WIRTSCHAFT+MARKT Tourismusboom stärkt Wirtschaft (Vorschau)
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25. Jahrgang | Heft 3 | Juni/Juli 2014 | e 3,50 | ZKZ 84618<br />
W i r t s c h a f t+<br />
M a r k t<br />
D a s O s t d e u t s c h e U n t e r n e h m e r m a g a z i n<br />
<strong>Tourismusboom</strong><br />
<strong>stärkt</strong><br />
<strong>Wirtschaft</strong><br />
im Osten
Weil wir für Sie die beste<br />
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W+M Editorial | 3<br />
Keine neue Eiszeit zwischen<br />
Russland und dem Westen<br />
Foto: Torsten George, Titelfoto: Torsten George, Illustration Titel: Peter Menne<br />
Die herzliche Umarmung zwischen Altkanzler<br />
Gerhard Schröder und dem russischen Präsidenten<br />
Wladimir Putin liegt zwar schon einige<br />
Wochen zurück, aber das in St. Petersburg aufgenommene<br />
Foto polarisiert bis heute. Wie soll Deutschland<br />
sein Verhältnis zu Russland vor dem Hintergrund der<br />
Ukraine-Krise weiter gestalten? Sind Sanktionen und<br />
die Isolation Russlands der richtige Weg?<br />
Dazu gab es bisher unzählige Wortmeldungen aus vielen<br />
Teilen des Landes, aus allen Parteien und von diversen<br />
Interessenvertretungen. Die Positionen gehen<br />
mitunter weit auseinander. Bei den repräsentativen<br />
Meinungsumfragen fällt jedoch eines auf: Die Mehrheit der Deutschen<br />
– weit über 70 Prozent – hat große Sorgen vor einem neuen<br />
Kalten Krieg zwischen Russland und dem Westen.<br />
Ein Rückfall in die Zeiten des „Eisernen Vorhangs“ wäre für die<br />
heimische <strong>Wirtschaft</strong> – gelinde gesagt – eine Katastrophe. In<br />
den zurückliegenden gut zwei Jahrzehnten hat sich eine intensive<br />
und gegenseitig vorteilhafte ökonomische Zusammenarbeit<br />
entwickelt. Allein im letzten Jahr tauschten russische und deutsche<br />
Firmen Waren im Wert von knapp 77 Milliarden Euro aus,<br />
vor allem Maschinenbauprodukte, Fahrzeuge, Pharmazeutika,<br />
Lokomotiven und ganze Kraftwerke.<br />
Mehr als 6.200 deutsche Unternehmen, darunter viele Mittelständler<br />
aus den neuen Bundesländern und Berlin, engagieren sich seit<br />
Jahren erfolgreich in Russland und haben dort insgesamt über<br />
20 Milliarden Euro investiert. Es entstanden wirtschaftliche Verflechtungen<br />
und Abhängigkeiten. Deutsche Firmen sind heute Miteigentümer<br />
an russischen Gasfeldern, das russische Unternehmen<br />
Impressum<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />
Ausgabe 3/2014<br />
Redaktionsschluss: 19.05.2014<br />
Verlag: Verlag Frank Nehring GmbH<br />
Zimmerstraße 56, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 479071-0<br />
Fax: 030 479071-20<br />
www.NehringVerlag.DE<br />
Verlagsleiter: Dr. Robert Nehring<br />
Herausgeber/Geschäftsführer: Frank Nehring<br />
Tel.: 030 479071-11, FN@NehringVerlag.DE<br />
(Alleiniger Inhaber und Gesellschafter, Wohnort Berlin)<br />
Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />
Tel.: 030 479071-24, KH@wundm.info<br />
Karsten Hintzmann<br />
Chefredakteur<br />
KH@wundm.info<br />
Redaktion: Janine Pirk-Schenker<br />
Tel.: 030 479071-21, JP@NehringVerlag.DE<br />
Dr. Ulrich Conrad, Hans-Jürgen Götz, Harald Lachmann,<br />
Anette Pröber, Matthias Salm, Christoph Schneider,<br />
Thomas Schwandt<br />
Abo- und Anzeigenverwaltung; Vertrieb:<br />
Tobias Meier<br />
Tel.: 030 479071-28<br />
TM@NehringVerlag.DE<br />
Gazprom besitzt große Gasspeicher in Deutschland. Der<br />
deutsche Energiekonzern E.ON hat einen hochmodernen<br />
Kraftwerkspark in Russland errichtet, beschäftigt dort<br />
5.000 russische Mitarbeiter und versorgt russische Unternehmen<br />
mit Strom und Wärme. Deutschland braucht<br />
Öl, Gas, Rohstoffe und den gigantischen Absatzmarkt<br />
im Osten, Russland lechzt nach europäischem Knowhow,<br />
deutschen Technologien, Produktionsanlagen und<br />
Konsumgütern. Es ist eine gegenseitige Abhängigkeit<br />
entstanden, an die vor einem Vierteljahrhundert noch<br />
niemand zu denken gewagt hatte.<br />
Die deutschen Firmen erwarten daher von den politisch<br />
Verantwortlichen Entscheidungen mit Augenmaß, die die Verflechtungen<br />
einkalkulieren und berücksichtigen. Schon jetzt leidet die<br />
bilaterale <strong>Wirtschaft</strong>skooperation spürbar unter der Ukraine-Krise.<br />
Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages<br />
(DIHK) ging der Export von Waren und Dienstleistungen nach<br />
Russland allein in den ersten zwei Monaten dieses Jahres um 16<br />
Prozent zurück. Eine Trendwende erwarten die DIHK-Außenhandelsexperten<br />
nicht. Sie rechnen damit, dass die Exporte über das<br />
Jahr gerechnet um bis zu zehn Prozent unter den Vorjahreswerten<br />
liegen werden.<br />
Um es deutlich zu sagen: <strong>Wirtschaft</strong>liche Sanktionen schaden beileibe<br />
nicht nur Russland, sondern ganz direkt auch der deutschen<br />
<strong>Wirtschaft</strong>. Sie gefährden heimische Unternehmen und jede Menge<br />
Arbeitsplätze – auch in Deutschland. Daher sollte die Politik einen<br />
anderen Weg zur Konfliktlösung gehen. Es braucht geschickte<br />
Diplomatie und die unermüdliche Fortsetzung des politischen Dialogs.<br />
Eine neue Eiszeit zwischen Russland und dem Westen muss<br />
verhindert werden. Denn es gäbe nur Verlierer – auf allen Seiten.<br />
Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und Abonnementpreis:<br />
Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint zweimonatlich. Als<br />
Magazin der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />
und Berlin erhalten die Mitglieder die Zeitschrift im<br />
Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Einzelpreis: 3,50 €, Jahresabonnement<br />
(Inland): 20 € inkl. MwSt. und Versand, Jahresabonnement (Ausland):<br />
20 € inkl. MwSt. zzgl. Versand.<br />
Layout & Design: Drechsel Kommunikations-Design,<br />
www.drechsel-berlin.com<br />
Druck: möller Druck und Verlag GmbH, ISSN 0863-5323<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur mit vorheriger<br />
schriftlicher Genehmigung des Verlages. Namentlich gekennzeichnete<br />
Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen<br />
wir keine Haftung.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
4 | W+M Inhalt<br />
24<br />
<strong>Tourismusboom</strong> kurbelt<br />
<strong>Wirtschaft</strong> im Osten an<br />
46<br />
AMI in Leipzig:<br />
Träume auf vier Rädern<br />
64<br />
Rückblick:<br />
Oswald Müller<br />
38 Interview mit Stanislaw Tillich<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
W+M Inhalt | 5<br />
W+M Titelthema<br />
<strong>Tourismusboom</strong> als <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor 24<br />
W+M Aktuell<br />
Köpfe 6<br />
Nachrichten 8<br />
10<br />
So investiert<br />
der Mittelstand<br />
W+M Länderreports<br />
Ostdeutschland: So investiert der Mittelstand in den neuen Ländern 10<br />
Brandenburg/Sachsen: Wenn Grenzkriminalität zum Standortnachteil wird 14<br />
Mecklenburg-Vorpommern: Erdöl, Gas, Wind und Wellen 16<br />
Brandenburg: Furnier-Guru aus Pritzwalk 18<br />
Sachsen: Leipziger Messe als regionaler <strong>Wirtschaft</strong>smotor 20<br />
Sachsen: Görlitz wird Filmmetropole 22<br />
W+M Titelthema<br />
<strong>Tourismusboom</strong> kurbelt ostdeutsche <strong>Wirtschaft</strong> an 24<br />
Urlaubstipps von W+M: Die schönsten Seiten der neuen Länder 28<br />
W+M Politik<br />
Kolumne: Klaus von Dohnanyi 36<br />
Pro und Contra: Schafft Fracking Unabhängigkeit vom russischen Gas? 37<br />
Großes Wahlinterview mit Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich 38<br />
W+M International<br />
Berliner Sparfuchs in Kasachstan 44<br />
W+M Ratgeber<br />
Automobil I: AMI in Leipzig präsentiert Träume auf vier Rädern 46<br />
Automobil II: Praktische Kombis für die Firma 48<br />
Automobil III: W+M-Leserumfrage zur Kfz-Nutzung im Unternehmen 49<br />
Steuern: Geschäftsverhandlungen in fremden Kulturen 50<br />
Technik: Tipps für die Auswahl des Büromonitors 52<br />
Literatur I: Die ostdeutsche Bestsellerliste für <strong>Wirtschaft</strong>sliteratur 54<br />
Literatur II: Literaturempfehlungen für die Fußball-WM 55<br />
44<br />
Berliner<br />
Sparfuchs<br />
in Kasachstan<br />
W+M Netzwerk<br />
Unternehmerball Rostock: Zu Gast in Neptuns Reich 56<br />
Unternehmerball Schwerin: Mythos in Mecklenburg 57<br />
Beachpolo in Binz 58<br />
Schwerin und Juliusruh: Unternehmer im Gespräch 59<br />
VBIW: Aktuelles aus dem Verein 60<br />
Neues aus den Unternehmerverbänden 62<br />
W+M Rückblick<br />
Was macht eigentlich Oswald Müller, Ex-Werft-Chef in Wismar? 64<br />
W+M Die letzte Seite<br />
Ausblick und Personenregister 66<br />
W+M Weitere Beiträge<br />
Editorial 3<br />
Impressum 3<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
6 | W+M Köpfe<br />
Petra van Laak (48)<br />
Potsdam. Ihre Kindheit verbrachte<br />
sie in Nigeria, wo<br />
ihre Eltern als Entwicklungshelfer<br />
tätig waren. Als Teenager<br />
kehrte sie zurück nach<br />
Deutschland, das Studium<br />
der Kunstgeschichte und<br />
die Arbeit als Lektorin in verschiedenen<br />
Verlagen folgten.<br />
Als Millionärsgattin brachte<br />
sie vier Kinder zur Welt und<br />
stand von einem auf den anderen<br />
Tag vor dem Nichts: Alleinerziehend<br />
und pleite. Doch die heute 48-jährige van Laak rappelte<br />
sich auf, kämpfte und gründete 2008 die Text-Agentur „text:<br />
vanlaak corporate commmunications“. Daneben ist sie ehrenamtlich<br />
tätig und brachte 2012 und 2013 zwei autobiografische Bücher auf<br />
den Markt, die von der turbulenten Zeit auf dem Weg in die Selbstständigkeit<br />
berichten. Bereits 2011 wurde sie für den Preis der Brandenburger<br />
Unternehmerin des Jahres nominiert. In diesem Jahr hat<br />
sie den Sonderpreis „Solo-Unternehmerin des Landes Brandenburg“<br />
gewonnen. Die Laudatio hielt Günter Baaske, Minister für Arbeit, Soziales,<br />
Frauen und Familie des Landes Brandenburg.<br />
Stefan Franzke (43)<br />
Berlin. Der Aufsichtsrat der Berlin Partner für<br />
<strong>Wirtschaft</strong> und Technologie GmbH hat Stefan<br />
Franzke im März als neuen Co-Geschäftsführer<br />
ernannt. Gemeinsam mit der bisherigen Geschäftsführerin<br />
Melanie Bähr wird der 43-Jährige<br />
in Zukunft die Geschäfte der GmbH leiten,<br />
wobei ein konkretes Einstiegsdatum noch nicht<br />
feststeht. Bislang ist Franzke CEO des Innovationszentrums Niedersachsen,<br />
welches technologie- und innovationspolitische Initiativen<br />
des Landes anregen sowie Unternehmen bei der Ansiedlung<br />
helfen soll.<br />
Christian Kurtzke (45)<br />
Meißen. Mit der Stadt Meißen gibt es derzeit<br />
Unstimmigkeiten zum Markennamen, in der<br />
großen Welt aber kann der Vorsitzende der Geschäftsführung<br />
Christian Kurtzke derweil einen<br />
Coup vermelden: Die Luxusgruppe MEISSEN hat<br />
ein Geschäft im Umfang von 20 Millionen Euro<br />
mit chinesischen Distributionspartnern abgeschlossen.<br />
Es ist der größte Auftrag der Firmengeschichte, an deren<br />
Beginn der Versuch stand, chinesisches Porzellan zu kopieren. Die<br />
Manufaktur ist in über 30 Ländern vertreten.<br />
Christine Herntier (57)<br />
Spremberg. Die Textilunternehmerin steht seit<br />
kurzem an der Rathausspitze der brandenburgischen<br />
Kreisstadt, nachdem sich die Parteilose<br />
als gemeinsame Kandidatin von Linke und SPD<br />
in der Stichwahl durchsetzen konnte. Die 57-jährige<br />
Diplom-Ingenieurökonomin leitete zuvor<br />
fast zwei Jahrzehnte mehrere Textilunternehmen,<br />
so auch die Spremberger Tuche GmbH, die sie 1993 selbst gegründet<br />
hatte. Bis Juli 2013 war sie zudem Geschäftsführerin eines<br />
Metallunternehmens. Ehrenamtlich ist Christine Herntier Vorstandsvorsitzende<br />
des Vereins Lebens-Stoffe e. V., der sich dem Aufbau eines<br />
Unternehmens- und Beraternetzwerks mit dem Schwerpunkt innovative<br />
Regionalentwicklung widmet.<br />
Knut Scheibe (61)<br />
Görlitz. Bereits seit vielen Jahren engagiert sich<br />
der Geschäftsführer der Schöpstal Maschinenbau<br />
GmbH in Markersdorf auch als Kreishandwerksmeister<br />
der Kreishandwerkerschaft Görlitz.<br />
Der 61-jährige Maschinenbauingenieur<br />
vertritt die Region in der Vollversammlung der<br />
Handwerkskammer Dresden und wurde soeben<br />
auch in den Vorstand der neuen Metallbauinnung des Kreises Görlitz<br />
gewählt, zu der die bisherigen Innungen Görlitz-Niesky-Weißwasser<br />
und Löbau-Zittau fusionierten. Sein innovatives Unternehmen, das<br />
seit 1996 bereits über 30 Jugendliche ausgebildet und größtenteils<br />
auch übernommen hat, gehört mit über hundert Beschäftigten zu<br />
den wichtigsten Arbeitgebern der Region.<br />
Waldemar Cierpinski (63)<br />
Halle. Der Marathon-Doppel olympiasieger von 1976 und 1980 kann<br />
vom Laufen nicht lassen. Obwohl er als Geschäftsführer der Cierpinski<br />
Sport GmbH – sie unterhält unter anderem in Halle und Quedlinburg<br />
große Sportfachgeschäfte – beruflich gut gefordert ist, macht<br />
er weiterhin wenigstens viermal die Woche Sport, wie zum Beispiel<br />
Radfahren oder Tennis. Zudem engagiert sich der 63-Jährige, der<br />
schon 250.000 Laufkilometer unter die Beine nahm, stark im Freizeitsport,<br />
speziell für den Mitteldeutschen Marathon, den Goitzsche-Ma-<br />
Fotos: medienlabor gmbh, Ralf Lehmann, Berlin Partner für <strong>Wirtschaft</strong> und Technologie GmbH, Meissen, Stadt Spremberg, Harald Lachmann, Kleber Uhrenatelier, LVV Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
W+M Köpfe | 7<br />
Aufsteiger<br />
Uhrmacher Frank Kleber<br />
Werder (Havel). In der Familie Kleber weiß man zu berichten, dass Frank Kleber, heute<br />
44 Jahre alt, schon als Kind von der Feinmechanik fasziniert war. Uhren zu fertigen und zu reparieren<br />
wurde zum Hobby, aus dem vor vier Jahren ein Unternehmen erwuchs. Seit 2010<br />
fertigt er in Werder hochwertige Mechanikuhren. Er ist der einzige Uhrenhersteller in Brandenburg<br />
und seine Uhren haben das Zeug dazu, bei den ganz Großen mitzuspielen. 2013<br />
kam er auf den 5. Platz bei der Goldenen Unruh, dem Preis für die besten Uhren der Welt,<br />
gleich hinter IWC und Breitling.<br />
Rund 100 Stunden braucht er für eine Uhr: „Ich zeichne die Ziffernblätter, beschaffe die wichtigen<br />
Einzelteile bis zum Uhrwerk, fertige manches selbst und baue alles so präzise zusammen,<br />
dass die Uhr hervorragend funktioniert.“ Zur Besonderheit des Unternehmens befragt, sagt Kleber:<br />
„Ich stelle etwas her, was keiner wirklich braucht,<br />
aber doch gern besitzt. Ich produziere Luxus.“<br />
<strong>Wirtschaft</strong>liches Denken, der konservative Ansatz, dass<br />
man nicht mehr ausgeben kann, als man eingenommen<br />
hat, befördern den Verzicht auf Fremdkapital. Sein Ziel ist<br />
es, zu expandieren, Mitarbeiter zu gewinnen, mehr Uhren herzustellen.<br />
Seinen ländlichen Standort will er halten, er ist dort<br />
verankert.<br />
Kleber-Uhren sind Charakteruhren. Sie sind mit Liebe, Aufwand,<br />
Fachwissen und Präzision hergestellt. Sie sind klassisch gehalten,<br />
fallen erst bei genauerem Hinsehen auf, sind zuverlässig und wertig.<br />
Wenn bestimmte Tugenden auf ein Produkt übertragen werden<br />
können, dann ist es hier geschehen. Deshalb wünscht sich Frank<br />
Kleber, dass sein Uhrenmodell „Clubtime Vigour“ die Brandenburgische<br />
Unternehmeruhr Uhrmacher mit Leidenschaft: Frank Kleber.<br />
wird.<br />
Die Branden -<br />
burgische<br />
Unternehmeruhr<br />
„Clubtime<br />
Vigour”.<br />
rathon sowie Lauftreffs in Halle und nun auch für die Bergleute der<br />
Mitteldeutschen Braunkohle GmbH (Mibrag) in Zeitz. Cierpinski leitet<br />
für sie wie auch Einwohner des Bergbaureviers derzeit ein methodisch<br />
anspruchsvolles Jogging- und Walking-Aufbauprogramm<br />
am Mondsee bei Hohenmölsen.<br />
Klaus Berka (64)<br />
Jena. Gleich vor zwei neuen Herausforderungen<br />
steht gegenwärtig der Vorstandsvorsitzende<br />
der Analytik Jena AG: Zum einen bereitet er<br />
die Komplettübernahme des ebenfalls börsennotierten<br />
Laborausrüsters CyBio AG vor, dessen<br />
Aufsichtsrat der 64-jährige Thüringer bereits<br />
leitet. Zum anderen unterzeichnete er im April<br />
als Aufsichtsrat des FC Carl Zeiss Jena gemeinsam mit Landes- und<br />
Rathauspolitikern eine Absichtserklärung zum Umbau des Ernst-Abbe-Sportfeldes<br />
in ein modernes Fußballstadion – und sagte hierfür<br />
auch finanzielle Unterstützung zu. Berka hatte Analytik Jena 1990<br />
mit seinen Partnern Jens Adomat und Walter Maul gegründet und<br />
2000 erfolgreich an die Börse gebracht. Er ist Chef des Hochschulrates<br />
der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena.<br />
Karsten Rogall (45)<br />
Merseburg. Der gelernte Schiffsbauer kann im<br />
Süden Sachsen-Anhalts nicht über zu wenig Arbeit<br />
klagen. Der Geschäftsführer der Stadtwerke<br />
Merseburg leitet auch die Servicegesellschaft<br />
Sachsen-Anhalt Süd mbH, in der Kommunalbetriebe<br />
aus Merseburg, Naumburg und Weißenfels<br />
ihre Kräfte bündeln, die Merseburger Versorgungs-<br />
und Verkehrs-GmbH sowie einige Jahre auch die Solarenergie<br />
Sachsen-Anhalt GmbH. Dennoch sucht der 45-Jährige nun neue Herausforderungen.<br />
So wechselt er im Herbst nach Sachsen, wo er jetzt<br />
als einer der beiden neuen Geschäftsführer der Stadtwerke Leipzig<br />
bestätigt wurde. Sein Partner ist dann Johannes Kleinsorg, der aus<br />
Nürnberg an die Pleiße wechseln wird.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
8 | W+M Nachrichten<br />
+ Trends + + + Entwicklungen + + + Zahlen + + + Perspektive<br />
Nachwuchskräfte für<br />
Sächsische Unternehmen<br />
Leipzig. Vom 7. bis 12. Juli 2014 haben Unternehmen<br />
in Sachsen wieder die Möglichkeit,<br />
mit einer Teilnahme an der Aktion „Schau<br />
rein! – Die Woche der offenen Unternehmen<br />
Sachsen“ mit potenziellen Nachwuchskräften<br />
in Kontakt zu treten, einen Einblick<br />
in ihren Arbeitsalltag zu geben und Schüler<br />
für Berufe und Karrierewege zu begeistern.<br />
Unternehmen können ihre Angebote auf der<br />
Webseite www.schau-rein-sachsen.de einstellen.<br />
Die Schüler, die für den Besuch im Unternehmen<br />
freigestellt werden und dennoch<br />
für die Zeit über die Schule versichert sind,<br />
können sich für die Veranstaltungen online<br />
anmelden. Berufsberater der Agentur für Arbeit<br />
und spezielle Ansprechpartner im Landkreis<br />
stehen den Unternehmen für die Aktion<br />
unterstützend zur Verfügung.<br />
re Höfe in Warnemünde, Warnsdorf und Zirkow<br />
entstanden. Seit Kurzem gibt es auch in<br />
Elstal (Wustermark) an der Grenze zu Berlin<br />
ein „Karls Erlebnisdorf“. Der 43-jährige Robert<br />
Dahl, Inhaber von Karls und in Mecklenburg-<br />
Vorpommern nur noch „Erdbeerkönig“ genannt,<br />
hat dort unter anderem ein Labyrinth<br />
und ein Bienenmuseum errichtet und hofft<br />
auf 500.000 Besucher im ersten Jahr.<br />
Camp David in Hoppegarten<br />
Hoppegarten. Das Modeunternehmen Clinton,<br />
das vor allem für seine „Camp David“-<br />
Kollektion bekannt ist, baut seine Zentrale<br />
in Hoppegarten deutlich aus. Bis 2015 sollen<br />
ein 55.000 m² großes Logistikzentrum und<br />
100 weitere Arbeitsplätze entstehen. Das Unternehmen<br />
wurde 1993 in Berlin-Tegel von<br />
den Brüdern Thomas, Hans-Peter und Jürgen<br />
Finkbeiner gegründet und beschäftigt<br />
in Hoppegarten derzeit über 1.700 Mitarbeiter,<br />
davon mehr als 300 am Standort Hoppegarten.<br />
Russland-Hotline eingerichtet<br />
sischen Werk gebaut werden. Aufgrund der<br />
ungebrochen hohen Nachfrage werden zudem<br />
am Standort im zweiten Quartal des<br />
Jahres Sonderschichten absolviert, um zusätzlich<br />
1.500 Golf und Golf Variant zu produzieren.<br />
Wie attraktiv ist mein<br />
Unternehmen?<br />
Neubrandenburg. Das Projekt „Zeichen<br />
setzen! – Standards für einen attraktiven Arbeitgeber“<br />
des Bildungswerks der <strong>Wirtschaft</strong><br />
gGmbH in Neubrandenburg bietet auf seiner<br />
Homepage www.attraktiver-arbeitgeber-mse.de<br />
ein Selbstevaluierungstool für<br />
Unternehmen an, mit dessen Hilfe die Attraktivität<br />
des Unternehmens für Fachkräfte<br />
ermittelt werden kann. Unternehmen des<br />
Landkreises Mecklenburgische Seenplatte<br />
sind darüber hinaus bei einem guten Ergebnis<br />
berechtigt, das Siegel „Attraktiver Arbeitgeber“<br />
für ein Jahr zur Nutzung zu beantragen.<br />
Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen<br />
Sozialfonds sowie des Bundesministeriums<br />
für Arbeit und Soziales finanziert.<br />
Karls Erdbeeren auf<br />
Expansionskurs<br />
Elstal. Karls Erdbeeren sind mittlerweile weit<br />
über Rövershagen hinaus bekannt. Pünktlich<br />
zur Erdbeerzeit erscheinen in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern<br />
und Schleswig-Holstein<br />
die vielen kleinen, beliebten Erdbeerhäuschen<br />
der Firma Karl. Der 1993 eröffnete Erlebnishof<br />
von Karls Erdbeeren in Rövershagen<br />
hat sich zu einem der beliebtesten Ausflugsziele<br />
in der Region entwickelt, so dass weite-<br />
Magdeburg. Die IHK Magdeburg hat aufgrund<br />
der aktuellen Ereignisse eine Hotline<br />
für Unternehmen geschaltet, die im Geschäftsverkehr<br />
mit Russland und der Ukraine<br />
auf Probleme stoßen. Vor dem Hintergrund<br />
der von der EU und den USA beschlossenen<br />
Sanktionen gegen Russland befürchtet die<br />
IHK Magdeburg Gegenreaktionen von russischer<br />
Seite, die zu Einschränkungen im<br />
Warenverkehr oder im internationalen Zahlungsverkehr<br />
führen könnten. Die Hotline für<br />
betroffene Unternehmen ist Montag bis Freitag<br />
von 8:30 bis 17:00 Uhr unter der Rufnummer<br />
0391 5693165 zu erreichen.<br />
Neue VW-Modelle in Zwickau<br />
Zwickau. Im VW-Werk in Zwickau hat der<br />
zweite große Umbauabschnitt zur Integration<br />
der sogenannten Drehscheibe für Golf<br />
und Passat begonnen, wodurch der Standort<br />
insgesamt flexibler wird. Ab Ende Juni soll zusätzlich<br />
das VW-Modell Golf und ab Herbst<br />
die nächste Passat-Generation in dem säch-<br />
BIP steigt auch in<br />
Ostdeutschland<br />
Dresden. Für den Herbst des Jahres 2014 hat<br />
das Statistische Bundesamt eine erneute Revision<br />
der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen<br />
angekündigt. Dadurch wird das statistisch<br />
ausgewiesene nominale Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP) für Deutschland insgesamt<br />
um knapp drei Prozent gegenüber den<br />
aktuellen Werten steigen. Grund hierfür ist<br />
vor allem die Einbeziehung von Aufwendungen<br />
für Forschung und Entwicklung in die Berechnung<br />
der <strong>Wirtschaft</strong>sleistung. Wie erste<br />
überschlägige Rechnungen des Ifo Instituts<br />
Dresden zeigen, wird auch das nominale BIP<br />
Ostdeutschlands (mit Berlin) höher ausfallen<br />
als bislang ausgewiesen. Jedoch dürfte der<br />
Anstieg mit knapp einem Prozent deutlich<br />
geringer ausfallen als für Westdeutschland.<br />
Am geringsten profitieren die ostdeutschen<br />
Bundesländer Sachsen-Anhalt und Brandenburg<br />
von der Revision. Den höchsten Anstieg<br />
verzeichnet der Freistaat Sachsen.<br />
Fotos: Karls, Anette Pröber, Halloren<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
W+M Nachrichten | 9<br />
n + + + Trends + + + Entwicklungen + + + Zahlen + + + Perspe<br />
Magdeburg. Die Investitionsbank Sachsen-Anhalt<br />
schloss das Geschäftsjahr 2013<br />
mit einem Jahresüberschuss von 8,97 Millionen<br />
Euro ab. Insgesamt bewilligte die<br />
zentrale Fördereinrichtung des Landes mit<br />
4.639 Zuschüssen in 2013 etwa 2.600 mehr<br />
als im Vorjahr. Der starke Anstieg ist vor allem<br />
auf die Hilfen für Hochwasseropfer zurückzuführen.<br />
Stärker gefragt waren auch<br />
Zuschüsse zur Fachkräftequalifizierung sowie<br />
die Fördermittel zur energetischen Sanierung<br />
von Schulen und Kitas und zur Teilentschuldung<br />
der Kommunen. Die Zahl der<br />
von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt bewilligten<br />
Darlehen nahm gegenüber 2012<br />
um 200 auf 1.225 zu.<br />
Maler Karl-Heinz Thoma (l.) im<br />
Gespräch mit dem Unternehmer<br />
Thomas Diestel.<br />
Klima-Firma mit eigener Kunstgalerie<br />
Rostock. Gutes Klima schätzt der Rostocker Unternehmer Thomas Diestel, der seit 1991<br />
auf dem Gelände der ehemaligen Neptunwerft eine Klimatechnikfirma betreibt, nicht nur<br />
in technischer Hinsicht. Der Bruder des Ex-Politikers Peter-Michael Diestel engagiert sich<br />
auch stark für kulturelle Belange. Er ist Vorsitzender der Philharmonischen Gesellschaft in<br />
Rostock und liebt zudem die Bildende Kunst. Seit kurzem hängt ein großformatiges Gemälde<br />
im Eingangsbereich seiner Firma. Er hat es beim Rostocker Maler und Grafiker Karl-Heinz<br />
Thoma in Auftrag gegeben. Neben den arbeitenden Menschen im Büro und an der Werkbank<br />
sind der Rostocker Stadthafen mit seinen Segelschiffen und das Universitätsgebäude<br />
zu entdecken. Das Gemälde ist Blickfang einer kleinen Kunstgalerie in den Räumen der Firma.<br />
Die Dr. Diestel GmbH beschäftigt etwa 100 Mitarbeiter. Die Hauptgeschäftsfelder liegen<br />
im Bereich Lüftungs-, Klima-, Kälte- und Reinraumtechnik. Im vergangenen Jahr wurde<br />
ein Umsatz von 13 Millionen Euro erwirtschaftet.<br />
Größter ostdeutscher Konzern<br />
weiter auf Erfolgsspur<br />
Leipzig. Ostdeutschlands einziges Unternehmen<br />
unter den nationalen Top 100, der<br />
Leipziger Gasgroßimporteur Verbundnetz<br />
Gas (VNG), hat 2013 ein Rekordergebnis erzielt.<br />
Mit einem Überschuss von 174 Millionen<br />
Euro wurde der positive Wert des Vorjahres<br />
noch einmal um 42 Millionen Euro<br />
übertroffen. Nutznießer des Gewinns sind<br />
auch jene zehn ostdeutschen Städte, die<br />
zusammen ein Viertel der Anteile von VNG<br />
halten. Zugleich teilte das Unternehmen in<br />
Leipzig mit, dass man bei Probebohrungen<br />
vor der Westküste Norwegens auf größere<br />
Öl- und Gasvorkommen gestoßen sei. Dennoch<br />
könnten beim umsatzstärksten ostdeutschen<br />
Konzern demnächst Strukturentscheidungen<br />
anstehen, nachdem der<br />
niedersächsische Regionalversorger EWE<br />
in Oldenburg seine Beteiligung durch Aktienzukäufe<br />
auf knapp 64 Prozent erhöhen<br />
konnte. Es besteht damit die Möglichkeit,<br />
dass die neuen Mehrheitseigentümer den<br />
Hauptsitz in den Westen Deutschlands verlagern.<br />
Investitionsbank mit<br />
positivem Ergebnis<br />
Berliner <strong>Wirtschaft</strong> auf<br />
Wachstumskurs<br />
Berlin. 2013 ist die Nachfrage der Berliner<br />
<strong>Wirtschaft</strong> nach Finanzmitteln deutlich gestiegen.<br />
Dies belegt die Jahresbilanz der<br />
Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg<br />
GmbH (BBB). Demnach hat die BBB 2013 rund<br />
65 Millionen Euro an Krediten und Beteiligungen<br />
neu besichert. Das entspricht einem Zuwachs<br />
von fast 40 Prozent gegenüber dem<br />
Vorjahr. Dies wurde auch durch neue Konditionen<br />
der BBB ermöglicht. „Konkret haben<br />
wir die Obergrenze für Bürgschaften und Garantien<br />
auf 1,25 Millionen Euro angehoben<br />
und bei ‚Berlin Start‘, einem von Existenzgründern<br />
stark nachgefragten Programm,<br />
die Provision gesenkt“, sagte Waltraud Wolf,<br />
Geschäftsführerin der BBB, bei der Vorstellung<br />
der Jahresbilanz.<br />
30 Prozent Umsatzplus<br />
für Halloren<br />
Halle. Deutlich gestiegene<br />
Exporte haben der Halloren<br />
Schokoladenfabrik<br />
AG in Halle im vergangenen<br />
Jahr einen Rekordumsatz<br />
beschert. Dieser<br />
betrug mit rund 118 Millionen<br />
Euro fast ein Drittel<br />
mehr als 2012. Der Gewinn<br />
lag nach Unternehmensangaben<br />
bei 2,23<br />
Millionen Euro. Halloren<br />
hat rund 700 Mitarbeiter<br />
in Deutschland, Belgien<br />
und den Niederlanden.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
10 | W+M Länderreport<br />
Investitionen:<br />
Mittelstand lässt Vorsicht walten<br />
Die langfristige Investitionsbereitschaft im Mittelstand nimmt wieder zu. Doch die Mehrheit<br />
der Unternehmen setzt bei ihren Investitionen eher auf Substanzerhalt denn auf Wachstumschancen<br />
und Risikobereitschaft. Zu diesem Ergebnis kommt die 14. Studie UnternehmerPerspektiven<br />
der Commerzbank AG.<br />
Von Matthias Salm<br />
Die gute Nachricht vorweg: Die Grundstimmung<br />
im deutschen Mittelstand<br />
hat sich seit 2012 wieder deutlich<br />
zum Positiven gewandelt. Nachdem viele Unternehmen<br />
unter dem Eindruck der Finanzkrise<br />
lange Zeit vor allem flexibel und kurzfristig<br />
entscheiden mussten, rückt nun wieder<br />
die langfristige Unternehmensplanung<br />
in den Fokus.<br />
Der Mittelstand ist derzeit zurückhaltend<br />
bei Investitionen in Maschinen und<br />
Anlagen.<br />
„Die Lage im Mittelstand ist so gut wie lange<br />
nicht mehr“, bestätigt denn auch Markus<br />
Beumer, Mitglied des Vorstands der Commerzbank<br />
AG, die positive Entwicklung. Doch<br />
Beumer sieht auch Anlass zur Kritik: „Es ist<br />
zwar sehr erfreulich, dass sich immer mehr<br />
Mittelständler vom reinen ,Fahren auf Sicht’<br />
verabschieden und die Krisenjahre endgültig<br />
hinter sich lassen. Die Frage ist jedoch,<br />
wann und wie sich dies in konkretem Handeln<br />
niederschlägt, denn die Zufriedenheit<br />
der Mittelständler mit ihrer Umsatzrentabilität<br />
sinkt.“<br />
Markus Beumer<br />
Mitglied des Vorstands der<br />
Commerzbank AG<br />
Genau dieser Frage hat sich nun die Mittelstandsinitiative<br />
UnternehmerPerspektiven<br />
der Commerzbank AG gewidmet. Unter dem<br />
Titel: „Vorsicht versus Vision: Investitionsstrategien<br />
im Mittelstand“ wurden dafür<br />
bundesweit Führungskräfte von 4.025 mittelständischen<br />
Unternehmen befragt. Das Ergebnis:<br />
Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen<br />
lässt gegenwärtig eher Vorsicht<br />
walten und baut auf eine ausgewogene Investitionsstrategie,<br />
die Wachstumschancen<br />
und Substanzerhalt gleichermaßen bedient.<br />
Nur eine kleine Minderheit der befragten Unternehmen<br />
– gerade einmal 14 Prozent –<br />
setzt klar auf Wachstum.<br />
Noch zurückhaltender agieren die ostdeutschen<br />
Mittelständler. Dies belegt eine exklusive<br />
Auswertung der Studie für Ostdeutschland,<br />
die <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> vorliegt.<br />
Demnach investieren 39 Prozent der<br />
ostdeutschen Mittelständler vordringlich<br />
oder ausschließlich in den Substanzerhalt.<br />
Wachstumsstrategien stehen im ostdeutschen<br />
Mittelstand dagegen noch seltener<br />
auf der Agenda als im Westen. Nur zehn Prozent<br />
der befragten ostdeutschen Unternehmen<br />
verfolgen gegenwärtig eine expansive<br />
Investitionspolitik. Die Zurückhaltung erstaunt:<br />
Denn auch in Ostdeutschland haben<br />
Investitionen: Substanz oder Wachstum?<br />
Investitionsverhalten Mittelstand Ostdeutschland/Gesamt<br />
Ostdeutschland<br />
Bundesdurchschnitt<br />
10 29 48 10<br />
8 25 52 14<br />
Wir investieren:<br />
■ ausschließlich in den Erhalt der Substanz.<br />
■ mehr in den Erhalt der Substanz als in Wachstum.<br />
■ gleichermaßen in Wachstum und in den Erhalt der Substanz.<br />
■ mehr in Wachstum als in den Erhalt der Substanz.<br />
Quelle: Commerzbank AG, UnternehmerPerspektiven 2014<br />
Fotos: Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH/Ralf Lehmann, Commerzbank AG<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Ostdeutschland | 11<br />
sich die wirtschaftlichen Aussichten<br />
grundlegend verbessert. Mehr<br />
als jedes zweite Unternehmen (56<br />
Prozent) zwischen Ostsee und Erzgebirge<br />
plant deshalb auch wieder<br />
langfristig.<br />
In Ost wie West investiert der Mittelstand<br />
der Commerzbank-Studie<br />
zufolge vornehmlich, um den Kundenerwartungen<br />
gerecht zu werden.<br />
Dies nannten 77 Prozent der bundesweit<br />
Befragten als wichtigstes Motiv.<br />
Qualitätssicherung, die Abnutzung<br />
der Investitionsgüter, Möglichkeiten<br />
der Kostensenkung und eine Erhöhung<br />
der Energieeffizienz stellen<br />
weitere häufige Anlässe für eine Investitionsentscheidung<br />
dar. Seltener<br />
genannt: Investitionen zur Expansion<br />
auf heimischen (56 Prozent) oder<br />
ausländischen Märkten (32 Prozent).<br />
Besonders der ostdeutsche Mittelstand<br />
zeigt wenig Interesse, die eigene<br />
Exporttätigkeit anzukurbeln.<br />
Gerade einmal 20 Prozent der Unternehmen<br />
beabsichtigen hier Investitionen<br />
ins Auslandsgeschäft.<br />
Was sind Gründe und Anlässe für Investitionen?<br />
Kundenerwartungen<br />
Energieeffizienz und Umweltschutzbilanz<br />
Qualitätssicherung oder -steigerung<br />
Abnutzung oder Veraltung<br />
Kostensenkung<br />
Technologischer Fortschritt in der Branche<br />
Veränderte gesetzliche Vorgaben<br />
Ausweitung der Geschäftstätigkeit im Inland<br />
Verhalten der direkten Mitbewerber<br />
Entwicklung neuer Produkte<br />
Markteinführung neuer Produkte<br />
Ausweitung der Geschäftstätigkeit im Ausland<br />
Quelle: Commerzbank AG, UnternehmerPerspektiven 2014<br />
In welche Sachwerte investieren die Unternehmen?<br />
Ostdeutschland<br />
Bundesdurchschnitt<br />
79<br />
77<br />
76<br />
67<br />
76<br />
70<br />
75<br />
67<br />
75<br />
67<br />
68<br />
61<br />
67<br />
59<br />
52<br />
56<br />
46<br />
42<br />
40<br />
47<br />
38<br />
44<br />
20<br />
32<br />
Ostdeutschland<br />
Bundesdurchschnitt<br />
Angaben in Prozent,<br />
Mehrfachnennungen<br />
Konkret fließen die Investitionsmittel<br />
vor allem in die IT- und TK-Infrastruktur,<br />
in die Büro- und Betriebseinrichtung<br />
sowie in den Fuhrpark.<br />
Langfristige Investitionen in Produktionsanlagen<br />
werden seltener,<br />
aber immerhin noch mehrheitlich<br />
von 60 Prozent der Befragten vorgenommen.<br />
Strategische Investitionen,<br />
so die Auswertung der Commerzbank-Studie,<br />
werden hingegen<br />
nur von einer Minderheit der Mittelständler<br />
durchgeführt: Dies gilt beispielsweise<br />
für den Erwerb von Immobilien<br />
(35 Prozent), Patenten (25<br />
Prozent) oder Unternehmensbeteiligungen<br />
(17 Prozent). Auch hier zeigen<br />
sich die ostdeutschen Unternehmen besonders<br />
reserviert. Sie investieren weitaus<br />
seltener in Schutzrechte, Patente oder Unternehmensbeteiligungen<br />
als der Bundesdurchschnitt<br />
der befragten Unternehmen.<br />
Büro- und Betriebseinrichtungen<br />
IT- und Telekommunikations-Infrastruktur<br />
Maschinen oder Produktionsanlagen<br />
Fuhrpark und Kraftfahrzeuge<br />
Nutzungsrechte und Lizenzen (z. B. Software)<br />
Immobilien und Grundbesitz<br />
Schutzrechte und Patente<br />
Strategische Beteiligungen an anderen<br />
Unternehmen<br />
Quelle: Commerzbank AG, UnternehmerPerspektiven 2014<br />
18<br />
13<br />
17<br />
25<br />
35<br />
35<br />
72<br />
76<br />
71<br />
79<br />
Bei den nicht-materiellen Investitionen<br />
steht im Mittelstand gegenwärtig die Personal-<br />
und Organisationsentwicklung im<br />
Mittelpunkt. Dies mag angesichts des drohenden<br />
Fachkräftemangels kaum verwundern.<br />
91 Prozent der bundesweit an der Studie<br />
teilnehmenden Unternehmen investieren<br />
in die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter,<br />
75 Prozent in die Rekrutierung neuer<br />
Mitarbeiter.<br />
60<br />
62<br />
65<br />
69<br />
69<br />
74<br />
Angaben in Prozent,<br />
Mehrfachnennungen<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
12 | W+M Länderreport<br />
Demgegenüber müssen Ausgaben<br />
für die Produktentwicklung<br />
und den Markenaufbau<br />
eher zurückstehen.<br />
Dies gilt wiederum im besonderen<br />
Maße für Betriebe in<br />
Ostdeutschland. Hier geben<br />
zwar 54 Prozent der Befragten<br />
die Entwicklung neuer<br />
Produkte als Investitionsziel<br />
an, das sind aber elf Prozentpunkte<br />
weniger als der Bundesdurchschnitt.<br />
Noch sparsamer<br />
fällt die Bereitschaft<br />
für Investitionen in den Markenaufbau<br />
und in die Markenwerbung<br />
aus (48 Prozent,<br />
minus zwölf Prozentpunkte<br />
im Vergleich zum Bundesdurchschnitt)<br />
sowie in<br />
Forschung und Entwicklung<br />
(37 Prozent, minus vier Prozentpunkte<br />
im Vergleich zum<br />
Bundesdurchschnitt).<br />
Der ostdeutsche Mittelstand investiert in die Aus- und Weiterbildung von Personal.<br />
Wachstumschancen ergeben sich vor allem auch aus globalen und<br />
nationalen wirtschaftlichen Trends. Die Studie der Mittelstandsinitiative<br />
UnternehmerPerspektiven ging daher der Frage nach, inwieweit<br />
mittelständische Unternehmen Vorteile aus diesen Trends<br />
ziehen können. Doch hier zeigten sich die befragten Unternehmer<br />
Aus welchen Trends ergibt sich ein positives Geschäftspotenzial?<br />
Digitalisierung (übergreifend)<br />
Energiewende<br />
Industrie 4.0 (Fertigungstechnik)<br />
Wachstum BRICS-Staaten und Schwellenländer<br />
Freihandelsabkommen mit den USA<br />
Demographischer Wandel<br />
Rohstoff- und Ressourcenknappheit<br />
Fachkräftemangel<br />
Quelle: Commerzbank AG, UnternehmerPerspektiven 2014<br />
Ostdeutschland<br />
Bundesdurchschnitt<br />
5<br />
5<br />
7<br />
8<br />
7<br />
8<br />
mehr als skeptisch. Grundtenor: Die sogenannten Megatrends verursachen<br />
eher Risiken als dass sie Chancen böten – dies gilt für die<br />
Digitalisierung ebenso wie für die Energiewende und erst Recht<br />
für das Werben um Fachkräfte. In allen Fällen fürchtet der Mittelstand<br />
den erhöhten Investitionsbedarf, verspricht sich aber kaum<br />
Gewinnchancen. Selbst bei der Digitalisierung<br />
aller Lebensbereiche, die<br />
20<br />
20<br />
13<br />
19<br />
13<br />
15<br />
19<br />
24<br />
37<br />
41<br />
Angaben in Prozent,<br />
Mehrfachnennungen<br />
sich nach Ansicht von 41 Prozent der<br />
befragten Unternehmen positiv auf<br />
den eigenen Umsatz auswirken könnte,<br />
sorgen sich 45 Prozent der Mittelständler<br />
vor allem um die Kehrseite<br />
der Medaille: einen zu hohen Investitionsbedarf<br />
für das eigene Unternehmen.<br />
Auch die wirtschaftlich<br />
vielversprechende Entwicklung der<br />
Auslandsmärkte, etwa die der so genannten<br />
BRICS-Staaten, weckt offensichtlich<br />
kaum nachhaltig die Fantasie<br />
des Mittelstands.<br />
Auch das Gros der Unternehmen aus<br />
Ostdeutschland sieht wenig Potenzial<br />
in den wirtschaftlichen Megatrends.<br />
Internationale Themen wie Freihandelsabkommen<br />
oder BRICS-Staaten<br />
Foto: Picture-Factory/fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Ostdeutschland | 13<br />
finden nur wenig Resonanz bei<br />
den Unternehmen aus der Region.<br />
Die Energiewende hingegen<br />
gibt Anlass zur Sorge. 52 Prozent<br />
der ostdeutschen Mittelständler<br />
– das sind neun Prozentpunkte<br />
mehr im Vergleich<br />
zum Bundesdurchschnitt – erwarten<br />
einen erhöhten Investitionsaufwand<br />
infolge der Umstellung<br />
der Versorgung auf erneuerbare<br />
Energien.<br />
Herausforderungen bei der Planung und<br />
Durchführung von Investitionen<br />
Steigende oder schwankende Rohstoff- oder Energiepreise<br />
Unsichere gesamtwirtschaftiche Rahmenbedingungen<br />
Mangel an geeigneten Fachkräften<br />
Komplexe behördliche Genehmigungsprozesse<br />
Unsichere gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
Es scheint also, als siege zurzeit<br />
noch die Vorsicht über die<br />
Vision: Dass eine Mehrheit der<br />
mittelständischen Unternehmen<br />
– vor allem auch in Ostdeutschland<br />
– die gegenwärtig<br />
günstigen Rahmenbedingungen nur zögerlich nutzt, um stärker in<br />
den Ausbau des eigenen Unternehmens zu investieren, stößt bei Experten<br />
durchaus auf Kritik: Während gut drei Viertel der befragten<br />
Unternehmer ihre Investitionen als ausreichend empfinden, fordern<br />
die von der Commerzbank im Rahmen der Studie ebenfalls befragten<br />
Volkswirte mehrheitlich, der Mittelstand solle mehr Geld für Wachstum<br />
und den Erhalt ihrer Betriebe bereitstellen.<br />
Angespannte wirtschaftliche Lage des Unternehmens<br />
Quelle: Commerzbank AG, UnternehmerPerspektiven 2014<br />
Dass sie dies bisher nicht tun, liegt allerdings nicht an einer mangelnden<br />
finanziellen Ausstattung. Finanzierungsprobleme belasten<br />
den Mittelstand gegenwärtig kaum, die Eigenkapitalquoten sind in<br />
den zurückliegenden Jahren deutlich angestiegen. Auch im Osten<br />
scheitern Investitionen selten an fehlenden Mitteln. Lediglich 20<br />
Prozent der Betriebe in den neuen Bundesländern räumten ein, dass<br />
Finanzierungsschwierigkeiten ihre Investitionstätigkeit einschränken.<br />
Selbst fehlendes Eigenkapital (16 Prozent der Befragten) wirkt<br />
im Gegensatz zu früheren Jahren an Elbe und Oder nicht mehr als<br />
Investitionsbremse.<br />
Diese Ergebnisse spiegeln sich auch bei der bevorzugten Wahl der<br />
Finanzierungsquellen wider. Wenn die Unternehmen gegenwärtig<br />
investieren, versuchen sie, dies möglichst ohne Fremdkapital von<br />
Banken und Sparkassen über die Bühne zu bringen. In Ostdeutschland<br />
geben 57 Prozent der befragten Mittelständler an, dass sie Investitionen<br />
möglichst ohne Fremdkapital tätigen wollen. Sie sind<br />
damit der Fremdfinanzierung gegenüber etwas aufgeschlossener<br />
als andere Regionen (minus neun Prozentpunkte im Vergleich zum<br />
Bundesdurchschnitt), insgesamt aber auch eher kritisch eingestellt.<br />
Finanzielle Mittel stehen also durchaus in ausreichendem Maße zur<br />
Verfügung. Doch unklare wirtschaftliche und gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
wie die Entwicklung der Rohstoff- und Energiepreise<br />
Ostdeutschland<br />
Bundesdurchschnitt<br />
45<br />
42<br />
40<br />
42<br />
43<br />
42<br />
36<br />
39<br />
35<br />
31<br />
26<br />
oder der zunehmende Fachkräftemangel lassen viele Unternehmer<br />
bei ihren Investitionsvorhaben zaudern. Auch komplexe behördliche<br />
Genehmigungsprozesse und unsichere gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
erweisen sich als Investitionsbarrieren.<br />
Diese Hindernisse treten besonders in Ostdeutschland zutage. Hier<br />
verweisen die Unternehmen vornehmlich auf externe Unsicherheiten<br />
als besondere Herausforderung bei der Planung und Durchführung<br />
von Investitionen. Hierzu zählen in erster Linie steigende und<br />
weiterhin schwankende Rohstoff- und Energiepreise (aus Sicht von<br />
57 Prozent der befragten ostdeutschen Mittelständler, plus zwölf<br />
Prozentpunkte im Vergleich zum Bundesdurchschnitt). Weitere Unsicherheitsfaktoren<br />
aus der Sicht ostdeutscher Unternehmen sind<br />
das insgesamt unsichere wirtschaftliche Umfeld (42 Prozent) sowie<br />
der anhaltende Fachkräftemangel (42 Prozent). Auch die politischen<br />
Rahmenbedingungen werden häufiger als im bundesweiten<br />
Vergleich bemängelt: 42 Prozent der Unternehmen beklagen komplexe<br />
behördliche Genehmigungsprozesse (plus sechs Prozentpunkte im<br />
Vergleich zum Bundesdurchschnitt), 39 Prozent unsichere gesetzliche<br />
Rahmenbedingungen als Investitionshemmnisse. W+M<br />
Initiative UnternehmerPerspektiven<br />
Angaben in Prozent,<br />
Mehrfachnennungen<br />
UnternehmerPerspektiven ist eine Initiative der Commerzbank<br />
AG, die für mittelständische Unternehmen besonders relevante<br />
Themen aufgreift. Grundlage sind repräsentative Umfragen bei<br />
rund 4.000 mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Für<br />
die aktuelle 14. Studie wurden zusätzlich 75 <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftler<br />
an deutschen Universitäten befragt.<br />
Die vollständige Studie sowie weitere Informationen zur Initiative<br />
finden Sie unter www.unternehmerperspektiven.de.<br />
57<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
14 | W+M Länderreport<br />
Wenn Grenzkriminalität<br />
zum Standortnachteil wird<br />
Raimund Kohli erkennt es<br />
schon, bevor er an diesem<br />
Morgen sein Autohaus erreicht<br />
hat. Sein Blick für Auffälligkeiten<br />
schärfte sich halt mit den Jahren.<br />
„Oh verflixt, der Tag ist gelaufen!“,<br />
durchfährt es ihn. Ein nagelneuer<br />
Škoda Octavia steht aufgebockt<br />
auf Ziegelsteinen – den kompletten<br />
Radsatz ließen die Diebe mitgehen.<br />
Als er genauer hinsieht, entdeckt<br />
er auch noch Dellen am Rahmen.<br />
„Lässt sich ausbeulen“, sinniert<br />
er. Doch als Neuwagen kann er den<br />
Škoda nun nicht mehr verkaufen.<br />
Seit vor sechs Jahren die Schlagbäume an den vorherigen EU-Außengrenzen<br />
nach Polen und Tschechien für immer hochgingen, sind<br />
Diebstahl und Einbruch gerade bei mittelständischen Firmen sprunghaft<br />
gestiegen. Wie aktuelle Befragungen der Handwerkskammern<br />
in Cottbus und Dresden zeigen, besteht für viele Betriebe die akute<br />
Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden.<br />
Von Harald Lachmann<br />
Raimund Kohli führt in Görlitz ein<br />
Škoda-Autohaus.<br />
Immerhin, das Auto steht noch da.<br />
Anders als beim Superb, der ihm vor<br />
einiger Zeit direkt vom Hof in Görlitz geklaut<br />
worden war. „35.000 Euro weg“, flucht<br />
der Autohausbesitzer. Zum Glück zahlte die<br />
Versicherung. Schlimmer traf es da einige<br />
Kollegen weiter oben im Gebirge, erzählt er.<br />
Nach dem x-ten Einbruch hätten sie ihnen<br />
die Policen gekündigt.<br />
Zu selten drehen Hubschrauber der Bundespolizei über dem Neißegrenzland ihre Runden.<br />
Es fehlt an Personal.<br />
Überdies sollen die Autohäuser im Grenzland<br />
nach dem Willen der Versicherungen ihr Gelände<br />
komplett einzäunen und verschließen.<br />
„Aber viele Kunden kommen doch erst<br />
abends oder am Wochenende, um sich einen<br />
Wagen auszusuchen. Soll ich sie aussperren?“,<br />
fragt der 39-Jährige. So rüstete<br />
er auf: hochwertige Alarmanlage, raffinierte<br />
Schlösser und für 4.000 Euro Tresorbriefkästen.<br />
„Für die Schlüssel der Neuwagen, die<br />
nachts angeliefert werden ...“<br />
Sein Kollege Gotthard Körner, der in Oderwitz<br />
bei Zittau einen Fahrzeughandel führt,<br />
will auch keinen Zaun. Dabei traf es ihn besonders<br />
hart: Zehn Fahrzeuge büßte er bereits<br />
ein. Man hatte ihn offenbar ausgekundschaftet.<br />
So schläft er jetzt oft nachts<br />
in der Firma. „Es ist ein schwerer Überlebenskampf“,<br />
räumt er ein.<br />
2008 gingen die Schlagbäume nach Polen<br />
und Tschechien für immer hoch. Die Politiker<br />
jubelten – und begannen alsbald, entlang<br />
der einstigen EU-Außengrenze kräftig<br />
Fotos: Bundespolizei, Harald Lachmann<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Brandenburg/Sachsen | 15<br />
Der seit 2008 verwaiste Grenzübergang von Sebnitz in Richtung Tschechien.<br />
die Polizei auszudünnen. Und immer noch<br />
gehe dieses Schrumpfen „mehr oder weniger<br />
schleichend“ weiter, warnt die Gewerkschaft<br />
der Polizei.<br />
Die Folgen dieser Sparpolitik spürt keiner<br />
härter als der grenznahe Mittelstand. In diesen<br />
Firmen, die hier das Rückgrat der <strong>Wirtschaft</strong><br />
bilden, herrschen Frust, Wut und teils<br />
Resignation. Bei wem gleich sieben Mal eingebrochen<br />
wurde, für den werde es „auch<br />
existenziell“, weiß der Görlitzer Kreishandwerksmeister<br />
Dr. Knut Scheibe, dessen Metallbaubetrieb<br />
selbst schon Opfer von Edelstahldieben<br />
wurde. Dabei reiche manchmal<br />
schon ein einziger Einbruch, um eine Firma<br />
in echte Not zu bringen.<br />
Um sich ein Bild von der Lage im Neißeraum<br />
zu machen, starteten die Handwerkskammern<br />
Dresden und Cottbus Ende 2013 bereits<br />
zum dritten Mal eine Mitgliederbefragung<br />
zur allgemeinen Sicherheitslage. Erneut<br />
zeigte sich dabei: Jeder vierte Handwerksbetrieb<br />
in Ostsachsen und Südbrandenburg<br />
nennt die Situation rundum „schlecht“. Besonders<br />
in den Landkreisen Görlitz (58 Prozent)<br />
und Spree-Neiße (46 Prozent) schätzen<br />
die Befragten die Gefahr, Opfer von Einbruch<br />
und Diebstahl zu werden, als sehr real<br />
ein. Jeder Dritte im Kammerbezirk Dresden<br />
glaubt überdies, eine Verschlechterung gegenüber<br />
2012 zu spüren. In Südbrandenburg<br />
sind es sogar 39 Prozent. Der wirtschaftliche<br />
Schaden – so das Fazit der Befragung –<br />
gehe denn hier wie da in die Millionen. Immerhin<br />
erfuhren 40 Prozent der Betriebe, die<br />
an der Umfrage teilnahmen, bereits Einbußen<br />
durch Kriminalität, im Kfz-Gewerbe sogar<br />
67 Prozent.<br />
Wie Kohli bauen viele längst aktiv vor, investieren<br />
in Sicherheitstechnik, engagieren<br />
Wachdienste. Nachholbedarf besteht indes<br />
beim Einsatz künstlicher DNA aus speziellen<br />
synthetischen Molekülen, wodurch sich<br />
Diebesbeute zweifelsfrei identifizieren lässt.<br />
In der Oberlausitz haben damit nur drei Prozent<br />
der Bauhandwerker und 1,5 Prozent der<br />
Kfz-Betriebe Erfahrung. So lud die Görlitzer<br />
Polizei jüngst Mittelständler zu einem ersten<br />
Sicherheitsstammtisch ein, der sich diesem<br />
Thema widmete.<br />
Ab Mai dürfen deutsche Beamte Gangster<br />
selbst nach Polen verfolgen und hierbei sogar<br />
ihre Waffe benutzen. Deutsch-polnische<br />
Polizeistreifen sind in Görlitz ohnehin nicht<br />
mehr ungewöhnlich. Dennoch lernen auch<br />
die Diebesbanden, bei denen es sich übrigens<br />
keineswegs zuerst um Osteuropäer handelt,<br />
stets dazu. Allein 2013 stahlen sie in<br />
Sachsen 3.300 Fahrzeuge – fast jedes zehnte<br />
im Grenzgebiet zu Polen. Um die Gefahr<br />
hier weiter zu entschärfen, fordern die beiden<br />
Handwerkskammern tragfähigere Konzepte<br />
zur Bekämpfung der Grenzkriminalität<br />
sowie beschleunigte polizeiliche und richterliche<br />
Strafverfolgung der Täter. Nicht zuletzt<br />
sollten die Firmen bei Präventionsmaßnahmen<br />
besser gefördert werden.<br />
Der Dresdener Kammerpräsident Jörg Dittrich<br />
spricht überdies Klartext: Zwar erkenne<br />
man die „Bemühungen von Polizei und<br />
Politik“ durchaus an, aber – so sein Urteil:<br />
„Sie scheinen nicht zu wirken. Nach wie<br />
vor wird alles gestohlen, was man mitnehmen<br />
kann.“ Das koste die Unternehmer neben<br />
Geld auch Nerven und im Extremfall Arbeitsplätze.<br />
Grenzkriminalität werde so zum<br />
akuten Standortnachteil.<br />
Als Polizeischelte will man das in Handwerkerkreisen<br />
indes nicht verstehen. „Die Polizisten<br />
sind selbst verunsichert und frustriert“,<br />
beobachtet etwa Raimund Kohli,<br />
der in seinem Autohaus viele auch als Kunden<br />
kennt. „Haben sie mal einen Dieb geschnappt,<br />
ist der eher wieder draußen, als<br />
sie Schichtschluss haben – selbst wenn er<br />
aus Polen kommt“, erzählt er. So hörte Kohli<br />
von einem verdeckten Fahnder eine Story,<br />
die er für symptomatisch hält: „Lange hatte<br />
dessen Truppe für die Verfolgung von Autodealern<br />
einen schnellen Wagen gefordert.<br />
Nun kam endlich einer: Baujahr 1991, Tachostandstand:<br />
380.000 Kilometer. Aber immerhin<br />
200 PS. Damit sind sie noch dankbar,<br />
dass sie überhaupt Chancen haben, einem<br />
Gangster hinterherzukommen.“ W+M<br />
Zuweilen kommen im Grenzgebiet auch Wärmebildkameras zum Einsatz, mit denen sich<br />
dann selbst nachts noch Verbrecher ausmachen lassen.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
16 | W+M Länderreport<br />
Vorpommern – Energiestandort mit Potenzial<br />
Erdöl, Gas, Wind und Wellen<br />
Der zwischen Bund und Ländern gefundene Kompromiss in der Energiewende verdeutlicht:<br />
Bisherige Konzepte bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien haben sich durchaus<br />
bewährt, gleichzeitig ermöglichen Fortschritt und innovative Technologien stetes Potenzial. Vorpommern<br />
als repräsentativer Energiestandort ist hier offen für neue Wege.<br />
Von Henner Willnow<br />
Was haben Tiefbrunnen, Erdöl, Meereswellen, Wind und Substrate<br />
gemeinsam? Sie alle sind in Vorpommern Energieträger<br />
und in weiten Teilen die Basis für die Energiewende<br />
im Norden Deutschlands. Topmoderne Windkraftanlagen stehen seit<br />
2011 in Deutschlands erster kommerzieller Offshore-Anlage „Baltic<br />
1“ vor der Küste der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst in der Ostsee.<br />
Aber auch das Festland ist durch eine Vielzahl von Windenergieanlagen<br />
geprägt. Bestimmt von optimalen Windverhältnissen ist Vorpommern<br />
als Region perfekt für diese Technologie. In direkter Nähe zu<br />
den Windkraftwerken siedeln sich die Zulieferer und Serviceunternehmen<br />
an. So überwacht etwa EnBW seinen Windpark „Baltic 1“ aus<br />
einem Kontrollzentrum in Barhöft nahe Stralsund – High-Tech neben<br />
Fischkuttern. Doch an der Windenergie hängen noch viele weitere<br />
Unternehmen, die man auf den ersten Blick nicht als Teil der Windindustrie<br />
erkennt: Stahlbauunternehmen wie Bladt Industries, Liebherr<br />
MCCtec und in direkter thematischer Nähe die Krebs Gruppe, die<br />
insbesondere den Offshore-Windanlagen einen hochmodernen Korrosionsschutz<br />
gibt. Taucher,<br />
Kletterer, aber auch Helikopter<br />
bedienen ebenfalls diesen<br />
Industriebereich.<br />
Grüne Energie aus Vorpommern: „Baltic 1“ ist Deutschlands erster kommerzieller Offshore-Windpark.<br />
Doch das Meer bietet auch anderen<br />
Technologien Möglichkeiten<br />
der Energieerzeugung.<br />
Vor dem Nordkap von Peenemünde<br />
steht eine Testanlage<br />
zur Energieerzeugung aus<br />
Meereswellen. Zusammen mit<br />
Ingenieurbüros aus Mecklenburg-Vorpommern<br />
wurde dieser<br />
Generator geplant, von<br />
HAB Hallen- und Anlagenbau<br />
Wusterhusen gebaut und<br />
in offenen Gewässern aufgestellt.<br />
Diese Forschungsanlage<br />
lieferte im Testbetrieb<br />
etwa 10 Kilowatt Leistung –<br />
bei 45 Prozent Wirkungsgrad.<br />
Klein, aber fein: Deutschlands<br />
erster Meereswellengenerator<br />
wies nach, dass auch<br />
in diesem noch jungen Energiethema<br />
erfolgreich und sicher<br />
Strom aus erneuerbaren<br />
Quellen erzeugt werden kann.<br />
Fotos: EnBW, Energiewerke Nord GmbH<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Mecklenburg-Vorpommern | 17<br />
Öl und Gas gibt es nur in Texas und Russland? Falsch. Vorpommern<br />
ist einer der wichtigen Gasstandorte in Deutschland. Im Energieund<br />
Technologiepark Lubmin nahe Greifswald landet die Ostseepipeline<br />
NORD STREAM mit Millionen von Kubikmetern Erdgas an, wird<br />
verdichtet und über die Pipelines NEL und OPAL nach West- und<br />
Mitteldeutschland sowie nach Tschechien transportiert. Für energieintensive<br />
Unternehmen wäre Lubmin ein Eldorado, ist doch an<br />
diesem Standort Erdgas, und nach einer Verstromung auch elektrische<br />
Energie, in großen Mengen und versorgungssicher verfügbar.<br />
Auch von den zukünftigen Offshore-Windparks wird der Strom in<br />
Lubmin anlanden.<br />
Die Förderung von Erdöl ist in Vorpommern nicht unbekannt: Seit<br />
den sechziger Jahren wird das schwarze Gold gefördert – GDF Suez<br />
nutzt bestehende Anlagen, das deutsch-kanadische Konsortium CEP<br />
Central European Petroleum fördert zu Testzwecken zur Zeit die ersten<br />
Barrel Erdöl aus einer Bohrstelle bei Barth. Dennoch sind diese<br />
Ölvorkommen keine Umkehr in der Energiewende – CEP sieht das<br />
vorpommersche Öl vielmehr als Rohstoff und nicht als Brennstoff.<br />
In Lubmin bei Greifswald treffen Gas aus Russland und Strom aus<br />
Offshore-Windparks ein.<br />
Neue Energietechnologien wie Wasserstoffverstromung, Brennstoffzellen,<br />
Pellets aus verschiedenen Substraten und Energiespeicher<br />
sind in Vorpommern auch im wissenschaftlichen Umfeld ausgesprochen<br />
präsent. Gerade das IRES-Institut für Regenerative Energiesysteme<br />
an der Fachhochschule Stralsund forscht praxisbezogen an solchen<br />
Technologien und liefert Unternehmen neben Lösungen zudem<br />
hochqualifizierte Absolventen.<br />
Somit bleibt festzustellen: Vorpommern ist ein Energiestandort<br />
mit Potenzialen für die Großen der Branche, aber genauso für die<br />
Nischen, die Neuen, die Tüftler.<br />
W+M<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
18 | W+M Länderreport<br />
Der Furnier-Guru von Pritzwalk<br />
Bei Günther Beyer dreht sich vieles im Leben um Holz. Der 66-Jährige studierte Anfang der 1970er<br />
Jahre in Hamburg Holzwirtschaft und verbrachte anschließend etliche Jahre in afrikanischen Holzfabriken.<br />
Im Jahr 1999 baute er im brandenburgischen Pritzwalk ein Furnierwerk auf. Pritzwalk<br />
ist für den gebürtigen Niedersachsen Beyer längst zur Heimat geworden. Von Karsten Hintzmann<br />
Für die Furnierherstellung angeliefert: Stämme aus Amerikanischem Ahorn.<br />
Mit fachkundigem Blick<br />
prüft Günther Beyer das<br />
Material depot auf seinem<br />
Firmengelände. Dort lagern<br />
unzähli ge Baumstämme – heimische<br />
Eichen, die derzeit stark<br />
im Trend sind, amerikanischer<br />
Ahorn, amerikanischer Kirschbaum,<br />
riesige Ayous-Stämme aus<br />
Übersee und viele weitere Sorten.<br />
Aus all diesen Hölzern lässt Beyer<br />
in einem ausgeklügelten Produktionsverfahren<br />
hochwertige Furniere<br />
herstellen. Zunächst wird die<br />
Rinde entfernt, dann werden die<br />
Stämme in der Mitte halbiert und<br />
auf die gewünschte Länge gesägt.<br />
Das so vorbereitete Holz kommt<br />
in Edelstahlbecken und wird gekocht<br />
oder zumindest erwärmt.<br />
Am Ende werden die durchfeuchteten<br />
Stämme in Maschinen eingespannt<br />
und in 0,6 Millimeter dicke<br />
Furnierstreifen geschnitten.<br />
„Jede Holzart benötigt eine individuelle Behandlung,<br />
um am Ende ein farblich optimales<br />
Furnier zu bekommen“ , erläutert Beyer.<br />
Die Anlagen laufen derzeit nicht auf vollen<br />
Touren, das wären bis zu 16 Stunden täglich.<br />
Die 85 Mitarbeiter arbeiten momentan nur im<br />
Ein-Schicht-Betrieb. Mehr gibt die Auftragslage<br />
aktuell nicht her. Insofern ist Günther<br />
Beyer nicht zufrieden.<br />
„Bis zum Jahr 2009 ging es hier ständig bergauf“,<br />
erinnert sich Beyer, „wir konnten gar<br />
nicht schnell genug produzieren. Mit der<br />
weltweiten <strong>Wirtschaft</strong>skrise kam auch bei<br />
uns der große Einbruch, der Umsatz ging um<br />
40 Prozent zurück. Bis heute spüren wir die<br />
Folgen dieser Krise.“ Vor allem deshalb, weil<br />
viele der Länder, in denen es traditionell eine<br />
große Nachfrage nach hochwertigen Furnieren<br />
gab – Spanien, Griechenland, Ägypten,<br />
Libanon und Syrien –, bis heute wirtschaftlich<br />
am Boden liegen. Dazu kommt, dass auch<br />
China als einstiger Großimporteur ausgefallen<br />
ist, seit im Land des Lächelns eigene Furnierwerke<br />
errichtet wurden.<br />
„Wir mussten uns auf die veränderten Bedingungen<br />
einstellen, stark restrukturieren<br />
und uns neue Märkte erschließen. Denn<br />
neben den Auswirkungen der Krise wächst<br />
auch die Konkurrenz aus Osteuropa, die billiger<br />
produziert als wir hier in Pritzwalk“, so<br />
Günther Beyer. Das im äußersten Nordwesten<br />
Brandenburgs gelegene Furnierwerk ist<br />
jedoch für die Konkurrenzsituation gut gewappnet.<br />
„Wir sind ein sehr spezielles Unternehmen<br />
mit hochmoderner technischer Ausstattung,<br />
die es uns ermöglicht, nahezu alle<br />
Holzarten aufzuarbeiten. Während wir also<br />
bis zu 50 Sorten Holz zu Furnieren verarbeiten<br />
können, sind andere Werke auf lediglich<br />
drei bis vier Holzarten ausgelegt.“<br />
Die Idee, ein Unternehmen in den neuen<br />
Bundesländern aufzubauen, reifte im Jahr<br />
1997. „Ich hatte mich nach langen Jahren<br />
im Angestelltenverhältnis 1993 als Furnierhändler<br />
selbstständig gemacht. Das heißt,<br />
ich kaufte weltweit Rundholz ein, ließ es<br />
in Fabriken zu Furnieren aufarbeiten und<br />
verkaufte die Furniere anschließend an die<br />
Möbel-, Türen- und Bootsindustrie. Doch ich<br />
hatte das Ziel, die gesamte Wertschöpfungskette<br />
unter einem Dach zu bündeln. Ich entdeckte<br />
den logistisch idealen Standort Pritzwalk<br />
und plante mit einem Partner über zwei<br />
Jahre mein Furnierwerk-Projekt“, blickt Bey-<br />
Fotos: Karsten Hintzmann<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Brandenburg | 19<br />
Günther Beyer mit einem frischen Furnier.<br />
er zurück. Im Mai 1999 begannen die Bauarbeiten<br />
und im April 2000 liefen die ersten<br />
Furniere Made in Pritzwalk vom Band.<br />
Warum sollte es unbedingt ein Standort in<br />
den neuen Ländern sein? „Wir wollten wirkliches<br />
Neuland betreten und nicht irgendwo<br />
eine etablierte Firma übernehmen. Die<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sfördergesellschaft Prignitz hat<br />
sich hier vor Ort dann unglaublich engagiert<br />
um uns gekümmert. Und natürlich verhehle<br />
ich auch nicht, dass wir die in Brandenburg<br />
seinerzeit übliche Förderung für Investitionen<br />
in Anspruch genommen haben. Hierfür<br />
mussten wir allerdings über 100 Arbeitsplätze<br />
schaffen und bis Ende 2012 garantieren.“<br />
Auch heute, 15 Jahre nach dem ersten Spatenstich<br />
für den Bau des Werkes und 13 Jahre<br />
nach der festlichen Einweihung durch den<br />
damaligen Ministerpräsidenten Manfred<br />
Stolpe, ist Günther Beyer mit seiner Entscheidung,<br />
nach Pritzwalk zu gehen, absolut zufrieden:<br />
„Ich würde es wieder tun, Pritzwalk<br />
ist wirklich ideal. Wir sind nicht weit vom<br />
Hamburger Hafen entfernt, wo das Holz aus<br />
Amerika und Afrika ankommt. Wir haben vor<br />
der Tür einen Autobahn- und einen Bahnanschluss<br />
und sind nah an Osteuropa, wohin<br />
wir viele Furniere exportieren. Auch das Arbeitskräftepotenzial<br />
ist für unsere Bedürfnisse<br />
optimal.“ Mehr als 50 Prozent der Beschäftigten<br />
des Furnierwerkes sind Frauen.<br />
Sorgen bereitet Beyer indes die aktuelle Politik<br />
der Bundesregierung: „Die aus der EEG-<br />
Umlage resultierenden hohen Energiekosten<br />
machen uns sehr zu schaffen. Und auch der<br />
allgemeine Mindestlohn. Für viele Tätigkeiten<br />
im Werk brauchen wir keine Fachkräfte,<br />
sondern einfache Arbeiter, die zupacken<br />
können und arbeiten wollen. Wir haben hier<br />
in der Region schon viele Langzeitarbeitslose<br />
von der Straße geholt. Aber für ungelernte<br />
Kräfte können wir unmöglich 8,50 Euro pro<br />
Stunde zahlen, das funktioniert nicht. Wir<br />
erwarten daher von der Politik, dass sie Gesetze<br />
macht, die die Realität widerspiegeln<br />
und Unternehmertum befördern.“<br />
Doch den Optimismus lässt sich Beyer angesichts<br />
der politischen Rahmenbedingungen<br />
nicht unbedingt nehmen: „Ich erfreue mich<br />
jeden Tag neu an unserer Produktion. Holz<br />
ist ein faszinierender Naturstoff, der immer<br />
variiert und nie gleich ist. Und die Furnierherstellung<br />
ist das Nonplusultra der Holzverarbeitung,<br />
weil der Stamm hier Blatt für Blatt<br />
aufgeschnitten wird und dabei die Schönheit<br />
und Vielfalt der Natur zum Vorschein kommt.“<br />
W+M<br />
Neue Netze für neue Energie<br />
Das Übertragungsnetz ist der Schlüssel<br />
zu mehr erneuerbarer Energie.<br />
Wir bei 50Hertz sind Vorreiter bei der sicheren<br />
Integration der erneuerbaren Energie ins Netz.<br />
Wir betreiben das Höchstspannungsnetz für<br />
mehr als 18 Millionen Menschen im Norden<br />
und Osten Deutschlands. Wir meinen es ernst<br />
mit unserer gesellschaftlichen Verantwortung,<br />
Stromautobahnen gemäß den Klimazielen<br />
Deutschlands und Europas zu entwickeln.<br />
Mit zahlreichen Projekten zur Verstärkung<br />
und zum Ausbau des Stromnetzes leisten<br />
wir hierzu einen wichtigen Beitrag.<br />
Mehr unter www.50 hertz.com<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
20 | W+M Länderreport<br />
Der Eingang zum Leipziger Messehallenkomplex im Norden der Stadt.<br />
<strong>Wirtschaft</strong>smotor, Innovationstreiber<br />
und Schaufenster in die Welt<br />
Leipzigs Messegesellschaft erweist sich dank einer hohen Umweg-Rendite durch ihre<br />
Messen, Kongresse und Veranstaltungen als unverzichtbarer umsatzbefördernder Faktor für<br />
den Mittelstand der mitteldeutschen Region.<br />
Von Harald Lachmann<br />
Leipzig wuchs nicht zufällig zu einem<br />
weithin bedeutenden Messeplatz. Die<br />
Stadt lag halt an der Kreuzung zweier<br />
zentraler europäischer Handelsrouten. Dies<br />
machte die Messe durch die Jahrhunderte zu<br />
einem Wachstumsmotor der regionalen <strong>Wirtschaft</strong>.<br />
Jene Rolle setzte Leipzig auch fort,<br />
als es hier 1895 die weltweit erste Mustermesse<br />
kreierte. Und auch jetzt, da das Konzept<br />
einer universellen Mustermesse spezialisierten<br />
Fachmessen wich, ist es gerade das<br />
gewerbliche Leben vor Ort, das hiervon profitiert<br />
– Mittelstand, Handwerk, Gastronomie,<br />
Verkehrsbetriebe, Taxi- und Hotelgewerbe.<br />
Martin Buhl-Wagner, der Sprecher der Geschäftsführung<br />
der Leipziger Messe, nennt<br />
diesbezüglich gern eine signifikante Hausnummer:<br />
Jeder auf der Messe gezahlte Euro<br />
bringe weitere fünf Euro im Umland.<br />
Beim Segment der Kongresse – dessen Gewicht<br />
wächst innerhalb der Leipziger Messe<br />
Unternehmensgruppe seit Jahren – liege diese<br />
Umweg-Rendite sogar bei 1:13, ließ Buhl-<br />
Wagner durch Experten ermitteln. Die Stadt<br />
Leipzig wie auch der Freistaat Sachsen als Gesellschafter<br />
der Leipziger Messe GmbH sind<br />
also gut beraten, sich diesen <strong>Wirtschaft</strong>smotor<br />
zu leisten. Immerhin besuchten allein<br />
2013 rund 1,2 Millionen Gäste die 37 Messen,<br />
97 Kongresse und 34 Veranstaltungen in<br />
den Bereichen Business, Politik, Sport und<br />
Unterhaltung, die die Gesellschaft ausrichtete.<br />
Mit einem Umsatz von über 85 Millionen<br />
Euro war es sogar das bisherige Rekordjahr.<br />
Ähnlich positiv stellt sich diese Relation in<br />
Sachen Beschäftigung dar. Die 380 eigenen<br />
Mitarbeiter, die die Unternehmensgruppe<br />
mit ihren fünf Tochterfirmen in Lohn und<br />
Brot hat, generieren durch die Messen, Kongresse<br />
und Events zusätzlich über 4.000 Arbeitsplätze<br />
in Leipzig. Hinzu kommen noch<br />
einmal 3.000 Stellen bundesweit, darunter<br />
Standbauer, Fachhandwerker, Agenturen<br />
oder Spediteure. Allein das Tochterunternehmen<br />
FAIRNET beschäftigt 220 Lieferanten<br />
aus der Region Leipzig. 80 Prozent des<br />
Auftragsvolumens vergibt es an Firmen in<br />
Mitteldeutschland, Brandenburg und Berlin.<br />
Über jene recht konkret messbare Rolle als<br />
<strong>Wirtschaft</strong>smotor hinaus offeriert die Gesellschaft<br />
mit ihren dutzenden Fachmessen zugleich<br />
branchenspezifische Plattformen für<br />
Innovation, direkten Austausch und Technologietransfer.<br />
Der Bogen spannt sich vom<br />
Messedoppel SHKG und „efa“ (dem führenden<br />
Fotos: Leipziger Messe, Harald Lachmann<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Sachsen | 21<br />
Branchentreff Ost für Sanitär, Heizung, Klima und Gebäudetechnik)<br />
über die ebenfalls bis zur Ostsee ausstrahlende Mitteldeutsche Handwerksmesse<br />
sowie die Weltleitmesse für Orthopädie und Rehatechnik<br />
„OTWorld“ – und er endet noch nicht beim Messeverbund „Intec“<br />
und „Z“, wo Fertigungstechnik für die Metallbearbeitung sowie die<br />
Zulieferindustrie im Fokus stehen. Denn auch Immobilienexperten,<br />
Landwirte, Raumgestalter, Goldschmiede, Regionalplaner, Ökostromer<br />
und natürlich Buchverleger, um wieder nur einige wenige herauszugreifen,<br />
finden hier ihr jährliches oder zweijähriges Order- und<br />
Ausstellungshighlight vor der Haustür.<br />
Gerade die Kombination „Intec“ plus „Z“ mausert sich zu einem auch<br />
international unverzichtbaren Branchengipfel, von dem der sächsische<br />
Maschinenbau erheblich profitiert. Eben erst unterzeichnete<br />
die Messe daher mit dem Innovationsverbund Maschinenbau Sachsen<br />
„VEMASinnovativ“ auch eine Kooperationsvereinbarung.<br />
Mit der „OTWorld” etablierten die sächsischen Messemacher auch<br />
die Weltleitmesse für Orthopädie- und Reha-Technik in Leipzig.<br />
An „Intec“/„Z“, der „OTWorld“ oder auch der Europäischen Messe<br />
für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung „denkmal<br />
Leipzig“ lässt sich recht plastisch eine weitere Katalysatorfunktion<br />
des sächsischen Messeplatzes für die regionale <strong>Wirtschaft</strong> ablesen:<br />
Durch die hier veranstalteten Foren, Kooperationsbörsen und<br />
Gemeinschaftsbeteiligungen von Universitäten und Forschungsinstituten<br />
avancieren die Fachmessen zum Treiber für den Innovationstransfer<br />
in der Region. „Hier führen wir gezielt die Industrie mit<br />
der Forschung zusammen“, so der Messechef. Fast folgerichtig beteiligt<br />
sich sein Haus darum auch an der Förderinitiative Deutschlandstipendium,<br />
indem man besonders begabte wie zielstrebige Studenten<br />
finanziell unterstützt. Damit Leistungsträger vor Ort zu halten,<br />
sehe man „als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung“,<br />
so Buhl-Wagner.<br />
Als weiteres Feld für das Wirken in der Region entdeckt das Unternehmen<br />
derzeit die Kreativwirtschaft. Mit den „Designers‘ Open“ eröffnete<br />
man etwa ein Podium für Industriedesigner. So sucht diese Messe,<br />
auf der 2014 erstmals der Sächsische Staatspreis für Design verliehen<br />
wird, auch den bewussten Brückenschlag zu deren kreativen<br />
Werkstätten, die dann parallel zu einem Tag der offenen Tür laden.<br />
Nicht zuletzt auch im eigenen Interesse stricken Leipzigs Messemacher<br />
am Ausbau der regionalen Infrastruktur. Hierzu gehört etwa<br />
die unlängst vereinbarte Kooperation mit Turkish Airlines, die den<br />
Airport Leipzig/Halle mittlerweile täglich zweimal über das Luftdrehkreuz<br />
Istanbul an alle Welt angedockt hat. Denn von wachsendem<br />
Nutzen für Mitteldeutschlands Mittelstand ist auch die konsequente<br />
internationale Vernetzung aller Ausstellungsaktivitäten.<br />
Leipzigs Messe etablierte sich nicht nur fest unter den deutschen<br />
Top 10, sie gehört auch weltweit zu den „Hot 100“ der Messeplätze.<br />
So organisierten die Leipziger allein 2013 elf eigene Veranstaltungen<br />
im Ausland, einige davon mit Partnern vor Ort, und managten<br />
zudem 27 Gemeinschaftsbeteiligungen deutscher Firmen auf Messen<br />
in aller Welt. Gerade bereitet man mit der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />
Sachsen eine große sächsische Präsentation auf der weltgrößten<br />
Halbleitermesse „Semicon West“ im Juli in San Francisco vor. W+M<br />
Das Fahnenmeer vor dem Eingang zum Verwaltungsgebäude<br />
der Leipziger Messe.<br />
Die Maschinenbaumesse „Intec” ist nächstes<br />
Jahr die einzige große Fertigungsmesse.<br />
Menschentrauben auf der Leipziger<br />
Buchmesse.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
22 | W+M Länderreport<br />
Klein-Hollywood an der Neiße<br />
Das sächsische Görlitz war bereits New York, Paris und München. Mit seiner einzigartigen<br />
Altstadt bietet es offenbar alles, was die Filmindustrie als Kulisse für historische Streifen braucht.<br />
So treffen sich in „Görliwood“ immer wieder Weltstars. Die wirtschaftlichen Effekte für die Stadt<br />
sind siebenstellig.<br />
Von Harald Lachmann<br />
Ein imposanter Lichthof, den eine farbige<br />
Glaskuppel krönt. Darunter eine freitragende<br />
Treppe, die in drei Etagen zu<br />
den großzügig umlaufenden Galerien hinaufführt.<br />
Eben jene Jugendstileleganz hatte US-<br />
Regisseur Wes Anderson gesucht, als er sein<br />
jüngstes Kinowerk „The Grand Budapest Hotel“<br />
plante. Fündig wurde er weit im deutschen<br />
Osten – in der Grenzstadt Görlitz. Dessen<br />
100 Jahre altes Kaufhaus geriet Anderson<br />
zur authentischen Kulisse für die abenteuerlich-schräge<br />
Geschichte über die Freundschaft<br />
zwischen einem Hotelconcierge und<br />
seinem Günstling.<br />
Gedreht wurde 2013 wochenlang mit Stars<br />
wie Ralph Fiennes, Jude Law, Adrien Brody<br />
oder Jeff Goldblum. Jüngst holte der Film einen<br />
Silbernen Bären auf der Berlinale, nachdem<br />
er zuvor das Festival eröffnet hatte. Seit<br />
Wochen läuft „The Grand Budapest Hotel“<br />
auch in den deutschen Kinos, doch zuvor sahen<br />
ihn die Görlitzer selbst. Denn bei einer<br />
Vorpremiere an der Neiße lief er für 700 Besucher<br />
in allen fünf Kinosälen des städtischen<br />
Kinos. Die Görlitzer selbst fanden sich so einmal<br />
mehr in ihren Ruf als „Görliwood“ bestätigt.<br />
Denn eine ähnliche Voraufführung erlebten<br />
sie bereits 2009 mit dem Streifen „Der<br />
Vorleser“ – ebenfalls weitgehend mit großen<br />
Stars in Görlitz gedreht. Kate Winslet erhielt<br />
für ihre Rolle gar den Oscar.<br />
Mittlerweile wirbt die Kreisstadt sogar offiziell<br />
mit der Marke „Görliwood“, ließ sie gar<br />
patentieren. Und das ist wohl nicht überzogen.<br />
Denn zuvor erlebten die Görlitzer bereits<br />
andere Stars hautnah, etwa Jackie Chan<br />
und Arnold Schwarzenegger, die hier Szenen<br />
des Hollywoodstreifens „In 80 Tagen um die<br />
Welt“ drehten. Und Schüsse vom historischen<br />
Rathausturm jagten auch über das Görlitzer<br />
Kopfsteinpflaster, als Daniel Brühl in „Inglourious<br />
Basterds“ von Quentin Tarantino<br />
Jagd auf GI‘s machte.<br />
Von Januar<br />
bis März 2013<br />
fanden in<br />
Görlitz Dreharbeiten<br />
zum<br />
Kinofilm<br />
„Grand Budapest<br />
Hotel“<br />
statt.<br />
Es ist die einzigartige Altstadtkulisse der<br />
56.000-Einwohner-Stadt, die Location scouts<br />
und Regisseure aus aller Welt anzieht. Mit<br />
4.000 Einzeldenkmalen gilt sie als größtes<br />
Flächendenkmal Deutschlands. Spätgotik<br />
trifft auf Renaissance, Barock<br />
auf Jugendstil. Auf wenigen<br />
hundert Metern lassen<br />
sich Schätze aus über einem<br />
halben Jahrtausend europäischer<br />
Architekturgeschichte<br />
ausmachen. So mutiert<br />
die Altstadt um Rathaus,<br />
Untermarkt, Tuchhallen und<br />
Flüsterbogen wahlweise zu<br />
Fotos: 20th Century Fox, Christiane Hergl/pixelio.de, Harald Lachmann<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Sachsen | 23<br />
Für „Die Bücherdiebin“ wurden zwei Gleise des Bahnhofs Görlitz<br />
gesperrt und in einen Bahnhof aus den 40er Jahren umgestaltet.<br />
Die malerische Altstadt von Görlitz diente schon mehrmals als<br />
Kulisse für Hollywood-Produktionen.<br />
New York, Berlin, Frankfurt/Main, Paris, Heidelberg<br />
oder München: Das wandelbare Görlitz<br />
hat sie als Drehort bereits alle verkörpert.<br />
Mittlerweile wurden hier für nicht weniger<br />
als 29 Filme Szenen gedreht, die ersten bereits<br />
1954. Jüngeren Datums sind „Monuments<br />
Men“ (2013) von George Clooney, „Der<br />
Turm“ und „Die Vermessung der Welt“ (beide<br />
2011) sowie diverse Tatort- und Polizeiruf-Folgen.<br />
Und weitere Projekte stehen an.<br />
Noch 2014 will eine Münchener Firma in Görlitz<br />
den Klassiker „Eine Weihnachtsgeschichte“<br />
von Charles Dickens neu verfilmen. Und<br />
ab Herbst drehen die Produzenten von „Lola<br />
rennt“ und „Das weiße Band“ hier eine Neufassung<br />
von Hans Falladas „Jeder stirbt für<br />
sich allein“.<br />
Viele weitere Gründe sprechen für Görlitz als<br />
authentischen Drehort, etwa geringe Kriegsschäden,<br />
eine Altstadt ohne Bausünden und<br />
Leuchtreklamen, kurze Wege und eine gute<br />
Infrastruktur, dennoch wenig Verkehr in der<br />
Altstadt und nicht zuletzt ein hoch kooperatives<br />
Rathaus. So hat sich denn auch die<br />
Verwaltung um Oberbürgermeister Siegfried<br />
Deinege (parteilos) längst ganz professionell<br />
auf die Filmteams eingestellt. Straßenschilder<br />
oder Neonröhren wurden etwa so konzipiert,<br />
dass sie sich während der Drehs schnell<br />
entfernen lassen.<br />
Natürlich zieht auch Görliwood seinen Nutzen<br />
aus dem Hype. Die Crews geben hier nicht<br />
wenig Geld aus, an Drehtagen ist kein Hotelbett<br />
mehr frei und mancher Einwohner<br />
kommt zu einem Job als Komparse. Nicht zuletzt<br />
gewinnen Dienstleistungsanbieter und<br />
das Handwerk zusätzliche Aufträge, etwa<br />
durch den Kulissenbau sowie das Bereitstellen<br />
von Requisiten und Personal. Görlitzer<br />
Näherinnen fertigen Kostüme für die Filmproduktionen,<br />
Juweliere kreieren Schmuck,<br />
Bäcker backen spezielle Torten, die dann später<br />
über die Leinwand flimmern.<br />
Allein an den 50 Drehtagen zu<br />
„The Grand Budapest Hotel“ blieben<br />
vom Gesamtbudget – rund 23<br />
Millionen Euro – rund vier Millionen<br />
in der Region, so auch für<br />
den drehbuchgerechten Umbau<br />
Authentisch restaurierte<br />
Renaissancefassaden in<br />
der Altstadt von Görlitz.<br />
jenes Kaufhauses, in dem zuletzt Hertie verkaufte.<br />
Allein hierbei seien gut 15 Firmen aus<br />
der Oberlausitz eingebunden gewesen, weiß<br />
man im Rathaus. Auch für die Übernachtungen<br />
der Hollywood-Crew verblieben 710.000<br />
Euro bei den Hotelbetreibern an der Neiße.<br />
Mittlerweile gilt als Faustregel, dass Görlitz<br />
beim Einchecken eines Filmteams schnell bis<br />
zu 200 Dauergäste beherbergt, so etwa Techniker,<br />
Maskenbildner, Köche. Hinzu kommen<br />
zunehmend Schaulustige, die einmal Hollywood<br />
live erleben wollen.<br />
Im Übrigen steuerte auch der Freistaat<br />
über seine Mitteldeutsche Medienförderung<br />
(MDM) 900.000 Euro zur jüngsten Hollywood-<br />
Produktion bei. Eine Investition, die sich<br />
ebenfalls lohnt. Denn wie MDM-Geschäftsführer<br />
Manfred Schmidt versichert, muss diese<br />
Fördersumme vor Ort ausgegeben werden.<br />
Gut möglich übrigens, dass Görlitz eines Tages<br />
selbst mal Gegenstand eines Streifens<br />
wird. Den Hauptdarsteller mimt dann indes<br />
ein großer Unbekannter – nämlich jener anonyme<br />
Spender, der der Stadt jüngst schon<br />
zum zwanzigsten Male eine sogenannte Altstadtmillion<br />
überwies. Seit der Währungsumstellung<br />
sind dies zwar nun 511.500 Euro,<br />
doch erneut könnten damit viele Bauvorhaben<br />
in den historischen Gassen realisiert<br />
werden. Allein das Vorjahresgeld kam 74 Projekten<br />
zugute. Der Kontakt läuft stets über<br />
einen Anwalt, da der große Görlitz-Gönner<br />
unerkannt bleiben will. Welch ein Filmstoff!<br />
W+M<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
24 | W+M Titelthema<br />
<strong>Tourismusboom</strong> als <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor<br />
Von der Ostseeküste bis zum Thüringer Wald: 25 Jahre nach dem Mauerfall hat sich die Tourismusbranche<br />
zu einem der wichtigsten <strong>Wirtschaft</strong>szweige in Ostdeutschland entwickelt. Nun gilt<br />
es, für weiteres Wachstum bisher ungenutzte Potenziale auszuschöpfen.<br />
Von Matthias Salm<br />
Und dann kam die Flut. Als Anfang<br />
Juni 2013 nach tagelangen Regenfällen<br />
Elbe, Saale und Mulde über<br />
ihre Ufer traten, mussten sich<br />
die ostdeutschen Touristiker auf eine ungewohnte<br />
Wachstumspause einstellen. Obgleich<br />
viele Schäden zügig behoben werden<br />
konnten, hinterließen die täglichen Hochwasserbilder<br />
in den Medien ihre Wirkung vor<br />
allem bei Tagesreisenden und Kurzurlaubern.<br />
Insgesamt bescherten die sommerlichen<br />
Wetterkapriolen den ostdeutschen Flächenländern<br />
2013 mit einem Rückgang von<br />
0,3 Prozent bei der Zahl der Übernachtungen<br />
leichte Einbußen, so das Ergebnis des renommierten<br />
Sparkassen-Tourismusbarometers<br />
Ostdeutschland des Ostdeutschen Sparkassen-Verbandes<br />
(OSV).<br />
Die Flutdelle in der Tourismus-Bilanz ist aber<br />
nicht mehr als eine Momentaufnahme. Denn<br />
25 Jahre nach dem Mauerfall befinden sich<br />
die meisten ostdeutschen Urlaubsregionen<br />
kontinuierlich im Aufwind. Längst hat sich<br />
die Tourismusbranche als dynamischer und<br />
weithin krisenfester <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor etabliert.<br />
In den letzten 20 Jahren, bilanziert<br />
der OSV, haben sich die Übernachtungen in<br />
Ostdeutschland (ohne Berlin) mehr als verdoppelt.<br />
Den 33 Millionen Übernachtungen<br />
in 1993 standen 2013 74,6 Millionen Übernachtungen<br />
in Hotels, Pensionen und auf<br />
Campingplätzen gegenüber. Entsprechend<br />
stieg im selben Zeitraum der Marktanteil<br />
Ostdeutschlands an sämtlichen Übernachtungen<br />
in Deutschland von 10,4 auf 18,2<br />
Prozent.<br />
Auch als Jobmotor ist die Reisebranche mittlerweile<br />
unverzichtbar, vor allem in jenen<br />
Regionen mit schwacher industrieller Basis.<br />
Laut Sparkassen-Tourismusbarometer<br />
Sachsen: Der Basteifelsen in der Sächsischen Schweiz.<br />
ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten im ostdeutschen Gastgewerbe<br />
(ohne Berlin) allein seit 2003 um über<br />
20 Prozent gestiegen. Die „Tourismusregionen<br />
sind ein Markenzeichen Ostdeutschlands“,<br />
lobt Dr. Michael Ermrich, Geschäftsführender<br />
Präsident des Ostdeutschen Sparkassen-Verbandes,<br />
denn auch folgerichtig<br />
die Entwicklung des Fremdenverkehrs zwischen<br />
Rügen und Erzgebirge.<br />
Die Erfolgszahlen sind kein Zufall, sondern<br />
das Ergebnis der langjährigen Investitionen<br />
in die touristische Infrastruktur. So vermerkt<br />
die Studie, dass sich allein die Zahl<br />
der Thermen und Spaßbäder im Osten der Republik<br />
seit 1993 von gerade einmal zwei auf<br />
über 100 erhöht hat. Neue Attraktionen wie<br />
die mitteldeutsche Seenlandschaft ergänzen<br />
das Angebot der klassischen Kultur-Reiseziele<br />
wie etwa die UNESCO-Welterbestätten von<br />
Fotos: Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH, TMB-Fotoarchiv/Frenkel/SPSG, TMV/Dürst, Tourismus-Verband Mecklenburg-Vorpommern e. V.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Tourismus in Ostdeutschland | 25<br />
Brandenburg:<br />
Schloss Charlottenhof<br />
im Park von Sanssouci.<br />
der Quedlinburger Altstadt bis zu den Zeugnissen<br />
der Klassik in Weimar.<br />
Zu den Gewinnern im Reisemarkt zählt beispielsweise<br />
das Weltnaturerbe Hainich, das<br />
größte zusammenhängende Laubwaldgebiet<br />
Deutschlands, das 2013 ein Besucherplus<br />
von acht Prozent vermeldete. Brandenburg<br />
und Mecklenburg-Vorpommern gehören<br />
nach einer Analyse des Allgemeinen Deutschen<br />
Fahrradclubs zu den vier beliebtesten<br />
Radreiseregionen in Deutschland, der Elberadweg<br />
ist der attraktivste deutsche Fernradweg.<br />
Und Sachsens Metropolen Leipzig<br />
und Dresden profitieren vom Boom der Städtereisen.<br />
Gemessen an den jährlichen Übernachtungszahlen<br />
schaffen sie es regelmäßig<br />
in die Top 10 der gefragtesten Städtereiseziele<br />
in Deutschland.<br />
Nirgendwo aber kommt dem Tourismussektor<br />
eine ähnlich wirtschaftlich herausragende<br />
Stellung zu wie hoch im Norden: Mehr als<br />
ein Drittel der 74,6 Millionen Übernachtungen<br />
in Ostdeutschland wurden in Mecklenburg-Vorpommern<br />
gebucht. Die Seebäder der<br />
Ostseeküste und die Seenplatte im Hinterland<br />
– sie rangieren längst bundesweit unter<br />
den Top-Reisedestinationen. Von Ahlbeck<br />
Mecklenburg-Vorpommern:<br />
Von Gischt umtoste Mole in<br />
Warnemünde an der Mecklenburgischen<br />
Ostseeküste.<br />
bis Zarrentin zählten die Beherbergungsbetriebe<br />
2013 28,2 Millionen Übernachtungen.<br />
„Die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern<br />
hat sich seit dem Mauerfall sehr<br />
positiv entwickelt. Die hohe Tourimusintensität<br />
– fast fünf Übernachtungen auf einen<br />
Einwohner – dokumentiert dies eindrucksvoll“,<br />
freut sich denn auch Bernd Fischer, Geschäftsführer<br />
des Tourismusverbands Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Für die <strong>Wirtschaft</strong> des<br />
Küstenlandes bedeutet dies „einen Jahresumsatz<br />
von rund sieben Milliarden Euro sowie<br />
ein Beschäftigtenäquivalent von 173.000<br />
Personen, die durch den Tourismus ihren Lebensunterhalt<br />
bestreiten“. Traditionell favorisieren<br />
die Ostsee weiterhin die Ostdeutschen<br />
selbst, die fast die Hälfte der Gästebetten<br />
belegten. Aber auch Schweden, Dänen<br />
und Niederländer zieht es vermehrt auf<br />
Deutschlands Sonnendeck.<br />
Bernd Fischer<br />
Geschäftsführer Tourismusverband<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Touristische Betriebe:<br />
Harter Wettbewerb droht<br />
Während sich die touristischen Rahmendaten<br />
in Ostdeutschland positiv entwickeln,<br />
müssen sich die einzelnen Betriebe<br />
nach Experteneinschätzung auf einen<br />
härteren Wettbewerb einstellen. Zu einer<br />
der größten Herausforderungen dürfte<br />
dabei der Fachkräftemangel werden. Die<br />
Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung<br />
zur Ausbildung 2012 belegen,<br />
dass im Bran chenvergleich das<br />
Gastgewerbe mit Abstand die größten<br />
Probleme hat, Jugendliche für eine Ausbildung<br />
zu gewinnen. Dies gilt besonders<br />
für die äußerst kleinteilige ostdeutsche<br />
Tourismuswirtschaft mit ihren begrenzten<br />
Ressourcen. Im Durchschnitt beschäftigen<br />
die ostdeutschen Betriebe im Gastgewerbe<br />
gerade einmal sieben Mit arbeiter und<br />
erwirtschaften laut Sparkassen-Tou rismusbarometer<br />
Ostdeutschland einen<br />
Umsatz von 213.000 Euro pro Jahr. Auch<br />
steigende Kosten für Energie, Rohstoffe<br />
und Gehälter werden die Bilanzen in den<br />
kommenden Jahren belasten. Nur wer auf<br />
kreative Konzepte setzt, Online-Medien<br />
und Zertifizierungen aktiv nutzt und das<br />
Qualitätsmanagement vorantreibt, wird<br />
sich mittelfristig im Wettbewerb behaupten<br />
können.<br />
Eine Ausnahmestellung nimmt auch die<br />
Hauptstadt Berlin ein. Hier hat sich die Zahl<br />
der Gäste von drei Millionen im Jahr 1993 auf<br />
über elf Millionen in 2013 fast vervierfacht,<br />
wie die Berlin-Werber der Berlin Tourismus<br />
& Kongress GmbH stolz verkünden. Tourismus<br />
und Kongressgeschäft sichern inzwischen<br />
knapp 280.000 Arbeitsplätze in der<br />
Spree-Metropole. 1993 hatten Berlins Herbergen<br />
gerade mal 36.000 Gästebetten im<br />
Angebot, heute sind es 130.000 – und bis<br />
2016 sollen noch 20.000 weitere hinzukommen.<br />
Während Berlinreisende aus Deutschland,<br />
die derzeit 58,1 Prozent aller Besucher<br />
ausmachen, im Durchschnitt über 40 Jahre<br />
alt sind, zieht der Hauptstadt-Hype aus dem<br />
Ausland vor allem jugendliche Rucksacktouristen<br />
an. Insgesamt kamen aus dem Ausland<br />
2013 4,3 Millionen Gäste nach Berlin.<br />
Nur London und Paris haben in Europa noch<br />
die Nase vorn.<br />
Doch während die Hauptstadt von Rekord<br />
zu Rekord eilt, sehen Tourismusexperten in<br />
den übrigen ostdeutschen Bundesländern<br />
viele Potenziale noch nicht ausreichend erschlossen.<br />
Das bisherige Wachstum lässt sich<br />
deshalb in einem zunehmend verschärften<br />
Wettbewerb zwischen den Reiseregionen<br />
nur dann festigen, wenn die bisherigen<br />
Schwachstellen im ostdeutschen Tourismus<br />
behoben werden können.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
26 | W+M Titelthema<br />
Hauptmanko Nummer eins bleibt der zu geringe<br />
Bekanntheitsgrad ostdeutscher Urlaubsgebiete<br />
im Ausland. „Um auch in Zukunft<br />
im Deutschlandtourismus ganz oben<br />
mitzuspielen“, beschreibt Bernd Fischer die<br />
Zielsetzung in Mecklenburg-Vorpommern,<br />
„bedarf es der konsequenten Weiterentwicklung<br />
qualitativer und nachhaltiger zielgruppenspezifischer<br />
Angebote auf der einen und<br />
der Erschließung neuer Gästegruppen auf der<br />
anderen Seite.“ Die Stoßrichtung ist dabei<br />
eindeutig: „Vor allem bei Gästen aus dem<br />
Ausland hat Mecklenburg-Vorpommern noch<br />
ein hohes Potenzial, das mit einer entsprechenden<br />
Infrastruktur auch ausgeschöpft<br />
werden kann.“<br />
Eine Sicht, die auch die Analysen des Sparkassen-Tourismusbarometers<br />
bestätigen:<br />
Der Marktanteil Ostdeutschlands an sämtlichen<br />
Übernachtungen ausländischer Gäste<br />
in Deutschland nahm von 4,4 Prozent in 1993<br />
auf vergleichsweise geringe 6,6 Prozent in<br />
2013 zu. Dabei könnte bis zum Jahr 2020, so<br />
haben es die Experten des Deutschen <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftlichen<br />
Institut für Fremdenverkehr<br />
e. V. in München errechnet, der<br />
Fernreisetourismus in Ostdeutschland um<br />
36 Prozent gesteigert werden. In absoluten<br />
Sachsen-Anhalt: Quedlinburg im Harz ist UNESCO-Welterbestadt.<br />
Zahlen wären dies mehr als 600.000 zusätzliche<br />
Übernachtungen. In ihrer Studie nennen<br />
die Tourismusforscher 15 relevante internationale<br />
Märkte. Dazu zählen traditionelle<br />
Deutschlandbesucher wie Niederländer,<br />
Briten oder Schweizer, aber ver<strong>stärkt</strong> auch<br />
Besucher aus Russland, China oder Australien,<br />
die sich vor allem für Städte- und Kulturreisen<br />
interessieren.<br />
Kein Wunder, dass ausländische Gäste mittlerweile<br />
von den ostdeutschen Tourismuswerbern<br />
zur Zielgruppe Nummer eins auserkoren<br />
wurden. Beispiel Brandenburg: „Wir<br />
Übernachtungen in Deutschland gegenüber Vorjahr in Prozent<br />
Saarland<br />
Hamburg<br />
Berlin<br />
Bremen<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Schleswig-Holstein<br />
Hessen<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Brandenburg<br />
Bayern<br />
Baden-Württemberg<br />
Sachsen<br />
Rheinland-Pfalz<br />
Niedersachsen<br />
Thüringen<br />
Sachsen-Anhalt<br />
-3<br />
-0,4<br />
-0,5<br />
-0,5<br />
-1,6<br />
1,6<br />
1,3<br />
1,2<br />
0,8<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,2<br />
9,1<br />
8,2<br />
7,6<br />
12,6<br />
Quelle: Sparkassen-Tourismusbarometer Ostdeutschland, Ostdeutscher Sparkassen-Verband<br />
streben rund eine Million Übernachtungen<br />
von ausländischen Gästen an”, lautet hier<br />
die Zielvorgabe von <strong>Wirtschaft</strong>sminister Ralf<br />
Christoffers. In 2013 waren es rund 830.000.<br />
Besonders Polen und Niederländer sollen für<br />
Reisen in den Spreewald oder in die Seenlandschaft<br />
zwischen Oder und Spree gewonnen<br />
werden.<br />
Auch Sachsen-Anhalt, wo rund 65.000 Beschäftigte<br />
ihr Einkommen in direkter oder<br />
indirekter Abhängigkeit vom Tourismus erwirtschaften,<br />
dominiert bisher noch der Inlandstourismus.<br />
Rund 93 Prozent der Gäste<br />
kommen aus Deutschland, nur sieben<br />
Prozent aus dem Ausland. In ihrem<br />
Masterplan Tourismus 2020 hat sich die<br />
sachsen-anhaltinische Landesregierung<br />
deshalb auf die Fahnen geschrieben, sich<br />
auf selektiven Auslandsmärkten als führendes<br />
Kulturreiseziel in Deutschland zu<br />
präsentieren. Bis 2020 soll die Zahl ausländischer<br />
Übernachtungen auf 800.000<br />
angestiegen sein.<br />
Wie das gehen kann, haben die Münchener<br />
Fremdenverkehrsforscher in ihrer<br />
Studie schon einmal aufgezeigt: Verbesserung<br />
der Fremdsprachenkenntnisse<br />
bei den Tourismus- und Hotelfachkräften,<br />
international verständliche Beschilderungs-<br />
und Buchungssysteme und der<br />
Ausbau bundesländerübergreifender Vermarktungskooperationen<br />
könnten erste<br />
Schritte zur erfolgreichen Erschließung<br />
ausländischer Zielgruppen sein. W+M<br />
Foto: Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH/Frank Boxler<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Tourismus im Osten | 27<br />
Perfekt für Ihre Firma –<br />
die Sparkassen-Kreditkarte Business<br />
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Informieren Sie sich auf www.sparkasse-vor-ort.de/firmenkreditkarte oder in einer unserer Geschäftsstellen. Wenn’s um Geld geht – Sparkasse.
28 | W+M Titelthema<br />
Reiseland Berlin<br />
Hotspot an der Spree<br />
Infos zum Tourismus in Berlin<br />
Berlin Tourismus & Kongress GmbH<br />
Tel.: 030 25002333, www.visitberlin.de<br />
Die East-Side-Gallery in Berlin.<br />
„The Place to be“ titelte ein US-Magazin in<br />
einem Beitrag über die deutsche Hauptstadt.<br />
Berlin ist beliebt – nicht nur bei Start-ups,<br />
sondern vor allem auch bei Touristen. Das belegt<br />
nicht nur die Zahl der Übernachtungen,<br />
die sich in den letzten zehn Jahren mehr als<br />
verdoppelte, sondern auch die 100 Millionen<br />
Tagesbesucher, die jährlich nach Berlin strömen.<br />
Lediglich London und Paris sind in Europa<br />
noch beliebter als die Hauptstadt. Neben<br />
den Touristen aus Großbritannien, Italien,<br />
den Niederlanden, Spanien und den USA<br />
kommen vor allem auch deutsche Urlauber<br />
an die Spree.<br />
Berlin ist in vielen Bereichen gut aufgestellt:<br />
Kultur, Architektur, Shopping, Nachtleben<br />
und nicht zuletzt die Natur, die man mit dem<br />
Tiergarten und vielen anderen Parks mitten<br />
in Berlin und auch im Umland reichlich findet.<br />
Neben den klassischen Highlights wie Brandenburger<br />
Tor, Fernsehturm und Gedächtniskirche<br />
fasziniert die Touristen vor allem die<br />
Geschichte der deutschen Teilung, die in Berlin<br />
an vielen Ecken sichtbar ist. Zudem wartet<br />
die Hauptstadt zum 25-jährigen Jubiläum<br />
des Mauerfalls in diesem Jahr mit einer<br />
Vielzahl von Veranstaltungen und Ausstellungen<br />
auf. Den Höhepunkt bildet die große<br />
Licht-Installation „Symbol der Hoffnung<br />
für eine Welt ohne Mauern“ am Wochenende<br />
um den 9. November entlang des ehemaligen<br />
Mauerverlaufs.<br />
Kulturfreunde kommen in Berlin besonders<br />
auf ihre Kosten: Rund 1.500 Veranstaltungen<br />
von Oper und Musical über Pop-Konzert und<br />
Theater bis hin zu Ausstellungen und Varieté<br />
– im Kulturkalender von Berlin lässt sich für<br />
jeden Geschmack und jeden Geldbeutel etwas<br />
finden. Allein drei Opernhäuser hat Berlin zu<br />
Der Neptunbrunnen und der<br />
Fernsehturm am Alexanderplatz.<br />
bieten: Die Staatsoper, die Deutsche und die<br />
Komische Oper, dazu das große Symphonieorchester<br />
in der Berliner Philharmonie. Und<br />
auch der Friedrichstadtpalast hat sich in seinem<br />
30-jährigen Bestehen, das dieses Jahr<br />
gefeiert wird, zum Erfolgsmodell gemausert<br />
und spielt ganz oben in der Liga der besten<br />
Revuetheater mit.<br />
W+M<br />
Tipp der Redaktion: Pfaueninsel<br />
Die Pfaueninsel im Ortsteil Wannsee im Südwesten von Berlin gehört seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO.<br />
Das 88 Hektar große Naturschutzgebiet, das eng mit der brandenburgisch-preußischen Geschichte verbunden<br />
ist, wirkt mit seinem weißen Schloss ein bisschen wie aus einer Traumwelt. Das Schloss mit seinen verspielt<br />
wirkenden Türmen und dem grandiosen Blick über die Havel wurde von Friedrich Wilhelm II. erbaut und später<br />
von seinem Sohn Friedrich Wilhelm III. und seiner Frau Luise genutzt. Aus der Ferne wirkt es, als besitze es<br />
eine Steinfassade, ist aber in Wirklichkeit aus groben Eichenbrettern gebaut. Ein Spaziergang durch den naturbelassenen<br />
Park mit seinen alten Eichen lohnt: Neben den freilaufenden, namensgebenden Pfauen begegnet<br />
man ganz versteckt verspielten Volièren und Fontänen. Weitere Infos unter www.pfaueninsel.info.<br />
Fotos: visitBerlin/Tanja Koch/Wolfgang Scholvien, A. Savin, TMB/Paul Hahn, Clemensfranz<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Tourismus in Ostdeutschland | 29<br />
Reiseland Brandenburg<br />
Natur und Kultur satt<br />
Der Spreewald lässt sich am<br />
besten mit Kahn oder Paddelboot erkunden.<br />
Infos zum Tourismus<br />
in Brandenburg<br />
TMB Brandenburg<br />
Tel.: 0331 2004747<br />
www.reiseland-brandenburg.de<br />
Nach Bayern und Mecklenburg-Vorpommern<br />
liegt Brandenburg mit 3.087 Seen an dritter<br />
Stelle der seenreichsten Bundesländer.<br />
Etwa 13 Prozent der gesamten Landesfläche<br />
sind Wasser. In diesem Atemzug lässt sich<br />
eines der wohl bekanntesten touristischen<br />
Highlights Brandenburgs nennen: der Spreewald.<br />
Die natürliche Flusslaufverzweigung<br />
der Spree, die sich auf über 3.000 Kilometern<br />
erstreckt, besitzt durch ihre Artenvielfalt<br />
und Moorlandschaften für den Naturschutz<br />
eine überregionale Bedeutung und ist daher<br />
auch als Biosphärenreservat geschützt.<br />
Radfahren, Wandern und Wassersport werden<br />
in Brandenburg groß geschrieben. Ausgeschilderte<br />
Wanderwege und -routen mit<br />
insgesamt über 2.000 Kilometern Länge durch<br />
die weite und ursprüngliche Natur Brandenburgs<br />
laden ein zum Entdecken von Seen,<br />
Wäldern und seltenen Pflanzenarten. Berühmt<br />
ist Brandenburg auch für seine Schlösser:<br />
Sanssouci, Cecilienhof, Neuhardenberg,<br />
Caputh und viele andere mehr. Schlösser-<br />
Fans kommen in Brandenburg auf ihre Kosten.<br />
Schloss Sanssouci in Potsdam ist dabei<br />
eines der bekanntesten Hohenzollernschlösser.<br />
Schloss und Park ziehen jährlich mehr als<br />
eine Million Besucher an.<br />
W+M<br />
Die Saarow Therme.<br />
Tipp der Redaktion: Bad Saarow<br />
Der anerkannte Kurort mit Thermalsole- und Moorheilbad liegt etwa 70 Kilometer von Berlin am Scharmützelsee.<br />
In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte sich Bad Saarow zum bevorzugten Erholungsort<br />
und Treffpunkt der Berlin Kultur- und Filmszene. Max Schmeling besaß ein Anwesen in der Stadt<br />
und auch Maxim Gorki weilte zu dieser Zeit des Öfteren dort. Schon Ende des 19. Jahrhunderts schwärmte<br />
Theodor Fontane von der Stadt am größten See Brandenburgs. Auch heute noch ist sie ein Paradies für<br />
Segler, Taucher, Wanderer, Golfer und Reiter. Weitere Infos unter www.bad-saarow.de.<br />
Nur 60<br />
Kilometer<br />
von Berlin<br />
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Sonntag, 23. November 2014<br />
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<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
30 | W+M Titelthema<br />
Reiseland Mecklenburg-Vorpommern<br />
Mehr als Strand und Ostsee<br />
Infos zum Tourismus in<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Tourismusverband MVP<br />
Tel: 0381 4030-550<br />
www.auf-nach-mv.de<br />
Boote im Hafen von Waren an der Müritz.<br />
Mecklenburg-Vorpommern ist das einzige<br />
deutsche Bundesland, das seit der Jahrtausendwende<br />
zweistellige Wachstumsraten verbuchen<br />
konnte. Der <strong>Tourismusboom</strong> in Ostdeutschland<br />
zeigt sich dort besonders. Mecklenburg-Vorpommern<br />
ist vor allem durch seine<br />
Ostseeküste sehr beliebt, hat aber weit<br />
mehr zu bieten. Neben den zahlreichen malerischen<br />
Kurbädern gibt es beispielsweise<br />
auch an der Mecklenburger Seenplatte viel<br />
Sehenswertes zu entdecken.<br />
Viele traditionsreiche und bekannte Badeorte<br />
liegen entlang der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns:<br />
der älteste Seebadeort<br />
Deutschlands Heiligendamm, die Seeheilbäder<br />
Graal-Müritz und Boltenhagen, das malerische<br />
Kühlungsborn und das mit 150 Metern<br />
über den breitesten Sandstrand der deutschen<br />
Ostseeküste verfügende Warnemünde.<br />
Die Mecklenburgische Seenplatte wird auch<br />
als „das Land der Tausend Seen“ bezeichnet.<br />
Es sind sogar etwas mehr. Besonders beliebt<br />
sind einer der größten Seen Deutschlands,<br />
die Müritz, sowie der Kölpin- und der Fleesensee.<br />
Die ursprüngliche Region beherbergt<br />
viele Landgasthöfe, Schlosshotels und Restaurants;<br />
und natürlich wird der Wassersport<br />
hier groß geschrieben. Vom Angeln<br />
über Kanu fahren bis zum Wasserski ist alles<br />
möglich.<br />
Kulturelle Highlights hat Mecklenburg-Vorpommern<br />
auch zu bieten: Bei den Schlossfestspielen<br />
in Schwerin, den Störtebekerund<br />
den Ostseefestspielen über die Müritz-<br />
Saga auf der Freilichtbühne in Waren, den<br />
Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem<br />
Usedomer Musikfestival und der Greifswalder<br />
Bachwoche fällt die Entscheidung nicht<br />
leicht.<br />
W+M<br />
Ein Open Air-Konzert auf Schloss Bothmer<br />
an der Mecklenburgischen Ostseeküste.<br />
Die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns ist für ihre langen<br />
Sandstrände bekannt und beliebt.<br />
Foto: Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern/Torsten Krüger/Thomas Grundner, Huber/pixelio.de, www.moa-anette.de<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Tourismus in Ostdeutschland | 31<br />
Yachthafenresort Fleesensee<br />
Verwöhnprogramm für Boot und Besitzer<br />
Nicht nur der Sonnenaufgang am<br />
Fleesensee ist eine Reise wert.<br />
Direkt in der Mecklenburger Seenplatte und<br />
nur durch den Kölpinsee von der Müritz getrennt<br />
erstreckt sich der Fleesensee. Am Südufer,<br />
im kleinen Örtchen Göhren-Lebbin, befindet<br />
sich das Yachthafenresort Fleesensee.<br />
Bereits seit über zehn Jahren wird es von der<br />
Geschäftsführerin Claudia Kratz mit viel Liebe<br />
fürs Detail und dem Ziel, einen Ort zum<br />
Wohlfühlen zu schaffen, geführt. Zwei Häfen<br />
bieten zusammen 160 Boots-Liegeplätze<br />
mit Service für die Anleger: Strom am Steg,<br />
eine Wassertankstelle, Bäder und persönliche<br />
Betreuung durch den Hafenmeister. Die<br />
Boote der „Dauerlieger“ werden zudem gewartet,<br />
bei Bedarf repariert und können im<br />
hauseigenen Winterlager beherbergt werden.<br />
Aber auch für das Wohl der Bootsführer<br />
ist gesorgt. Neben einer Strandbar und<br />
Grillstation werden die Gäste im Restaurant<br />
„Strandhaus“ gastronomisch versorgt: vom<br />
Wild kräutersalat an Nußölvinaigrette mit gebratenem<br />
Zanderfilet über Saltimbocca bis<br />
hin zur deftigen Soljanka. Abgerundet wird<br />
das Angebot des Yachthafenresorts Fleesensee<br />
mit einem Mietwagen-, Boots- und Yachtverleih<br />
sowie Wassersportangeboten und Veranstaltungen,<br />
wie dem jährlichen großen Hafenfest<br />
im August. Aber nicht nur bei Gästen<br />
mit Boot erfreut sich das Resort großer Beliebtheit,<br />
auch Hochzeits- und Familienfeiern<br />
sowie verschiedenste Business-Events für<br />
Unternehmen werden von Claudia Kratz und<br />
ihrem Team ausgerichtet.<br />
W+M<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
32 | W+M Titelthema<br />
Reiseland Sachsen<br />
Zwischen Kultur und Bergen<br />
Sachsen ist als Reiseziel sehr beliebt. Von<br />
1992 bis 2012 stieg die Zahl der jährlichen<br />
Urlauber von 6,7 auf 18,3 Millionen an und<br />
hat sich damit fast verdreifacht. Das Bundesland<br />
ist vor allem für das Erzgebirge, die<br />
Sächsische Schweiz und das Vogtland sowie<br />
seine Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz<br />
bekannt. Besonders Dresden und Leipzig haben<br />
sich in den letzten Jahren zu beliebten<br />
Zielen für Städtereisen entwickelt. Sie punkten<br />
mit reizvoller Architektur verschiedener<br />
Epochen, einem breiten Angebot an Kunst<br />
und Kultur, vielen Einkaufsmöglichkeiten<br />
und einer lebendigen Gastronomie-Szene.<br />
Aber auch kleinere Städte wie Meißen und<br />
Plauen – weltberühmt durch Porzellan und<br />
Spitze – sowie Radebeul mit dem Karl-May-<br />
Museum oder das 1.000-jährige Bautzen lohnen<br />
einen Besuch.<br />
Die kreisfreie Großstadt Leipzig ist mit etwas<br />
über einer halben Million Einwohnern<br />
eine der größten Städte in Sachsen. Während<br />
Dresden vor allem für seine historischen Bauten<br />
wie den Zwinger und die Frauenkirche berühmt<br />
ist, punktet Leipzig besonders mit seinem<br />
kulturellen Angebot, als Messe standort<br />
und mit seiner lebendigen Kneipenszene.<br />
Das wohl bekannteste<br />
Wahrzeichen Leipzigs ist das 91<br />
Meter hohe Völkerschlachtdenkmal,<br />
welches<br />
zur Erinnerung<br />
an die<br />
Die Albrechtsburg und der Dom<br />
in Meißen.<br />
Völkerschlacht bei Leipzig errichtet und 1913<br />
eingeweiht wurde. Daneben ist die Stadt bekannt<br />
für seine musikalische Geschichte: Mit<br />
Bach, Mendelssohn Bartholdy, Mahler, Clara<br />
und Robert Schumann sowie Eisler und<br />
Wagner kann Leipzig viele berühmte Musikerpersönlichkeiten<br />
vorweisen. Dazu ist es<br />
Heimat des Gewandhausorchesters und des<br />
Thomanerchors.<br />
Als Sächsische Schweiz wird der deutsche<br />
Teil des Elbsandsteingebirges bezeichnet.<br />
Charakteristisch ist die starke Zerklüftung<br />
und der außerordentliche Formenreichtum.<br />
So sind die Barbarine, eine über 40 Meter<br />
hohe Felsnadel, der markante Tafelberg Lilienstein,<br />
der zerklüftete Basteifelsen mit dem<br />
atemberaubenden Ausblick auf das gesamte<br />
Elbsandsteingebirge und die Festung Königsstein,<br />
mit 9,5 Hektar eine der größten Bergfestungen<br />
Europas, besonders beliebte Attraktionen.<br />
W+M<br />
Infos zum Tourismus<br />
in Sachsen<br />
Tourismus Marketing GmbH<br />
Tel.: 03 51 491700<br />
www.sachsen-tourismus.de<br />
Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig.<br />
Tipp der Redaktion: Oybin im Zittauer Gebirge<br />
Täglich verkehrt die 120-jährige historische Schmalspurbahn mit Dampflokomotive zwischen<br />
Zittau und dem kleinen Örtchen Oybin im Zittauer Gebirge nahe der tschechischen<br />
Grenze. Dort erheben sich auf dem wohl bekanntesten Felsmassiv des Gebirges die Ruinen<br />
der böhmischen Königsburg und des Klosters Oybin. Im 14. Jahrhundert ließ Kaiser Karl IV.<br />
dort ein Kaiserhaus errichten und stiftete dem Orden der Chölestiner ein Kloster mit einer<br />
imposanten Kirche. Nachdem das Klosterleben Mitte des 16. Jahrhunderts durch die Reformation<br />
endete, verwilderte das Gelände und wurde erst im 18. und 19. Jahrhundert durch<br />
Maler der Romantik wie Caspar David Friedrich und Carl Gustav Carus wiederentdeckt. Weitere<br />
Infos unter www.oybin.com.<br />
Fotos: Manfred Lohse, Ilona Steinchen/pixelio.de, Leipzig Tourismus und Marketing GmbH/Andreas Schmidt, IMG Sachsen-Anhalt mbH/Frank Boxler/Boris Breuer/Michael Bader<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Tourismus in Ostdeutschland | 33<br />
Reiseland Sachsen-Anhalt<br />
Im Land der Frühaufsteher<br />
Im Gegensatz zu Ländern wie Mecklenburg-<br />
Vorpommern oder Brandenburg ist der Tourismus<br />
in Sachsen-Anhalt weniger ausgeprägt.<br />
Vergleicht man die Übernachtungen in den<br />
neuen Bundesländern und Berlin, so belegt<br />
Sachsen-Anhalt den letzten Platz. Dennoch<br />
hat das Land touristisch einiges zu bieten. So<br />
ist es beispielsweise das Flächenland mit der<br />
höchsten Dichte an UNESCO-Welterbestätten<br />
in Deutschland. Dazu zählen beispielsweise<br />
das Bauhaus in Dessau, die Lutherstadt<br />
Wittenberg und die historische Altstadt von<br />
Quedlinburg im Harz.<br />
Im Süden des Landes befindet sich das Burgenland.<br />
Hier finden sich viele prächtige und<br />
zum Teil sehr gut erhaltene Burgen. Bekannt<br />
ist die Region zudem für das Weinanbaugebiet<br />
Saale-Unstrut, wo auch die Rotkäppchen-Sektkellereien<br />
ihren Sitz haben.<br />
Durch Sachsen-Anhalt verläuft die Straße der<br />
Romanik, die 1993 ins Leben gerufen wurde<br />
und sich in Form einer Acht durch das<br />
Land zieht. Sie verbindet auf einer Strecke<br />
von 1.200 Kilometern die 80 Burgen, Kirchen,<br />
Klöster und Dome, die vom 10. bis 13. Jahrhundert<br />
in der Region entstanden sind. Darunter<br />
befinden sich Schätze wie der Magdeburger<br />
Dom, das Kloster Jerichow und die Osterwiecker<br />
Stadtkirche St. Stephani.<br />
Ein beliebtes Ausflugsziel in Sachsen-Anhalt<br />
ist zudem der Harz mit den Städten Wernigerode,<br />
Quedlinburg und Thale. Der höchste<br />
und bekannteste Berg des Mittelgebirges<br />
ist der Brocken mit einer Höhe von 1.141 Metern.<br />
Die malerische Altstadt von Quedlinburg<br />
mit ihren restaurierten Fachwerkhäusern<br />
und dem Kopfsteinpflaster ist seit 1994<br />
UNESCO-Weltkulturerbe. In der Stiftskirche<br />
Infos zum Tourismus<br />
in Sachsen-Anhalt<br />
Investitions- und Marketing GmbH<br />
Tel.: 0391 56283820<br />
www.sachsen-anhalt-tourismus.de<br />
St. Servati gibt es zudem was auf die Ohren:<br />
Jährlich findet dort von Juni bis September<br />
der Quedlinburger Musiksommer mit einer<br />
Reihe von Konzerten statt.<br />
W+M<br />
Das Kloster Jerichow ist eines der<br />
Highlights der Straße der Romanik.<br />
Blick vom Weinberg auf Freyburg (Unstrut).<br />
Die nostalgische Dampflock auf dem Weg<br />
zum Gipfel des Brockens im Harz.<br />
Tipp der Redaktion: Tangermünde in der Altmark<br />
In der Altmark, wo die Tanger in die Elbe mündet, liegt das kleine Städtchen Tangermünde. Der mittelalterliche<br />
Stadtkern mit vielen Türmen, Toren, verwinkelten Gassen und aufwendig restaurierten Fachwerkhäusern<br />
hat der Stadt auch den Beinamen „Rothenburg an der Elbe“ gegeben. Die Burg von<br />
Tangermünde wurde 1009 erstmals urkundlich erwähnt und im 14. Jahrhundert von Kaiser Karl IV.<br />
als Kaiserpfalz genutzt. Die sehenswerte Altstadt von Tangermünde ist fast vollständig von der alten<br />
Stadtmauer umschlossen. In der Mitte auf dem Marktplatz befindet sich das Rathaus im spätgotischen<br />
Stil mit einem malerischen Schmuckgiebel aus dem Jahr 1430. Weitere Infos unter www.tourismus-tangermuende.de.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
34 | W+M Titelthema<br />
Reiseland Thüringen<br />
Das grüne Herz Deutschlands<br />
Eine abwechslungsreiche Landschaft mit Bergen,<br />
vielen Wiesen und Wäldern, Naturparks,<br />
Biosphärenreservaten sowie zahlreichen Bächen,<br />
Flüssen, Seen und Talsperren lassen<br />
Thüringen mit Recht behaupten, das grüne<br />
Herz Deutschlands zu sein. Bei Natursuchenden<br />
ist die reizvolle Landschaft zu jeder Jahreszeit<br />
beliebt, aber auch Kulturliebhaber bekommen<br />
in Thüringen eine Vielfalt an kulturellen<br />
Highlights geboten: Vom Weimarer<br />
Sommer über die Thüringer Bachwochen bis<br />
hin zu den Thüringer Schlössertagen.<br />
Der Tourismus ist in Thüringen ein <strong>Wirtschaft</strong>szweig,<br />
dessen Bedeutung stetig zunimmt.<br />
Wurden laut Thüringischem Landesamt<br />
für Statistik 1995 noch 2,5 Millionen<br />
Übernachtungsgäste gezählt, so waren<br />
es 2009 bereits 3,2 Millionen, die meisten davon<br />
aus dem Inland.<br />
Zu den Haupttourismusgebieten in Thüringen<br />
gehört neben den Städten Erfurt, Weimar<br />
und Eisenach auch der Thüringer Wald.<br />
Er ist besonders bei Wanderern, Nordic Walkern,<br />
Radfahrern und Bikern beliebt und beherbergt<br />
Deutschlands bekanntesten Wanderweg,<br />
den 169 Kilometer langen Rennsteig.<br />
Die Landeshauptstadt Erfurt besticht durch<br />
ihre große mittelalterliche Altstadt und ihre<br />
Vielzahl von Kirchen, wodurch sie auch die<br />
„Stadt der Türme“ genannt wird. Touristische<br />
Highlights in Erfurt sind neben dem Dom die<br />
Krämerbrücke und die Zitadelle Petersberg.<br />
Die Stadt Eisenach ist vor allem für seine<br />
Wartburg bekannt. Die Minnesänger Walther<br />
von der Vogelweide und Wolfram von<br />
Eschenbach weilten mehrmals auf der Burg,<br />
der legendäre Sängerkrieg inspirierte sogar<br />
Infos zum Tourismus<br />
in Thüringen<br />
Tourist Information Thüringen<br />
Tel.: 0361 37420<br />
www.thueringen-tourismus.de<br />
Berühmt vor allem durch Martin Luther:<br />
die Wartburg in Eisenach.<br />
Richard Wagner zu seiner Oper „Tannhäuser“<br />
und nicht zuletzt verdankt die Wartburg ihre<br />
große Popularität Martin Luther, der 1520/21<br />
Zuflucht auf der Wartburg fand und in nur elf<br />
Wochen dort das Neue Testament der Bibel ins<br />
Deutsche übersetzte.<br />
Rokokoschloss der<br />
Dornburger Schlösser mit Barockgarten.<br />
Goethe, Schiller, Cranach, Bach, Wieland,<br />
Herder, Liszt, Strauss, Nietzsche, Feininger<br />
– die Liste der Verehrer der beschaulichen<br />
Stadt Weimar ist lang und überall sind<br />
ihre Spuren zu finden. Das Deutsche Nationaltheater,<br />
das Weimarhaus, Schloss Belvedere,<br />
Goethes Gartenhaus im Weimarer Park<br />
und die Bauhaus-Universität sind steinerne<br />
Zeugnisse früherer Zeiten.<br />
W+M<br />
Tipp der Redaktion: Schloss und Park Altenstein<br />
Schloss Altenstein in Bad Liebenstein ist ein besonderes Kleinod am Rande des Thüringer Waldes.<br />
Es war die historische Wirkungsstätte des Rittergeschlechts der Hundte von Wenkheim und die<br />
Sommerresidenz des Herzoghauses Sachsen-Meiningen. Das gesamte Areal der Schlossanlage<br />
mit dem Schloss im wunderschönen englischen Baustil erstreckt sich auf 160 Hektar. Zudem gibt<br />
es in der aufwendig gestalteten Parkanlage für Besucher einiges zu entdecken: ein Chinesisches<br />
Teehäuschen, Blumenkorbfelsen, das Morgentor, den Luisenthaler Wasserfall, die Teufelsbrücke<br />
und die Altensteiner Höhle. Weitere Infos<br />
Hochmodernes<br />
unter www.schloss-altenstein.de.<br />
Klinikum: das Unfallkrankenhaus Berlin.<br />
Fotos: Thüringer Tourismus GmbH, Korneloni/pixelio.de<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
36 | W+M Politik<br />
Dohnanyi-Kolumne<br />
Brüssel soll nicht Zentralismus sondern<br />
Vielfalt und Wettbewerb fördern<br />
In letzter Zeit wächst die Befürchtung,<br />
eine Gruppe europafeindlicher Parteien<br />
könnte im zukünftigen Europäischen<br />
Parlament notwendige weitere Entwicklungen<br />
blockieren oder sogar bereits erreichte<br />
europäische Gemeinsamkeiten wieder<br />
zurückdrehen. Ich teile diese Besorgnis<br />
nicht, denn für eine vernünftige Europapolitik<br />
werden die Mehrheiten noch<br />
immer reichen.<br />
Andererseits gab es seit Bestehen des Europäischen<br />
Parlaments bisher in Brüssel keine<br />
wirklich kritische Debatte über eine demokratische<br />
Aufgabenverteilung zwischen<br />
Mitgliedsstaaten und Union. Auch die Parlamentarier<br />
im Europäischen Parlament sahen<br />
es immer als ihre Pflicht an, alles, was<br />
die Europäische Kommission beschlossen<br />
hatte und durchsetzen wollte, auch zu unterstützen<br />
– es sei denn, es ging den Parlamentariern<br />
europäisch noch immer nicht<br />
weit genug.<br />
„Brüssel praktiziert einen<br />
unnötigen und für Europa sogar<br />
gefährlichen administrativen<br />
Expansionismus.”<br />
Inzwischen fühlen sich aber immer mehr<br />
Bürger Europas missverstanden von Brüssel<br />
und in ihrer nationalen Identität bedroht.<br />
Während in den Mitgliedstaaten demokratische<br />
Rechte der Bürger ge<strong>stärkt</strong><br />
wurden, auch durch Bürgerinitiativen und<br />
Volksentscheide, sind aus Sicht der Bürger<br />
die Entscheidungen in Brüssel zunehmend<br />
unkontrollierbar und sachfremd geworden.<br />
„Brüssel“ wurde vom europäischen Freund<br />
zum unliebsamen Störer im eigenen, nationalen<br />
Gestaltungsraum.<br />
Die europäischen Verträge, und auch der<br />
heute geltende Lissabon-Vertrag, schreiben<br />
andere Regeln vor: Die europäischen<br />
Institutionen (Kommission, Parlament und<br />
Gerichtshof) sollten nur diejenigen Dinge<br />
europäisch regeln, die unbedingt zentral<br />
europäisch geregelt werden müssen. Im<br />
Sprachgebrauch des Gesetzes heißt diese<br />
Regel „Subsidiarität“, oder bei uns: „Föderalismus“.<br />
Alles, was auf Ebene der Mitgliedstaaten<br />
besser geordnet werden kann,<br />
sollte dort verbleiben.<br />
So ist zwar die Verfassungslage der Union;<br />
so, allerdings, verstehen die in Brüssel<br />
engagierten Berufspolitiker ihre Aufgabe<br />
nur selten. Historisch<br />
verständlich, denn wer in<br />
den ersten Jahren der Europäischen<br />
Union in Brüssel tätig<br />
war, der musste sich natürlich<br />
zunächst mühsam gegen<br />
den national-staatlichen<br />
Beharrungswillen durchsetzen.<br />
Und niemand, das galt<br />
und gilt auch für Politiker<br />
und Beamte der Mitgliedstaaten, gibt gerne<br />
Zuständigkeiten und Gestaltungsräume<br />
preis.<br />
Heute praktiziert Brüssel aber einen unnötigen<br />
und für Europa sogar gefährlichen<br />
Unser Kolumnist Klaus von Dohnanyi<br />
ist <strong>Wirtschaft</strong>sexperte und war von<br />
1972 bis 1974 Bundesminister für Bildung<br />
und Wissenschaft und von 1981<br />
bis 1988 Erster Bürgermeister der Freien<br />
und Hansestadt Hamburg. Von 1990<br />
bis 1994 arbeitete er an der Privatisierung<br />
des Kombinats Tagebau-Ausrüstungen,<br />
Krane und Förderanlagen TAK-<br />
RAF. Von 2003 bis 2004 war er Sprecher<br />
des Gesprächskreises Ost der Schröder-<br />
Regierung.<br />
administrativen Expansionismus. Es geht<br />
dabei nicht nur um Krümmungen von Gurken<br />
oder um Bevormundung bei Glühbirnen<br />
und Frauenquoten. Gewiss, dies sind<br />
auch unnötige Belastungen für die Brüsseler<br />
Bürokratie und gehören in die Nationalstaaten.<br />
Der Brüsseler Zentralismus<br />
aber ist sogar gefährlich für die Europa-<br />
Idee, weil wir unsere Stellung in der Welt<br />
der kulturellen und sozialen Vielfalt Europas<br />
verdanken. Vielfalt und Wettbewerb zu<br />
fördern und die Unterschiede zu bewahren,<br />
das wären wichtige Aufgaben von Kommission<br />
und Parlament.<br />
W+M<br />
Fotos: Privat, CDU-/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, BUND<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
W+M Politik | 37<br />
Ein kontroverses Thema – zwei Meinungen:<br />
Durch Fracking zu mehr<br />
Unabhängigkeit von russischem Gas?<br />
Bis zu 2,3 Billionen Kubikmeter Schiefergas<br />
schlummern nach Schätzungen der Bundesanstalt<br />
für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />
unter der deutschen Erdoberfläche. Bei einem<br />
durchschnittlichen Verbrauch von rund 100 Millionen Kubikmetern<br />
pro Jahr könnte sich Deutschland theoretisch bis zu 23 Jahre<br />
komplett selbst versorgen.<br />
Fossile Energieträger werden auf absehbare Zeit für eine verlässliche<br />
Energieversorgung unseres Landes unverzichtbar bleiben.<br />
Zurzeit sind wir zu 88 Prozent auf Gasimporte angewiesen und das<br />
mit steigender Tendenz. Von den Importen kommen allein 37 Prozent<br />
aus Russland. Es wäre unverantwortlich, wenn wir das Potenzial<br />
der heimischen Schiefergasvorkommen nicht wenigstens erforschen<br />
würden. Erdgas als natürlicher Partner der Energiewende<br />
ist besonders gut geeignet, die stark fluktuierenden erneuerbaren<br />
Energien auszugleichen.<br />
Das Potenzial lässt sich nur erschließen, wenn wir in einem ersten<br />
Schritt Probebohrungen zulassen. Dafür bedarf es des hydraulischen<br />
Frackings: Ein mit hohem Druck in das Gestein gepresstes<br />
Flüssigkeitsgemisch bricht das Schiefergas auf und setzt das Gas<br />
frei. Eine Gefährdung von Umwelt und Gesundheit ist angesichts<br />
der hohen deutschen Sicherheitsstandards und der sich immer<br />
weiter perfektionierenden Verfahren nahezu ausgeschlossen. Eine<br />
Angstdebatte bringt uns nicht weiter. Neue Technologien verdienen<br />
eine faire Chance. Das gilt für Fracking genauso wie für andere<br />
neue Entwicklungen. Nur so wird Deutschland ein innovativer,<br />
wettbewerbsfähiger Industriestandort bleiben, der unser aller<br />
Wohlstand auch in Zukunft gewährleistet.<br />
W+M<br />
Tief in der Erde im Gestein befindet sich<br />
das begehrte Gas, das die Energieversorgung<br />
revolutionieren und Deutschland angeblich<br />
autarker machen soll. Ein Chemikalien-<br />
Wasser-Mix soll das Gestein sprengen („fracken“), um ans Gas zu<br />
kommen. Rund 13 Jahre soll es den Verbrauch Deutschlands decken<br />
können. Vielleicht ist aber schon nach zehn Jahren Schluss,<br />
oder schneller?<br />
Dafür, dass die Risiken extrem groß sind, erscheint eine<br />
temporär etwas reduzierte Abhängigkeit von ausländischem Gas<br />
eher fragwürdig und längerfristig ohnehin wenig aussichtsreich.<br />
Abgesehen von den ökologischen „Kollateralschäden“ – auch aus<br />
der Verbrennung fossiler Rohstoffe. Wo gefrackt wird, wie in den<br />
USA, tauchen das Gas im Trinkwasser, die giftigen Chemikalien<br />
in Flüssen und Seen auf. Unklar ist auch, wieviel Methan – ein<br />
Klimagas, vielfach schädlicher als CO 2 – schon beim Fracken entweicht.<br />
Ist Fracking vielleicht sogar noch klimaschädlicher als<br />
die Kohleverstromung? Alles offene Fragen.<br />
Auch bei der <strong>Wirtschaft</strong>lichkeit. Schon lohnt sich Fracking in den<br />
USA teilweise nicht mehr, weil die Aufschluss-Kosten höher sind<br />
als der zu erzielende Preis für das Gas. Deutschlands Gasversorger<br />
sagen, es droht wegen der Krim-Krise kein Gasmangel, die<br />
Verträge seien krisenfest. Will man trotzdem unabhängiger von<br />
Gaslieferungen aus dem Ausland werden, was ein sinnvolles Ansinnen<br />
ist, sind allein die Verringerung des Energieverbrauchs<br />
und die ver<strong>stärkt</strong>e Nutzung regenerativer Energien erfolgversprechender.<br />
Deshalb unterstützt der BUND die „Energiewende von<br />
unten“ und lehnt Fracking klar ab.<br />
W+M<br />
Dr. Michael Fuchs<br />
Stellvertretender Vorsitzender<br />
der CDU-/CSU-Fraktion<br />
im Deutschen Bundestag<br />
Prof. Hubert Weiger<br />
Vorsitzender des Bundes für<br />
Umwelt und Naturschutz<br />
Deutschland e. V. (BUND)<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
38 | W+M Politik<br />
Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich im W+M-Interview:<br />
„Die Sachsen bauen die schnellsten Autos,<br />
fertigen die luxuriösesten Uhren und haben<br />
die kreativsten Köpfe“<br />
Am 31. August vergeben die Wähler in Sachsen die politische Macht im Freistaat neu. Berechtigte<br />
Hoffnungen auf die Fortsetzung seiner Arbeit als Ministerpräsident kann sich der CDU-Politiker<br />
Stanislaw Tillich machen. In allen Umfragen liegt die sächsische CDU klar in Führung. Allerdings<br />
sind drei Monate vor dem Urnengang noch viele Fragen offen. <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> bat Stanislaw<br />
Tillich in Berlin zum Interview.<br />
W+M: Herr Tillich, wie sehen Sie die sächsische<br />
<strong>Wirtschaft</strong> ein Vierteljahrhundert nach<br />
der politischen Wende im Osten Deutschlands<br />
aufgestellt?<br />
Stanislaw Tillich: Pioniergeist und Lust am<br />
Entdecken und Erfinden haben in Sachsen<br />
eine lange Tradition. Darauf konnten wir<br />
nach der friedlichen Revolution aufbauen.<br />
Dieser Geist und der ausgeprägte Wille der<br />
Menschen, etwas zu unternehmen und anzupacken<br />
im wiedervereinigten Deutschland,<br />
haben die <strong>Wirtschaft</strong> sehr weit vorangebracht.<br />
Sie ist heute breit aufgestellt, die<br />
Unternehmen investieren und stellen neue<br />
Mitarbeiter ein. Es herrscht eine positive<br />
Grundstimmung. Die Lage auf dem sächsischen<br />
Arbeitsmarkt entspannte sich in den<br />
vergangenen Jahren weiter. Mit 9,4 Prozent<br />
erreichte die Arbeitslosenquote im vergangenen<br />
Jahr den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung<br />
– unter den neuen Bundesländern<br />
ist das weiterhin die zweitniedrigste<br />
Quote.<br />
W+M: Wo genau liegen die Stärken der sächsischen<br />
<strong>Wirtschaft</strong>?<br />
Stanislaw Tillich: Sachsen ist eine Wiege<br />
des Automobilbaus und hat daran auch nach<br />
1990 angeknüpft. Heute kommt jedes zehnte<br />
in Deutschland produzierte Auto aus dem<br />
Freistaat. Eine Menge neuer Arbeitsplätze<br />
sind in der Zulieferindustrie entstanden.<br />
Steil aufwärts ging es auch in der Mikroelektronik<br />
– jeder zweite in Europa hergestellte<br />
Chip stammt aus „Silicon Saxony“. Die Region<br />
Dresden ist heute Europas größter Mikroelektronik-Cluster<br />
und der fünftgrößte<br />
weltweit. Es gibt hier eine einzigartige Ballung<br />
von Unternehmen mit Know-how auch<br />
in den Bereichen Photovoltaik, organische<br />
und gedruckte Elektronik, energieeffiziente<br />
Systeme, Telekommunikationstechnologie<br />
und vernetzte Sensorik. Auch die Innovationen<br />
in der Biotechnologie und im Bereich<br />
Elektromobilität gewinnen immer mehr<br />
Fotos: Torsten George<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Landtagswahlen 2014 | 39<br />
Ministerpräsident Stanislaw Tillich (M.) im Gespräch mit W+M-Herausgeber Frank Nehring<br />
(r.) und W+M-Chefredakteur Karsten Hintzmann (l.).<br />
an Bedeutung und schärfen das Profil Sachsens<br />
als Land der Hochtechnologie. Investoren<br />
können wir mit sehr gut qualifizierten<br />
Fachkräften überzeugen, aber auch mit<br />
einer über die sächsischen Grenzen hinaus<br />
bekannten leistungsfähigen Hochschul- und<br />
Forschungslandschaft, die eng verzahnt ist<br />
mit den Akteuren in der <strong>Wirtschaft</strong>. Sachsens<br />
großes Plus ist zudem ein starkes Handwerk<br />
mit 60.000 Betrieben und annähernd 350.000<br />
Mitarbeitern. Das Handwerk entwickelt sich<br />
als Zulieferer für Industrie und Verbraucher<br />
immer mehr zu einem Treiber von Innovationen.<br />
Wenn ich den Freistaat in einem Satz<br />
zusammenfassen sollte, würde ich sagen: Die<br />
Sachsen bauen die schnellsten Autos, fertigen<br />
die luxuriösesten Uhren und haben die<br />
kreativsten Köpfe.<br />
W+M: Es gab über viele Jahre Probleme in<br />
strukturschwachen Regionen, etwa dem Erzgebirge,<br />
oder mit ehemals starken Branchen,<br />
wie der Textilindustrie und dem Maschinenbau.<br />
Sind diese Probleme behoben?<br />
Stanislaw Tillich: Die Textilindustrie erlebte<br />
nach dem Mauerfall einen beispiellosen Umbruch:<br />
Viele Unternehmen mussten schließen<br />
und Mitarbeiter entlassen, weil die bisherigen<br />
Märkte zusammengebrochen waren.<br />
Seither hat sich eine Menge getan. Die Branche<br />
hat in Sachsen frühzeitig auf Innovationen<br />
und auf den Wachstumsmarkt Technische<br />
Textilien gesetzt. Der Wandel von der<br />
traditionellen Produktion hin zur Entwicklung<br />
und Fertigung neuartiger Textilprodukte<br />
ist inzwischen vollzogen. Der Freistaat hat<br />
diese Entwicklung gezielt gefördert.<br />
Der traditionell starke Maschinenbau musste<br />
sich nach 1990 ebenfalls neu aufstellen.<br />
Nach einer Umstrukturierungsphase ist die<br />
Branche inzwischen eines der Zugpferde<br />
der wirtschaftlichen Entwicklung in Sachsen.<br />
Beim Umsatz gab es in den vergangenen<br />
Jahren kräftige Zuwächse und auch der<br />
Exportanteil ist deutlich angestiegen. Heute<br />
ist der Maschinenbau hierzulande wieder<br />
eine Schlüsselbranche der Industrie und<br />
Sachsen der größte Maschinenbaustandort<br />
in Ostdeutschland.<br />
Viele sächsische Regionen außerhalb der Ballungszentren<br />
haben sich zu attraktiven <strong>Wirtschaft</strong>s-<br />
und Tourismusstandorten entwickelt.<br />
Die Industriedichte ist heute in vielen<br />
Regionen sogar höher als in den Ballungszentren.<br />
So hat das Erzgebirge eine der höchsten<br />
Industriedichten in Sachsen.<br />
Stanislaw Tillich: Die Richtung ist klar: Wir<br />
wollen und werden weiter in Bildung und Forschung<br />
investieren. Das sind Schwerpunktthemen.<br />
Ein Drittel des sächsischen Haushalts<br />
fließt in diese Bereiche. Auch im neuen<br />
Doppelhaushalt werden Bildung und Forschung<br />
wieder eine hohe Priorität haben. Gut<br />
ausgebildete, motivierte Menschen sind entscheidend<br />
für die Zukunftsfähigkeit. Wichtige<br />
Bausteine sind zudem eine effiziente<br />
Verwaltung und eine solide Haushaltspolitik.<br />
Sachsen macht seit einigen Jahren keine<br />
neuen Schulden mehr, sondern tilgt bereits<br />
Altschulden. Weil wir weniger für Zinsen<br />
ausgeben müssen als andere, haben wir<br />
unterm Strich mehr Geld zur Verfügung für<br />
Investitionen in die Infrastruktur und die<br />
Förderung innovativer Projekte.<br />
Mit einer angestrebten Investitionsquote von<br />
18 Prozent im nächsten Doppelhaushalt wird<br />
es auch künftig möglich sein, hohe Investitionen<br />
in die <strong>Wirtschaft</strong> und Infrastruktur<br />
zu tätigen. Sachsen bleibt damit bei der Investitionsquote<br />
im Vergleich der Bundesländer<br />
weiter auf einem Spitzenplatz. Investitionen<br />
in die Infrastruktur und gezielte Unterstützung<br />
des sächsischen Mittelstandes<br />
kommen einem auf Innovationen ausgerichteten<br />
Land wie Sachsen zugute. Der Freistaat<br />
hat allein seit dem Jahr 2002 rund 4,8 Milliarden<br />
Euro für die <strong>Wirtschaft</strong>sförderung zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Die hohen Investitionen für innovative Entwicklungen<br />
spiegeln sich auch in der Quote<br />
von Forschung und Entwicklung im sächsischen<br />
Bruttoinlandsprodukt wider. Mit zu-<br />
W+M: An welchen Stellschrauben will die<br />
sächsische Staatsregierung drehen, um die<br />
heimische <strong>Wirtschaft</strong> weiter anzukurbeln?<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
40 | W+M Politik<br />
Stanislaw Tillich: Das sind Erfahrungen, die<br />
bleiben. Hinzu kommt der Respekt vor denjenigen,<br />
die sich zur Selbstständigkeit entscheiden.<br />
Ich hatte das Glück, fast gleichzeitig<br />
ins Europäische Parlament zu gehen.<br />
Diese Jahre waren für mich sehr intensiv und<br />
wertvoll. Ich habe auch die Erfahrung gemacht,<br />
dass Offenheit für Neues, Durchsetzungsvermögen<br />
und Gelassenheit eine gute<br />
Mischung sind. Sowohl in der <strong>Wirtschaft</strong> als<br />
auch in der Politik.<br />
W+M: Am 31. August 2014 wählen die Sachsen<br />
einen neuen Landtag. Gibt es Projekte,<br />
die Sie bis dahin unbedingt noch realisieren<br />
wollen?<br />
letzt 2,92 Prozent liegt Sachsen über dem<br />
bundesdeutschen Schnitt. Im Vergleich der<br />
ostdeutschen Länder ist dies der höchste<br />
Wert.<br />
W+M: Gibt es einzelne Branchen im Land,<br />
die Ihnen besonders große Sorgen bereiten?<br />
Stanislaw Tillich: Die <strong>Wirtschaft</strong>skraft ist<br />
in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten rasant<br />
gewachsen. Sachsen steht im Vergleich<br />
zu vielen Regionen in Europa bereits sehr gut<br />
da. Etliche Unternehmen sind in punkto Produktivität<br />
an der Spitze. Aber klar ist auch,<br />
dass die Produktivität im Durchschnitt geringer<br />
ist als in starken westdeutschen Regionen.<br />
Wir sind noch nicht an dem Punkt, an<br />
dem wir über eine sich selbst tragende stabile<br />
<strong>Wirtschaft</strong> verfügen. Aber wir sind auf einem<br />
guten Weg. Wichtig ist dabei auch, dass<br />
unsere Mittelständler weiter aus sich heraus<br />
wachsen. Das gilt für alle Branchen gleichermaßen.<br />
Die vorhandenen guten Standortbedingungen<br />
im Freistaat können hier für den<br />
nötigen Rückenwind sorgen.<br />
W+M: Sie selbst waren vor etlichen Jahren<br />
als mittelständischer Unternehmer aktiv.<br />
Was genau haben Sie seinerzeit gemacht?<br />
Stanislaw Tillich: Nach der Wende eröffneten<br />
sich ganz neue Perspektiven. Damals<br />
startete ich in die Selbstständigkeit – mit<br />
einer GmbH, die sich besonders auf den Verkauf<br />
von Ingenieurprodukten und -dienstleistungen<br />
konzentrierte.<br />
W+M: Inwieweit profitieren Sie von den<br />
damals gesammelten unternehmerischen<br />
Erfahrungen heute als Ministerpräsident?<br />
Stanislaw Tillich: Wir haben alle im Koalitionsvertrag<br />
vereinbarten Projekte erfolgreich<br />
abgearbeitet. Insofern kann ich Vollzug melden.<br />
Am Herzen aber liegt mir noch, weil die<br />
Zeit drängt, eine Verbesserung der Verkehrsanbindungen<br />
des Freistaates. Insbesondere<br />
möchte ich mit der tschechischen Regierung<br />
über den gemeinsamen Einsatz für eine neue<br />
schnelle Schienenverbindung zwischen Dresden<br />
und Prag verhandeln. Dazu wird es noch<br />
vor der Sommerpause ein Treffen in Prag<br />
geben. Bei der Energiewende müssen die<br />
Reformen jetzt auf den Weg gebracht werden.<br />
Jeder Tag, der verstreicht ist verlorene Zeit,<br />
auch für Sachsen.<br />
W+M: Welches konkrete Wahlziel haben Sie<br />
sich und Ihrer Partei gesetzt?<br />
Stanislaw Tillich: Unsere Bilanz ist gut. Die<br />
<strong>Wirtschaft</strong> steht gut da. Bei der Bildung sind<br />
wir in Deutschland Spitze, dies gilt auch für<br />
die Investitionsquote; und die CDU steht für<br />
eine solide Haushaltspolitik und den Abbau<br />
von Schulden. Jedoch ist die Arbeitslosigkeit<br />
immer noch zu hoch. Die Richtung stimmt,<br />
die Zahl der Arbeitsplätze wächst. Mit Demut<br />
und im Wissen, noch vieles für die Menschen<br />
im Land leisten zu können, hoffe ich, dass<br />
wir das Ergebnis der letzten Landtagswahl<br />
noch verbessern können.<br />
W+M: Glaubt man den Prognosen der Meinungsforschungsinstitute,<br />
könnte die CDU<br />
Foto: Torsten George<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
24. Jahrgang | Heft 1 | März/ April 2013 | € 3,50 | ZKZ 84618 |<br />
25. Jahrgang | Heft 1 | Februar/März 2014 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />
24. Jahrgang | Heft 2 | Juni/Juli 2013 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />
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25. Jahrgang | Heft 2 | April/Mai 2014 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />
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24. Jahrgang | Heft 4 | September-November 2013 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />
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24. Jahrgang | Heft 5-6 | Dez 2013/Jan 2014 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />
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Landtagswahlen 2014 | 41<br />
das Ergebnis der letzten Landtagswahl im<br />
Jahr 2009, das bei 40,2 Prozent der Stimmen<br />
lag, noch übertreffen. Wie realistisch<br />
ist für Sie das Erreichen der absoluten Mehrheit<br />
in Sachsen?<br />
Stanislaw Tillich: Es geht uns um das Beste<br />
fürs Land und die Menschen. Dafür stellen<br />
wir uns zur Wahl.<br />
W+M: Wie es derzeit aussieht, könnten die<br />
Liberalen an der 5-Prozent-Hürde scheitern<br />
und stünden somit nicht mehr als Koalitionspartner<br />
zur Verfügung. Haben Sie eine<br />
Erklärung dafür, warum die FDP so gar nicht<br />
davon profitieren kann, dass die Sachsen mit<br />
ihrer Landesregierung im Großen und Ganzen<br />
zufrieden sind?<br />
Stanislaw Tillich: Die sächsische FDP hat<br />
sich immer durch eine gute Kampagnenfähigkeit<br />
ausgezeichnet. Ich bin zuversichtlich,<br />
dass es ihr auch diesmal gelingen wird,<br />
in den Landtag einzuziehen.<br />
W+M: In der sächsischen SPD hält sich<br />
die Vorfreude darauf, möglicherweise wieder<br />
den Juniorpartner in einer schwarz-roten<br />
Koalition zu spielen, in Grenzen. Haben<br />
Sie Sorge, nach der Wahl keinen Koalitionspartner<br />
zu finden und einem rot-rot-grünen<br />
Bündnis den Vortritt lassen zu müssen?<br />
Stanislaw Tillich: Die Bürgerinnen und Bürger<br />
im Freistaat wissen, was sie seit 1990 an<br />
der CDU haben. Sie sind damit gut gefahren.<br />
Für die CDU ist es wichtig, dass sie so stark<br />
wird, dass nur mit ihr aber nicht gegen sie<br />
regiert werden kann.<br />
W+M: Was wollen Sie in den kommenden<br />
fünf Jahren für die sächsische <strong>Wirtschaft</strong><br />
tun, sollten Sie erneut Ministerpräsident<br />
werden? Wie lautet Ihr Wahlversprechen für<br />
Sachsens Unternehmer?<br />
Stanislaw Tillich: Neben der Mikroelektronik<br />
sehe ich auch im Automobilbau weiter<br />
große Chancen, insbesondere in der Elektromobilität<br />
und im Leichtbau. Ähnliches gilt<br />
auch für die Gesundheitswirtschaft und die<br />
Logistik. Ich möchte, dass Sachsen in den<br />
nächsten Jahren zu den fünf innovativsten<br />
Regionen Europas zählt.<br />
W+M: Kurt Biedenkopf hat Sie vor 15 Jahren<br />
in die sächsische Landesregierung berufen.<br />
Wie sehr hat Biedenkopf Sie als Politiker<br />
geprägt?<br />
Stanislaw Tillich: Kurt Biedenkopf war<br />
als Ministerpräsident ein Glücksfall für<br />
den Freistaat Sachsen. Er hat die richti-<br />
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Juni 2013<br />
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D A S O S T D E U T S C H E U N T E R N E H M E R M A G A Z I N<br />
September-November 2013<br />
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D A S O S T D E U T S C H E U N T E R N E H M E R M A G A Z I N<br />
Foto: AneCom AeroTest GmbH<br />
Dez 2013/Jan 2014<br />
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D a s O s t D E U t s c h E U N t E r N E h m E r m a G a Z i N<br />
landschaft+<br />
leute<br />
Lausitzer Seen –<br />
die Zeit nach<br />
der Braunkohle<br />
Vor dem Ostdeutschen<br />
Energieforum Leipzig<br />
W+M-Umfrage unter Protagonisten<br />
der Energiewende: Welche Schritte<br />
sind jetzt unbedingt zu gehen?<br />
marken+<br />
macher<br />
Plauen: Stille<br />
Profis auf dem<br />
Weg zur Spitze<br />
Machnig will<br />
neues Ostprogramm<br />
Thüringer <strong>Wirtschaft</strong>sminister<br />
im Schattenkabinett der SPD<br />
innovation+<br />
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Bernburger erobern<br />
den Weltmarkt<br />
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Licht und Schatten<br />
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Brüssel – was nun? Tourismusmarkt auf<br />
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aus den neuen Ländern<br />
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Länderreport<br />
Die Folgen der Flut<br />
in Sachsen-Anhalt<br />
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Netzwerk<br />
Unternehmerball<br />
in Leipzig<br />
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Recht, Finanzen<br />
und Kultur<br />
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W I R T S C H A F T+<br />
M A R K T<br />
D A S O S T D E U T S C H E U N T E R N E H M E R M A G A Z I N<br />
Titelthema<br />
Was bringt das<br />
Superwahljahr 2014?<br />
Ratgeber<br />
So senkt man Risiken<br />
im Außenhandel<br />
Netzwerk<br />
W+M-Medientreff<br />
in Potsdam<br />
Interview mit Brandenburgs Ministerpräsident:<br />
Dietmar Woidke spricht über Ziele,<br />
Energiewende und Länderehe<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 3/2014<br />
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />
25. Jahrgang | Heft 3 | Juni/Juli 2014 | e 3,50 | ZKZ 84618<br />
W i r t s c h a f t+<br />
M a r k t<br />
D a s O s t D e u t s c h e u n t e r n e h M e r M a g a z i n<br />
<strong>Tourismusboom</strong><br />
<strong>stärkt</strong><br />
<strong>Wirtschaft</strong><br />
im Osten<br />
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www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
42 | W+M Politik<br />
gen Weichen gestellt und uns ein<br />
gutes Erbe hinterlassen. Jeder Politiker<br />
hat seinen eigenen Stil<br />
und seine eigenen Vorstellungen.<br />
Meine Vorstellungen sind nicht unwesentlich<br />
anders als seine. Für<br />
mich ist es aber besonders wichtig,<br />
auch die längerfristigen Folgen<br />
von Entscheidungen genau zu<br />
durchdenken. Ich mache keine Politik<br />
bis zu einem bestimmten Wahltag,<br />
sondern für die Menschen im<br />
Freistaat Sachsen.<br />
W+M: Haben Sie heute noch Kontakt<br />
zu Biedenkopf?<br />
wie vor eine große Gemeinsamkeit:<br />
Trotz des wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs und einer deutlichen<br />
Reduzierung der Arbeitslosigkeit<br />
ist es uns noch nicht gelungen, die<br />
Steuerkraft nachhaltig zu stärken.<br />
Daher sind die ostdeutschen Länder<br />
auch über das Jahr 2020 hinaus<br />
auf einen leistungsfähigen Länderfinanzausgleich<br />
angewiesen, um<br />
ihre Aufgaben erfüllen zu können.<br />
Aufgrund dieser gemeinsamen Interessenlage<br />
wird es bei den Verhandlungen<br />
zur Reform des Länderfinanzausgleichs<br />
eine enge Abstimmung<br />
geben.<br />
Stanislaw Tillich: Wir sind nach<br />
wie vor in einem regen Meinungsaustausch.<br />
W+M: Die Wende in der DDR erlebten<br />
Sie in Ihrer Heimatregion Kamenz.<br />
Sie waren damals stellvertretender<br />
Ratsvorsitzender des Kreises.<br />
Welche Gedanken treiben Sie<br />
um, wenn Sie persönlich auf die<br />
Zeit des Umbruchs und Ihre Entwicklung<br />
in den letzten 25 Jahren<br />
blicken?<br />
Stanislaw Tillich: Ich bin froh,<br />
dass nach Nazi-Diktatur und DDR-<br />
Regime die Menschen im Freistaat<br />
ihre Geschicke endlich wieder selbst<br />
in die Hand nehmen konnten und<br />
daraus hat sich, wie wir feststellen<br />
können, viel Gutes entwickelt.<br />
W+M: Wie wichtig ist Ihnen eigentlich<br />
der Zusammenhalt unter den<br />
ostdeutschen Ländern, speziell vor<br />
dem Hintergrund des Auslaufens<br />
des Solidarpaktes im Jahr 2019?<br />
Stanislaw Tillich: Einen Solidarpakt<br />
III wird es nicht geben, darüber<br />
bestand von Anfang an Einvernehmen.<br />
Ungeachtet dessen haben<br />
die ostdeutschen Länder nach<br />
W+M: Brauchen die neuen Bundesländer<br />
auch nach Ablauf des Solidarpaktes<br />
eine Sonderförderung?<br />
Wenn ja, wie sollte die konkret aussehen?<br />
Stanislaw Tillich: Die sogenannte<br />
„teilungsbedingte Infrastrukturlücke“<br />
wird bis 2020 in vielen<br />
Bereichen geschlossen sein, daher<br />
wird es eine spezielle Ostförderung<br />
ab 2020 nicht mehr geben. Gleichwohl<br />
haben wir in Ostdeutschland<br />
immer sehr niedrige eigene Steuereinnahmen<br />
und überdurchschnittliche<br />
Ausgaben aufgrund der höheren<br />
strukturellen Arbeitslosigkeit.<br />
Hierfür wird es auch künftig einen<br />
Ausgleich geben müssen – entweder<br />
im System des Länderfinanzausgleichs<br />
oder außerhalb.<br />
W+M: Nach welchem Motto leben<br />
Sie?<br />
Stanislaw Tillich: Mein Motto als<br />
Politiker lautet: „Die Menschen sind<br />
nicht für die Verwaltung da, sondern<br />
die Verwaltung für die Menschen“.<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
und Frank Nehring<br />
Zur Person<br />
Stanislaw Tillich wurde am 10. April 1959 in Neudörfel<br />
bei Kamenz geboren. Er entstammt einer sorbischen Familie.<br />
Nach Abitur und Wehrdienst studierte er bis 1984<br />
an der TU Dresden Konstruktion und Getriebetechnik.<br />
Auch heute noch schwört Tillich auf eine Weisheit seines<br />
Berufes: „Dem Ingenieur ist nichts zu schwer”.<br />
Bereits zu DDR-Zeiten trat er in die CDU ein und wurde<br />
im Jahr 1989 stellvertretender Ratsvorsitzender für Handel<br />
und Versorgung in Kamenz. Von 1990 bis 1995 war er<br />
als selbstständiger mittelständischer Unternehmer tätig.<br />
Seine politische Karriere im vereinten Deutschland startete<br />
Tillich im Europaparlament. Dort arbeitete er bis 1994<br />
als Beobachter, danach bis 1999 als gewählter Abgeordneter.<br />
Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf berief<br />
Tillich im Jahr 1999 zum Staatsminister für Bundes- und<br />
Europaangelegenheiten. Bis zum Jahr 2008 hatte er weitere<br />
Ministerposten in Sachsen inne – er war Chef der<br />
Staatskanzlei, Umwelt- sowie Finanzminister. Seit Mai<br />
2008 ist Tillich Ministerpräsident des Freistaates Sachsen.<br />
Stanislaw Tillich ist verheiratet, Vater zweier Kinder und<br />
lebt heute in Panschwitz-Kuckau.<br />
Foto: Torsten George<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
H A U T N A H<br />
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44 | W+M International<br />
Der Bauingenieur, Unternehmer und Ex-Politiker Ralf Hillenberg<br />
hilft Kasachstan, den Energie verbrauch zu senken.<br />
Berliner Sparfuchs in Astana<br />
Lange 48 Jahre pflegte der Berliner Unternehmer<br />
Ralf Hillenberg eine kritische<br />
Distanz zunächst zur ehemaligen<br />
Sowjetunion und später zu Russland und den<br />
Nachfolgestaaten des aufgelösten Riesenreiches.<br />
Die Erzählungen seines Vaters, der im<br />
2. Weltkrieg als Soldat der Wehrmacht an der<br />
Ostfront gekämpft und dort viel Elend gesehen<br />
hatte, prägten Hillenbergs Bild schon in<br />
Kindertagen und ließen eher keine freundschaftlichen<br />
Gefühle für die „Freunde“, wie<br />
die Abgesandten aus Moskau zu DDR-Zeiten<br />
generalisierend genannt wurden, aufkommen.<br />
Doch in den vergangenen neun Jahren<br />
entdeckte der inzwischen 57 Jahre alte gelernte<br />
Zimmermann, studierte Bauingenieur<br />
und lizenzierte Energieberater sein Herz für<br />
Land und Leute tief im Osten.<br />
Ralf Hillenberg erinnert sich: „Im Jahr 2005<br />
rief mich eines Tages ein wichtiger Auftraggeber<br />
an und bat mich, zwei Architektinnen<br />
aus Sankt Petersburg ein mehrwöchiges<br />
Praktikum in meiner Firmengruppe, die<br />
auf die Entwicklung, das Management und<br />
die Steuerung von Bauprojekten spezialisiert<br />
ist, zu ermöglichen.“ Es stellte sich schnell<br />
heraus, dass die beiden Damen gut ausgebildet<br />
und an deutschem Ingenieurs-Knowhow<br />
interessiert waren und so entwickelte Hillenberg<br />
einen Praxisplan: Sie identifizierten in<br />
der russischen Metropole an der Newa einen<br />
maroden Plattenbau mit 214 Wohnungen und<br />
bereiteten ein Konzept für die energetische<br />
Sanierung des Gebäudes vor.<br />
Der Bajterek-Turm in der kasachischen Hauptstadt Astana ist das Wahrzeichen der Stadt<br />
und wurde vom britischen Architekten Norman Foster entworfen.<br />
Zu dritt fuhren sie schließlich nach Sankt<br />
Petersburg und stellten den Bewohnern, die<br />
auch Eigentümer ihrer Wohnungen waren,<br />
das Projekt vor. „Die Bewohner wirkten zunächst<br />
interessiert an der Sanierung, bis wir<br />
auf die Sanierungskosten zu sprechen kamen.<br />
Da brach im Saal eine kleine Revolution<br />
aus und weil ich kein Russisch konnte,<br />
alles übersetzt wurde, hatte ich auch keine<br />
Chance, es richtig zu erklären“, so Hillenberg.<br />
Die Enttäuschung war riesig und ihm<br />
wurde klar, dass die Grundvoraussetzung für<br />
eine erfolgreiche unternehmerische Tätigkeit<br />
im russischen Raum die Beherrschung<br />
der Sprache ist.<br />
Fotos: Nikolai Fokscha/pixelio.de, Privat<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
W+M International | 45<br />
Seither nimmt Hillenberg, der in Berlin-Pankow<br />
wohnt und arbeitet, zwei Mal pro Woche<br />
privaten Russisch-Unterricht. „Es geht<br />
gut voran“, so Hillenberg. „Inzwischen halte<br />
ich meine Vorträge auf Reisen ausschließlich<br />
auf Russisch und kann mich auch ansonsten<br />
schon recht flüssig unterhalten.“<br />
Als das Entwicklungsprogramm der Vereinten<br />
Nationen (UNDP) vor drei Jahren eine internationale<br />
Ausschreibung für die Kontrolle<br />
von Energieausweisen für sanierungsbedürftige<br />
Plattenbauten in Kasachstan durchführte,<br />
bewarb sich Hillenberg mit seiner Firma,<br />
die seit den 1990er Jahren diverse Häuser im<br />
Ostteil Berlins energetisch saniert und auf<br />
Vordermann gebracht hat. Seine Praxiserfahrungen<br />
zahlten sich aus, Hillenberg gewann<br />
die UNDP-Ausschreibung für die Städte Almaty<br />
und Karaganda. Mit Geld unter anderem<br />
aus den UN-Töpfen werden Wohngebäude<br />
energetisch modernisiert und flächendeckend<br />
erstmalig Wärmezähler eingebaut. So<br />
gewöhnt man die Bewohner an die in diesen<br />
Breiten bis dato unübliche Überlegung, mit<br />
Energie schon aus Kostengründen sparsam<br />
umzugehen.<br />
Die Expertise des Energieberaters Hillenberg<br />
sprach sich bis in die Landeshauptstadt Astana<br />
herum und wurde eine Grundlage für die<br />
Ralf Hillenberg inmitten seiner<br />
kasachischen Auftraggeber.<br />
Erarbeitung des kasachischen Energieeinsparungsgesetzes.<br />
Dieses Gesetz wurde im<br />
Sommer 2012 vom kasachischen Parlament<br />
verabschiedet und in Kraft gesetzt.<br />
Auch an einem deutschen Entwicklungshilfeprojekt,<br />
das zu je 50 Prozent vom Bund und<br />
einem Interessenverband, dem drei private<br />
Unternehmen angehören, finanziert wird,<br />
beteiligte sich Hillenberg. Er bildete in Berlin<br />
künftige Energieexperten aus Kasachstan<br />
aus. Inzwischen steht das Thema Energieeffizienz<br />
weit oben auf der umweltpolitischen<br />
Agenda Kasachstans. „Die Regierung<br />
hat ein Förderprogramm aufgelegt, mit dem<br />
Haus- und Wohnungsbesitzern zinsfreie Darlehen<br />
über zehn Jahre gewährt werden“, erklärt<br />
Hillenberg.<br />
In Kasachstan aktiv: Unternehmer Ralf<br />
Hillenberg.<br />
Sein Engagement 4.568 Kilometer fern der<br />
Heimat will der Bauexperte, der von 1990 bis<br />
2011 für die SPD im Berliner Abgeordnetenhaus<br />
saß, in den nächsten Jahren weiter ausbauen.<br />
Im Vorfeld der Weltausstellung, die im<br />
Jahr 2017 in der futuristischen Hauptstadt<br />
Astana stattfindet, hat Hillenberg eine weitere<br />
Ausschreibung des UN-Entwicklungsprogramms<br />
gewonnen. „In Prigorodny, einem<br />
Vorort von Astana, unmittelbar neben dem<br />
Flughafen gelegen, wird ein Musterprojekt<br />
für die Sanierung der für Kasachstan typischen<br />
Kleinsiedlungen mit einem dezentralen<br />
Mini-Heizkraftwerk, in dem Braunkohle<br />
verfeuert wird, ein paar Wohnblocks, Schule<br />
und Kindergarten entwickelt. Ich bin als Projektsteuerer<br />
für die energetische Sanierung<br />
der Wohnhäuser und der Kita zuständig.“<br />
Zur Realisierung seiner Aktivitäten in dem<br />
größtenteils zu Zentralasien zählenden<br />
Land zwischen Kaspischem Meer und Altai-<br />
Gebirge fliegt der Unternehmer rund zehn<br />
Mal pro Jahr gen Osten und verbringt dort<br />
bis zu 50 Tage. Auf die<br />
Frage, ob sein Unternehmen<br />
daheim in Berlin dadurch<br />
nicht zu kurz komme,<br />
reagiert Hillenberg<br />
mit einem entspannten<br />
Lächeln: „Das operative<br />
Geschäft in Berlin läuft inzwischen<br />
auch ohne meine<br />
ständige Präsenz wie<br />
am Schnürchen, so dass<br />
ich mich meinem Steckenpferd<br />
ohne Kopfschmerzen<br />
widmen kann. Kasachstan<br />
ist ein interessantes Land<br />
mit wissbegierigen und<br />
ehrlichen Menschen. Es<br />
lohnt sich, dort mit anzupacken.“<br />
Karsten Hintzmann<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
46 | W+M Ratgeber<br />
AMI 2014 in Leipzig<br />
Träume auf vier Rädern<br />
Vom 31. Mai bis 8. Juni wartet die 22. AMI in Leipzig mit zahlreichen automobilen Neuheiten und<br />
Innovationen auf. Die Hersteller setzen auf mehr alternative Antriebe und weniger PS.<br />
Von Hans-Jürgen Götz<br />
Mit einem wahren Feuerwerk an Pkw-Neuheiten und Premieren<br />
geht die internationale Automobilbranche Ende Mai<br />
in Leipzig an den Start. Was kurz nach der Wende als regionale<br />
ostdeutsche Autoschau begann, braucht heute den Vergleich<br />
mit den traditionellen Automobilmessen nicht zu scheuen. Vor allem<br />
die kontinuierlich gewachsene Quantität und Qualität der AMI haben<br />
eine internationale Pkw-Messe mit Sonderstellung entstehen lassen.<br />
Alle deutschen Hersteller und die große Mehrheit der internationalen<br />
Marken kommen mit vielen Highlights und setzen in den Messehallen<br />
ihre Modellneuheiten in Szene.<br />
Die Besucher erwartet das gesamte Spektrum der automobilen Welt<br />
– vom wendigen Stadtflitzer, dem eleganten Mittelklassefahrzeug<br />
und dem praktischen Familienvan bis hin zur edlen Luxuslimousine.<br />
In immer schnellerer Folge präsentiert die Automobilindustrie neue<br />
Konzepte und Lösungen zum Fahren mit Strom. Grund genug auch<br />
für die AMI, mit alternativen Antrieben von Elektro- und Hybridfahrzeugen<br />
in diesem Jahr einen besonderen Messeschwerpunkt zu setzen<br />
und den Besuchern schon heute einen Ausblick auf die Mobilität<br />
von morgen zu geben.<br />
Fotos: AMI<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Automobil | 47<br />
Nirgendwo sonst gibt es auf einer Automesse<br />
die hautnahe Präsentation der Exponate<br />
und derart zahlreiche Test- und Probefahrtangebote<br />
fürs Publikum. Die AMI erweist<br />
sich als echte Erlebnismesse rund ums<br />
Automobil. Dass die Messe für den Automarkt<br />
die notwendigen Impulse setzt und<br />
für eine weitere Belebung der automobilen<br />
Konjunktur sorgen dürfte, steht für die Veranstalter<br />
außer Frage.<br />
Voll des Optimismus ist auch der Zentralverband<br />
des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes<br />
(ZDK). „Die positive Stimmung im bisherigen<br />
Jahresverlauf setzt sich weiter fort. Allein das<br />
erste Quartal brachte dem Gewerbe insgesamt<br />
ein Plus von 711.000 Neuzulassungen<br />
und damit 5,6 Prozent mehr als im Vorjahr“,<br />
konstatiert ZDK-Präsident Robert Rademacher.<br />
Auch der Verband der Internationalen<br />
Kraftfahrzeughersteller (VDIK) als Mitveranstalter<br />
der AMI sieht eine deutliche Erholung<br />
auf dem deutschen Pkw-Markt. „Der Trend<br />
zeigt weiter nach oben. Die Konsumneigung<br />
der Verbraucher steigt stetig und es wird<br />
wieder mehr Geld in größere Anschaffungen<br />
wie Pkw investiert“, so VDIK-Präsident Volker<br />
Lange. Sein Verband vertraut auf die Stabilität<br />
des Wachstums und sieht sich durch die<br />
wiedererstarkte private Pkw-Nachfrage (plus<br />
7,4 Prozent im 1. Quartal) und die positive<br />
Entwicklung bei den Flottenzulassungen in<br />
seinen Prognosen bestätigt.<br />
Die AMI auf einen Blick<br />
Ort: Messegelände Leipzig<br />
Öffnungszeiten:<br />
31. Mai bis 8. Juni 2014<br />
tgl. 9:00 – 18:00 Uhr<br />
Eintrittspreise:<br />
Tageskarte 12 e (online 10 e)<br />
Dauerkarte 25 e (online 22 e)<br />
Die AMI-Tickets berechtigen zum<br />
Zugang zu allen Ausstellungsbereichen<br />
sowie zur Elektronikmesse AMICOM und<br />
Kfz-Technikmesse AMITEC.<br />
Die AMI wollte schon immer eine Messe zum<br />
Anfassen sein. Interessante Eindrücke dürften<br />
daher für die Praktiker vor allem die Ausstellungsbereiche<br />
Ersatzteile, Zubehör, Autopflege,<br />
Individualisierung und Tuning sein.<br />
Daneben ist auch die Werkstatttechnik mit<br />
neuesten Diagnoseverfahren und Reparaturhelfern<br />
vertreten. Für Unternehmer und<br />
Handwerksbetriebe ebenfalls einen Besuch<br />
wert: der Bereich Lieferwagen und Transporter<br />
fürs Gewerbe.<br />
Sonderschauen und Rahmenprogramm<br />
sind für Enthusiasten Fundgrube und Qual<br />
der Wahl zugleich. In der zentralen Glashalle<br />
sind exklusive Luxusfahrzeuge und edle<br />
Supersportwagen der Marken Bentley, Rolls-<br />
Royce, Aston-Martin, Ferrari und Maserati zu<br />
bestaunen. Neu in diesem Jahr ist die Oldtimer-Schau.<br />
Händler, Restaurierungsbetriebe,<br />
Automobilmuseen und Oldtimer-Clubs<br />
zeigen in Halle 2 ihre Schmuckstücke, die im<br />
täglichen Straßenverkehr zu den absoluten<br />
Raritäten gehören – Autos aus den dreißiger<br />
Jahren des vorigen Jahrhunderts genauso<br />
wie Straßenkreuzer der Sechziger, gepflegte<br />
Ost-Klassiker und unvergessene Kultautos.<br />
Damit wird die AMI erstmals auch Anziehungspunkt<br />
für alle Freunde klassischer<br />
Automobile.<br />
w+m<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
48 | W+M Ratgeber<br />
Praktische Autos für die Firma<br />
Kombis mit großem Gepäckabteil erfreuen sich im gewerblichen Bereich einer großen Nachfrage.<br />
Die Angebotspalette reicht von der Mittelklasse bis in den Premiumsektor hinein. W+M<br />
stellt vier besonders geeignete Modelle für Unternehmen vor.<br />
Von Hans-Jürgen Götz<br />
■ Audi A6 Avant<br />
Einer der zu dem erlauchten Premiumkreis gehört,<br />
ist der Audi A6 Avant. Der Edellaster ist<br />
leichter und sparsamer geworden. Die Techniker<br />
haben den Avant um mehrere Kilo abgespeckt<br />
und den Verbrauch merklich gesenkt.<br />
Mit rund fünf Litern Durchschnittsverbrauch<br />
ist der 2.0 TDI mit seinen 177 PS eine<br />
Option auch für Menschen, die beim Dienstwagen<br />
eine Verbrauchsobergrenze beachten<br />
müssen. Im Angebot sind mehrere Benziner<br />
und Dieseltriebwerke. Das Leistungsspektrum<br />
reicht bis über 300 PS. Die Staumöglichkeiten<br />
für Gepäck und Zuladung sind ordentlich: 565<br />
Liter im Normalzustand und 1.680 Liter bei<br />
umgeklappter Rückbank. Als Business-Laster<br />
verfügt der Avant über einen WLAN-Hotspot,<br />
mit dem sich eine Internetverbindung<br />
fürs Handy oder Notebook herstellen lässt.<br />
Preis: ab 41.950 e<br />
Kilometerkosten: 0,61 e<br />
■ BMW 5er Touring<br />
Dieser Bayer ist ein echter Verführer. Der Kombi<br />
hat reichlich PS unter der Haube und ist im<br />
Alltagseinsatz vor allem praktisch. Der 520d<br />
hat hier einiges zu bieten. Das fängt bei der<br />
niedrigen Ladekante an und setzt sich über<br />
die Breite des Gepäckschlunds fort. Die<br />
Heckklappe lässt sich bequem auf Tastendruck<br />
schließen. Mit umgeklappten Lehnen<br />
der Fondsitze wächst das Gepäckraumvolumen<br />
im Handumdrehen von 560 auf 1.670 Liter.<br />
Die Automatik des überaus kultivierten<br />
Selbstzünders beschert völlig ruckfreien, harmonischen<br />
Gangwechsel. Trotz seines Leergewichts<br />
von knapp 1,9 Tonnen geht der<br />
520d dank seiner mobilisierbaren 184 PS gut<br />
ab. Sein Durchschnittsverbrauch liegt bei 6,5<br />
Litern. Damit kann sich der potente Bayern-<br />
Diesel durchaus sehen lassen.<br />
Preis: ab 44.900 e<br />
Kilometerkosten: 0,62e<br />
■ Mercedes E-Klasse T-Modell<br />
Der Kombi der Mercedes E-Klasse besticht<br />
sofort durch seinen XXL-Laderaum. Selbst<br />
mit dem kleineren Diesel ist der E 220 CDI T<br />
voll transporttauglich. Mit einem Ladevolumen<br />
von 600 bis 1.950 Liter setzt das T-Modell<br />
Maßstäbe in seiner Klasse. Die Heckklappe<br />
lässt sich automatisch mit dem Fahrzeugschlüssel<br />
oder mit einem Druck auf den Griff<br />
öffnen. Bestückt mit dem Basis-Diesel bringt<br />
der E 220 T 170 PS auf die Straße. Mit dem<br />
Fünf-Gang-Automatikgetriebe lassen sich mit<br />
dem 1,8-Tonner passable Fahrleistungen erzielen.<br />
Natürlich wirkt der Raumtransporter<br />
insgesamt etwas träger als mit den stärkeren<br />
Dieseltriebwerken. An der Tankstelle<br />
zahlt sich die etwas gemächlichere Gangart<br />
aber in barer Münze aus: 6,5 Liter Diesel auf<br />
100 Kilometer sind das Ergebnis.<br />
Preis: ab 46.499 e<br />
Kilometerkosten: 0,72 e<br />
■ Škoda Octavia Kombi<br />
Der Škoda Octavia ist ein echter Bestseller. Seine<br />
Transportaufgaben löst der Kombi aus tschechischer<br />
Produktion souverän. Der Kofferraum<br />
misst 610 Liter und lässt sich auf 1.740 Liter erweitern.<br />
Die Rücksitzlehne kann man im Verhältnis<br />
60:40 oder vom Kofferraum aus per<br />
Knopfzug ganz umlegen. Bei umgeklapptem<br />
Fahrersitz können bis zu 2,92 Meter lange Frachten<br />
transportiert werden. Die Armaturentafel<br />
ist klar und übersichtlich: klassische Rundin-<br />
strumente mit einem kleinen Display für den<br />
Bordcomputer, in der Mittelkonsole ein großer<br />
Navi-Bildschirm mit Touchscreenfunktion. Bei<br />
dem Benziner werden drei TSI-Motoren von<br />
86 bis 180 PS angeboten. Bei den Dieseln setzt<br />
der 2.0 TDI mit 110 PS in der Green-Line-Version<br />
Verbrauchsbestmarken von 4,2 Litern auf<br />
100 Kilometer.<br />
Preis: ab 25.340 e<br />
Kilometerkosten: 0,43 e<br />
Fotos: Audi, BMW, Mercedes Benz, Škoda<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Automobil | 49<br />
W+M-Leserumfrage<br />
Wie nutzen Sie Ihr Kfz im Unternehmen?<br />
Schwankende Benzinpreise, Umweltplakette, Maut – der Unterhalt von Betriebsfahrzeugen wird immer<br />
teurer. Wie reagieren die Unternehmen darauf? Das möchten wir von Ihnen, unseren Lesern, gern wissen<br />
und bitten Sie, uns den folgenden Fragebogen vollständig ausgefüllt bis zum 30.6.2014 zukommen zu<br />
lassen. Unter allen Einsendern verlosen wir 3 iPad mini von Apple. Mitarbeiter von <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
und deren Angehörige sind nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Online antworten:<br />
www.wundm.info<br />
Per Post:<br />
Verlag Frank Nehring<br />
Redaktion <strong>Wirtschaft</strong>+Markt<br />
Zimmerstraße 56, 10117 Berlin<br />
Per Fax: 030 479071-20<br />
Per E-Mail: JP@NehringVerlag.DE<br />
Online: www.wundm.info<br />
1. Welche Strategie bei der Beschaffung von Betriebsfahrzeugen<br />
wird in Ihrem Unternehmen angewandt?<br />
Kauf von Neufahrzeugen<br />
Leasing von Neufahrzeugen<br />
Finanzierung von Neufahrzeugen<br />
Kauf von gebrauchten Fahrzeugen<br />
Sonstige<br />
2. Wie viele Fahrzeuge sind auf Ihr Unternehmen<br />
zugelassen?<br />
a) Dienstwagen (Pkw):<br />
b) Nutzfahrzeuge<br />
(Lieferwagen,<br />
Transporter, Lkw):<br />
3. Welche Fahrzeugmarken bevorzugen Sie?<br />
a) Dienstwagen (Pkw): 1.<br />
2.<br />
3.<br />
b) Nutzfahrzeuge 1.<br />
(Lieferwagen,<br />
2.<br />
Transporter, Lkw)<br />
3.<br />
4. haben Sie im Jahr 2013 in neue Betriebsfahrzeuge<br />
investiert?<br />
Ja<br />
Nein<br />
5. Wie hoch ist die durchschnittliche<br />
Jahreskilometerleistung Ihrer Betriebsfahrzeuge?<br />
a) Dienstwagen (Pkw):<br />
b) Nutzfahrzeuge<br />
(Lieferwagen,<br />
Transporter, Lkw):<br />
6. spielen ökologische Komponenten bei der Bestückung<br />
des Fuhrparks in Ihrem Unternehmen eine Rolle?<br />
Ja<br />
Nein<br />
7. sollte der Themenbereich Fahrzeuge im Magazin<br />
<strong>Wirtschaft</strong>+Markt in Zukunft eine größere Rolle<br />
spielen?<br />
Ja<br />
Nein<br />
8. in welcher Branche ist Ihr Unternehmen am Markt<br />
vertreten?<br />
9. in welcher Höhe lag der Jahresumsatz Ihres<br />
Unternehmens im Jahr 2013?<br />
bis 250.000 Euro über 20 Mio. bis 100 Mio. Euro<br />
über 250.000 bis 5 Mio. Euro über 100 Mio. bis 500 Mio. Euro<br />
über 5 Mio. bis 20 Mio. Euro über 500 Mio. Euro<br />
10. Wie viele Mitarbeiter waren 2010 durchschnittlich in<br />
Ihrem Unternehmen tätig?<br />
weniger als 10 Beschäftigte 101 bis 500 Beschäftigte<br />
10 bis 50 Beschäftigte 501 bis 1.000 Beschäftigte<br />
51 bis 100 Beschäftigte über 1.000 Beschäftigte<br />
Vielen Dank für Ihre Teilnahme!<br />
Wenn Sie an der Verlosung teilnehmen möchten, füllen Sie bitte<br />
den Kontaktbogen aus:<br />
Firma<br />
Name<br />
Straße, Nr.<br />
PLZ, Ort<br />
E-Mail<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
50 | W+M Ratgeber<br />
Nehmt Aeroflot!<br />
Gesellschaften wie bdp, die Unternehmen beim Aufbau<br />
ihrer Produktionsstätten unterstützen und dann gemeinsam<br />
mit allen Beteiligten mehrfach nach China reisen<br />
müssen, stellen nach drei oder vier Flügen fest: Die teilweise<br />
sehr unbequemen Business-Seats gehen mit Preisen<br />
um 5.000 Euro mächtig ins Reisekostenbudget ein.<br />
Schweren Herzens dann – und mit Unterstützung einer<br />
Thrombose-Spritze – Umstieg in die Economy-Class. Frühe<br />
Buchung senkt den Preis auf knapp 2.000 Euro. Doch<br />
wenn dann die Tickets kurzfristig gebucht werden müssen,<br />
steigt auch der Preis schnell wieder auf 3.000 Euro.<br />
Ganz abgesehen davon, dass die Teams mittlerweile größer<br />
geworden sind, weil es das Projekt erfordert. Dann<br />
spätestens wird der Controller munter.<br />
Ein Tipp für erhebliche Kostenreduktion: Die gute alte<br />
Aeroflot bietet von Berlin und anderen deutschen Städten<br />
ein dichtes Netz an Asienflügen, speziell nach Peking.<br />
Die Tickets liegen selbst bei kurzfristiger Buchung um die<br />
420 Euro. Geflogen wird mit Boeing und Airbus.<br />
Die Sozietät Bormann, Demant & Partner mit ihren Büros<br />
in Berlin und Dresden begleitet die Leser von<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> in diesem Jahr bei Finanzierungsund<br />
Steuerthemen. Scheuen Sie sich nicht, uns zu fragen,<br />
was Sie bewegt. Wir freuen uns auf Sie.<br />
Ihr Michael Bormann<br />
bdp.Berlin@bdp-team.de<br />
Delegieren bei Steuerschulden<br />
nicht statthaft<br />
Laut eines Urteils des Finanzgerichts Rheinland-Pfalz<br />
haftet ein Geschäftsführer einer GmbH für nicht beim<br />
Finanzamt abgeführte Lohnsteuern der beschäftigten<br />
Arbeitnehmer (Az.: 3 K 1632/12). Dies soll selbst dann<br />
gelten, wenn das Aufgabenfeld der Steuerangelegenheit<br />
einem anderen Geschäftsführer zugeteilt wurde.<br />
Das Finanzamt hatte im vorliegenden Fall, nachdem die<br />
GmbH geraume Zeit keine Lohnsteuer für ihre Arbeitnehmer<br />
abgeführt hatte, die beiden Geschäftsführer in Anspruch<br />
genommen. Dagegen legte einer der betroffenen<br />
Geschäftsführer Klage ein. Nach eigenen Angaben sei<br />
zwischen den Geschäftsführern eine interne Vereinbarung<br />
getroffen worden, wonach nur der andere Geschäftsführer<br />
die steuerlichen Aufgaben zu erfüllen habe. Laut<br />
Finanzgericht begründet die vorliegende Vereinbarung<br />
zwischen den beiden Geschäftsführern keine Haftungsbeschränkung.<br />
Diese greife in solchen Fällen auch deshalb<br />
nicht, da es sonst dazu kommen könne, dass die<br />
Geschäftsführer den jeweils anderen verantwortlich machen<br />
würden.<br />
Zuordnung entscheidet auch<br />
bei privater Nutzung<br />
Erbringt ein Unternehmer umsatzsteuerpflichtige Umsätze,<br />
kann er aus den angeschafften Gegenständen die<br />
ausgewiesene Umsatzsteuer geltend machen. Wird dieser<br />
Gegenstand nicht nur für das Unternehmen sondern<br />
auch teilweise privat genutzt, besteht ein Wahlrecht.<br />
Der Unternehmer kann den Gegenstand vollständig, gar<br />
nicht oder nur teilweise dem umsatzsteuerlichen Unternehmensvermögen<br />
zuordnen. Diese Zuordnung entscheidet,<br />
wie viel Vorsteuer geltend gemacht werden kann. Bei<br />
vollständiger Zuordnung kann auch 100 Prozent der Vorsteuer<br />
abgezogen werden.<br />
Beispiel: Ein Unternehmer schafft einen neuen Pkw an.<br />
Der Kaufpreis beträgt 50.000 Euro zuzüglich 9.500 Euro<br />
Umsatzsteuer. Das Fahrzeug wird auch für private Fahrten<br />
genutzt. Trotzdem kann der Unternehmer die vollen<br />
9.500 Euro Umsatzsteuer als Vorsteuer von seiner an das<br />
Finanzamt zu zahlenden Umsatzsteuer abziehen, sofern<br />
er den Pkw vollständig seinem Unternehmensvermögen<br />
zuordnet. Diese Entscheidung der Zuordnung muss unmittelbar<br />
bei der Anschaffung erfolgen. Ein Brief an das<br />
Finanzamt mit der Zuordnung reicht.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Steuern | 51<br />
Verhalten im Ausland<br />
Geschäftsverhandlungen<br />
in China<br />
Der chinesische Kommunikations-, Arbeits- und Führungsstil<br />
wie auch die chinesischen Einstellungen,<br />
Denk- und Verhaltensweisen unterscheiden sich grundlegend<br />
von der deutschen Herangehensweise. Die deutschen<br />
Mitarbeiter fühlen sich für ihre Aufgaben verantwortlich,<br />
während die chinesischen Mitarbeiter mehr<br />
Vorgaben und Kontrollen erwarten. Die wichtigsten<br />
Normen in chinesischen Unternehmen sind: „Hierarchie<br />
beachten“ und „Gesicht wahren“. In China ist der<br />
Chef ein Mentor für die Mitarbeiter, fast schon eine<br />
Vaterfigur. Er leitet, fördert und führt. Entspricht das<br />
Verhältnis nicht den Vorstellungen der Mitarbeiter, tendieren<br />
diese dazu, das Unternehmen zu verlassen, ohne<br />
aber vorher das Problem thematisiert zu haben.<br />
„Erst der Mensch, dann das Geschäft“: In China lernt man die Geschäftspartner<br />
zuerst kennen, und erst im Anschluss rücken die<br />
geschäftlichen Themen in den Fokus. Chinesen möchten mehr<br />
über den Geschäftspartner erfahren, gern auch über seine Familie,<br />
seine Hobbys und seinen Alltag. Dieser Small Talk, eine<br />
Übung, die Deutschen häufig nicht leicht fällt, ist ein wichtiger<br />
Einstand in eine gute geschäftliche Beziehung. Auch wenn Chinesen<br />
am schnellen Geldverdienen interessiert sind, liegt ihnen<br />
sehr viel an langfristigen Geschäftsbeziehungen.<br />
BFH widerspricht Europäischem<br />
Gerichtshof bei Spendenabzug<br />
Spenden an steuerbegünstigte Einrichtungen in Deutschland sind<br />
grundsätzlich bei der Steuer abzugsfähig. Voraussetzung ist die Vorlage<br />
einer ordnungsgemäßen Spendenbescheinigung. Der Europäische<br />
Gerichtshof hatte in 2006 entschieden, dass auch Spenden an<br />
gemeinnützige Einrichtungen in einem anderen EU-Land abzugsfähig<br />
sein müssen. Nun hat der Bundesfinanzhof (BFH) zur Frage der<br />
genauen Voraussetzungen für die Anerkennung solcher Zahlungen<br />
als Spende Stellung genommen (Az.: I R 16/12). Danach wäre zwar<br />
theoretisch ein Abzug möglich, wird aber praktisch meist an den<br />
Formvoraussetzungen scheitern. So muss der ausländische Spendenempfänger<br />
die deutschen steuerbegünstigten Voraussetzungen so<br />
erfüllen, als wäre er in Deutschland steuerbegünstigt ansässig. Die<br />
Einhaltung dieser Voraussetzungen muss durch den Spender nachgewiesen<br />
werden. Der Nachweis wird somit nur schwer zu führen sein<br />
und wohl in nahezu 95 Prozent der Fälle zu keinem Abzug führen.<br />
Pflicht zur Vorfinanzierung der<br />
Umsatzsteuer eingeschränkt<br />
Unternehmer sind nicht verpflichtet, Umsatzsteuer über mehrere<br />
Jahre vorzufinanzieren. Dies geht aus einer Entscheidung (Az.: V<br />
R 31/12) des Bundesfinanzhofs (BFH) hervor. Der Streitfall betraf<br />
einen Bauunternehmer, für dessen Leistungen Gewährleistungsfristen<br />
von zwei bis fünf Jahren bestanden. Die Kunden waren vertraglich<br />
bis zum Ablauf der Gewährleistungsfrist zu einem Sicherungseinbehalt<br />
der Vergütung berechtigt. Das Finanzamt sah den<br />
Kläger im Rahmen der Sollbesteuerung als verpflichtet an, seine<br />
Leistung auch im Umfang des Sicherungseinbehalts zu versteuern.<br />
Eine Uneinbringlichkeit liege nicht vor, da die Kunden keine<br />
Mängelansprüche geltend gemacht hätten. Dem folgt der BFH<br />
nicht. Der Unternehmer soll mit der Umsatzsteuer als indirekte<br />
Steuer nicht belastet werden. Mit diesem Charakter der Umsatzsteuer<br />
ist eine Vorfinanzierung für einen Zeitraum von mehreren<br />
Jahren nicht zu vereinbaren.<br />
Für den redaktionellen Inhalt der Seiten 50/51 zeichnet die Sozietät bdp Bormann, Demant & Partner Berlin verantwortlich.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
52 | W+M Ratgeber<br />
Der richtige Blick<br />
Tipps für die Auswahl des Büromonitors<br />
Zwei externe Monitore erleichtern die Büroarbeit.<br />
Büroarbeit ist maßgeblich Bildschirmarbeit. Daher lohnt es sich, bei der Anschaffung des Monitors<br />
auf eine hohe Qualität zu achten. Denn hochwertige Displays erleichtern die Arbeit und<br />
schützen vor gesundheitlichen Schäden.<br />
Von Christoph Schneider<br />
Viele denken beim Begriff Büromonitor immer noch an die alte beige<br />
Box, die unzählige Büros in den 1990er Jahren geprägt hat. Mit der haben<br />
heutige Office-Displays allerdings nicht mehr viel gemein. Doch<br />
worauf sollte bei der Auswahl geachtet werden? Für den Büroeinsatz<br />
sind keine High-End-Grafik-Displays oder Monitore für Spiele-Nerds<br />
nötig. Geschweige denn Modelle mit 4K-Auflösung, also mit viermal<br />
so vielen Pixeln wie ein gewöhnliches Full-HD-Display. Weitaus wichtiger<br />
sind Aspekte wie qualitativ hochwertige Panels, ergonomische<br />
Einstellmöglichkeiten, geringer Stromverbrauch und passende Anschlüsse<br />
– alles zu einem vernünftigen Preis.<br />
Grundsätzlich wird zwischen den LCD-Panel-Typen TN, IPS und MVA/<br />
PVA (siehe Infokasten) unterschieden. Der Trend geht eindeutig zur<br />
IPS/MVA/PVA-Technologie, die im Vergleich zu den TN-Panels eine<br />
weitaus bessere Blickwinkelstabilität ermöglicht. In der Regel bieten<br />
Erstgenannte Betrachtungswinkel von 178 Grad – horizontal wie vertikal.<br />
Besonders wenn mehrere Bildschirme am Arbeitsplatz eingesetzt<br />
werden oder beim Arbeiten im Team zahlt sich das aus, da die Anzeige<br />
auch von der Seite betrachtet sehr gut zu erkennen ist. Zusätzliche<br />
Vorteile sind eine bessere Bildgenauigkeit und Farbtreue sowie<br />
mehr Kontrast. Jedoch sind diese Panels noch teurer als TN-Modelle<br />
und verbrauchen außerdem ein wenig mehr Strom.<br />
Für die meisten Anwender im Büro sind 24-Zoll-Monitore die ideale<br />
Größe für den Schreibtisch. Modelle, die größer sind, eignen sich häufig<br />
nicht mehr, da der Sitzabstand nicht ausreicht und diese Größe für<br />
Standardanwendungen ergonomisch keinen Sinn ergibt. Für eine ergonomisch<br />
korrekte Ausrichtung des Monitors sollte außerdem auf<br />
gute Einstellmöglichkeiten geachtet werden. Die meisten Displays<br />
besitzen heutzutage die Darstellungsfunktionen Pivot (90-Grad-Drehung)<br />
und Swivel (Schwenkmöglichkeit). Höchsten ergonomischen<br />
Anforderungen wird aber nur ein 4-in-1-Standfuß gerecht. Bei einem<br />
solchen sind neben Pivot- und Swivel-Funktion auch die klassische<br />
Höhenverstellung und das Ändern des Neigungswinkels (Tilt) möglich.<br />
Neue, hochwertige Monitore bieten bereits all diese Funktionen,<br />
wie die nebenstehende Marktübersicht zeigt.<br />
Bei den Anschlussmöglichkeiten sollte auf die Kompatibilität mit der<br />
vorhandenen IT-Infrastruktur geachtet werden. Neben dem üblichen<br />
VGA-Anschluss bieten viele Displays heute bereits DVI- und Display-<br />
Port-Eingänge. Der Vorteil dieser beiden ist, dass Audio- und Videosignale<br />
digital übertragen werden. Wobei beachtet werden muss,<br />
dass DVI-I sowohl ein analoges als auch ein digitales Signal ausgibt<br />
und DVI-D nur das digitale Signal sendet.<br />
Aktuelle Trends gehen dahin, Mobilgeräte über nur ein Kabel für Bildund<br />
Tonübertragung direkt mit dem Display zu verbinden. Möglich<br />
macht das der Mobile-High-Definition-Link (MHL). Ein Vorteil dabei<br />
ist, dass angeschlossene Geräte gleichzeitig aufgeladen werden. Miracast<br />
dagegen ist eine Technologie, die es ermöglicht, Inhalte drahtlos<br />
von einem Smartphone oder Tablet-PC an ein Display zu senden.<br />
Für Standardbüroanwendungen sind solche Spielereien nicht nötig.<br />
Vorstellbar ist jedoch, dass solche Displays für Meetings oder Präsentationen<br />
genutzt werden, da einfach und schnell Inhalte mit Kollegen<br />
geteilt werden können.<br />
W+M<br />
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Redaktion des<br />
Magazins Das Büro.<br />
Fotos: Philips/MMD<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Technik | 53<br />
Panel-Typen<br />
IPS: Monitore mit In-Plane-Switching-Technik bieten einen sehr weiten<br />
Betrachtungswinkel von 178 Grad und überzeugen durch eine<br />
hohe Farbintensität und natürliche Farben. AH-IPS steht für „Advanced<br />
High Performance IPS“; eIPS für „Enhanced IPS“.<br />
MVA/PVA: Multi-Domain Vertical Alignment bzw. Patterned Vertical<br />
Alignment bezeichnen Panels, die – vergleichbar mit IPS-Panels – einen<br />
hohen Blickwinkel erlauben. PVA ist eine von Samsung in Anlehnung<br />
an MVA entwickelte Technologie. AMVA steht für Advanced MVA.<br />
PLS: Plane-to-Line-Switching ist eine Samsung-Technologie, die im<br />
Gegensatz zu IPS-Displays günstiger sein soll, aber ebenfalls weite<br />
Betrachtungswinkel ermöglicht.<br />
tn: Twisted Nematic (TN) steht für die Anordnung der Moleküle eines<br />
LC-Bildschirms. Gegenüber MVA-/IPS-Panels kann ein TN-Panel<br />
bei Kontrast und Blickwinkel nicht mithalten, ist jedoch weitaus günstiger.<br />
TN-Panels haben auch einen niedrigeren Stromverbrauch und<br />
kürzere Reaktionszeiten.<br />
W+M-Empfehlungen für ergonomische 24-Zoll-Displays<br />
Hersteller AOC ASUS LG Electronics NEC Display Solutions Philips Samsung<br />
Modellname i2460Pxqu VS24AHL 24EB23PY MultiSync ® EA244WMi 241P4QRYES ErgoSensor S24C650DW<br />
Maximale Auflösung (in Pixel) 1.920 x 1.200 1.920 x 1.200 1.920 x 1.200 1.920 x 1.200 1.920 x 1.080 1.920 x 1.200<br />
Seitenverhältnis (Bildformat) 16:10 16:10 16:10 16:10 16:9 16:10<br />
Panel-Typ eIPS IPS AH-IPS IPS AMVA PLS<br />
Reaktionszeit (in ms) 5 5 5 5 4 (mit SmartResponse) 5<br />
Kontrast (statisch/dynamisch) 1.000:1/20.000.000:1 1.000:1/80.000.000:1 1000:1/5.000.000:1 1000:1/25.000:1 3.000:1/20.000.000:1 1000:1 (Mega DCR)<br />
Horizontaler/vertikaler Betrachtungswinkel<br />
178/178 178/178 178/178 178/178 178/178 178/178<br />
(in Grad)<br />
Leistungsaufnahme (Betrieb/ 22/1,0/0,5 30/0,5/0,5
54 | W+M Ratgeber<br />
Die ostdeutsche Bestsellerliste<br />
für <strong>Wirtschaft</strong>sliteratur von W+M<br />
Die ostdeutsche Bestsellerliste für <strong>Wirtschaft</strong>sliteratur wird aus<br />
den Verkaufszahlen der größten Buchhandlungen in Brandenburg,<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />
erstellt. W+M bedankt sich für die Zusammenarbeit bei<br />
Hugendubel Cottbus, Mauerstraße 8, 03046 Cottbus<br />
Hugendubel Erfurt, Anger 62, 99084 Erfurt<br />
Hugendubel Greifswald, Markt 20–21, 17489 Greifswald<br />
Hugendubel Leipzig, Petersstraße 12–14, 04109 Leipzig<br />
Hugendubel Potsdam, Stern-Center 1, 14480 Potsdam<br />
Hugendubel Schwerin, Marienplatz 3, 19053 Schwerin<br />
Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung, Logenstraße 8, 15230 Frankfurt<br />
(Oder)<br />
Ihre Buchhandlung fehlt auf der Liste? Dann nehmen Sie mit unserer<br />
Redaktion Kontakt auf. Schreiben Sie einfach eine E-Mail an<br />
JP@NehringVerlag.DE.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Literatur | 55<br />
Weltmeisterlicher Lesestoff<br />
Mitte Juni startet das Eröffnungsspiel der 20. Fußball-Weltmeisterschaft. Zeit genug, um vorab noch<br />
einmal in die reichhaltige Historie des wohl größten Sportereignisses der Welt einzutauchen. Eine<br />
Geschichte voller Triumphe, Tränen und Skandale. Lesetipps von W+M für den großen Fußballsommer.<br />
Von Matthias Salm<br />
Bernd-M. Beyer/Dietrich<br />
Schulze-Marmeling (Hrsg.):<br />
„Fußball-Weltmeisterschaft“,<br />
Die Werkstatt 2013,<br />
420 S., 49,90 €.<br />
Ein Mammutwerk: Auf nicht weniger als 420 Seiten<br />
breitet eine Riege namhafter Fußballbuch-Autoren<br />
wie Christoph Biermann oder Hardy Grüne die Geschichte<br />
der bisherigen 19 WM-Turniere aus. Das<br />
bildgewaltige Panorama widmet sich mehr als nur<br />
der reinen Abfolge von Toren und Titeln, es erzählt<br />
vielmehr die Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften<br />
vor ihrem jeweiligen politischen und zeitgeschichtlichen<br />
Hintergrund. Ähnlich anspruchsvoll<br />
die Bildauswahl: Neben den obligatorischen<br />
Spielszenen finden sich auch viele faszinierende<br />
Schnappschüsse abseits des Spielfeldes, die den<br />
Zeitgeist der einzelnen Turniere widerspiegeln. Daneben<br />
sind viele lesenswerte Geschichten eingestreut,<br />
wie beispielsweise die aufreibende Suche<br />
des Fotografen Jens Heilmann nach den Original-<br />
Bällen der 19 Weltmeisterschaften oder eine Hommage<br />
an jene großen Fußballkünstler von Günter<br />
Netzer bis Raúl, denen es nie vergönnt war, bei einer<br />
WM mit ihrem Können zu glänzen. Umfassender<br />
als in diesem Buch ist die Historie der Fußball-<br />
Weltmeisterschaften wohl nicht zu bekommen.<br />
Wer es lieber kompakter mag, dem sei der „Mythos<br />
Fußball-WM“ aus dem Bielefelder Delius Klasing<br />
Verlag empfohlen. In 19 Kapiteln erinnert<br />
Autor Bernard Lions an die bisherigen Fußball-<br />
Weltmeisterschaften, an Sieger, Stars und auch<br />
an jene Teams, die in die Geschichtsbücher eingingen,<br />
ohne auch nur in die Nähe des WM-Titels<br />
zu gelangen: Nordkoreas Sieg über das geschockte<br />
Italien bei der WM 1966 etwa oder Kameruns<br />
spektakuläre Auftritte bei der WM 1990. Eingerahmt<br />
werden die Berichte von großformatigen<br />
Bildern, Statistiken und zahlreichen Anekdoten<br />
rund um die Turniere von Uruguay 1930 bis Südafrika<br />
2010. WM-Legenden von Franz Beckenbauer<br />
über Jürgen Sparwasser bis Roger Milla schildern<br />
dazu in Interviews ihre ganz eigenen Erinnerungen<br />
an glanzvolle Siege und bittere Niederlagen.<br />
Bernard Lions:<br />
„Mythos Fußball-WM“,<br />
Delius Klasing 2014, 240 S., 29,90 €.<br />
THOMAS<br />
Fifa KISTNER<br />
MAFIA<br />
DIE SCHMUTZIGEN GESCHÄFTE<br />
MIT DEM WELTFUSSBALL<br />
aktualisiert und stark erweitert<br />
Thomas Kistner:<br />
„fifa Mafia“,<br />
Knaur TB 2014, 496 S., 12,99 €.<br />
Das vielleicht notwendige Gegengift zum bevorstehenden<br />
WM-Hype bietet Thomas Kistner, seines Zeichens<br />
Sportredakteur bei der „Süddeutschen Zeitung“. Sein<br />
Interesse gilt nicht den kickenden Männern in kurzen<br />
Hosen, sondern den Drahtziehern im Hintergrund. Wer<br />
schon einmal hoch über Zürich vor dem Anwesen der<br />
FIFA, dem alleinherrschenden Weltverband des Fußballs,<br />
stand, mag dessen Entrücktheit und Abschottung<br />
von der Welt und auch der Basis des Fußballs erahnen.<br />
Kistner versucht in der Form eines <strong>Wirtschaft</strong>sthrillers<br />
dennoch hinter die Kulissen der mächtigen und wenig<br />
transparenten Organisation zu schauen. Sein ursprünglich<br />
2012 erschienenes Werk wurde zur bevorstehenden<br />
WM aktualisiert und erweitert – denn auch wenn das<br />
Image der FIFA hierzulande längst tiefgreifend ramponiert<br />
ist, die leidige Geschichte von dubiosen WM-<br />
Vergaben, zwielichtigen Geldgeschäften und korrupten<br />
Funktionären scheint noch lange nicht auserzählt.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
56 | W+M Netzwerk<br />
Unternehmerball des UV Rostock<br />
Zu Gast in Neptuns Reich<br />
Die Unternehmer der Hansestadt Rostock und<br />
den umliegenden Landkreisen verließen die<br />
Kommandobrücke ihrer Unternehmen und folgten<br />
der Einladung des Unternehmerverbands,<br />
um ausgiebig zu feiern. Anlässlich des diesjährigen<br />
Mottos „Zu Gast in Neptuns Reich“ hatte die<br />
Crew des Hotels Neptun im Bernsteinsaal Klarschiff<br />
gemacht, die Planken geputzt und für passende<br />
Dekoration und stimmungsvolle Beleuchtung<br />
in Azurblau gesorgt.<br />
Angeführt wurde die Unterwasser-Expedition<br />
von Moderatorin Jacqueline Boulanger, die<br />
in Begleitung von zwei charmanten Meeresnixen<br />
durch den Abend führte und als Sängerin<br />
mit den bekannten Melodien aus „Arielle“ das<br />
Publikum begeisterte. Inmitten von Tauchern,<br />
Nixen und diversem Meeresgetier sorgte aber<br />
auch die „US Party Band” nicht nur für temperamentvolle<br />
Tanzrunden, sondern brachte die<br />
Tiefsee im Bernsteinsaal zum Kochen. Es wurde<br />
getanzt bis in die frühen Morgenstunden. Für<br />
die notwendigen Erfrischungsmomente und das<br />
leibliche Wohl sorgten kulinarische Leckerbissen<br />
direkt aus Neptuns Reich, präsentiert von Neptuns<br />
Chefkoch.<br />
W+M<br />
Die Tanzfläche war schnell gefüllt.<br />
Bürgermeister von Pastow<br />
Hanns Lange mit<br />
Begleitung.<br />
Enrico Quaiser,<br />
Geschäftsbereichsleiter Personalwesen<br />
ICS adminservice GmbH,<br />
mit Begleitung.<br />
Die „US Party Band” sorgte für Stimmung.<br />
Geschäftsführerin<br />
Manuela Balan und<br />
Präsident Frank Haacker vom<br />
Unternehmerverband Rostock.<br />
Fotos: Angelika Heim, maxpress<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014<br />
Das Team der Hanse Menü Service GmbH.
Gesellschaft | 57<br />
Unternehmerball des UV Schwerin<br />
Mythos in Mecklenburg<br />
Unter dem Motto „Der Mythos lebt” hatten der Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin,<br />
die IHK zu Schwerin und die Handwerkskammer Schwerin Vertreter aus <strong>Wirtschaft</strong>,<br />
Politik, Medien und dem öffentlichen Leben aus Westmecklenburg in die Sternenhalle der Mercedes-Benz-Niederlassung<br />
Schwerin eingeladen – und 300 Gäste kamen.<br />
Im Beisein von Mecklenburg-Vorpommerns <strong>Wirtschaft</strong>sminister Harry Glawe überreichte UV-Präsident<br />
Rolf Paukstat während des Balls den <strong>Wirtschaft</strong>spreis „Unternehmer des Jahres 2013” an<br />
Oliver Schindler von der Sweet Tec GmbH aus Boizenburg.<br />
Nach der Preisverleihung gab es dann kein Halten mehr. Die einen zog es vehement auf die Tanzfläche,<br />
auf der die „US Party Band” und Tänzer des Rock’n’Roll-Clubs „Flying Saucers” aus Flensburg<br />
gute Stimmung verbreiteten. Andere Gäste posierten vor den Harleys oder dem Chevrolet<br />
Monte Carlo Baujahr ‘77.<br />
W+M<br />
Präsidenten und Geschäftsführer der Unternehmerverbände Sachsen, Brandenburg-Berlin,<br />
Rostock-Mittleres Mecklenburg und Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin mit Partnern.<br />
Die Tänzer des Rock’n’Roll-Clubs<br />
„Flying Saucers” fegten mit Leidenschaft<br />
über das Parkett.<br />
Wolfgang Waldmüller (Abgeordneter des Landtags<br />
Mecklenburg-Vorpommern) mit Partnerin, UV-Präsident<br />
Rolf Paukstat und UV-Geschäftsführer Wolfgang<br />
Schröder (beide UV Norddeutschland Mecklenburg-<br />
Schwerin) (v. l. n. r.).<br />
Der Chevrolet<br />
UV-Präsident Rolf Paukstat (2. v. l.) und Mecklenburg-Vorpommerns<br />
Monte Carlo<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sminister Harry Glawe (r.) ehren „Unternehmer des<br />
Baujahr 1977<br />
Jahres 2013” Oliver Schindler (Mitte, Sweet Tec GmbH).<br />
war beliebtes<br />
Fotomotiv<br />
der Gäste des<br />
Abends.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
58 | W+M Netzwerk<br />
2. Internationaler Beach Polo Cup<br />
Top-Event in Binz<br />
Ausgelassene Stimmung auf der Tribüne: Martin Sureck<br />
(Brand Manager Ferrari, l.), Katja Grundler (Mini) und<br />
Steffen Kietzmann (BMW Auto Eggert).<br />
Matthias Ludwig besitzt in Warnemünde<br />
zwei Boutiquen und ist Netzwerker aus<br />
Passion. Aus anfänglichen Sponsorings für<br />
diese und jene Veranstaltung entstand der Wunsch,<br />
ein eigenes Polo-Turnier zu organisieren. Typisch Unternehmer.<br />
Nun fand vom 16. bis 18. Mai 2014 bereits<br />
das 2. Binzer Beach-Polo-Turnier statt und wieder<br />
war es ein Erfolg. Für die Binz-Besucher wie für<br />
die Sponsoren war es ein tolles Erlebnis. Zu sehen<br />
war Polo mit erstklassigen Pferden und sechs Teams<br />
mit Spielern aus sechs Nationen. Der freie Zutritt zur<br />
Polo-Arena, die Möglichkeit zu vielen Gesprächen,<br />
die durchaus auch geschäftlich sein durften, und<br />
nicht zuletzt das tolle Wetter haben Lust auf mehr<br />
gemacht. In Binz, der Perle Rügens, hat sich ein weiteres<br />
Highlight etabliert. Und das auch und nicht zuletzt,<br />
weil bekannte Unternehmer aus Binz, die Gemeinde,<br />
der Bürgermeister und die Kurverwaltung<br />
das Projekt unterstützen. <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
freut sich als Medienpartner über den Erfolg und<br />
auf 2015.<br />
w+m<br />
Erstklassiges Polo mit sechs<br />
Teams und Spielern aus sechs<br />
Nationen.<br />
Stimmung beim Grand Opening mit der<br />
ABBA-Tribute-Band Swede Sensation.<br />
W+M-Verleger Frank Nehring (r.) mit<br />
Veranstalter Matthias Ludwig (l.) und<br />
Moderator Thomas Sonnenburg.<br />
Einmaliges Panorama: Beach-Polo-Arena<br />
mit Kurhaus Binz im Hintergrund.<br />
Fotos: Ralf Succo/SuccoMedia Andrea Schawe – momente im blick<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Schweriner Unternehmertag<br />
Marketing im Fokus<br />
Der gemeinsame Unternehmertag der Unternehmerverbände Norddeutschland<br />
Mecklenburg-Schwerin und Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />
im April, den <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> als Medienpartner begleitete,<br />
war ein voller Erfolg. Mehr als 300 Gäste fanden sich in der Hochschule<br />
der Bundesagentur für Arbeit in Schwerin ein, um sich über<br />
das Thema „Marketing im Wandel der Zeit“ auszutauschen. Gerade<br />
im Bereich Marketing erleben Unternehmen teils revolutionäre Veränderungen,<br />
auf die sie mit einem neuen<br />
Grundverständnis und einem veränderten<br />
Marketingmix reagieren müssen. Anregungen<br />
konnten sich die Gäste bei diversen<br />
Vorträgen von Unternehmensgeschäftsführern<br />
und Marketing-Experten aus der<br />
Region holen. Dr. Christian Frenzel, Chef<br />
der Staatskanzlei des Landes Mecklenburg-Vorpommern,<br />
stellte die Kampagne<br />
„MV tut gut“ und die sich ändernden Rahmenbedingungen<br />
in Mecklenburg-Vorpommern<br />
vor.<br />
W+m<br />
Gesellschaft | 59<br />
Manuela Balan (Geschäftsführerin des UV Rostock), Rolf Paukstat<br />
(Präsident des UV Schwerin), Dr. Christian Frenzel (Chef der Staatskanzlei<br />
Mecklenburg-Vorpommerns), Prof. Dr. Christian Gade<br />
(Hochschule der Bundesagentur für Arbeit) (v. l. n. r.).<br />
300 Gäste kamen zum<br />
Unternehmertag 2014<br />
in die Hochschule der<br />
Agentur für Arbeit.<br />
Die Geschäftsführerin des UV Rostock Manuela Balan und der Geschäftsführer des<br />
UV Schwerin Wolfgang Schröder moderierten den Unternehmertag 2014.<br />
Christian Pegel, Minister für Energie,<br />
Infrastruktur und Landesentwicklung<br />
Mecklenburg-Vorpommerns.<br />
Harald Püschel (Direktor Aquamaris<br />
Strandresidenz), Energieminister<br />
Mecklenburg-Vorpommerns Christian<br />
Pegel und Harm Sievers (Geschäftsführer<br />
Fährhafen Sassnitz GmbH) (v. l.<br />
n. r.) vor dem Shantychor Sassnitz.<br />
Juliusruh<br />
Energiedebatte<br />
und Frühlingsball<br />
Die <strong>Wirtschaft</strong>sgespräche zum Thema Offshore-<br />
Windenergie des Unternehmerverbands Vorpommern<br />
Anfang April drehten sich um ein ganz<br />
aktuelles Thema: die Novellierung des Erneuerbaren<br />
Energien Gesetzes (EEG). Der geladene<br />
Energieminister Mecklenburg-Vorpommerns<br />
Christian Pegel zeigte sich zufrieden mit dem<br />
Ergebnis des Energiegipfels zur Novellierung.<br />
Am Abend fand dann in Juliusruh bereits zum<br />
vierten Mal der „Maritime Frühlingsball der <strong>Wirtschaft</strong>”<br />
statt. Zu der Veranstaltung luden der Unternehmerverband<br />
Vorpommern e. V., die Industrie-<br />
und Handelskammer zu Rostock, die Kreishandwerkerschaft<br />
und als Hauptorganisator die<br />
Fährhafen Saßnitz GmbH. Neben über 170 geladenen<br />
Gästen aus <strong>Wirtschaft</strong>, Politik und Gesellschaft<br />
durfte auch hier Minister Pegel als Ehrengast<br />
und Schirmherr begrüßt werden. w+m<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
60 | W+M Netzwerk<br />
Die Gedenktafel an Ferdinand Porsches Geburtshaus in Vratislavice ist noch erhalten.<br />
Querelen um Porsche-Gedenken in Vratislavice<br />
Eine Ausstellung der Firma Porsche sowie weitere Hinweise im Ort zur Erinnerung an Ferdinand<br />
Porsche wurden nach Protesten von Einheimischen aufgrund seiner Verbindungen zum Nazi-Regime<br />
aus seinem Geburtsort Vratislavice entfernt.<br />
Von Rudolf Miethig (VBIW)<br />
Der „Lohner-Porsche Mixte“<br />
(„gemischter“, benzin-elektrischer<br />
Antrieb) wird heute als erstes<br />
Hybrid-Auto der Welt bezeichnet.<br />
Vratislavice. Zu den Erfindern, deren Leben und<br />
Werk im Arbeitskreis Verkehrswesen des VBIW erforscht<br />
werden, gehört auch Ferdinand Porsche.<br />
1875 wurde er in Vratislavice, einem Ortsteil von<br />
Liberec in der Tschechischen Republik, geboren.<br />
Schon als 14-Jähriger experimentierte er auf dem<br />
Dachboden seines Geburtshauses mit Batterien<br />
und Glühlampen, verkabelte schließlich das gesamte<br />
Haus. Von 1898 an konstruierte er bei der<br />
Firma Lohner in Wien Elektrofahrzeuge und entwickelte<br />
ein an den Vorderrädern angetriebenes<br />
Fahrzeug, den „Lohner-Porsche Mixte“, bei dem<br />
ein ständig mitlaufender Benzinmotor, gekoppelt mit einem Generator,<br />
den Strom für den Antrieb erzeugte. Freilich wusste Porsche<br />
noch nicht, dass die Wissenschaft diese Art Antrieb 90 Jahre später<br />
als Hybridantrieb, genauer „seriellen Vollhybrid“, bezeichnen würde.<br />
Das Fahrzeug brauchte keine aufwändigen Antriebswellen, weil<br />
lediglich Kabel zu den Radnabenmotoren geführt zu werden brauchten.<br />
Erstmals konnten so auch gelenkte Räder angetrieben werden.<br />
Und 1936 entwickelte Porsche in seinem Konstruktionsbüro in Stuttgart-Zuffenhausen<br />
einen revolutionären Kleinwagen – den Volkswagen,<br />
liebevoll Käfer genannt. Über 21,5 Millionen Fahrzeuge wurden<br />
von 1938 bis 2003 produziert, zuletzt in Mexiko.<br />
Auf das Porsche-Haus in Vratislavice stieß der Arbeitskreis im Jahr<br />
2012. An ihm prangte eine glänzende Bronzeplakette mit dem Relief<br />
Porsches. Das Haus war gerade leergezogen, nachdem es der Autobauer<br />
Škoda zuvor gekauft hatte. Die Nutzung als Erinnerungsstätte<br />
für Ferdinand Porsche als Mitbegründer des VW-Konzerns war<br />
naheliegend. Zu jener Zeit war bereits an anderer Stelle, im Kulturzentrum<br />
von Vratislavice, eine Ausstellung der Porsche AG aufgebaut.<br />
Zu sehen waren aufgeschnittene 911er-<br />
Porsche-Sportwagen, auf Glasscheiben des Kulturzentrums<br />
war das wechselvolle Leben Porsches<br />
beschrieben, auch die Auszeichnungen,<br />
die er von Kaiser Franz-Josef, König Emanuel II.<br />
und dem Naziregime erhalten hatte, wurden erwähnt.<br />
Man war sichtlich stolz, Geburtsort des<br />
genialen Konstrukteurs zu sein.<br />
Plötzlich aber wurden die Ausstellungsobjekte<br />
von der Porsche AG wieder abgezogen, der Hinweis<br />
auf Porsche am Ortseingangsschild ist verschwunden.<br />
Was war geschehen? Aktivisten aus<br />
Vratislavice hatten sich wegen seiner Verbindungen zum Nazi-Regime,<br />
insbesondere seiner Mitgliedschaft in der SS, gegen die Würdigung<br />
seiner Person gewandt, der neugewählte Gemeinderat war<br />
aufgeschreckt. Ein anderer Teil der Einwohner und auch die Oberbürgermeisterin<br />
von Liberec sprechen sich nach wie vor für die Darstellung<br />
der Gemeinde als Porsche-Geburtsort aus und wollen die Geschichte<br />
erzählen, wie sie ist – auch um Besucher anzulocken. Es<br />
entbrannte ein heftiger, interner Streit. Am Ende entschieden die<br />
Abgeordneten von Vratislavice, dass anstelle der Porsche-Ausstellung<br />
eine Bibliothek im Kulturzentrum untergebracht werden soll.<br />
Škoda hat seine Pläne zum Porsche-Geburtshaus erst einmal auf Eis<br />
gelegt. Für die Mitglieder des VBIW sind vor allem für die bahnbrechenden<br />
Konstruktionen von Porsche von Interesse, aber auch die<br />
Möglichkeiten, wie diese heute noch genutzt werden können. Gerade<br />
den Gedanken, den Strom für den Elektroantrieb an Bord zu erzeugen,<br />
haben führende Hersteller wieder aufgegriffen. So werden<br />
seit 2012 in Deutschland Pkw serienmäßig mit Reichweitenverlängerern<br />
angeboten.<br />
Fotos: Rudolf Miethig (VBIW), Wikimedia Commons, Bernd Geller (VBIW)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
VBIW | 61<br />
Ausbau der Autobahn A 12<br />
Einrichtung des 4+0-Verkehrs als Voraussetzung für den Abriss<br />
der rechten (südlichen) Fahrbahn auf der A 12 zwischen Dreieck<br />
Spreeau und Fürstenwalde.<br />
Seit März wird wieder gebaggert auf der A 12 zwischen Dreieck Spreeau<br />
und Fürstenwalde. Der vierspurige Ausbau, das derzeit größte<br />
Straßenbauprojekt Brandenburgs, soll bis 2018 dauern. Er ist notwendig,<br />
da der aus dem Jahr 1937 stammende Betonuntergrund zu<br />
brüchig geworden ist und noch immer Standstreifen fehlen. Lediglich<br />
eine Asphaltdecke wurde 1990 über die alte Betonfahrbahn gezogen.<br />
Warum aber dauert der Ausbau so lange, wundern sich nicht<br />
nur die Mitglieder des VBIW. Und warum wird nicht gleich sechsspurig<br />
ausgebaut? Thomas Schütt vom Landesbetrieb Straßenwesen<br />
Brandenburg beantwortete die Fragen der VBIW-Mitglieder und erklärte,<br />
die lange Dauer der Maßnahmen resultiere aus der Tatsache,<br />
dass aufgrund der Verkehrssicherheit und dem Fließen des Verkehrs<br />
stets zwei Fahrbahnen pro Richtung offen gehalten werden müssen.<br />
Außerdem könne nur von April bis Oktober gearbeitet werden, damit<br />
der Winterdienst sicher gewährleistet werden kann. Der vierspurige<br />
Betrieb soll wie folgt durchgehend aufrechterhalten bleiben: Im Jahr<br />
2013 wurde die nördliche Richtungsfahrbahn provisorisch verbreitert,<br />
auf dieser wird jetzt in einem sogenannten 4+0-Verkehr gefahren.<br />
Das bedeutet, auf der nördlichen Richtungsfahrbahn stehen vier<br />
und auf der südlichen keine Fahrspur zur Verfügung. Die südliche<br />
Spur wird dieses Jahr komplett abgerissen und grunderneuert. Im<br />
Anschluss wird der gesamte Verkehr auf die neue südliche Fahrbahn<br />
verlagert, so dass die nördliche Fahrbahn im nächsten Jahr ebenfalls<br />
abgerissen und erneuert werden kann. Der mittlere und letzte<br />
Bauabschnitt der 17 Kilometer langen Strecke soll dann ab 2016<br />
saniert und bis 2018 fertiggestellt werden.<br />
Die Autobahn wird von 24 auf 29,5 Meter und die betonierte Fahrbahn<br />
um zwei auf 11,5 Meter verbreitert. Damit können auch Standstreifen<br />
mit einer Breite von 2,5 Metern und somit mehr Sicherheit<br />
realisiert werden. Ein Ausbau auf sechs Spuren ist laut Schütt aber<br />
nicht notwendig, dafür reiche der hier gemessene durchschnittliche<br />
Tagesverkehr von 37.000 Fahrzeugen nicht aus. Sechsspurige<br />
Fahrbahnen werden erst bei mindestens 60.000 Fahrzeugen täglich<br />
gebaut.<br />
Rudolf Miethig (VBIW)<br />
Arbeitskreis zur Erforschung der Technikgeschichte<br />
des Warmwalzwerks gegründet<br />
Eisenhüttenstadt. Arbeitskreise des VBIW hatten die Technikgeschichte<br />
des Roheisenwerks und des Kaltwalzwerks der ArcelorMittal<br />
Eisenhüttenstadt GmbH bereits dokumentiert. Die Fachzeitschrift<br />
„stahl und eisen“ stellte die Dokumentation über das Kaltwalzwerk<br />
in einer Buchbesprechung vor und auch der VBIW berichtete darüber<br />
Erst seit 1997 kann<br />
in Eisenhüttenstadt<br />
Warmband aus<br />
Brammen ausgewalzt<br />
werden.<br />
in W+M 5-6/2013. Das war offenbar Ansporn für die Ingenieure des<br />
Warmwalzwerks, auch dessen Geschichte zu erforschen und zu dokumentieren.<br />
Das Hüttenwerk selbst war 1951 als „Eisenhüttenkombinat<br />
Ost“ in Betrieb genommen worden, aber ohne Kalt- und Warmwalzwerk.<br />
Erst 1997 wurde mit dem Bau des Warmwalzwerkes der<br />
metallurgische Zyklus geschlossen, das heißt, die Brammen werden<br />
seitdem innerhalb des Werks zu Warmband ausgewalzt und brauchen<br />
nicht mehr als Warmband-Coils von anderen Stahlwerken bezogen<br />
zu werden. Die Forschungsarbeiten und die Dokumentation der Ergebnisse<br />
werden im Rahmen eines Arbeitskreises „Technikgeschichte<br />
des Warmwalzwerks“ durchgeführt. Unter der Leitung von Hans-<br />
Jürgen Zimmermann vom VBIW gehören ihm ehemalige und aktive<br />
Führungskräfte, Ingenieure und Mitarbeiter des Warmwalzwerkes sowie<br />
anderer Bereiche von ArcelorMittal an. Zimmermann rechnet damit,<br />
dass für die Fertigstellung der Dokumentation etwa zwei Jahre<br />
benötigt werden.<br />
Rudolf Miethig (VBIW)<br />
VBIW – Verein Brandenburgischer<br />
Ingenieure und <strong>Wirtschaft</strong>ler e. V.<br />
Landesgeschäftsstelle: Fürstenwalder Str. 46,<br />
15234 Frankfurt (Oder), Tel.: 0335 8692151<br />
E-Mail: buero.vbiw@t-online.de<br />
Internet: www.vbiw-ev.de<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
62 | W+M Netzwerk<br />
UV Sachsen<br />
Bilanz und Ausblick für Sachsens Unternehmen<br />
Im April fand im Sächsischen<br />
Staatsweingut Schloss Wackerbarth<br />
die Mitgliederversammlung<br />
des Unternehmerverbands<br />
Sachsen statt.<br />
Geschäftsführer Lars Schaller<br />
verlas den Finanzbericht,<br />
schilderte die Verbandsaktivitäten<br />
2013 und stellte Ziele<br />
und Veranstaltungen für dieses<br />
Jahr vor. Für das Amt der<br />
Finanzprüfer 2014 wurden<br />
Ulrike Eberhard (B&P <strong>Wirtschaft</strong>sprüfer-<br />
und Steuerberatungsgesellschaft<br />
mbH) und Frank Steinert<br />
(Steinert Bauplanung GmbH) gewählt.<br />
Für ihr besonderes Engagement bedankte<br />
sich Lars Schaller bei Volker Wahl (WaCo<br />
Gerätetechnik GmbH) und Rechtsanwalt<br />
Dr. Axel Schober. Sie organisieren in Dresden<br />
den <strong>Wirtschaft</strong>spolitischen Arbeitskreis<br />
und den Arbeitskreis International.<br />
UV-Sachsen-Präsident Hartmut Bunsen<br />
griff in seiner Rede die wichtigsten Punkte<br />
der vorangegangenen regen Diskussion<br />
auf und gab seine Einschätzung zu den<br />
Themen Mindestlohn, Energiewende und<br />
Fachkräftemangel.<br />
Der Präsident des Vereins „SACHSEN Sail“<br />
Hans-Jürgen Zetzsche rundete die gut besuchte<br />
Mitgliederversammlung mit seiner<br />
Präsentation ab und stellte dabei auch die<br />
diesjährige Tour Amsterdam-Edinburgh-<br />
London vor.<br />
UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />
Termine<br />
UV Brandenburg-Berlin<br />
19.06.2014: 17:30 – 21:00 Uhr Auftaktveranstaltung<br />
der Unternehmerinnen im UV<br />
Brandenburg-Berlin, Nordpier des BER<br />
25.06.2014: 18:30 – 20:30 Uhr BER Business-<br />
Club<br />
UV Rostock-Mittleres<br />
Mecklenburg<br />
18.06.2014: 18:00 Uhr Informationsabend:<br />
Hightech-Welt im Briefzentrum Roggentin,<br />
Rostock<br />
09.06.2014: 16:00 Uhr Führungskräfteseminar<br />
des Arbeitskreises Neue Medien<br />
zum Thema „Social Media“<br />
26.06.2014: 19:00 Uhr „3. Warnemünder<br />
Gespräch“, Café Ringelnatz, Alexandrinenstraße<br />
60, 18119 Rostock<br />
09.07.2014: Themenabend, HDI Gerling,<br />
Rostock<br />
UV Sachsen<br />
04.06.2014: Unternehmertreff zum Thema<br />
„Cyber-Kriminalität“, AMI, Messe Leipzig,<br />
Messe-Allee 1, 04356 Leipzig<br />
Neuwahl des Präsidiums<br />
Auf der ordentlichen Mitgliederversammlung<br />
des Unternehmerverbands Norddeutschland<br />
Mecklenburg-Schwerin im<br />
Mai in Schloss Basthorst wurden die Präsidiumsmitglieder<br />
für die dreijährige Legislaturperiode<br />
bis 2017 gewählt. Präsident<br />
Rolf Paukstat (Foto Mitte) ist für weitere<br />
drei Jahre im Amt. Ihm zur Seite stehen<br />
die langjährigen Vizepräsidenten<br />
Karl-Heinz Garbe<br />
(Foto links) und Detlef Elss<br />
(Foto rechts). Im weiteren<br />
Verlauf der Mitgliederversammlung<br />
stand neben einer<br />
umfangreichen Statut-<br />
Änderung auch die Neuwahl<br />
des Wahlausschusses<br />
und der Buchprüfer auf<br />
der Tagesordnung. Beide<br />
Einrichtungen wurden für<br />
den Zeitraum von drei Jahren<br />
neu bestimmt.<br />
04.06.2014: Unternehmertreffen Chemnitz<br />
mit Staatsministerin für Wissenschaft und<br />
Kunst Sabine von Schorlemer, Chemnitz<br />
18.06.2014: Unternehmerwissen kompakt –<br />
Experten geben Auskunft, Chemnitz<br />
19.06.2014: Unternehmerverbandsfest,<br />
Chemnitz<br />
23.06.2014: 3. Präsidiums- und Vorstandssitzung,<br />
Leipzig<br />
03.07.2014: Arbeitskreis International zum<br />
Thema „Türkei“, Technologie Zentrum<br />
Dresden<br />
07.07.2014: <strong>Wirtschaft</strong>sstammtisch,<br />
Dresden<br />
Veränderungen von Themen, Terminen und Veran<br />
staltungsorten können nicht ausgeschlossen<br />
werden.<br />
Foto: UV Aktuell, UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
Unternehmerverbände | 63<br />
Unternehmerverbände Mecklenburg-Vorpommern<br />
Gemeinsame Beratungen auf Gut Gremmelin<br />
UV Brandenburg-Berlin<br />
In subtropische Gefilde hatte der Unternehmerverband<br />
Brandenburg-Berlin zum<br />
Jahresempfang 2014 in die Biosphärenhalle<br />
nach Potsdam geladen. Flughafenkoordinator<br />
Rainer Bretschneider konnte zwar keinen<br />
Termin für die Flughafeneröffnung mitbringen,<br />
will aber mit dem BER-Business club<br />
in Kontakt bleiben. Gregor Gysi (Die Linke)<br />
warb um die Sympathien der Zuhörer für seine<br />
Partei. Er stellte dar, wie sich ihre steuerlichen<br />
und wirtschaftspolitischen Ziele positiv<br />
auf Selbstständige sowie Klein- und<br />
Mittelständische Unternehmen auswirken<br />
würden.<br />
Die Präsidenten, Vizepräsidenten, Schatzmeister<br />
und Geschäftsführer der drei Unternehmerverbände<br />
Rostock, Schwerin und<br />
Vorpommern trafen sich im Rahmen ihrer<br />
landesweiten Kooperation zu einem mehrstündigen<br />
Gedankenaustausch auf dem<br />
Gut Gremmelin. Im Mittelpunkt der Beratung<br />
standen aktuelle Fragen mit wirtschaftspolitischer<br />
Relevanz und die Verabschiedung<br />
unterschiedlicher gemeinsamer<br />
Vorhaben, die die Mitglieder der einzelnen<br />
Verbände näher miteinander vernetzen sollen.<br />
Dazu gehören beispielsweise die <strong>Wirtschaft</strong>s-<br />
und Unternehmerbälle in Schwerin,<br />
Rostock und Bansin, der 2. gemeinsame Unternehmertag,<br />
der am 24. April in Schwerin<br />
stattfand, die 3. Golf-Challenge am 22. August<br />
in Stralsund und der 2. UV-Branchentag<br />
mit dem Schwerpunkt „Berufliche Bildung“<br />
am 6. November in Rostock. Auch bundespolitisch<br />
werden die mecklenburgischen<br />
Unternehmerverbände landeseigene Themen<br />
im Rahmen ihrer Mitwirkung in der Interessengemeinschaft<br />
der Unternehmerverbände<br />
Ostdeutschlands und Berlin stärker<br />
in den Fokus rücken.<br />
Wolfgang Schröder und Karl-Heinz Garbe (beide UV Schwerin), Dr. Stephan Thiel,<br />
Frank Haacker und Anja Hausmann (alle UV Rostock) sowie Walter Kienast,<br />
Gerold Jürgens und Steffen Hellmuth (alle UV Vorpommern) (v. l. n. r.) bei den<br />
Beratungen auf Gut Gremmelin.<br />
Empfang unter Palmen<br />
UV Rostock<br />
Neu im Netzwerk<br />
Bereits 1980 begründeten Städte, die schon<br />
in der Vergangenheit dem Bund der Kaufmannsstädte<br />
angehörten, die weltweit<br />
größte freiwillige Städtegemeinschaft neu,<br />
die „Hanse der Neuzeit” – eine starke Organisation,<br />
die die Akteure in den aktuell<br />
181 Hansestädten in 16 Ländern Europas<br />
verbindet. Dieser Städtebund wird seit<br />
Juni 2013 durch den in Herford gegründeten<br />
<strong>Wirtschaft</strong>sbund HANSE ergänzt. Seit<br />
Anfang des Jahres gehört auch der Unternehmerverband<br />
Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />
diesem schnell wachsenden Netzwerk<br />
an.<br />
G ES c h ä f T S ST E l l E N<br />
Unternehmerverband Berlin e. V.<br />
Präsident: Armin Pempe<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Hauptgeschäftsführer: Andreas Jonderko<br />
Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />
Tel.: +49 30 9818500<br />
Fax: +49 30 9827239<br />
E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />
Internet: www.uv-berlin.de<br />
Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />
Präsident: Eberhard Walter<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Geschäftsführer: Steffen Heller<br />
Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />
Tel.: +49 355 22658<br />
Fax: +49 355 22659<br />
E-Mail: cottbus@uv-brandenburg-berlin.de<br />
Internet: www.uv-brandenburg-berlin.de<br />
Bezirksgeschäftsstelle Potsdam<br />
Hegelallee 35, 14467 Potsdam<br />
Tel.: +49 331 810306<br />
Fax: +49 331 8170835<br />
E-Mail: potsdam@uv-brandenburg-berlin.de<br />
Repräsentanz Frankfurt Oder:<br />
Repräsentant: Detlef Rennspieß<br />
Perleberger Straße 2, 15234 Frankfurt Oder<br />
Tel.: +49 335 4007458<br />
Fax: +49 335 4007457<br />
E-Mail: detlef.rennspiess@signal-iduna.net<br />
Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-<br />
Schwerin e. V.<br />
Präsident: Rolf Paukstat<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Hauptgeschäftsführer: Wolfgang Schröder<br />
Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />
Tel.: +49 385 569333<br />
Fax: +49 385 568501<br />
E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />
Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />
Unternehmerverband Rostock-Mittleres Mecklenburg e. V.<br />
Präsident: Frank Haacker<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />
Wilhelm-Külz-Platz 4<br />
18055 Rostock<br />
Tel.: +49 381 242580<br />
Fax: +49 381 2425818<br />
E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />
Internet: www.uv-mv.de<br />
Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />
Präsident: Hartmut Bunsen<br />
Geschäftsführer: Lars Schaller<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />
Tel.: +49 341 52625844<br />
Fax: +49 341 52625833<br />
E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />
Internet: www.uv-sachsen.de<br />
Geschäftsstelle Chemnitz<br />
Repräsentantin: Gabriele Hofmann-Hunger<br />
Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />
Tel.: +49 371 49512912<br />
Fax: +49 371 49512916<br />
E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />
Geschäftsstelle Dresden<br />
Repräsentant: Klaus-Dieter Lindeck<br />
Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />
Tel.: +49 351 8996467<br />
Fax: +49 351 8996749<br />
E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />
Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />
Präsident: Jürgen Sperlich<br />
Geschäftsstelle Halle/Saale<br />
Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />
Tel.: +49 345 78230924<br />
Fax: +49 345 7823467<br />
Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />
Präsident: Jens Wenzke<br />
c/o IHK Erfurt – Abteilung Standortpolitik<br />
Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />
Tel.: +49 361 4930811<br />
Fax: +49 361 4930826<br />
E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />
Internet: www.uv-thueringen.de<br />
Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />
Präsident: Gerold Jürgens<br />
Geschäftsstelle<br />
Geschäftsstellenleiter: Steffen Hellmuth<br />
Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />
Tel.: +49 3834 835823<br />
Fax: +49 3834 835825<br />
E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />
Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
64 | W+M Rückblick<br />
Was macht eigentlich Oswald Müller, langjähriger Chef und<br />
erfolgreicher Krisenmanager der Wismarer Werft?<br />
Der Schiffbau-Kapitän<br />
Den letzten Schiffbauauftrag in seiner Amtszeit unterzeichnete Oswald Müller (r.) 2000 mit Reedereichef Klaus Oldendorff. Die Reederei<br />
Nord bestellte vier Containerschiffe in Wismar.<br />
Schiffbau ist ein internationales Geschäft.<br />
In seinem hellen Haus in der<br />
1.300-Seelen-Gemeinde Stäbelow nahe<br />
Rostock pflegt Oswald Müller globale Kontakte.<br />
Auf einschlägigen Internetportalen verfolgt<br />
der 79-Jährige auch zwölf Jahre nach<br />
seinem letzten Arbeitstag als Chef der Wismarer<br />
Werft das Geschehen in der Branche.<br />
Regelmäßig landen zudem maritime Fachmagazine<br />
aus aller Welt im Briefkasten.<br />
In den letzten Wochen und Monaten hat der<br />
einstige Schiffbaumanager jedoch den Blick<br />
weniger in die Ferne schweifen lassen. Der<br />
einheimische Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern<br />
ist spätestens nach der Insolvenz<br />
der P+S-Werften in Stralsund und Wolgast im<br />
Sommer 2012 schwer in Seenot geraten. Ein<br />
Verhängnis, das Oswald Müller beben lässt.<br />
„Als die Wadan-Werften in Wismar und Warnemünde<br />
Mitte 2009 zahlungsunfähig waren,<br />
da befanden sich auch die P+S-Werften bereits<br />
in Schieflage. Es wagte aber niemand,<br />
das laut zu sagen.“ Damals hätten die P+S-<br />
Werften Schiffbauaufträge im Gesamtvolumen<br />
von einer Milliarde Euro in den Büchern<br />
gehabt. „Doch 22 Schiffe innerhalb von drei<br />
Jahren abzuliefern, darunter acht neue Typen,<br />
das ist einfach nicht machbar.“ Die Pleite<br />
war programmiert. Wertvolle Zeit ging verloren,<br />
um abseits des Schiffbaus die Werften<br />
rechtzeitig umzuorientieren.<br />
Der Aufsichtsrat von P+S habe total versagt,<br />
und die Politik, fügt Müller hinzu. Diese habe<br />
die Werften im Land immer nur mit dem Bau<br />
von Schiffen in Verbindung gebracht, „dabei<br />
können die Werften weit mehr, vor allem alles,<br />
was mit Stahlbau zu tun hat“. Brücken,<br />
Plattformen, Schiffsanleger. Darin liegt die<br />
Zukunft für die maritime Industrie, ist Müller<br />
überzeugt. „Die Werften haben das technologische<br />
Potenzial und die Innovationskraft,<br />
sich neue Geschäftsfelder zu erschließen.“<br />
Genugtuung bereitete ihm unlängst, dass die<br />
Nordic Yards für die insolvente Stralsunder<br />
Volkswerft den Zuschlag bekommen haben.<br />
„Nordic-Chef Vitaly Yusufov ist ein Glücksfall<br />
für Mecklenburg-Vorpommern“, schwärmt<br />
Müller für den russischen Investor und Manager.<br />
Dieser habe es binnen kurzer Zeit verstanden,<br />
die Werften in Wismar und Warnemünde<br />
auf Offshore-Technik und Spezial-<br />
Fotos: Privat<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
W+M Rückblick | 65<br />
Oswald Müller (3. v. l.) 1996 in Wismar<br />
mit chinesischen Auftraggebern anlässlich<br />
einer Schiffsablieferung.<br />
Oswald Müller (r.) 1994 mit Ministerpräsident<br />
Bernd Seite (l.) und dem Chef der Bremer<br />
Vulkan Friedrich Hennemann (2. v. r.).<br />
Im November 2000 wurde das Clubschiff<br />
„AIDAvita“ auf Kiel gelegt. Neben Oswald<br />
Müller (r.) der AIDA-Chef Horst Rahe.<br />
schiffe zu trimmen. Seit der Zäsur im weltweiten<br />
Schiffbau durch die <strong>Wirtschaft</strong>s- und<br />
Finanzkrise 2008/09 sei dies der einzige Ausweg,<br />
um wirtschaftlich zu überleben.<br />
Oswald Müller kennt das Gefühl, wenn eine<br />
ganze Branche am seidenen Faden hängt, zur<br />
Genüge. Seit 1978 hatte er in Wismar die Geschicke<br />
der Werft gelenkt und geleitet. Nach<br />
der Privatisierungswelle gehörte die MTW<br />
Werft ab Herbst 1992 zur Bremer Vulkan AG.<br />
Müller blieb bis zur Pensionierung im Jahr<br />
2002 der Geschäftsführer in Wismar und damit<br />
als einziger Schiffbaumanager aus DDR-<br />
Tagen in einer Führungsposition. Maßgeblich<br />
trieb er den Umbruch in der maritimen<br />
Industrie im Land mit voran. Ob es klug war,<br />
nach der Wende den Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern<br />
zu erhalten, ist auch aus<br />
heutiger Sicht für ihn unstrittig. „Marktwirtschaftlich<br />
betrachtet brauchte das vereinigte<br />
Deutschland die Ostwerften nicht. Auch<br />
der Rest der Welt war auf sie nicht angewiesen.<br />
Aber die Menschen im Land brauchten<br />
den Schiffbau, er sicherte viele Existenzen.“<br />
Den ersten schweren Dämpfer in den Nachwendejahren<br />
erfuhr die Werftindustrie 1996<br />
durch die Pleite der Bremer Vulkan AG. Da<br />
steckte die Wismarer Werft, der Oswald Müller<br />
24 Jahre lang vorstand, mitten im Modernisierungsprozess.<br />
Der Vulkan-Nachfolger,<br />
ein norwegischer Eigner, betrieb weiter<br />
konventionellen Schiffbau. Müller räumt ein,<br />
„dass mehrere Jahre lang mit Containerschiffen<br />
schnelles und gutes Geld verdient werden<br />
konnte“. Die Nachfrage auf dem Weltschifffahrtsmarkt<br />
war enorm. Die Schiffbaukonzerne<br />
in Asien gerieten Mitte der 2000er Jahre<br />
an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Folge war,<br />
dass Containerfrachter auch auf deutschen<br />
Werften in großer Zahl in Auftrag gegeben<br />
wurden. Eine trügerische Verheißung. Nicht<br />
nur die Wismarer Werft manövrierte sich in<br />
die Sackgasse. „Im globalen Kontext war<br />
mir schon Ende der 90er Jahre klar, dass wir<br />
gegen die asiatische Konkurrenz auf lange<br />
Sicht einen außerordentlich schweren Stand<br />
und im Containerbereich keine Chancen haben<br />
werden“, blickt Müller zurück.<br />
In den folgenden Jahren bis 2012 sollten<br />
sich die Befürchtungen des einstigen Werftund<br />
Krisenmanagers bewahrheiten. Seit der<br />
Vulkan-Pleite 1996 verschwand ein Dutzend<br />
deutscher Schiffbaubetriebe völlig von der<br />
Bühne oder verabschiedete sich abrupt vom<br />
klassischen Schiffbau. Nach dem langen Kapitel<br />
als Werftchef beriet Müller noch einige<br />
Zeit chinesische und bulgarische Schiffbauunternehmen.<br />
Bedauern schwingt mit, als er<br />
erwähnt, dass er mit dem Ausscheiden als<br />
Schiffbau-Kapitän auch von der Landespolitik<br />
auf das Altenteil geschoben wurde. „Wenn<br />
Sie raus sind, sind Sie raus“, resümiert Müller<br />
knapp. Die Politik zog es vor, auf seine Erfahrungen<br />
vor allem im Krisenfall zu verzichten.<br />
Die Durststrecke im Schiffbau, sagt Müller,<br />
ist nicht vorbei. Auch weil der internationale<br />
Schiffsmarkt weiter schwächelt. „Trotz allem<br />
aber ist der Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern<br />
nicht tot. Die Werftindustrie wird<br />
in den Marktsegmenten erfolgreich sein, wo<br />
spezielle Bedarfe etwa in der Offshore-Industrie<br />
und Meerestechnik entstehen.“<br />
Oswald Müller baut keine Schiffe mehr. Dafür<br />
hat er mit seiner Ehefrau das Reisen mit dem<br />
Schiff entdeckt. Mehr als 20 Kreuzfahrten in<br />
viele Gegenden der Welt haben sie bis dato<br />
absolviert. In Nord- und Südamerika, im arabischen<br />
Raum und nach Australien. So manchem<br />
in Wismar gebauten Frachtschiff hinterher.<br />
Thomas Schwandt<br />
Relikt<br />
ver gangener<br />
Zeit:<br />
Stapellauf<br />
eines neuen<br />
Frachters<br />
in Wismar.<br />
Den letzten<br />
Stapellauf<br />
erlebte die<br />
Werft 1998.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
66 | W+M Die letzte Seite<br />
Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />
Gründerzeit im Osten<br />
Die <strong>Wirtschaft</strong> in den neuen Ländern ging in den<br />
1990er Jahren durch ein tiefes Tal. Doch längst hat<br />
ein regelrechter Gründerboom die neuen Bundesländer<br />
erfasst. Wie kommt es, dass plötzlich überall neue Unternehmen<br />
aus dem Boden schießen? Welchen Anteil haben<br />
daran die Förderbanken? Welche Ratschläge sollten potenzielle<br />
Gründer berücksichtigen? In der Titelgeschichte gibt<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> Antworten auf all diese Fragen.<br />
Ende August und Mitte September finden in Sachsen, Brandenburg<br />
und Thüringen Landtagswahlen statt. Zur Einstimmung<br />
darauf setzen wir unsere Interview-Reihe fort. Nach<br />
Dietmar Woidke (SPD) und Stanislaw Tillich (CDU), den Landesvätern<br />
von Brandenburg und Sachsen, steht diesmal<br />
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht<br />
(CDU) Rede und Antwort.<br />
Die nächste Ausgabe von <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
erscheint am 17. Juli 2014.<br />
Pe r sonenregister<br />
Adomat, Jens 7<br />
Anderson, Wes 22<br />
Arnold, Frank 54<br />
Baaske, Günter 6<br />
Bähr, Melanie 6<br />
Balan, Manuela 56, 59<br />
Baumeister, Roy F. 54<br />
Belfort, Jordan 54<br />
Berka, Klaus 7<br />
Beumer, Markus 10<br />
Beyer, Bernd-M. 55<br />
Beyer, Günther 18, 19<br />
Biedenkopf, Kurt 41, 42<br />
Bormann, Michael 50<br />
Boulanger, Jacqueline 56<br />
Bretschneider, Rainer 63<br />
Brody, Adrien 22<br />
Brühl, Daniel 22<br />
Buhl-Wagner, Martin 20, 21<br />
Bunsen, Hartmut 62<br />
Chan, Jackie 22<br />
Christoffers, Ralf 26<br />
Cierpinski, Waldemar 6<br />
Clooney, George 23<br />
Dahl, Robert 8<br />
Deinege, Siegfried 23<br />
Diestel, Peter-Michael 9<br />
Diestel, Thomas 9<br />
Dittrich, Jörg 15<br />
Eberhard, Ulrike 62<br />
Elss, Detlef 62<br />
Ermrich, Michael 24<br />
Ferriss, Tomithy 54<br />
Fiennes, Ralph 22<br />
Finkbeiner, Hans-Peter 8<br />
Finkbeiner, Jürgen 8<br />
Finkbeiner, Thomas 8<br />
Fischer, Bernd 25, 26<br />
Foster, Norman 44<br />
Franzke, Stefan 6<br />
Frenzel, Christian 59<br />
Fuchs, Michael 37<br />
Gade, Christian 59<br />
Garbe, Karl-Heinz 62, 63<br />
Glawe, Harry 57<br />
Goldblum, Jeff 22<br />
Grundler, Katja 58<br />
Gysi, Gregor 63<br />
Haacker, Frank 56, 63<br />
Hausmann, Anja 63<br />
Hellmuth, Steffen 63<br />
Hennemann, Friedrich 65<br />
Herles, Benedikt 54<br />
Herntier, Christine 6<br />
Hillenberg, Ralf 44, 45<br />
Jürgens, Gerold 63<br />
Kahnemann, Daniel 54<br />
Kienast, Walter 63<br />
Kietzmann, Steffen 58<br />
Kistner, Thomas 55<br />
Kleber, Frank 7<br />
Kleinsorg, Johannes 7<br />
Kohli, Raimund 14, 15<br />
Körner, Gotthard 14<br />
Kratz, Claudia 31<br />
Kudert, Stephan 54<br />
Kurtzke, Christian 6<br />
Lange, Hanns 56<br />
Lange, Volker 47<br />
Law, Jude 22<br />
Lieberknecht, Christine 66<br />
Lions, Bernard 55<br />
Ludwig, Matthias 58<br />
Maul, Walter 7<br />
Miedaner, Talane 54<br />
Müller, Oswald 64, 65<br />
Oldendorff, Klaus 64<br />
Paukstat, Rolf 57, 59, 62<br />
Pegel, Christian 59<br />
Püschel, Harald 59<br />
Putin, Wladimir 3<br />
Quaiser, Enrico 56<br />
Rademacher, Robert 47<br />
Rahe, Horst 65<br />
Rogall, Karsten 7<br />
Schaller, Lars 62<br />
Scheibe, Knut 6, 15<br />
Schindler, Oliver 57<br />
Schmidt, Manfred 23<br />
Schober, Axel 62<br />
Schröder, Gerhard 3<br />
Schröder, Wolfgang 57, 59, 63<br />
Schulze-Marmeling, Dietrich 55<br />
Schütt, Thomas 61<br />
Schwarzenegger, Arnold 22<br />
Seite, Bernd 65<br />
Sievers, Harm 59<br />
Sonnenburg, Thomas 58<br />
Sorg, Peter 54<br />
Steinert, Frank 62<br />
Stolpe, Manfred 19<br />
Sureck, Martin 58<br />
Tarantino, Quentin 22<br />
Thiel, Stephan 63<br />
Thoma, Karl-Heinz 9<br />
Tierney, John 54<br />
Tillich, Stanislaw 38-42, 66<br />
van Laak, Petra 6<br />
von Dohnanyi, Klaus 36<br />
von Schorlemer, Sabine 62<br />
Wahl, Volker 62<br />
Waldmüller, Wolfgang 57<br />
Wehrle, Martin 54<br />
Weiger, Hubert 37<br />
Winslet, Kate 22<br />
Woidke, Dietmar 66<br />
Wolf, Waltraud 9<br />
Yusufov, Vitaly 64<br />
Zetzsche, Hans-Jürgen 62<br />
Zimmermann, Hans-Jürgen 61<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014
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68 | W+M Länderreport<br />
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<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014