Zusammenarbeit mit Eltern in der Berufsorientierung - Perspektive ...
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KAPITEL 1: ELTERN ALS PARTNER DER SCHULE<br />
Solche Symbole können kle<strong>in</strong>e Willkommensgesten se<strong>in</strong><br />
und den <strong>Eltern</strong> signalisieren, dass sie <strong>in</strong> ihrer Verschiedenheit<br />
wahrgenommen und begrüßt werden.<br />
Standards für Übersetzungen und E<strong>in</strong>satz von<br />
Sprach<strong>mit</strong>tler/<strong>in</strong>nen<br />
Hilfreich ist, wenn Schulen und soziale E<strong>in</strong>richtungen<br />
Standards für Übersetzungssituationen feststellen, um <strong>in</strong><br />
wichtigen Situationen o<strong>der</strong> Veranstaltungen nicht immer<br />
improvisieren zu müssen zum Nachteil <strong>der</strong> Familien <strong>mit</strong><br />
Migrationsh<strong>in</strong>tergrund.<br />
„Ich war auf e<strong>in</strong>em <strong>Eltern</strong>abend, da war e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
Junge, <strong>der</strong> war neun o<strong>der</strong> zehn Jahre alt, und <strong>der</strong> musste<br />
dolmetschen abends um 22.00 Uhr. Das kann ja nicht<br />
se<strong>in</strong>. Es wäre dann angebracht, dass man sagt, ok, wir<br />
haben Leute, die sprechen englisch, türkisch, deutsch<br />
und können da <strong>mit</strong> re<strong>in</strong>, denn die können übersetzen.<br />
Das wäre schon e<strong>in</strong>e große Hilfe.“ (<strong>Eltern</strong>lots<strong>in</strong>)<br />
Auch wenn es sicherlich nicht möglich ist, für jede Kommunikationssituation<br />
bezahlte qualifizierte Übersetzer/<br />
<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong>zuzuziehen, sollte dennoch def<strong>in</strong>iert werden, wer<br />
was übersetzen kann und soll und welche Situationen<br />
unabd<strong>in</strong>gbar e<strong>in</strong>er professionellen Sprach<strong>mit</strong>tlung bedürfen.<br />
Dabei ist darauf zu achten, dass gerade im schulischen<br />
und sozialen Bereich e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong> wörtliche Übersetzung<br />
oft nicht ausreicht. Sprach<strong>mit</strong>tler/<strong>in</strong>nen, die sowohl<br />
die Denkweisen <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> e<strong>in</strong>schätzen können, als auch<br />
die Abläufe, „Spielregeln“ und Konzeptionen <strong>der</strong> Institution<br />
Schule kennen, können e<strong>in</strong>e unterstützende Rolle<br />
e<strong>in</strong>nehmen, die über die des Dolmetschers h<strong>in</strong>ausgeht:<br />
„Es ist schon e<strong>in</strong> Mentalitätsunterschied, ob ich jetzt als<br />
Deutsche <strong>mit</strong> <strong>der</strong> italienischen Mutter rede, o<strong>der</strong> ob die<br />
italienische Übersetzer<strong>in</strong> nochmal dah<strong>in</strong>ter o<strong>der</strong> dazwischen<br />
steht, die uns dann auch sagen kann, ja, im italienischen<br />
Schulsystem o<strong>der</strong> bei den Italienern ist das so<br />
und so. Dann wird auch viel mehr Verständnis bei uns<br />
geweckt, und das ist wirklich e<strong>in</strong>e Bereicherung für beide<br />
Seiten.“ (Hauptschullehrer<strong>in</strong>)<br />
Werden Schlüsselpersonen für solche Tätigkeiten e<strong>in</strong>gesetzt,<br />
muss genau überlegt werden, was ihr Aufgabenprofil<br />
ist und welche Form <strong>der</strong> Begleitung sie seitens <strong>der</strong><br />
Schule brauchen. Auch hier gilt es Standards zu entwickeln,<br />
die die Frage <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>schließen.<br />
1.3.6. <strong>Eltern</strong> stärken und beteiligen<br />
Stärken stehen im Vor<strong>der</strong>grund<br />
Entscheidend für e<strong>in</strong>e <strong>Zusammenarbeit</strong> <strong>mit</strong> <strong>Eltern</strong> auf<br />
Augenhöhe ist die Haltung, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Lehrkräfte auf <strong>Eltern</strong><br />
zugehen, denn die eigene Grundhaltung ver<strong>mit</strong>telt <strong>in</strong>nere<br />
Überzeugungen. Wenn <strong>Eltern</strong> als Expert/<strong>in</strong>nen ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />
gesehen werden, die an manchen Stellen Orientierungswissen<br />
brauchen, um die für sie richtigen Entscheidungen<br />
treffen zu können, verläuft e<strong>in</strong> Gespräch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Regel an<strong>der</strong>s, als wenn von fehlenden Kompetenzen und<br />
Defiziten ausgegangen wird, die es auszugleichen gilt.<br />
E<strong>in</strong>e Haltung, die den Blick auf die Stärken und Kompetenzen<br />
<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> und ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> richtet, schafft nicht<br />
nur die Grundlage für e<strong>in</strong>en vertrauensvollen, konstruktiven<br />
Dialog, son<strong>der</strong>n bestimmt auch die Art und Weise,<br />
wie E<strong>in</strong>ladungen und Angebote konzipiert und umgesetzt<br />
werden.<br />
<strong>Eltern</strong> bestimmen ihre Themen selbst<br />
<strong>Eltern</strong> brauchen Räume, offene Orte <strong>der</strong> Begegnung und<br />
des Dialogs, um ihre eigenen Themen zu entdecken und<br />
dann bestimmen zu können, <strong>in</strong> welcher Weise sie diese<br />
bearbeiten wollen. Dafür s<strong>in</strong>d auf Seiten <strong>der</strong> Lehrer/<strong>in</strong>nen<br />
e<strong>in</strong>e aufmerksame Grundhaltung und Achtsamkeit<br />
gefragt. Es gilt, tatsächlich zuzuhören, was <strong>Eltern</strong> bewegt,<br />
und nicht von vornhere<strong>in</strong> zu def<strong>in</strong>ieren, was <strong>Eltern</strong><br />
zu <strong>in</strong>teressieren hat o<strong>der</strong> sie auf klassische Anliegen wie<br />
die Bestückung des Essensbuffets bei Festen o<strong>der</strong> die<br />
Regelung <strong>der</strong> Fahrdienste zu reduzieren. Erst dann können<br />
Veranstaltungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er den <strong>Eltern</strong> entsprechenden<br />
Form <strong>mit</strong> den für sie relevanten Inhalten geplant und<br />
umgesetzt werden.<br />
➔ E<strong>in</strong> Fallbeispiel:<br />
E<strong>in</strong>e Schulsozialarbeiter<strong>in</strong> versucht an e<strong>in</strong>er Hauptschule<br />
geme<strong>in</strong>sam <strong>mit</strong> Lehrer/<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en <strong>Eltern</strong>stammtisch zu<br />
<strong>in</strong>itiieren. Sie entwickeln e<strong>in</strong>e Veranstaltungsreihe zu den<br />
Themen Gen<strong>der</strong>, selbstverletzendes Verhalten und Medien<br />
und hoffen, dass daraus e<strong>in</strong> <strong>Eltern</strong>stammtisch entstehen<br />
würde. Die Idee geht nur bed<strong>in</strong>gt auf: Die Veranstaltungen<br />
werden zunehmend schlechter besucht, <strong>der</strong> Stammtisch<br />
kommt nicht zustande. Die Idee, die aus e<strong>in</strong>em gut<br />
geme<strong>in</strong>ten Interesse <strong>der</strong> Pädagog/<strong>in</strong>nen entstanden war,<br />
geht offensichtlich an den Interessen, Bedürfnissen und<br />
Fragestellungen <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> weitgehend vorbei.<br />
Empowerment<br />
Empowerment bedeutet, die Ressourcen und Potenziale<br />
von Menschen für die Bewältigung des Alltags zu stärken<br />
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