GLAUBENSBOTE - Pfarre Zell am Ziller - Zell
GLAUBENSBOTE - Pfarre Zell am Ziller - Zell
GLAUBENSBOTE - Pfarre Zell am Ziller - Zell
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Seite 18<br />
Liturgisches September 2009<br />
Gedanken über den Kommunionempfang<br />
Obwohl es kein brennendes Problem darstellt, hört man hin<br />
und wieder Fragen oder Feststellungen zur Art des<br />
Kommunionempfanges. Deswegen seien hier einige<br />
Erläuterungen angebracht. In diesem Zus<strong>am</strong>menhang gibt es<br />
zwei wichtige Fragen, nämlich die Würdigkeit des<br />
Empfanges und die Form des Empfanges.<br />
Zwei Formen des Kommunionempfanges<br />
Zunächst zum zweiten Punkt, zur Form des Empfanges. In<br />
unserer Diözese gibt es zwei Grundformen des<br />
Kommunionempfanges, die Mund- und die Handkommunion<br />
sowie stehend und kniend. Manche meinen<br />
irrtümlich, die Handkommunion sei die neue und ordentliche<br />
Form, die das II. Vatikanische Konzil eingeführt habe<br />
und die Mundkommunion sei die alte und überholte Form.<br />
Zunächst zur Geschichte dieser Formen. Im Laufe der<br />
Jahrhunderte hat sich in der Weltkirche die Mundkommunion<br />
als die einzige und ordentliche Form<br />
durchgesetzt und ist als solche auch die letzten Jahrhunderte<br />
praktiziert worden. Das II. Vatikanische Konzil hat sich<br />
dazu nicht geäußert und auch nicht die Einführung der<br />
Handkommunion angeregt, wie fälschlich immer wieder<br />
behauptet wurde. Richtig ist, dass Papst Paul VI. nach dem<br />
Konzil auf vielfachen Druck vor allem von Deutschen<br />
Bischöfen ein Indult zur Handkommunion erlassen hat. D.<br />
h. er hat den Bischöfen erlaubt, in ihren jeweiligen Diözesen<br />
die Handkommunion neben der ordentlichen Form der<br />
Mundkommunion zu erlauben. Seit dieser Zeit haben<br />
manche Bischöfe vor allem im Westen in ihren Diözesen<br />
auch die Handkommunion erlaubt.<br />
Probleme bei der Einführung der Mundkommunion<br />
Bei der Einführung der Handkommunion k<strong>am</strong> es in<br />
manchen <strong>Pfarre</strong>n zu Verletzungen, weil manche Priester<br />
dies von oben herab verordneten (Klerikalismus), als ob<br />
dies nun die neue und einzige Form sei, wobei sie die<br />
bisherige Form geringschätzig abwerteten. Gläubige, die bei<br />
der bisherigen Form bleiben wollten, wurden nicht selten<br />
abfällig betrachtet und verbal ins Eck gestellt. Im Zuge<br />
dieser Entwicklungen, die manchmal (nicht überall!!!) von<br />
einem Geist der Intoleranz und Respektlosigkeit begleitet<br />
waren, gab es in Verbindung mit anderen Zeiterscheinungen<br />
einen gewissen Verlust der Ehrfurcht vor allem in der<br />
Liturgie. Manche betrachteten dies, teilweise zu Recht und<br />
teilweise zu Unrecht, als Folge der Einführung der Handkommunion.<br />
Gegenwärtig ist allgemein wieder eine<br />
Besinnung auf mehr Ehrfrucht festzustellen, was in der<br />
Regel auch mit mehr vor der freien Entscheidung des<br />
Anderen einhergeht. Die Frage der Form ist nicht mehr<br />
„ideologisch“ belastet.<br />
„Ordentliche“ und „außerordentliche“ Form<br />
In vielen Diözesen der Weltkirche haben die Bischöfe von<br />
diesem Indult jedoch nicht Gebrauch gemacht und es gibt<br />
dort daher nach wie vor nur die ordentliche Form, nämlich<br />
die Mundkommunion. Man könnte die beiden Formen<br />
irgendwie mit dem Messritus vergleichen. Es gibt einen<br />
Messritus und zwei Formen, den ordentlichen Ritus (den,<br />
den wir bei unseren Messen feiern) und den außerordentlichen<br />
Ritus (den alten Ritus, den bestimmte Gruppen<br />
durch ein Indult des Papstes erlaubterweise feiern dürfen).<br />
In ähnlicher Weise gibt es beim Kommunionempfang zwei<br />
Formen, die allgemeine Form der Mundkommunion, die in<br />
der ganzen Weltkirche Gültigkeit hat und die besondere<br />
Form der Handkommunion, die in manchen Diözesen<br />
zusätzlich erlaubt ist.<br />
Einige Anregungen bzw. Klarstellungen<br />
Hier einige Anregungen: Es ist gut und segenbringend,<br />
wenn man der Kirche folgt. Daher sind Aussagen und<br />
Praxis von Papst und Bischof bedeuts<strong>am</strong>. Wenn der Papst<br />
eine außerordentliche Form erlaubt, sei dies beim<br />
Kommunionempfang oder beim Messritus, dann ist es zu<br />
respektieren. Was die Form des Kommunionempfanges<br />
betrifft, sollte man den wahren Fortschritt in der Ehrfurcht<br />
sehen, mit der der Leib Christi empfangen wird. Man kann<br />
sowohl die Hand– als auch die Mundkommunion ehr--<br />
furchtslos oder ehrfürchtig empfangen. Für Kinder ist die<br />
Mundkommunion angemessen und sollte gefördert werden.<br />
Um ein gutes Gespür für die für einem selbst geeignetste<br />
Form zu bekommen, sollte man sich vor allem d<strong>am</strong>it<br />
beschäftigen, wen man empfängt und welche Voraussetzungen<br />
es für einen würdigen Empfang gibt. Eine<br />
Voraussetzung ist, dass man an die wirkliche Gegenwart<br />
Christi glaubt, eine zweite, dass man mit Gott versöhnt ist<br />
(Bußsakr<strong>am</strong>ent). Ich empfehle besonders, den Katechismus<br />
und die Texte des II. Vatikanischen Konzils zu lesen. Die<br />
vielerorts vorkommende Ehrfurchtslosigkeit hängt vor allem<br />
auch mit dem Verlust des Bußsakr<strong>am</strong>entes und mit dem<br />
Schwinden des Glaubens an die wirklich Gegenwart Christi<br />
zus<strong>am</strong>men. Das Sakr<strong>am</strong>ent der Versöhnten (Eucharistie)<br />
setzt das Sakr<strong>am</strong>ent der Versöhnung voraus. Wer sich<br />
gegenüber dem Leib Christi ehrfürchtig verhält, wird auch<br />
Respekt vor dem Anderen, dem Andersdenkenden und dem,<br />
der die andere Form wählt, haben. Papst Benedikt XVI. hat<br />
die Praxis eingeführt, dass die Leute, die bei ihm die<br />
Kommunion empfangen möchten, dies kniend in den Mund<br />
tun.<br />
Richtlinien unseres Herrn Erzbischofs<br />
Unser Erzbischof, Alois Kothgasser hat 2004 aus Anlass der<br />
Instruktion „Redemptionis Sacr<strong>am</strong>entum“ ein<br />
Begleitschreiben verfasst, das an alle Pfarrämter ging und<br />
auch im Verordnungsblatt abgedruckt wurde. Darin geht er<br />
auch auf den Kommunionempfang ein und verweist darauf,<br />
dass Gläubige den Leib des Herrn nicht im Umdrehen oder<br />
Weggehen essen sollen und verweist dann auf die<br />
notwendige Ehrfurcht, die wir dem Allerheiligsten<br />
schuldigen. Er hält fest, dass die Mönche in Cluny vor 1000<br />
Jahren sogar ihre Schuhe ausgezogen haben, ehe sie zur hl.<br />
Kommunion schritten und schreibt dann wörtlich: „Helfen<br />
Sie bitte mit, dass in allen Kirchen unserer Erzdiözese<br />
Spendung und Empfang der heiligen Kommunion in größter<br />
Ehrfurcht vollzogen werden. Dabei liegt es in der Freiheit<br />
der Einzelnen, den Leib des Herrn kniend oder stehend, mit<br />
der Hand oder mit dem Mund zu empfangen. Entscheidend<br />
ist die Haltung der Liebe zum Herrn und zu den<br />
Mitmenschen. Die Eucharistiefeier ist kein<br />
Experimentierfeld, sondern ein Heiligtum, das man nur in<br />
großer Ehrfurcht betreten kann. Was das heißt, zeigt uns der<br />
Apostel Thomas, der vor dem Herrn niederkniet und<br />
bekennt: „Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28). (...)<br />
Ohne die Erneuerung der gläubigen Haltung bei der Feier<br />
der Eucharistie gibt es darum auch keine Erneuerung der<br />
Kirche. Mögen Gottes Geist und Maria, die Mutter des<br />
Herrn, uns dabei helfen.“