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Zusammenarbeit mit Eltern in der Berufsorientierung - Perspektive ...

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KAPITEL 1<br />

<strong>Eltern</strong> als Partner <strong>der</strong> Schule<br />

1.1.<br />

E<strong>in</strong> Verhältnis auf Augenhöhe?<br />

<strong>Eltern</strong>arbeit ist e<strong>in</strong> hochaktuelles Thema. Die Zahl <strong>der</strong><br />

Fachveranstaltungen und Publikationen wächst, neue<br />

Angebote und För<strong>der</strong>programme werden erprobt und<br />

standardisiert. Dabei wird nach Gründen gesucht, weshalb<br />

<strong>Eltern</strong> Angebote nicht o<strong>der</strong> nur wenig nutzen, ihre<br />

Erziehungskompetenzen werden h<strong>in</strong>terfragt und neue<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen formuliert.<br />

Gewünscht und als Anspruch formuliert wird e<strong>in</strong> partnerschaftliches<br />

Verhältnis von Schule und <strong>Eltern</strong> – idealerweise<br />

im Dialog und auf Augenhöhe. Die Realität zeigt jedoch e<strong>in</strong><br />

konfliktreicheres Bild auf beiden Seiten: Lehrer/<strong>in</strong>nen erleben<br />

Kooperation als mühsam, wenn Angebote von <strong>Eltern</strong> nur<br />

zögerlich o<strong>der</strong> gar nicht wahr genommen werden und<br />

wenn sie vermuten, dass es an Unterstützung seitens <strong>der</strong><br />

<strong>Eltern</strong> mangelt und die Entwicklung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n nicht zureichend<br />

geför<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> sogar beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t wird. Auch auf Seiten<br />

<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> gibt es Momente <strong>der</strong> Frustration, wenn sie sich<br />

nicht ausreichend <strong>in</strong>formiert und e<strong>in</strong>gebunden fühlen, wenn<br />

ihnen <strong>mit</strong> mangeln<strong>der</strong> Wertschätzung begegnet wird und<br />

wenn sie sich ratlos und ohnmächtig fühlen. Kommt <strong>der</strong><br />

Faktor Migration h<strong>in</strong>zu, können sich Enttäuschungen auf<br />

beiden Seiten verstärken und Stereotypisierungen entstehen,<br />

wie zum Beispiel: Migranteneltern s<strong>in</strong>d des<strong>in</strong>teressiert,<br />

haben ke<strong>in</strong>e Tagesstruktur und wollen sich nicht <strong>in</strong>tegrieren.<br />

O<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Gegenseite: Lehrer/<strong>in</strong>nen wollen nicht, dass<br />

Migrantenk<strong>in</strong><strong>der</strong> vorwärts kommen, können ke<strong>in</strong>e Kritik<br />

annehmen und s<strong>in</strong>d nicht an Migranteneltern <strong>in</strong>teressiert.<br />

Solche (exemplarischen) Stereotypen und Klischees bee<strong>in</strong>flussen<br />

das jeweilige Handeln, denn konkrete Praxissituationen<br />

werden vor dem H<strong>in</strong>tergrund dieser Deutungen<br />

<strong>in</strong>terpretiert. Insofern ist <strong>der</strong> erste wichtige Schritt für<br />

beide Seiten, <strong>der</strong>artige Zuschreibungen zu reflektieren<br />

und zu h<strong>in</strong>terfragen. Für <strong>Eltern</strong> bedarf es mo<strong>der</strong>ierter<br />

Bildungsangebote und Treffmöglichkeiten, um über ihre<br />

Erfahrungen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und <strong>mit</strong> den Institutionen <strong>in</strong><br />

Austausch zu kommen. Für Institutionen und Fachkräfte<br />

bedarf es ebenso <strong>der</strong> Reflexionsräume zum Überdenken<br />

eigener Haltungen und Zuschreibungen, z.B. durch kollegiale<br />

Beratung, Fortbildung und Supervision/Coach<strong>in</strong>g.<br />

<strong>Eltern</strong> haben Schulen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Berufsorientierung</strong> viel zu<br />

bieten. Nicht nur, weil sie großen E<strong>in</strong>fluss auf die Berufsentscheidung<br />

ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben, son<strong>der</strong>n auch, weil sie<br />

<strong>mit</strong> ihrer eigenen Berufsbiografie, ihren Ideen und Anregungen<br />

die Arbeit <strong>der</strong> Schulen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Berufswegeplanung<br />

bereichern können. Grundsätzlich s<strong>in</strong>d <strong>Eltern</strong> an <strong>der</strong> Entwicklung<br />

ihres K<strong>in</strong>des <strong>in</strong>teressiert, und e<strong>in</strong> solches Interesse<br />

ist <strong>der</strong> Ausgangspunkt für ihr schulisches Engagement.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs spiegelt sich dieses Interesse nicht<br />

notwendigerweise <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hohen Beteiligung <strong>in</strong> den<br />

Schulen wi<strong>der</strong>. Im Gegenteil – Schulen erleben <strong>Eltern</strong> oft<br />

als Abwesende und beschreiben die Abwesenheit unter<br />

an<strong>der</strong>em folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

• Anlässlich <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>abende o<strong>der</strong> <strong>Eltern</strong>sprechtage trifft<br />

man immer nur auf die gleichen bekannten Gesichter,<br />

während man sich die aktive Teilnahme aller <strong>Eltern</strong><br />

erhofft.<br />

• Die E<strong>in</strong>ladungen zu <strong>Eltern</strong>gesprächen s<strong>in</strong>d ausgesprochen<br />

o<strong>der</strong> verschickt. Die <strong>Eltern</strong> kommen nicht o<strong>der</strong><br />

sagen <strong>in</strong> letzter M<strong>in</strong>ute ab.<br />

• Es bereitet Mühe, <strong>Eltern</strong> zur Mitarbeit <strong>in</strong> Gremien<br />

zu bewegen, und es stellen sich zu wenige <strong>Eltern</strong> zur<br />

Wahl.<br />

• Die aktuelle Lebenssituation <strong>der</strong> <strong>Eltern</strong> ist so gut wie<br />

unbekannt, obwohl sie <strong>in</strong> un<strong>mit</strong>telbarer Nähe zur<br />

Schule leben und eigentlich den Weg f<strong>in</strong>den müssten.<br />

• Man scheut sich, <strong>Eltern</strong> zu kontaktieren, <strong>der</strong>en Muttersprache<br />

man nicht spricht, <strong>der</strong>en kulturellen, sozialen<br />

und religiösen H<strong>in</strong>tergrund man nicht kennt, und fürchtet<br />

dabei e<strong>in</strong>en aufwendigen Verständigungsprozess.<br />

<strong>Eltern</strong> dagegen wären häufig bereit, ihren Beitrag <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schule zu leisten, wenn sie e<strong>in</strong>e Vorstellung davon hätten,<br />

wie das konkret aussehen könnte und e<strong>in</strong> Gefühl dafür<br />

bekämen, dass sie tatsächlich gebraucht würden. Zu den<br />

Fragen, die <strong>Eltern</strong> bewegen, gehören unter an<strong>der</strong>em:<br />

• Ich kenne niemanden an <strong>der</strong> Schule: An wen soll ich<br />

mich wenden?<br />

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