WIRTSCHAFT+MARKT Gründerzeit im Osten (Vorschau)
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25. Jahrgang | Heft 4 | August/September 2014 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />
WIRTSCHAFT+<br />
MARKT<br />
DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />
<strong>Gründerzeit</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Osten</strong><br />
Energiewende<br />
auf dem<br />
Prüfstand<br />
Im Interview:<br />
Christine<br />
Lieberknecht
Berlin · Rostock · Leipzig · Dresden · Erfurt · Schwerin · Magdeburg · Potsdam · …<br />
W+M BusinessClub<br />
für Unternehmer<br />
und alle, die<br />
Wirtschaft bewegen<br />
ab Herbst 2014<br />
Miteinander ins Gespräch kommen, Erfahrungen austauschen, Wissen vermitteln,<br />
Ideen entwickeln, Impulse geben, Tipps erhalten, interessante Menschen kennenlernen,<br />
neue Trends erkennen, Gefahren und Probleme früh aufdecken, Unternehmerverantwortung<br />
wahrnehmen, Menschen anspornen, Mitarbeiter motivieren, Zeitmanagement<br />
beherrschen, Entspannung finden, soziales Engagement stärken, …<br />
www.wundm.info/businessclub
W+M Editorial | 3<br />
Energie muss auch in Deutschland bezahlbar bleiben!<br />
Foto: Torsten George, Titelfoto: Susanne Welscher, Titelillustration: Christian Drechsel<br />
In der deutschen Wirtschaft wachsen die Sorgen mit<br />
Blick auf die von der Bundesregierung angeschobene<br />
Energiewende. Um es vorweg zu schicken:<br />
Kaum jemand stellt dabei in Abrede, dass es richtig<br />
war, nach der Reaktorkatastrophe <strong>im</strong> japanischen<br />
Fukush<strong>im</strong>a die Reißleine für den Ausstieg aus dem<br />
Atomstrom zu ziehen. Auch halten es viele Unternehmer<br />
für alternativlos, neue Quellen erneuerbarer<br />
Energien zu identifizieren und zu erschließen,<br />
um Deutschland perspektivisch unabhängiger von<br />
unkalkulierbaren Importen fossiler Energieträger zu<br />
machen. Schon heute ist unser Land international<br />
führend bei der Entwicklung erneuerbarer und energiesparender<br />
Technologien. Dieser Markt wird sich<br />
in den kommenden zehn Jahren nahezu verdoppeln und bietet dem<br />
he<strong>im</strong>ischen Mittelstand ein überaus interessantes Geschäftsfeld.<br />
Bei aller Zust<strong>im</strong>mung überwiegt derzeit jedoch die Skepsis. Überall<br />
werden neue Windparks errichtet, sei es auf dem flachen Land oder<br />
auf hoher See. Nicht selten entsteht dabei der Eindruck, dass dies alles<br />
eher unkoordiniert geschieht. Selbst Metropolen wie Berlin wollen<br />
künftig vermehrt eigenen Ökostrom produzieren und streben dafür<br />
die Bildung eines kommunalen Stadtwerkes an. Dabei wird völlig<br />
außer Acht gelassen, dass speziell <strong>im</strong> nordostdeutschen Raum bereits<br />
heute so viel Strom aus erneuerbarer Herkunft vorhanden ist,<br />
dass er weder in der Bundeshauptstadt noch in ganz Ostdeutschland<br />
verbraucht werden kann und über teure Energietrassen gen Süden<br />
weitergeleitet werden muss. Die Errichtung neuer Anlagen erfolgt<br />
offenkundig nicht <strong>im</strong> Einklang mit der Bereitstellung praktikabler<br />
Speichersysteme für die aus Sonne und Wind erzeugte Energie.<br />
Impressum<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />
Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />
Ausgabe 4/2014<br />
Redaktionsschluss: 04.07.2014<br />
Verlag: Verlag Frank Nehring GmbH<br />
Z<strong>im</strong>merstraße 56, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 479071-0<br />
Fax: 030 479071-20<br />
www.NehringVerlag.DE<br />
Verlagsleiter: Dr. Robert Nehring<br />
Herausgeber/Geschäftsführer: Frank Nehring<br />
Tel.: 030 479071-11, FN@NehringVerlag.DE<br />
(Alleiniger Inhaber und Gesellschafter, Wohnort Berlin)<br />
Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />
Tel.: 030 479071-24, KH@wundm.info<br />
Karsten Hintzmann<br />
Chefredakteur<br />
KH@wundm.info<br />
Redaktion: Janine Pirk-Schenker<br />
Tel.: 030 479071-21, JP@NehringVerlag.DE<br />
Dr. Ulrich Conrad, Harald Lachmann, Tomas<br />
Morgenstern, Matthias Salm, Thomas Schwandt,<br />
Anke Templiner<br />
Abo- und Anzeigenverwaltung; Vertrieb:<br />
Tobias Meier<br />
Tel.: 030 479071-28<br />
TM@NehringVerlag.DE<br />
Daher lautet eine berechtigte Forderung: Erst Speicherkapazitäten<br />
entwickeln und dann neue Solar- und Windkraftanlagen bauen. Ansonsten<br />
droht der Traum von einer grünen Energiewende<br />
zu einem finanziellen Desaster zu werden.<br />
Die Politik ist gehalten, die Rahmenbedingungen<br />
zu schaffen, damit Energie in Deutschland<br />
bezahlbar bleibt. Die Energiekosten sind ein entscheidender<br />
Standortfaktor für die Industrie und<br />
für unternehmerische Investitionsentscheidungen.<br />
Schon jetzt stehen deutsche Unternehmen<br />
<strong>im</strong> Vergleich mit der internationalen Konkurrenz<br />
schlechter da, weil sie die hohe EEG-Zulage schultern<br />
müssen, die in den kommenden Jahren viele<br />
Milliarden Euro verschlingen wird. Das ist ein klarer<br />
Wettbewerbsnachteil.<br />
Ein deutscher Alleingang in Sachen Energiewende könnte zum Bumerang<br />
werden und die Abwanderung energieintensiver Unternehmen<br />
beschleunigen. Daher braucht es eine Europäisierung der Energiepolitik.<br />
Es kann doch nicht sein, dass hierzulande hohe Preise<br />
für Strom aus erneuerbaren Quellen gezahlt werden müssen, während<br />
die östlichen und westlichen Nachbarn an ihrer konventionellen<br />
Energiepolitik festhalten und sogar neue Atomkraftwerke planen<br />
und bauen.<br />
Das Thema Energiewende treibt zunehmend auch ostdeutsche Politiker<br />
um. Und das nicht nur, weil in Sachsen, Brandenburg und<br />
Thüringen nach der Sommerpause gewählt wird. Durch die Erfahrungen<br />
aus dem Transformationsprozess der vergangenen zwei Jahrzehnte<br />
haben sie eine ausgeprägte Sensibilität in der Frage, was es<br />
finanziell und beschäftigungspolitisch bedeutet, wenn Fehlplanungen<br />
nicht frühzeitig erkannt und korrigiert werden. Lesen Sie<br />
dazu das Interview mit Thüringens Ministerpräsidentin Christine<br />
Lieberknecht (ab Seite 28) und den W+M-Schwerpunkt zur Energiewende<br />
(ab Seite 38).<br />
Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und Abonnementpreis:<br />
Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint zwe<strong>im</strong>onatlich. Als<br />
Magazin der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände<br />
Ostdeutschlands und Berlin erhalten die Mitglieder die Zeitschrift<br />
<strong>im</strong> Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Einzelpreis: 3,50 €, Jahresabonnement<br />
(Inland): 20 € inkl. MwSt. und Versand, Jahresabonnement<br />
(Ausland): 20 € inkl. MwSt. zzgl. Versand.<br />
Layout & Design: Drechsel Kommunikations-Design,<br />
www.drechsel-berlin.com<br />
Druck: möller Druck und Verlag GmbH, ISSN 0863-5323<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur mit vorheriger<br />
schriftlicher Genehmigung des Verlages. Namentlich gekennzeichnete<br />
Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinst<strong>im</strong>men.<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos<br />
übernehmen wir keine Haftung.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
4 | W+M Inhalt<br />
10<br />
<strong>Gründerzeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Osten</strong><br />
22<br />
Schwedt: Leuchtturm<br />
in der Uckermark<br />
28<br />
„Blühende Landschaften”:<br />
Interview mit<br />
Christine Lieberknecht<br />
56<br />
Brandenburger Sommerabend: Pause vom Wahlkampf<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
W+M Inhalt | 5<br />
Foto: Christian Drechsel<br />
20<br />
Streit um<br />
Porzellan-<br />
Manufaktur<br />
Meissen<br />
38<br />
Chancen und<br />
Risiken der<br />
Energiewende<br />
W+M Titelthema<br />
<strong>Gründerzeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Osten</strong> 10<br />
W+M Aktuell<br />
Köpfe 6<br />
Nachrichten 8<br />
W+M Titelthema<br />
Brandenburger Gründerkl<strong>im</strong>a 10<br />
Die neue Unternehmergeneration 12<br />
Praktische Tipps für Unternehmensgründer 14<br />
Analyse von ifo-Chef Professor Ragnitz 16<br />
W+M Länderreports<br />
Thüringen: Aufschwung am Airport Erfurt 18<br />
Sachsen: Streit um Porzellan-Manufaktur Meissen 20<br />
Brandenburg: Erdölmetropole als Leuchtturm in der Uckermark 22<br />
Mecklenburg-Vorpommern: Auf dem Weg zum führenden Gesundheitsland 24<br />
Sachsen: Flaggschiff auf dem Gasmarkt 26<br />
W+M Politik<br />
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht <strong>im</strong> Interview 28<br />
Kolumne: Klaus von Dohnanyi 34<br />
Ifo-Geschäftskl<strong>im</strong>aindex für Ostdeutschland 35<br />
Mindestlohn schwächt Mittelstand 36<br />
Pro und Contra: Braucht der Mittelstand eine Frauenquote für Führungspositionen? 37<br />
W+M Schwerpunktthema Energiewende<br />
Experten-Umfrage vor dem Ostdeutschen Energieforum 38<br />
Studie: Unternehmen befürworten Energiewende 43<br />
Regionaler Wildwuchs bei Stromnetzentgelten unter der Lupe 44<br />
W+M International<br />
Rostocker Schiffsdesigner erobern den Weltmarkt 46<br />
W+M Ratgeber<br />
Finanzen: Chancen der SEPA-Umstellung werden verkannt 48<br />
Steuern und Management: Liquiditätsreserven <strong>im</strong> Einkauf heben 50<br />
Büro: Kaffeemaschinen <strong>im</strong> Vergleich 52<br />
Kultur: Die ostdeutsche Bestsellerliste für Wirtschaftsliteratur 54<br />
Kultur: Die schönsten Konzerte des Sommers 55<br />
W+M Netzwerk<br />
Brandenburger Sommerabend in Potsdam 56<br />
Der Konsum lud zum Fest 57<br />
Handwerkskammer feiert in Berlin 58<br />
Frauenpower am Nordpier des BER 59<br />
VBIW: Aktuelles aus dem Verein 60<br />
Neues aus den Unternehmerverbänden 62<br />
W+M Rückblick<br />
Was macht eigentlich Waldemar Cierpinski, zweifacher Marathon-Olympiasieger? 64<br />
W+M Die letzte Seite<br />
Ausblick und Personenregister 66<br />
W+M Weitere Beiträge<br />
Editorial 3<br />
Impressum 3<br />
Medienpartnerschaften 33, 49<br />
Beilagenhinweis: Teilen der Auflage liegt eine Information der Zentralkonsum eG bei.<br />
Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
6 | W+M Köpfe<br />
Jürgen Schmidberger (52)<br />
Berlin. Dr. Jürgen Schmidberger wurde durch<br />
den Aufsichtsrat zum neuen Mitglied des Vorstands<br />
bei der Gasag Berliner Gaswerke AG bestellt.<br />
Er ist zuständig für das Ressort Netz und<br />
Finanzen und hat seine Tätigkeit am 1. Juni angetreten.<br />
Schmidberger ist Nachfolger des ruhestandsbedingt<br />
ausgeschiedenen langjährigen<br />
Gasag-Vorstands Olaf Czernomoriez. Nach Funktionen bei Ruhrgas,<br />
Dresden Gas und langjähriger Tätigkeit bei der Gasag war der 1961<br />
in Friedrichshafen am Bodensee geborene Schmidberger zuletzt Finanzvorstand<br />
der Vattenfall Wärme AG in Berlin.<br />
Peter-Michael und Antje Diestel mit ihren Trauzeugen<br />
Lothar de Maizière (l.) und Gregor Gysi (r.).<br />
Peter-Michael Diestel (62)<br />
Zislow. Der prominente Anwalt und letzte DDR-Innenminister hatte rund 200 Unternehmer, Politiker, Künstler und Freunde zur traditionellen<br />
Herrentagsfeier auf sein Anwesen <strong>im</strong> mecklenburgischen Zislow geladen. Dort staunten die Partygäste nicht schlecht, als ihnen Diestel,<br />
der in den 1990er Jahren den FC Hansa Rostock als Vereinspräsident in der Fußball-Bundesliga etabliert hatte, offenbarte, er habe unmittelbar<br />
vor dem Unternehmertreffen am H<strong>im</strong>melfahrtstag seine Lebensgefährtin, die Zahnärztin Antje Langer, geheiratet. Kennengelernt hatten<br />
sich beide in ihrer Potsdamer Praxis, die Diestel wegen akuter Zahnschmerzen aufgesucht hatte. Es ist seine dritte Ehe und soll, so Peter-<br />
Michael Diestel, „in jedem Fall meine letzte Ehe“ sein. Trauzeugen waren übrigens langjährige Freunde und Weggefährten des CDU-Politikers:<br />
Gregor Gysi, Linken-Fraktionschef <strong>im</strong> Bundestag, und Lothar de Maizière, letzter DDR-Ministerpräsident.<br />
Peter Gebauer (70)<br />
Leipzig. Unter den 23 Mittelständlern und<br />
selbst ständigen Unternehmern, die <strong>im</strong> Mai in<br />
den neuen Stadtrat von Leipzig gewählt wurden,<br />
ist Peter Gebauer einer der erfahrensten.<br />
Der gelernte Fuhrunternehmer und Verkehrskaufmann,<br />
der bereits 1969 die anno 1896 gegründete<br />
Familienspedition übernahm, kandidierte<br />
für die FDP. Im Rathaus will sich Gebauer, der sich auch <strong>im</strong> Unternehmerverband<br />
Sachsen engagiert, dafür einsetzen, dass hier die<br />
Interessen des Mittelstandes Gehör finden und die Stadt mehr für<br />
Schulsanierungen und gegen „Buckelpisten“ tut.<br />
Fotos: Inez Bandoly, Staatskanzlei Sachsen-Anhalt/Ines Rosse, Gasag, Harald Lachmann, Jürgen Lösel, Privat, Thomas Schwandt, Nordmetall<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
W+M Köpfe | 7<br />
Anke Lamprecht (39)<br />
Gera. Die selbstständige Landwirtin und Gastronomin<br />
hat nicht nur ein Händchen für die 60<br />
Pferde und 50 Rinder, die sie auf ihrem Pferdehof<br />
<strong>im</strong> Ort Korbußen bei Gera betreut. Dank der<br />
angehenden Pferdewirte, die sie hier ausbildet,<br />
wurde ihr Unternehmen wiederholt als „Erfolgreicher<br />
Ausbildungsbetrieb“ geehrt. Ihr Betrieb<br />
diente jahrelang als Deckstation für das sächsische Landgestüt Moritzburg.<br />
Den alten Familienhof hatte ihre Mutter erst vor wenigen<br />
Jahren zurückerhalten – seitdem baut ihn Anke Lamprecht zusammen<br />
mit ihrem Mann Sirko Schlegel zu einem Schmuckstück samt<br />
Landgasthof aus.<br />
Markus Kopp (47)<br />
Schkeuditz. Neben seiner Funktion als Alleinvorstand<br />
der Mitteldeutschen Flughafen AG in<br />
Schkeuditz (Landkreis Nordsachsen) ist Markus<br />
Kopp nunmehr in Personalunion auch Geschäftsführer<br />
der beiden sächsischen Flughäfen<br />
Leipzig/Halle und Dresden. Darüber hinaus<br />
agiert er seit 2012 als Honorarkonsul der Republik<br />
Polen in Leipzig. Kopp hat Luftverkehrskaufmann bei der Deutschen<br />
Lufthansa gelernt. Seit er mit zwei Jahren erstmals in einem<br />
Flugzeug – mit seinen Eltern flog er von Düsseldorf nach Klagenfurt<br />
– saß, weiß er, dass er Kerosin <strong>im</strong> Blut hat, wie er es nennt.<br />
Gerhard Fettweis (52)<br />
Dresden. Der Koordinator des Center for Advancing<br />
Electronics Dresden stellte jüngst in Seoul<br />
die neue Forschungsinitiative „Dresden 5G<br />
Lab“ vor, mit der 16 Professoren der TU Dresden<br />
und 500 Wissenschaftler die fünfte Generation<br />
des Mobilfunks auf den Weg bringen wollen.<br />
Zur Vision seines Teams gehört zum Beispiel<br />
vollautomatisiertes Fahren <strong>im</strong> Straßenverkehr und robotergestützte<br />
Tele-Chirurgie. Herausforderungen wie extrem kurze Übertragungszeiten,<br />
sehr große Datendurchsätze, hochsensible Sensortechnik,<br />
hohe Ausfallsicherheit und effiziente Datensicherung sind dabei zu<br />
lösen.<br />
Brigitte Schirmer (54)<br />
Strausberg. Es ist ein gutes Jahr für Brigitte<br />
Schirmer – <strong>im</strong> März wurde die Geschäftsführende<br />
Gesellschafterin der Allresist GmbH in Strausberg<br />
mit dem zweiten Preis als Brandenburger<br />
Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet. Im<br />
Mai erhielt Allresist den Brandenburger Innovationspreis<br />
Kunststoffe und Chemie für seinen<br />
Hochtechnologielack CSAR 62. Dieser ermöglicht in der Elektronenstrahllithographie<br />
extrem kleine Strukturen unter zehn Nanometer<br />
für höchst integrierte Schaltkreise von Mikrochips. Grund zur Freude<br />
auch für ihren Mann Matthias, mit dem die 54-Jährige das innovative<br />
Unternehmen führt.<br />
Jens Aurel Scharner (48)<br />
& Gernot Tesch (47)<br />
Rostock. Die Hafen-Entwicklungsgesellschaft<br />
Rostock mbH (Hero)<br />
erhält eine Doppelspitze. Die Fährreederei-Manager<br />
Jens Aurel Scharner<br />
(TT-Line) und Gernot Tesch<br />
(Scandlines) sind vom Aufsichtsrat<br />
des kommunalen Betriebes zu Geschäftsführern bestellt worden.<br />
Scharner und Tesch lösen mit Beginn des Jahres 2015 Geschäftsführer<br />
Dr. Ulrich Bauermeister ab, der in den Ruhestand geht und seit<br />
2000 die Geschicke der Hero lenkt. Gesellschafter der Hero sind das<br />
Land Mecklenburg-Vorpommern (25,1 Prozent) und die Hansestadt<br />
Rostock (74,9 Prozent).<br />
Thomas Lambusch (61)<br />
Schwerin. Die Vereinigung der Unternehmensverbände<br />
für Mecklenburg-Vorpommern<br />
(VUMV) hat einen neuen Präsidenten. Thomas<br />
Lambusch wurde <strong>im</strong> Juni vom neugewählten<br />
Vorstand als Nachfolger von Hans-Dieter Bremer<br />
best<strong>im</strong>mt. Nach einer Managerkarriere bei<br />
Siemens hatte sich der Diplom-Kaufmann 2006<br />
selbstständig gemacht und leitet seitdem als geschäftsführender Gesellschafter<br />
die Rostocker Sear GmbH. Das Unternehmen mit 180 Mitarbeitern<br />
baut unter anderem elektrotechnische Anlagen für Kraftwerke<br />
und Umspannplattformen für die Energiewende. Im November<br />
2013 wurde Lambusch zudem Präsident des Arbeitgeberverbandes<br />
der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie NORDMETALL.<br />
In Memoriam<br />
Reinhard Höppner (65)<br />
Magdeburg. Der ehemalige Ministerpräsident<br />
von Sachsen-Anhalt, Reinhard Höppner<br />
(SPD), ist am 9. Juni nach langer schwerer<br />
Krankheit <strong>im</strong> Alter von 65 Jahren verstorben.<br />
Der promovierte Mathematiker wurde<br />
1948 in Haldensleben bei Magdeburg geboren<br />
und war von 1972 bis 1994 Mitglied der<br />
Kirchenleitung der Evangelischen Kirche Sachsen. Nach der Wende<br />
trat Höppner den Sozialdemokraten bei und wurde 1990 Vizepräsident<br />
der frei gewählten DDR-Volkskammer. Von 1994 bis<br />
2002 war Höppner Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt.<br />
Nachdem die SPD bei den Landtagswahlen 2002 16 Prozent der<br />
St<strong>im</strong>men verlor, trat Höppner von seinem Amt zurück, blieb aber<br />
noch bis 2006 Mitglied des Landtages. Höppner hinterlässt seine<br />
Ehefrau und drei Kinder.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
8 | W+M Nachrichten<br />
+ Trends + + + Entwicklungen + + + Zahlen + + + Perspektive<br />
Merkel verspricht Rabatte<br />
Zeitz/Senftenberg. In einem Brief an die<br />
Staatskanzleien von Brandenburg, Sachsen,<br />
Sachsen-Anhalt und Thüringen hat Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel versichert, dass die<br />
ostdeutschen Braunkohleförderer nicht bei<br />
den Ökostromrabatten benachteiligt werden.<br />
Die Unternehmen Mibrag (Zeitz) und<br />
Vattenfall (Senftenberg), die tausende Mitarbeiter<br />
beschäftigen, in Größenordnungen<br />
Lehrlinge ausbilden und für eine Vielzahl regionaler<br />
Mittelstandsfirmen als Auftraggeber<br />
unverzichtbar sind, würden zwar nicht<br />
in eine EU-Liste mit Ausnahmen aufgenommen,<br />
doch sollten sie Bestandsschutz erhalten.<br />
Damit müssten sie nicht mit höheren Abgabenbelastungen<br />
rechnen, stellte die Kanzlerin<br />
klar. Die vier Länder hatten befürchtet,<br />
dass die Braunkohleförderung <strong>im</strong> Vergleich<br />
zur Steinkohle bei der EEG-Umlage benachteiligt<br />
wird.<br />
Rolls-Royce sucht Ingenieure<br />
Dahlewitz. Für die Flugzeuggetriebeentwicklung<br />
in Dahlewitz bei Berlin sucht der<br />
Triebwerkhersteller Rolls-Royce 200 Ingenieure.<br />
Sie werden nach Unternehmensauskunft<br />
auf der ILA 2014 für die Entwicklung<br />
neuer Triebwerke benötigt, die leichter, sparsamer,<br />
und stärker als bisherige sind. Derzeit<br />
errichtet Rolls-Royce ein neues Prüfzentrum<br />
in Dahlewitz.<br />
Porsche investiert weiter<br />
Leipzig. Porsche wird ab 2016 das viertürige<br />
Sportcoupé Panamera komplett in Leipzig<br />
fertigen. Anfang Mai bestätigte der Konzern<br />
die Investition von nochmals 500 Millionen<br />
Euro unter anderem in eine Karosseriefertigung.<br />
Für die aktuelle Panamera-Version<br />
werden die Karosserien noch aus Hannover<br />
geliefert. Derzeit hat das Leipziger Werk rund<br />
2.500 Mitarbeiter.<br />
Netzwerk <strong>im</strong> Nordosten<br />
Stralsund. Zum zwölften Mal seit 2003 trafen<br />
sich am 13. Mai dieses Jahres Politiker,<br />
Wissenschaftler, Unternehmer und Studenten<br />
zur Stralsunder Tagung für erfolgreiche<br />
Partnerschaften (STeP). Das von Wirtschaftsstudenten<br />
der Fachhochschule Stralsund organisierte<br />
und gemeinsam mit der Stralsunder<br />
Mittelstandsvereinigung und der Hansestadt<br />
Stralsund initiierte jährliche Treffen<br />
soll dazu dienen, einen Meinungsaustausch<br />
über Potenziale und Chancen des Standortes<br />
Stralsund <strong>im</strong> nationalen und internationalen<br />
Wettbewerb zu pflegen sowie neue Partnerschaften<br />
zu knüpfen und Netzwerke auszubauen.<br />
2014 stand der STeP-Kongress <strong>im</strong><br />
Stralsunder Rathaus unter dem Motto „Zusammenarbeit<br />
als Chance: Visionär denken<br />
– regional handeln“. Zu den Referenten gehörten<br />
der Europaabgeordnete Werner Kuhn<br />
(CDU) und der Manager Thomas Kühmstedt<br />
von der Stralsunder Firma Ostseestaal.<br />
Turbinen für Thüringen<br />
Mühlhausen. Im Gasturbinenkraftwerk Grabe<br />
bei Mühlhausen (Unstrut-Hainich-Kreis)<br />
der Thüringer Energie AG sind zwei neue Gasmotoren<br />
in Betrieb genommen worden. Die<br />
beiden rund 30 Tonnen schweren 16-Zylinder-Kolbenmotoren<br />
ersetzen zwei Gasturbinen,<br />
die bis zum Vorjahr über angeschlossene<br />
Generatoren elektrischen Strom erzeugten.<br />
Der Einbau der neuen Gasmotoren war<br />
notwendig geworden, da sich der Gasdruck<br />
in den natürlichen Erdgasvorkommen rund<br />
um Grabe in jüngster Zeit spürbar verringert<br />
hat. Die aktuellen Berechnungen gehen<br />
davon aus, dass noch genug Erdgas in<br />
der Lagerstätte vorhanden ist, um die jetzt<br />
installierten Motoren die nächsten 20 Jahre<br />
in Betrieb zu halten. Die Motoren mit einer<br />
Leistung von insgesamt rund fünf Megawatt<br />
erzeugen den Jahresstrombedarf von<br />
12.000 Haushalten.<br />
Inbetriebnahme der neuen Gasmotoren in<br />
Mühlhausen.<br />
Abwanderung gestoppt<br />
Köln. Die Abwanderungswelle aus Ostdeutschland<br />
ist aufgrund der guten Wirtschaftslage<br />
fast gestoppt, dagegen stieg sogar<br />
die Zahl der Zuwanderer aus den alten<br />
Bundesländern. So kommen verstärkt Studierende<br />
aus dem Westen in die weniger überlasteten<br />
ostdeutschen Universitäten. Auch<br />
die Binnenwanderung innerhalb Deutschlands<br />
ist in den letzten zehn Jahren deutlich<br />
zurückgegangen. Das besagt eine Studie<br />
des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft.<br />
2002 wanderten noch 141.650 Menschen<br />
in ein anderes Bundesland aus, 2012<br />
waren es nur noch 43.640.<br />
Schweizer Monopol geknackt<br />
Glashütte. Die Uhrenmanufaktur NOMOS<br />
Glashütte hat mit Hilfe des Instituts für Maschinenelemente<br />
und Maschinenkonstrukti-<br />
Fotos: TEAG, LMBV, Rolls-Royce<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
W+M Nachrichten | 9<br />
n + + + Trends + + + Entwicklungen + + + Zahlen + + + Perspe<br />
on der Technischen Universität Dresden ein<br />
eigenes Schwingsystem für mechanische<br />
Uhren entwickelt. Damit wird das sächsische<br />
Traditionsunternehmen unabhängig<br />
von der Swatch-Tochter Nivarox, die bei den<br />
Schwingsystemen einen Marktanteil von 95<br />
Prozent besitzt.<br />
Mit einem Spezialschiff bekämpft die LMBV<br />
die Eisenbelastung in Gewässern in der Lausitz,<br />
wie hier auf dem Lichtenauer See.<br />
Brüssel fördert weniger<br />
Leipzig. Die drei mitteldeutschen Länder<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erhalten<br />
aus Brüsseler Fördertöpfen bis zum<br />
Jahr 2020 gut zwei Milliarden Euro weniger.<br />
Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums<br />
umfassen die Zahlungen rund 6,5<br />
Milliarden Euro. Davon gehen etwa 2,7 Milliarden<br />
Euro nach Sachsen, was gut einer Milliarde<br />
Euro Minus gegenüber dem bisherigen<br />
Niveau entspricht. Sachsen-Anhalt soll rund<br />
zwei und Thüringen rund 1,7 Milliarden Euro<br />
bekommen, womit beide Länder je eine halbe<br />
Milliarde Euro einbüßen. Die EU will stattdessen<br />
stärker die neuen Mitglieder in Osteuropa<br />
fördern.<br />
Kaum Vorstandsposten<br />
Frankfurt/Main. Die 30 DAX-Unternehmen<br />
zählen in Summe 182 Vorstände. Unter ihnen<br />
befinden sich unter anderem 17 US-Amerikaner,<br />
fünf Briten, vier Inder – sowie 25 Jahre<br />
nach der Einheit auch gerade einmal vier<br />
gebürtige Ostdeutsche. Konkret handelt es<br />
sich hierbei um Kathrin Menges (Henkel),<br />
Torsten Jeworrek (Munich-Re), Hauke Stars<br />
(Deutsche Börse) und Mike Winkel (Eon). Ermittelt<br />
hatte dies die Personalberatung Korn-<br />
Ferry. Für deren Senior Client Beraterin Berit<br />
Bretthauer – selbst gebürtige Ostberlinerin<br />
und heute als „Headhunterin“ weltweit auf<br />
der Suche nach Top-Führungskräften – rührt<br />
die Unterrepräsentierung Ostdeutscher aus<br />
einer anderen Ausbildung in der DDR. Diese<br />
habe die Menschen „nicht für die Managerebene<br />
qualifiziert. Leistung wurde <strong>im</strong> dortigen<br />
System nur teilweise belohnt, vieles war<br />
politisch.“ So fehle es ihnen bis heute an „aggressiver<br />
Selbstvermarktung“.<br />
256 Millionen Euro für Braunkohlesanierung<br />
Senftenberg. Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV)<br />
hat eine positive Bilanz des zurückliegenden Geschäftsjahres gezogen. LMBV-Chef Klaus<br />
Zschiedrich sagte be<strong>im</strong> Bilanzpressegespräch: „Das Jahr 2013 war zum einen von der planmäßigen<br />
und kontinuierlichen Fortsetzung der Sanierungsprozesse <strong>im</strong> Lausitzer und <strong>im</strong> mitteldeutschen<br />
Braunkohlerevier best<strong>im</strong>mt, zum anderen durch besondere Herausforderungen<br />
<strong>im</strong> Sanierungsablauf wie dem Abschluss der Ursachenforschung zum Böschungsunglück in<br />
Nachterstedt, der weiteren Durchdringung der geotechnischen Prozesse der Tagebauinnenkippen<br />
in der Lausitz sowie der Bewältigung neuer drängender Fragen der Gewässergüte in<br />
den Vorflutern geprägt.“ Von den <strong>im</strong> Jahr 2013 eingesetzten finanziellen Mitteln von etwa<br />
256 Millionen Euro für die Braunkohlesanierung entfielen auf Brandenburg 115, auf Sachsen<br />
97, auf Sachsen-Anhalt 42 und auf Thüringen zwei Millionen Euro.<br />
Mittelstandsgesetz für die Hauptstadt<br />
Berlin. Nach Hessen und Nordrhein-Westfalen<br />
soll auch Berlin ein Mittelstandsgesetz<br />
bekommen. Eine entsprechende Initiative<br />
wurde auf dem 1. Berliner Mittelstandskongress<br />
gestartet, der maßgeblich von der<br />
Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung<br />
der CDU Berlin (MIT) organisiert wurde und<br />
an dem rund 800 Unternehmer teilnahmen.<br />
Christian Gräff, Landesvorsitzender der Berliner<br />
MIT: „Ich gehe davon aus, dass das Mittelstandsgesetz<br />
noch in diesem Jahr vom Berliner<br />
Abgeordnetenhaus verabschiedet wird.“<br />
Zu den zentralen Punkten zählt Gräff eine<br />
zwingende Mittelstandsverträglichkeitsprüfung,<br />
der alle Gesetze und Verordnungen unterzogen<br />
werden müssten. Darüber hinaus<br />
soll jedes neue Gesetzgebungsvorhaben einer<br />
Anhörung der IHK und der Handwerkskammer<br />
unterliegen. Christian Gräff: „Ganz<br />
wichtig ist uns, endlich Chancengleichheit<br />
für den Mittelstand bei der Auftragsvergabe<br />
zu gewährleisten. Das bedeutet, dass künftig<br />
kleinere Lose und Teillose ausgeschrieben<br />
und vergeben werden. Nur so haben<br />
Mittelständler wirklich eine Chance, etwas<br />
von dem Auftragskuchen abzubekommen.“<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
10 | W+M Titelthema<br />
Brandenburger Gründerkl<strong>im</strong>a<br />
Laut aktuellem KfW-Gründungsmonitor liegt Brandenburg an der Spitze der neuen Bundesländer.<br />
Über 600 Gründungsberatungen hat die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) <strong>im</strong><br />
vergangenen Jahr durchgeführt. Sie bietet passgenaue Unterstützung an. Von Dr. Ulrich Conrad<br />
Einen langen Atem brauchen<br />
Finanzinvestoren<br />
besonders in der Medizintechnik.<br />
Die Branche hat sich<br />
rasant entwickelt <strong>im</strong> Land,<br />
zu den Newcomern gehört die<br />
Potsdamer Emperra GmbH E-<br />
Health Technologies. „Wir wandeln<br />
uns gerade aus einem reinen<br />
Entwicklerteam zum kommerziellen<br />
Unternehmen“, sagt<br />
Geschäftsführer Dr. Christian<br />
Krey. „Seit 2008 unterstützt uns<br />
die ILB, jetzt endlich bringen<br />
wir unsere Produktentwicklung<br />
ESYSTA® auf den Markt.“ Die ILB<br />
ist die Spezialistin für Risikokapital<br />
<strong>im</strong> Land. Nach der Frühphasenbeteiligung<br />
durch den<br />
BFB BeteiligungsFonds Brandenburg<br />
und den Risikokapitalfonds<br />
der Sparkassen des Landes<br />
Brandenburg wird Emperra seit 2011<br />
durch den BFB Wachstumsfonds Brandenburg<br />
finanziert.<br />
Hinter dem Kürzel ESYSTA® steckt ein internetgestütztes<br />
Monitoringsystem für Menschen<br />
mit Diabetes, die regelmäßig Insulin<br />
benötigen. Bei nicht gut eingestellten<br />
Patienten steigen die Risiken für Folgeerkrankungen<br />
enorm, so können zum Beispiel<br />
Erblindung, Nierenversagen oder Amputationen<br />
die Folge sein. Eine ständige Betreuung<br />
ist notwendig, doch die wird angesichts<br />
des Ärztemangels in den ländlichen<br />
Räumen für manche Gegenden zunehmend<br />
komplizierter. Telemedizin kann hier Abhilfe<br />
schaffen, wenn geeignete Systeme für Erfassung,<br />
Dokumentation, Übertragung und<br />
Telemedizin: Das Monitoringsystem ESYSTA®<br />
verbessert die Versorgung von insulinpflichtigen Diabetikern.<br />
Auswertung wichtiger Diagnose- und Therapiedaten<br />
der Diabetes-Patienten dem Arzt<br />
zur Verfügung stehen. Emperra hat ein solches<br />
System entwickelt und zur Marktreife<br />
geführt. Aufgrund des hohen Patientennutzens<br />
konnte darüber hinaus auch die AOK<br />
Nordost als langfristiger Partner für ein gemeinsames<br />
Projekt gewonnen werden. Im<br />
März gab es dafür den Industriepreis des<br />
Huber Verlags für neue Medien in der Kategorie<br />
Medizintechnik.<br />
„Emperra ist ein Musterbeispiel für erfolgreiche<br />
Gründungsfinanzierung“, bestätigt<br />
Tillmann Stenger, Vorstandsvorsitzender<br />
der ILB. „Gründung ist ja kein ‚Big-Bang‘,<br />
sondern ein mitunter komplizierter Prozess.<br />
Wir bieten Instrumente an, die in den unterschiedlichen<br />
Entwicklungsphasen junger<br />
Unternehmen passgenau eingesetzt werden.“<br />
Dabei geht es nicht nur um Geld, so<br />
wichtig dies ist. „Für uns war die ILB-Unterstützung<br />
besonders wertvoll, weil wir neben<br />
der Finanzierung auch vom Know-how der<br />
Fachleute <strong>im</strong> Beteiligungsfonds profitieren<br />
konnten“, erklärt Oliver Thiel, Finanzchef<br />
der castaclip GmbH in Potsdam. Das Unternehmen<br />
betreibt ein Videoclip-Portal <strong>im</strong> Internet<br />
und nutzte eine Finanzierung durch<br />
den Frühphasenfonds. Mit Venture-Capital<br />
als Nachrangdarlehen wurde die Eigenkapitalausstattung<br />
verbessert, der Fondsmanager<br />
bmp Media Investors AG brachte<br />
Branchen-Know-how ein. Mit Erfolg: Ende<br />
des Jahres soll das Darlehen zurückgezahlt<br />
werden. Von zwei Mitarbeitern ist casta clip<br />
auf 20 gewachsen. „Gründer sind die Arbeitgeber<br />
von morgen“, unterstreicht Till-<br />
Fotos: Emperra, Ulrich Conrad<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
<strong>Gründerzeit</strong> | 11<br />
mann Stenger.<br />
Deshalb werde<br />
die Existenzgründungsförderung<br />
auch in Zeiten knapper werdender EU-<br />
Fördermittel fester Bestandteil der Brandenburger<br />
Wirtschaftsförderung bleiben. Zwar<br />
sinken die Fördersätze bei der regionalen<br />
Wirtschaftsförderung um zehn bis 20 Prozent.<br />
Zuschüsse, zinsgünstige Darlehen,<br />
Haftungsfreistellungen und Beteiligungskapital<br />
werden jedoch auch in der neuen EU-<br />
Förderperiode bis 2020 bereitstehen.<br />
Tillmann Stenger<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
der ILB<br />
„Die Mittel, die wir künftig erhalten, müssen<br />
und werden wir noch zielgenauer einsetzen“,<br />
betont Stenger. Dass die ILB das kann, belegte<br />
er in der Bilanzpressekonferenz Ende<br />
Mai mit Zahlen: Das ILB-Ergebnis nach Risikovorsorge<br />
lag 2013 mit 44,7 Millionen Euro<br />
deutlich über dem Vorjahresniveau. Mit einem<br />
guten Bewertungsergebnis <strong>im</strong> Wertpapierportfolio<br />
und geringen Wertberichtigungen<br />
konnte die Bank den Auswirkungen der<br />
Niedrigzinsphase trotzen. Dadurch können<br />
dem ILB-Förderfonds zusätzlich 7,5 Millionen<br />
Euro zugeführt werden, aus dem<br />
eigene zinsgünstige Finanzierungsprodukte<br />
– ohne EU- oder Landesmittel –<br />
angeboten werden. Eine Ergänzung, die<br />
Handlungsspielräume erweitert und auch positiv<br />
auf das Gründungskl<strong>im</strong>a <strong>im</strong> Land ausstrahlt.<br />
deGUT – Treffpunkt für<br />
Gründer und Unternehmer<br />
Bereits zum 30. Mal finden <strong>im</strong> Oktober<br />
die Deutschen Gründer- und Unternehmertage<br />
deGUT in Berlin statt. Die größte<br />
Existenzgründermesse Deutschlands<br />
wird von der Investitionsbank des Landes<br />
Brandenburg und der Investitionsbank<br />
Berlin gemeinsam veranstaltet.<br />
Gründer und Unternehmer finden bei<br />
rund 130 Ausstellern Informationen und<br />
Beratung sowie Kontaktmöglichkeiten<br />
zu Förderern, Mentoren und Gleichgesinnten.<br />
Am 17. Oktober startet außerdem<br />
der 20. Businessplan-Wettbewerb<br />
Berlin-Brandenburg.<br />
17. und 18. Oktober 2014<br />
10:00 – 18:00 Uhr<br />
Hangar 2, Flughafen Berlin-Tempelhof<br />
Eingang Columbiadamm 10<br />
www.degut.de<br />
Derzeit werden die Programme für die neue<br />
EU-Förderperiode entwickelt. Bewährte sollen<br />
weiterlaufen, zum Beispiel „Gründung<br />
innovativ“ oder „Nachhaltige Stadtentwicklung“,<br />
das von Existenzgründern intensiv genutzt<br />
wurde. Neu ist „Brandenburg Garantie<br />
Innovativ“, ein Angebot, mit dem die ILB<br />
der Hausbank innovativer Firmen eine Haftungsfreistellung<br />
von 60 Prozent, bei Kooperation<br />
mit der Bürgschaftsbank Brandenburg<br />
sogar von bis zu 80 Prozent bei der Kreditvergabe<br />
ermöglicht. Deutlich aufgestockt werden<br />
sollen in der Förderperiode 2014–2020<br />
die Mittel der revolvierenden Fonds für Eigenkapital-<br />
und Darlehensfinanzierungen.<br />
Die Palette der Förderdarlehen soll durch ein<br />
neues „Mikrodarlehen“ erweitert werden, um<br />
den Bedarf vieler Kleinunternehmen an Krediten<br />
bis 25.000 Euro besser decken zu können.<br />
Auch aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds<br />
werden Existenzgründer weiterhin<br />
Unterstützung erhalten, zum Beispiel<br />
durch Qualifizierungs- und Coachingmaßnahmen.<br />
Die dafür zuständige Landesagentur<br />
für Struktur und Arbeit (LASA) ist seit<br />
Jahresbeginn eine Tochter der ILB.<br />
Die größte<br />
Gründermesse<br />
Deutschlands<br />
deGUT findet<br />
<strong>im</strong> Oktober<br />
2014 zum<br />
30. Mal statt.<br />
Der Banker Stenger mahnt nochmals, nicht<br />
allein auf die monetäre Förderung zu setzen.<br />
„Beratung, Networking und Know-how-<br />
Transfer gehören unbedingt zu einer erfolgreichen<br />
Gründung.“ Herausragend unter den<br />
Angeboten auf diesem Gebiet sind der Businessplan-Wettbewerb<br />
Berlin-Brandenburg<br />
(BPW) und die Deutschen Gründer- und Unternehmertage<br />
deGUT. Die beiden deutschlandweit<br />
bekannten Existenzgründungsinitiativen<br />
werden seit Jahren durch die ILB<br />
gemeinsam mit der Investitionsbank Berlin<br />
und den Unternehmensverbänden Berlin-Brandenburg<br />
(UVB) organisiert. Im Oktober<br />
ist es wieder soweit, dann dürften<br />
auch die Förderprogramme<br />
durch Brüssel bestätigt<br />
sein. Am 17. Oktober<br />
startet in Berlin mit der<br />
deGUT auch der 20. Businessplan-Wettbewerb.<br />
Eine ideale Möglichkeit<br />
für Existenzgründer, um<br />
sich notwendiges Handwerkszeug<br />
anzueignen<br />
und Netzwerke zu knüpfen.<br />
W+M<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
12 | W+M Titelthema<br />
Die neue Unternehmergeneration <strong>im</strong> <strong>Osten</strong><br />
Pfiffige Geschäftsideen und technischer Pioniergeist zeichnen viele ostdeutsche Start-ups aus.<br />
Drei Beispiele von erfolgreichen Existenzgründungen mit großem Marktpotenzial. Von Matthias Salm<br />
Innovativer Sichtschutz hält<br />
unerwünschte Späher ab<br />
Serial Entrepreneur – so heißen Gründer,<br />
die mehrere Geschäftsideen in Folge an den<br />
Start bringen. Der Physiker und Ingenieur<br />
Dr. Markus Klippstein zählt zu dieser raren<br />
Spezies. 2013 hat der 39-Jährige mit der<br />
siOPTICA GmbH schon seine zweite Firma aus<br />
der Taufe gehoben. Die siOPTICA entwickelt<br />
einen innovativen Sichtschutzfilter, der die<br />
Eingabe der PIN an Geldautomaten oder auf<br />
dem Tablet-PC vor Ausspähungen schützt.<br />
Dr. Markus Klippstein<br />
Gründer von siOptica<br />
Den geglückten ersten Anlauf unternahm<br />
Klippstein 2006 als Teil des Gründerteams<br />
der VisuMotion GmbH, einem Anbieter von<br />
Soft- und Hardware für die 3D-Visualisierung.<br />
„Die VisuMotion-Gründung hat mir bei<br />
der Finanzierung der siOPTICA natürlich Türen<br />
geöffnet“, so Seriengründer Klippstein.<br />
Den Anstoß für die Gründung gab der Markt.<br />
Ein Geldautomatenhersteller signalisierte<br />
den Bedarf der Branche an einem dynamischen<br />
Sichtschutzfilter. Solche Filter geben<br />
die Sicht auf die Eingabefelder auf dem<br />
Touchscreen nur für den Benutzer frei. Wer<br />
aus einem anderen Winkel einen Blick erhaschen<br />
will, für den bleibt der Monitor dunkel.<br />
Doch die gebräuchlichen Filter weisen<br />
Nachteile auf: Sie sind permanent aktiv<br />
und verursachen Lichtverluste von bis<br />
zu 40 Prozent. Das treibt die Stromkosten<br />
in die Höhe.<br />
In Jena entwickelt Klippstein nun mit den<br />
Mitgründern Ambrose Peter Nari und Ravi<br />
Srivastava einen dynamischen Filter, der<br />
per Software schaltbar ist und bei dem der<br />
Lichtverlust auf unter zehn Prozent gesenkt<br />
werden kann. Die Kombination aus Software<br />
und Folie ermöglicht es, dass der Filter nicht<br />
mehr durchgängig aktiv sein muss, sondern<br />
nur bei Bedarf in den Privacy-Modus geschaltet<br />
wird.<br />
„Die weltweit jährlich neu installierten<br />
150.000 bis 200.000 Geldautomaten zeigen<br />
das Potenzial dieser Technologie“, erklärt<br />
Klippstein, der in fünf Jahren einen Marktanteil<br />
zwischen zehn und 15 Prozent bei Bezahlterminals<br />
und Geldautomaten erreichen<br />
will. Die zweite Generation des Filters zielt<br />
auf den noch größeren Markt der Tablet-PC<br />
und Smartphones.<br />
Die VisuMotion GmbH wurde 2010 übrigens<br />
von einem malaysischen Investor übernommen.<br />
Für die siOPTICA mag Klippstein ein<br />
ähnliches Szenario langfristig nicht aus-<br />
Fotos: siOptica GmbH, LAREMIA, Pepperbill GmbH, Anna Wasilewski<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014<br />
Anna Mangold (l.) und Claudia von Boeselager,<br />
Gründerinnen von LAREMIA.
<strong>Gründerzeit</strong> | 13<br />
schließen – doch nun gilt es<br />
erst einmal, das große Marktpotenzial<br />
für den softwaregesteuerten<br />
Privacy-Filter auszuschöpfen<br />
(www.sioptica.com).<br />
Großer Auftritt zum<br />
kleinen Preis<br />
Designerkleider für feierliche Anlässe<br />
stehen bei Frauen hoch <strong>im</strong> Kurs.<br />
Doch die Anschaffung geht ins Geld<br />
– und selbst die elegantesten Kleider<br />
werden oft nur wenige Male getragen.<br />
Der Online-Verleih für Designerkleider<br />
LAREMIA schafft Abhilfe.<br />
Die Idee entstand be<strong>im</strong> Feiern und gewissermaßen<br />
aus der Not heraus: Anna<br />
Mangold und Claudia von Boeselager,<br />
Freundinnen seit der Studienzeit, tanzten<br />
einen Sommer lang buchstäblich auf<br />
vielen Hochzeiten. Und da stellte sich<br />
zwangsläufig die Kleiderfrage: „Wir haben<br />
einen ähnlichen Freundeskreis und<br />
konnten nicht zu jedem Anlass das gleiche<br />
Kleid tragen“, erinnert sich Anna Mangold.<br />
Immer aufs Neue für den Kleiderkauf loszuziehen<br />
– das kostet Zeit und schlägt auf den<br />
Geldbeutel. Ein Dilemma, da waren sich die<br />
beiden Gründerinnen schnell sicher, das sie<br />
mit vielen anderen Frauen teilen. LAREMIA<br />
war geboren – ein Internet-Verleih für Designerkleider<br />
und Accessoires, der seit Mitte<br />
Dezember 2013 online ist.<br />
Wenn eine Neugründung auf einer Trendwelle<br />
surfen kann, dann ist dies stets eine gute<br />
Startvoraussetzung. In diesem Falle heißt<br />
das Zauberwort Share-Economy: teilen statt<br />
besitzen. Das Prinzip spricht nicht nur die<br />
Altersgenossinnen der beiden Berlinerinnen<br />
an, wie Anna Mangold zunächst erwartete:<br />
„Wir haben auch Anfragen von älteren<br />
Frauen ebenso wie von jungen Mädchen, die<br />
sich z. B. für den Abi-Ball einen besonderen<br />
Auftritt wünschen.“<br />
Für sie alle gilt: Die Kundin sendet nach einer<br />
Leihfrist von vier oder acht Tagen das<br />
geliehene Designerkleid zurück. Die Reinigung<br />
übern<strong>im</strong>mt LA-<br />
REMIA. Dafür zahlt<br />
die Kundin eine Leihgebühr,<br />
die bei rund<br />
15 Prozent des Kaufpreises<br />
liegt. Wenn<br />
vorhanden, erhalten<br />
die Kundinnen das<br />
Kleid in zwei Größen<br />
geliefert.<br />
Was LAREMIA von<br />
ähnlichen Konzepten<br />
unterscheidet, ist die<br />
Vision: Anna Mangold<br />
und Claudia von Boeselager<br />
zielen nicht<br />
auf lokale Märkte, sondern<br />
denken europaweit.<br />
Dafür konnten<br />
bereits starke Finanzierungspartner<br />
gewonnen<br />
werden,<br />
die sowohl die Anschaffung<br />
hochwertiger<br />
Outfits als auch die Entwicklung<br />
einer anspruchsvollen technischen Lösung<br />
für den Online-Auftritt ermöglichten (www.<br />
laremia.com).<br />
Moderne Kassensysteme<br />
für die Gastronomie<br />
Es ist ein vertrautes Bild, aber auch ein Anachronismus<br />
in der digitalen Welt: Die Kellnerin,<br />
die <strong>im</strong> Biergarten die Bestellungen ihrer<br />
Gäste auf einem Papierblock notiert. So<br />
empfand es auch der Thüringer Informatiker<br />
Marcel Mansfeld bei einem abendlichen<br />
Pepperbill <strong>im</strong> Einsatz.<br />
Kneipenbesuch. Die Erkenntnis, wie veraltet<br />
doch der Stand der IT in der Gastronomie<br />
ist, mündete in eine Geschäftsidee: ein<br />
mobiles Kassensystem für iPad, iPhone und<br />
iPod touch. Aus der Idee entstand die von<br />
Marcel Mansfeld und Andreas Stein 2012 in<br />
Erfurt gegründete pepperbill GmbH.<br />
Marcel Mansfeld<br />
Gründer der<br />
pepperbill GmbH<br />
Mit der von ihnen entwickelten pepperbill-<br />
App können Gastronomen Bestellungen mobil<br />
aufgeben und die wichtigsten Daten finanzamtkonform<br />
aufbereiten. Zusätzlich<br />
speichert pepperbill über eine verschlüsselte<br />
WLAN-Verbindung alle Daten sicher in der<br />
Cloud. Gastronomen können mittels pepperbill<br />
zudem Bewirtungsbelege personalisieren<br />
und Rechnungen direkt ausdrucken oder<br />
per E-Mail verschicken.<br />
Herzstück der App ist laut pepperbill-Gründer<br />
Marcel Mansfeld ein Dashboard, über das<br />
Wirte ortsunabhängig und in Echtzeit ihre<br />
Umsätze einsehen können. Das weckte bereits<br />
das Interesse von Investoren: Mittlerweile<br />
hat der Berliner Company-Builder Sky<br />
& Sand GmbH knapp 60 Prozent der Anteile<br />
erworben, nachdem zuvor bereits die Beteiligungsgesellschaft<br />
bm-t Beteiligungsmanagement<br />
Thüringen GmbH der Thüringer<br />
Aufbaubank in das Potenzial des iOSbasierten<br />
Kassensystems investiert hatte<br />
(www.pepperbill.com).<br />
W+M<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
14 | W+M Titelthema<br />
Praktische Tipps für Unternehmensgründer<br />
Mit guter Planung den Fehlstart<br />
vermeiden<br />
Beratung<br />
Niemand ist allwissend – lassen Sie sich beraten<br />
und nehmen Sie Hilfe an. Profitieren Sie<br />
von Menschen, die auf dem Gebiet der Existenzgründung<br />
bereits Erfahrungen gemacht<br />
haben, informieren Sie sich in Netzwerken<br />
und bei öffentlichen Stellen.<br />
Konzept<br />
Starten Sie nicht planlos. Erstellen Sie einen<br />
ausführlichen Businessplan, in dem Sie<br />
Inhalte, Zielgruppen, Chancen, Risiken und<br />
die Wirtschaftlichkeit Ihrer Geschäftsidee<br />
vorstellen. Analysieren Sie vorher genau das<br />
wirtschaftliche Umfeld und die Mitbewerber.<br />
Was unterscheidet Sie von der Konkurrenz?<br />
Welches Alleinstellungsmerkmal hat Ihre Geschäftsidee?<br />
Und gibt es genug Menschen,<br />
die bereit sind, Geld dafür auszugeben?<br />
Kunden-Orientierung<br />
Seien Sie flexibel und hören Sie darauf, was<br />
Ihre Kunden sagen. Auch wenn Sie der größte<br />
Fan Ihrer Geschäftsidee sind, interessieren<br />
Sie sich für Kritik und überlegen Sie, was<br />
man noch besser machen könnte. Vor allem:<br />
Investieren und wirtschaften Sie nicht am<br />
Kunden vorbei.<br />
Portale für Gründer<br />
Hier finden Sie hilfreiche Informati -<br />
onen rund um das Thema Geschäftsgründung:<br />
www.existenzgruender.de<br />
Existenzgründerportal des Bundesministeriums<br />
für Wirtschaft und Energie mit Behördenwegweiser<br />
und Expertenforum<br />
www.gruenderlexikon.de<br />
Lexikon, Ratgeber und Magazin für Gründer<br />
www.foerderland.de<br />
News- und Wissensportal für Gründer, Mittelstand<br />
und Finanzen<br />
www.junge-gruender.de<br />
Portal für junge Gründer bis 29 Jahre<br />
Bei der Gründung eines Unternehmens lauern unzählige<br />
Fallstricke und können viele Fehler gemacht werden.<br />
Dies belegt nicht nur die Menge an Literatur zu<br />
diesem Thema. W+M hat die elf wichtigsten Tipps für<br />
Sie zusammengefasst.<br />
Finanzierung<br />
Suchen Sie nach geeigneten Gründungsförderungen,<br />
aber planen Sie diese nicht mit<br />
ein. Kalkulieren Sie vor allem Verzögerungen<br />
ein und achten Sie darauf, dass Sie nicht das<br />
gesamte Kapital bis zur Eröffnung des Unternehmens<br />
aufgebraucht haben. In der Regel<br />
benötigt das Unternehmen eine gewisse Zeit,<br />
bis es wirtschaftlich wird.<br />
Rücklagen bilden<br />
Nicht nur für die Anfangsfinanzierung Ihres<br />
Unternehmens sollten Sie Reserven bilden,<br />
auf die Sie zurückgreifen können, bis das Geschäft<br />
angelaufen ist. Schaffen Sie auch danach<br />
genügend Rücklagen für Umsatzsteuer,<br />
Einkommenssteuer und andere mögliche Kosten.<br />
Planen Sie vor allem die gefürchtete Finanzlücke<br />
<strong>im</strong> dritten Geschäftsjahr mit ein,<br />
wenn erste Steuernachzahlungen mit den laufenden<br />
Vorauszahlungen zusammenkommen.<br />
Preise<br />
Nehmen Sie nicht jedes Geschäft zu jedem<br />
Preis an, auch wenn anfangs die Angst groß<br />
ist, nicht genügend Aufträge zu erhalten.<br />
Ein zu niedriger Preis erweckt den Eindruck,<br />
dass Ihr Produkt nicht von Qualität ist. Zudem<br />
ist es später umso schwerer, höhere Preise<br />
zu verlangen.<br />
Lohn<br />
Berechnen Sie Ihren persönlichen Bedarf und<br />
kalkulieren Sie ihn mit ein – auch wenn es<br />
anfangs schwierig ist, weil Unternehmensgewinne<br />
sich nicht konkret prognostizieren<br />
lassen. Unterschätzen Sie auch Renten- und<br />
Krankenversicherungsbeiträge nicht.<br />
Steuern und Buchführung<br />
Auch wenn es nicht Ihre Lieblingsbeschäftigung<br />
werden wird, führen Sie ab dem ersten<br />
Tag ordentlich Ihre Buchführung. Ein<br />
Steuerberater kann diese Arbeit zwar für<br />
Sie übernehmen, dennoch haften Sie für alle<br />
Fehler. Daher empfiehlt es sich, be<strong>im</strong> Thema<br />
Finanzen etwas genauer hinzuschauen. Es<br />
geht schließlich um Ihr Geld. Versuchen Sie<br />
außerdem von Anfang an, betriebliche und<br />
private Ausgaben zu trennen. Das erspart Ihnen<br />
viel Ärger mit dem Finanzamt.<br />
Marketing<br />
Gerade bei Kleinunternehmern hapert es oft<br />
am Marketing. Eine Website zu erstellen und<br />
Flyer zu drucken ist auf die Dauer nicht ausreichend.<br />
Erörtern Sie, wer Ihre Zielgruppe<br />
ist und suchen Sie nach Wegen, wie Sie diese<br />
erreichen können. Ziehen Sie auch Kooperationen<br />
mit anderen Unternehmen in<br />
Betracht.<br />
Versicherungen<br />
Vergessen Sie nicht, sich abzusichern. Gerade<br />
am Anfang sind die finanziellen Mittel<br />
oft knapp. Daher informieren Sie sich genau,<br />
welche Versicherungen Sie unbedingt benötigen<br />
und welche vorerst verzichtbar sind.<br />
Privatleben<br />
Denken Sie daran, dass Sie auch noch ein<br />
Privatleben haben. Auch wenn Sie von Ihrer<br />
Geschäftsidee begeistert sind, planen<br />
Sie Phasen ein, in denen Sie abschalten und<br />
die Sie mit Familie und Freunden verbringen<br />
können. Das Arbeitspensum wird hoch bleiben<br />
– teilen Sie sich Ihre Kräfte ein. W+M<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Gründer | 15<br />
Perfekt für Ihre Firma –<br />
die Sparkassen-Kreditkarte Business<br />
Mehr Spielraum, mehr Leistung –<br />
für gute Geschäfte in allen Branchen.<br />
<br />
Mit der Sparkassen-Kreditkarte Business verfügen Sie über einen komfortablen Kreditrahmen, bekommen eine bessere Übersicht über Ihre Abrechnung<br />
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Informieren Sie sich auf www.sparkasse-vor-ort.dermenkreditkarte oder in einer unserer Geschftsstellen. Wenn’s um Geld geht – Sparkasse.
16 | W+M Titelthema<br />
<strong>Gründerzeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Osten</strong>?<br />
Eine Analyse von Prof. Joach<strong>im</strong> Ragnitz, Chef des Ifo Dresden<br />
Unternehmensgründungen sind wichtig für den Strukturwandel<br />
in der Wirtschaft: Neue Unternehmen sind dauerhaft<br />
nur dann erfolgreich, wenn sie mit einer neuen Marktidee<br />
an den Start gehen. Dadurch machen sie etablierten<br />
Unternehmen Konkurrenz und zwingen diese <strong>im</strong> Idealfall zu Innovationen,<br />
die den gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsfortschritt<br />
und damit das Wirtschaftswachstum erhöhen. Zudem schaffen erfolgreiche<br />
Gründungen neue Arbeitsplätze. Nicht zuletzt aus diesem<br />
Grund ist die Erhöhung der Zahl der Existenzgründungen ein<br />
wichtiges Ziel der Wirtschaftspolitik sowohl auf Landes- wie auf<br />
Bundesebene.<br />
Prof. Joach<strong>im</strong> Ragnitz<br />
Geschäftsführer des Ifo Dresden<br />
Ein Blick auf die Zahlen führt allerdings schnell zu Ernüchterung: Die<br />
Zahl der Unternehmensgründungen in Deutschland ist seit Jahren<br />
rückläufig und liegt inzwischen um<br />
mehr als 40<br />
Prozent unter dem bisherigen ig Höchst-<br />
stand des Jahres 2004. In Ost-<br />
deutschland ist die Zahl der Unternehmensgründungen<br />
sogar<br />
noch etwas stärker zurückgegangen.<br />
In den<br />
vergangenen<br />
beidenen Jahren wurden da-<br />
mit mehr<br />
Unternehmen geschlossen<br />
s als zeitgleich neu<br />
gegründet. Die Erneue-<br />
rung<br />
der Wirtschaftsstruk-<br />
tur kommt ganz<br />
offenkun-<br />
dig nicht mehr so<br />
stark voran<br />
wie es wünschenswert wäre.<br />
Vor allem vor dem Hintergrund<br />
der aus demographischen Grün-<br />
den notwendigen Nachfolgepro-<br />
zesse für Unternehmen muss dies<br />
bedenklich erscheinen.<br />
Ein Grund für den Rückgang der Zahl<br />
der Unternehmensgründungen insbe-<br />
sondere in Ostdeutschland könn-<br />
te es natürlich sein, dass auch<br />
die Zahl der potenziellen<br />
Gründer infolge des Bevölkerungsrückgangs<br />
kleiner wird. Aber hier liegt ganz offenbar nicht<br />
der entscheidende Grund; die Gründungsintensität (gemessen an der<br />
Zahl der Personen <strong>im</strong> erwerbsfähigen Alter) ist in den letzten zehn<br />
Jahren in den ostdeutschen Flächenländern um mehr als 60 Prozent<br />
zurückgegangen. Mit rund 40 Gründungen je 10.000 Einwohner<br />
zwischen 18 und 64 Jahren liegen die ostdeutschen Länder allesamt<br />
auf den hinteren Plätzen der Gründungsstatistik, nachdem<br />
sie zur Mitte des letzten Jahrzehnts noch in der Spitzengruppe zu<br />
finden waren. Dies spricht dafür, dass es sich hierbei eher um ein<br />
strukturelles Problem handelt.<br />
Ein Grund könnte die deutlich verbesserte Arbeitsmarktlage in den<br />
neuen Ländern sein. Wenn Unternehmensgründungen eher „aus der<br />
Not“ geboren sind (um drohender Arbeitslosigkeit zu entgehen), ist<br />
es nicht weiter verwunderlich, wenn Unternehmensgründungen und<br />
Beschäftigungsaufbau sich gegenläufig entwickeln. Da derartige<br />
Notgründungen auch nicht unbedingt viel zur Stärkung der Wirtschaftskraft<br />
beitragen, wäre die zeitliche Entwicklung der Gründungszahlen<br />
insoweit auch kein wirklicher Grund zur Besorgnis. Es<br />
bleibt jedoch der eher pess<strong>im</strong>istisch st<strong>im</strong>mende Befund, dass die<br />
Gründungsneigung auch relativ zum Westen deutlich niedriger ist.<br />
Hierfür dürften vor allem zwei Faktoren eine Rolle spielen. Zum einen<br />
sind die regionalen Marktpotenziale <strong>im</strong> <strong>Osten</strong> begrenzt, insbesondere<br />
in den wirtschaftlich schwachen Regionen mit niedriger<br />
Kaufkraft und rückläufiger Bevölkerung. Für diese Sichtweise<br />
spricht auch eine stärker räumlich differenzierte Betrachtung des<br />
Gründungskl<strong>im</strong>as in den neuen Län dern. Gründungen finden besonders<br />
häufig in den Ballungszentren statt, und von diesen gibt es<br />
in Ostdeutschland, sieht man einmal von Berlin ab, bestenfalls eine<br />
Handvoll. Und zum Anderen scheint das Unternehmerbild in den ostdeutschen<br />
Ländern noch <strong>im</strong>mer eher negativ besetzt zu sein, nicht<br />
zuletzt wegen best<strong>im</strong>mender Einflüsse durch Elternhaus und Schule.<br />
Hier wirken ganz offenkundig noch entsprechende Prägungen<br />
aus DDR-Zeiten nach. Außerdem mussten viele Menschen in den vergangenen<br />
25 Jahren auch die Erfahrung machen, dass die unternehmerische<br />
Selbstständigkeit mit hohen Risiken verbunden und keineswegs<br />
<strong>im</strong>mer auch von Erfolg gekrönt ist – dies dürfte auch heute<br />
noch viele potenzielle Existenzgründer von einer unternehmerischen<br />
Tätigkeit abschrecken.<br />
Fotos: ifo Dresden<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
<strong>Gründerzeit</strong> | 17<br />
Von einer echten <strong>Gründerzeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Osten</strong> kann insoweit noch keine<br />
Rede sein. Dennoch: Es gibt zahlreiche Beispiele auch für positive<br />
Ausnahmen. Hierzu zählen zum Beispiel die gar nicht so seltenen<br />
technologieorientierten Ausgründungen aus Hochschulen, die vor<br />
allem deshalb bedeutsam sind, weil sie einen positiven Beitrag zur<br />
technologischen Erneuerung der Wirtschaftsstruktur leisten können<br />
und deshalb auch künftig jede nur denkbare Unterstützung<br />
verdienen. Positiv ist zudem, dass nach Ergebnissen des KfW-Gründungsmonitor<br />
<strong>im</strong>mer mehr Gründer eine explizite Geschäftsidee zu<br />
verwirklichen suchen, also zum Beispiel mit Marktneuheiten antreten<br />
oder vorab sorgfältige Marktanalysen vorgenommen haben. Dies<br />
ist insbesondere auch mit Blick auf die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />
von neu gegründeten Unternehmen wichtig, denn nach wie vor<br />
scheitert rund ein Drittel der Neugründungen eines Jahres innerhalb<br />
der kommenden 36 Monate. Gut geplante Vorhaben können dieses<br />
Risiko des Scheiterns deutlich vermindern. Insoweit: Eine niedrige<br />
Gründungsneigung ist dann nicht so problematisch, wenn die geringere<br />
Anzahl durch eine höhere Qualität von Unternehmensneugründungen<br />
kompensiert wird.<br />
Unternehmensgründungen benötigen dennoch auch künftig Unterstützung<br />
durch die Politik. Diese dürften sich freilich nicht allein<br />
der Bereitstellung finanzieller Hilfen erschöpfen. Wichtiger<br />
erscheinen vielmehr Beratungs- und Weiterbildungsangebote, ein<br />
Die Niederlassung Dresden des ifo Instituts.<br />
Abbau bürokratischer Hindernisse bei Unternehmensgründungen<br />
und nicht zuletzt Bemühungen um einen gesellschaftlichen Wertewandel,<br />
also eine verstärkte Akzeptanz des Unternehmertums als<br />
Motor wirtschaftlichen Fortschritts. Das alles ist nicht so einfach<br />
umzusetzen wie die Bereitstellung finanzieller Mittel, und es sind<br />
auch nicht unbedingt schnelle Erfolge zu erwarten, zumal es hierzu<br />
<strong>im</strong> Zweifel auch einer institutionellen Unterfütterung bedarf,<br />
die heute erst in Ansätzen vorhanden ist. Dennoch sollten entsprechende<br />
Initiativen zügig gestartet werden; ansonsten besteht die<br />
Gefahr, dass der Aufbau Ost irgendwann womöglich an einem Mangel<br />
an Unternehmerpersönlichkeiten scheitert.<br />
W+M<br />
LEIDENSCHAFT<br />
FÜR ERDGAS<br />
Gastransport<br />
Exploration & Produktion<br />
© VNG Norge AS/Helge Hansen/Montag<br />
Gashandel & Dienstleistung<br />
Gasspeicherung<br />
Die VNG-Gruppe um die VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft ist in der gesamten Wertschöpfungskette der deutschen<br />
und europäischen Erdgaswirtschaft aktiv und konzentriert sich auf die vier Kerngeschäftsbereiche Exploration & Produktion,<br />
Gashandel & Dienstleistung, Gastransport und Gasspeicherung. Mit dieser Expertise leisten wir einen entscheidenden Beitrag<br />
für ein nachhaltiges Energiesystem.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014<br />
VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft | Braunstraße 7 | 04347 Leipzig | Telefon +49 341 443-0 | Fax + 49 341 443-1500 | info@vng.de | www.vng.de
18 | W+M Länderreport<br />
Aufschwung am Airport Erfurt<br />
Leere Rollfelder, missglückte Privatisierungen – den regionalen Flughäfen in Deutschland haftete<br />
zuletzt häufig das Image öffentlicher Fehlinvestitionen an. Zu Unrecht, wehrt sich Uwe Kotzan,<br />
Geschäftsführer der Flughafen Erfurt GmbH. Sein Airport verzeichnet steigende Passagierzahlen.<br />
Von Matthias Salm<br />
Das Flughafengelände in Erfurt.<br />
Es ist Wahlkampfzeit in Thüringen. Bevor<br />
die Bürger am 14. September an die<br />
Urnen gerufen werden, lassen es sich<br />
deshalb die führenden Politiker des Landes<br />
kaum nehmen, gute Nachrichten zu verbreiten.<br />
So auch Mitte Juni am Erfurter Flughafen.<br />
„100 neue qualifizierte Arbeitsplätze in einer<br />
Boombranche sind eine gute Nachricht<br />
für die gesamte Region“, freute sich Thüringens<br />
Wirtschaftsminister Uwe Höhn (SPD)<br />
anlässlich der Ansiedlung des Flugzeugwartungsunternehmens<br />
HAITEC Aircraft Maintenance<br />
GmbH am Erfurter Flughafen. In die<br />
gleiche Kerbe schlug sein christdemokratischer<br />
Kabinettskollege Christian Carius, Thüringer<br />
Minister für Bau, Landesentwicklung<br />
und Verkehr: „Heute ist ein guter Tag für den<br />
Freistaat, denn die Ansiedlung der HAITEC<br />
stärkt den Luftverkehrsstandort Thüringen.“<br />
Insgesamt investiert HAITEC rund drei Millionen<br />
Euro am Erfurter Airport. Hier sollen<br />
künftig <strong>im</strong> neuen Unternehmensbereich<br />
„VIP Maintenance“ VIP- und Geschäftsreiseflugzeuge<br />
gewartet und repariert werden.<br />
Dazu hat das Unternehmen mit Hauptsitz am<br />
rheinland-pfälzischen Flughafen Hahn einen<br />
Hangar auf dem Flughafengelände in der<br />
Domstadt angemietet. Das Thüringer Wirtschaftsministerium<br />
fördert das Vorhaben mit<br />
knapp 1,2 Millionen Euro.<br />
Trotz der guten Nachrichten aus der Landeshauptstadt:<br />
Die Förderung von Regionalflughäfen<br />
hatte zuletzt einen eher schlechten<br />
Leumund in der Öffentlichkeit. Der Bau des<br />
umstrittenen Flughafens Kassel-Calden und<br />
die Insolvenz des privatisierten Lübecker<br />
Airports sorgten für negative Schlagzeilen.<br />
Zu dicht gestrickt sei das Netz der regionalen<br />
Flughäfen, heißt es, um bei hohen Fixkosten<br />
betriebswirtschaftlich erfolgreich sein<br />
zu können. Die infrastrukturelle Bedeutung<br />
werde hingegen überschätzt.<br />
Die Zahlen geben den Kritikern auf den ersten<br />
Blick Recht. Nur sechs der 22 internationalen<br />
Verkehrsflughäfen, die neben 16 weiteren<br />
Regionalflughäfen und Flugplätzen<br />
<strong>im</strong> Flughafenverband ADV organisiert sind,<br />
schrieben 2013 schwarze Zahlen.<br />
Fotos: Flughafen Erfurt GmbH, www.fotonikola.de<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Thüringen | 19<br />
Die Gründe für die schwierige Marktlage der<br />
Flughafenbranche sind vielfältig. Die europäischen<br />
Airlines stehen unter enormem<br />
wirtschaftlichen Druck. Die Folge sind Streckenstreichungen,<br />
Einsparmaßnahmen und<br />
der Rückzug aus der Fläche, die auf das Geschäft<br />
der Flughäfen durchschlagen. Betroffen<br />
sind von der Krise vor allem kleine und<br />
mittelgroße Flughäfen.<br />
Darüber hinaus bleibt die Luftverkehrssteuer<br />
als Wachstumsbremse der Branche ein Dorn<br />
<strong>im</strong> Auge: So hat der Branchenverband ADV errechnet,<br />
dass fünf Millionen Passagiere 2013<br />
aufgrund der Steuer verlustig gingen, weil<br />
diese zu Ausweichverhalten auf Flughäfen<br />
jenseits der deutschen Grenzen führe.<br />
Uwe Kotzan<br />
Geschäftsführer der<br />
Flughafen Erfurt GmbH<br />
Uwe Kotzan, seit November 2013 Flughafenchef<br />
in Erfurt-We<strong>im</strong>ar und mit jahrelanger<br />
Erfahrung als Flughafen-Manager ausgestattet,<br />
n<strong>im</strong>mt die Kritik an den regionalen Airports<br />
gelassen. Dabei hatten gerade seine<br />
Vorgänger <strong>im</strong> Amt die Folgen des Sparkurses<br />
bei den Airlines zu spüren bekommen. Der<br />
Rückzug von Air Berlin 2011 dez<strong>im</strong>ierte innerhalb<br />
kürzester Zeit die Passagierzahlen<br />
in Erfurt um rund 113.000.<br />
Seit die Fluglinie Germania in der Landeshauptstadt<br />
neue Strecken zu den Stränden<br />
der Türkei, der Kanaren und auf die spanischen<br />
Inseln anbietet, geht es nun langsam<br />
wieder bergauf. 2013 stieg die Zahl der anund<br />
abreisenden Fluggäste in Erfurt um 16,8<br />
Prozent auf rund 215.000.<br />
Doch es sind nicht die Sonnenanbeter, mit<br />
denen Kotzan die infrastrukturelle Bedeutung<br />
des Regionalflughafens begründet.<br />
„Die Verlängerung des Vertrags mit TNT-Express,<br />
einem der führenden Spezialisten für<br />
weltweite Expressdienstleistungen für Geschäftskunden,<br />
ist ein wichtiger Standortfaktor<br />
für die Wirtschaft“, erläutert Kotzan<br />
und betont, dass die Frage der<br />
Anbindung an den Luftverkehr<br />
– ob Fracht oder Geschäftsreisen<br />
– bei vielen Unternehmensansiedlungen<br />
eine Rolle spiele.<br />
Insbesondere die Automobilindustrie<br />
<strong>im</strong> Land profitiere logistisch<br />
vom Flughafen.<br />
„Der Flughafen steht außerdem<br />
für seine 130 Mitarbeiter und<br />
rund 450 weitere Beschäftigte<br />
in den Unternehmen <strong>im</strong> Umfeld.“<br />
Von diesen Vorteilen profitieren<br />
nicht nur die Thüringer, das Einzugsgebiet<br />
reiche auch nach Sachsen, Ost-Hessen<br />
und Nord-Franken, so Kotzan.<br />
Brüssel hingegen sieht die Flut von Provinzflughäfen<br />
als regionale Prestigeprojekte<br />
in ganz Europa schon seit längerem mit<br />
gemischten Gefühlen. Mit neuen Leitlinien<br />
für Flughafensubventionen will die EU-Kommission<br />
nun verhindern, dass weitere Steuergelder<br />
in unrentable Landebahnen fließen.<br />
Denn auch bei steigenden Nutzerzahlen wie<br />
in Erfurt, das räumt auch Uwe Kotzan ein,<br />
bleiben die allermeisten Flughäfen auf Subventionen<br />
aus den öffentlichen Kassen angewiesen.<br />
Deshalb fordert Brüssel nun: Zuschüsse<br />
für den laufenden Betrieb von kleinen<br />
und mittleren Airports sollen zwar<br />
möglich sein, aber nur für einen begrenzten<br />
Zeitraum von zehn Jahren. Dann muss<br />
der rentierliche Betrieb des Flughafens sich<br />
Verkehrsflughäfen in<br />
den neuen Ländern<br />
und Berlin<br />
Berlin-Tegel<br />
Berlin-Schönefeld<br />
Dresden<br />
Erfurt-We<strong>im</strong>ar<br />
Heringsdorf<br />
Leipzig/Halle<br />
Magdeburg/Cochstedt<br />
Neubrandenburg<br />
Rostock-Laage<br />
Schwerin-Parch<strong>im</strong><br />
Stralsund-Barth<br />
selbst tragen. Aufwendungen<br />
für hoheitliche Aufgaben<br />
können auch weiterhin<br />
bezuschusst werden.<br />
Flughafen-Chef Kotzan begrüßt<br />
die Brüsseler Regelung:<br />
„Nun herrschen klare<br />
Vorgaben, welche Beträge<br />
ein Flughafen erwirtschaften<br />
muss.“ 3,8 Millionen Euro<br />
erhielt der Erfurter Flughafenbetreiber<br />
zuletzt vom<br />
Freistaat. Weniger als zuvor<br />
erwartet, doch für die Gegner der Regionalflughäfen<br />
<strong>im</strong>mer noch zu viel.<br />
Kotzan hält dagegen: „Die Fixkosten für die<br />
hoheitlichen Aufgaben, etwa Flugsicherheit<br />
oder Luftsicherheit, fließen nicht in<br />
das Brüsseler Berechnungsverfahren ein.“<br />
Ohne diese reduziere sich die operationelle<br />
Deckungslücke, die es be<strong>im</strong> Erfurter Airport<br />
zu schließen gelte, auf etwa 700.000 Euro.<br />
„Nun müssen wir unsere Hausaufgaben machen.<br />
Die Hauptaufgabe heißt Konsolidierung“,<br />
gibt sich der Chef der Flughafen Erfurt<br />
GmbH opt<strong>im</strong>istisch, dass dem Erfurter<br />
Flughafen langfristig vom Brüsseler Beihilferecht<br />
keine Gefahr drohe. Der „wichtige Meilenstein<br />
zur Erweiterung des Serviceangebotes<br />
am Landesflughafen“ wie Uwe Kotzan<br />
das Millionen-Investment des Dienstleisters<br />
HAITEC nennt, ist dazu der erste gelungene<br />
Schritt.<br />
W+M<br />
Passagierzahlen ausgewählter Flughäfen in den neuen<br />
Bundesländern und Berlin 2013<br />
Berlin-Tegel<br />
Berlin-Schönefeld<br />
Dresden<br />
Erfurt<br />
Leipzig/Halle<br />
- 7 %<br />
+ 16,8 %<br />
- 2,0 %<br />
- 5,2 %<br />
+ 7,9 %<br />
0 5 10 15 20<br />
Quelle: Flughafenverband ADV Jährliche Passagierzahlen in Millionen<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
20 | W+M Länderreport<br />
Figuren aus dem klassischen Schwanenservice und das Ess-Service aus der neuen COSMOPOLTAN-Serie der Porzellan-Manufaktur Meissen.<br />
Die Schlammschlacht<br />
Christian Kurtzke baut die Porzellan-Manufaktur Meissen zum Luxuskonzern um. Der Streit<br />
darum tobt <strong>im</strong> Lande und ist zu einer regelrechten Schlammschlacht ausgewachsen. Doch<br />
der Eigentümer, der Freistaat Sachsen, schaut bislang tatenlos zu.<br />
Von Steffen Uhlmann<br />
Die mächtige Schlammlawine kam über<br />
Nacht und machte in Meißen erst kurz<br />
vor der Porzellan-Manufaktur in der<br />
Talstraße halt. Glück gehabt: Die altehrwürdige<br />
Manufaktur mit ihren Schätzen aus über<br />
drei Jahrhunderten blieb Anfang Juni von<br />
den Unwetterfolgen verschont. Dafür brach<br />
umso härter die schon seit Monaten anhaltende<br />
Schlammschlacht um die Zukunft von<br />
Europas ältester Porzellanmanufaktur nun<br />
auch öffentlich aus. Das längst formierte<br />
Heer von Leviten-Lesern macht seinem Ärger<br />
über den Kurs von Geschäftsführer Christian<br />
Kurtzke medienöffentlich Luft, Meissen zu<br />
einem global agierenden Luxuskonzern umzubauen.<br />
Ein Sammelsurium von Vorwürfen<br />
haben Manufaktur-Fundamentalisten, Meißner<br />
Bürgerbewegte, sächsische Lokal- und<br />
Landespolitiker zusammengetragen. Ein regelrechtes<br />
Scherbengericht tagt. Hier die Ankläger,<br />
die die Zukunft der über 300 Jahre alten<br />
Meissner Manufaktur ausschließlich mit<br />
dem Porzellan und seiner Kunst verbinden.<br />
Dort der Angeklagte Kurtzke, der die Tradition<br />
genauso bewahren will, aber überzeugt<br />
davon ist, dass sich die Manufaktur dafür<br />
mittels neuer Produkte neue Märkte erschließen<br />
muss, damit die traditionsreiche Porzel-<br />
Geschäftsführer Christian Kurtzke<br />
überreicht Sachsens Ministerpräsident<br />
Stanislaw Tillich einen Füllfederhalter aus<br />
dem Hause Meissen.<br />
Fotos: Meissen, Osaka<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Sachsen | 21<br />
lanherstellung langfristig finanziell abgesichert werden kann. Mit<br />
seiner Luxusmarken-Strategie rackert Kurtzke dafür, als ginge es<br />
ums Überleben. Geht es jetzt vor dem Scherbengericht auch – für<br />
die Manufaktur, vor allem aber für ihren Chef selbst. Das weiß man<br />
seit der griechischen Antike.<br />
Was sichert Zukunft – Luxus oder Tradition? Die schon 1710 von<br />
Sachsenkönig August dem Starken in Meißen gegründete Manufaktur<br />
hat in den Folgejahrhunderten elf Kriege, Adel, Nazis und<br />
Planwirtschaftler überlebt, ehe sie 1991 in die Hände des Freistaates<br />
Sachsen geriet. Seitdem aber macht ihr der postsozialistische<br />
Niedergang bürgerlicher Tischkultur schwer zu schaffen. Nicht nur<br />
ihr, der ganzen Branche. Die neue Lifestyle- und Coffee-to-go-Generation,<br />
die moderne Single-Haushalt-Bewegung hat mit Zwiebelmuster-<br />
und Goldrand-Tassen, Kerzenhaltern <strong>im</strong> Barockstil, Tellern<br />
oder Schüsseln <strong>im</strong> Rosendekor nicht mehr viel am Hut. Mehr mit<br />
streng designten Sushi- oder Müsli-Sets. Und um die gut betuchten<br />
Sammler und Silver-Ager buhlen nicht nur die Manufaktur-Betreiber,<br />
sondern auch unzählige Fundus-Besitzer, die ihre über Jahre<br />
angehäuften Klassiker nun direkt oder per Auktion anbieten. „Der<br />
größte Konkurrent von Meissen“, sagt Kurtzke, „ist Meissen selbst.“<br />
Europaweit, so Schätzungen von Branchenexperten, haben <strong>im</strong> letzten<br />
Jahrzehnt gut drei Dutzend Porzellanmanufakturen diesen drastischen<br />
Wechsel <strong>im</strong> Bereich Tisch und Tafel nicht überstanden. Die Not<br />
war und ist groß, auch bei den deutschen Manufakturen. Keine<br />
von ihnen ist in den letzten Jahren allein mit Porzellan wirtschaftlich<br />
erfolgreich gewesen. So sind die öffentliche Hand<br />
oder private Geldgeber gefordert, wenn es um die Bewahrung<br />
von Porzellankunst und Tradition geht.<br />
Als Kurtzke <strong>im</strong> Oktober 2008 als neuer Geschäftsführer er von<br />
Meissen installiert wurde, wies die Manufaktur <strong>im</strong> gleichen<br />
Jahr bei 32 Millionen Euro Umsatz satte 21 Millionen<br />
Euro Verluste aus. Kurtzke aber legte los. Wie ein serker und für manche wie ein Elefant <strong>im</strong> Porzellanladen.<br />
Er baute um, feuerte fast 200 der damals noch 800 Be-<br />
Berschäftigten,<br />
trennte sich von Mitgeschäftsführern und<br />
verschlissenen Lagerbeständen. Der Wandel der Manuefaktur<br />
in ein diversifiziertes Unternehmen, das neben<br />
dem Kerngeschäft Porzellan andere Luxusgüter vertreibt,<br />
nahm Gestalt an. Und damit die Chance, künftig<br />
die verbliebenen über 600 Arbeitsplätze vor Ort zu<br />
sichern, ohne dass Meissen dafür weitere Subventionen<br />
vom Eigner Freistaat benötigt.<br />
Zum feinen Porzellan kamen zunächst Schmuck, Füll-lfederhalter<br />
und Uhren, später Möbel, Stoffe und Accessoires<br />
und zuletzt auch die erste Meissner Modekollektion<br />
– edle Kleider, entworfen von der jungen<br />
Berliner Designerin Frida Weyer. Während Kurtzke<br />
sich damit auf dem Weg wähnt, an dessen Ende in<br />
Ein bis auf die Bücher vollständig mit Produkten der<br />
Firma Meissen eingerichtetes Wohnz<strong>im</strong>mer.<br />
einigen Jahren aus Meissen eine international bedeutende Luxus-<br />
Gruppe, ein sächsisches Hermés mit Kerngeschäft Porzellan, geworden<br />
ist, rechnen seine Kritiker mit ihm ab: Was bitteschön, fragen sie,<br />
habe die Luxus-Expansion, außer Kosten für die öffentliche Hand<br />
und Gefahren für die Porzelliner, bislang gebracht? Taumelt die Manufaktur<br />
unter Kurtzke jetzt erst recht in eine lebensbedrohliche<br />
Schuldenfalle? Wer sind die Leute hinter ihm, die seinen Kurs stützen?<br />
Vermutet wird ein dubioses Netzwerk an Lieferanten und Abnehmern.<br />
Und über allem die Frage: Steht am Ende des Weges gar die<br />
Verschleuderung von „Sachsens Seele“ an einen privaten Investor?<br />
Antworten darauf müsste der Eigner Freistaat geben. Doch der<br />
hüllt sich in hartnäckiges Schweigen. Sachsens Finanzminis-<br />
ter Georg Unland, dessen Emissär <strong>im</strong> Aufsichtsrat sitzt, will<br />
sich prinzipiell nicht zu Meissen äußern. Bilanzen, Zah-<br />
len und Strategien seien in Prüfung, heißt es lediglich<br />
aus seinem<br />
Hause. Dauer unbekannt. So muss Kurtz-<br />
ke <strong>im</strong> Alleingang liefern. Und steht dabei enorm unter<br />
Druck. Für den Aufbau seiner schönen neuen Luxuswelt<br />
benötigt er<br />
frisches Kapital, um die Anlaufinvestitio-<br />
nen in Höhe<br />
von etwa 25 Millionen Euro finanzieren zu<br />
können. Die Manufaktur allein kann das nicht stem-<br />
men, dafür fehlt ihr einfach die Kraft. Zumal der Umsatzsprung<br />
mit Hilfe der Luxusgüter auf sich warten<br />
lässt. 2013 hat Meissen nicht viel mehr als 40 Millio-<br />
ne n Euro umgesetzt und dabei wieder Verluste eingefahren.<br />
Doch für 2017 kündigt Kurtzke den Break<br />
even an, sofern er seine Strategie konsequent umsetzen<br />
kann. 2020 will der Meissen-Chef mit Hil-<br />
fe von Franchisemodellen weltweit 300 Läden<br />
betreiben und be<strong>im</strong> Umsatz die 100-Millionen-Grenze<br />
überschreiten. Dann wäre das<br />
sächsische Hermés unter seiner Leitung<br />
aufgebaut. Bleibt die Frage, ob es dann<br />
noch <strong>im</strong> Besitz des Freistaates ist.<br />
Kleid „Grace“ von<br />
W+M<br />
Meissen Couture<br />
(Preis: 8.250 Euro).<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
22 | W+M Länderreport<br />
Erdöl-Metropole<br />
als Leuchtturm in<br />
der Uckermark<br />
Die Stadt Schwedt an der Oder genießt als einer<br />
der regionalen Wachstumskerne Brandenburgs<br />
die besondere Förderung des Landes.<br />
Einst eines der bedeutendsten Zentren des Tabakanbaus<br />
in Deutschland, wird sie seit 50 Jahren<br />
geprägt durch die Petrolchemie. Wichtigster<br />
Arbeitgeber ist seit den 1960er Jahren die<br />
heutige PCK Raffinerie GmbH.<br />
Von Tomas Morgenstern<br />
Die PCK Raffinerie GmbH<br />
ist eine der modernsten<br />
und effizientesten Erdöl-<br />
Raffinerien in Europa.<br />
Annähernd jedes zehnte Auto in Deutschland fährt mit Kraftstoff<br />
aus der Uckermark. Doch die Stadt an der deutsch-polnischen<br />
Grenze hat mit gravierenden Problemen zu kämpfen:<br />
Seit 20 Jahren schrumpft die Bevölkerung, und die Arbeitslosigkeit<br />
ist mit rund 15 Prozent überdurchschnittlich hoch.<br />
Vor allem Ostdeutsche bringen Schwedt mit Erdöl in Verbindung:<br />
Dass in der Oder-Stadt russisches Erdöl verarbeitet wird, das von<br />
den sibirischen Ölfeldern bei Tjumen über die 5.300 Kilometer lange<br />
Fernleitung „Druschba“ (Freundschaft) nach Schwedt fließt,<br />
war in der DDR Allgemeinbildung. Vor genau 50 Jahren floss das<br />
erste Öl durch die Pipeline. Das ab 1960 erbaute und 1970 zum Petrolchemischen<br />
Kombinat (PCK) umgewandelte Werk beschäftigte<br />
einmal mehr als 8.000 Mitarbeiter. In den 1990er Jahren privatisiert,<br />
ist die heutige PCK Raffinerie GmbH eine der größten<br />
und modernsten Raffinerien in Europa. Jährlich bis zu zwölf Millionen<br />
Tonnen Erdöl werden hier zu Otto- und Dieselkraftstoffen<br />
sowie Heizöl verarbeitet. „Wir gelten international als vorbildlich<br />
hinsichtlich der Kosten, der Wirtschaftlichkeit, der Anlagenverfügbarkeit<br />
und der Ausbeute an hellen Erdölprodukten“, erklärt<br />
Pressesprecherin Vica Fajnor. Mit 1.200 Mitarbeitern und einem<br />
Jahresumsatz von 2,1 Milliarden Euro sei PCK der größte Arbeitgeber<br />
in der Uckermark. Weitere 2.000 Arbeitskräfte seien bei Service-Firmen<br />
tätig.<br />
PCK-Geschäftsführer Jos van Winsen hatte sich jüngst nachdrücklich<br />
zu Schwedt bekannt: „Wir werden unseren Standort Stück für<br />
Stück weiter modernisieren und seine Effizienz steigern.“ Und er<br />
betonte, dass angesichts der Tatsache, dass ab 2017 nahezu die<br />
Hälfte der derzeitigen Belegschaft das Rentenalter erreiche, auch<br />
in Zukunft kein Mangel an Arbeitsplätzen herrschen werde.<br />
Fotos: PCK Raffinerie GmbH, Stadt Schwedt/Oder<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Brandenburg | 23<br />
Fünf Teile hat das längste Wandbild Deutschlands, mit dem der Künstler Hartmut Lindemann das PCK-Gebäude in Schwedt gestaltet hat.<br />
Das vordringlich benötigte Personal lasse<br />
sich nicht durch Umschuldung von Langzeitarbeitslosen<br />
gewinnen, stellt die PCK-<br />
Sprecherin klar. „Wir setzen zum einen auf<br />
die Jugend in der Uckermark“, sagt sie und<br />
verweist auf die langfristige, enge Kooperation<br />
mit den Schulen in der Region. Das Unternehmen<br />
bilde den Großteil seines Personalbedarfs<br />
selber aus und schicke viele junge<br />
Leute zum Studium. „Unsere Ausbildung<br />
genießt einen exzellenten Ruf.“ Doch <strong>im</strong>mer<br />
häufiger wird auch ein Blick über die Grenze<br />
nach Polen geworfen: Allein 40.000 junge<br />
Leute studieren derzeit an der Technischen<br />
Universität von Szczecin (Stettin).<br />
Milliarden wurden investiert<br />
Die Gesellschafter der PCK Raffinerie GmbH<br />
haben in den vergangenen 20 Jahren rund<br />
zwei Milliarden Euro in moderne Technologien<br />
und den Umweltschutz investiert. Doch<br />
nun wächst die Erwartungshaltung gegenüber<br />
dem Land, der Stadt Schwedt und dem<br />
Bund. Die Branche ist international unter<br />
großem Druck. Vor allem die Konkurrenz <strong>im</strong><br />
arabischen Raum und in Asien sei enorm gewachsen,<br />
heißt es. Die PCK kämpfe in einem<br />
rückläufigen Markt mit hohen Stromkosten<br />
und wachsenden Überkapazitäten. Daher<br />
müsse mehr unternommen werden, um den<br />
Standort attraktiver zu machen.<br />
Demonstrative Zuversicht äußern alle Akteure<br />
hingegen, wenn es um etwaige Auswirkungen<br />
der aktuellen Krise in der Ukraine<br />
und vor allem auch in den Beziehungen des<br />
Westens zu Russland auf den Standort geht.<br />
Groß ist das in 50 Jahren gewachsene Vertrauen<br />
in Liefertreue der russischen Partner<br />
und in Gesetzeskraft bestehender Verträge,<br />
nicht zuletzt aber auch darin, dass die Vernunft<br />
in dem Konflikt bald wieder die Oberhand<br />
gewinnen wird.<br />
Die Leiterin der Stabsstelle Wirtschaftsförderung<br />
<strong>im</strong> Rathaus, Annekathrin Hoppe, erklärt:<br />
„PCK ist für uns das absolut wichtigste<br />
Unternehmen in der Region.“ Aber natürlich<br />
gebe es auch andere bedeutsame Unternehmen<br />
in Schwedt. Mit vier Papierfabriken und<br />
-verarbeitungsfirmen zählt die Stadt zu den<br />
größten Papierstandorten Deutschlands. Allein<br />
auf dem PCK-Gelände arbeiten etwa 80<br />
Unternehmen, vor allem Dienstleister. Verbio<br />
betreibt hier sogar Anlagen zur Erzeugung<br />
von Bio-Ethanol und -Diesel. Ein ebenso<br />
wertvoller Standortfaktor ist das Uckermark-Klinikum<br />
der Asklepios-Kette, ein<br />
Krankenhaus der Schwerpunktversorgung<br />
mit 420 Betten und 850 Angestellten.<br />
Ein Schwedter Dauerproblem ist die Verkehrsinfrastruktur.<br />
Zwar ist die Stadt über Bundesstraßen<br />
(B 2 und B 166) an das Autobahnnetz<br />
angebunden, verfügt über einen Bahnanschluss,<br />
einen eigenen Grenzübergang und<br />
einen modernen Binnenhafen mit Ostsee-Zugang<br />
und Verbindung zum europäischen Wasserstraßennetz,<br />
doch es hapert be<strong>im</strong> Ausbau.<br />
Erst Mitte Mai hatte der Stopp des seit<br />
fast 20 Jahren geplanten Ausbaus der B 198<br />
zwischen der A 11 bei Joach<strong>im</strong>sthal und der<br />
B 2 bei Herzsprung Schlagzeilen<br />
gemacht.<br />
Die Wirtschaftsförderung<br />
mache Lobbyarbeit auf allen<br />
Ebenen, sagt Annekathrin<br />
Hoppe. Doch bei so<br />
wichtigen Themen, wie der<br />
Ertüchtigung der Hohensaaten-Friedrichsthaler<br />
Wasserstraße<br />
oder der Eisenbahnverbindung<br />
nach Polen<br />
sowie bei der Schaffung eines<br />
neuen Grenzübergangs<br />
außerhalb der Stadt komme<br />
man allein nicht weiter. Hier müssten Land<br />
und Bund mit ihren jeweiligen Partnern in<br />
Polen zu Lösungen kommen. Die Pressesprecherin<br />
von Schwedt, Corinna Müller, ist überzeugt,<br />
dass die wirtschaftliche Zukunft von<br />
der Stadt eng mit dem dynamisch wachsenden<br />
Metropolenraum Szczecin mit seinen<br />
schon heute mehr als 500.000 Einwohnern<br />
verknüpft sein wird. Das frühere Stettin sei<br />
bis 1945 das natürliche Einzugsgebiet der<br />
Schwedter gewesen, erinnert sie.<br />
Auf der Suche nach einem attraktiveren<br />
Image versucht sich Schwedt unter Bürgermeister<br />
Jürgen Polzehl (SPD) vorsichtig<br />
vom Bild der Erdöl-Metropole zu lösen.<br />
Der deutsch-polnische Nationalpark Unteres<br />
Odertal, der in geschützten Naturräumen<br />
zahlreiche seltene Tierarten beherbergt,<br />
reicht bis an die Stadtgrenze. 10.000 Naturfreunde<br />
zählt das Besucherzentrum <strong>im</strong> Ortsteil<br />
Criewen jedes Jahr. Inzwischen wirbt die<br />
Stadt auf ihrer Website auf grüne Art. „Herzlich<br />
willkommen in der Nationalparkstadt<br />
Schwedt/Oder“ heißt es da. Schwedt hat <strong>im</strong><br />
Oktober 2013 als erste Stadt in Deutschland<br />
sogar seine Ortseingangsschilder mit dem Zusatz<br />
„Nationalparkstadt“ versehen.<br />
W+M<br />
Schwedt wurde nach seiner Zerstörung am<br />
Ende des Krieges als Wirtschaftsstandort neu aufgebaut.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
24 | W+M Länderreport<br />
Auf dem Weg zum führenden Gesundheitsland<br />
Mecklenburg-Vorpommern hat sich zum Ziel gesetzt, Gesundheitsland Nummer eins in<br />
Deutschland zu werden – und bietet dafür beste natürliche Voraussetzungen für Genesung<br />
und Erholung.<br />
Von Steffen Piechullek<br />
Der Hybrid-OP-Saal <strong>im</strong> Klinikum<br />
Karlsburg ist einer der modernsten<br />
in Norddeutschland.<br />
Die Gesundheitsbranche in Vorpommern<br />
hat sich in den vergangenen<br />
zwei Jahrzehnten überaus dynamisch<br />
entwickelt und zählt inzwischen zu<br />
den wichtigsten Wirtschaftsfeldern der Region.<br />
Etwa 30.000 Beschäftigte arbeiten mittlerweile<br />
in den unterschiedlichen Bereichen<br />
von Forschung über Pflege und Rehabilitation<br />
bis hin zu Wellness – Tendenz steigend.<br />
Der Gesundheits- und Wellness-Sektor zählt<br />
zu den fortschrittlichsten und leistungsfähigsten<br />
in Europa. Eine Vielzahl an Rehaund<br />
Kureinrichtungen sowie Medical-, Wellness-<br />
und Sporthotels mit einem vielfältigen<br />
Angebot, moderner und leistungsorientierter<br />
Infrastruktur und hohen Qualitätsstandards<br />
profitiert von den natürlichen Gegebenheiten<br />
der Region. Es sind vor allem das marit<strong>im</strong>e<br />
Kl<strong>im</strong>a, die saubere Luft und die intakte<br />
Natur, vielseitige und abwechslungsreiche<br />
Ausflugsmöglichkeiten wie die einmaligen<br />
Sand- und Naturstrände sowie Küstenlandschaften<br />
oder die traditionsreichen Seebäder,<br />
die das Land so besonders machen.<br />
Ergänzt wird diese Gesundheitsversorgung<br />
durch Spitzenforschung. Schwerpunkte liegen<br />
in den Bereichen Biowissenschaften,<br />
Medizin und Medizintechnik, Molekularbiologie,<br />
Plasmaphysik, Neurowissenschaften<br />
und Onkologie. Hoch qualifizierte Mitarbeiter<br />
und ein innovationsfreundliches Wirtschaftskl<strong>im</strong>a<br />
ziehen Unternehmen der Life<br />
Sciences, Biotechnologien und Gesundheitswirtschaft<br />
an. Vor allem zahlreiche kleine<br />
Unternehmen nutzen die Nähe zur Universität<br />
Greifswald, um sich anzusiedeln.<br />
Die Universitäten und Fachhochschulen<br />
in der Region bieten spezialisierte Ausbildungsmöglichkeiten<br />
für den wachsenden Bedarf<br />
an qualifizierten Fachkräften in allen<br />
Fotos: Klinikum Karlsberg, INP Leibniz-Institut Ehlbeck/Derm<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Mecklenburg-Vorpommern | 25<br />
Bereichen der Gesundheitswirtschaft und<br />
Life Sciences. Das Medizinstudium an der<br />
Universität Greifswald beispielsweise belegt<br />
seit Jahren Spitzenplätze in bundesweiten<br />
Hochschulrankings und ist äußerst beliebt<br />
und begehrt.<br />
In Greifswald steht das modernste Universitätsklinikum<br />
Deutschlands, das auch international<br />
eine hohe Reputation genießt.<br />
Es versorgt mit seinen 870 Betten und 4.400<br />
Mitarbeitern jährlich etwa 146.000 Patienten,<br />
davon etwa 36.000 stationär, und gliedert<br />
sich in 21 Kliniken und 19 Institute.<br />
Das Klinikum Karlsburg hat sich national<br />
und international als Herz- und Diabeteszentrum<br />
einen guten Ruf erworben und plant<br />
derzeit die Errichtung eines hochmodernen<br />
Diabetes-Innovationszentrums mit integriertem<br />
Klinikbereich. Hier werden die Voraussetzungen<br />
dafür geschaffen, dass auch<br />
zukünftig beste Bedingungen für Spitzenmedizin<br />
und -forschung in Vorpommern vorhanden<br />
sind.<br />
Synergien finden sich ebenfalls mit Forschungsinstituten<br />
und Kompetenzclustern.<br />
Dazu zählt unter anderem die BioCon Valley<br />
GmbH, welche sich als professionell organisiertes<br />
Landesnetzwerk um die interdisziplinäre<br />
Vernetzung von Wirtschafts- und Forschungsaktivitäten<br />
kümmert.<br />
Inkubatoren wie das BioTechnikum in Greifswald<br />
bieten nicht nur günstige Labore und<br />
Büroflächen, sondern entlasten unter anderem<br />
die jungen Unternehmen von administrativen<br />
Arbeiten, unterstützen das Management<br />
und vermitteln die Kontakte für Kooperationen<br />
und Projekte. Mit der beabsichtigten<br />
Erweiterung des BioTechnikums und<br />
dem Neubau eines PlasmaTechnikums wird<br />
bis zum Jahr 2016 die erforderliche Infrastruktur<br />
für die Aufnahme und Erweiterung<br />
von Unternehmen der Branche geschaffen.<br />
Spitzentechnologien vom Labor zum<br />
Patienten – Plasmaforschung am<br />
Leibniz-Institut in Greifswald.<br />
Das Leibniz-Institut für Plasmaforschung<br />
und Technologie e. V. (INP Greifswald) ist<br />
europaweit die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung<br />
zu Niedertemperaturplasmen.<br />
Hier wurde der erste in Deutschland<br />
zugelassene Plasma-Pen zur Wundheilung<br />
entwickelt.<br />
Im Ergebnis zeigt sich, dass die Region Vorpommern<br />
die besten Voraussetzungen für<br />
Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft,<br />
Medizintechnik, Biotechnologie,<br />
Plasmaforschung und -technologie bietet.<br />
W+M<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014<br />
VOLKSSOLIDARITÄT<br />
Greifswald-Ostvorpommern e.V.
26 | W+M Länderreport<br />
Sächsisches Flaggschiff auf dem Gasmarkt<br />
Die Verbundnetz Gas AG in Leipzig, die über Töchter mittlerweile<br />
in 14 Ländern aktiv ist, zählt zu den führenden Erdgas<strong>im</strong>porteuren<br />
Deutschlands. Konsequent baut man derzeit die eigene<br />
Fördertätigkeit aus, um die Abhängigkeit von Lieferländern zu<br />
verringern, und verbreitert zugleich die eigene Wertschöpfung<br />
auch auf dem deutschen Markt.<br />
Von Harald Lachmann<br />
Als die Norweger am 17. Mai ihren Nationalfeiertag<br />
begingen, wurde auch<br />
in Leipzig gefeiert. Denn Dr. Karsten<br />
Heuchert, der Vorstandsvorsitzende der Verbundnetz<br />
Gas AG (VNG), ist auch norwegischer<br />
Honorarkonsul für Brandenburg, Sachsen,<br />
Sachsen-Anhalt und Thüringen. Und<br />
diese Nähe des drittgrößten deutschen Erdgas<strong>im</strong>porteurs<br />
zum nordischen Königreich<br />
kommt nicht von ungefähr. Erst zu Jahresbeginn<br />
beendete VNG mit Erfolg weitere Erdgaserkundungen<br />
auf dem norwegischen Kontinentalschelf.<br />
Mittlerweile ist der einzige deutsche Top-<br />
100-Konzern mit Hauptsitz <strong>im</strong> <strong>Osten</strong> über<br />
seine Töchter VNG Norge und VNG Danmark<br />
an über 30 Produktionslizenzen in Nordeuropa<br />
beteiligt. Die Exploration, so Heuchert,<br />
sei ein „wichtiger Teil unserer Unternehmensstrategie“.<br />
Denn mit dem direkten<br />
Zugriff auf eigenes Erdgas stärke man die<br />
Unabhängigkeit des Gashandels gegenüber<br />
Marktschwankungen. Mittel- bis langfristig<br />
soll ein „bedeutender Anteil“ der jährlichen<br />
Erdgasbeschaffung aus eigenen Quellen<br />
sprudeln.<br />
Der Leipziger Konzern will damit seine Position<br />
<strong>im</strong> Markt festigen, stärker an der gesamten<br />
Energiewertschöpfungskette teilhaben<br />
und nicht zuletzt weniger abhängig von den<br />
großen Lieferländern sein – neben Norwegen<br />
auch Russland. Dennoch spielt der Handel<br />
mit russischem Gas eine wichtige Rolle.<br />
Immerhin hat VNG hier seine Wurzeln: Hervorgegangen<br />
ist man aus einem DDR-Betrieb,<br />
über den bereits seit 1973 russisches Erdgas<br />
in den deutschen <strong>Osten</strong> floss. VNG – zwei<br />
Tage vor der Währungsunion 1990 als erstes<br />
ostdeutsches Großunternehmen privatisiert<br />
– übernahm diese Lizenzen. Und als Heuchert<br />
mit Gazprom-Vizechef Alexander Medwedjew<br />
2013 in Leipzig den 40. Jahrestag der<br />
russischen Erdgaslieferungen nach Deutschland<br />
feierte, waren bereits über eine Billion<br />
Kubikmeter durch die Pipelines zu VNG<br />
geströmt.<br />
Verdichterstation an der Erdgasleitung<br />
von VNG bei Bobbau (Sachsen-Anhalt).<br />
Fotos: VNG, Harald Lachmann<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Sachsen | 27<br />
So ist es schon wichtig, wenn der Erdgasgroßhändler<br />
vor dem Hintergrund der Ukraine-<br />
Krise erst wieder <strong>im</strong> Juni versicherte, auch<br />
weiter auf die Beziehungen zum Staatskonzern<br />
Gazprom zu setzen. „Wir sind sicher und<br />
haben das Vertrauen, dass sich daran nichts<br />
ändert“, so Heuchert. Bestehe doch ein wechselseitiges<br />
Interesse daran: Der russische<br />
Energiegigant hält gut jede zehnte Aktie an<br />
VNG und will dies gar weiter aufstocken.<br />
Dr. Karsten Heuchert<br />
VNG-Vorstandsvorsitzender<br />
Dennoch bezieht die VNG-Gruppe, die heute<br />
1.400 Mitarbeiter beschäftigt und in 14 Ländern<br />
Europas aktiv ist, kaum noch ein Fünftel<br />
des Gases aus dem angestammten Liefergebiet.<br />
Von den 365 Milliarden Kilowattstunden<br />
Erdgas, die sie 2013 einkaufte, basieren<br />
nur noch 18 Prozent auf Langfristverträgen<br />
mit Russland. Das Gros beziehe man nun über<br />
Spotmärkte und nationale sowie internationale<br />
Handelsplattformen, so Heuchert.<br />
Dabei versetzte die etablierte Russland-<br />
Kooperation VNG lange in eine privilegierte<br />
Lage. Denn über jene Langfristverträge<br />
schien man vor schwankenden Weltmarktpreisen<br />
gefeit. Doch seit die USA durch Fracking<br />
eigenes Schiefergas gewinnen, damit<br />
Inspektion eines Erdgasspeichers von<br />
VNG in Bad Lauchstädt. Durch dieses<br />
riesige Ventil strömt Erdgas mit hohem<br />
Druck in die unterirdischen Speicherkavernen<br />
– und auch zurück.<br />
als Abnehmer ausfallen und zudem noch Kohle<br />
günstig nach Europa verschiffen, schwächelte<br />
zuletzt spürbar der Gaspreis. Jene Verträge<br />
und die darin vereinbarten Abnahmemengen<br />
wurden damit zum Bumerang: VNG<br />
rutschte 2011 in die Verlustzone, zahlte zwei<br />
Jahre keine Dividende.<br />
VNG mit Rekordergebnis<br />
Doch das ist Geschichte. Als Heuchert zur Bilanzpressekonferenz<br />
für 2013 bat, herrschte<br />
wieder eitel Sonnenschein in der Leipziger<br />
Braunstraße: Man hatte als VNG-Gruppe<br />
dem bereits positiven Vorjahresergebnis<br />
noch ordentlich etwas draufsetzen können.<br />
Mit einem Jahresüberschuss von 174 Millionen<br />
Euro (Vorjahr: 132 Millionen) verkündete<br />
der Vorstandschef allein für das Mutterhaus,<br />
die VNG AG in Leipzig, ein Rekordergebnis.<br />
Vor allem die Geschäftsbereiche Gastransport<br />
sowie Gashandel – gerade dieses Segment<br />
baut man konsequent aus – hätten hierzu<br />
beigetragen.<br />
Zuvor war es gelungen, die Langfristverträge<br />
mit Russland der neuen Marktsituation anzupassen.<br />
Zudem bietet VNG in nun schon zehn<br />
bundesweiten Verkaufsbüros seinen Kunden<br />
– Stadtwerke, Regionalversorger, Industrieabnehmer<br />
– „maßgeschneiderte Produkte“<br />
an und verschaffe ihnen zugleich Zugang<br />
zu den Großhandelsmärkten, so Heuchert.<br />
Durch den Erwerb der Goldgas-Gruppe <strong>im</strong> hessischen<br />
Eschborn war VNG überdies 2013 in<br />
das bundesweite Privat- und Gewerbekundengeschäft<br />
eingestiegen.<br />
Unterm Strich erlöste die VNG AG <strong>im</strong> Vorjahr<br />
mit 8,8 Milliarden Euro rund eine Milliarde<br />
mehr als 2012. Bezogen auf die Gruppe mit<br />
Standorten unter anderem in Litauen, Polen,<br />
Tschechien und der Slowakei betrug der Umsatz<br />
knapp elf Milliarden Euro. Der zum Konzern<br />
gehörende Netzbetreiber Ontras bewirtschaftet<br />
zudem mit über 7.200 Kilometern<br />
das zweitgrößte deutsche Ferngasleitungsnetz.<br />
Es durchzieht alle ostdeutschen Länder.<br />
Mit vier Untergrundgasspeichern in Bad<br />
Lauchstädt, Bernburg, Buchholz und Kirchheilingen<br />
ist die VNG Gasspeicher GmbH auch<br />
der drittgrößte deutsche Speicherbetreiber.<br />
In Summe kann sich der Konzern mit 2,7 Milliarden<br />
Kubikmetern Erdgas bevorraten.<br />
Mithin verkörpern die Leipziger genau das,<br />
was sich Sachsens Ministerpräsident Stanislaw<br />
Tillich (CDU) noch deutlich mehr<br />
wünscht: „Hauptsitze von Konzernen, die<br />
auf dem Weltmarkt die erste Geige spielen“.<br />
Man benötige „sächsische Flaggschiffe, die<br />
andere Firmen mitziehen“. Immerhin kauft<br />
VNG zwei Drittel aller Waren und Dienstleistungen<br />
in Ostdeutschland ein, 2013 für 142<br />
Millionen Euro. Zu 57 Prozent profitieren davon<br />
Firmen aus Sachsen, was einen neuen<br />
Rekord darstellt, gefolgt von Sachsen-Anhalt<br />
(20 Prozent) und Brandenburg (11 Prozent).<br />
Mithin sei man trotz der wachsenden<br />
internationalen Ausrichtung „fest in unserer<br />
He<strong>im</strong>atregion Ostdeutschland verwurzelt“,<br />
so Bodo Rodestock, Vorstand für Finanzen<br />
und Personal.<br />
Natürlich erzeugt all das Begehrlichkeiten.<br />
Seit Jahren bereits rangeln große westdeutsche<br />
Energiekonzerne um mehr Einfluss bei<br />
VNG. Erst unlängst gelang es der EWE in Oldenburg,<br />
durch den Zukauf von VNG-Aktien<br />
ihre Mehrheit am Ostkonzern von zuvor<br />
48 auf 63 Prozent zu erhöhen. Die Norddeutschen<br />
stellen mit EWE-Finanzvorstand Heiko<br />
Sanders den Aufsichtsratschef.<br />
Eine Sperrminorität sicherten sich indes<br />
schon vor Jahren Stadtwerke aus Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />
und Thüringen. Sie bündeln ihre Anteile in<br />
einer Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft<br />
(VuB) mit Sitz in Leipzig, die für sie<br />
treuhänderisch 25,79 Prozent der VNG-Anteile<br />
hält. Gemeinsames strategisches Ziel sei es<br />
hierbei, auch künftig Leipzig als Konzernsitz<br />
zu sichern, so Burkhard Jung (SPD), Oberbürgermeister<br />
der Messestadt. Laut Sanders wurde<br />
nun auch jene Standortsicherungszusage<br />
in Form einer Vereinbarung gegeben. W+M<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
28 | W+M Politik<br />
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht<br />
<strong>im</strong> W+M-Interview:<br />
„Wir haben blühende Landschaften“<br />
Am 14. September 2014 wird in Thüringen ein neuer Landtag gewählt. In den Umfragen liegt die<br />
CDU deutlich vorn. Allerdings macht sich auch die Linke Hoffnungen, erstmals in einem deutschen<br />
Bundesland den Ministerpräsidenten zu stellen. <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> sprach mit der<br />
christdemokratischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht über die politischen Konstellationen<br />
in Erfurt, die Ergebnisse ihrer Wirtschaftspolitik und ihr persönliches Verhältnis zu Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel.<br />
W+M: Frau Lieberknecht, wie steht die thüringische<br />
Wirtschaft ein Vierteljahrhundert<br />
nach der politischen Wende <strong>im</strong> <strong>Osten</strong><br />
Deutschlands da?<br />
Christine Lieberknecht: Ich habe großen<br />
Respekt vor der Aufbauleistung, die hier<br />
über ein Vierteljahrhundert inzwischen erbracht<br />
worden ist. Die thüringische Wirtschaft<br />
startete Anfang der 1990er Jahre aus<br />
einem tiefen Tal der Tränen. Aber sie hat sich<br />
heute robust aufgebaut, mit einer enormen<br />
Branchenvielfalt. Vor allem die kleinen und<br />
mittelständischen Unternehmen, sie sind<br />
das Rückgrat der thüringischen Wirtschaft.<br />
In den bundesweiten Dynamik-Rankings bezüglich<br />
des Wirtschaftswachstums nehmen<br />
wir seit Jahren Spitzenplätze ein. Darüber<br />
hinaus sind wir Investitionsstandort Nummer<br />
eins in Deutschland.<br />
W+M: Wo liegen die Stärken der Wirtschaft<br />
Thüringens?<br />
Christine Lieberknecht: Die thüringische<br />
Wirtschaft ist besonders geprägt durch kleine<br />
Unternehmen und den Mittelstand in den<br />
für unser Land typischen Branchen – allerdings<br />
inzwischen technologisch hochmodern<br />
aufgestellt. Das betrifft beispielsweise<br />
die Automobilindustrie und die Zulieferindustrie,<br />
sie ist der Wirtschaftsfaktor Nummer<br />
eins. Was für Thüringen aber auch sehr<br />
prägend ist, ist die Nahrungsmittelindustrie.<br />
Und natürlich die optische Industrie. Sehr<br />
zukunftsträchtig ist die Kunststoffindustrie<br />
und wir haben Metall-, Elektro-, Maschinen-<br />
und Werkzeugbau, die sich hervorragend<br />
entwickelt haben. Es gibt kaum eine<br />
Branche, die Sie in Thüringen nicht finden.<br />
W+M: Wagen Sie eine Prognose, bis wann<br />
eine Angleichung des wirtschaftlichen Niveaus<br />
etwa an das Nachbarbundesland Hessen<br />
gelingen kann?<br />
Christine Lieberknecht: Wir haben eine topaufgestellte<br />
Wirtschaft. Aber bei einigen signifikanten<br />
Daten gibt es <strong>im</strong>mer noch einen<br />
Unterschied zur gewachsenen Struktur<br />
in den alten Bundesländern. In Hessen oder<br />
Bayern gibt es nicht wenige Hauptsitze von<br />
großen Unternehmen und an einen Bankenplatz<br />
Frankfurt kommen wir natürlich nicht<br />
heran. Wir müssen nach wie vor in die Eigenkapitalausstattung<br />
investieren. Unsere Wirtschaftsförderung<br />
zielt darauf ab, die unverändert<br />
vorhandene Produktivitätslücke zu<br />
schließen. Wir fördern daher zunehmend den<br />
Bestand, damit technische und technologische<br />
Innovationen möglich werden, um mehr<br />
Wertschöpfung und eine höhere Produktivität<br />
zu erreichen. Was die Arbeitnehmer betrifft,<br />
haben wir nach wie vor einen Aufholbedarf<br />
bei den Löhnen. Die Zukunft liegt hier<br />
in der Formel: Gute Arbeit für faire Löhne.<br />
W+M: Braucht es für die Angleichung einen<br />
Solidarpakt III für die neuen Länder<br />
nach 2019?<br />
Christine Lieberknecht: Wir haben bestehende<br />
Verträge, die 2019 auslaufen. Für die<br />
Zeit danach brauchen wir eine Neuordnung<br />
des Länderfinanzausgleichs. Das schließt die<br />
Antworten auf die Frage ein, wie geht man<br />
künftig mit strukturschwächeren Ländern,<br />
unabhängig von der traditionellen Ost-West-<br />
Zuordnung, um. Einen Solidarpakt III schließe<br />
ich von der Begrifflichkeit her aus. Für<br />
temporäre Bedarfe als Hilfe zur Selbsthilfe<br />
habe ich bereits <strong>im</strong> letzten Jahr die Einrichtung<br />
eines Deutschland-Fonds angeregt.<br />
Künftig ist die Solidarität aller Länder<br />
für jene Regionen erforderlich, die Hilfe zur<br />
Selbsthilfe benötigen.<br />
W+M: Was hat Ihre Regierung in den vergangenen<br />
fünf Jahren konkret getan, um die<br />
he<strong>im</strong>ische Wirtschaft weiter anzukurbeln?<br />
Christine Lieberknecht: Man darf es nicht<br />
vergessen: Wir kamen <strong>im</strong> Jahr 2009 aus der<br />
tiefsten Wirtschaftskrise, die Deutschland<br />
und Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs<br />
erlebt haben. Daher mussten wir zunächst<br />
die Wirtschaft flankierend unterstützen<br />
– mit Förderpaketen, Kreditprogrammen,<br />
Bürgschaften. Die Thüringer Unternehmen<br />
hatten die Zeit der Krise bereits hervorra-<br />
Foto: Susann Welscher<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Landtagswahlen 2014 | 29<br />
Zur Person<br />
Christine Lieberknecht wurde am 7.<br />
Mai 1958 in We<strong>im</strong>ar geboren. Sie<br />
wuchs als ältestes von vier Geschwistern<br />
in Leutenthal auf, wo ihr Vater als<br />
Pfarrer tätig war. Ihre Mutter arbeitete<br />
als Krankenschwester. Nach dem Abitur<br />
studierte sie bis 1984 Evangelische<br />
Theologie an der Friedrich-Schiller-<br />
Universität Jena. Anschließend wirkte<br />
sie bis zum Jahr 1990 als Pastorin <strong>im</strong><br />
Kirchenkreis We<strong>im</strong>ar. Bereits 1981 trat<br />
sie der CDU der DDR bei.<br />
1990 startete ihre politische Karriere –<br />
als Thüringer Kultusministerin. Später<br />
war sie Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten,<br />
Präsidentin des<br />
Thüringer Landtags, CDU-Fraktionsvorsitzende<br />
<strong>im</strong> Erfurter Landtag sowie<br />
Sozialministerin. Seit 30. Oktober 2009<br />
ist Lieberknecht Thüringer Ministerpräsidentin.<br />
Christine Lieberknecht ist verheiratet<br />
und Mutter zweier Kinder.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
30 | W+M Politik<br />
gend dafür genutzt, sich auf die Zeit danach<br />
vorzubereiten, mit Planungen, Weiterbildung<br />
und der Entwicklung neuer Patente.<br />
Hier konnten wir mit unserer Förderpolitik<br />
erfolgreich ansetzen. Heute geht es den<br />
Firmen und den Menschen besser als 2009.<br />
Wir haben die Arbeitslosigkeit <strong>im</strong> Vergleich<br />
zur letzten Dekade nahezu halbiert. Wir liegen<br />
jetzt das erste Mal in einem Monat Mai<br />
bei der Arbeitslosenquote unter acht Prozent<br />
und wir werden insgesamt an die 7-Prozent-<br />
Marke herankommen. In den Landkreisen an<br />
den Grenzen zu Bayern, Hessen und Niedersachsen<br />
haben wir schon heute eine wesentlich<br />
geringere Arbeitslosigkeit, die mit den<br />
benachbarten Alt-Bundesländern vergleichbar<br />
ist. Das heißt: Thüringen als Land in der<br />
Mitte holt auf und in Sachen Arbeitslosigkeit<br />
haben wir uns bereits in die Mitte der Bundesländer<br />
katapultiert. Ein Schlüssel unseres<br />
Erfolgs ist das enge Zusammenspiel vieler<br />
Firmen und Branchen mit der Wissenschaft.<br />
Hier entstehen systemische Lösungen, die<br />
unsere Firmen von ihrem technischen und<br />
handwerklichen Know-how her international<br />
wettbewerbsfähig machen.<br />
W+M: Am 14. September 2014 wählen die<br />
Thüringer einen neuen Landtag. Ihre Partei<br />
liegt derzeit in den Umfragen bei 36 Prozent.<br />
Wie wollen Sie Ihr Wahlziel 40 Prozent<br />
+ x erreichen?<br />
Christine Lieberknecht: Wir stehen ganz<br />
solide da, aber es ist noch Luft nach oben.<br />
Unser Ziel ist es, dass gegen die Thüringer<br />
CDU keine Regierung gebildet werden kann.<br />
Deswegen strengen wir uns in den verbleibenden<br />
Wochen weiter an. Ganz wichtig ist<br />
mir der direkte Kontakt zu den Bürgerinnen<br />
und Bürgern. Es gibt in Thüringen etwa 2,2<br />
Millionen Einwohner. Ich kann nicht jeden<br />
Einzelnen kennen. Aber ich kenne sehr viele<br />
Menschen in unserem Land. Ich habe in den<br />
letzten fünf Jahren etwa 500 Unternehmen<br />
in Thüringen besucht. Habe dort mit den Unternehmern<br />
und Beschäftigten gesprochen.<br />
Es gibt eine Tour, die ich Ende Mai gestartet<br />
habe: „Lieberknecht direkt“. Hier sind die<br />
Menschen eingeladen, auf die Marktplätze<br />
oder zu den Veranstaltungsorten zu kommen.<br />
Dort können sie mir jede Frage stellen. So<br />
kennen mich die Menschen und so ist auch<br />
meine Partei unterwegs.<br />
W+M: Warum sollten Thüringens Unternehmer<br />
Christine Lieberknecht wählen?<br />
Christine Lieberknecht: Damit es den Unternehmen,<br />
den Unternehmern, aber auch<br />
den Beschäftigten nach den kommenden<br />
fünf Jahren besser geht als heute. So wie es<br />
ihnen heute besser geht als <strong>im</strong> Jahr 2009.<br />
Politik muss ein Ziel haben: Den Menschen<br />
muss es am Ende einer Wahlperiode besser<br />
gehen als zuvor. Dieses Ziel haben wir in dieser<br />
Legislaturperiode erreicht. Und das ist<br />
gelungen – ohne Aufnahme neuer Schulden.<br />
Wir mussten in den Jahren 2010 und 2011<br />
mehr als 600 Millionen Euro Schulden zur<br />
Überwindung der Krisenlasten aufnehmen.<br />
Diese Schulden werden wir zum Ende dieses<br />
Jahres komplett getilgt haben. Wir in Thüringen<br />
machen keine neuen Schulden, das verbietet<br />
sich von selbst. Eine schuldenfreie Legislaturperiode<br />
– so etwas gab es in der Geschichte<br />
des Freistaates noch nie.<br />
W+M: Was wollen Sie in den kommenden<br />
fünf Jahren für die Thüringer Wirtschaft<br />
tun, sollten Sie erneut Ministerpräsidentin<br />
werden?<br />
Christine Lieberknecht: Ich möchte den<br />
2009 eingeschlagenen Weg fortsetzen: Wir<br />
haben blühende Landschaften, es ist sehr<br />
viel entstanden. Wir haben technologisch<br />
hervorragend aufgestellte Betriebe, die<br />
weltmarktfähig sind, ein hervorragendes<br />
Bildungssystem, wir haben mit der Polizeireform<br />
in die innere Sicherheit investiert,<br />
wir betreiben aktiv Landschaftsschutz, unsere<br />
Landwirtschaft steht ausgezeichnet da.<br />
Diesen Kurs wollen wir fortsetzen. Und ich<br />
sage ganz klar, es ist ein realistisches Ziel<br />
für Thüringen, am Ende der kommenden Legislaturperiode<br />
Vollbeschäftigung zu haben<br />
bei fairen Löhnen. Das ist meine Zielstellung.<br />
Und diese Zielstellung ist dank unserer Unternehmer,<br />
die die Ärmel hochkrempeln und<br />
anpacken, auch realistisch.<br />
W+M: Der flächendeckende Mindestlohn in<br />
Höhe von 8,50 Euro wird von vielen Unternehmern<br />
in den neuen Ländern als zu hoch<br />
angesehen. Fürchten Sie, dass dadurch Arbeitsplätze<br />
in Thüringen verloren gehen?<br />
Christine Lieberknecht: Die Koalition in<br />
Berlin hat ein Versprechen abgegeben, in<br />
Sonderheit die Bundeskanzlerin: Es müssen<br />
faire Löhne erzielt werden, aber sie dürfen<br />
keine Arbeitsplätze kosten. Deswegen ist es<br />
wichtig, dass wir eine Übergangsklausel haben<br />
bis Ende 2016 und danach bei vorliegenden<br />
Tarifverträgen überall der Mindestlohn<br />
ab Januar 2017 gilt. Ich denke, dass das für<br />
die Branchen, die betroffen sind, ein hinreichender<br />
Übergangszeitraum ist, sich umzustellen.<br />
Aber es gibt auch viele Betriebe, die<br />
heute schon sagen, dass der Mindestlohn für<br />
sie kein Thema mehr ist, weil sie ein deutlich<br />
Fotos: Susann Welscher<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Landtagswahlen 2014 | 31<br />
über dem Mindestlohn angesiedeltes Lohngefüge<br />
haben. Wir sind in Thüringen von einem<br />
sehr niedrigen Lohnniveau gekommen,<br />
daher haben wir in der Tat <strong>im</strong> bundesweiten<br />
Vergleich noch einigen Nachholbedarf.<br />
Allerdings gibt es kein Bundesland, in dem<br />
die Löhne mit einer ähnlichen Dynamik gestiegen<br />
sind wie bei uns in Thüringen. Wir<br />
kommen an der Tatsache nicht vorbei, dass<br />
die Menschen von ihrer Arbeit leben müssen.<br />
Daher bin ich der festen Überzeugung, dass<br />
wir den Mindestlohn auch schultern werden.<br />
W+M: Die von Bundeswirtschaftsminister<br />
Gabriel konzipierte Energiewende sieht unter<br />
anderem die Errichtung zusätzlicher Nord-<br />
Süd-Stromtrassen vor, von denen auch Thüringen<br />
betroffen wäre. Was halten Sie davon?<br />
Christine Lieberknecht: Ich bin ein technologischer<br />
Opt<strong>im</strong>ist. Ich habe die Energiewende<br />
von Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />
vorbehaltlos unterstützt. Ich gehörte zu<br />
den ersten Ministerpräsidenten, die unmittelbar<br />
nach dem Reaktorunglück in Fukush<strong>im</strong>a<br />
eine Regierungserklärung abgaben.<br />
Darin habe ich energiepolitische Ziele für<br />
Thüringen definiert. Wir haben einen Energiepotenzialatlas<br />
für Thüringen, der alle<br />
Energiearten <strong>im</strong> Land auflistet. Und somit<br />
leisten wir aktiv unseren Beitrag zur Energiewende.<br />
Diesen Beitrag leisten wir auch<br />
als Land in der Mitte Deutschlands, was den<br />
Transport von Energie betrifft. Hier nenne<br />
ich die Thüringer Strombrücke durch das<br />
sensible Gebiet des Thüringer Waldes. Das<br />
ist uns nicht leicht gefallen. Es hat dazu viele<br />
Bürgergespräche und auch Proteste gegeben.<br />
Aber wir haben eingesehen, dass wir<br />
um diesen Beitrag nicht herum kommen. Ich<br />
sage aber: Das ist der Thüringer Beitrag und<br />
damit reicht es auch.<br />
W+M: Ist die angestrebte Energiewende aus<br />
Ihrer Sicht derzeit ausreichend durchdacht<br />
und geplant?<br />
Zum Interview in der Thüringer Staatskanzlei: Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht<br />
mit W+M-Verleger Frank Nehring (r.) und Chefredakteur Karsten Hintzmann.<br />
Christine Lieberknecht: Es ist etwas gelungen,<br />
was die größten Kritiker anfangs<br />
nicht geglaubt haben: Wir sind heute bereits<br />
technologisch in der Lage, den Energiebedarf<br />
über erneuerbare Energien zu decken.<br />
Das hat noch vor drei Jahren kaum<br />
jemand geglaubt. Wir haben natürlich das<br />
Problem des Energietransports. Hier müssen<br />
die Argumente st<strong>im</strong>men und es muss einen<br />
fairen Interessenausgleich geben. Was<br />
ich nicht mache, sind falsche Deals. Die Notwendigkeit<br />
der geplanten Trasse von Sachsen-Anhalt<br />
nach Bayern stellt sich für mich<br />
nach der Novelle des Erneuerbare-Energien-<br />
Gesetzes deutlich anders dar als vorher. Wir<br />
haben inzwischen begrenzte Ausbauziele<br />
und wir haben überall entlang der geplanten<br />
Trasse Menschen, die ihre Energieversorgung<br />
über erneuerbare Energien selbst in<br />
die Hand genommen haben. Ich kann doch<br />
beispielsweise den Bauern in Bayern nicht<br />
untersagen, dass sie ihre eigenen Potenziale<br />
für die Energieversorgung nutzen und ihnen<br />
dann, quasi als Dank, die Energie trasse<br />
vor die Tür stellen. Das nenne ich Entmündigung.<br />
Das würde die Vorzüge der Versorgung<br />
mit erneuerbaren Energien von den Füßen<br />
auf den Kopf stellen. Die Dezentralisierung<br />
bietet jedem Menschen die Möglichkeit, Akteur<br />
dieser Energiewende zu sein. Das war<br />
das Credo der Energiewende in den letzten<br />
drei Jahren. Die Novelle, die wir jetzt auf<br />
dem Tisch haben, führt dieses Credo leider<br />
nicht fort, sondern ist angehaucht von einem<br />
Rest zentralistischen und monopolistischen<br />
Denkens. Das ist nicht mehr zeitgemäß.<br />
Jeder muss von der Energiewende profitieren<br />
können, auch die Betreiber kleinerer<br />
Anlagen, über die beispielsweise auch<br />
unsere Landwirte verfügen. Bevor die Notwendigkeit<br />
für die aktuelle Novelle des Gesetzes<br />
nicht nachgewiesen ist, wird es dazu<br />
aus Thüringen kein Ja geben.<br />
W+M: Kommen wir noch einmal zur Landtagswahl:<br />
Dank Ihrer persönlich guten Kontakte<br />
zu maßgeblichen SPD-Politikern kam<br />
es 2009 trotz der Althaus-Krise zur Bildung<br />
einer schwarz-roten Landesregierung. Setzen<br />
Sie auch diesmal auf diesen engen Draht?<br />
Christine Lieberknecht: Ich bin <strong>im</strong>mer dafür,<br />
die Dinge klar be<strong>im</strong> Namen zu nennen.<br />
Die Wahrheit ist: Im Thüringer Landtag gibt<br />
es seit September 2009 eine Mehrheit von<br />
SPD und Linken. Und es gibt eine satte Mehr-<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
32 | W+M Politik<br />
W+M: Noch einmal nachgefragt: Was schätzen<br />
Sie an der Bundeskanzlerin besonders?<br />
Christine Lieberknecht: Die Kanzlerschaft<br />
Angela Merkels zeichnet sich aus durch eine<br />
hohe Souveränität. Sie hat eine sehr tiefgehende<br />
Analysefähigkeit, die sie befähigt,<br />
sich niemals treiben zu lassen, sondern dann<br />
zu handeln, wenn sie es für richtig hält. Das<br />
finde ich bemerkenswert und das hat der<br />
deutschen Politik gut getan. Das Vertrauen,<br />
das sie sich dadurch erworben hat, sowohl<br />
bei den Menschen in Deutschland als auch<br />
bei ihren internationalen Aufgaben, hat mit<br />
dafür gesorgt, dass Deutschland gut durch<br />
die vielen Stürme – sei es die internationale<br />
Wirtschaftskrise oder die sich anschließende<br />
Krise der nationalen Finanzmärkte<br />
– gekommen ist.<br />
heit von Rot-Rot-Grün. Dennoch ist die Koalition<br />
unter Federführung der CDU seinerzeit<br />
gebildet worden. Das heißt, Mathematik ist<br />
das eine, aber die Chemie gehört auch dazu.<br />
Aus dieser Mischung ist unsere Koalition gebildet<br />
worden. Mein Ziel ist es, dass an der<br />
CDU vorbei keine Regierung gebildet werden<br />
kann. Nach der Wahl müssen wir sehen,<br />
welche Koalitionsoptionen dann tatsächlich<br />
möglich sind. Was ich ausschließen kann,<br />
ist eine Koalition mit der Linken, da haben<br />
wir diametral entgegengesetzte Programme.<br />
Was ich ferner ausschließe, ist eine Koalition<br />
mit der AfD. Die AfD ist keine Alternative für<br />
Deutschland und auch nicht für Thüringen.<br />
Über alles andere müssen wir reden. Neu ist,<br />
dass die SPD nicht mehr ausschließt, einen<br />
Linken zum Ministerpräsidenten zu wählen.<br />
Ich kann nur sagen, ich verstehe die Sozialdemokraten<br />
mit ihrer mehr als 150-jährigen<br />
Geschichte hier nicht, wie sie als eigentlich<br />
stolze Volkspartei freiwillig die Meinungsführerschaft<br />
<strong>im</strong> linken Lager abgeben kann.<br />
Ich vermute, alte Kampa-Strategen, die zuletzt<br />
auch in Thüringen <strong>im</strong> Einsatz waren,<br />
hätten das möglicherweise anders entschieden.<br />
W+M: Können Sie sich wirklich vorstellen,<br />
dass Ihr bisheriger Regierungspartner der<br />
Linken erstmals in einem deutschen Bundesland<br />
zur Übernahme eines Ministerpräsidentenamtes<br />
verhilft?<br />
Christine Lieberknecht: Ob ich mir das vorstellen<br />
kann, ist sicher sekundär. Entscheidend<br />
ist, dass die SPD das nicht mehr ausschließt.<br />
So wie ich vor der Wahl Klarheit<br />
hinsichtlich möglicher Koalitionen schaffe,<br />
täte auch die SPD gut daran, für Klarheit<br />
zu sorgen. Denn der Wähler will wissen, was<br />
ihn nach der Wahl erwartet.<br />
W+M: Sie und Ihr Politikstil werden manchmal<br />
mit Angela Merkel verglichen. Wie eng<br />
ist Ihr Draht zur Kanzlerin und wie sehr hat<br />
sie Sie geprägt?<br />
Christine Lieberknecht: Es wird Sie sicher<br />
nicht überraschen, wenn ich sage, das<br />
ist ein von Sympathie getragenes Verhältnis<br />
seit vielen Jahren. Wir sind Anfang der<br />
1990er Jahre gemeinsam in das CDU-Präsidium<br />
gewählt worden, auf dem Dresdner Parteitag<br />
1991. Seitdem haben wir einen engen<br />
Kontakt. Und Sie wissen ja, wie Angela Merkel<br />
ihre Kontakte pflegt, die Bilder mit dem<br />
Handy sind sprichwörtlich. Und wenn Bedarf<br />
besteht, gibt es jederzeit die Möglichkeit,<br />
miteinander zu sprechen.<br />
W+M: Die Wende in der DDR erlebten Sie<br />
als Pastorin <strong>im</strong> Kirchenkreis We<strong>im</strong>ar. Woran<br />
denken Sie speziell, wenn Sie persönlich auf<br />
die Zeit des Umbruchs und Ihre Entwicklung<br />
in den letzten 25 Jahren blicken?<br />
Christine Lieberknecht: Ich war damals<br />
nicht nur Pastorin <strong>im</strong> Landkreis We<strong>im</strong>ar. Ich<br />
war DDR-weit in der evangelischen Jugendarbeit<br />
tätig. Unvergessen ist mir der 9. November<br />
1989, als ich in Berlin war. Da hatten<br />
wir gerade <strong>im</strong> Keller des Berliner Doms den<br />
ersten nichtstaatlichen Jugendverband gegründet<br />
– die CDJ, den Jugendverband der<br />
CDU, aus der dann später die Junge Union<br />
wurde. Ich hielt dort ein recht emotionales<br />
Plädoyer für die Wiederherstellung der Länder.<br />
Bei dieser Konferenz erreichte uns dann<br />
die Kunde, dass die Mauer offen ist.<br />
W+M: Könnten Sie sich vorstellen, nach ihrer<br />
Zeit als Ministerpräsidentin noch einmal<br />
als Pastorin zu arbeiten?<br />
Christine Lieberknecht: Ich kann mir so<br />
vieles vorstellen. Eines weiß ich: Langweilig<br />
wird es mir nie werden.<br />
Interview: Karsten Hintzmann<br />
und Frank Nehring<br />
Foto: Susann Welscher<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
02<br />
4<br />
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W+M Abo | 33<br />
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25. Jahrgang | Heft 2 | April/Mai 2014 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />
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www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
34 | W+M Politik<br />
Dohnanyi-Kolumne<br />
Aufholjagd muss fortgesetzt werden<br />
Der 9. November 1989 entblößte eine<br />
DDR-Wirtschaft, die zu schwach<br />
war, um in Freiheit zu überleben.<br />
Ein staatlich getragener „Aufbau Ost“ war<br />
die unvermeidliche Antwort.<br />
Aber anders als Polen und die übrigen mittel-<br />
und osteuropäischen Länder konnte<br />
dies nicht ein Staat mit eigener Währung<br />
sein. Die sofortige Vereinigung mit der alten<br />
BRD war unausweichlich. Denn eine<br />
neue und wiederum künstliche Grenze mit<br />
Pass- und Zollkontrollen mitten in Deutschland<br />
– und mitten in Berlin – war undenkbar<br />
und auch politisch undurchführbar:<br />
Man hätte sie sofort erneut gestürmt.<br />
Doch die Vereinigung unter einer starken<br />
D-Mark und mit dem kostspieligen Sozialsystem<br />
der alten Bundesrepublik verschlang<br />
viel Geld. Die Region der ehemaligen<br />
DDR hätte damals eine Welle mutiger<br />
Unternehmensgründungen gebraucht<br />
– aber da ging man dann eben lieber gleich<br />
nach Polen, die Slowakei, Ungarn oder noch<br />
weiter nach <strong>Osten</strong>; wegen der niedrigeren<br />
Löhne und günstigeren Gesamtkosten.<br />
In den Industriestandorten der DDR gab es<br />
viele Arbeitnehmer, die oft nur in diesen<br />
Betrieben und auf diesem Technikstand<br />
einsetzbar waren. Eine Erneuerung durch<br />
betriebliche Dezentralisation und unternehmerischen<br />
Gründergeist wäre erforderlich<br />
gewesen, aber das war aus Kostengründen<br />
schwierig.<br />
Außerdem war in jahrzehntelanger Propaganda<br />
das freie Unternehmertum als Klassenfeind<br />
verungl<strong>im</strong>pft worden. Und bürgerliche<br />
Eigenverantwortung hatte ebenfalls<br />
unter sozialistischem Kollektivismus<br />
gelitten. Dennoch erlebten wir eine St<strong>im</strong>mung<br />
des Aufbruchs: Erstickte Freiheit und<br />
individuelle Tatkraft drängten nach vorn.<br />
Aber die Bedingungen waren eben aus Währungs-<br />
und Kostengründen oft erschwert.<br />
Dennoch: Die Aufbruchst<strong>im</strong>mung zu nutzen<br />
war wichtig. Und wo es gelang, ortsnahe<br />
Unternehmer zu mobilisieren, zeigten<br />
gerade diese oft beachtliche Erfolge <strong>im</strong><br />
„Aufbau Ost“.<br />
Heute ist diese erste Aufbruchst<strong>im</strong>mung<br />
verflogen; wirtschaftlicher Alltag best<strong>im</strong>mt<br />
das gesellschaftliche Kl<strong>im</strong>a Deutschlands.<br />
Aber die „neuen“ Länder dürfen ihre Aufholjagd<br />
nicht aufgeben. Anders als <strong>im</strong> Westen<br />
fehlt es ja <strong>im</strong> <strong>Osten</strong> nicht an moderner<br />
Infrastruktur. Aber neue Ideen, Unternehmensgründungen,<br />
Wagniskapital und eine<br />
privatwirtschaftlich-orientierte, staatliche<br />
Aufbaustrategie bleiben unerlässlich.<br />
Dazu bedarf es nicht nur guter ökonomischer<br />
Rahmenbedingungen, einer anregenden<br />
Wissenschafts- und Forschungsnähe<br />
und risikobereiter Banken. Die Wirtschaftspolitiker<br />
der neuen Länder wissen<br />
das. Aber auch das politische Kl<strong>im</strong>a der<br />
Parteien muss sich danach richten: Marktwirtschaft<br />
segelt nicht gut mit Gegenwind!<br />
Die sinnlose Kapitalismusschelte der Linken<br />
ist keine gute Werbung für den deutschen<br />
<strong>Osten</strong>.<br />
Unser Kolumnist Klaus von Dohnanyi<br />
ist Wirtschaftsexperte und war von<br />
1972 bis 1974 Bundesminister für Bildung<br />
und Wissenschaft und von 1981<br />
bis 1988 Erster Bürgermeister der Freien<br />
und Hansestadt Hamburg. Von 1990<br />
bis 1994 arbeitete er an der Privatisierung<br />
des Kombinats Tagebau-Ausrüstungen,<br />
Krane und Förderanlagen TAK-<br />
RAF. Von 2003 bis 2004 war er Sprecher<br />
des Gesprächskreises Ost der Schröder-<br />
Regierung.<br />
Das gilt insbesondere deswegen, weil heute<br />
viele gut ausgebildete junge Menschen<br />
nach Deutschland strömen. Hier wäre eine<br />
große Chance für die neuen Länder, ihre<br />
demographischen und Gründerdefizite anzupacken.<br />
Doch die „neuen“ Länder gelten<br />
leider nicht als offen genug gegenüber Migranten;<br />
gelegentlich wird ihnen sogar<br />
Fremdenfeindlichkeit nachgesagt. Migranten<br />
zeigen aber <strong>im</strong> Westen eine besonders<br />
starke Gründerbereitschaft. Die Frage<br />
der Offenheit für Migration ist deswegen<br />
für die neuen Länder heute besonders<br />
wichtig. Ostdeutschland ist auf Migranten<br />
noch mehr angewiesen als der Westen. Eine<br />
standortbezogene Offensive der „neuen“<br />
Länder für Zuwanderung würde die Gründerchancen<br />
in der neuen Ländern wesentlich<br />
verbessern.<br />
W+M<br />
Foto: Privat<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
W+M Politik | 35<br />
ifo Geschäftskl<strong>im</strong>a Ostdeutschland <strong>im</strong> Mai 2014<br />
Stabilisierung der ostdeutschen<br />
Wirtschaft auf hohem Niveau<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
-15<br />
-20<br />
-25<br />
-30<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
ifo Geschäftskl<strong>im</strong>a und ifo Beschäftigungsbarometer für<br />
die gewerbliche Wirtschaft* Ostdeutschlands<br />
ifo Geschäftskl<strong>im</strong>a und ifo Beschäftigungsbarometer für die<br />
gewerbliche Wirtschaft a) Ostdeutschlands<br />
ifo Geschäftskl<strong>im</strong>a<br />
ifo Beschäftigungsbarometer<br />
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />
Saisonbereinigte Saldenwerte in Prozentpunkten<br />
Quelle: ifo Konjunkturtest 05/2014 ©<br />
ifo Geschäftskl<strong>im</strong>a für die einzelnen Wirtschaftsbereiche<br />
in Ostdeutschland<br />
ifo Geschäftskl<strong>im</strong>a für die einzelnen Wirtschaftsbereiche in<br />
Ostdeutschland<br />
Bauhauptgewerbe<br />
Verarbeitendes<br />
Gewerbe<br />
Groß- und Einzelhandel<br />
Der ifo Geschäftskl<strong>im</strong>aindex für die<br />
gewerbliche Wirtschaft* der ostdeutschen<br />
Bundesländer hat sich <strong>im</strong><br />
Mai etwas verschlechtert. Die pess<strong>im</strong>istischen<br />
St<strong>im</strong>men in der ostdeutschen<br />
Wirtschaft werden wieder etwas<br />
lauter. Mit ihrer derzeitigen Geschäftssituation<br />
sind die Befragungsteilnehmer<br />
in Ostdeutschland nicht<br />
so zufrieden wie noch <strong>im</strong> April 2014.<br />
Auch die Erwartungen an den zukünftigen<br />
Geschäftsverlauf haben sich eingetrübt.<br />
Trotz des Rückgangs des ifo<br />
Geschäftskl<strong>im</strong>aindex befindet sich<br />
die ostdeutsche Wirtschaft weiter auf<br />
Wachstumskurs. Für den Arbeitsmarkt<br />
in Ostdeutschland hingegen werden<br />
die Wolken am H<strong>im</strong>mel etwas dunkler:<br />
Das ifo Beschäftigungsbarometer für<br />
die ostdeutsche Wirtschaft ist <strong>im</strong> Mai<br />
das dritte Mal in Folge gefallen. Die<br />
hiesigen Unternehmen planen insgesamt,<br />
ihren Personalbestand in der nahen<br />
Zukunft zu reduzieren.<br />
In den einzelnen Bereichen zeigt sich,<br />
mit Ausnahme des Bauhauptgewerbes,<br />
eine ähnliche Tendenz. Während<br />
der Kl<strong>im</strong>aindikator <strong>im</strong> Verarbeitenden<br />
Gewerbe nur min<strong>im</strong>al zurückging,<br />
trübte sich das Geschäftskl<strong>im</strong>a<br />
<strong>im</strong> ostdeutschen Handel merklich ein.<br />
Einzig <strong>im</strong> Bauhauptgewerbe ist eine<br />
Verbesserung zu beobachten.<br />
Robert Lehmann und<br />
Prof. Joach<strong>im</strong> Ragnitz<br />
-40<br />
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />
Saisonbereinigte Saldenwerte in Prozentpunkten<br />
Quelle: ifo Konjunkturtest 05/2014 ©<br />
*Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation<br />
aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe<br />
sowie Groß- und Einzelhandel<br />
verstanden.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
36 | W+M Politik<br />
Mindestlohn schwächt Mittelstand<br />
Trotz vielfacher Kritik hält Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles unbeirrt an der geplanten Einführung<br />
des gesetzlichen Mindestlohns fest. Dies trifft besonders die Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer<br />
Unternehmen in Ostdeutschland. Der Unternehmerverband Sachsen fordert deshalb<br />
Korrekturen.<br />
Von Matthias Salm<br />
Für Jürgen Zeibig steht fest: „Die<br />
meisten kleineren Mittelständler<br />
ahnen noch gar nicht, was auf<br />
sie zukommt.“ Zeibig spricht als Vorstandsmitglied<br />
<strong>im</strong> Unternehmerverband<br />
Sachsen, mehr noch aber als von<br />
der Mindestlohn-Regelung betroffener<br />
Unternehmer. Aus Gesprächen mit<br />
vielen sächsischen Unternehmerkollegen<br />
hat Zeibig den Eindruck gewonnen,<br />
dass die Folgen des Mindestlohns<br />
insbesondere für ostdeutsche Mittelständler<br />
bislang noch unterschätzt<br />
werden.<br />
Für den Geschäftsführer eines Oberlausitzer<br />
Industrieunternehmens hingegen<br />
sind die Konsequenzen eines<br />
flächendeckenden Mindestlohns von<br />
8,50 Euro für das eigene Unternehmen<br />
bereits jetzt absehbar. „Es wird zu einem<br />
Abbau von Arbeitsplätzen kommen“,<br />
erklärt Zeibig, demzufolge der<br />
Mindestlohn damit gerade die treffen<br />
werde, denen er eigentlich helfen solle.<br />
Im Gegenzug zu anderen Branchen wie etwa<br />
dem Friseurhandwerk, in denen Unternehmen<br />
bereits angekündigt haben, die Kostensteigerungen<br />
an die Verbraucher weiterzureichen,<br />
stehen beispielsweise Zulieferer der<br />
Automobilindustrie in einem starken Wettbewerb<br />
auch mit Unternehmen jenseits der<br />
Grenze mit deutlich geringerem Lohnniveau.<br />
Ähnlich sieht es der Unternehmerverband<br />
Sachsen, der deshalb seine Kritik an der Mindestlohn-Einführung<br />
in einem jüngst veröffentlichten<br />
Positionspapier eindringlich<br />
formuliert. Diese entzündet sich schon am<br />
Begriff des Mindestlohns, „erfasst er doch<br />
weder die Leistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld<br />
sowie die Leistungszuschläge<br />
und stellt sich als Grundlohn dar“, heißt es<br />
in dem Positionspapier des Unternehmerverbands,<br />
der stattdessen für eine Lohnuntergrenze<br />
plädiert, bei der diese Leistungen mit<br />
einfließen.<br />
Der Unternehmerverband Sachsen fordert<br />
Korrekturen des Gesetzesentwurfs. Diese<br />
sollten berücksichtigen, dass bei der Einführung<br />
einer Lohnuntergrenze<br />
• eine Differenzierung nach Branchen und<br />
Regionen erfolgen müsse,<br />
• eine Ausnahmeregelung für die von der<br />
Lohnuntergrenze gefährdeten Unternehmen<br />
geschaffen werden müsse,<br />
Erntehelfer erhalten häufig Niedriglöhne.<br />
• sonstige Lohn- und Sonderzahlungen einzubeziehen<br />
sind und<br />
• der Anreiz für Jugendliche bestehen bleibe,<br />
eine Ausbildung anzutreten. Eine Altersgrenze<br />
von 18 Jahren erscheint aus<br />
diesem Grund für nicht ausreichend, da<br />
viele die Ausbildung erst deutlich später<br />
antreten.<br />
Der Mindestlohn gilt ab 1. Januar 2015. Ausnahmen<br />
gibt es bis Anfang 2017 für Branchen<br />
mit einem Tarifvertrag, der Stundenlöhne<br />
von weniger als 8,50 Euro vorsieht.<br />
Ausgenommen sind auch Jugendliche bis 18<br />
Jahre, Langzeitarbeitslose und Pflichtpraktikanten.<br />
Auszubildende bekommen keinen<br />
Mindestlohn.<br />
W+M<br />
Fotos: Alexander Spörr/fotolia.com, Inga Haar, Thomas Kierok, pressmaster/fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
W+M Politik | 37<br />
+<br />
Die mittelständischen Unternehmen in Deutschland sind den großen<br />
Konzernen in Sachen Diversity häufig weit voraus. Viele Unternehmen<br />
haben erkannt, dass Frauen in Führungspositionen einen<br />
wichtigen Beitrag leisten: Vielfältig besetzte Management- und<br />
Kontrollgremien sorgen – so das Ergebnis zahlreicher Studien – auch<br />
für bessere Unternehmensergebnisse. Wichtig ist aber vor allem das<br />
Signal nach außen: Wer hoch qualifizierte AbsolventInnen gewinnen<br />
will, muss zeigen, dass Karrierewege <strong>im</strong> Unternehmen beiden<br />
Geschlechtern offen stehen und<br />
dies mit Frauen in Führungspositionen<br />
als Vorbild auch verdeutlichen.<br />
Bei börsennotierten und öffentlichen<br />
Unternehmen hat die freiwillige<br />
Selbstverpflichtung der<br />
Wirtschaftsverbände aus dem<br />
Jahr 2001 bisher keine nachhaltige<br />
Verbesserung gebracht. Daher ist es erforderlich, mit einer Mindestquote<br />
den <strong>im</strong> Grundgesetz geregelten Anspruch auf gleichberechtigte<br />
Teilhabe von Frauen und Männern durchzusetzen. Nur so<br />
kann das Ähnlichkeitsprinzip bei der Auswahl der KandidatInnen<br />
für Spitzenpositionen überwunden werden.<br />
Die Bundesregierung setzt be<strong>im</strong> Gros der Unternehmen weiterhin<br />
auf eine freiwillige Regelung. Sie werden sich künftig an den eigenen<br />
Vorgaben messen lassen müssen. Kleinere Betriebe sind zu Recht<br />
Monika Schulz-<br />
Strelow<br />
Präsidentin<br />
des FidAR<br />
– Frauen in<br />
die Aufsichtsräte<br />
e. V.<br />
Braucht auch der Mittelstand<br />
eine Frauenquote<br />
für Führungspositionen?<br />
ausgespart. Wer dann <strong>im</strong>mer<br />
noch glaubt, null Prozent<br />
Frauen an der Spitze seien<br />
genug, wird gegenüber<br />
Bewerberinnen wie<br />
Kundinnen in Erklärungsnot<br />
geraten.<br />
Unternehmen mit einem<br />
innovativen Selbstverständnis,<br />
die Frauen die<br />
gleichen Chancen<br />
eröffnen<br />
wie Männern,<br />
gehört die<br />
Zukunft.<br />
Mit der Frauenquote von 30 Prozent greift die Politik direkt<br />
in die Personalentscheidungen der Aktionäre großer<br />
Unternehmen ein. Aber als börsennotierte oder mitbest<strong>im</strong>mte<br />
Unternehmen sind auch viele Mittelständler zumindest<br />
von der sogenannten Flexiquote bei der Auswahl von<br />
Vorständen und anderen<br />
Führungspositionen<br />
betroffen.<br />
Sie dürfen zwar<br />
selbst best<strong>im</strong>men,<br />
welchen Frauenanteil<br />
sie sich zum<br />
Ziel setzen. Viele<br />
in der Wirtschaft<br />
befürchten aber,<br />
dass hier ein Einfallstor für weitergehende Pflichten aufgemacht<br />
wird.<br />
Viel sinnvoller wäre es, sich mit den Gründen zu beschäftigen,<br />
warum weniger Frauen als Männer in Spitzenpositionen gelangen.<br />
Vor allem längere Familienpausen, die Beschäftigung<br />
mit wenigen Wochenstunden, fehlende Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie und ein zu enges Berufswahlspektrum<br />
sind hier<br />
ausschlaggebend. Ausreichende<br />
Kinderbetreuung<br />
in Kitas und Ganztagsschulen<br />
sind Grundvoraussetzung<br />
dafür, dass<br />
mehr Frauen Führungsjobs<br />
übernehmen können.<br />
Hier sollte der Staat<br />
ansetzen, damit die<br />
Karriere junger Frauen<br />
mit Kindern in<br />
Top-Positionen<br />
zur Selbstverständlichkeit<br />
wird.<br />
Dr. Eric Schweitzer<br />
Präsident des<br />
Deutschen<br />
Industrie- und<br />
Handels kammertages<br />
(DIHK)<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
38 | W+M Politik<br />
Die Energiewende darf nicht<br />
zum Standortnachteil werden<br />
Die von der Bundesregierung eingeläutete Energiewende birgt enorme Chancen und Entwicklungsperspektiven<br />
für die he<strong>im</strong>ische Wirtschaft. Aber auch erhebliche Risiken. Über all diese<br />
Aspekte soll auf dem Ostdeutschen Energieforum debattiert werden, das am 3. und 4. September<br />
in Leipzig stattfindet. W+M befragte <strong>im</strong> Vorfeld wichtige Teilnehmer des Energieforums zu<br />
Ihren Positionen.<br />
Kosten müssen<br />
kalkulierbar sein<br />
Hartmut Bunsen<br />
Präsident des Unternehmerverbandes<br />
Sachsen<br />
Als Chance sehe ich, dass wir uns durch die<br />
Umsetzung der gesteckten Ziele von Rohstofflieferungen<br />
aus dem Ausland unabhängig<br />
machen können. Die Ukraine-Krise zeigt<br />
uns diese Gefahr gerade mehr als deutlich.<br />
Darüber hinaus müssen wir uns <strong>im</strong>mer wieder<br />
die ökologischen Vorteile vor Auge führen.<br />
Hier können wir weltweit eine Vorreiterrolle<br />
einnehmen.<br />
Wir müssen aber aufpassen, dass die Energiewende<br />
für Deutschland nicht zum finanziellen<br />
Desaster wird. Die Kosten müssen<br />
kalkulierbar bleiben und auf alle gleich<br />
verteilt werden. Die kleinen und mittelständischen<br />
Unternehmen in Ostdeutschland<br />
sind von den steigenden Energiepreisen<br />
schon jetzt besonders stark betroffen. Weitere<br />
Investitionen in die benötigen Netze,<br />
die ja regional auf die Preise umgelegt werden,<br />
kann sich die ostdeutsche Wirtschaft<br />
einfach nicht leisten. Hier muss die Bundesregierung<br />
unbedingt nachbessern und bezahlbare<br />
Energie für alle gewährleisten, unabhängig<br />
vom Standort. Für Gesamtdeutschland<br />
muss der Schwerpunkt auf Forschung<br />
und Entwicklung <strong>im</strong> Bereich der ökonomischen<br />
Speicherung gelegt werden. Nur mit<br />
dieser ist, aus meiner Sicht, die Umsetzung<br />
der Energiewende zu schaffen. Dies werden<br />
wir auf dem 3. Ostdeutschen Energieforum<br />
am 3. und 4. September in Leipzig mit den<br />
Vertretern von Politik, Energiewirtschaft,<br />
Wissenschaft und dem Mittelstand diskutieren<br />
und unsere Forderungen klar artikulieren.<br />
Die neuen Technologien in Bereichen wie<br />
beispielsweise der Solarenergie und -thermie,<br />
Windkraft und Biogas haben tausende<br />
neue Jobs geschaffen und sind mittlerweile<br />
ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Auf den bisherigen<br />
Erfolgen dürfen wir uns aber nicht<br />
ausruhen. Die Forschung und Entwicklung<br />
sowie die Produktion muss in Deutschland<br />
bleiben – dafür haben Politik und Wirtschaft<br />
gemeinsam Sorge zu tragen. Von den steigenden<br />
Energiepreisen sprach ich bereits.<br />
Viele der Mittelständler in Ostdeutschland<br />
stehen <strong>im</strong> nationalen, europäischen und internationalen<br />
Wettbewerb und weitere Preissteigerungen<br />
sind von den recht knappen<br />
Gewinnen nicht abzufedern. Die Mehrheit in<br />
Deutschland hat die Energiewende gewollt,<br />
jetzt müssen wir sie für alle verträglich umsetzen<br />
und uns gegebenenfalls nicht scheuen,<br />
einzelne Ziele zu korrigieren.<br />
Netzentgelte<br />
zu hoch<br />
Wolfgang Topf<br />
Präsident der IHK<br />
zu Leipzig<br />
Die Auswirkungen der Energiewende sind<br />
differenziert zu betrachten. Je nach Branche<br />
kommt sie den einen Unternehmen zugute,<br />
während andere mit großen Belastungen<br />
konfrontiert werden. Einerseits bietet der<br />
Fokus auf erneuerbare Energien viel Innovationspotenzial.<br />
Neue Geschäftsmodelle mit<br />
g uten Renditeaussichten haben sich entwickelt;<br />
<strong>im</strong> Forschungsbereich wurde ein Innovationsschub<br />
ausgelöst. Andererseits ist<br />
die Energiewende mit unerwünschten Nebenwirkungen<br />
verbunden: Deutsche Unternehmen<br />
sehen sich innerhalb Europas mit einem<br />
der höchsten Strompreise konfrontiert,<br />
die sächsischen Unternehmen zusätzlich mit<br />
Netzentgelten über dem Bundesdurchschnitt.<br />
Die steigenden Kostenbelastungen aufgrund<br />
staatlicher Abgaben – allen voran die EEG-<br />
Umlage – werden für sie zum Standortnachteil<br />
innerhalb Europas. Für energieintensive<br />
Unternehmen müssen deshalb weiterhin Ausnahmeregelungen<br />
möglich sein, um Abwanderungen<br />
zu vermeiden. Zumindest führt der<br />
Kostendruck bei den Unternehmen <strong>im</strong>merhin<br />
dazu, mehr für Energieeffizienz zu tun.<br />
Fotos/Graphik: Sächsische Staatskanzlei/Jürgen Jeibmann, Uwe Schossig, angelha/fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Energiewende | 39<br />
Europäisierung<br />
der Energiepolitik<br />
Günther Oettinger<br />
EU-Kommissar für Energie<br />
Bei der Energiewende ist auf die richtige Reihenfolge zu achten:<br />
Deutschland braucht dringend eine Initiative für den Netzausbau.<br />
Erst müssen leistungsstarke Verbindungen geschaffen und<br />
parallel dazu Speicherkapazitäten entwickelt werden – dann erst<br />
hat es Sinn, neue Solar- und Windanlagen zu fördern. Wichtig ist<br />
auch, dass die Anlagen an Orten errichtet werden, wo das Verhältnis<br />
zwischen Kosten und Nutzen st<strong>im</strong>mt – also wo die Sonne<br />
zur Genüge scheint, beziehungsweise der Wind auch ausreichend<br />
weht. Das war in der Vergangenheit nicht <strong>im</strong>mer so.<br />
Es bedarf generell einer Europäisierung der Energiepolitik, besonders<br />
auch <strong>im</strong> Hinblick auf die Erneuerbaren. Die Kommission<br />
hat mit den neuen Leitlinien für die Förderung von Erneuerbaren<br />
und den Vorschlägen <strong>im</strong> Rahmen des Energie- und Kl<strong>im</strong>apakets<br />
für 2030, die Ende Juni von den Staats- und Regierungschefs<br />
beraten wurden, wichtige Weichenstellungen in diese Richtung<br />
vorgenommen.<br />
Kohleverstromung<br />
mittelfristig unverzichtbar<br />
Stanislaw Tillich<br />
Ministerpräsident Sachsen<br />
Die Energiewende bietet uns die Chance auf eine nachhaltige Energieversorgung,<br />
unabhängig von Rohstoff<strong>im</strong>porten. Das wird uns aber nur<br />
gelingen, wenn wir die Fehler der Vergangenheit künftig vermeiden.<br />
Die Energiewende gibt es nicht zum Nulltarif – wir dürfen sie aber<br />
auch nicht unnötig weiter verteuern. Deshalb können wir es uns<br />
nicht leisten, mittelfristig aus der Kohleverstromung auszusteigen.<br />
Die Braunkohle ist der Partner der erneuerbaren Energien, denn sie<br />
garantiert als grundlastfähiger und kostengünstiger Energieträger<br />
Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit des Stroms.<br />
Bei der künftigen Förderung der erneuerbaren Energien benötigen<br />
wir zudem mehr marktwirtschaftliche Elemente, um die Kosten vertretbar<br />
zu halten. Die EEG-Novelle ist ein erster Schritt in die richtige<br />
Richtung – weitere, mutigere Schritte müssen folgen. Wenn wir <strong>im</strong><br />
Herbst über weitere Bestandteile der Energiewende – wie die Netzentgelte<br />
oder mögliche Kapazitätsmechanismen – entscheiden, wird sich<br />
zeigen, ob am Ende Chancen oder Risiken überwiegen.<br />
Neue Produkte sind gefragt<br />
Jens-Mathias Diener<br />
Leiter Dezentrale Geschäftsmodelle bei envia<br />
Mitteldeutsche Energie AG (enviaM)<br />
Die Energiewende verändert den Vertrieb fundamental. Die Energieversorgung<br />
wird dezentraler, grüner und effizienter. Der Kunde<br />
möchte Strom zunehmend selbst erzeugen, speichern und vermarkten<br />
und angesichts anhaltend hoher Endkundenpreise möglichst intelligent<br />
und energiesparend nutzen. Dies stellt den Vertrieb vor völlig<br />
neue Herausforderungen. Mit dem klassischen Verkauf von Kilowattstunden<br />
ist es da nicht mehr getan. Gefragt sind neue Produkte<br />
und Dienstleistungen, die den veränderten Kundenbedürfnissen<br />
entsprechen. Wer hier nicht rasch handelt, wird gegenüber der Konkurrenz<br />
sehr schnell das Nachsehen haben. Dies gilt insbesondere<br />
in Ostdeutschland, wo die Energiewende an vielen Stellen sehr viel<br />
weiter vorangeschritten ist als in anderen Regionen Deutschlands.<br />
Ausbau der Stromnetze<br />
alternativlos<br />
Dr. Andreas Reichel<br />
Mitglied des Vorstands der E.DIS AG<br />
Die Energiewende stellt für Netzbetreiber in Ostdeutschland eine große<br />
Chance, aber auch eine enorme Herausforderung dar. Im Netzgebiet<br />
der E.DIS in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, treffen<br />
eine hohe Grünstromeinspeisung und ein geringer Stromverbrauch<br />
aufeinander. So lag der Grünstromanteil <strong>im</strong> Vergleich zum Netzabsatz<br />
der E.DIS in 2013 bei 80 Prozent. Deshalb führt am Ausbau der<br />
Stromnetze – hauptsächlich zum Abtransport des Grünstroms in verbrauchsstarke<br />
Regionen – kein Weg vorbei. Dafür haben wir rund 100<br />
Millionen Euro <strong>im</strong> Jahr eingesetzt, was sich in den Netzentgelten <strong>im</strong><br />
Nordosten niederschlägt. Andererseits sind wir gemeinsam mit einem<br />
Schwesterunternehmen dabei, Speichertechnologien <strong>im</strong> brandenburgischen<br />
Falkenhagen zu erproben, wo aus überschüssigem Windstrom<br />
Wasserstoff hergestellt wird, der dann in den Gasnetzen gespeichert<br />
und später wieder in Strom oder Wärme umgewandelt wird. So könnten<br />
Grünstrom-Einspeisespitzen beherrscht und gleichzeitig nur soviel<br />
neue Leitungen gebaut werden, wie wirklich erforderlich sind.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
40 | W+M Politik<br />
Ostdeutschland nicht<br />
über Gebühr belasten<br />
Iris Gleicke<br />
Parlamentarische Staatssekretärin <strong>im</strong> Bundeswirtschaftsministerium<br />
und Ostbeauftragte<br />
bis 2050 und der globale Trend steigender Rohstoffpreise werden<br />
auch in Zukunft eine verlässliche Grundlage für Unternehmen <strong>im</strong><br />
Bereich der erneuerbaren und energieeffizienten Technologien sein.<br />
Erdgas hat Zukunft<br />
Ostdeutschland ist bei der Erzeugung von Strom aus erneuerbaren<br />
Energien führend und damit Vorreiter bei der Umsetzung der Energiewende,<br />
die dem Industriestandort Ostdeutschland neue Perspektiven<br />
eröffnet, etwa bei den Speichertechnologien, bei der Steuerung<br />
von Energienetzen oder bei der Energieeffizienz. Und dennoch ist<br />
auch <strong>im</strong> <strong>Osten</strong> bei der Energiewende nicht alles eitel Sonnenschein.<br />
So führt der Bau von Windrädern ebenso wie das Thema Netzausbau<br />
zu Akzeptanzproblemen vor Ort, und an der Entwicklung der Stromkosten<br />
und an den <strong>im</strong> <strong>Osten</strong> höheren Netzentgelten gibt es zum Teil<br />
massive Kritik. Die gegenüber Westdeutschland durchschnittlich höheren<br />
Stromkosten dürfen nicht dazu führen, dass die Ostdeutschen<br />
über Gebühr belastet werden. Mit ihrer aktuellen EEG-Reform setzt die<br />
Bundesregierung an, den weiteren Kostenanstieg spürbar zu bremsen<br />
und zugleich die Marktintegration der erneuerbaren Energien voranzutreiben<br />
– der Neustart der Energiewende hat bereits begonnen.<br />
Wachstumspotenziale für<br />
den Mittelstand<br />
Dr. Barbara Hendricks<br />
Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz,<br />
Bau und Reaktorsicherheit<br />
Kl<strong>im</strong>aschutzpolitik und Energiewende haben in Deutschland weitreichende<br />
Anreize für Investitionen, Technologieentwicklung und<br />
Beschäftigung gesetzt. Diese Anreize werden durch global rasant<br />
steigende Rohstoffkosten verstärkt. Erneuerbare und energiesparende<br />
Technologien werden damit weltweit attraktiv. Der Weltmarkt<br />
wird in diesem Bereich bis 2025 um mehr als das Doppelte wachsen.<br />
Deutsche Unternehmen sind hier Weltmarktführer. Insbesondere in<br />
Mittelstand und Handwerk bestehen große Wachstumspotenziale.<br />
Hier entstehen die Arbeitsplätze von morgen. Studien gehen davon<br />
aus, dass die Zahl der Beschäftigten in der Umweltbranche binnen<br />
zehn Jahren um eine Million auf 2,4 Millionen <strong>im</strong> Jahr 2025 steigen<br />
wird. Die deutschen Energiewendebeschlüsse mit ihren Kl<strong>im</strong>azielen<br />
Dr. Karsten Heuchert<br />
Vorstandsvorsitzender der Verbundnetz Gas AG<br />
(VNG)<br />
Die Diskussionen um die Energiewende haben die Erkenntnis gebracht,<br />
dass diese ohne Erdgas nicht zu schaffen ist. Wir brauchen<br />
auch dann Energie, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht<br />
weht. Hier ist Erdgas noch viele Jahrzehnte wegen seiner Flexibilität,<br />
Sauberkeit und Zuverlässigkeit unverzichtbar. Jedoch ist das Potenzial<br />
von Erdgas noch lange nicht ausgeschöpft. Wenn Deutschland und<br />
die EU die CO 2 -Emissionen kostengünstig reduzieren wollen, kommen<br />
sie an Erdgas nicht vorbei – weder <strong>im</strong> Wärme- und Strommarkt noch<br />
bei der Mobilität. In Ostdeutschland hat der Energieträger Erdgas in<br />
den 1990er Jahren schon einmal bewiesen, dass eine Energiewende<br />
möglich ist, denn gemeinsam mit unseren kommunalen Partnern<br />
haben wir das mit Hilfe von Kohlevergasung hergestellte Stadtgas<br />
durch das umweltfreundliche Erdgas ersetzt. Auch <strong>im</strong> anbrechenden<br />
Zeitalter der erneuerbaren Energien wird Erdgas ein nachhaltiger<br />
Bestandteil einer sicheren, kl<strong>im</strong>afreundlichen und bezahlbaren<br />
Energiezukunft in Europa sein.<br />
Transparenz be<strong>im</strong> Netzausbau<br />
Boris Schucht<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung von 50Hertz<br />
Die Energiewende gilt als größtes Transformationsprojekt seit der<br />
Wiedervereinigung. Gerade für die neuen Länder stellt der Systemumbau<br />
hin zu den Erneuerbaren eine große wirtschaftliche Chance<br />
dar. Der Anteil des grünen Stroms am Gesamtstromverbrauch <strong>im</strong><br />
50Hertz-Gebiet lag 2013 bereits bei 37 Prozent. Dies ist eine Erfolgsstory,<br />
die fortgeschrieben werden muss!<br />
Größte Herausforderung ist, Gesellschaft und Politik auf diesem Weg<br />
Fotos/Graphik: Bundesregierung/Sandra Steins, VNG AG/Michael Handelmann, angelha/fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
OSTDEUTSCHES ENERGIEFORUM<br />
03./04. SEPTEMBER 2014<br />
ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT<br />
3. SEPTEMBER 2014<br />
ERÖFFNUNGSABEND IM HOTEL<br />
‘THE WESTIN LEIPZIG’ VERANSTALTET<br />
DURCH DIE IHK ZU LEIPZIG<br />
ab 19:00 Uhr<br />
Eintreffen der Gäste / Registrierung<br />
19:30 Uhr<br />
Begrüßung der Gäste durch die Veranstalter<br />
Dr. Thomas Hofmann, Hautgeschäftsführer<br />
der IHK zu Leipzig und Hartmut Bunsen,<br />
Sprecher der IG der Unternehmerverbände<br />
Ostdeutschlands und Berlins<br />
Europa und die Versorgungssicherheit<br />
Günther Oettinger, EU-Kommissar für Energie<br />
(in Anfrage)<br />
Thema in Abst<strong>im</strong>mung<br />
Christian Lindner, Bundesvorsitzender<br />
der FDP – Die Liberalen<br />
anschließend Get-together<br />
Buffet<br />
4. SEPTEMBER 2014<br />
ab 8:30 Uhr<br />
Eintreffen der Gäste / Registrierung/ Kaffee/Tee<br />
9:00 Uhr<br />
Begrüßung durch Hartmut Bunsen,<br />
Sprecher der IG der Unternehmerverbände<br />
Ostdeutschlands und Berlin<br />
9:15 Uhr<br />
Was macht die Bundesregierung, um die<br />
Ungleichheit zwischen Ost und West bei den<br />
Belastungen der Energiewende mittelfristig<br />
abzubauen?<br />
Iris Gleicke, Parlamentarische Staatssekretärin<br />
be<strong>im</strong> Bundesminister für Wirtschaft und Energie<br />
und Beauftragte der Bundesregierung für die<br />
neuen Bundesländer<br />
9:45 Uhr<br />
Welche Rolle spielt der Energiestandort<br />
Ostdeutschland – Fragen und Antworten<br />
aus Sicht der EWE AG<br />
Dr. Werner Brinker, Vorsitzender des<br />
Vorstandes der EWE AG<br />
10:15 Uhr<br />
Die Herausforderungen der<br />
Energieversorgung der Zukunft –<br />
dezentrale Lösungen <strong>im</strong> Spannungsfeld<br />
zwischen Speichermöglichkeiten und<br />
Versorgungssicherheit<br />
Mike Winkel, Mitglied des Vorstandes<br />
der E.ON SE<br />
10:45 Uhr<br />
Energiewende 2.0 – Herausforderungen<br />
für Ostdeutschland<br />
T<strong>im</strong> Hartmann, Vorstandsvorsitzender der<br />
envia Mitteldeutsche Energie AG<br />
11:15 Uhr<br />
Braunkohle als Wirtschaftsfaktor<br />
Ostdeutschlands. Welche Rolle spielt<br />
die Braunkohle bei der Umsetzung der<br />
Energiewende?<br />
Tuomo J. Hatakka, Vorsitzender der<br />
Geschäftsführung der Vattenfall GmbH<br />
11:45 – 13:15 Uhr<br />
Mittagspause<br />
FORUM 1 | 13:15 – 14:15 UHR<br />
ENERGIEEFFIZIENZ<br />
UND BEZAHLBARE ENERGIE<br />
Moderation: Dr. Ralf Neubauer, ehemaliger<br />
stellvertretender Chefredakteur ‘DIE WELT’<br />
Impulsreferat: Dr. Andreas Reichel,<br />
Vorstandsmitglied der E.DIS AG<br />
Podiumsdiskussion mit<br />
Dr. Hubertus Burkhart, Vorstandsvorsitzender<br />
der Kübler & Niethammer Papierfabrik<br />
Kriebstein AG<br />
Christian Pegel, Minister für Energie,<br />
Infrastruktur und Landesentwicklung des Landes<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Dr. Mathias Reuschel, Vorsitzender S&P-Gruppe<br />
Jochen Stotmeister, Vorstandsvorsitzender<br />
der Sto AG<br />
FORUM 2 | 13:15 – 14:15 UHR<br />
VERSORGUNGSSICHERHEIT,<br />
KONVENTIONELLE KRAFTWERKE IM<br />
SPANNUNGSFELD DER PREISE<br />
Moderation: Thilo Boss, Leiter<br />
Wirtschaftsressort der SuperIllu<br />
Impulsreferat: Boris Schucht, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der 50Hertz Transmission<br />
GmbH<br />
Podiumsdiskussion mit:<br />
Dr. Frank Büchner, Leiter Energy Sector<br />
Siemens Deutschland<br />
Ralf Christoffers, Minister für Wirtschaft<br />
und Europaangelegenheiten des Landes<br />
Brandenburg (in Anfrage)<br />
Dr. Christof Günther, Geschäftsführer der<br />
InfraLeuna GmbH<br />
FORUM 3 | 14:30 – 15:30 UHR<br />
WIRTSCHAFTLICHKEIT VON<br />
SPEICHERMÖGLICHKEITEN – WIE LANG<br />
MUSS DIE BRÜCKE AUS GAS UND<br />
BRAUNKOHLE SEIN?<br />
Moderation: Bernd Hilder, Chefredakteur der<br />
Thüringischen Landeszeitung<br />
Impulsreferat: Dr. Joach<strong>im</strong> Geisler,<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung der MIBRAG<br />
Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH<br />
Podiumsdiskussion mit<br />
Frank Blome, Geschäftsführer der Li-Tec Battery<br />
GmbH (in Anfrage)<br />
Dr. Volker Busack, Geschäftsführer der VNG<br />
Gasspeicher GmbH<br />
Jochen Staschewski, Staatssekretär <strong>im</strong><br />
Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und<br />
Technologie<br />
Michael Kretschmer, MdB, Generalssekretär<br />
des CDU-Landesverbandes Sachsen<br />
FORUM 4 | 14:30 – 15:30 UHR<br />
DEZENTRALE GESCHÄFTSMODELLE –<br />
CHANCEN DER ENERGIEWENDE NUTZEN<br />
Moderation: Tobias Frevel, Geschäftsführer der<br />
Energieforen Leipzig GmbH<br />
Impulsreferat: N.N.<br />
Podiumsdiskussion mit:<br />
Jens-Mathias Diener, Leiter Dezentrale<br />
Geschäftsmodelle der envia Mitteldeutsche<br />
Energie AG (enviaM)<br />
Klaus Lellé, Vorstandsvorsitzender der Halloren<br />
Schokoladenfabrik AG<br />
Arnold Vaatz, MdB, stellvertretender<br />
Vorsitzender der CDU/CSUFraktion<br />
15:30 – 16:00 Uhr<br />
Kaffeepause<br />
16:00 Uhr<br />
Thema in Abst<strong>im</strong>mung<br />
Dr. Karsten Heuchert, Vorstandsvorsitzender<br />
der VNG – Verbundnetz Gas AG<br />
16:30 Uhr<br />
Auswirkungen der Energiepolitik des Bundes<br />
auf Ostdeutschland<br />
Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des<br />
Freistaates Sachsen<br />
17:00 Uhr<br />
Ziele und Ausblick / Abschlussbuffet<br />
Interessengemeinschaft der<br />
Unternehmerverbände<br />
www.ostdeutsches-energieforum.de<br />
UV<br />
Ostdeutschlands und Berlin<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
42 | W+M Politik<br />
„mitzunehmen“. Die Zauberworte lauten Transparenz‚ Verständnis<br />
und Akzeptanz. Den für das Gelingen der Energiewende nötigen Netzausbau<br />
werden wir nur schaffen, wenn wir in Zivilgesellschaft und<br />
Bundesländern breites Verständnis finden. Deshalb ist die derzeitige<br />
öffentliche Diskussion gut; alle Argumente gehören auf den Tisch.<br />
50Hertz stellt sich diesem Diskurs aktiv. Als Dienstleister an der Gesellschaft<br />
werden wir unsere Leitungen nicht gegen Bürger und Politik<br />
bauen. Aber eines ist klar: Ohne Akzeptanz kein Netzausbau,<br />
und ohne Netzausbau keine Energiewende.<br />
Versorgungsengpässe vermeiden<br />
Dr. Joach<strong>im</strong> Geisler<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung der<br />
Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH<br />
(MIBRAG)<br />
Damit die Energiewende gelingt, muss der Ausbau der Erneuerbaren<br />
besser gesteuert und mittel- bis langfristig ihre Integration in den<br />
Energiemarkt erfolgen. Sonst laufen wir Gefahr, dass die Strompreise<br />
<strong>im</strong>mer weiter steigen. Ich halte es für richtig, dass Deutschland<br />
seine Energieversorgung insgesamt breiter aufstellt. Dafür braucht<br />
es Zeit, Realitätssinn, den Ausbau der Netze und Speichermöglichkeiten.<br />
Nur so können Versorgungsengpässe vermieden werden. Wir<br />
sehen die Erneuerbaren nicht als Konkurrenz zu unserer Braunkohle,<br />
sondern als Partner. Deutschland kann auch in Zukunft nicht auf<br />
die fossilen Energieträger verzichten. Gerade die Braunkohle leistet<br />
zahlreiche Beiträge dazu, dass die Versorgung von Haushalten und<br />
Industrie mit Strom und Wärme sicher und bezahlbar bleibt. In einem<br />
Industrieland wie Deutschland hängen Wohlstand und Arbeitsplätze<br />
an dieser Frage. Die Politik sollte daher darauf achten, diesen<br />
positiven Beitrag der Braunkohle nicht zu gefährden.<br />
Generationenprojekt braucht<br />
Akzeptanz<br />
Dr. Heiko Sanders<br />
Finanzvorstand der EWE AG<br />
Wir sind dabei, die Energieversorgung in Deutschland nachhaltig in<br />
Richtung erneuerbarer Energien umzubauen und uns unabhängiger<br />
von fossilen Brennstoffen zu machen. Dabei gehen wir viele Schritte<br />
früher als andere und zahlen Lehrgeld, gewinnen aber unter dem<br />
Strich einen Vorsprung, der die deutsche Wirtschaft <strong>im</strong> globalen Wettbewerb<br />
stärkt. Unterschiedliche Schwerpunkte finden sich dabei eher<br />
zwischen Stadt und Land sowie zwischen nördlichen und südlichen<br />
Bundesländern. Auch in Ostdeutschland mit seinem teilweise sehr<br />
hohen Zubau an Erneuerbaren geht es darum, diesen Zuwachs besser<br />
mit dem Netz und den Verbrauch intelligenter mit der Erzeugung zu<br />
harmonisieren, um die Kosten zu begrenzen. Am wichtigsten aber ist,<br />
die Menschen vor Ort in die Entwicklungen einzubeziehen, um nicht<br />
noch mehr Akzeptanz für die Energiewende zu verlieren. Denn davon<br />
würde sich dieses Generationenprojekt vermutlich nicht erholen.<br />
Braunkohle gehört zum<br />
Energiemix<br />
Tuomo J. Hatakka<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung der<br />
Vattenfall GmbH<br />
Eine verlässliche und zukunftsfähige Stromversorgung braucht neben<br />
den erneuerbaren Energien eine gesicherte, jederzeit verfügbare<br />
Leistung, wie sie die Braunkohle zur Verfügung stellen kann. Beide<br />
gemeinsam gehören in den Energiemix der nächsten Jahrzehnte.<br />
Die Partnerschaft zwischen der Braunkohle und den erneuerbaren<br />
Energien ist bereits heute gelebte Praxis. Braunkohlekraftwerke sind<br />
der Anker <strong>im</strong> energiewirtschaftlichen System. Gerade weil sie schon<br />
heute flexibel reagieren können, gelingt es überhaupt, den hohen<br />
Anteil der Erneuerbaren <strong>im</strong> Netz unterzubringen.<br />
Die Lausitzer Braunkohle ist ein tragender Pfeiler der deutschen Wirtschaft.<br />
Wenn wir über Versorgungssicherheit, Kosteneffizienz und<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Energieversorgung sprechen, führt an Kohle<br />
in Deutschland, Europa und weltweit kein Weg vorbei. Nur mit der<br />
he<strong>im</strong>ischen Braunkohle als verlässlichem Partner der Erneuerbaren<br />
haben wir die ökonomische Sicherheit, den ambitionierten Weg in<br />
eine mögliche Vollversorgung durch erneuerbare Energien gehen zu<br />
können, ohne dabei untragbare Risiken einzugehen.<br />
Graphik: angelha/fotolia.com<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Energiewende | 43<br />
Ostdeutsche Unternehmen befürworten<br />
zunehmend Energiewende<br />
Die Zust<strong>im</strong>mung der energieintensiven Unternehmen in Ostdeutschland zur Energiewende hat<br />
sich seit 2012 fast verdoppelt. Mittlerweile befürwortet eine Mehrheit die Energiewende und die<br />
damit zusammenhängenden Maßnahmen.<br />
Die Zust<strong>im</strong>mung der Bevölkerung in Ostdeutschland<br />
zur Energiewende ist unverändert<br />
hoch. 73 Prozent der Bürger aus den<br />
neuen Ländern stehen nach wie vor hinter<br />
dem Umbau der Energieversorgung. Auch die<br />
Kommunen beurteilen die Neuausrichtung<br />
der Energieversorgung mit 74 Prozent ähnlich<br />
positiv. Erstmals befürworten aber auch<br />
die energieintensiven Unternehmen Ostdeutschlands<br />
mehrheitlich die Energiewende<br />
(61 Prozent). Dies ergab eine Studie der<br />
envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM),<br />
für die – gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum<br />
Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur<br />
und Daseinsvorsorge e. V. der Universität<br />
Leipzig – 1.650 Haushalte, 789 Kommunen<br />
und 388 Unternehmen der energieintensiven<br />
Industrie in Ostdeutschland befragt wurden.<br />
Bürger, Kommunen und Unternehmen: Befürworten Sie die<br />
Energiewende und die damit zusammenhängenden Maßnahmen?<br />
Ja<br />
Haushalte 2014<br />
Haushalte 2013<br />
Haushalte 2012<br />
Komunen 2014<br />
Komunen 2013<br />
Komunen 2012<br />
Quelle: Studie „Energiewelt Ost 2014“<br />
37 %<br />
47 %<br />
61 %<br />
Unternehmen 2014<br />
Unternehmen 2013<br />
Unternehmen 2012<br />
73 %<br />
76 %81<br />
%<br />
74 %<br />
71 %<br />
69 %<br />
Unternehmen: Haben Sie <strong>im</strong> Rahmen der Energiewende Ihr Einkaufsverhalten<br />
bezüglich Gas-/Strombezug angepasst?<br />
ja und Anpassung geplant (2014)<br />
ja (2013)<br />
nein<br />
Wenn ja, in welcher Form?<br />
Langfristverträge mit Preisbindung<br />
Bündelung des Energiebezugs<br />
Ausbau der Eigenerzeugung<br />
Sonstiges<br />
7 %<br />
2014<br />
Quelle: Studie „Energiewelt Ost 2014“<br />
14 %<br />
20 %<br />
18 %<br />
2013<br />
33 %<br />
34 %<br />
40 %<br />
40 %<br />
48 %<br />
47 %<br />
66 %<br />
67 %<br />
Die Bezahlbarkeit von Energie ist für Haushalte,<br />
Kommunen und energieintensive Unternehmen<br />
das beherrschende Thema be<strong>im</strong><br />
Umbau der Energieversorgung. Alle Befragten<br />
halten es für wahrscheinlich, dass die<br />
Strompreise weiter erheblich steigen werden<br />
und befürworten angesichts dessen mit großer<br />
Mehrheit Bestrebungen zur Unabhängigkeit<br />
der Stromversorgung. Gemeint ist damit,<br />
Strom selbst zu erzeugen und zu verbrauchen.<br />
Der Großteil der Unternehmen hat zudem<br />
sein Einkaufsverhalten be<strong>im</strong> Strom- bzw.<br />
Gasbezug in Folge der Energiewende angepasst<br />
oder plant dies für die Zukunft (66 Prozent).<br />
Bevorzugt werden hier vor allem Langfristverträge<br />
mit Preisbindung. Spielten diese<br />
<strong>im</strong> letzten Jahr noch für 20 Prozent der<br />
Unternehmen eine Rolle, werden sie <strong>im</strong> laufenden<br />
Jahr bereits von 48 Prozent der Befragten<br />
favorisiert. Hoch <strong>im</strong> Kurs steht mit<br />
konstanten 40 Prozent weiterhin die Bündelung<br />
des Energiebezugs. Dagegen ist das Interesse<br />
an der Eigenerzeugung deutlich gesunken.<br />
In 2014 treiben nur 18 Prozent der<br />
befragten energieintensiven Unternehmen<br />
den Ausbau der Eigenerzeugung von Energie<br />
voran. Im letzten Jahr waren es noch 47<br />
Prozent und damit knapp die Hälfte der befragten<br />
Unternehmen.<br />
Die gesamte Studie kann unter www.energiezukunft-ostdeutschland.de<br />
eingesehen<br />
werden.<br />
Janine Pirk-Schenker<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
44 | W+M Politik<br />
Regionaler Wildwuchs bei Stromnetzentgelten<br />
weder berechtigt noch wettbewerbsfördernd<br />
Die Diskussion über Chancen und Risiken der Energiewende ist in der Gesellschaft angekommen.<br />
Und dies ist gut so, denn alle Fakten und Argumente gehören öffentlich debattiert, will man für<br />
mehr Verständnis und Akzeptanz in Gesellschaft und Politik werben. Bei dieser vielschichtigen<br />
Diskussion geht es um zahlreiche Themen, wie Versorgungssicherheit, Infrastrukturausbau oder<br />
Standortfragen bei Erzeugungsanlagen. Es geht aber <strong>im</strong>mer auch um die Frage der Kosten, kein<br />
Wunder angesichts steigender Strompreise für Privathaushalte und Wirtschaft in den letzten Jahren.<br />
Von Boris Schucht<br />
Dominierte bislang das Thema EEG-Förderung<br />
und das dazu gehörige Umlageverfahren<br />
die öffentliche Kostendebatte,<br />
scheint nun das Thema Netzentgelte<br />
stärker in den Fokus zu rücken. Hierfür sorgen<br />
nicht zuletzt aktuelle Studien <strong>im</strong> Auftrag<br />
politischer Akteure. So forderte jüngst<br />
der sächsische Ministerpräsident Stanislaw<br />
Tillich, angesichts deutschlandweit unterschiedlich<br />
hoher regionaler Netzentgelte für<br />
Haushalts-, Gewerbe- und Industriekunden,<br />
ein bundeseinheitliches Netzentgelt. Eine<br />
Studie der Technischen Universität Dresden<br />
<strong>im</strong> Auftrag der Staatskanzlei Sachsens hatte<br />
erneut klar festgestellt, dass es zum Teil<br />
eine erhebliche Kluft bei den Netzentgelten<br />
gibt zwischen ländlichen Regionen und Städten<br />
einerseits sowie zwischen dem Nordosten<br />
und dem Westen beziehungsweise Süden<br />
Deutschlands andererseits.<br />
Dass dies aus standortpolitischen Gründen<br />
kritisiert und der Ruf nach einem bundesweit<br />
einheitlichen Netzentgelt laut wird, liegt<br />
auf der Hand. Auch für 50Hertz, als Übertragungsnetzbetreiber<br />
(ÜNB) in den neuen<br />
Bundesländern sowie Berlin und Hamburg<br />
tätig, wäre die Schaffung eines bundesweit<br />
einheitlichen Netzentgeltes „bis zur Steckdose“<br />
ein langfristig anzustrebendes Ziel.<br />
Zwar beträgt der Anteil der Netzentgelte des<br />
ÜNB am Strompreis von Haushaltskunden nur<br />
drei bis vier Prozent und der der Verteilnetzbetreiber<br />
(VNB) rund 16 bis 17 Prozent, doch<br />
es sind vor allem diese regional unterschiedlich<br />
hohen Netzentgelte, die für die generellen<br />
Strompreisunterschiede sorgen.<br />
Zusammensetzung des Strompreises für einen Haushaltskunden.<br />
Steuern, Abgaben und Umlagen<br />
Strombeschaffung, Vertrieb<br />
50 %<br />
30 %<br />
16,5 %<br />
3,5 %<br />
Netznutzungsentgelt<br />
Verteilnetzbetreiber<br />
Netznutzungsentgelt<br />
Übertragungsnetzbetreiber<br />
Quelle: 50Hertz<br />
Was sind die Gründe für die großen Netzentgeltdifferenzen?<br />
• Hohe Investitionskosten und hohe betriebliche<br />
Kosten<br />
Netzbetreiber wie 50Hertz, in deren Gebiet<br />
ein hoher Anteil von erneuerbaren Erzeugungsanlagen<br />
installiert ist, weisen nicht<br />
nur hohe Investitionen in den Netzausbau<br />
auf, sondern haben auch höhere betriebliche<br />
Kosten für die Integration des volatilen<br />
grünen Stroms ins elektrische System – hierunter<br />
fallen zum Beispiel Kosten für Redispatch,<br />
also Kosten für Eingriffe in die Fahrweise<br />
von konventionellen Kraftwerken bei<br />
Netzengpässen, und Entschädigungszahlungen<br />
bei Einsenkung von EEG-Anlagen. Obwohl<br />
diese Eingriffe das gesamte elektrische<br />
System stabilisieren, werden deren Kosten,<br />
<strong>im</strong>merhin jährlich ein dreistelliger Millionenbetrag,<br />
nur vom Nordosten Deutschlands<br />
getragen.<br />
• Historisch bedingte Netzinvestitionen aus<br />
der Nachwendezeit<br />
Nach der Wiedervereinigung mussten die<br />
Netze der DDR gründlich renoviert und umgebaut<br />
werden. Diese historisch bedingten<br />
Investitionen werden noch heute über Abschreibungen<br />
in den ostdeutschen Bundesländern<br />
getragen.<br />
• Geringere Siedlungs- und Verbrauchsdichte<br />
Regionen mit hohem Anteil an Grünstrom<br />
sind meist dünner besiedelt und verfügen<br />
über weniger industrielle Verbraucher. Damit<br />
können die Entgelte dort auf weniger Verbraucher<br />
umgelegt werden – was ebenfalls<br />
zu höheren Netzentgelten für jeden Einzelnen<br />
führt.<br />
• Vermiedene Netzentgelte für volatile Einspeiser<br />
Ein gewichtiger Faktor sind die sogenannten<br />
„vermiedenen Netzentgelte“, ein Relikt<br />
aus der Zeit der ersten dezentralen Anlagen:<br />
Man ging vor einigen Jahren davon aus, dass<br />
der vor Ort erzeugte Strom auch komplett vor<br />
Ort verbraucht werden kann. Deshalb wurde<br />
gesetzlich festgelegt, dass VNB mit vielen<br />
dezentralen Anlagen aus Photovoltaik und<br />
Wind mit zusätzlichen Kosten belegt werden,<br />
Foto: Christian Drechsel, 50Hertz<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Energiewende | 45<br />
und Marktprozesse effizienter zu gestalten,<br />
sollte langfristig ein bundesweit einheitliches<br />
Netzentgelt bis zur Steckdose (also sowohl<br />
auf ÜNB- wie VNB-Ebene) geschaffen<br />
werden. Als Zwischenschritte und zur Vermeidung<br />
des weiteren Auseinanderdriftens<br />
der Netzentgelte müssten zunächst die auf<br />
der Verteilnetzebene anfallenden „vermiedenen<br />
Netzentgelte“ für volatil einspeisende<br />
Anlagen (also Photovoltaik und Wind) sofort<br />
abgeschafft und Kosten für die Systemintegration<br />
der Erneuerbaren bundesweit gewälzt<br />
werden. Zudem könnten die Netzentgelte der<br />
ÜNB zunächst vereinheitlicht werden. Dabei<br />
ist weiterhin durch hohe Kostenkontrolle<br />
der Regulierungsbehörden auf Effizienz jedes<br />
einzelnen Netzbetreibers genau zu achten.<br />
da die einen geringeren Ausbaubedarf hätten.<br />
Die Erfahrung der letzten Jahre hat allerdings<br />
das Gegenteil gezeigt: Der Ausbau<br />
von Wind und Photovoltaik führt zu einem<br />
höheren Ausbaubedarf, sowohl be<strong>im</strong> ÜNB<br />
als auch be<strong>im</strong> VNB – insbesondere durch die<br />
Rückspeisung in die vorgelagerten Netze. Für<br />
VNB in Gegenden mit hohem Anteil an Wind<br />
und Photovoltaik heißt das: Sie bleiben heute<br />
auf Kosten, die ihnen de facto insbesondere<br />
durch die Ein- und Rückspeisung der<br />
Wind- und Sonnenenergie entstehen, sitzen.<br />
Zusätzlicher Druck auf die Netzentgelte entsteht<br />
seit geraumer Zeit durch die Regelungen<br />
zum sogenannten Eigenverbrauch. Eigenversorger<br />
sind derzeit von Netzentgelten<br />
komplett befreit. Hierdurch ist es sowohl für<br />
Industrie- als auch Privatkunden attraktiv,<br />
durch Eigenversorgung die eigenen Kosten<br />
zu reduzieren – zu Lasten der Allgemeinheit.<br />
Quelle:<br />
ene‘t GmbH<br />
Übersicht über die Netzentgelte in Deutschland in Cent pro<br />
Kilowattstunde (kWh) bei einem Abnahmefall von 4.000 kWh <strong>im</strong> Juli 2014.<br />
Denn die Eigenversorger profitieren <strong>im</strong>mer<br />
noch von der Bereitstellung und der Rundum-<br />
Verfügbarkeit des Netzes, zahlen aber nicht<br />
mehr für diese Dienstleistung. Die Zahl derer,<br />
die Eigenversorgung betreiben, n<strong>im</strong>mt<br />
bei Unternehmen und Haushalten stetig zu<br />
– die Zahl derer, die die Kosten für einen sicheren<br />
Netzbetrieb tragen, n<strong>im</strong>mt durch dieses<br />
falsche Anreizsystem hingegen stetig ab.<br />
Um dieser wachsenden Entsolidarisierung an<br />
den Kosten der Bereitstellung eines sicheren<br />
elektrischen Systems entgegen zu wirken,<br />
bietet sich an, bei der Berechnung der Entgelte<br />
künftig stärker die Größe des Netzanschlusses<br />
(Kapazität) in Rechnung zu stellen<br />
und weniger den Verbrauch (Arbeit).<br />
Und was ist darüber hinaus zu tun? Um eine<br />
faire Verteilung der Kosten der Systemintegration<br />
erneuerbarer Energien zu erreichen<br />
Die jetzige Form der Netzentgeltberechnung,<br />
die die regionalen Disparitäten in Deutschland<br />
fördert, ist energie(wende)politisch weder<br />
fair noch standortpolitisch berechtigt.<br />
Sie hemmt zudem den Wettbewerb bei den<br />
Stromvertrieben, wenn diese bundesweit<br />
agieren wollen und mit regional und lokal<br />
unterschiedlichen Netzentgelttarifen von<br />
knapp 900 Netzbetreibern zu tun haben. Dies<br />
macht es kaum möglich, nachhaltige Angebote<br />
für Kunden in verschiedenen Regionen anzubieten.<br />
Von einem wettbewerbsorientierten<br />
„Level Playing Field“ zur bundesweiten<br />
Stromvermarktung kann man so nur bedingt<br />
sprechen. Aus all diesen Gründen wäre ein<br />
bundesweit einheitliches Netzentgelt zielführend.<br />
In welchen Schritten dies politisch<br />
umzusetzen geht, bleibt abzuwarten. W+M<br />
Zur Person<br />
Boris Schucht (47) ist seit<br />
2010 Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
von<br />
50Hertz. Zuvor war er<br />
kauf männischer Vorstand<br />
bei der WEMAG AG in<br />
Schwerin und fünf Jahre lang Geschäftsführer<br />
der Vattenfall Europe Venture<br />
GmbH in Berlin.<br />
50Hertz sorgt mit über 800 Mitarbeitern<br />
für den Betrieb und Ausbau des Übertragungsnetzes.<br />
Darüber hinaus ist das Unternehmen<br />
für die Führung des elektrischen<br />
Gesamtsystems auf den Gebieten<br />
der Bundesländer Berlin, Brandenburg,<br />
Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />
verantwortlich.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
46 | W+M International<br />
Rostocker Schiffsdesigner erobern<br />
den Weltmarkt<br />
Schiffsprojekte aus einer Hand bietet die Neptun Ship Design GmbH. Vom ersten Entwurf über<br />
das Design und die Detailplanung bis zu den Tests bei der See-Erprobung. Der All-in-one-Service<br />
des Rostocker Ingenieurbüros ist weltweit in der Schiffbaubranche gefragt. Von Thomas Schwandt<br />
Bei der ersten Bordbesichtigung<br />
kann der künftige<br />
Schiffseigner bis in den<br />
letzten Winkel blicken. In Laderäume,<br />
in Maschinenräume,<br />
auf die Brücke. Veränderungswünsche<br />
en détail werden per<br />
Mausklick erledigt. Der virtuelle<br />
Modell-Check in 3D ermöglicht<br />
es dem Reeder, sein Schiff bereits<br />
kennenzulernen, bevor auf<br />
der Werft die erste Stahlplatte<br />
zugeschnitten wird. „Das komplette<br />
Schiff ist <strong>im</strong> Rechner“,<br />
sagt Helge Sell, Geschäftsführer<br />
von Neptun Ship Design in<br />
Rostock. „Der computeran<strong>im</strong>ierte<br />
Rundgang erlaubt unkompliziert<br />
Modifizierungen und reduziert<br />
aufwendige Nacharbeiten<br />
be<strong>im</strong> Bau des Schiffes.“<br />
Vor zwei Jahrzehnten haben<br />
<strong>im</strong> Konstruktionsbereich einer<br />
Werft etwa 120 Mitarbeiter<br />
gut ein Jahr dafür benötigt, ein<br />
neues Schiff zu entwickeln und<br />
die Unterlagen für die Produktion<br />
zu erstellen. Heute schaffen<br />
ebenso viele Mitarbeiter bei<br />
Neptun Ship Design jährlich drei<br />
bis vier Schiffe. Das Ingenieurbüro hat seine Wurzeln in der einst<br />
volkseigenen Neptun Werft, die an der Warnow, unweit der Rostocker<br />
City, Frachtschiffe mit einer Tragfähigkeit von bis zu 17.000 Tonnen<br />
fertigte. Auch Schiffbauingenieur Helge Sell gehörte zu den 7.000<br />
Mit diesem Typ eines 1.200-TEU*-Containerfrachters gelang Neptun<br />
Ship Design der Einstieg in den chinesischen Markt.<br />
Beschäftigen <strong>im</strong> Stammbetrieb. Als Leiter der Abteilung Schiffbau<br />
stand er zu Beginn der 90er Jahre gemeinsam mit Chefkonstrukteur<br />
Gerald Hadaschik vor der undankbaren Aufgabe, sehr viele Leute entlassen<br />
zu müssen. „In der Privatisierungsphase war politisch ent-<br />
Foto/Graphik: Thomas Schwandt, NSD<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
W+M International | 47<br />
schieden worden, eine der vier großen Werften <strong>im</strong><br />
Nordosten dicht zu machen. Es traf Neptun, auch<br />
weil in Warnemünde eine zweite Werft am Standort<br />
Rostock existierte.“<br />
Sell und Hadaschik erkannten in dem Niedergang<br />
aber auch die Chance für einen beruflichen Neustart.<br />
Sie gründeten ihr eigenes Ingenieurbüro<br />
Neptun Stahlkonstruktion. „Mit 16 Ingenieuren<br />
legten wir los“, blickt der heute 54-jährige Sell zurück.<br />
Im vereinten Deutschland habe es damals einen<br />
„wahnsinnigen Überhang an Ingenieuren in<br />
der marit<strong>im</strong>en Industrie“ gegeben. Aber anders als<br />
<strong>im</strong> Westen war <strong>im</strong> DDR-Schiffbaukombinat bereits<br />
Ende der 80er Jahre begonnen worden, Computertechnik<br />
in der Konstruktion einzusetzen. Entsprechend<br />
kostengünstiger konnten die Rostocker ihre Dienstleistungen<br />
anbieten. „Die westdeutschen Werften haben das Preisgefälle bei der<br />
Auftragsvergabe gnadenlos ausgenutzt.“<br />
Neben Neptun Stahlkonstruktion waren mit Neptun Engineering und<br />
der Wismarer Ingenieursgesellschaft zwei weitere, in den 1990er Jahren<br />
gegründete marit<strong>im</strong>e Dienstleister aus der Region unterwegs. Die<br />
drei Büros ergänzten sich in den schiffbaulichen Bereichen Stahlbau/Design,<br />
Maschinentechnik und Ausrüstung/Innenausstattung.<br />
„Wir konnten zwar alle ingenieurtechnischen Felder abdecken, doch<br />
bei der Jagd nach Aufträgen marschierte jedes Büro für sich.“ Das<br />
erschwerte es, größere Projekte zu ordern, bei denen der Kunde „alles<br />
aus einer Hand“ wünscht.<br />
Fokussiert auf den deutschen Markt wehte den Schiffbauingenieuren<br />
von der Warnow wenig später zudem ein kräftiger Ostwind der<br />
Konkurrenz aus Polen, Bulgarien und Kroatien entgegen. Die Büros<br />
dort waren „nur halb so teuer“. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war<br />
klar: „Wir müssen raus aus dem hiesigen Markt, uns internationaler<br />
aufstellen.“ Sell und Hadaschik sowie die Geschäftsführer Roland<br />
Gräber von Neptun Engineering und Stephan Merkel von der Wismarer<br />
Ingenieurgesellschaft rückten enger zusammen. „Ganzheitliche<br />
Projekte“, wie Sell sagt, sollten die Chance erhöhen, in Asien und<br />
anderen aufstrebenden Schiffbaumärkten Fuß zu fassen. Als erste<br />
ganzheitliche Referenz konnten sie zur Jahrtausendwende das Fischereischutzboot<br />
„Seeadler“ vorweisen, das auf der Wolgaster Peene-<br />
Werft gebaut wurde und für das sie das Gesamtdesign erstellt hatten.<br />
Schließlich gelang 2003 der Sprung auf den chinesischen Markt. Im<br />
Bunde mit der Reederei Buss aus dem niedersächsischen Leer. Deutsche<br />
Schifffahrtsunternehmer ließen zu jener Zeit vor allem Containerfrachter<br />
in China bauen. Die Rostocker Spezialisten hatten für<br />
Buss das Schiffsprojekt eines 1.200-TEU*-Frachters realisiert. Damit<br />
<strong>im</strong> Gepäck beauftragte die Reederei in China die Ouhua-Werft, zwölf<br />
Schiffe dieses Typs zu bauen.<br />
Spezialschiffe für die Offshore-Industrie gehören zu den Schiffstypen,<br />
die bei Neptun Ship Design entwickelt werden.<br />
Als 2008 infolge der globalen Finanzkrise der Containerschiff-Boom<br />
<strong>im</strong>plodierte, waren die Rostocker international bereits gut verankert,<br />
so auch auf dem amerikanischen Kontinent. Das erleichterte den Umstieg<br />
auf Spezialschiffe für die Offshore-Industrie, für Schwerlast-<br />
Projektladung und Rohstofftransporte. Ein Anteil von 20 Prozent internationaler<br />
Fachkräfte <strong>im</strong> Team, Wissenstransfer mit der Universität<br />
Rostock und ein Forschungsetat in Höhe von zehn Prozent des<br />
Umsatzvolumens (zwölf Millionen Euro) gewährleisten langfristig<br />
das erforderliche Know-how.<br />
Neptun Ship Design hat sich auch auf die Umrüstung vorhandener<br />
Schiffe spezialisiert. So muss auf vielen Frachtern umweltschonende<br />
Technik eingebaut werden, um verschärfte Emissions-Regulierungen<br />
in der Schifffahrt zu erfüllen. An Bord werden die Maschinenräume<br />
visuell erfasst und dann auf das jeweilige Schiff zugeschnittene Lösungsvarianten<br />
entworfen. Auch ist Neptun Ship Design führend in<br />
das Forschungsprojekt „Polar“ integriert. Zehn Firmen und drei Institutionen<br />
aus Mecklenburg-Vorpommern entwickeln technische Lösungen<br />
zur Lagerung und zum Transport von Erdgas aus der Arktis.<br />
Konkret forschen Sell und Co. zu einer schw<strong>im</strong>menden Plattform, auf<br />
der unter arktischen Bedingungen Erdgas verflüssigt werden soll.<br />
Das Polargebiet stellt auch an die benötigten Spezialschiffe höchste<br />
Anforderungen. Sie müssen noch bei minus 60 Grad Celsius einwandfrei<br />
funktionieren. Für die Rostocker Experten ist das kein Problem.<br />
„Wir sind in der Lage, jedes erdenkliche Schiff zu projektieren“,<br />
sagt Sell stolz und in der Gewissheit, dass 2010 mit der Fusion<br />
der drei Ingenieurbüros zur Neptun Ship Design GmbH die Basis dafür<br />
geschaffen wurde. Die einstigen vier Firmenchefs bilden heute<br />
das Führungsquartett. Schiffsprojekte aus einer Hand sind längst<br />
Markenzeichen des Shipdesign-Büros, das vom alten Neptun-Werft-<br />
Gelände aus weltweit operiert.<br />
W+M<br />
* TEU = Twenty-foot Equivalent Unit, Einheit zur Zählung von<br />
ISO-Containern und Ladekapazität von Schiffen<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
48 | W+M Ratgeber Finanzen<br />
Pflichten erfüllt – Chancen verkannt<br />
Der deutsche Mittelstand hat die Umstellung auf die SEPA-Verfahren fast vollständig vollzogen.<br />
Doch eine Vielzahl von Unternehmen sieht in der Umstellung mehr Aufwand als Nutzen, wie<br />
eine aktuelle Umfrage der Commerzbank AG belegt.<br />
Von Matthias Salm<br />
Die Überraschung kam <strong>im</strong> Januar: Statt der<br />
Umstellung des Zahlungsverkehrs auf die SE-<br />
PA-Formate zum 1. Februar gewährte Brüssel<br />
Unternehmen eine zusätzliche sechsmonatige<br />
Übergangsfrist. Aus Sicht des deutschen<br />
Mittelstands hätte es dieser Fristverlängerung<br />
allerdings kaum bedurft: Laut einer <strong>im</strong> Auftrag<br />
der Commerzbank AG von der Bielefelder<br />
Fachhochschule des Mittelstands (FHM)<br />
durchgeführten Befragung unter mittelständischen<br />
Unternehmen hatten bereits zum 1.<br />
Februar 91,6 Prozent der Unternehmen ihre<br />
SEPA-Vorbereitungen abgeschlossen. Weitere<br />
acht Prozent gingen davon aus, dass sie den<br />
Umstellungsprozess bis zum 1. August vollzogen<br />
haben werden.<br />
Allerdings räumten einige Unternehmen bei<br />
der Umstellung qualitative Abstriche ein. So<br />
konnten 79 Prozent der befragten Mittelständler<br />
bei der SEPA-Einführung alle fachlichen<br />
Gesichtspunkte berücksichtigen. 21 Prozent<br />
beschränkten sich bisher nur auf die Erfüllung<br />
der Mindestanforderungen.<br />
Die Pflicht ist also weitgehend erfüllt – doch<br />
den Nutzen der SEPA-Verfahren können viele<br />
Mittelständler nicht erkennen. 69 Prozent<br />
der Unternehmen gaben an, durch SEPA bisher<br />
keine Vorteile für den eigenen Betrieb verwirklicht<br />
zu haben. Gerade Firmen ohne internationale<br />
Geschäftskontakte scheinen SEPA<br />
kritisch zu sehen. Moniert wurden die Kosten<br />
der SEPA-Einführung und eine hohe Fehleranfälligkeit,<br />
etwa aufgrund unübersichtlicher<br />
und unterschiedlich langer IBAN in Europa<br />
oder wegen der erschwerten Zuordnung<br />
von Zahlungen.<br />
„Es ist bedenklich, dass einem Teil der Mittelständler<br />
noch <strong>im</strong>mer nicht bewusst ist, was<br />
die neuen SEPA-Verfahren überhaupt leisten<br />
können“, urteilt Volker Wittberg, verantwortlicher<br />
Leiter der Umfrage. Sein Fazit: „Die Chancen<br />
von SEPA sind unentdeckt.“<br />
Frank-Oliver Wolf, Global Head Cash Management<br />
& International Business bei der Commerzbank<br />
AG und SEPA-Experte des Kreditinstituts,<br />
rät Mittelständlern deshalb, sich mit<br />
den Möglichkeiten von SEPA intensiver auseinanderzusetzen:<br />
„SEPA bietet Chance und<br />
Impuls gleichermaßen, den Zahlungsverkehr<br />
zu vereinheitlichen und das Clearing zu beschleunigen.<br />
Wir empfehlen deshalb insbesondere<br />
unseren Firmenkunden, die noch<br />
‚Restarbeiten‘ erkannt haben, generelle Opt<strong>im</strong>ierungsoptionen<br />
zu prüfen.“ Eine solche<br />
Opt<strong>im</strong>ierung der Abläufe kann dazu genutzt<br />
werden, den Zahlungsverkehr <strong>im</strong> Unternehmen<br />
einfacher und billiger zu gestalten und<br />
von einem schnelleren Zahlungsfluss zu profitieren.<br />
W+M<br />
33 Länder vereint<br />
SEPA ist das Kürzel für die 33 Länder<br />
umfassende „Single Euro Payments<br />
Area“. Neben den 28 EU-Staaten gehören<br />
dazu auch die Schweiz, Liechtenstein,<br />
Island, Norwegen, Monaco<br />
und San Marino. Mit SEPA werden in<br />
Deutschland europaweit einheitliche<br />
Verfahren für den bargeldlosen Zahlungsverkehr<br />
eingeführt. Zu den Vorteilen<br />
der SEPA-Verfahren zählt beispielsweise,<br />
dass grenzüberschreitende<br />
Bankgeschäfte innerhalb eines<br />
Arbeitstages abgewickelt werden<br />
können. Auslandsüberweisungen sollen<br />
künftig nicht mehr teurer sein als<br />
Geldtransfers <strong>im</strong> Inland.<br />
Anteil von SEPA-Zahlungen an allen<br />
Überweisungen in Deutschland in Prozent<br />
2013 – Q1<br />
2013 – Q2<br />
2013 – Q3<br />
2013 – Q4<br />
2014 – Januar<br />
2014 – Februar<br />
2014 – März<br />
2014 – April<br />
8,7 %<br />
10,6 %<br />
13,9 %<br />
33,2 %<br />
58,5 %<br />
77,9 %<br />
80,3 %<br />
86,5 %<br />
Quelle: Commerzbank AG, EZB<br />
Foto: Rainer Sturm/pixelio.de, Joach<strong>im</strong> Kloock<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
W+M Medienpartnerschaft | 49<br />
Lübzer Pils-Ostsee-Meeting<br />
14. – 17. August 2014, Traditionsrennbahn Bad Doberan–Heiligendamm<br />
Programm:<br />
14.08.: Eröffnungsrenntag um den Glashäger Cup<br />
15.08.: Renntag und Ladies Day/Hutwettbewerb<br />
16.08.: Großer Lübzer Pils Ostseepreis/Goldene Peitsche von<br />
Bad Doberan<br />
17.08.: Lotto Mecklenburg-Vorpommern-Renntag<br />
Preise:<br />
Eintrittskarten: 4 – 8 €<br />
Tribünenkarten: 8 – 11 €<br />
VIP-Karten: 60 – 105 €<br />
Vorbestellung VIP-Karten telefonisch unter 0381 6438062 oder per E-Mail unter info.treffpunkt@ospa.de.<br />
Kartenvorverkauf ab Mitte Juli: Tourist-Information Doberan-Heiligendamm, Severinstraße 6, 18209 Bad<br />
Doberan, www.bad-doberan-heiligendamm.de.<br />
www.doberaner-renntage.de<br />
22. August 2014<br />
12:00 – 18:30 Uhr<br />
ab 19:00 Uhr Abendveranstaltung<br />
Golfpark Strelasund<br />
Kaschow 14, 18516 Süderholz<br />
Preise: 55 € Turnier, 30 € Schnupperkurs<br />
Anmeldung bis 8. August 2014<br />
per E-Mail an info@uv-vorpommern.de<br />
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50 | W+M Ratgeber<br />
Unterschätztes Risiko<br />
Der Vertrieb verdient das Geld, die Produktion realisiert<br />
die Aufträge – so wird das Unternehmen am Leben erhalten,<br />
wächst und gedeiht. Der Einkauf und die Lieferantenbeziehungen<br />
werden dagegen oft vernachlässigt.<br />
Der kürzlich aufgedeckte Korruptionsskandal am Berliner<br />
Flughafen BER <strong>im</strong> Zusammenhang mit dem Inhaber<br />
eines sächsischen Projektierungsbüros und BER-Technikmanagers<br />
in Personalunion hat deutlich gezeigt, welche<br />
Risiken für Unternehmer gerade in Einkaufs- und Lieferantenbeziehungen<br />
liegen.<br />
Ein externer Blick in die Abläufe in diesem Bereich bringt<br />
nicht nur zusätzliche Liquidität, sondern bewahrt auch<br />
vor nachhaltigen Imageschäden. Und nicht zuletzt: Auch<br />
die Banken und Finanzierungspartner sind Lieferanten<br />
fürs Unternehmen und sollten vom Unternehmer ab und<br />
an einem Rentabilitätscheck unterzogen werden.<br />
Die Sozietät bdp Bormann, Demant & Partner mit ihren<br />
Büros in Berlin und Dresden begleitet die Leser von<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> in diesem Jahr bei Finanzierungsund<br />
Steuerthemen. Scheuen Sie sich nicht, uns zu fragen,<br />
was Sie bewegt. Wir freuen uns auf Sie.<br />
Ihr Michael Bormann<br />
bdp.Berlin@bdp-team.de<br />
Liquiditätsreserven<br />
Unternehmen jeder Größenordnung können<br />
Der Einkauf ist insbesondere in produzierenden Unternehmen regelmäßig,<br />
noch vor dem Personal, der größte Kostenblock in der Firma.<br />
In manchen Unternehmen macht der Materialeinsatz bis zu 75<br />
Prozent der Umsatzerlöse aus. Dennoch wird er oft wie das fünfte<br />
Rad am Wagen behandelt. „Mitarbeiter fristen ihr Dasein als einfache<br />
Disponenten, vielfach führen die Einkäufer neben dem Einkauf<br />
noch weitere Nebentätigkeiten aus, die IT-Infrastruktur ist veraltet,<br />
kurzum, der gesamte Beschaffungsprozess ist unproduktiv und<br />
ineffizient organisiert“, berichtet Steffen Russ von der bdp Venturis<br />
Management Consultants GmbH und rät, den Einkauf als strategische<br />
Komponente zu betrachten. „Der Einkaufsvorgang darf sich<br />
nicht in der klassischen Erfüllung von Bedarfsmeldungen erschöpfen“,<br />
so Russ. „Regelmäßig liegen <strong>im</strong> Einkauf die meisten Reserven.<br />
Fünf bis zehn Prozent lassen sich nach der Reorganisation <strong>im</strong><br />
Einkauf <strong>im</strong>mer sparen und schaffen so frische Liquidität <strong>im</strong> Unternehmen.“<br />
Be<strong>im</strong> Restrukturierungsprozess können externe Berater<br />
oft hilfreich sein.<br />
Einkaufsvolumina werden üblicherweise in A-, B- und C-Kategorien<br />
unterteilt: Dabei machen die Kategorien A und B mit einer kleinen<br />
Anzahl, manchmal nur von fünf bis 15 Artikeln oder Komponenten,<br />
bis zu 95 Prozent des Einkaufsvolumens aus. Das restliche Umsatzvolumen<br />
in der Kategorie C macht wiederum 70 bis 80 Prozent aller<br />
Artikel aus, die in einem Unternehmen geordert werden. Dies sind<br />
meist so genannte Pfennigartikel, wie Gegenstände für den Instandhaltungsbedarf,<br />
Arbeitsschutz oder Bürobedarf.<br />
Es empfiehlt sich, den Einkauf als Ganzes <strong>im</strong> Blick zu behalten,<br />
in die Fertigungssteuerung einzubinden und das Lieferantenmanagement<br />
zu professionalisieren. Für klein- und mittelständische<br />
Foto: Brenda Carson/shutterstock<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Steuern und Management | 51<br />
Versteuerung<br />
des Chef-Gehalts<br />
<strong>im</strong> Einkauf heben<br />
ihr Beschaffungsmanagement opt<strong>im</strong>ieren<br />
Unternehmen bieten sich der Zusammenschluss zu Einkaufsgemeinschaften und die<br />
Nutzung moderner, so genannter e-Procurement-Einkaufsplattformen an. Diese offerieren<br />
nicht nur die Bestellabwicklung, sondern vereinfachen und reduzieren durch<br />
monatliche Sammelrechnungen den Buchungsaufwand erheblich. So können die monatlichen<br />
Rechnungen bei Vorhandensein entsprechender Schnittstellen auch direkt<br />
in das Buchhaltungssystem des Unternehmens eingespeist werden. Auch Zahlungskonditionen<br />
sollten möglichst vereinheitlicht und Skontozahlungen genutzt werden.<br />
„Je größer die Firma oder je schneller sie gewachsen ist, desto mehr unterschiedliche<br />
Zahlungskonditionen gibt es hier“, so Russ. Dabei müssen die Lieferanten nicht <strong>im</strong>mer<br />
die preiswertesten Anbieter sein. Über höhere Einkaufsvolumen können durchaus<br />
bessere Konditionen erreicht werden. Mehr und mehr geht der Trend auch dahin,<br />
dass komplette Lieferketten aufgebaut werden, etwa für vorgefertigte Komponenten<br />
(Supply-Chain-Management). Dies wird vor allem von Automobilzulieferern oder auch<br />
Maschinenbauern genutzt.<br />
Ebenfalls erhebliche Liquiditätsreserven lassen sich durch die Opt<strong>im</strong>ierung von Lagerbeständen<br />
heben. In vielen Unternehmen werden über längere Zeit Lagerbestände angehäuft,<br />
ohne diese regelmäßig einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Hier kann<br />
die Analyse des Verbrauchsverhaltens für die einzelnen Artikel und eine darauf abgest<strong>im</strong>mte<br />
Opt<strong>im</strong>ierung des Bestellverhaltens beträchtliche Liquiditätsreserven freisetzen.<br />
Kritisch – und richtig teuer – wird es, wenn Schutzmaßnahmen gegen Betrug und Korruption<br />
<strong>im</strong> Unternehmen vernachlässigt werden. Folgende Aspekte gilt es hier zu beherzigen:<br />
So sollte das Vier-Augen-Prinzip bei Bestellvorgängen gelten, Nebentätigkeiten<br />
oder indirekte finanzielle Beteiligung bei Geschäftspartnern angezeigt werden.<br />
Das „Anfüttern“ der Mitarbeiter durch Einladungen, Geschenke und Ähnliches ist<br />
tunlichst zu vermeiden oder sollte zumindest nachvollziehbar sein. Festgeschriebene<br />
Richtlinien für die Mitarbeiter <strong>im</strong> Einkauf und für Lieferanten sind daher unerlässlich.<br />
Sind mit dem Gesellschafter-Geschäftsführer<br />
Lohnvereinbarungen getroffen worden, fließt<br />
der Lohn – unabhängig von der tatsächlichen<br />
Zahlung – bereits <strong>im</strong> Zeitpunkt der Fälligkeit<br />
zu. Dann muss er lohnversteuert werden. Mit<br />
Schreiben vom 12. Mai 2014 hat das Bundesministerium<br />
der Finanzen (BMF) zur Frage Stellung<br />
genommen, wann ein Zufluss bei einem<br />
Verzicht auf Lohnbestandteile vorliegt. Das BMF<br />
macht den Lohnzufluss von der wirtschaftlichen<br />
Passivierungspflicht abhängig. Wäre demnach<br />
bereits eine Lohnverbindlichkeit einzustellen,<br />
egal ob es gemacht wurde oder nicht,<br />
führt der Verzicht zu Lohnzufluss und verdeckter<br />
Einlage. Erfolgt der Verzicht vorher, liegt<br />
kein Lohnzufluss vor. Der ganze Vorgang hat<br />
bei der Gesellschaft keinerlei Ergebnisauswirkung.<br />
Somit bleibt es dabei, dass ein rückwirkender<br />
Verzicht grundsätzlich zu zu versteuerndem<br />
Arbeitslohn führt (BMF VI R 24/12).<br />
Buchung von<br />
Forderungen<br />
Bezahlt eine GmbH Ausgaben, die eigentlich<br />
dem Gesellschafter zuzurechnen sind, oder erhält<br />
der Gesellschafter Gelder, die eigentlich der<br />
GmbH gehören, müsste die GmbH eine Forderung<br />
einbuchen. Unterbleibt diese Forderungsbuchung,<br />
kann diese später nur noch sehr eingeschränkt<br />
<strong>im</strong> Rahmen einer Bilanzberichtigung<br />
korrigiert werden. Mit zwei aktuellen Urteilen<br />
hat der Bundesfinanzhof (BFH) dies noch<br />
einmal bekräftigt. Nur bei einer wirklich versehentlichen<br />
Nichteinbuchung kann eine spätere<br />
Korrektur erfolgen. Ansonsten liegt eine<br />
verdeckte Gewinnausschüttung vor (BFH VB<br />
33/13).<br />
Für den redaktionellen Inhalt der Seiten 50/51 zeichnet die Sozietät bdp Bormann, Demant & Partner Berlin verantwortlich.<br />
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52 | W+M Ratgeber<br />
Exzellente Kaffeespezialitäten sind mit einem<br />
Kaffeevollautomaten <strong>im</strong> Büro ein Kinderspiel.<br />
Auf Knopfdruck diverse Kaffeespezialitäten<br />
Auch <strong>im</strong> Büro wird inzwischen ein breites Angebot an Kaffeespezialitäten erwartet. Um Gästen<br />
und Mitarbeitern ohne großen Aufwand einen Espresso oder Cappuccino anbieten zu können,<br />
empfiehlt sich ein moderner Vollautomat. Ein Überblick über Auswahlkriterien und aktuelle<br />
Modelle.<br />
Von Anke Templiner<br />
Auch wenn in vielen Büros <strong>im</strong>mer noch Filterkaffeemaschinen genutzt<br />
werden, gibt es eine zunehmende Nachfrage nach Kaffeevollautomaten.<br />
Denn diese bieten viele Vorteile <strong>im</strong> Büroalltag – selbst<br />
in kleineren Bürogemeinschaften. Zum Beispiel macht es einen guten<br />
Eindruck, Gästen eine Vielzahl an Kaffeespezialitäten anbieten zu<br />
können. Außerdem muss so niemand mehr das Kaffeekochen für alle<br />
übernehmen. Und Betrieb und Reinigung des Gerätes laufen größtenteils<br />
von selbst.<br />
Grundausstattung<br />
Kaffeevollautomaten, die <strong>im</strong> Büro genutzt werden, verfügen in der<br />
Regel über ein Mahlwerk, um jede Tasse Kaffee mit frisch gemahlenen<br />
Bohnen zubereiten zu können, sowie über eine Aufschäumdüse<br />
für Milchschaum. Egal ob der Milchschaum mit Frischmilch oder<br />
Milchpulver zubereitet wird, eine tägliche Reinigung des Milchwegs<br />
ist ein Muss, um die Ke<strong>im</strong>bildung zu verhindern. Ein Automat sollte<br />
deshalb über ein integriertes Spül-/Reinigungs-/Entkalkungsprogramm<br />
verfügen, das auch unerfahrene Nutzer nicht überfordert.<br />
Für eine einfache Reinigung ist zudem ein entnehmbares Brühelement<br />
empfehlenswert.<br />
Wie viele Tassen pro Tag?<br />
Eines der wichtigsten Kriterien für die Wahl des Kaffeeautomaten<br />
ist die Anzahl der täglichen Tassenbezüge. Denn wenn dieser unterschätzt<br />
wird, kann es zur dauerhaften Überforderung des Gerätes<br />
kommen. Die 20-Tassen-Marke ist bei vielen Herstellern der Grenzwert<br />
zwischen Vollautomaten für den He<strong>im</strong>bedarf und solchen, die<br />
für Büro oder Gewerbe geeignet sind. Viele Kaffeevollautomaten besitzen<br />
einen internen Zähler, um diesen Wert zu ermitteln. Wird die<br />
Maschine häufiger genutzt als empfohlen, kann sich die Garantiezeit<br />
(in der Regel zwölf Monate) deutlich verkürzen.<br />
Wichtige Features<br />
Um verschiedenste Trinkvorlieben bedienen zu können, sollte der Automat<br />
mindestens fünf unterschiedliche Kaffeespezialitäten anbieten<br />
und es auch erlauben, die Kaffeestärke individuell einzustellen. Wichtig<br />
ist außerdem die Möglichkeit des Heißwasserbezugs für Teetrinker,<br />
um einen zusätzlichen Wasserkocher zu sparen. Ein nettes Extra,<br />
jedoch nicht zur Grundausstattung eines Automaten für die Büronutzung<br />
gehörend, ist die Einstellbarkeit von Temperatur und Druck.<br />
Ein großer Wassertank spart häufiges Nachfüllen, ist aber bei einigen<br />
Armaturen in der Büroküche manchmal schwer zu füllen. Praktisch ist<br />
ein Festwasseranschluss, den viele Hersteller zumindest als Option<br />
anbieten. Wer die Kaffeebohnen nicht so häufig nachfüllen möchte,<br />
sollte auf die Größe des Bohnenbehälters achten.<br />
Gute Bedienung<br />
Damit die Kaffeeversorgung bei jedem Mitarbeiter problemlos funktioniert,<br />
sollte der Kaffeeautomat leicht zu bedienen und zu warten<br />
sein. Empfehlenswert sind deshalb ein übersichtliches Display und<br />
leicht verständliche Bedienelemente. Für eine angenehme Arbeitsatmosphäre<br />
sollte die Nutzungslautstärke nicht über 70 Dezibel liegen.<br />
Finanzierung/Beschaffung<br />
Kaffeevollautomaten können entweder gekauft – die Preise liegen<br />
zwischen rund 450 und 4.700 Euro je nach Ausstattung – oder gemietet<br />
bzw. geleast werden. Fast alle Hersteller bieten die Geräte zum<br />
Kauf, viele entweder die Miet- oder die Leasingmöglichkeit. Letztere<br />
werden meist zusammen mit einer Telemetrielösung angeboten.<br />
Diese ermittelt den tatsächlichen Tassenverbrauch und berechnet<br />
danach den Tassenpreis.<br />
W+M<br />
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Redaktion des<br />
Magazins Das Büro.<br />
Foto: WMF<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Büro | 53<br />
Kaffeemaschinen für fünf bis sieben Nutzer <strong>im</strong> Vergleich<br />
Hersteller/Anbieter<br />
Modell<br />
Empfohlene Tassenbezüge<br />
pro Tag<br />
Dauer der Zubereitung<br />
einer Tasse in Sekunde<br />
Milchzubereitung mit<br />
Frischmilch (F) oder<br />
Milchpulver (P)<br />
Automatische<br />
Abschaltfunktion<br />
(ja/nein)<br />
Höhenverstellbarer<br />
Kaffee-Milchauslauf<br />
(ja/nein)<br />
Füllmenge des Bohnenbehälters<br />
in Gramm<br />
Anzahl der möglichen<br />
Kaffeespezialitäten<br />
Einstellbare<br />
Kaffeestärke (ja/nein)<br />
Möglichkeit des<br />
Heißwasserbezugs für<br />
Tee etc. (ja/nein)<br />
Volumen des Wassertanks<br />
in Liter<br />
Festwasseranschluss<br />
(ja/nein/optional)<br />
Integriertes Spül-/Reinigungs-/Entkalkungsprogramm<br />
(ja/nein)<br />
Lautstärke in<br />
Dezibel<br />
Wartungsverträge<br />
möglich (ja/nein),<br />
Mindestdauer und<br />
Kosten<br />
Beschaffungsmodelle<br />
(Kauf, Miete,<br />
Leasing, etc.)<br />
Coffenco<br />
(Douwe Egberts<br />
Professional)<br />
Cafitesse Excellence<br />
Compact<br />
CUP&CINO<br />
Kaffeesystem-<br />
Vertrieb<br />
Chicco<br />
Jura Kaffee Partner Schaerer<br />
Deutschland<br />
IMPRESSA XJ5<br />
Professional<br />
miniBona<br />
Schaerer Coffee<br />
Joy<br />
SEVERIN<br />
Piccola Classica<br />
KV 8055<br />
Tchibo Coffee<br />
Service<br />
Coffea Compact<br />
WMF<br />
WMF 1200S<br />
50 max. 60 60 max. 100 ca. 40 max. 30 max. 50 max. 100<br />
Kaffee: 15,<br />
Cappuccino: 17,<br />
Latte macchiato:<br />
22<br />
30 Café Crème: 35 ab 15 Durchschnitt: 30 k. A. k. A., abhängig von<br />
Getränk<br />
F (Konzentrat) P F F und P F F P F und P<br />
nein (ECO-Stand<br />
By Modus)<br />
ja ja ja ja ja nein ja<br />
nein nein ja nein ja ja nein ja<br />
1.250 500 500 ca. 500 max. 500 140 500 500<br />
6 9 10 8 6 5 6 12<br />
ja ja ja ja ja ja nein ja<br />
ja ja ja ja ja nein ja ja<br />
4 2,1 4 extern: 15 2,2 1,35 7 4<br />
ja optional optional ja optional nein optional optional<br />
ja ja ja ja ja (Milchschlauchreinigung)<br />
49 k. A. k. A. (andere<br />
Messmethode)<br />
ja, 12 Monate,<br />
ab 265 €<br />
Preis (inkl. MwSt.) 1.795 €<br />
(Kauf)<br />
ja, je nach Mietlaufzeit,<br />
bei Kauf<br />
60 Monate,<br />
mtl. 19 €<br />
ja, individuell<br />
vereinbar<br />
Kauf, Miete Miete, Kauf Kauf, Miete,<br />
Leasing<br />
3.201,10 €<br />
(Kauf)<br />
3.186,22 €<br />
(Kauf)<br />
ja ja ja<br />
< 70 k. A. k. A. < 70 < 70<br />
ja, jederzeit kündbar,<br />
9,95 €pro Woche<br />
(Funktionsgarantie<br />
inklusive aller<br />
Wartungs- und<br />
Materialkosten)<br />
Kauf, Miete,<br />
Leasing, tassengenaue<br />
Abrechnung<br />
per Telemetrie<br />
ab 14 Cent pro<br />
Tasse, monatliche<br />
Miete 99 €<br />
ja, 60 Monate, ab<br />
350 €<br />
Kauf, Miete,<br />
Leasing<br />
1.820 €<br />
(Kauf mit Trinkwassertank)<br />
k. A.<br />
nein nein ja, 36 Monate<br />
Kauf Miete Kauf, Leasing,<br />
Finanzierung<br />
über Röster<br />
3.250 €<br />
(Kauf)<br />
Webadresse www.coffenco.de www.cupcino.de www.jura.com www.kaffeepartner.de<br />
www.schaerergmbh.de<br />
449 € 117,80 €(mtl. Miete,<br />
inklusive Wartung),<br />
36 Monate<br />
Mietlaufaufzeit<br />
www.severin.de www.tchibocoffeeservice.de<br />
www.wmf-kaffeemaschinen.de<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
54 | W+M Ratgeber<br />
W+M präsentiert:<br />
Die ostdeutsche Bestsellerliste für<br />
Wirtschaftsliteratur<br />
Die ostdeutsche Bestsellerliste für Wirtschaftsliteratur wird aus<br />
den Verkaufszahlen der größten Buchhandlungen in Brandenburg,<br />
Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />
erstellt. Beteiligt haben sich:<br />
Hugendubel Cottbus, Mauerstraße 8, 03046 Cottbus<br />
Hugendubel Erfurt, Anger 62, 99084 Erfurt<br />
Hugendubel Greifswald, Markt 20–21, 17489 Greifswald<br />
Hugendubel Leipzig, Petersstraße 12–14, 04109 Leipzig<br />
Hugendubel Potsdam, Stern-Center 1, 14480 Potsdam<br />
Hugendubel Schwerin, Marienplatz 3, 19053 Schwerin<br />
Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung, Logenstraße 8, 15230 Frankfurt/O.<br />
Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen offen. Schreiben Sie<br />
bei Interesse eine E-Mail an JP@NehringVerlag.DE.<br />
Foto: Silke Kaiser/pixelio.de<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Kultur | 55<br />
Highlights in diesem Sommer<br />
Die schönsten Konzerte<br />
zwischen Rostock und We<strong>im</strong>ar<br />
Brandenburgische Sommerkonzerte<br />
Die Brandenburgischen Sommerkonzerte<br />
sind ein Musikfestival, das jährlich von Juni<br />
bis September an historischen Spielstätten<br />
<strong>im</strong> Land Brandenburg stattfindet. Seit 1990<br />
bietet die Konzertreihe „Klassiker auf Landpartie”<br />
über das klassische Konzertereignis<br />
hinaus ein Beiprogramm, das zur Erkundung<br />
des jeweiligen Konzertortes einlädt.<br />
07.06. – 07.09.2014, verschiedene Orte in<br />
Brandenburg,<br />
Karten: 16 – 49 €<br />
www.brandenburgische-sommerkonzerte.de<br />
Festspiele Mecklenburg-Vorpommern<br />
Seit dem Gründungskonzert <strong>im</strong> Jahr 1990<br />
haben sich die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern<br />
zum drittgrößten Klassikfestival<br />
Deutschlands entwickelt. Rund 120 Konzerte<br />
an über 80 Spielstätten <strong>im</strong> gesamten Land<br />
sowie das „Kleine Fest <strong>im</strong> großen Park” locken<br />
von Juni bis September nach Mecklenburg-<br />
Vorpommern.<br />
20.06. – 21.09.2014, verschiedene Orte in<br />
Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Karten: 5 – 125 €<br />
www.festspiele-mv.de<br />
MDR Musiksommer<br />
Der MDR Musiksommer, das Klassik-Festival<br />
für Mitteldeutschland, bietet insgesamt<br />
46 Konzerte an 35 verschiedenen<br />
Orten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und<br />
Thüringen und holt namhafte Klassik-Stars<br />
in Konzerthallen, Kirchen, Museen, Schlösser<br />
und Burgen.<br />
27.06. – 24.08.2014, verschiedene Orte in<br />
Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen,<br />
Karten: 12 – 85 €<br />
www.mdr.de/musiksommer<br />
Literaturtipps der Redaktion<br />
Entspannter arbeiten: Das geht mit Computer, Tablets<br />
oder Smartphones – wenn man weiß, wie.<br />
Jürgen Kurz liefert leicht umsetzbare Ideen für den<br />
eigenen Arbeitsplatz und für die flüssige Zusammenarbeit<br />
mit anderen.<br />
Sieben einfache Schritte werden <strong>im</strong> Buch anschaulich<br />
vorgestellt und mit zahlreichen Tipps, Beispielen<br />
und Praxis-Fotos für Themen wie „Effizientes Verarbeiten<br />
von E-Mails“, „Sicherer Umgang mit der Infoflut“,<br />
„Intelligentes Speichern und Finden von Dateien“,<br />
„Erleichterung des Miteinanders <strong>im</strong> Team“,<br />
„Souveräner Umgang mit Terminen und Aufgaben“<br />
sowie „Anregungen für weitere Herausforderungen“<br />
angereichert. Das Buch liefert erprobte Schritt-für-<br />
Schritt-Anleitungen, nützliche Checklisten, ergänzende<br />
Gratis-Downloads, erhellende Selbsttests und<br />
hilfreiche Videoclips.<br />
Jürgen Kurz:<br />
„Für <strong>im</strong>mer aufgeräumt – auch digital.<br />
So meistern Sie E-Mail-Flut und Datenchaos“,<br />
Gabal 2014, 128 S., 19,90 €.<br />
Gudrun Happich:<br />
„Ärmel hoch!“,<br />
Orell Füssli 2011, 4. Aufl., 208 S., 24,95 €.<br />
Wie überstehe ich die ersten 100 Tage? Wie bilde<br />
ich ein schlagkräftiges Team? Wie gehe ich<br />
mit High- und Low-Performern um? Eine Führungskraft<br />
hat es nicht leicht. Entweder mischt sich der<br />
CEO ein oder das Team macht, was es will. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
zwischen den Hierarchien zermahlen<br />
zu werden, ist groß. Die Konflikte auf das Min<strong>im</strong>um zu<br />
reduzieren, ist Ziel dieses Handbuchs. Gudrun Happich<br />
ist Diplom-Biologin und Executive Coach. Sie erklärt<br />
in ihrem Buch, wie man mit den Anforderungen<br />
des Führungsalltags umgeht. Dabei stellt sie die<br />
20 wichtigsten Führungsthemen vor, gibt konkrete<br />
Handlungsempfehlungen, erläutert Best-Practice-<br />
Beispiele und einfache Tricks, die helfen, auf scheinbar<br />
unlösbare Anforderungen zu reagieren.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
56 | W+M Netzwerk<br />
15. Brandenburger Sommerabend<br />
Wirtschaft trifft Kultur in Potsdam<br />
3.500 Gäste folgten gut gelaunt der Einladung<br />
von Dietmar Woidke, Ministerpräsident Brandenburgs,<br />
Tina Fischer, Staatssekretärin und Beauftragte<br />
des Landes Brandenburg be<strong>im</strong> Bund, sowie<br />
Miloš Stefanovic ´, Präsident des Wirtschafts-<br />
Forums Brandenburg, zum Brandenburger Sommerabend<br />
am 2. Juli 2014 in Potsdam.<br />
Das Sommerhighlight <strong>im</strong> Land jährte sich in diesem<br />
Jahr bereits zum 15. Mal. Erstmals wurde<br />
der Kunst- und Kulturstandort Schiffbauergasse<br />
gewählt. Eine sehr gute Wahl, wenngleich mancher<br />
dem Bornstedter Krongut, Veranstaltungsort<br />
des Vorjahres, nachtrauerte. Dem Motto des<br />
Abends „Wirtschaft trifft Kultur“ wurde mit dem<br />
Veranstaltungsort aber in bester Weise entsprochen.<br />
Die geladenen Gäste erlebten einen abwechslungsreichen<br />
Abend mit viel Musik und<br />
guter Unterhaltung. Zu den zahlreichen Höhepunkten<br />
zählten die „Ladies Night“ des Hans-<br />
Otto-Theaters, die Swing-Tanzshow und natürlich<br />
die Kochbühne, wo es neudeutsch Live-Cooking<br />
vom Netzwerk der besten Köche der Mark<br />
„Brandenburg unter Dampf“ gab. Und natürlich<br />
das traditionelle Abschluss-Feuerwerk an diesem<br />
auch wettertechnisch makellosen Sommerabend.<br />
W+M<br />
Der Höhepunkt des Abends:<br />
ein spektakuläres Feuerwerk.<br />
Der ehemalige brandenburgische<br />
Ministerpräsident Matthias Platzeck,<br />
Wiktor A. Subkow (Aufsichtsratsvorsitzender<br />
Gazprom), SAP-Gründer Hasso Plattner und<br />
der amtierende Ministerpräsident Brandenburgs<br />
Dietmar Woidke (v. l. n. r.).<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014<br />
„Supertalent“-Gewinner<br />
Michael Hirte (l.)<br />
mit Brandenburgs<br />
Ministerpräsident und<br />
Gastgeber des Abends<br />
Dietmar Woidke.<br />
Nachdem der Brandenburger<br />
Sommerabend die letzten<br />
Jahre auf dem Krongut<br />
Bornstedt stattfand, wurde<br />
dieses Jahr die Schiffbauergasse<br />
in Potsdam als Location<br />
gewählt.<br />
Fotos: CHLietzmann, Torsten George
Gesellschaft | 57<br />
Sommerfest von Zentralkonsum und Genossenschaftsverband<br />
Mode aus dem Konsum<br />
Für ihr gemeinsames Sommerfest hatten sich Zentralkonsum und Genossenschaftsverband eine<br />
der angesagtesten Feierlokalitäten Berlins ausgesucht – das „ewerk“ an der Wilhelmstraße. Die<br />
Gäste konnten sich von der Leistungsfähigkeit etlicher Verbandsmitglieder überzeugen, die mit<br />
eigenen Ständen präsent waren. Die Meißener Winzer schenkten Wein und Sekt aus, die Magdeburger<br />
Traditionsfirma „Röstfein“ spendierte Kaffee und Espresso, mitten <strong>im</strong> Sommer offerierte<br />
die erzgebirgische Bäckerei „Bärenhecke“ Christstollen, während in der Nachbarschaft Salzwedeler<br />
Baumkuchen verkostet werden konnte.<br />
Gerd Billen, Staatssekretär <strong>im</strong> Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz, würdigte<br />
das Engagement der zumeist mittelständischen Unternehmen: „Die Genossenschaften spielen<br />
<strong>im</strong> deutschen Wirtschaftssystem eine ganz entscheidende Rolle.“<br />
Zentralkonsum-Vorstandssprecher Martin Bergner nahm die Vorlage<br />
Billens auf und sagte: „Wofür steht Konsum heute? Konsum<br />
steht für Lebensmitteleinzelhandel, in Dresden und Leipzig sind<br />
wir Marktführer. Konsum steht aber zugleich für Immobilien, Industrie<br />
und Mode.“<br />
In der Tat, auch für Mode. Das demonstrierte die Konsumgenossenschaft<br />
We<strong>im</strong>ar eindrucksvoll mit einer Modenschau, die den<br />
Höhepunkt des sommerlichen Abends bildete.<br />
W+M<br />
Dr. Henning Ehlers (Deutscher Raiffeisenverband<br />
e. V. ), Gerd Billen (Staatssekretär<br />
<strong>im</strong> Bundesministerium der Justiz), René<br />
Rothe (Verbandsdirektor Genossenschaftsverband<br />
e. V.) (v. l. n. r.).<br />
Besonderes Highlight des Abends: die Modenschau der Konsumgenossenschaft<br />
We<strong>im</strong>ar eG.<br />
Sigrid Hebestreit (Vorstandsvorsitzende Konsumgenossenschaft<br />
We<strong>im</strong>ar eG) und Martin Bergner<br />
(Vorstandssprecher Zentralkonsum eG).<br />
Am Stand der Sächsischen<br />
Winzergenossenschaft Meißen:<br />
Jürgen Kotschi (Zentralkonsum),<br />
Frank Heisinger (Deutsche Bank),<br />
Nico Stehr (Marsh GmbH),<br />
Eike-Jens König (Röstfein Kaffee) und<br />
Oliver Fern (Sachsen Bank) (v. l. n. r).<br />
Clemens Weber (l.) und Jens<br />
Oliva präsentieren Bewegungsspielgeräte<br />
der Basisgemeinschaft<br />
Wulfshagener Hütte eG.<br />
Gute St<strong>im</strong>mung<br />
am Stand der Bitburger<br />
Brauerei.<br />
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58 | W+M Netzwerk<br />
7. Sommerfest des Berliner Handwerks<br />
Netzwerk mit Seeblick<br />
Rund 450 Teilnehmer feierten Anfang Juli das 7. Sommerfest des Berliner Handwerks <strong>im</strong><br />
Seehotel am Dämeritzsee. Der Präsident der Handwerkskammer Berlin Stephan Schwarz<br />
sowie Geschäftsführer Jürgen Wittke empfingen die Gäste aus Innungen und Politik zu<br />
Musik, kulinarischen Köstlichkeiten und Gesprächen. Neben vielen Obermeistern der einzelnen<br />
Innungen, Handwerksunternehmern und Vertretern von befreundeten Handwerkskammern<br />
und Partnerorganisationen waren auch Peter Wollseifer (Präsident des Zentralverbands<br />
des Deutschen Handwerks), Dr. Holger Hatje (Vorstandsvorsitzender der Berliner<br />
Volksbank), Dr. Ralf Brauksiepe (Staatssekretär <strong>im</strong> Bundesverteidigungsministerium) sowie<br />
Stefan Evers und Jürn Jakob Schultze-Berndt (Abgeordnete CDU-Fraktion Berliner Abgeordnetenhaus)<br />
gekommen.<br />
Die geladenen Gäste konnten sich bei herrlichem Sommerwetter in zwangloser Atmosphäre<br />
bei Live-Musik der Band „Walk Act“ austauschen und neue Kontakte knüpfen.<br />
W+M<br />
Jürgen Wittke (l., Geschäftsführer der Handwerkskammer<br />
Berlin) und Stephan Schwarz<br />
(Präsident der Handwerkskammer Berlin).<br />
Birgit Schultz und<br />
Wolfgang Weber,<br />
Ausbilderin und<br />
Leiter der Akademie<br />
Deutsches<br />
Bäckerhandwerk.<br />
St<strong>im</strong>mungsmacher:<br />
Die Musiker der Band „Walk Act“.<br />
Gregor Schöning (Leiter<br />
Bildungszentrum BIZWA),<br />
Ronald Warmbier und<br />
Wolfgang Karnath (Ingenieurbüro<br />
Eberswalde), Jean<br />
Liebing (BTZ der Handwerkskammer).<br />
Die Gäste konnten<br />
kleine Mosaike<br />
legen, aufkleben<br />
und als Andenken<br />
mitnehmen.<br />
Ausbilder und Azubis<br />
vom Lehrbauhof der<br />
Fachgemeinschaft Bau.<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014<br />
Das Sommerfest der Handwerkskammer<br />
Berlin fand <strong>im</strong><br />
Seehotel am Dämeritzsee statt.<br />
Fotos: Fritsch, Sarkandy, Wolf
Gesellschaft | 59<br />
Auftaktveranstaltung der Unternehmerinnen <strong>im</strong> UV Brandenburg-Berlin<br />
Die Initiatorinnen der Interessengemeinschaft der<br />
Unternehmerinnen (v. l.): Birgit Rohde-Göhring (Flussweg-<br />
Coaching), Andrea Grandjean (Audita) und Iris Friederici<br />
(Organisationsberatung).<br />
Frauenpower am Nordpier<br />
Die Interessengemeinschaft der Unternehmerinnen <strong>im</strong> Unternehmerverband<br />
Brandenburg-Berlin (UVBB) lud <strong>im</strong> Juni zu ihrer Auftaktveranstaltung<br />
ins ansonsten nicht öffentlich zugängliche Nordpier des neuen Flughafens<br />
Berlin-Brandenburg. Eine doppelte Premiere: Es war nicht nur die erste Veranstaltung<br />
<strong>im</strong> Flughafengebäude, sondern auch die erste Veranstaltung der<br />
Unternehmerinnen <strong>im</strong> Verband. Die Initiatorinnen der Interessengemeinschaft,<br />
Iris Friederici, Andrea Grandjean und Birgit Rohde-Göhring, wollen<br />
die Interessen der Frauen <strong>im</strong> Verband stärker sichtbar machen, Kräfte bündeln<br />
und eine Plattform bieten. Sie wollen die Unternehmerinnen ermutigen,<br />
sich in einem starken Netzwerk zu engagieren und enger zu kooperieren.<br />
Zahlreiche Gäste waren der Einladung in den Flughafen gefolgt. Neben<br />
einführenden Worten von Sabine Hübner (Gleichstellungsbeauftragte<br />
<strong>im</strong> Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie Brandenburgs),<br />
Dr. Joach<strong>im</strong> Feske (UVBB), Dr. Udo Haase (Bürgermeister Schönefeld) und<br />
Hartmut Mehdorn (Geschäftsführer des Flughafens Berlin-Brandenburg)<br />
genossen die Gäste bei eindrucksvoller<br />
Kulisse anregende Gespräche und kulinarische Köstlichkeiten.<br />
W+M<br />
Nadine Dillinger (VCAT Consulting, l.) und Annette<br />
Mücke (Mercedes Airport Center Schönefeld).<br />
Im Gespräch am Gate B30: Sabrina Seifert (DZ Bank), Michael Goldschmidt<br />
(GSW Protect), Andreas Gröschl und Peter Krienelke (beide Teltower Stadtblatt)<br />
sowie Petra Bode (Internetmarketingakademie) (v. l. n. r.).<br />
Peter Weißenberg (Bereichsleiter<br />
Regionalentwicklung Stadt Teltow),<br />
Steffen Heller (Geschäftsführer<br />
UVBB) und Dr. Burkhardt Greiff<br />
(Vize-Präsident UVBB) (v. l.).<br />
Netzwerken <strong>im</strong><br />
zukünftigen Boarding-Bereich.<br />
Initiatorin Andrea Grandjean (r.) <strong>im</strong> Gespräch mit S<strong>im</strong>one<br />
Lipski und Anke Politz (l.) vom Chamäleon Theater Berlin.<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
60 | W+M Netzwerk<br />
Die Gemeinde Feldhe<strong>im</strong><br />
feiert <strong>im</strong> Oktober 2010 mit<br />
Gästen aus Politik, Wirtschaft<br />
und umliegenden Kommunen<br />
die Einweihung des<br />
„Energieautarken Dorfs<br />
Feldhe<strong>im</strong>“.<br />
Feldhe<strong>im</strong> versorgt sich komplett aus lokalen Energiequellen<br />
2013 wurden 23 Prozent des Stroms in Deutschland regenerativ erzeugt. Ist gar eine Steigerung auf<br />
hundert Prozent möglich? Zumindest die kleine brandenburgische Gemeinde Feldhe<strong>im</strong>, ein Ortsteil<br />
von Treuenbrietzen, hat das bewerkstelligt. Experten und Politiker aus fernen Ländern strömen dorthin,<br />
um sich das Projekt anzusehen. Auch der VBIW nahm die Feldhe<strong>im</strong>er Lösung unter die Lupe.<br />
Von Rudolf Miethig (VBIW)<br />
Feldhe<strong>im</strong>. Siegfried Kappert, Mitglied des Fördervereins des Neue<br />
Energien Forums Feldhe<strong>im</strong> e. V., empfing die Gäste des VBIW und<br />
beschrieb ihnen die Anlagen und wie es dazu kam, dass sich die<br />
Gemeinde eine eigene Energieversorgung aufbaute. Zunächst habe<br />
alles mit den 6.000 Ferkeln der Feldhe<strong>im</strong>er Agrargesellschaft angefangen.<br />
Die brauchten nach dem Absetzen von der Mutter auch <strong>im</strong><br />
Aufzuchtstall noch viel Wärme. Um sie zu erzeugen, errichtete die<br />
Agrargesellschaft eine Biogasanlage mit einem Blockheizkraftwerk.<br />
Bald fragten die Bewohner des Dorfes, ob nicht auch ihre Haushalte<br />
mit Wärme aus der Anlage versorgt werden könnten. Und dann<br />
wollten sie auch noch den Strom aus dem Windpark beziehen, den<br />
die Energiequelle GmbH aus Kallinchen (Teltow-Fläming) in Feldhe<strong>im</strong><br />
errichtet hatte und betreibt. Zusammen mit der Energiequelle<br />
GmbH gründeten sie die Feldhe<strong>im</strong> Energie GmbH & Co. KG, die Wärme<br />
aus der Biogasanlage und Strom aus dem Windpark aufkauft und<br />
an die Kommanditisten (Gewerbebetriebe und 37 Haushalte) weiterleitet.<br />
Mit 3.000 Euro konnte sich jeder Feldhe<strong>im</strong>er an der KG beteiligen<br />
und Wärme und/<br />
oder Strom aus den Energiequellen<br />
vor Ort beziehen.<br />
Dafür musste die KG<br />
ein eigenes Wärme- und<br />
Stromnetz aufbauen, da<br />
Braucht<br />
viel Wärme:<br />
zu Beginn<br />
der Aufzucht<br />
etwa<br />
28 Grad.<br />
der bisherige Betreiber<br />
des örtlichen Stromnetzes<br />
E.ON Edis den Verkauf des<br />
Stromnetzes an die Kommanditgesellschaft<br />
verweigerte.<br />
Feldhe<strong>im</strong> wurde<br />
zur bundesweit ersten Gemeinde, die Strom und Wärme zu 100<br />
Prozent aus erneuerbaren Energien bezieht.<br />
Auf dem Rundgang erfuhren die Teilnehmer weitere interessante Details.<br />
Zunächst führte der Weg an einer E-Tankstelle vorbei. Nein,<br />
leider hat bisher kein Einwohner ein Elektro-Auto. Im Windpark mit<br />
einer Gesamtleistung von 74 Megawatt betrachteten die Teilnehmer<br />
den Turm einer der 43 Windkraftanlagen von innen.<br />
Letzte Station: die Biogasanlage. Das angeschlossene Blockheizkraftwerk<br />
leistet 500 Kilowatt. Es erzeugt Strom auch bei Flaute<br />
und fehlender Sonneneinstrahlung, der in das öffentliche Netz eingespeist<br />
und gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz vergütet wird.<br />
Gleichzeitig liefert es die Wärme (Heizung und Warmwasser) an die<br />
Einwohner und Gewerbebetriebe der Kommanditgesellschaft. Die<br />
Anlage wird beschickt mit Schweinegülle, Rindergülle, Maissilage<br />
und Roggenschrot. Die Rückstände werden noch als Dünger verwendet.<br />
An kalten Tagen wird eine zusätzliche Holzhackschnitzelheizung<br />
zugeschaltet.<br />
Die Besucher des VBIW zogen folgendes Fazit: Die Gemeinde ist unabhängig<br />
von den großen Energielieferanten und von fossilen Rohstoffen.<br />
Sie bezieht zwar den Strom von einem nicht-ortsansässigen<br />
Energieerzeuger, der erzeugt ihn aber vor Ort in Feldhe<strong>im</strong>, er<br />
braucht ihn nicht über Fernleitungen zuzuführen. Die pflanzlichen<br />
Rohstoffe, welche in der Biogasanlage vergoren oder als Hackschnitzel<br />
verbrannt werden, gelten als kl<strong>im</strong>aneutral, da sie bei ihrem Aufwuchs<br />
soviel Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre binden wie sie<br />
bei der Verbrennung abgeben. Daher nennt sich die Gemeinde völlig<br />
zu Recht „energieautark“. Überdies scheint das Geschäftsmodell stabile<br />
Energielieferungen zu langfristig verlässlichen Preisen zu gewährleisten.<br />
In Feldhe<strong>im</strong> kostet Strom 17 Cent pro Kilowattstunde.<br />
Fotos: Wolfgang Lorenz, Petr Kratochvil/Wik<strong>im</strong>edia Commons, BASF/Rasche, Bernd Geller (VBIW)<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
VBIW | 61<br />
VBIW-Sonderpreise für „Jugend forscht“<br />
Den Sonderpreis des Regionalwettbewerbs Brandenburg/Ost des<br />
Wettbewerbs „Jugend forscht“ übergab Manfred Kochan (VBIW) an<br />
Richard Tambor, Mer<strong>im</strong>a Biogradlija und Merle Malou T<strong>im</strong> vom Paulus-Praetorius-Gymnasiums<br />
Bernau für ihr Projekt „Kein Interesse<br />
an naturwissenschaftlichen und technischen Berufen! Kann ‚Schule’<br />
gegensteuern?“. Die 18-jährigen Gymnasiasten wollten herausfinden,<br />
was an den Schulen getan werden kann, um dem mangelnden<br />
Interesse am Ingenieurberuf entgegenzuwirken.<br />
Auf dem Regionalwettbewerb Brandenburg/West übergab Manfred<br />
Fladrich (VBIW) drei 17-jährigen Schülern des Emil-Fischer-Gymnasiums<br />
<strong>im</strong> SeeCampus Niederlausitz den VBIW-Sonderpreis. Anja<br />
Hühne, Stefan Lehmann und Marco Oelmann begannen bereits 2012,<br />
Informationen über Passivhäuser und deren Sparpotenzial zu sammeln.<br />
Dabei standen zunächst Energieverbrauch und -kosten auf ihrem<br />
Programm. Jetzt beschäftigten sie sich mit dem Wohlbefinden<br />
der Nutzer des Schulgebäudes. In einem ersten Fazit opt<strong>im</strong>ierten sie<br />
mit dem Haustechniker das Lüftungssystem, um Beschwerden wie<br />
Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme und Müdigkeit zu min<strong>im</strong>ieren.<br />
Dieses Projekt wurde anschließend auf dem Landeswettbewerb erster<br />
Preisträger <strong>im</strong> Fachgebiet Arbeitswelt.<br />
Auf dem Landeswettbewerb in Schwarzheide erhielten Lukas Wogirz<br />
und Markus Helbig (beide 17, Foto) vom Gauß-Gymnasium in Frankfurt<br />
(Oder) den Sonderpreis des VBIW. Sie wurden auch zweiter Preisträger<br />
<strong>im</strong> Fachgebiet Technik in der offiziellen Wertung. Ihr Projekt<br />
heißt „Bau eines nachführbaren Photovoltaiksystems“. Dabei entwickelten<br />
sie ein Panel, das um zwei Achsen, nämlich in Richtung<br />
(Az<strong>im</strong>ut) und Höhe (Elevation) der Sonne nachgeführt wird, um dessen<br />
Effektivität zu steigern. Sie erkannten, dass dadurch der Flächenbedarf<br />
eines Solarparks min<strong>im</strong>iert werden kann. Der VBIW unterstützte<br />
die Schüler auch nachträglich durch die Vermittlung eines<br />
Statikers, der die Standsicherheit eines solch schweren Gebildes<br />
auf einem Dach überprüft. Auf der Festveranstaltung zum 20-jährigen<br />
Bestehen des VBIW am 29. August 2014 werden Lukas Wogirz<br />
und Markus Helbig ihr Projekt vorstellen. Jutta Scheer (VBIW)<br />
VBIW besichtigt PCK Raffinerie Schwedt<br />
Schwedt. Nach einer eindrucksvollen Rundfahrt durch die ausgedehnten<br />
Betriebsanlagen informierte Verena Leschke aus dem Bereich<br />
Standortentwicklung/Unternehmenskommunikation des PCK<br />
die VBIW-Mitglieder über die Entwicklung des Unternehmens.<br />
Es wurde 1958 als Erdölverarbeitungswerk Schwedt gegründet. Im<br />
Dezember 1963 wurde die Rohöl-Pipeline aus der Sowjetunion angeschlossen.<br />
1968 begann die Versorgung West-Berlins mit PCK-Kraftstoffen.<br />
Ab 1970 wurde das Werk zum Petrolchemischen Kombinat<br />
Schwedt erweitert. 1991 wurde es privatisiert. Heute gehört es der<br />
Ruhr Oel GmbH, an der BP beteiligt ist, und dem russischen Staatskonzern<br />
Rosneft. Daneben sind auch Shell, Eni (Agip) und Total beteiligt.<br />
Das PCK ist das bedeutendste Unternehmen der Uckermark<br />
und zählt zu den führenden Raffinerien in Europa.<br />
In Schwedt werden jährlich rund zwölf Millionen Tonnen Rohöl verarbeitet.<br />
Dieses ist ein Gemisch aus Stoffen, das in Benzin, Dieselkraftstoff,<br />
Kerosin, Flüssiggas, Heizöle und Bitumen aufgespaltet<br />
wird. Dafür werden neben Destillationsanlagen unter anderem eine<br />
FCC-Anlage (Fluid Catalytic Cracking), eine Visbreaker-Anlage (thermisches<br />
Crackverfahren) und die weltweit einzige HSC-Anlage (High<br />
Conversion Soaker Cracking) betrieben. Weiterhin dient eine Leichtbenzin-Veretherungsanlage<br />
zur chemischen Einbindung von Bioethanol<br />
in Benzin.<br />
Bernd Geller (VBIW)<br />
VBIW – Verein Brandenburgischer<br />
Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />
Landesgeschäftsstelle: Fürstenwalder Str. 46,<br />
15234 Frankfurt (Oder), Tel.: 0335 8692151<br />
E-Mail: buero.vbiw@t-online.de<br />
Internet: www.vbiw-ev.de<br />
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62 | W+M Netzwerk<br />
UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />
Lernen von der „Smart City“ Santander<br />
UV Sachsen<br />
Erfolgreiche Premiere<br />
Der erste Sonntagsrenntag der<br />
Sächsischen Wirtschaft auf der<br />
Galopprennbahn Scheibenholz<br />
in Leipzig war ein voller Erfolg.<br />
Leipzigs Wirtschaftsbürgermeister<br />
Uwe Albrecht, der Präsident<br />
des Vereins „Gemeinsam für<br />
Leipzig“, Dr. Mathias Reuschel,<br />
und der Präsident des UV Sachsen,<br />
Hartmut Bunsen, unterstützten<br />
das Vorhaben, das Kulturdenkmal<br />
<strong>im</strong> Herzen der Stadt<br />
als einen Ort des gesellschaftlichen<br />
Lebens zu etablieren.<br />
Die Hafenstadt Santander liegt <strong>im</strong> Norden<br />
Spaniens am Atlantik und zählt etwa<br />
180.000 Einwohner. Das Besondere an der<br />
Stadt sind nicht nur ihre touristischen Attraktionen<br />
wie weitläufige Sandstrände,<br />
Segel- und Surfreviere, sondern ihre Vernetzung<br />
zur sogenannten „Smart City“.<br />
Im Rahmen des gleichnamigen Projekts<br />
hat die Stadt in den letzten Jahren rund<br />
100 Kilometer Glasfaserkabel <strong>im</strong> Stadtgebiet<br />
verlegt. Tausende von Sensoren,<br />
in allen Ecken der Stadt, auf Laternen,<br />
an Masten, Hauswänden und <strong>im</strong> Asphalt<br />
messen tagein, tagaus<br />
Licht, Druck, Temperatur,<br />
Feuchtigkeit, Lärm und<br />
Bewegung. Die unzähligen<br />
gesammelten Daten<br />
werden in einem dazu geschaffenen<br />
Labor an der<br />
Universität der Stadt gespeichert<br />
und ausgewertet.<br />
So lassen sich zeitnah<br />
nicht nur Verkehrsströme<br />
erfassen und lenken,<br />
sondern auch Busse,<br />
Taxis und Fahrzeuge zur<br />
Ver- und Entsorgung zielgenau<br />
einsetzen. Mittels einer eigenen<br />
App werden für die Einwohner der City<br />
zudem Verwaltungsprozesse, statistische<br />
oder demografische Daten sowie Immobilienpreise<br />
transparent. Im Rahmen der<br />
jährlichen Study Visit des Projekts „Brücken<br />
für Vielfalt und Beschäftigung in MV“<br />
konnten sich Präsident Rolf Paukstat, Vizepräsident<br />
Karl-Heinz Garbe, Geschäftsführer<br />
Wolfgang Schröder und Projektmitarbeiterin<br />
Anika Zahlmann bei einem Besuch<br />
vor Ort ein Bild von der „Smart City“<br />
machen.<br />
Wir lieben Montage<br />
Im Gespräch mit dem<br />
Bürgermeister von Santander<br />
Iñigo de la Serna (2. v. r.).<br />
Das Unternehmergespräch des Verbands mit der<br />
Deutsche Werkstätten Lebensräume GmbH in Dresden<br />
stieß auf große Resonanz. Im Mittelpunkt des<br />
Treffens unter dem Motto „We love Mondays – Personalmarketing<br />
und Arbeitswelten“ stand die Frage,<br />
wie in Zeiten von Fachkräftemängel und geburtenschwachen<br />
Jahrgängen Mitarbeiter gewonnen<br />
und gehalten werden können. Die Vermarktung des<br />
Unternehmens bei potenziellen Mitarbeitern sowie<br />
die Gestaltung der Arbeitswelt wurden dabei<br />
als wichtige Ansätze ausgemacht. Einblick in das<br />
spannende Thema gaben Katharina Kratsch (Deutsche<br />
Werkstätten Lebensräume), Guido Rottkämper<br />
(design2sense) und Ruben Hacker (FREYLER).<br />
Termine<br />
22.08.2014: 10:00 Uhr UV Business-Challenge, Golfpark<br />
Strelasund, Kaschow 14, 18516 Süderholz<br />
UV Brandenburg-Berlin<br />
02.09.2014: 16:00 – 20:00 Uhr Landesarbeitskreis<br />
Innovative Technologien: „Durch Innovationen in<br />
Materialien und Fertigungsverfahren erfolgreich auf<br />
dem Weltmarkt“, Gestamp Umformtechnik, August-<br />
Thyssen-Straße 1, 14974 Ludwigsfelde<br />
12.09.2014: 09:00 – 16:00 Uhr LogistikTag 2014,<br />
Technische Hochschule Wildau, Bahnhofstraße 1,<br />
15745 Wildau<br />
24.09.2014: 18:30 – 20:30 Uhr BER Business Club<br />
UV Norddeutschland<br />
Mecklenburg-Schwerin<br />
11.09.2014: 18:00 – 21:00 Uhr 22. Dampferrunde auf<br />
dem Schweriner See, Weiße Flotte, Werderstraße 140,<br />
19055 Schwerin<br />
12.09.2014: 09:00 – 11:00 Uhr Unternehmerfrühstück<br />
Nordwestmecklenburg, Stadtwerke Grevesmühlen,<br />
Grüner Weg 26, 23936 Grevesmühlen<br />
UV Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />
07.08.2014: 10:00 Uhr Hanse Sail Business Forum zum<br />
Thema: „Grüne Technologien aus M-V für die Energiewende<br />
in Europa“, Steigenberger Hotel Sonne, Neuer<br />
Markt 2, 18055 Rostock<br />
29.08.2014: 17:00 Uhr Sommerfest, Rostocker Freizeitzentrum,<br />
Kuphalstraße 77, 18069 Rostock<br />
03.09.2014: 18:00 Uhr Unternehmerlounge Rostock,<br />
Hotel Sportforum, Kopernikusstraße 17A, 18057<br />
Rostock<br />
03.09.2014: 19:00 Uhr Stammtisch Güstrow, Weinhaus<br />
„Im Hof”, Hageböcker Straße 4, 18273 Güstrow<br />
UV Sachsen<br />
26.08.2014: Sachsen Sail, Amsterdam, Edinburgh,<br />
London<br />
04.09.2014: 8:30 Uhr 3. Ostdeutsches Energieforum,<br />
Hotel The Westin, Gerberstraße 15, 04105 Leipzig<br />
06.09.2014: Myelin Projekt: „Olympisches Familienfest“,<br />
SV Taper 06 e. V., Torgauer Straße 106, 04318<br />
Leipzig<br />
15.09.2014: Wirtschaftspolitischer Arbeitskreis der<br />
Region Dresden, Restaurant Schillergarten, Schillerplatz<br />
9, 01309 Dresden<br />
UV Thüringen<br />
25.09.2014: Betriebsbesichtigung N3 Engine Overhaul<br />
Services GmbH & Co. KG, Gerhard-Höltje-Straße<br />
1, 99310 Arnstadt<br />
Veränderungen von Themen, Terminen und Ver anstaltungsorten<br />
können nicht ausgeschlossen werden.<br />
Foto: RegioVision Schwerin<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
Unternehmerverbände | 63<br />
UV Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />
Kein Anlass zur Euphorie<br />
Im Mai fanden sich die Mitglieder des Unternehmerverbands<br />
Rostock-Mittleres<br />
Mecklenburg zur ordentlichen Mitgliederversammlung<br />
in der Sol Lounge in Rostock<br />
ein. Verbandspräsident Frank Haacker eröffnete<br />
die Veranstaltung mit einer Rede. Dabei<br />
betonte er, dass trotz wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs und einer relativ niedrigen<br />
Arbeitslosenquote kein Anlass zur Euphorie<br />
besteht, da Bürokratieabbau, Mindestlohn,<br />
Bildungspolitik und Wirtschaftsför-<br />
UV Brandenburg-Berlin<br />
Landtagsführung<br />
70 Mitglieder und Gäste des Unternehmerverbands<br />
nahmen an einer exklusiven<br />
Führung durch den neuen Brandenburger<br />
Landtag teil. Der Abgeordnete Hans-Peter<br />
Goetz (FDP) zeigte den Besuchern das Gebäude.<br />
Diese nutzten die Chance, einen<br />
Blick hinter die barocke Fassade zu werfen<br />
und auf den Stühlen des Plenarsaals Platz<br />
zu nehmen. Zu den Geschäftszeiten ist der<br />
Landtag für jedermann zugänglich, Ausstellungen<br />
und Architektur können besichtigt<br />
sowie der Blick von der Dachterrasse genossen<br />
werden. Die Gäste der exklusiven Führung<br />
des Unternehmerverbands konnten<br />
zudem den Plenarsaal besichtigen und mit<br />
dem Abgeordneten Goetz über die Landespolitik<br />
diskutieren.<br />
derung Themen sind, die noch nicht zufriedenstellend<br />
gelöst wurden. Nachdem<br />
Schatzmeisterin Anja Hausmann <strong>im</strong> Anschluss<br />
die wirtschaftlichen und finanziellen<br />
Verhältnisse des Verbandes vorgestellt<br />
hatte, gab es Raum für Fragen und Diskussionen,<br />
den die Mitglieder ausgiebig nutzten.<br />
In den Abendstunden konnten dann<br />
in gemütlicher Atmosphäre Gespräche geführt,<br />
neue Kontakte geknüpft und das Buffet<br />
genossen werden.<br />
Zu Gast bei Siemens<br />
Der Landesarbeitskreis Innovative Technologien<br />
des Unternehmerverbands Brandenburg-Berlin<br />
informierte sich über innovative<br />
Lösungen für eine sichere Stromversorgung<br />
<strong>im</strong> Schaltwerk Berlin der Siemens<br />
AG. 1847 wurde Siemens in Berlin gegründet,<br />
das Schaltwerk in Siemensstadt bereits<br />
1918 erbaut. Die Grundlage für die<br />
Erfolgsgeschichte des Schaltwerkes liegt<br />
in der Forschung und Entwicklung. Moderne<br />
Labore und Versuchsfelder sorgen<br />
dafür, dass <strong>im</strong>mer wieder neue Maßstäbe<br />
für Effizienz und Wirtschaftlichkeit gesetzt<br />
werden können. Das Schaltwerk hat rund<br />
3.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete <strong>im</strong><br />
letzten Jahr einen Umsatz von über 700<br />
Millionen Euro.<br />
GESCHÄFTSSTELLEN<br />
Unternehmerverband Berlin e. V.<br />
Präsident: Armin Pempe<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Hauptgeschäftsführer: Andreas Jonderko<br />
Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />
Tel.: +49 30 9818500<br />
Fax: +49 30 9827239<br />
E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />
Internet: www.uv-berlin.de<br />
Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />
Präsident: Eberhard Walter<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Geschäftsführer: Steffen Heller<br />
Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />
Tel.: +49 355 22658<br />
Fax: +49 355 22659<br />
E-Mail: cottbus@uv-brandenburg-berlin.de<br />
Internet: www.uv-brandenburg-berlin.de<br />
Bezirksgeschäftsstelle Potsdam<br />
Jägerstraße 18, 14467 Potsdam<br />
Tel.: +49 331 810306<br />
Fax: +49 331 8170835<br />
E-Mail: potsdam@uv-brandenburg-berlin.de<br />
Repräsentanz Frankfurt Oder<br />
Repräsentant: Detlef Rennspieß<br />
Perleberger Straße 2, 15234 Frankfurt Oder<br />
Tel.: +49 335 4007458<br />
Fax: +49 335 4007457<br />
E-Mail: detlef.rennspiess@signal-iduna.net<br />
Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-<br />
Schwerin e. V.<br />
Präsident: Rolf Paukstat<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Hauptgeschäftsführer: Wolfgang Schröder<br />
Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />
Tel.: +49 385 569333<br />
Fax: +49 385 568501<br />
E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />
Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />
Unternehmerverband Rostock-Mittleres Mecklenburg e. V.<br />
Präsident: Frank Haacker<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />
Wilhelm-Külz-Platz 4<br />
18055 Rostock<br />
Tel.: +49 381 242580<br />
Fax: +49 381 2425818<br />
E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />
Internet: www.uv-mv.de<br />
Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />
Präsident: Hartmut Bunsen<br />
Geschäftsführer: Lars Schaller<br />
Hauptgeschäftsstelle<br />
Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />
Tel.: +49 341 52625844<br />
Fax: +49 341 52625833<br />
E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />
Internet: www.uv-sachsen.de<br />
Geschäftsstelle Chemnitz<br />
Repräsentantin: Gabriele Hofmann-Hunger<br />
Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />
Tel.: +49 371 49512912<br />
Fax: +49 371 49512916<br />
E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />
Geschäftsstelle Dresden<br />
Repräsentant: Klaus-Dieter Lindeck<br />
Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />
Tel.: +49 351 8996467<br />
Fax: +49 351 8996749<br />
E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />
Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />
Präsident: Jürgen Sperlich<br />
Geschäftsstelle Halle/Saale<br />
Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />
Tel.: +49 345 78230924<br />
Fax: +49 345 7823467<br />
Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />
Präsident: Jens Wenzke<br />
c/o IHK Erfurt – Abteilung Standortpolitik<br />
Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />
Tel.: +49 361 4930811<br />
Fax: +49 361 4930826<br />
E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />
Internet: www.uv-thueringen.de<br />
Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />
Präsident: Gerold Jürgens<br />
Geschäftsstelle<br />
Geschäftsstellenleiter: Steffen Hellmuth<br />
Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />
Tel.: +49 3834 835823<br />
Fax: +49 3834 835825<br />
E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />
Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
64 | W+M Rückblick<br />
Was macht eigentlich Waldemar Cierpinski, Doppelolympiasieger <strong>im</strong><br />
Marathonlauf 1976 und 1980?<br />
Noch <strong>im</strong>mer ein Marathonmann<br />
Irgendwie hat es etwas Symbolisches, dass<br />
es recht steil hinauf geht in das exklusive<br />
Reich, in dem sich Lauffreaks aus ganz<br />
Deutschland beraten lassen. Doch eine Rolltreppe,<br />
wie sie dem ganzen Einkaufskomplex<br />
an der Großen Ulrichstraße in Halle auch ihren<br />
Namen gab, macht den Aufstieg erträglich.<br />
Zudem heftet sich das Auge schnell<br />
auf die beiden opulenten Fotoposter an der<br />
Wand: Waldemar Cierpinski in Jubelpose –<br />
einmal nach seinem olympischen Marathonsieg<br />
1976 in Montreal, das andere Mal vier<br />
Jahre später in Moskau. Neben ihm schaffte<br />
dieses Husarenstück nur noch der Äthiopier<br />
Abebe Bikila.<br />
„Cierpinski Sport“ steht groß über dem<br />
Ende der Rolltreppe. Oben angekommen, eröffnet<br />
sich eine helle, weitläufige, behagliche<br />
Sportartikelwelt, wie man sie von unten<br />
so gar nicht vermutet. 1.300 Quadratmeter<br />
materialisiertes Insiderwissen. Und<br />
schon kommt einem auch der Chef entgegen:<br />
schlank und leichtfüßig wie zu besten Marathonzeiten.<br />
Natürlich trägt er Sportschuhe<br />
zu den lässigen Jeans. „Ich bin ja auch noch<br />
wenigstens viermal die Woche aktiv“, lacht<br />
der Mann, der in seinem Läuferleben fast<br />
sechseinhalb Mal den Äquator umrundet hat.<br />
Schon seit 1989 ist Waldemar Cierpinski Unternehmer.<br />
Zehn Mitarbeiter beschäftigt er<br />
allein in seiner Cierpinski Sport GmbH in Halle<br />
und Quedlinburg. Hinzu kommt ein zweites<br />
Büro bei der Mitteldeutschen Marathon<br />
GmbH, einer von ihm gegründeten und lange<br />
geführten Marketingagentur, in der er nun<br />
aber die Geschäftsführung an seinen ältesten<br />
Sohn André übertrug. Denn der nun<br />
auch schon 63-jährige Doppelolympiasieger<br />
erschließt sich noch <strong>im</strong>mer neue Aktionsfelder.<br />
So betreut er trainingsmethodisch neben<br />
weiteren Langstreckenassen auch seinen<br />
mittleren Sohn Falk, der mit einer Bestzeit<br />
von 2:13:30 h einer der talentiertesten deutschen<br />
Marathonläufer ist. Er leitet in Halle<br />
einen Lauftreff mit 150 Aktiven. Und er<br />
kümmert sich als Organisator und Sponsorengeldeinwerber<br />
um mittlerweile vier läuferische<br />
Großereignisse <strong>im</strong> Großraum Halle-Naumburg-Bitterfeld-Leipzig.<br />
Neben dem<br />
Waldemar Cierpinski in seiner aktiven Läuferzeit.<br />
Mitteldeutschen Marathon, der <strong>im</strong> September<br />
bereits seine 13. Auflage erlebt, zählen<br />
hierzu der Harz-Gebirgslauf <strong>im</strong> Oktober, der<br />
Goitzsche-Marathon sowie der H<strong>im</strong>melswege-Lauf<br />
<strong>im</strong> Juni, benannt nach den steinzeitlichen<br />
Fundstätten in Goseck und Nebra.<br />
Letzterer scheint Cierpinski momentan am<br />
meisten ans Herz gewachsen, wohl auch,<br />
Fotos: Ralf Lehmann, Harald Lachmann, Privat<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
W+M Rückblick | 65<br />
weil er als sein jüngstes Kind – erst 2012<br />
ins Leben gerufen – noch der meisten Zuwendung<br />
bedarf. Wegen der 100-Kilometer-<br />
Strecke, über die es hierbei auf der längsten<br />
von mehreren Distanzen geht, spricht er<br />
auch von einem „Lauf der Heroen“. Zugleich<br />
sieht er den H<strong>im</strong>melswege-Lauf als wichtige<br />
Plattform zur Förderung der regionalen<br />
Wirtschaft. Denn begleitet wird dieser von<br />
einer Sportartikelfachmesse. Auch er selbst<br />
ist dann wieder mit auserwählten Produkten<br />
präsent. Immerhin verdient er mit seinem<br />
Sportfachunternehmen sein täglich‘ Brot,<br />
derweil er zu den Laufevents eher noch zuschießt:<br />
Zeit, Kraft und auch Geld.<br />
Vom Trainer zum Geschäftsmann<br />
Dabei stand diese geschäftliche Schiene nie<br />
auf seiner Agenda, als Waldemar Cierpinski<br />
1984 abzutrainieren begann. Er hatte an<br />
der Deutschen Hochschule für Körperkultur<br />
(DHfK) in Leipzig sein Diplom als Sportlehrer<br />
gemacht, liebäugelte mit einer Karriere<br />
als Trainer – und wurde zunächst auch einer<br />
bei seinem He<strong>im</strong>atklub SC Chemie Halle.<br />
Vor Olympia 1988 betreute er zudem noch<br />
die Marathonläufer anderer DDR-Klubs mit.<br />
Das Angebot, Vorsitzender be<strong>im</strong> SC Chemie<br />
zu werden, schlug er indes aus: „Ich wollte<br />
keinen Sesseljob.“<br />
Dann kam die Wende und für Cierpinski,<br />
der da bereits in 35 Ländern die Struktur<br />
von Leistungssport begutachtet hatte, die<br />
schnelle Einsicht: Jetzt braucht es in den<br />
Vereinen deutlich weniger Trainer. So verzichtete<br />
er zugunsten von Walter Schmidt,<br />
der ihn einst zu seinen Triumphen geführt<br />
hatte, und orientierte sich entschlossen<br />
gen Wirtschaft. Das Sportberatungszentrum,<br />
das er nun nach dem Beispiel anderer<br />
Spitzensportler <strong>im</strong> Westen aufbaute, war das<br />
erste Sportfachgeschäft <strong>im</strong> <strong>Osten</strong>. Und es<br />
lief gut, wuchs beständig. Der erste Standort<br />
war mit 70 Quadratmetern schnell zu klein.<br />
Waldemar Cierpinski greift in ein kleines Regal<br />
neben einer Vitrine mit Hightech-Produkten<br />
einer Weltmarke und holt einen japanischen<br />
Laufschuh heraus. Erkennbar ist er<br />
schon angejahrt. „Das war der erste Schuh,<br />
den ich verkauft habe – und zwar genau einmal“,<br />
schmunzelt er. Doch das änderte sich<br />
schnell. Denn neben dem <strong>im</strong>mer breiter und<br />
differenzierter werdenden Angebot brachte<br />
er etwas ein, was ihn von jedem Sportartikelverkäufer<br />
meilenweit unterscheidet: Er<br />
weiß wirklich, was Sache ist, wenn er seinen<br />
Kunden Schuhe, Trikots oder sonstige Laufutensilien<br />
empfiehlt und sie dazu gleich<br />
noch zu richtiger Atemtechnik, Körperhaltung<br />
oder Laufintervallen berät.<br />
Und all das längst nicht nur in puncto Laufen.<br />
Der Marathonmann ist auch temperamentvoller<br />
Alpinskiläufer, leidenschaftlicher<br />
Fußballer, erfahrener Tennisspieler.<br />
Er besitzt eine europäische Trainerlizenz<br />
in Nordic Walking und langjährige<br />
Erfahrung in einem halben Dutzend weiterer<br />
Sportarten. Und dort, wo er nicht so<br />
tief drin steckt, etwa <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men („Das<br />
mag ich nicht so“), hat er seine Mitarbeiter,<br />
die dann entsprechend vom Fach sind. „Das<br />
ist eben unser Markenzeichen: Wir wissen<br />
aus tiefer Insiderkenntnis, wovon wir reden“,<br />
so der Chef.<br />
Auch hierbei glaubt Cierpinski, sich einiges<br />
von seiner Leistungssportkarriere erhalten<br />
zu haben: Neben Mut und Beharrlichkeit,<br />
sich durchzubeißen und solch ein florierendes<br />
Unternehmen aufzubauen (übrigens mit<br />
Gattin Marita, die 1972 unter ihrem Mädchennamen<br />
Politz bei Olympia über die 800<br />
Meter startete), nennt er „rückhaltlose Ehrlichkeit“:<br />
gegenüber dem Kunden wie gegenüber<br />
sich selbst. „Man muss wissen, was<br />
man kann, wo man steht und was man noch<br />
verbessern muss“, sagt er. So arbeitete er<br />
sich autodidaktisch in die Buchhaltung ein,<br />
lernte mit der Zeit, „wirtschaftlich sauber“<br />
einzukaufen. „Jeder sollte sich Zeit lassen,<br />
aus anfänglichen Fehlern, die hierbei eben<br />
passieren, zu lernen“, ist er sicher.<br />
Eine Frage sei zum Schluss noch gestattet:<br />
Benannten je junge Eltern ihren Sohn<br />
Mit Stolz blickt Cierpinski auf seine erfolgreiche<br />
Karriere zurück.<br />
Cierpinski in seinem Sportfachgeschäft.<br />
Waldemar“, wie es Heinz Florian Oertel 1980<br />
<strong>im</strong> Reporterüberschwang geraten hatte?<br />
Der Marathonmann lächelt: „Ja, von zwei<br />
1981 geborenen Waldemars weiß ich es definitiv<br />
... “<br />
Harald Lachmann<br />
www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
66 | W+M Die letzte Seite<br />
Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />
Wende und Aufbruch vor 25 Jahren<br />
Die friedliche Revolution <strong>im</strong> Herbst des Jahres<br />
1989 brachte das politische System in der<br />
damaligen DDR zum Einsturz. Während die<br />
Protestierenden, die sich vielerorts zu den<br />
Montagsdemonstrationen trafen, anfangs<br />
dafür eintraten, die Verhältnisse <strong>im</strong> „sozialistischen<br />
Arbeiter-und Bauernstaat“ zu reformieren,<br />
wurde schnell klar, dass dies aus<br />
wirtschaftlich-finanzieller Sicht unmöglich<br />
war. Und so wurde ein Jahr nach der politischen<br />
Wende in der DDR die deutsche Wiedervereinigung<br />
vollzogen. Für viele der 16<br />
Millionen Ostdeutschen ging die deutsche<br />
Einheit mit einem Bruch ihrer Berufsbiografie<br />
einher. Die ehemals volkseigenen Betriebe<br />
und Kombinate wurden abgewickelt, ganze<br />
Branchen starben und große Teile der DDR-<br />
Elite landeten auf dem beruflichen Abstellgleis.<br />
Viele Ostdeutsche nutzten den Karriereknick,<br />
um völlig neu durchzustarten. Sie<br />
machten sich selbständig, wurden Unternehmer,<br />
investierten in Ideen, Technologien<br />
und Anlagen. Die kommende Ausgabe von<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> widmet sich schwerpunktmäßig<br />
dem Thema „25 Jahre Wende in<br />
der DDR“ und stellt stellvertretend für viele<br />
tausend Neu-Unternehmer 25 Persönlichkeiten<br />
vor, die die Ärmel hochgekrempelt und<br />
mit ihrer Geschäftsidee Erfolg haben oder<br />
sich mit ihrem Wirken für die Entwicklung<br />
der Wirtschaft in den neuen Bundesländern<br />
eingesetzt haben.<br />
Die nächste Ausgabe von<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint am<br />
25. September 2014.<br />
Personenregister<br />
Albrecht, Uwe 62<br />
Arnold, Frank 54<br />
Bauermeister, Ulrich 7<br />
Baumeister, Roy 54<br />
Belfort, Jordan 54<br />
Bergner, Martin 57<br />
Bikila, Abebe 64<br />
Billen, Gerd 57<br />
Biogradlija, Mer<strong>im</strong>a 61<br />
Bode, Petra 59<br />
Bormann, Michael 50<br />
Brauksiepe, Ralf 58<br />
Bremer, Hans-Dieter 7<br />
Bretthauer, Berit 9<br />
Bunsen, Hartmut 38, 62<br />
Carius, Christian 18<br />
Cierpinski, André 65<br />
Cierpinski, Falk 64<br />
Cierpinski, Marita 65<br />
Cierpinski, Waldemar 64/65<br />
Czernomoriez, Olaf 6<br />
de la Serna, Iñigo 62<br />
de Maizière, Lothar 6<br />
Diener, Jens-Mathias 39<br />
Diestel, Antje 6<br />
Diestel, Peter-Michael 6<br />
Dillinger, Nadine 59<br />
Ehlers, Henning 57<br />
Evers, Stefan 58<br />
Fajnor, Vica 22/23<br />
Fern, Oliver 57<br />
Ferris, T<strong>im</strong>othy 54<br />
Feske, Joach<strong>im</strong> 59<br />
Fettweis, Gerhard 7<br />
Fischer, Tina 56<br />
Fladrich, Manfred 61<br />
Friederici, Iris 59<br />
Friedrich, Marc 54<br />
Garbe, Karl-Heinz 62<br />
Gebauer, Peter 6<br />
Geisler, Joach<strong>im</strong> 42<br />
Gleicke, Iris 40<br />
Goetz, Hans-Peter 63<br />
Goldschmidt, Michael 59<br />
Gräber, Roland 47<br />
Gräff, Christian 9<br />
Grandjean, Andrea 59<br />
Greiff, Burkhardt 59<br />
Gröschl, Andreas 59<br />
Gysi, Gregor 6<br />
Haacker, Frank 63<br />
Haase, Udo 59<br />
Hacker, Ruben 62<br />
Hadaschik, Gerald 46/47<br />
Happich, Gudrun 55<br />
Hatakka, Tuomo J. 42<br />
Hatje, Holger 58<br />
Hausmann, Anja 63<br />
Hebestreit, Sigrid 57<br />
Heisinger, Frank 57<br />
Helbig, Markus 61<br />
Heller, Steffen 59<br />
Hendricks, Barbara 40<br />
Heuchert, Karsten 26/27, 40<br />
Hirte, Michael 56<br />
Höhn, Uwe 18<br />
Hoppe, Annekathrin 23<br />
Höppner, Reinhard 7<br />
Hübner, Sabine 59<br />
Hühne, Anja 61<br />
Jeworrek, Torsten 9<br />
Jung, Burkhard 27<br />
Kahnemann, Daniel 54<br />
Kappert, Siegfried 60<br />
Karnath, Wolfgang 58<br />
Klippstein, Markus 12<br />
Kochan, Manfred 61<br />
König, Eike-Jens 57<br />
Kopp, Markus 7<br />
Kotschi, Jürgen 57<br />
Kotzan, Uwe 18/19<br />
Kratsch, Katharina 62<br />
Krey, Christian 10<br />
Krienelke, Peter 59<br />
Kühmstedt, Thomas 8<br />
Kuhn, Werner 8<br />
Kurtzke, Christian 20/21<br />
Kurz, Jürgen 55<br />
Lambusch, Thomas 7<br />
Lamprecht, Anke 7<br />
Lehmann, Robert 35<br />
Lehmann, Stefan 61<br />
Leschke, Verena 61<br />
Lewis, Michael 54<br />
Lieberknecht,<br />
Christine 3, 28-32<br />
Liebing, Jean 58<br />
Lindemann, Hartmut 23<br />
Lipski, S<strong>im</strong>one 59<br />
Mangold, Anna 12/13<br />
Mansfeld, Marcel 13<br />
Medwedjew, Alexander 26<br />
Mehdorn, Hartmut 59<br />
Menges, Kathrin 9<br />
Merkel, Angela 8, 28, 31/32<br />
Merkel, Stephan 47<br />
Mücke, Annette 59<br />
Müller, Corinna 23<br />
Nahles, Andrea 36<br />
Nari, Ambrose Peter 12<br />
Oelmann, Marco 61<br />
Oertel, Heinz Florian 65<br />
Oettinger, Günther 42<br />
Oliva, Jens 57<br />
Paukstat, Rolf 62<br />
Piketty, Thomas 54<br />
Plattner, Hasso 56<br />
Platzeck, Matthias 56<br />
Politz, Anke 59<br />
Ragnitz, Joach<strong>im</strong> 16/17, 35<br />
Reichel, Andreas 39<br />
Reuschel, Matthias 62<br />
Rodestock, Bodo 27<br />
Rohde-Göhring, Birgit 59<br />
Rothe, René 57<br />
Rottkämper, Guido 62<br />
Russ, Steffen 50/51<br />
Sanders, Heiko 27, 42<br />
Scharner, Jens Aurel 7<br />
Schirmer, Brigitte 7<br />
Schirmer, Matthias 7<br />
Schlegel, Sirko 7<br />
Schmidberger, Jürgen 6<br />
Schmidt, Walter 65<br />
Schöning, Gregor 58<br />
Schröder, Wolfgang 62<br />
Schucht, Boris 40, 42, 44/45<br />
Schultz, Birgit 58<br />
Schultze-Berndt,<br />
Jürn Jakob 58<br />
Schulz-Strelow, Monika 37<br />
Schwarz, Stephan 58<br />
Schweitzer, Eric 37<br />
Seifert, Sabrina 59<br />
Sell, Helge 46/47<br />
Srivastava, Ravi 12<br />
Stars, Hauke 9<br />
Stefanovic ´ , Miloš 56<br />
Stehr, Nico 57<br />
Stein, Andreas 13<br />
Stenger, Tillmann 10/11<br />
Subkow, Wiktor A. 56<br />
Tambor, Richard 61<br />
Tesch, Gernot 7<br />
Thiel, Oliver 10<br />
Tierney, John 54<br />
Tillich, Stanislaw 20, 27, 39, 44<br />
T<strong>im</strong>, Merle Malou 61<br />
Topf, Wolfgang 38<br />
Unland, Georg 21<br />
van Winsen, Jos 22<br />
von Boeselager,<br />
Claudia 12/13<br />
von Dohnanyi, Klaus 34<br />
Walkenhorst, Ralf 54<br />
Warmbier, Ronald 58<br />
Weber, Clemens 57<br />
Weber, Wolfgang 58<br />
Wehrle, Martin 54<br />
Weik, Matthias 54<br />
Weißenberg, Peter 59<br />
Weyer, Frieda 21<br />
Winkel, Mike 9<br />
Wittberg, Volker 48<br />
Wittke, Jürgen 58<br />
Wogirz, Lukas 61<br />
Woidke, Dietmar 56<br />
Wolf, Frank-Oliver 48<br />
Wollseifer, Peter 58<br />
Zahlmann, Anika 62<br />
Zeibig, Jürgen 36<br />
Zschiedrich, Klaus 9<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014
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68 | W+M Länderreport<br />
<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014