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WIRTSCHAFT+MARKT Tourismusboom stärkt Wirtschaft (Vorschau)

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25. Jahrgang | Heft 3 | Juni/Juli 2014 | e 3,50 | ZKZ 84618<br />

W i r t s c h a f t+<br />

M a r k t<br />

D a s O s t d e u t s c h e U n t e r n e h m e r m a g a z i n<br />

<strong>Tourismusboom</strong><br />

<strong>stärkt</strong><br />

<strong>Wirtschaft</strong><br />

im Osten


Weil wir für Sie die beste<br />

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Keine Investition ist wie die andere – Finanzierungen dürfen es erst recht nicht sein. Wir bieten<br />

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W+M Editorial | 3<br />

Keine neue Eiszeit zwischen<br />

Russland und dem Westen<br />

Foto: Torsten George, Titelfoto: Torsten George, Illustration Titel: Peter Menne<br />

Die herzliche Umarmung zwischen Altkanzler<br />

Gerhard Schröder und dem russischen Präsidenten<br />

Wladimir Putin liegt zwar schon einige<br />

Wochen zurück, aber das in St. Petersburg aufgenommene<br />

Foto polarisiert bis heute. Wie soll Deutschland<br />

sein Verhältnis zu Russland vor dem Hintergrund der<br />

Ukraine-Krise weiter gestalten? Sind Sanktionen und<br />

die Isolation Russlands der richtige Weg?<br />

Dazu gab es bisher unzählige Wortmeldungen aus vielen<br />

Teilen des Landes, aus allen Parteien und von diversen<br />

Interessenvertretungen. Die Positionen gehen<br />

mitunter weit auseinander. Bei den repräsentativen<br />

Meinungsumfragen fällt jedoch eines auf: Die Mehrheit der Deutschen<br />

– weit über 70 Prozent – hat große Sorgen vor einem neuen<br />

Kalten Krieg zwischen Russland und dem Westen.<br />

Ein Rückfall in die Zeiten des „Eisernen Vorhangs“ wäre für die<br />

heimische <strong>Wirtschaft</strong> – gelinde gesagt – eine Katastrophe. In<br />

den zurückliegenden gut zwei Jahrzehnten hat sich eine intensive<br />

und gegenseitig vorteilhafte ökonomische Zusammenarbeit<br />

entwickelt. Allein im letzten Jahr tauschten russische und deutsche<br />

Firmen Waren im Wert von knapp 77 Milliarden Euro aus,<br />

vor allem Maschinenbauprodukte, Fahrzeuge, Pharmazeutika,<br />

Lokomotiven und ganze Kraftwerke.<br />

Mehr als 6.200 deutsche Unternehmen, darunter viele Mittelständler<br />

aus den neuen Bundesländern und Berlin, engagieren sich seit<br />

Jahren erfolgreich in Russland und haben dort insgesamt über<br />

20 Milliarden Euro investiert. Es entstanden wirtschaftliche Verflechtungen<br />

und Abhängigkeiten. Deutsche Firmen sind heute Miteigentümer<br />

an russischen Gasfeldern, das russische Unternehmen<br />

Impressum<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />

Ausgabe 3/2014<br />

Redaktionsschluss: 19.05.2014<br />

Verlag: Verlag Frank Nehring GmbH<br />

Zimmerstraße 56, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 479071-0<br />

Fax: 030 479071-20<br />

www.NehringVerlag.DE<br />

Verlagsleiter: Dr. Robert Nehring<br />

Herausgeber/Geschäftsführer: Frank Nehring<br />

Tel.: 030 479071-11, FN@NehringVerlag.DE<br />

(Alleiniger Inhaber und Gesellschafter, Wohnort Berlin)<br />

Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />

Tel.: 030 479071-24, KH@wundm.info<br />

Karsten Hintzmann<br />

Chefredakteur<br />

KH@wundm.info<br />

Redaktion: Janine Pirk-Schenker<br />

Tel.: 030 479071-21, JP@NehringVerlag.DE<br />

Dr. Ulrich Conrad, Hans-Jürgen Götz, Harald Lachmann,<br />

Anette Pröber, Matthias Salm, Christoph Schneider,<br />

Thomas Schwandt<br />

Abo- und Anzeigenverwaltung; Vertrieb:<br />

Tobias Meier<br />

Tel.: 030 479071-28<br />

TM@NehringVerlag.DE<br />

Gazprom besitzt große Gasspeicher in Deutschland. Der<br />

deutsche Energiekonzern E.ON hat einen hochmodernen<br />

Kraftwerkspark in Russland errichtet, beschäftigt dort<br />

5.000 russische Mitarbeiter und versorgt russische Unternehmen<br />

mit Strom und Wärme. Deutschland braucht<br />

Öl, Gas, Rohstoffe und den gigantischen Absatzmarkt<br />

im Osten, Russland lechzt nach europäischem Knowhow,<br />

deutschen Technologien, Produktionsanlagen und<br />

Konsumgütern. Es ist eine gegenseitige Abhängigkeit<br />

entstanden, an die vor einem Vierteljahrhundert noch<br />

niemand zu denken gewagt hatte.<br />

Die deutschen Firmen erwarten daher von den politisch<br />

Verantwortlichen Entscheidungen mit Augenmaß, die die Verflechtungen<br />

einkalkulieren und berücksichtigen. Schon jetzt leidet die<br />

bilaterale <strong>Wirtschaft</strong>skooperation spürbar unter der Ukraine-Krise.<br />

Nach Angaben des Deutschen Industrie- und Handelskammertages<br />

(DIHK) ging der Export von Waren und Dienstleistungen nach<br />

Russland allein in den ersten zwei Monaten dieses Jahres um 16<br />

Prozent zurück. Eine Trendwende erwarten die DIHK-Außenhandelsexperten<br />

nicht. Sie rechnen damit, dass die Exporte über das<br />

Jahr gerechnet um bis zu zehn Prozent unter den Vorjahreswerten<br />

liegen werden.<br />

Um es deutlich zu sagen: <strong>Wirtschaft</strong>liche Sanktionen schaden beileibe<br />

nicht nur Russland, sondern ganz direkt auch der deutschen<br />

<strong>Wirtschaft</strong>. Sie gefährden heimische Unternehmen und jede Menge<br />

Arbeitsplätze – auch in Deutschland. Daher sollte die Politik einen<br />

anderen Weg zur Konfliktlösung gehen. Es braucht geschickte<br />

Diplomatie und die unermüdliche Fortsetzung des politischen Dialogs.<br />

Eine neue Eiszeit zwischen Russland und dem Westen muss<br />

verhindert werden. Denn es gäbe nur Verlierer – auf allen Seiten.<br />

Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und Abonnementpreis:<br />

Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint zweimonatlich. Als<br />

Magazin der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände Ostdeutschlands<br />

und Berlin erhalten die Mitglieder die Zeitschrift im<br />

Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Einzelpreis: 3,50 €, Jahresabonnement<br />

(Inland): 20 € inkl. MwSt. und Versand, Jahresabonnement (Ausland):<br />

20 € inkl. MwSt. zzgl. Versand.<br />

Layout & Design: Drechsel Kommunikations-Design,<br />

www.drechsel-berlin.com<br />

Druck: möller Druck und Verlag GmbH, ISSN 0863-5323<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur mit vorheriger<br />

schriftlicher Genehmigung des Verlages. Namentlich gekennzeichnete<br />

Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos übernehmen<br />

wir keine Haftung.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


4 | W+M Inhalt<br />

24<br />

<strong>Tourismusboom</strong> kurbelt<br />

<strong>Wirtschaft</strong> im Osten an<br />

46<br />

AMI in Leipzig:<br />

Träume auf vier Rädern<br />

64<br />

Rückblick:<br />

Oswald Müller<br />

38 Interview mit Stanislaw Tillich<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


W+M Inhalt | 5<br />

W+M Titelthema<br />

<strong>Tourismusboom</strong> als <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor 24<br />

W+M Aktuell<br />

Köpfe 6<br />

Nachrichten 8<br />

10<br />

So investiert<br />

der Mittelstand<br />

W+M Länderreports<br />

Ostdeutschland: So investiert der Mittelstand in den neuen Ländern 10<br />

Brandenburg/Sachsen: Wenn Grenzkriminalität zum Standortnachteil wird 14<br />

Mecklenburg-Vorpommern: Erdöl, Gas, Wind und Wellen 16<br />

Brandenburg: Furnier-Guru aus Pritzwalk 18<br />

Sachsen: Leipziger Messe als regionaler <strong>Wirtschaft</strong>smotor 20<br />

Sachsen: Görlitz wird Filmmetropole 22<br />

W+M Titelthema<br />

<strong>Tourismusboom</strong> kurbelt ostdeutsche <strong>Wirtschaft</strong> an 24<br />

Urlaubstipps von W+M: Die schönsten Seiten der neuen Länder 28<br />

W+M Politik<br />

Kolumne: Klaus von Dohnanyi 36<br />

Pro und Contra: Schafft Fracking Unabhängigkeit vom russischen Gas? 37<br />

Großes Wahlinterview mit Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich 38<br />

W+M International<br />

Berliner Sparfuchs in Kasachstan 44<br />

W+M Ratgeber<br />

Automobil I: AMI in Leipzig präsentiert Träume auf vier Rädern 46<br />

Automobil II: Praktische Kombis für die Firma 48<br />

Automobil III: W+M-Leserumfrage zur Kfz-Nutzung im Unternehmen 49<br />

Steuern: Geschäftsverhandlungen in fremden Kulturen 50<br />

Technik: Tipps für die Auswahl des Büromonitors 52<br />

Literatur I: Die ostdeutsche Bestsellerliste für <strong>Wirtschaft</strong>sliteratur 54<br />

Literatur II: Literaturempfehlungen für die Fußball-WM 55<br />

44<br />

Berliner<br />

Sparfuchs<br />

in Kasachstan<br />

W+M Netzwerk<br />

Unternehmerball Rostock: Zu Gast in Neptuns Reich 56<br />

Unternehmerball Schwerin: Mythos in Mecklenburg 57<br />

Beachpolo in Binz 58<br />

Schwerin und Juliusruh: Unternehmer im Gespräch 59<br />

VBIW: Aktuelles aus dem Verein 60<br />

Neues aus den Unternehmerverbänden 62<br />

W+M Rückblick<br />

Was macht eigentlich Oswald Müller, Ex-Werft-Chef in Wismar? 64<br />

W+M Die letzte Seite<br />

Ausblick und Personenregister 66<br />

W+M Weitere Beiträge<br />

Editorial 3<br />

Impressum 3<br />

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6 | W+M Köpfe<br />

Petra van Laak (48)<br />

Potsdam. Ihre Kindheit verbrachte<br />

sie in Nigeria, wo<br />

ihre Eltern als Entwicklungshelfer<br />

tätig waren. Als Teenager<br />

kehrte sie zurück nach<br />

Deutschland, das Studium<br />

der Kunstgeschichte und<br />

die Arbeit als Lektorin in verschiedenen<br />

Verlagen folgten.<br />

Als Millionärsgattin brachte<br />

sie vier Kinder zur Welt und<br />

stand von einem auf den anderen<br />

Tag vor dem Nichts: Alleinerziehend<br />

und pleite. Doch die heute 48-jährige van Laak rappelte<br />

sich auf, kämpfte und gründete 2008 die Text-Agentur „text:<br />

vanlaak corporate commmunications“. Daneben ist sie ehrenamtlich<br />

tätig und brachte 2012 und 2013 zwei autobiografische Bücher auf<br />

den Markt, die von der turbulenten Zeit auf dem Weg in die Selbstständigkeit<br />

berichten. Bereits 2011 wurde sie für den Preis der Brandenburger<br />

Unternehmerin des Jahres nominiert. In diesem Jahr hat<br />

sie den Sonderpreis „Solo-Unternehmerin des Landes Brandenburg“<br />

gewonnen. Die Laudatio hielt Günter Baaske, Minister für Arbeit, Soziales,<br />

Frauen und Familie des Landes Brandenburg.<br />

Stefan Franzke (43)<br />

Berlin. Der Aufsichtsrat der Berlin Partner für<br />

<strong>Wirtschaft</strong> und Technologie GmbH hat Stefan<br />

Franzke im März als neuen Co-Geschäftsführer<br />

ernannt. Gemeinsam mit der bisherigen Geschäftsführerin<br />

Melanie Bähr wird der 43-Jährige<br />

in Zukunft die Geschäfte der GmbH leiten,<br />

wobei ein konkretes Einstiegsdatum noch nicht<br />

feststeht. Bislang ist Franzke CEO des Innovationszentrums Niedersachsen,<br />

welches technologie- und innovationspolitische Initiativen<br />

des Landes anregen sowie Unternehmen bei der Ansiedlung<br />

helfen soll.<br />

Christian Kurtzke (45)<br />

Meißen. Mit der Stadt Meißen gibt es derzeit<br />

Unstimmigkeiten zum Markennamen, in der<br />

großen Welt aber kann der Vorsitzende der Geschäftsführung<br />

Christian Kurtzke derweil einen<br />

Coup vermelden: Die Luxusgruppe MEISSEN hat<br />

ein Geschäft im Umfang von 20 Millionen Euro<br />

mit chinesischen Distributionspartnern abgeschlossen.<br />

Es ist der größte Auftrag der Firmengeschichte, an deren<br />

Beginn der Versuch stand, chinesisches Porzellan zu kopieren. Die<br />

Manufaktur ist in über 30 Ländern vertreten.<br />

Christine Herntier (57)<br />

Spremberg. Die Textilunternehmerin steht seit<br />

kurzem an der Rathausspitze der brandenburgischen<br />

Kreisstadt, nachdem sich die Parteilose<br />

als gemeinsame Kandidatin von Linke und SPD<br />

in der Stichwahl durchsetzen konnte. Die 57-jährige<br />

Diplom-Ingenieurökonomin leitete zuvor<br />

fast zwei Jahrzehnte mehrere Textilunternehmen,<br />

so auch die Spremberger Tuche GmbH, die sie 1993 selbst gegründet<br />

hatte. Bis Juli 2013 war sie zudem Geschäftsführerin eines<br />

Metallunternehmens. Ehrenamtlich ist Christine Herntier Vorstandsvorsitzende<br />

des Vereins Lebens-Stoffe e. V., der sich dem Aufbau eines<br />

Unternehmens- und Beraternetzwerks mit dem Schwerpunkt innovative<br />

Regionalentwicklung widmet.<br />

Knut Scheibe (61)<br />

Görlitz. Bereits seit vielen Jahren engagiert sich<br />

der Geschäftsführer der Schöpstal Maschinenbau<br />

GmbH in Markersdorf auch als Kreishandwerksmeister<br />

der Kreishandwerkerschaft Görlitz.<br />

Der 61-jährige Maschinenbauingenieur<br />

vertritt die Region in der Vollversammlung der<br />

Handwerkskammer Dresden und wurde soeben<br />

auch in den Vorstand der neuen Metallbauinnung des Kreises Görlitz<br />

gewählt, zu der die bisherigen Innungen Görlitz-Niesky-Weißwasser<br />

und Löbau-Zittau fusionierten. Sein innovatives Unternehmen, das<br />

seit 1996 bereits über 30 Jugendliche ausgebildet und größtenteils<br />

auch übernommen hat, gehört mit über hundert Beschäftigten zu<br />

den wichtigsten Arbeitgebern der Region.<br />

Waldemar Cierpinski (63)<br />

Halle. Der Marathon-Doppel olympiasieger von 1976 und 1980 kann<br />

vom Laufen nicht lassen. Obwohl er als Geschäftsführer der Cierpinski<br />

Sport GmbH – sie unterhält unter anderem in Halle und Quedlinburg<br />

große Sportfachgeschäfte – beruflich gut gefordert ist, macht<br />

er weiterhin wenigstens viermal die Woche Sport, wie zum Beispiel<br />

Radfahren oder Tennis. Zudem engagiert sich der 63-Jährige, der<br />

schon 250.000 Laufkilometer unter die Beine nahm, stark im Freizeitsport,<br />

speziell für den Mitteldeutschen Marathon, den Goitzsche-Ma-<br />

Fotos: medienlabor gmbh, Ralf Lehmann, Berlin Partner für <strong>Wirtschaft</strong> und Technologie GmbH, Meissen, Stadt Spremberg, Harald Lachmann, Kleber Uhrenatelier, LVV Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


W+M Köpfe | 7<br />

Aufsteiger<br />

Uhrmacher Frank Kleber<br />

Werder (Havel). In der Familie Kleber weiß man zu berichten, dass Frank Kleber, heute<br />

44 Jahre alt, schon als Kind von der Feinmechanik fasziniert war. Uhren zu fertigen und zu reparieren<br />

wurde zum Hobby, aus dem vor vier Jahren ein Unternehmen erwuchs. Seit 2010<br />

fertigt er in Werder hochwertige Mechanikuhren. Er ist der einzige Uhrenhersteller in Brandenburg<br />

und seine Uhren haben das Zeug dazu, bei den ganz Großen mitzuspielen. 2013<br />

kam er auf den 5. Platz bei der Goldenen Unruh, dem Preis für die besten Uhren der Welt,<br />

gleich hinter IWC und Breitling.<br />

Rund 100 Stunden braucht er für eine Uhr: „Ich zeichne die Ziffernblätter, beschaffe die wichtigen<br />

Einzelteile bis zum Uhrwerk, fertige manches selbst und baue alles so präzise zusammen,<br />

dass die Uhr hervorragend funktioniert.“ Zur Besonderheit des Unternehmens befragt, sagt Kleber:<br />

„Ich stelle etwas her, was keiner wirklich braucht,<br />

aber doch gern besitzt. Ich produziere Luxus.“<br />

<strong>Wirtschaft</strong>liches Denken, der konservative Ansatz, dass<br />

man nicht mehr ausgeben kann, als man eingenommen<br />

hat, befördern den Verzicht auf Fremdkapital. Sein Ziel ist<br />

es, zu expandieren, Mitarbeiter zu gewinnen, mehr Uhren herzustellen.<br />

Seinen ländlichen Standort will er halten, er ist dort<br />

verankert.<br />

Kleber-Uhren sind Charakteruhren. Sie sind mit Liebe, Aufwand,<br />

Fachwissen und Präzision hergestellt. Sie sind klassisch gehalten,<br />

fallen erst bei genauerem Hinsehen auf, sind zuverlässig und wertig.<br />

Wenn bestimmte Tugenden auf ein Produkt übertragen werden<br />

können, dann ist es hier geschehen. Deshalb wünscht sich Frank<br />

Kleber, dass sein Uhrenmodell „Clubtime Vigour“ die Brandenburgische<br />

Unternehmeruhr Uhrmacher mit Leidenschaft: Frank Kleber.<br />

wird.<br />

Die Branden -<br />

burgische<br />

Unternehmeruhr<br />

„Clubtime<br />

Vigour”.<br />

rathon sowie Lauftreffs in Halle und nun auch für die Bergleute der<br />

Mitteldeutschen Braunkohle GmbH (Mibrag) in Zeitz. Cierpinski leitet<br />

für sie wie auch Einwohner des Bergbaureviers derzeit ein methodisch<br />

anspruchsvolles Jogging- und Walking-Aufbauprogramm<br />

am Mondsee bei Hohenmölsen.<br />

Klaus Berka (64)<br />

Jena. Gleich vor zwei neuen Herausforderungen<br />

steht gegenwärtig der Vorstandsvorsitzende<br />

der Analytik Jena AG: Zum einen bereitet er<br />

die Komplettübernahme des ebenfalls börsennotierten<br />

Laborausrüsters CyBio AG vor, dessen<br />

Aufsichtsrat der 64-jährige Thüringer bereits<br />

leitet. Zum anderen unterzeichnete er im April<br />

als Aufsichtsrat des FC Carl Zeiss Jena gemeinsam mit Landes- und<br />

Rathauspolitikern eine Absichtserklärung zum Umbau des Ernst-Abbe-Sportfeldes<br />

in ein modernes Fußballstadion – und sagte hierfür<br />

auch finanzielle Unterstützung zu. Berka hatte Analytik Jena 1990<br />

mit seinen Partnern Jens Adomat und Walter Maul gegründet und<br />

2000 erfolgreich an die Börse gebracht. Er ist Chef des Hochschulrates<br />

der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena.<br />

Karsten Rogall (45)<br />

Merseburg. Der gelernte Schiffsbauer kann im<br />

Süden Sachsen-Anhalts nicht über zu wenig Arbeit<br />

klagen. Der Geschäftsführer der Stadtwerke<br />

Merseburg leitet auch die Servicegesellschaft<br />

Sachsen-Anhalt Süd mbH, in der Kommunalbetriebe<br />

aus Merseburg, Naumburg und Weißenfels<br />

ihre Kräfte bündeln, die Merseburger Versorgungs-<br />

und Verkehrs-GmbH sowie einige Jahre auch die Solarenergie<br />

Sachsen-Anhalt GmbH. Dennoch sucht der 45-Jährige nun neue Herausforderungen.<br />

So wechselt er im Herbst nach Sachsen, wo er jetzt<br />

als einer der beiden neuen Geschäftsführer der Stadtwerke Leipzig<br />

bestätigt wurde. Sein Partner ist dann Johannes Kleinsorg, der aus<br />

Nürnberg an die Pleiße wechseln wird.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


8 | W+M Nachrichten<br />

+ Trends + + + Entwicklungen + + + Zahlen + + + Perspektive<br />

Nachwuchskräfte für<br />

Sächsische Unternehmen<br />

Leipzig. Vom 7. bis 12. Juli 2014 haben Unternehmen<br />

in Sachsen wieder die Möglichkeit,<br />

mit einer Teilnahme an der Aktion „Schau<br />

rein! – Die Woche der offenen Unternehmen<br />

Sachsen“ mit potenziellen Nachwuchskräften<br />

in Kontakt zu treten, einen Einblick<br />

in ihren Arbeitsalltag zu geben und Schüler<br />

für Berufe und Karrierewege zu begeistern.<br />

Unternehmen können ihre Angebote auf der<br />

Webseite www.schau-rein-sachsen.de einstellen.<br />

Die Schüler, die für den Besuch im Unternehmen<br />

freigestellt werden und dennoch<br />

für die Zeit über die Schule versichert sind,<br />

können sich für die Veranstaltungen online<br />

anmelden. Berufsberater der Agentur für Arbeit<br />

und spezielle Ansprechpartner im Landkreis<br />

stehen den Unternehmen für die Aktion<br />

unterstützend zur Verfügung.<br />

re Höfe in Warnemünde, Warnsdorf und Zirkow<br />

entstanden. Seit Kurzem gibt es auch in<br />

Elstal (Wustermark) an der Grenze zu Berlin<br />

ein „Karls Erlebnisdorf“. Der 43-jährige Robert<br />

Dahl, Inhaber von Karls und in Mecklenburg-<br />

Vorpommern nur noch „Erdbeerkönig“ genannt,<br />

hat dort unter anderem ein Labyrinth<br />

und ein Bienenmuseum errichtet und hofft<br />

auf 500.000 Besucher im ersten Jahr.<br />

Camp David in Hoppegarten<br />

Hoppegarten. Das Modeunternehmen Clinton,<br />

das vor allem für seine „Camp David“-<br />

Kollektion bekannt ist, baut seine Zentrale<br />

in Hoppegarten deutlich aus. Bis 2015 sollen<br />

ein 55.000 m² großes Logistikzentrum und<br />

100 weitere Arbeitsplätze entstehen. Das Unternehmen<br />

wurde 1993 in Berlin-Tegel von<br />

den Brüdern Thomas, Hans-Peter und Jürgen<br />

Finkbeiner gegründet und beschäftigt<br />

in Hoppegarten derzeit über 1.700 Mitarbeiter,<br />

davon mehr als 300 am Standort Hoppegarten.<br />

Russland-Hotline eingerichtet<br />

sischen Werk gebaut werden. Aufgrund der<br />

ungebrochen hohen Nachfrage werden zudem<br />

am Standort im zweiten Quartal des<br />

Jahres Sonderschichten absolviert, um zusätzlich<br />

1.500 Golf und Golf Variant zu produzieren.<br />

Wie attraktiv ist mein<br />

Unternehmen?<br />

Neubrandenburg. Das Projekt „Zeichen<br />

setzen! – Standards für einen attraktiven Arbeitgeber“<br />

des Bildungswerks der <strong>Wirtschaft</strong><br />

gGmbH in Neubrandenburg bietet auf seiner<br />

Homepage www.attraktiver-arbeitgeber-mse.de<br />

ein Selbstevaluierungstool für<br />

Unternehmen an, mit dessen Hilfe die Attraktivität<br />

des Unternehmens für Fachkräfte<br />

ermittelt werden kann. Unternehmen des<br />

Landkreises Mecklenburgische Seenplatte<br />

sind darüber hinaus bei einem guten Ergebnis<br />

berechtigt, das Siegel „Attraktiver Arbeitgeber“<br />

für ein Jahr zur Nutzung zu beantragen.<br />

Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen<br />

Sozialfonds sowie des Bundesministeriums<br />

für Arbeit und Soziales finanziert.<br />

Karls Erdbeeren auf<br />

Expansionskurs<br />

Elstal. Karls Erdbeeren sind mittlerweile weit<br />

über Rövershagen hinaus bekannt. Pünktlich<br />

zur Erdbeerzeit erscheinen in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern<br />

und Schleswig-Holstein<br />

die vielen kleinen, beliebten Erdbeerhäuschen<br />

der Firma Karl. Der 1993 eröffnete Erlebnishof<br />

von Karls Erdbeeren in Rövershagen<br />

hat sich zu einem der beliebtesten Ausflugsziele<br />

in der Region entwickelt, so dass weite-<br />

Magdeburg. Die IHK Magdeburg hat aufgrund<br />

der aktuellen Ereignisse eine Hotline<br />

für Unternehmen geschaltet, die im Geschäftsverkehr<br />

mit Russland und der Ukraine<br />

auf Probleme stoßen. Vor dem Hintergrund<br />

der von der EU und den USA beschlossenen<br />

Sanktionen gegen Russland befürchtet die<br />

IHK Magdeburg Gegenreaktionen von russischer<br />

Seite, die zu Einschränkungen im<br />

Warenverkehr oder im internationalen Zahlungsverkehr<br />

führen könnten. Die Hotline für<br />

betroffene Unternehmen ist Montag bis Freitag<br />

von 8:30 bis 17:00 Uhr unter der Rufnummer<br />

0391 5693165 zu erreichen.<br />

Neue VW-Modelle in Zwickau<br />

Zwickau. Im VW-Werk in Zwickau hat der<br />

zweite große Umbauabschnitt zur Integration<br />

der sogenannten Drehscheibe für Golf<br />

und Passat begonnen, wodurch der Standort<br />

insgesamt flexibler wird. Ab Ende Juni soll zusätzlich<br />

das VW-Modell Golf und ab Herbst<br />

die nächste Passat-Generation in dem säch-<br />

BIP steigt auch in<br />

Ostdeutschland<br />

Dresden. Für den Herbst des Jahres 2014 hat<br />

das Statistische Bundesamt eine erneute Revision<br />

der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen<br />

angekündigt. Dadurch wird das statistisch<br />

ausgewiesene nominale Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP) für Deutschland insgesamt<br />

um knapp drei Prozent gegenüber den<br />

aktuellen Werten steigen. Grund hierfür ist<br />

vor allem die Einbeziehung von Aufwendungen<br />

für Forschung und Entwicklung in die Berechnung<br />

der <strong>Wirtschaft</strong>sleistung. Wie erste<br />

überschlägige Rechnungen des Ifo Instituts<br />

Dresden zeigen, wird auch das nominale BIP<br />

Ostdeutschlands (mit Berlin) höher ausfallen<br />

als bislang ausgewiesen. Jedoch dürfte der<br />

Anstieg mit knapp einem Prozent deutlich<br />

geringer ausfallen als für Westdeutschland.<br />

Am geringsten profitieren die ostdeutschen<br />

Bundesländer Sachsen-Anhalt und Brandenburg<br />

von der Revision. Den höchsten Anstieg<br />

verzeichnet der Freistaat Sachsen.<br />

Fotos: Karls, Anette Pröber, Halloren<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


W+M Nachrichten | 9<br />

n + + + Trends + + + Entwicklungen + + + Zahlen + + + Perspe<br />

Magdeburg. Die Investitionsbank Sachsen-Anhalt<br />

schloss das Geschäftsjahr 2013<br />

mit einem Jahresüberschuss von 8,97 Millionen<br />

Euro ab. Insgesamt bewilligte die<br />

zentrale Fördereinrichtung des Landes mit<br />

4.639 Zuschüssen in 2013 etwa 2.600 mehr<br />

als im Vorjahr. Der starke Anstieg ist vor allem<br />

auf die Hilfen für Hochwasseropfer zurückzuführen.<br />

Stärker gefragt waren auch<br />

Zuschüsse zur Fachkräftequalifizierung sowie<br />

die Fördermittel zur energetischen Sanierung<br />

von Schulen und Kitas und zur Teilentschuldung<br />

der Kommunen. Die Zahl der<br />

von der Investitionsbank Sachsen-Anhalt bewilligten<br />

Darlehen nahm gegenüber 2012<br />

um 200 auf 1.225 zu.<br />

Maler Karl-Heinz Thoma (l.) im<br />

Gespräch mit dem Unternehmer<br />

Thomas Diestel.<br />

Klima-Firma mit eigener Kunstgalerie<br />

Rostock. Gutes Klima schätzt der Rostocker Unternehmer Thomas Diestel, der seit 1991<br />

auf dem Gelände der ehemaligen Neptunwerft eine Klimatechnikfirma betreibt, nicht nur<br />

in technischer Hinsicht. Der Bruder des Ex-Politikers Peter-Michael Diestel engagiert sich<br />

auch stark für kulturelle Belange. Er ist Vorsitzender der Philharmonischen Gesellschaft in<br />

Rostock und liebt zudem die Bildende Kunst. Seit kurzem hängt ein großformatiges Gemälde<br />

im Eingangsbereich seiner Firma. Er hat es beim Rostocker Maler und Grafiker Karl-Heinz<br />

Thoma in Auftrag gegeben. Neben den arbeitenden Menschen im Büro und an der Werkbank<br />

sind der Rostocker Stadthafen mit seinen Segelschiffen und das Universitätsgebäude<br />

zu entdecken. Das Gemälde ist Blickfang einer kleinen Kunstgalerie in den Räumen der Firma.<br />

Die Dr. Diestel GmbH beschäftigt etwa 100 Mitarbeiter. Die Hauptgeschäftsfelder liegen<br />

im Bereich Lüftungs-, Klima-, Kälte- und Reinraumtechnik. Im vergangenen Jahr wurde<br />

ein Umsatz von 13 Millionen Euro erwirtschaftet.<br />

Größter ostdeutscher Konzern<br />

weiter auf Erfolgsspur<br />

Leipzig. Ostdeutschlands einziges Unternehmen<br />

unter den nationalen Top 100, der<br />

Leipziger Gasgroßimporteur Verbundnetz<br />

Gas (VNG), hat 2013 ein Rekordergebnis erzielt.<br />

Mit einem Überschuss von 174 Millionen<br />

Euro wurde der positive Wert des Vorjahres<br />

noch einmal um 42 Millionen Euro<br />

übertroffen. Nutznießer des Gewinns sind<br />

auch jene zehn ostdeutschen Städte, die<br />

zusammen ein Viertel der Anteile von VNG<br />

halten. Zugleich teilte das Unternehmen in<br />

Leipzig mit, dass man bei Probebohrungen<br />

vor der Westküste Norwegens auf größere<br />

Öl- und Gasvorkommen gestoßen sei. Dennoch<br />

könnten beim umsatzstärksten ostdeutschen<br />

Konzern demnächst Strukturentscheidungen<br />

anstehen, nachdem der<br />

niedersächsische Regionalversorger EWE<br />

in Oldenburg seine Beteiligung durch Aktienzukäufe<br />

auf knapp 64 Prozent erhöhen<br />

konnte. Es besteht damit die Möglichkeit,<br />

dass die neuen Mehrheitseigentümer den<br />

Hauptsitz in den Westen Deutschlands verlagern.<br />

Investitionsbank mit<br />

positivem Ergebnis<br />

Berliner <strong>Wirtschaft</strong> auf<br />

Wachstumskurs<br />

Berlin. 2013 ist die Nachfrage der Berliner<br />

<strong>Wirtschaft</strong> nach Finanzmitteln deutlich gestiegen.<br />

Dies belegt die Jahresbilanz der<br />

Bürgschaftsbank zu Berlin-Brandenburg<br />

GmbH (BBB). Demnach hat die BBB 2013 rund<br />

65 Millionen Euro an Krediten und Beteiligungen<br />

neu besichert. Das entspricht einem Zuwachs<br />

von fast 40 Prozent gegenüber dem<br />

Vorjahr. Dies wurde auch durch neue Konditionen<br />

der BBB ermöglicht. „Konkret haben<br />

wir die Obergrenze für Bürgschaften und Garantien<br />

auf 1,25 Millionen Euro angehoben<br />

und bei ‚Berlin Start‘, einem von Existenzgründern<br />

stark nachgefragten Programm,<br />

die Provision gesenkt“, sagte Waltraud Wolf,<br />

Geschäftsführerin der BBB, bei der Vorstellung<br />

der Jahresbilanz.<br />

30 Prozent Umsatzplus<br />

für Halloren<br />

Halle. Deutlich gestiegene<br />

Exporte haben der Halloren<br />

Schokoladenfabrik<br />

AG in Halle im vergangenen<br />

Jahr einen Rekordumsatz<br />

beschert. Dieser<br />

betrug mit rund 118 Millionen<br />

Euro fast ein Drittel<br />

mehr als 2012. Der Gewinn<br />

lag nach Unternehmensangaben<br />

bei 2,23<br />

Millionen Euro. Halloren<br />

hat rund 700 Mitarbeiter<br />

in Deutschland, Belgien<br />

und den Niederlanden.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


10 | W+M Länderreport<br />

Investitionen:<br />

Mittelstand lässt Vorsicht walten<br />

Die langfristige Investitionsbereitschaft im Mittelstand nimmt wieder zu. Doch die Mehrheit<br />

der Unternehmen setzt bei ihren Investitionen eher auf Substanzerhalt denn auf Wachstumschancen<br />

und Risikobereitschaft. Zu diesem Ergebnis kommt die 14. Studie UnternehmerPerspektiven<br />

der Commerzbank AG.<br />

Von Matthias Salm<br />

Die gute Nachricht vorweg: Die Grundstimmung<br />

im deutschen Mittelstand<br />

hat sich seit 2012 wieder deutlich<br />

zum Positiven gewandelt. Nachdem viele Unternehmen<br />

unter dem Eindruck der Finanzkrise<br />

lange Zeit vor allem flexibel und kurzfristig<br />

entscheiden mussten, rückt nun wieder<br />

die langfristige Unternehmensplanung<br />

in den Fokus.<br />

Der Mittelstand ist derzeit zurückhaltend<br />

bei Investitionen in Maschinen und<br />

Anlagen.<br />

„Die Lage im Mittelstand ist so gut wie lange<br />

nicht mehr“, bestätigt denn auch Markus<br />

Beumer, Mitglied des Vorstands der Commerzbank<br />

AG, die positive Entwicklung. Doch<br />

Beumer sieht auch Anlass zur Kritik: „Es ist<br />

zwar sehr erfreulich, dass sich immer mehr<br />

Mittelständler vom reinen ,Fahren auf Sicht’<br />

verabschieden und die Krisenjahre endgültig<br />

hinter sich lassen. Die Frage ist jedoch,<br />

wann und wie sich dies in konkretem Handeln<br />

niederschlägt, denn die Zufriedenheit<br />

der Mittelständler mit ihrer Umsatzrentabilität<br />

sinkt.“<br />

Markus Beumer<br />

Mitglied des Vorstands der<br />

Commerzbank AG<br />

Genau dieser Frage hat sich nun die Mittelstandsinitiative<br />

UnternehmerPerspektiven<br />

der Commerzbank AG gewidmet. Unter dem<br />

Titel: „Vorsicht versus Vision: Investitionsstrategien<br />

im Mittelstand“ wurden dafür<br />

bundesweit Führungskräfte von 4.025 mittelständischen<br />

Unternehmen befragt. Das Ergebnis:<br />

Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen<br />

lässt gegenwärtig eher Vorsicht<br />

walten und baut auf eine ausgewogene Investitionsstrategie,<br />

die Wachstumschancen<br />

und Substanzerhalt gleichermaßen bedient.<br />

Nur eine kleine Minderheit der befragten Unternehmen<br />

– gerade einmal 14 Prozent –<br />

setzt klar auf Wachstum.<br />

Noch zurückhaltender agieren die ostdeutschen<br />

Mittelständler. Dies belegt eine exklusive<br />

Auswertung der Studie für Ostdeutschland,<br />

die <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> vorliegt.<br />

Demnach investieren 39 Prozent der<br />

ostdeutschen Mittelständler vordringlich<br />

oder ausschließlich in den Substanzerhalt.<br />

Wachstumsstrategien stehen im ostdeutschen<br />

Mittelstand dagegen noch seltener<br />

auf der Agenda als im Westen. Nur zehn Prozent<br />

der befragten ostdeutschen Unternehmen<br />

verfolgen gegenwärtig eine expansive<br />

Investitionspolitik. Die Zurückhaltung erstaunt:<br />

Denn auch in Ostdeutschland haben<br />

Investitionen: Substanz oder Wachstum?<br />

Investitionsverhalten Mittelstand Ostdeutschland/Gesamt<br />

Ostdeutschland<br />

Bundesdurchschnitt<br />

10 29 48 10<br />

8 25 52 14<br />

Wir investieren:<br />

■ ausschließlich in den Erhalt der Substanz.<br />

■ mehr in den Erhalt der Substanz als in Wachstum.<br />

■ gleichermaßen in Wachstum und in den Erhalt der Substanz.<br />

■ mehr in Wachstum als in den Erhalt der Substanz.<br />

Quelle: Commerzbank AG, UnternehmerPerspektiven 2014<br />

Fotos: Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH/Ralf Lehmann, Commerzbank AG<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Ostdeutschland | 11<br />

sich die wirtschaftlichen Aussichten<br />

grundlegend verbessert. Mehr<br />

als jedes zweite Unternehmen (56<br />

Prozent) zwischen Ostsee und Erzgebirge<br />

plant deshalb auch wieder<br />

langfristig.<br />

In Ost wie West investiert der Mittelstand<br />

der Commerzbank-Studie<br />

zufolge vornehmlich, um den Kundenerwartungen<br />

gerecht zu werden.<br />

Dies nannten 77 Prozent der bundesweit<br />

Befragten als wichtigstes Motiv.<br />

Qualitätssicherung, die Abnutzung<br />

der Investitionsgüter, Möglichkeiten<br />

der Kostensenkung und eine Erhöhung<br />

der Energieeffizienz stellen<br />

weitere häufige Anlässe für eine Investitionsentscheidung<br />

dar. Seltener<br />

genannt: Investitionen zur Expansion<br />

auf heimischen (56 Prozent) oder<br />

ausländischen Märkten (32 Prozent).<br />

Besonders der ostdeutsche Mittelstand<br />

zeigt wenig Interesse, die eigene<br />

Exporttätigkeit anzukurbeln.<br />

Gerade einmal 20 Prozent der Unternehmen<br />

beabsichtigen hier Investitionen<br />

ins Auslandsgeschäft.<br />

Was sind Gründe und Anlässe für Investitionen?<br />

Kundenerwartungen<br />

Energieeffizienz und Umweltschutzbilanz<br />

Qualitätssicherung oder -steigerung<br />

Abnutzung oder Veraltung<br />

Kostensenkung<br />

Technologischer Fortschritt in der Branche<br />

Veränderte gesetzliche Vorgaben<br />

Ausweitung der Geschäftstätigkeit im Inland<br />

Verhalten der direkten Mitbewerber<br />

Entwicklung neuer Produkte<br />

Markteinführung neuer Produkte<br />

Ausweitung der Geschäftstätigkeit im Ausland<br />

Quelle: Commerzbank AG, UnternehmerPerspektiven 2014<br />

In welche Sachwerte investieren die Unternehmen?<br />

Ostdeutschland<br />

Bundesdurchschnitt<br />

79<br />

77<br />

76<br />

67<br />

76<br />

70<br />

75<br />

67<br />

75<br />

67<br />

68<br />

61<br />

67<br />

59<br />

52<br />

56<br />

46<br />

42<br />

40<br />

47<br />

38<br />

44<br />

20<br />

32<br />

Ostdeutschland<br />

Bundesdurchschnitt<br />

Angaben in Prozent,<br />

Mehrfachnennungen<br />

Konkret fließen die Investitionsmittel<br />

vor allem in die IT- und TK-Infrastruktur,<br />

in die Büro- und Betriebseinrichtung<br />

sowie in den Fuhrpark.<br />

Langfristige Investitionen in Produktionsanlagen<br />

werden seltener,<br />

aber immerhin noch mehrheitlich<br />

von 60 Prozent der Befragten vorgenommen.<br />

Strategische Investitionen,<br />

so die Auswertung der Commerzbank-Studie,<br />

werden hingegen<br />

nur von einer Minderheit der Mittelständler<br />

durchgeführt: Dies gilt beispielsweise<br />

für den Erwerb von Immobilien<br />

(35 Prozent), Patenten (25<br />

Prozent) oder Unternehmensbeteiligungen<br />

(17 Prozent). Auch hier zeigen<br />

sich die ostdeutschen Unternehmen besonders<br />

reserviert. Sie investieren weitaus<br />

seltener in Schutzrechte, Patente oder Unternehmensbeteiligungen<br />

als der Bundesdurchschnitt<br />

der befragten Unternehmen.<br />

Büro- und Betriebseinrichtungen<br />

IT- und Telekommunikations-Infrastruktur<br />

Maschinen oder Produktionsanlagen<br />

Fuhrpark und Kraftfahrzeuge<br />

Nutzungsrechte und Lizenzen (z. B. Software)<br />

Immobilien und Grundbesitz<br />

Schutzrechte und Patente<br />

Strategische Beteiligungen an anderen<br />

Unternehmen<br />

Quelle: Commerzbank AG, UnternehmerPerspektiven 2014<br />

18<br />

13<br />

17<br />

25<br />

35<br />

35<br />

72<br />

76<br />

71<br />

79<br />

Bei den nicht-materiellen Investitionen<br />

steht im Mittelstand gegenwärtig die Personal-<br />

und Organisationsentwicklung im<br />

Mittelpunkt. Dies mag angesichts des drohenden<br />

Fachkräftemangels kaum verwundern.<br />

91 Prozent der bundesweit an der Studie<br />

teilnehmenden Unternehmen investieren<br />

in die Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter,<br />

75 Prozent in die Rekrutierung neuer<br />

Mitarbeiter.<br />

60<br />

62<br />

65<br />

69<br />

69<br />

74<br />

Angaben in Prozent,<br />

Mehrfachnennungen<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


12 | W+M Länderreport<br />

Demgegenüber müssen Ausgaben<br />

für die Produktentwicklung<br />

und den Markenaufbau<br />

eher zurückstehen.<br />

Dies gilt wiederum im besonderen<br />

Maße für Betriebe in<br />

Ostdeutschland. Hier geben<br />

zwar 54 Prozent der Befragten<br />

die Entwicklung neuer<br />

Produkte als Investitionsziel<br />

an, das sind aber elf Prozentpunkte<br />

weniger als der Bundesdurchschnitt.<br />

Noch sparsamer<br />

fällt die Bereitschaft<br />

für Investitionen in den Markenaufbau<br />

und in die Markenwerbung<br />

aus (48 Prozent,<br />

minus zwölf Prozentpunkte<br />

im Vergleich zum Bundesdurchschnitt)<br />

sowie in<br />

Forschung und Entwicklung<br />

(37 Prozent, minus vier Prozentpunkte<br />

im Vergleich zum<br />

Bundesdurchschnitt).<br />

Der ostdeutsche Mittelstand investiert in die Aus- und Weiterbildung von Personal.<br />

Wachstumschancen ergeben sich vor allem auch aus globalen und<br />

nationalen wirtschaftlichen Trends. Die Studie der Mittelstandsinitiative<br />

UnternehmerPerspektiven ging daher der Frage nach, inwieweit<br />

mittelständische Unternehmen Vorteile aus diesen Trends<br />

ziehen können. Doch hier zeigten sich die befragten Unternehmer<br />

Aus welchen Trends ergibt sich ein positives Geschäftspotenzial?<br />

Digitalisierung (übergreifend)<br />

Energiewende<br />

Industrie 4.0 (Fertigungstechnik)<br />

Wachstum BRICS-Staaten und Schwellenländer<br />

Freihandelsabkommen mit den USA<br />

Demographischer Wandel<br />

Rohstoff- und Ressourcenknappheit<br />

Fachkräftemangel<br />

Quelle: Commerzbank AG, UnternehmerPerspektiven 2014<br />

Ostdeutschland<br />

Bundesdurchschnitt<br />

5<br />

5<br />

7<br />

8<br />

7<br />

8<br />

mehr als skeptisch. Grundtenor: Die sogenannten Megatrends verursachen<br />

eher Risiken als dass sie Chancen böten – dies gilt für die<br />

Digitalisierung ebenso wie für die Energiewende und erst Recht<br />

für das Werben um Fachkräfte. In allen Fällen fürchtet der Mittelstand<br />

den erhöhten Investitionsbedarf, verspricht sich aber kaum<br />

Gewinnchancen. Selbst bei der Digitalisierung<br />

aller Lebensbereiche, die<br />

20<br />

20<br />

13<br />

19<br />

13<br />

15<br />

19<br />

24<br />

37<br />

41<br />

Angaben in Prozent,<br />

Mehrfachnennungen<br />

sich nach Ansicht von 41 Prozent der<br />

befragten Unternehmen positiv auf<br />

den eigenen Umsatz auswirken könnte,<br />

sorgen sich 45 Prozent der Mittelständler<br />

vor allem um die Kehrseite<br />

der Medaille: einen zu hohen Investitionsbedarf<br />

für das eigene Unternehmen.<br />

Auch die wirtschaftlich<br />

vielversprechende Entwicklung der<br />

Auslandsmärkte, etwa die der so genannten<br />

BRICS-Staaten, weckt offensichtlich<br />

kaum nachhaltig die Fantasie<br />

des Mittelstands.<br />

Auch das Gros der Unternehmen aus<br />

Ostdeutschland sieht wenig Potenzial<br />

in den wirtschaftlichen Megatrends.<br />

Internationale Themen wie Freihandelsabkommen<br />

oder BRICS-Staaten<br />

Foto: Picture-Factory/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Ostdeutschland | 13<br />

finden nur wenig Resonanz bei<br />

den Unternehmen aus der Region.<br />

Die Energiewende hingegen<br />

gibt Anlass zur Sorge. 52 Prozent<br />

der ostdeutschen Mittelständler<br />

– das sind neun Prozentpunkte<br />

mehr im Vergleich<br />

zum Bundesdurchschnitt – erwarten<br />

einen erhöhten Investitionsaufwand<br />

infolge der Umstellung<br />

der Versorgung auf erneuerbare<br />

Energien.<br />

Herausforderungen bei der Planung und<br />

Durchführung von Investitionen<br />

Steigende oder schwankende Rohstoff- oder Energiepreise<br />

Unsichere gesamtwirtschaftiche Rahmenbedingungen<br />

Mangel an geeigneten Fachkräften<br />

Komplexe behördliche Genehmigungsprozesse<br />

Unsichere gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

Es scheint also, als siege zurzeit<br />

noch die Vorsicht über die<br />

Vision: Dass eine Mehrheit der<br />

mittelständischen Unternehmen<br />

– vor allem auch in Ostdeutschland<br />

– die gegenwärtig<br />

günstigen Rahmenbedingungen nur zögerlich nutzt, um stärker in<br />

den Ausbau des eigenen Unternehmens zu investieren, stößt bei Experten<br />

durchaus auf Kritik: Während gut drei Viertel der befragten<br />

Unternehmer ihre Investitionen als ausreichend empfinden, fordern<br />

die von der Commerzbank im Rahmen der Studie ebenfalls befragten<br />

Volkswirte mehrheitlich, der Mittelstand solle mehr Geld für Wachstum<br />

und den Erhalt ihrer Betriebe bereitstellen.<br />

Angespannte wirtschaftliche Lage des Unternehmens<br />

Quelle: Commerzbank AG, UnternehmerPerspektiven 2014<br />

Dass sie dies bisher nicht tun, liegt allerdings nicht an einer mangelnden<br />

finanziellen Ausstattung. Finanzierungsprobleme belasten<br />

den Mittelstand gegenwärtig kaum, die Eigenkapitalquoten sind in<br />

den zurückliegenden Jahren deutlich angestiegen. Auch im Osten<br />

scheitern Investitionen selten an fehlenden Mitteln. Lediglich 20<br />

Prozent der Betriebe in den neuen Bundesländern räumten ein, dass<br />

Finanzierungsschwierigkeiten ihre Investitionstätigkeit einschränken.<br />

Selbst fehlendes Eigenkapital (16 Prozent der Befragten) wirkt<br />

im Gegensatz zu früheren Jahren an Elbe und Oder nicht mehr als<br />

Investitionsbremse.<br />

Diese Ergebnisse spiegeln sich auch bei der bevorzugten Wahl der<br />

Finanzierungsquellen wider. Wenn die Unternehmen gegenwärtig<br />

investieren, versuchen sie, dies möglichst ohne Fremdkapital von<br />

Banken und Sparkassen über die Bühne zu bringen. In Ostdeutschland<br />

geben 57 Prozent der befragten Mittelständler an, dass sie Investitionen<br />

möglichst ohne Fremdkapital tätigen wollen. Sie sind<br />

damit der Fremdfinanzierung gegenüber etwas aufgeschlossener<br />

als andere Regionen (minus neun Prozentpunkte im Vergleich zum<br />

Bundesdurchschnitt), insgesamt aber auch eher kritisch eingestellt.<br />

Finanzielle Mittel stehen also durchaus in ausreichendem Maße zur<br />

Verfügung. Doch unklare wirtschaftliche und gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

wie die Entwicklung der Rohstoff- und Energiepreise<br />

Ostdeutschland<br />

Bundesdurchschnitt<br />

45<br />

42<br />

40<br />

42<br />

43<br />

42<br />

36<br />

39<br />

35<br />

31<br />

26<br />

oder der zunehmende Fachkräftemangel lassen viele Unternehmer<br />

bei ihren Investitionsvorhaben zaudern. Auch komplexe behördliche<br />

Genehmigungsprozesse und unsichere gesetzliche Rahmenbedingungen<br />

erweisen sich als Investitionsbarrieren.<br />

Diese Hindernisse treten besonders in Ostdeutschland zutage. Hier<br />

verweisen die Unternehmen vornehmlich auf externe Unsicherheiten<br />

als besondere Herausforderung bei der Planung und Durchführung<br />

von Investitionen. Hierzu zählen in erster Linie steigende und<br />

weiterhin schwankende Rohstoff- und Energiepreise (aus Sicht von<br />

57 Prozent der befragten ostdeutschen Mittelständler, plus zwölf<br />

Prozentpunkte im Vergleich zum Bundesdurchschnitt). Weitere Unsicherheitsfaktoren<br />

aus der Sicht ostdeutscher Unternehmen sind<br />

das insgesamt unsichere wirtschaftliche Umfeld (42 Prozent) sowie<br />

der anhaltende Fachkräftemangel (42 Prozent). Auch die politischen<br />

Rahmenbedingungen werden häufiger als im bundesweiten<br />

Vergleich bemängelt: 42 Prozent der Unternehmen beklagen komplexe<br />

behördliche Genehmigungsprozesse (plus sechs Prozentpunkte im<br />

Vergleich zum Bundesdurchschnitt), 39 Prozent unsichere gesetzliche<br />

Rahmenbedingungen als Investitionshemmnisse. W+M<br />

Initiative UnternehmerPerspektiven<br />

Angaben in Prozent,<br />

Mehrfachnennungen<br />

UnternehmerPerspektiven ist eine Initiative der Commerzbank<br />

AG, die für mittelständische Unternehmen besonders relevante<br />

Themen aufgreift. Grundlage sind repräsentative Umfragen bei<br />

rund 4.000 mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Für<br />

die aktuelle 14. Studie wurden zusätzlich 75 <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftler<br />

an deutschen Universitäten befragt.<br />

Die vollständige Studie sowie weitere Informationen zur Initiative<br />

finden Sie unter www.unternehmerperspektiven.de.<br />

57<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


14 | W+M Länderreport<br />

Wenn Grenzkriminalität<br />

zum Standortnachteil wird<br />

Raimund Kohli erkennt es<br />

schon, bevor er an diesem<br />

Morgen sein Autohaus erreicht<br />

hat. Sein Blick für Auffälligkeiten<br />

schärfte sich halt mit den Jahren.<br />

„Oh verflixt, der Tag ist gelaufen!“,<br />

durchfährt es ihn. Ein nagelneuer<br />

Škoda Octavia steht aufgebockt<br />

auf Ziegelsteinen – den kompletten<br />

Radsatz ließen die Diebe mitgehen.<br />

Als er genauer hinsieht, entdeckt<br />

er auch noch Dellen am Rahmen.<br />

„Lässt sich ausbeulen“, sinniert<br />

er. Doch als Neuwagen kann er den<br />

Škoda nun nicht mehr verkaufen.<br />

Seit vor sechs Jahren die Schlagbäume an den vorherigen EU-Außengrenzen<br />

nach Polen und Tschechien für immer hochgingen, sind<br />

Diebstahl und Einbruch gerade bei mittelständischen Firmen sprunghaft<br />

gestiegen. Wie aktuelle Befragungen der Handwerkskammern<br />

in Cottbus und Dresden zeigen, besteht für viele Betriebe die akute<br />

Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden.<br />

Von Harald Lachmann<br />

Raimund Kohli führt in Görlitz ein<br />

Škoda-Autohaus.<br />

Immerhin, das Auto steht noch da.<br />

Anders als beim Superb, der ihm vor<br />

einiger Zeit direkt vom Hof in Görlitz geklaut<br />

worden war. „35.000 Euro weg“, flucht<br />

der Autohausbesitzer. Zum Glück zahlte die<br />

Versicherung. Schlimmer traf es da einige<br />

Kollegen weiter oben im Gebirge, erzählt er.<br />

Nach dem x-ten Einbruch hätten sie ihnen<br />

die Policen gekündigt.<br />

Zu selten drehen Hubschrauber der Bundespolizei über dem Neißegrenzland ihre Runden.<br />

Es fehlt an Personal.<br />

Überdies sollen die Autohäuser im Grenzland<br />

nach dem Willen der Versicherungen ihr Gelände<br />

komplett einzäunen und verschließen.<br />

„Aber viele Kunden kommen doch erst<br />

abends oder am Wochenende, um sich einen<br />

Wagen auszusuchen. Soll ich sie aussperren?“,<br />

fragt der 39-Jährige. So rüstete<br />

er auf: hochwertige Alarmanlage, raffinierte<br />

Schlösser und für 4.000 Euro Tresorbriefkästen.<br />

„Für die Schlüssel der Neuwagen, die<br />

nachts angeliefert werden ...“<br />

Sein Kollege Gotthard Körner, der in Oderwitz<br />

bei Zittau einen Fahrzeughandel führt,<br />

will auch keinen Zaun. Dabei traf es ihn besonders<br />

hart: Zehn Fahrzeuge büßte er bereits<br />

ein. Man hatte ihn offenbar ausgekundschaftet.<br />

So schläft er jetzt oft nachts<br />

in der Firma. „Es ist ein schwerer Überlebenskampf“,<br />

räumt er ein.<br />

2008 gingen die Schlagbäume nach Polen<br />

und Tschechien für immer hoch. Die Politiker<br />

jubelten – und begannen alsbald, entlang<br />

der einstigen EU-Außengrenze kräftig<br />

Fotos: Bundespolizei, Harald Lachmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Brandenburg/Sachsen | 15<br />

Der seit 2008 verwaiste Grenzübergang von Sebnitz in Richtung Tschechien.<br />

die Polizei auszudünnen. Und immer noch<br />

gehe dieses Schrumpfen „mehr oder weniger<br />

schleichend“ weiter, warnt die Gewerkschaft<br />

der Polizei.<br />

Die Folgen dieser Sparpolitik spürt keiner<br />

härter als der grenznahe Mittelstand. In diesen<br />

Firmen, die hier das Rückgrat der <strong>Wirtschaft</strong><br />

bilden, herrschen Frust, Wut und teils<br />

Resignation. Bei wem gleich sieben Mal eingebrochen<br />

wurde, für den werde es „auch<br />

existenziell“, weiß der Görlitzer Kreishandwerksmeister<br />

Dr. Knut Scheibe, dessen Metallbaubetrieb<br />

selbst schon Opfer von Edelstahldieben<br />

wurde. Dabei reiche manchmal<br />

schon ein einziger Einbruch, um eine Firma<br />

in echte Not zu bringen.<br />

Um sich ein Bild von der Lage im Neißeraum<br />

zu machen, starteten die Handwerkskammern<br />

Dresden und Cottbus Ende 2013 bereits<br />

zum dritten Mal eine Mitgliederbefragung<br />

zur allgemeinen Sicherheitslage. Erneut<br />

zeigte sich dabei: Jeder vierte Handwerksbetrieb<br />

in Ostsachsen und Südbrandenburg<br />

nennt die Situation rundum „schlecht“. Besonders<br />

in den Landkreisen Görlitz (58 Prozent)<br />

und Spree-Neiße (46 Prozent) schätzen<br />

die Befragten die Gefahr, Opfer von Einbruch<br />

und Diebstahl zu werden, als sehr real<br />

ein. Jeder Dritte im Kammerbezirk Dresden<br />

glaubt überdies, eine Verschlechterung gegenüber<br />

2012 zu spüren. In Südbrandenburg<br />

sind es sogar 39 Prozent. Der wirtschaftliche<br />

Schaden – so das Fazit der Befragung –<br />

gehe denn hier wie da in die Millionen. Immerhin<br />

erfuhren 40 Prozent der Betriebe, die<br />

an der Umfrage teilnahmen, bereits Einbußen<br />

durch Kriminalität, im Kfz-Gewerbe sogar<br />

67 Prozent.<br />

Wie Kohli bauen viele längst aktiv vor, investieren<br />

in Sicherheitstechnik, engagieren<br />

Wachdienste. Nachholbedarf besteht indes<br />

beim Einsatz künstlicher DNA aus speziellen<br />

synthetischen Molekülen, wodurch sich<br />

Diebesbeute zweifelsfrei identifizieren lässt.<br />

In der Oberlausitz haben damit nur drei Prozent<br />

der Bauhandwerker und 1,5 Prozent der<br />

Kfz-Betriebe Erfahrung. So lud die Görlitzer<br />

Polizei jüngst Mittelständler zu einem ersten<br />

Sicherheitsstammtisch ein, der sich diesem<br />

Thema widmete.<br />

Ab Mai dürfen deutsche Beamte Gangster<br />

selbst nach Polen verfolgen und hierbei sogar<br />

ihre Waffe benutzen. Deutsch-polnische<br />

Polizeistreifen sind in Görlitz ohnehin nicht<br />

mehr ungewöhnlich. Dennoch lernen auch<br />

die Diebesbanden, bei denen es sich übrigens<br />

keineswegs zuerst um Osteuropäer handelt,<br />

stets dazu. Allein 2013 stahlen sie in<br />

Sachsen 3.300 Fahrzeuge – fast jedes zehnte<br />

im Grenzgebiet zu Polen. Um die Gefahr<br />

hier weiter zu entschärfen, fordern die beiden<br />

Handwerkskammern tragfähigere Konzepte<br />

zur Bekämpfung der Grenzkriminalität<br />

sowie beschleunigte polizeiliche und richterliche<br />

Strafverfolgung der Täter. Nicht zuletzt<br />

sollten die Firmen bei Präventionsmaßnahmen<br />

besser gefördert werden.<br />

Der Dresdener Kammerpräsident Jörg Dittrich<br />

spricht überdies Klartext: Zwar erkenne<br />

man die „Bemühungen von Polizei und<br />

Politik“ durchaus an, aber – so sein Urteil:<br />

„Sie scheinen nicht zu wirken. Nach wie<br />

vor wird alles gestohlen, was man mitnehmen<br />

kann.“ Das koste die Unternehmer neben<br />

Geld auch Nerven und im Extremfall Arbeitsplätze.<br />

Grenzkriminalität werde so zum<br />

akuten Standortnachteil.<br />

Als Polizeischelte will man das in Handwerkerkreisen<br />

indes nicht verstehen. „Die Polizisten<br />

sind selbst verunsichert und frustriert“,<br />

beobachtet etwa Raimund Kohli,<br />

der in seinem Autohaus viele auch als Kunden<br />

kennt. „Haben sie mal einen Dieb geschnappt,<br />

ist der eher wieder draußen, als<br />

sie Schichtschluss haben – selbst wenn er<br />

aus Polen kommt“, erzählt er. So hörte Kohli<br />

von einem verdeckten Fahnder eine Story,<br />

die er für symptomatisch hält: „Lange hatte<br />

dessen Truppe für die Verfolgung von Autodealern<br />

einen schnellen Wagen gefordert.<br />

Nun kam endlich einer: Baujahr 1991, Tachostandstand:<br />

380.000 Kilometer. Aber immerhin<br />

200 PS. Damit sind sie noch dankbar,<br />

dass sie überhaupt Chancen haben, einem<br />

Gangster hinterherzukommen.“ W+M<br />

Zuweilen kommen im Grenzgebiet auch Wärmebildkameras zum Einsatz, mit denen sich<br />

dann selbst nachts noch Verbrecher ausmachen lassen.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


16 | W+M Länderreport<br />

Vorpommern – Energiestandort mit Potenzial<br />

Erdöl, Gas, Wind und Wellen<br />

Der zwischen Bund und Ländern gefundene Kompromiss in der Energiewende verdeutlicht:<br />

Bisherige Konzepte bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien haben sich durchaus<br />

bewährt, gleichzeitig ermöglichen Fortschritt und innovative Technologien stetes Potenzial. Vorpommern<br />

als repräsentativer Energiestandort ist hier offen für neue Wege.<br />

Von Henner Willnow<br />

Was haben Tiefbrunnen, Erdöl, Meereswellen, Wind und Substrate<br />

gemeinsam? Sie alle sind in Vorpommern Energieträger<br />

und in weiten Teilen die Basis für die Energiewende<br />

im Norden Deutschlands. Topmoderne Windkraftanlagen stehen seit<br />

2011 in Deutschlands erster kommerzieller Offshore-Anlage „Baltic<br />

1“ vor der Küste der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst in der Ostsee.<br />

Aber auch das Festland ist durch eine Vielzahl von Windenergieanlagen<br />

geprägt. Bestimmt von optimalen Windverhältnissen ist Vorpommern<br />

als Region perfekt für diese Technologie. In direkter Nähe zu<br />

den Windkraftwerken siedeln sich die Zulieferer und Serviceunternehmen<br />

an. So überwacht etwa EnBW seinen Windpark „Baltic 1“ aus<br />

einem Kontrollzentrum in Barhöft nahe Stralsund – High-Tech neben<br />

Fischkuttern. Doch an der Windenergie hängen noch viele weitere<br />

Unternehmen, die man auf den ersten Blick nicht als Teil der Windindustrie<br />

erkennt: Stahlbauunternehmen wie Bladt Industries, Liebherr<br />

MCCtec und in direkter thematischer Nähe die Krebs Gruppe, die<br />

insbesondere den Offshore-Windanlagen einen hochmodernen Korrosionsschutz<br />

gibt. Taucher,<br />

Kletterer, aber auch Helikopter<br />

bedienen ebenfalls diesen<br />

Industriebereich.<br />

Grüne Energie aus Vorpommern: „Baltic 1“ ist Deutschlands erster kommerzieller Offshore-Windpark.<br />

Doch das Meer bietet auch anderen<br />

Technologien Möglichkeiten<br />

der Energieerzeugung.<br />

Vor dem Nordkap von Peenemünde<br />

steht eine Testanlage<br />

zur Energieerzeugung aus<br />

Meereswellen. Zusammen mit<br />

Ingenieurbüros aus Mecklenburg-Vorpommern<br />

wurde dieser<br />

Generator geplant, von<br />

HAB Hallen- und Anlagenbau<br />

Wusterhusen gebaut und<br />

in offenen Gewässern aufgestellt.<br />

Diese Forschungsanlage<br />

lieferte im Testbetrieb<br />

etwa 10 Kilowatt Leistung –<br />

bei 45 Prozent Wirkungsgrad.<br />

Klein, aber fein: Deutschlands<br />

erster Meereswellengenerator<br />

wies nach, dass auch<br />

in diesem noch jungen Energiethema<br />

erfolgreich und sicher<br />

Strom aus erneuerbaren<br />

Quellen erzeugt werden kann.<br />

Fotos: EnBW, Energiewerke Nord GmbH<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Mecklenburg-Vorpommern | 17<br />

Öl und Gas gibt es nur in Texas und Russland? Falsch. Vorpommern<br />

ist einer der wichtigen Gasstandorte in Deutschland. Im Energieund<br />

Technologiepark Lubmin nahe Greifswald landet die Ostseepipeline<br />

NORD STREAM mit Millionen von Kubikmetern Erdgas an, wird<br />

verdichtet und über die Pipelines NEL und OPAL nach West- und<br />

Mitteldeutschland sowie nach Tschechien transportiert. Für energieintensive<br />

Unternehmen wäre Lubmin ein Eldorado, ist doch an<br />

diesem Standort Erdgas, und nach einer Verstromung auch elektrische<br />

Energie, in großen Mengen und versorgungssicher verfügbar.<br />

Auch von den zukünftigen Offshore-Windparks wird der Strom in<br />

Lubmin anlanden.<br />

Die Förderung von Erdöl ist in Vorpommern nicht unbekannt: Seit<br />

den sechziger Jahren wird das schwarze Gold gefördert – GDF Suez<br />

nutzt bestehende Anlagen, das deutsch-kanadische Konsortium CEP<br />

Central European Petroleum fördert zu Testzwecken zur Zeit die ersten<br />

Barrel Erdöl aus einer Bohrstelle bei Barth. Dennoch sind diese<br />

Ölvorkommen keine Umkehr in der Energiewende – CEP sieht das<br />

vorpommersche Öl vielmehr als Rohstoff und nicht als Brennstoff.<br />

In Lubmin bei Greifswald treffen Gas aus Russland und Strom aus<br />

Offshore-Windparks ein.<br />

Neue Energietechnologien wie Wasserstoffverstromung, Brennstoffzellen,<br />

Pellets aus verschiedenen Substraten und Energiespeicher<br />

sind in Vorpommern auch im wissenschaftlichen Umfeld ausgesprochen<br />

präsent. Gerade das IRES-Institut für Regenerative Energiesysteme<br />

an der Fachhochschule Stralsund forscht praxisbezogen an solchen<br />

Technologien und liefert Unternehmen neben Lösungen zudem<br />

hochqualifizierte Absolventen.<br />

Somit bleibt festzustellen: Vorpommern ist ein Energiestandort<br />

mit Potenzialen für die Großen der Branche, aber genauso für die<br />

Nischen, die Neuen, die Tüftler.<br />

W+M<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


18 | W+M Länderreport<br />

Der Furnier-Guru von Pritzwalk<br />

Bei Günther Beyer dreht sich vieles im Leben um Holz. Der 66-Jährige studierte Anfang der 1970er<br />

Jahre in Hamburg Holzwirtschaft und verbrachte anschließend etliche Jahre in afrikanischen Holzfabriken.<br />

Im Jahr 1999 baute er im brandenburgischen Pritzwalk ein Furnierwerk auf. Pritzwalk<br />

ist für den gebürtigen Niedersachsen Beyer längst zur Heimat geworden. Von Karsten Hintzmann<br />

Für die Furnierherstellung angeliefert: Stämme aus Amerikanischem Ahorn.<br />

Mit fachkundigem Blick<br />

prüft Günther Beyer das<br />

Material depot auf seinem<br />

Firmengelände. Dort lagern<br />

unzähli ge Baumstämme – heimische<br />

Eichen, die derzeit stark<br />

im Trend sind, amerikanischer<br />

Ahorn, amerikanischer Kirschbaum,<br />

riesige Ayous-Stämme aus<br />

Übersee und viele weitere Sorten.<br />

Aus all diesen Hölzern lässt Beyer<br />

in einem ausgeklügelten Produktionsverfahren<br />

hochwertige Furniere<br />

herstellen. Zunächst wird die<br />

Rinde entfernt, dann werden die<br />

Stämme in der Mitte halbiert und<br />

auf die gewünschte Länge gesägt.<br />

Das so vorbereitete Holz kommt<br />

in Edelstahlbecken und wird gekocht<br />

oder zumindest erwärmt.<br />

Am Ende werden die durchfeuchteten<br />

Stämme in Maschinen eingespannt<br />

und in 0,6 Millimeter dicke<br />

Furnierstreifen geschnitten.<br />

„Jede Holzart benötigt eine individuelle Behandlung,<br />

um am Ende ein farblich optimales<br />

Furnier zu bekommen“ , erläutert Beyer.<br />

Die Anlagen laufen derzeit nicht auf vollen<br />

Touren, das wären bis zu 16 Stunden täglich.<br />

Die 85 Mitarbeiter arbeiten momentan nur im<br />

Ein-Schicht-Betrieb. Mehr gibt die Auftragslage<br />

aktuell nicht her. Insofern ist Günther<br />

Beyer nicht zufrieden.<br />

„Bis zum Jahr 2009 ging es hier ständig bergauf“,<br />

erinnert sich Beyer, „wir konnten gar<br />

nicht schnell genug produzieren. Mit der<br />

weltweiten <strong>Wirtschaft</strong>skrise kam auch bei<br />

uns der große Einbruch, der Umsatz ging um<br />

40 Prozent zurück. Bis heute spüren wir die<br />

Folgen dieser Krise.“ Vor allem deshalb, weil<br />

viele der Länder, in denen es traditionell eine<br />

große Nachfrage nach hochwertigen Furnieren<br />

gab – Spanien, Griechenland, Ägypten,<br />

Libanon und Syrien –, bis heute wirtschaftlich<br />

am Boden liegen. Dazu kommt, dass auch<br />

China als einstiger Großimporteur ausgefallen<br />

ist, seit im Land des Lächelns eigene Furnierwerke<br />

errichtet wurden.<br />

„Wir mussten uns auf die veränderten Bedingungen<br />

einstellen, stark restrukturieren<br />

und uns neue Märkte erschließen. Denn<br />

neben den Auswirkungen der Krise wächst<br />

auch die Konkurrenz aus Osteuropa, die billiger<br />

produziert als wir hier in Pritzwalk“, so<br />

Günther Beyer. Das im äußersten Nordwesten<br />

Brandenburgs gelegene Furnierwerk ist<br />

jedoch für die Konkurrenzsituation gut gewappnet.<br />

„Wir sind ein sehr spezielles Unternehmen<br />

mit hochmoderner technischer Ausstattung,<br />

die es uns ermöglicht, nahezu alle<br />

Holzarten aufzuarbeiten. Während wir also<br />

bis zu 50 Sorten Holz zu Furnieren verarbeiten<br />

können, sind andere Werke auf lediglich<br />

drei bis vier Holzarten ausgelegt.“<br />

Die Idee, ein Unternehmen in den neuen<br />

Bundesländern aufzubauen, reifte im Jahr<br />

1997. „Ich hatte mich nach langen Jahren<br />

im Angestelltenverhältnis 1993 als Furnierhändler<br />

selbstständig gemacht. Das heißt,<br />

ich kaufte weltweit Rundholz ein, ließ es<br />

in Fabriken zu Furnieren aufarbeiten und<br />

verkaufte die Furniere anschließend an die<br />

Möbel-, Türen- und Bootsindustrie. Doch ich<br />

hatte das Ziel, die gesamte Wertschöpfungskette<br />

unter einem Dach zu bündeln. Ich entdeckte<br />

den logistisch idealen Standort Pritzwalk<br />

und plante mit einem Partner über zwei<br />

Jahre mein Furnierwerk-Projekt“, blickt Bey-<br />

Fotos: Karsten Hintzmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Brandenburg | 19<br />

Günther Beyer mit einem frischen Furnier.<br />

er zurück. Im Mai 1999 begannen die Bauarbeiten<br />

und im April 2000 liefen die ersten<br />

Furniere Made in Pritzwalk vom Band.<br />

Warum sollte es unbedingt ein Standort in<br />

den neuen Ländern sein? „Wir wollten wirkliches<br />

Neuland betreten und nicht irgendwo<br />

eine etablierte Firma übernehmen. Die<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sfördergesellschaft Prignitz hat<br />

sich hier vor Ort dann unglaublich engagiert<br />

um uns gekümmert. Und natürlich verhehle<br />

ich auch nicht, dass wir die in Brandenburg<br />

seinerzeit übliche Förderung für Investitionen<br />

in Anspruch genommen haben. Hierfür<br />

mussten wir allerdings über 100 Arbeitsplätze<br />

schaffen und bis Ende 2012 garantieren.“<br />

Auch heute, 15 Jahre nach dem ersten Spatenstich<br />

für den Bau des Werkes und 13 Jahre<br />

nach der festlichen Einweihung durch den<br />

damaligen Ministerpräsidenten Manfred<br />

Stolpe, ist Günther Beyer mit seiner Entscheidung,<br />

nach Pritzwalk zu gehen, absolut zufrieden:<br />

„Ich würde es wieder tun, Pritzwalk<br />

ist wirklich ideal. Wir sind nicht weit vom<br />

Hamburger Hafen entfernt, wo das Holz aus<br />

Amerika und Afrika ankommt. Wir haben vor<br />

der Tür einen Autobahn- und einen Bahnanschluss<br />

und sind nah an Osteuropa, wohin<br />

wir viele Furniere exportieren. Auch das Arbeitskräftepotenzial<br />

ist für unsere Bedürfnisse<br />

optimal.“ Mehr als 50 Prozent der Beschäftigten<br />

des Furnierwerkes sind Frauen.<br />

Sorgen bereitet Beyer indes die aktuelle Politik<br />

der Bundesregierung: „Die aus der EEG-<br />

Umlage resultierenden hohen Energiekosten<br />

machen uns sehr zu schaffen. Und auch der<br />

allgemeine Mindestlohn. Für viele Tätigkeiten<br />

im Werk brauchen wir keine Fachkräfte,<br />

sondern einfache Arbeiter, die zupacken<br />

können und arbeiten wollen. Wir haben hier<br />

in der Region schon viele Langzeitarbeitslose<br />

von der Straße geholt. Aber für ungelernte<br />

Kräfte können wir unmöglich 8,50 Euro pro<br />

Stunde zahlen, das funktioniert nicht. Wir<br />

erwarten daher von der Politik, dass sie Gesetze<br />

macht, die die Realität widerspiegeln<br />

und Unternehmertum befördern.“<br />

Doch den Optimismus lässt sich Beyer angesichts<br />

der politischen Rahmenbedingungen<br />

nicht unbedingt nehmen: „Ich erfreue mich<br />

jeden Tag neu an unserer Produktion. Holz<br />

ist ein faszinierender Naturstoff, der immer<br />

variiert und nie gleich ist. Und die Furnierherstellung<br />

ist das Nonplusultra der Holzverarbeitung,<br />

weil der Stamm hier Blatt für Blatt<br />

aufgeschnitten wird und dabei die Schönheit<br />

und Vielfalt der Natur zum Vorschein kommt.“<br />

W+M<br />

Neue Netze für neue Energie<br />

Das Übertragungsnetz ist der Schlüssel<br />

zu mehr erneuerbarer Energie.<br />

Wir bei 50Hertz sind Vorreiter bei der sicheren<br />

Integration der erneuerbaren Energie ins Netz.<br />

Wir betreiben das Höchstspannungsnetz für<br />

mehr als 18 Millionen Menschen im Norden<br />

und Osten Deutschlands. Wir meinen es ernst<br />

mit unserer gesellschaftlichen Verantwortung,<br />

Stromautobahnen gemäß den Klimazielen<br />

Deutschlands und Europas zu entwickeln.<br />

Mit zahlreichen Projekten zur Verstärkung<br />

und zum Ausbau des Stromnetzes leisten<br />

wir hierzu einen wichtigen Beitrag.<br />

Mehr unter www.50 hertz.com<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


20 | W+M Länderreport<br />

Der Eingang zum Leipziger Messehallenkomplex im Norden der Stadt.<br />

<strong>Wirtschaft</strong>smotor, Innovationstreiber<br />

und Schaufenster in die Welt<br />

Leipzigs Messegesellschaft erweist sich dank einer hohen Umweg-Rendite durch ihre<br />

Messen, Kongresse und Veranstaltungen als unverzichtbarer umsatzbefördernder Faktor für<br />

den Mittelstand der mitteldeutschen Region.<br />

Von Harald Lachmann<br />

Leipzig wuchs nicht zufällig zu einem<br />

weithin bedeutenden Messeplatz. Die<br />

Stadt lag halt an der Kreuzung zweier<br />

zentraler europäischer Handelsrouten. Dies<br />

machte die Messe durch die Jahrhunderte zu<br />

einem Wachstumsmotor der regionalen <strong>Wirtschaft</strong>.<br />

Jene Rolle setzte Leipzig auch fort,<br />

als es hier 1895 die weltweit erste Mustermesse<br />

kreierte. Und auch jetzt, da das Konzept<br />

einer universellen Mustermesse spezialisierten<br />

Fachmessen wich, ist es gerade das<br />

gewerbliche Leben vor Ort, das hiervon profitiert<br />

– Mittelstand, Handwerk, Gastronomie,<br />

Verkehrsbetriebe, Taxi- und Hotelgewerbe.<br />

Martin Buhl-Wagner, der Sprecher der Geschäftsführung<br />

der Leipziger Messe, nennt<br />

diesbezüglich gern eine signifikante Hausnummer:<br />

Jeder auf der Messe gezahlte Euro<br />

bringe weitere fünf Euro im Umland.<br />

Beim Segment der Kongresse – dessen Gewicht<br />

wächst innerhalb der Leipziger Messe<br />

Unternehmensgruppe seit Jahren – liege diese<br />

Umweg-Rendite sogar bei 1:13, ließ Buhl-<br />

Wagner durch Experten ermitteln. Die Stadt<br />

Leipzig wie auch der Freistaat Sachsen als Gesellschafter<br />

der Leipziger Messe GmbH sind<br />

also gut beraten, sich diesen <strong>Wirtschaft</strong>smotor<br />

zu leisten. Immerhin besuchten allein<br />

2013 rund 1,2 Millionen Gäste die 37 Messen,<br />

97 Kongresse und 34 Veranstaltungen in<br />

den Bereichen Business, Politik, Sport und<br />

Unterhaltung, die die Gesellschaft ausrichtete.<br />

Mit einem Umsatz von über 85 Millionen<br />

Euro war es sogar das bisherige Rekordjahr.<br />

Ähnlich positiv stellt sich diese Relation in<br />

Sachen Beschäftigung dar. Die 380 eigenen<br />

Mitarbeiter, die die Unternehmensgruppe<br />

mit ihren fünf Tochterfirmen in Lohn und<br />

Brot hat, generieren durch die Messen, Kongresse<br />

und Events zusätzlich über 4.000 Arbeitsplätze<br />

in Leipzig. Hinzu kommen noch<br />

einmal 3.000 Stellen bundesweit, darunter<br />

Standbauer, Fachhandwerker, Agenturen<br />

oder Spediteure. Allein das Tochterunternehmen<br />

FAIRNET beschäftigt 220 Lieferanten<br />

aus der Region Leipzig. 80 Prozent des<br />

Auftragsvolumens vergibt es an Firmen in<br />

Mitteldeutschland, Brandenburg und Berlin.<br />

Über jene recht konkret messbare Rolle als<br />

<strong>Wirtschaft</strong>smotor hinaus offeriert die Gesellschaft<br />

mit ihren dutzenden Fachmessen zugleich<br />

branchenspezifische Plattformen für<br />

Innovation, direkten Austausch und Technologietransfer.<br />

Der Bogen spannt sich vom<br />

Messedoppel SHKG und „efa“ (dem führenden<br />

Fotos: Leipziger Messe, Harald Lachmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Sachsen | 21<br />

Branchentreff Ost für Sanitär, Heizung, Klima und Gebäudetechnik)<br />

über die ebenfalls bis zur Ostsee ausstrahlende Mitteldeutsche Handwerksmesse<br />

sowie die Weltleitmesse für Orthopädie und Rehatechnik<br />

„OTWorld“ – und er endet noch nicht beim Messeverbund „Intec“<br />

und „Z“, wo Fertigungstechnik für die Metallbearbeitung sowie die<br />

Zulieferindustrie im Fokus stehen. Denn auch Immobilienexperten,<br />

Landwirte, Raumgestalter, Goldschmiede, Regionalplaner, Ökostromer<br />

und natürlich Buchverleger, um wieder nur einige wenige herauszugreifen,<br />

finden hier ihr jährliches oder zweijähriges Order- und<br />

Ausstellungshighlight vor der Haustür.<br />

Gerade die Kombination „Intec“ plus „Z“ mausert sich zu einem auch<br />

international unverzichtbaren Branchengipfel, von dem der sächsische<br />

Maschinenbau erheblich profitiert. Eben erst unterzeichnete<br />

die Messe daher mit dem Innovationsverbund Maschinenbau Sachsen<br />

„VEMASinnovativ“ auch eine Kooperationsvereinbarung.<br />

Mit der „OTWorld” etablierten die sächsischen Messemacher auch<br />

die Weltleitmesse für Orthopädie- und Reha-Technik in Leipzig.<br />

An „Intec“/„Z“, der „OTWorld“ oder auch der Europäischen Messe<br />

für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung „denkmal<br />

Leipzig“ lässt sich recht plastisch eine weitere Katalysatorfunktion<br />

des sächsischen Messeplatzes für die regionale <strong>Wirtschaft</strong> ablesen:<br />

Durch die hier veranstalteten Foren, Kooperationsbörsen und<br />

Gemeinschaftsbeteiligungen von Universitäten und Forschungsinstituten<br />

avancieren die Fachmessen zum Treiber für den Innovationstransfer<br />

in der Region. „Hier führen wir gezielt die Industrie mit<br />

der Forschung zusammen“, so der Messechef. Fast folgerichtig beteiligt<br />

sich sein Haus darum auch an der Förderinitiative Deutschlandstipendium,<br />

indem man besonders begabte wie zielstrebige Studenten<br />

finanziell unterstützt. Damit Leistungsträger vor Ort zu halten,<br />

sehe man „als Teil unserer unternehmerischen Verantwortung“,<br />

so Buhl-Wagner.<br />

Als weiteres Feld für das Wirken in der Region entdeckt das Unternehmen<br />

derzeit die Kreativwirtschaft. Mit den „Designers‘ Open“ eröffnete<br />

man etwa ein Podium für Industriedesigner. So sucht diese Messe,<br />

auf der 2014 erstmals der Sächsische Staatspreis für Design verliehen<br />

wird, auch den bewussten Brückenschlag zu deren kreativen<br />

Werkstätten, die dann parallel zu einem Tag der offenen Tür laden.<br />

Nicht zuletzt auch im eigenen Interesse stricken Leipzigs Messemacher<br />

am Ausbau der regionalen Infrastruktur. Hierzu gehört etwa<br />

die unlängst vereinbarte Kooperation mit Turkish Airlines, die den<br />

Airport Leipzig/Halle mittlerweile täglich zweimal über das Luftdrehkreuz<br />

Istanbul an alle Welt angedockt hat. Denn von wachsendem<br />

Nutzen für Mitteldeutschlands Mittelstand ist auch die konsequente<br />

internationale Vernetzung aller Ausstellungsaktivitäten.<br />

Leipzigs Messe etablierte sich nicht nur fest unter den deutschen<br />

Top 10, sie gehört auch weltweit zu den „Hot 100“ der Messeplätze.<br />

So organisierten die Leipziger allein 2013 elf eigene Veranstaltungen<br />

im Ausland, einige davon mit Partnern vor Ort, und managten<br />

zudem 27 Gemeinschaftsbeteiligungen deutscher Firmen auf Messen<br />

in aller Welt. Gerade bereitet man mit der <strong>Wirtschaft</strong>sförderung<br />

Sachsen eine große sächsische Präsentation auf der weltgrößten<br />

Halbleitermesse „Semicon West“ im Juli in San Francisco vor. W+M<br />

Das Fahnenmeer vor dem Eingang zum Verwaltungsgebäude<br />

der Leipziger Messe.<br />

Die Maschinenbaumesse „Intec” ist nächstes<br />

Jahr die einzige große Fertigungsmesse.<br />

Menschentrauben auf der Leipziger<br />

Buchmesse.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


22 | W+M Länderreport<br />

Klein-Hollywood an der Neiße<br />

Das sächsische Görlitz war bereits New York, Paris und München. Mit seiner einzigartigen<br />

Altstadt bietet es offenbar alles, was die Filmindustrie als Kulisse für historische Streifen braucht.<br />

So treffen sich in „Görliwood“ immer wieder Weltstars. Die wirtschaftlichen Effekte für die Stadt<br />

sind siebenstellig.<br />

Von Harald Lachmann<br />

Ein imposanter Lichthof, den eine farbige<br />

Glaskuppel krönt. Darunter eine freitragende<br />

Treppe, die in drei Etagen zu<br />

den großzügig umlaufenden Galerien hinaufführt.<br />

Eben jene Jugendstileleganz hatte US-<br />

Regisseur Wes Anderson gesucht, als er sein<br />

jüngstes Kinowerk „The Grand Budapest Hotel“<br />

plante. Fündig wurde er weit im deutschen<br />

Osten – in der Grenzstadt Görlitz. Dessen<br />

100 Jahre altes Kaufhaus geriet Anderson<br />

zur authentischen Kulisse für die abenteuerlich-schräge<br />

Geschichte über die Freundschaft<br />

zwischen einem Hotelconcierge und<br />

seinem Günstling.<br />

Gedreht wurde 2013 wochenlang mit Stars<br />

wie Ralph Fiennes, Jude Law, Adrien Brody<br />

oder Jeff Goldblum. Jüngst holte der Film einen<br />

Silbernen Bären auf der Berlinale, nachdem<br />

er zuvor das Festival eröffnet hatte. Seit<br />

Wochen läuft „The Grand Budapest Hotel“<br />

auch in den deutschen Kinos, doch zuvor sahen<br />

ihn die Görlitzer selbst. Denn bei einer<br />

Vorpremiere an der Neiße lief er für 700 Besucher<br />

in allen fünf Kinosälen des städtischen<br />

Kinos. Die Görlitzer selbst fanden sich so einmal<br />

mehr in ihren Ruf als „Görliwood“ bestätigt.<br />

Denn eine ähnliche Voraufführung erlebten<br />

sie bereits 2009 mit dem Streifen „Der<br />

Vorleser“ – ebenfalls weitgehend mit großen<br />

Stars in Görlitz gedreht. Kate Winslet erhielt<br />

für ihre Rolle gar den Oscar.<br />

Mittlerweile wirbt die Kreisstadt sogar offiziell<br />

mit der Marke „Görliwood“, ließ sie gar<br />

patentieren. Und das ist wohl nicht überzogen.<br />

Denn zuvor erlebten die Görlitzer bereits<br />

andere Stars hautnah, etwa Jackie Chan<br />

und Arnold Schwarzenegger, die hier Szenen<br />

des Hollywoodstreifens „In 80 Tagen um die<br />

Welt“ drehten. Und Schüsse vom historischen<br />

Rathausturm jagten auch über das Görlitzer<br />

Kopfsteinpflaster, als Daniel Brühl in „Inglourious<br />

Basterds“ von Quentin Tarantino<br />

Jagd auf GI‘s machte.<br />

Von Januar<br />

bis März 2013<br />

fanden in<br />

Görlitz Dreharbeiten<br />

zum<br />

Kinofilm<br />

„Grand Budapest<br />

Hotel“<br />

statt.<br />

Es ist die einzigartige Altstadtkulisse der<br />

56.000-Einwohner-Stadt, die Location scouts<br />

und Regisseure aus aller Welt anzieht. Mit<br />

4.000 Einzeldenkmalen gilt sie als größtes<br />

Flächendenkmal Deutschlands. Spätgotik<br />

trifft auf Renaissance, Barock<br />

auf Jugendstil. Auf wenigen<br />

hundert Metern lassen<br />

sich Schätze aus über einem<br />

halben Jahrtausend europäischer<br />

Architekturgeschichte<br />

ausmachen. So mutiert<br />

die Altstadt um Rathaus,<br />

Untermarkt, Tuchhallen und<br />

Flüsterbogen wahlweise zu<br />

Fotos: 20th Century Fox, Christiane Hergl/pixelio.de, Harald Lachmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Sachsen | 23<br />

Für „Die Bücherdiebin“ wurden zwei Gleise des Bahnhofs Görlitz<br />

gesperrt und in einen Bahnhof aus den 40er Jahren umgestaltet.<br />

Die malerische Altstadt von Görlitz diente schon mehrmals als<br />

Kulisse für Hollywood-Produktionen.<br />

New York, Berlin, Frankfurt/Main, Paris, Heidelberg<br />

oder München: Das wandelbare Görlitz<br />

hat sie als Drehort bereits alle verkörpert.<br />

Mittlerweile wurden hier für nicht weniger<br />

als 29 Filme Szenen gedreht, die ersten bereits<br />

1954. Jüngeren Datums sind „Monuments<br />

Men“ (2013) von George Clooney, „Der<br />

Turm“ und „Die Vermessung der Welt“ (beide<br />

2011) sowie diverse Tatort- und Polizeiruf-Folgen.<br />

Und weitere Projekte stehen an.<br />

Noch 2014 will eine Münchener Firma in Görlitz<br />

den Klassiker „Eine Weihnachtsgeschichte“<br />

von Charles Dickens neu verfilmen. Und<br />

ab Herbst drehen die Produzenten von „Lola<br />

rennt“ und „Das weiße Band“ hier eine Neufassung<br />

von Hans Falladas „Jeder stirbt für<br />

sich allein“.<br />

Viele weitere Gründe sprechen für Görlitz als<br />

authentischen Drehort, etwa geringe Kriegsschäden,<br />

eine Altstadt ohne Bausünden und<br />

Leuchtreklamen, kurze Wege und eine gute<br />

Infrastruktur, dennoch wenig Verkehr in der<br />

Altstadt und nicht zuletzt ein hoch kooperatives<br />

Rathaus. So hat sich denn auch die<br />

Verwaltung um Oberbürgermeister Siegfried<br />

Deinege (parteilos) längst ganz professionell<br />

auf die Filmteams eingestellt. Straßenschilder<br />

oder Neonröhren wurden etwa so konzipiert,<br />

dass sie sich während der Drehs schnell<br />

entfernen lassen.<br />

Natürlich zieht auch Görliwood seinen Nutzen<br />

aus dem Hype. Die Crews geben hier nicht<br />

wenig Geld aus, an Drehtagen ist kein Hotelbett<br />

mehr frei und mancher Einwohner<br />

kommt zu einem Job als Komparse. Nicht zuletzt<br />

gewinnen Dienstleistungsanbieter und<br />

das Handwerk zusätzliche Aufträge, etwa<br />

durch den Kulissenbau sowie das Bereitstellen<br />

von Requisiten und Personal. Görlitzer<br />

Näherinnen fertigen Kostüme für die Filmproduktionen,<br />

Juweliere kreieren Schmuck,<br />

Bäcker backen spezielle Torten, die dann später<br />

über die Leinwand flimmern.<br />

Allein an den 50 Drehtagen zu<br />

„The Grand Budapest Hotel“ blieben<br />

vom Gesamtbudget – rund 23<br />

Millionen Euro – rund vier Millionen<br />

in der Region, so auch für<br />

den drehbuchgerechten Umbau<br />

Authentisch restaurierte<br />

Renaissancefassaden in<br />

der Altstadt von Görlitz.<br />

jenes Kaufhauses, in dem zuletzt Hertie verkaufte.<br />

Allein hierbei seien gut 15 Firmen aus<br />

der Oberlausitz eingebunden gewesen, weiß<br />

man im Rathaus. Auch für die Übernachtungen<br />

der Hollywood-Crew verblieben 710.000<br />

Euro bei den Hotelbetreibern an der Neiße.<br />

Mittlerweile gilt als Faustregel, dass Görlitz<br />

beim Einchecken eines Filmteams schnell bis<br />

zu 200 Dauergäste beherbergt, so etwa Techniker,<br />

Maskenbildner, Köche. Hinzu kommen<br />

zunehmend Schaulustige, die einmal Hollywood<br />

live erleben wollen.<br />

Im Übrigen steuerte auch der Freistaat<br />

über seine Mitteldeutsche Medienförderung<br />

(MDM) 900.000 Euro zur jüngsten Hollywood-<br />

Produktion bei. Eine Investition, die sich<br />

ebenfalls lohnt. Denn wie MDM-Geschäftsführer<br />

Manfred Schmidt versichert, muss diese<br />

Fördersumme vor Ort ausgegeben werden.<br />

Gut möglich übrigens, dass Görlitz eines Tages<br />

selbst mal Gegenstand eines Streifens<br />

wird. Den Hauptdarsteller mimt dann indes<br />

ein großer Unbekannter – nämlich jener anonyme<br />

Spender, der der Stadt jüngst schon<br />

zum zwanzigsten Male eine sogenannte Altstadtmillion<br />

überwies. Seit der Währungsumstellung<br />

sind dies zwar nun 511.500 Euro,<br />

doch erneut könnten damit viele Bauvorhaben<br />

in den historischen Gassen realisiert<br />

werden. Allein das Vorjahresgeld kam 74 Projekten<br />

zugute. Der Kontakt läuft stets über<br />

einen Anwalt, da der große Görlitz-Gönner<br />

unerkannt bleiben will. Welch ein Filmstoff!<br />

W+M<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


24 | W+M Titelthema<br />

<strong>Tourismusboom</strong> als <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor<br />

Von der Ostseeküste bis zum Thüringer Wald: 25 Jahre nach dem Mauerfall hat sich die Tourismusbranche<br />

zu einem der wichtigsten <strong>Wirtschaft</strong>szweige in Ostdeutschland entwickelt. Nun gilt<br />

es, für weiteres Wachstum bisher ungenutzte Potenziale auszuschöpfen.<br />

Von Matthias Salm<br />

Und dann kam die Flut. Als Anfang<br />

Juni 2013 nach tagelangen Regenfällen<br />

Elbe, Saale und Mulde über<br />

ihre Ufer traten, mussten sich<br />

die ostdeutschen Touristiker auf eine ungewohnte<br />

Wachstumspause einstellen. Obgleich<br />

viele Schäden zügig behoben werden<br />

konnten, hinterließen die täglichen Hochwasserbilder<br />

in den Medien ihre Wirkung vor<br />

allem bei Tagesreisenden und Kurzurlaubern.<br />

Insgesamt bescherten die sommerlichen<br />

Wetterkapriolen den ostdeutschen Flächenländern<br />

2013 mit einem Rückgang von<br />

0,3 Prozent bei der Zahl der Übernachtungen<br />

leichte Einbußen, so das Ergebnis des renommierten<br />

Sparkassen-Tourismusbarometers<br />

Ostdeutschland des Ostdeutschen Sparkassen-Verbandes<br />

(OSV).<br />

Die Flutdelle in der Tourismus-Bilanz ist aber<br />

nicht mehr als eine Momentaufnahme. Denn<br />

25 Jahre nach dem Mauerfall befinden sich<br />

die meisten ostdeutschen Urlaubsregionen<br />

kontinuierlich im Aufwind. Längst hat sich<br />

die Tourismusbranche als dynamischer und<br />

weithin krisenfester <strong>Wirtschaft</strong>sfaktor etabliert.<br />

In den letzten 20 Jahren, bilanziert<br />

der OSV, haben sich die Übernachtungen in<br />

Ostdeutschland (ohne Berlin) mehr als verdoppelt.<br />

Den 33 Millionen Übernachtungen<br />

in 1993 standen 2013 74,6 Millionen Übernachtungen<br />

in Hotels, Pensionen und auf<br />

Campingplätzen gegenüber. Entsprechend<br />

stieg im selben Zeitraum der Marktanteil<br />

Ostdeutschlands an sämtlichen Übernachtungen<br />

in Deutschland von 10,4 auf 18,2<br />

Prozent.<br />

Auch als Jobmotor ist die Reisebranche mittlerweile<br />

unverzichtbar, vor allem in jenen<br />

Regionen mit schwacher industrieller Basis.<br />

Laut Sparkassen-Tourismusbarometer<br />

Sachsen: Der Basteifelsen in der Sächsischen Schweiz.<br />

ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten im ostdeutschen Gastgewerbe<br />

(ohne Berlin) allein seit 2003 um über<br />

20 Prozent gestiegen. Die „Tourismusregionen<br />

sind ein Markenzeichen Ostdeutschlands“,<br />

lobt Dr. Michael Ermrich, Geschäftsführender<br />

Präsident des Ostdeutschen Sparkassen-Verbandes,<br />

denn auch folgerichtig<br />

die Entwicklung des Fremdenverkehrs zwischen<br />

Rügen und Erzgebirge.<br />

Die Erfolgszahlen sind kein Zufall, sondern<br />

das Ergebnis der langjährigen Investitionen<br />

in die touristische Infrastruktur. So vermerkt<br />

die Studie, dass sich allein die Zahl<br />

der Thermen und Spaßbäder im Osten der Republik<br />

seit 1993 von gerade einmal zwei auf<br />

über 100 erhöht hat. Neue Attraktionen wie<br />

die mitteldeutsche Seenlandschaft ergänzen<br />

das Angebot der klassischen Kultur-Reiseziele<br />

wie etwa die UNESCO-Welterbestätten von<br />

Fotos: Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH, TMB-Fotoarchiv/Frenkel/SPSG, TMV/Dürst, Tourismus-Verband Mecklenburg-Vorpommern e. V.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Tourismus in Ostdeutschland | 25<br />

Brandenburg:<br />

Schloss Charlottenhof<br />

im Park von Sanssouci.<br />

der Quedlinburger Altstadt bis zu den Zeugnissen<br />

der Klassik in Weimar.<br />

Zu den Gewinnern im Reisemarkt zählt beispielsweise<br />

das Weltnaturerbe Hainich, das<br />

größte zusammenhängende Laubwaldgebiet<br />

Deutschlands, das 2013 ein Besucherplus<br />

von acht Prozent vermeldete. Brandenburg<br />

und Mecklenburg-Vorpommern gehören<br />

nach einer Analyse des Allgemeinen Deutschen<br />

Fahrradclubs zu den vier beliebtesten<br />

Radreiseregionen in Deutschland, der Elberadweg<br />

ist der attraktivste deutsche Fernradweg.<br />

Und Sachsens Metropolen Leipzig<br />

und Dresden profitieren vom Boom der Städtereisen.<br />

Gemessen an den jährlichen Übernachtungszahlen<br />

schaffen sie es regelmäßig<br />

in die Top 10 der gefragtesten Städtereiseziele<br />

in Deutschland.<br />

Nirgendwo aber kommt dem Tourismussektor<br />

eine ähnlich wirtschaftlich herausragende<br />

Stellung zu wie hoch im Norden: Mehr als<br />

ein Drittel der 74,6 Millionen Übernachtungen<br />

in Ostdeutschland wurden in Mecklenburg-Vorpommern<br />

gebucht. Die Seebäder der<br />

Ostseeküste und die Seenplatte im Hinterland<br />

– sie rangieren längst bundesweit unter<br />

den Top-Reisedestinationen. Von Ahlbeck<br />

Mecklenburg-Vorpommern:<br />

Von Gischt umtoste Mole in<br />

Warnemünde an der Mecklenburgischen<br />

Ostseeküste.<br />

bis Zarrentin zählten die Beherbergungsbetriebe<br />

2013 28,2 Millionen Übernachtungen.<br />

„Die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern<br />

hat sich seit dem Mauerfall sehr<br />

positiv entwickelt. Die hohe Tourimusintensität<br />

– fast fünf Übernachtungen auf einen<br />

Einwohner – dokumentiert dies eindrucksvoll“,<br />

freut sich denn auch Bernd Fischer, Geschäftsführer<br />

des Tourismusverbands Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Für die <strong>Wirtschaft</strong> des<br />

Küstenlandes bedeutet dies „einen Jahresumsatz<br />

von rund sieben Milliarden Euro sowie<br />

ein Beschäftigtenäquivalent von 173.000<br />

Personen, die durch den Tourismus ihren Lebensunterhalt<br />

bestreiten“. Traditionell favorisieren<br />

die Ostsee weiterhin die Ostdeutschen<br />

selbst, die fast die Hälfte der Gästebetten<br />

belegten. Aber auch Schweden, Dänen<br />

und Niederländer zieht es vermehrt auf<br />

Deutschlands Sonnendeck.<br />

Bernd Fischer<br />

Geschäftsführer Tourismusverband<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Touristische Betriebe:<br />

Harter Wettbewerb droht<br />

Während sich die touristischen Rahmendaten<br />

in Ostdeutschland positiv entwickeln,<br />

müssen sich die einzelnen Betriebe<br />

nach Experteneinschätzung auf einen<br />

härteren Wettbewerb einstellen. Zu einer<br />

der größten Herausforderungen dürfte<br />

dabei der Fachkräftemangel werden. Die<br />

Ergebnisse einer DIHK-Online-Unternehmensbefragung<br />

zur Ausbildung 2012 belegen,<br />

dass im Bran chenvergleich das<br />

Gastgewerbe mit Abstand die größten<br />

Probleme hat, Jugendliche für eine Ausbildung<br />

zu gewinnen. Dies gilt besonders<br />

für die äußerst kleinteilige ostdeutsche<br />

Tourismuswirtschaft mit ihren begrenzten<br />

Ressourcen. Im Durchschnitt beschäftigen<br />

die ostdeutschen Betriebe im Gastgewerbe<br />

gerade einmal sieben Mit arbeiter und<br />

erwirtschaften laut Sparkassen-Tou rismusbarometer<br />

Ostdeutschland einen<br />

Umsatz von 213.000 Euro pro Jahr. Auch<br />

steigende Kosten für Energie, Rohstoffe<br />

und Gehälter werden die Bilanzen in den<br />

kommenden Jahren belasten. Nur wer auf<br />

kreative Konzepte setzt, Online-Medien<br />

und Zertifizierungen aktiv nutzt und das<br />

Qualitätsmanagement vorantreibt, wird<br />

sich mittelfristig im Wettbewerb behaupten<br />

können.<br />

Eine Ausnahmestellung nimmt auch die<br />

Hauptstadt Berlin ein. Hier hat sich die Zahl<br />

der Gäste von drei Millionen im Jahr 1993 auf<br />

über elf Millionen in 2013 fast vervierfacht,<br />

wie die Berlin-Werber der Berlin Tourismus<br />

& Kongress GmbH stolz verkünden. Tourismus<br />

und Kongressgeschäft sichern inzwischen<br />

knapp 280.000 Arbeitsplätze in der<br />

Spree-Metropole. 1993 hatten Berlins Herbergen<br />

gerade mal 36.000 Gästebetten im<br />

Angebot, heute sind es 130.000 – und bis<br />

2016 sollen noch 20.000 weitere hinzukommen.<br />

Während Berlinreisende aus Deutschland,<br />

die derzeit 58,1 Prozent aller Besucher<br />

ausmachen, im Durchschnitt über 40 Jahre<br />

alt sind, zieht der Hauptstadt-Hype aus dem<br />

Ausland vor allem jugendliche Rucksacktouristen<br />

an. Insgesamt kamen aus dem Ausland<br />

2013 4,3 Millionen Gäste nach Berlin.<br />

Nur London und Paris haben in Europa noch<br />

die Nase vorn.<br />

Doch während die Hauptstadt von Rekord<br />

zu Rekord eilt, sehen Tourismusexperten in<br />

den übrigen ostdeutschen Bundesländern<br />

viele Potenziale noch nicht ausreichend erschlossen.<br />

Das bisherige Wachstum lässt sich<br />

deshalb in einem zunehmend verschärften<br />

Wettbewerb zwischen den Reiseregionen<br />

nur dann festigen, wenn die bisherigen<br />

Schwachstellen im ostdeutschen Tourismus<br />

behoben werden können.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


26 | W+M Titelthema<br />

Hauptmanko Nummer eins bleibt der zu geringe<br />

Bekanntheitsgrad ostdeutscher Urlaubsgebiete<br />

im Ausland. „Um auch in Zukunft<br />

im Deutschlandtourismus ganz oben<br />

mitzuspielen“, beschreibt Bernd Fischer die<br />

Zielsetzung in Mecklenburg-Vorpommern,<br />

„bedarf es der konsequenten Weiterentwicklung<br />

qualitativer und nachhaltiger zielgruppenspezifischer<br />

Angebote auf der einen und<br />

der Erschließung neuer Gästegruppen auf der<br />

anderen Seite.“ Die Stoßrichtung ist dabei<br />

eindeutig: „Vor allem bei Gästen aus dem<br />

Ausland hat Mecklenburg-Vorpommern noch<br />

ein hohes Potenzial, das mit einer entsprechenden<br />

Infrastruktur auch ausgeschöpft<br />

werden kann.“<br />

Eine Sicht, die auch die Analysen des Sparkassen-Tourismusbarometers<br />

bestätigen:<br />

Der Marktanteil Ostdeutschlands an sämtlichen<br />

Übernachtungen ausländischer Gäste<br />

in Deutschland nahm von 4,4 Prozent in 1993<br />

auf vergleichsweise geringe 6,6 Prozent in<br />

2013 zu. Dabei könnte bis zum Jahr 2020, so<br />

haben es die Experten des Deutschen <strong>Wirtschaft</strong>swissenschaftlichen<br />

Institut für Fremdenverkehr<br />

e. V. in München errechnet, der<br />

Fernreisetourismus in Ostdeutschland um<br />

36 Prozent gesteigert werden. In absoluten<br />

Sachsen-Anhalt: Quedlinburg im Harz ist UNESCO-Welterbestadt.<br />

Zahlen wären dies mehr als 600.000 zusätzliche<br />

Übernachtungen. In ihrer Studie nennen<br />

die Tourismusforscher 15 relevante internationale<br />

Märkte. Dazu zählen traditionelle<br />

Deutschlandbesucher wie Niederländer,<br />

Briten oder Schweizer, aber ver<strong>stärkt</strong> auch<br />

Besucher aus Russland, China oder Australien,<br />

die sich vor allem für Städte- und Kulturreisen<br />

interessieren.<br />

Kein Wunder, dass ausländische Gäste mittlerweile<br />

von den ostdeutschen Tourismuswerbern<br />

zur Zielgruppe Nummer eins auserkoren<br />

wurden. Beispiel Brandenburg: „Wir<br />

Übernachtungen in Deutschland gegenüber Vorjahr in Prozent<br />

Saarland<br />

Hamburg<br />

Berlin<br />

Bremen<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Schleswig-Holstein<br />

Hessen<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Brandenburg<br />

Bayern<br />

Baden-Württemberg<br />

Sachsen<br />

Rheinland-Pfalz<br />

Niedersachsen<br />

Thüringen<br />

Sachsen-Anhalt<br />

-3<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

-0,5<br />

-1,6<br />

1,6<br />

1,3<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,2<br />

9,1<br />

8,2<br />

7,6<br />

12,6<br />

Quelle: Sparkassen-Tourismusbarometer Ostdeutschland, Ostdeutscher Sparkassen-Verband<br />

streben rund eine Million Übernachtungen<br />

von ausländischen Gästen an”, lautet hier<br />

die Zielvorgabe von <strong>Wirtschaft</strong>sminister Ralf<br />

Christoffers. In 2013 waren es rund 830.000.<br />

Besonders Polen und Niederländer sollen für<br />

Reisen in den Spreewald oder in die Seenlandschaft<br />

zwischen Oder und Spree gewonnen<br />

werden.<br />

Auch Sachsen-Anhalt, wo rund 65.000 Beschäftigte<br />

ihr Einkommen in direkter oder<br />

indirekter Abhängigkeit vom Tourismus erwirtschaften,<br />

dominiert bisher noch der Inlandstourismus.<br />

Rund 93 Prozent der Gäste<br />

kommen aus Deutschland, nur sieben<br />

Prozent aus dem Ausland. In ihrem<br />

Masterplan Tourismus 2020 hat sich die<br />

sachsen-anhaltinische Landesregierung<br />

deshalb auf die Fahnen geschrieben, sich<br />

auf selektiven Auslandsmärkten als führendes<br />

Kulturreiseziel in Deutschland zu<br />

präsentieren. Bis 2020 soll die Zahl ausländischer<br />

Übernachtungen auf 800.000<br />

angestiegen sein.<br />

Wie das gehen kann, haben die Münchener<br />

Fremdenverkehrsforscher in ihrer<br />

Studie schon einmal aufgezeigt: Verbesserung<br />

der Fremdsprachenkenntnisse<br />

bei den Tourismus- und Hotelfachkräften,<br />

international verständliche Beschilderungs-<br />

und Buchungssysteme und der<br />

Ausbau bundesländerübergreifender Vermarktungskooperationen<br />

könnten erste<br />

Schritte zur erfolgreichen Erschließung<br />

ausländischer Zielgruppen sein. W+M<br />

Foto: Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt mbH/Frank Boxler<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Tourismus im Osten | 27<br />

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die Sparkassen-Kreditkarte Business<br />

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28 | W+M Titelthema<br />

Reiseland Berlin<br />

Hotspot an der Spree<br />

Infos zum Tourismus in Berlin<br />

Berlin Tourismus & Kongress GmbH<br />

Tel.: 030 25002333, www.visitberlin.de<br />

Die East-Side-Gallery in Berlin.<br />

„The Place to be“ titelte ein US-Magazin in<br />

einem Beitrag über die deutsche Hauptstadt.<br />

Berlin ist beliebt – nicht nur bei Start-ups,<br />

sondern vor allem auch bei Touristen. Das belegt<br />

nicht nur die Zahl der Übernachtungen,<br />

die sich in den letzten zehn Jahren mehr als<br />

verdoppelte, sondern auch die 100 Millionen<br />

Tagesbesucher, die jährlich nach Berlin strömen.<br />

Lediglich London und Paris sind in Europa<br />

noch beliebter als die Hauptstadt. Neben<br />

den Touristen aus Großbritannien, Italien,<br />

den Niederlanden, Spanien und den USA<br />

kommen vor allem auch deutsche Urlauber<br />

an die Spree.<br />

Berlin ist in vielen Bereichen gut aufgestellt:<br />

Kultur, Architektur, Shopping, Nachtleben<br />

und nicht zuletzt die Natur, die man mit dem<br />

Tiergarten und vielen anderen Parks mitten<br />

in Berlin und auch im Umland reichlich findet.<br />

Neben den klassischen Highlights wie Brandenburger<br />

Tor, Fernsehturm und Gedächtniskirche<br />

fasziniert die Touristen vor allem die<br />

Geschichte der deutschen Teilung, die in Berlin<br />

an vielen Ecken sichtbar ist. Zudem wartet<br />

die Hauptstadt zum 25-jährigen Jubiläum<br />

des Mauerfalls in diesem Jahr mit einer<br />

Vielzahl von Veranstaltungen und Ausstellungen<br />

auf. Den Höhepunkt bildet die große<br />

Licht-Installation „Symbol der Hoffnung<br />

für eine Welt ohne Mauern“ am Wochenende<br />

um den 9. November entlang des ehemaligen<br />

Mauerverlaufs.<br />

Kulturfreunde kommen in Berlin besonders<br />

auf ihre Kosten: Rund 1.500 Veranstaltungen<br />

von Oper und Musical über Pop-Konzert und<br />

Theater bis hin zu Ausstellungen und Varieté<br />

– im Kulturkalender von Berlin lässt sich für<br />

jeden Geschmack und jeden Geldbeutel etwas<br />

finden. Allein drei Opernhäuser hat Berlin zu<br />

Der Neptunbrunnen und der<br />

Fernsehturm am Alexanderplatz.<br />

bieten: Die Staatsoper, die Deutsche und die<br />

Komische Oper, dazu das große Symphonieorchester<br />

in der Berliner Philharmonie. Und<br />

auch der Friedrichstadtpalast hat sich in seinem<br />

30-jährigen Bestehen, das dieses Jahr<br />

gefeiert wird, zum Erfolgsmodell gemausert<br />

und spielt ganz oben in der Liga der besten<br />

Revuetheater mit.<br />

W+M<br />

Tipp der Redaktion: Pfaueninsel<br />

Die Pfaueninsel im Ortsteil Wannsee im Südwesten von Berlin gehört seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO.<br />

Das 88 Hektar große Naturschutzgebiet, das eng mit der brandenburgisch-preußischen Geschichte verbunden<br />

ist, wirkt mit seinem weißen Schloss ein bisschen wie aus einer Traumwelt. Das Schloss mit seinen verspielt<br />

wirkenden Türmen und dem grandiosen Blick über die Havel wurde von Friedrich Wilhelm II. erbaut und später<br />

von seinem Sohn Friedrich Wilhelm III. und seiner Frau Luise genutzt. Aus der Ferne wirkt es, als besitze es<br />

eine Steinfassade, ist aber in Wirklichkeit aus groben Eichenbrettern gebaut. Ein Spaziergang durch den naturbelassenen<br />

Park mit seinen alten Eichen lohnt: Neben den freilaufenden, namensgebenden Pfauen begegnet<br />

man ganz versteckt verspielten Volièren und Fontänen. Weitere Infos unter www.pfaueninsel.info.<br />

Fotos: visitBerlin/Tanja Koch/Wolfgang Scholvien, A. Savin, TMB/Paul Hahn, Clemensfranz<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Tourismus in Ostdeutschland | 29<br />

Reiseland Brandenburg<br />

Natur und Kultur satt<br />

Der Spreewald lässt sich am<br />

besten mit Kahn oder Paddelboot erkunden.<br />

Infos zum Tourismus<br />

in Brandenburg<br />

TMB Brandenburg<br />

Tel.: 0331 2004747<br />

www.reiseland-brandenburg.de<br />

Nach Bayern und Mecklenburg-Vorpommern<br />

liegt Brandenburg mit 3.087 Seen an dritter<br />

Stelle der seenreichsten Bundesländer.<br />

Etwa 13 Prozent der gesamten Landesfläche<br />

sind Wasser. In diesem Atemzug lässt sich<br />

eines der wohl bekanntesten touristischen<br />

Highlights Brandenburgs nennen: der Spreewald.<br />

Die natürliche Flusslaufverzweigung<br />

der Spree, die sich auf über 3.000 Kilometern<br />

erstreckt, besitzt durch ihre Artenvielfalt<br />

und Moorlandschaften für den Naturschutz<br />

eine überregionale Bedeutung und ist daher<br />

auch als Biosphärenreservat geschützt.<br />

Radfahren, Wandern und Wassersport werden<br />

in Brandenburg groß geschrieben. Ausgeschilderte<br />

Wanderwege und -routen mit<br />

insgesamt über 2.000 Kilometern Länge durch<br />

die weite und ursprüngliche Natur Brandenburgs<br />

laden ein zum Entdecken von Seen,<br />

Wäldern und seltenen Pflanzenarten. Berühmt<br />

ist Brandenburg auch für seine Schlösser:<br />

Sanssouci, Cecilienhof, Neuhardenberg,<br />

Caputh und viele andere mehr. Schlösser-<br />

Fans kommen in Brandenburg auf ihre Kosten.<br />

Schloss Sanssouci in Potsdam ist dabei<br />

eines der bekanntesten Hohenzollernschlösser.<br />

Schloss und Park ziehen jährlich mehr als<br />

eine Million Besucher an.<br />

W+M<br />

Die Saarow Therme.<br />

Tipp der Redaktion: Bad Saarow<br />

Der anerkannte Kurort mit Thermalsole- und Moorheilbad liegt etwa 70 Kilometer von Berlin am Scharmützelsee.<br />

In den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts entwickelte sich Bad Saarow zum bevorzugten Erholungsort<br />

und Treffpunkt der Berlin Kultur- und Filmszene. Max Schmeling besaß ein Anwesen in der Stadt<br />

und auch Maxim Gorki weilte zu dieser Zeit des Öfteren dort. Schon Ende des 19. Jahrhunderts schwärmte<br />

Theodor Fontane von der Stadt am größten See Brandenburgs. Auch heute noch ist sie ein Paradies für<br />

Segler, Taucher, Wanderer, Golfer und Reiter. Weitere Infos unter www.bad-saarow.de.<br />

Nur 60<br />

Kilometer<br />

von Berlin<br />

entfernt<br />

Die außergewöhnliche Location für jeden Event<br />

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...auch Outdoor, z. B.:<br />

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Sonntag, 23. November 2014<br />

Jetzt anmelden: www.lauf-in-die-tropen.de<br />

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reservierungen@tropical-islands.de 03 54 77 60 44 44 /tropical.islands<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


30 | W+M Titelthema<br />

Reiseland Mecklenburg-Vorpommern<br />

Mehr als Strand und Ostsee<br />

Infos zum Tourismus in<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Tourismusverband MVP<br />

Tel: 0381 4030-550<br />

www.auf-nach-mv.de<br />

Boote im Hafen von Waren an der Müritz.<br />

Mecklenburg-Vorpommern ist das einzige<br />

deutsche Bundesland, das seit der Jahrtausendwende<br />

zweistellige Wachstumsraten verbuchen<br />

konnte. Der <strong>Tourismusboom</strong> in Ostdeutschland<br />

zeigt sich dort besonders. Mecklenburg-Vorpommern<br />

ist vor allem durch seine<br />

Ostseeküste sehr beliebt, hat aber weit<br />

mehr zu bieten. Neben den zahlreichen malerischen<br />

Kurbädern gibt es beispielsweise<br />

auch an der Mecklenburger Seenplatte viel<br />

Sehenswertes zu entdecken.<br />

Viele traditionsreiche und bekannte Badeorte<br />

liegen entlang der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns:<br />

der älteste Seebadeort<br />

Deutschlands Heiligendamm, die Seeheilbäder<br />

Graal-Müritz und Boltenhagen, das malerische<br />

Kühlungsborn und das mit 150 Metern<br />

über den breitesten Sandstrand der deutschen<br />

Ostseeküste verfügende Warnemünde.<br />

Die Mecklenburgische Seenplatte wird auch<br />

als „das Land der Tausend Seen“ bezeichnet.<br />

Es sind sogar etwas mehr. Besonders beliebt<br />

sind einer der größten Seen Deutschlands,<br />

die Müritz, sowie der Kölpin- und der Fleesensee.<br />

Die ursprüngliche Region beherbergt<br />

viele Landgasthöfe, Schlosshotels und Restaurants;<br />

und natürlich wird der Wassersport<br />

hier groß geschrieben. Vom Angeln<br />

über Kanu fahren bis zum Wasserski ist alles<br />

möglich.<br />

Kulturelle Highlights hat Mecklenburg-Vorpommern<br />

auch zu bieten: Bei den Schlossfestspielen<br />

in Schwerin, den Störtebekerund<br />

den Ostseefestspielen über die Müritz-<br />

Saga auf der Freilichtbühne in Waren, den<br />

Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, dem<br />

Usedomer Musikfestival und der Greifswalder<br />

Bachwoche fällt die Entscheidung nicht<br />

leicht.<br />

W+M<br />

Ein Open Air-Konzert auf Schloss Bothmer<br />

an der Mecklenburgischen Ostseeküste.<br />

Die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns ist für ihre langen<br />

Sandstrände bekannt und beliebt.<br />

Foto: Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern/Torsten Krüger/Thomas Grundner, Huber/pixelio.de, www.moa-anette.de<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Tourismus in Ostdeutschland | 31<br />

Yachthafenresort Fleesensee<br />

Verwöhnprogramm für Boot und Besitzer<br />

Nicht nur der Sonnenaufgang am<br />

Fleesensee ist eine Reise wert.<br />

Direkt in der Mecklenburger Seenplatte und<br />

nur durch den Kölpinsee von der Müritz getrennt<br />

erstreckt sich der Fleesensee. Am Südufer,<br />

im kleinen Örtchen Göhren-Lebbin, befindet<br />

sich das Yachthafenresort Fleesensee.<br />

Bereits seit über zehn Jahren wird es von der<br />

Geschäftsführerin Claudia Kratz mit viel Liebe<br />

fürs Detail und dem Ziel, einen Ort zum<br />

Wohlfühlen zu schaffen, geführt. Zwei Häfen<br />

bieten zusammen 160 Boots-Liegeplätze<br />

mit Service für die Anleger: Strom am Steg,<br />

eine Wassertankstelle, Bäder und persönliche<br />

Betreuung durch den Hafenmeister. Die<br />

Boote der „Dauerlieger“ werden zudem gewartet,<br />

bei Bedarf repariert und können im<br />

hauseigenen Winterlager beherbergt werden.<br />

Aber auch für das Wohl der Bootsführer<br />

ist gesorgt. Neben einer Strandbar und<br />

Grillstation werden die Gäste im Restaurant<br />

„Strandhaus“ gastronomisch versorgt: vom<br />

Wild kräutersalat an Nußölvinaigrette mit gebratenem<br />

Zanderfilet über Saltimbocca bis<br />

hin zur deftigen Soljanka. Abgerundet wird<br />

das Angebot des Yachthafenresorts Fleesensee<br />

mit einem Mietwagen-, Boots- und Yachtverleih<br />

sowie Wassersportangeboten und Veranstaltungen,<br />

wie dem jährlichen großen Hafenfest<br />

im August. Aber nicht nur bei Gästen<br />

mit Boot erfreut sich das Resort großer Beliebtheit,<br />

auch Hochzeits- und Familienfeiern<br />

sowie verschiedenste Business-Events für<br />

Unternehmen werden von Claudia Kratz und<br />

ihrem Team ausgerichtet.<br />

W+M<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


32 | W+M Titelthema<br />

Reiseland Sachsen<br />

Zwischen Kultur und Bergen<br />

Sachsen ist als Reiseziel sehr beliebt. Von<br />

1992 bis 2012 stieg die Zahl der jährlichen<br />

Urlauber von 6,7 auf 18,3 Millionen an und<br />

hat sich damit fast verdreifacht. Das Bundesland<br />

ist vor allem für das Erzgebirge, die<br />

Sächsische Schweiz und das Vogtland sowie<br />

seine Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz<br />

bekannt. Besonders Dresden und Leipzig haben<br />

sich in den letzten Jahren zu beliebten<br />

Zielen für Städtereisen entwickelt. Sie punkten<br />

mit reizvoller Architektur verschiedener<br />

Epochen, einem breiten Angebot an Kunst<br />

und Kultur, vielen Einkaufsmöglichkeiten<br />

und einer lebendigen Gastronomie-Szene.<br />

Aber auch kleinere Städte wie Meißen und<br />

Plauen – weltberühmt durch Porzellan und<br />

Spitze – sowie Radebeul mit dem Karl-May-<br />

Museum oder das 1.000-jährige Bautzen lohnen<br />

einen Besuch.<br />

Die kreisfreie Großstadt Leipzig ist mit etwas<br />

über einer halben Million Einwohnern<br />

eine der größten Städte in Sachsen. Während<br />

Dresden vor allem für seine historischen Bauten<br />

wie den Zwinger und die Frauenkirche berühmt<br />

ist, punktet Leipzig besonders mit seinem<br />

kulturellen Angebot, als Messe standort<br />

und mit seiner lebendigen Kneipenszene.<br />

Das wohl bekannteste<br />

Wahrzeichen Leipzigs ist das 91<br />

Meter hohe Völkerschlachtdenkmal,<br />

welches<br />

zur Erinnerung<br />

an die<br />

Die Albrechtsburg und der Dom<br />

in Meißen.<br />

Völkerschlacht bei Leipzig errichtet und 1913<br />

eingeweiht wurde. Daneben ist die Stadt bekannt<br />

für seine musikalische Geschichte: Mit<br />

Bach, Mendelssohn Bartholdy, Mahler, Clara<br />

und Robert Schumann sowie Eisler und<br />

Wagner kann Leipzig viele berühmte Musikerpersönlichkeiten<br />

vorweisen. Dazu ist es<br />

Heimat des Gewandhausorchesters und des<br />

Thomanerchors.<br />

Als Sächsische Schweiz wird der deutsche<br />

Teil des Elbsandsteingebirges bezeichnet.<br />

Charakteristisch ist die starke Zerklüftung<br />

und der außerordentliche Formenreichtum.<br />

So sind die Barbarine, eine über 40 Meter<br />

hohe Felsnadel, der markante Tafelberg Lilienstein,<br />

der zerklüftete Basteifelsen mit dem<br />

atemberaubenden Ausblick auf das gesamte<br />

Elbsandsteingebirge und die Festung Königsstein,<br />

mit 9,5 Hektar eine der größten Bergfestungen<br />

Europas, besonders beliebte Attraktionen.<br />

W+M<br />

Infos zum Tourismus<br />

in Sachsen<br />

Tourismus Marketing GmbH<br />

Tel.: 03 51 491700<br />

www.sachsen-tourismus.de<br />

Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig.<br />

Tipp der Redaktion: Oybin im Zittauer Gebirge<br />

Täglich verkehrt die 120-jährige historische Schmalspurbahn mit Dampflokomotive zwischen<br />

Zittau und dem kleinen Örtchen Oybin im Zittauer Gebirge nahe der tschechischen<br />

Grenze. Dort erheben sich auf dem wohl bekanntesten Felsmassiv des Gebirges die Ruinen<br />

der böhmischen Königsburg und des Klosters Oybin. Im 14. Jahrhundert ließ Kaiser Karl IV.<br />

dort ein Kaiserhaus errichten und stiftete dem Orden der Chölestiner ein Kloster mit einer<br />

imposanten Kirche. Nachdem das Klosterleben Mitte des 16. Jahrhunderts durch die Reformation<br />

endete, verwilderte das Gelände und wurde erst im 18. und 19. Jahrhundert durch<br />

Maler der Romantik wie Caspar David Friedrich und Carl Gustav Carus wiederentdeckt. Weitere<br />

Infos unter www.oybin.com.<br />

Fotos: Manfred Lohse, Ilona Steinchen/pixelio.de, Leipzig Tourismus und Marketing GmbH/Andreas Schmidt, IMG Sachsen-Anhalt mbH/Frank Boxler/Boris Breuer/Michael Bader<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Tourismus in Ostdeutschland | 33<br />

Reiseland Sachsen-Anhalt<br />

Im Land der Frühaufsteher<br />

Im Gegensatz zu Ländern wie Mecklenburg-<br />

Vorpommern oder Brandenburg ist der Tourismus<br />

in Sachsen-Anhalt weniger ausgeprägt.<br />

Vergleicht man die Übernachtungen in den<br />

neuen Bundesländern und Berlin, so belegt<br />

Sachsen-Anhalt den letzten Platz. Dennoch<br />

hat das Land touristisch einiges zu bieten. So<br />

ist es beispielsweise das Flächenland mit der<br />

höchsten Dichte an UNESCO-Welterbestätten<br />

in Deutschland. Dazu zählen beispielsweise<br />

das Bauhaus in Dessau, die Lutherstadt<br />

Wittenberg und die historische Altstadt von<br />

Quedlinburg im Harz.<br />

Im Süden des Landes befindet sich das Burgenland.<br />

Hier finden sich viele prächtige und<br />

zum Teil sehr gut erhaltene Burgen. Bekannt<br />

ist die Region zudem für das Weinanbaugebiet<br />

Saale-Unstrut, wo auch die Rotkäppchen-Sektkellereien<br />

ihren Sitz haben.<br />

Durch Sachsen-Anhalt verläuft die Straße der<br />

Romanik, die 1993 ins Leben gerufen wurde<br />

und sich in Form einer Acht durch das<br />

Land zieht. Sie verbindet auf einer Strecke<br />

von 1.200 Kilometern die 80 Burgen, Kirchen,<br />

Klöster und Dome, die vom 10. bis 13. Jahrhundert<br />

in der Region entstanden sind. Darunter<br />

befinden sich Schätze wie der Magdeburger<br />

Dom, das Kloster Jerichow und die Osterwiecker<br />

Stadtkirche St. Stephani.<br />

Ein beliebtes Ausflugsziel in Sachsen-Anhalt<br />

ist zudem der Harz mit den Städten Wernigerode,<br />

Quedlinburg und Thale. Der höchste<br />

und bekannteste Berg des Mittelgebirges<br />

ist der Brocken mit einer Höhe von 1.141 Metern.<br />

Die malerische Altstadt von Quedlinburg<br />

mit ihren restaurierten Fachwerkhäusern<br />

und dem Kopfsteinpflaster ist seit 1994<br />

UNESCO-Weltkulturerbe. In der Stiftskirche<br />

Infos zum Tourismus<br />

in Sachsen-Anhalt<br />

Investitions- und Marketing GmbH<br />

Tel.: 0391 56283820<br />

www.sachsen-anhalt-tourismus.de<br />

St. Servati gibt es zudem was auf die Ohren:<br />

Jährlich findet dort von Juni bis September<br />

der Quedlinburger Musiksommer mit einer<br />

Reihe von Konzerten statt.<br />

W+M<br />

Das Kloster Jerichow ist eines der<br />

Highlights der Straße der Romanik.<br />

Blick vom Weinberg auf Freyburg (Unstrut).<br />

Die nostalgische Dampflock auf dem Weg<br />

zum Gipfel des Brockens im Harz.<br />

Tipp der Redaktion: Tangermünde in der Altmark<br />

In der Altmark, wo die Tanger in die Elbe mündet, liegt das kleine Städtchen Tangermünde. Der mittelalterliche<br />

Stadtkern mit vielen Türmen, Toren, verwinkelten Gassen und aufwendig restaurierten Fachwerkhäusern<br />

hat der Stadt auch den Beinamen „Rothenburg an der Elbe“ gegeben. Die Burg von<br />

Tangermünde wurde 1009 erstmals urkundlich erwähnt und im 14. Jahrhundert von Kaiser Karl IV.<br />

als Kaiserpfalz genutzt. Die sehenswerte Altstadt von Tangermünde ist fast vollständig von der alten<br />

Stadtmauer umschlossen. In der Mitte auf dem Marktplatz befindet sich das Rathaus im spätgotischen<br />

Stil mit einem malerischen Schmuckgiebel aus dem Jahr 1430. Weitere Infos unter www.tourismus-tangermuende.de.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


34 | W+M Titelthema<br />

Reiseland Thüringen<br />

Das grüne Herz Deutschlands<br />

Eine abwechslungsreiche Landschaft mit Bergen,<br />

vielen Wiesen und Wäldern, Naturparks,<br />

Biosphärenreservaten sowie zahlreichen Bächen,<br />

Flüssen, Seen und Talsperren lassen<br />

Thüringen mit Recht behaupten, das grüne<br />

Herz Deutschlands zu sein. Bei Natursuchenden<br />

ist die reizvolle Landschaft zu jeder Jahreszeit<br />

beliebt, aber auch Kulturliebhaber bekommen<br />

in Thüringen eine Vielfalt an kulturellen<br />

Highlights geboten: Vom Weimarer<br />

Sommer über die Thüringer Bachwochen bis<br />

hin zu den Thüringer Schlössertagen.<br />

Der Tourismus ist in Thüringen ein <strong>Wirtschaft</strong>szweig,<br />

dessen Bedeutung stetig zunimmt.<br />

Wurden laut Thüringischem Landesamt<br />

für Statistik 1995 noch 2,5 Millionen<br />

Übernachtungsgäste gezählt, so waren<br />

es 2009 bereits 3,2 Millionen, die meisten davon<br />

aus dem Inland.<br />

Zu den Haupttourismusgebieten in Thüringen<br />

gehört neben den Städten Erfurt, Weimar<br />

und Eisenach auch der Thüringer Wald.<br />

Er ist besonders bei Wanderern, Nordic Walkern,<br />

Radfahrern und Bikern beliebt und beherbergt<br />

Deutschlands bekanntesten Wanderweg,<br />

den 169 Kilometer langen Rennsteig.<br />

Die Landeshauptstadt Erfurt besticht durch<br />

ihre große mittelalterliche Altstadt und ihre<br />

Vielzahl von Kirchen, wodurch sie auch die<br />

„Stadt der Türme“ genannt wird. Touristische<br />

Highlights in Erfurt sind neben dem Dom die<br />

Krämerbrücke und die Zitadelle Petersberg.<br />

Die Stadt Eisenach ist vor allem für seine<br />

Wartburg bekannt. Die Minnesänger Walther<br />

von der Vogelweide und Wolfram von<br />

Eschenbach weilten mehrmals auf der Burg,<br />

der legendäre Sängerkrieg inspirierte sogar<br />

Infos zum Tourismus<br />

in Thüringen<br />

Tourist Information Thüringen<br />

Tel.: 0361 37420<br />

www.thueringen-tourismus.de<br />

Berühmt vor allem durch Martin Luther:<br />

die Wartburg in Eisenach.<br />

Richard Wagner zu seiner Oper „Tannhäuser“<br />

und nicht zuletzt verdankt die Wartburg ihre<br />

große Popularität Martin Luther, der 1520/21<br />

Zuflucht auf der Wartburg fand und in nur elf<br />

Wochen dort das Neue Testament der Bibel ins<br />

Deutsche übersetzte.<br />

Rokokoschloss der<br />

Dornburger Schlösser mit Barockgarten.<br />

Goethe, Schiller, Cranach, Bach, Wieland,<br />

Herder, Liszt, Strauss, Nietzsche, Feininger<br />

– die Liste der Verehrer der beschaulichen<br />

Stadt Weimar ist lang und überall sind<br />

ihre Spuren zu finden. Das Deutsche Nationaltheater,<br />

das Weimarhaus, Schloss Belvedere,<br />

Goethes Gartenhaus im Weimarer Park<br />

und die Bauhaus-Universität sind steinerne<br />

Zeugnisse früherer Zeiten.<br />

W+M<br />

Tipp der Redaktion: Schloss und Park Altenstein<br />

Schloss Altenstein in Bad Liebenstein ist ein besonderes Kleinod am Rande des Thüringer Waldes.<br />

Es war die historische Wirkungsstätte des Rittergeschlechts der Hundte von Wenkheim und die<br />

Sommerresidenz des Herzoghauses Sachsen-Meiningen. Das gesamte Areal der Schlossanlage<br />

mit dem Schloss im wunderschönen englischen Baustil erstreckt sich auf 160 Hektar. Zudem gibt<br />

es in der aufwendig gestalteten Parkanlage für Besucher einiges zu entdecken: ein Chinesisches<br />

Teehäuschen, Blumenkorbfelsen, das Morgentor, den Luisenthaler Wasserfall, die Teufelsbrücke<br />

und die Altensteiner Höhle. Weitere Infos<br />

Hochmodernes<br />

unter www.schloss-altenstein.de.<br />

Klinikum: das Unfallkrankenhaus Berlin.<br />

Fotos: Thüringer Tourismus GmbH, Korneloni/pixelio.de<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


36 | W+M Politik<br />

Dohnanyi-Kolumne<br />

Brüssel soll nicht Zentralismus sondern<br />

Vielfalt und Wettbewerb fördern<br />

In letzter Zeit wächst die Befürchtung,<br />

eine Gruppe europafeindlicher Parteien<br />

könnte im zukünftigen Europäischen<br />

Parlament notwendige weitere Entwicklungen<br />

blockieren oder sogar bereits erreichte<br />

europäische Gemeinsamkeiten wieder<br />

zurückdrehen. Ich teile diese Besorgnis<br />

nicht, denn für eine vernünftige Europapolitik<br />

werden die Mehrheiten noch<br />

immer reichen.<br />

Andererseits gab es seit Bestehen des Europäischen<br />

Parlaments bisher in Brüssel keine<br />

wirklich kritische Debatte über eine demokratische<br />

Aufgabenverteilung zwischen<br />

Mitgliedsstaaten und Union. Auch die Parlamentarier<br />

im Europäischen Parlament sahen<br />

es immer als ihre Pflicht an, alles, was<br />

die Europäische Kommission beschlossen<br />

hatte und durchsetzen wollte, auch zu unterstützen<br />

– es sei denn, es ging den Parlamentariern<br />

europäisch noch immer nicht<br />

weit genug.<br />

„Brüssel praktiziert einen<br />

unnötigen und für Europa sogar<br />

gefährlichen administrativen<br />

Expansionismus.”<br />

Inzwischen fühlen sich aber immer mehr<br />

Bürger Europas missverstanden von Brüssel<br />

und in ihrer nationalen Identität bedroht.<br />

Während in den Mitgliedstaaten demokratische<br />

Rechte der Bürger ge<strong>stärkt</strong><br />

wurden, auch durch Bürgerinitiativen und<br />

Volksentscheide, sind aus Sicht der Bürger<br />

die Entscheidungen in Brüssel zunehmend<br />

unkontrollierbar und sachfremd geworden.<br />

„Brüssel“ wurde vom europäischen Freund<br />

zum unliebsamen Störer im eigenen, nationalen<br />

Gestaltungsraum.<br />

Die europäischen Verträge, und auch der<br />

heute geltende Lissabon-Vertrag, schreiben<br />

andere Regeln vor: Die europäischen<br />

Institutionen (Kommission, Parlament und<br />

Gerichtshof) sollten nur diejenigen Dinge<br />

europäisch regeln, die unbedingt zentral<br />

europäisch geregelt werden müssen. Im<br />

Sprachgebrauch des Gesetzes heißt diese<br />

Regel „Subsidiarität“, oder bei uns: „Föderalismus“.<br />

Alles, was auf Ebene der Mitgliedstaaten<br />

besser geordnet werden kann,<br />

sollte dort verbleiben.<br />

So ist zwar die Verfassungslage der Union;<br />

so, allerdings, verstehen die in Brüssel<br />

engagierten Berufspolitiker ihre Aufgabe<br />

nur selten. Historisch<br />

verständlich, denn wer in<br />

den ersten Jahren der Europäischen<br />

Union in Brüssel tätig<br />

war, der musste sich natürlich<br />

zunächst mühsam gegen<br />

den national-staatlichen<br />

Beharrungswillen durchsetzen.<br />

Und niemand, das galt<br />

und gilt auch für Politiker<br />

und Beamte der Mitgliedstaaten, gibt gerne<br />

Zuständigkeiten und Gestaltungsräume<br />

preis.<br />

Heute praktiziert Brüssel aber einen unnötigen<br />

und für Europa sogar gefährlichen<br />

Unser Kolumnist Klaus von Dohnanyi<br />

ist <strong>Wirtschaft</strong>sexperte und war von<br />

1972 bis 1974 Bundesminister für Bildung<br />

und Wissenschaft und von 1981<br />

bis 1988 Erster Bürgermeister der Freien<br />

und Hansestadt Hamburg. Von 1990<br />

bis 1994 arbeitete er an der Privatisierung<br />

des Kombinats Tagebau-Ausrüstungen,<br />

Krane und Förderanlagen TAK-<br />

RAF. Von 2003 bis 2004 war er Sprecher<br />

des Gesprächskreises Ost der Schröder-<br />

Regierung.<br />

administrativen Expansionismus. Es geht<br />

dabei nicht nur um Krümmungen von Gurken<br />

oder um Bevormundung bei Glühbirnen<br />

und Frauenquoten. Gewiss, dies sind<br />

auch unnötige Belastungen für die Brüsseler<br />

Bürokratie und gehören in die Nationalstaaten.<br />

Der Brüsseler Zentralismus<br />

aber ist sogar gefährlich für die Europa-<br />

Idee, weil wir unsere Stellung in der Welt<br />

der kulturellen und sozialen Vielfalt Europas<br />

verdanken. Vielfalt und Wettbewerb zu<br />

fördern und die Unterschiede zu bewahren,<br />

das wären wichtige Aufgaben von Kommission<br />

und Parlament.<br />

W+M<br />

Fotos: Privat, CDU-/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, BUND<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


W+M Politik | 37<br />

Ein kontroverses Thema – zwei Meinungen:<br />

Durch Fracking zu mehr<br />

Unabhängigkeit von russischem Gas?<br />

Bis zu 2,3 Billionen Kubikmeter Schiefergas<br />

schlummern nach Schätzungen der Bundesanstalt<br />

für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

unter der deutschen Erdoberfläche. Bei einem<br />

durchschnittlichen Verbrauch von rund 100 Millionen Kubikmetern<br />

pro Jahr könnte sich Deutschland theoretisch bis zu 23 Jahre<br />

komplett selbst versorgen.<br />

Fossile Energieträger werden auf absehbare Zeit für eine verlässliche<br />

Energieversorgung unseres Landes unverzichtbar bleiben.<br />

Zurzeit sind wir zu 88 Prozent auf Gasimporte angewiesen und das<br />

mit steigender Tendenz. Von den Importen kommen allein 37 Prozent<br />

aus Russland. Es wäre unverantwortlich, wenn wir das Potenzial<br />

der heimischen Schiefergasvorkommen nicht wenigstens erforschen<br />

würden. Erdgas als natürlicher Partner der Energiewende<br />

ist besonders gut geeignet, die stark fluktuierenden erneuerbaren<br />

Energien auszugleichen.<br />

Das Potenzial lässt sich nur erschließen, wenn wir in einem ersten<br />

Schritt Probebohrungen zulassen. Dafür bedarf es des hydraulischen<br />

Frackings: Ein mit hohem Druck in das Gestein gepresstes<br />

Flüssigkeitsgemisch bricht das Schiefergas auf und setzt das Gas<br />

frei. Eine Gefährdung von Umwelt und Gesundheit ist angesichts<br />

der hohen deutschen Sicherheitsstandards und der sich immer<br />

weiter perfektionierenden Verfahren nahezu ausgeschlossen. Eine<br />

Angstdebatte bringt uns nicht weiter. Neue Technologien verdienen<br />

eine faire Chance. Das gilt für Fracking genauso wie für andere<br />

neue Entwicklungen. Nur so wird Deutschland ein innovativer,<br />

wettbewerbsfähiger Industriestandort bleiben, der unser aller<br />

Wohlstand auch in Zukunft gewährleistet.<br />

W+M<br />

Tief in der Erde im Gestein befindet sich<br />

das begehrte Gas, das die Energieversorgung<br />

revolutionieren und Deutschland angeblich<br />

autarker machen soll. Ein Chemikalien-<br />

Wasser-Mix soll das Gestein sprengen („fracken“), um ans Gas zu<br />

kommen. Rund 13 Jahre soll es den Verbrauch Deutschlands decken<br />

können. Vielleicht ist aber schon nach zehn Jahren Schluss,<br />

oder schneller?<br />

Dafür, dass die Risiken extrem groß sind, erscheint eine<br />

temporär etwas reduzierte Abhängigkeit von ausländischem Gas<br />

eher fragwürdig und längerfristig ohnehin wenig aussichtsreich.<br />

Abgesehen von den ökologischen „Kollateralschäden“ – auch aus<br />

der Verbrennung fossiler Rohstoffe. Wo gefrackt wird, wie in den<br />

USA, tauchen das Gas im Trinkwasser, die giftigen Chemikalien<br />

in Flüssen und Seen auf. Unklar ist auch, wieviel Methan – ein<br />

Klimagas, vielfach schädlicher als CO 2 – schon beim Fracken entweicht.<br />

Ist Fracking vielleicht sogar noch klimaschädlicher als<br />

die Kohleverstromung? Alles offene Fragen.<br />

Auch bei der <strong>Wirtschaft</strong>lichkeit. Schon lohnt sich Fracking in den<br />

USA teilweise nicht mehr, weil die Aufschluss-Kosten höher sind<br />

als der zu erzielende Preis für das Gas. Deutschlands Gasversorger<br />

sagen, es droht wegen der Krim-Krise kein Gasmangel, die<br />

Verträge seien krisenfest. Will man trotzdem unabhängiger von<br />

Gaslieferungen aus dem Ausland werden, was ein sinnvolles Ansinnen<br />

ist, sind allein die Verringerung des Energieverbrauchs<br />

und die ver<strong>stärkt</strong>e Nutzung regenerativer Energien erfolgversprechender.<br />

Deshalb unterstützt der BUND die „Energiewende von<br />

unten“ und lehnt Fracking klar ab.<br />

W+M<br />

Dr. Michael Fuchs<br />

Stellvertretender Vorsitzender<br />

der CDU-/CSU-Fraktion<br />

im Deutschen Bundestag<br />

Prof. Hubert Weiger<br />

Vorsitzender des Bundes für<br />

Umwelt und Naturschutz<br />

Deutschland e. V. (BUND)<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


38 | W+M Politik<br />

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich im W+M-Interview:<br />

„Die Sachsen bauen die schnellsten Autos,<br />

fertigen die luxuriösesten Uhren und haben<br />

die kreativsten Köpfe“<br />

Am 31. August vergeben die Wähler in Sachsen die politische Macht im Freistaat neu. Berechtigte<br />

Hoffnungen auf die Fortsetzung seiner Arbeit als Ministerpräsident kann sich der CDU-Politiker<br />

Stanislaw Tillich machen. In allen Umfragen liegt die sächsische CDU klar in Führung. Allerdings<br />

sind drei Monate vor dem Urnengang noch viele Fragen offen. <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> bat Stanislaw<br />

Tillich in Berlin zum Interview.<br />

W+M: Herr Tillich, wie sehen Sie die sächsische<br />

<strong>Wirtschaft</strong> ein Vierteljahrhundert nach<br />

der politischen Wende im Osten Deutschlands<br />

aufgestellt?<br />

Stanislaw Tillich: Pioniergeist und Lust am<br />

Entdecken und Erfinden haben in Sachsen<br />

eine lange Tradition. Darauf konnten wir<br />

nach der friedlichen Revolution aufbauen.<br />

Dieser Geist und der ausgeprägte Wille der<br />

Menschen, etwas zu unternehmen und anzupacken<br />

im wiedervereinigten Deutschland,<br />

haben die <strong>Wirtschaft</strong> sehr weit vorangebracht.<br />

Sie ist heute breit aufgestellt, die<br />

Unternehmen investieren und stellen neue<br />

Mitarbeiter ein. Es herrscht eine positive<br />

Grundstimmung. Die Lage auf dem sächsischen<br />

Arbeitsmarkt entspannte sich in den<br />

vergangenen Jahren weiter. Mit 9,4 Prozent<br />

erreichte die Arbeitslosenquote im vergangenen<br />

Jahr den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung<br />

– unter den neuen Bundesländern<br />

ist das weiterhin die zweitniedrigste<br />

Quote.<br />

W+M: Wo genau liegen die Stärken der sächsischen<br />

<strong>Wirtschaft</strong>?<br />

Stanislaw Tillich: Sachsen ist eine Wiege<br />

des Automobilbaus und hat daran auch nach<br />

1990 angeknüpft. Heute kommt jedes zehnte<br />

in Deutschland produzierte Auto aus dem<br />

Freistaat. Eine Menge neuer Arbeitsplätze<br />

sind in der Zulieferindustrie entstanden.<br />

Steil aufwärts ging es auch in der Mikroelektronik<br />

– jeder zweite in Europa hergestellte<br />

Chip stammt aus „Silicon Saxony“. Die Region<br />

Dresden ist heute Europas größter Mikroelektronik-Cluster<br />

und der fünftgrößte<br />

weltweit. Es gibt hier eine einzigartige Ballung<br />

von Unternehmen mit Know-how auch<br />

in den Bereichen Photovoltaik, organische<br />

und gedruckte Elektronik, energieeffiziente<br />

Systeme, Telekommunikationstechnologie<br />

und vernetzte Sensorik. Auch die Innovationen<br />

in der Biotechnologie und im Bereich<br />

Elektromobilität gewinnen immer mehr<br />

Fotos: Torsten George<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Landtagswahlen 2014 | 39<br />

Ministerpräsident Stanislaw Tillich (M.) im Gespräch mit W+M-Herausgeber Frank Nehring<br />

(r.) und W+M-Chefredakteur Karsten Hintzmann (l.).<br />

an Bedeutung und schärfen das Profil Sachsens<br />

als Land der Hochtechnologie. Investoren<br />

können wir mit sehr gut qualifizierten<br />

Fachkräften überzeugen, aber auch mit<br />

einer über die sächsischen Grenzen hinaus<br />

bekannten leistungsfähigen Hochschul- und<br />

Forschungslandschaft, die eng verzahnt ist<br />

mit den Akteuren in der <strong>Wirtschaft</strong>. Sachsens<br />

großes Plus ist zudem ein starkes Handwerk<br />

mit 60.000 Betrieben und annähernd 350.000<br />

Mitarbeitern. Das Handwerk entwickelt sich<br />

als Zulieferer für Industrie und Verbraucher<br />

immer mehr zu einem Treiber von Innovationen.<br />

Wenn ich den Freistaat in einem Satz<br />

zusammenfassen sollte, würde ich sagen: Die<br />

Sachsen bauen die schnellsten Autos, fertigen<br />

die luxuriösesten Uhren und haben die<br />

kreativsten Köpfe.<br />

W+M: Es gab über viele Jahre Probleme in<br />

strukturschwachen Regionen, etwa dem Erzgebirge,<br />

oder mit ehemals starken Branchen,<br />

wie der Textilindustrie und dem Maschinenbau.<br />

Sind diese Probleme behoben?<br />

Stanislaw Tillich: Die Textilindustrie erlebte<br />

nach dem Mauerfall einen beispiellosen Umbruch:<br />

Viele Unternehmen mussten schließen<br />

und Mitarbeiter entlassen, weil die bisherigen<br />

Märkte zusammengebrochen waren.<br />

Seither hat sich eine Menge getan. Die Branche<br />

hat in Sachsen frühzeitig auf Innovationen<br />

und auf den Wachstumsmarkt Technische<br />

Textilien gesetzt. Der Wandel von der<br />

traditionellen Produktion hin zur Entwicklung<br />

und Fertigung neuartiger Textilprodukte<br />

ist inzwischen vollzogen. Der Freistaat hat<br />

diese Entwicklung gezielt gefördert.<br />

Der traditionell starke Maschinenbau musste<br />

sich nach 1990 ebenfalls neu aufstellen.<br />

Nach einer Umstrukturierungsphase ist die<br />

Branche inzwischen eines der Zugpferde<br />

der wirtschaftlichen Entwicklung in Sachsen.<br />

Beim Umsatz gab es in den vergangenen<br />

Jahren kräftige Zuwächse und auch der<br />

Exportanteil ist deutlich angestiegen. Heute<br />

ist der Maschinenbau hierzulande wieder<br />

eine Schlüsselbranche der Industrie und<br />

Sachsen der größte Maschinenbaustandort<br />

in Ostdeutschland.<br />

Viele sächsische Regionen außerhalb der Ballungszentren<br />

haben sich zu attraktiven <strong>Wirtschaft</strong>s-<br />

und Tourismusstandorten entwickelt.<br />

Die Industriedichte ist heute in vielen<br />

Regionen sogar höher als in den Ballungszentren.<br />

So hat das Erzgebirge eine der höchsten<br />

Industriedichten in Sachsen.<br />

Stanislaw Tillich: Die Richtung ist klar: Wir<br />

wollen und werden weiter in Bildung und Forschung<br />

investieren. Das sind Schwerpunktthemen.<br />

Ein Drittel des sächsischen Haushalts<br />

fließt in diese Bereiche. Auch im neuen<br />

Doppelhaushalt werden Bildung und Forschung<br />

wieder eine hohe Priorität haben. Gut<br />

ausgebildete, motivierte Menschen sind entscheidend<br />

für die Zukunftsfähigkeit. Wichtige<br />

Bausteine sind zudem eine effiziente<br />

Verwaltung und eine solide Haushaltspolitik.<br />

Sachsen macht seit einigen Jahren keine<br />

neuen Schulden mehr, sondern tilgt bereits<br />

Altschulden. Weil wir weniger für Zinsen<br />

ausgeben müssen als andere, haben wir<br />

unterm Strich mehr Geld zur Verfügung für<br />

Investitionen in die Infrastruktur und die<br />

Förderung innovativer Projekte.<br />

Mit einer angestrebten Investitionsquote von<br />

18 Prozent im nächsten Doppelhaushalt wird<br />

es auch künftig möglich sein, hohe Investitionen<br />

in die <strong>Wirtschaft</strong> und Infrastruktur<br />

zu tätigen. Sachsen bleibt damit bei der Investitionsquote<br />

im Vergleich der Bundesländer<br />

weiter auf einem Spitzenplatz. Investitionen<br />

in die Infrastruktur und gezielte Unterstützung<br />

des sächsischen Mittelstandes<br />

kommen einem auf Innovationen ausgerichteten<br />

Land wie Sachsen zugute. Der Freistaat<br />

hat allein seit dem Jahr 2002 rund 4,8 Milliarden<br />

Euro für die <strong>Wirtschaft</strong>sförderung zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Die hohen Investitionen für innovative Entwicklungen<br />

spiegeln sich auch in der Quote<br />

von Forschung und Entwicklung im sächsischen<br />

Bruttoinlandsprodukt wider. Mit zu-<br />

W+M: An welchen Stellschrauben will die<br />

sächsische Staatsregierung drehen, um die<br />

heimische <strong>Wirtschaft</strong> weiter anzukurbeln?<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


40 | W+M Politik<br />

Stanislaw Tillich: Das sind Erfahrungen, die<br />

bleiben. Hinzu kommt der Respekt vor denjenigen,<br />

die sich zur Selbstständigkeit entscheiden.<br />

Ich hatte das Glück, fast gleichzeitig<br />

ins Europäische Parlament zu gehen.<br />

Diese Jahre waren für mich sehr intensiv und<br />

wertvoll. Ich habe auch die Erfahrung gemacht,<br />

dass Offenheit für Neues, Durchsetzungsvermögen<br />

und Gelassenheit eine gute<br />

Mischung sind. Sowohl in der <strong>Wirtschaft</strong> als<br />

auch in der Politik.<br />

W+M: Am 31. August 2014 wählen die Sachsen<br />

einen neuen Landtag. Gibt es Projekte,<br />

die Sie bis dahin unbedingt noch realisieren<br />

wollen?<br />

letzt 2,92 Prozent liegt Sachsen über dem<br />

bundesdeutschen Schnitt. Im Vergleich der<br />

ostdeutschen Länder ist dies der höchste<br />

Wert.<br />

W+M: Gibt es einzelne Branchen im Land,<br />

die Ihnen besonders große Sorgen bereiten?<br />

Stanislaw Tillich: Die <strong>Wirtschaft</strong>skraft ist<br />

in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten rasant<br />

gewachsen. Sachsen steht im Vergleich<br />

zu vielen Regionen in Europa bereits sehr gut<br />

da. Etliche Unternehmen sind in punkto Produktivität<br />

an der Spitze. Aber klar ist auch,<br />

dass die Produktivität im Durchschnitt geringer<br />

ist als in starken westdeutschen Regionen.<br />

Wir sind noch nicht an dem Punkt, an<br />

dem wir über eine sich selbst tragende stabile<br />

<strong>Wirtschaft</strong> verfügen. Aber wir sind auf einem<br />

guten Weg. Wichtig ist dabei auch, dass<br />

unsere Mittelständler weiter aus sich heraus<br />

wachsen. Das gilt für alle Branchen gleichermaßen.<br />

Die vorhandenen guten Standortbedingungen<br />

im Freistaat können hier für den<br />

nötigen Rückenwind sorgen.<br />

W+M: Sie selbst waren vor etlichen Jahren<br />

als mittelständischer Unternehmer aktiv.<br />

Was genau haben Sie seinerzeit gemacht?<br />

Stanislaw Tillich: Nach der Wende eröffneten<br />

sich ganz neue Perspektiven. Damals<br />

startete ich in die Selbstständigkeit – mit<br />

einer GmbH, die sich besonders auf den Verkauf<br />

von Ingenieurprodukten und -dienstleistungen<br />

konzentrierte.<br />

W+M: Inwieweit profitieren Sie von den<br />

damals gesammelten unternehmerischen<br />

Erfahrungen heute als Ministerpräsident?<br />

Stanislaw Tillich: Wir haben alle im Koalitionsvertrag<br />

vereinbarten Projekte erfolgreich<br />

abgearbeitet. Insofern kann ich Vollzug melden.<br />

Am Herzen aber liegt mir noch, weil die<br />

Zeit drängt, eine Verbesserung der Verkehrsanbindungen<br />

des Freistaates. Insbesondere<br />

möchte ich mit der tschechischen Regierung<br />

über den gemeinsamen Einsatz für eine neue<br />

schnelle Schienenverbindung zwischen Dresden<br />

und Prag verhandeln. Dazu wird es noch<br />

vor der Sommerpause ein Treffen in Prag<br />

geben. Bei der Energiewende müssen die<br />

Reformen jetzt auf den Weg gebracht werden.<br />

Jeder Tag, der verstreicht ist verlorene Zeit,<br />

auch für Sachsen.<br />

W+M: Welches konkrete Wahlziel haben Sie<br />

sich und Ihrer Partei gesetzt?<br />

Stanislaw Tillich: Unsere Bilanz ist gut. Die<br />

<strong>Wirtschaft</strong> steht gut da. Bei der Bildung sind<br />

wir in Deutschland Spitze, dies gilt auch für<br />

die Investitionsquote; und die CDU steht für<br />

eine solide Haushaltspolitik und den Abbau<br />

von Schulden. Jedoch ist die Arbeitslosigkeit<br />

immer noch zu hoch. Die Richtung stimmt,<br />

die Zahl der Arbeitsplätze wächst. Mit Demut<br />

und im Wissen, noch vieles für die Menschen<br />

im Land leisten zu können, hoffe ich, dass<br />

wir das Ergebnis der letzten Landtagswahl<br />

noch verbessern können.<br />

W+M: Glaubt man den Prognosen der Meinungsforschungsinstitute,<br />

könnte die CDU<br />

Foto: Torsten George<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


24. Jahrgang | Heft 1 | März/ April 2013 | € 3,50 | ZKZ 84618 |<br />

25. Jahrgang | Heft 1 | Februar/März 2014 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />

24. Jahrgang | Heft 2 | Juni/Juli 2013 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />

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25. Jahrgang | Heft 2 | April/Mai 2014 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />

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24. Jahrgang | Heft 4 | September-November 2013 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />

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24. Jahrgang | Heft 5-6 | Dez 2013/Jan 2014 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />

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Landtagswahlen 2014 | 41<br />

das Ergebnis der letzten Landtagswahl im<br />

Jahr 2009, das bei 40,2 Prozent der Stimmen<br />

lag, noch übertreffen. Wie realistisch<br />

ist für Sie das Erreichen der absoluten Mehrheit<br />

in Sachsen?<br />

Stanislaw Tillich: Es geht uns um das Beste<br />

fürs Land und die Menschen. Dafür stellen<br />

wir uns zur Wahl.<br />

W+M: Wie es derzeit aussieht, könnten die<br />

Liberalen an der 5-Prozent-Hürde scheitern<br />

und stünden somit nicht mehr als Koalitionspartner<br />

zur Verfügung. Haben Sie eine<br />

Erklärung dafür, warum die FDP so gar nicht<br />

davon profitieren kann, dass die Sachsen mit<br />

ihrer Landesregierung im Großen und Ganzen<br />

zufrieden sind?<br />

Stanislaw Tillich: Die sächsische FDP hat<br />

sich immer durch eine gute Kampagnenfähigkeit<br />

ausgezeichnet. Ich bin zuversichtlich,<br />

dass es ihr auch diesmal gelingen wird,<br />

in den Landtag einzuziehen.<br />

W+M: In der sächsischen SPD hält sich<br />

die Vorfreude darauf, möglicherweise wieder<br />

den Juniorpartner in einer schwarz-roten<br />

Koalition zu spielen, in Grenzen. Haben<br />

Sie Sorge, nach der Wahl keinen Koalitionspartner<br />

zu finden und einem rot-rot-grünen<br />

Bündnis den Vortritt lassen zu müssen?<br />

Stanislaw Tillich: Die Bürgerinnen und Bürger<br />

im Freistaat wissen, was sie seit 1990 an<br />

der CDU haben. Sie sind damit gut gefahren.<br />

Für die CDU ist es wichtig, dass sie so stark<br />

wird, dass nur mit ihr aber nicht gegen sie<br />

regiert werden kann.<br />

W+M: Was wollen Sie in den kommenden<br />

fünf Jahren für die sächsische <strong>Wirtschaft</strong><br />

tun, sollten Sie erneut Ministerpräsident<br />

werden? Wie lautet Ihr Wahlversprechen für<br />

Sachsens Unternehmer?<br />

Stanislaw Tillich: Neben der Mikroelektronik<br />

sehe ich auch im Automobilbau weiter<br />

große Chancen, insbesondere in der Elektromobilität<br />

und im Leichtbau. Ähnliches gilt<br />

auch für die Gesundheitswirtschaft und die<br />

Logistik. Ich möchte, dass Sachsen in den<br />

nächsten Jahren zu den fünf innovativsten<br />

Regionen Europas zählt.<br />

W+M: Kurt Biedenkopf hat Sie vor 15 Jahren<br />

in die sächsische Landesregierung berufen.<br />

Wie sehr hat Biedenkopf Sie als Politiker<br />

geprägt?<br />

Stanislaw Tillich: Kurt Biedenkopf war<br />

als Ministerpräsident ein Glücksfall für<br />

den Freistaat Sachsen. Er hat die richti-<br />

W I R T S C H A F T+<br />

M A R K T<br />

D A S O S T D E U T S C H E U N T E R N E H M E R M A G A Z I N<br />

Juni 2013<br />

W I R T S C H A F T+<br />

M A R K T<br />

D A S O S T D E U T S C H E U N T E R N E H M E R M A G A Z I N<br />

September-November 2013<br />

W I R T S C H A F T+<br />

M A R K T<br />

D A S O S T D E U T S C H E U N T E R N E H M E R M A G A Z I N<br />

Foto: AneCom AeroTest GmbH<br />

Dez 2013/Jan 2014<br />

w i r t s c h a f t+<br />

m a r k t<br />

D a s O s t D E U t s c h E U N t E r N E h m E r m a G a Z i N<br />

landschaft+<br />

leute<br />

Lausitzer Seen –<br />

die Zeit nach<br />

der Braunkohle<br />

Vor dem Ostdeutschen<br />

Energieforum Leipzig<br />

W+M-Umfrage unter Protagonisten<br />

der Energiewende: Welche Schritte<br />

sind jetzt unbedingt zu gehen?<br />

marken+<br />

macher<br />

Plauen: Stille<br />

Profis auf dem<br />

Weg zur Spitze<br />

Machnig will<br />

neues Ostprogramm<br />

Thüringer <strong>Wirtschaft</strong>sminister<br />

im Schattenkabinett der SPD<br />

innovation+<br />

tradition<br />

Bernburger erobern<br />

den Weltmarkt<br />

einblicke+<br />

aussichten<br />

Ausbildung zwischen<br />

Licht und Schatten<br />

ideen +<br />

impulse<br />

Altmaier und Rösler in<br />

Leipziger Denkfabrik<br />

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Gutes „Bei Innovationen Geld für gute Ideen<br />

Wir fördern die Brandenburger <strong>Wirtschaft</strong>.<br />

wird nicht gekürzt“<br />

Forschungsministerin Wanka zur<br />

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Schwarzer Schatz<br />

Weniger Geld aus<br />

Rostocker mischt<br />

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Brüssel – was nun? Tourismusmarkt auf<br />

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kurzporträts von allen 130 abgeordneten<br />

aus den neuen Ländern<br />

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Länderreport<br />

Die Folgen der Flut<br />

in Sachsen-Anhalt<br />

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Netzwerk<br />

Unternehmerball<br />

in Leipzig<br />

ratgeber<br />

Recht, Finanzen<br />

und Kultur<br />

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W I R T S C H A F T+<br />

M A R K T<br />

D A S O S T D E U T S C H E<br />

U N T E R N E H M E R M A G A Z I N<br />

ationale Automobil-Ausstellung Personenkraftwagen · CeBIT · Internationale Grü<br />

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eizeit · interpack · photokina · ITB Internationale Tourismus-Börse · Leipziger Buc<br />

t · IMM Cologne · didacta · InnoTrans · IAA Internationale Automobil-Ausstellung P<br />

en · CeBIT · Internationale Grüne Woche · IFA Internationale Funkausstellung · Fran<br />

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· Auto Mobil International · Hannover Messe · ILA Berlin Air Show · Games Conv<br />

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en · CeBIT · Internationale Grü<br />

ationale ale Funkausstellung · Frankfurter Buchmesse ·<br />

Auto Mobil International · Ha<br />

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t · Unternehmen<br />

IMM Cologne · didacta · InnoTrans · IAA Internationale Automobil-Ausstellung P<br />

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ldung International<br />

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nale Die Tourismus-Börse Start-up-<br />

· Leipziger er Buchmesse · hanseboot · IMM Cologne · didacta<br />

ationale<br />

Hauptstadt<br />

Automobil-Ausstellung<br />

Berlin<br />

Personenkraftwagen · CeBIT · Internationale Grü<br />

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· Paperworld · Dom<br />

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Messen<br />

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· Leipziger Buc<br />

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nale Automobil-Ausstellung P<br />

en · CeBIT · Internationale Grüne Woche · IFA Internatio<br />

rnationale Funkausstellung · Fran<br />

se · Auto Mobil International Hier · Hannover Messe trifft e · ILA Berlin sich<br />

Air Show · Games Conv<br />

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nale Tourismus-Börse us-Börse · Leipziger Buchmesse · hanseboot · IMM Cologne · didacta<br />

ationale<br />

Automobil-Ausstellung der Personenkraftwagen Mittelstand<br />

en · CeBIT · Internationale Grü<br />

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W I R T S C H A F T+<br />

M A R K T<br />

D A S O S T D E U T S C H E U N T E R N E H M E R M A G A Z I N<br />

Titelthema<br />

Was bringt das<br />

Superwahljahr 2014?<br />

Ratgeber<br />

So senkt man Risiken<br />

im Außenhandel<br />

Netzwerk<br />

W+M-Medientreff<br />

in Potsdam<br />

Interview mit Brandenburgs Ministerpräsident:<br />

Dietmar Woidke spricht über Ziele,<br />

Energiewende und Länderehe<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> 3/2014<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

25. Jahrgang | Heft 3 | Juni/Juli 2014 | e 3,50 | ZKZ 84618<br />

W i r t s c h a f t+<br />

M a r k t<br />

D a s O s t D e u t s c h e u n t e r n e h M e r M a g a z i n<br />

<strong>Tourismusboom</strong><br />

<strong>stärkt</strong><br />

<strong>Wirtschaft</strong><br />

im Osten<br />

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www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


42 | W+M Politik<br />

gen Weichen gestellt und uns ein<br />

gutes Erbe hinterlassen. Jeder Politiker<br />

hat seinen eigenen Stil<br />

und seine eigenen Vorstellungen.<br />

Meine Vorstellungen sind nicht unwesentlich<br />

anders als seine. Für<br />

mich ist es aber besonders wichtig,<br />

auch die längerfristigen Folgen<br />

von Entscheidungen genau zu<br />

durchdenken. Ich mache keine Politik<br />

bis zu einem bestimmten Wahltag,<br />

sondern für die Menschen im<br />

Freistaat Sachsen.<br />

W+M: Haben Sie heute noch Kontakt<br />

zu Biedenkopf?<br />

wie vor eine große Gemeinsamkeit:<br />

Trotz des wirtschaftlichen<br />

Aufschwungs und einer deutlichen<br />

Reduzierung der Arbeitslosigkeit<br />

ist es uns noch nicht gelungen, die<br />

Steuerkraft nachhaltig zu stärken.<br />

Daher sind die ostdeutschen Länder<br />

auch über das Jahr 2020 hinaus<br />

auf einen leistungsfähigen Länderfinanzausgleich<br />

angewiesen, um<br />

ihre Aufgaben erfüllen zu können.<br />

Aufgrund dieser gemeinsamen Interessenlage<br />

wird es bei den Verhandlungen<br />

zur Reform des Länderfinanzausgleichs<br />

eine enge Abstimmung<br />

geben.<br />

Stanislaw Tillich: Wir sind nach<br />

wie vor in einem regen Meinungsaustausch.<br />

W+M: Die Wende in der DDR erlebten<br />

Sie in Ihrer Heimatregion Kamenz.<br />

Sie waren damals stellvertretender<br />

Ratsvorsitzender des Kreises.<br />

Welche Gedanken treiben Sie<br />

um, wenn Sie persönlich auf die<br />

Zeit des Umbruchs und Ihre Entwicklung<br />

in den letzten 25 Jahren<br />

blicken?<br />

Stanislaw Tillich: Ich bin froh,<br />

dass nach Nazi-Diktatur und DDR-<br />

Regime die Menschen im Freistaat<br />

ihre Geschicke endlich wieder selbst<br />

in die Hand nehmen konnten und<br />

daraus hat sich, wie wir feststellen<br />

können, viel Gutes entwickelt.<br />

W+M: Wie wichtig ist Ihnen eigentlich<br />

der Zusammenhalt unter den<br />

ostdeutschen Ländern, speziell vor<br />

dem Hintergrund des Auslaufens<br />

des Solidarpaktes im Jahr 2019?<br />

Stanislaw Tillich: Einen Solidarpakt<br />

III wird es nicht geben, darüber<br />

bestand von Anfang an Einvernehmen.<br />

Ungeachtet dessen haben<br />

die ostdeutschen Länder nach<br />

W+M: Brauchen die neuen Bundesländer<br />

auch nach Ablauf des Solidarpaktes<br />

eine Sonderförderung?<br />

Wenn ja, wie sollte die konkret aussehen?<br />

Stanislaw Tillich: Die sogenannte<br />

„teilungsbedingte Infrastrukturlücke“<br />

wird bis 2020 in vielen<br />

Bereichen geschlossen sein, daher<br />

wird es eine spezielle Ostförderung<br />

ab 2020 nicht mehr geben. Gleichwohl<br />

haben wir in Ostdeutschland<br />

immer sehr niedrige eigene Steuereinnahmen<br />

und überdurchschnittliche<br />

Ausgaben aufgrund der höheren<br />

strukturellen Arbeitslosigkeit.<br />

Hierfür wird es auch künftig einen<br />

Ausgleich geben müssen – entweder<br />

im System des Länderfinanzausgleichs<br />

oder außerhalb.<br />

W+M: Nach welchem Motto leben<br />

Sie?<br />

Stanislaw Tillich: Mein Motto als<br />

Politiker lautet: „Die Menschen sind<br />

nicht für die Verwaltung da, sondern<br />

die Verwaltung für die Menschen“.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

und Frank Nehring<br />

Zur Person<br />

Stanislaw Tillich wurde am 10. April 1959 in Neudörfel<br />

bei Kamenz geboren. Er entstammt einer sorbischen Familie.<br />

Nach Abitur und Wehrdienst studierte er bis 1984<br />

an der TU Dresden Konstruktion und Getriebetechnik.<br />

Auch heute noch schwört Tillich auf eine Weisheit seines<br />

Berufes: „Dem Ingenieur ist nichts zu schwer”.<br />

Bereits zu DDR-Zeiten trat er in die CDU ein und wurde<br />

im Jahr 1989 stellvertretender Ratsvorsitzender für Handel<br />

und Versorgung in Kamenz. Von 1990 bis 1995 war er<br />

als selbstständiger mittelständischer Unternehmer tätig.<br />

Seine politische Karriere im vereinten Deutschland startete<br />

Tillich im Europaparlament. Dort arbeitete er bis 1994<br />

als Beobachter, danach bis 1999 als gewählter Abgeordneter.<br />

Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf berief<br />

Tillich im Jahr 1999 zum Staatsminister für Bundes- und<br />

Europaangelegenheiten. Bis zum Jahr 2008 hatte er weitere<br />

Ministerposten in Sachsen inne – er war Chef der<br />

Staatskanzlei, Umwelt- sowie Finanzminister. Seit Mai<br />

2008 ist Tillich Ministerpräsident des Freistaates Sachsen.<br />

Stanislaw Tillich ist verheiratet, Vater zweier Kinder und<br />

lebt heute in Panschwitz-Kuckau.<br />

Foto: Torsten George<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


H A U T N A H<br />

Deutschlands größte Automesse 2014<br />

Die AMI Auto Mobil International ist in diesem<br />

Jahr die einzige internationale PKW-Messe in<br />

Deutschland. Zahlreiche Aussteller, darunter<br />

40 PKW-Marken, präsentieren Welt-, Europaund<br />

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www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


44 | W+M International<br />

Der Bauingenieur, Unternehmer und Ex-Politiker Ralf Hillenberg<br />

hilft Kasachstan, den Energie verbrauch zu senken.<br />

Berliner Sparfuchs in Astana<br />

Lange 48 Jahre pflegte der Berliner Unternehmer<br />

Ralf Hillenberg eine kritische<br />

Distanz zunächst zur ehemaligen<br />

Sowjetunion und später zu Russland und den<br />

Nachfolgestaaten des aufgelösten Riesenreiches.<br />

Die Erzählungen seines Vaters, der im<br />

2. Weltkrieg als Soldat der Wehrmacht an der<br />

Ostfront gekämpft und dort viel Elend gesehen<br />

hatte, prägten Hillenbergs Bild schon in<br />

Kindertagen und ließen eher keine freundschaftlichen<br />

Gefühle für die „Freunde“, wie<br />

die Abgesandten aus Moskau zu DDR-Zeiten<br />

generalisierend genannt wurden, aufkommen.<br />

Doch in den vergangenen neun Jahren<br />

entdeckte der inzwischen 57 Jahre alte gelernte<br />

Zimmermann, studierte Bauingenieur<br />

und lizenzierte Energieberater sein Herz für<br />

Land und Leute tief im Osten.<br />

Ralf Hillenberg erinnert sich: „Im Jahr 2005<br />

rief mich eines Tages ein wichtiger Auftraggeber<br />

an und bat mich, zwei Architektinnen<br />

aus Sankt Petersburg ein mehrwöchiges<br />

Praktikum in meiner Firmengruppe, die<br />

auf die Entwicklung, das Management und<br />

die Steuerung von Bauprojekten spezialisiert<br />

ist, zu ermöglichen.“ Es stellte sich schnell<br />

heraus, dass die beiden Damen gut ausgebildet<br />

und an deutschem Ingenieurs-Knowhow<br />

interessiert waren und so entwickelte Hillenberg<br />

einen Praxisplan: Sie identifizierten in<br />

der russischen Metropole an der Newa einen<br />

maroden Plattenbau mit 214 Wohnungen und<br />

bereiteten ein Konzept für die energetische<br />

Sanierung des Gebäudes vor.<br />

Der Bajterek-Turm in der kasachischen Hauptstadt Astana ist das Wahrzeichen der Stadt<br />

und wurde vom britischen Architekten Norman Foster entworfen.<br />

Zu dritt fuhren sie schließlich nach Sankt<br />

Petersburg und stellten den Bewohnern, die<br />

auch Eigentümer ihrer Wohnungen waren,<br />

das Projekt vor. „Die Bewohner wirkten zunächst<br />

interessiert an der Sanierung, bis wir<br />

auf die Sanierungskosten zu sprechen kamen.<br />

Da brach im Saal eine kleine Revolution<br />

aus und weil ich kein Russisch konnte,<br />

alles übersetzt wurde, hatte ich auch keine<br />

Chance, es richtig zu erklären“, so Hillenberg.<br />

Die Enttäuschung war riesig und ihm<br />

wurde klar, dass die Grundvoraussetzung für<br />

eine erfolgreiche unternehmerische Tätigkeit<br />

im russischen Raum die Beherrschung<br />

der Sprache ist.<br />

Fotos: Nikolai Fokscha/pixelio.de, Privat<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


W+M International | 45<br />

Seither nimmt Hillenberg, der in Berlin-Pankow<br />

wohnt und arbeitet, zwei Mal pro Woche<br />

privaten Russisch-Unterricht. „Es geht<br />

gut voran“, so Hillenberg. „Inzwischen halte<br />

ich meine Vorträge auf Reisen ausschließlich<br />

auf Russisch und kann mich auch ansonsten<br />

schon recht flüssig unterhalten.“<br />

Als das Entwicklungsprogramm der Vereinten<br />

Nationen (UNDP) vor drei Jahren eine internationale<br />

Ausschreibung für die Kontrolle<br />

von Energieausweisen für sanierungsbedürftige<br />

Plattenbauten in Kasachstan durchführte,<br />

bewarb sich Hillenberg mit seiner Firma,<br />

die seit den 1990er Jahren diverse Häuser im<br />

Ostteil Berlins energetisch saniert und auf<br />

Vordermann gebracht hat. Seine Praxiserfahrungen<br />

zahlten sich aus, Hillenberg gewann<br />

die UNDP-Ausschreibung für die Städte Almaty<br />

und Karaganda. Mit Geld unter anderem<br />

aus den UN-Töpfen werden Wohngebäude<br />

energetisch modernisiert und flächendeckend<br />

erstmalig Wärmezähler eingebaut. So<br />

gewöhnt man die Bewohner an die in diesen<br />

Breiten bis dato unübliche Überlegung, mit<br />

Energie schon aus Kostengründen sparsam<br />

umzugehen.<br />

Die Expertise des Energieberaters Hillenberg<br />

sprach sich bis in die Landeshauptstadt Astana<br />

herum und wurde eine Grundlage für die<br />

Ralf Hillenberg inmitten seiner<br />

kasachischen Auftraggeber.<br />

Erarbeitung des kasachischen Energieeinsparungsgesetzes.<br />

Dieses Gesetz wurde im<br />

Sommer 2012 vom kasachischen Parlament<br />

verabschiedet und in Kraft gesetzt.<br />

Auch an einem deutschen Entwicklungshilfeprojekt,<br />

das zu je 50 Prozent vom Bund und<br />

einem Interessenverband, dem drei private<br />

Unternehmen angehören, finanziert wird,<br />

beteiligte sich Hillenberg. Er bildete in Berlin<br />

künftige Energieexperten aus Kasachstan<br />

aus. Inzwischen steht das Thema Energieeffizienz<br />

weit oben auf der umweltpolitischen<br />

Agenda Kasachstans. „Die Regierung<br />

hat ein Förderprogramm aufgelegt, mit dem<br />

Haus- und Wohnungsbesitzern zinsfreie Darlehen<br />

über zehn Jahre gewährt werden“, erklärt<br />

Hillenberg.<br />

In Kasachstan aktiv: Unternehmer Ralf<br />

Hillenberg.<br />

Sein Engagement 4.568 Kilometer fern der<br />

Heimat will der Bauexperte, der von 1990 bis<br />

2011 für die SPD im Berliner Abgeordnetenhaus<br />

saß, in den nächsten Jahren weiter ausbauen.<br />

Im Vorfeld der Weltausstellung, die im<br />

Jahr 2017 in der futuristischen Hauptstadt<br />

Astana stattfindet, hat Hillenberg eine weitere<br />

Ausschreibung des UN-Entwicklungsprogramms<br />

gewonnen. „In Prigorodny, einem<br />

Vorort von Astana, unmittelbar neben dem<br />

Flughafen gelegen, wird ein Musterprojekt<br />

für die Sanierung der für Kasachstan typischen<br />

Kleinsiedlungen mit einem dezentralen<br />

Mini-Heizkraftwerk, in dem Braunkohle<br />

verfeuert wird, ein paar Wohnblocks, Schule<br />

und Kindergarten entwickelt. Ich bin als Projektsteuerer<br />

für die energetische Sanierung<br />

der Wohnhäuser und der Kita zuständig.“<br />

Zur Realisierung seiner Aktivitäten in dem<br />

größtenteils zu Zentralasien zählenden<br />

Land zwischen Kaspischem Meer und Altai-<br />

Gebirge fliegt der Unternehmer rund zehn<br />

Mal pro Jahr gen Osten und verbringt dort<br />

bis zu 50 Tage. Auf die<br />

Frage, ob sein Unternehmen<br />

daheim in Berlin dadurch<br />

nicht zu kurz komme,<br />

reagiert Hillenberg<br />

mit einem entspannten<br />

Lächeln: „Das operative<br />

Geschäft in Berlin läuft inzwischen<br />

auch ohne meine<br />

ständige Präsenz wie<br />

am Schnürchen, so dass<br />

ich mich meinem Steckenpferd<br />

ohne Kopfschmerzen<br />

widmen kann. Kasachstan<br />

ist ein interessantes Land<br />

mit wissbegierigen und<br />

ehrlichen Menschen. Es<br />

lohnt sich, dort mit anzupacken.“<br />

Karsten Hintzmann<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


46 | W+M Ratgeber<br />

AMI 2014 in Leipzig<br />

Träume auf vier Rädern<br />

Vom 31. Mai bis 8. Juni wartet die 22. AMI in Leipzig mit zahlreichen automobilen Neuheiten und<br />

Innovationen auf. Die Hersteller setzen auf mehr alternative Antriebe und weniger PS.<br />

Von Hans-Jürgen Götz<br />

Mit einem wahren Feuerwerk an Pkw-Neuheiten und Premieren<br />

geht die internationale Automobilbranche Ende Mai<br />

in Leipzig an den Start. Was kurz nach der Wende als regionale<br />

ostdeutsche Autoschau begann, braucht heute den Vergleich<br />

mit den traditionellen Automobilmessen nicht zu scheuen. Vor allem<br />

die kontinuierlich gewachsene Quantität und Qualität der AMI haben<br />

eine internationale Pkw-Messe mit Sonderstellung entstehen lassen.<br />

Alle deutschen Hersteller und die große Mehrheit der internationalen<br />

Marken kommen mit vielen Highlights und setzen in den Messehallen<br />

ihre Modellneuheiten in Szene.<br />

Die Besucher erwartet das gesamte Spektrum der automobilen Welt<br />

– vom wendigen Stadtflitzer, dem eleganten Mittelklassefahrzeug<br />

und dem praktischen Familienvan bis hin zur edlen Luxuslimousine.<br />

In immer schnellerer Folge präsentiert die Automobilindustrie neue<br />

Konzepte und Lösungen zum Fahren mit Strom. Grund genug auch<br />

für die AMI, mit alternativen Antrieben von Elektro- und Hybridfahrzeugen<br />

in diesem Jahr einen besonderen Messeschwerpunkt zu setzen<br />

und den Besuchern schon heute einen Ausblick auf die Mobilität<br />

von morgen zu geben.<br />

Fotos: AMI<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Automobil | 47<br />

Nirgendwo sonst gibt es auf einer Automesse<br />

die hautnahe Präsentation der Exponate<br />

und derart zahlreiche Test- und Probefahrtangebote<br />

fürs Publikum. Die AMI erweist<br />

sich als echte Erlebnismesse rund ums<br />

Automobil. Dass die Messe für den Automarkt<br />

die notwendigen Impulse setzt und<br />

für eine weitere Belebung der automobilen<br />

Konjunktur sorgen dürfte, steht für die Veranstalter<br />

außer Frage.<br />

Voll des Optimismus ist auch der Zentralverband<br />

des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes<br />

(ZDK). „Die positive Stimmung im bisherigen<br />

Jahresverlauf setzt sich weiter fort. Allein das<br />

erste Quartal brachte dem Gewerbe insgesamt<br />

ein Plus von 711.000 Neuzulassungen<br />

und damit 5,6 Prozent mehr als im Vorjahr“,<br />

konstatiert ZDK-Präsident Robert Rademacher.<br />

Auch der Verband der Internationalen<br />

Kraftfahrzeughersteller (VDIK) als Mitveranstalter<br />

der AMI sieht eine deutliche Erholung<br />

auf dem deutschen Pkw-Markt. „Der Trend<br />

zeigt weiter nach oben. Die Konsumneigung<br />

der Verbraucher steigt stetig und es wird<br />

wieder mehr Geld in größere Anschaffungen<br />

wie Pkw investiert“, so VDIK-Präsident Volker<br />

Lange. Sein Verband vertraut auf die Stabilität<br />

des Wachstums und sieht sich durch die<br />

wiedererstarkte private Pkw-Nachfrage (plus<br />

7,4 Prozent im 1. Quartal) und die positive<br />

Entwicklung bei den Flottenzulassungen in<br />

seinen Prognosen bestätigt.<br />

Die AMI auf einen Blick<br />

Ort: Messegelände Leipzig<br />

Öffnungszeiten:<br />

31. Mai bis 8. Juni 2014<br />

tgl. 9:00 – 18:00 Uhr<br />

Eintrittspreise:<br />

Tageskarte 12 e (online 10 e)<br />

Dauerkarte 25 e (online 22 e)<br />

Die AMI-Tickets berechtigen zum<br />

Zugang zu allen Ausstellungsbereichen<br />

sowie zur Elektronikmesse AMICOM und<br />

Kfz-Technikmesse AMITEC.<br />

Die AMI wollte schon immer eine Messe zum<br />

Anfassen sein. Interessante Eindrücke dürften<br />

daher für die Praktiker vor allem die Ausstellungsbereiche<br />

Ersatzteile, Zubehör, Autopflege,<br />

Individualisierung und Tuning sein.<br />

Daneben ist auch die Werkstatttechnik mit<br />

neuesten Diagnoseverfahren und Reparaturhelfern<br />

vertreten. Für Unternehmer und<br />

Handwerksbetriebe ebenfalls einen Besuch<br />

wert: der Bereich Lieferwagen und Transporter<br />

fürs Gewerbe.<br />

Sonderschauen und Rahmenprogramm<br />

sind für Enthusiasten Fundgrube und Qual<br />

der Wahl zugleich. In der zentralen Glashalle<br />

sind exklusive Luxusfahrzeuge und edle<br />

Supersportwagen der Marken Bentley, Rolls-<br />

Royce, Aston-Martin, Ferrari und Maserati zu<br />

bestaunen. Neu in diesem Jahr ist die Oldtimer-Schau.<br />

Händler, Restaurierungsbetriebe,<br />

Automobilmuseen und Oldtimer-Clubs<br />

zeigen in Halle 2 ihre Schmuckstücke, die im<br />

täglichen Straßenverkehr zu den absoluten<br />

Raritäten gehören – Autos aus den dreißiger<br />

Jahren des vorigen Jahrhunderts genauso<br />

wie Straßenkreuzer der Sechziger, gepflegte<br />

Ost-Klassiker und unvergessene Kultautos.<br />

Damit wird die AMI erstmals auch Anziehungspunkt<br />

für alle Freunde klassischer<br />

Automobile.<br />

w+m<br />

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48 | W+M Ratgeber<br />

Praktische Autos für die Firma<br />

Kombis mit großem Gepäckabteil erfreuen sich im gewerblichen Bereich einer großen Nachfrage.<br />

Die Angebotspalette reicht von der Mittelklasse bis in den Premiumsektor hinein. W+M<br />

stellt vier besonders geeignete Modelle für Unternehmen vor.<br />

Von Hans-Jürgen Götz<br />

■ Audi A6 Avant<br />

Einer der zu dem erlauchten Premiumkreis gehört,<br />

ist der Audi A6 Avant. Der Edellaster ist<br />

leichter und sparsamer geworden. Die Techniker<br />

haben den Avant um mehrere Kilo abgespeckt<br />

und den Verbrauch merklich gesenkt.<br />

Mit rund fünf Litern Durchschnittsverbrauch<br />

ist der 2.0 TDI mit seinen 177 PS eine<br />

Option auch für Menschen, die beim Dienstwagen<br />

eine Verbrauchsobergrenze beachten<br />

müssen. Im Angebot sind mehrere Benziner<br />

und Dieseltriebwerke. Das Leistungsspektrum<br />

reicht bis über 300 PS. Die Staumöglichkeiten<br />

für Gepäck und Zuladung sind ordentlich: 565<br />

Liter im Normalzustand und 1.680 Liter bei<br />

umgeklappter Rückbank. Als Business-Laster<br />

verfügt der Avant über einen WLAN-Hotspot,<br />

mit dem sich eine Internetverbindung<br />

fürs Handy oder Notebook herstellen lässt.<br />

Preis: ab 41.950 e<br />

Kilometerkosten: 0,61 e<br />

■ BMW 5er Touring<br />

Dieser Bayer ist ein echter Verführer. Der Kombi<br />

hat reichlich PS unter der Haube und ist im<br />

Alltagseinsatz vor allem praktisch. Der 520d<br />

hat hier einiges zu bieten. Das fängt bei der<br />

niedrigen Ladekante an und setzt sich über<br />

die Breite des Gepäckschlunds fort. Die<br />

Heckklappe lässt sich bequem auf Tastendruck<br />

schließen. Mit umgeklappten Lehnen<br />

der Fondsitze wächst das Gepäckraumvolumen<br />

im Handumdrehen von 560 auf 1.670 Liter.<br />

Die Automatik des überaus kultivierten<br />

Selbstzünders beschert völlig ruckfreien, harmonischen<br />

Gangwechsel. Trotz seines Leergewichts<br />

von knapp 1,9 Tonnen geht der<br />

520d dank seiner mobilisierbaren 184 PS gut<br />

ab. Sein Durchschnittsverbrauch liegt bei 6,5<br />

Litern. Damit kann sich der potente Bayern-<br />

Diesel durchaus sehen lassen.<br />

Preis: ab 44.900 e<br />

Kilometerkosten: 0,62e<br />

■ Mercedes E-Klasse T-Modell<br />

Der Kombi der Mercedes E-Klasse besticht<br />

sofort durch seinen XXL-Laderaum. Selbst<br />

mit dem kleineren Diesel ist der E 220 CDI T<br />

voll transporttauglich. Mit einem Ladevolumen<br />

von 600 bis 1.950 Liter setzt das T-Modell<br />

Maßstäbe in seiner Klasse. Die Heckklappe<br />

lässt sich automatisch mit dem Fahrzeugschlüssel<br />

oder mit einem Druck auf den Griff<br />

öffnen. Bestückt mit dem Basis-Diesel bringt<br />

der E 220 T 170 PS auf die Straße. Mit dem<br />

Fünf-Gang-Automatikgetriebe lassen sich mit<br />

dem 1,8-Tonner passable Fahrleistungen erzielen.<br />

Natürlich wirkt der Raumtransporter<br />

insgesamt etwas träger als mit den stärkeren<br />

Dieseltriebwerken. An der Tankstelle<br />

zahlt sich die etwas gemächlichere Gangart<br />

aber in barer Münze aus: 6,5 Liter Diesel auf<br />

100 Kilometer sind das Ergebnis.<br />

Preis: ab 46.499 e<br />

Kilometerkosten: 0,72 e<br />

■ Škoda Octavia Kombi<br />

Der Škoda Octavia ist ein echter Bestseller. Seine<br />

Transportaufgaben löst der Kombi aus tschechischer<br />

Produktion souverän. Der Kofferraum<br />

misst 610 Liter und lässt sich auf 1.740 Liter erweitern.<br />

Die Rücksitzlehne kann man im Verhältnis<br />

60:40 oder vom Kofferraum aus per<br />

Knopfzug ganz umlegen. Bei umgeklapptem<br />

Fahrersitz können bis zu 2,92 Meter lange Frachten<br />

transportiert werden. Die Armaturentafel<br />

ist klar und übersichtlich: klassische Rundin-<br />

strumente mit einem kleinen Display für den<br />

Bordcomputer, in der Mittelkonsole ein großer<br />

Navi-Bildschirm mit Touchscreenfunktion. Bei<br />

dem Benziner werden drei TSI-Motoren von<br />

86 bis 180 PS angeboten. Bei den Dieseln setzt<br />

der 2.0 TDI mit 110 PS in der Green-Line-Version<br />

Verbrauchsbestmarken von 4,2 Litern auf<br />

100 Kilometer.<br />

Preis: ab 25.340 e<br />

Kilometerkosten: 0,43 e<br />

Fotos: Audi, BMW, Mercedes Benz, Škoda<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Automobil | 49<br />

W+M-Leserumfrage<br />

Wie nutzen Sie Ihr Kfz im Unternehmen?<br />

Schwankende Benzinpreise, Umweltplakette, Maut – der Unterhalt von Betriebsfahrzeugen wird immer<br />

teurer. Wie reagieren die Unternehmen darauf? Das möchten wir von Ihnen, unseren Lesern, gern wissen<br />

und bitten Sie, uns den folgenden Fragebogen vollständig ausgefüllt bis zum 30.6.2014 zukommen zu<br />

lassen. Unter allen Einsendern verlosen wir 3 iPad mini von Apple. Mitarbeiter von <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

und deren Angehörige sind nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Online antworten:<br />

www.wundm.info<br />

Per Post:<br />

Verlag Frank Nehring<br />

Redaktion <strong>Wirtschaft</strong>+Markt<br />

Zimmerstraße 56, 10117 Berlin<br />

Per Fax: 030 479071-20<br />

Per E-Mail: JP@NehringVerlag.DE<br />

Online: www.wundm.info<br />

1. Welche Strategie bei der Beschaffung von Betriebsfahrzeugen<br />

wird in Ihrem Unternehmen angewandt?<br />

Kauf von Neufahrzeugen<br />

Leasing von Neufahrzeugen<br />

Finanzierung von Neufahrzeugen<br />

Kauf von gebrauchten Fahrzeugen<br />

Sonstige<br />

2. Wie viele Fahrzeuge sind auf Ihr Unternehmen<br />

zugelassen?<br />

a) Dienstwagen (Pkw):<br />

b) Nutzfahrzeuge<br />

(Lieferwagen,<br />

Transporter, Lkw):<br />

3. Welche Fahrzeugmarken bevorzugen Sie?<br />

a) Dienstwagen (Pkw): 1.<br />

2.<br />

3.<br />

b) Nutzfahrzeuge 1.<br />

(Lieferwagen,<br />

2.<br />

Transporter, Lkw)<br />

3.<br />

4. haben Sie im Jahr 2013 in neue Betriebsfahrzeuge<br />

investiert?<br />

Ja<br />

Nein<br />

5. Wie hoch ist die durchschnittliche<br />

Jahreskilometerleistung Ihrer Betriebsfahrzeuge?<br />

a) Dienstwagen (Pkw):<br />

b) Nutzfahrzeuge<br />

(Lieferwagen,<br />

Transporter, Lkw):<br />

6. spielen ökologische Komponenten bei der Bestückung<br />

des Fuhrparks in Ihrem Unternehmen eine Rolle?<br />

Ja<br />

Nein<br />

7. sollte der Themenbereich Fahrzeuge im Magazin<br />

<strong>Wirtschaft</strong>+Markt in Zukunft eine größere Rolle<br />

spielen?<br />

Ja<br />

Nein<br />

8. in welcher Branche ist Ihr Unternehmen am Markt<br />

vertreten?<br />

9. in welcher Höhe lag der Jahresumsatz Ihres<br />

Unternehmens im Jahr 2013?<br />

bis 250.000 Euro über 20 Mio. bis 100 Mio. Euro<br />

über 250.000 bis 5 Mio. Euro über 100 Mio. bis 500 Mio. Euro<br />

über 5 Mio. bis 20 Mio. Euro über 500 Mio. Euro<br />

10. Wie viele Mitarbeiter waren 2010 durchschnittlich in<br />

Ihrem Unternehmen tätig?<br />

weniger als 10 Beschäftigte 101 bis 500 Beschäftigte<br />

10 bis 50 Beschäftigte 501 bis 1.000 Beschäftigte<br />

51 bis 100 Beschäftigte über 1.000 Beschäftigte<br />

Vielen Dank für Ihre Teilnahme!<br />

Wenn Sie an der Verlosung teilnehmen möchten, füllen Sie bitte<br />

den Kontaktbogen aus:<br />

Firma<br />

Name<br />

Straße, Nr.<br />

PLZ, Ort<br />

E-Mail<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


50 | W+M Ratgeber<br />

Nehmt Aeroflot!<br />

Gesellschaften wie bdp, die Unternehmen beim Aufbau<br />

ihrer Produktionsstätten unterstützen und dann gemeinsam<br />

mit allen Beteiligten mehrfach nach China reisen<br />

müssen, stellen nach drei oder vier Flügen fest: Die teilweise<br />

sehr unbequemen Business-Seats gehen mit Preisen<br />

um 5.000 Euro mächtig ins Reisekostenbudget ein.<br />

Schweren Herzens dann – und mit Unterstützung einer<br />

Thrombose-Spritze – Umstieg in die Economy-Class. Frühe<br />

Buchung senkt den Preis auf knapp 2.000 Euro. Doch<br />

wenn dann die Tickets kurzfristig gebucht werden müssen,<br />

steigt auch der Preis schnell wieder auf 3.000 Euro.<br />

Ganz abgesehen davon, dass die Teams mittlerweile größer<br />

geworden sind, weil es das Projekt erfordert. Dann<br />

spätestens wird der Controller munter.<br />

Ein Tipp für erhebliche Kostenreduktion: Die gute alte<br />

Aeroflot bietet von Berlin und anderen deutschen Städten<br />

ein dichtes Netz an Asienflügen, speziell nach Peking.<br />

Die Tickets liegen selbst bei kurzfristiger Buchung um die<br />

420 Euro. Geflogen wird mit Boeing und Airbus.<br />

Die Sozietät Bormann, Demant & Partner mit ihren Büros<br />

in Berlin und Dresden begleitet die Leser von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> in diesem Jahr bei Finanzierungsund<br />

Steuerthemen. Scheuen Sie sich nicht, uns zu fragen,<br />

was Sie bewegt. Wir freuen uns auf Sie.<br />

Ihr Michael Bormann<br />

bdp.Berlin@bdp-team.de<br />

Delegieren bei Steuerschulden<br />

nicht statthaft<br />

Laut eines Urteils des Finanzgerichts Rheinland-Pfalz<br />

haftet ein Geschäftsführer einer GmbH für nicht beim<br />

Finanzamt abgeführte Lohnsteuern der beschäftigten<br />

Arbeitnehmer (Az.: 3 K 1632/12). Dies soll selbst dann<br />

gelten, wenn das Aufgabenfeld der Steuerangelegenheit<br />

einem anderen Geschäftsführer zugeteilt wurde.<br />

Das Finanzamt hatte im vorliegenden Fall, nachdem die<br />

GmbH geraume Zeit keine Lohnsteuer für ihre Arbeitnehmer<br />

abgeführt hatte, die beiden Geschäftsführer in Anspruch<br />

genommen. Dagegen legte einer der betroffenen<br />

Geschäftsführer Klage ein. Nach eigenen Angaben sei<br />

zwischen den Geschäftsführern eine interne Vereinbarung<br />

getroffen worden, wonach nur der andere Geschäftsführer<br />

die steuerlichen Aufgaben zu erfüllen habe. Laut<br />

Finanzgericht begründet die vorliegende Vereinbarung<br />

zwischen den beiden Geschäftsführern keine Haftungsbeschränkung.<br />

Diese greife in solchen Fällen auch deshalb<br />

nicht, da es sonst dazu kommen könne, dass die<br />

Geschäftsführer den jeweils anderen verantwortlich machen<br />

würden.<br />

Zuordnung entscheidet auch<br />

bei privater Nutzung<br />

Erbringt ein Unternehmer umsatzsteuerpflichtige Umsätze,<br />

kann er aus den angeschafften Gegenständen die<br />

ausgewiesene Umsatzsteuer geltend machen. Wird dieser<br />

Gegenstand nicht nur für das Unternehmen sondern<br />

auch teilweise privat genutzt, besteht ein Wahlrecht.<br />

Der Unternehmer kann den Gegenstand vollständig, gar<br />

nicht oder nur teilweise dem umsatzsteuerlichen Unternehmensvermögen<br />

zuordnen. Diese Zuordnung entscheidet,<br />

wie viel Vorsteuer geltend gemacht werden kann. Bei<br />

vollständiger Zuordnung kann auch 100 Prozent der Vorsteuer<br />

abgezogen werden.<br />

Beispiel: Ein Unternehmer schafft einen neuen Pkw an.<br />

Der Kaufpreis beträgt 50.000 Euro zuzüglich 9.500 Euro<br />

Umsatzsteuer. Das Fahrzeug wird auch für private Fahrten<br />

genutzt. Trotzdem kann der Unternehmer die vollen<br />

9.500 Euro Umsatzsteuer als Vorsteuer von seiner an das<br />

Finanzamt zu zahlenden Umsatzsteuer abziehen, sofern<br />

er den Pkw vollständig seinem Unternehmensvermögen<br />

zuordnet. Diese Entscheidung der Zuordnung muss unmittelbar<br />

bei der Anschaffung erfolgen. Ein Brief an das<br />

Finanzamt mit der Zuordnung reicht.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Steuern | 51<br />

Verhalten im Ausland<br />

Geschäftsverhandlungen<br />

in China<br />

Der chinesische Kommunikations-, Arbeits- und Führungsstil<br />

wie auch die chinesischen Einstellungen,<br />

Denk- und Verhaltensweisen unterscheiden sich grundlegend<br />

von der deutschen Herangehensweise. Die deutschen<br />

Mitarbeiter fühlen sich für ihre Aufgaben verantwortlich,<br />

während die chinesischen Mitarbeiter mehr<br />

Vorgaben und Kontrollen erwarten. Die wichtigsten<br />

Normen in chinesischen Unternehmen sind: „Hierarchie<br />

beachten“ und „Gesicht wahren“. In China ist der<br />

Chef ein Mentor für die Mitarbeiter, fast schon eine<br />

Vaterfigur. Er leitet, fördert und führt. Entspricht das<br />

Verhältnis nicht den Vorstellungen der Mitarbeiter, tendieren<br />

diese dazu, das Unternehmen zu verlassen, ohne<br />

aber vorher das Problem thematisiert zu haben.<br />

„Erst der Mensch, dann das Geschäft“: In China lernt man die Geschäftspartner<br />

zuerst kennen, und erst im Anschluss rücken die<br />

geschäftlichen Themen in den Fokus. Chinesen möchten mehr<br />

über den Geschäftspartner erfahren, gern auch über seine Familie,<br />

seine Hobbys und seinen Alltag. Dieser Small Talk, eine<br />

Übung, die Deutschen häufig nicht leicht fällt, ist ein wichtiger<br />

Einstand in eine gute geschäftliche Beziehung. Auch wenn Chinesen<br />

am schnellen Geldverdienen interessiert sind, liegt ihnen<br />

sehr viel an langfristigen Geschäftsbeziehungen.<br />

BFH widerspricht Europäischem<br />

Gerichtshof bei Spendenabzug<br />

Spenden an steuerbegünstigte Einrichtungen in Deutschland sind<br />

grundsätzlich bei der Steuer abzugsfähig. Voraussetzung ist die Vorlage<br />

einer ordnungsgemäßen Spendenbescheinigung. Der Europäische<br />

Gerichtshof hatte in 2006 entschieden, dass auch Spenden an<br />

gemeinnützige Einrichtungen in einem anderen EU-Land abzugsfähig<br />

sein müssen. Nun hat der Bundesfinanzhof (BFH) zur Frage der<br />

genauen Voraussetzungen für die Anerkennung solcher Zahlungen<br />

als Spende Stellung genommen (Az.: I R 16/12). Danach wäre zwar<br />

theoretisch ein Abzug möglich, wird aber praktisch meist an den<br />

Formvoraussetzungen scheitern. So muss der ausländische Spendenempfänger<br />

die deutschen steuerbegünstigten Voraussetzungen so<br />

erfüllen, als wäre er in Deutschland steuerbegünstigt ansässig. Die<br />

Einhaltung dieser Voraussetzungen muss durch den Spender nachgewiesen<br />

werden. Der Nachweis wird somit nur schwer zu führen sein<br />

und wohl in nahezu 95 Prozent der Fälle zu keinem Abzug führen.<br />

Pflicht zur Vorfinanzierung der<br />

Umsatzsteuer eingeschränkt<br />

Unternehmer sind nicht verpflichtet, Umsatzsteuer über mehrere<br />

Jahre vorzufinanzieren. Dies geht aus einer Entscheidung (Az.: V<br />

R 31/12) des Bundesfinanzhofs (BFH) hervor. Der Streitfall betraf<br />

einen Bauunternehmer, für dessen Leistungen Gewährleistungsfristen<br />

von zwei bis fünf Jahren bestanden. Die Kunden waren vertraglich<br />

bis zum Ablauf der Gewährleistungsfrist zu einem Sicherungseinbehalt<br />

der Vergütung berechtigt. Das Finanzamt sah den<br />

Kläger im Rahmen der Sollbesteuerung als verpflichtet an, seine<br />

Leistung auch im Umfang des Sicherungseinbehalts zu versteuern.<br />

Eine Uneinbringlichkeit liege nicht vor, da die Kunden keine<br />

Mängelansprüche geltend gemacht hätten. Dem folgt der BFH<br />

nicht. Der Unternehmer soll mit der Umsatzsteuer als indirekte<br />

Steuer nicht belastet werden. Mit diesem Charakter der Umsatzsteuer<br />

ist eine Vorfinanzierung für einen Zeitraum von mehreren<br />

Jahren nicht zu vereinbaren.<br />

Für den redaktionellen Inhalt der Seiten 50/51 zeichnet die Sozietät bdp Bormann, Demant & Partner Berlin verantwortlich.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


52 | W+M Ratgeber<br />

Der richtige Blick<br />

Tipps für die Auswahl des Büromonitors<br />

Zwei externe Monitore erleichtern die Büroarbeit.<br />

Büroarbeit ist maßgeblich Bildschirmarbeit. Daher lohnt es sich, bei der Anschaffung des Monitors<br />

auf eine hohe Qualität zu achten. Denn hochwertige Displays erleichtern die Arbeit und<br />

schützen vor gesundheitlichen Schäden.<br />

Von Christoph Schneider<br />

Viele denken beim Begriff Büromonitor immer noch an die alte beige<br />

Box, die unzählige Büros in den 1990er Jahren geprägt hat. Mit der haben<br />

heutige Office-Displays allerdings nicht mehr viel gemein. Doch<br />

worauf sollte bei der Auswahl geachtet werden? Für den Büroeinsatz<br />

sind keine High-End-Grafik-Displays oder Monitore für Spiele-Nerds<br />

nötig. Geschweige denn Modelle mit 4K-Auflösung, also mit viermal<br />

so vielen Pixeln wie ein gewöhnliches Full-HD-Display. Weitaus wichtiger<br />

sind Aspekte wie qualitativ hochwertige Panels, ergonomische<br />

Einstellmöglichkeiten, geringer Stromverbrauch und passende Anschlüsse<br />

– alles zu einem vernünftigen Preis.<br />

Grundsätzlich wird zwischen den LCD-Panel-Typen TN, IPS und MVA/<br />

PVA (siehe Infokasten) unterschieden. Der Trend geht eindeutig zur<br />

IPS/MVA/PVA-Technologie, die im Vergleich zu den TN-Panels eine<br />

weitaus bessere Blickwinkelstabilität ermöglicht. In der Regel bieten<br />

Erstgenannte Betrachtungswinkel von 178 Grad – horizontal wie vertikal.<br />

Besonders wenn mehrere Bildschirme am Arbeitsplatz eingesetzt<br />

werden oder beim Arbeiten im Team zahlt sich das aus, da die Anzeige<br />

auch von der Seite betrachtet sehr gut zu erkennen ist. Zusätzliche<br />

Vorteile sind eine bessere Bildgenauigkeit und Farbtreue sowie<br />

mehr Kontrast. Jedoch sind diese Panels noch teurer als TN-Modelle<br />

und verbrauchen außerdem ein wenig mehr Strom.<br />

Für die meisten Anwender im Büro sind 24-Zoll-Monitore die ideale<br />

Größe für den Schreibtisch. Modelle, die größer sind, eignen sich häufig<br />

nicht mehr, da der Sitzabstand nicht ausreicht und diese Größe für<br />

Standardanwendungen ergonomisch keinen Sinn ergibt. Für eine ergonomisch<br />

korrekte Ausrichtung des Monitors sollte außerdem auf<br />

gute Einstellmöglichkeiten geachtet werden. Die meisten Displays<br />

besitzen heutzutage die Darstellungsfunktionen Pivot (90-Grad-Drehung)<br />

und Swivel (Schwenkmöglichkeit). Höchsten ergonomischen<br />

Anforderungen wird aber nur ein 4-in-1-Standfuß gerecht. Bei einem<br />

solchen sind neben Pivot- und Swivel-Funktion auch die klassische<br />

Höhenverstellung und das Ändern des Neigungswinkels (Tilt) möglich.<br />

Neue, hochwertige Monitore bieten bereits all diese Funktionen,<br />

wie die nebenstehende Marktübersicht zeigt.<br />

Bei den Anschlussmöglichkeiten sollte auf die Kompatibilität mit der<br />

vorhandenen IT-Infrastruktur geachtet werden. Neben dem üblichen<br />

VGA-Anschluss bieten viele Displays heute bereits DVI- und Display-<br />

Port-Eingänge. Der Vorteil dieser beiden ist, dass Audio- und Videosignale<br />

digital übertragen werden. Wobei beachtet werden muss,<br />

dass DVI-I sowohl ein analoges als auch ein digitales Signal ausgibt<br />

und DVI-D nur das digitale Signal sendet.<br />

Aktuelle Trends gehen dahin, Mobilgeräte über nur ein Kabel für Bildund<br />

Tonübertragung direkt mit dem Display zu verbinden. Möglich<br />

macht das der Mobile-High-Definition-Link (MHL). Ein Vorteil dabei<br />

ist, dass angeschlossene Geräte gleichzeitig aufgeladen werden. Miracast<br />

dagegen ist eine Technologie, die es ermöglicht, Inhalte drahtlos<br />

von einem Smartphone oder Tablet-PC an ein Display zu senden.<br />

Für Standardbüroanwendungen sind solche Spielereien nicht nötig.<br />

Vorstellbar ist jedoch, dass solche Displays für Meetings oder Präsentationen<br />

genutzt werden, da einfach und schnell Inhalte mit Kollegen<br />

geteilt werden können.<br />

W+M<br />

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Redaktion des<br />

Magazins Das Büro.<br />

Fotos: Philips/MMD<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Technik | 53<br />

Panel-Typen<br />

IPS: Monitore mit In-Plane-Switching-Technik bieten einen sehr weiten<br />

Betrachtungswinkel von 178 Grad und überzeugen durch eine<br />

hohe Farbintensität und natürliche Farben. AH-IPS steht für „Advanced<br />

High Performance IPS“; eIPS für „Enhanced IPS“.<br />

MVA/PVA: Multi-Domain Vertical Alignment bzw. Patterned Vertical<br />

Alignment bezeichnen Panels, die – vergleichbar mit IPS-Panels – einen<br />

hohen Blickwinkel erlauben. PVA ist eine von Samsung in Anlehnung<br />

an MVA entwickelte Technologie. AMVA steht für Advanced MVA.<br />

PLS: Plane-to-Line-Switching ist eine Samsung-Technologie, die im<br />

Gegensatz zu IPS-Displays günstiger sein soll, aber ebenfalls weite<br />

Betrachtungswinkel ermöglicht.<br />

tn: Twisted Nematic (TN) steht für die Anordnung der Moleküle eines<br />

LC-Bildschirms. Gegenüber MVA-/IPS-Panels kann ein TN-Panel<br />

bei Kontrast und Blickwinkel nicht mithalten, ist jedoch weitaus günstiger.<br />

TN-Panels haben auch einen niedrigeren Stromverbrauch und<br />

kürzere Reaktionszeiten.<br />

W+M-Empfehlungen für ergonomische 24-Zoll-Displays<br />

Hersteller AOC ASUS LG Electronics NEC Display Solutions Philips Samsung<br />

Modellname i2460Pxqu VS24AHL 24EB23PY MultiSync ® EA244WMi 241P4QRYES ErgoSensor S24C650DW<br />

Maximale Auflösung (in Pixel) 1.920 x 1.200 1.920 x 1.200 1.920 x 1.200 1.920 x 1.200 1.920 x 1.080 1.920 x 1.200<br />

Seitenverhältnis (Bildformat) 16:10 16:10 16:10 16:10 16:9 16:10<br />

Panel-Typ eIPS IPS AH-IPS IPS AMVA PLS<br />

Reaktionszeit (in ms) 5 5 5 5 4 (mit SmartResponse) 5<br />

Kontrast (statisch/dynamisch) 1.000:1/20.000.000:1 1.000:1/80.000.000:1 1000:1/5.000.000:1 1000:1/25.000:1 3.000:1/20.000.000:1 1000:1 (Mega DCR)<br />

Horizontaler/vertikaler Betrachtungswinkel<br />

178/178 178/178 178/178 178/178 178/178 178/178<br />

(in Grad)<br />

Leistungsaufnahme (Betrieb/ 22/1,0/0,5 30/0,5/0,5


54 | W+M Ratgeber<br />

Die ostdeutsche Bestsellerliste<br />

für <strong>Wirtschaft</strong>sliteratur von W+M<br />

Die ostdeutsche Bestsellerliste für <strong>Wirtschaft</strong>sliteratur wird aus<br />

den Verkaufszahlen der größten Buchhandlungen in Brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />

erstellt. W+M bedankt sich für die Zusammenarbeit bei<br />

Hugendubel Cottbus, Mauerstraße 8, 03046 Cottbus<br />

Hugendubel Erfurt, Anger 62, 99084 Erfurt<br />

Hugendubel Greifswald, Markt 20–21, 17489 Greifswald<br />

Hugendubel Leipzig, Petersstraße 12–14, 04109 Leipzig<br />

Hugendubel Potsdam, Stern-Center 1, 14480 Potsdam<br />

Hugendubel Schwerin, Marienplatz 3, 19053 Schwerin<br />

Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung, Logenstraße 8, 15230 Frankfurt<br />

(Oder)<br />

Ihre Buchhandlung fehlt auf der Liste? Dann nehmen Sie mit unserer<br />

Redaktion Kontakt auf. Schreiben Sie einfach eine E-Mail an<br />

JP@NehringVerlag.DE.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Literatur | 55<br />

Weltmeisterlicher Lesestoff<br />

Mitte Juni startet das Eröffnungsspiel der 20. Fußball-Weltmeisterschaft. Zeit genug, um vorab noch<br />

einmal in die reichhaltige Historie des wohl größten Sportereignisses der Welt einzutauchen. Eine<br />

Geschichte voller Triumphe, Tränen und Skandale. Lesetipps von W+M für den großen Fußballsommer.<br />

Von Matthias Salm<br />

Bernd-M. Beyer/Dietrich<br />

Schulze-Marmeling (Hrsg.):<br />

„Fußball-Weltmeisterschaft“,<br />

Die Werkstatt 2013,<br />

420 S., 49,90 €.<br />

Ein Mammutwerk: Auf nicht weniger als 420 Seiten<br />

breitet eine Riege namhafter Fußballbuch-Autoren<br />

wie Christoph Biermann oder Hardy Grüne die Geschichte<br />

der bisherigen 19 WM-Turniere aus. Das<br />

bildgewaltige Panorama widmet sich mehr als nur<br />

der reinen Abfolge von Toren und Titeln, es erzählt<br />

vielmehr die Geschichte der Fußball-Weltmeisterschaften<br />

vor ihrem jeweiligen politischen und zeitgeschichtlichen<br />

Hintergrund. Ähnlich anspruchsvoll<br />

die Bildauswahl: Neben den obligatorischen<br />

Spielszenen finden sich auch viele faszinierende<br />

Schnappschüsse abseits des Spielfeldes, die den<br />

Zeitgeist der einzelnen Turniere widerspiegeln. Daneben<br />

sind viele lesenswerte Geschichten eingestreut,<br />

wie beispielsweise die aufreibende Suche<br />

des Fotografen Jens Heilmann nach den Original-<br />

Bällen der 19 Weltmeisterschaften oder eine Hommage<br />

an jene großen Fußballkünstler von Günter<br />

Netzer bis Raúl, denen es nie vergönnt war, bei einer<br />

WM mit ihrem Können zu glänzen. Umfassender<br />

als in diesem Buch ist die Historie der Fußball-<br />

Weltmeisterschaften wohl nicht zu bekommen.<br />

Wer es lieber kompakter mag, dem sei der „Mythos<br />

Fußball-WM“ aus dem Bielefelder Delius Klasing<br />

Verlag empfohlen. In 19 Kapiteln erinnert<br />

Autor Bernard Lions an die bisherigen Fußball-<br />

Weltmeisterschaften, an Sieger, Stars und auch<br />

an jene Teams, die in die Geschichtsbücher eingingen,<br />

ohne auch nur in die Nähe des WM-Titels<br />

zu gelangen: Nordkoreas Sieg über das geschockte<br />

Italien bei der WM 1966 etwa oder Kameruns<br />

spektakuläre Auftritte bei der WM 1990. Eingerahmt<br />

werden die Berichte von großformatigen<br />

Bildern, Statistiken und zahlreichen Anekdoten<br />

rund um die Turniere von Uruguay 1930 bis Südafrika<br />

2010. WM-Legenden von Franz Beckenbauer<br />

über Jürgen Sparwasser bis Roger Milla schildern<br />

dazu in Interviews ihre ganz eigenen Erinnerungen<br />

an glanzvolle Siege und bittere Niederlagen.<br />

Bernard Lions:<br />

„Mythos Fußball-WM“,<br />

Delius Klasing 2014, 240 S., 29,90 €.<br />

THOMAS<br />

Fifa KISTNER<br />

MAFIA<br />

DIE SCHMUTZIGEN GESCHÄFTE<br />

MIT DEM WELTFUSSBALL<br />

aktualisiert und stark erweitert<br />

Thomas Kistner:<br />

„fifa Mafia“,<br />

Knaur TB 2014, 496 S., 12,99 €.<br />

Das vielleicht notwendige Gegengift zum bevorstehenden<br />

WM-Hype bietet Thomas Kistner, seines Zeichens<br />

Sportredakteur bei der „Süddeutschen Zeitung“. Sein<br />

Interesse gilt nicht den kickenden Männern in kurzen<br />

Hosen, sondern den Drahtziehern im Hintergrund. Wer<br />

schon einmal hoch über Zürich vor dem Anwesen der<br />

FIFA, dem alleinherrschenden Weltverband des Fußballs,<br />

stand, mag dessen Entrücktheit und Abschottung<br />

von der Welt und auch der Basis des Fußballs erahnen.<br />

Kistner versucht in der Form eines <strong>Wirtschaft</strong>sthrillers<br />

dennoch hinter die Kulissen der mächtigen und wenig<br />

transparenten Organisation zu schauen. Sein ursprünglich<br />

2012 erschienenes Werk wurde zur bevorstehenden<br />

WM aktualisiert und erweitert – denn auch wenn das<br />

Image der FIFA hierzulande längst tiefgreifend ramponiert<br />

ist, die leidige Geschichte von dubiosen WM-<br />

Vergaben, zwielichtigen Geldgeschäften und korrupten<br />

Funktionären scheint noch lange nicht auserzählt.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


56 | W+M Netzwerk<br />

Unternehmerball des UV Rostock<br />

Zu Gast in Neptuns Reich<br />

Die Unternehmer der Hansestadt Rostock und<br />

den umliegenden Landkreisen verließen die<br />

Kommandobrücke ihrer Unternehmen und folgten<br />

der Einladung des Unternehmerverbands,<br />

um ausgiebig zu feiern. Anlässlich des diesjährigen<br />

Mottos „Zu Gast in Neptuns Reich“ hatte die<br />

Crew des Hotels Neptun im Bernsteinsaal Klarschiff<br />

gemacht, die Planken geputzt und für passende<br />

Dekoration und stimmungsvolle Beleuchtung<br />

in Azurblau gesorgt.<br />

Angeführt wurde die Unterwasser-Expedition<br />

von Moderatorin Jacqueline Boulanger, die<br />

in Begleitung von zwei charmanten Meeresnixen<br />

durch den Abend führte und als Sängerin<br />

mit den bekannten Melodien aus „Arielle“ das<br />

Publikum begeisterte. Inmitten von Tauchern,<br />

Nixen und diversem Meeresgetier sorgte aber<br />

auch die „US Party Band” nicht nur für temperamentvolle<br />

Tanzrunden, sondern brachte die<br />

Tiefsee im Bernsteinsaal zum Kochen. Es wurde<br />

getanzt bis in die frühen Morgenstunden. Für<br />

die notwendigen Erfrischungsmomente und das<br />

leibliche Wohl sorgten kulinarische Leckerbissen<br />

direkt aus Neptuns Reich, präsentiert von Neptuns<br />

Chefkoch.<br />

W+M<br />

Die Tanzfläche war schnell gefüllt.<br />

Bürgermeister von Pastow<br />

Hanns Lange mit<br />

Begleitung.<br />

Enrico Quaiser,<br />

Geschäftsbereichsleiter Personalwesen<br />

ICS adminservice GmbH,<br />

mit Begleitung.<br />

Die „US Party Band” sorgte für Stimmung.<br />

Geschäftsführerin<br />

Manuela Balan und<br />

Präsident Frank Haacker vom<br />

Unternehmerverband Rostock.<br />

Fotos: Angelika Heim, maxpress<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014<br />

Das Team der Hanse Menü Service GmbH.


Gesellschaft | 57<br />

Unternehmerball des UV Schwerin<br />

Mythos in Mecklenburg<br />

Unter dem Motto „Der Mythos lebt” hatten der Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin,<br />

die IHK zu Schwerin und die Handwerkskammer Schwerin Vertreter aus <strong>Wirtschaft</strong>,<br />

Politik, Medien und dem öffentlichen Leben aus Westmecklenburg in die Sternenhalle der Mercedes-Benz-Niederlassung<br />

Schwerin eingeladen – und 300 Gäste kamen.<br />

Im Beisein von Mecklenburg-Vorpommerns <strong>Wirtschaft</strong>sminister Harry Glawe überreichte UV-Präsident<br />

Rolf Paukstat während des Balls den <strong>Wirtschaft</strong>spreis „Unternehmer des Jahres 2013” an<br />

Oliver Schindler von der Sweet Tec GmbH aus Boizenburg.<br />

Nach der Preisverleihung gab es dann kein Halten mehr. Die einen zog es vehement auf die Tanzfläche,<br />

auf der die „US Party Band” und Tänzer des Rock’n’Roll-Clubs „Flying Saucers” aus Flensburg<br />

gute Stimmung verbreiteten. Andere Gäste posierten vor den Harleys oder dem Chevrolet<br />

Monte Carlo Baujahr ‘77.<br />

W+M<br />

Präsidenten und Geschäftsführer der Unternehmerverbände Sachsen, Brandenburg-Berlin,<br />

Rostock-Mittleres Mecklenburg und Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin mit Partnern.<br />

Die Tänzer des Rock’n’Roll-Clubs<br />

„Flying Saucers” fegten mit Leidenschaft<br />

über das Parkett.<br />

Wolfgang Waldmüller (Abgeordneter des Landtags<br />

Mecklenburg-Vorpommern) mit Partnerin, UV-Präsident<br />

Rolf Paukstat und UV-Geschäftsführer Wolfgang<br />

Schröder (beide UV Norddeutschland Mecklenburg-<br />

Schwerin) (v. l. n. r.).<br />

Der Chevrolet<br />

UV-Präsident Rolf Paukstat (2. v. l.) und Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Monte Carlo<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sminister Harry Glawe (r.) ehren „Unternehmer des<br />

Baujahr 1977<br />

Jahres 2013” Oliver Schindler (Mitte, Sweet Tec GmbH).<br />

war beliebtes<br />

Fotomotiv<br />

der Gäste des<br />

Abends.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


58 | W+M Netzwerk<br />

2. Internationaler Beach Polo Cup<br />

Top-Event in Binz<br />

Ausgelassene Stimmung auf der Tribüne: Martin Sureck<br />

(Brand Manager Ferrari, l.), Katja Grundler (Mini) und<br />

Steffen Kietzmann (BMW Auto Eggert).<br />

Matthias Ludwig besitzt in Warnemünde<br />

zwei Boutiquen und ist Netzwerker aus<br />

Passion. Aus anfänglichen Sponsorings für<br />

diese und jene Veranstaltung entstand der Wunsch,<br />

ein eigenes Polo-Turnier zu organisieren. Typisch Unternehmer.<br />

Nun fand vom 16. bis 18. Mai 2014 bereits<br />

das 2. Binzer Beach-Polo-Turnier statt und wieder<br />

war es ein Erfolg. Für die Binz-Besucher wie für<br />

die Sponsoren war es ein tolles Erlebnis. Zu sehen<br />

war Polo mit erstklassigen Pferden und sechs Teams<br />

mit Spielern aus sechs Nationen. Der freie Zutritt zur<br />

Polo-Arena, die Möglichkeit zu vielen Gesprächen,<br />

die durchaus auch geschäftlich sein durften, und<br />

nicht zuletzt das tolle Wetter haben Lust auf mehr<br />

gemacht. In Binz, der Perle Rügens, hat sich ein weiteres<br />

Highlight etabliert. Und das auch und nicht zuletzt,<br />

weil bekannte Unternehmer aus Binz, die Gemeinde,<br />

der Bürgermeister und die Kurverwaltung<br />

das Projekt unterstützen. <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

freut sich als Medienpartner über den Erfolg und<br />

auf 2015.<br />

w+m<br />

Erstklassiges Polo mit sechs<br />

Teams und Spielern aus sechs<br />

Nationen.<br />

Stimmung beim Grand Opening mit der<br />

ABBA-Tribute-Band Swede Sensation.<br />

W+M-Verleger Frank Nehring (r.) mit<br />

Veranstalter Matthias Ludwig (l.) und<br />

Moderator Thomas Sonnenburg.<br />

Einmaliges Panorama: Beach-Polo-Arena<br />

mit Kurhaus Binz im Hintergrund.<br />

Fotos: Ralf Succo/SuccoMedia Andrea Schawe – momente im blick<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Schweriner Unternehmertag<br />

Marketing im Fokus<br />

Der gemeinsame Unternehmertag der Unternehmerverbände Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin und Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />

im April, den <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> als Medienpartner begleitete,<br />

war ein voller Erfolg. Mehr als 300 Gäste fanden sich in der Hochschule<br />

der Bundesagentur für Arbeit in Schwerin ein, um sich über<br />

das Thema „Marketing im Wandel der Zeit“ auszutauschen. Gerade<br />

im Bereich Marketing erleben Unternehmen teils revolutionäre Veränderungen,<br />

auf die sie mit einem neuen<br />

Grundverständnis und einem veränderten<br />

Marketingmix reagieren müssen. Anregungen<br />

konnten sich die Gäste bei diversen<br />

Vorträgen von Unternehmensgeschäftsführern<br />

und Marketing-Experten aus der<br />

Region holen. Dr. Christian Frenzel, Chef<br />

der Staatskanzlei des Landes Mecklenburg-Vorpommern,<br />

stellte die Kampagne<br />

„MV tut gut“ und die sich ändernden Rahmenbedingungen<br />

in Mecklenburg-Vorpommern<br />

vor.<br />

W+m<br />

Gesellschaft | 59<br />

Manuela Balan (Geschäftsführerin des UV Rostock), Rolf Paukstat<br />

(Präsident des UV Schwerin), Dr. Christian Frenzel (Chef der Staatskanzlei<br />

Mecklenburg-Vorpommerns), Prof. Dr. Christian Gade<br />

(Hochschule der Bundesagentur für Arbeit) (v. l. n. r.).<br />

300 Gäste kamen zum<br />

Unternehmertag 2014<br />

in die Hochschule der<br />

Agentur für Arbeit.<br />

Die Geschäftsführerin des UV Rostock Manuela Balan und der Geschäftsführer des<br />

UV Schwerin Wolfgang Schröder moderierten den Unternehmertag 2014.<br />

Christian Pegel, Minister für Energie,<br />

Infrastruktur und Landesentwicklung<br />

Mecklenburg-Vorpommerns.<br />

Harald Püschel (Direktor Aquamaris<br />

Strandresidenz), Energieminister<br />

Mecklenburg-Vorpommerns Christian<br />

Pegel und Harm Sievers (Geschäftsführer<br />

Fährhafen Sassnitz GmbH) (v. l.<br />

n. r.) vor dem Shantychor Sassnitz.<br />

Juliusruh<br />

Energiedebatte<br />

und Frühlingsball<br />

Die <strong>Wirtschaft</strong>sgespräche zum Thema Offshore-<br />

Windenergie des Unternehmerverbands Vorpommern<br />

Anfang April drehten sich um ein ganz<br />

aktuelles Thema: die Novellierung des Erneuerbaren<br />

Energien Gesetzes (EEG). Der geladene<br />

Energieminister Mecklenburg-Vorpommerns<br />

Christian Pegel zeigte sich zufrieden mit dem<br />

Ergebnis des Energiegipfels zur Novellierung.<br />

Am Abend fand dann in Juliusruh bereits zum<br />

vierten Mal der „Maritime Frühlingsball der <strong>Wirtschaft</strong>”<br />

statt. Zu der Veranstaltung luden der Unternehmerverband<br />

Vorpommern e. V., die Industrie-<br />

und Handelskammer zu Rostock, die Kreishandwerkerschaft<br />

und als Hauptorganisator die<br />

Fährhafen Saßnitz GmbH. Neben über 170 geladenen<br />

Gästen aus <strong>Wirtschaft</strong>, Politik und Gesellschaft<br />

durfte auch hier Minister Pegel als Ehrengast<br />

und Schirmherr begrüßt werden. w+m<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


60 | W+M Netzwerk<br />

Die Gedenktafel an Ferdinand Porsches Geburtshaus in Vratislavice ist noch erhalten.<br />

Querelen um Porsche-Gedenken in Vratislavice<br />

Eine Ausstellung der Firma Porsche sowie weitere Hinweise im Ort zur Erinnerung an Ferdinand<br />

Porsche wurden nach Protesten von Einheimischen aufgrund seiner Verbindungen zum Nazi-Regime<br />

aus seinem Geburtsort Vratislavice entfernt.<br />

Von Rudolf Miethig (VBIW)<br />

Der „Lohner-Porsche Mixte“<br />

(„gemischter“, benzin-elektrischer<br />

Antrieb) wird heute als erstes<br />

Hybrid-Auto der Welt bezeichnet.<br />

Vratislavice. Zu den Erfindern, deren Leben und<br />

Werk im Arbeitskreis Verkehrswesen des VBIW erforscht<br />

werden, gehört auch Ferdinand Porsche.<br />

1875 wurde er in Vratislavice, einem Ortsteil von<br />

Liberec in der Tschechischen Republik, geboren.<br />

Schon als 14-Jähriger experimentierte er auf dem<br />

Dachboden seines Geburtshauses mit Batterien<br />

und Glühlampen, verkabelte schließlich das gesamte<br />

Haus. Von 1898 an konstruierte er bei der<br />

Firma Lohner in Wien Elektrofahrzeuge und entwickelte<br />

ein an den Vorderrädern angetriebenes<br />

Fahrzeug, den „Lohner-Porsche Mixte“, bei dem<br />

ein ständig mitlaufender Benzinmotor, gekoppelt mit einem Generator,<br />

den Strom für den Antrieb erzeugte. Freilich wusste Porsche<br />

noch nicht, dass die Wissenschaft diese Art Antrieb 90 Jahre später<br />

als Hybridantrieb, genauer „seriellen Vollhybrid“, bezeichnen würde.<br />

Das Fahrzeug brauchte keine aufwändigen Antriebswellen, weil<br />

lediglich Kabel zu den Radnabenmotoren geführt zu werden brauchten.<br />

Erstmals konnten so auch gelenkte Räder angetrieben werden.<br />

Und 1936 entwickelte Porsche in seinem Konstruktionsbüro in Stuttgart-Zuffenhausen<br />

einen revolutionären Kleinwagen – den Volkswagen,<br />

liebevoll Käfer genannt. Über 21,5 Millionen Fahrzeuge wurden<br />

von 1938 bis 2003 produziert, zuletzt in Mexiko.<br />

Auf das Porsche-Haus in Vratislavice stieß der Arbeitskreis im Jahr<br />

2012. An ihm prangte eine glänzende Bronzeplakette mit dem Relief<br />

Porsches. Das Haus war gerade leergezogen, nachdem es der Autobauer<br />

Škoda zuvor gekauft hatte. Die Nutzung als Erinnerungsstätte<br />

für Ferdinand Porsche als Mitbegründer des VW-Konzerns war<br />

naheliegend. Zu jener Zeit war bereits an anderer Stelle, im Kulturzentrum<br />

von Vratislavice, eine Ausstellung der Porsche AG aufgebaut.<br />

Zu sehen waren aufgeschnittene 911er-<br />

Porsche-Sportwagen, auf Glasscheiben des Kulturzentrums<br />

war das wechselvolle Leben Porsches<br />

beschrieben, auch die Auszeichnungen,<br />

die er von Kaiser Franz-Josef, König Emanuel II.<br />

und dem Naziregime erhalten hatte, wurden erwähnt.<br />

Man war sichtlich stolz, Geburtsort des<br />

genialen Konstrukteurs zu sein.<br />

Plötzlich aber wurden die Ausstellungsobjekte<br />

von der Porsche AG wieder abgezogen, der Hinweis<br />

auf Porsche am Ortseingangsschild ist verschwunden.<br />

Was war geschehen? Aktivisten aus<br />

Vratislavice hatten sich wegen seiner Verbindungen zum Nazi-Regime,<br />

insbesondere seiner Mitgliedschaft in der SS, gegen die Würdigung<br />

seiner Person gewandt, der neugewählte Gemeinderat war<br />

aufgeschreckt. Ein anderer Teil der Einwohner und auch die Oberbürgermeisterin<br />

von Liberec sprechen sich nach wie vor für die Darstellung<br />

der Gemeinde als Porsche-Geburtsort aus und wollen die Geschichte<br />

erzählen, wie sie ist – auch um Besucher anzulocken. Es<br />

entbrannte ein heftiger, interner Streit. Am Ende entschieden die<br />

Abgeordneten von Vratislavice, dass anstelle der Porsche-Ausstellung<br />

eine Bibliothek im Kulturzentrum untergebracht werden soll.<br />

Škoda hat seine Pläne zum Porsche-Geburtshaus erst einmal auf Eis<br />

gelegt. Für die Mitglieder des VBIW sind vor allem für die bahnbrechenden<br />

Konstruktionen von Porsche von Interesse, aber auch die<br />

Möglichkeiten, wie diese heute noch genutzt werden können. Gerade<br />

den Gedanken, den Strom für den Elektroantrieb an Bord zu erzeugen,<br />

haben führende Hersteller wieder aufgegriffen. So werden<br />

seit 2012 in Deutschland Pkw serienmäßig mit Reichweitenverlängerern<br />

angeboten.<br />

Fotos: Rudolf Miethig (VBIW), Wikimedia Commons, Bernd Geller (VBIW)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


VBIW | 61<br />

Ausbau der Autobahn A 12<br />

Einrichtung des 4+0-Verkehrs als Voraussetzung für den Abriss<br />

der rechten (südlichen) Fahrbahn auf der A 12 zwischen Dreieck<br />

Spreeau und Fürstenwalde.<br />

Seit März wird wieder gebaggert auf der A 12 zwischen Dreieck Spreeau<br />

und Fürstenwalde. Der vierspurige Ausbau, das derzeit größte<br />

Straßenbauprojekt Brandenburgs, soll bis 2018 dauern. Er ist notwendig,<br />

da der aus dem Jahr 1937 stammende Betonuntergrund zu<br />

brüchig geworden ist und noch immer Standstreifen fehlen. Lediglich<br />

eine Asphaltdecke wurde 1990 über die alte Betonfahrbahn gezogen.<br />

Warum aber dauert der Ausbau so lange, wundern sich nicht<br />

nur die Mitglieder des VBIW. Und warum wird nicht gleich sechsspurig<br />

ausgebaut? Thomas Schütt vom Landesbetrieb Straßenwesen<br />

Brandenburg beantwortete die Fragen der VBIW-Mitglieder und erklärte,<br />

die lange Dauer der Maßnahmen resultiere aus der Tatsache,<br />

dass aufgrund der Verkehrssicherheit und dem Fließen des Verkehrs<br />

stets zwei Fahrbahnen pro Richtung offen gehalten werden müssen.<br />

Außerdem könne nur von April bis Oktober gearbeitet werden, damit<br />

der Winterdienst sicher gewährleistet werden kann. Der vierspurige<br />

Betrieb soll wie folgt durchgehend aufrechterhalten bleiben: Im Jahr<br />

2013 wurde die nördliche Richtungsfahrbahn provisorisch verbreitert,<br />

auf dieser wird jetzt in einem sogenannten 4+0-Verkehr gefahren.<br />

Das bedeutet, auf der nördlichen Richtungsfahrbahn stehen vier<br />

und auf der südlichen keine Fahrspur zur Verfügung. Die südliche<br />

Spur wird dieses Jahr komplett abgerissen und grunderneuert. Im<br />

Anschluss wird der gesamte Verkehr auf die neue südliche Fahrbahn<br />

verlagert, so dass die nördliche Fahrbahn im nächsten Jahr ebenfalls<br />

abgerissen und erneuert werden kann. Der mittlere und letzte<br />

Bauabschnitt der 17 Kilometer langen Strecke soll dann ab 2016<br />

saniert und bis 2018 fertiggestellt werden.<br />

Die Autobahn wird von 24 auf 29,5 Meter und die betonierte Fahrbahn<br />

um zwei auf 11,5 Meter verbreitert. Damit können auch Standstreifen<br />

mit einer Breite von 2,5 Metern und somit mehr Sicherheit<br />

realisiert werden. Ein Ausbau auf sechs Spuren ist laut Schütt aber<br />

nicht notwendig, dafür reiche der hier gemessene durchschnittliche<br />

Tagesverkehr von 37.000 Fahrzeugen nicht aus. Sechsspurige<br />

Fahrbahnen werden erst bei mindestens 60.000 Fahrzeugen täglich<br />

gebaut.<br />

Rudolf Miethig (VBIW)<br />

Arbeitskreis zur Erforschung der Technikgeschichte<br />

des Warmwalzwerks gegründet<br />

Eisenhüttenstadt. Arbeitskreise des VBIW hatten die Technikgeschichte<br />

des Roheisenwerks und des Kaltwalzwerks der ArcelorMittal<br />

Eisenhüttenstadt GmbH bereits dokumentiert. Die Fachzeitschrift<br />

„stahl und eisen“ stellte die Dokumentation über das Kaltwalzwerk<br />

in einer Buchbesprechung vor und auch der VBIW berichtete darüber<br />

Erst seit 1997 kann<br />

in Eisenhüttenstadt<br />

Warmband aus<br />

Brammen ausgewalzt<br />

werden.<br />

in W+M 5-6/2013. Das war offenbar Ansporn für die Ingenieure des<br />

Warmwalzwerks, auch dessen Geschichte zu erforschen und zu dokumentieren.<br />

Das Hüttenwerk selbst war 1951 als „Eisenhüttenkombinat<br />

Ost“ in Betrieb genommen worden, aber ohne Kalt- und Warmwalzwerk.<br />

Erst 1997 wurde mit dem Bau des Warmwalzwerkes der<br />

metallurgische Zyklus geschlossen, das heißt, die Brammen werden<br />

seitdem innerhalb des Werks zu Warmband ausgewalzt und brauchen<br />

nicht mehr als Warmband-Coils von anderen Stahlwerken bezogen<br />

zu werden. Die Forschungsarbeiten und die Dokumentation der Ergebnisse<br />

werden im Rahmen eines Arbeitskreises „Technikgeschichte<br />

des Warmwalzwerks“ durchgeführt. Unter der Leitung von Hans-<br />

Jürgen Zimmermann vom VBIW gehören ihm ehemalige und aktive<br />

Führungskräfte, Ingenieure und Mitarbeiter des Warmwalzwerkes sowie<br />

anderer Bereiche von ArcelorMittal an. Zimmermann rechnet damit,<br />

dass für die Fertigstellung der Dokumentation etwa zwei Jahre<br />

benötigt werden.<br />

Rudolf Miethig (VBIW)<br />

VBIW – Verein Brandenburgischer<br />

Ingenieure und <strong>Wirtschaft</strong>ler e. V.<br />

Landesgeschäftsstelle: Fürstenwalder Str. 46,<br />

15234 Frankfurt (Oder), Tel.: 0335 8692151<br />

E-Mail: buero.vbiw@t-online.de<br />

Internet: www.vbiw-ev.de<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


62 | W+M Netzwerk<br />

UV Sachsen<br />

Bilanz und Ausblick für Sachsens Unternehmen<br />

Im April fand im Sächsischen<br />

Staatsweingut Schloss Wackerbarth<br />

die Mitgliederversammlung<br />

des Unternehmerverbands<br />

Sachsen statt.<br />

Geschäftsführer Lars Schaller<br />

verlas den Finanzbericht,<br />

schilderte die Verbandsaktivitäten<br />

2013 und stellte Ziele<br />

und Veranstaltungen für dieses<br />

Jahr vor. Für das Amt der<br />

Finanzprüfer 2014 wurden<br />

Ulrike Eberhard (B&P <strong>Wirtschaft</strong>sprüfer-<br />

und Steuerberatungsgesellschaft<br />

mbH) und Frank Steinert<br />

(Steinert Bauplanung GmbH) gewählt.<br />

Für ihr besonderes Engagement bedankte<br />

sich Lars Schaller bei Volker Wahl (WaCo<br />

Gerätetechnik GmbH) und Rechtsanwalt<br />

Dr. Axel Schober. Sie organisieren in Dresden<br />

den <strong>Wirtschaft</strong>spolitischen Arbeitskreis<br />

und den Arbeitskreis International.<br />

UV-Sachsen-Präsident Hartmut Bunsen<br />

griff in seiner Rede die wichtigsten Punkte<br />

der vorangegangenen regen Diskussion<br />

auf und gab seine Einschätzung zu den<br />

Themen Mindestlohn, Energiewende und<br />

Fachkräftemangel.<br />

Der Präsident des Vereins „SACHSEN Sail“<br />

Hans-Jürgen Zetzsche rundete die gut besuchte<br />

Mitgliederversammlung mit seiner<br />

Präsentation ab und stellte dabei auch die<br />

diesjährige Tour Amsterdam-Edinburgh-<br />

London vor.<br />

UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />

Termine<br />

UV Brandenburg-Berlin<br />

19.06.2014: 17:30 – 21:00 Uhr Auftaktveranstaltung<br />

der Unternehmerinnen im UV<br />

Brandenburg-Berlin, Nordpier des BER<br />

25.06.2014: 18:30 – 20:30 Uhr BER Business-<br />

Club<br />

UV Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg<br />

18.06.2014: 18:00 Uhr Informationsabend:<br />

Hightech-Welt im Briefzentrum Roggentin,<br />

Rostock<br />

09.06.2014: 16:00 Uhr Führungskräfteseminar<br />

des Arbeitskreises Neue Medien<br />

zum Thema „Social Media“<br />

26.06.2014: 19:00 Uhr „3. Warnemünder<br />

Gespräch“, Café Ringelnatz, Alexandrinenstraße<br />

60, 18119 Rostock<br />

09.07.2014: Themenabend, HDI Gerling,<br />

Rostock<br />

UV Sachsen<br />

04.06.2014: Unternehmertreff zum Thema<br />

„Cyber-Kriminalität“, AMI, Messe Leipzig,<br />

Messe-Allee 1, 04356 Leipzig<br />

Neuwahl des Präsidiums<br />

Auf der ordentlichen Mitgliederversammlung<br />

des Unternehmerverbands Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin im<br />

Mai in Schloss Basthorst wurden die Präsidiumsmitglieder<br />

für die dreijährige Legislaturperiode<br />

bis 2017 gewählt. Präsident<br />

Rolf Paukstat (Foto Mitte) ist für weitere<br />

drei Jahre im Amt. Ihm zur Seite stehen<br />

die langjährigen Vizepräsidenten<br />

Karl-Heinz Garbe<br />

(Foto links) und Detlef Elss<br />

(Foto rechts). Im weiteren<br />

Verlauf der Mitgliederversammlung<br />

stand neben einer<br />

umfangreichen Statut-<br />

Änderung auch die Neuwahl<br />

des Wahlausschusses<br />

und der Buchprüfer auf<br />

der Tagesordnung. Beide<br />

Einrichtungen wurden für<br />

den Zeitraum von drei Jahren<br />

neu bestimmt.<br />

04.06.2014: Unternehmertreffen Chemnitz<br />

mit Staatsministerin für Wissenschaft und<br />

Kunst Sabine von Schorlemer, Chemnitz<br />

18.06.2014: Unternehmerwissen kompakt –<br />

Experten geben Auskunft, Chemnitz<br />

19.06.2014: Unternehmerverbandsfest,<br />

Chemnitz<br />

23.06.2014: 3. Präsidiums- und Vorstandssitzung,<br />

Leipzig<br />

03.07.2014: Arbeitskreis International zum<br />

Thema „Türkei“, Technologie Zentrum<br />

Dresden<br />

07.07.2014: <strong>Wirtschaft</strong>sstammtisch,<br />

Dresden<br />

Veränderungen von Themen, Terminen und Veran<br />

staltungsorten können nicht ausgeschlossen<br />

werden.<br />

Foto: UV Aktuell, UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


Unternehmerverbände | 63<br />

Unternehmerverbände Mecklenburg-Vorpommern<br />

Gemeinsame Beratungen auf Gut Gremmelin<br />

UV Brandenburg-Berlin<br />

In subtropische Gefilde hatte der Unternehmerverband<br />

Brandenburg-Berlin zum<br />

Jahresempfang 2014 in die Biosphärenhalle<br />

nach Potsdam geladen. Flughafenkoordinator<br />

Rainer Bretschneider konnte zwar keinen<br />

Termin für die Flughafeneröffnung mitbringen,<br />

will aber mit dem BER-Business club<br />

in Kontakt bleiben. Gregor Gysi (Die Linke)<br />

warb um die Sympathien der Zuhörer für seine<br />

Partei. Er stellte dar, wie sich ihre steuerlichen<br />

und wirtschaftspolitischen Ziele positiv<br />

auf Selbstständige sowie Klein- und<br />

Mittelständische Unternehmen auswirken<br />

würden.<br />

Die Präsidenten, Vizepräsidenten, Schatzmeister<br />

und Geschäftsführer der drei Unternehmerverbände<br />

Rostock, Schwerin und<br />

Vorpommern trafen sich im Rahmen ihrer<br />

landesweiten Kooperation zu einem mehrstündigen<br />

Gedankenaustausch auf dem<br />

Gut Gremmelin. Im Mittelpunkt der Beratung<br />

standen aktuelle Fragen mit wirtschaftspolitischer<br />

Relevanz und die Verabschiedung<br />

unterschiedlicher gemeinsamer<br />

Vorhaben, die die Mitglieder der einzelnen<br />

Verbände näher miteinander vernetzen sollen.<br />

Dazu gehören beispielsweise die <strong>Wirtschaft</strong>s-<br />

und Unternehmerbälle in Schwerin,<br />

Rostock und Bansin, der 2. gemeinsame Unternehmertag,<br />

der am 24. April in Schwerin<br />

stattfand, die 3. Golf-Challenge am 22. August<br />

in Stralsund und der 2. UV-Branchentag<br />

mit dem Schwerpunkt „Berufliche Bildung“<br />

am 6. November in Rostock. Auch bundespolitisch<br />

werden die mecklenburgischen<br />

Unternehmerverbände landeseigene Themen<br />

im Rahmen ihrer Mitwirkung in der Interessengemeinschaft<br />

der Unternehmerverbände<br />

Ostdeutschlands und Berlin stärker<br />

in den Fokus rücken.<br />

Wolfgang Schröder und Karl-Heinz Garbe (beide UV Schwerin), Dr. Stephan Thiel,<br />

Frank Haacker und Anja Hausmann (alle UV Rostock) sowie Walter Kienast,<br />

Gerold Jürgens und Steffen Hellmuth (alle UV Vorpommern) (v. l. n. r.) bei den<br />

Beratungen auf Gut Gremmelin.<br />

Empfang unter Palmen<br />

UV Rostock<br />

Neu im Netzwerk<br />

Bereits 1980 begründeten Städte, die schon<br />

in der Vergangenheit dem Bund der Kaufmannsstädte<br />

angehörten, die weltweit<br />

größte freiwillige Städtegemeinschaft neu,<br />

die „Hanse der Neuzeit” – eine starke Organisation,<br />

die die Akteure in den aktuell<br />

181 Hansestädten in 16 Ländern Europas<br />

verbindet. Dieser Städtebund wird seit<br />

Juni 2013 durch den in Herford gegründeten<br />

<strong>Wirtschaft</strong>sbund HANSE ergänzt. Seit<br />

Anfang des Jahres gehört auch der Unternehmerverband<br />

Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />

diesem schnell wachsenden Netzwerk<br />

an.<br />

G ES c h ä f T S ST E l l E N<br />

Unternehmerverband Berlin e. V.<br />

Präsident: Armin Pempe<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: Andreas Jonderko<br />

Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />

Tel.: +49 30 9818500<br />

Fax: +49 30 9827239<br />

E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />

Internet: www.uv-berlin.de<br />

Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />

Präsident: Eberhard Walter<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführer: Steffen Heller<br />

Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />

Tel.: +49 355 22658<br />

Fax: +49 355 22659<br />

E-Mail: cottbus@uv-brandenburg-berlin.de<br />

Internet: www.uv-brandenburg-berlin.de<br />

Bezirksgeschäftsstelle Potsdam<br />

Hegelallee 35, 14467 Potsdam<br />

Tel.: +49 331 810306<br />

Fax: +49 331 8170835<br />

E-Mail: potsdam@uv-brandenburg-berlin.de<br />

Repräsentanz Frankfurt Oder:<br />

Repräsentant: Detlef Rennspieß<br />

Perleberger Straße 2, 15234 Frankfurt Oder<br />

Tel.: +49 335 4007458<br />

Fax: +49 335 4007457<br />

E-Mail: detlef.rennspiess@signal-iduna.net<br />

Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-<br />

Schwerin e. V.<br />

Präsident: Rolf Paukstat<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: Wolfgang Schröder<br />

Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />

Tel.: +49 385 569333<br />

Fax: +49 385 568501<br />

E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />

Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Rostock-Mittleres Mecklenburg e. V.<br />

Präsident: Frank Haacker<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />

Wilhelm-Külz-Platz 4<br />

18055 Rostock<br />

Tel.: +49 381 242580<br />

Fax: +49 381 2425818<br />

E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />

Internet: www.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />

Präsident: Hartmut Bunsen<br />

Geschäftsführer: Lars Schaller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 52625844<br />

Fax: +49 341 52625833<br />

E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />

Internet: www.uv-sachsen.de<br />

Geschäftsstelle Chemnitz<br />

Repräsentantin: Gabriele Hofmann-Hunger<br />

Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />

Tel.: +49 371 49512912<br />

Fax: +49 371 49512916<br />

E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />

Geschäftsstelle Dresden<br />

Repräsentant: Klaus-Dieter Lindeck<br />

Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />

Tel.: +49 351 8996467<br />

Fax: +49 351 8996749<br />

E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />

Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Präsident: Jürgen Sperlich<br />

Geschäftsstelle Halle/Saale<br />

Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />

Tel.: +49 345 78230924<br />

Fax: +49 345 7823467<br />

Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />

Präsident: Jens Wenzke<br />

c/o IHK Erfurt – Abteilung Standortpolitik<br />

Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />

Tel.: +49 361 4930811<br />

Fax: +49 361 4930826<br />

E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />

Internet: www.uv-thueringen.de<br />

Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />

Präsident: Gerold Jürgens<br />

Geschäftsstelle<br />

Geschäftsstellenleiter: Steffen Hellmuth<br />

Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />

Tel.: +49 3834 835823<br />

Fax: +49 3834 835825<br />

E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />

Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


64 | W+M Rückblick<br />

Was macht eigentlich Oswald Müller, langjähriger Chef und<br />

erfolgreicher Krisenmanager der Wismarer Werft?<br />

Der Schiffbau-Kapitän<br />

Den letzten Schiffbauauftrag in seiner Amtszeit unterzeichnete Oswald Müller (r.) 2000 mit Reedereichef Klaus Oldendorff. Die Reederei<br />

Nord bestellte vier Containerschiffe in Wismar.<br />

Schiffbau ist ein internationales Geschäft.<br />

In seinem hellen Haus in der<br />

1.300-Seelen-Gemeinde Stäbelow nahe<br />

Rostock pflegt Oswald Müller globale Kontakte.<br />

Auf einschlägigen Internetportalen verfolgt<br />

der 79-Jährige auch zwölf Jahre nach<br />

seinem letzten Arbeitstag als Chef der Wismarer<br />

Werft das Geschehen in der Branche.<br />

Regelmäßig landen zudem maritime Fachmagazine<br />

aus aller Welt im Briefkasten.<br />

In den letzten Wochen und Monaten hat der<br />

einstige Schiffbaumanager jedoch den Blick<br />

weniger in die Ferne schweifen lassen. Der<br />

einheimische Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern<br />

ist spätestens nach der Insolvenz<br />

der P+S-Werften in Stralsund und Wolgast im<br />

Sommer 2012 schwer in Seenot geraten. Ein<br />

Verhängnis, das Oswald Müller beben lässt.<br />

„Als die Wadan-Werften in Wismar und Warnemünde<br />

Mitte 2009 zahlungsunfähig waren,<br />

da befanden sich auch die P+S-Werften bereits<br />

in Schieflage. Es wagte aber niemand,<br />

das laut zu sagen.“ Damals hätten die P+S-<br />

Werften Schiffbauaufträge im Gesamtvolumen<br />

von einer Milliarde Euro in den Büchern<br />

gehabt. „Doch 22 Schiffe innerhalb von drei<br />

Jahren abzuliefern, darunter acht neue Typen,<br />

das ist einfach nicht machbar.“ Die Pleite<br />

war programmiert. Wertvolle Zeit ging verloren,<br />

um abseits des Schiffbaus die Werften<br />

rechtzeitig umzuorientieren.<br />

Der Aufsichtsrat von P+S habe total versagt,<br />

und die Politik, fügt Müller hinzu. Diese habe<br />

die Werften im Land immer nur mit dem Bau<br />

von Schiffen in Verbindung gebracht, „dabei<br />

können die Werften weit mehr, vor allem alles,<br />

was mit Stahlbau zu tun hat“. Brücken,<br />

Plattformen, Schiffsanleger. Darin liegt die<br />

Zukunft für die maritime Industrie, ist Müller<br />

überzeugt. „Die Werften haben das technologische<br />

Potenzial und die Innovationskraft,<br />

sich neue Geschäftsfelder zu erschließen.“<br />

Genugtuung bereitete ihm unlängst, dass die<br />

Nordic Yards für die insolvente Stralsunder<br />

Volkswerft den Zuschlag bekommen haben.<br />

„Nordic-Chef Vitaly Yusufov ist ein Glücksfall<br />

für Mecklenburg-Vorpommern“, schwärmt<br />

Müller für den russischen Investor und Manager.<br />

Dieser habe es binnen kurzer Zeit verstanden,<br />

die Werften in Wismar und Warnemünde<br />

auf Offshore-Technik und Spezial-<br />

Fotos: Privat<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


W+M Rückblick | 65<br />

Oswald Müller (3. v. l.) 1996 in Wismar<br />

mit chinesischen Auftraggebern anlässlich<br />

einer Schiffsablieferung.<br />

Oswald Müller (r.) 1994 mit Ministerpräsident<br />

Bernd Seite (l.) und dem Chef der Bremer<br />

Vulkan Friedrich Hennemann (2. v. r.).<br />

Im November 2000 wurde das Clubschiff<br />

„AIDAvita“ auf Kiel gelegt. Neben Oswald<br />

Müller (r.) der AIDA-Chef Horst Rahe.<br />

schiffe zu trimmen. Seit der Zäsur im weltweiten<br />

Schiffbau durch die <strong>Wirtschaft</strong>s- und<br />

Finanzkrise 2008/09 sei dies der einzige Ausweg,<br />

um wirtschaftlich zu überleben.<br />

Oswald Müller kennt das Gefühl, wenn eine<br />

ganze Branche am seidenen Faden hängt, zur<br />

Genüge. Seit 1978 hatte er in Wismar die Geschicke<br />

der Werft gelenkt und geleitet. Nach<br />

der Privatisierungswelle gehörte die MTW<br />

Werft ab Herbst 1992 zur Bremer Vulkan AG.<br />

Müller blieb bis zur Pensionierung im Jahr<br />

2002 der Geschäftsführer in Wismar und damit<br />

als einziger Schiffbaumanager aus DDR-<br />

Tagen in einer Führungsposition. Maßgeblich<br />

trieb er den Umbruch in der maritimen<br />

Industrie im Land mit voran. Ob es klug war,<br />

nach der Wende den Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern<br />

zu erhalten, ist auch aus<br />

heutiger Sicht für ihn unstrittig. „Marktwirtschaftlich<br />

betrachtet brauchte das vereinigte<br />

Deutschland die Ostwerften nicht. Auch<br />

der Rest der Welt war auf sie nicht angewiesen.<br />

Aber die Menschen im Land brauchten<br />

den Schiffbau, er sicherte viele Existenzen.“<br />

Den ersten schweren Dämpfer in den Nachwendejahren<br />

erfuhr die Werftindustrie 1996<br />

durch die Pleite der Bremer Vulkan AG. Da<br />

steckte die Wismarer Werft, der Oswald Müller<br />

24 Jahre lang vorstand, mitten im Modernisierungsprozess.<br />

Der Vulkan-Nachfolger,<br />

ein norwegischer Eigner, betrieb weiter<br />

konventionellen Schiffbau. Müller räumt ein,<br />

„dass mehrere Jahre lang mit Containerschiffen<br />

schnelles und gutes Geld verdient werden<br />

konnte“. Die Nachfrage auf dem Weltschifffahrtsmarkt<br />

war enorm. Die Schiffbaukonzerne<br />

in Asien gerieten Mitte der 2000er Jahre<br />

an ihre Kapazitätsgrenzen. Die Folge war,<br />

dass Containerfrachter auch auf deutschen<br />

Werften in großer Zahl in Auftrag gegeben<br />

wurden. Eine trügerische Verheißung. Nicht<br />

nur die Wismarer Werft manövrierte sich in<br />

die Sackgasse. „Im globalen Kontext war<br />

mir schon Ende der 90er Jahre klar, dass wir<br />

gegen die asiatische Konkurrenz auf lange<br />

Sicht einen außerordentlich schweren Stand<br />

und im Containerbereich keine Chancen haben<br />

werden“, blickt Müller zurück.<br />

In den folgenden Jahren bis 2012 sollten<br />

sich die Befürchtungen des einstigen Werftund<br />

Krisenmanagers bewahrheiten. Seit der<br />

Vulkan-Pleite 1996 verschwand ein Dutzend<br />

deutscher Schiffbaubetriebe völlig von der<br />

Bühne oder verabschiedete sich abrupt vom<br />

klassischen Schiffbau. Nach dem langen Kapitel<br />

als Werftchef beriet Müller noch einige<br />

Zeit chinesische und bulgarische Schiffbauunternehmen.<br />

Bedauern schwingt mit, als er<br />

erwähnt, dass er mit dem Ausscheiden als<br />

Schiffbau-Kapitän auch von der Landespolitik<br />

auf das Altenteil geschoben wurde. „Wenn<br />

Sie raus sind, sind Sie raus“, resümiert Müller<br />

knapp. Die Politik zog es vor, auf seine Erfahrungen<br />

vor allem im Krisenfall zu verzichten.<br />

Die Durststrecke im Schiffbau, sagt Müller,<br />

ist nicht vorbei. Auch weil der internationale<br />

Schiffsmarkt weiter schwächelt. „Trotz allem<br />

aber ist der Schiffbau in Mecklenburg-Vorpommern<br />

nicht tot. Die Werftindustrie wird<br />

in den Marktsegmenten erfolgreich sein, wo<br />

spezielle Bedarfe etwa in der Offshore-Industrie<br />

und Meerestechnik entstehen.“<br />

Oswald Müller baut keine Schiffe mehr. Dafür<br />

hat er mit seiner Ehefrau das Reisen mit dem<br />

Schiff entdeckt. Mehr als 20 Kreuzfahrten in<br />

viele Gegenden der Welt haben sie bis dato<br />

absolviert. In Nord- und Südamerika, im arabischen<br />

Raum und nach Australien. So manchem<br />

in Wismar gebauten Frachtschiff hinterher.<br />

Thomas Schwandt<br />

Relikt<br />

ver gangener<br />

Zeit:<br />

Stapellauf<br />

eines neuen<br />

Frachters<br />

in Wismar.<br />

Den letzten<br />

Stapellauf<br />

erlebte die<br />

Werft 1998.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


66 | W+M Die letzte Seite<br />

Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />

Gründerzeit im Osten<br />

Die <strong>Wirtschaft</strong> in den neuen Ländern ging in den<br />

1990er Jahren durch ein tiefes Tal. Doch längst hat<br />

ein regelrechter Gründerboom die neuen Bundesländer<br />

erfasst. Wie kommt es, dass plötzlich überall neue Unternehmen<br />

aus dem Boden schießen? Welchen Anteil haben<br />

daran die Förderbanken? Welche Ratschläge sollten potenzielle<br />

Gründer berücksichtigen? In der Titelgeschichte gibt<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> Antworten auf all diese Fragen.<br />

Ende August und Mitte September finden in Sachsen, Brandenburg<br />

und Thüringen Landtagswahlen statt. Zur Einstimmung<br />

darauf setzen wir unsere Interview-Reihe fort. Nach<br />

Dietmar Woidke (SPD) und Stanislaw Tillich (CDU), den Landesvätern<br />

von Brandenburg und Sachsen, steht diesmal<br />

Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht<br />

(CDU) Rede und Antwort.<br />

Die nächste Ausgabe von <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

erscheint am 17. Juli 2014.<br />

Pe r sonenregister<br />

Adomat, Jens 7<br />

Anderson, Wes 22<br />

Arnold, Frank 54<br />

Baaske, Günter 6<br />

Bähr, Melanie 6<br />

Balan, Manuela 56, 59<br />

Baumeister, Roy F. 54<br />

Belfort, Jordan 54<br />

Berka, Klaus 7<br />

Beumer, Markus 10<br />

Beyer, Bernd-M. 55<br />

Beyer, Günther 18, 19<br />

Biedenkopf, Kurt 41, 42<br />

Bormann, Michael 50<br />

Boulanger, Jacqueline 56<br />

Bretschneider, Rainer 63<br />

Brody, Adrien 22<br />

Brühl, Daniel 22<br />

Buhl-Wagner, Martin 20, 21<br />

Bunsen, Hartmut 62<br />

Chan, Jackie 22<br />

Christoffers, Ralf 26<br />

Cierpinski, Waldemar 6<br />

Clooney, George 23<br />

Dahl, Robert 8<br />

Deinege, Siegfried 23<br />

Diestel, Peter-Michael 9<br />

Diestel, Thomas 9<br />

Dittrich, Jörg 15<br />

Eberhard, Ulrike 62<br />

Elss, Detlef 62<br />

Ermrich, Michael 24<br />

Ferriss, Tomithy 54<br />

Fiennes, Ralph 22<br />

Finkbeiner, Hans-Peter 8<br />

Finkbeiner, Jürgen 8<br />

Finkbeiner, Thomas 8<br />

Fischer, Bernd 25, 26<br />

Foster, Norman 44<br />

Franzke, Stefan 6<br />

Frenzel, Christian 59<br />

Fuchs, Michael 37<br />

Gade, Christian 59<br />

Garbe, Karl-Heinz 62, 63<br />

Glawe, Harry 57<br />

Goldblum, Jeff 22<br />

Grundler, Katja 58<br />

Gysi, Gregor 63<br />

Haacker, Frank 56, 63<br />

Hausmann, Anja 63<br />

Hellmuth, Steffen 63<br />

Hennemann, Friedrich 65<br />

Herles, Benedikt 54<br />

Herntier, Christine 6<br />

Hillenberg, Ralf 44, 45<br />

Jürgens, Gerold 63<br />

Kahnemann, Daniel 54<br />

Kienast, Walter 63<br />

Kietzmann, Steffen 58<br />

Kistner, Thomas 55<br />

Kleber, Frank 7<br />

Kleinsorg, Johannes 7<br />

Kohli, Raimund 14, 15<br />

Körner, Gotthard 14<br />

Kratz, Claudia 31<br />

Kudert, Stephan 54<br />

Kurtzke, Christian 6<br />

Lange, Hanns 56<br />

Lange, Volker 47<br />

Law, Jude 22<br />

Lieberknecht, Christine 66<br />

Lions, Bernard 55<br />

Ludwig, Matthias 58<br />

Maul, Walter 7<br />

Miedaner, Talane 54<br />

Müller, Oswald 64, 65<br />

Oldendorff, Klaus 64<br />

Paukstat, Rolf 57, 59, 62<br />

Pegel, Christian 59<br />

Püschel, Harald 59<br />

Putin, Wladimir 3<br />

Quaiser, Enrico 56<br />

Rademacher, Robert 47<br />

Rahe, Horst 65<br />

Rogall, Karsten 7<br />

Schaller, Lars 62<br />

Scheibe, Knut 6, 15<br />

Schindler, Oliver 57<br />

Schmidt, Manfred 23<br />

Schober, Axel 62<br />

Schröder, Gerhard 3<br />

Schröder, Wolfgang 57, 59, 63<br />

Schulze-Marmeling, Dietrich 55<br />

Schütt, Thomas 61<br />

Schwarzenegger, Arnold 22<br />

Seite, Bernd 65<br />

Sievers, Harm 59<br />

Sonnenburg, Thomas 58<br />

Sorg, Peter 54<br />

Steinert, Frank 62<br />

Stolpe, Manfred 19<br />

Sureck, Martin 58<br />

Tarantino, Quentin 22<br />

Thiel, Stephan 63<br />

Thoma, Karl-Heinz 9<br />

Tierney, John 54<br />

Tillich, Stanislaw 38-42, 66<br />

van Laak, Petra 6<br />

von Dohnanyi, Klaus 36<br />

von Schorlemer, Sabine 62<br />

Wahl, Volker 62<br />

Waldmüller, Wolfgang 57<br />

Wehrle, Martin 54<br />

Weiger, Hubert 37<br />

Winslet, Kate 22<br />

Woidke, Dietmar 66<br />

Wolf, Waltraud 9<br />

Yusufov, Vitaly 64<br />

Zetzsche, Hans-Jürgen 62<br />

Zimmermann, Hans-Jürgen 61<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014


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68 | W+M Länderreport<br />

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<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 3 / 2014

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