von Herrn Reinhard Wilms - ICBM
von Herrn Reinhard Wilms - ICBM
von Herrn Reinhard Wilms - ICBM
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
EINLEITUNG<br />
Dieser neuen Sichtweise ist es auch zu verdanken, dass die Prokaryoten sich in die zwei<br />
Domänen der Bakterien und Archaeen unterteilen ließen. Zudem grenzten sich die<br />
Prokaryoten <strong>von</strong> den einzelligen Eukaryoten wie Pilze und Algen ab. Dieser neue Baum<br />
beruhte für die Domäne der Bakterien zunächst auf 12 Klassen, die als Grundlage jeweils<br />
mindestens einen kultivierten Vertreter besaßen. Dieser Stammbaum wurde bis ins Jahr 2005<br />
durch die molekularbiologischen Methoden auf 55 Klassen erweitert, wobei ein großer Teil<br />
der Klassen keinen kultivierten Vertreter mehr besaß (Backhed et al., 2005). Zudem belief<br />
sich im Jahre 2004 der Umfang an Sequenzen in der NCBI Datenbank auf über 32 Millionen,<br />
wobei da<strong>von</strong> lediglich 205.000 <strong>von</strong> benannten Organismen stammten (Benson et al., 2006).<br />
Die Spanne zwischen bekannten eindeutig benannten Sequenzen zu den nur<br />
molekularbiologisch gefunden Sequenzen wird somit täglich größer und ein Ende ist nicht<br />
abzusehen. Hierbei spielen die weiter entwickelten molekularbiologischen Methoden eine<br />
wichtige Rolle, da in wesentlich kürzerer Zeit immer mehr Sequenzen durch ein breites<br />
screening der Habitate detektiert werden. Somit nimmt die Anzahl an Sequenzen, zu denen<br />
keine kultivierten Vertreter existieren, immer weiter zu, während die Isolierung <strong>von</strong> Arten<br />
dieser Klassen häufig keine Erfolge aufweist (D'Hondt et al., 2004).<br />
Bei dieser Vielfalt an 16S rRNA Gen Sequenzen stellt sich schnell die Frage, ab wie viel<br />
Prozent Unterschied es sich eventuell um zwei verschiedene oder um ein und dieselbe Art<br />
handelt. Hagström et al. legten diese Grenze im Jahr 2000 auf 97 % Sequenzhomologie fest<br />
(Hagström et al., 2000). So sollten zwei Organismen, die mehr als drei Prozent Unterschied in<br />
ihren 16S rRNA Genen aufwiesen, als zwei Arten geführt werden. Stackebrandt und Goebel<br />
hatten aber schon 1994 in einer Studie über DNA-DNA Hybridisierung gezeigt, dass erst<br />
Organismen die bei dieser Hybridisierung weniger als 70 % erreichen, zu zwei<br />
unterschiedlichen Arten zu zählen sind. Das musste aber nicht unbedingt bedeuten, dass ihre<br />
16S rRNA Gene auch mehr als drei Prozent Abweichungen zeigten (Stackebrandt & Goebel,<br />
1994). Somit sollte das 16S rRNA Gen heute als Hinweis für zwei verschiedene Arten gelten,<br />
aber nicht zur Definition zweier Arten herangezogen werden.<br />
Analysen des ribosomalen Gens liefern zudem keine Aussagen über die physiologischen<br />
Eigenschaften der detektierten Mikroorganismen. Vergleiche mit den nächsten Verwandten in<br />
den Datenbanken können lediglich Hinweise liefern. Eine Aussage, welche physiologischen<br />
Eigenschaften ein Organismus hat und welche nicht, können eventuell Vollsequenzierungen<br />
des Genoms (Seshadri et al., 2005), aber auch Isolate liefern. Diese Isolate sind aber häufig<br />
nicht vorhanden, besonders wenn neue Habitate untersucht werden. Somit liefert die Analyse<br />
des ribosomalen Gens zumindest erste Hinweise auf die Zusammensetzung der mikrobiellen<br />
13