungsort<br />
des Projektes, das <strong>mit</strong>tlerweile von an<strong>der</strong>en Schulen<br />
übernommen wurde) e<strong>in</strong>e Kompetenzmappe <strong>mit</strong> dem<br />
Titel „Starke Seiten" an. Hier werden persönliche Stärken<br />
<strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen aus verschiedenen Lebenswelten<br />
wie Familie, Freizeit, Schule, Freundeskreis, Verwandtenund<br />
Bekanntenkreis, Nachbarschaft, Vere<strong>in</strong>en usw. dokumentiert.<br />
In vorstrukturierten Formen werden <strong>Eltern</strong><br />
aktiv <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>bezogen, um ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wertschätzende<br />
Rückmeldungen zu geben. Durch Arbeitsblätter und<br />
konkrete Aufgaben werden <strong>Eltern</strong> geschult, ihren Blick<br />
auf Fähigkeiten und Stärken ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu richten und<br />
diese dann zu beschreiben o<strong>der</strong> z.B. <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es DIN<br />
A4 Blattes zu gestalten. Hier e<strong>in</strong> Auszug aus dem entsprechenden<br />
<strong>Eltern</strong>begleitschreiben:<br />
„ Liebe <strong>Eltern</strong>!, Liebe …<br />
Je<strong>der</strong> Mensch hat Begabungen, Fähigkeiten, Talente –<br />
starke Seiten. Je<strong>der</strong> Mensch kann irgendetwas gut o<strong>der</strong><br />
sogar sehr gut. Es s<strong>in</strong>d Schätze, die auch <strong>in</strong> Ihrem K<strong>in</strong>d<br />
liegen. E<strong>in</strong>ige dieser Schätze kennen Sie bereits, an<strong>der</strong>e<br />
liegen vielleicht noch im Verborgenen, wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />
kommen später h<strong>in</strong>zu. Alle Stärken unserer K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d<br />
es wert, unterstützt zu werden, die „kle<strong>in</strong>en“ und die<br />
„großen“. (…) Als wichtigste Bezugsperson für Ihr K<strong>in</strong>d<br />
können Sie es großartig dar<strong>in</strong> unterstützen, se<strong>in</strong>e eigenen<br />
„starken Seiten“ zu f<strong>in</strong>den. (…) Es ist Ihnen überlassen,<br />
wie Sie – <strong>mit</strong> Ihrem K<strong>in</strong>d – die Seiten gestalten.<br />
Sie könnten zum Beispiel:<br />
• ausführlich von Situationen erzählen, die se<strong>in</strong>e<br />
Fähigkeiten zeigen o<strong>der</strong> Stichworte schreiben,<br />
• dazu etwas zeichnen o<strong>der</strong> Fotos e<strong>in</strong>kleben,<br />
• Texte für dieses Buch am Computer schreiben,<br />
• Bil<strong>der</strong> e<strong>in</strong>kleben aus Zeitungen o<strong>der</strong> dem Computer,<br />
die zu se<strong>in</strong>en „Starken Seiten“ passen,<br />
• an<strong>der</strong>e Personen, die ihr K<strong>in</strong>d gut kennen, bitten, zu<br />
dessen Stärken etwas aufzuschreiben. (…)<br />
Das Buch soll Sie und Ihr K<strong>in</strong>d immer daran er<strong>in</strong>nern,<br />
dass Sie stolz auf se<strong>in</strong>e Stärken se<strong>in</strong> können und dass<br />
Ihr K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Fähigkeiten dauernd erweitert. Es wird<br />
ihm viel Selbstvertrauen und Mut geben, auch wenn es<br />
<strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Lebensbereichen mal nicht so gut läuft und<br />
es kann auch dazu beitragen, e<strong>in</strong>en Beruf zu f<strong>in</strong>den, <strong>der</strong><br />
zu se<strong>in</strong>en Begabungen und Fähigkeiten passt.“<br />
Nähere Informationen und Downloads von konkreten<br />
Materialien s<strong>in</strong>d zu f<strong>in</strong>den unter: www.starke-seiten.net<br />
Wenn <strong>Eltern</strong> über die Stärken und Ressourcen <strong>der</strong><br />
Jugendlichen angesprochen werden, bietet das zweierlei<br />
Chancen: Erstens werden <strong>Eltern</strong> herausgefor<strong>der</strong>t, ihre<br />
Wahrnehmung <strong>der</strong> Schwächen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu relativieren<br />
und sich stattdessen auf das zu konzentrieren, was<br />
sie gut können. Zweitens kann e<strong>in</strong> wertschätzendes Feedback<br />
<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> an ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Beziehungsdynamik<br />
positiv bee<strong>in</strong>flussen – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> potenziell<br />
konflikthaften Zeit <strong>der</strong> Pubertät.<br />
21
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
2.2.3. Themenbauste<strong>in</strong> 3: Berufe erkunden:<br />
Was gibt es und was passt zu me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d?<br />
Persönliche E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die<br />
Berufserkundung<br />
In <strong>der</strong> sich än<strong>der</strong>nden Berufswelt müssen sich Hauptschüler/<strong>in</strong>nen<br />
sehr früh <strong>mit</strong> den Möglichkeiten <strong>der</strong> verschiedenen<br />
Berufe und den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitswelt ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen.<br />
Schon ab Klasse 5 und 6 erkunden<br />
Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die Berufe ihrer Familie, Verwandtschaft<br />
und Bekanntschaft, stellen die Ergebnisse <strong>in</strong><br />
den Klassen vor und erfahren im Prozess, wie unterschiedlich<br />
Arbeitswelten und Berufswege se<strong>in</strong> können.<br />
(Manche) <strong>Eltern</strong> können hier aktiv zur Berufserkundung<br />
beitragen, <strong>in</strong>dem sie sich zum e<strong>in</strong>en von ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
befragen lassen und darüber h<strong>in</strong>aus z.B.:<br />
• im Unterricht ihren Beruf vorstellen,<br />
• e<strong>in</strong>en Besuch von Schüler/<strong>in</strong>nen an ihrem Arbeitsplatz<br />
ermöglichen,<br />
• über ihre eigene Berufswahl und ihren beruflichen<br />
Lebensweg erzählen.<br />
Diese persönliche E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> hat sich an vielen<br />
Orten sehr bewährt. K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche s<strong>in</strong>d stolz<br />
auf ihre <strong>Eltern</strong>, Verwandten und Freund/<strong>in</strong>nen und freuen<br />
sich, dies zeigen zu können. Beson<strong>der</strong>s stimulierend können<br />
für Migrantenjugendliche Menschen aus ihrer Herkunftsgruppe<br />
se<strong>in</strong>, die sich im Beruf erfolgreich gezeigt<br />
haben, darum als Rollenmodell dienen und da<strong>mit</strong> zum<br />
Empowerment von Familien beitragen können.<br />
Praxistipp: <strong>Eltern</strong> stellen ihre<br />
Berufe/Arbeitsplätze vor<br />
Die „Lernende Region - Netzwerk Köln“ hat e<strong>in</strong>en<br />
„Leitfaden Berufswahl für die Sekundarstufe I“ erarbeitet,<br />
<strong>in</strong> dem detailliert für alle Klassenstufen e<strong>in</strong> <strong>in</strong> sich<br />
schlüssiges und aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmtes Konzept <strong>der</strong><br />
<strong>Berufsorientierung</strong> <strong>der</strong> Klassenstufen 5 bis 10 entwickelt<br />
wird. Hier wird beschrieben, wie <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> den Prozess<br />
<strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> e<strong>in</strong>bezogen werden können.<br />
Dabei stellt die Möglichkeit, dass <strong>Eltern</strong> ihre eigenen<br />
Arbeitsfel<strong>der</strong> für Betriebsbesichtigungen, Praktika o<strong>der</strong><br />
biographische Berichte zur Verfügung stellen, e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Ressource dar. So wird empfohlen, <strong>Eltern</strong> bereits bei<br />
<strong>der</strong> Schulanmeldung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> darauf anzusprechen,<br />
ob sie sich e<strong>in</strong>e solche <strong>Zusammenarbeit</strong> vorstellen können.<br />
Im Falle e<strong>in</strong>es Interesses wird über die <strong>Eltern</strong> und<br />
<strong>der</strong>en Berufe bzw. Arbeitsstätten e<strong>in</strong>e Datenbank angelegt,<br />
auf die im Laufe <strong>der</strong> kommenden Schuljahre immer<br />
wie<strong>der</strong> zurückgegriffen werden kann. Muster für <strong>Eltern</strong>briefe<br />
sowie die Konzipierung von Unterrichtse<strong>in</strong>heiten<br />
für die Schüler/<strong>in</strong>nen können detailliert im Internet herunter<br />
geladen werden. www.bildung.koeln/de.Berufswahl/Unterrichtsmaterial/LeitfadenfürdieSekI<br />
Siehe auch “Standards für die Studien- und <strong>Berufsorientierung</strong><br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sek.II.,Standard <strong>Eltern</strong>“ http://www.bildung.koeln.de/materialbibliothek/download.php/09_<br />
elternarbeit_08_02_22.pdf?idx=13c97c11a04e416b4da<br />
faf1cc595665c<br />
Zurückhaltung bei e<strong>in</strong>em solchen Vorgehen ist dann<br />
angebracht, wenn die Gefahr besteht, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />
Jugendliche zu beschämen, denn nicht selten ist es manchen<br />
von ihnen pe<strong>in</strong>lich, ihre <strong>Eltern</strong> dabei zu haben.<br />
Gründe dafür können die prekäre Lebens- und Arbeitssituation<br />
<strong>der</strong> Familie, <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>ge Bildungsh<strong>in</strong>tergrund<br />
o<strong>der</strong> die unzureichenden Sprachkenntnisse <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong><br />
se<strong>in</strong>. In jedem Fall sollten deshalb bei dieser Methode<br />
<strong>der</strong> Berufserkundung immer auch Personen beteiligt<br />
se<strong>in</strong>, die nicht zur Familie <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen gehören:<br />
<strong>Eltern</strong> höherer Jahrgänge, aktive Personen aus dem<br />
Geme<strong>in</strong>wesen, Vertreter/<strong>in</strong>nen aus Migrantenvere<strong>in</strong>en<br />
und <strong>Eltern</strong>lots/<strong>in</strong>nen. Sie alle können ebenfalls <strong>mit</strong> ihren<br />
Berufsprofilen zur <strong>Berufsorientierung</strong> beitragen und so<br />
das Spektrum <strong>der</strong> Jugendlichen erweitern.<br />
Berufserkundung (auch) für <strong>Eltern</strong><br />
Es wurde bereits angesprochen, dass das deutsche Bildungs-<br />
und Ausbildungssystem <strong>mit</strong> den dazugehörigen<br />
Ausbildungsberufen nicht für alle <strong>Eltern</strong> gleichermaßen<br />
bekannt und transparent ist. Darüber h<strong>in</strong>aus än<strong>der</strong>n sich<br />
die Ausbildungsverordnungen und es kommen stetig<br />
neue Ausbildungsberufe h<strong>in</strong>zu. Mehr Wissen kann Klarheit<br />
schaffen: <strong>Eltern</strong> brauchen gewissermaßen e<strong>in</strong>e<br />
eigene <strong>Berufsorientierung</strong> zu den Verän<strong>der</strong>ungen auf<br />
dem Arbeitsmarkt und Hilfe bei <strong>der</strong> Entwicklung von<br />
neuen Berufsbil<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> Klärung von Vorstellungen<br />
zu traditionellen geschlechtsspezifischen Berufen, um e<strong>in</strong>schätzen<br />
zu können, was zu den Neigungen und Stärken<br />
ihres K<strong>in</strong>des passt.<br />
„<strong>Eltern</strong> kennen die Berufe auch nicht.“ (<strong>Eltern</strong>lots<strong>in</strong> türkischer<br />
Herkunft)<br />
22
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
„Es gibt so viele Angebote, dass man gar nicht mehr<br />
weiß, was jetzt. Italienische <strong>Eltern</strong> zum Beispiel haben<br />
überhaupt ke<strong>in</strong>e Ahnung, was für Möglichkeiten die<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> eigentlich haben. Und wenn die <strong>Eltern</strong> das nicht<br />
blicken, wie sollen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> das dann an<strong>der</strong>s machen?“<br />
(<strong>Eltern</strong>lots<strong>in</strong> italienischer Herkunft)<br />
Gefragt s<strong>in</strong>d geeignete Formen, um <strong>Eltern</strong> diese komplexen<br />
Sachverhalte so zu ver<strong>mit</strong>teln, dass sie <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Fülle<br />
und Dichte <strong>der</strong> Informationen etwas anfangen können<br />
und dazu e<strong>in</strong>e Orientierung erhalten, wie und bei wem<br />
sie weitergehende Informationen über Berufe bekommen<br />
können. Ziel ist nicht, <strong>Eltern</strong> alles umfassend zu erklären,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> ihrer Eigenaktivität zu bestärken.<br />
Information zum Ausbildungssystem<br />
Wichtig ist für <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong> Überblick, wie sich unser bundesdeutsches<br />
Ausbildungssystem organisiert und ausdifferenziert.<br />
E<strong>in</strong>e erste hilfreiche Unterscheidung ist die<br />
zwischen betrieblicher und schulischer Ausbildung (siehe<br />
Arbeitsblatt 6). <strong>Eltern</strong> können sich überlegen, welche<br />
Berufswünsche ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> bislang geäußert haben und<br />
<strong>in</strong> welcher Sparte sich diese bewegen. E<strong>in</strong>e ebenso wichtige<br />
Information ist die Tatsache, dass ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> bereits<br />
e<strong>in</strong> Jahr vor Schulende ihre Bewerbungen für Ausbildungsplätze<br />
<strong>in</strong> großen Firmen schreiben müssen und dass<br />
es Möglichkeiten für Ausbildungszuschüsse gibt. Ergänzt<br />
werden kann diese Informationse<strong>in</strong>heit <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er visualisierten<br />
Darstellung von Ausbildungswegen <strong>in</strong> Baden-<br />
Württemberg (siehe Arbeitsblatt 7).<br />
Bildungsabschluss – Ausbildungsberuf<br />
Lehrkräfte berichten immer wie<strong>der</strong> davon, dass ihnen<br />
<strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> unrealistischen Berufswünschen gegenüber sitzen:<br />
So wünschen sich <strong>Eltern</strong> zum Beispiel, dass ihr Sohn<br />
trotz se<strong>in</strong>er schlechten Hauptschulnoten Arzt werden soll.<br />
Gründe dafür können sowohl fehlendes Wissen als auch<br />
eigene (un)bewusste Träume und Wunschbil<strong>der</strong> se<strong>in</strong>, die<br />
sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge auf die Berufsentscheidung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
auswirken können.<br />
Auf <strong>der</strong> Informationsebene fehlt oft <strong>der</strong> Überblick, welche<br />
Ausbildungsberufe <strong>mit</strong> welchem Schulabschluss überhaupt<br />
möglich s<strong>in</strong>d. Oft ist auch unzureichend deutlich,<br />
wie wichtig gute Noten für das Weiterkommen <strong>in</strong> Bildung<br />
und Ausbildung s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>en Diskussionse<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong><br />
dieses Thema bietet Arbeitsblatt 8: Hier wird e<strong>in</strong>e Auswahl<br />
möglicher Berufe <strong>in</strong> Zusammenhang <strong>mit</strong> den jeweiligen<br />
Bildungsabschlüssen gestellt. <strong>Eltern</strong> können da<strong>mit</strong><br />
ermutigt werden, über die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und ihre<br />
Wünsche nachzudenken: Welchen Plan haben sie für Ihr<br />
K<strong>in</strong>d, und was wünscht sich ihr Sohn/ ihre Tochter? S<strong>in</strong>d<br />
diese Pläne und Wünsche so zu realisieren?<br />
Gleichzeitig ist es hilfreich, <strong>Eltern</strong> die <strong>Perspektive</strong> zu eröffnen,<br />
dass e<strong>in</strong> gewählter Ausbildungsberuf zwar <strong>der</strong> erste,<br />
jedoch nicht <strong>der</strong> letzte Schritt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbiographie<br />
ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist. Die aktuelle Arbeitsmarktlage verlangt<br />
von den E<strong>in</strong>zelnen immer stärker die Fähigkeit <strong>der</strong> Neuorientierung<br />
und Weiterentwicklung – lebenslanges Lernen<br />
ist ke<strong>in</strong> Schlagwort, son<strong>der</strong>n Realität und Notwendigkeit.<br />
In Arbeitsblatt 9 f<strong>in</strong>den Sie e<strong>in</strong>e exemplarische Karriereleiter<br />
für Berufe <strong>mit</strong> Hauptschulabschluss: Hier wird aufgezeigt,<br />
welche Weiterqualifizierungsmöglichkeiten es<br />
nach dem jeweiligen Ausbildungsberuf gibt 7 .<br />
Um die tiefer liegende Ebene <strong>der</strong> Wunsch- und Traumbil<strong>der</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu bearbeiten, kann es s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>,<br />
geme<strong>in</strong>sam über die folgenden Fragen nachzudenken:<br />
• Was wünsche ich mir für me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d?<br />
• Was wünscht sich me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d?<br />
• Wie verhandeln wir die Unterschiede unserer Wünsche?<br />
Zur Bearbeitung dieser Fragen bietet sich e<strong>in</strong> Austausch<br />
über den eigenen Lebenslauf an, <strong>der</strong> methodisch an den<br />
jeweiligen Kontext angepasst werden sollte: Der Austausch<br />
über Fallbeispiele, die Durchführung kle<strong>in</strong>er<br />
Rollenspiele zur Simulation von möglichen <strong>Eltern</strong>-K<strong>in</strong>d-<br />
Gesprächen, Berichte und das Gespräch über eigene biografische<br />
Erfahrungen können dazu e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus kann die Bearbeitung kle<strong>in</strong>er filmischer<br />
Sequenzen, wie sie aus dem Bereich <strong>der</strong> Erziehungsunterstützung<br />
bekannt s<strong>in</strong>d, hilfreich se<strong>in</strong>.<br />
7<br />
Auf <strong>der</strong> Seite www.berufskunde.com f<strong>in</strong>den Sie e<strong>in</strong> mehrsprachiges Berufslexikon, das sich an Jugendliche richtet. Unter dem L<strong>in</strong>k „Berufe<br />
von A – Z“ werden Berufe <strong>mit</strong> ihren jeweiligen Anfor<strong>der</strong>ungen und Tätigkeiten genau beschrieben und zu jedem Beruf werden die Karrieremöglichkeiten<br />
aufgezeigt. Dies wirkt sehr motivierend. Geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> kann diese Internetseite besucht und es können verschiedene<br />
Berufsbil<strong>der</strong> genauer beleuchtet werden.<br />
23
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
➔ Methodischer H<strong>in</strong>weis – Gesprächsrunden<br />
Methodisch passend für den biografischen Zugang s<strong>in</strong>d<br />
kle<strong>in</strong>ere Gesprächsrunden <strong>in</strong> vertrauter Atmosphäre, <strong>in</strong><br />
denen folgende Fragen durchdacht werden können:<br />
• Welche Berufe kennen <strong>Eltern</strong> aus ihrer eigenen<br />
Biografie?<br />
• Welche Berufserfahrungen haben sie persönlich<br />
geprägt?<br />
• Was waren ihre Hoffnungen, Wünsche und Ängste für<br />
ihren eigenen beruflichen Werdegang?<br />
Dieser Austausch kann über dialogische Formen wie<br />
Erzählcafés, über kle<strong>in</strong>e Meditationen und Bil<strong>der</strong>, Filme,<br />
gegenseitige Interviews o.Ä. geschehen. Denkbar ist,<br />
über „Berufe früher und heute“ und verän<strong>der</strong>te Anfor<strong>der</strong>ungsbed<strong>in</strong>gungen<br />
<strong>in</strong> Austausch zu kommen. Auch die<br />
Visualisierung eigener Berufsverläufe und möglicher Umwege<br />
kann helfen, freier über Wünsche und Erwartungen<br />
an das eigene K<strong>in</strong>d nachzudenken. Ergänzend dazu kann<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Unterrichtse<strong>in</strong>heit bei den Schüler/<strong>in</strong>nen gesammelt<br />
werden, was sie sich von ihren <strong>Eltern</strong> an Unterstützung<br />
im Berufswahlprozess erhoffen und wünschen. Die<br />
Ergebnisse können den <strong>Eltern</strong> vorgestellt werden, um<br />
das Nachdenken über die gegenseitigen Erwartungen zu<br />
vertiefen.<br />
Neue Medien<br />
Viele <strong>Eltern</strong> nutzen das Internet <strong>mit</strong>tlerweile ganz selbstverständlich,<br />
für an<strong>der</strong>e ist es unbekanntes Terra<strong>in</strong>. Mittlerweile<br />
gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl von ansprechenden Seiten,<br />
auf denen <strong>Eltern</strong> Informationen über Berufe und Bewerbungsverfahren<br />
bekommen können. Auch die Jugendlichen<br />
werden immer stärker über die Neuen Medien angesprochen<br />
und zur eigenen Recherche und Orientierung<br />
animiert. Vieles davon ist <strong>Eltern</strong> überhaupt nicht bekannt<br />
und so können sie es we<strong>der</strong> für sich selbst noch für die<br />
Unterstützung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> nutzen. Hier bietet sich e<strong>in</strong><br />
konkreter Anschauungsunterricht geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> den<br />
Söhnen und Töchtern an: Laden Sie die <strong>Eltern</strong> (und ihre<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>) <strong>in</strong> den Computerraum <strong>der</strong> Schule, <strong>in</strong>s Internetcafé<br />
des Jugendhauses o<strong>der</strong> Stadtteilzentrums e<strong>in</strong>. Organisieren<br />
Sie mobile Laptops, durch die Sie <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren<br />
Gruppen geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong> paar ausgewählte Seiten<br />
bearbeiten können. Es empfiehlt sich nicht, <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong><br />
Informationsschreiben <strong>mit</strong> nach Hause zu geben, auf<br />
denen die Internetadressen nur aufgelistet s<strong>in</strong>d. S<strong>in</strong>nvoller<br />
ist es dagegen, sich diese Informationen geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong><br />
den <strong>Eltern</strong> zu erarbeiten. Werden die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />
aktiv <strong>in</strong> e<strong>in</strong> solches Angebot e<strong>in</strong>gebunden, erhöht<br />
sich die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass auch die <strong>Eltern</strong> dabei<br />
se<strong>in</strong> werden. Jugendliche dürfen hier kompetent ihre<br />
<strong>Eltern</strong> unterweisen und stolz se<strong>in</strong>, wenn sie ihr Wissen<br />
<strong>mit</strong> ihren <strong>Eltern</strong> teilen können. Bilden sich <strong>Eltern</strong>-K<strong>in</strong>d-<br />
Tandems, können sich überdies mögliche Sprachbarrieren<br />
verr<strong>in</strong>gern und es kann <strong>mit</strong> mehrsprachigen Seiten gearbeitet<br />
werden.<br />
Empfehlenswert s<strong>in</strong>d folgende Adressen:<br />
www.berufskunde.com (L<strong>in</strong>k: Berufe von A – Z;<br />
deutsch, französisch, italienisch und englisch)<br />
www.planet-berufe.de (L<strong>in</strong>k: <strong>Eltern</strong>; Verweis auf<br />
türkische Materialien)<br />
www.girls-day.de (L<strong>in</strong>k: <strong>Eltern</strong>)<br />
www.neue-wege-fuer-jungs.de<br />
www.jaau.nrw.de, Portal für Jugend, Arbeit und<br />
Ausbildung <strong>in</strong> NRW <strong>mit</strong> vielfältigsten Informationen für<br />
Jugendliche und <strong>Eltern</strong> (Downloads auf türkisch,<br />
russisch, italienisch o<strong>der</strong> englisch)<br />
www.berufswegeplanung-bw.de<br />
➔ Methodischer H<strong>in</strong>weis – Formen und Orte <strong>der</strong><br />
Wissensver<strong>mit</strong>tlung<br />
Die Wissensver<strong>mit</strong>tlung zu den unterschiedlichen Themenbereichen<br />
kann an <strong>Eltern</strong>abenden, <strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>cafés <strong>in</strong> Schulen<br />
o<strong>der</strong> im Stadtteil, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Jugendarbeit/-<br />
hilfe o<strong>der</strong> auch <strong>in</strong> Migrantenvere<strong>in</strong>en stattf<strong>in</strong>den. Wichtig<br />
ist, e<strong>in</strong>e Atmosphäre zu schaffen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong>s Gespräch kommen können. Hierbei gewährleistet die<br />
E<strong>in</strong>beziehung muttersprachlicher Schlüsselpersonen e<strong>in</strong>e<br />
gute Kommunikation. Von <strong>Eltern</strong> sehr geschätzt werden<br />
externe Expert/<strong>in</strong>nen zur <strong>Berufsorientierung</strong> wie z.B.<br />
Berufsberater/<strong>in</strong>nen. Anzuraten s<strong>in</strong>d auch geme<strong>in</strong>same<br />
Exkursionen <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> - durchaus geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> ihren<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>n - zum Beispiel zum BIZ, zu lokalen Ausbildungsbörsen<br />
o<strong>der</strong> zu Praktikums- o<strong>der</strong> Ausbildungsbetrieben.<br />
Bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> Exkursionen empfiehlt es sich, diese<br />
geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> vorzubereiten und wie<strong>der</strong><br />
24
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
darauf zu achten, muttersprachliche Schlüsselpersonen<br />
dafür zu gew<strong>in</strong>nen. Wichtig ist die Klärung <strong>der</strong> Frage, zu<br />
welchen Tageszeiten o<strong>der</strong> an welchen Wochentagen solche<br />
Exkursionen günstig s<strong>in</strong>d. Berichtet wird, dass zum Beispiel<br />
<strong>der</strong> Samstagvor<strong>mit</strong>tag e<strong>in</strong> guter Zeitpunkt beson<strong>der</strong>s<br />
für Väter se<strong>in</strong> kann. Wenn <strong>Eltern</strong> ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> begleiten,<br />
kann das dazu beitragen, Hemmschwellen für die <strong>Eltern</strong><br />
abzubauen und ihren Weg zu den Institutionen zu ebnen.<br />
Praxistipp: Betriebserkundungen<br />
Der Deutsch-Türkische-Vere<strong>in</strong> Köln e.V. macht sehr gute<br />
Erfahrungen da<strong>mit</strong>, für se<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>s<strong>mit</strong>glie<strong>der</strong> Betriebsbesichtigungen<br />
vor Ort zu organisieren und so den<br />
<strong>Eltern</strong> unterschiedliche Berufsfel<strong>der</strong> und betriebliche<br />
Anfor<strong>der</strong>ungen zu ver<strong>mit</strong>teln. Meist berichten türkeistämmige<br />
Meister/<strong>in</strong>nen, Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen, Personalverantwortliche<br />
und Auszubildende über ihre Tätigkeiten<br />
und das jeweilige Bewerbungsverfahren, so dass die<br />
<strong>Eltern</strong> auch un<strong>mit</strong>telbar Berufsbiographien nachvollziehen<br />
können. Die Angebote <strong>der</strong> Betriebserkundungen<br />
stoßen auf sehr große Resonanz.<br />
Nähere Informationen unter: www.dtvk.de<br />
Geschlechterdifferenzierende Berufswahl<br />
<strong>Eltern</strong> nehmen Kompetenzen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> meist geschlechtsselektiv<br />
wahr, so z.B. die alltagspsychologische Annahme,<br />
dass Jungen für mathematisch-naturwissenschaftliche<br />
Bereiche begabter seien als Mädchen. Entsprechend reagieren<br />
<strong>Eltern</strong> auf die Lebensplanungen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong>: So<br />
wird bei Jungen das Familienernährermodell seltener <strong>in</strong><br />
Frage gestellt als bei Mädchen. Bett<strong>in</strong>a Jansen-Schulz hat<br />
für Mädchen Folgendes heraus gearbeitet:<br />
„Mädchen (und auch Jungen) <strong>mit</strong> geschlechtsuntypischen<br />
Berufswünschen müssen selbstbewusst und stark se<strong>in</strong><br />
und durch <strong>Eltern</strong> zusätzlich gestützt werden. Mädchen<br />
entscheiden sich dann für geschlechtsuntypische Berufe,<br />
wenn sie <strong>Eltern</strong> haben, die<br />
• e<strong>in</strong> progressives Geschlechtsrollenbild haben,<br />
• Frauen <strong>in</strong> untypischen Berufen persönlich kennen,<br />
• selber <strong>in</strong> technischen und naturwissenschaftlichen<br />
Berufen ausgebildet s<strong>in</strong>d,<br />
• auf die Berufswünsche ihrer Töchter <strong>in</strong>teressiert, offen<br />
und unterstützend e<strong>in</strong>gehen.“ 8<br />
Diese Aussage gilt analog für männliche Jugendliche und<br />
<strong>der</strong>en Unterstützungsbedarf. Insofern s<strong>in</strong>d alle Aktivitäten<br />
<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> wichtig, die die Geschlechtsrolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswahl<br />
reflektieren und <strong>Eltern</strong> konkrete, alternative Rollenmodelle<br />
präsentieren. Insbeson<strong>der</strong>e erzählorientierte Veranstaltungen<br />
bieten sich an und können <strong>mit</strong> Daten und<br />
Fakten angereichert werden. Informationen und Argumente<br />
f<strong>in</strong>den Sie unter: www.girls-day.de und<br />
www.neue-wege-fuer-jungs.de.<br />
E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Vätern<br />
Nicht selten stehen für die <strong>Eltern</strong>arbeit überwiegend Mütter<br />
zu Verfügung, vor allem dann, wenn Angebote für<br />
den Vor- o<strong>der</strong> Nach<strong>mit</strong>tag konzipiert werden. Auch wenn<br />
<strong>in</strong> manchen Familien Väter häufiger ohne Arbeit s<strong>in</strong>d und<br />
da<strong>mit</strong> eigentlich über die Abende o<strong>der</strong> die Wochenenden<br />
h<strong>in</strong>aus zur Verfügung stünden, bleibt die Frage, wie sie<br />
gut <strong>in</strong> die <strong>Berufsorientierung</strong> e<strong>in</strong>gebunden werden können.<br />
Eigene Angebote für Väter s<strong>in</strong>d deshalb e<strong>in</strong> produktiver<br />
Ansatz, um beide <strong>Eltern</strong>teile e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />
Praxistipp: Entwicklung von Väterprojekten<br />
Die „Kölner Initiative für Bildung und Integration junger<br />
Migranten“ arbeitet <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Väterprojekt „Starke<br />
Väter s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n“, das sich <strong>mit</strong> E<strong>in</strong>zel- und Gruppenangeboten<br />
zu den Themen Schule, Beruf, Bildung<br />
und Erziehung ausdrücklich an Väter wendet.<br />
Nähere Informationen unter: www.coach-koeln.de/<br />
angebote/beratung-fuer-eltern/vaeterprojekt.<br />
Das Projekt „ELAN – Partizipative <strong>Eltern</strong>bildung: Pädagogische<br />
E<strong>in</strong>richtungen und Migrantenorganisationen <strong>in</strong><br />
Kooperation“ des Jugendmigrationsdienstes <strong>in</strong> Reutl<strong>in</strong>gen<br />
entwickelte e<strong>in</strong> Väterprojekt zur Unterstützung von<br />
Jungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule und im Berufswahlprozess, das auf<br />
e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus Erlebnispädagogik, geme<strong>in</strong>samen<br />
Unternehmungen und Ver<strong>mit</strong>tlung von Bildungs<strong>in</strong>halten<br />
setzt. Nähere Informationen unter:<br />
jmd.reutl<strong>in</strong>gen@bru<strong>der</strong>hausdiakonie.de.<br />
8<br />
Vgl. http://www.gen<strong>der</strong>-<strong>in</strong>-bildung.de/Texte/PDFs/Jansen-Schulz-%20<strong>Eltern</strong>%20und%20<strong>Berufsorientierung</strong>.pdf; 2011.<br />
25
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
Die bundesweite Initiative „Neue Wege für Jungs“ bietet<br />
e<strong>in</strong>e Fülle von Materialien, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> un<strong>mit</strong>telbaren<br />
Arbeit <strong>mit</strong> Vätern e<strong>in</strong>gesetzt werden können. Zum Beispiel<br />
gibt es dort kostenlos den Film „Eigentlich wollte<br />
ich Fußballprofi werden …“, <strong>in</strong> dem fünf junge Männer<br />
<strong>in</strong> „untypischen“ Berufsfel<strong>der</strong>n vorgestellt werden, und<br />
<strong>der</strong> sich sehr gut als Gesprächse<strong>in</strong>stieg für Vätergruppen<br />
eignet. Weitere Filme und Reportagen von und<br />
über Jungen <strong>in</strong> untypischen Berufen können bezogen<br />
werden unter: www.neue-wege-fuer-jungs.de (Stichwort:<br />
Service & Download, Didaktische Medien).<br />
2.2.4. Themenbauste<strong>in</strong> 4: Die Arbeitswelt erleben<br />
und verstehen: Welche praktischen Erfahrungen<br />
sammelt me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d?<br />
Bedeutung von Praktika<br />
In Schnupperpraktika, Block- und Tagespraktika sammeln<br />
Schüler/<strong>in</strong>nen E<strong>in</strong>drücke von und Erfahrungen <strong>mit</strong> verschiedenen<br />
Berufen. An manchen Schulen werden darüber<br />
h<strong>in</strong>aus Schüler/<strong>in</strong>nenfirmen organisiert und erste unternehmerische<br />
Qualitäten erforscht. <strong>Eltern</strong> brauchen Verständnis<br />
für die Bedeutung dieser Praktika, nicht nur als Erfahrung<br />
<strong>der</strong> Arbeitswelt, son<strong>der</strong>n auch als Sprungbrett für e<strong>in</strong>e<br />
Ausbildungsstelle, denn gute Kontakte zu Betrieben s<strong>in</strong>d<br />
entscheidend für den weiteren Weg. <strong>Eltern</strong> können ihre<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Suche nach e<strong>in</strong>em Praktikumsplatz unterstützen,<br />
sich für die Ergebnisse <strong>in</strong>teressieren und so weit<br />
wie möglich versuchen, von Angeboten zum Kennenlernen<br />
von Betrieben Gebrauch zu machen.<br />
In e<strong>in</strong>em ersten Schritt ist es hilfreich, <strong>Eltern</strong> möglichst<br />
frühzeitig e<strong>in</strong>en Gesamtüberblick über die Pflichtpraktika<br />
an <strong>der</strong> Schule zu verschaffen und darüber h<strong>in</strong>aus auf die<br />
Bedeutung freiwilliger Praktika h<strong>in</strong>zuweisen. Zur Vertiefung<br />
empfiehlt es sich, zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es jeden Schuljahres<br />
nochmals detailliert auf die e<strong>in</strong>zelnen Aktivitäten im<br />
jeweiligen Schuljahr h<strong>in</strong>zuweisen. Wichtig dabei ist, den<br />
<strong>Eltern</strong> die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>mit</strong>zuteilen:<br />
• Wann f<strong>in</strong>det das Praktikum statt?<br />
• Bis wann muss <strong>der</strong> Praktikumsplatz gesucht se<strong>in</strong>?<br />
• Wer sucht?<br />
• Wo gibt es unterstützende Adressen?<br />
• Was tun im Krankheitsfall?<br />
E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit ist, dies geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong><br />
anhand <strong>der</strong> „Checkliste Praktikum“ aus dem Stuttgarter<br />
Berufswahl-Portfolio zu tun und sie dabei auf ihre<br />
konkreten Mitwirkungsmöglichkeiten h<strong>in</strong>zuweisen.<br />
➔ Methodischer H<strong>in</strong>weis<br />
– Kle<strong>in</strong>gruppenarbeit<br />
Methodisch sollten nicht nur Informationen ver<strong>mit</strong>telt,<br />
son<strong>der</strong>n es sollte auch die Arbeit <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen ermöglicht<br />
werden, <strong>in</strong> denen sich <strong>Eltern</strong> untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> austauschen<br />
und z.B. Gründe für die Teilnahme an e<strong>in</strong>em Praktikum<br />
sammeln können. Wichtig ist es, <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> darüber<br />
<strong>in</strong>s Gespräch zu kommen, weshalb auch Praktika jenseits<br />
<strong>der</strong> bekannten Pfade unterstützenswert se<strong>in</strong> können. Das<br />
gilt für geschlechteruntypische Berufe genauso wie für<br />
Berufe, die bislang nicht zu den beliebtesten Berufen<br />
gehören. An dieser Stelle kann Arbeitsblatt 10 e<strong>in</strong>gesetzt<br />
werden, das <strong>Eltern</strong> verdeutlicht, wie viele Bewerber/<strong>in</strong>nen<br />
sich auf die fünf meist gewählten Berufe verteilen,<br />
und dass es alle<strong>in</strong> schon aus strategischen Gründen<br />
wichtig se<strong>in</strong> kann, an<strong>der</strong>e Berufszweige durch Praktika zu<br />
erkunden.<br />
➔ Methodischer H<strong>in</strong>weis<br />
– Arbeit <strong>mit</strong> Fallbeispielen<br />
<strong>Eltern</strong>, die gebeten werden, bei <strong>der</strong> Suche nach e<strong>in</strong>em<br />
Praktikumsplatz zu helfen, brauchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die entsprechenden<br />
Informationen über geeignete Suchstrategien.<br />
Methodisch bietet sich e<strong>in</strong> Austausch <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong><br />
untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bzw. <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> älterer Jahrgänge an, die<br />
von ihren Erfahrungen berichten können. Für <strong>Eltern</strong> rückt<br />
da<strong>mit</strong> besser <strong>in</strong>s Blickfeld, welche Ressourcen und<br />
Zugänge zu <strong>in</strong>formellen Netzwerken sie bereits haben,<br />
und wie sie diese für die Suche nutzen können. Dabei<br />
können jedoch verschiedene implizite Vorstellungen über<br />
nützliche Praktika und Suchstrategien zwischen <strong>Eltern</strong><br />
und Berufskräften aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>prallen, die durch Arbeit<br />
<strong>mit</strong> Fallbeispielen jedoch besprechbar und <strong>der</strong> Reflexion<br />
zugänglich gemacht werden können.<br />
Zur Veranschaulichung - Arbeit <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Fallbeispiel:<br />
Fallbeispiel:<br />
E<strong>in</strong>e Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter<strong>in</strong> berichtet empört davon, dass<br />
die türkischen <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong>es ihrer Jugendlichen dem Jungen<br />
e<strong>in</strong>en Praktikumsplatz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dönerbude ver<strong>mit</strong>telt haben.<br />
26
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
In <strong>der</strong> Gruppenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> kann man anhand dieses<br />
Beispiels über folgende Fragen nachdenken:<br />
Woher kommt die Empörung?<br />
a. Die Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter<strong>in</strong> denkt, <strong>in</strong> dem Jugendlichen<br />
stecke mehr und er brauche deshalb e<strong>in</strong>e größere<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />
b. Die Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter<strong>in</strong> denkt, e<strong>in</strong>e Dönerbude<br />
sei ke<strong>in</strong> vollwertiger Arbeitsplatz, auch wenn dies<br />
möglicherweise zukünftig für den Schüler e<strong>in</strong>e realistische<br />
Option se<strong>in</strong> könnte.<br />
Was würde es für die türkischen <strong>Eltern</strong> bedeuten,<br />
wenn sie um die Empörung <strong>der</strong> Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter<strong>in</strong><br />
wüssten, wo sie sich doch darum bemüht<br />
haben, für ihr K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en Praktikumsplatz zu f<strong>in</strong>den?<br />
a. Die <strong>Eltern</strong> könnten enttäuscht se<strong>in</strong> und sich <strong>in</strong> ihrer Bemühung<br />
disqualifiziert fühlen. In <strong>der</strong> Folge werden sie<br />
wahrsche<strong>in</strong>lich den Kontakt zur Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter<strong>in</strong><br />
vermeiden.<br />
b. Die <strong>Eltern</strong> würden <strong>in</strong> Zukunft vielleicht ke<strong>in</strong>en weiteren<br />
aktiven Beitrag zur Praktikumsplatzsuche mehr leisten.<br />
In <strong>der</strong> Arbeit am Fallbeispiel ist es wichtig, die möglichen<br />
Differenzen zwischen E<strong>in</strong>stellungen von Berufskräften und<br />
den E<strong>in</strong>stellungen von <strong>Eltern</strong> herauszuarbeiten, darüber<br />
nachzudenken und Vorschläge zu entwickeln, wie beide<br />
Seiten konstruktiv <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kommunizieren können.<br />
Sollte bei <strong>Eltern</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck überwiegen, ihre Ideen und<br />
Initiativen seien nicht gut genug, werden sie sich wahrsche<strong>in</strong>lich<br />
von ihrer unterstützenden Rolle zurückziehen.<br />
Nachbereitung von Praktika<br />
Für Jugendliche ist es beson<strong>der</strong>s wichtig, dass ihre <strong>Eltern</strong><br />
sich nach ihren Erfahrungen im Praktikum erkundigen.<br />
Dies fällt nicht allen <strong>Eltern</strong> gleichermaßen leicht und deshalb<br />
kann es s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, wenn Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />
geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> über geeignete<br />
(Nach)Fragen nachdenken. So kann im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>Eltern</strong>cafés<br />
o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sem<strong>in</strong>arreihe das Arbeitsblatt 11<br />
„Nachfragen zum Praktikum“ geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong><br />
bearbeitet und ergänzt werden. E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Möglichkeit<br />
ist, die Praktikumsauswertung des Berufswahl-Portfolios<br />
als Gesprächsgrundlage <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu nutzen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> „Praktikumssteckbrief II“ bietet e<strong>in</strong>e Fülle von<br />
konkreten Gesprächsanlässen.<br />
Praktikumspräsentationen<br />
E<strong>in</strong>e Reihe von Schulen hat bereits gute Erfahrungen<br />
da<strong>mit</strong> gemacht, die Praktikumspräsentationen <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen<br />
im öffentlichen Rahmen zu gestalten und dazu<br />
auch die <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong>zuladen. Die Verb<strong>in</strong>dlichkeit <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>teilnahme<br />
wird dann höher, wenn die Jugendlichen <strong>in</strong><br />
die Planung und Gestaltung des Abends o<strong>der</strong> Nach<strong>mit</strong>tags<br />
aktiv e<strong>in</strong>bezogen werden. Dadurch steigt auch das<br />
Interesse <strong>der</strong> Jugendlichen an <strong>der</strong> Teilnahme ihrer <strong>Eltern</strong>.<br />
Wenn zu den Präsentationen externe Referent/<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong>zukommen,<br />
z.B. e<strong>in</strong>/e Berufsberater/<strong>in</strong>, <strong>der</strong>/die über das<br />
Ausbildungssystem <strong>in</strong>formiert o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>/e Vertreter/<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Handwerkskammer, <strong>der</strong>/die beispielsweise Erwartungen<br />
von Betrieben an die Fähigkeiten und Kompetenzen von<br />
Jugendlichen vorstellen kann, wird die Veranstaltung<br />
zusätzlich aufgewertet. Das gilt beson<strong>der</strong>s für Praktikumspräsentationen,<br />
zu denen Betriebe geladen werden,<br />
<strong>in</strong> denen die Praktika stattfanden. <strong>Eltern</strong> erhalten da<strong>mit</strong><br />
die Möglichkeit, sich bei den Vertreter/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Betriebe<br />
direkt über den Betrieb und den Praktikumsverlauf zu<br />
<strong>in</strong>formieren. Für <strong>Eltern</strong>, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontaktaufnahme<br />
schwer tun, kann es hilfreich se<strong>in</strong>, wenn ihnen während<br />
e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>formellen Teils <strong>der</strong> Veranstaltung dazu Brückenbauer,<br />
wie z.B. <strong>Eltern</strong>lots/<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Mentor/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong><br />
Schüler/<strong>in</strong>nen, unterstützend zur Seite stehen.<br />
2.2.5. Bauste<strong>in</strong> 5: Berufsvorbereitung und<br />
Bewerbungen: Wie kann ich me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> die Ausbildung helfen?<br />
In <strong>der</strong> achten und spätestens <strong>in</strong> <strong>der</strong> neunten Klasse müssen<br />
Schüler/<strong>in</strong>nen sich für e<strong>in</strong>en Beruf entschieden haben<br />
und <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsuche beg<strong>in</strong>nen. Sie sollen<br />
sich dafür gezielt und stetig bewerben, die Angebote <strong>der</strong><br />
Berufsberatung gut nutzen und auch weiterh<strong>in</strong> selbstständig<br />
Praktikumserfahrungen sammeln. Im Falle <strong>der</strong><br />
Entscheidung für e<strong>in</strong>en Besuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiterführenden<br />
Schule müssen Anmeldungen abgeschickt werden, und<br />
im Falle von Ablehnungen braucht es e<strong>in</strong>e <strong>Perspektive</strong>,<br />
wie es weitergehen kann. <strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s wichtige<br />
Partner/<strong>in</strong>nen, um darauf zu achten, dass ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> sich<br />
stetig um e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz bewerben und parallel<br />
<strong>in</strong>tensiv lernen, um e<strong>in</strong> gutes Abschlusszeugnis zu erlangen.<br />
27
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
Praxistipp: Merkblatt zur Berufsausbildung für<br />
muslimische Familien<br />
Die schweizerische Erziehungsdirektion <strong>in</strong> Bern hat e<strong>in</strong><br />
Merkblatt zur Berufsausbildung entwickelt, das sich an<br />
religiös-muslimische Familien richtet und <strong>in</strong> dem auf<br />
<strong>der</strong>en mögliche Vorbehalte und Fragen e<strong>in</strong>gegangen<br />
wird. Neben grundsätzlichen Informationen zu Ausbildungswegen<br />
werden Fragen thematisiert wie z.B.: S<strong>in</strong>d<br />
Mädchen gefährdet, wenn sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb e<strong>in</strong>e<br />
Ausbildung machen? Können islamische Essensvorschriften<br />
e<strong>in</strong>gehalten werden? Kann e<strong>in</strong> Mädchen<br />
trotz Kopftuch e<strong>in</strong>e Ausbildung machen? Was ist <strong>mit</strong><br />
Geschlechtertrennung im Pflegebereich? Das Merkblatt<br />
wurde von e<strong>in</strong>er Islamwissenschaftler<strong>in</strong> und <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung<br />
Islamischer Organisationen <strong>in</strong> Zürich entwickelt<br />
und kann <strong>in</strong> folgenden Sprachen heruntergeladen werden<br />
– auf: albanisch, arabisch, bosnisch, deutsch,<br />
französisch, englisch, italienisch und türkisch.<br />
www.erz.be.ch/erz/de/<strong>in</strong>dex/berufsberatung.html<br />
(Siehe: Unterlagen und Informationen für Fachpersonen:<br />
Stichwort Migration und Integration)<br />
Bewerbungen erstellen<br />
Insbeson<strong>der</strong>e zugewan<strong>der</strong>ten <strong>Eltern</strong> ist häufig unbekannt,<br />
wie und <strong>in</strong> welchem Zeitrahmen <strong>in</strong> Deutschland<br />
Bewerbungen verfasst werden müssen. Es ist deshalb<br />
s<strong>in</strong>nvoll, <strong>Eltern</strong> schon möglichst früh auf e<strong>in</strong>en sogenannten<br />
„Bewerbungsfahrplan“ e<strong>in</strong>zustimmen (siehe<br />
Arbeitsblatt 12). Darüber h<strong>in</strong>aus ist wichtig, <strong>Eltern</strong> über<br />
den Aufbau e<strong>in</strong>er Bewerbung zu <strong>in</strong>formieren und ihnen<br />
<strong>mit</strong>zuteilen, worauf bei e<strong>in</strong>er Bewerbung zu achten ist.<br />
Hierfür gibt es vielfältiges Informationsmaterial, auf das<br />
zurückgegriffen werden kann 9 . Diese Handreichung<br />
be<strong>in</strong>haltet zwei Arbeitsblätter, die <strong>Eltern</strong> zeigen, worauf<br />
es bei e<strong>in</strong>em Lebenslauf ankommt (Arbeitsblatt 13)<br />
bzw. wie e<strong>in</strong> Bewerbungsschreiben auszusehen hat<br />
(Arbeitsblatt 14). Nur wenn <strong>Eltern</strong> wissen, wie die<br />
Bewerbungsunterlagen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> aussehen sollten,<br />
können sie diese <strong>mit</strong> ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n entsprechend durchgehen<br />
bzw. auf Vollständigkeit überprüfen. E<strong>in</strong>e Checkliste<br />
zu den Bewerbungsunterlagen, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterrichtsvorbereitung<br />
<strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen genutzt wird, kann<br />
auch für <strong>Eltern</strong> hilfreich se<strong>in</strong>.<br />
Ausbildungsreife<br />
Zu den wichtigen Ausbildungsanfor<strong>der</strong>ungen gehören<br />
nicht nur die schulischen Noten, son<strong>der</strong>n auch Aspekte<br />
wie Eigenständigkeit, Interesse, Höflichkeit o<strong>der</strong> Neugier.<br />
Es ist für <strong>Eltern</strong> von großer Bedeutung, sich zu vergegenwärtigen,<br />
was aus betrieblicher Sicht die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an Jugendliche s<strong>in</strong>d, und welch wichtige Voraussetzung<br />
für die Ausbildung gute soziale Kompetenzen s<strong>in</strong>d (siehe<br />
Arbeitsblatt 15). <strong>Eltern</strong> sollten <strong>mit</strong> dem vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Wirtschaft gebräuchlichen Konzept <strong>der</strong> Ausbildungsreife<br />
vertraut gemacht werden (siehe Arbeitsblatt 16). Die<br />
verschiedenen Dimensionen <strong>der</strong> Ausbildungsreife, die im<br />
Arbeitsblatt aufgeführt werden, können dazu dienen,<br />
Beispiele für jeden Bereich zu sammeln und zu überlegen,<br />
was <strong>Eltern</strong> zur Ausbildung dieser Kompetenzen ihrer<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> beitragen können.<br />
Suchstrategien – Wie f<strong>in</strong>de ich e<strong>in</strong>en<br />
Ausbildungsplatz?<br />
E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> größten Herausfor<strong>der</strong>ungen ist sicherlich die<br />
Suche nach geeigneten Ausbildungsplätzen – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
dann, wenn auch ungewöhnlichere Wege beschritten<br />
werden sollen. Arbeitsblatt 17 zeigt <strong>Eltern</strong> verschiedene<br />
Möglichkeiten auf. Methodisch ist wichtig, das<br />
Arbeitsblatt im Gespräch durchzugehen. Nicht alle Familien<br />
lesen die lokale Tagespresse und nicht alle haben<br />
Internetzugang o<strong>der</strong> nutzen das Internet zur Recherche<br />
und Orientierung. Viele <strong>Eltern</strong> f<strong>in</strong>den darüber h<strong>in</strong>aus<br />
nicht selbstverständlich ihren Weg zu Institutionen wie<br />
den Kammern o<strong>der</strong> dem BIZ. Für solche <strong>Eltern</strong> können<br />
sich Gefühle <strong>der</strong> Hilflosigkeit und Ohnmacht verstärken,<br />
wenn ausschließlich auf diese Suchwege verwiesen wird.<br />
Deshalb empfiehlt es sich, <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> geme<strong>in</strong>sam zu<br />
überlegen, wo <strong>in</strong> ihrem un<strong>mit</strong>telbaren familiären<br />
und/o<strong>der</strong> sozialen Umfeld Kontakte zu Personen bestehen,<br />
die ihnen weiterhelfen könnten und sie bei <strong>der</strong><br />
Kontaktver<strong>mit</strong>tlung unterstützen. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
können Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen, Mentor/<strong>in</strong>nen und<br />
Vertreter/<strong>in</strong>nen von Beratungse<strong>in</strong>richtungen neben den<br />
Berufsberater/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Agentur für Arbeit <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong>formieren,<br />
welche E<strong>in</strong>richtungen sie bei e<strong>in</strong>em eventuellen<br />
Ausbildungsabbruch ihres K<strong>in</strong>des o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er fehlenden<br />
Ausbildungsstelle weiter beraten und unterstützen<br />
können.<br />
9<br />
Auf <strong>der</strong> Seite von www.planet-berufe.de f<strong>in</strong>den sich unter dem Stichwort „<strong>Eltern</strong>“ zahlreiche, ausgesprochen anschauliche Informationsbroschüren<br />
und Dateien, die für den un<strong>mit</strong>telbaren Gebrauch heruntergeladen bzw. auch als Pr<strong>in</strong>tmedien bestellt werden können.<br />
28
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
Vorstellungsgespräche<br />
<strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d wichtige Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen, wenn Vorstellungsgespräche<br />
anstehen. Da<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> hier e<strong>in</strong>e<br />
Unterstützung se<strong>in</strong> können, müssen sie selbst e<strong>in</strong>e<br />
Ahnung davon haben, worauf es Personalleitungen <strong>in</strong><br />
Bewerbungssituationen ankommt (siehe Arbeitsblätter<br />
18, 19 und 20). Ergänzend bietet das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio<br />
drei verschiedene Arbeitsblätter, die sich<br />
auf mögliche Fragen im Vorstellungsgespräch beziehen.<br />
E<strong>in</strong>e Variante <strong>der</strong> Vorbereitung ist, <strong>Eltern</strong> diese Arbeitsblätter<br />
(z.B. im Rahmen e<strong>in</strong>er Klassenveranstaltung)<br />
zukommen zu lassen. Effektiver ist es sicherlich, wenn<br />
Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Personalverantwortliche selbst<br />
<strong>Eltern</strong> im Gespräch vorstellen, worauf sie <strong>in</strong> Bewerbungssituationen<br />
am meisten achten.<br />
2.2.6. Themenbauste<strong>in</strong> 6: Infos und Unterstützung:<br />
Wer hilft mir? Wen kann ich fragen?<br />
In den vorangegangen Themene<strong>in</strong>heiten wurde wie<strong>der</strong>holt<br />
auf die Bedeutung des Orientierungswissens h<strong>in</strong>gewiesen.<br />
<strong>Eltern</strong> brauchen nicht alle Detail<strong>in</strong>formationen,<br />
sie sollten aber wissen, wo sie welche Informationen und<br />
Hilfestellungen bekommen können, wenn sie diese benötigen.<br />
Die folgenden Arbeitsblätter unterstützen <strong>mit</strong> Informationen<br />
zu wichtigen Stuttgarter Adressen:<br />
• Unterstützung bei Bewerbungen und Ausbildungsplatzsuche<br />
(Arbeitsblatt 21)<br />
• Ohne Schulabschluss – wie geht es weiter?<br />
(Arbeitsblatt 22)<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus f<strong>in</strong>den sich im Kapitel 3 des Stuttgarter<br />
Berufswahl-Portfolio wichtige Kontaktadressen <strong>in</strong> Stuttgart,<br />
die ergänzend an <strong>Eltern</strong> weitergegeben werden<br />
können, am besten im Rahmen e<strong>in</strong>er <strong>Eltern</strong>veranstaltung<br />
o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen <strong>Eltern</strong>gesprächs.<br />
2.3.<br />
Planungshilfen für die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />
Jede Schule hat bereits eigene Formen <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> entwickelt und zum Teil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswegeplanung<br />
festgeschrieben. Um das Spektrum zu erweitern<br />
und mehr <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die <strong>Berufsorientierung</strong> e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den,<br />
kann es hilfreich se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Analyse <strong>der</strong> Ausgangssituation<br />
an <strong>der</strong> Schule zu erstellen. Dafür können die folgenden<br />
Schritte durchdacht werden:<br />
Schritt 1:<br />
Reflexion <strong>der</strong> Ausgangssituation an <strong>der</strong> Schule<br />
bzw. <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />
• Zu welchen Bauste<strong>in</strong>en wird bereits <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong><br />
zusammengearbeitet?<br />
• Welche Praxisansätze, Methoden, Angebote haben sich<br />
bewährt? Wo wird Handlungsbedarf gesehen?<br />
• Welche Bauste<strong>in</strong>e sollen – eventuell geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong><br />
<strong>Eltern</strong> – entwickelt und vertieft werden? In welcher<br />
Form?<br />
• Besteht die Bereitschaft im Kollegium, sich mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu engagieren? Lassen sich<br />
zum Beispiel kle<strong>in</strong>e Arbeitsgruppen o<strong>der</strong> Tandems<br />
bilden?<br />
• Welche (außerschulischen) Ressourcen können für die<br />
<strong>Zusammenarbeit</strong> mobilisiert werden? (Kolleg/<strong>in</strong>nen,<br />
Schlüsselpersonen, aktive <strong>Eltern</strong>, Migrantenvere<strong>in</strong>e,<br />
Betriebe, etc.)<br />
• Zu welchem Thema besteht für wen Qualifizierungsbedarf<br />
(zum Beispiel für <strong>Eltern</strong> im Bereich des Berufespektrums<br />
o<strong>der</strong> für Lehrer/<strong>in</strong>nen im Bereich von Methoden<br />
aufsuchen<strong>der</strong> Arbeit)?<br />
Schritt 2:<br />
Ziele formulieren<br />
• Welcher Bauste<strong>in</strong>/ welcher Inhalt soll zu welchem<br />
Zeitpunkt bearbeitet werden?<br />
29
KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
Schritt 3:<br />
Planung und Umsetzung <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />
• Wer s<strong>in</strong>d die verantwortlichen Akteur/<strong>in</strong>nen?<br />
• Mit welchen Partner/<strong>in</strong>nen wollen wir zusammenarbeiten?<br />
• Wer kann uns bei <strong>der</strong> zeitlichen und organisatorischen<br />
Umsetzung unterstützen?<br />
Schritt 4:<br />
Auswertung und Reflexion<br />
• Wie war <strong>der</strong> konkrete Umsetzungsverlauf?<br />
• Was waren för<strong>der</strong>liche, was h<strong>in</strong><strong>der</strong>liche Faktoren?<br />
• Was muss zukünftig verän<strong>der</strong>t werden?<br />
Schritt 5:<br />
Planung <strong>der</strong> nächsten Schritte<br />
• Was steht als nächstes an?<br />
• Wer macht was?<br />
Diese selbstreflexive Ausgangsanalyse bietet sich als erster<br />
Schritt zur Bilanzierung und Entwicklung neuer Angebote<br />
an. Arbeitshilfen für die verschiedenen Planungsschritte<br />
f<strong>in</strong>den Sie im Anhang als Arbeitsblatt 23.<br />
2.4.<br />
Schlussbemerkung<br />
dessen Knappheit an Schulen oft beklagt wird. Auch<br />
wenn gute Beispiele und Erfahrungen immer wie<strong>der</strong><br />
beweisen, dass e<strong>in</strong>e partnerschaftliche Verb<strong>in</strong>dung <strong>mit</strong><br />
<strong>Eltern</strong> zu e<strong>in</strong>er neuen Qualität <strong>der</strong> eigenen Arbeit führen<br />
kann, die man nicht mehr missen möchte, ersche<strong>in</strong>t <strong>der</strong><br />
Weg dorth<strong>in</strong> oft lang und aufwendig und die zu schulternden<br />
Aufgaben e<strong>in</strong>e zu große Bürde. Um nicht im<br />
Gewohnten, das erst mal leichter ersche<strong>in</strong>t, stecken zu<br />
bleiben, hilft es, sich zu vergegenwärtigen, dass es meistens<br />
die kle<strong>in</strong>en Schritte s<strong>in</strong>d, die den Weg zum Ziel<br />
nachhaltig bahnen, und dazu gehören die folgenden:<br />
• Sich Partner/<strong>in</strong>nen suchen hilft – je größer das menschliche<br />
Netzwerk <strong>der</strong> Schule, desto mehr <strong>Eltern</strong> können<br />
erreicht und e<strong>in</strong>gebunden werden.<br />
• Weniger ist mehr - es reicht völlig aus, sich für den<br />
Anfang e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung vorzunehmen und diese nachhaltig<br />
e<strong>in</strong>zuführen: z.B. e<strong>in</strong> neues <strong>Eltern</strong>café an <strong>der</strong><br />
Schule o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e persönliche E<strong>in</strong>ladung verbunden <strong>mit</strong><br />
e<strong>in</strong>em Hausbesuch o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>abend zur <strong>Berufsorientierung</strong><br />
zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es jeden Schuljahres. Jede<br />
sche<strong>in</strong>bar noch so kle<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung kann entscheidend<br />
für neue Ergebnisse sorgen und da<strong>mit</strong> motivierend<br />
für beide Parteien wirken – <strong>Eltern</strong> und Schule.<br />
• Was zusammen <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> neu auf den Weg gebracht<br />
wurde - wie kle<strong>in</strong> o<strong>der</strong> groß auch immer - will am Ende<br />
des Schuljahres geme<strong>in</strong>sam gefeiert se<strong>in</strong>. Die B<strong>in</strong>dungskraft<br />
von geme<strong>in</strong>samen Ritualen und Festen kann den<br />
Alltag durch das Schuljahr h<strong>in</strong>durch <strong>in</strong> hohem Maße<br />
unterstützen.<br />
Diese Handreichung will Mut für den ersten Schritt<br />
machen. Allen Schulen und <strong>Eltern</strong> auf diesem Weg<br />
wünschen wir gutes Gel<strong>in</strong>gen.<br />
<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> neu<br />
zu gestalten, ist für e<strong>in</strong>e Schule e<strong>in</strong>e strukturelle Investition<br />
<strong>in</strong> die Zukunft, die Zeit und Energie kostet. Diese<br />
Handreichung zeigt e<strong>in</strong>e Fülle von Ideen auf, wie Schule<br />
zu e<strong>in</strong>em Ort werden kann, an dem <strong>Eltern</strong> sich konstruktiv<br />
e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und gut <strong>mit</strong> Lehrkräften, Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen,<br />
<strong>Eltern</strong>lots/<strong>in</strong>nen und an<strong>der</strong>en schulischen Partner/<strong>in</strong>nen<br />
am Strang <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> ziehen<br />
können. Vielleicht mag sich jedoch auch manche Leser<strong>in</strong><br />
und mancher Leser beim Durcharbeiten <strong>der</strong> Handreichung<br />
ab und zu gefragt haben, wer das alles wann<br />
verwirklichen soll, wenn doch Zeit e<strong>in</strong> kostbares Gut ist,<br />
30
LITERATURHINWEISE<br />
Ausgewählte Literaturh<strong>in</strong>weise<br />
Altan, M.; Foitzik, A.; Goltz, J. (2009). E<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Haltung. <strong>Eltern</strong>(bildungs)arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft.<br />
E<strong>in</strong>e praxisorientierte Reflexionshilfe, Stuttgart.<br />
www.ajs-bw.de<br />
Gel<strong>in</strong>gende <strong>Eltern</strong>arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsgesellschaft ist nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> richtigen<br />
Methode, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Haltung. Diese muss <strong>in</strong> den Blick genommen und verstanden werden vor<br />
dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> jeweiligen <strong>in</strong>stitutionellen und gesellschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Davon ausgehend<br />
unterzieht das Autorenteam geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> den Fachkräften vor Ort <strong>der</strong>en alltägliche Praxis <strong>in</strong> Bildungsund<br />
Jugendhilfee<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>er selbstkritischen Reflexion und beschreibt Gelungenes wie auch Situationen<br />
des Scheiterns.<br />
Bärsch, J. (2005). Interkulturelle <strong>Eltern</strong>arbeit. <strong>Eltern</strong> von Migrantenjugendlichen verstärkt <strong>in</strong> die Berufs- und Bildungsorientierung<br />
ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>beziehen. Endbericht Equal-Projekt, Köln.<br />
www.kni.de/docs/<strong>Eltern</strong>arbeit/Endbericht_Interkulturelle_<strong>Eltern</strong>arbeit.pdf (letzter Zugriff: 17.6.2010).<br />
E<strong>in</strong> anschaulich zu lesen<strong>der</strong> Abschlussbericht e<strong>in</strong>es Equal-Projektes, das quantitative und qualitative<br />
Auswertungen <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>in</strong>det.<br />
Boos-Nünn<strong>in</strong>g, U.; Di Bernardo, L.; Rimbach, B.; Wolbeck, I. (o.J.). <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> zugewan<strong>der</strong>ten <strong>Eltern</strong> –<br />
Mythos o<strong>der</strong> Realität? Materialband für Berater<strong>in</strong>nen und Berater im Arbeitsfeld „Übergang Schule/ Beruf“, RAA (Hrsg.),<br />
Essen. (o.J.).<br />
Dieser Materialband beschreibt <strong>in</strong> gut lesbarer Form Grundzüge <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte und verweist<br />
auf Möglichkeiten, zugewan<strong>der</strong>te <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> den Übergang Schule – Beruf e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. Dabei werden zentrale<br />
Grundsätze erörtert wie auch konkrete Praxistipps für die Gestaltung von Veranstaltungen etc. gegeben.<br />
Fürstenau, S.; Gomolla, M. (Hrsg.) (2009). Migration und schulischer Wandel: <strong>Eltern</strong>beteiligung, Wiesbaden.<br />
Das Lehrbuch ver<strong>mit</strong>telt e<strong>in</strong>en Überblick über theoretisches Grundlagenwissen, Forschungsergebnisse sowie<br />
Strategien und Praxisbeispiele zum Thema <strong>Eltern</strong>beteiligung und beleuchtet die wichtigsten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> zwischen Schule und <strong>Eltern</strong> im Kontext migrationsbed<strong>in</strong>gter Heterogenität. Vorgestellt<br />
werden Praxisprojekte wie z.B. <strong>Eltern</strong>netzwerk NRW, Interkulturelle Bildungslots<strong>in</strong>nen, Familiy Literacy<br />
und das RAA Projekt „Rucksack <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundschule“.<br />
31
LITERATURHINWEISE<br />
Gaupp, N.; Pre<strong>in</strong>, G. (2007). Stuttgarter Haupt- und För<strong>der</strong>schüler/<strong>in</strong>nen auf dem Weg von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> die Berufsausbildung.<br />
Bericht zur Basiserhebung <strong>der</strong> Stuttgarter Schulabsolventenstudie. Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut e.V., Landeshauptstadt<br />
Stuttgart.<br />
Das Deutsche Jugend<strong>in</strong>stitut führte im Auftrag <strong>der</strong> Landeshauptstadt Stuttgart e<strong>in</strong>e dreijährige Längsschnittuntersuchung<br />
unter Stuttgarter Haupt- und För<strong>der</strong>schüler/<strong>in</strong>nen <strong>mit</strong> dem Ziel durch, die Verlaufsmuster von<br />
Übergängen <strong>in</strong> die Ausbildung zu skizzieren und Informationen über die Wirksamkeit von Bildungsgängen,<br />
Angeboten und Maßnahmen zu liefern. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Basiserhebung im letzten Pflichtschuljahr <strong>der</strong><br />
Schüler/<strong>in</strong>nen skizzieren vorwiegend die Vorbereitung <strong>der</strong> Jugendlichen auf die Zeit nach <strong>der</strong> Schule.<br />
Medvedev, A.; Eralp, H.; Kümmerle, S. (2009). Handbuch für die <strong>in</strong>terkulturelle <strong>Eltern</strong>arbeit. Hamburg:<br />
KWB – Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V.<br />
www.bqm-handbuch.de<br />
Dieses Handbuch bietet e<strong>in</strong>e Fülle von Materialien, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> (<strong>in</strong>terkulturellen) <strong>Eltern</strong>arbeit zum Thema Übergang<br />
Schule – Beruf e<strong>in</strong>gesetzt werden können. Darüber h<strong>in</strong>aus werden Anregungen für die Planung und<br />
Gestaltung von <strong>Eltern</strong>treffs gegeben.<br />
Schwaiger, M.; Neumann, U. (2010). Regionale Bildungsgeme<strong>in</strong>schaften. Gutachten zur <strong>in</strong>terkulturellen<br />
<strong>Eltern</strong>beteiligung <strong>der</strong> RAA, Hamburg.<br />
www.raa.de<br />
Die Regionalen Arbeitsstellen (RAA) s<strong>in</strong>d bundesweit führend <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>. In diesem<br />
Gutachten werden die Angebote systematisch evaluiert, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en europäischen Diskussionskontext gestellt<br />
und viele bundesweit gelungene Praxisansätze vorgestellt.<br />
Straßburger, G.; Bestmann, S. (2008). Praxishandbuch für sozialraumorientierte <strong>in</strong>terkulturelle Arbeit, Bonn.<br />
www.<strong>mit</strong>arbeit.de<br />
In diesem anschaulichen und sehr gut lesbaren Praxishandbuch erläutern die Autor/<strong>in</strong>nen, wie Angebote so<br />
gestaltet werden können, dass Migrantenfamilien sie als attraktiv und hilfreich erachten und nutzen. Zentrale<br />
Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> sozialraumorientierten Arbeit werden an Praxisbeispielen erläutert:<br />
• konsequentes Ansetzen an den Interessen <strong>der</strong> Familien,<br />
• aktivierende Arbeit und För<strong>der</strong>ung von Ressourcen,<br />
• Konzentration auf die Ressourcen <strong>der</strong> Familien und <strong>der</strong> Stadtteil<strong>in</strong>frastruktur.<br />
E<strong>in</strong>e überaus anregende und empfehlenswerte Lektüre für alle, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfe, <strong>in</strong> Schule, im<br />
Quartiersmanagement, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtteilarbeit o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Verbänden, Vere<strong>in</strong>en und Kommunen <strong>mit</strong> Familien arbeiten.<br />
Bezug unter: Stiftung MITARBEIT, Bornheimer Str. 37, 53111 Bonn.<br />
Tschöpe-Scheffler, S. (Hrsg.) (2006). Konzepte <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>bildung – e<strong>in</strong>e kritische Übersicht. Opladen.<br />
In diesem Sammelband werden die bundesweit bekanntesten <strong>Eltern</strong>bildungsansätze und Programme (z.B. Starke<br />
<strong>Eltern</strong>-Starke K<strong>in</strong><strong>der</strong>, STEP, Triple P, Kess, <strong>Eltern</strong> Stärken, Stadtteilmütter, FuN, etc.) anhand konkreter Standorte<br />
(<strong>mit</strong> den jeweiligen Kontaktdaten) vorgestellt und <strong>in</strong>haltlich auf ihre Chancen und Grenzen h<strong>in</strong> diskutiert. E<strong>in</strong>e<br />
gute Grundlage für alle, die sich e<strong>in</strong>en Überblick über dieses Handlungsfeld verschaffen wollen und Impulse für<br />
die Gestaltung ihrer eigenen Praxis suchen.<br />
32
EuropäischE union
Wie kann man die<br />
Arbeitsblätter e<strong>in</strong>setzen?<br />
Deutsch<br />
Die folgenden Arbeitsblätter können auf <strong>Eltern</strong>abenden und <strong>Eltern</strong>cafés o<strong>der</strong><br />
<strong>in</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Eltern</strong>bildungsveranstaltungen, z.B. <strong>in</strong> Schulen und Migrantenvere<strong>in</strong>en,<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden. Sie ver<strong>mit</strong>teln Ideen und Vorschläge, wie Sie <strong>Eltern</strong><br />
auf die <strong>Berufsorientierung</strong> ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> vorbereiten können.<br />
Inhalt und Reihenfolge <strong>der</strong> Arbeitsblätter s<strong>in</strong>d so aufgebaut, dass sie den sechs<br />
Themenbauste<strong>in</strong>en zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die schulische <strong>Berufsorientierung</strong><br />
entsprechen:<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 1: Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 2: Persönlichkeit, Interessen und Fähigkeiten<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 3: Berufe erkunden<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 4: Die Arbeitswelt erleben und verstehen<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 5: Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 6: Infos und Unterstützung<br />
Die Arbeitsblätter werden ergänzt durch e<strong>in</strong>e Planungshilfe für Schulen und<br />
e<strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>-ABC <strong>Berufsorientierung</strong>. Dieses erläutert wichtige Begriffe und<br />
Abkürzungen. Seien Sie mutig, das Arbeitsmaterial flexibel zu verwenden und<br />
fügen Sie je nach Bedarf Informationen h<strong>in</strong>zu. Unser Ratschlag ist, sich dabei<br />
an den Fragen und Interessen <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> zu orientieren und die Inhalte<br />
geme<strong>in</strong>sam im Dialog zu erarbeiten. Dann können <strong>Eltern</strong> die für sie wichtigen<br />
Kenntnisse und Kompetenzen erwerben und ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf dem Weg <strong>in</strong> die<br />
berufliche Zukunft gut begleiten.
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 1:<br />
Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />
Arbeitsblatt 1<br />
… sie ihrem K<strong>in</strong>d helfen<br />
können, gute Bewerbungen<br />
zu schreiben.<br />
… sie ihrem K<strong>in</strong>d Tipps für<br />
Vorstellungsgespräche<br />
geben können.<br />
… sie ihr K<strong>in</strong>d an Term<strong>in</strong>e<br />
und Vere<strong>in</strong>barungen er<strong>in</strong>nern<br />
können.<br />
… sie <strong>mit</strong> ihrem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en<br />
Praktikums- o<strong>der</strong> Ausbildungsplatz<br />
suchen können.<br />
<strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d wichtig,<br />
weil ...<br />
… sie ihr K<strong>in</strong>d beim<br />
Lernen unterstützen<br />
können.<br />
… sie ihrem K<strong>in</strong>d Mut machen<br />
können.<br />
…<br />
… sie über ihre Erfahrungen<br />
aus Arbeit und Beruf<br />
sprechen können.
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 1:<br />
Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />
Arbeitsblatt 2<br />
<strong>Eltern</strong>abende<br />
Berufserkundung<br />
Stuttgarter<br />
Berufswahl-Portolio<br />
Präsentationen und<br />
Vorführungen <strong>Eltern</strong>gespräche<br />
So können Sie <strong>mit</strong><br />
unserer Schule<br />
zusammenarbeiten<br />
…<br />
Individueller<br />
För<strong>der</strong>plan<br />
<strong>Eltern</strong>treffs und<br />
<strong>Eltern</strong>café
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 1:<br />
Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />
Arbeitsblatt 3<br />
Geben Sie Ihrem K<strong>in</strong>d feste<br />
Aufgaben im Haushalt.<br />
So lernt es Zuverlässigkeit<br />
und Ausdauer.<br />
Helfen Sie Ihrem K<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong><br />
Hobby zu f<strong>in</strong>den. So lernt es<br />
etwas über die eigenen<br />
Interessen.<br />
Unterstützen Sie Ihr K<strong>in</strong>d bei<br />
ehrenamtlichen Aktivitäten,<br />
dies zahlt sich beim Suchen<br />
e<strong>in</strong>er Lehrstelle aus.<br />
Helfen Sie Ihrem K<strong>in</strong>d<br />
beim Verfassen von<br />
Bewerbungen.<br />
10 Tipps zur<br />
<strong>Berufsorientierung</strong><br />
Helfen Sie Ihrem K<strong>in</strong>d<br />
beim Lernen. Gute Noten<br />
s<strong>in</strong>d wichtig.<br />
Loben Sie Ihr K<strong>in</strong>d, wenn<br />
etwas gut klappt und<br />
machen Sie ihm Mut<br />
bei Rückschlägen.<br />
Helfen Sie Ihrem K<strong>in</strong>d<br />
durch Gespräche,<br />
eigene Interessen und<br />
Begabungen herauszuf<strong>in</strong>den.<br />
Geben Sie Ihrem K<strong>in</strong>d Tipps<br />
für Vorstellungsgespräche,<br />
denn Sie s<strong>in</strong>d erfahrener.<br />
Suchen Sie das Gespräch<br />
<strong>mit</strong> den Lehrern Ihres<br />
K<strong>in</strong>des – Ihr K<strong>in</strong>d profitiert<br />
von Ihrer Kooperation.<br />
Teilen Sie Ihre<br />
Erfahrungen <strong>mit</strong> dem<br />
Berufsleben <strong>mit</strong><br />
Ihrem K<strong>in</strong>d.<br />
In Anlehnung an: Regionales Übergangsmanagement Nürnberg, Bildungsbüro <strong>der</strong> Stadt Nürnberg (Hrsg.) (o.J.), <strong>Eltern</strong>power. Begleitbriefe für die Berufswahl.
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 1:<br />
Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />
Arbeitsblatt 4<br />
Was bedeutet das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio?<br />
Das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio ist e<strong>in</strong> Sammelordner, <strong>der</strong> allen Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern seit dem Schuljahr<br />
2010/11 <strong>in</strong> den Haupt- und Werkrealschulen zur Unterstützung ihrer <strong>Berufsorientierung</strong> zur Verfügung steht. Mit dem<br />
Ordner plant Ihr K<strong>in</strong>d <strong>mit</strong> Hilfe <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> verschiedenen Schritten se<strong>in</strong>en Weg <strong>in</strong> die Ausbildung und den Beruf. Die<br />
Ergebnisse <strong>der</strong> verschiedenen Lernschritte werden im Ordner dokumentiert. Bewerbungen werden da<strong>mit</strong> geplant und<br />
Praktikumsbesche<strong>in</strong>igungen und an<strong>der</strong>e Zertifikate dar<strong>in</strong> abgeheftet. In <strong>der</strong> Regel verbleibt <strong>der</strong> Ordner <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule,<br />
da<strong>mit</strong> er dort je<strong>der</strong>zeit greifbar ist.<br />
Der Ordner ist Eigentum Ihres K<strong>in</strong>des und kann auch nach <strong>der</strong> Schulzeit weiter verwendet werden.<br />
Was haben Sie als <strong>Eltern</strong> von diesem Ordner?<br />
• Sie erfahren viel über die Stärken und Fähigkeiten Ihres K<strong>in</strong>des.<br />
• Sie wissen genau, wo Ihr K<strong>in</strong>d im Berufswahlprozess gerade steht.<br />
• Sie wissen, welche nächsten Schritte anstehen.<br />
• Sie bekommen Rückmeldungen über Ihr K<strong>in</strong>d von den Praktikumse<strong>in</strong>sätzen.<br />
• Sie können kontrollieren, ob ihr K<strong>in</strong>d alle wichtigen Unterlagen für Bewerbungen zusammen hat.<br />
• Sie erhalten wichtige Adressen von Kontaktpersonen für weitere Unterstützung.<br />
Wie können Sie Ihr K<strong>in</strong>d hier unterstützen?<br />
• Lassen Sie sich den Ordner regelmäßig zeigen.<br />
• Achten Sie <strong>mit</strong> darauf, dass Praktikumsbesche<strong>in</strong>igungen und Zertifikate ordentlich e<strong>in</strong>gepflegt werden.<br />
• Nehmen Sie den Ordner zum Anlass, über Berufe zu sprechen.<br />
• Zeigen Sie Interesse für die Berufswegeplanung <strong>der</strong> Schule.<br />
• Übernehmen Sie es konkrete Arbeitsaufgaben, wie z.B. e<strong>in</strong>e eigene E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Stärken Ihres K<strong>in</strong>des,<br />
abzugeben.<br />
• Informieren Sie sich über den Wunschberuf Ihres K<strong>in</strong>des und die Chancen und Möglichkeiten dieses Berufes.<br />
• Motivieren Sie Ihr K<strong>in</strong>d, wenn möglich, se<strong>in</strong>en Wunsch zu verwirklichen.
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 2:<br />
Persönlichkeit, Interessen und Fähigkeiten<br />
Arbeitsblatt 5<br />
Mütter und Väter benennen die Stärken ihres K<strong>in</strong>des<br />
Stuttgart, den _____________<br />
Liebe/r ______________<br />
wir wollen, dass Du gut über Dich und De<strong>in</strong>e Fähigkeiten Bescheid weißt. Dazu wollen wir schon heute etwas<br />
beitragen. Bewahre diesen Brief gut auf o<strong>der</strong> hefte ihn <strong>in</strong> De<strong>in</strong> Berufswahl-Portfolio.<br />
Wir mögen an Dir beson<strong>der</strong>s:<br />
Wir f<strong>in</strong>den, dass Du Vieles gut kannst, aber beson<strong>der</strong>s gut kannst Du:<br />
Unserer Me<strong>in</strong>ung nach <strong>in</strong>teressierst Du Dich ganz beson<strong>der</strong>s für:<br />
Alles Liebe<br />
De<strong>in</strong>e Mutter/De<strong>in</strong> Vater<br />
In Anlehnung an: Lernende Region Netzwerk Köln, Leitfaden Berufswahlorientierung für die Sek. I, o. J.
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 3:<br />
Berufe erkunden<br />
Arbeitsblatt 6<br />
Betriebliche und schulische Berufsausbildung – Unterschiede und Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />
Betriebliche Berufsausbildung Schulische Berufsausbildung<br />
Was ist das?<br />
Betriebliche Berufsausbildung f<strong>in</strong>det an zwei<br />
Orten statt:<br />
1. im Ausbildungsbetrieb (Praxis)<br />
2. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule (Theorie)<br />
Schulische Berufsausbildung f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Berufsfachschule statt:<br />
• Vollzeitunterricht<br />
• mehrwöchige Praktika<br />
Die wichtigsten Ausbildungsbereiche<br />
• Industrie und Handel<br />
• Handwerk<br />
• Landwirtschaft<br />
• öffentlicher Dienst<br />
• freie Berufe (Arztpraxen und Apotheken, Rechtsanwalts-<br />
und Steuerberaterkanzleien)<br />
• pflegerische und soziale Berufe<br />
• Wirtschaft<br />
• Fremdsprachen<br />
• Technik<br />
• Gestaltung<br />
• Musik<br />
Schulische Voraussetzungen<br />
• ke<strong>in</strong> bestimmter Schulabschluss vorausgesetzt<br />
• Erwartung: m<strong>in</strong>destens guter Hauptschulabschluss<br />
• oft Realschulabschluss erwartet<br />
• manche Berufsfachschulen nehmen<br />
Hauptschüler/<strong>in</strong>nen<br />
Dauer <strong>der</strong> Ausbildung<br />
• je nach Beruf 2 bis 3,5 Jahre • je nach Beruf 2 bis 3,5 Jahre<br />
Bewerbung<br />
• Ausbildungsbeg<strong>in</strong>n: <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel 1. September<br />
• Bewerbungen müssen oft e<strong>in</strong> Jahr vorher abgeschickt<br />
werden<br />
• die Bewerbung muss oft e<strong>in</strong> Jahr vor<br />
Ausbildungsbeg<strong>in</strong>n vorliegen<br />
Vergütung<br />
• vertraglich vere<strong>in</strong>barte Ausbildungsvergütung<br />
• Höhe: abhängig vom Beruf und Ausbildungsbetrieb<br />
• meistens ke<strong>in</strong>e Ausbildungsvergütung<br />
• staatliche Berufsfachschulen s<strong>in</strong>d kostenfrei<br />
• private Schulen verlangen Schulgeld
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 3:<br />
Berufe erkunden<br />
Arbeitsblatt 7<br />
Maßnahmen <strong>der</strong><br />
Berufsvorbereitung<br />
<strong>der</strong> Agentur für Arbeit, JobCenter,<br />
Jugendamt (z.B. BVB, EQ)<br />
teilweise Erwerb des<br />
Hauptschulabschlusses möglich<br />
Berufsvorbereitungsjahr<br />
(BVJ)/Vorqualifizierung Arbeit<br />
und Beruf (VAB)<br />
an e<strong>in</strong>er beruflichen Schule<br />
Erwerb des Hauptschulabschlusses<br />
möglich<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
ohne e<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss<br />
Übersicht Bildungs- und Ausbildungswege<br />
Berufstätigkeit<br />
Studium<br />
Duale Ausbildung<br />
(<strong>in</strong> Betrieb und Berufsschule)<br />
Gymnasium<br />
Erwerb <strong>der</strong> Hochschulreife<br />
Werkrealschule/<br />
Realschule<br />
Erwerb des <strong>mit</strong>tleren<br />
Bildungsabschlusses<br />
Berufse<strong>in</strong>stiegsjahr (BEJ)<br />
an e<strong>in</strong>er beruflichen Schule<br />
Verbesserung des Hauptschulabschlusses<br />
möglich<br />
Berufsfachschule (BFS)<br />
E<strong>in</strong>jährige BFS: Ausbildungs<strong>in</strong>halte<br />
erstes Lehrjahr<br />
Zweijährige BFS: Berufsausbildung<br />
bzw. <strong>mit</strong>tlerer Bildungsabschluss<br />
Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />
<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Hauptschulabschluss
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 3:<br />
Berufe erkunden<br />
Arbeitsblatt 8<br />
Berufe und Schulabschlüsse<br />
Hauptschulabschluss<br />
Realschulabschluss<br />
Handwerk<br />
Gastronomie<br />
Handel<br />
E<strong>in</strong>zelhandelskauffrau/mann<br />
Gewerblichtechnische<br />
Berufe<br />
Industriemechaniker/<strong>in</strong><br />
Kaufmännische<br />
Berufe<br />
Florist/<strong>in</strong><br />
Koch/<br />
Köch<strong>in</strong><br />
Elektroniker/<strong>in</strong><br />
Maler/<strong>in</strong> und<br />
Lackierer/<strong>in</strong><br />
Fachkraft für<br />
Gastgewerbe<br />
Verkäufer/<strong>in</strong><br />
Bürokauffrau/mann<br />
Speditionskauffrau/mann<br />
Gesundheitsberufe<br />
Altenpfleger/<strong>in</strong><br />
Krankenschwester/<br />
pfleger<br />
In Anlehnung an: Medvedev, A./Eralp, H./Kümmerle, S. (2009), BQM Handbuch für die <strong>in</strong>terkulturelle <strong>Eltern</strong>arbeit.<br />
Hamburg: KWB – Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V.<br />
IT- und<br />
Medienberufe<br />
Mediengestalter/<strong>in</strong><br />
System<strong>in</strong>formatiker/<strong>in</strong><br />
Abitur<br />
Kaufmännische<br />
Berufe<br />
Bankkauffrau/mann<br />
Industriekauffrau/mann<br />
Duales<br />
Studium<br />
Betriebswirt/<strong>in</strong><br />
Public<br />
Management
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 3:<br />
Berufe erkunden<br />
Arbeitsblatt 9<br />
Ausbildung und Entwicklungsmöglichkeiten „De<strong>in</strong>e Karriereleiter“<br />
Unternehmer/<strong>in</strong><br />
Unternehmer/<strong>in</strong><br />
Geschäftsleiter/<strong>in</strong><br />
Master of Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
Bachelor of Arts - Handel<br />
Geschäftsleiter/<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>käufer/<strong>in</strong><br />
Abteilungsleitung<br />
Bachelor of Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />
staatlich geprüfte/r Betriebswirt/<strong>in</strong><br />
Meister/<strong>in</strong><br />
Handelsassistent/<strong>in</strong><br />
Werkpolierer/<strong>in</strong><br />
Handelsfachwirt/<strong>in</strong><br />
Fachberatung für Handelsbereiche<br />
Vorarbeiter/<strong>in</strong><br />
Substitut<br />
(stellvertretende Abteilungsleitung)<br />
Polierer/<strong>in</strong><br />
Erstverkäufer/<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>zelhandelskauffrau<br />
bzw.<br />
E<strong>in</strong>zelhandelskaufmann<br />
Stuckateur<br />
bzw.<br />
Stuckateur<strong>in</strong><br />
In Anlehnung an: www.berufskunde.com
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 4:<br />
Die Arbeitswelt erleben und verstehen<br />
Arbeitsblatt 10<br />
Das Ausbildungsstellen-Bewerber/<strong>in</strong>nen-Verhältnis<br />
Die fünf häufigsten an HAUPTSCHULEN gewählten Ausbildungsberufe<br />
Beruf<br />
Bewerber<strong>in</strong>nen pro<br />
Ausbildungsstelle<br />
Beruf<br />
Bewerber pro<br />
Ausbildungsstelle<br />
HAUPTSCHÜLERINNEN<br />
1. Kauffrau im<br />
E<strong>in</strong>zelhandel<br />
2,3<br />
Bewerber<strong>in</strong>nen<br />
pro Stelle<br />
2. Friseur<strong>in</strong> 3,4<br />
3. Verkäufer<strong>in</strong> 2,7<br />
4. Arzthelfer<strong>in</strong>/<br />
Mediz<strong>in</strong>ische<br />
Fachangestellte<br />
4,3<br />
5. Bürokauffrau 2,4<br />
HAUPTSCHÜLER<br />
1. Kraftfahrzeugmechaniker,<br />
Personenkraftwagentechniker<br />
2. Kaufmann im<br />
E<strong>in</strong>zelhandel<br />
3,8<br />
Bewerber<br />
pro Stelle<br />
2,3<br />
3. Koch 1,7<br />
4. Industriemechaniker<br />
5. Maler und<br />
Lackierer –<br />
Gestaltung und<br />
Instandhaltung<br />
1,4<br />
2,4<br />
Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg (Hrsg.) (2006), <strong>Eltern</strong> und Berufswahl. Für <strong>Eltern</strong> von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern an Haupt- und<br />
Realschulen.
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 4:<br />
Die Arbeitswelt erleben und verstehen<br />
Arbeitsblatt 11<br />
E<strong>in</strong> Praktikum nachbereiten? Offene Fragen können helfen.<br />
Wenn Ihr K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Praktikum absolviert hat, hilft es, wenn Sie ihm die folgenden Fragen stellen:<br />
1. Was gefiel dir am Praktikum beson<strong>der</strong>s gut und was weniger?<br />
2. Was hast du dort gemacht?<br />
3. Was hast du dort gelernt?<br />
4. Was hättest du dort noch gerne gelernt?<br />
5. Wie war de<strong>in</strong> Verhältnis zu de<strong>in</strong>em Chef bzw. de<strong>in</strong>er Chef<strong>in</strong> und den an<strong>der</strong>en Arbeitskolleg/<strong>in</strong>nen?<br />
6. Haben sich de<strong>in</strong>e Erwartungen an das Praktikum erfüllt?<br />
Falls nicht: Was hat dir gefehlt?<br />
7. Kommt e<strong>in</strong>e Ausbildung <strong>in</strong> diesem Beruf für dich <strong>in</strong> Frage?<br />
In Anlehnung an: Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg (Hrsg.) (2008/2009), <strong>Eltern</strong> und Berufswahl. Für <strong>Eltern</strong> von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />
<strong>der</strong> Klassen 8-10.
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />
Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />
Arbeitsblatt 12<br />
Berufswahl- und Bewerbungsfahrplan<br />
8. Schuljahr 9. Schuljahr<br />
1. Schulhalbjahr 2. Schulhalbjahr 1. Schulhalbjahr 2. Schulhalbjahr<br />
August/September Februar Juli September Februar Juli<br />
Praktika Bewerbungsbeg<strong>in</strong>n<br />
bei Großbetrieben,<br />
Banken<br />
Versicherungen<br />
(bei Hauptschulabschluss)<br />
Bewerbungsbeg<strong>in</strong>n<br />
für<br />
schulische Ausbildungen<br />
und <strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>eren Betrieben<br />
(bei Hauptschulabschluss)<br />
Anmeldung an<br />
weiterführenden<br />
Schulen<br />
Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />
Ausbildung o<strong>der</strong><br />
weiterführenden<br />
Schule<br />
INFORMIEREN<br />
(Was gibt es? Was <strong>in</strong>teressiert mich? Was kann ich?)<br />
ENTSCHEIDEN<br />
(Was will ich werden? Was will ich machen?)<br />
BEWERBEN<br />
(Bewerbungen schreiben und versenden)<br />
In Anlehnung an: Bundesagentur für Arbeit, Agentur für Arbeit Stuttgart (Hrsg.) (2009/2010), Infos zur Berufsausbildung.<br />
10. Klasse<br />
Werkrealschule<br />
Praktika und<br />
Bewerbungen<br />
verfassen
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />
Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />
Arbeitsblatt 13<br />
So können Sie beim Lebenslauf schreiben helfen<br />
Beispiel e<strong>in</strong>es Lebenslaufes<br />
LEBENSLAUF<br />
Zur Person<br />
Name:<br />
Meryem Ataman<br />
Geboren am: 14. Oktober 1993<br />
Geburtsort:<br />
Stuttgart<br />
Anschrift: Saarstraße 112<br />
70173 Stuttgart<br />
Tel.: 0711 123456<br />
E-Mail: meryem.ataman@web.net.de<br />
Foto<br />
Ist das Bewerbungsfoto<br />
aktuell und seriös?<br />
Stimmen die Angaben<br />
zur Person?<br />
<strong>Eltern</strong>:<br />
Efe Ataman, Elektriker<br />
Ebru Ataman, Verkäufer<strong>in</strong><br />
S<strong>in</strong>d die Angaben zu den<br />
<strong>Eltern</strong> richtig?<br />
Schulbildung<br />
Grundschule:<br />
Hauptschule:<br />
Liebl<strong>in</strong>gsfächer:<br />
Schulische Aktivitäten:<br />
1999-2003 Trift-Grundschule Stuttgart<br />
seit 2003 Friedrich-Jahn-Hauptschule<br />
Stuttgart<br />
Deutsch, Englisch<br />
Schulradio, Schülernachhilfe<br />
Ist <strong>der</strong> Überblick auf die<br />
Schullaufbahn Ihres K<strong>in</strong>des<br />
korrekt?<br />
Schulabschluss:<br />
Beson<strong>der</strong>e Kenntnisse<br />
Kenntnisse:<br />
Praktische Erfahrungen<br />
Betriebspraktikum:<br />
Hauptschulabschluss im Sommer 2010 geplant<br />
Englisch<br />
Türkisch<br />
vertiefte EDV-Kenntnisse <strong>in</strong> MS Word<br />
und Excel<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> 8. Klasse Praktikum im Hotel<br />
Die drei Spatzen <strong>in</strong> Stuttgart<br />
Liebl<strong>in</strong>gsfächer und<br />
schulische Aktivitäten<br />
zeigen, was Ihrem K<strong>in</strong>d<br />
wichtig ist.<br />
Mit se<strong>in</strong>en Kenntnissen<br />
und Hobbys zeigt Ihr K<strong>in</strong>d,<br />
dass es Eigenschaften besitzt,<br />
die für die Ausbildung<br />
wichtig s<strong>in</strong>d.<br />
Ferienjob:<br />
Aushilfe im Biergarten Zum Krug,<br />
Stuttgart<br />
Interessen<br />
Hobbys:<br />
28. Juli 2010<br />
Meryem Ataman<br />
Freunde treffen, lesen, Handball<br />
Ist <strong>der</strong> Lebenslauf unterschrieben<br />
und datiert? Achten<br />
Sie darauf, dass hier das<br />
gleiche Datum steht wie im<br />
Bewerbungsschreiben.<br />
In Anlehnung an: Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg (Hrsg.) (2008/2009), Me<strong>in</strong> Start <strong>in</strong> die Ausbildung. Berufswahl begleiten.<br />
www.planet-beruf.de.
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />
Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />
Arbeitsblatt 14<br />
So können Sie beim Bewerbungsschreiben helfen<br />
Beispiel e<strong>in</strong>es Bewerbungsschreibens<br />
Ha<strong>mit</strong> Pamuk<br />
Ste<strong>in</strong>weg 16<br />
70173 Stuttgart<br />
Tel.: 0711 11113<br />
E-Mail: ha<strong>mit</strong>.pamuk@webnet.de<br />
Pechste<strong>in</strong> Landschaftsbau<br />
Dieter Pechste<strong>in</strong><br />
Franzstraße 20<br />
70173 Stuttgart Stuttgart, 20. August 2010<br />
Bewerbung um e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz als Gärtner – Garten- und Landschaftsbau<br />
Sehr geehrter Herr Pechste<strong>in</strong>,<br />
<strong>mit</strong> großem Interesse habe ich Ihre Anzeige <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jobbörse <strong>der</strong> Agentur für Arbeit gelesen.<br />
Auf Ihrer Homepage habe ich mich über Ihren Betrieb und Ihr Ausbildungskonzept <strong>in</strong>formiert.<br />
Dies hat mir gut gefallen und deshalb bewerbe ich mich bei Ihnen.<br />
Während me<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>wöchigen Praktikums <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gärtnerei Grön<strong>in</strong>g konnte ich erste E<strong>in</strong>blicke<br />
<strong>in</strong> den beruflichen Alltag e<strong>in</strong>es Gärtners gew<strong>in</strong>nen. Dabei gefielen <strong>mit</strong> beson<strong>der</strong>s gut die<br />
Bepflanzung und die Pflege von Hausgärten. Ich arbeite sehr gern an <strong>der</strong> frischen Luft und<br />
b<strong>in</strong> körperlich belastbar. Da mir diese Arbeit viel Spaß bereitet hat, habe ich mich für den<br />
Beruf des Landschaftsgärtners entschieden.<br />
Zurzeit besuche ich die Pestalozzi-Hauptschule <strong>in</strong> Stuttgart, die ich im Juli 2011 erfolgreich<br />
abschließen werde.<br />
Gerne b<strong>in</strong> ich bereit, bei Ihnen e<strong>in</strong> Praktikum zu machen, da<strong>mit</strong> Sie sich von mir und<br />
me<strong>in</strong>en Fähigkeiten überzeugen können.<br />
Auf e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung zu e<strong>in</strong>em persönlichen Gespräch freue ich mich sehr.<br />
Freundliche Grüße<br />
Ha<strong>mit</strong> Pamuk<br />
Ha<strong>mit</strong> Pamuk<br />
Anlagen<br />
Lebenslauf<br />
Zeugnis 8. Klasse<br />
Praktikumsbesche<strong>in</strong>igung<br />
Stimmen Name und<br />
Anschrift Ihres K<strong>in</strong>des?<br />
S<strong>in</strong>d die Anschrift des<br />
Unternehmens und <strong>der</strong><br />
Name des Ansprechpartners<br />
richtig geschrieben?<br />
Stimmen <strong>der</strong> Wohnort<br />
und das Datum?<br />
Ist die Anrede des<br />
Ansprechpartners höflich<br />
formuliert?<br />
Steht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betreffzeile<br />
die genaue<br />
Berufsbezeichnung?<br />
Begründet Ihr K<strong>in</strong>d,<br />
warum es sich bei diesem<br />
Betrieb bewirbt?<br />
Zeigt Ihr K<strong>in</strong>d welche<br />
Erfahrungen es <strong>mit</strong>br<strong>in</strong>gt<br />
und warum es sich für<br />
diesen Beruf <strong>in</strong>teressiert?<br />
Wann macht Ihr K<strong>in</strong>d<br />
welchen Schulabschluss?<br />
Bekundet Ihr K<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>satzbereitschaft?<br />
Verabschiedet sich Ihr<br />
K<strong>in</strong>d freundlich? Ist das Dokument<br />
unterschrieben?<br />
S<strong>in</strong>d alle beiliegenden<br />
Dokumente aufgelistet?<br />
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ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />
Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />
Arbeitsblatt 15<br />
Ausbildungsreife – was bedeutet das?<br />
Schulische Grundkenntnisse:<br />
• korrekte Rechtschreibung<br />
• Textverständnis<br />
• mathematische Grundkenntnisse<br />
• wirtschaftliche Grundkenntnisse<br />
Soziale Kompetenzen:<br />
• Zuverlässigkeit<br />
• gute Umgangsformen<br />
• Kritikfähigkeit<br />
• Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong><br />
• Teamfähigkeit<br />
• Pünktlichkeit<br />
Ausbildungsreife<br />
Das erwarten Betriebe von<br />
Ihrem K<strong>in</strong>d:<br />
Berufsentscheidung:<br />
• Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung <strong>mit</strong><br />
eigenen Interessen, Stärken und<br />
Zielvorstellungen<br />
Denken und Komb<strong>in</strong>ieren:<br />
• logisches Denken<br />
• Merkfähigkeit<br />
• aktives Mitdenken<br />
• Zusammenhänge erkennen können<br />
• konzentriertes Arbeiten<br />
In Anlehnung an: Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg (Hrsg.) (2009/2010), Me<strong>in</strong> Start <strong>in</strong> die Ausbildung. Berufswahl begleiten.<br />
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Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />
Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />
Arbeitsblatt 16 a<br />
Checkliste: Ist me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d reif für die Ausbildung?<br />
Soziale Kompetenzen<br />
Das erwarten Betriebe:<br />
Umgangsformen:<br />
• Höflichkeit und Respekt zeigen<br />
gegenüber an<strong>der</strong>en<br />
• Rücksicht auf die Umgebung nehmen<br />
Teamfähigkeit:<br />
• gut <strong>mit</strong> Kollegen zusammenarbeiten<br />
Sorgfalt:<br />
• Aufgaben gewissenhaft und möglichst<br />
fehlerfrei erledigen<br />
Kommunikationsfähigkeit:<br />
• sich sprachlich klar ausdrücken<br />
• Wünsche an<strong>der</strong>er verstehen und entsprechend<br />
darauf reagieren<br />
Selbstständigkeit:<br />
• Fähigkeit, den Alltag selbst zu<br />
organisieren<br />
• Aufgaben aus eigenem<br />
Antrieb erledigen<br />
Durchhaltevermögen und<br />
Frustrationstoleranz:<br />
• Zielstrebigkeit<br />
• Mut bei Misserfolgen nicht verlieren<br />
So verhält sich me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d:<br />
• grüßt an<strong>der</strong>e höflich und spricht<br />
angemessen <strong>mit</strong> ihnen<br />
• kleidet und benimmt sich e<strong>in</strong>er<br />
Situation angemessen<br />
• hilft an<strong>der</strong>en, wenn es selbst etwas besser<br />
kann<br />
• stellt auch mal eigene Bedürfnisse und<br />
Wünsche zu Gunsten an<strong>der</strong>er<br />
(zum Beispiel Geschwister) zurück<br />
• erledigt genau se<strong>in</strong>e Aufgaben<br />
• geht gut <strong>mit</strong> den eigenen Sachen und<br />
den von an<strong>der</strong>en um<br />
• geht offen auf an<strong>der</strong>e Menschen zu und<br />
auf sie e<strong>in</strong><br />
• kann se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung <strong>in</strong> Diskussionen gut<br />
vertreten und gleichzeitig an<strong>der</strong>e Ansichten<br />
tolerieren<br />
• organisiert z.B. gerne e<strong>in</strong>e Party o<strong>der</strong><br />
plant se<strong>in</strong>e Freizeit<br />
• telefoniert eigenständig, um Term<strong>in</strong>e<br />
zu vere<strong>in</strong>baren<br />
• organisiert den Alltag eigenständig,<br />
z.B. ohne Ermahnung rechtzeitig aufstehen,<br />
Hausaufgaben machen, lernen<br />
• bleibt an e<strong>in</strong>er Aufgabe dran, bis sie<br />
vollständig erledigt ist<br />
• kann <strong>mit</strong> Kritik und Rückschlägen<br />
umgehen
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Arbeitsblatt 16 b<br />
Schulisches Wissen<br />
Denkvermögen<br />
Das erwarten Betriebe:<br />
Mathematische Grundkenntnisse:<br />
• Grundrechenarten (das E<strong>in</strong>male<strong>in</strong>s,<br />
Prozent-, Dreisatz- und Bruchrechnen)<br />
Mit Texten und Medien umgehen:<br />
• Texte lesen, verstehen und da<strong>mit</strong><br />
arbeiten können<br />
Schreiben:<br />
• Verständliche Texte <strong>in</strong> richtiger<br />
Rechtschreibung verfassen<br />
• Formulare ausfüllen<br />
• Textformen wie Briefe und Lebensläufe<br />
kennen.<br />
Merkfähigkeit:<br />
• Fähigkeit sich zu er<strong>in</strong>nern, was<br />
man gelesen, gehört o<strong>der</strong> erklärt<br />
bekommen hat<br />
Logisches Denken:<br />
• Zusammenhänge und Ähnlichkeiten<br />
erkennen<br />
• Schlussfolgerungen ziehen<br />
• Bekanntes auf Unbekanntes übertragen<br />
können.<br />
So verhält sich me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d:<br />
• kann im Supermarkt im Kopf ausrechnen,<br />
was <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kauf ungefähr kostet<br />
• kann e<strong>in</strong> Rezept für vier Personen auf<br />
e<strong>in</strong>e Person umrechnen<br />
• kann e<strong>in</strong>en Zeitungsbericht zusammenfassen<br />
und die wichtigsten Inhalte<br />
wie<strong>der</strong>geben<br />
• kann im Internet für e<strong>in</strong> Referat<br />
recherchieren<br />
• kann e<strong>in</strong>en fehlerfreien Brief schreiben<br />
• kann e<strong>in</strong>en Fragebogen eigenständig<br />
ausfüllen<br />
• kann kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>käufe ohne Merkzettel<br />
erledigen<br />
• kann schon e<strong>in</strong>mal durchgeführte Reparaturen<br />
an e<strong>in</strong>em Gegenstand ohne<br />
große Schwierigkeiten zu e<strong>in</strong>em späteren<br />
Zeitpunkt wie<strong>der</strong>holen<br />
• kann aus e<strong>in</strong>er Zahlenreihe Unregelmäßigkeiten<br />
herausfiltern<br />
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Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />
Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />
Arbeitsblatt 17<br />
So f<strong>in</strong>det Ihr K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz<br />
über die Berufsberatung<br />
<strong>der</strong> Bundesagentur<br />
für Arbeit<br />
über die Jobbörse <strong>der</strong><br />
Bundesagentur für Arbeit<br />
im Internet<br />
www.arbeitsagentur.de<br />
über Onl<strong>in</strong>e-Stellenbörsen z.B.<br />
www.ihk-lehrstellenbörse.de<br />
www.handwerkskammer.de<br />
www.monster.de.<br />
über Verwandte,<br />
Freund/<strong>in</strong>nen, Nachbarn<br />
o<strong>der</strong> Bekannte<br />
Ausbildungsplätze<br />
f<strong>in</strong>det man...<br />
<strong>in</strong> Tages- und<br />
Wochenzeitungen<br />
(Son<strong>der</strong>beilagen)<br />
auf den Internetseiten<br />
<strong>der</strong> Firmen<br />
direkt bei den Betrieben<br />
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Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />
Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />
Arbeitsblatt 18<br />
Checkliste: Bewerbungsmappe, Bewerbungsschreiben und Lebenslauf<br />
Die Bewerbungsmappe:<br />
➔ Die Bewerbungsmappe enthält:<br />
• das Bewerbungsschreiben<br />
• den Lebenslauf<br />
• Zeugnisse<br />
• Praktikumsnachweise<br />
• Besche<strong>in</strong>igungen über Hobby o<strong>der</strong> Nebenjobs.<br />
➔ Alle Unterlagen müssen sauber, fehlerfrei und vollständig se<strong>in</strong>.<br />
➔ Auf dem Bewerbungsschreiben und dem Lebenslauf muss das gleiche und aktuelle Datum stehen.<br />
➔ Das Bewerbungsschreiben und <strong>der</strong> Lebenslauf müssen von Ihrem K<strong>in</strong>d unterschrieben se<strong>in</strong>.<br />
➔ Die Kontaktdaten Ihres K<strong>in</strong>des und des Betriebes müssen korrekt se<strong>in</strong>.<br />
➔ Unter dem Stichwort „Anlagen“ müssen alle beigelegten Dokumente (siehe oben) aufgelistet se<strong>in</strong>.<br />
➔ Es muss e<strong>in</strong> Bewerbungsfoto beigelegt se<strong>in</strong>.<br />
Das Bewerbungsschreiben:<br />
➔ Es sollte kurz und prägnant verfasst und nicht länger als e<strong>in</strong>e DIN A4 –Seite se<strong>in</strong>.<br />
➔ Ihr K<strong>in</strong>d sollte überzeugend darstellen, warum es sich für diese Ausbildungsstelle bewirbt und warum es dafür<br />
geeignet ist.<br />
➔ Die dargestellten Stärken Ihres K<strong>in</strong>des sollten den Anfor<strong>der</strong>ungen des Berufs entsprechen.<br />
➔ Ihr K<strong>in</strong>d sollte sich höflich ausdrücken.<br />
Der Lebenslauf:<br />
➔ enthält alle persönlichen Daten Ihres K<strong>in</strong>des,<br />
➔ enthält den Verlauf <strong>der</strong> Schulbildung,<br />
➔ enthält Angaben zu beruflichen Erfahrungen, Kenntnissen und Hobbys.<br />
In Anlehnung an: Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg (Hrsg.) (2009/2010), Me<strong>in</strong> Start <strong>in</strong> die Ausbildung. Berufswahl begleiten.<br />
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Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />
Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />
Arbeitsblatt 19<br />
Typische Fragen bei e<strong>in</strong>em Vorstellungsgespräch<br />
Mit diesen Fragen hat Ihr K<strong>in</strong>d beim Vorstellungsgespräch zu rechnen:<br />
Fragen<br />
Das will <strong>der</strong> Betrieb wissen<br />
Was <strong>in</strong>teressiert Sie an diesem Ausbildungsberuf<br />
beson<strong>der</strong>s?<br />
Hat sich Ihr K<strong>in</strong>d über den Beruf <strong>in</strong>formiert?<br />
Kennt es die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> diesem Beruf?<br />
Wie s<strong>in</strong>d Sie auf diesen Ausbildungsberuf gekommen?<br />
Warum will Ihr K<strong>in</strong>d das machen (Motivation)?<br />
Warum bewerben Sie sich gerade bei unserem<br />
Unternehmen?<br />
Hat sich Ihr K<strong>in</strong>d über das Unternehmen <strong>in</strong>formiert?<br />
Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen?<br />
Wichtig: Ihr K<strong>in</strong>d sollte ehrlich antworten, dabei jedoch<br />
se<strong>in</strong>e Stärken betonen.<br />
Haben Sie gelernt, im Team zu arbeiten?<br />
Kann Ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Gruppen arbeiten? Kann es <strong>mit</strong><br />
Konflikten umgehen?<br />
Was wollen Sie beruflich <strong>in</strong> den nächsten fünf Jahren<br />
erreichen?<br />
Ist Ihr K<strong>in</strong>d engagiert und hat es Ziele?<br />
Wichtig: Nicht über- o<strong>der</strong> untertreiben!<br />
Können Sie politische Ereignisse <strong>der</strong> letzten Wochen<br />
nennen?<br />
Ist Ihr K<strong>in</strong>d allgeme<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressiert und aufgeschlossen?<br />
In Anlehnung an: Medvedev, A./Eralp, H./Kümmerle, S. (2009), BQM Handbuch für die <strong>in</strong>terkulturelle <strong>Eltern</strong>arbeit.<br />
Hamburg: KWB – Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V.
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />
Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />
Arbeitsblatt 20<br />
Verhaltensregeln beim Vorstellungsgespräch<br />
Positiv wirken<br />
Negativ wirken<br />
• fester Händedruck<br />
• Blickkontakt halten<br />
• deutlich sprechen<br />
• die Gesprächspartner/<strong>in</strong>nen<br />
ausreden lassen<br />
• freundlich lächeln<br />
• aufrecht sitzen<br />
• Interesse zeigen durch aufmerksames<br />
Zuhören und<br />
gezieltes Nachfragen<br />
• angebotene Getränke<br />
annehmen<br />
• Jacke ausziehen<br />
• den Kopf nach unten neigen<br />
• Arme vor <strong>der</strong> Brust<br />
verschränken<br />
• böse gucken<br />
• die Gesprächspartner/<strong>in</strong>nen<br />
nie direkt ansehen<br />
• zu viel Gel im Haar<br />
• starke Gerüche<br />
(Zigarettenrauch, Parfüm,<br />
Körpergeruch)<br />
• auf <strong>der</strong> Stuhlkante sitzen<br />
• zu auffällige Kleidung<br />
• leise und unsicher sprechen<br />
• zu viel reden<br />
• Kaugummi kauen<br />
• Handy kl<strong>in</strong>gelt<br />
In Anlehnung an: Medvedev, A./Eralp, H./Kümmerle, S. (2009), BQM Handbuch für die <strong>in</strong>terkulturelle <strong>Eltern</strong>arbeit.<br />
Hamburg: KWB – Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V.
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 6:<br />
Infos, Unterstützung und Hilfe<br />
Arbeitsblatt 21 a<br />
Wir helfen bei Bewerbungen und <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsuche<br />
An den Schulen<br />
➔ Schulsozialarbeiter<strong>in</strong>nen und Schulsozialarbeiter<br />
An allen Stuttgarter Haupt- und Werkrealschulen beraten<br />
und begleiten Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen die Schüler/<strong>in</strong>nen<br />
zu Fragen, die die Schule, Berufsf<strong>in</strong>dung, Familie und<br />
Freundeskreis betreffen. Zu ihren Aufgaben gehören<br />
unter an<strong>der</strong>en Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs im Anschluss an das<br />
an den Schulen durchgeführte Berufliche Planspiel und<br />
die Hilfe bei <strong>der</strong> Suche nach e<strong>in</strong>er Lehrstelle o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em<br />
berufsvorbereitenden Angebot. Darüber h<strong>in</strong>aus bieten<br />
Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen an elf Beruflichen Schulen während<br />
e<strong>in</strong>es Berufsvorbereitungs- und Berufse<strong>in</strong>stiegsjahrs<br />
o<strong>der</strong> des Vorqualifizierungsjahres Arbeit und Beruf Unterstützung<br />
bei <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>er Berufsperspektive und<br />
Ausbildungsplatzsuche. Die Namen und Kontaktadressen<br />
können an je<strong>der</strong> Schule bei den Lehrkräften erfragt werden.<br />
➔ Mentor<strong>in</strong>nen und Mentoren<br />
An e<strong>in</strong>er Reihe von Stuttgarter Haupt- und Werkrealschulen<br />
engagieren sich (junge) Erwachsene auf ehrenamtlicher<br />
Basis, um Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ab Klasse 8/9 bei<br />
<strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>er Berufsperspektive und <strong>der</strong> Suche<br />
nach e<strong>in</strong>em Ausbildungsplatz zu unterstützen. Das be<strong>in</strong>haltet<br />
Beratung und Hilfe bei Bewerbungen und <strong>der</strong><br />
Suche nach Praktikums- und Ausbildungsplätzen. Die<br />
Mentor<strong>in</strong>nen und Mentoren, wie diese Ehrenamtlichen<br />
auch genannt werden, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den folgenden Projekten<br />
engagiert.<br />
Zum Beispiel:<br />
• STARTklar: Unternehmens<strong>mit</strong>arbeiter/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Pension<br />
för<strong>der</strong>n Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> <strong>in</strong> den<br />
Klassen 8 und 9. Sie unterstützen bei <strong>der</strong> Praktikumsund<br />
Ausbildungsplatzsuche <strong>der</strong> Jugendlichen und<br />
stehen im Kontakt <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong>.<br />
• FreundeschaffenErfolg: Junge Erwachsene <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />
die oft selbst ihre Schulzeit an <strong>der</strong> jeweiligen<br />
Hauptschule verbracht haben und erfolgreich<br />
e<strong>in</strong>e Ausbildung absolvieren, setzen sich als Rollenmodelle<br />
für Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> e<strong>in</strong>. Sie<br />
motivieren und helfen bei <strong>der</strong> Praktikums- und Ausbildungsplatzsuche,<br />
unternehmen Freizeitaktivitäten und<br />
s<strong>in</strong>d Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Lebensfragen.<br />
• MefJu: Ehrenamtliche im Stadtteil Sillenbuch engagieren<br />
sich für Jugendliche aus benachteiligten Familien <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
schulischen und berufsvorbereitenden För<strong>der</strong>ung. Die<br />
Jugendlichen werden unter an<strong>der</strong>em bei den Hausaufgaben<br />
o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse<br />
unterstützt und erhalten Hilfe bei <strong>der</strong> Suche nach Praktikums-<br />
und Ausbildungsplätzen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er weiterführenden<br />
Schule.<br />
• Ağabey-Abla (großer Bru<strong>der</strong> - große Schwester): Junge<br />
deutschtürkische Student/<strong>in</strong>nen und Gymnasiast/<strong>in</strong>nen<br />
engagieren sich ehrenamtlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begleitung von<br />
Schüler/<strong>in</strong>nen an Grund- und Hauptschulen. Sie geben<br />
Nachhilfeunterricht, unternehmen Freizeitaktivitäten<br />
und beraten die <strong>Eltern</strong>.<br />
Fragen Sie an <strong>der</strong> Schule Ihres K<strong>in</strong>des nach, ob Ihr K<strong>in</strong>d<br />
von e<strong>in</strong>em Mentor o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Mentor<strong>in</strong> Begleitung<br />
auf dem Weg <strong>in</strong> die Ausbildung erhält, schließen Sie<br />
Bekanntschaft und erbitten Sie Unterstützung, wo es<br />
Ihnen nötig ersche<strong>in</strong>t.
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Arbeitsblatt 21 b<br />
➔ Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter/<strong>in</strong>nen<br />
An <strong>der</strong>zeit zehn Stuttgarter Haupt- und Werkrealschulen<br />
arbeiten professionelle Kräfte als sogenannte Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter/<strong>in</strong>nen,<br />
um Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern, die<br />
beson<strong>der</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Unterstützung nötig haben, <strong>in</strong><br />
enger <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> ihren <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die Ausbildung<br />
und den Beruf zu helfen. Wer von den Jugendlichen für<br />
diese <strong>in</strong>tensive För<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Betracht kommt, entscheidet<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Klassenlehrer o<strong>der</strong> die Klassenlehrer<strong>in</strong>.<br />
Die Zustimmung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> ist Voraussetzung für die<br />
<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> dem/<strong>der</strong> Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter/<strong>in</strong>.<br />
Bei <strong>der</strong> Agentur für Arbeit<br />
Berufs<strong>in</strong>formationszentrum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Agentur<br />
für Arbeit Stuttgart (BIZ)<br />
Nordbahnhofstr. 30 – 34<br />
70191 Stuttgart,<br />
Tel. 0711-9 20 43 00<br />
E-Mail: stuttgart.biz@arbeitsagentur.de<br />
ÖPNV: Straßenbahn L<strong>in</strong>ie U15, Haltestelle Milchhof<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag – Mittwoch:<br />
Donnerstag:<br />
Freitag:<br />
7.30 bis 16 Uhr<br />
7.30 bis 18 Uhr<br />
7.30 bis 12 Uhr<br />
Berufsberatung bei <strong>der</strong> Agentur für Arbeit Stuttgart<br />
Nordbahnhofstr. 30 – 34<br />
70191 Stuttgart<br />
www.arbeitsagentur.de/stuttgart<br />
E-Mail: stuttgart@arbeitsagentur.de<br />
ÖPNV: Straßenbahn L<strong>in</strong>ie U15, Haltestelle Milchhof<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag:<br />
Dienstag:<br />
Mittwoch:<br />
Donnerstag:<br />
Freitag:<br />
7.30 bis 12.00 Uhr<br />
7.30 bis 12.00 Uhr<br />
7.30 bis 12.00 Uhr<br />
7.30 bis 18.00 Uhr<br />
7.30 bis 12.00 Uhr<br />
E<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellen Beratungsterm<strong>in</strong> <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Berufsberater/e<strong>in</strong>er<br />
Berufsberater<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Öffnungszeiten <strong>der</strong><br />
Agentur kann man über die bundesweit gültige Servicetelefonnummer<br />
01801-55 5111 vere<strong>in</strong>baren. Die Berufsberater/<strong>in</strong>nen<br />
kommen überdies an alle Stuttgarter Haupt- und<br />
Werkrealschulen für Beratungs- und Informationsgespräche<br />
zur Berufswahl. Term<strong>in</strong>e lassen sich auch während <strong>der</strong><br />
Beratungsgespräche an den Schulen festlegen.<br />
Das Berufs<strong>in</strong>formationszentrum ist für alle, die vor e<strong>in</strong>er<br />
beruflichen Entscheidung stehen, die richtige Anlaufstation.<br />
• Es gibt dort schriftliches Informationsmaterial zu<br />
Berufen und zur Berufswahl (auch zum Mitnehmen).<br />
• An Internetplätzen können hilfreiche Programme <strong>der</strong><br />
Berufsberatung und Stellenbörsen e<strong>in</strong>gesehen werden.<br />
• Man kann Computer zum Schreiben von Bewerbungen<br />
nutzen.<br />
• Bewerbungen können auf Fehler, Ausdruck und Form<br />
nachgesehen werden.<br />
• Das Team des BIZ und Berufsberater/<strong>in</strong>nen stehen für<br />
kurze Fragen zur Verfügung<br />
Die Nutzung des BIZ ist kostenlos und man kann ohne<br />
Term<strong>in</strong> vorbeikommen o<strong>der</strong> anrufen.
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 6:<br />
Infos, Unterstützung und Hilfe<br />
Arbeitsblatt 21 c<br />
Wir helfen bei Bewerbungen und <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsuche<br />
Beim JobCenter U25<br />
JobCenter<br />
Zweigstelle U25 (für junge Erwachsene unter 25 Jahren)<br />
Rosenste<strong>in</strong>str. 11, 70191 Stuttgart<br />
Tel. 0711-134 99-200<br />
Die Ausbildungsberater/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Handwerkskammer<br />
bieten Schüler/<strong>in</strong>nen und Auszubildenden Unterstützung<br />
bei <strong>der</strong> Berufswahl, Bewerbungen und Lehrstellensuche<br />
im Handwerksbereich. Nähere Informationen s<strong>in</strong>d zu<br />
erhalten bei: Herrn Christoph Elsner, Tel. 0711 16 57-293,<br />
E-Mail: christoph.elsner@hwk-stuttgart.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag:<br />
8.30 bis 12.00 Uhr<br />
Dienstag:<br />
8.30 bis 12.00 Uhr<br />
Mittwoch:<br />
8.30 bis 12.00 Uhr<br />
Freitag:<br />
8.30 bis 12.00 Uhr<br />
Donnerstag:<br />
13.00 bis 18.00 Uhr<br />
ÖPNV: Straßenbahn L<strong>in</strong>ie U15, Haltestelle Milchhof<br />
Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart<br />
IHK Region Stuttgart – Zentrale<br />
Jägerstr. 30<br />
70174 Stuttgart<br />
Tel. 0711-2 00 50<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@stuttgart.ihk.de<br />
Im JobCenter U25 gibt es Beratung und Hilfe für Menschen<br />
unter 25 Jahren ohne Ausbildung und Arbeit <strong>mit</strong><br />
Anspruch auf Arbeitslosengeld-II. Wenn Jugendliche <strong>mit</strong><br />
und ohne Schulabschluss beson<strong>der</strong>e Unterstützung bei<br />
<strong>der</strong> Suche nach e<strong>in</strong>er Ausbildung und Arbeit brauchen,<br />
helfen die persönlichen Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen (pAps)<br />
des JobCenter U25 weiter und ver<strong>mit</strong>teln <strong>in</strong> die passenden<br />
Stuttgarter Angebote.<br />
Bei den Kammern<br />
Handwerkskammer Region Stuttgart<br />
Heilbronner Straße 43<br />
70191 Stuttgart<br />
Tel. 0711-16 57 0<br />
Email: <strong>in</strong>fo@hwk-stuttgart.de<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag bis Donnerstag:<br />
Freitag:<br />
8.30 bis 16.30 Uhr<br />
8.30 bis 15.00 Uhr<br />
Auf den Seiten <strong>der</strong> IHK Lehrstellenbörse veröffentlichen<br />
Unternehmen ihre freien Lehrstellen und Praktikumsplätze.<br />
Schüler und Schulabgänger haben die Möglichkeit<br />
nach freien Ausbildungsplätzen, Praktika und Ausbildungsbetrieben<br />
zu suchen o<strong>der</strong> ihr eigenes Profil e<strong>in</strong>zustellen,<br />
um so Kontakt <strong>mit</strong> <strong>in</strong>teressierten Unternehmen<br />
aufzunehmen.<br />
Sie erreichen die Lehrstellenbörse unter<br />
www.stuttgart.ihk24/.de (Direkte<strong>in</strong>stieg → Lehrstellenbörse)<br />
o<strong>der</strong> unter <strong>der</strong> Dokumentennummer „10962“.<br />
Servicezentrum Öffnungszeiten:<br />
Montag bis Donnerstag:<br />
Freitag:<br />
8.00 bis 17.00 Uhr<br />
8.00 bis 16.00 Uhr
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 6:<br />
Infos, Unterstützung und Hilfe<br />
Arbeitsblatt 22 a<br />
Ohne Schulabschluss – wie geht es weiter?<br />
Wenn Ihr K<strong>in</strong>d ohne Schulabschluss die Hauptschule verlässt, ist <strong>der</strong> folgende Weg die Regel:<br />
1. Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br />
2. Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB)<br />
Die Schulen melden am Ende des Schuljahres die Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schüler, die ke<strong>in</strong>en Abschluss erzielen konnten,<br />
bei <strong>der</strong> Meldestelle für die Stuttgarter Berufsschulen<br />
an <strong>der</strong> Johannes-Gutenberg-Schule an. Die Anmeldungen<br />
für das BVJ müssen jeweils bis zum 1. März e<strong>in</strong>es Jahres<br />
(nach Ausgabe des Halbjahreszeugnisses) bei <strong>der</strong> Meldestelle<br />
vorliegen und von <strong>Eltern</strong> und <strong>der</strong> bisherigen Schule<br />
unterschrieben se<strong>in</strong>. Bei Nachfragen kann man sich<br />
wenden an:<br />
Meldestelle für die Stuttgarter Berufsschulen<br />
Johannes-Gutenberg-Schule<br />
Rostocker Straße 25<br />
70376 Stuttgart<br />
Kontaktperson: Frau En<strong>der</strong><br />
Tel. 0711-216 75 77<br />
montags bis freitags (vor<strong>mit</strong>tags).<br />
Anfragen beantworten darüber h<strong>in</strong>aus auch die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Schulen.<br />
Wenn Ihr K<strong>in</strong>d nach dem BVJ we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Schule noch e<strong>in</strong>en<br />
Ausbildungsplatz f<strong>in</strong>den konnte, stehen verschiedene<br />
Varianten von berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen<br />
zur Verfügung (siehe dazu auch das <strong>Eltern</strong>-ABC <strong>Berufsorientierung</strong>).<br />
Beispielsweise hält die Agentur für Arbeit entsprechende<br />
Angebote bereit. Beratung dazu bieten:<br />
Berufsberatung bei <strong>der</strong> Agentur für Arbeit Stuttgart<br />
Nordbahnhofstr. 30 – 34<br />
70191 Stuttgart<br />
www.arbeitsagentur.de/stuttgart<br />
E-Mail: stuttgart@arbeitsagentur.de<br />
ÖPNV: Straßenbahn L<strong>in</strong>ie U15, Haltestelle Milchhof<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag:<br />
Dienstag:<br />
Mittwoch:<br />
Donnerstag:<br />
Freitag:<br />
7.30 bis 12.00 Uhr<br />
7.30 bis 12.00 Uhr<br />
7.30 bis 12.00 Uhr<br />
7.30 bis 18.00 Uhr<br />
7.30 bis 12.00 Uhr<br />
Die Berufsberater/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>formieren und beraten, welches<br />
Angebot e<strong>in</strong>es Lehrgangs o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Weiterqualifikation<br />
<strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Betriebspraktikum ihrem K<strong>in</strong>d<br />
auf den Weg <strong>in</strong> den Beruf weiterhelfen kann. Gegebenfalls<br />
verweisen sie auch weiter an die persönliche<br />
Ansprechpartner/<strong>in</strong> (pAp) im ➔
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Arbeitsblatt 22 b<br />
JobCenter<br />
Zweigstelle U25 (für junge Erwachsene unter 25 Jahren)<br />
Rosenste<strong>in</strong>str. 11<br />
70191 Stuttgart<br />
Tel. 0711-1 34 99-200<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag:<br />
8.30 bis 12.00 Uhr<br />
Dienstag:<br />
8.30 bis 12.00 Uhr<br />
Mittwoch:<br />
8.30 bis 12.00 Uhr<br />
Freitag:<br />
8.30 bis 12.00 Uhr<br />
Donnerstag:<br />
13.00 bis 18.00 Uhr<br />
ÖPNV: Straßenbahn L<strong>in</strong>ie U15, Haltestelle Milchhof<br />
Rat und Hilfe für Erziehung, Bildung und<br />
Lebensfragen<br />
Das „<strong>Eltern</strong>begleitbuch“<br />
Das „<strong>Eltern</strong>begleitbuch“ <strong>der</strong> Stadt Stuttgart ist e<strong>in</strong> bunter<br />
R<strong>in</strong>gordner, <strong>der</strong> als Wegweiser durch die sozialen, mediz<strong>in</strong>ischen<br />
und kulturellen E<strong>in</strong>richtungen und Angebote <strong>in</strong><br />
Stuttgart dient. Der Ordner wurde als Orientierungshilfe<br />
für junge <strong>Eltern</strong> entwickelt und wird allen Familien <strong>mit</strong><br />
e<strong>in</strong>em neugeborenen K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en Monat nach <strong>der</strong> Geburt<br />
durch e<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendhilfe ausgehändigt.<br />
Jedes Kapitel bietet e<strong>in</strong>e Fülle praktischer Informationen,<br />
die auch für die Alltagsbewältigung von <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />
im Jugendlichenalter hilfreich se<strong>in</strong> können. Das<br />
„<strong>Eltern</strong>begleitbuch“ wird jedes Jahr auf den aktuellsten<br />
Informationsstand gebracht. Es ist <strong>der</strong>zeit noch nicht frei<br />
erhältlich, wird jedoch ab Oktober 2011 auf <strong>der</strong> Website<br />
<strong>der</strong> Jugendhilfeplanung des Jugendamts unter<br />
http://www.stuttgart.de/item/show/21457 zum download<br />
bereitgestellt.<br />
Die folgenden Publikationen s<strong>in</strong>d hilfreiche Wegweiser zu<br />
den Stuttgarter E<strong>in</strong>richtungen und Angeboten:<br />
„Die bunten Seiten – Wo f<strong>in</strong>de ich Hilfe für die<br />
Erziehung & Bildung me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>?”<br />
Diese <strong>Eltern</strong>broschüre des Forums <strong>der</strong> Kulturen richtet<br />
sich an Migranteneltern und -vere<strong>in</strong>e, und dient <strong>der</strong><br />
Unterstützung von Erziehungsaufgaben <strong>in</strong> Familien und<br />
Vere<strong>in</strong>en. Sie bietet e<strong>in</strong>en Überblick über kommunale<br />
E<strong>in</strong>richtungen, Beratungs- und Familienzentren sowie<br />
freie Träger, die <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>mit</strong> Rat<br />
und Tat <strong>in</strong> den Bereichen Erziehung, Bildung und Lebensfragen<br />
weiterhelfen können. Beson<strong>der</strong>e Berücksichtigung<br />
f<strong>in</strong>den dabei mehrsprachige Hilfe- und Beratungsangebote.<br />
Die Broschüre steht zum download bereit unter<br />
http://www.forum-<strong>der</strong>-kulturen.de/bil<strong>der</strong>/vere<strong>in</strong>e/<strong>Eltern</strong>brosch%fcre%20Versand.pdf
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Planungshilfe für Schulen<br />
Arbeitsblatt 23 a<br />
Planungshilfen für die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />
1. Reflexionsraster für die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong><br />
Was bietet unsere Schule im Bereich <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>?<br />
Das machen/bieten wir…<br />
<strong>Eltern</strong>beratung<br />
<strong>Eltern</strong>bildung<br />
<strong>Eltern</strong><strong>in</strong>formation<br />
<strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>wirkung<br />
Kooperation im Geme<strong>in</strong>wesen<br />
Qualifizierung von <strong>Eltern</strong><br />
Fortbildung für Lehrkräfte<br />
Projekte <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong><br />
Wie bewerten wir unsere bisherige Arbeit?<br />
Das läuft gut… Das läuft nicht gut… Hier gibt es Handlungsbedarf...
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Arbeitsblatt 23 b<br />
2. Wie können <strong>Eltern</strong> bei uns <strong>in</strong> die berufliche Orientierung e<strong>in</strong>bezogen werden?<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 1:<br />
Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl des K<strong>in</strong>des<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 2:<br />
Persönlichkeit, Interessen und Fähigkeiten<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 3:<br />
Berufe erkunden<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 4:<br />
Arbeitswelt erleben und verstehen<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />
Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />
Themenbauste<strong>in</strong> 6:<br />
Informationen und Unterstützung<br />
Ideen<br />
3. Was steht für uns als Nächstes an?<br />
Welche fachlichen Inputs braucht es?<br />
Wen braucht es (noch) zur Umsetzung? Mit wem kann kooperiert werden?<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
Was s<strong>in</strong>d die nächsten Schritte?<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
Wer macht was?
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
<strong>Eltern</strong>-ABC <strong>Berufsorientierung</strong><br />
A<br />
abH – ausbildungsbegleitende Hilfen<br />
Wenn Ihr K<strong>in</strong>d Schwierigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung hat und<br />
die Ausbildung abzubrechen droht, gibt es die Möglichkeit<br />
ausbildungsbegleiten<strong>der</strong> Hilfen, die von <strong>der</strong> Berufsberatung<br />
<strong>der</strong> Agentur für Arbeit und von <strong>der</strong> Zweigstelle<br />
U25 des JobCenters Stuttgart angeboten werden. Ziel<br />
dieser Hilfen ist es, e<strong>in</strong>e betriebliche Berufsausbildung <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em anerkannten Ausbildungsberuf zu ermöglichen<br />
und da<strong>mit</strong> den Ausbildungsabbruch zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Die<br />
Hilfen be<strong>in</strong>halten unter an<strong>der</strong>em Stütz- und Sprachunterricht<br />
sowie die Ver<strong>mit</strong>tlung von Fachtheorie zu e<strong>in</strong>em<br />
Beruf. Sozialpädagogen begleiten und unterstützen<br />
Jugendliche, die dieses Angebot <strong>in</strong> Anspruch nehmen.<br />
B<br />
BAB – Berufsausbildungsbeihilfe<br />
Die Berufsausbildungsbeihilfe ist e<strong>in</strong> Zuschuss <strong>der</strong> Agentur<br />
für Arbeit zu den Unterhalts- und Ausbildungskosten,<br />
<strong>der</strong> Ihrem K<strong>in</strong>d unter bestimmten Umständen bezahlt<br />
wird, wenn es während <strong>der</strong> Ausbildung nicht zu Hause<br />
wohnen kann. Über f<strong>in</strong>anzielle Beihilfen berät die<br />
Agentur für Arbeit.<br />
BaE – Berufsausbildung <strong>in</strong><br />
außerbetrieblichen E<strong>in</strong>richtungen<br />
Die Berufsausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er außerbetrieblichen E<strong>in</strong>richtungen<br />
(BaE) wird von <strong>der</strong> Agentur für Arbeit und <strong>der</strong><br />
Zweigstelle U25 des JobCenters Stuttgart für Jugendliche<br />
und junge Erwachsene angeboten, die e<strong>in</strong>e Ausbildungsstelle<br />
suchen und <strong>in</strong>tensive, <strong>in</strong>dividuelle Begleitung brauchen.<br />
Wenn Ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule nicht gut lernen<br />
konnte o<strong>der</strong> die Ausbildung abgebrochen hat, bietet<br />
diese Form <strong>der</strong> Berufsausbildung die Möglichkeit, doch<br />
noch erfolgreich e<strong>in</strong>en Beruf zu erlernen. Es gibt dafür<br />
zwei Modelle:<br />
a. das kooperative Modell, <strong>in</strong> dem fachpraktischer<br />
Unterricht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kooperationsbetrieb <strong>mit</strong> Ausbildungsberechtigung<br />
erfolgt. Zu den Ausbildungsbereichen<br />
gehören zum Beispiel Lager/Handel, Metall, Kosmetik/Körperpflege,<br />
Hotel/Gaststätten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bau.<br />
b. das <strong>in</strong>tegrative Modell, <strong>in</strong> dem fachpraktischer Unterricht<br />
<strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen E<strong>in</strong>richtung o<strong>der</strong> Organisation<br />
erfolgt, die die Jugendlichen begleitet und unterstützt.<br />
Ergänzend wird Ausbildungszeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb<br />
angeboten. Mögliche zu erlernende Berufe s<strong>in</strong>d beispielsweise<br />
Bürokaufmann, Maler und Lackierer,<br />
Industriemechaniker, Masch<strong>in</strong>en- und Anlagenführer<br />
und Fachlagerist.<br />
Während <strong>der</strong> BaE-Ausbildung besteht Berufsschulpflicht.<br />
Die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e geför<strong>der</strong>te Ausbildung<br />
klärt <strong>der</strong>/die Berufsberater/<strong>in</strong> bzw. <strong>der</strong>/die persönliche<br />
Ansprechpartner/<strong>in</strong>.<br />
BAföG – Bundesausbildungsför<strong>der</strong>ungsgesetz<br />
E<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle För<strong>der</strong>ung nach dem Berufsausbildungsför<strong>der</strong>ungsgesetz<br />
(BAföG) kommt nur bei bestimmten<br />
schulischen Ausbildungen sowie Studium <strong>in</strong> Frage, nicht<br />
jedoch bei <strong>der</strong> betrieblichen Ausbildung. Deshalb kann<br />
Ihr K<strong>in</strong>d durch das BAföG nur dann f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung<br />
erhalten, wenn es<br />
• entwe<strong>der</strong> weiter <strong>in</strong> die Schule geht<br />
• o<strong>der</strong> an e<strong>in</strong>er Schule e<strong>in</strong>en Beruf erlernt.<br />
Informationen dazu gibt es beim Amt für Ausbildungsför<strong>der</strong>ung,<br />
Hauptstätter Str. 79, 70178 Stuttgart,<br />
Tel. 0711-88289.<br />
Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter/<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>/e Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter/<strong>in</strong> unterstützt Ihren<br />
Sohn/Ihre Tochter ab <strong>der</strong> 8. Klasse <strong>mit</strong> <strong>in</strong>tensiver persönlicher<br />
Begleitung bis zum Schulende und <strong>in</strong> die Ausbildung<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Der/die Begleiter/<strong>in</strong> hilft Ihrem K<strong>in</strong>d, se<strong>in</strong>e schulischen<br />
Leistungen zu verbessern, sich gut <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswelt<br />
zu orientieren und sich bei Betrieben zu bewerben.<br />
Nicht alle Schüler/<strong>in</strong>nen erhalten die Möglichkeit dieser<br />
Begleitung. Der/die Klassenlehrer/<strong>in</strong> schlägt vor, welche<br />
Schüler/<strong>in</strong>nen dafür <strong>in</strong> Betracht kommen. Der/die Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter/<strong>in</strong><br />
wird <strong>mit</strong> Ihnen Kontakt aufnehmen,<br />
um für diese Begleitung Ihre Zustimmung zu erfragen.
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Da nicht alle Schulen e<strong>in</strong> solches Angebot für Ihre Schüler/<strong>in</strong>nen<br />
haben, empfiehlt es sich, an <strong>der</strong> Schule Ihres<br />
K<strong>in</strong>des nach dieser Möglichkeit zu fragen.<br />
BIZ – Berufs<strong>in</strong>formationszentrum<br />
Das Berufs<strong>in</strong>formationszentrum ist die Informationsstelle<br />
<strong>der</strong> Agentur für Arbeit. Hier kann man sich über alles,<br />
was <strong>mit</strong> Ausbildung, Studium, Beruf und Arbeitsplatzsuche<br />
zu tun hat, <strong>in</strong>formieren.<br />
BEJ – Berufse<strong>in</strong>stiegsjahr<br />
Wenn Ihr K<strong>in</strong>d berufsschulpflichtig ist, e<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss<br />
hat, jedoch ke<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz f<strong>in</strong>den<br />
konnte und auch ke<strong>in</strong>e weiterführende Schule besucht,<br />
kommt diese Schulart <strong>in</strong> Betracht. Das BEJ wird ergänzend<br />
zum BVJ an beruflichen Schulen angeboten. Es werden<br />
Inhalte des ersten Ausbildungsjahres den Jugendlichen<br />
ver<strong>mit</strong>telt. Deutsch- und Mathematikunterricht,<br />
Allgeme<strong>in</strong>bildung und e<strong>in</strong> Betriebspraktikum s<strong>in</strong>d<br />
Bestandteile dieses Schultyps. Mit dem BEJ verbessern die<br />
Jugendlichen ihre Chancen auf e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz<br />
und sie haben die Möglichkeit, sich an 2-jährigen Berufsfachschulen<br />
anzumelden.<br />
BFS – Berufsfachschule<br />
Die Berufsfachschule ist e<strong>in</strong>e berufliche Schule <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />
breiten Spektrum an Fachrichtungen und Bildungsgängen<br />
von unterschiedlicher Dauer. Als Vollzeitschule dient sie<br />
<strong>der</strong> Berufsvorbereitung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Berufsausbildung <strong>mit</strong><br />
unterschiedlichem Qualifikationsniveau. Zugangsvoraussetzung<br />
ist je nach angestrebtem Ausbildungsziel <strong>der</strong><br />
Hauptschulabschluss o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mittlere Schulabschluss<br />
(Fachschulabschluss). Es gibt:<br />
• Die e<strong>in</strong>jährige Berufsfachschule als Bestandteil e<strong>in</strong>er<br />
handwerklichen Berufsausbildung <strong>mit</strong> Vorvertrag. In<br />
e<strong>in</strong>em Jahr Vollzeitunterricht werden Jugendlichen <strong>in</strong><br />
Theorie und Praxis die Inhalte des ersten Ausbildungsjahres<br />
<strong>in</strong> Gewerbe o<strong>der</strong> Hauswirtschaft ver<strong>mit</strong>telt.<br />
• Die zweijährige Berufsfachschule ist e<strong>in</strong>e wichtige<br />
Brücke zwischen <strong>der</strong> Hauptschule und den weiterführenden<br />
Schulen im beruflichen Bereich. Sie ermöglicht<br />
Hauptschüler/<strong>in</strong>nen die Fachschulreife und da<strong>mit</strong> die<br />
höhere Schulbildung. Bei entsprechendem Notendurchschnitt<br />
kann danach e<strong>in</strong> Berufskolleg o<strong>der</strong> berufliches<br />
Gymnasium besucht werden. Ausnahme ist die Berufsfachschule<br />
für Büro und Handel und die Berufsfachschule<br />
für K<strong>in</strong><strong>der</strong>pflege, die beide ke<strong>in</strong>e Fachschulreife ermöglichen.<br />
BvB – Berufsvorbereitende<br />
Bildungsmaßnahmen<br />
Wenn Ihr K<strong>in</strong>d noch ke<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz gefunden<br />
hat und die Berufsschulpflicht abgeleistet ist, helfen die<br />
Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen, den E<strong>in</strong>stieg<br />
<strong>in</strong> Ausbildung und Beruf zu erleichtern. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
ist es möglich, den Hauptschulabschluss nachzuholen.<br />
Durch die Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen<br />
können Basisqualifikationen erworben o<strong>der</strong> aufgefrischt<br />
werden. Außerdem werden Grundkenntnisse <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Berufsfel<strong>der</strong>n ver<strong>mit</strong>telt. Es ist im Rahmen <strong>der</strong> BvB<br />
auch möglich Betriebspraktika zu absolvieren.<br />
BVJ – Berufsvorbereitungsjahr<br />
Wenn Ihr K<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss hat und noch<br />
berufsschulpflichtig ist, kann Ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Schulart den<br />
Hauptschulabschluss nachholen. Das BVJ bietet durch<br />
e<strong>in</strong> Betriebspraktikum und berufsbezogenen Unterricht<br />
Jugendlichen praktische Erfahrungen <strong>in</strong> Berufsfel<strong>der</strong>n, wie<br />
beispielsweise Metalltechnik, Elektrotechnik, Holztechnik,<br />
Bautechnik, Ernährung und Hauswirtschaft, Körperpflege,<br />
Wirtschaft und Verwaltung. Für Jugendliche <strong>mit</strong> unzureichenden<br />
Deutschkenntnissen wird je nach Bedarf Deutschunterricht<br />
<strong>in</strong> größerem Umfang angeboten.<br />
D<br />
Duale Ausbildung<br />
Da<strong>mit</strong> ist die gleichzeitige Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb<br />
und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule geme<strong>in</strong>t. Wenn Ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Betrieb e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz f<strong>in</strong>den konnte,<br />
wird es e<strong>in</strong>en Berufsausbildungsvertrag <strong>mit</strong> diesem<br />
Betrieb abschließen. Die praktischen Ausbildungse<strong>in</strong>heiten<br />
erfolgen im Betrieb, die theoretischen Unterrichtsstunden<br />
werden parallel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule gegeben.
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
E<br />
EQ – E<strong>in</strong>stiegsqualifizierung für<br />
Jugendliche<br />
Dies ist e<strong>in</strong> Praktikum, bei dem Ihr K<strong>in</strong>d zwischen sechs<br />
und zwölf Monaten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb <strong>mit</strong>arbeiten kann,<br />
um Grundkenntnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beruf, im Handwerk, im<br />
Handel o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie zu erwerben. Ihr K<strong>in</strong>d ist<br />
während des Praktikums versichert und erhält e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />
Vergütung sowie nach Abschluss des Praktikums e<strong>in</strong><br />
Zeugnis des Betriebs und e<strong>in</strong> Zertifikat <strong>der</strong> Kammer. Die<br />
Berufsberatung und die Kammern helfen bei <strong>der</strong> Suche<br />
nach e<strong>in</strong>em EQ-Platz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb.<br />
F<br />
FSJ – Freiwilliges Soziales Jahr<br />
Das Freiwillige Soziale Jahr ist e<strong>in</strong> sozialer Freiwilligendienst,<br />
<strong>in</strong> dem sich Jugendliche und junge Erwachsene<br />
zwischen 16 und 27 Jahren vollzeitlich ehrenamtlich <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er sozialen E<strong>in</strong>richtung engagieren können. Zur praktischen<br />
Arbeit gehört auch die regelmäßige Teilnahme an<br />
Bildungssem<strong>in</strong>aren. Das FSJ dauert m<strong>in</strong>destens sechs und<br />
höchstens achtzehn Monate und kann auch im Ausland<br />
abgeleistet werden. Wer e<strong>in</strong> FSJ absolviert, erhält e<strong>in</strong><br />
Taschengeld, hat Anspruch auf Unterkunft und Verpflegung<br />
und ist beitragsfrei versichert <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesetzlichen<br />
Kranken-, Renten-, Unfall-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung.<br />
Für <strong>Eltern</strong> besteht Anspruch auf K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld.<br />
Manche Trägere<strong>in</strong>richtungen bieten Son<strong>der</strong>formen, wie<br />
zum Beispiel das FSJ Plus, das vom Diakonischen Werk<br />
Baden-Württemberg angeboten wird. Es zielt durch e<strong>in</strong>e<br />
Mischung von Unterricht und Praktika auf den Erwerb<br />
e<strong>in</strong>es Realschulabschlusses. E<strong>in</strong>e gute Übersicht über die<br />
Stuttgarter Angebote bietet:<br />
http://www.tipsntrips.de/pr<strong>in</strong>t.php?fID=1068<br />
FÖJ – Freiwilliges Ökologisches Jahr<br />
Das Freiwillige Ökologische Jahr ist e<strong>in</strong> Freiwilligendienst,<br />
<strong>in</strong> dem sich Jugendliche und junge Erwachsene vollzeitlich<br />
ehrenamtlich für die Umwelt und den Naturschutz <strong>in</strong><br />
geme<strong>in</strong>nützigen Organisationen e<strong>in</strong>setzen können. Die<br />
Teilnahme an regelmäßigen Sem<strong>in</strong>aren gehört zum FÖJ.<br />
Voraussetzung ist die Erfüllung <strong>der</strong> Vollzeitschulpflicht.<br />
Die Dauer des E<strong>in</strong>satzes beträgt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel zwölf Monate.<br />
Die E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen entsprechen denen des FSJ.<br />
http://www.foej-bw.de<br />
H<br />
HWK – Handwerkskammer<br />
Die Handwerkskammern s<strong>in</strong>d die zuständigen Stellen für<br />
alle Fragen <strong>der</strong> Ausbildung und Weiterbildung im Bereich<br />
des Handwerks. Sie vertreten die Interessen ihrer Mitgliedsbetriebe,<br />
führen e<strong>in</strong> Verzeichnis über die ausbildenden<br />
Handwerksbetriebe und die bestehenden Berufsausbildungsverträge<br />
(die Handwerks- und Lehrl<strong>in</strong>gsrolle) und<br />
s<strong>in</strong>d zuständig für die Regelung <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />
und das Erlassen von Prüfungsordnungen. Die Handwerkskammer<br />
organisiert Ausbildungsmessen und <strong>in</strong>formiert<br />
und berät Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />
sowie ihre <strong>Eltern</strong>. Die Handwerkskammer<br />
unterhält auf ihrer Website e<strong>in</strong>e Ausbildungsbörse, die<br />
Jugendliche nutzen können, um onl<strong>in</strong>e Lehrstellen o<strong>der</strong><br />
Praktikumsplätze zu suchen.<br />
http://www.hwk-stuttgart.de/ausbildung/stellenboerse.php<br />
I<br />
IHK – Industrie- und Handelskammer<br />
Die Industrie- und Handelskammern s<strong>in</strong>d die zuständigen<br />
Stellen zur Regelung <strong>der</strong> Ausbildung und <strong>der</strong> beruflichen<br />
Weiterbildung im Bereich Industrie und Handel. Sie s<strong>in</strong>d<br />
e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong> Wirtschaft und <strong>der</strong> wichtigsten Interessenvertreter<br />
<strong>der</strong> gesamten gewerbebetreibenden<br />
Unternehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region. Die IHK Stuttgart unterhält<br />
e<strong>in</strong>e Lehrstellenbörse, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendliche, die e<strong>in</strong>en Ausbildungs-<br />
o<strong>der</strong> Praktikumsplatz suchen, onl<strong>in</strong>e nach Möglichkeiten<br />
Ausschau halten können.<br />
http://www.stuttgart.ihk24.de/produktmarken/aus_und_<br />
weiterbildung/Lehrstellenboerse_neu/<strong>in</strong>dex.jsp
ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />
Q<br />
IVK – Internationale Vorbereitungsklasse<br />
Internationale Vorbereitungsklassen stehen Schüler<strong>in</strong>nen<br />
und Schülern zur Verfügung, die schulpflichtig s<strong>in</strong>d,<br />
jedoch dem Unterricht wegen mangeln<strong>der</strong> Deutschkenntnisse<br />
noch nicht folgen können. Die Vorbereitungsklassen<br />
ver<strong>mit</strong>teln Grundlagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Sprache und<br />
bereiten auf das Leben und den Schulbesuch <strong>in</strong> Deutschland<br />
vor.<br />
J<br />
JA – Jungarbeiterklasse<br />
E<strong>in</strong>e Jungarbeiterklasse ist e<strong>in</strong>e Schulform für schulpflichtige<br />
Jugendliche an Berufsschulen. Wenn Ihr K<strong>in</strong>d z.B.<br />
ke<strong>in</strong>e Ausbildung aufgenommen und sich auch nicht <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en beruflichen Schule angemeldet hat, jedoch<br />
noch berufsschulpflichtig ist, ist <strong>der</strong> Besuch e<strong>in</strong>er Jungarbeiterklasse<br />
verpflichtend vorgesehen. In <strong>der</strong> Regel<br />
bedeutet das die Teilnahme am Schulunterricht an e<strong>in</strong>em<br />
Tag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche.<br />
K<br />
Kompetenz Profil AC<br />
Das Kompetenzprofil AC ist e<strong>in</strong>e Methode zur Erfassung<br />
von Kompetenzen, die an allen Haupt- und Werkrealschulen<br />
sowie Son<strong>der</strong>schulen verb<strong>in</strong>dlich ab Klasse 7 e<strong>in</strong>gesetzt<br />
wird. Wenn Ihr K<strong>in</strong>d die Ergebnisse des Profil AC<br />
erhält, werden dar<strong>in</strong> die persönlichen Stärken und<br />
Ansatzpunkte zum <strong>in</strong>dividuellen Lernen und zur <strong>in</strong>dividuellen<br />
För<strong>der</strong>ung wie<strong>der</strong>gegeben. Auf dieser Grundlage<br />
kann e<strong>in</strong> Plan entwickelt werden, wie Ihr K<strong>in</strong>d am besten<br />
weiterlernen und se<strong>in</strong>e Stärken entwickeln kann. Außerdem<br />
ergeben sich H<strong>in</strong>weise, für welche Berufe Ihr K<strong>in</strong>d<br />
geeignet se<strong>in</strong> kann.<br />
Qualipass<br />
Der Qualipass Baden-Württemberg ist für Jugendliche<br />
zwischen 12 und 25 Jahren und dokumentiert Praxiserfahrungen<br />
und Kompetenzgew<strong>in</strong>ne, die durch Praktika,<br />
Vere<strong>in</strong>s<strong>mit</strong>arbeit, Schüler<strong>in</strong>itiativen, Auslandsaufenthalte,<br />
Nachbarschaftshilfe o<strong>der</strong> vergleichbare Tätigkeiten erworben<br />
wurden. Den Qualipass kann man anfor<strong>der</strong>n bei <strong>der</strong><br />
Jugendagentur <strong>der</strong> Stadt Stuttgart, Tel. 0711-2 22 27 30,<br />
E-Mail: <strong>in</strong>fo@tipsntrips.de.<br />
S<br />
Stuttgarter Berufswahl-Portfolio<br />
Das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio ist e<strong>in</strong> Ordner, <strong>der</strong><br />
den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern <strong>in</strong> Haupt- und Werkrealschulen<br />
zur Unterstützung ihrer <strong>Berufsorientierung</strong> übergeben<br />
wird. Mit dem Ordner plant Ihr Sohn/Ihre Tochter<br />
<strong>in</strong> verschiedenen Lernschritten se<strong>in</strong>en/ihren Weg <strong>in</strong> die<br />
Ausbildung und den Beruf. Im Ordner werden die Ergebnisse<br />
aller Projekte und Aktivitäten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />
dokumentiert. Bewerbungen werden da<strong>mit</strong> geplant<br />
und Praktikums- und an<strong>der</strong>e Zertifikate dar<strong>in</strong> abgeheftet.<br />
Der Ordner ist Eigentum Ihres K<strong>in</strong>des und kann auch<br />
nach <strong>der</strong> Schulzeit weiter verwendet werden.<br />
V<br />
VAB – Vorqualifizierungsjahr Arbeit/<br />
Beruf<br />
Das VAB ver<strong>mit</strong>telt Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss<br />
berufliches Vorwissen und praktische Grundfertigkeiten<br />
<strong>in</strong> bis zu drei beruflichen Bereichen und verbessert<br />
gleichzeitig die Fähigkeit zur Alltagsbewältigung. Das<br />
VAB wird seit dem Schuljahr 2009/10 landesweit an 26<br />
Versuchsschulen erprobt. Mit erfolgreicher Teilnahme an<br />
e<strong>in</strong>er Abschlussprüfung kann e<strong>in</strong> dem Hauptschulabschluss<br />
gleichwertiger Bildungsstand erworben werden.