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Zusammenarbeit mit Eltern in der Berufsorientierung - Perspektive ...

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<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />

<strong>Eltern</strong>veranstaltung<br />

Planungshilfen<br />

<strong>Berufsorientierung</strong><br />

Methoden<br />

Bewerbungen<br />

<strong>Eltern</strong><strong>in</strong>formation<br />

Praktika<br />

Internationalität<br />

E<strong>in</strong>e Handreichung für Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen und (muttersprachliche)<br />

Schlüsselpersonen an Stuttgarter Haupt- und Werkrealschulen


Herausgeber<strong>in</strong><br />

Landeshauptstadt Stuttgart<br />

Jugendamt<br />

Wilhelmstraße 3<br />

70182 Stuttgart<br />

Gesamtverantwortung<br />

Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Regionales Übergangsmanagement Schule – Beruf<br />

Erarbeitung und Redaktion<br />

Angelika Münz<br />

Sandra Heisig<br />

<strong>in</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong><br />

Jutta Goltz, IRIS e.V.<br />

Konzept und Gestaltung<br />

Uwe Schumann, UGRAFIKS Werbegestaltung<br />

Druck<br />

Druckerei Offiz<strong>in</strong> Scheufele<br />

Übersetzungen<br />

Kern AG Stuttgart<br />

Bezugsquelle<br />

Jugendamt <strong>der</strong> Landeshauptstadt Stuttgart<br />

Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Regionales Übergangsmanagement Schule – Beruf<br />

Wilhelmstraße 3<br />

70182 Stuttgart<br />

© Landeshauptstadt Stuttgart, Jugendamt Stuttgart, April 2011<br />

Diese Publikation entstand im Rahmen des Bundesprogramms „<strong>Perspektive</strong> Berufsabschluss“ und wurde durch das<br />

Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung und Forschung und den Europäischen Sozialfonds <strong>der</strong> EU geför<strong>der</strong>t.<br />

Der Europäische Sozialfonds ist das zentrale arbeitsmarktpolitische För<strong>der</strong><strong>in</strong>strument <strong>der</strong> Europäischen Union. Er<br />

leistet e<strong>in</strong>en Beitrag zur Entwicklung <strong>der</strong> Beschäftigung durch För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Beschäftigungsfähigkeit, des Unternehmergeistes,<br />

<strong>der</strong> Anpassungsfähigkeit sowie <strong>der</strong> Chancengleichheit und <strong>der</strong> Investition <strong>in</strong> die Humanressourcen.


Inhaltsverzeichnis<br />

Grußwort<br />

E<strong>in</strong>führung 1<br />

Kapitel 1: <strong>Eltern</strong> als Partner <strong>der</strong> Schule<br />

1.1. E<strong>in</strong> Verhältnis auf Augenhöhe? 3<br />

1.2. Was s<strong>in</strong>d mögliche Zugangsbarrieren? 4<br />

1.2.1. Zugangsbarrieren auf Seiten <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> 4<br />

1.2.2. Zugangsbarrieren auf Seiten <strong>der</strong> Schule 6<br />

1.3. Was erleichtert den Zugang zu <strong>Eltern</strong>? 7<br />

1.3.1. Kontaktaufnahme 7<br />

1.3.2. Persönlichen Bezug aufbauen 7<br />

1.3.3. E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von (muttersprachlichen) Schlüsselpersonen 8<br />

1.3.4. Kooperation <strong>mit</strong> Migrantenorganisationen 8<br />

1.3.5. Organisation von Verständigung 9<br />

1.3.6. <strong>Eltern</strong> stärken und beteiligen 10<br />

1.4. Allgeme<strong>in</strong>e Planungshilfen für Angebote und Veranstaltungen 11<br />

1.4.1. An wen sollen sich die Angebote richten? 11<br />

1.4.2. Was können hilfreiche Angebote se<strong>in</strong>? 11<br />

1.4.3. Wie können Angebote beworben werden? 12<br />

1.4.4. Gestaltung von <strong>Eltern</strong>abenden und Veranstaltungen 13<br />

1.4.5. Hausbesuche 14<br />

Kapitel 2: Ansätze zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die schulische <strong>Berufsorientierung</strong><br />

2.1. Zur Notwendigkeit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die <strong>Berufsorientierung</strong> 15<br />

2.2. Themenbauste<strong>in</strong>e für die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> 15<br />

2.2.1. Themenbauste<strong>in</strong> 1: Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des 17<br />

2.2.2. Themenbauste<strong>in</strong> 2: Persönlichkeit, Interessen und Fähigkeiten: 20<br />

Was macht me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s?<br />

2.2.3. Themenbauste<strong>in</strong> 3: Berufe erkunden: Was gibt es und was passt zu me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d? 22<br />

2.2.4. Themenbauste<strong>in</strong> 4: Die Arbeitswelt erleben und verstehen: Welche praktischen 26<br />

Erfahrungen sammelt me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d?<br />

2.2.5. Themenbauste<strong>in</strong> 5: Berufsvorbereitung und Bewerbungen: 27<br />

Wie kann ich me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Ausbildung helfen?<br />

2.2.6. Themenbauste<strong>in</strong> 6: Infos und Unterstützung: Wer hilft mir? Wen kann ich fragen? 29<br />

2.3. Planungshilfen für die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> 29<br />

2.4. Schlussbemerkung 30<br />

Ausgewählte Literaturh<strong>in</strong>weise


Arbeitsblätter und <strong>Eltern</strong> - ABC <strong>Berufsorientierung</strong><br />

Themenbauste<strong>in</strong> 1: Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />

Arbeitsblatt 1: <strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d wichtig, weil…<br />

Arbeitsblatt 2: So können Sie <strong>mit</strong> unserer Schule zusammenarbeiten<br />

Arbeitsblatt 3: 10 Tipps zur <strong>Berufsorientierung</strong><br />

Arbeitsblatt 4: Das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 2: Persönlichkeit, Interessen und Fähigkeiten<br />

Arbeitsblatt 5: <strong>Eltern</strong> benennen die Stärken ihres K<strong>in</strong>des<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 3: Berufe erkunden<br />

Arbeitsblatt 6: Betriebliche und schulische Berufsausbildung - Unterschiede und Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

Arbeitsblatt 7: Wege nach <strong>der</strong> Hauptschule<br />

Arbeitsblatt 8: Berufe und Schulabschlüsse<br />

Arbeitsblatt 9: Ausbildung und Entwicklungsmöglichkeiten. „De<strong>in</strong>e Karriereleiter“<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 4: Die Arbeitswelt erleben und verstehen<br />

Arbeitsblatt 10: Das Ausbildungsstellen-Bewerber/<strong>in</strong>nen-Verhältnis<br />

Arbeitsblatt 11: E<strong>in</strong> Praktikum nachbereiten? Offene Fragen können helfen<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 5: Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />

Arbeitsblatt 12: Berufswahl- und Bewerbungsfahrplan<br />

Arbeitsblatt 13: So können Sie beim Lebenslauf schreiben helfen<br />

Arbeitsblatt 14: So können Sie beim Bewerbungsschreiben helfen<br />

Arbeitsblatt 15: Ausbildungsreife – was bedeutet das?<br />

Arbeitsblatt 16: Checkliste: Ist me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d reif für die Ausbildung?<br />

Arbeitsblatt 17: So f<strong>in</strong>det ihr K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz<br />

Arbeitsblatt 18: Checkliste: Bewerbungsmappe, Bewerbungsschreiben und Lebenslauf<br />

Arbeitsblatt 19: Typische Fragen bei e<strong>in</strong>em Vorstellungsgespräch<br />

Arbeitsblatt 20: Verhaltensregeln beim Vorstellungsgespräch<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 6: Infos und Unterstützung<br />

Arbeitsblatt 21: Wir helfen bei <strong>der</strong> Bewerbung und <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsuche<br />

Arbeitsblatt 22: Ohne Schulabschluss – wie geht es weiter?<br />

Planungshilfe für Schulen<br />

Arbeitsblatt 23: Planungshilfen für die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />

<strong>Eltern</strong> - ABC <strong>Berufsorientierung</strong>


Grußwort<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen, liebe Leser,<br />

bereits die Ergebnisse <strong>der</strong> Basiserhebung <strong>der</strong> Stuttgarter<br />

Schulabsolventenstudie (Gaupp & Pre<strong>in</strong> 2007) zeigten<br />

auf, dass <strong>Eltern</strong> die wichtigsten Ratgeber für Jugendliche<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Frage s<strong>in</strong>d, wie es nach <strong>der</strong> Schule beruflich weitergehen<br />

soll. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Schlüsselempfehlungen <strong>der</strong> Erhebung<br />

lautete deshalb, die <strong>Zusammenarbeit</strong> zwischen<br />

<strong>Eltern</strong>, Schule und Jugendhilfe zu <strong>in</strong>tensivieren, um den<br />

Stuttgarter Jugendlichen e<strong>in</strong>e bessere E<strong>in</strong>mündung <strong>in</strong> die<br />

weiterführende Bildung und Ausbildung zu ermöglichen.<br />

In <strong>der</strong> Praxis s<strong>in</strong>d die Kontakte zwischen <strong>Eltern</strong> und<br />

Schule über die Schuljahre aber eher rückläufig und die<br />

<strong>Zusammenarbeit</strong> wird von den Lehrkräften häufig als<br />

schwierig erlebt. Wir wissen, dass über drei Viertel <strong>der</strong><br />

Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> den Haupt- und Werkrealschulen nichtdeutscher<br />

Herkunft s<strong>in</strong>d, und wir brauchen an dieser<br />

Stelle neue Wege <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kommunikation <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong>,<br />

da die traditionellen Formen <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>ansprache so nicht<br />

funktionieren.<br />

Da die Schulen um die Ressource <strong>Eltern</strong> wissen und sehr<br />

bemüht s<strong>in</strong>d, die Kooperation zu verbessern, ist <strong>der</strong><br />

Bedarf an Fortbildung <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht sehr hoch. Ich<br />

freue mich daher ganz beson<strong>der</strong>s, Ihnen diese Handreichung<br />

zur Verfügung stellen zu können. Es geht dabei<br />

ganz praktisch um die Frage, wie die <strong>Eltern</strong> besser <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Schule zusammenarbeiten, weil dadurch auch die<br />

Ausbildungschancen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> erhöht werden können.<br />

und <strong>Eltern</strong> im Feld <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> durch konkrete<br />

Anregungen zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von <strong>Eltern</strong> und die Gestaltung<br />

von Angeboten zu <strong>in</strong>tensivieren. Dazu gibt es e<strong>in</strong><br />

Fortbildungsangebot des Staatlichen Schulamtes <strong>in</strong><br />

Kooperation <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Übergangsmanagement<br />

Schule – Beruf, das Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> die Nutzung <strong>der</strong> Handreichung e<strong>in</strong>führt.<br />

Ich begrüße es sehr, dass wir da<strong>mit</strong> <strong>in</strong> Stuttgart nun e<strong>in</strong><br />

Instrument zur Verfügung haben, das e<strong>in</strong>e Partnerschaft<br />

von Schulen und <strong>Eltern</strong> auf <strong>der</strong> praktischen Ebene voranbr<strong>in</strong>gen<br />

kann. Ich danke an dieser Stelle <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ierungsstelle<br />

Übergangsmanagement Schule – Beruf<br />

und Jutta Goltz für die Konzeption und Entwicklung <strong>der</strong><br />

Handreichung. Beson<strong>der</strong>s erhoffe ich mir e<strong>in</strong>e rege<br />

Nutzung <strong>der</strong> mehrsprachigen Arbeitsblätter. Diese<br />

können durch Information und Fortbildung <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong><br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund wirkungsvoll unterstützen.<br />

Lehrkräften und <strong>Eltern</strong> wünsche ich, dass die Handreichung<br />

neue Inspiration und Kreativität freisetzt, um die<br />

berufliche Lebensplanung <strong>der</strong> Haupt- und Werkrealschüler/<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> unserer Stadt geme<strong>in</strong>sam auf den Weg zu<br />

br<strong>in</strong>gen. Dabei sollten Ideen und praktische Ansätze<br />

entstehen, die den Schüler/<strong>in</strong>nen Mut für ihren weiteren<br />

Weg machen.<br />

Die vorliegende Handreichung wendet sich aber nicht nur<br />

an die Lehrkräfte, son<strong>der</strong>n enthält für alle Akteure und<br />

Akteur<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> diesem Arbeitsfeld wertvolle Anregungen.<br />

Das Ziel ist, die <strong>Zusammenarbeit</strong> von Stuttgarter Schulen<br />

Isabel Fezer<br />

Bürgermeister<strong>in</strong>, Referat Soziales, Jugend und Gesundheit


E<strong>in</strong>führung<br />

Schulen und <strong>Eltern</strong> brauchen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Das gilt beson<strong>der</strong>s<br />

für den Übergang Schule – Beruf, an dem entscheidende<br />

Weichen für den weiteren Lebensweg von Jugendlichen<br />

<strong>in</strong> die Arbeitswelt und Gesellschaft gelegt werden. E<strong>in</strong>e<br />

gute <strong>Zusammenarbeit</strong> ist an dieser Stelle unverzichtbar,<br />

um Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> ihrer beruflichen Lebensplanung dabei<br />

zu unterstützen, <strong>in</strong> den für sie geeigneten Bildungsund<br />

Ausbildungsplatz zu kommen.<br />

E<strong>in</strong>e gelungene Kooperation von Schule und <strong>Eltern</strong> ist<br />

jedoch nicht selbstverständlich. Die Gruppe <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> ist<br />

durch Zuwan<strong>der</strong>ung heterogener geworden. 75% <strong>der</strong><br />

Stuttgarter Hauptschüler/<strong>in</strong>nen f<strong>in</strong>den ke<strong>in</strong>en direkten<br />

Weg <strong>in</strong> die Ausbildung, und dadurch ist die überwiegende<br />

Mehrheit <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> am Übergang Schule – Beruf<br />

gefor<strong>der</strong>t, sich kompetent zu engagieren. Nicht alle<br />

<strong>Eltern</strong> können dies leisten.<br />

Faktoren wie fehlende Kenntnisse über Schule, Ausbildung<br />

und Arbeitsmarkt, e<strong>in</strong> unterschiedliches Verständnis<br />

<strong>der</strong> Rolle und Aufgaben <strong>der</strong> Bildungs<strong>in</strong>stitutionen, <strong>der</strong><br />

Mangel an Kontakten und Netzwerken sowie sprachliche<br />

Barrieren spielen dabei e<strong>in</strong>e große Rolle. Trotz bestehen<strong>der</strong><br />

Hürden können <strong>Eltern</strong> jedoch Wertvolles dazu beitragen,<br />

da<strong>mit</strong> ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>der</strong> Weg <strong>in</strong> die Ausbildung gut<br />

gel<strong>in</strong>gt. An dieser Stelle s<strong>in</strong>d sie unerlässliche Partner/<strong>in</strong>nen<br />

für die Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen und<br />

können geme<strong>in</strong>sam an e<strong>in</strong>em Strang ziehen, unter <strong>der</strong><br />

Voraussetzung, dass alle Beteiligten e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> konstruktiv<br />

begegnen und zusammenarbeiten.<br />

Diese Handreichung will dazu e<strong>in</strong>en Beitrag leisten durch<br />

praktische Anregungen für die Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong>. Durch<br />

konkrete H<strong>in</strong>weise, Ideen und Vorschläge eröffnet sie <strong>Perspektive</strong>n<br />

für die systematische E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong><br />

die e<strong>in</strong>zelnen Schritte <strong>der</strong> Berufswegeplanung. Sie wurde<br />

geschrieben für Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen und<br />

muttersprachliche Schlüsselpersonen (Multiplikator/<strong>in</strong>nen),<br />

die sich für e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung von Schulen und <strong>Eltern</strong><br />

stark machen. Die Anregungen für die Praxis werden<br />

darum ergänzt durch Aussagen von <strong>Eltern</strong>, Lehrer/<strong>in</strong>nen<br />

und Multiplikator/<strong>in</strong>nen, die zeigen, wie die <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

<strong>mit</strong> Schulen erlebt wird. Die Interviewaussagen und<br />

Praxisschil<strong>der</strong>ungen stammen sowohl aus früheren 1 als<br />

auch laufenden Forschungsarbeiten <strong>der</strong> Autor<strong>in</strong> Goltz 2 .<br />

1<br />

Altan, M.; Foitzik, A.; Goltz, J. (2009). E<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Haltung. <strong>Eltern</strong>(bildungs)arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft. E<strong>in</strong>e praxisorientierte<br />

Reflexionshilfe. Stuttgart.<br />

2<br />

Es handelt sich um die wissenschaftliche Begleitung zweier Praxisprojekte im Auftrag <strong>der</strong> Universität Tüb<strong>in</strong>gen: (siehe S. 6).<br />

• „Comigo“: „För<strong>der</strong>ung von Migrantenjugendlichen durch Kooperation von Schulen, <strong>Eltern</strong> und Vere<strong>in</strong>en“ (Xenos Programm) des<br />

Jugendmigrationsdienstes <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>haus Diakonie <strong>in</strong> Nürt<strong>in</strong>gen.<br />

• „Elan“: „Partizipative <strong>Eltern</strong>bildung – Pädagogische E<strong>in</strong>richtungen und Migrantenorganisationen <strong>in</strong> Kooperation“<br />

(Europäischer Integrationsfonds) des Jugendmigrationsdienstes <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>haus Diakonie <strong>in</strong> Reutl<strong>in</strong>gen.<br />

1


Der Inhalt bietet Folgendes:<br />

Kapitel 1 erläutert Grundsätzliches zur gefor<strong>der</strong>ten<br />

Kooperation von <strong>Eltern</strong>haus und Schule: Was ist erfor<strong>der</strong>lich,<br />

da<strong>mit</strong> die Kooperation gut gel<strong>in</strong>gt? Was s<strong>in</strong>d<br />

Zugangsbarrieren auf Seiten <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>, und was s<strong>in</strong>d<br />

Zugangsbarrieren auf Seiten <strong>der</strong> Schule? Welche Möglichkeiten<br />

gibt es, sich Zugänge konstruktiv zu erschließen,<br />

und welche <strong>in</strong>stitutionellen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

müssen dafür gegeben se<strong>in</strong>? Das Kapitel bietet dazu Planungshilfen,<br />

die die praktische Arbeit erleichtern sollen.<br />

Kapitel 2 eröffnet praktische Vorschläge für die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

von <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die <strong>Berufsorientierung</strong> durch Themen<br />

und Aktivitäten, die sich am Curriculum <strong>der</strong> Berufswegeplanung<br />

orientieren und <strong>mit</strong> denen <strong>Eltern</strong> ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf<br />

dem Weg <strong>in</strong> die Ausbildung unterstützen können. Beson<strong>der</strong>es<br />

Augenmerk liegt auf dem Thema Vielfalt: e<strong>in</strong>erseits<br />

unter Berücksichtigung geschlechterdifferenzieren<strong>der</strong><br />

Aspekte des Themas (unterschiedliche E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von<br />

Vätern und Müttern, unterschiedliches Berufswahlverhalten<br />

von Jungen und Mädchen), an<strong>der</strong>erseits unter<br />

Berücksichtigung migrationsspezifischer Aspekte (Mehrsprachigkeit<br />

und Verständigung, Ressourcenorientierung<br />

statt Defizitblick). Die <strong>in</strong>haltlichen Vorschläge zur Gestaltung<br />

konkreter Themenbauste<strong>in</strong>e im Prozess <strong>der</strong> Berufswegeplanung<br />

werden ergänzt durch methodische<br />

H<strong>in</strong>weise zur Gestaltung von <strong>Eltern</strong>abenden o<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>sem<strong>in</strong>aren.<br />

Die Handreichung ist als Instrument zur flexiblen Nutzung<br />

gedacht, das heißt, alle praktischen Vorschläge und Elemente<br />

können e<strong>in</strong>zeln aufgegriffen und für die Arbeit an<br />

den Schulen angepasst werden. Die Arbeitsblätter dienen<br />

als Mustervorlagen, die nach Bedarf weiterentwickelt und<br />

ergänzt werden können. Wünschens- und empfehlenswert<br />

wäre darüber h<strong>in</strong>aus, dass Schulen zukünftig selbst<br />

ihre gut funktionierenden praktischen Beispiele für <strong>Eltern</strong>-<br />

Schule-Kooperation <strong>in</strong> die Handreichung e<strong>in</strong>stellen und<br />

an<strong>der</strong>en da<strong>mit</strong> zugänglich machen.<br />

Anhang: Dieser bietet e<strong>in</strong>e Zusammenstellung von Arbeitsblättern,<br />

die von Lehrkräften, Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

und/o<strong>der</strong> Multiplikator/<strong>in</strong>nen an <strong>Eltern</strong>abenden im Klassenverband,<br />

auf klassenübergreifenden Schulveranstaltungen,<br />

<strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>cafés o<strong>der</strong> Müttertreffs o<strong>der</strong> auch bei <strong>Eltern</strong>bildungsveranstaltungen<br />

<strong>in</strong> Migrantenvere<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden können. Die Arbeitsblätter dienen dazu, <strong>Eltern</strong> zu<br />

motivieren, sich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen und geben praktische H<strong>in</strong>weise, was<br />

<strong>Eltern</strong> zur Unterstützung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> beitragen können.<br />

Auf didaktische H<strong>in</strong>weise zur Nutzung <strong>der</strong> Arbeitsblätter<br />

wurde an dieser Stelle verzichtet. Anregungen dazu liefern<br />

die Fortbildungen zur „<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Berufsorientierung</strong>“, die vom Staatlichen Schulamt <strong>in</strong><br />

Kooperation <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Übergangsmanagement<br />

Schule – Beruf seit dem Schuljahr 2010/11 angeboten<br />

werden. Der Anhang <strong>der</strong> Handreichung wird ergänzt<br />

durch Literaturh<strong>in</strong>weise <strong>mit</strong> Anregungen für die Praxis.<br />

2


KAPITEL 1<br />

<strong>Eltern</strong> als Partner <strong>der</strong> Schule<br />

1.1.<br />

E<strong>in</strong> Verhältnis auf Augenhöhe?<br />

<strong>Eltern</strong>arbeit ist e<strong>in</strong> hochaktuelles Thema. Die Zahl <strong>der</strong><br />

Fachveranstaltungen und Publikationen wächst, neue<br />

Angebote und För<strong>der</strong>programme werden erprobt und<br />

standardisiert. Dabei wird nach Gründen gesucht, weshalb<br />

<strong>Eltern</strong> Angebote nicht o<strong>der</strong> nur wenig nutzen, ihre<br />

Erziehungskompetenzen werden h<strong>in</strong>terfragt und neue<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen formuliert.<br />

Gewünscht und als Anspruch formuliert wird e<strong>in</strong> partnerschaftliches<br />

Verhältnis von Schule und <strong>Eltern</strong> – idealerweise<br />

im Dialog und auf Augenhöhe. Die Realität zeigt jedoch e<strong>in</strong><br />

konfliktreicheres Bild auf beiden Seiten: Lehrer/<strong>in</strong>nen erleben<br />

Kooperation als mühsam, wenn Angebote von <strong>Eltern</strong> nur<br />

zögerlich o<strong>der</strong> gar nicht wahr genommen werden und<br />

wenn sie vermuten, dass es an Unterstützung seitens <strong>der</strong><br />

<strong>Eltern</strong> mangelt und die Entwicklung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n nicht zureichend<br />

geför<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> sogar beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t wird. Auch auf Seiten<br />

<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> gibt es Momente <strong>der</strong> Frustration, wenn sie sich<br />

nicht ausreichend <strong>in</strong>formiert und e<strong>in</strong>gebunden fühlen, wenn<br />

ihnen <strong>mit</strong> mangeln<strong>der</strong> Wertschätzung begegnet wird und<br />

wenn sie sich ratlos und ohnmächtig fühlen. Kommt <strong>der</strong><br />

Faktor Migration h<strong>in</strong>zu, können sich Enttäuschungen auf<br />

beiden Seiten verstärken und Stereotypisierungen entstehen,<br />

wie zum Beispiel: Migranteneltern s<strong>in</strong>d des<strong>in</strong>teressiert,<br />

haben ke<strong>in</strong>e Tagesstruktur und wollen sich nicht <strong>in</strong>tegrieren.<br />

O<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Gegenseite: Lehrer/<strong>in</strong>nen wollen nicht, dass<br />

Migrantenk<strong>in</strong><strong>der</strong> vorwärts kommen, können ke<strong>in</strong>e Kritik<br />

annehmen und s<strong>in</strong>d nicht an Migranteneltern <strong>in</strong>teressiert.<br />

Solche (exemplarischen) Stereotypen und Klischees bee<strong>in</strong>flussen<br />

das jeweilige Handeln, denn konkrete Praxissituationen<br />

werden vor dem H<strong>in</strong>tergrund dieser Deutungen<br />

<strong>in</strong>terpretiert. Insofern ist <strong>der</strong> erste wichtige Schritt für<br />

beide Seiten, <strong>der</strong>artige Zuschreibungen zu reflektieren<br />

und zu h<strong>in</strong>terfragen. Für <strong>Eltern</strong> bedarf es mo<strong>der</strong>ierter<br />

Bildungsangebote und Treffmöglichkeiten, um über ihre<br />

Erfahrungen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und <strong>mit</strong> den Institutionen <strong>in</strong><br />

Austausch zu kommen. Für Institutionen und Fachkräfte<br />

bedarf es ebenso <strong>der</strong> Reflexionsräume zum Überdenken<br />

eigener Haltungen und Zuschreibungen, z.B. durch kollegiale<br />

Beratung, Fortbildung und Supervision/Coach<strong>in</strong>g.<br />

<strong>Eltern</strong> haben Schulen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> viel zu<br />

bieten. Nicht nur, weil sie großen E<strong>in</strong>fluss auf die Berufsentscheidung<br />

ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben, son<strong>der</strong>n auch, weil sie<br />

<strong>mit</strong> ihrer eigenen Berufsbiografie, ihren Ideen und Anregungen<br />

die Arbeit <strong>der</strong> Schulen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswegeplanung<br />

bereichern können. Grundsätzlich s<strong>in</strong>d <strong>Eltern</strong> an <strong>der</strong> Entwicklung<br />

ihres K<strong>in</strong>des <strong>in</strong>teressiert, und e<strong>in</strong> solches Interesse<br />

ist <strong>der</strong> Ausgangspunkt für ihr schulisches Engagement.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs spiegelt sich dieses Interesse nicht<br />

notwendigerweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hohen Beteiligung <strong>in</strong> den<br />

Schulen wi<strong>der</strong>. Im Gegenteil – Schulen erleben <strong>Eltern</strong> oft<br />

als Abwesende und beschreiben die Abwesenheit unter<br />

an<strong>der</strong>em folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

• Anlässlich <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>abende o<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>sprechtage trifft<br />

man immer nur auf die gleichen bekannten Gesichter,<br />

während man sich die aktive Teilnahme aller <strong>Eltern</strong><br />

erhofft.<br />

• Die E<strong>in</strong>ladungen zu <strong>Eltern</strong>gesprächen s<strong>in</strong>d ausgesprochen<br />

o<strong>der</strong> verschickt. Die <strong>Eltern</strong> kommen nicht o<strong>der</strong><br />

sagen <strong>in</strong> letzter M<strong>in</strong>ute ab.<br />

• Es bereitet Mühe, <strong>Eltern</strong> zur Mitarbeit <strong>in</strong> Gremien<br />

zu bewegen, und es stellen sich zu wenige <strong>Eltern</strong> zur<br />

Wahl.<br />

• Die aktuelle Lebenssituation <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> ist so gut wie<br />

unbekannt, obwohl sie <strong>in</strong> un<strong>mit</strong>telbarer Nähe zur<br />

Schule leben und eigentlich den Weg f<strong>in</strong>den müssten.<br />

• Man scheut sich, <strong>Eltern</strong> zu kontaktieren, <strong>der</strong>en Muttersprache<br />

man nicht spricht, <strong>der</strong>en kulturellen, sozialen<br />

und religiösen H<strong>in</strong>tergrund man nicht kennt, und fürchtet<br />

dabei e<strong>in</strong>en aufwendigen Verständigungsprozess.<br />

<strong>Eltern</strong> dagegen wären häufig bereit, ihren Beitrag <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schule zu leisten, wenn sie e<strong>in</strong>e Vorstellung davon hätten,<br />

wie das konkret aussehen könnte und e<strong>in</strong> Gefühl dafür<br />

bekämen, dass sie tatsächlich gebraucht würden. Zu den<br />

Fragen, die <strong>Eltern</strong> bewegen, gehören unter an<strong>der</strong>em:<br />

• Ich kenne niemanden an <strong>der</strong> Schule: An wen soll ich<br />

mich wenden?<br />

3


KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />

• Niemand spricht me<strong>in</strong>e Sprache: Wie soll ich mich<br />

verständigen?<br />

• Wie soll ich mich im Gespräch öffnen, wenn ke<strong>in</strong>e Zeit<br />

da ist und ich den Lehrer/die Lehrer<strong>in</strong> kaum kenne?<br />

• Es gibt Probleme <strong>mit</strong> me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d, zu Hause und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schule, und ich möchte nicht als Versager/<strong>in</strong> ersche<strong>in</strong>en.<br />

• Ich weiß nicht, wie Schule funktioniert und möchte<br />

nicht als Unwissen<strong>der</strong> dastehen.<br />

• Ich darf nur <strong>in</strong> die Schule kommen, wenn es e<strong>in</strong>en<br />

Anlass gibt. Ansonsten ersche<strong>in</strong>t me<strong>in</strong>e Gegenwart<br />

überflüssig.<br />

• Ich kann nur an Abenden o<strong>der</strong> an Wochenenden zu<br />

e<strong>in</strong>em Gespräch kommen, und dann ist die Schule fast<br />

immer geschlossen.<br />

• Ich b<strong>in</strong> alle<strong>in</strong>erziehend, und niemand hütet die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

zuhause <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Abwesenheit.<br />

• Ich will die höchstmögliche Ausbildung für me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d<br />

und will nicht hören, dass weniger gut genug se<strong>in</strong> soll.<br />

Beide Seiten br<strong>in</strong>gen also ungeklärte Fragen und Unsicherheiten<br />

<strong>in</strong> das gefor<strong>der</strong>te partnerschaftliche Verhältnis<br />

e<strong>in</strong>. Soll e<strong>in</strong> solches jedoch tatsächlich gel<strong>in</strong>gen, braucht<br />

es neben <strong>der</strong> Reflexion <strong>der</strong> eigenen Haltung vor allem Begegnung<br />

und geme<strong>in</strong>same Erfahrungen. Derartige Erfahrungen,<br />

etwa bei <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Vorbereitung e<strong>in</strong>er<br />

Mahlzeit für das Schulfest, schaffen oft die Grundlagen,<br />

auf denen Austausch und Kommunikation über schulische<br />

Themen ermöglicht werden.<br />

1.2.<br />

Was s<strong>in</strong>d mögliche Zugangsbarrieren?<br />

Zugangsbarrieren können sich sowohl für die <strong>Eltern</strong> als<br />

auch für die Institutionen stellen. Barrieren werden seitens<br />

<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> bed<strong>in</strong>gt durch Biographie, Bildungsvoraussetzungen<br />

und Migrationsgeschichte, da aus diesem Faktorenbündel<br />

die jeweiligen Handlungsmöglichkeiten <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> resultieren.<br />

Seitens <strong>der</strong> Institutionen besteht das Problem dar<strong>in</strong>,<br />

dass ihre Konzepte und Angebote nicht alle <strong>Eltern</strong> erreichen.<br />

Interne Abläufe, Strukturen und implizite Normen<br />

e<strong>in</strong>er Institution können den Zugang zu den <strong>Eltern</strong> erschweren.<br />

Es gilt, beide Seiten gleichermaßen zu betrachten.<br />

1.2.1. Zugangsbarrieren auf Seiten <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong><br />

„Viele <strong>Eltern</strong> trauen sich e<strong>in</strong>fach nicht, zu den Lehrern<br />

h<strong>in</strong>zugehen. Die haben Angst und trauen sich nicht.“<br />

(<strong>Eltern</strong>lots<strong>in</strong>)<br />

Schulen erleben es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel als beson<strong>der</strong>s schwierig,<br />

<strong>Eltern</strong> zu erreichen, die als bildungsarm gelten und darüber<br />

h<strong>in</strong>aus Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben. Dabei ist die<br />

Heterogenität <strong>der</strong> Lebenslagen von <strong>Eltern</strong> oft unzureichend<br />

im Blick. Migrant/<strong>in</strong>neneltern unterscheiden sich<br />

hochgradig durch ihre Herkunftslän<strong>der</strong> und Faktoren wie<br />

Schicht, Religion, Ethnizität. Je nach Migrationsbiographie<br />

und ihren Ausgangspunkten (Anwerbung für den<br />

Arbeitsmarkt, Flucht und Asyl, Familienzusammenführung<br />

und Heirat, Spätaussiedlung) br<strong>in</strong>gen Familien<br />

unterschiedliche Erwartungen und Voraussetzungen für<br />

die Bildungsplanung und -begleitung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>mit</strong>.<br />

Dabei ist das Handeln <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> nicht nur vom eigenen<br />

Wünschen und Wollen bestimmt, son<strong>der</strong>n auch von den<br />

Handlungsmöglichkeiten, die sich aus <strong>der</strong> Sicherheit und<br />

Langfristigkeit von Aufenthaltsperspektiven ergeben. Entscheidungen<br />

für Bildung und Ausbildung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

bedürfen e<strong>in</strong>er längerfristigen Planung, die <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

dann schwer fällt, wenn die eigene Lebensperspektive<br />

durch e<strong>in</strong>en fehlenden Aufenthaltsstatus ungesichert<br />

ersche<strong>in</strong>t. Dies ist vor allem bei den Familien <strong>der</strong> Fall, die<br />

als Flüchtl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>en Status brauchen. Migration ist <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel <strong>in</strong> fast allen Fällen e<strong>in</strong> komplexes „Familienprojekt“,<br />

das über mehrere Generationen angelegt ist, <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>er Familie zu mehrfachen Wan<strong>der</strong>ungs- o<strong>der</strong> Pendelbewegungen<br />

zwischen E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung und Rückwan<strong>der</strong>ung<br />

führen kann und deshalb Verhalten und Entscheidungen<br />

über Bildung und Ausbildung <strong>mit</strong>bestimmt.<br />

Fast 80% <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen an den Stuttgarter Hauptund<br />

Werkrealschulen stammen aus Familien <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

Der Großteil <strong>der</strong> Migrant/<strong>in</strong>neneltern<br />

kommt aus den ehemaligen Anwerbelän<strong>der</strong>n Türkei,<br />

Griechenland, Italien, den Nachfolgestaaten des ehemaligen<br />

Jugoslawien o<strong>der</strong> wan<strong>der</strong>te als Aussiedler <strong>in</strong> die Bundesrepublik<br />

e<strong>in</strong>. Die Familien <strong>der</strong> spät zugewan<strong>der</strong>ten<br />

Jugendlichen an den Stuttgarter Schulen (20%) kommen<br />

aus 49 verschiedenen Län<strong>der</strong>n. Darunter s<strong>in</strong>d die Län<strong>der</strong><br />

Kosovo (ca. 13%), Türkei (12,5%), Bosnien-Herzegov<strong>in</strong>a<br />

(ca. 7%), Russland (ca. 6,5%), Kasachstan (6%), Portugal<br />

(6%), Italien (ca. 6%) und Irak (4%) am häufigsten vertreten.<br />

Da die meisten <strong>Eltern</strong> selbst zugewan<strong>der</strong>t s<strong>in</strong>d,<br />

wird <strong>in</strong> fast je<strong>der</strong> fünften Herkunftsfamilie aller Jugendlichen<br />

<strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zuhause ke<strong>in</strong> Deutsch<br />

4


KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />

gesprochen. Dieser Anteil erhöht sich bei den Familien, <strong>in</strong><br />

denen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu den Spätzuwan<strong>der</strong>ern gehören 3 .<br />

Für die Mehrheit <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>, die nicht als politische Flüchtl<strong>in</strong>ge<br />

gezwungenermaßen <strong>in</strong> Deutschland e<strong>in</strong>reisten, ist<br />

E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung verbunden <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Hoffnung, für sich und<br />

ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Verbesserung ihrer sozialen und wirtschaftlichen<br />

Lebenslage zu erzielen. Hohe Bildungsziele<br />

gehören dazu.<br />

„Die <strong>Eltern</strong> wollen, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> erfolgreich werden<br />

hier. Das ist es ja, deshalb s<strong>in</strong>d sie ja auch hier und nehmen<br />

viel <strong>in</strong> Kauf, lassen ihre Familie zurück. Sie s<strong>in</strong>d willig,<br />

dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> hier Chancen bekommen.“ (Mutter<br />

aus dem Senegal)<br />

<strong>Eltern</strong> gelten als die wichtigsten Berater ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong>. Jedoch macht es das deutsche<br />

Bildungs- und Ausbildungssystem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Komplexität<br />

Familien, die über wenig Bildungsh<strong>in</strong>tergrund verfügen,<br />

nicht leicht, ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> kompetent zu unterstützen. Für<br />

Zuwan<strong>der</strong>erfamilien <strong>der</strong> ersten Generation kann es durch<br />

den Wechsel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Gesellschaft schwer se<strong>in</strong>, den<br />

Wunsch für Bildung und Ausbildung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> praktisch<br />

umzusetzen:<br />

• Manchen <strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d das deutsche Bildungs- und<br />

Ausbildungssystem sowie die Erfor<strong>der</strong>nisse des Arbeitsmarktes<br />

fremd. Bildungs- und Ausbildungsentscheidungen<br />

beziehen sich oft auf die Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Herkunftslän<strong>der</strong><br />

und die <strong>mit</strong>gebrachten Erfahrungen <strong>mit</strong><br />

Schule und Berufsausbildung werden auf die deutsche<br />

Situation übertragen.<br />

„Das Problem liegt im Verständnis vom System, weil <strong>in</strong><br />

vielen Entwicklungslän<strong>der</strong>n zum Beispiel die <strong>Eltern</strong> fast<br />

gar nichts <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Schule zu tun haben. Die Schule übernimmt<br />

e<strong>in</strong>fach alles. Die <strong>Eltern</strong> kontrollieren nicht mal<br />

Hausaufgaben. Es wird diese Mitarbeit bei den Hausaufgaben<br />

überhaupt nicht erwartet, und das verstehen viele<br />

hier nicht. Sie sagen, me<strong>in</strong>e <strong>Eltern</strong> haben <strong>mit</strong> mir auch nie<br />

Hausaufgaben gemacht, die sehen es nicht als ihre Aufgabe<br />

an. Und da muss man den <strong>Eltern</strong> klar machen, es ist<br />

e<strong>in</strong> Bildungsauftrag seitens <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>, dass sie gucken,<br />

was die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule machen.“ (Mutter aus dem<br />

Senegal)<br />

• Bei manchen <strong>Eltern</strong> bestehen zu große Unsicherheiten<br />

im Umgang <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Sprache, um sich gut verständigen<br />

zu können.<br />

„E<strong>in</strong> großes Problem hier ist die Sprache. Dass man hier<br />

me<strong>in</strong>t, wenn man nicht fließend deutsch spricht, ist man<br />

dumm.“ (Mutter aus Kamerun)<br />

• Durch den Migrationsprozess können bisher gültige Erziehungsleitbil<strong>der</strong><br />

und Erziehungskompetenzen an Geltung<br />

verlieren und <strong>mit</strong> neuen, <strong>in</strong> Deutschland geltenden<br />

Leitbil<strong>der</strong>n, Wertvorstellungen und da<strong>mit</strong> verbundenen<br />

Kompetenzen kollidieren. Manche <strong>Eltern</strong> müssen nach<br />

e<strong>in</strong>em neuen Gleichgewicht zwischen ihren eigenen<br />

Ansprüchen und Erwartungen und denen <strong>der</strong> hiesigen<br />

Gesellschaft suchen und s<strong>in</strong>d da<strong>mit</strong> alle<strong>in</strong>e überfor<strong>der</strong>t.<br />

• Soziale Netzwerke, die unter an<strong>der</strong>em Zugänge zu<br />

Bildungs- und Ausbildungse<strong>in</strong>richtungen eröffnen<br />

können, s<strong>in</strong>d nicht für alle <strong>Eltern</strong> gleichermaßen vorhanden.<br />

Oftmals s<strong>in</strong>d vorhandene Unterstützungsmöglichkeiten,<br />

Anlaufstellen und Ansprechpartner <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Kommune sowie kommunale E<strong>in</strong>richtungen im Bereich<br />

Bildung und Schule nicht bekannt und können deshalb<br />

nicht aufgesucht und genutzt werden.<br />

• Wenn sich ger<strong>in</strong>ges E<strong>in</strong>kommen und beengte Wohnverhältnisse<br />

addieren, entstehen familiäre Überfor<strong>der</strong>ungen<br />

und so können Erwartungen, die an <strong>Eltern</strong> aus den<br />

Schulen herangetragen werden (zum Beispiel e<strong>in</strong> ungestörter<br />

Platz für die Arbeit an den Hausaufgaben), nicht<br />

erfüllt werden. <strong>Eltern</strong> können so sehr <strong>mit</strong> <strong>der</strong> eigenen<br />

Lebensbewältigung beschäftigt se<strong>in</strong>, dass für die Unterstützung<br />

ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e Kraft mehr übrig bleibt.<br />

• Die aus dem Migrationsprozess stammenden Erfahrungen<br />

und Stärken werden <strong>in</strong> den Alltagsbegegnungen oft unzureichend<br />

wahrgenommen und geschätzt. Oft werden sie<br />

sogar verachtet. Darüber h<strong>in</strong>aus können Vorurteile o<strong>der</strong><br />

sogar Diskrim<strong>in</strong>ierung zu Verletzungen und e<strong>in</strong>em Verlust<br />

an Selbstvertrauen führen, was es <strong>Eltern</strong> zum e<strong>in</strong>en erschwert,<br />

ihre unterstützende Rolle gut e<strong>in</strong>zunehmen, und<br />

zum an<strong>der</strong>en dazu führt, dass sie sich auf Abstand halten.<br />

Aus Sicht <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> wird da<strong>mit</strong> die Haltung, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> ihnen<br />

seitens <strong>der</strong> Schule begegnet wird, vermutlich <strong>der</strong> zentrale<br />

Faktor, um sich angenommen und willkommen zu fühlen.<br />

3<br />

Vgl. ausführlicher den Bericht zur Basiserhebung <strong>der</strong> Stuttgarter Schulabsolventenstudie: Gaupp, N.; Pre<strong>in</strong> G. (2007). Stuttgarter Haupt- und<br />

För<strong>der</strong>schüler/<strong>in</strong>nen auf dem Weg von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> die Berufsausbildung. Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut, Landeshauptstadt Stuttgart.<br />

5


KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />

1.2.2. Zugangsbarrieren auf Seiten <strong>der</strong> Schule<br />

Häufig wissen die Lehrkräfte nur unzureichend über die<br />

Familiensituation Bescheid und können deshalb nicht<br />

ausreichend e<strong>in</strong>schätzen und würdigen, welchen E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>Eltern</strong> für ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> zeigen.<br />

„Viele Lehrer behaupten, dass die <strong>Eltern</strong> ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> bei ihren<br />

Hausaufgaben nicht unterstützen. Was meist übersehen wird<br />

bzw. nicht gesehen werden kann, ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>.<br />

Wenn sie selber ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht unterstützen können, werden<br />

von Seiten <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> an<strong>der</strong>e Personen beauftragt. Dabei<br />

werden die K<strong>in</strong><strong>der</strong> auch <strong>in</strong> entfernte Orte gebracht bzw. die<br />

Personen werden abgeholt und wie<strong>der</strong> nach Hause gefahren.<br />

Als Dank werden Geschenke bzw. E<strong>in</strong>ladungen zum<br />

Essen erbracht. Dieser Aufwand kann von Seiten <strong>der</strong> Schule<br />

nicht gesehen und gewürdigt werden.“ (Familienhelfer<strong>in</strong>)<br />

Um <strong>Eltern</strong> kennenzulernen, ihre Möglichkeiten e<strong>in</strong>zuschätzen<br />

und sie zur <strong>Zusammenarbeit</strong> zu motivieren, bedarf es<br />

<strong>der</strong> Zeit für Kontaktaufbau und -pflege sowie <strong>der</strong> Investition<br />

<strong>in</strong> konzeptionelle Neuerungen. Dies verlangt seitens <strong>der</strong><br />

Schule an<strong>der</strong>e Vorbereitungen und Zeitstrukturen – beides<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, die für Lehrkräfte strukturell meist<br />

nicht gegeben s<strong>in</strong>d. Neue Konzepte und Vorgehensweisen<br />

werden dann <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als Mehrbelastung und nicht als<br />

Investition <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e längerfristige Entlastung gesehen.<br />

„Da gibt es natürlich noch viele an<strong>der</strong>e Wege, die auch<br />

für <strong>Eltern</strong> wichtig wären, aber wir ziehen da halt unser<br />

D<strong>in</strong>g durch. Wir haben auch e<strong>in</strong>en relativ klaren Zeittakt<br />

bei irgendwelchen Gesprächen im Normalfall, und dann<br />

geht es da sehr zielgerichtet zu.“ (Hauptschullehrer<strong>in</strong>)<br />

„Es wäre schon gut, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Mutter zu reden, aber sie<br />

kann ke<strong>in</strong> o<strong>der</strong> wenig Deutsch. Auf jeden Fall bräuchte<br />

man da e<strong>in</strong>e Übersetzer<strong>in</strong> und klar, das wäre natürlich<br />

schon e<strong>in</strong>e Möglichkeit. Aber schon <strong>der</strong> Aufwand zu<br />

gucken, ist die Mutter überhaupt bereit, erlaubt <strong>der</strong> Vater<br />

das, Übersetzung organisieren … Ja, das ist natürlich<br />

nochmal e<strong>in</strong> H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis für uns. Dann ist es natürlich <strong>der</strong><br />

schnellere Weg zu sagen, vor allem, wenn auch <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Tochter o<strong>der</strong> <strong>mit</strong> dem K<strong>in</strong>d jetzt nichts Dramatisches ist,<br />

ja gut, ok, es läuft ja.“ (Hauptschullehrer<strong>in</strong>)<br />

Eigene Unsicherheit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verständigung und mangeln<strong>der</strong><br />

Kontakt können auf Seiten <strong>der</strong> Lehrkräfte zu Fehl<strong>in</strong>terpretationen<br />

des Verhaltens <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> führen und zur<br />

Resignation, weil man sich ke<strong>in</strong>en Rat mehr weiß, was<br />

man noch tun kann, um auf Resonanz zu stoßen.<br />

„Dann ist <strong>der</strong> Term<strong>in</strong> geplatzt, und dann fragen die<br />

Lehrer auch nicht nochmal nach, was war denn, o<strong>der</strong> wir<br />

brauchen unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en neuen Term<strong>in</strong>. Dann sagen<br />

die Lehrer, so, den <strong>Eltern</strong> ist es egal, dann ist es mir auch<br />

egal, was <strong>mit</strong> dem K<strong>in</strong>d an <strong>der</strong> Schule passiert, und das<br />

werden die <strong>Eltern</strong> dann schon sehen beim nächsten<br />

Zeugnis.“ (Schulsozialarbeiter)<br />

E<strong>in</strong> erschweren<strong>der</strong> Faktor ist zudem die fehlende kulturelle<br />

Vielfalt im Lehrerkollegium, die Brücken zwischen<br />

Lehrer/<strong>in</strong>nen und <strong>Eltern</strong> bauen kann.<br />

„Ich würde mir viel mehr Kollegen und Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>mit</strong><br />

Migrationserfahrung wünschen, denn das eröffnet ganz<br />

neue Wege.“ (Türkischstämmige BVJ-Lehrer<strong>in</strong>)<br />

„Man kann viel bewirken, wenn man will. Mehr Arbeit ist<br />

es halt immer. Aber sobald man wirklich auf die <strong>Eltern</strong> zugeht,<br />

werde ich hier entlastet. Das ist das, was die Kollegen<br />

nicht verstehen. Also ich entlaste mich, <strong>in</strong>dem ich mir Partner<br />

zulege. Absolut.“ (Türkischstämmige BVJ-Lehrer<strong>in</strong>)<br />

Häufig scheuen Lehrkräfte auch dann den Kontakt,<br />

wenn sie wissen, dass die <strong>Eltern</strong> ihrer Schüler/<strong>in</strong>nen ke<strong>in</strong><br />

Deutsch sprechen und sie selbst <strong>der</strong> Herkunftssprache <strong>der</strong><br />

<strong>Eltern</strong> auch nicht mächtig s<strong>in</strong>d. Verständigung wird dann<br />

als beson<strong>der</strong>s aufwendig erlebt, wenn schriftliche Materialien<br />

<strong>in</strong> die jeweiligen Herkunftssprachen übersetzt werden<br />

müssen und man bei <strong>Eltern</strong>veranstaltungen o<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Eltern</strong>gesprächen für Übersetzungen sorgen soll. Der kürzere<br />

Weg ist dann <strong>der</strong> Verzicht auf den Kontakt, soweit er<br />

nicht dr<strong>in</strong>glich erfor<strong>der</strong>lich ist.<br />

Praxistipp: Migranten machen Schule<br />

Die Stabsabteilung für Integrationspolitik <strong>der</strong> Landeshauptstadt<br />

Stuttgart hat e<strong>in</strong>e Beispielsammlung herausgegeben:<br />

„Migranten machen Schule! Schule gestalten:<br />

Vielfalt nutzen! Die schulpraktische Bedeutung <strong>der</strong> spezifischen<br />

Ressourcen von Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern <strong>mit</strong><br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund“. Neben allgeme<strong>in</strong>en Aufsätzen<br />

zur Rolle und Professionalisierung von Lehrkräften <strong>mit</strong><br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund f<strong>in</strong>den sich hier auch konkrete<br />

Beschreibungen von Unterrichtse<strong>in</strong>heiten, <strong>in</strong> denen<br />

Aspekte von Migration und Diversität aufgegriffen werden.<br />

Die Beispielsammlung kann bezogen werden über:<br />

marita.sommer@stuttgart.de.<br />

6


KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />

1.3.<br />

Was erleichtert den Zugang zu <strong>Eltern</strong>?<br />

Der Aufbau und die Pflege e<strong>in</strong>es vertrauensvollen <strong>Eltern</strong>kontaktes<br />

von <strong>der</strong> Grundschule bis zum Schulabschluss<br />

<strong>mit</strong> Hilfe und Unterstützung von (muttersprachlichen)<br />

Schlüsselpersonen helfen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel, e<strong>in</strong>en leichteren<br />

Zugang zu den <strong>Eltern</strong> zu gew<strong>in</strong>nen 4 .<br />

1.3.1. Kontaktaufnahme<br />

E<strong>in</strong>e frühzeitige und regelmäßige E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong><br />

ab <strong>der</strong> ersten Klasse schafft e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Arbeitsgrundlage,<br />

auf die im Schulalltag immer wie<strong>der</strong> zurückgegriffen<br />

werden kann. Meist br<strong>in</strong>gen <strong>Eltern</strong> sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Grundschule mehr e<strong>in</strong> als <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptschule. Der Kontakt<br />

bricht <strong>mit</strong> dem Übergang <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen zur<br />

Hauptschule oft ab und <strong>der</strong> Grund für den Bruch ist nicht<br />

immer deutlich. Um die Übergänge gut zu gestalten,<br />

kann darum zum Beispiel das Ende <strong>der</strong> vierten Klasse<br />

genutzt werden, um <strong>Eltern</strong> auf e<strong>in</strong>e Auftaktveranstaltung<br />

zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> fünften Klasse zu verweisen und E<strong>in</strong>ladungen<br />

dafür <strong>mit</strong>zugeben. Darüber h<strong>in</strong>aus s<strong>in</strong>d Schulanmeldungstage<br />

e<strong>in</strong>e gute Gelegenheit, um erste Kontakte <strong>mit</strong><br />

<strong>Eltern</strong> zu knüpfen. Zum Beispiel kann sich e<strong>in</strong>e Hauptschule<br />

e<strong>in</strong>e neue Form für den E<strong>in</strong>schulungstag für die<br />

Fünftklässler/<strong>in</strong>nen überlegen und dafür <strong>Eltern</strong> <strong>der</strong> höheren<br />

Jahrgänge <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>b<strong>in</strong>den, die an kle<strong>in</strong>en Infotischen,<br />

die muttersprachlich ausgerichtet se<strong>in</strong> können, für Fragen<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Wichtig ist, darüber nachzudenken, zu welchem Anlass<br />

und <strong>in</strong> welcher Form Kontakt aufgenommen wird. Lehrer/<strong>in</strong>nen<br />

berichten immer wie<strong>der</strong> von dem Zeitdruck,<br />

unter dem sie stehen, und davon, dass sie erst dann auf<br />

<strong>Eltern</strong> zugehen, wenn konkrete Konfliktanlässe vorliegen.<br />

Die Atmosphäre solcher <strong>Eltern</strong>gespräche sei dann meist<br />

recht angespannt. Die Kontaktaufnahme ist wesentlich<br />

e<strong>in</strong>facher, wenn das Erstgespräch nicht <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Konflikt<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Klärung e<strong>in</strong>es problematischen Verhaltens<br />

des K<strong>in</strong>des e<strong>in</strong>hergeht. För<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d deshalb alle Aktivitäten,<br />

die e<strong>in</strong>en persönlichen, ungezwungenen Bezug zu<br />

den <strong>Eltern</strong> herstellen. Wenn sowohl <strong>in</strong>formelle als auch<br />

formelle Begegnungen von <strong>Eltern</strong> und Lehrer/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schule, auf dem Schulhof o<strong>der</strong> im Stadtteil zu e<strong>in</strong>em kurzen<br />

Gespräch genutzt werden, <strong>in</strong> dem man sich zum Beispiel<br />

nach <strong>der</strong> Familie erkundigt o<strong>der</strong> Informationen weitergibt,<br />

die für Mütter und Väter <strong>in</strong>teressant se<strong>in</strong> können,<br />

schafft man die Grundlage für e<strong>in</strong>e Beziehung, die über<br />

Formalitäten o<strong>der</strong> das Besprechen von Konflikten h<strong>in</strong>ausgeht.<br />

„Also von daher die <strong>Eltern</strong> auch mal positiv bestärken.<br />

Nicht immer sagen Ihr Sohn, Ihre Tochter hat dies<br />

gemacht, kann dies nicht. Nicht immer nur bei negativen<br />

Sachen anrufen. Natürlich kommen dann die <strong>Eltern</strong> nicht<br />

<strong>in</strong> die Schule. Aber wenn ich sagen kann, Ihre Tochter hat<br />

jetzt am Schulfest das und das gemacht, hat <strong>mit</strong> mir e<strong>in</strong><br />

Schülercafé renoviert o<strong>der</strong> hat für die Schule Kontakte<br />

zu was weiß ich was geschaffen, dann bewegt sich die<br />

Schule <strong>in</strong> Richtung <strong>Eltern</strong>.” (BVJ-Lehrer<strong>in</strong> türkischer<br />

Herkunft)<br />

„Dass sie sich e<strong>in</strong>fach willkommener und wohler fühlen<br />

und dann auch selbstverständlicher zu <strong>Eltern</strong>abenden<br />

und zu <strong>Eltern</strong>gesprächen gehen. Das ist <strong>der</strong> erste Schritt,<br />

dass sie e<strong>in</strong>fach über die persönlichen Kontakte merken,<br />

das ist die Schule me<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des und unsere Schule und<br />

da wollen wir uns ja eben auch dran beteiligen.“ (Schulsozialarbeiter)<br />

1.3.2. Persönlichen Bezug aufbauen<br />

E<strong>in</strong>e vertrauensvolle persönliche Beziehung ist für <strong>Eltern</strong><br />

<strong>der</strong> Schlüssel zur Akzeptanz von schulischen Unterstützungsangeboten<br />

wie Schulsozialarbeit, Hausaufgabenbetreuung<br />

o<strong>der</strong> Patenmodellen. Wenn <strong>Eltern</strong> diesen am<br />

Anfang vielleicht skeptisch bis misstrauisch gegenüberstehen,<br />

können dah<strong>in</strong>ter Alltagserfahrungen stehen, <strong>in</strong> denen<br />

Hilfe und Unterstützung <strong>in</strong> schwierigen Lebenslagen vorwiegend<br />

über <strong>in</strong>formelle private Netzwerke realisiert werden<br />

und nicht – wie es Berufskräften selbstverständlich<br />

ersche<strong>in</strong>t – über <strong>in</strong>stitutionalisierte Hilfeangebote. <strong>Eltern</strong><br />

verfügen da<strong>mit</strong> häufig nicht über die <strong>in</strong>dividuelle o<strong>der</strong><br />

auch kollektive Erfahrung, schnell Vertrauen zu e<strong>in</strong>er<br />

unbekannten professionellen Person aufzubauen, son<strong>der</strong>n<br />

brauchen e<strong>in</strong>e gute Beziehung als Vertrauensgrundlage.<br />

Man könnte diese Haltung auf den Nenner br<strong>in</strong>gen:<br />

Wer mich nicht (ganzheitlich) kennt, kann mir nicht helfen.<br />

Deshalb können Personen, die e<strong>in</strong>er Familie vertraut s<strong>in</strong>d<br />

4<br />

Vgl. ausführlicher Altan, M.; Foitzik, A.; Goltz, J. (2009, S. 20ff.).<br />

7


KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />

und konkrete Dienstleistungen anbieten, viel schneller<br />

akzeptiert werden. Personen h<strong>in</strong>gegen, die (professionell)<br />

distanziert wirken und viele Fragen stellen, können als<br />

kontrollierend erlebt werden, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Folge, dass Unterstützungsleistungen<br />

nicht <strong>in</strong> Anspruch genommen werden.<br />

Lehrkräfte können <strong>in</strong> ihrem Arbeitsfeld hier an ihre Grenzen<br />

stoßen, weil sie <strong>in</strong>tensive Beziehungsarbeit zeitlich<br />

nicht leisten können. E<strong>in</strong>e Möglichkeit, dieses Dilemma<br />

aufzubrechen, besteht dar<strong>in</strong>, <strong>mit</strong> Personen zu kooperieren,<br />

die sich dem vertrauensvollen Beziehungsaufbau widmen<br />

wollen und dies auch gut können: (muttersprachliche)<br />

Schlüsselpersonen, <strong>Eltern</strong>lots/<strong>in</strong>nen, Multiplikator/<strong>in</strong>nen.<br />

1.3.3. E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von (muttersprachlichen)<br />

Schlüsselpersonen<br />

(Muttersprachliche) Schlüsselpersonen können für <strong>Eltern</strong><br />

e<strong>in</strong>e große Bandbreite an Themen <strong>in</strong> vielfältiger Form<br />

erschließen und sie dar<strong>in</strong> unterstützen, ihre Fragen und<br />

Anliegen zu formulieren. Insofern ist es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>arbeit<br />

s<strong>in</strong>nvoll, engagierte <strong>Eltern</strong> als Schlüsselpersonen zu qualifizieren<br />

und e<strong>in</strong>zusetzen. Dazu gehören Mütter und<br />

Väter, Vertreter/<strong>in</strong>nen aus Vere<strong>in</strong>en, aktive Menschen aus<br />

dem Geme<strong>in</strong>wesen o<strong>der</strong> Professionelle aus an<strong>der</strong>en<br />

sozialen Zusammenhängen. Wenn Schlüsselpersonen um<br />

<strong>Zusammenarbeit</strong> gebeten werden, fühlen sie sich <strong>in</strong> ihren<br />

Kompetenzen wertgeschätzt und freuen sich, an<strong>der</strong>e<br />

<strong>Eltern</strong> unterstützen zu können. Insbeson<strong>der</strong>e für zugewan<strong>der</strong>te<br />

<strong>Eltern</strong> können Schlüsselpersonen <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

zum Türöffner werden.<br />

„Wir selber s<strong>in</strong>d alle Migranten [...] und ich weiß, wie die<br />

Migranten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fremden Land sich fühlen. Das ist bei<br />

<strong>der</strong> Geschichte sehr wichtig, dass sie nicht nur als <strong>Eltern</strong><br />

gesehen werden, son<strong>der</strong>n auch als Migranten.“ (<strong>Eltern</strong>lotse)<br />

„Sobald ich rede, merken die <strong>Eltern</strong>, dass ich ke<strong>in</strong>e Deutsche<br />

b<strong>in</strong> und sie entspannen sich sofort. (…) Migranteneltern<br />

haben wenig Kontakt zu Lehrern. Weil sie erstens<br />

vielleicht nicht Deutsch können, zweitens sich e<strong>in</strong>fach<br />

fremd fühlen und vielleicht Angst haben, h<strong>in</strong>zugehen.<br />

Aber den Bedarf haben sie trotzdem.“ (<strong>Eltern</strong>lots<strong>in</strong>)<br />

Schlüsselpersonen sollten von Lehrkräften und Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

als Partner <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> gesehen<br />

und deshalb nicht funktionalisiert werden, z.B. zum Erreichen<br />

schwieriger <strong>Eltern</strong> o<strong>der</strong> Befrieden von Konflikten.<br />

Dafür ist es wichtig, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen<br />

und dafür die nötigen Voraussetzungen zu schaffen:<br />

• Schlüsselpersonen sollten reale Gestaltungs- und<br />

Partizipationsmöglichkeiten haben.<br />

• Schlüsselpersonen sollten qualifiziert und begleitet<br />

werden.<br />

• Schlüsselpersonen sollten nach Möglichkeit f<strong>in</strong>anziell<br />

entschädigt werden.<br />

1.3.4. Kooperation <strong>mit</strong> Migrantenorganisationen<br />

E<strong>in</strong> weiterer Schritt für Schulen kann die gezielte Kooperation<br />

<strong>mit</strong> Migrantenorganisationen se<strong>in</strong>, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Bildungsarbeit engagieren wollen o<strong>der</strong> es bereits tun.<br />

Verschiedene Formen s<strong>in</strong>d dabei denkbar:<br />

• Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen können ihre<br />

Schule <strong>in</strong> den Vere<strong>in</strong>en vorstellen. Dabei lernen sie vielleicht<br />

auch <strong>Eltern</strong> kennen, die möglicherweise an den<br />

Angeboten <strong>der</strong> Schule teilnehmen wollen, und denen<br />

so die Kontaktaufnahme erleichtert wird.<br />

• In den Räumen von Migrantenorganisationen können<br />

spezielle Angebote für <strong>Eltern</strong> stattf<strong>in</strong>den, zum Beispiel<br />

Informationsveranstaltungen zum Übergang Schule –<br />

Beruf und Fortbildungen <strong>mit</strong> externen Referent/<strong>in</strong>nen<br />

o<strong>der</strong> Kursreihen.<br />

• Mitglie<strong>der</strong> von Migrantenorganisationen können sich<br />

als Schlüsselpersonen für die <strong>Zusammenarbeit</strong> von<br />

Schulen und <strong>Eltern</strong> engagieren.<br />

• Mit Migrantenorganisationen können Schulen konkrete<br />

Projekte geme<strong>in</strong>sam entwickeln und umsetzen.<br />

• Im Dialog <strong>mit</strong> Migrantenorganisationen kann deutlich<br />

werden, <strong>in</strong> welcher Richtung es e<strong>in</strong>en Bedarf für die<br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> eigenen Arbeit gibt.<br />

Wesentliche Voraussetzungen für gel<strong>in</strong>gende <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

s<strong>in</strong>d Engagement, Zeitressourcen und Flexibilität.<br />

Der Kooperationsaufbau <strong>mit</strong> Migrantenvere<strong>in</strong>en kann<br />

sehr zeitaufwendig se<strong>in</strong>, da durch die Ehrenamtsstruktur<br />

<strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nur die <strong>Zusammenarbeit</strong> am<br />

Abend o<strong>der</strong> am Wochenende möglich ist. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

braucht es die Bereitschaft, sich auf neue Abstimmungs-<br />

8


KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />

prozesse e<strong>in</strong>zulassen und offen auf kritische Fragen <strong>der</strong><br />

Gesprächspartner e<strong>in</strong>zugehen. Praxiserfahrungen zeigen,<br />

dass sich die Mühe lohnt.<br />

Praxistipp: Moqa Stuttgart<br />

Im Projekt Moqa (Motivieren, Qualifizieren, Aktivieren)<br />

<strong>der</strong> Türkischen Geme<strong>in</strong>de Baden-Württemberg e.V. werden<br />

<strong>Eltern</strong> türkischsprachiger Herkunft durch Bildungssem<strong>in</strong>are<br />

<strong>in</strong> ihrer Erziehungskompetenz gestärkt und<br />

befähigt, sich an <strong>Eltern</strong>- und Schulgremien zu beteiligen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus schult Moqa so genannte Bildungsbotschafter/<strong>in</strong>nen,<br />

die e<strong>in</strong>e Brückenfunktion zwischen<br />

Schule und <strong>Eltern</strong>haus e<strong>in</strong>nehmen sollen und über die<br />

Beratung h<strong>in</strong>aus auch Fortbildungsveranstaltungen für<br />

<strong>Eltern</strong> durchführen können.<br />

Nähere Informationen: www.moqa-tgd.de<br />

Kontaktperson: Mehmet Havlaci<br />

E-Mail: Mehmet.Havlaci@tgd.de<br />

Praxistipp: Run<strong>der</strong> Tisch „<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Eltern</strong> im Vere<strong>in</strong>“<br />

Der Stuttgarter Runde Tisch „<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Eltern</strong> im Vere<strong>in</strong>“, organisiert durch das Forum <strong>der</strong> Kulturen<br />

Stuttgart e.V., will Migrantenvere<strong>in</strong>e dabei unterstützen,<br />

<strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> Bildungsfragen aktiv zur Seite zu stehen.<br />

Im Rahmen des Runden Tisches gibt es fachliche<br />

Inputs durch Experten zum Thema Bildung und Ausbildung<br />

und die Möglichkeit zum Austausch. E<strong>in</strong> Ergebnis<br />

des Runden Tisches ist e<strong>in</strong> Wegweiser für Migrantenvere<strong>in</strong>e<br />

und -eltern <strong>mit</strong> dem Titel „Wo f<strong>in</strong>de ich Hilfe für<br />

die Erziehung & Bildung me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>?“, <strong>in</strong> dem wichtige<br />

Adressen und Informationen zu den Themen Erziehung<br />

und Bildung zusammengetragen s<strong>in</strong>d.<br />

Hrsg. Forum <strong>der</strong> Kulturen Stuttgart, e.V.<br />

Kontaktperson: Sara Alterio<br />

E-Mail: sara.alterio@forum-<strong>der</strong>-kulturen.de<br />

1.3.5. Organisation von Verständigung<br />

E<strong>in</strong> Schlüsselprozess <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>arbeit ist die geme<strong>in</strong>same<br />

Verständigung und <strong>in</strong> diese sollte auf verschiedenen<br />

Ebenen <strong>in</strong>vestiert werden:<br />

• Die Art und Weise, wie Inhalte methodisch präsentiert<br />

werden.<br />

• Die Form, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kommuniziert wird.<br />

• Die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, unter denen Kommunikation<br />

stattf<strong>in</strong>det.<br />

• Die Entscheidung für die Nutzung von Deutsch o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Herkunftssprache als geme<strong>in</strong>same Verständigungssprache<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong>.<br />

Angesichts des hohen Anteils von Familien <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

<strong>in</strong> den Haupt- und Werkrealschulen erweist sich<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Umgang <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Vielfalt <strong>der</strong> Herkunftssprachen<br />

für die Schulen als große Herausfor<strong>der</strong>ung. In <strong>der</strong><br />

Kommunikation <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> ist darum wichtig zu klären:<br />

• wie Schule und Lehrkräfte e<strong>in</strong>e Anerkennung von<br />

Herkunftssprachen signalisieren können,<br />

• wie <strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>gesprächen o<strong>der</strong> auf <strong>Eltern</strong>abenden für<br />

<strong>Eltern</strong> <strong>der</strong> Stress, sich <strong>in</strong> Deutsch nicht gut ausdrücken<br />

zu können, reduziert werden kann.<br />

(Sprachliche) Vielfalt sichtbar machen<br />

Auf symbolischer Ebene kann (sprachliche) Vielfalt schon<br />

durch kle<strong>in</strong>e Aktionen sichtbar gemacht werden, wie z.B.:<br />

• e<strong>in</strong> mehrsprachiges Türschild,<br />

• Symbole auf e<strong>in</strong>em <strong>Eltern</strong>brief o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>ladungsschreiben,<br />

• mehrsprachige Begrüßungsworte bei Veranstaltungen,<br />

• e<strong>in</strong>e Begrüßungspostkarte <strong>mit</strong> den wichtigsten, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schule vertretenen Herkunftsnationalitäten <strong>in</strong> Form <strong>der</strong><br />

Nationalflaggen, jeweils ergänzt durch e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die<br />

Landessprachen übersetztes „Herzlich Willkommen“,<br />

• e<strong>in</strong> Plakat <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em „Herzlich Willkommen“ <strong>in</strong> allen<br />

vertretenen Sprachen,<br />

• Landkarten <strong>mit</strong> den Herkunftsnationen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

9


KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />

Solche Symbole können kle<strong>in</strong>e Willkommensgesten se<strong>in</strong><br />

und den <strong>Eltern</strong> signalisieren, dass sie <strong>in</strong> ihrer Verschiedenheit<br />

wahrgenommen und begrüßt werden.<br />

Standards für Übersetzungen und E<strong>in</strong>satz von<br />

Sprach<strong>mit</strong>tler/<strong>in</strong>nen<br />

Hilfreich ist, wenn Schulen und soziale E<strong>in</strong>richtungen<br />

Standards für Übersetzungssituationen feststellen, um <strong>in</strong><br />

wichtigen Situationen o<strong>der</strong> Veranstaltungen nicht immer<br />

improvisieren zu müssen zum Nachteil <strong>der</strong> Familien <strong>mit</strong><br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />

„Ich war auf e<strong>in</strong>em <strong>Eltern</strong>abend, da war e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />

Junge, <strong>der</strong> war neun o<strong>der</strong> zehn Jahre alt, und <strong>der</strong> musste<br />

dolmetschen abends um 22.00 Uhr. Das kann ja nicht<br />

se<strong>in</strong>. Es wäre dann angebracht, dass man sagt, ok, wir<br />

haben Leute, die sprechen englisch, türkisch, deutsch<br />

und können da <strong>mit</strong> re<strong>in</strong>, denn die können übersetzen.<br />

Das wäre schon e<strong>in</strong>e große Hilfe.“ (<strong>Eltern</strong>lots<strong>in</strong>)<br />

Auch wenn es sicherlich nicht möglich ist, für jede Kommunikationssituation<br />

bezahlte qualifizierte Übersetzer/<br />

<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong>zuzuziehen, sollte dennoch def<strong>in</strong>iert werden, wer<br />

was übersetzen kann und soll und welche Situationen<br />

unabd<strong>in</strong>gbar e<strong>in</strong>er professionellen Sprach<strong>mit</strong>tlung bedürfen.<br />

Dabei ist darauf zu achten, dass gerade im schulischen<br />

und sozialen Bereich e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> wörtliche Übersetzung<br />

oft nicht ausreicht. Sprach<strong>mit</strong>tler/<strong>in</strong>nen, die sowohl<br />

die Denkweisen <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong>schätzen können, als auch<br />

die Abläufe, „Spielregeln“ und Konzeptionen <strong>der</strong> Institution<br />

Schule kennen, können e<strong>in</strong>e unterstützende Rolle<br />

e<strong>in</strong>nehmen, die über die des Dolmetschers h<strong>in</strong>ausgeht:<br />

„Es ist schon e<strong>in</strong> Mentalitätsunterschied, ob ich jetzt als<br />

Deutsche <strong>mit</strong> <strong>der</strong> italienischen Mutter rede, o<strong>der</strong> ob die<br />

italienische Übersetzer<strong>in</strong> nochmal dah<strong>in</strong>ter o<strong>der</strong> dazwischen<br />

steht, die uns dann auch sagen kann, ja, im italienischen<br />

Schulsystem o<strong>der</strong> bei den Italienern ist das so<br />

und so. Dann wird auch viel mehr Verständnis bei uns<br />

geweckt, und das ist wirklich e<strong>in</strong>e Bereicherung für beide<br />

Seiten.“ (Hauptschullehrer<strong>in</strong>)<br />

Werden Schlüsselpersonen für solche Tätigkeiten e<strong>in</strong>gesetzt,<br />

muss genau überlegt werden, was ihr Aufgabenprofil<br />

ist und welche Form <strong>der</strong> Begleitung sie seitens <strong>der</strong><br />

Schule brauchen. Auch hier gilt es Standards zu entwickeln,<br />

die die Frage <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>schließen.<br />

1.3.6. <strong>Eltern</strong> stärken und beteiligen<br />

Stärken stehen im Vor<strong>der</strong>grund<br />

Entscheidend für e<strong>in</strong>e <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> auf<br />

Augenhöhe ist die Haltung, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Lehrkräfte auf <strong>Eltern</strong><br />

zugehen, denn die eigene Grundhaltung ver<strong>mit</strong>telt <strong>in</strong>nere<br />

Überzeugungen. Wenn <strong>Eltern</strong> als Expert/<strong>in</strong>nen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

gesehen werden, die an manchen Stellen Orientierungswissen<br />

brauchen, um die für sie richtigen Entscheidungen<br />

treffen zu können, verläuft e<strong>in</strong> Gespräch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel an<strong>der</strong>s, als wenn von fehlenden Kompetenzen und<br />

Defiziten ausgegangen wird, die es auszugleichen gilt.<br />

E<strong>in</strong>e Haltung, die den Blick auf die Stärken und Kompetenzen<br />

<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> und ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> richtet, schafft nicht<br />

nur die Grundlage für e<strong>in</strong>en vertrauensvollen, konstruktiven<br />

Dialog, son<strong>der</strong>n bestimmt auch die Art und Weise,<br />

wie E<strong>in</strong>ladungen und Angebote konzipiert und umgesetzt<br />

werden.<br />

<strong>Eltern</strong> bestimmen ihre Themen selbst<br />

<strong>Eltern</strong> brauchen Räume, offene Orte <strong>der</strong> Begegnung und<br />

des Dialogs, um ihre eigenen Themen zu entdecken und<br />

dann bestimmen zu können, <strong>in</strong> welcher Weise sie diese<br />

bearbeiten wollen. Dafür s<strong>in</strong>d auf Seiten <strong>der</strong> Lehrer/<strong>in</strong>nen<br />

e<strong>in</strong>e aufmerksame Grundhaltung und Achtsamkeit<br />

gefragt. Es gilt, tatsächlich zuzuhören, was <strong>Eltern</strong> bewegt,<br />

und nicht von vornhere<strong>in</strong> zu def<strong>in</strong>ieren, was <strong>Eltern</strong><br />

zu <strong>in</strong>teressieren hat o<strong>der</strong> sie auf klassische Anliegen wie<br />

die Bestückung des Essensbuffets bei Festen o<strong>der</strong> die<br />

Regelung <strong>der</strong> Fahrdienste zu reduzieren. Erst dann können<br />

Veranstaltungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er den <strong>Eltern</strong> entsprechenden<br />

Form <strong>mit</strong> den für sie relevanten Inhalten geplant und<br />

umgesetzt werden.<br />

➔ E<strong>in</strong> Fallbeispiel:<br />

E<strong>in</strong>e Schulsozialarbeiter<strong>in</strong> versucht an e<strong>in</strong>er Hauptschule<br />

geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> Lehrer/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en <strong>Eltern</strong>stammtisch zu<br />

<strong>in</strong>itiieren. Sie entwickeln e<strong>in</strong>e Veranstaltungsreihe zu den<br />

Themen Gen<strong>der</strong>, selbstverletzendes Verhalten und Medien<br />

und hoffen, dass daraus e<strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>stammtisch entstehen<br />

würde. Die Idee geht nur bed<strong>in</strong>gt auf: Die Veranstaltungen<br />

werden zunehmend schlechter besucht, <strong>der</strong> Stammtisch<br />

kommt nicht zustande. Die Idee, die aus e<strong>in</strong>em gut<br />

geme<strong>in</strong>ten Interesse <strong>der</strong> Pädagog/<strong>in</strong>nen entstanden war,<br />

geht offensichtlich an den Interessen, Bedürfnissen und<br />

Fragestellungen <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> weitgehend vorbei.<br />

Empowerment<br />

Empowerment bedeutet, die Ressourcen und Potenziale<br />

von Menschen für die Bewältigung des Alltags zu stärken<br />

10


KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />

und da<strong>mit</strong> die Selbstbestimmung über die eigenen Lebensumstände<br />

zu beför<strong>der</strong>n. Empowerment zielt nicht nur auf<br />

Selbstbildung, son<strong>der</strong>n auch auf die solidarische Vernetzung<br />

und da<strong>mit</strong> auf die Stärkung von Menschen, sich <strong>in</strong> sozialen<br />

und politischen Prozessen zu engagieren. Das können für<br />

Migranteneltern zum Beispiel Angebote <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em herkunftshomogenen<br />

Sett<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>, wie zum Beispiel e<strong>in</strong> russischer<br />

<strong>Eltern</strong>treff o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Café an <strong>der</strong> Schule für türkischstämmige<br />

Mütter. Das kann für (arbeitslose) <strong>Eltern</strong> die Möglichkeit<br />

se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fortbildung, eventuell zusammen <strong>mit</strong> ihren<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, das Schreiben von Bewerbungen e<strong>in</strong>zuüben. Auch<br />

die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> Vere<strong>in</strong>en und Initiativen, <strong>in</strong> denen<br />

<strong>Eltern</strong> sich engagieren können, hat hier e<strong>in</strong>e wichtige Funktion.<br />

Die Chance e<strong>in</strong>es solchen Vorgehens liegt dar<strong>in</strong>, dass<br />

<strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> Gleichges<strong>in</strong>nten (und <strong>in</strong> ihrer Sprache) <strong>in</strong> Austausch<br />

kommen, ihre Erfahrungen reflektieren und ihre<br />

Fähigkeiten und Stärken neu entdecken können. Dies kann<br />

e<strong>in</strong> wichtiger Schritt zur Teilnahme an <strong>der</strong> Gesellschaft se<strong>in</strong>.<br />

Nachdem <strong>in</strong> den bisherigen Ausführungen sowohl för<strong>der</strong>liche<br />

als auch hemmende Bed<strong>in</strong>gungen für die <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> beschrieben wurden, werden im<br />

Folgenden konkrete Vorschläge und Planungshilfen an<br />

die Hand gegeben, <strong>mit</strong> denen die Kooperation entwickelt<br />

und gestaltet werden kann.<br />

1.4.<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Planungshilfen für Angebote<br />

und Veranstaltungen<br />

1.4.1. An wen sollen sich die Angebote richten?<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Planung von Angeboten steht die Klärung<br />

<strong>der</strong> Frage, an wen sich welche Angebote richten sollen.<br />

Die folgenden Fragen können dabei e<strong>in</strong>e Rolle spielen:<br />

• Wer hat welchen Bedarf?<br />

• Wie kann dieser befriedigt werden?<br />

• Sollen Angebote entwickelt werden, die sich generell an<br />

alle <strong>Eltern</strong> richten, o<strong>der</strong> soll es spezielle Angebote für Väter,<br />

für Mütter, Alle<strong>in</strong>erziehende, Migranteneltern etc. geben?<br />

• Was ist die Zielrichtung <strong>der</strong> Angebote? (Möglichkeiten<br />

s<strong>in</strong>d geme<strong>in</strong>schaftlicher Austausch, gegenseitiges Kennenlernen,<br />

die Arbeit an verb<strong>in</strong>denden Themen, Selbststärkung<br />

und Empowerment.)<br />

Auf diese Fragen gibt es ke<strong>in</strong>e verallgeme<strong>in</strong>erbaren Antworten<br />

– sie müssen je nach Kontext und <strong>mit</strong> Blick auf<br />

die Wünsche und Bedarfe <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> entschieden und<br />

gestaltet werden 5 .<br />

1.4.2. Was können hilfreiche Angebote se<strong>in</strong>?<br />

Treffpunktmöglichkeiten<br />

<strong>Eltern</strong> sollte die Möglichkeit eröffnet werden, sich ohne<br />

beson<strong>der</strong>e E<strong>in</strong>ladung an <strong>der</strong> Schule aufhalten und treffen<br />

zu können. Mögliche Formen s<strong>in</strong>d beispielsweise Schulcafés,<br />

Frühstückstreffs o<strong>der</strong> Stammtische. Für Migrantenfamilien<br />

kann e<strong>in</strong> muttersprachlicher <strong>in</strong>formeller Treffpunkt<br />

an <strong>der</strong> Schule e<strong>in</strong> Türöffner für Beteiligung se<strong>in</strong>.<br />

Wichtig ist, Ansprechpersonen zu benennen, die als Gastgeber/<strong>in</strong>nen<br />

auftreten, für e<strong>in</strong>e angenehme Atmosphäre<br />

sorgen und die Anwesenden an Personen und zu Aktivitäten<br />

weiterverweisen können.<br />

Komb<strong>in</strong>ierte Sprachangebote<br />

Deutschkurse o<strong>der</strong> Alphabetisierungskurse an den Schulen<br />

können <strong>Eltern</strong> den Zugang zur Schule erleichtern.<br />

Wenn <strong>Eltern</strong> die Möglichkeit geboten wird, am gleichen<br />

Ort wie ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu lernen, erhalten sie E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das<br />

schulische Leben. Hilfreich ist, <strong>mit</strong> Kolleg/<strong>in</strong>nen aus dem<br />

Lehrerkollegium, den Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen und<br />

Schlüsselpersonen nachzudenken, wie <strong>Eltern</strong> Lernmöglichkeiten<br />

an <strong>der</strong> Schule s<strong>in</strong>nvoll eröffnet werden können.<br />

Denkbar wäre dies zum Beispiel:<br />

• durch die Komb<strong>in</strong>ation von För<strong>der</strong>unterricht <strong>mit</strong> Zeitfenstern<br />

für die Teilnahme von <strong>Eltern</strong> am Sprachlernen,<br />

• durch Kochkurse für Mütter <strong>in</strong> Verknüpfung <strong>mit</strong><br />

Sprachlernen,<br />

• durch Deutschkurse, die von Ehrenamtlichen angeboten<br />

werden,<br />

5<br />

Vgl. ausführlicher Altan, M.; Foitzik, A.; Goltz, J. (2009, S.66 ff.).<br />

11


KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />

• durch beson<strong>der</strong>e Kursangebote wie z.B. „Mama lernt<br />

Deutsch“ (Angebot <strong>der</strong> Stabsstelle für Integrationspolitik).<br />

Der Kurs<strong>in</strong>halt schließt direkt bei schulischen Themen<br />

an, wie zum Beispiel Hausaufgaben, Zeugnisnoten,<br />

<strong>Eltern</strong>-Lehrer-Gesprächen, <strong>Eltern</strong>abenden, Gesundheit<br />

und Ernährung.<br />

Zukunftswerkstatt<br />

E<strong>in</strong>e Zukunftswerkstatt <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zum Thema Beteiligung<br />

kann Aufschluss über die Wünsche und Bedarfe <strong>der</strong><br />

<strong>Eltern</strong> geben.<br />

• Braucht es mehr <strong>Eltern</strong><strong>in</strong>formationsabende und wenn<br />

ja, zu welchen Themen?<br />

• Gibt es e<strong>in</strong>en Bedarf nach mehr Hausbesuchen, und<br />

wer lädt dazu e<strong>in</strong>?<br />

• Welche Aktivitäten machen <strong>Eltern</strong> Freude und sollten<br />

darum häufiger stattf<strong>in</strong>den?<br />

Wichtig ist, bei <strong>der</strong> Umsetzung e<strong>in</strong>er Zukunftswerkstatt<br />

für Übersetzung und K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung zu sorgen, da<strong>mit</strong><br />

alle sich beteiligen können.<br />

Rückmeldekultur<br />

E<strong>in</strong>e regelmäßige Bewertung/Auswertung e<strong>in</strong>es <strong>Eltern</strong>gesprächs<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es <strong>Eltern</strong>abends durch die <strong>Eltern</strong> sollte durch<br />

e<strong>in</strong>en Rückmeldebogen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Nachtelefonieren <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

Bitte um Feedback ermöglicht werden. Da<strong>mit</strong> wird das Signal<br />

gesetzt, dass <strong>der</strong> Wunsch auf e<strong>in</strong>e gute <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

besteht und dass weitere Beteiligung erwünscht ist.<br />

1.4.3. Wie können Angebote beworben werden?<br />

Um gute Zugänge zu <strong>Eltern</strong> zu bekommen, müssen oft<br />

neue Wege erprobt werden, die herausfor<strong>der</strong>nd und<br />

zeit<strong>in</strong>tensiv se<strong>in</strong> können. Auch wenn Zeit e<strong>in</strong>e Ressource<br />

ist, über die nur wenige Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

verfügen und die nur selten ausdrücklich <strong>in</strong> die<br />

Planung von Angeboten <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>berechnet wird, lohnt es<br />

sich, dar<strong>in</strong> zu <strong>in</strong>vestieren. Die folgenden Wege erweisen<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel als zielführend:<br />

Werbung durch persönlichen Kontakt<br />

Sie kann zum Beispiel erfolgen durch:<br />

• persönliche Ansprache <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> beim Br<strong>in</strong>gen o<strong>der</strong><br />

Abholen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und bei <strong>der</strong> Schulanmeldung,<br />

• Hausbesuche,<br />

• zusätzliche telefonische Er<strong>in</strong>nerung kurz vor <strong>Eltern</strong>abenden<br />

o<strong>der</strong> sonstigen Angeboten,<br />

• persönliches Vorbeibr<strong>in</strong>gen von E<strong>in</strong>ladungen bzw.<br />

persönliche Anrufe bei <strong>Eltern</strong>, die bisher nicht zu <strong>Eltern</strong>abenden<br />

gekommen s<strong>in</strong>d.<br />

Der Kontakt über die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>Eltern</strong> lassen sich sehr gut über ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> erreichen, z.B.<br />

folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

• Aktivitäten, die die K<strong>in</strong><strong>der</strong> betreffen, kann man als Anlass<br />

für e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames direktes Gespräch nutzen (zum<br />

Beispiel die Teilnahme des K<strong>in</strong>des an e<strong>in</strong>em Ausflug).<br />

• <strong>Eltern</strong> kann man <strong>in</strong> die Schule e<strong>in</strong>laden, wenn ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

dort e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Projekt präsentieren o<strong>der</strong> sie bitten,<br />

an <strong>der</strong> Gestaltung e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>samen Schulnach<strong>mit</strong>tages<br />

<strong>mit</strong>zuwirken.<br />

• Man kann die Schüler/<strong>in</strong>nen ansprechen und sie bitten,<br />

die <strong>Eltern</strong> vorzustellen.<br />

• Im Rahmen e<strong>in</strong>es Projektes <strong>mit</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen (z.B. Fotoprojekt)<br />

kann man Hausbesuche e<strong>in</strong>planen.<br />

• Um <strong>Eltern</strong> mehr Sicherheit auf unbekanntem Terra<strong>in</strong> zu<br />

geben, kann man ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu Veranstaltungen <strong>mit</strong><br />

e<strong>in</strong>laden.<br />

• Auch können die K<strong>in</strong><strong>der</strong> über die Bewirtung <strong>in</strong> die Gestaltung<br />

von <strong>Eltern</strong>nach<strong>mit</strong>tagen e<strong>in</strong>gebunden werden.<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> schriftlichen E<strong>in</strong>ladung<br />

Obwohl schriftliche E<strong>in</strong>ladungen oftmals nur ungenau<br />

gelesen werden, sollte man den <strong>Eltern</strong> diese <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

übliche Form des Informationsweges nicht vorenthalten,<br />

son<strong>der</strong>n ihnen Erleichterung anbieten, <strong>in</strong>dem man<br />

darauf achtet, dass:<br />

• E<strong>in</strong>ladungen, <strong>Eltern</strong>briefe, Informationszettel nur<br />

wenige Informationen enthalten,<br />

• e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Sprache verwendet wird und e<strong>in</strong>geführte<br />

Fachausdrücke übersetzt bzw. erklärt werden,<br />

• e<strong>in</strong>e wertschätzende, ressourcenorientierte Sprache<br />

verwendet wird,<br />

12


KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />

• ggf. muttersprachliche Übersetzungen des Briefes<br />

<strong>mit</strong>geliefert werden,<br />

• bei Rücklaufzetteln immer telefonisch nachgefragt wird,<br />

wenn sie ausbleiben.<br />

Falls die Reaktion <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die schriftliche E<strong>in</strong>ladung<br />

unbefriedigend bleibt, sollte man sich bewusst machen,<br />

dass für manche <strong>Eltern</strong> die schriftliche Form aus den<br />

folgenden Gründen unpassend bleibt:<br />

• Für den Kontaktaufbau ist für viele <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong> „Gesicht“<br />

notwendig. Sie brauchen erst das Vertrauen zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Schule tätigen Person, um sich auf den Weg zu<br />

machen.<br />

• Manche K<strong>in</strong><strong>der</strong> geben die E<strong>in</strong>ladungen zu Hause nicht<br />

ab, weil sie sich für ihre <strong>Eltern</strong> schämen o<strong>der</strong> denken,<br />

dass diese sich ohneh<strong>in</strong> nicht <strong>in</strong>teressieren. Manchmal<br />

wollen Jugendliche auch den Kontakt <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong><br />

den Lehrer/<strong>in</strong>nen aus an<strong>der</strong>en Gründen vermeiden,<br />

deshalb erreicht die E<strong>in</strong>ladung die <strong>Eltern</strong> nicht.<br />

• In manchen Kulturen ist e<strong>in</strong>e unpersönliche E<strong>in</strong>ladung<br />

<strong>mit</strong> etlichen Wochen Abstand eher unüblich. Die Familien<br />

fühlen sich dadurch nicht angesprochen.<br />

• Dazu kann e<strong>in</strong>e doppelte sprachliche Barriere kommen:<br />

Wenn die E<strong>in</strong>ladung nur unzureichend verstanden wird,<br />

sei es aus Gründen fehlen<strong>der</strong> Deutschkenntnisse, sei<br />

es, weil Begriffe im Brief stehen, die man nicht kennt,<br />

steigt die Befürchtung, bei <strong>der</strong> Veranstaltung selbst<br />

sprachlich „nicht <strong>mit</strong>zukommen“.<br />

1.4.4. Gestaltung von <strong>Eltern</strong>abenden<br />

und Veranstaltungen<br />

Schon im Vorfeld gilt es zu überlegen, wie E<strong>in</strong>ladungen<br />

zu Klassen- o<strong>der</strong> Schulveranstaltungen hohe Verb<strong>in</strong>dlichkeit<br />

erhalten können. <strong>Eltern</strong> sollte ver<strong>mit</strong>telt werden, dass:<br />

Die klassische Form des <strong>Eltern</strong>abends als Frontalveranstaltung<br />

ist sicherlich am wenigsten geeignet, <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den,<br />

die aus verschiedenen Gründen eher distanziert<br />

zur Schule stehen.<br />

• Schon e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Sitzordnung, zum Beispiel <strong>in</strong><br />

Sitzgruppen, kann die Atmosphäre verän<strong>der</strong>n.<br />

• E<strong>in</strong> Schulrundgang o<strong>der</strong> die Besichtigung e<strong>in</strong>es neuen<br />

Raumes kann die steife Stimmung auflockern.<br />

• Gesprächsmöglichkeiten <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Gruppen erleichtern<br />

Teilnehmenden, denen das Sprechen vor größeren<br />

Gruppen schwerfällt, sich zu Wort zu melden.<br />

Konkrete Tipps<br />

Folgende Anregungen können dazu beitragen, e<strong>in</strong>e<br />

kommunikationsför<strong>der</strong>nde Atmosphäre herzustellen:<br />

• Die Begrüßung durch die Schulleitung bei speziellen<br />

Veranstaltungen wertet das Treffen auf.<br />

• Für manche <strong>Eltern</strong> ist es sehr ungewohnt, dass es<br />

„gleich zur Sache geht“. Vielleicht ist es möglich, nach<br />

e<strong>in</strong>er Begrüßung zunächst e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>formelle Plattform des<br />

Austausches zu schaffen.<br />

• Dies wird erleichtert durch e<strong>in</strong>ladende Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />

In manchen Schulen ist <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>beirat e<strong>in</strong>gebunden<br />

und sorgt für Getränke und eventuell Verpflegung.<br />

• Manche Schulen bitten auch die <strong>Eltern</strong>, etwas <strong>mit</strong>zubr<strong>in</strong>gen,<br />

da<strong>mit</strong> sie das Gefühl haben, zum Gel<strong>in</strong>gen des<br />

Abends beizutragen.<br />

• Die E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> durch Präsentation kle<strong>in</strong>erer<br />

Projekte, e<strong>in</strong>es Liedes, e<strong>in</strong>er Bil<strong>der</strong>ausstellung und<br />

Ähnlichem lockert die Atmosphäre ebenfalls auf.<br />

• Insbeson<strong>der</strong>e für Alle<strong>in</strong>erziehende muss die Frage <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung geklärt se<strong>in</strong>.<br />

• ihre Präsenz wichtig ist und sie an <strong>der</strong> Schule<br />

gebraucht werden,<br />

• positive Verän<strong>der</strong>ungen und Erfolge nur <strong>mit</strong> ihrer<br />

Teilnahme möglich s<strong>in</strong>d.<br />

Mehrsprachigkeit<br />

E<strong>in</strong>e wesentliche Überlegung im Vorfeld ist die Gestaltung<br />

<strong>der</strong> Kommunikation unter Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Mehrsprachigkeit.<br />

• Aufgabe <strong>der</strong> veranstaltenden Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen ist es,<br />

allen <strong>Eltern</strong> deutlich zu machen, dass man den zusätzlichen<br />

„Verständigungsaufwand“ gerne <strong>in</strong> Kauf nimmt.<br />

13


KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />

Das be<strong>in</strong>haltet auch, den anwesenden deutschsprachigen<br />

<strong>Eltern</strong> die Notwendigkeit gut zu ver<strong>mit</strong>teln.<br />

• Aufwendig, aber lohnend ist die Organisation von<br />

Übersetzungen. Da es <strong>in</strong> aller Regel mehrere relevante<br />

Sprachen s<strong>in</strong>d, die <strong>der</strong> Übersetzung bedürfen, bietet<br />

sich an, die Sprachgruppen an Tischen zu verteilen<br />

(„Sprach<strong>in</strong>seln“). <strong>Eltern</strong> o<strong>der</strong> zum Beispiel Mentor/<strong>in</strong>nen<br />

aus den Vere<strong>in</strong>en, Dolmetscher/<strong>in</strong>nenpools o<strong>der</strong><br />

Kolleg/<strong>in</strong>nen aus Jugendmigrationsdiensten können<br />

gebeten werden, bei Unklarheit zu dolmetschen.<br />

1.4.5. Hausbesuche<br />

Hausbesuche bieten e<strong>in</strong>e gute Möglichkeit, <strong>mit</strong> bislang<br />

nur schwer erreichbaren <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> Kontakt zu kommen,<br />

zum Beispiel dadurch, dass grundsätzlich alle Familien zu<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Schule zuhause besucht werden, dass <strong>Eltern</strong>gespräche<br />

daheim durchgeführt werden o<strong>der</strong> auch kle<strong>in</strong>ere<br />

Bildungsangebote reihum <strong>in</strong> Familien stattf<strong>in</strong>den.<br />

Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen und Multiplikator/<br />

<strong>in</strong>nen berichten häufig von den positiven, Tür öffnenden<br />

Erfahrungen, die sie <strong>mit</strong> Hausbesuchen machen, und die<br />

<strong>der</strong> skeptischen Annahme wi<strong>der</strong>sprechen, dies sei e<strong>in</strong> zu<br />

starker E<strong>in</strong>griff <strong>in</strong> die Intimsphäre e<strong>in</strong>er Familie und habe<br />

vielleicht gar kontrollierenden Charakter. Viele Familien,<br />

vor allem auch Migrantenfamilien, erleben Hausbesuche<br />

als e<strong>in</strong>e Form <strong>der</strong> Wertschätzung und Anerkennung: Hier<br />

<strong>in</strong>teressiert sich jemand für uns, hier können wir uns<br />

zeigen! Insofern liegt <strong>in</strong> Hausbesuchen großes Potenzial<br />

für den Kontaktaufbau, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann, wenn sie<br />

möglichst frühzeitig und unabhängig von Konflikten und<br />

Problemen durchgeführt werden.<br />

Jedoch ist nirgends <strong>der</strong> Kontakt so <strong>in</strong>tim wie bei e<strong>in</strong>em<br />

Hausbesuch. Die Begegnung ist nicht mehr geschützt<br />

durch den klaren Rahmen <strong>der</strong> Institution, und Lehrer/<strong>in</strong>nen<br />

und an<strong>der</strong>e Akteure und Akteur<strong>in</strong>nen kommen<br />

dadurch <strong>in</strong> ungewohnte und nicht planbare Situationen.<br />

Insofern muss hier jede/r für sich klären, ob dieser<br />

Zugang für sie o<strong>der</strong> ihn passend ist, und sich fragen, ob<br />

möglicherweise an<strong>der</strong>e Personen unterstützend <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>gebunden<br />

werden können, wie zum Beispiel Schlüsselpersonen<br />

o<strong>der</strong> (muttersprachliche) <strong>Eltern</strong>lots/<strong>in</strong>nen.<br />

14


KAPITEL 2<br />

Ansätze zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong><br />

<strong>in</strong> die schulische <strong>Berufsorientierung</strong><br />

2.1.<br />

Zur Notwendigkeit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von <strong>Eltern</strong><br />

<strong>in</strong> die <strong>Berufsorientierung</strong><br />

Die <strong>Berufsorientierung</strong> ist für Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

e<strong>in</strong> Prozess von mehreren Jahren, <strong>in</strong> dem sie sich ihrer<br />

<strong>in</strong>dividuellen Neigungen, Interessen und Fähigkeiten<br />

bewusst werden. <strong>Eltern</strong> können ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n dabei zur<br />

Seite stehen, <strong>in</strong>dem sie sie motivieren, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsf<strong>in</strong>dung<br />

kont<strong>in</strong>uierlich am Balle zu bleiben, und ihnen dabei<br />

so weit wie möglich beratend Richtung und Orientierung<br />

ver<strong>mit</strong>teln. Jugendliche und ihre <strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d dabei nicht<br />

alle<strong>in</strong>e auf sich gestellt, son<strong>der</strong>n werden durch die Schule<br />

und ihre Kooperationspartner/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> diesem Prozess<br />

begleitet. Dabei sollte die <strong>Zusammenarbeit</strong> ab Klasse 5<br />

e<strong>in</strong>setzen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> im Curriculum die ersten Schritte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Berufswegeplanung gemacht werden und sich durchgängig<br />

fortsetzen bis zum Übergang <strong>in</strong> die Ausbildung o<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> die weiterführende Bildung. Je früher man beg<strong>in</strong>nt,<br />

geme<strong>in</strong>sam am Strang <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> zu ziehen,<br />

desto mehr kann e<strong>in</strong>e vertrauensvolle <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

über die Jahre h<strong>in</strong>weg e<strong>in</strong>geübt werden.<br />

<strong>Eltern</strong> können ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> konkret unterstützen durch:<br />

• Ermutigung, das oft zu enge Berufswahlspektrum aufzubrechen<br />

und eigene Wege zu gehen. <strong>Eltern</strong> können ihren<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bei <strong>der</strong> Suche nach möglichen (neuen) zukunftsträchtigen<br />

Berufen helfen, die sowohl E<strong>in</strong>kommen als<br />

auch berufliche Weiterentwicklung ermöglichen. Auch<br />

können sie anregen, die traditionellen Geschlechterrollen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswahl zu durchbrechen und sich <strong>in</strong> Berufsfel<strong>der</strong>n<br />

zu orientieren, die für Mädchen und Jungen als<br />

noch ungewöhnlich gelten.<br />

• Erziehung und Begleitung bei <strong>der</strong> Entwicklung sozialer<br />

Kompetenzen (Ausbildungsreife), die zum Grundkapital<br />

auf dem Arbeitsmarkt gehören. Durch technologischen<br />

Wandel und Dynamisierung des Arbeitsmarktes werden<br />

Berufskarrieren immer schnelllebiger. Deshalb werden<br />

sich Jugendliche auch <strong>in</strong> Zukunft voraussichtlich mehr<br />

als nur e<strong>in</strong>mal für e<strong>in</strong>e berufliche Laufbahn entscheiden<br />

müssen und s<strong>in</strong>d nur dann gut für diese Zukunft aufgestellt,<br />

wenn sie als bildungs- und ausbildungsfähig gelten.<br />

<strong>Eltern</strong> können ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n helfen, <strong>in</strong>dem sie <strong>mit</strong><br />

Nachdruck die Ausbildung von sozialen Kompetenzen<br />

vorantreiben. Dafür müssen sie jedoch selbst über die<br />

Bedeutung dieser Kompetenzen gut Bescheid wissen.<br />

• Ermutigung, sich bei Misserfolgen nicht unterkriegen<br />

zu lassen, son<strong>der</strong>n sich weiter zu bemühen, selbst<br />

wenn die ursprünglichen Wünsche und Ambitionen<br />

nicht direkt umsetzbar ersche<strong>in</strong>en. Stetig steigende<br />

Ausbildungsanfor<strong>der</strong>ungen und <strong>der</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für<br />

Hauptschüler/<strong>in</strong>nen harte Wettbewerb auf dem Ausbildungsmarkt<br />

können Schüler/<strong>in</strong>nen schnell resignieren<br />

lassen. <strong>Eltern</strong> helfen ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, wenn sie sie dazu<br />

motivieren, sich den Ansprüchen des Arbeitsmarktes zu<br />

stellen und gleichzeitig den eigenen Weg zu f<strong>in</strong>den. Sie<br />

können ver<strong>mit</strong>teln, dass selbst bei ger<strong>in</strong>gen Chancen<br />

auf e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz die Persönlichkeit ihrer<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> Anerkennung und Wertschätzung f<strong>in</strong>det und sie<br />

sich trotz aller Schwierigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt e<strong>in</strong>en Ort<br />

erarbeiten können, an dem sie etwas bewirken werden.<br />

2.2.<br />

Themenbauste<strong>in</strong>e für die <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />

Im Folgenden werden für die praktische E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong><br />

<strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die <strong>Berufsorientierung</strong> sechs Themen def<strong>in</strong>iert,<br />

die als Bauste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> dienen können<br />

und die wichtigsten Schritte <strong>der</strong> schulischen <strong>Berufsorientierung</strong><br />

abbilden. Für jeden Bauste<strong>in</strong> werden praktische<br />

Umsetzungsmöglichkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule, <strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>cafés<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Informations- und Bildungsangeboten<br />

vorgestellt. Zu jedem Bauste<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d im Anhang entsprechende<br />

Arbeitsblätter e<strong>in</strong>gestellt.<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 1: Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die<br />

Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Berufswegeplanung ist es wichtig, <strong>Eltern</strong><br />

für die Bedeutung ihrer Unterstützer/<strong>in</strong>nenrolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />

ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu sensibilisieren und ihnen<br />

zu verdeutlichen, an welchen Stellen sie sich hilfreich e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen<br />

können. <strong>Eltern</strong> brauchen dafür zum e<strong>in</strong>en zen-<br />

15


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

trale Grund<strong>in</strong>formationen, da<strong>mit</strong> sie sich überhaupt vorstellen<br />

können, was <strong>mit</strong> dem Schlagwort „Berufswegeplanung<br />

an <strong>der</strong> Schule“ geme<strong>in</strong>t ist. Zum an<strong>der</strong>en<br />

brauchen sie konkrete Anknüpfungspunkte, die ihnen<br />

verdeutlichen, dass sie an <strong>der</strong> Schule gebraucht und<br />

erwünscht s<strong>in</strong>d und dass e<strong>in</strong>e Kooperation von <strong>Eltern</strong><br />

und Schule wichtig ist.<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 2: Persönlichkeit, Interessen und<br />

Fähigkeiten: Was macht me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s?<br />

In <strong>der</strong> Berufswegeplanung entdecken Schüler/<strong>in</strong>nen ihre<br />

Stärken, Interessen und Fähigkeiten als Grundlage für<br />

ihre spätere Berufswahl. <strong>Eltern</strong> als Expert/<strong>in</strong>nen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

können ihre Söhne und Töchter <strong>in</strong> diesem Entdeckungsprozess<br />

kritisch begleiten, <strong>in</strong>dem sie ihnen Rückmeldung<br />

zu ihren Kompetenzen und Stärken geben und<br />

im Gespräch <strong>mit</strong> den Lehrkräften und den Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

über die Entwicklung ihres K<strong>in</strong>des bleiben.<br />

E<strong>in</strong> hilfreiches Instrument für diesen Dialog können die im<br />

Stuttgarter Berufswahl-Portfolio festgehaltenen Ergebnisse<br />

jenes Entdeckungsprozesses se<strong>in</strong>.<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 3: Berufe erkunden: Was gibt es<br />

und was passt zu me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d?<br />

Viele <strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d <strong>mit</strong> unserem Bildungs- und Ausbildungssystem<br />

nicht vertraut. Hier gilt es, ihnen wichtige Informationen<br />

im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Orientierungswissens zu ver<strong>mit</strong>teln:<br />

• Welche Abschlüsse qualifizieren für welche Berufe?<br />

• Was s<strong>in</strong>d die häufigsten Ausbildungsberufe und wie<br />

können Alternativen gesucht werden?<br />

• Wo gibt es Informationen?<br />

Dazu gehören Überlegungen, was <strong>Eltern</strong> dazu beitragen<br />

können, um ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n Berufe vorzustellen bzw. E<strong>in</strong>blicke<br />

<strong>in</strong> die Arbeitswelt zu geben. Auch kann es s<strong>in</strong>nvoll<br />

se<strong>in</strong>, wenn <strong>Eltern</strong> darüber nachdenken, wie eigene Erwartungen<br />

und Wünsche das Berufswahlverhalten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

bee<strong>in</strong>flussen können.<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 4: Die Arbeitswelt erleben und<br />

verstehen: Welche praktischen Erfahrungen<br />

sammelt me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d?<br />

Praktika spielen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle. Da<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> hier unterstützend begleiten können,<br />

brauchen sie e<strong>in</strong>e Vorstellung vom S<strong>in</strong>n und Zweck <strong>der</strong><br />

Praktika und von den möglichen verschiedenen Formen<br />

(zum Beispiel Tages-, Block- und Sozialpraktikum). Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus brauchen sie e<strong>in</strong>en Überblick, wann welche<br />

Praktika an <strong>der</strong> Schule geplant s<strong>in</strong>d, und Informationen<br />

über die Erwartungen <strong>der</strong> Betriebe an die Jugendlichen.<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 5: Berufsvorbereitung und<br />

Bewerbungen: Wie kann ich me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d bei <strong>der</strong><br />

Ausbildungsplatzsuche unterstützen?<br />

Die meisten <strong>Eltern</strong> wollen ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> gerne bei <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsuche<br />

und den Bewerbungen unterstützen.<br />

Doch nicht alle haben bereits Ideen und konkrete Vorstellungen,<br />

wie sie diese Unterstützung gestalten können,<br />

und nicht alle wissen, was heutzutage Ausbildungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

an Jugendliche s<strong>in</strong>d. Insofern gilt es, <strong>Eltern</strong> zu<br />

ermutigen, aktiv zu werden, und ihnen dafür konkrete<br />

Informationen und Anregungen zu ver<strong>mit</strong>teln. Schulen<br />

können dafür Angebote für <strong>Eltern</strong> entwickeln <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Perspektive</strong>, dass <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Bewerbung für e<strong>in</strong>en Praktikumsplatz<br />

auch die Suche und Bewerbung auf e<strong>in</strong>en<br />

Ausbildungsplatz <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong>geübt werden kann.<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 6: Infos und Unterstützung:<br />

Wer hilft mir? Wen kann ich fragen?<br />

<strong>Eltern</strong> müssen nicht alles én detail wissen. Sie sollten<br />

jedoch e<strong>in</strong>en Überblick darüber haben, wo ihnen welche<br />

hilfreichen Informationen und Angebote zur Verfügung<br />

stehen. Es sollte darum gehen, <strong>Eltern</strong> zu unterstützen,<br />

<strong>mit</strong> den relevanten Institutionen bzw. Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> Kontakt zu kommen und mögliche Zugangsbarrieren<br />

abzubauen. Der Themenbauste<strong>in</strong> öffnet den Blick auf<br />

außerschulische Akteur/<strong>in</strong>nen und berücksichtigt darüber<br />

h<strong>in</strong>aus Fragen, wie es nach <strong>der</strong> Schule für <strong>Eltern</strong> und ihre<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> weitergehen kann.<br />

Im Folgenden werden die e<strong>in</strong>zelnen Bauste<strong>in</strong>e <strong>in</strong> ihren<br />

<strong>in</strong>haltlichen Dimensionen vorgestellt und Vorschläge zur<br />

methodischen Umsetzung gegeben. Die methodischen Elemente<br />

werden kurz skizziert und <strong>mit</strong> H<strong>in</strong>weisen ergänzt.<br />

Die Arbeitsblätter für die Umsetzung f<strong>in</strong>den Sie im Anhang.<br />

Allen Themenbauste<strong>in</strong>en können folgende vier e<strong>in</strong>fache<br />

methodische H<strong>in</strong>weise vorangestellt werden:<br />

• Verabschieden Sie sich von Frontalveranstaltungen.<br />

• Eignen Sie sich Mo<strong>der</strong>ations- und Erwachsenenbildungskenntnisse<br />

an.<br />

• B<strong>in</strong>den Sie Schlüsselpersonen e<strong>in</strong>.<br />

• Sichern Sie die Verständigung/Sprach<strong>mit</strong>tlung.<br />

16


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

Wenn Sie diese vier Punkte beachten, werden Sie Ihre<br />

Angebote im Dialog <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> entwickeln können, und<br />

davon werden alle profitieren.<br />

2.2.1. Themenbauste<strong>in</strong> 1: Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong><br />

auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />

<strong>Eltern</strong> ihre Unterstützerrolle verdeutlichen<br />

<strong>Eltern</strong> können ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> im Alltag <strong>in</strong> vielfältiger Form <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> unterstützen, s<strong>in</strong>d sich jedoch oft<br />

<strong>der</strong> konkreten Möglichkeiten nicht bewusst.<br />

„<strong>Eltern</strong> br<strong>in</strong>gen viele Ressourcen <strong>mit</strong>, sie me<strong>in</strong>en bloß,<br />

dass die Ressourcen, die sie <strong>mit</strong>br<strong>in</strong>gen, nichts wert s<strong>in</strong>d.<br />

Sie unterschätzen auch ihre Ressourcen.“ (Mutter aus<br />

Kamerun)<br />

Die Gründe hierfür s<strong>in</strong>d vielfältig und bereits angesprochen<br />

(siehe 2.2.1.). Der erste Schritt muss deshalb dar<strong>in</strong><br />

bestehen, <strong>Eltern</strong> Vorschläge zur Unterstützung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

anzubieten und ihnen dabei zu ver<strong>mit</strong>teln, dass ihre<br />

Mitarbeit und Ideen gewünscht s<strong>in</strong>d.<br />

Auf den ersten <strong>Eltern</strong>abenden <strong>in</strong> Klasse 5 und 6 bzw. <strong>in</strong><br />

begleitenden <strong>Eltern</strong>cafés o<strong>der</strong> Kursreihen kann deshalb<br />

<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> darüber nachgedacht werden, warum sie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> von ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gebraucht werden<br />

und wie die verschiedenen Facetten ihrer Unterstützerrolle<br />

aussehen können. Dazu gehört:<br />

• <strong>mit</strong> dem Sohn/<strong>der</strong> Tochter über dessen/<strong>der</strong>en<br />

Vorstellungen zu sprechen,<br />

• von den eigenen Arbeitserfahrungen zu berichten,<br />

• den Sohn/die Tochter an Term<strong>in</strong>e und Vere<strong>in</strong>barungen<br />

zu er<strong>in</strong>nern,<br />

• helfen, e<strong>in</strong>en Praktikumsplatz zu f<strong>in</strong>den,<br />

• Tipps für Vorstellungsgespräche zu geben.<br />

E<strong>in</strong>en möglichen Diskussionse<strong>in</strong>stieg bilden hier das<br />

Arbeitsblatt „<strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d wichtig, weil…“ (Arbeitsblatt 1)<br />

und das Arbeitsblatt „So können Sie <strong>mit</strong> unserer Schule<br />

zusammenarbeiten“ (Arbeitsblatt 2), weil sie <strong>Eltern</strong><br />

e<strong>in</strong>en Überblick über die möglichen Formen <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>der</strong> Schule ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> ver<strong>mit</strong>teln.<br />

Wichtig ist, <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> daran zu arbeiten, was sie<br />

selbst – unabhängig von ihrer jeweiligen Bildungs- und<br />

Berufsbiographie – für den Prozess <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />

zu bieten haben. Dazu gehört:<br />

• helfen, e<strong>in</strong> Hobby zu f<strong>in</strong>den,<br />

• Mut zu machen bei Rückschlägen,<br />

• feste Aufgaben im Haushalt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie zu geben.<br />

Hier bietet sich an, das Arbeitsblatt „10 Tipps zur <strong>Berufsorientierung</strong>“<br />

(Arbeitsblatt 3) <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu bearbeiten.<br />

Praxistipp: Herausgabe e<strong>in</strong>er <strong>Eltern</strong>broschüre<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule<br />

Die Adalbert-Stifter-Schule <strong>in</strong> Essl<strong>in</strong>gen-Pliensauvorstadt<br />

hat e<strong>in</strong>e „<strong>Eltern</strong>broschüre – Begleiter Ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> bei<br />

Berufswahl und Bewerbung“ entwickelt, die allen <strong>Eltern</strong><br />

ab Klasse 7 überreicht wird. Zur Veranschaulichung<br />

folgendes Zitat:<br />

„Liebe Mütter und Väter! Sie s<strong>in</strong>d die wichtigsten<br />

Partner Ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

Mutter und Vater spielen nach wie vor bei <strong>der</strong> Berufswahl<br />

ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> als Berater und Helfer e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Rolle. Das ist verständlich und richtig, denn es geht um<br />

e<strong>in</strong>e gute Zukunft <strong>der</strong> eigenen K<strong>in</strong><strong>der</strong>! Sie wissen aus<br />

eigener Erfahrung, dass e<strong>in</strong>e gute Berufsausbildung e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Voraussetzung für e<strong>in</strong>en sicheren Arbeitsplatz ist.<br />

Lehrer an <strong>der</strong> Hauptschule, Ausbil<strong>der</strong> <strong>in</strong> Betrieben und<br />

Berufsschulen wünschen sich <strong>Eltern</strong>, die sich für die<br />

Berufswahl und für die Ausbildung ihres K<strong>in</strong>des <strong>in</strong>teressieren,<br />

die ihr K<strong>in</strong>d unterstützen und se<strong>in</strong> Vorankommen<br />

kontrollieren. Sie arbeiten gern <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zusammen.<br />

Und die Jugendlichen selber sagen, dass ihnen die<br />

Unterstützung durch die <strong>Eltern</strong> sehr wichtig ist. Diese<br />

wichtigen Gründe haben unsere Schule veranlasst, für<br />

Mütter und Väter <strong>der</strong> Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> den<br />

Klassen 7, 8 und 9 diese Informationsschrift vorzulegen.<br />

Sie soll ihnen aufzeigen, wie wir hier <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule Ihre<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf die Berufswahl und Ausbildung vorbereiten<br />

und welche Möglichkeiten Sie als <strong>Eltern</strong> haben, Ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

bei diesen wichtigen Entscheidungen zu unterstützen.<br />

Wir freuen uns auf e<strong>in</strong>e gute, erfolgreiche <strong>Zusammenarbeit</strong>.“<br />

17


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

Die <strong>Eltern</strong>broschüre verdeutlicht <strong>Eltern</strong> ihre wichtige <strong>Eltern</strong> Orientierungswissen geben<br />

Rolle, gibt konkrete Anregungen zur Berufswahl und Jede Schule geht ihren eigenen Weg <strong>in</strong> <strong>der</strong> Entscheidung<br />

wie man <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n darüber <strong>in</strong>s Gespräch kommen<br />

kann. Wichtige Informationen und Kontaktdaten beruflichen Orientierung. Die Selbst-Verständlichkeit die-<br />

über Konzept und Ausgestaltung <strong>der</strong> Angebote zur<br />

zu Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen an <strong>der</strong> Schule bzw. im Landkreis<br />

werden aufgeführt.<br />

an<strong>der</strong>e Fachkräfte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>in</strong> vielen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setser<br />

Konzepte und Angebote, die sich Lehrer/<strong>in</strong>nen und<br />

zungen erarbeitet haben, ist für die meisten <strong>Eltern</strong> so<br />

Weitere Informationen können angefor<strong>der</strong>t werden unter: nicht vorhanden und muss ihnen deshalb erklärt, ver<strong>mit</strong>telt<br />

und transparent gemacht werden.<br />

poststelle@04122488.schule.bwl.de<br />

Unter www.pliensauvorstadt.de/<strong>in</strong>dex.php?article_id. Begriffe vorstellen – Fragen beantworten<br />

kann auch e<strong>in</strong>e ergänzende Broschüre <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>aufträgen<br />

für die e<strong>in</strong>zelnen Klassenstufen heruntergeladen wissen nicht, was Schulsozialarbeit ist.“ (Mutter russischer<br />

„Ich würde mal sagen, 70% <strong>der</strong> russischen Familien<br />

werden.<br />

Herkunft)<br />

Orientierungswissen zur <strong>Berufsorientierung</strong> bedeutet<br />

deshalb, <strong>Eltern</strong> zum Beispiel Antwort auf die folgenden<br />

➔ Methodischer H<strong>in</strong>weis - E<strong>in</strong>ladung<br />

Fragen zu geben:<br />

durch die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

• Was ist <strong>mit</strong> dem Begriff „Ausbildungsreife“ geme<strong>in</strong>t?<br />

Wenn Jugendliche ihre <strong>Eltern</strong> zu e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>führenden<br />

<strong>Eltern</strong>abend e<strong>in</strong>laden, wird dies die Verb<strong>in</strong>dlichkeit für • Was s<strong>in</strong>d S<strong>in</strong>n und Zweck von Praktika?<br />

die <strong>Eltern</strong> erfahrungsgemäß deutlich erhöhen, weil sie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Regel gerne ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> unterstützen und för<strong>der</strong>n • Wieso ist e<strong>in</strong> guter Schulabschluss so wichtig für die<br />

wollen. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> können ihren <strong>Eltern</strong> zum Beispiel Ausbildungssuche?<br />

selbst e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>ladungsbrief schreiben o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest<br />

e<strong>in</strong>en vorgegebenen Textbauste<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuell ausgestalten • Warum muss man sich so früh um e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz<br />

bemühen?<br />

(zum Beispiel durch Malen, Collagen, die Verwendung<br />

<strong>der</strong> Muttersprache usw.). Hilfreich ist, wenn die Lehrkräfte<br />

im Auge behalten, dass nicht alle Jugendlichen <strong>mit</strong> • Was ist das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio?<br />

beiden <strong>Eltern</strong>teilen zusammenleben und dass häufig neue<br />

Ansprechpersonen wie Stiefeltern, neue Partner/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> • Was ist das „Kompetenzprofil AC“?<br />

<strong>Eltern</strong> o<strong>der</strong> Heimerzieher/<strong>in</strong>nen als Adressat/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Frage<br />

kommen.<br />

• Was ist e<strong>in</strong> För<strong>der</strong>plan?<br />

„Vielleicht wäre Martha M. gar nicht zum <strong>Eltern</strong>abend • Was s<strong>in</strong>d Zielvere<strong>in</strong>barungen?<br />

gegangen. Aber dann kommt die E<strong>in</strong>ladung. Per Post.<br />

Von ihrer Tochter. „Liebe Mama“ steht oben drüber. Und • Was s<strong>in</strong>d Ausbildungspaten und -pat<strong>in</strong>nen?<br />

neben <strong>der</strong> Unterschrift „De<strong>in</strong>e N<strong>in</strong>a“ hatte sie sich selbst<br />

gezeichnet – im Blaumann und <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Schraubenschlüssel<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand. Martha ist gerührt und fühlt sich<br />

• Was s<strong>in</strong>d Mentor<strong>in</strong>nen und Mentoren?<br />

irgendwie verpflichtet, <strong>mit</strong>zukommen. Die E<strong>in</strong>ladung, • Was ist/ bezweckt <strong>der</strong> Girl`s Day bzw. Neue Wege für<br />

sagt N<strong>in</strong>a, habe sie im Deutschunterricht selbst geschrieben.<br />

Martha liest dabei vor allem e<strong>in</strong>es heraus: Ihrer Toch-<br />

Jungs?<br />

ter ist es wichtig, dass sie dabei ist.“ (Koch/Kortenbusch<br />

2009, S.33) 6<br />

6<br />

Koch, B.; Kortenbusch, J. (2009), Der Berufswahlpass als Instrument <strong>in</strong>dividueller För<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe I, (Heft 2), Bielefeld.<br />

18


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

Berufswegeplanung <strong>der</strong> Schule vorstellen<br />

<strong>Eltern</strong> benötigen e<strong>in</strong>en Überblick über das schulische<br />

Konzept zur Berufswegeplanung, <strong>der</strong> s<strong>in</strong>nvollerweise <strong>in</strong><br />

Klasse 5 ver<strong>mit</strong>telt werden sollte, verbunden <strong>mit</strong> konkreten<br />

Vorschlägen, an welchen Momenten im Verlauf <strong>der</strong><br />

nächsten Schuljahre ihre Mitarbeit erwünscht ist und<br />

gebraucht wird. Im Folgenden wird e<strong>in</strong> fiktives Beispiel<br />

für e<strong>in</strong>en schulischen Berufswegeplan vorgestellt, verbunden<br />

<strong>mit</strong> praktischen Vorschlägen für <strong>Eltern</strong>, wie sie sich<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen können. E<strong>in</strong> solches Raster kann, bezogen auf<br />

die jeweilige Schule, den <strong>Eltern</strong> als Übersichtsfahrplan<br />

<strong>mit</strong>gegeben und erläutert werden.<br />

Beispiel Berufswegeplanung an <strong>der</strong> Schule XY<br />

Klasse 5<br />

und 6<br />

Klasse 7<br />

Klasse 8<br />

Klasse 9<br />

und 10<br />

Was machen wir an unserer Schule?<br />

Vorstellen von Berufen im Unterricht<br />

Berufe früher und heute<br />

E<strong>in</strong>führung des Stuttgarter<br />

Berufswahl-Portfolio<br />

Betriebserkundungen<br />

Tagespraktikum<br />

Sozialpraktikum<br />

Kompetenzprofil AC<br />

Betriebspraktikum 1<br />

Betriebspraktikum 2<br />

Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

Berufsberater kommen <strong>in</strong> die Schule<br />

Unterstützung durch Mentor/<strong>in</strong>nen<br />

Berufliches Planspiel<br />

Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs und<br />

Bewerbungen<br />

Wie können Sie uns unterstützen?<br />

• Erzählen Sie Ihrem Sohn/ Ihrer Tochter von Ihren<br />

Berufserfahrungen.<br />

• Erzählen Sie bei uns im Unterricht von Ihrem Beruf. Laden<br />

Sie Schüler und Schüler<strong>in</strong>nen zu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Betriebsbesuch<br />

e<strong>in</strong>.<br />

• Fragen Sie zusammen <strong>mit</strong> Ihrem Sohn/ Ihrer Tochter<br />

Verwandte und Bekannte nach <strong>der</strong>en Berufen.<br />

• Fragen Sie Ihren Sohn/ Ihre Tochter, welchen Beruf er/sie im<br />

Unterricht vorstellt. Gehen Sie zum <strong>Eltern</strong>abend, auf dem<br />

das Berufswahl-Portfolio vorgestellt und erklärt wird, und<br />

lassen Sie sich den Ordner dazu zeigen.<br />

• Teilen Sie uns <strong>mit</strong>, ob e<strong>in</strong>e Betriebserkundung o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

Praktikum auch an Ihrem Arbeitsplatz möglich wäre.<br />

• Fragen Sie Ihren Sohn/ Ihre Tochter nach se<strong>in</strong>en/ihren<br />

Erfahrungen.<br />

• Gehen Sie zum Präsentationsabend <strong>der</strong> Praktikumsergebnisse<br />

<strong>in</strong> die Schule.<br />

• Gehen Sie als Begleitperson <strong>mit</strong> zu Betriebserkundungen.<br />

• Lassen Sie sich das Berufswahl-Portfolio zeigen.<br />

• Gehen Sie zum <strong>Eltern</strong>abend, auf dem das Kompetenzprofil<br />

AC erklärt wird.<br />

• Fragen Sie <strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>gesprächen nach den Ergebnissen und<br />

Zielvere<strong>in</strong>barungen des Kompetenzprofil AC.<br />

• Teilen Sie uns <strong>mit</strong>, ob dies auch an Ihrem Arbeitsplatz<br />

möglich wäre.<br />

• Helfen Sie Ihrem Sohn/ Ihrer Tochter bei <strong>der</strong> Praktikumssuche.<br />

• Entlasten Sie Ihren Sohn/ Ihre Tochter während des<br />

Praktikums von <strong>der</strong> Hausarbeit.<br />

• Fragen Sie Ihren Sohn/ Ihre Tochter nach se<strong>in</strong>en/ ihren<br />

Erfahrungen.<br />

• Fragen Sie uns, wie Ihr K<strong>in</strong>d das Praktikum gemeistert hat.<br />

• Lassen Sie sich das Berufswahl-Portfolio zeigen.<br />

• Gehen Sie <strong>mit</strong> <strong>in</strong>s BIZ o<strong>der</strong> zur Berufsberatung. Unterstützen<br />

Sie Ihren Sohn/ Ihre Tochter beim Bewerbungsschreiben.<br />

• Suchen Sie das Gespräch <strong>mit</strong> den Mentor/<strong>in</strong>nen und bitten<br />

Sie um Rückmeldung zu Ihrem K<strong>in</strong>d.<br />

• Informieren Sie sich über die Ergebnisse und die<br />

Empfehlungen für Ihr K<strong>in</strong>d.<br />

• Machen Sie Ihrem K<strong>in</strong>d Mut beim Bewerben.<br />

• Klären Sie Alternativen zu e<strong>in</strong>em Ausbildungsplatz.<br />

19


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus empfiehlt es sich, <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Klassenstufe<br />

nochmals dezidiert auf die jeweils aktuellen Schritte e<strong>in</strong>zugehen.<br />

Als Eckpunkte s<strong>in</strong>d hier beispielsweise folgende<br />

Themene<strong>in</strong>heiten zu benennen:<br />

Das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio<br />

<strong>Eltern</strong> sollten das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio kennen<br />

und wissen, wie sie ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit <strong>mit</strong> dem Ordner<br />

konkret begleiten können (siehe Arbeitsblatt 4). An<br />

e<strong>in</strong>em <strong>Eltern</strong>abend/-nach<strong>mit</strong>tag/-kurs, möglichst bereits<br />

zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Berufswegeplanung, können den <strong>Eltern</strong><br />

<strong>der</strong> S<strong>in</strong>n und <strong>der</strong> Aufbau des Portfolios erklärt werden.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus kann <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> besprochen werden,<br />

wie <strong>Eltern</strong> sich <strong>mit</strong> ihrem K<strong>in</strong>d über die Inhalte und<br />

Ergebnisse des Ordners verständigen bzw. ihren Sohn/ihre<br />

Tochter <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit <strong>mit</strong> dem Ordner unterstützen können.<br />

Dazu gehören z.B. auch die Aufmerksamkeit für die<br />

Pflege des Ordners und die dabei mögliche Kontrollfunktion<br />

<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus können die Inhalte des<br />

Ordners als Grundlage für <strong>in</strong>dividuelle <strong>Eltern</strong>gespräche<br />

dienen, z.B. über e<strong>in</strong>en För<strong>der</strong>plan im Anschluss an das<br />

Kompetenzprofil AC o<strong>der</strong> die weiterführenden Bildungsund<br />

Ausbildungsoptionen.<br />

Praktika<br />

<strong>Eltern</strong> sollten zum e<strong>in</strong>en das jeweilige schulische Konzept<br />

zur Durchführung von Praktika im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />

kennen (wie viele <strong>in</strong>sgesamt, welche und <strong>in</strong><br />

welcher Klassenstufe), zum an<strong>der</strong>en konkret auf die<br />

jeweils anstehenden E<strong>in</strong>sätze vorbereitet werden. Dazu<br />

gehören Informationen zu genauen Daten und Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen<br />

und auch H<strong>in</strong>weise dazu, was bei Krankheit<br />

o<strong>der</strong> bei Konflikten zu tun ist. Nicht allen <strong>Eltern</strong> ist<br />

das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Praktika als Instrument <strong>der</strong> beruflichen<br />

Orientierung vertraut. Insofern können hier ergänzend<br />

zum Informationsteil <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gesprächsrunde (z.B. <strong>in</strong><br />

Kle<strong>in</strong>gruppen <strong>mit</strong> anschließendem Austausch) Argumente<br />

gesammelt werden:<br />

• Was s<strong>in</strong>d gute Gründe für e<strong>in</strong> Praktikum?<br />

• Was s<strong>in</strong>d gute Gründe für e<strong>in</strong> Praktikum <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

geschlechteruntypischen Beruf?<br />

Berufliche Planspiele/ Schüler/<strong>in</strong>nenfirmen/ Projekte<br />

In ähnlicher Form sollten <strong>Eltern</strong> das an den Stuttgarter<br />

Haupt- und Werkrealschulen durchgeführte berufliche<br />

Planspiel und an<strong>der</strong>e praxisbezogene Projekte <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong>,<br />

wie z.B. Schüler/<strong>in</strong>nenfirmen, erläutert werden.<br />

<strong>Eltern</strong> benötigen dazu Informationen, wie das berufliche<br />

Planspiel o<strong>der</strong> vergleichbare Aktionen aussehen<br />

(Ablauf, Rahmenbed<strong>in</strong>gungen, Zielsetzungen), wie sie<br />

ausgewertet werden und welche konkreten Ansatzpunkte<br />

zur Unterstützung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> es dabei für sie als<br />

<strong>Eltern</strong> gibt. Erfahrungsgemäß lassen sich <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

für ganz konkrete Aktionen leichter motivieren und<br />

mobilisieren als für generelle Kooperationsappelle. Das<br />

Potenzial, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Präsentation solcher Projekte liegt,<br />

sollte deshalb voll ausgenutzt werden.<br />

Informationen und Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen<br />

<strong>Eltern</strong> sollten nicht nur wissen, wie die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Schule konkret aussehen kann, son<strong>der</strong>n auch, wie sie<br />

<strong>mit</strong> den Berufsberater/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Agentur für Arbeit, den<br />

Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen, Mentor/<strong>in</strong>nen und eventuell<br />

an<strong>der</strong>en Partner/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswegeplanung zusammenarbeiten<br />

können. Dazu brauchen sie Informationen zu<br />

Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen an <strong>der</strong> Schule. S<strong>in</strong>nvoll ist es, hier<br />

die entsprechenden Personen zu e<strong>in</strong>er <strong>Eltern</strong>veranstaltung<br />

e<strong>in</strong>zuladen, da<strong>mit</strong> sie sich den <strong>Eltern</strong> persönlich vorstellen<br />

können. Blätter <strong>mit</strong> Telefonnummern und Adressen gehen<br />

ohne konkrete Gesichter dazu schneller verloren.<br />

Klärung von Erwartungen und Hoffnungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Berufserkundung<br />

<strong>Eltern</strong> verb<strong>in</strong>den <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des Erwartungen<br />

und Hoffnungen, die häufig <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen Biografie<br />

begründet s<strong>in</strong>d. Nicht zuletzt beruhen Vorstellungen<br />

und Erwartungen <strong>in</strong> Bezug auf Berufswahl häufig auf<br />

tradierten Geschlechterrollen, die <strong>Eltern</strong> – bewusst o<strong>der</strong><br />

unbewusst – e<strong>in</strong>nehmen. Wenn die biografische Verankerung<br />

reflektiert wird, besteht die Möglichkeit, die eigenen<br />

Erwartungen und Hoffnungen zu korrigieren o<strong>der</strong> sogar<br />

loszulassen, um <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge <strong>mit</strong> größerer Flexibilität auf<br />

die Erwartungen und Hoffnungen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>zugehen.<br />

2.2.2. Themenbauste<strong>in</strong> 2: Persönlichkeit, Interessen<br />

und Fähigkeiten: Was macht me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s?<br />

Ab Klasse 5 werden Schüler/<strong>in</strong>nen ermutigt, ihre Interessen<br />

und Neigungen festzustellen und – <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ab<br />

Klasse 6 – im Berufswahl-Portfolio zu dokumentieren.<br />

Durch die Arbeit <strong>mit</strong> dem Berufswahl-Portfolio werden sie<br />

bei <strong>der</strong> Klärung ihres Selbstbildes unterstützt und dazu<br />

aufgefor<strong>der</strong>t, berufliche Ziele zu entwickeln, die <strong>mit</strong> ihren<br />

Stärken korrespondieren. In Klasse 7 münden diese<br />

Schritte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Kompetenzerfassung <strong>mit</strong>tels des Kompetenzprofil<br />

AC, auf dessen Ergebnisse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividueller<br />

För<strong>der</strong>plan aufbaut. Für <strong>Eltern</strong> ist es nicht nur<br />

20


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

wichtig, die Ergebnisse dieser Schritte <strong>mit</strong>zuvollziehen<br />

und darüber <strong>in</strong>formiert zu se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n auch ihr Expert/<br />

<strong>in</strong>nenwissen über die Stärken ihres K<strong>in</strong>des beizutragen<br />

und da<strong>mit</strong> die schulische Wahrnehmung <strong>der</strong> Schüler/<br />

<strong>in</strong>nen zu vervollständigen.<br />

Deshalb ist es s<strong>in</strong>nvoll, <strong>Eltern</strong> als Experten ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

immer wie<strong>der</strong> aktiv <strong>in</strong> Feedback-Prozesse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswahlorientierung<br />

e<strong>in</strong>zubeziehen, zum Beispiel:<br />

• <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es kle<strong>in</strong>en Briefes (siehe Arbeitsblatt 5),<br />

• als kle<strong>in</strong>e Ankreuzliste <strong>der</strong> Fähigkeiten und Kompetenzen<br />

ihres K<strong>in</strong>des, die im Berufswahl-Portfolio e<strong>in</strong>gestellt<br />

werden kann,<br />

• <strong>in</strong> symbolischer Form, <strong>mit</strong>tels Bil<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en<br />

Gegenständen.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus können die im Berufswahl-Portfolio (Teil 1)<br />

verwendeten Vorlagen für den persönlichen Steckbrief<br />

des/<strong>der</strong> Jugendlichen („Ich stelle mich vor“, „Me<strong>in</strong>e Interessen<br />

klären“, „Kulturelle Schatzkiste“) für <strong>Eltern</strong> umformuliert<br />

und von diesen für ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> ausgefüllt werden. Dabei<br />

ist darauf zu achten, dass solche Rückmeldungen selbstverständlich<br />

und auch gerne <strong>in</strong> den jeweiligen Muttersprachen<br />

gegeben werden dürfen. Das Entscheidende ist nicht, dass<br />

die jeweilige Lehrkraft den Inhalt versteht, son<strong>der</strong>n entscheidend<br />

ist, dass <strong>Eltern</strong> und K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en wertschätzenden<br />

Dialog kommen – <strong>in</strong> welcher Form ist sekundär.<br />

Praxistipp: <strong>Eltern</strong> beschreiben die Stärken<br />

ihres K<strong>in</strong>des<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des 5. Schuljahres legen Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong><br />

Möhnesee-Schule <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen (Entstehungsort<br />

des Projektes, das <strong>mit</strong>tlerweile von an<strong>der</strong>en Schulen<br />

übernommen wurde) e<strong>in</strong>e Kompetenzmappe <strong>mit</strong> dem<br />

Titel „Starke Seiten" an. Hier werden persönliche Stärken<br />

<strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen aus verschiedenen Lebenswelten<br />

wie Familie, Freizeit, Schule, Freundeskreis, Verwandtenund<br />

Bekanntenkreis, Nachbarschaft, Vere<strong>in</strong>en usw. dokumentiert.<br />

In vorstrukturierten Formen werden <strong>Eltern</strong><br />

aktiv <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>bezogen, um ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wertschätzende<br />

Rückmeldungen zu geben. Durch Arbeitsblätter und<br />

konkrete Aufgaben werden <strong>Eltern</strong> geschult, ihren Blick<br />

auf Fähigkeiten und Stärken ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu richten und<br />

diese dann zu beschreiben o<strong>der</strong> z.B. <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es DIN<br />

A4 Blattes zu gestalten. Hier e<strong>in</strong> Auszug aus dem entsprechenden<br />

<strong>Eltern</strong>begleitschreiben:<br />

„ Liebe <strong>Eltern</strong>!, Liebe …<br />

Je<strong>der</strong> Mensch hat Begabungen, Fähigkeiten, Talente –<br />

starke Seiten. Je<strong>der</strong> Mensch kann irgendetwas gut o<strong>der</strong><br />

sogar sehr gut. Es s<strong>in</strong>d Schätze, die auch <strong>in</strong> Ihrem K<strong>in</strong>d<br />

liegen. E<strong>in</strong>ige dieser Schätze kennen Sie bereits, an<strong>der</strong>e<br />

liegen vielleicht noch im Verborgenen, wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

kommen später h<strong>in</strong>zu. Alle Stärken unserer K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d<br />

es wert, unterstützt zu werden, die „kle<strong>in</strong>en“ und die<br />

„großen“. (…) Als wichtigste Bezugsperson für Ihr K<strong>in</strong>d<br />

können Sie es großartig dar<strong>in</strong> unterstützen, se<strong>in</strong>e eigenen<br />

„starken Seiten“ zu f<strong>in</strong>den. (…) Es ist Ihnen überlassen,<br />

wie Sie – <strong>mit</strong> Ihrem K<strong>in</strong>d – die Seiten gestalten.<br />

Sie könnten zum Beispiel:<br />

• ausführlich von Situationen erzählen, die se<strong>in</strong>e<br />

Fähigkeiten zeigen o<strong>der</strong> Stichworte schreiben,<br />

• dazu etwas zeichnen o<strong>der</strong> Fotos e<strong>in</strong>kleben,<br />

• Texte für dieses Buch am Computer schreiben,<br />

• Bil<strong>der</strong> e<strong>in</strong>kleben aus Zeitungen o<strong>der</strong> dem Computer,<br />

die zu se<strong>in</strong>en „Starken Seiten“ passen,<br />

• an<strong>der</strong>e Personen, die ihr K<strong>in</strong>d gut kennen, bitten, zu<br />

dessen Stärken etwas aufzuschreiben. (…)<br />

Das Buch soll Sie und Ihr K<strong>in</strong>d immer daran er<strong>in</strong>nern,<br />

dass Sie stolz auf se<strong>in</strong>e Stärken se<strong>in</strong> können und dass<br />

Ihr K<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Fähigkeiten dauernd erweitert. Es wird<br />

ihm viel Selbstvertrauen und Mut geben, auch wenn es<br />

<strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Lebensbereichen mal nicht so gut läuft und<br />

es kann auch dazu beitragen, e<strong>in</strong>en Beruf zu f<strong>in</strong>den, <strong>der</strong><br />

zu se<strong>in</strong>en Begabungen und Fähigkeiten passt.“<br />

Nähere Informationen und Downloads von konkreten<br />

Materialien s<strong>in</strong>d zu f<strong>in</strong>den unter: www.starke-seiten.net<br />

Wenn <strong>Eltern</strong> über die Stärken und Ressourcen <strong>der</strong><br />

Jugendlichen angesprochen werden, bietet das zweierlei<br />

Chancen: Erstens werden <strong>Eltern</strong> herausgefor<strong>der</strong>t, ihre<br />

Wahrnehmung <strong>der</strong> Schwächen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu relativieren<br />

und sich stattdessen auf das zu konzentrieren, was<br />

sie gut können. Zweitens kann e<strong>in</strong> wertschätzendes Feedback<br />

<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> an ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Beziehungsdynamik<br />

positiv bee<strong>in</strong>flussen – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> potenziell<br />

konflikthaften Zeit <strong>der</strong> Pubertät.<br />

21


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

2.2.3. Themenbauste<strong>in</strong> 3: Berufe erkunden:<br />

Was gibt es und was passt zu me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d?<br />

Persönliche E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die<br />

Berufserkundung<br />

In <strong>der</strong> sich än<strong>der</strong>nden Berufswelt müssen sich Hauptschüler/<strong>in</strong>nen<br />

sehr früh <strong>mit</strong> den Möglichkeiten <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Berufe und den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Arbeitswelt ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen.<br />

Schon ab Klasse 5 und 6 erkunden<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die Berufe ihrer Familie, Verwandtschaft<br />

und Bekanntschaft, stellen die Ergebnisse <strong>in</strong><br />

den Klassen vor und erfahren im Prozess, wie unterschiedlich<br />

Arbeitswelten und Berufswege se<strong>in</strong> können.<br />

(Manche) <strong>Eltern</strong> können hier aktiv zur Berufserkundung<br />

beitragen, <strong>in</strong>dem sie sich zum e<strong>in</strong>en von ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

befragen lassen und darüber h<strong>in</strong>aus z.B.:<br />

• im Unterricht ihren Beruf vorstellen,<br />

• e<strong>in</strong>en Besuch von Schüler/<strong>in</strong>nen an ihrem Arbeitsplatz<br />

ermöglichen,<br />

• über ihre eigene Berufswahl und ihren beruflichen<br />

Lebensweg erzählen.<br />

Diese persönliche E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> hat sich an vielen<br />

Orten sehr bewährt. K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendliche s<strong>in</strong>d stolz<br />

auf ihre <strong>Eltern</strong>, Verwandten und Freund/<strong>in</strong>nen und freuen<br />

sich, dies zeigen zu können. Beson<strong>der</strong>s stimulierend können<br />

für Migrantenjugendliche Menschen aus ihrer Herkunftsgruppe<br />

se<strong>in</strong>, die sich im Beruf erfolgreich gezeigt<br />

haben, darum als Rollenmodell dienen und da<strong>mit</strong> zum<br />

Empowerment von Familien beitragen können.<br />

Praxistipp: <strong>Eltern</strong> stellen ihre<br />

Berufe/Arbeitsplätze vor<br />

Die „Lernende Region - Netzwerk Köln“ hat e<strong>in</strong>en<br />

„Leitfaden Berufswahl für die Sekundarstufe I“ erarbeitet,<br />

<strong>in</strong> dem detailliert für alle Klassenstufen e<strong>in</strong> <strong>in</strong> sich<br />

schlüssiges und aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> abgestimmtes Konzept <strong>der</strong><br />

<strong>Berufsorientierung</strong> <strong>der</strong> Klassenstufen 5 bis 10 entwickelt<br />

wird. Hier wird beschrieben, wie <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> den Prozess<br />

<strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> e<strong>in</strong>bezogen werden können.<br />

Dabei stellt die Möglichkeit, dass <strong>Eltern</strong> ihre eigenen<br />

Arbeitsfel<strong>der</strong> für Betriebsbesichtigungen, Praktika o<strong>der</strong><br />

biographische Berichte zur Verfügung stellen, e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Ressource dar. So wird empfohlen, <strong>Eltern</strong> bereits bei<br />

<strong>der</strong> Schulanmeldung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> darauf anzusprechen,<br />

ob sie sich e<strong>in</strong>e solche <strong>Zusammenarbeit</strong> vorstellen können.<br />

Im Falle e<strong>in</strong>es Interesses wird über die <strong>Eltern</strong> und<br />

<strong>der</strong>en Berufe bzw. Arbeitsstätten e<strong>in</strong>e Datenbank angelegt,<br />

auf die im Laufe <strong>der</strong> kommenden Schuljahre immer<br />

wie<strong>der</strong> zurückgegriffen werden kann. Muster für <strong>Eltern</strong>briefe<br />

sowie die Konzipierung von Unterrichtse<strong>in</strong>heiten<br />

für die Schüler/<strong>in</strong>nen können detailliert im Internet herunter<br />

geladen werden. www.bildung.koeln/de.Berufswahl/Unterrichtsmaterial/LeitfadenfürdieSekI<br />

Siehe auch “Standards für die Studien- und <strong>Berufsorientierung</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sek.II.,Standard <strong>Eltern</strong>“ http://www.bildung.koeln.de/materialbibliothek/download.php/09_<br />

elternarbeit_08_02_22.pdf?idx=13c97c11a04e416b4da<br />

faf1cc595665c<br />

Zurückhaltung bei e<strong>in</strong>em solchen Vorgehen ist dann<br />

angebracht, wenn die Gefahr besteht, K<strong>in</strong><strong>der</strong> und<br />

Jugendliche zu beschämen, denn nicht selten ist es manchen<br />

von ihnen pe<strong>in</strong>lich, ihre <strong>Eltern</strong> dabei zu haben.<br />

Gründe dafür können die prekäre Lebens- und Arbeitssituation<br />

<strong>der</strong> Familie, <strong>der</strong> ger<strong>in</strong>ge Bildungsh<strong>in</strong>tergrund<br />

o<strong>der</strong> die unzureichenden Sprachkenntnisse <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong><br />

se<strong>in</strong>. In jedem Fall sollten deshalb bei dieser Methode<br />

<strong>der</strong> Berufserkundung immer auch Personen beteiligt<br />

se<strong>in</strong>, die nicht zur Familie <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen gehören:<br />

<strong>Eltern</strong> höherer Jahrgänge, aktive Personen aus dem<br />

Geme<strong>in</strong>wesen, Vertreter/<strong>in</strong>nen aus Migrantenvere<strong>in</strong>en<br />

und <strong>Eltern</strong>lots/<strong>in</strong>nen. Sie alle können ebenfalls <strong>mit</strong> ihren<br />

Berufsprofilen zur <strong>Berufsorientierung</strong> beitragen und so<br />

das Spektrum <strong>der</strong> Jugendlichen erweitern.<br />

Berufserkundung (auch) für <strong>Eltern</strong><br />

Es wurde bereits angesprochen, dass das deutsche Bildungs-<br />

und Ausbildungssystem <strong>mit</strong> den dazugehörigen<br />

Ausbildungsberufen nicht für alle <strong>Eltern</strong> gleichermaßen<br />

bekannt und transparent ist. Darüber h<strong>in</strong>aus än<strong>der</strong>n sich<br />

die Ausbildungsverordnungen und es kommen stetig<br />

neue Ausbildungsberufe h<strong>in</strong>zu. Mehr Wissen kann Klarheit<br />

schaffen: <strong>Eltern</strong> brauchen gewissermaßen e<strong>in</strong>e<br />

eigene <strong>Berufsorientierung</strong> zu den Verän<strong>der</strong>ungen auf<br />

dem Arbeitsmarkt und Hilfe bei <strong>der</strong> Entwicklung von<br />

neuen Berufsbil<strong>der</strong>n und <strong>der</strong> Klärung von Vorstellungen<br />

zu traditionellen geschlechtsspezifischen Berufen, um e<strong>in</strong>schätzen<br />

zu können, was zu den Neigungen und Stärken<br />

ihres K<strong>in</strong>des passt.<br />

„<strong>Eltern</strong> kennen die Berufe auch nicht.“ (<strong>Eltern</strong>lots<strong>in</strong> türkischer<br />

Herkunft)<br />

22


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

„Es gibt so viele Angebote, dass man gar nicht mehr<br />

weiß, was jetzt. Italienische <strong>Eltern</strong> zum Beispiel haben<br />

überhaupt ke<strong>in</strong>e Ahnung, was für Möglichkeiten die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> eigentlich haben. Und wenn die <strong>Eltern</strong> das nicht<br />

blicken, wie sollen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> das dann an<strong>der</strong>s machen?“<br />

(<strong>Eltern</strong>lots<strong>in</strong> italienischer Herkunft)<br />

Gefragt s<strong>in</strong>d geeignete Formen, um <strong>Eltern</strong> diese komplexen<br />

Sachverhalte so zu ver<strong>mit</strong>teln, dass sie <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Fülle<br />

und Dichte <strong>der</strong> Informationen etwas anfangen können<br />

und dazu e<strong>in</strong>e Orientierung erhalten, wie und bei wem<br />

sie weitergehende Informationen über Berufe bekommen<br />

können. Ziel ist nicht, <strong>Eltern</strong> alles umfassend zu erklären,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> ihrer Eigenaktivität zu bestärken.<br />

Information zum Ausbildungssystem<br />

Wichtig ist für <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong> Überblick, wie sich unser bundesdeutsches<br />

Ausbildungssystem organisiert und ausdifferenziert.<br />

E<strong>in</strong>e erste hilfreiche Unterscheidung ist die<br />

zwischen betrieblicher und schulischer Ausbildung (siehe<br />

Arbeitsblatt 6). <strong>Eltern</strong> können sich überlegen, welche<br />

Berufswünsche ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> bislang geäußert haben und<br />

<strong>in</strong> welcher Sparte sich diese bewegen. E<strong>in</strong>e ebenso wichtige<br />

Information ist die Tatsache, dass ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> bereits<br />

e<strong>in</strong> Jahr vor Schulende ihre Bewerbungen für Ausbildungsplätze<br />

<strong>in</strong> großen Firmen schreiben müssen und dass<br />

es Möglichkeiten für Ausbildungszuschüsse gibt. Ergänzt<br />

werden kann diese Informationse<strong>in</strong>heit <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er visualisierten<br />

Darstellung von Ausbildungswegen <strong>in</strong> Baden-<br />

Württemberg (siehe Arbeitsblatt 7).<br />

Bildungsabschluss – Ausbildungsberuf<br />

Lehrkräfte berichten immer wie<strong>der</strong> davon, dass ihnen<br />

<strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> unrealistischen Berufswünschen gegenüber sitzen:<br />

So wünschen sich <strong>Eltern</strong> zum Beispiel, dass ihr Sohn<br />

trotz se<strong>in</strong>er schlechten Hauptschulnoten Arzt werden soll.<br />

Gründe dafür können sowohl fehlendes Wissen als auch<br />

eigene (un)bewusste Träume und Wunschbil<strong>der</strong> se<strong>in</strong>, die<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge auf die Berufsentscheidung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

auswirken können.<br />

Auf <strong>der</strong> Informationsebene fehlt oft <strong>der</strong> Überblick, welche<br />

Ausbildungsberufe <strong>mit</strong> welchem Schulabschluss überhaupt<br />

möglich s<strong>in</strong>d. Oft ist auch unzureichend deutlich,<br />

wie wichtig gute Noten für das Weiterkommen <strong>in</strong> Bildung<br />

und Ausbildung s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>en Diskussionse<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong><br />

dieses Thema bietet Arbeitsblatt 8: Hier wird e<strong>in</strong>e Auswahl<br />

möglicher Berufe <strong>in</strong> Zusammenhang <strong>mit</strong> den jeweiligen<br />

Bildungsabschlüssen gestellt. <strong>Eltern</strong> können da<strong>mit</strong><br />

ermutigt werden, über die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und ihre<br />

Wünsche nachzudenken: Welchen Plan haben sie für Ihr<br />

K<strong>in</strong>d, und was wünscht sich ihr Sohn/ ihre Tochter? S<strong>in</strong>d<br />

diese Pläne und Wünsche so zu realisieren?<br />

Gleichzeitig ist es hilfreich, <strong>Eltern</strong> die <strong>Perspektive</strong> zu eröffnen,<br />

dass e<strong>in</strong> gewählter Ausbildungsberuf zwar <strong>der</strong> erste,<br />

jedoch nicht <strong>der</strong> letzte Schritt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbiographie<br />

ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist. Die aktuelle Arbeitsmarktlage verlangt<br />

von den E<strong>in</strong>zelnen immer stärker die Fähigkeit <strong>der</strong> Neuorientierung<br />

und Weiterentwicklung – lebenslanges Lernen<br />

ist ke<strong>in</strong> Schlagwort, son<strong>der</strong>n Realität und Notwendigkeit.<br />

In Arbeitsblatt 9 f<strong>in</strong>den Sie e<strong>in</strong>e exemplarische Karriereleiter<br />

für Berufe <strong>mit</strong> Hauptschulabschluss: Hier wird aufgezeigt,<br />

welche Weiterqualifizierungsmöglichkeiten es<br />

nach dem jeweiligen Ausbildungsberuf gibt 7 .<br />

Um die tiefer liegende Ebene <strong>der</strong> Wunsch- und Traumbil<strong>der</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu bearbeiten, kann es s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>,<br />

geme<strong>in</strong>sam über die folgenden Fragen nachzudenken:<br />

• Was wünsche ich mir für me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d?<br />

• Was wünscht sich me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d?<br />

• Wie verhandeln wir die Unterschiede unserer Wünsche?<br />

Zur Bearbeitung dieser Fragen bietet sich e<strong>in</strong> Austausch<br />

über den eigenen Lebenslauf an, <strong>der</strong> methodisch an den<br />

jeweiligen Kontext angepasst werden sollte: Der Austausch<br />

über Fallbeispiele, die Durchführung kle<strong>in</strong>er<br />

Rollenspiele zur Simulation von möglichen <strong>Eltern</strong>-K<strong>in</strong>d-<br />

Gesprächen, Berichte und das Gespräch über eigene biografische<br />

Erfahrungen können dazu e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus kann die Bearbeitung kle<strong>in</strong>er filmischer<br />

Sequenzen, wie sie aus dem Bereich <strong>der</strong> Erziehungsunterstützung<br />

bekannt s<strong>in</strong>d, hilfreich se<strong>in</strong>.<br />

7<br />

Auf <strong>der</strong> Seite www.berufskunde.com f<strong>in</strong>den Sie e<strong>in</strong> mehrsprachiges Berufslexikon, das sich an Jugendliche richtet. Unter dem L<strong>in</strong>k „Berufe<br />

von A – Z“ werden Berufe <strong>mit</strong> ihren jeweiligen Anfor<strong>der</strong>ungen und Tätigkeiten genau beschrieben und zu jedem Beruf werden die Karrieremöglichkeiten<br />

aufgezeigt. Dies wirkt sehr motivierend. Geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> kann diese Internetseite besucht und es können verschiedene<br />

Berufsbil<strong>der</strong> genauer beleuchtet werden.<br />

23


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

➔ Methodischer H<strong>in</strong>weis – Gesprächsrunden<br />

Methodisch passend für den biografischen Zugang s<strong>in</strong>d<br />

kle<strong>in</strong>ere Gesprächsrunden <strong>in</strong> vertrauter Atmosphäre, <strong>in</strong><br />

denen folgende Fragen durchdacht werden können:<br />

• Welche Berufe kennen <strong>Eltern</strong> aus ihrer eigenen<br />

Biografie?<br />

• Welche Berufserfahrungen haben sie persönlich<br />

geprägt?<br />

• Was waren ihre Hoffnungen, Wünsche und Ängste für<br />

ihren eigenen beruflichen Werdegang?<br />

Dieser Austausch kann über dialogische Formen wie<br />

Erzählcafés, über kle<strong>in</strong>e Meditationen und Bil<strong>der</strong>, Filme,<br />

gegenseitige Interviews o.Ä. geschehen. Denkbar ist,<br />

über „Berufe früher und heute“ und verän<strong>der</strong>te Anfor<strong>der</strong>ungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> Austausch zu kommen. Auch die<br />

Visualisierung eigener Berufsverläufe und möglicher Umwege<br />

kann helfen, freier über Wünsche und Erwartungen<br />

an das eigene K<strong>in</strong>d nachzudenken. Ergänzend dazu kann<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Unterrichtse<strong>in</strong>heit bei den Schüler/<strong>in</strong>nen gesammelt<br />

werden, was sie sich von ihren <strong>Eltern</strong> an Unterstützung<br />

im Berufswahlprozess erhoffen und wünschen. Die<br />

Ergebnisse können den <strong>Eltern</strong> vorgestellt werden, um<br />

das Nachdenken über die gegenseitigen Erwartungen zu<br />

vertiefen.<br />

Neue Medien<br />

Viele <strong>Eltern</strong> nutzen das Internet <strong>mit</strong>tlerweile ganz selbstverständlich,<br />

für an<strong>der</strong>e ist es unbekanntes Terra<strong>in</strong>. Mittlerweile<br />

gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl von ansprechenden Seiten,<br />

auf denen <strong>Eltern</strong> Informationen über Berufe und Bewerbungsverfahren<br />

bekommen können. Auch die Jugendlichen<br />

werden immer stärker über die Neuen Medien angesprochen<br />

und zur eigenen Recherche und Orientierung<br />

animiert. Vieles davon ist <strong>Eltern</strong> überhaupt nicht bekannt<br />

und so können sie es we<strong>der</strong> für sich selbst noch für die<br />

Unterstützung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> nutzen. Hier bietet sich e<strong>in</strong><br />

konkreter Anschauungsunterricht geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> den<br />

Söhnen und Töchtern an: Laden Sie die <strong>Eltern</strong> (und ihre<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>) <strong>in</strong> den Computerraum <strong>der</strong> Schule, <strong>in</strong>s Internetcafé<br />

des Jugendhauses o<strong>der</strong> Stadtteilzentrums e<strong>in</strong>. Organisieren<br />

Sie mobile Laptops, durch die Sie <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>eren<br />

Gruppen geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong> paar ausgewählte Seiten<br />

bearbeiten können. Es empfiehlt sich nicht, <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong><br />

Informationsschreiben <strong>mit</strong> nach Hause zu geben, auf<br />

denen die Internetadressen nur aufgelistet s<strong>in</strong>d. S<strong>in</strong>nvoller<br />

ist es dagegen, sich diese Informationen geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong><br />

den <strong>Eltern</strong> zu erarbeiten. Werden die K<strong>in</strong><strong>der</strong> und Jugendlichen<br />

aktiv <strong>in</strong> e<strong>in</strong> solches Angebot e<strong>in</strong>gebunden, erhöht<br />

sich die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, dass auch die <strong>Eltern</strong> dabei<br />

se<strong>in</strong> werden. Jugendliche dürfen hier kompetent ihre<br />

<strong>Eltern</strong> unterweisen und stolz se<strong>in</strong>, wenn sie ihr Wissen<br />

<strong>mit</strong> ihren <strong>Eltern</strong> teilen können. Bilden sich <strong>Eltern</strong>-K<strong>in</strong>d-<br />

Tandems, können sich überdies mögliche Sprachbarrieren<br />

verr<strong>in</strong>gern und es kann <strong>mit</strong> mehrsprachigen Seiten gearbeitet<br />

werden.<br />

Empfehlenswert s<strong>in</strong>d folgende Adressen:<br />

www.berufskunde.com (L<strong>in</strong>k: Berufe von A – Z;<br />

deutsch, französisch, italienisch und englisch)<br />

www.planet-berufe.de (L<strong>in</strong>k: <strong>Eltern</strong>; Verweis auf<br />

türkische Materialien)<br />

www.girls-day.de (L<strong>in</strong>k: <strong>Eltern</strong>)<br />

www.neue-wege-fuer-jungs.de<br />

www.jaau.nrw.de, Portal für Jugend, Arbeit und<br />

Ausbildung <strong>in</strong> NRW <strong>mit</strong> vielfältigsten Informationen für<br />

Jugendliche und <strong>Eltern</strong> (Downloads auf türkisch,<br />

russisch, italienisch o<strong>der</strong> englisch)<br />

www.berufswegeplanung-bw.de<br />

➔ Methodischer H<strong>in</strong>weis – Formen und Orte <strong>der</strong><br />

Wissensver<strong>mit</strong>tlung<br />

Die Wissensver<strong>mit</strong>tlung zu den unterschiedlichen Themenbereichen<br />

kann an <strong>Eltern</strong>abenden, <strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>cafés <strong>in</strong> Schulen<br />

o<strong>der</strong> im Stadtteil, <strong>in</strong> E<strong>in</strong>richtungen <strong>der</strong> Jugendarbeit/-<br />

hilfe o<strong>der</strong> auch <strong>in</strong> Migrantenvere<strong>in</strong>en stattf<strong>in</strong>den. Wichtig<br />

ist, e<strong>in</strong>e Atmosphäre zu schaffen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>s Gespräch kommen können. Hierbei gewährleistet die<br />

E<strong>in</strong>beziehung muttersprachlicher Schlüsselpersonen e<strong>in</strong>e<br />

gute Kommunikation. Von <strong>Eltern</strong> sehr geschätzt werden<br />

externe Expert/<strong>in</strong>nen zur <strong>Berufsorientierung</strong> wie z.B.<br />

Berufsberater/<strong>in</strong>nen. Anzuraten s<strong>in</strong>d auch geme<strong>in</strong>same<br />

Exkursionen <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> - durchaus geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> ihren<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n - zum Beispiel zum BIZ, zu lokalen Ausbildungsbörsen<br />

o<strong>der</strong> zu Praktikums- o<strong>der</strong> Ausbildungsbetrieben.<br />

Bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> Exkursionen empfiehlt es sich, diese<br />

geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> vorzubereiten und wie<strong>der</strong><br />

24


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

darauf zu achten, muttersprachliche Schlüsselpersonen<br />

dafür zu gew<strong>in</strong>nen. Wichtig ist die Klärung <strong>der</strong> Frage, zu<br />

welchen Tageszeiten o<strong>der</strong> an welchen Wochentagen solche<br />

Exkursionen günstig s<strong>in</strong>d. Berichtet wird, dass zum Beispiel<br />

<strong>der</strong> Samstagvor<strong>mit</strong>tag e<strong>in</strong> guter Zeitpunkt beson<strong>der</strong>s<br />

für Väter se<strong>in</strong> kann. Wenn <strong>Eltern</strong> ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> begleiten,<br />

kann das dazu beitragen, Hemmschwellen für die <strong>Eltern</strong><br />

abzubauen und ihren Weg zu den Institutionen zu ebnen.<br />

Praxistipp: Betriebserkundungen<br />

Der Deutsch-Türkische-Vere<strong>in</strong> Köln e.V. macht sehr gute<br />

Erfahrungen da<strong>mit</strong>, für se<strong>in</strong>e Vere<strong>in</strong>s<strong>mit</strong>glie<strong>der</strong> Betriebsbesichtigungen<br />

vor Ort zu organisieren und so den<br />

<strong>Eltern</strong> unterschiedliche Berufsfel<strong>der</strong> und betriebliche<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen zu ver<strong>mit</strong>teln. Meist berichten türkeistämmige<br />

Meister/<strong>in</strong>nen, Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen, Personalverantwortliche<br />

und Auszubildende über ihre Tätigkeiten<br />

und das jeweilige Bewerbungsverfahren, so dass die<br />

<strong>Eltern</strong> auch un<strong>mit</strong>telbar Berufsbiographien nachvollziehen<br />

können. Die Angebote <strong>der</strong> Betriebserkundungen<br />

stoßen auf sehr große Resonanz.<br />

Nähere Informationen unter: www.dtvk.de<br />

Geschlechterdifferenzierende Berufswahl<br />

<strong>Eltern</strong> nehmen Kompetenzen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> meist geschlechtsselektiv<br />

wahr, so z.B. die alltagspsychologische Annahme,<br />

dass Jungen für mathematisch-naturwissenschaftliche<br />

Bereiche begabter seien als Mädchen. Entsprechend reagieren<br />

<strong>Eltern</strong> auf die Lebensplanungen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong>: So<br />

wird bei Jungen das Familienernährermodell seltener <strong>in</strong><br />

Frage gestellt als bei Mädchen. Bett<strong>in</strong>a Jansen-Schulz hat<br />

für Mädchen Folgendes heraus gearbeitet:<br />

„Mädchen (und auch Jungen) <strong>mit</strong> geschlechtsuntypischen<br />

Berufswünschen müssen selbstbewusst und stark se<strong>in</strong><br />

und durch <strong>Eltern</strong> zusätzlich gestützt werden. Mädchen<br />

entscheiden sich dann für geschlechtsuntypische Berufe,<br />

wenn sie <strong>Eltern</strong> haben, die<br />

• e<strong>in</strong> progressives Geschlechtsrollenbild haben,<br />

• Frauen <strong>in</strong> untypischen Berufen persönlich kennen,<br />

• selber <strong>in</strong> technischen und naturwissenschaftlichen<br />

Berufen ausgebildet s<strong>in</strong>d,<br />

• auf die Berufswünsche ihrer Töchter <strong>in</strong>teressiert, offen<br />

und unterstützend e<strong>in</strong>gehen.“ 8<br />

Diese Aussage gilt analog für männliche Jugendliche und<br />

<strong>der</strong>en Unterstützungsbedarf. Insofern s<strong>in</strong>d alle Aktivitäten<br />

<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> wichtig, die die Geschlechtsrolle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswahl<br />

reflektieren und <strong>Eltern</strong> konkrete, alternative Rollenmodelle<br />

präsentieren. Insbeson<strong>der</strong>e erzählorientierte Veranstaltungen<br />

bieten sich an und können <strong>mit</strong> Daten und<br />

Fakten angereichert werden. Informationen und Argumente<br />

f<strong>in</strong>den Sie unter: www.girls-day.de und<br />

www.neue-wege-fuer-jungs.de.<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung von Vätern<br />

Nicht selten stehen für die <strong>Eltern</strong>arbeit überwiegend Mütter<br />

zu Verfügung, vor allem dann, wenn Angebote für<br />

den Vor- o<strong>der</strong> Nach<strong>mit</strong>tag konzipiert werden. Auch wenn<br />

<strong>in</strong> manchen Familien Väter häufiger ohne Arbeit s<strong>in</strong>d und<br />

da<strong>mit</strong> eigentlich über die Abende o<strong>der</strong> die Wochenenden<br />

h<strong>in</strong>aus zur Verfügung stünden, bleibt die Frage, wie sie<br />

gut <strong>in</strong> die <strong>Berufsorientierung</strong> e<strong>in</strong>gebunden werden können.<br />

Eigene Angebote für Väter s<strong>in</strong>d deshalb e<strong>in</strong> produktiver<br />

Ansatz, um beide <strong>Eltern</strong>teile e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />

Praxistipp: Entwicklung von Väterprojekten<br />

Die „Kölner Initiative für Bildung und Integration junger<br />

Migranten“ arbeitet <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Väterprojekt „Starke<br />

Väter s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n“, das sich <strong>mit</strong> E<strong>in</strong>zel- und Gruppenangeboten<br />

zu den Themen Schule, Beruf, Bildung<br />

und Erziehung ausdrücklich an Väter wendet.<br />

Nähere Informationen unter: www.coach-koeln.de/<br />

angebote/beratung-fuer-eltern/vaeterprojekt.<br />

Das Projekt „ELAN – Partizipative <strong>Eltern</strong>bildung: Pädagogische<br />

E<strong>in</strong>richtungen und Migrantenorganisationen <strong>in</strong><br />

Kooperation“ des Jugendmigrationsdienstes <strong>in</strong> Reutl<strong>in</strong>gen<br />

entwickelte e<strong>in</strong> Väterprojekt zur Unterstützung von<br />

Jungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule und im Berufswahlprozess, das auf<br />

e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation aus Erlebnispädagogik, geme<strong>in</strong>samen<br />

Unternehmungen und Ver<strong>mit</strong>tlung von Bildungs<strong>in</strong>halten<br />

setzt. Nähere Informationen unter:<br />

jmd.reutl<strong>in</strong>gen@bru<strong>der</strong>hausdiakonie.de.<br />

8<br />

Vgl. http://www.gen<strong>der</strong>-<strong>in</strong>-bildung.de/Texte/PDFs/Jansen-Schulz-%20<strong>Eltern</strong>%20und%20<strong>Berufsorientierung</strong>.pdf; 2011.<br />

25


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

Die bundesweite Initiative „Neue Wege für Jungs“ bietet<br />

e<strong>in</strong>e Fülle von Materialien, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> un<strong>mit</strong>telbaren<br />

Arbeit <strong>mit</strong> Vätern e<strong>in</strong>gesetzt werden können. Zum Beispiel<br />

gibt es dort kostenlos den Film „Eigentlich wollte<br />

ich Fußballprofi werden …“, <strong>in</strong> dem fünf junge Männer<br />

<strong>in</strong> „untypischen“ Berufsfel<strong>der</strong>n vorgestellt werden, und<br />

<strong>der</strong> sich sehr gut als Gesprächse<strong>in</strong>stieg für Vätergruppen<br />

eignet. Weitere Filme und Reportagen von und<br />

über Jungen <strong>in</strong> untypischen Berufen können bezogen<br />

werden unter: www.neue-wege-fuer-jungs.de (Stichwort:<br />

Service & Download, Didaktische Medien).<br />

2.2.4. Themenbauste<strong>in</strong> 4: Die Arbeitswelt erleben<br />

und verstehen: Welche praktischen Erfahrungen<br />

sammelt me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d?<br />

Bedeutung von Praktika<br />

In Schnupperpraktika, Block- und Tagespraktika sammeln<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen E<strong>in</strong>drücke von und Erfahrungen <strong>mit</strong> verschiedenen<br />

Berufen. An manchen Schulen werden darüber<br />

h<strong>in</strong>aus Schüler/<strong>in</strong>nenfirmen organisiert und erste unternehmerische<br />

Qualitäten erforscht. <strong>Eltern</strong> brauchen Verständnis<br />

für die Bedeutung dieser Praktika, nicht nur als Erfahrung<br />

<strong>der</strong> Arbeitswelt, son<strong>der</strong>n auch als Sprungbrett für e<strong>in</strong>e<br />

Ausbildungsstelle, denn gute Kontakte zu Betrieben s<strong>in</strong>d<br />

entscheidend für den weiteren Weg. <strong>Eltern</strong> können ihre<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Suche nach e<strong>in</strong>em Praktikumsplatz unterstützen,<br />

sich für die Ergebnisse <strong>in</strong>teressieren und so weit<br />

wie möglich versuchen, von Angeboten zum Kennenlernen<br />

von Betrieben Gebrauch zu machen.<br />

In e<strong>in</strong>em ersten Schritt ist es hilfreich, <strong>Eltern</strong> möglichst<br />

frühzeitig e<strong>in</strong>en Gesamtüberblick über die Pflichtpraktika<br />

an <strong>der</strong> Schule zu verschaffen und darüber h<strong>in</strong>aus auf die<br />

Bedeutung freiwilliger Praktika h<strong>in</strong>zuweisen. Zur Vertiefung<br />

empfiehlt es sich, zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es jeden Schuljahres<br />

nochmals detailliert auf die e<strong>in</strong>zelnen Aktivitäten im<br />

jeweiligen Schuljahr h<strong>in</strong>zuweisen. Wichtig dabei ist, den<br />

<strong>Eltern</strong> die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen <strong>mit</strong>zuteilen:<br />

• Wann f<strong>in</strong>det das Praktikum statt?<br />

• Bis wann muss <strong>der</strong> Praktikumsplatz gesucht se<strong>in</strong>?<br />

• Wer sucht?<br />

• Wo gibt es unterstützende Adressen?<br />

• Was tun im Krankheitsfall?<br />

E<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit ist, dies geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong><br />

anhand <strong>der</strong> „Checkliste Praktikum“ aus dem Stuttgarter<br />

Berufswahl-Portfolio zu tun und sie dabei auf ihre<br />

konkreten Mitwirkungsmöglichkeiten h<strong>in</strong>zuweisen.<br />

➔ Methodischer H<strong>in</strong>weis<br />

– Kle<strong>in</strong>gruppenarbeit<br />

Methodisch sollten nicht nur Informationen ver<strong>mit</strong>telt,<br />

son<strong>der</strong>n es sollte auch die Arbeit <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen ermöglicht<br />

werden, <strong>in</strong> denen sich <strong>Eltern</strong> untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> austauschen<br />

und z.B. Gründe für die Teilnahme an e<strong>in</strong>em Praktikum<br />

sammeln können. Wichtig ist es, <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> darüber<br />

<strong>in</strong>s Gespräch zu kommen, weshalb auch Praktika jenseits<br />

<strong>der</strong> bekannten Pfade unterstützenswert se<strong>in</strong> können. Das<br />

gilt für geschlechteruntypische Berufe genauso wie für<br />

Berufe, die bislang nicht zu den beliebtesten Berufen<br />

gehören. An dieser Stelle kann Arbeitsblatt 10 e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden, das <strong>Eltern</strong> verdeutlicht, wie viele Bewerber/<strong>in</strong>nen<br />

sich auf die fünf meist gewählten Berufe verteilen,<br />

und dass es alle<strong>in</strong> schon aus strategischen Gründen<br />

wichtig se<strong>in</strong> kann, an<strong>der</strong>e Berufszweige durch Praktika zu<br />

erkunden.<br />

➔ Methodischer H<strong>in</strong>weis<br />

– Arbeit <strong>mit</strong> Fallbeispielen<br />

<strong>Eltern</strong>, die gebeten werden, bei <strong>der</strong> Suche nach e<strong>in</strong>em<br />

Praktikumsplatz zu helfen, brauchen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die entsprechenden<br />

Informationen über geeignete Suchstrategien.<br />

Methodisch bietet sich e<strong>in</strong> Austausch <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong><br />

untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bzw. <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> älterer Jahrgänge an, die<br />

von ihren Erfahrungen berichten können. Für <strong>Eltern</strong> rückt<br />

da<strong>mit</strong> besser <strong>in</strong>s Blickfeld, welche Ressourcen und<br />

Zugänge zu <strong>in</strong>formellen Netzwerken sie bereits haben,<br />

und wie sie diese für die Suche nutzen können. Dabei<br />

können jedoch verschiedene implizite Vorstellungen über<br />

nützliche Praktika und Suchstrategien zwischen <strong>Eltern</strong><br />

und Berufskräften aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>prallen, die durch Arbeit<br />

<strong>mit</strong> Fallbeispielen jedoch besprechbar und <strong>der</strong> Reflexion<br />

zugänglich gemacht werden können.<br />

Zur Veranschaulichung - Arbeit <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Fallbeispiel:<br />

Fallbeispiel:<br />

E<strong>in</strong>e Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter<strong>in</strong> berichtet empört davon, dass<br />

die türkischen <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong>es ihrer Jugendlichen dem Jungen<br />

e<strong>in</strong>en Praktikumsplatz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dönerbude ver<strong>mit</strong>telt haben.<br />

26


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

In <strong>der</strong> Gruppenarbeit <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> kann man anhand dieses<br />

Beispiels über folgende Fragen nachdenken:<br />

Woher kommt die Empörung?<br />

a. Die Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter<strong>in</strong> denkt, <strong>in</strong> dem Jugendlichen<br />

stecke mehr und er brauche deshalb e<strong>in</strong>e größere<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

b. Die Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter<strong>in</strong> denkt, e<strong>in</strong>e Dönerbude<br />

sei ke<strong>in</strong> vollwertiger Arbeitsplatz, auch wenn dies<br />

möglicherweise zukünftig für den Schüler e<strong>in</strong>e realistische<br />

Option se<strong>in</strong> könnte.<br />

Was würde es für die türkischen <strong>Eltern</strong> bedeuten,<br />

wenn sie um die Empörung <strong>der</strong> Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter<strong>in</strong><br />

wüssten, wo sie sich doch darum bemüht<br />

haben, für ihr K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en Praktikumsplatz zu f<strong>in</strong>den?<br />

a. Die <strong>Eltern</strong> könnten enttäuscht se<strong>in</strong> und sich <strong>in</strong> ihrer Bemühung<br />

disqualifiziert fühlen. In <strong>der</strong> Folge werden sie<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich den Kontakt zur Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter<strong>in</strong><br />

vermeiden.<br />

b. Die <strong>Eltern</strong> würden <strong>in</strong> Zukunft vielleicht ke<strong>in</strong>en weiteren<br />

aktiven Beitrag zur Praktikumsplatzsuche mehr leisten.<br />

In <strong>der</strong> Arbeit am Fallbeispiel ist es wichtig, die möglichen<br />

Differenzen zwischen E<strong>in</strong>stellungen von Berufskräften und<br />

den E<strong>in</strong>stellungen von <strong>Eltern</strong> herauszuarbeiten, darüber<br />

nachzudenken und Vorschläge zu entwickeln, wie beide<br />

Seiten konstruktiv <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kommunizieren können.<br />

Sollte bei <strong>Eltern</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>druck überwiegen, ihre Ideen und<br />

Initiativen seien nicht gut genug, werden sie sich wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

von ihrer unterstützenden Rolle zurückziehen.<br />

Nachbereitung von Praktika<br />

Für Jugendliche ist es beson<strong>der</strong>s wichtig, dass ihre <strong>Eltern</strong><br />

sich nach ihren Erfahrungen im Praktikum erkundigen.<br />

Dies fällt nicht allen <strong>Eltern</strong> gleichermaßen leicht und deshalb<br />

kann es s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, wenn Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> über geeignete<br />

(Nach)Fragen nachdenken. So kann im Rahmen e<strong>in</strong>es <strong>Eltern</strong>cafés<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sem<strong>in</strong>arreihe das Arbeitsblatt 11<br />

„Nachfragen zum Praktikum“ geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong><br />

bearbeitet und ergänzt werden. E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Möglichkeit<br />

ist, die Praktikumsauswertung des Berufswahl-Portfolios<br />

als Gesprächsgrundlage <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu nutzen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> „Praktikumssteckbrief II“ bietet e<strong>in</strong>e Fülle von<br />

konkreten Gesprächsanlässen.<br />

Praktikumspräsentationen<br />

E<strong>in</strong>e Reihe von Schulen hat bereits gute Erfahrungen<br />

da<strong>mit</strong> gemacht, die Praktikumspräsentationen <strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

im öffentlichen Rahmen zu gestalten und dazu<br />

auch die <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong>zuladen. Die Verb<strong>in</strong>dlichkeit <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>teilnahme<br />

wird dann höher, wenn die Jugendlichen <strong>in</strong><br />

die Planung und Gestaltung des Abends o<strong>der</strong> Nach<strong>mit</strong>tags<br />

aktiv e<strong>in</strong>bezogen werden. Dadurch steigt auch das<br />

Interesse <strong>der</strong> Jugendlichen an <strong>der</strong> Teilnahme ihrer <strong>Eltern</strong>.<br />

Wenn zu den Präsentationen externe Referent/<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong>zukommen,<br />

z.B. e<strong>in</strong>/e Berufsberater/<strong>in</strong>, <strong>der</strong>/die über das<br />

Ausbildungssystem <strong>in</strong>formiert o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>/e Vertreter/<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Handwerkskammer, <strong>der</strong>/die beispielsweise Erwartungen<br />

von Betrieben an die Fähigkeiten und Kompetenzen von<br />

Jugendlichen vorstellen kann, wird die Veranstaltung<br />

zusätzlich aufgewertet. Das gilt beson<strong>der</strong>s für Praktikumspräsentationen,<br />

zu denen Betriebe geladen werden,<br />

<strong>in</strong> denen die Praktika stattfanden. <strong>Eltern</strong> erhalten da<strong>mit</strong><br />

die Möglichkeit, sich bei den Vertreter/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Betriebe<br />

direkt über den Betrieb und den Praktikumsverlauf zu<br />

<strong>in</strong>formieren. Für <strong>Eltern</strong>, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kontaktaufnahme<br />

schwer tun, kann es hilfreich se<strong>in</strong>, wenn ihnen während<br />

e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>formellen Teils <strong>der</strong> Veranstaltung dazu Brückenbauer,<br />

wie z.B. <strong>Eltern</strong>lots/<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Mentor/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong><br />

Schüler/<strong>in</strong>nen, unterstützend zur Seite stehen.<br />

2.2.5. Bauste<strong>in</strong> 5: Berufsvorbereitung und<br />

Bewerbungen: Wie kann ich me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> die Ausbildung helfen?<br />

In <strong>der</strong> achten und spätestens <strong>in</strong> <strong>der</strong> neunten Klasse müssen<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen sich für e<strong>in</strong>en Beruf entschieden haben<br />

und <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsuche beg<strong>in</strong>nen. Sie sollen<br />

sich dafür gezielt und stetig bewerben, die Angebote <strong>der</strong><br />

Berufsberatung gut nutzen und auch weiterh<strong>in</strong> selbstständig<br />

Praktikumserfahrungen sammeln. Im Falle <strong>der</strong><br />

Entscheidung für e<strong>in</strong>en Besuch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiterführenden<br />

Schule müssen Anmeldungen abgeschickt werden, und<br />

im Falle von Ablehnungen braucht es e<strong>in</strong>e <strong>Perspektive</strong>,<br />

wie es weitergehen kann. <strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d beson<strong>der</strong>s wichtige<br />

Partner/<strong>in</strong>nen, um darauf zu achten, dass ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> sich<br />

stetig um e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz bewerben und parallel<br />

<strong>in</strong>tensiv lernen, um e<strong>in</strong> gutes Abschlusszeugnis zu erlangen.<br />

27


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

Praxistipp: Merkblatt zur Berufsausbildung für<br />

muslimische Familien<br />

Die schweizerische Erziehungsdirektion <strong>in</strong> Bern hat e<strong>in</strong><br />

Merkblatt zur Berufsausbildung entwickelt, das sich an<br />

religiös-muslimische Familien richtet und <strong>in</strong> dem auf<br />

<strong>der</strong>en mögliche Vorbehalte und Fragen e<strong>in</strong>gegangen<br />

wird. Neben grundsätzlichen Informationen zu Ausbildungswegen<br />

werden Fragen thematisiert wie z.B.: S<strong>in</strong>d<br />

Mädchen gefährdet, wenn sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb e<strong>in</strong>e<br />

Ausbildung machen? Können islamische Essensvorschriften<br />

e<strong>in</strong>gehalten werden? Kann e<strong>in</strong> Mädchen<br />

trotz Kopftuch e<strong>in</strong>e Ausbildung machen? Was ist <strong>mit</strong><br />

Geschlechtertrennung im Pflegebereich? Das Merkblatt<br />

wurde von e<strong>in</strong>er Islamwissenschaftler<strong>in</strong> und <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>igung<br />

Islamischer Organisationen <strong>in</strong> Zürich entwickelt<br />

und kann <strong>in</strong> folgenden Sprachen heruntergeladen werden<br />

– auf: albanisch, arabisch, bosnisch, deutsch,<br />

französisch, englisch, italienisch und türkisch.<br />

www.erz.be.ch/erz/de/<strong>in</strong>dex/berufsberatung.html<br />

(Siehe: Unterlagen und Informationen für Fachpersonen:<br />

Stichwort Migration und Integration)<br />

Bewerbungen erstellen<br />

Insbeson<strong>der</strong>e zugewan<strong>der</strong>ten <strong>Eltern</strong> ist häufig unbekannt,<br />

wie und <strong>in</strong> welchem Zeitrahmen <strong>in</strong> Deutschland<br />

Bewerbungen verfasst werden müssen. Es ist deshalb<br />

s<strong>in</strong>nvoll, <strong>Eltern</strong> schon möglichst früh auf e<strong>in</strong>en sogenannten<br />

„Bewerbungsfahrplan“ e<strong>in</strong>zustimmen (siehe<br />

Arbeitsblatt 12). Darüber h<strong>in</strong>aus ist wichtig, <strong>Eltern</strong> über<br />

den Aufbau e<strong>in</strong>er Bewerbung zu <strong>in</strong>formieren und ihnen<br />

<strong>mit</strong>zuteilen, worauf bei e<strong>in</strong>er Bewerbung zu achten ist.<br />

Hierfür gibt es vielfältiges Informationsmaterial, auf das<br />

zurückgegriffen werden kann 9 . Diese Handreichung<br />

be<strong>in</strong>haltet zwei Arbeitsblätter, die <strong>Eltern</strong> zeigen, worauf<br />

es bei e<strong>in</strong>em Lebenslauf ankommt (Arbeitsblatt 13)<br />

bzw. wie e<strong>in</strong> Bewerbungsschreiben auszusehen hat<br />

(Arbeitsblatt 14). Nur wenn <strong>Eltern</strong> wissen, wie die<br />

Bewerbungsunterlagen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> aussehen sollten,<br />

können sie diese <strong>mit</strong> ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n entsprechend durchgehen<br />

bzw. auf Vollständigkeit überprüfen. E<strong>in</strong>e Checkliste<br />

zu den Bewerbungsunterlagen, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Unterrichtsvorbereitung<br />

<strong>der</strong> Schüler/<strong>in</strong>nen genutzt wird, kann<br />

auch für <strong>Eltern</strong> hilfreich se<strong>in</strong>.<br />

Ausbildungsreife<br />

Zu den wichtigen Ausbildungsanfor<strong>der</strong>ungen gehören<br />

nicht nur die schulischen Noten, son<strong>der</strong>n auch Aspekte<br />

wie Eigenständigkeit, Interesse, Höflichkeit o<strong>der</strong> Neugier.<br />

Es ist für <strong>Eltern</strong> von großer Bedeutung, sich zu vergegenwärtigen,<br />

was aus betrieblicher Sicht die Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an Jugendliche s<strong>in</strong>d, und welch wichtige Voraussetzung<br />

für die Ausbildung gute soziale Kompetenzen s<strong>in</strong>d (siehe<br />

Arbeitsblatt 15). <strong>Eltern</strong> sollten <strong>mit</strong> dem vor allem <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Wirtschaft gebräuchlichen Konzept <strong>der</strong> Ausbildungsreife<br />

vertraut gemacht werden (siehe Arbeitsblatt 16). Die<br />

verschiedenen Dimensionen <strong>der</strong> Ausbildungsreife, die im<br />

Arbeitsblatt aufgeführt werden, können dazu dienen,<br />

Beispiele für jeden Bereich zu sammeln und zu überlegen,<br />

was <strong>Eltern</strong> zur Ausbildung dieser Kompetenzen ihrer<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> beitragen können.<br />

Suchstrategien – Wie f<strong>in</strong>de ich e<strong>in</strong>en<br />

Ausbildungsplatz?<br />

E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> größten Herausfor<strong>der</strong>ungen ist sicherlich die<br />

Suche nach geeigneten Ausbildungsplätzen – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

dann, wenn auch ungewöhnlichere Wege beschritten<br />

werden sollen. Arbeitsblatt 17 zeigt <strong>Eltern</strong> verschiedene<br />

Möglichkeiten auf. Methodisch ist wichtig, das<br />

Arbeitsblatt im Gespräch durchzugehen. Nicht alle Familien<br />

lesen die lokale Tagespresse und nicht alle haben<br />

Internetzugang o<strong>der</strong> nutzen das Internet zur Recherche<br />

und Orientierung. Viele <strong>Eltern</strong> f<strong>in</strong>den darüber h<strong>in</strong>aus<br />

nicht selbstverständlich ihren Weg zu Institutionen wie<br />

den Kammern o<strong>der</strong> dem BIZ. Für solche <strong>Eltern</strong> können<br />

sich Gefühle <strong>der</strong> Hilflosigkeit und Ohnmacht verstärken,<br />

wenn ausschließlich auf diese Suchwege verwiesen wird.<br />

Deshalb empfiehlt es sich, <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong> geme<strong>in</strong>sam zu<br />

überlegen, wo <strong>in</strong> ihrem un<strong>mit</strong>telbaren familiären<br />

und/o<strong>der</strong> sozialen Umfeld Kontakte zu Personen bestehen,<br />

die ihnen weiterhelfen könnten und sie bei <strong>der</strong><br />

Kontaktver<strong>mit</strong>tlung unterstützen. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

können Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen, Mentor/<strong>in</strong>nen und<br />

Vertreter/<strong>in</strong>nen von Beratungse<strong>in</strong>richtungen neben den<br />

Berufsberater/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Agentur für Arbeit <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong>formieren,<br />

welche E<strong>in</strong>richtungen sie bei e<strong>in</strong>em eventuellen<br />

Ausbildungsabbruch ihres K<strong>in</strong>des o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er fehlenden<br />

Ausbildungsstelle weiter beraten und unterstützen<br />

können.<br />

9<br />

Auf <strong>der</strong> Seite von www.planet-berufe.de f<strong>in</strong>den sich unter dem Stichwort „<strong>Eltern</strong>“ zahlreiche, ausgesprochen anschauliche Informationsbroschüren<br />

und Dateien, die für den un<strong>mit</strong>telbaren Gebrauch heruntergeladen bzw. auch als Pr<strong>in</strong>tmedien bestellt werden können.<br />

28


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

Vorstellungsgespräche<br />

<strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d wichtige Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen, wenn Vorstellungsgespräche<br />

anstehen. Da<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> hier e<strong>in</strong>e<br />

Unterstützung se<strong>in</strong> können, müssen sie selbst e<strong>in</strong>e<br />

Ahnung davon haben, worauf es Personalleitungen <strong>in</strong><br />

Bewerbungssituationen ankommt (siehe Arbeitsblätter<br />

18, 19 und 20). Ergänzend bietet das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio<br />

drei verschiedene Arbeitsblätter, die sich<br />

auf mögliche Fragen im Vorstellungsgespräch beziehen.<br />

E<strong>in</strong>e Variante <strong>der</strong> Vorbereitung ist, <strong>Eltern</strong> diese Arbeitsblätter<br />

(z.B. im Rahmen e<strong>in</strong>er Klassenveranstaltung)<br />

zukommen zu lassen. Effektiver ist es sicherlich, wenn<br />

Ausbil<strong>der</strong>/<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong> Personalverantwortliche selbst<br />

<strong>Eltern</strong> im Gespräch vorstellen, worauf sie <strong>in</strong> Bewerbungssituationen<br />

am meisten achten.<br />

2.2.6. Themenbauste<strong>in</strong> 6: Infos und Unterstützung:<br />

Wer hilft mir? Wen kann ich fragen?<br />

In den vorangegangen Themene<strong>in</strong>heiten wurde wie<strong>der</strong>holt<br />

auf die Bedeutung des Orientierungswissens h<strong>in</strong>gewiesen.<br />

<strong>Eltern</strong> brauchen nicht alle Detail<strong>in</strong>formationen,<br />

sie sollten aber wissen, wo sie welche Informationen und<br />

Hilfestellungen bekommen können, wenn sie diese benötigen.<br />

Die folgenden Arbeitsblätter unterstützen <strong>mit</strong> Informationen<br />

zu wichtigen Stuttgarter Adressen:<br />

• Unterstützung bei Bewerbungen und Ausbildungsplatzsuche<br />

(Arbeitsblatt 21)<br />

• Ohne Schulabschluss – wie geht es weiter?<br />

(Arbeitsblatt 22)<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus f<strong>in</strong>den sich im Kapitel 3 des Stuttgarter<br />

Berufswahl-Portfolio wichtige Kontaktadressen <strong>in</strong> Stuttgart,<br />

die ergänzend an <strong>Eltern</strong> weitergegeben werden<br />

können, am besten im Rahmen e<strong>in</strong>er <strong>Eltern</strong>veranstaltung<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>dividuellen <strong>Eltern</strong>gesprächs.<br />

2.3.<br />

Planungshilfen für die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />

Jede Schule hat bereits eigene Formen <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> entwickelt und zum Teil <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswegeplanung<br />

festgeschrieben. Um das Spektrum zu erweitern<br />

und mehr <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die <strong>Berufsorientierung</strong> e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den,<br />

kann es hilfreich se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e Analyse <strong>der</strong> Ausgangssituation<br />

an <strong>der</strong> Schule zu erstellen. Dafür können die folgenden<br />

Schritte durchdacht werden:<br />

Schritt 1:<br />

Reflexion <strong>der</strong> Ausgangssituation an <strong>der</strong> Schule<br />

bzw. <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

• Zu welchen Bauste<strong>in</strong>en wird bereits <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong><br />

zusammengearbeitet?<br />

• Welche Praxisansätze, Methoden, Angebote haben sich<br />

bewährt? Wo wird Handlungsbedarf gesehen?<br />

• Welche Bauste<strong>in</strong>e sollen – eventuell geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong><br />

<strong>Eltern</strong> – entwickelt und vertieft werden? In welcher<br />

Form?<br />

• Besteht die Bereitschaft im Kollegium, sich mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu engagieren? Lassen sich<br />

zum Beispiel kle<strong>in</strong>e Arbeitsgruppen o<strong>der</strong> Tandems<br />

bilden?<br />

• Welche (außerschulischen) Ressourcen können für die<br />

<strong>Zusammenarbeit</strong> mobilisiert werden? (Kolleg/<strong>in</strong>nen,<br />

Schlüsselpersonen, aktive <strong>Eltern</strong>, Migrantenvere<strong>in</strong>e,<br />

Betriebe, etc.)<br />

• Zu welchem Thema besteht für wen Qualifizierungsbedarf<br />

(zum Beispiel für <strong>Eltern</strong> im Bereich des Berufespektrums<br />

o<strong>der</strong> für Lehrer/<strong>in</strong>nen im Bereich von Methoden<br />

aufsuchen<strong>der</strong> Arbeit)?<br />

Schritt 2:<br />

Ziele formulieren<br />

• Welcher Bauste<strong>in</strong>/ welcher Inhalt soll zu welchem<br />

Zeitpunkt bearbeitet werden?<br />

29


KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />

Schritt 3:<br />

Planung und Umsetzung <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong><br />

• Wer s<strong>in</strong>d die verantwortlichen Akteur/<strong>in</strong>nen?<br />

• Mit welchen Partner/<strong>in</strong>nen wollen wir zusammenarbeiten?<br />

• Wer kann uns bei <strong>der</strong> zeitlichen und organisatorischen<br />

Umsetzung unterstützen?<br />

Schritt 4:<br />

Auswertung und Reflexion<br />

• Wie war <strong>der</strong> konkrete Umsetzungsverlauf?<br />

• Was waren för<strong>der</strong>liche, was h<strong>in</strong><strong>der</strong>liche Faktoren?<br />

• Was muss zukünftig verän<strong>der</strong>t werden?<br />

Schritt 5:<br />

Planung <strong>der</strong> nächsten Schritte<br />

• Was steht als nächstes an?<br />

• Wer macht was?<br />

Diese selbstreflexive Ausgangsanalyse bietet sich als erster<br />

Schritt zur Bilanzierung und Entwicklung neuer Angebote<br />

an. Arbeitshilfen für die verschiedenen Planungsschritte<br />

f<strong>in</strong>den Sie im Anhang als Arbeitsblatt 23.<br />

2.4.<br />

Schlussbemerkung<br />

dessen Knappheit an Schulen oft beklagt wird. Auch<br />

wenn gute Beispiele und Erfahrungen immer wie<strong>der</strong><br />

beweisen, dass e<strong>in</strong>e partnerschaftliche Verb<strong>in</strong>dung <strong>mit</strong><br />

<strong>Eltern</strong> zu e<strong>in</strong>er neuen Qualität <strong>der</strong> eigenen Arbeit führen<br />

kann, die man nicht mehr missen möchte, ersche<strong>in</strong>t <strong>der</strong><br />

Weg dorth<strong>in</strong> oft lang und aufwendig und die zu schulternden<br />

Aufgaben e<strong>in</strong>e zu große Bürde. Um nicht im<br />

Gewohnten, das erst mal leichter ersche<strong>in</strong>t, stecken zu<br />

bleiben, hilft es, sich zu vergegenwärtigen, dass es meistens<br />

die kle<strong>in</strong>en Schritte s<strong>in</strong>d, die den Weg zum Ziel<br />

nachhaltig bahnen, und dazu gehören die folgenden:<br />

• Sich Partner/<strong>in</strong>nen suchen hilft – je größer das menschliche<br />

Netzwerk <strong>der</strong> Schule, desto mehr <strong>Eltern</strong> können<br />

erreicht und e<strong>in</strong>gebunden werden.<br />

• Weniger ist mehr - es reicht völlig aus, sich für den<br />

Anfang e<strong>in</strong>e Än<strong>der</strong>ung vorzunehmen und diese nachhaltig<br />

e<strong>in</strong>zuführen: z.B. e<strong>in</strong> neues <strong>Eltern</strong>café an <strong>der</strong><br />

Schule o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e persönliche E<strong>in</strong>ladung verbunden <strong>mit</strong><br />

e<strong>in</strong>em Hausbesuch o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>abend zur <strong>Berufsorientierung</strong><br />

zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es jeden Schuljahres. Jede<br />

sche<strong>in</strong>bar noch so kle<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung kann entscheidend<br />

für neue Ergebnisse sorgen und da<strong>mit</strong> motivierend<br />

für beide Parteien wirken – <strong>Eltern</strong> und Schule.<br />

• Was zusammen <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> neu auf den Weg gebracht<br />

wurde - wie kle<strong>in</strong> o<strong>der</strong> groß auch immer - will am Ende<br />

des Schuljahres geme<strong>in</strong>sam gefeiert se<strong>in</strong>. Die B<strong>in</strong>dungskraft<br />

von geme<strong>in</strong>samen Ritualen und Festen kann den<br />

Alltag durch das Schuljahr h<strong>in</strong>durch <strong>in</strong> hohem Maße<br />

unterstützen.<br />

Diese Handreichung will Mut für den ersten Schritt<br />

machen. Allen Schulen und <strong>Eltern</strong> auf diesem Weg<br />

wünschen wir gutes Gel<strong>in</strong>gen.<br />

<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> neu<br />

zu gestalten, ist für e<strong>in</strong>e Schule e<strong>in</strong>e strukturelle Investition<br />

<strong>in</strong> die Zukunft, die Zeit und Energie kostet. Diese<br />

Handreichung zeigt e<strong>in</strong>e Fülle von Ideen auf, wie Schule<br />

zu e<strong>in</strong>em Ort werden kann, an dem <strong>Eltern</strong> sich konstruktiv<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und gut <strong>mit</strong> Lehrkräften, Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen,<br />

<strong>Eltern</strong>lots/<strong>in</strong>nen und an<strong>der</strong>en schulischen Partner/<strong>in</strong>nen<br />

am Strang <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> ziehen<br />

können. Vielleicht mag sich jedoch auch manche Leser<strong>in</strong><br />

und mancher Leser beim Durcharbeiten <strong>der</strong> Handreichung<br />

ab und zu gefragt haben, wer das alles wann<br />

verwirklichen soll, wenn doch Zeit e<strong>in</strong> kostbares Gut ist,<br />

30


LITERATURHINWEISE<br />

Ausgewählte Literaturh<strong>in</strong>weise<br />

Altan, M.; Foitzik, A.; Goltz, J. (2009). E<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Haltung. <strong>Eltern</strong>(bildungs)arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Migrationsgesellschaft.<br />

E<strong>in</strong>e praxisorientierte Reflexionshilfe, Stuttgart.<br />

www.ajs-bw.de<br />

Gel<strong>in</strong>gende <strong>Eltern</strong>arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsgesellschaft ist nicht <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> richtigen<br />

Methode, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Frage <strong>der</strong> Haltung. Diese muss <strong>in</strong> den Blick genommen und verstanden werden vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> jeweiligen <strong>in</strong>stitutionellen und gesellschaftlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen. Davon ausgehend<br />

unterzieht das Autorenteam geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> den Fachkräften vor Ort <strong>der</strong>en alltägliche Praxis <strong>in</strong> Bildungsund<br />

Jugendhilfee<strong>in</strong>richtungen e<strong>in</strong>er selbstkritischen Reflexion und beschreibt Gelungenes wie auch Situationen<br />

des Scheiterns.<br />

Bärsch, J. (2005). Interkulturelle <strong>Eltern</strong>arbeit. <strong>Eltern</strong> von Migrantenjugendlichen verstärkt <strong>in</strong> die Berufs- und Bildungsorientierung<br />

ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>beziehen. Endbericht Equal-Projekt, Köln.<br />

www.kni.de/docs/<strong>Eltern</strong>arbeit/Endbericht_Interkulturelle_<strong>Eltern</strong>arbeit.pdf (letzter Zugriff: 17.6.2010).<br />

E<strong>in</strong> anschaulich zu lesen<strong>der</strong> Abschlussbericht e<strong>in</strong>es Equal-Projektes, das quantitative und qualitative<br />

Auswertungen <strong>mit</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verb<strong>in</strong>det.<br />

Boos-Nünn<strong>in</strong>g, U.; Di Bernardo, L.; Rimbach, B.; Wolbeck, I. (o.J.). <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> zugewan<strong>der</strong>ten <strong>Eltern</strong> –<br />

Mythos o<strong>der</strong> Realität? Materialband für Berater<strong>in</strong>nen und Berater im Arbeitsfeld „Übergang Schule/ Beruf“, RAA (Hrsg.),<br />

Essen. (o.J.).<br />

Dieser Materialband beschreibt <strong>in</strong> gut lesbarer Form Grundzüge <strong>der</strong> Zuwan<strong>der</strong>ungsgeschichte und verweist<br />

auf Möglichkeiten, zugewan<strong>der</strong>te <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> den Übergang Schule – Beruf e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den. Dabei werden zentrale<br />

Grundsätze erörtert wie auch konkrete Praxistipps für die Gestaltung von Veranstaltungen etc. gegeben.<br />

Fürstenau, S.; Gomolla, M. (Hrsg.) (2009). Migration und schulischer Wandel: <strong>Eltern</strong>beteiligung, Wiesbaden.<br />

Das Lehrbuch ver<strong>mit</strong>telt e<strong>in</strong>en Überblick über theoretisches Grundlagenwissen, Forschungsergebnisse sowie<br />

Strategien und Praxisbeispiele zum Thema <strong>Eltern</strong>beteiligung und beleuchtet die wichtigsten Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> zwischen Schule und <strong>Eltern</strong> im Kontext migrationsbed<strong>in</strong>gter Heterogenität. Vorgestellt<br />

werden Praxisprojekte wie z.B. <strong>Eltern</strong>netzwerk NRW, Interkulturelle Bildungslots<strong>in</strong>nen, Familiy Literacy<br />

und das RAA Projekt „Rucksack <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundschule“.<br />

31


LITERATURHINWEISE<br />

Gaupp, N.; Pre<strong>in</strong>, G. (2007). Stuttgarter Haupt- und För<strong>der</strong>schüler/<strong>in</strong>nen auf dem Weg von <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> die Berufsausbildung.<br />

Bericht zur Basiserhebung <strong>der</strong> Stuttgarter Schulabsolventenstudie. Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut e.V., Landeshauptstadt<br />

Stuttgart.<br />

Das Deutsche Jugend<strong>in</strong>stitut führte im Auftrag <strong>der</strong> Landeshauptstadt Stuttgart e<strong>in</strong>e dreijährige Längsschnittuntersuchung<br />

unter Stuttgarter Haupt- und För<strong>der</strong>schüler/<strong>in</strong>nen <strong>mit</strong> dem Ziel durch, die Verlaufsmuster von<br />

Übergängen <strong>in</strong> die Ausbildung zu skizzieren und Informationen über die Wirksamkeit von Bildungsgängen,<br />

Angeboten und Maßnahmen zu liefern. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Basiserhebung im letzten Pflichtschuljahr <strong>der</strong><br />

Schüler/<strong>in</strong>nen skizzieren vorwiegend die Vorbereitung <strong>der</strong> Jugendlichen auf die Zeit nach <strong>der</strong> Schule.<br />

Medvedev, A.; Eralp, H.; Kümmerle, S. (2009). Handbuch für die <strong>in</strong>terkulturelle <strong>Eltern</strong>arbeit. Hamburg:<br />

KWB – Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V.<br />

www.bqm-handbuch.de<br />

Dieses Handbuch bietet e<strong>in</strong>e Fülle von Materialien, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> (<strong>in</strong>terkulturellen) <strong>Eltern</strong>arbeit zum Thema Übergang<br />

Schule – Beruf e<strong>in</strong>gesetzt werden können. Darüber h<strong>in</strong>aus werden Anregungen für die Planung und<br />

Gestaltung von <strong>Eltern</strong>treffs gegeben.<br />

Schwaiger, M.; Neumann, U. (2010). Regionale Bildungsgeme<strong>in</strong>schaften. Gutachten zur <strong>in</strong>terkulturellen<br />

<strong>Eltern</strong>beteiligung <strong>der</strong> RAA, Hamburg.<br />

www.raa.de<br />

Die Regionalen Arbeitsstellen (RAA) s<strong>in</strong>d bundesweit führend <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>. In diesem<br />

Gutachten werden die Angebote systematisch evaluiert, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en europäischen Diskussionskontext gestellt<br />

und viele bundesweit gelungene Praxisansätze vorgestellt.<br />

Straßburger, G.; Bestmann, S. (2008). Praxishandbuch für sozialraumorientierte <strong>in</strong>terkulturelle Arbeit, Bonn.<br />

www.<strong>mit</strong>arbeit.de<br />

In diesem anschaulichen und sehr gut lesbaren Praxishandbuch erläutern die Autor/<strong>in</strong>nen, wie Angebote so<br />

gestaltet werden können, dass Migrantenfamilien sie als attraktiv und hilfreich erachten und nutzen. Zentrale<br />

Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> sozialraumorientierten Arbeit werden an Praxisbeispielen erläutert:<br />

• konsequentes Ansetzen an den Interessen <strong>der</strong> Familien,<br />

• aktivierende Arbeit und För<strong>der</strong>ung von Ressourcen,<br />

• Konzentration auf die Ressourcen <strong>der</strong> Familien und <strong>der</strong> Stadtteil<strong>in</strong>frastruktur.<br />

E<strong>in</strong>e überaus anregende und empfehlenswerte Lektüre für alle, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- und Jugendhilfe, <strong>in</strong> Schule, im<br />

Quartiersmanagement, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadtteilarbeit o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Verbänden, Vere<strong>in</strong>en und Kommunen <strong>mit</strong> Familien arbeiten.<br />

Bezug unter: Stiftung MITARBEIT, Bornheimer Str. 37, 53111 Bonn.<br />

Tschöpe-Scheffler, S. (Hrsg.) (2006). Konzepte <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>bildung – e<strong>in</strong>e kritische Übersicht. Opladen.<br />

In diesem Sammelband werden die bundesweit bekanntesten <strong>Eltern</strong>bildungsansätze und Programme (z.B. Starke<br />

<strong>Eltern</strong>-Starke K<strong>in</strong><strong>der</strong>, STEP, Triple P, Kess, <strong>Eltern</strong> Stärken, Stadtteilmütter, FuN, etc.) anhand konkreter Standorte<br />

(<strong>mit</strong> den jeweiligen Kontaktdaten) vorgestellt und <strong>in</strong>haltlich auf ihre Chancen und Grenzen h<strong>in</strong> diskutiert. E<strong>in</strong>e<br />

gute Grundlage für alle, die sich e<strong>in</strong>en Überblick über dieses Handlungsfeld verschaffen wollen und Impulse für<br />

die Gestaltung ihrer eigenen Praxis suchen.<br />

32


EuropäischE union


Wie kann man die<br />

Arbeitsblätter e<strong>in</strong>setzen?<br />

Deutsch<br />

Die folgenden Arbeitsblätter können auf <strong>Eltern</strong>abenden und <strong>Eltern</strong>cafés o<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> an<strong>der</strong>en <strong>Eltern</strong>bildungsveranstaltungen, z.B. <strong>in</strong> Schulen und Migrantenvere<strong>in</strong>en,<br />

e<strong>in</strong>gesetzt werden. Sie ver<strong>mit</strong>teln Ideen und Vorschläge, wie Sie <strong>Eltern</strong><br />

auf die <strong>Berufsorientierung</strong> ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> vorbereiten können.<br />

Inhalt und Reihenfolge <strong>der</strong> Arbeitsblätter s<strong>in</strong>d so aufgebaut, dass sie den sechs<br />

Themenbauste<strong>in</strong>en zur E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die schulische <strong>Berufsorientierung</strong><br />

entsprechen:<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 1: Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 2: Persönlichkeit, Interessen und Fähigkeiten<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 3: Berufe erkunden<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 4: Die Arbeitswelt erleben und verstehen<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 5: Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 6: Infos und Unterstützung<br />

Die Arbeitsblätter werden ergänzt durch e<strong>in</strong>e Planungshilfe für Schulen und<br />

e<strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>-ABC <strong>Berufsorientierung</strong>. Dieses erläutert wichtige Begriffe und<br />

Abkürzungen. Seien Sie mutig, das Arbeitsmaterial flexibel zu verwenden und<br />

fügen Sie je nach Bedarf Informationen h<strong>in</strong>zu. Unser Ratschlag ist, sich dabei<br />

an den Fragen und Interessen <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> zu orientieren und die Inhalte<br />

geme<strong>in</strong>sam im Dialog zu erarbeiten. Dann können <strong>Eltern</strong> die für sie wichtigen<br />

Kenntnisse und Kompetenzen erwerben und ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf dem Weg <strong>in</strong> die<br />

berufliche Zukunft gut begleiten.


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 1:<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />

Arbeitsblatt 1<br />

… sie ihrem K<strong>in</strong>d helfen<br />

können, gute Bewerbungen<br />

zu schreiben.<br />

… sie ihrem K<strong>in</strong>d Tipps für<br />

Vorstellungsgespräche<br />

geben können.<br />

… sie ihr K<strong>in</strong>d an Term<strong>in</strong>e<br />

und Vere<strong>in</strong>barungen er<strong>in</strong>nern<br />

können.<br />

… sie <strong>mit</strong> ihrem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en<br />

Praktikums- o<strong>der</strong> Ausbildungsplatz<br />

suchen können.<br />

<strong>Eltern</strong> s<strong>in</strong>d wichtig,<br />

weil ...<br />

… sie ihr K<strong>in</strong>d beim<br />

Lernen unterstützen<br />

können.<br />

… sie ihrem K<strong>in</strong>d Mut machen<br />

können.<br />

…<br />

… sie über ihre Erfahrungen<br />

aus Arbeit und Beruf<br />

sprechen können.


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 1:<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />

Arbeitsblatt 2<br />

<strong>Eltern</strong>abende<br />

Berufserkundung<br />

Stuttgarter<br />

Berufswahl-Portolio<br />

Präsentationen und<br />

Vorführungen <strong>Eltern</strong>gespräche<br />

So können Sie <strong>mit</strong><br />

unserer Schule<br />

zusammenarbeiten<br />

…<br />

Individueller<br />

För<strong>der</strong>plan<br />

<strong>Eltern</strong>treffs und<br />

<strong>Eltern</strong>café


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 1:<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />

Arbeitsblatt 3<br />

Geben Sie Ihrem K<strong>in</strong>d feste<br />

Aufgaben im Haushalt.<br />

So lernt es Zuverlässigkeit<br />

und Ausdauer.<br />

Helfen Sie Ihrem K<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong><br />

Hobby zu f<strong>in</strong>den. So lernt es<br />

etwas über die eigenen<br />

Interessen.<br />

Unterstützen Sie Ihr K<strong>in</strong>d bei<br />

ehrenamtlichen Aktivitäten,<br />

dies zahlt sich beim Suchen<br />

e<strong>in</strong>er Lehrstelle aus.<br />

Helfen Sie Ihrem K<strong>in</strong>d<br />

beim Verfassen von<br />

Bewerbungen.<br />

10 Tipps zur<br />

<strong>Berufsorientierung</strong><br />

Helfen Sie Ihrem K<strong>in</strong>d<br />

beim Lernen. Gute Noten<br />

s<strong>in</strong>d wichtig.<br />

Loben Sie Ihr K<strong>in</strong>d, wenn<br />

etwas gut klappt und<br />

machen Sie ihm Mut<br />

bei Rückschlägen.<br />

Helfen Sie Ihrem K<strong>in</strong>d<br />

durch Gespräche,<br />

eigene Interessen und<br />

Begabungen herauszuf<strong>in</strong>den.<br />

Geben Sie Ihrem K<strong>in</strong>d Tipps<br />

für Vorstellungsgespräche,<br />

denn Sie s<strong>in</strong>d erfahrener.<br />

Suchen Sie das Gespräch<br />

<strong>mit</strong> den Lehrern Ihres<br />

K<strong>in</strong>des – Ihr K<strong>in</strong>d profitiert<br />

von Ihrer Kooperation.<br />

Teilen Sie Ihre<br />

Erfahrungen <strong>mit</strong> dem<br />

Berufsleben <strong>mit</strong><br />

Ihrem K<strong>in</strong>d.<br />

In Anlehnung an: Regionales Übergangsmanagement Nürnberg, Bildungsbüro <strong>der</strong> Stadt Nürnberg (Hrsg.) (o.J.), <strong>Eltern</strong>power. Begleitbriefe für die Berufswahl.


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 1:<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl ihres K<strong>in</strong>des<br />

Arbeitsblatt 4<br />

Was bedeutet das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio?<br />

Das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio ist e<strong>in</strong> Sammelordner, <strong>der</strong> allen Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern seit dem Schuljahr<br />

2010/11 <strong>in</strong> den Haupt- und Werkrealschulen zur Unterstützung ihrer <strong>Berufsorientierung</strong> zur Verfügung steht. Mit dem<br />

Ordner plant Ihr K<strong>in</strong>d <strong>mit</strong> Hilfe <strong>der</strong> Schule <strong>in</strong> verschiedenen Schritten se<strong>in</strong>en Weg <strong>in</strong> die Ausbildung und den Beruf. Die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> verschiedenen Lernschritte werden im Ordner dokumentiert. Bewerbungen werden da<strong>mit</strong> geplant und<br />

Praktikumsbesche<strong>in</strong>igungen und an<strong>der</strong>e Zertifikate dar<strong>in</strong> abgeheftet. In <strong>der</strong> Regel verbleibt <strong>der</strong> Ordner <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule,<br />

da<strong>mit</strong> er dort je<strong>der</strong>zeit greifbar ist.<br />

Der Ordner ist Eigentum Ihres K<strong>in</strong>des und kann auch nach <strong>der</strong> Schulzeit weiter verwendet werden.<br />

Was haben Sie als <strong>Eltern</strong> von diesem Ordner?<br />

• Sie erfahren viel über die Stärken und Fähigkeiten Ihres K<strong>in</strong>des.<br />

• Sie wissen genau, wo Ihr K<strong>in</strong>d im Berufswahlprozess gerade steht.<br />

• Sie wissen, welche nächsten Schritte anstehen.<br />

• Sie bekommen Rückmeldungen über Ihr K<strong>in</strong>d von den Praktikumse<strong>in</strong>sätzen.<br />

• Sie können kontrollieren, ob ihr K<strong>in</strong>d alle wichtigen Unterlagen für Bewerbungen zusammen hat.<br />

• Sie erhalten wichtige Adressen von Kontaktpersonen für weitere Unterstützung.<br />

Wie können Sie Ihr K<strong>in</strong>d hier unterstützen?<br />

• Lassen Sie sich den Ordner regelmäßig zeigen.<br />

• Achten Sie <strong>mit</strong> darauf, dass Praktikumsbesche<strong>in</strong>igungen und Zertifikate ordentlich e<strong>in</strong>gepflegt werden.<br />

• Nehmen Sie den Ordner zum Anlass, über Berufe zu sprechen.<br />

• Zeigen Sie Interesse für die Berufswegeplanung <strong>der</strong> Schule.<br />

• Übernehmen Sie es konkrete Arbeitsaufgaben, wie z.B. e<strong>in</strong>e eigene E<strong>in</strong>schätzung <strong>der</strong> Stärken Ihres K<strong>in</strong>des,<br />

abzugeben.<br />

• Informieren Sie sich über den Wunschberuf Ihres K<strong>in</strong>des und die Chancen und Möglichkeiten dieses Berufes.<br />

• Motivieren Sie Ihr K<strong>in</strong>d, wenn möglich, se<strong>in</strong>en Wunsch zu verwirklichen.


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 2:<br />

Persönlichkeit, Interessen und Fähigkeiten<br />

Arbeitsblatt 5<br />

Mütter und Väter benennen die Stärken ihres K<strong>in</strong>des<br />

Stuttgart, den _____________<br />

Liebe/r ______________<br />

wir wollen, dass Du gut über Dich und De<strong>in</strong>e Fähigkeiten Bescheid weißt. Dazu wollen wir schon heute etwas<br />

beitragen. Bewahre diesen Brief gut auf o<strong>der</strong> hefte ihn <strong>in</strong> De<strong>in</strong> Berufswahl-Portfolio.<br />

Wir mögen an Dir beson<strong>der</strong>s:<br />

Wir f<strong>in</strong>den, dass Du Vieles gut kannst, aber beson<strong>der</strong>s gut kannst Du:<br />

Unserer Me<strong>in</strong>ung nach <strong>in</strong>teressierst Du Dich ganz beson<strong>der</strong>s für:<br />

Alles Liebe<br />

De<strong>in</strong>e Mutter/De<strong>in</strong> Vater<br />

In Anlehnung an: Lernende Region Netzwerk Köln, Leitfaden Berufswahlorientierung für die Sek. I, o. J.


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 3:<br />

Berufe erkunden<br />

Arbeitsblatt 6<br />

Betriebliche und schulische Berufsausbildung – Unterschiede und Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

Betriebliche Berufsausbildung Schulische Berufsausbildung<br />

Was ist das?<br />

Betriebliche Berufsausbildung f<strong>in</strong>det an zwei<br />

Orten statt:<br />

1. im Ausbildungsbetrieb (Praxis)<br />

2. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule (Theorie)<br />

Schulische Berufsausbildung f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Berufsfachschule statt:<br />

• Vollzeitunterricht<br />

• mehrwöchige Praktika<br />

Die wichtigsten Ausbildungsbereiche<br />

• Industrie und Handel<br />

• Handwerk<br />

• Landwirtschaft<br />

• öffentlicher Dienst<br />

• freie Berufe (Arztpraxen und Apotheken, Rechtsanwalts-<br />

und Steuerberaterkanzleien)<br />

• pflegerische und soziale Berufe<br />

• Wirtschaft<br />

• Fremdsprachen<br />

• Technik<br />

• Gestaltung<br />

• Musik<br />

Schulische Voraussetzungen<br />

• ke<strong>in</strong> bestimmter Schulabschluss vorausgesetzt<br />

• Erwartung: m<strong>in</strong>destens guter Hauptschulabschluss<br />

• oft Realschulabschluss erwartet<br />

• manche Berufsfachschulen nehmen<br />

Hauptschüler/<strong>in</strong>nen<br />

Dauer <strong>der</strong> Ausbildung<br />

• je nach Beruf 2 bis 3,5 Jahre • je nach Beruf 2 bis 3,5 Jahre<br />

Bewerbung<br />

• Ausbildungsbeg<strong>in</strong>n: <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel 1. September<br />

• Bewerbungen müssen oft e<strong>in</strong> Jahr vorher abgeschickt<br />

werden<br />

• die Bewerbung muss oft e<strong>in</strong> Jahr vor<br />

Ausbildungsbeg<strong>in</strong>n vorliegen<br />

Vergütung<br />

• vertraglich vere<strong>in</strong>barte Ausbildungsvergütung<br />

• Höhe: abhängig vom Beruf und Ausbildungsbetrieb<br />

• meistens ke<strong>in</strong>e Ausbildungsvergütung<br />

• staatliche Berufsfachschulen s<strong>in</strong>d kostenfrei<br />

• private Schulen verlangen Schulgeld


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 3:<br />

Berufe erkunden<br />

Arbeitsblatt 7<br />

Maßnahmen <strong>der</strong><br />

Berufsvorbereitung<br />

<strong>der</strong> Agentur für Arbeit, JobCenter,<br />

Jugendamt (z.B. BVB, EQ)<br />

teilweise Erwerb des<br />

Hauptschulabschlusses möglich<br />

Berufsvorbereitungsjahr<br />

(BVJ)/Vorqualifizierung Arbeit<br />

und Beruf (VAB)<br />

an e<strong>in</strong>er beruflichen Schule<br />

Erwerb des Hauptschulabschlusses<br />

möglich<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

ohne e<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss<br />

Übersicht Bildungs- und Ausbildungswege<br />

Berufstätigkeit<br />

Studium<br />

Duale Ausbildung<br />

(<strong>in</strong> Betrieb und Berufsschule)<br />

Gymnasium<br />

Erwerb <strong>der</strong> Hochschulreife<br />

Werkrealschule/<br />

Realschule<br />

Erwerb des <strong>mit</strong>tleren<br />

Bildungsabschlusses<br />

Berufse<strong>in</strong>stiegsjahr (BEJ)<br />

an e<strong>in</strong>er beruflichen Schule<br />

Verbesserung des Hauptschulabschlusses<br />

möglich<br />

Berufsfachschule (BFS)<br />

E<strong>in</strong>jährige BFS: Ausbildungs<strong>in</strong>halte<br />

erstes Lehrjahr<br />

Zweijährige BFS: Berufsausbildung<br />

bzw. <strong>mit</strong>tlerer Bildungsabschluss<br />

Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler<br />

<strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Hauptschulabschluss


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 3:<br />

Berufe erkunden<br />

Arbeitsblatt 8<br />

Berufe und Schulabschlüsse<br />

Hauptschulabschluss<br />

Realschulabschluss<br />

Handwerk<br />

Gastronomie<br />

Handel<br />

E<strong>in</strong>zelhandelskauffrau/mann<br />

Gewerblichtechnische<br />

Berufe<br />

Industriemechaniker/<strong>in</strong><br />

Kaufmännische<br />

Berufe<br />

Florist/<strong>in</strong><br />

Koch/<br />

Köch<strong>in</strong><br />

Elektroniker/<strong>in</strong><br />

Maler/<strong>in</strong> und<br />

Lackierer/<strong>in</strong><br />

Fachkraft für<br />

Gastgewerbe<br />

Verkäufer/<strong>in</strong><br />

Bürokauffrau/mann<br />

Speditionskauffrau/mann<br />

Gesundheitsberufe<br />

Altenpfleger/<strong>in</strong><br />

Krankenschwester/<br />

pfleger<br />

In Anlehnung an: Medvedev, A./Eralp, H./Kümmerle, S. (2009), BQM Handbuch für die <strong>in</strong>terkulturelle <strong>Eltern</strong>arbeit.<br />

Hamburg: KWB – Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V.<br />

IT- und<br />

Medienberufe<br />

Mediengestalter/<strong>in</strong><br />

System<strong>in</strong>formatiker/<strong>in</strong><br />

Abitur<br />

Kaufmännische<br />

Berufe<br />

Bankkauffrau/mann<br />

Industriekauffrau/mann<br />

Duales<br />

Studium<br />

Betriebswirt/<strong>in</strong><br />

Public<br />

Management


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 3:<br />

Berufe erkunden<br />

Arbeitsblatt 9<br />

Ausbildung und Entwicklungsmöglichkeiten „De<strong>in</strong>e Karriereleiter“<br />

Unternehmer/<strong>in</strong><br />

Unternehmer/<strong>in</strong><br />

Geschäftsleiter/<strong>in</strong><br />

Master of Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

Bachelor of Arts - Handel<br />

Geschäftsleiter/<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>käufer/<strong>in</strong><br />

Abteilungsleitung<br />

Bachelor of Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g<br />

staatlich geprüfte/r Betriebswirt/<strong>in</strong><br />

Meister/<strong>in</strong><br />

Handelsassistent/<strong>in</strong><br />

Werkpolierer/<strong>in</strong><br />

Handelsfachwirt/<strong>in</strong><br />

Fachberatung für Handelsbereiche<br />

Vorarbeiter/<strong>in</strong><br />

Substitut<br />

(stellvertretende Abteilungsleitung)<br />

Polierer/<strong>in</strong><br />

Erstverkäufer/<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>zelhandelskauffrau<br />

bzw.<br />

E<strong>in</strong>zelhandelskaufmann<br />

Stuckateur<br />

bzw.<br />

Stuckateur<strong>in</strong><br />

In Anlehnung an: www.berufskunde.com


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 4:<br />

Die Arbeitswelt erleben und verstehen<br />

Arbeitsblatt 10<br />

Das Ausbildungsstellen-Bewerber/<strong>in</strong>nen-Verhältnis<br />

Die fünf häufigsten an HAUPTSCHULEN gewählten Ausbildungsberufe<br />

Beruf<br />

Bewerber<strong>in</strong>nen pro<br />

Ausbildungsstelle<br />

Beruf<br />

Bewerber pro<br />

Ausbildungsstelle<br />

HAUPTSCHÜLERINNEN<br />

1. Kauffrau im<br />

E<strong>in</strong>zelhandel<br />

2,3<br />

Bewerber<strong>in</strong>nen<br />

pro Stelle<br />

2. Friseur<strong>in</strong> 3,4<br />

3. Verkäufer<strong>in</strong> 2,7<br />

4. Arzthelfer<strong>in</strong>/<br />

Mediz<strong>in</strong>ische<br />

Fachangestellte<br />

4,3<br />

5. Bürokauffrau 2,4<br />

HAUPTSCHÜLER<br />

1. Kraftfahrzeugmechaniker,<br />

Personenkraftwagentechniker<br />

2. Kaufmann im<br />

E<strong>in</strong>zelhandel<br />

3,8<br />

Bewerber<br />

pro Stelle<br />

2,3<br />

3. Koch 1,7<br />

4. Industriemechaniker<br />

5. Maler und<br />

Lackierer –<br />

Gestaltung und<br />

Instandhaltung<br />

1,4<br />

2,4<br />

Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg (Hrsg.) (2006), <strong>Eltern</strong> und Berufswahl. Für <strong>Eltern</strong> von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern an Haupt- und<br />

Realschulen.


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 4:<br />

Die Arbeitswelt erleben und verstehen<br />

Arbeitsblatt 11<br />

E<strong>in</strong> Praktikum nachbereiten? Offene Fragen können helfen.<br />

Wenn Ihr K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Praktikum absolviert hat, hilft es, wenn Sie ihm die folgenden Fragen stellen:<br />

1. Was gefiel dir am Praktikum beson<strong>der</strong>s gut und was weniger?<br />

2. Was hast du dort gemacht?<br />

3. Was hast du dort gelernt?<br />

4. Was hättest du dort noch gerne gelernt?<br />

5. Wie war de<strong>in</strong> Verhältnis zu de<strong>in</strong>em Chef bzw. de<strong>in</strong>er Chef<strong>in</strong> und den an<strong>der</strong>en Arbeitskolleg/<strong>in</strong>nen?<br />

6. Haben sich de<strong>in</strong>e Erwartungen an das Praktikum erfüllt?<br />

Falls nicht: Was hat dir gefehlt?<br />

7. Kommt e<strong>in</strong>e Ausbildung <strong>in</strong> diesem Beruf für dich <strong>in</strong> Frage?<br />

In Anlehnung an: Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg (Hrsg.) (2008/2009), <strong>Eltern</strong> und Berufswahl. Für <strong>Eltern</strong> von Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern<br />

<strong>der</strong> Klassen 8-10.


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />

Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />

Arbeitsblatt 12<br />

Berufswahl- und Bewerbungsfahrplan<br />

8. Schuljahr 9. Schuljahr<br />

1. Schulhalbjahr 2. Schulhalbjahr 1. Schulhalbjahr 2. Schulhalbjahr<br />

August/September Februar Juli September Februar Juli<br />

Praktika Bewerbungsbeg<strong>in</strong>n<br />

bei Großbetrieben,<br />

Banken<br />

Versicherungen<br />

(bei Hauptschulabschluss)<br />

Bewerbungsbeg<strong>in</strong>n<br />

für<br />

schulische Ausbildungen<br />

und <strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>eren Betrieben<br />

(bei Hauptschulabschluss)<br />

Anmeldung an<br />

weiterführenden<br />

Schulen<br />

Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

Ausbildung o<strong>der</strong><br />

weiterführenden<br />

Schule<br />

INFORMIEREN<br />

(Was gibt es? Was <strong>in</strong>teressiert mich? Was kann ich?)<br />

ENTSCHEIDEN<br />

(Was will ich werden? Was will ich machen?)<br />

BEWERBEN<br />

(Bewerbungen schreiben und versenden)<br />

In Anlehnung an: Bundesagentur für Arbeit, Agentur für Arbeit Stuttgart (Hrsg.) (2009/2010), Infos zur Berufsausbildung.<br />

10. Klasse<br />

Werkrealschule<br />

Praktika und<br />

Bewerbungen<br />

verfassen


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />

Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />

Arbeitsblatt 13<br />

So können Sie beim Lebenslauf schreiben helfen<br />

Beispiel e<strong>in</strong>es Lebenslaufes<br />

LEBENSLAUF<br />

Zur Person<br />

Name:<br />

Meryem Ataman<br />

Geboren am: 14. Oktober 1993<br />

Geburtsort:<br />

Stuttgart<br />

Anschrift: Saarstraße 112<br />

70173 Stuttgart<br />

Tel.: 0711 123456<br />

E-Mail: meryem.ataman@web.net.de<br />

Foto<br />

Ist das Bewerbungsfoto<br />

aktuell und seriös?<br />

Stimmen die Angaben<br />

zur Person?<br />

<strong>Eltern</strong>:<br />

Efe Ataman, Elektriker<br />

Ebru Ataman, Verkäufer<strong>in</strong><br />

S<strong>in</strong>d die Angaben zu den<br />

<strong>Eltern</strong> richtig?<br />

Schulbildung<br />

Grundschule:<br />

Hauptschule:<br />

Liebl<strong>in</strong>gsfächer:<br />

Schulische Aktivitäten:<br />

1999-2003 Trift-Grundschule Stuttgart<br />

seit 2003 Friedrich-Jahn-Hauptschule<br />

Stuttgart<br />

Deutsch, Englisch<br />

Schulradio, Schülernachhilfe<br />

Ist <strong>der</strong> Überblick auf die<br />

Schullaufbahn Ihres K<strong>in</strong>des<br />

korrekt?<br />

Schulabschluss:<br />

Beson<strong>der</strong>e Kenntnisse<br />

Kenntnisse:<br />

Praktische Erfahrungen<br />

Betriebspraktikum:<br />

Hauptschulabschluss im Sommer 2010 geplant<br />

Englisch<br />

Türkisch<br />

vertiefte EDV-Kenntnisse <strong>in</strong> MS Word<br />

und Excel<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> 8. Klasse Praktikum im Hotel<br />

Die drei Spatzen <strong>in</strong> Stuttgart<br />

Liebl<strong>in</strong>gsfächer und<br />

schulische Aktivitäten<br />

zeigen, was Ihrem K<strong>in</strong>d<br />

wichtig ist.<br />

Mit se<strong>in</strong>en Kenntnissen<br />

und Hobbys zeigt Ihr K<strong>in</strong>d,<br />

dass es Eigenschaften besitzt,<br />

die für die Ausbildung<br />

wichtig s<strong>in</strong>d.<br />

Ferienjob:<br />

Aushilfe im Biergarten Zum Krug,<br />

Stuttgart<br />

Interessen<br />

Hobbys:<br />

28. Juli 2010<br />

Meryem Ataman<br />

Freunde treffen, lesen, Handball<br />

Ist <strong>der</strong> Lebenslauf unterschrieben<br />

und datiert? Achten<br />

Sie darauf, dass hier das<br />

gleiche Datum steht wie im<br />

Bewerbungsschreiben.<br />

In Anlehnung an: Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg (Hrsg.) (2008/2009), Me<strong>in</strong> Start <strong>in</strong> die Ausbildung. Berufswahl begleiten.<br />

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Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />

Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />

Arbeitsblatt 14<br />

So können Sie beim Bewerbungsschreiben helfen<br />

Beispiel e<strong>in</strong>es Bewerbungsschreibens<br />

Ha<strong>mit</strong> Pamuk<br />

Ste<strong>in</strong>weg 16<br />

70173 Stuttgart<br />

Tel.: 0711 11113<br />

E-Mail: ha<strong>mit</strong>.pamuk@webnet.de<br />

Pechste<strong>in</strong> Landschaftsbau<br />

Dieter Pechste<strong>in</strong><br />

Franzstraße 20<br />

70173 Stuttgart Stuttgart, 20. August 2010<br />

Bewerbung um e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz als Gärtner – Garten- und Landschaftsbau<br />

Sehr geehrter Herr Pechste<strong>in</strong>,<br />

<strong>mit</strong> großem Interesse habe ich Ihre Anzeige <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jobbörse <strong>der</strong> Agentur für Arbeit gelesen.<br />

Auf Ihrer Homepage habe ich mich über Ihren Betrieb und Ihr Ausbildungskonzept <strong>in</strong>formiert.<br />

Dies hat mir gut gefallen und deshalb bewerbe ich mich bei Ihnen.<br />

Während me<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>wöchigen Praktikums <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gärtnerei Grön<strong>in</strong>g konnte ich erste E<strong>in</strong>blicke<br />

<strong>in</strong> den beruflichen Alltag e<strong>in</strong>es Gärtners gew<strong>in</strong>nen. Dabei gefielen <strong>mit</strong> beson<strong>der</strong>s gut die<br />

Bepflanzung und die Pflege von Hausgärten. Ich arbeite sehr gern an <strong>der</strong> frischen Luft und<br />

b<strong>in</strong> körperlich belastbar. Da mir diese Arbeit viel Spaß bereitet hat, habe ich mich für den<br />

Beruf des Landschaftsgärtners entschieden.<br />

Zurzeit besuche ich die Pestalozzi-Hauptschule <strong>in</strong> Stuttgart, die ich im Juli 2011 erfolgreich<br />

abschließen werde.<br />

Gerne b<strong>in</strong> ich bereit, bei Ihnen e<strong>in</strong> Praktikum zu machen, da<strong>mit</strong> Sie sich von mir und<br />

me<strong>in</strong>en Fähigkeiten überzeugen können.<br />

Auf e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung zu e<strong>in</strong>em persönlichen Gespräch freue ich mich sehr.<br />

Freundliche Grüße<br />

Ha<strong>mit</strong> Pamuk<br />

Ha<strong>mit</strong> Pamuk<br />

Anlagen<br />

Lebenslauf<br />

Zeugnis 8. Klasse<br />

Praktikumsbesche<strong>in</strong>igung<br />

Stimmen Name und<br />

Anschrift Ihres K<strong>in</strong>des?<br />

S<strong>in</strong>d die Anschrift des<br />

Unternehmens und <strong>der</strong><br />

Name des Ansprechpartners<br />

richtig geschrieben?<br />

Stimmen <strong>der</strong> Wohnort<br />

und das Datum?<br />

Ist die Anrede des<br />

Ansprechpartners höflich<br />

formuliert?<br />

Steht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Betreffzeile<br />

die genaue<br />

Berufsbezeichnung?<br />

Begründet Ihr K<strong>in</strong>d,<br />

warum es sich bei diesem<br />

Betrieb bewirbt?<br />

Zeigt Ihr K<strong>in</strong>d welche<br />

Erfahrungen es <strong>mit</strong>br<strong>in</strong>gt<br />

und warum es sich für<br />

diesen Beruf <strong>in</strong>teressiert?<br />

Wann macht Ihr K<strong>in</strong>d<br />

welchen Schulabschluss?<br />

Bekundet Ihr K<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>satzbereitschaft?<br />

Verabschiedet sich Ihr<br />

K<strong>in</strong>d freundlich? Ist das Dokument<br />

unterschrieben?<br />

S<strong>in</strong>d alle beiliegenden<br />

Dokumente aufgelistet?<br />

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Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />

Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />

Arbeitsblatt 15<br />

Ausbildungsreife – was bedeutet das?<br />

Schulische Grundkenntnisse:<br />

• korrekte Rechtschreibung<br />

• Textverständnis<br />

• mathematische Grundkenntnisse<br />

• wirtschaftliche Grundkenntnisse<br />

Soziale Kompetenzen:<br />

• Zuverlässigkeit<br />

• gute Umgangsformen<br />

• Kritikfähigkeit<br />

• Verantwortungsbewusstse<strong>in</strong><br />

• Teamfähigkeit<br />

• Pünktlichkeit<br />

Ausbildungsreife<br />

Das erwarten Betriebe von<br />

Ihrem K<strong>in</strong>d:<br />

Berufsentscheidung:<br />

• Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung <strong>mit</strong><br />

eigenen Interessen, Stärken und<br />

Zielvorstellungen<br />

Denken und Komb<strong>in</strong>ieren:<br />

• logisches Denken<br />

• Merkfähigkeit<br />

• aktives Mitdenken<br />

• Zusammenhänge erkennen können<br />

• konzentriertes Arbeiten<br />

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Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />

Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />

Arbeitsblatt 16 a<br />

Checkliste: Ist me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d reif für die Ausbildung?<br />

Soziale Kompetenzen<br />

Das erwarten Betriebe:<br />

Umgangsformen:<br />

• Höflichkeit und Respekt zeigen<br />

gegenüber an<strong>der</strong>en<br />

• Rücksicht auf die Umgebung nehmen<br />

Teamfähigkeit:<br />

• gut <strong>mit</strong> Kollegen zusammenarbeiten<br />

Sorgfalt:<br />

• Aufgaben gewissenhaft und möglichst<br />

fehlerfrei erledigen<br />

Kommunikationsfähigkeit:<br />

• sich sprachlich klar ausdrücken<br />

• Wünsche an<strong>der</strong>er verstehen und entsprechend<br />

darauf reagieren<br />

Selbstständigkeit:<br />

• Fähigkeit, den Alltag selbst zu<br />

organisieren<br />

• Aufgaben aus eigenem<br />

Antrieb erledigen<br />

Durchhaltevermögen und<br />

Frustrationstoleranz:<br />

• Zielstrebigkeit<br />

• Mut bei Misserfolgen nicht verlieren<br />

So verhält sich me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d:<br />

• grüßt an<strong>der</strong>e höflich und spricht<br />

angemessen <strong>mit</strong> ihnen<br />

• kleidet und benimmt sich e<strong>in</strong>er<br />

Situation angemessen<br />

• hilft an<strong>der</strong>en, wenn es selbst etwas besser<br />

kann<br />

• stellt auch mal eigene Bedürfnisse und<br />

Wünsche zu Gunsten an<strong>der</strong>er<br />

(zum Beispiel Geschwister) zurück<br />

• erledigt genau se<strong>in</strong>e Aufgaben<br />

• geht gut <strong>mit</strong> den eigenen Sachen und<br />

den von an<strong>der</strong>en um<br />

• geht offen auf an<strong>der</strong>e Menschen zu und<br />

auf sie e<strong>in</strong><br />

• kann se<strong>in</strong>e Me<strong>in</strong>ung <strong>in</strong> Diskussionen gut<br />

vertreten und gleichzeitig an<strong>der</strong>e Ansichten<br />

tolerieren<br />

• organisiert z.B. gerne e<strong>in</strong>e Party o<strong>der</strong><br />

plant se<strong>in</strong>e Freizeit<br />

• telefoniert eigenständig, um Term<strong>in</strong>e<br />

zu vere<strong>in</strong>baren<br />

• organisiert den Alltag eigenständig,<br />

z.B. ohne Ermahnung rechtzeitig aufstehen,<br />

Hausaufgaben machen, lernen<br />

• bleibt an e<strong>in</strong>er Aufgabe dran, bis sie<br />

vollständig erledigt ist<br />

• kann <strong>mit</strong> Kritik und Rückschlägen<br />

umgehen


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Arbeitsblatt 16 b<br />

Schulisches Wissen<br />

Denkvermögen<br />

Das erwarten Betriebe:<br />

Mathematische Grundkenntnisse:<br />

• Grundrechenarten (das E<strong>in</strong>male<strong>in</strong>s,<br />

Prozent-, Dreisatz- und Bruchrechnen)<br />

Mit Texten und Medien umgehen:<br />

• Texte lesen, verstehen und da<strong>mit</strong><br />

arbeiten können<br />

Schreiben:<br />

• Verständliche Texte <strong>in</strong> richtiger<br />

Rechtschreibung verfassen<br />

• Formulare ausfüllen<br />

• Textformen wie Briefe und Lebensläufe<br />

kennen.<br />

Merkfähigkeit:<br />

• Fähigkeit sich zu er<strong>in</strong>nern, was<br />

man gelesen, gehört o<strong>der</strong> erklärt<br />

bekommen hat<br />

Logisches Denken:<br />

• Zusammenhänge und Ähnlichkeiten<br />

erkennen<br />

• Schlussfolgerungen ziehen<br />

• Bekanntes auf Unbekanntes übertragen<br />

können.<br />

So verhält sich me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d:<br />

• kann im Supermarkt im Kopf ausrechnen,<br />

was <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kauf ungefähr kostet<br />

• kann e<strong>in</strong> Rezept für vier Personen auf<br />

e<strong>in</strong>e Person umrechnen<br />

• kann e<strong>in</strong>en Zeitungsbericht zusammenfassen<br />

und die wichtigsten Inhalte<br />

wie<strong>der</strong>geben<br />

• kann im Internet für e<strong>in</strong> Referat<br />

recherchieren<br />

• kann e<strong>in</strong>en fehlerfreien Brief schreiben<br />

• kann e<strong>in</strong>en Fragebogen eigenständig<br />

ausfüllen<br />

• kann kle<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>käufe ohne Merkzettel<br />

erledigen<br />

• kann schon e<strong>in</strong>mal durchgeführte Reparaturen<br />

an e<strong>in</strong>em Gegenstand ohne<br />

große Schwierigkeiten zu e<strong>in</strong>em späteren<br />

Zeitpunkt wie<strong>der</strong>holen<br />

• kann aus e<strong>in</strong>er Zahlenreihe Unregelmäßigkeiten<br />

herausfiltern<br />

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Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />

Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />

Arbeitsblatt 17<br />

So f<strong>in</strong>det Ihr K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz<br />

über die Berufsberatung<br />

<strong>der</strong> Bundesagentur<br />

für Arbeit<br />

über die Jobbörse <strong>der</strong><br />

Bundesagentur für Arbeit<br />

im Internet<br />

www.arbeitsagentur.de<br />

über Onl<strong>in</strong>e-Stellenbörsen z.B.<br />

www.ihk-lehrstellenbörse.de<br />

www.handwerkskammer.de<br />

www.monster.de.<br />

über Verwandte,<br />

Freund/<strong>in</strong>nen, Nachbarn<br />

o<strong>der</strong> Bekannte<br />

Ausbildungsplätze<br />

f<strong>in</strong>det man...<br />

<strong>in</strong> Tages- und<br />

Wochenzeitungen<br />

(Son<strong>der</strong>beilagen)<br />

auf den Internetseiten<br />

<strong>der</strong> Firmen<br />

direkt bei den Betrieben<br />

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Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />

Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />

Arbeitsblatt 18<br />

Checkliste: Bewerbungsmappe, Bewerbungsschreiben und Lebenslauf<br />

Die Bewerbungsmappe:<br />

➔ Die Bewerbungsmappe enthält:<br />

• das Bewerbungsschreiben<br />

• den Lebenslauf<br />

• Zeugnisse<br />

• Praktikumsnachweise<br />

• Besche<strong>in</strong>igungen über Hobby o<strong>der</strong> Nebenjobs.<br />

➔ Alle Unterlagen müssen sauber, fehlerfrei und vollständig se<strong>in</strong>.<br />

➔ Auf dem Bewerbungsschreiben und dem Lebenslauf muss das gleiche und aktuelle Datum stehen.<br />

➔ Das Bewerbungsschreiben und <strong>der</strong> Lebenslauf müssen von Ihrem K<strong>in</strong>d unterschrieben se<strong>in</strong>.<br />

➔ Die Kontaktdaten Ihres K<strong>in</strong>des und des Betriebes müssen korrekt se<strong>in</strong>.<br />

➔ Unter dem Stichwort „Anlagen“ müssen alle beigelegten Dokumente (siehe oben) aufgelistet se<strong>in</strong>.<br />

➔ Es muss e<strong>in</strong> Bewerbungsfoto beigelegt se<strong>in</strong>.<br />

Das Bewerbungsschreiben:<br />

➔ Es sollte kurz und prägnant verfasst und nicht länger als e<strong>in</strong>e DIN A4 –Seite se<strong>in</strong>.<br />

➔ Ihr K<strong>in</strong>d sollte überzeugend darstellen, warum es sich für diese Ausbildungsstelle bewirbt und warum es dafür<br />

geeignet ist.<br />

➔ Die dargestellten Stärken Ihres K<strong>in</strong>des sollten den Anfor<strong>der</strong>ungen des Berufs entsprechen.<br />

➔ Ihr K<strong>in</strong>d sollte sich höflich ausdrücken.<br />

Der Lebenslauf:<br />

➔ enthält alle persönlichen Daten Ihres K<strong>in</strong>des,<br />

➔ enthält den Verlauf <strong>der</strong> Schulbildung,<br />

➔ enthält Angaben zu beruflichen Erfahrungen, Kenntnissen und Hobbys.<br />

In Anlehnung an: Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg (Hrsg.) (2009/2010), Me<strong>in</strong> Start <strong>in</strong> die Ausbildung. Berufswahl begleiten.<br />

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Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />

Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />

Arbeitsblatt 19<br />

Typische Fragen bei e<strong>in</strong>em Vorstellungsgespräch<br />

Mit diesen Fragen hat Ihr K<strong>in</strong>d beim Vorstellungsgespräch zu rechnen:<br />

Fragen<br />

Das will <strong>der</strong> Betrieb wissen<br />

Was <strong>in</strong>teressiert Sie an diesem Ausbildungsberuf<br />

beson<strong>der</strong>s?<br />

Hat sich Ihr K<strong>in</strong>d über den Beruf <strong>in</strong>formiert?<br />

Kennt es die Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> diesem Beruf?<br />

Wie s<strong>in</strong>d Sie auf diesen Ausbildungsberuf gekommen?<br />

Warum will Ihr K<strong>in</strong>d das machen (Motivation)?<br />

Warum bewerben Sie sich gerade bei unserem<br />

Unternehmen?<br />

Hat sich Ihr K<strong>in</strong>d über das Unternehmen <strong>in</strong>formiert?<br />

Wo liegen Ihre Stärken und Schwächen?<br />

Wichtig: Ihr K<strong>in</strong>d sollte ehrlich antworten, dabei jedoch<br />

se<strong>in</strong>e Stärken betonen.<br />

Haben Sie gelernt, im Team zu arbeiten?<br />

Kann Ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Gruppen arbeiten? Kann es <strong>mit</strong><br />

Konflikten umgehen?<br />

Was wollen Sie beruflich <strong>in</strong> den nächsten fünf Jahren<br />

erreichen?<br />

Ist Ihr K<strong>in</strong>d engagiert und hat es Ziele?<br />

Wichtig: Nicht über- o<strong>der</strong> untertreiben!<br />

Können Sie politische Ereignisse <strong>der</strong> letzten Wochen<br />

nennen?<br />

Ist Ihr K<strong>in</strong>d allgeme<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressiert und aufgeschlossen?<br />

In Anlehnung an: Medvedev, A./Eralp, H./Kümmerle, S. (2009), BQM Handbuch für die <strong>in</strong>terkulturelle <strong>Eltern</strong>arbeit.<br />

Hamburg: KWB – Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V.


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />

Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />

Arbeitsblatt 20<br />

Verhaltensregeln beim Vorstellungsgespräch<br />

Positiv wirken<br />

Negativ wirken<br />

• fester Händedruck<br />

• Blickkontakt halten<br />

• deutlich sprechen<br />

• die Gesprächspartner/<strong>in</strong>nen<br />

ausreden lassen<br />

• freundlich lächeln<br />

• aufrecht sitzen<br />

• Interesse zeigen durch aufmerksames<br />

Zuhören und<br />

gezieltes Nachfragen<br />

• angebotene Getränke<br />

annehmen<br />

• Jacke ausziehen<br />

• den Kopf nach unten neigen<br />

• Arme vor <strong>der</strong> Brust<br />

verschränken<br />

• böse gucken<br />

• die Gesprächspartner/<strong>in</strong>nen<br />

nie direkt ansehen<br />

• zu viel Gel im Haar<br />

• starke Gerüche<br />

(Zigarettenrauch, Parfüm,<br />

Körpergeruch)<br />

• auf <strong>der</strong> Stuhlkante sitzen<br />

• zu auffällige Kleidung<br />

• leise und unsicher sprechen<br />

• zu viel reden<br />

• Kaugummi kauen<br />

• Handy kl<strong>in</strong>gelt<br />

In Anlehnung an: Medvedev, A./Eralp, H./Kümmerle, S. (2009), BQM Handbuch für die <strong>in</strong>terkulturelle <strong>Eltern</strong>arbeit.<br />

Hamburg: KWB – Koord<strong>in</strong>ierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e.V.


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Themenbauste<strong>in</strong> 6:<br />

Infos, Unterstützung und Hilfe<br />

Arbeitsblatt 21 a<br />

Wir helfen bei Bewerbungen und <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsuche<br />

An den Schulen<br />

➔ Schulsozialarbeiter<strong>in</strong>nen und Schulsozialarbeiter<br />

An allen Stuttgarter Haupt- und Werkrealschulen beraten<br />

und begleiten Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen die Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

zu Fragen, die die Schule, Berufsf<strong>in</strong>dung, Familie und<br />

Freundeskreis betreffen. Zu ihren Aufgaben gehören<br />

unter an<strong>der</strong>en Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs im Anschluss an das<br />

an den Schulen durchgeführte Berufliche Planspiel und<br />

die Hilfe bei <strong>der</strong> Suche nach e<strong>in</strong>er Lehrstelle o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em<br />

berufsvorbereitenden Angebot. Darüber h<strong>in</strong>aus bieten<br />

Schulsozialarbeiter/<strong>in</strong>nen an elf Beruflichen Schulen während<br />

e<strong>in</strong>es Berufsvorbereitungs- und Berufse<strong>in</strong>stiegsjahrs<br />

o<strong>der</strong> des Vorqualifizierungsjahres Arbeit und Beruf Unterstützung<br />

bei <strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>er Berufsperspektive und<br />

Ausbildungsplatzsuche. Die Namen und Kontaktadressen<br />

können an je<strong>der</strong> Schule bei den Lehrkräften erfragt werden.<br />

➔ Mentor<strong>in</strong>nen und Mentoren<br />

An e<strong>in</strong>er Reihe von Stuttgarter Haupt- und Werkrealschulen<br />

engagieren sich (junge) Erwachsene auf ehrenamtlicher<br />

Basis, um Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler ab Klasse 8/9 bei<br />

<strong>der</strong> Entwicklung e<strong>in</strong>er Berufsperspektive und <strong>der</strong> Suche<br />

nach e<strong>in</strong>em Ausbildungsplatz zu unterstützen. Das be<strong>in</strong>haltet<br />

Beratung und Hilfe bei Bewerbungen und <strong>der</strong><br />

Suche nach Praktikums- und Ausbildungsplätzen. Die<br />

Mentor<strong>in</strong>nen und Mentoren, wie diese Ehrenamtlichen<br />

auch genannt werden, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den folgenden Projekten<br />

engagiert.<br />

Zum Beispiel:<br />

• STARTklar: Unternehmens<strong>mit</strong>arbeiter/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Pension<br />

för<strong>der</strong>n Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> <strong>in</strong> den<br />

Klassen 8 und 9. Sie unterstützen bei <strong>der</strong> Praktikumsund<br />

Ausbildungsplatzsuche <strong>der</strong> Jugendlichen und<br />

stehen im Kontakt <strong>mit</strong> den <strong>Eltern</strong>.<br />

• FreundeschaffenErfolg: Junge Erwachsene <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

die oft selbst ihre Schulzeit an <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Hauptschule verbracht haben und erfolgreich<br />

e<strong>in</strong>e Ausbildung absolvieren, setzen sich als Rollenmodelle<br />

für Schüler/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> e<strong>in</strong>. Sie<br />

motivieren und helfen bei <strong>der</strong> Praktikums- und Ausbildungsplatzsuche,<br />

unternehmen Freizeitaktivitäten und<br />

s<strong>in</strong>d Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Lebensfragen.<br />

• MefJu: Ehrenamtliche im Stadtteil Sillenbuch engagieren<br />

sich für Jugendliche aus benachteiligten Familien <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

schulischen und berufsvorbereitenden För<strong>der</strong>ung. Die<br />

Jugendlichen werden unter an<strong>der</strong>em bei den Hausaufgaben<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse<br />

unterstützt und erhalten Hilfe bei <strong>der</strong> Suche nach Praktikums-<br />

und Ausbildungsplätzen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er weiterführenden<br />

Schule.<br />

• Ağabey-Abla (großer Bru<strong>der</strong> - große Schwester): Junge<br />

deutschtürkische Student/<strong>in</strong>nen und Gymnasiast/<strong>in</strong>nen<br />

engagieren sich ehrenamtlich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Begleitung von<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen an Grund- und Hauptschulen. Sie geben<br />

Nachhilfeunterricht, unternehmen Freizeitaktivitäten<br />

und beraten die <strong>Eltern</strong>.<br />

Fragen Sie an <strong>der</strong> Schule Ihres K<strong>in</strong>des nach, ob Ihr K<strong>in</strong>d<br />

von e<strong>in</strong>em Mentor o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Mentor<strong>in</strong> Begleitung<br />

auf dem Weg <strong>in</strong> die Ausbildung erhält, schließen Sie<br />

Bekanntschaft und erbitten Sie Unterstützung, wo es<br />

Ihnen nötig ersche<strong>in</strong>t.


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Arbeitsblatt 21 b<br />

➔ Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter/<strong>in</strong>nen<br />

An <strong>der</strong>zeit zehn Stuttgarter Haupt- und Werkrealschulen<br />

arbeiten professionelle Kräfte als sogenannte Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter/<strong>in</strong>nen,<br />

um Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern, die<br />

beson<strong>der</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Unterstützung nötig haben, <strong>in</strong><br />

enger <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> ihren <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> die Ausbildung<br />

und den Beruf zu helfen. Wer von den Jugendlichen für<br />

diese <strong>in</strong>tensive För<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> Betracht kommt, entscheidet<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel <strong>der</strong> Klassenlehrer o<strong>der</strong> die Klassenlehrer<strong>in</strong>.<br />

Die Zustimmung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> ist Voraussetzung für die<br />

<strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> dem/<strong>der</strong> Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter/<strong>in</strong>.<br />

Bei <strong>der</strong> Agentur für Arbeit<br />

Berufs<strong>in</strong>formationszentrum <strong>in</strong> <strong>der</strong> Agentur<br />

für Arbeit Stuttgart (BIZ)<br />

Nordbahnhofstr. 30 – 34<br />

70191 Stuttgart,<br />

Tel. 0711-9 20 43 00<br />

E-Mail: stuttgart.biz@arbeitsagentur.de<br />

ÖPNV: Straßenbahn L<strong>in</strong>ie U15, Haltestelle Milchhof<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag – Mittwoch:<br />

Donnerstag:<br />

Freitag:<br />

7.30 bis 16 Uhr<br />

7.30 bis 18 Uhr<br />

7.30 bis 12 Uhr<br />

Berufsberatung bei <strong>der</strong> Agentur für Arbeit Stuttgart<br />

Nordbahnhofstr. 30 – 34<br />

70191 Stuttgart<br />

www.arbeitsagentur.de/stuttgart<br />

E-Mail: stuttgart@arbeitsagentur.de<br />

ÖPNV: Straßenbahn L<strong>in</strong>ie U15, Haltestelle Milchhof<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag:<br />

Dienstag:<br />

Mittwoch:<br />

Donnerstag:<br />

Freitag:<br />

7.30 bis 12.00 Uhr<br />

7.30 bis 12.00 Uhr<br />

7.30 bis 12.00 Uhr<br />

7.30 bis 18.00 Uhr<br />

7.30 bis 12.00 Uhr<br />

E<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellen Beratungsterm<strong>in</strong> <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Berufsberater/e<strong>in</strong>er<br />

Berufsberater<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Öffnungszeiten <strong>der</strong><br />

Agentur kann man über die bundesweit gültige Servicetelefonnummer<br />

01801-55 5111 vere<strong>in</strong>baren. Die Berufsberater/<strong>in</strong>nen<br />

kommen überdies an alle Stuttgarter Haupt- und<br />

Werkrealschulen für Beratungs- und Informationsgespräche<br />

zur Berufswahl. Term<strong>in</strong>e lassen sich auch während <strong>der</strong><br />

Beratungsgespräche an den Schulen festlegen.<br />

Das Berufs<strong>in</strong>formationszentrum ist für alle, die vor e<strong>in</strong>er<br />

beruflichen Entscheidung stehen, die richtige Anlaufstation.<br />

• Es gibt dort schriftliches Informationsmaterial zu<br />

Berufen und zur Berufswahl (auch zum Mitnehmen).<br />

• An Internetplätzen können hilfreiche Programme <strong>der</strong><br />

Berufsberatung und Stellenbörsen e<strong>in</strong>gesehen werden.<br />

• Man kann Computer zum Schreiben von Bewerbungen<br />

nutzen.<br />

• Bewerbungen können auf Fehler, Ausdruck und Form<br />

nachgesehen werden.<br />

• Das Team des BIZ und Berufsberater/<strong>in</strong>nen stehen für<br />

kurze Fragen zur Verfügung<br />

Die Nutzung des BIZ ist kostenlos und man kann ohne<br />

Term<strong>in</strong> vorbeikommen o<strong>der</strong> anrufen.


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 6:<br />

Infos, Unterstützung und Hilfe<br />

Arbeitsblatt 21 c<br />

Wir helfen bei Bewerbungen und <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsuche<br />

Beim JobCenter U25<br />

JobCenter<br />

Zweigstelle U25 (für junge Erwachsene unter 25 Jahren)<br />

Rosenste<strong>in</strong>str. 11, 70191 Stuttgart<br />

Tel. 0711-134 99-200<br />

Die Ausbildungsberater/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Handwerkskammer<br />

bieten Schüler/<strong>in</strong>nen und Auszubildenden Unterstützung<br />

bei <strong>der</strong> Berufswahl, Bewerbungen und Lehrstellensuche<br />

im Handwerksbereich. Nähere Informationen s<strong>in</strong>d zu<br />

erhalten bei: Herrn Christoph Elsner, Tel. 0711 16 57-293,<br />

E-Mail: christoph.elsner@hwk-stuttgart.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag:<br />

8.30 bis 12.00 Uhr<br />

Dienstag:<br />

8.30 bis 12.00 Uhr<br />

Mittwoch:<br />

8.30 bis 12.00 Uhr<br />

Freitag:<br />

8.30 bis 12.00 Uhr<br />

Donnerstag:<br />

13.00 bis 18.00 Uhr<br />

ÖPNV: Straßenbahn L<strong>in</strong>ie U15, Haltestelle Milchhof<br />

Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart<br />

IHK Region Stuttgart – Zentrale<br />

Jägerstr. 30<br />

70174 Stuttgart<br />

Tel. 0711-2 00 50<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@stuttgart.ihk.de<br />

Im JobCenter U25 gibt es Beratung und Hilfe für Menschen<br />

unter 25 Jahren ohne Ausbildung und Arbeit <strong>mit</strong><br />

Anspruch auf Arbeitslosengeld-II. Wenn Jugendliche <strong>mit</strong><br />

und ohne Schulabschluss beson<strong>der</strong>e Unterstützung bei<br />

<strong>der</strong> Suche nach e<strong>in</strong>er Ausbildung und Arbeit brauchen,<br />

helfen die persönlichen Ansprechpartner/<strong>in</strong>nen (pAps)<br />

des JobCenter U25 weiter und ver<strong>mit</strong>teln <strong>in</strong> die passenden<br />

Stuttgarter Angebote.<br />

Bei den Kammern<br />

Handwerkskammer Region Stuttgart<br />

Heilbronner Straße 43<br />

70191 Stuttgart<br />

Tel. 0711-16 57 0<br />

Email: <strong>in</strong>fo@hwk-stuttgart.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag bis Donnerstag:<br />

Freitag:<br />

8.30 bis 16.30 Uhr<br />

8.30 bis 15.00 Uhr<br />

Auf den Seiten <strong>der</strong> IHK Lehrstellenbörse veröffentlichen<br />

Unternehmen ihre freien Lehrstellen und Praktikumsplätze.<br />

Schüler und Schulabgänger haben die Möglichkeit<br />

nach freien Ausbildungsplätzen, Praktika und Ausbildungsbetrieben<br />

zu suchen o<strong>der</strong> ihr eigenes Profil e<strong>in</strong>zustellen,<br />

um so Kontakt <strong>mit</strong> <strong>in</strong>teressierten Unternehmen<br />

aufzunehmen.<br />

Sie erreichen die Lehrstellenbörse unter<br />

www.stuttgart.ihk24/.de (Direkte<strong>in</strong>stieg → Lehrstellenbörse)<br />

o<strong>der</strong> unter <strong>der</strong> Dokumentennummer „10962“.<br />

Servicezentrum Öffnungszeiten:<br />

Montag bis Donnerstag:<br />

Freitag:<br />

8.00 bis 17.00 Uhr<br />

8.00 bis 16.00 Uhr


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 6:<br />

Infos, Unterstützung und Hilfe<br />

Arbeitsblatt 22 a<br />

Ohne Schulabschluss – wie geht es weiter?<br />

Wenn Ihr K<strong>in</strong>d ohne Schulabschluss die Hauptschule verlässt, ist <strong>der</strong> folgende Weg die Regel:<br />

1. Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)<br />

2. Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB)<br />

Die Schulen melden am Ende des Schuljahres die Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schüler, die ke<strong>in</strong>en Abschluss erzielen konnten,<br />

bei <strong>der</strong> Meldestelle für die Stuttgarter Berufsschulen<br />

an <strong>der</strong> Johannes-Gutenberg-Schule an. Die Anmeldungen<br />

für das BVJ müssen jeweils bis zum 1. März e<strong>in</strong>es Jahres<br />

(nach Ausgabe des Halbjahreszeugnisses) bei <strong>der</strong> Meldestelle<br />

vorliegen und von <strong>Eltern</strong> und <strong>der</strong> bisherigen Schule<br />

unterschrieben se<strong>in</strong>. Bei Nachfragen kann man sich<br />

wenden an:<br />

Meldestelle für die Stuttgarter Berufsschulen<br />

Johannes-Gutenberg-Schule<br />

Rostocker Straße 25<br />

70376 Stuttgart<br />

Kontaktperson: Frau En<strong>der</strong><br />

Tel. 0711-216 75 77<br />

montags bis freitags (vor<strong>mit</strong>tags).<br />

Anfragen beantworten darüber h<strong>in</strong>aus auch die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Schulen.<br />

Wenn Ihr K<strong>in</strong>d nach dem BVJ we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Schule noch e<strong>in</strong>en<br />

Ausbildungsplatz f<strong>in</strong>den konnte, stehen verschiedene<br />

Varianten von berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen<br />

zur Verfügung (siehe dazu auch das <strong>Eltern</strong>-ABC <strong>Berufsorientierung</strong>).<br />

Beispielsweise hält die Agentur für Arbeit entsprechende<br />

Angebote bereit. Beratung dazu bieten:<br />

Berufsberatung bei <strong>der</strong> Agentur für Arbeit Stuttgart<br />

Nordbahnhofstr. 30 – 34<br />

70191 Stuttgart<br />

www.arbeitsagentur.de/stuttgart<br />

E-Mail: stuttgart@arbeitsagentur.de<br />

ÖPNV: Straßenbahn L<strong>in</strong>ie U15, Haltestelle Milchhof<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag:<br />

Dienstag:<br />

Mittwoch:<br />

Donnerstag:<br />

Freitag:<br />

7.30 bis 12.00 Uhr<br />

7.30 bis 12.00 Uhr<br />

7.30 bis 12.00 Uhr<br />

7.30 bis 18.00 Uhr<br />

7.30 bis 12.00 Uhr<br />

Die Berufsberater/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>formieren und beraten, welches<br />

Angebot e<strong>in</strong>es Lehrgangs o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Weiterqualifikation<br />

<strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em Betriebspraktikum ihrem K<strong>in</strong>d<br />

auf den Weg <strong>in</strong> den Beruf weiterhelfen kann. Gegebenfalls<br />

verweisen sie auch weiter an die persönliche<br />

Ansprechpartner/<strong>in</strong> (pAp) im ➔


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Arbeitsblatt 22 b<br />

JobCenter<br />

Zweigstelle U25 (für junge Erwachsene unter 25 Jahren)<br />

Rosenste<strong>in</strong>str. 11<br />

70191 Stuttgart<br />

Tel. 0711-1 34 99-200<br />

Öffnungszeiten:<br />

Montag:<br />

8.30 bis 12.00 Uhr<br />

Dienstag:<br />

8.30 bis 12.00 Uhr<br />

Mittwoch:<br />

8.30 bis 12.00 Uhr<br />

Freitag:<br />

8.30 bis 12.00 Uhr<br />

Donnerstag:<br />

13.00 bis 18.00 Uhr<br />

ÖPNV: Straßenbahn L<strong>in</strong>ie U15, Haltestelle Milchhof<br />

Rat und Hilfe für Erziehung, Bildung und<br />

Lebensfragen<br />

Das „<strong>Eltern</strong>begleitbuch“<br />

Das „<strong>Eltern</strong>begleitbuch“ <strong>der</strong> Stadt Stuttgart ist e<strong>in</strong> bunter<br />

R<strong>in</strong>gordner, <strong>der</strong> als Wegweiser durch die sozialen, mediz<strong>in</strong>ischen<br />

und kulturellen E<strong>in</strong>richtungen und Angebote <strong>in</strong><br />

Stuttgart dient. Der Ordner wurde als Orientierungshilfe<br />

für junge <strong>Eltern</strong> entwickelt und wird allen Familien <strong>mit</strong><br />

e<strong>in</strong>em neugeborenen K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en Monat nach <strong>der</strong> Geburt<br />

durch e<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendhilfe ausgehändigt.<br />

Jedes Kapitel bietet e<strong>in</strong>e Fülle praktischer Informationen,<br />

die auch für die Alltagsbewältigung von <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

im Jugendlichenalter hilfreich se<strong>in</strong> können. Das<br />

„<strong>Eltern</strong>begleitbuch“ wird jedes Jahr auf den aktuellsten<br />

Informationsstand gebracht. Es ist <strong>der</strong>zeit noch nicht frei<br />

erhältlich, wird jedoch ab Oktober 2011 auf <strong>der</strong> Website<br />

<strong>der</strong> Jugendhilfeplanung des Jugendamts unter<br />

http://www.stuttgart.de/item/show/21457 zum download<br />

bereitgestellt.<br />

Die folgenden Publikationen s<strong>in</strong>d hilfreiche Wegweiser zu<br />

den Stuttgarter E<strong>in</strong>richtungen und Angeboten:<br />

„Die bunten Seiten – Wo f<strong>in</strong>de ich Hilfe für die<br />

Erziehung & Bildung me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong>?”<br />

Diese <strong>Eltern</strong>broschüre des Forums <strong>der</strong> Kulturen richtet<br />

sich an Migranteneltern und -vere<strong>in</strong>e, und dient <strong>der</strong><br />

Unterstützung von Erziehungsaufgaben <strong>in</strong> Familien und<br />

Vere<strong>in</strong>en. Sie bietet e<strong>in</strong>en Überblick über kommunale<br />

E<strong>in</strong>richtungen, Beratungs- und Familienzentren sowie<br />

freie Träger, die <strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> Migrationsh<strong>in</strong>tergrund <strong>mit</strong> Rat<br />

und Tat <strong>in</strong> den Bereichen Erziehung, Bildung und Lebensfragen<br />

weiterhelfen können. Beson<strong>der</strong>e Berücksichtigung<br />

f<strong>in</strong>den dabei mehrsprachige Hilfe- und Beratungsangebote.<br />

Die Broschüre steht zum download bereit unter<br />

http://www.forum-<strong>der</strong>-kulturen.de/bil<strong>der</strong>/vere<strong>in</strong>e/<strong>Eltern</strong>brosch%fcre%20Versand.pdf


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Planungshilfe für Schulen<br />

Arbeitsblatt 23 a<br />

Planungshilfen für die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />

1. Reflexionsraster für die <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong><br />

Was bietet unsere Schule im Bereich <strong>der</strong> <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong>?<br />

Das machen/bieten wir…<br />

<strong>Eltern</strong>beratung<br />

<strong>Eltern</strong>bildung<br />

<strong>Eltern</strong><strong>in</strong>formation<br />

<strong>Eltern</strong><strong>mit</strong>wirkung<br />

Kooperation im Geme<strong>in</strong>wesen<br />

Qualifizierung von <strong>Eltern</strong><br />

Fortbildung für Lehrkräfte<br />

Projekte <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong><br />

Wie bewerten wir unsere bisherige Arbeit?<br />

Das läuft gut… Das läuft nicht gut… Hier gibt es Handlungsbedarf...


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Arbeitsblatt 23 b<br />

2. Wie können <strong>Eltern</strong> bei uns <strong>in</strong> die berufliche Orientierung e<strong>in</strong>bezogen werden?<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 1:<br />

Vorbereitung <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> auf die Berufswahl des K<strong>in</strong>des<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 2:<br />

Persönlichkeit, Interessen und Fähigkeiten<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 3:<br />

Berufe erkunden<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 4:<br />

Arbeitswelt erleben und verstehen<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 5:<br />

Berufsvorbereitung und Bewerbungen<br />

Themenbauste<strong>in</strong> 6:<br />

Informationen und Unterstützung<br />

Ideen<br />

3. Was steht für uns als Nächstes an?<br />

Welche fachlichen Inputs braucht es?<br />

Wen braucht es (noch) zur Umsetzung? Mit wem kann kooperiert werden?<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

Was s<strong>in</strong>d die nächsten Schritte?<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

Wer macht was?


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

<strong>Eltern</strong>-ABC <strong>Berufsorientierung</strong><br />

A<br />

abH – ausbildungsbegleitende Hilfen<br />

Wenn Ihr K<strong>in</strong>d Schwierigkeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ausbildung hat und<br />

die Ausbildung abzubrechen droht, gibt es die Möglichkeit<br />

ausbildungsbegleiten<strong>der</strong> Hilfen, die von <strong>der</strong> Berufsberatung<br />

<strong>der</strong> Agentur für Arbeit und von <strong>der</strong> Zweigstelle<br />

U25 des JobCenters Stuttgart angeboten werden. Ziel<br />

dieser Hilfen ist es, e<strong>in</strong>e betriebliche Berufsausbildung <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em anerkannten Ausbildungsberuf zu ermöglichen<br />

und da<strong>mit</strong> den Ausbildungsabbruch zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Die<br />

Hilfen be<strong>in</strong>halten unter an<strong>der</strong>em Stütz- und Sprachunterricht<br />

sowie die Ver<strong>mit</strong>tlung von Fachtheorie zu e<strong>in</strong>em<br />

Beruf. Sozialpädagogen begleiten und unterstützen<br />

Jugendliche, die dieses Angebot <strong>in</strong> Anspruch nehmen.<br />

B<br />

BAB – Berufsausbildungsbeihilfe<br />

Die Berufsausbildungsbeihilfe ist e<strong>in</strong> Zuschuss <strong>der</strong> Agentur<br />

für Arbeit zu den Unterhalts- und Ausbildungskosten,<br />

<strong>der</strong> Ihrem K<strong>in</strong>d unter bestimmten Umständen bezahlt<br />

wird, wenn es während <strong>der</strong> Ausbildung nicht zu Hause<br />

wohnen kann. Über f<strong>in</strong>anzielle Beihilfen berät die<br />

Agentur für Arbeit.<br />

BaE – Berufsausbildung <strong>in</strong><br />

außerbetrieblichen E<strong>in</strong>richtungen<br />

Die Berufsausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er außerbetrieblichen E<strong>in</strong>richtungen<br />

(BaE) wird von <strong>der</strong> Agentur für Arbeit und <strong>der</strong><br />

Zweigstelle U25 des JobCenters Stuttgart für Jugendliche<br />

und junge Erwachsene angeboten, die e<strong>in</strong>e Ausbildungsstelle<br />

suchen und <strong>in</strong>tensive, <strong>in</strong>dividuelle Begleitung brauchen.<br />

Wenn Ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule nicht gut lernen<br />

konnte o<strong>der</strong> die Ausbildung abgebrochen hat, bietet<br />

diese Form <strong>der</strong> Berufsausbildung die Möglichkeit, doch<br />

noch erfolgreich e<strong>in</strong>en Beruf zu erlernen. Es gibt dafür<br />

zwei Modelle:<br />

a. das kooperative Modell, <strong>in</strong> dem fachpraktischer<br />

Unterricht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kooperationsbetrieb <strong>mit</strong> Ausbildungsberechtigung<br />

erfolgt. Zu den Ausbildungsbereichen<br />

gehören zum Beispiel Lager/Handel, Metall, Kosmetik/Körperpflege,<br />

Hotel/Gaststätten o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bau.<br />

b. das <strong>in</strong>tegrative Modell, <strong>in</strong> dem fachpraktischer Unterricht<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen E<strong>in</strong>richtung o<strong>der</strong> Organisation<br />

erfolgt, die die Jugendlichen begleitet und unterstützt.<br />

Ergänzend wird Ausbildungszeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb<br />

angeboten. Mögliche zu erlernende Berufe s<strong>in</strong>d beispielsweise<br />

Bürokaufmann, Maler und Lackierer,<br />

Industriemechaniker, Masch<strong>in</strong>en- und Anlagenführer<br />

und Fachlagerist.<br />

Während <strong>der</strong> BaE-Ausbildung besteht Berufsschulpflicht.<br />

Die Voraussetzungen für e<strong>in</strong>e geför<strong>der</strong>te Ausbildung<br />

klärt <strong>der</strong>/die Berufsberater/<strong>in</strong> bzw. <strong>der</strong>/die persönliche<br />

Ansprechpartner/<strong>in</strong>.<br />

BAföG – Bundesausbildungsför<strong>der</strong>ungsgesetz<br />

E<strong>in</strong>e f<strong>in</strong>anzielle För<strong>der</strong>ung nach dem Berufsausbildungsför<strong>der</strong>ungsgesetz<br />

(BAföG) kommt nur bei bestimmten<br />

schulischen Ausbildungen sowie Studium <strong>in</strong> Frage, nicht<br />

jedoch bei <strong>der</strong> betrieblichen Ausbildung. Deshalb kann<br />

Ihr K<strong>in</strong>d durch das BAföG nur dann f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung<br />

erhalten, wenn es<br />

• entwe<strong>der</strong> weiter <strong>in</strong> die Schule geht<br />

• o<strong>der</strong> an e<strong>in</strong>er Schule e<strong>in</strong>en Beruf erlernt.<br />

Informationen dazu gibt es beim Amt für Ausbildungsför<strong>der</strong>ung,<br />

Hauptstätter Str. 79, 70178 Stuttgart,<br />

Tel. 0711-88289.<br />

Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter/<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>/e Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter/<strong>in</strong> unterstützt Ihren<br />

Sohn/Ihre Tochter ab <strong>der</strong> 8. Klasse <strong>mit</strong> <strong>in</strong>tensiver persönlicher<br />

Begleitung bis zum Schulende und <strong>in</strong> die Ausbildung<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>. Der/die Begleiter/<strong>in</strong> hilft Ihrem K<strong>in</strong>d, se<strong>in</strong>e schulischen<br />

Leistungen zu verbessern, sich gut <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswelt<br />

zu orientieren und sich bei Betrieben zu bewerben.<br />

Nicht alle Schüler/<strong>in</strong>nen erhalten die Möglichkeit dieser<br />

Begleitung. Der/die Klassenlehrer/<strong>in</strong> schlägt vor, welche<br />

Schüler/<strong>in</strong>nen dafür <strong>in</strong> Betracht kommen. Der/die Berufse<strong>in</strong>stiegsbegleiter/<strong>in</strong><br />

wird <strong>mit</strong> Ihnen Kontakt aufnehmen,<br />

um für diese Begleitung Ihre Zustimmung zu erfragen.


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Da nicht alle Schulen e<strong>in</strong> solches Angebot für Ihre Schüler/<strong>in</strong>nen<br />

haben, empfiehlt es sich, an <strong>der</strong> Schule Ihres<br />

K<strong>in</strong>des nach dieser Möglichkeit zu fragen.<br />

BIZ – Berufs<strong>in</strong>formationszentrum<br />

Das Berufs<strong>in</strong>formationszentrum ist die Informationsstelle<br />

<strong>der</strong> Agentur für Arbeit. Hier kann man sich über alles,<br />

was <strong>mit</strong> Ausbildung, Studium, Beruf und Arbeitsplatzsuche<br />

zu tun hat, <strong>in</strong>formieren.<br />

BEJ – Berufse<strong>in</strong>stiegsjahr<br />

Wenn Ihr K<strong>in</strong>d berufsschulpflichtig ist, e<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss<br />

hat, jedoch ke<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz f<strong>in</strong>den<br />

konnte und auch ke<strong>in</strong>e weiterführende Schule besucht,<br />

kommt diese Schulart <strong>in</strong> Betracht. Das BEJ wird ergänzend<br />

zum BVJ an beruflichen Schulen angeboten. Es werden<br />

Inhalte des ersten Ausbildungsjahres den Jugendlichen<br />

ver<strong>mit</strong>telt. Deutsch- und Mathematikunterricht,<br />

Allgeme<strong>in</strong>bildung und e<strong>in</strong> Betriebspraktikum s<strong>in</strong>d<br />

Bestandteile dieses Schultyps. Mit dem BEJ verbessern die<br />

Jugendlichen ihre Chancen auf e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz<br />

und sie haben die Möglichkeit, sich an 2-jährigen Berufsfachschulen<br />

anzumelden.<br />

BFS – Berufsfachschule<br />

Die Berufsfachschule ist e<strong>in</strong>e berufliche Schule <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em<br />

breiten Spektrum an Fachrichtungen und Bildungsgängen<br />

von unterschiedlicher Dauer. Als Vollzeitschule dient sie<br />

<strong>der</strong> Berufsvorbereitung o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Berufsausbildung <strong>mit</strong><br />

unterschiedlichem Qualifikationsniveau. Zugangsvoraussetzung<br />

ist je nach angestrebtem Ausbildungsziel <strong>der</strong><br />

Hauptschulabschluss o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mittlere Schulabschluss<br />

(Fachschulabschluss). Es gibt:<br />

• Die e<strong>in</strong>jährige Berufsfachschule als Bestandteil e<strong>in</strong>er<br />

handwerklichen Berufsausbildung <strong>mit</strong> Vorvertrag. In<br />

e<strong>in</strong>em Jahr Vollzeitunterricht werden Jugendlichen <strong>in</strong><br />

Theorie und Praxis die Inhalte des ersten Ausbildungsjahres<br />

<strong>in</strong> Gewerbe o<strong>der</strong> Hauswirtschaft ver<strong>mit</strong>telt.<br />

• Die zweijährige Berufsfachschule ist e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Brücke zwischen <strong>der</strong> Hauptschule und den weiterführenden<br />

Schulen im beruflichen Bereich. Sie ermöglicht<br />

Hauptschüler/<strong>in</strong>nen die Fachschulreife und da<strong>mit</strong> die<br />

höhere Schulbildung. Bei entsprechendem Notendurchschnitt<br />

kann danach e<strong>in</strong> Berufskolleg o<strong>der</strong> berufliches<br />

Gymnasium besucht werden. Ausnahme ist die Berufsfachschule<br />

für Büro und Handel und die Berufsfachschule<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong>pflege, die beide ke<strong>in</strong>e Fachschulreife ermöglichen.<br />

BvB – Berufsvorbereitende<br />

Bildungsmaßnahmen<br />

Wenn Ihr K<strong>in</strong>d noch ke<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz gefunden<br />

hat und die Berufsschulpflicht abgeleistet ist, helfen die<br />

Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen, den E<strong>in</strong>stieg<br />

<strong>in</strong> Ausbildung und Beruf zu erleichtern. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />

ist es möglich, den Hauptschulabschluss nachzuholen.<br />

Durch die Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen<br />

können Basisqualifikationen erworben o<strong>der</strong> aufgefrischt<br />

werden. Außerdem werden Grundkenntnisse <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Berufsfel<strong>der</strong>n ver<strong>mit</strong>telt. Es ist im Rahmen <strong>der</strong> BvB<br />

auch möglich Betriebspraktika zu absolvieren.<br />

BVJ – Berufsvorbereitungsjahr<br />

Wenn Ihr K<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss hat und noch<br />

berufsschulpflichtig ist, kann Ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Schulart den<br />

Hauptschulabschluss nachholen. Das BVJ bietet durch<br />

e<strong>in</strong> Betriebspraktikum und berufsbezogenen Unterricht<br />

Jugendlichen praktische Erfahrungen <strong>in</strong> Berufsfel<strong>der</strong>n, wie<br />

beispielsweise Metalltechnik, Elektrotechnik, Holztechnik,<br />

Bautechnik, Ernährung und Hauswirtschaft, Körperpflege,<br />

Wirtschaft und Verwaltung. Für Jugendliche <strong>mit</strong> unzureichenden<br />

Deutschkenntnissen wird je nach Bedarf Deutschunterricht<br />

<strong>in</strong> größerem Umfang angeboten.<br />

D<br />

Duale Ausbildung<br />

Da<strong>mit</strong> ist die gleichzeitige Ausbildung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb<br />

und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule geme<strong>in</strong>t. Wenn Ihr K<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Betrieb e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz f<strong>in</strong>den konnte,<br />

wird es e<strong>in</strong>en Berufsausbildungsvertrag <strong>mit</strong> diesem<br />

Betrieb abschließen. Die praktischen Ausbildungse<strong>in</strong>heiten<br />

erfolgen im Betrieb, die theoretischen Unterrichtsstunden<br />

werden parallel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsschule gegeben.


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

E<br />

EQ – E<strong>in</strong>stiegsqualifizierung für<br />

Jugendliche<br />

Dies ist e<strong>in</strong> Praktikum, bei dem Ihr K<strong>in</strong>d zwischen sechs<br />

und zwölf Monaten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb <strong>mit</strong>arbeiten kann,<br />

um Grundkenntnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beruf, im Handwerk, im<br />

Handel o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Industrie zu erwerben. Ihr K<strong>in</strong>d ist<br />

während des Praktikums versichert und erhält e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e<br />

Vergütung sowie nach Abschluss des Praktikums e<strong>in</strong><br />

Zeugnis des Betriebs und e<strong>in</strong> Zertifikat <strong>der</strong> Kammer. Die<br />

Berufsberatung und die Kammern helfen bei <strong>der</strong> Suche<br />

nach e<strong>in</strong>em EQ-Platz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Betrieb.<br />

F<br />

FSJ – Freiwilliges Soziales Jahr<br />

Das Freiwillige Soziale Jahr ist e<strong>in</strong> sozialer Freiwilligendienst,<br />

<strong>in</strong> dem sich Jugendliche und junge Erwachsene<br />

zwischen 16 und 27 Jahren vollzeitlich ehrenamtlich <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er sozialen E<strong>in</strong>richtung engagieren können. Zur praktischen<br />

Arbeit gehört auch die regelmäßige Teilnahme an<br />

Bildungssem<strong>in</strong>aren. Das FSJ dauert m<strong>in</strong>destens sechs und<br />

höchstens achtzehn Monate und kann auch im Ausland<br />

abgeleistet werden. Wer e<strong>in</strong> FSJ absolviert, erhält e<strong>in</strong><br />

Taschengeld, hat Anspruch auf Unterkunft und Verpflegung<br />

und ist beitragsfrei versichert <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesetzlichen<br />

Kranken-, Renten-, Unfall-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung.<br />

Für <strong>Eltern</strong> besteht Anspruch auf K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld.<br />

Manche Trägere<strong>in</strong>richtungen bieten Son<strong>der</strong>formen, wie<br />

zum Beispiel das FSJ Plus, das vom Diakonischen Werk<br />

Baden-Württemberg angeboten wird. Es zielt durch e<strong>in</strong>e<br />

Mischung von Unterricht und Praktika auf den Erwerb<br />

e<strong>in</strong>es Realschulabschlusses. E<strong>in</strong>e gute Übersicht über die<br />

Stuttgarter Angebote bietet:<br />

http://www.tipsntrips.de/pr<strong>in</strong>t.php?fID=1068<br />

FÖJ – Freiwilliges Ökologisches Jahr<br />

Das Freiwillige Ökologische Jahr ist e<strong>in</strong> Freiwilligendienst,<br />

<strong>in</strong> dem sich Jugendliche und junge Erwachsene vollzeitlich<br />

ehrenamtlich für die Umwelt und den Naturschutz <strong>in</strong><br />

geme<strong>in</strong>nützigen Organisationen e<strong>in</strong>setzen können. Die<br />

Teilnahme an regelmäßigen Sem<strong>in</strong>aren gehört zum FÖJ.<br />

Voraussetzung ist die Erfüllung <strong>der</strong> Vollzeitschulpflicht.<br />

Die Dauer des E<strong>in</strong>satzes beträgt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel zwölf Monate.<br />

Die E<strong>in</strong>satzbed<strong>in</strong>gungen entsprechen denen des FSJ.<br />

http://www.foej-bw.de<br />

H<br />

HWK – Handwerkskammer<br />

Die Handwerkskammern s<strong>in</strong>d die zuständigen Stellen für<br />

alle Fragen <strong>der</strong> Ausbildung und Weiterbildung im Bereich<br />

des Handwerks. Sie vertreten die Interessen ihrer Mitgliedsbetriebe,<br />

führen e<strong>in</strong> Verzeichnis über die ausbildenden<br />

Handwerksbetriebe und die bestehenden Berufsausbildungsverträge<br />

(die Handwerks- und Lehrl<strong>in</strong>gsrolle) und<br />

s<strong>in</strong>d zuständig für die Regelung <strong>der</strong> Berufsausbildung<br />

und das Erlassen von Prüfungsordnungen. Die Handwerkskammer<br />

organisiert Ausbildungsmessen und <strong>in</strong>formiert<br />

und berät Schüler<strong>in</strong>nen und Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />

sowie ihre <strong>Eltern</strong>. Die Handwerkskammer<br />

unterhält auf ihrer Website e<strong>in</strong>e Ausbildungsbörse, die<br />

Jugendliche nutzen können, um onl<strong>in</strong>e Lehrstellen o<strong>der</strong><br />

Praktikumsplätze zu suchen.<br />

http://www.hwk-stuttgart.de/ausbildung/stellenboerse.php<br />

I<br />

IHK – Industrie- und Handelskammer<br />

Die Industrie- und Handelskammern s<strong>in</strong>d die zuständigen<br />

Stellen zur Regelung <strong>der</strong> Ausbildung und <strong>der</strong> beruflichen<br />

Weiterbildung im Bereich Industrie und Handel. Sie s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>richtung <strong>der</strong> Wirtschaft und <strong>der</strong> wichtigsten Interessenvertreter<br />

<strong>der</strong> gesamten gewerbebetreibenden<br />

Unternehmen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Region. Die IHK Stuttgart unterhält<br />

e<strong>in</strong>e Lehrstellenbörse, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jugendliche, die e<strong>in</strong>en Ausbildungs-<br />

o<strong>der</strong> Praktikumsplatz suchen, onl<strong>in</strong>e nach Möglichkeiten<br />

Ausschau halten können.<br />

http://www.stuttgart.ihk24.de/produktmarken/aus_und_<br />

weiterbildung/Lehrstellenboerse_neu/<strong>in</strong>dex.jsp


ZUSAMMENARBEIT MIT ELTERN IN DER BERUFSORIENTIERUNG – HANDREICHUNG RÜM STUTTGART<br />

Q<br />

IVK – Internationale Vorbereitungsklasse<br />

Internationale Vorbereitungsklassen stehen Schüler<strong>in</strong>nen<br />

und Schülern zur Verfügung, die schulpflichtig s<strong>in</strong>d,<br />

jedoch dem Unterricht wegen mangeln<strong>der</strong> Deutschkenntnisse<br />

noch nicht folgen können. Die Vorbereitungsklassen<br />

ver<strong>mit</strong>teln Grundlagen <strong>in</strong> <strong>der</strong> deutschen Sprache und<br />

bereiten auf das Leben und den Schulbesuch <strong>in</strong> Deutschland<br />

vor.<br />

J<br />

JA – Jungarbeiterklasse<br />

E<strong>in</strong>e Jungarbeiterklasse ist e<strong>in</strong>e Schulform für schulpflichtige<br />

Jugendliche an Berufsschulen. Wenn Ihr K<strong>in</strong>d z.B.<br />

ke<strong>in</strong>e Ausbildung aufgenommen und sich auch nicht <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en beruflichen Schule angemeldet hat, jedoch<br />

noch berufsschulpflichtig ist, ist <strong>der</strong> Besuch e<strong>in</strong>er Jungarbeiterklasse<br />

verpflichtend vorgesehen. In <strong>der</strong> Regel<br />

bedeutet das die Teilnahme am Schulunterricht an e<strong>in</strong>em<br />

Tag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche.<br />

K<br />

Kompetenz Profil AC<br />

Das Kompetenzprofil AC ist e<strong>in</strong>e Methode zur Erfassung<br />

von Kompetenzen, die an allen Haupt- und Werkrealschulen<br />

sowie Son<strong>der</strong>schulen verb<strong>in</strong>dlich ab Klasse 7 e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wird. Wenn Ihr K<strong>in</strong>d die Ergebnisse des Profil AC<br />

erhält, werden dar<strong>in</strong> die persönlichen Stärken und<br />

Ansatzpunkte zum <strong>in</strong>dividuellen Lernen und zur <strong>in</strong>dividuellen<br />

För<strong>der</strong>ung wie<strong>der</strong>gegeben. Auf dieser Grundlage<br />

kann e<strong>in</strong> Plan entwickelt werden, wie Ihr K<strong>in</strong>d am besten<br />

weiterlernen und se<strong>in</strong>e Stärken entwickeln kann. Außerdem<br />

ergeben sich H<strong>in</strong>weise, für welche Berufe Ihr K<strong>in</strong>d<br />

geeignet se<strong>in</strong> kann.<br />

Qualipass<br />

Der Qualipass Baden-Württemberg ist für Jugendliche<br />

zwischen 12 und 25 Jahren und dokumentiert Praxiserfahrungen<br />

und Kompetenzgew<strong>in</strong>ne, die durch Praktika,<br />

Vere<strong>in</strong>s<strong>mit</strong>arbeit, Schüler<strong>in</strong>itiativen, Auslandsaufenthalte,<br />

Nachbarschaftshilfe o<strong>der</strong> vergleichbare Tätigkeiten erworben<br />

wurden. Den Qualipass kann man anfor<strong>der</strong>n bei <strong>der</strong><br />

Jugendagentur <strong>der</strong> Stadt Stuttgart, Tel. 0711-2 22 27 30,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@tipsntrips.de.<br />

S<br />

Stuttgarter Berufswahl-Portfolio<br />

Das Stuttgarter Berufswahl-Portfolio ist e<strong>in</strong> Ordner, <strong>der</strong><br />

den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern <strong>in</strong> Haupt- und Werkrealschulen<br />

zur Unterstützung ihrer <strong>Berufsorientierung</strong> übergeben<br />

wird. Mit dem Ordner plant Ihr Sohn/Ihre Tochter<br />

<strong>in</strong> verschiedenen Lernschritten se<strong>in</strong>en/ihren Weg <strong>in</strong> die<br />

Ausbildung und den Beruf. Im Ordner werden die Ergebnisse<br />

aller Projekte und Aktivitäten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong><br />

dokumentiert. Bewerbungen werden da<strong>mit</strong> geplant<br />

und Praktikums- und an<strong>der</strong>e Zertifikate dar<strong>in</strong> abgeheftet.<br />

Der Ordner ist Eigentum Ihres K<strong>in</strong>des und kann auch<br />

nach <strong>der</strong> Schulzeit weiter verwendet werden.<br />

V<br />

VAB – Vorqualifizierungsjahr Arbeit/<br />

Beruf<br />

Das VAB ver<strong>mit</strong>telt Jugendlichen ohne Hauptschulabschluss<br />

berufliches Vorwissen und praktische Grundfertigkeiten<br />

<strong>in</strong> bis zu drei beruflichen Bereichen und verbessert<br />

gleichzeitig die Fähigkeit zur Alltagsbewältigung. Das<br />

VAB wird seit dem Schuljahr 2009/10 landesweit an 26<br />

Versuchsschulen erprobt. Mit erfolgreicher Teilnahme an<br />

e<strong>in</strong>er Abschlussprüfung kann e<strong>in</strong> dem Hauptschulabschluss<br />

gleichwertiger Bildungsstand erworben werden.

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