Dokumentation der Fachtagung vom 4.6.2013 in Berlin - Perspektive ...

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34 Schlaglichter Beim RÜM Laatzen wurde die Bedeutung der Eltern beim Berufswahlprozess ihrer Kinder durch eine empirische Langzeitstudie bestätigt: „Mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen, die befragt wurden, haben ihre Eltern gleich nach dem Internet als wichtige Entscheidungshilfe angegeben“, fasste Thomas Schrader die Ergebnisse zusammen. Doch die Eltern, deren eigener Berufswahlprozess vielleicht 20, 25 Jahre zurückliege, wissen gar nicht mehr, wie sich der Ausbildungsmarkt verändert hat. Das RÜM Laatzen habe deswegen überlegt, wie Eltern mit ihrer Kompetenz in das System einzubeziehen seien, um für ihre Kinder tatsächlich unterstützend wirken zu können. „Wir haben versucht, über unsere Kooperationspartnerschaften Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu finden, möglichst verschiedener Herkunft, Frauen und Männer, so dass wir wirklich alle Zielgruppen der Familien erreichen können“, erläuterte Thomas Schrader die Vorgehensweise, mit der in Laatzen Berufswahllotsen gefunden wurden. Diese zeigen Wege auf, weisen auf Unterstützungsstellen und Hilfsangebote hin. „Dass es kostenfreie Unterstützungsangebote gibt, dass Eltern ihre Kinder zur Berufsberatung begleiten dürfen, das sind alles Informationen, die völlig unbekannt waren, und die sollen eben entsprechend weitergegeben werden“, so Bernhard Korte. Bereich: Schule – Wirtschaft Neben den Eltern sind auch die Schulen in besonderer Weise gefordert, wenn es um Berufsorientierung der Jugendlichen geht. Berufsorientierung muss integrativer Bestandteil schulischer Angebote sein, und die Angebote müssen sich an den beruflichen und betrieblichen Praxisbedingungen orientieren. „Schule und Betriebe müssen ganz eng zusammenarbeiten und die Bedarfe aufeinander abstimmen, damit möglichst vielen Jugendlichen nach der Schule der Übergang in die Ausbildung gelingt und zugleich der Fachkräftebedarf der Betriebe gesichert werden kann“, stellte Antoinette Klanten vor der Präsentation der Projektarbeit zum Thema heraus. Regina Brinkmann begrüßte dazu Sabine Schaffer, Projektleiterin des RÜM im Landkreis Görlitz und Michael Busch, Landrat des Landkreises Coburg. Im Landkreis Görlitz hat man vor allem mit stark zurückgehenden Schülerzahlen – seit dem Jahr 2000 um die Hälfte – zu tun. Das ist zwar einerseits dem demografischen Wandel geschuldet, doch kämpft man in der nahe der Grenze zu Polen gelegenen Region auch gegen die Abwanderung der Jugendlichen in die Metropolen oder nach Mittel- und Westdeutschland. Andererseits zeigte sich auch, dass viele Jugendliche die Wirtschaftsstrukturen des Landkreises und die dort ansässigen Unternehmen gar nicht kennen und gar nicht wissen, welche Chancen und Möglichkeiten ihnen offen stehen. Deshalb habe das Projekt nach einer sehr praktikablen Lösung gesucht, Schulen und Unternehmen zusammenzubringen. Das Ergebnis ist der Ausbildungsatlas INSIDER. „Der Ausbildungsatlas INSIDER ist ein etwas anderes Produkt. Sehr hochwertig gestaltet, und dort kommen tatsächlich Insider zu Wort. Das heißt, die Azubis aus den Betrieben stellen ihre Arbeit und ihre Ausbildung vor und erzählen beziehungsweise plaudern dort eben aus dem Nähkästchen“, so erklärte Sabine Schaffer das Ergebnis ihrer Arbeit. Der INSIDER erscheint in diesem Jahr bereits zum dritten Mal. Jede Schülerin und jeder Schüler der Abgangsklassen aller Schulformen im Landkreis erhält ein Exemplar. Die Resonanz sei sehr, sehr hoch. In den Schulen werde der INSIDER als Unterrichtsmaterial im Berufsorientierungsunterricht eingesetzt. Auch die Unternehmen geben sehr positive Rückmeldungen. Sabine Schaffer im Gespräch mit Moderatorin Brinkmann
Schlaglichter 35 Michael Busch präsentiert die „Zeig Dich!-Tour“ Durch die von den Auszubildenden selbst vermittelten Informationen über den jeweiligen Beruf und den Ausbildungsbetrieb kämen interessierte Jugendliche viel besser vorbereitet zu den Praktika oder zu Vorstellungsgesprächen. Ergänzt werden diese Bemühungen durch die Ausbildungsmesse INSIDER-Treff, ein Gemeinschaftsprojekt des Landkreises mit der Agentur für Arbeit, der IHK Dresden und der HWK Dresden. Das Interesse und auch das Engagement der beteiligten Unternehmen sind so groß, dass die Finanzierung des INSIDER auch unabhängig von einer Weiterführung des „Regionalen Übergangsmanagements“ gesichert ist. Im Landkreis Coburg setzte das RÜM-Projekt mit der „Zeig Dich!-Tour“ in diesem Handlungsfeld auf einen individuellen Weg. In Zusammenarbeit mit den Wirtschaftsjunioren werden bis zu acht teilnehmende Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse aller Schulformen unter dem Motto „Toure mit uns durch die Ausbildungsbetriebe der Coburger Region“ in einem Kleinbus durch den Landkreis gefahren. Innerhalb von zwei Nachmittagen haben sie die Gelegenheit, vier Betrieben, für die sie sich interessieren und die sie vorher ausgewählt haben, kennenzulernen. So können sie sich einen unmittelbaren Eindruck vom Unternehmen verschaffen, mit der Geschäftsleitung oder der für die Ausbildung zuständigen Person sprechen und erste persönliche Kontakte knüpfen. Es sind vor allem kleinere und mittlere Betriebe, für die eine Beteiligung an einer Ausbildungsmesse zu aufwändig wäre. Die Unternehmen nutzen aber die Chance, direkt mit interessierten Jugendlichen ins Gespräch zu kommen und diese für ihren Betrieb zu gewinnen. So bietet die „Zeig Dich!-Tour“ für die Betriebe und die Jugendlichen eine gute Möglichkeit, sich gegenseitig einen ersten Eindruck zu verschaffen: „Wenn man so will unter Laborbedingungen – ich hätte beinahe gesagt von der Toilette bis zum Aufenthaltsraum – aber natürlich auch den Produktions- oder Dienstleistungsraum“, so beschrieb Landrat Michael Busch das Angebot im Landkreis. Auch in dieser Region wird dieses Angebot dank des Engagements der Wirtschaftsjunioren weitergeführt werden können.
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