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BAUSTELLE NR. 1: DIE LENDENWIRBELSÄULE<br />
Hier sehen Sie, wo und wie oft uns am Rücken Schmerzen quälen –<br />
wir nennen dazu die drei bekanntesten Probleme und was uns da hilft<br />
2%<br />
Brustwirbelsäule<br />
62%<br />
Lendenwirbelsäule<br />
Rückenmark<br />
Bandscheibe<br />
die Rückenmuskeln wieder besser zusammenarbeiten“,<br />
so Schmidtbleicher. Nachhal<br />
tiges Training braucht länger, circa<br />
20 Wochen. Dazu gehört der Muskelaufbau<br />
an Geräten, alternativ mit Crunches<br />
& Co., sowie die Rumpfstabilisierung.<br />
Das ist Ihnen zu umständlich? Ein Wa -<br />
ck elbrett aus dem Sportfachhandel tut’s<br />
auch: Das stetige Austarieren des Körpers<br />
wirkt direkt auf die kleinen, tief liegenden<br />
„Haltungs“-Muskeln an der Wirbelsäule.<br />
Alternative: mit Kurz hanteln Zahlen<br />
und Buchstaben in die Luft schreiben.<br />
„Da die Rumpfmuskulatur zu 90 Prozent<br />
aus langsam reagierenden Fasern besteht,<br />
muss man allerdings – damit das Training<br />
auch fruch tet – ausdauernde Reize setzen,<br />
jeweils etwa 45 Sekunden lang, und am<br />
besten drei Serien“, sagt Schmidtbleicher.<br />
Aber nicht nur Gerätetraining bringt<br />
36%<br />
Halswirbelsäule<br />
Bandscheibenvorfall<br />
(Prolaps)<br />
Nerven<br />
Wirbelkörper<br />
VERSPANNUNGEN<br />
Auslöser sind Stress,<br />
ängstliche Gefühle, „un -<br />
gesunde“ Einstellungen.<br />
Sie lösen eine Kettenreaktion<br />
aus, können die<br />
komplette Körperstatik<br />
aus dem Lot bringen.<br />
Was hilft? Offener Um -<br />
gang mit Sorgen und Nö -<br />
ten; aktive Entspannung.<br />
HEXENSCHUSS & CO.<br />
Durch „falsches“ Heben<br />
oder Verkühlen verkrampft<br />
die Muskulatur<br />
blitzschnell und irritiert<br />
die Nervenbahnen. Was<br />
hilft? Wärme, Schmerzmittel,<br />
Bewegung.<br />
BANDSCHEIBENVORFALL<br />
Der „Stoßdämpfer“ verlässt<br />
seinen Platz und<br />
reizt Ner venbahnen.<br />
Aber: Nur 3 bis 5 % der<br />
Rücken probleme gehen<br />
darauf zurück. Was hilft?<br />
Effektive Schmerztherapie,<br />
Bewe gung, bei<br />
Lähmungen und anderen<br />
Ausfall er schei nun gen<br />
eventuell eine Operation.<br />
Rü ckenpower. Studien zufolge sind moderne<br />
Aerobic- und ähnliche Fitnesskurse<br />
ebenso effektiv. „Der Vorteil liegt in der<br />
großen Bewegungsamplitude. Da wer den,<br />
anders als an der<br />
Kraftmaschine, viele<br />
Muskeln angesprochen,<br />
auch in ihrem<br />
Zusammenspiel“,<br />
sagt Professor Bernhard<br />
Allmann, 43,<br />
von der Deutschen<br />
Hochschule für<br />
Prävention und<br />
Gesundheitsmanagement.<br />
Aber lassen wir die Effektivität mal beiseite:<br />
Experten zufolge ist jeder Sport<br />
recht, wenn man die Tücken der Disziplinen<br />
kennt. Wer etwa Tischtennis spielt,<br />
belastet sehr einseitig, wie der frischgebackene<br />
Europameister Timo Boll weiß. Sein<br />
Doc empfahl ihm sogar, weniger zu spielen<br />
(siehe Seite 32)! Worauf Sie jeweils achten<br />
sollten, zeigt unser Rücken-Check von<br />
acht Sportarten auf Seite 28.<br />
MYTHOS 4<br />
ERGONOMIE IM BÜRO<br />
HÄLT DAS KREUZ FIT<br />
Irrtum. Keilkissen, motorisierte Stühle<br />
und Stehpulte wirken nur unterstützend.<br />
Unverzichtbar sind regelmäßige<br />
Bewegungspausen und, ganz wichtig,<br />
dass Sie grundsätzlich mit Ihrer<br />
Arbeitssituation zufrieden sind.<br />
Mehr und mehr setzt sich die<br />
Erkenntnis durch, dass es für<br />
einen gesunden Rücken mehr<br />
braucht als gute Medizin, Bewegung<br />
und Muskeln. So gibt es immer<br />
wieder Patienten, die eine „erfolgreiche“<br />
Operation und Reha hinter sich haben –<br />
und trotzdem bald wieder von Schmerzen<br />
gequält werden. „Vielleicht war der<br />
Eingriff nötig, aber als alleinige Maßnahme<br />
nicht ausreichend“, sagt der Osteopath<br />
Thomas Marquardt, 54, aus Hamburg.<br />
Und rät zu einer immer noch ungewohnten<br />
Spurensuche. Neben möglichen<br />
Funktionsstörungen ist zu klären: Wie<br />
reagieren Sie etwa auf Ärger mit Ihrem<br />
Partner oder Überforderung im Job? Gehen<br />
Sie offen damit um, oder fressen Sie<br />
die Probleme in sich hinein? Neigen wir<br />
zu Letzterem, leisten wir Verspannungen<br />
Vorschub. „Der Körper kompensiert solche<br />
Störfaktoren oft über viele Jahre“,<br />
sagt Marquardt. Doch obwohl wir lange<br />
Zeit nichts spüren, pflanzen sich Spannun<br />
gen fort – bis der Rücken schon beim<br />
Aufheben eines Bleistifts streikt.<br />
Natürlich können wir uns darauf rausreden,<br />
dass wir viel um die Ohren haben.<br />
Aber, seien wir ehrlich: Unseren Stress<br />
machen wir uns zu einem guten Teil auch<br />
selbst, wir sind den „Zwän gen“ nicht ausgeliefert.<br />
Probieren<br />
Sie’s einfach mal:<br />
Wenn Sie um einen<br />
Gefallen gebeten<br />
werden, trauen Sie<br />
sich ein Nein. Oder<br />
pfeifen Sie darauf,<br />
perfekt sein zu<br />
wollen, und geben<br />
Sie sich mal mit<br />
80 Prozent zufrieden.<br />
Und machen Sie sich regelmäßig<br />
locker: mit Atem übun gen, mit bewusster<br />
An- und Ent spannung der Mus keln (etwa<br />
progressive Muskelrelaxation) sowie geziel<br />
tem Dehnen (zum Beispiel Yoga).<br />
ILLUSTRATION: AXEL KOCK / FIT FOR FUN<br />
34 fitforfun 12/2011