Zusammenarbeit mit Eltern in der Berufsorientierung - Perspektive ...
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KAPITEL 2: ANSÄTZE ZUR EINBINDUNG DER ELTERN<br />
„Es gibt so viele Angebote, dass man gar nicht mehr<br />
weiß, was jetzt. Italienische <strong>Eltern</strong> zum Beispiel haben<br />
überhaupt ke<strong>in</strong>e Ahnung, was für Möglichkeiten die<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong> eigentlich haben. Und wenn die <strong>Eltern</strong> das nicht<br />
blicken, wie sollen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> das dann an<strong>der</strong>s machen?“<br />
(<strong>Eltern</strong>lots<strong>in</strong> italienischer Herkunft)<br />
Gefragt s<strong>in</strong>d geeignete Formen, um <strong>Eltern</strong> diese komplexen<br />
Sachverhalte so zu ver<strong>mit</strong>teln, dass sie <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Fülle<br />
und Dichte <strong>der</strong> Informationen etwas anfangen können<br />
und dazu e<strong>in</strong>e Orientierung erhalten, wie und bei wem<br />
sie weitergehende Informationen über Berufe bekommen<br />
können. Ziel ist nicht, <strong>Eltern</strong> alles umfassend zu erklären,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>Eltern</strong> <strong>in</strong> ihrer Eigenaktivität zu bestärken.<br />
Information zum Ausbildungssystem<br />
Wichtig ist für <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong> Überblick, wie sich unser bundesdeutsches<br />
Ausbildungssystem organisiert und ausdifferenziert.<br />
E<strong>in</strong>e erste hilfreiche Unterscheidung ist die<br />
zwischen betrieblicher und schulischer Ausbildung (siehe<br />
Arbeitsblatt 6). <strong>Eltern</strong> können sich überlegen, welche<br />
Berufswünsche ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> bislang geäußert haben und<br />
<strong>in</strong> welcher Sparte sich diese bewegen. E<strong>in</strong>e ebenso wichtige<br />
Information ist die Tatsache, dass ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> bereits<br />
e<strong>in</strong> Jahr vor Schulende ihre Bewerbungen für Ausbildungsplätze<br />
<strong>in</strong> großen Firmen schreiben müssen und dass<br />
es Möglichkeiten für Ausbildungszuschüsse gibt. Ergänzt<br />
werden kann diese Informationse<strong>in</strong>heit <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>er visualisierten<br />
Darstellung von Ausbildungswegen <strong>in</strong> Baden-<br />
Württemberg (siehe Arbeitsblatt 7).<br />
Bildungsabschluss – Ausbildungsberuf<br />
Lehrkräfte berichten immer wie<strong>der</strong> davon, dass ihnen<br />
<strong>Eltern</strong> <strong>mit</strong> unrealistischen Berufswünschen gegenüber sitzen:<br />
So wünschen sich <strong>Eltern</strong> zum Beispiel, dass ihr Sohn<br />
trotz se<strong>in</strong>er schlechten Hauptschulnoten Arzt werden soll.<br />
Gründe dafür können sowohl fehlendes Wissen als auch<br />
eigene (un)bewusste Träume und Wunschbil<strong>der</strong> se<strong>in</strong>, die<br />
sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Folge auf die Berufsentscheidung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
auswirken können.<br />
Auf <strong>der</strong> Informationsebene fehlt oft <strong>der</strong> Überblick, welche<br />
Ausbildungsberufe <strong>mit</strong> welchem Schulabschluss überhaupt<br />
möglich s<strong>in</strong>d. Oft ist auch unzureichend deutlich,<br />
wie wichtig gute Noten für das Weiterkommen <strong>in</strong> Bildung<br />
und Ausbildung s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>en Diskussionse<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong><br />
dieses Thema bietet Arbeitsblatt 8: Hier wird e<strong>in</strong>e Auswahl<br />
möglicher Berufe <strong>in</strong> Zusammenhang <strong>mit</strong> den jeweiligen<br />
Bildungsabschlüssen gestellt. <strong>Eltern</strong> können da<strong>mit</strong><br />
ermutigt werden, über die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen und ihre<br />
Wünsche nachzudenken: Welchen Plan haben sie für Ihr<br />
K<strong>in</strong>d, und was wünscht sich ihr Sohn/ ihre Tochter? S<strong>in</strong>d<br />
diese Pläne und Wünsche so zu realisieren?<br />
Gleichzeitig ist es hilfreich, <strong>Eltern</strong> die <strong>Perspektive</strong> zu eröffnen,<br />
dass e<strong>in</strong> gewählter Ausbildungsberuf zwar <strong>der</strong> erste,<br />
jedoch nicht <strong>der</strong> letzte Schritt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufsbiographie<br />
ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist. Die aktuelle Arbeitsmarktlage verlangt<br />
von den E<strong>in</strong>zelnen immer stärker die Fähigkeit <strong>der</strong> Neuorientierung<br />
und Weiterentwicklung – lebenslanges Lernen<br />
ist ke<strong>in</strong> Schlagwort, son<strong>der</strong>n Realität und Notwendigkeit.<br />
In Arbeitsblatt 9 f<strong>in</strong>den Sie e<strong>in</strong>e exemplarische Karriereleiter<br />
für Berufe <strong>mit</strong> Hauptschulabschluss: Hier wird aufgezeigt,<br />
welche Weiterqualifizierungsmöglichkeiten es<br />
nach dem jeweiligen Ausbildungsberuf gibt 7 .<br />
Um die tiefer liegende Ebene <strong>der</strong> Wunsch- und Traumbil<strong>der</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> zu bearbeiten, kann es s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>,<br />
geme<strong>in</strong>sam über die folgenden Fragen nachzudenken:<br />
• Was wünsche ich mir für me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d?<br />
• Was wünscht sich me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d?<br />
• Wie verhandeln wir die Unterschiede unserer Wünsche?<br />
Zur Bearbeitung dieser Fragen bietet sich e<strong>in</strong> Austausch<br />
über den eigenen Lebenslauf an, <strong>der</strong> methodisch an den<br />
jeweiligen Kontext angepasst werden sollte: Der Austausch<br />
über Fallbeispiele, die Durchführung kle<strong>in</strong>er<br />
Rollenspiele zur Simulation von möglichen <strong>Eltern</strong>-K<strong>in</strong>d-<br />
Gesprächen, Berichte und das Gespräch über eigene biografische<br />
Erfahrungen können dazu e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus kann die Bearbeitung kle<strong>in</strong>er filmischer<br />
Sequenzen, wie sie aus dem Bereich <strong>der</strong> Erziehungsunterstützung<br />
bekannt s<strong>in</strong>d, hilfreich se<strong>in</strong>.<br />
7<br />
Auf <strong>der</strong> Seite www.berufskunde.com f<strong>in</strong>den Sie e<strong>in</strong> mehrsprachiges Berufslexikon, das sich an Jugendliche richtet. Unter dem L<strong>in</strong>k „Berufe<br />
von A – Z“ werden Berufe <strong>mit</strong> ihren jeweiligen Anfor<strong>der</strong>ungen und Tätigkeiten genau beschrieben und zu jedem Beruf werden die Karrieremöglichkeiten<br />
aufgezeigt. Dies wirkt sehr motivierend. Geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> kann diese Internetseite besucht und es können verschiedene<br />
Berufsbil<strong>der</strong> genauer beleuchtet werden.<br />
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