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WIRTSCHAFT+MARKT Gründerzeit im Osten (Vorschau)

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25. Jahrgang | Heft 4 | August/September 2014 | € 3,50 | ZKZ 84618<br />

WIRTSCHAFT+<br />

MARKT<br />

DAS OSTDEUTSCHE UNTERNEHMERMAGAZIN<br />

<strong>Gründerzeit</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Osten</strong><br />

Energiewende<br />

auf dem<br />

Prüfstand<br />

Im Interview:<br />

Christine<br />

Lieberknecht


Berlin · Rostock · Leipzig · Dresden · Erfurt · Schwerin · Magdeburg · Potsdam · …<br />

W+M BusinessClub<br />

für Unternehmer<br />

und alle, die<br />

Wirtschaft bewegen<br />

ab Herbst 2014<br />

Miteinander ins Gespräch kommen, Erfahrungen austauschen, Wissen vermitteln,<br />

Ideen entwickeln, Impulse geben, Tipps erhalten, interessante Menschen kennenlernen,<br />

neue Trends erkennen, Gefahren und Probleme früh aufdecken, Unternehmerverantwortung<br />

wahrnehmen, Menschen anspornen, Mitarbeiter motivieren, Zeitmanagement<br />

beherrschen, Entspannung finden, soziales Engagement stärken, …<br />

www.wundm.info/businessclub


W+M Editorial | 3<br />

Energie muss auch in Deutschland bezahlbar bleiben!<br />

Foto: Torsten George, Titelfoto: Susanne Welscher, Titelillustration: Christian Drechsel<br />

In der deutschen Wirtschaft wachsen die Sorgen mit<br />

Blick auf die von der Bundesregierung angeschobene<br />

Energiewende. Um es vorweg zu schicken:<br />

Kaum jemand stellt dabei in Abrede, dass es richtig<br />

war, nach der Reaktorkatastrophe <strong>im</strong> japanischen<br />

Fukush<strong>im</strong>a die Reißleine für den Ausstieg aus dem<br />

Atomstrom zu ziehen. Auch halten es viele Unternehmer<br />

für alternativlos, neue Quellen erneuerbarer<br />

Energien zu identifizieren und zu erschließen,<br />

um Deutschland perspektivisch unabhängiger von<br />

unkalkulierbaren Importen fossiler Energieträger zu<br />

machen. Schon heute ist unser Land international<br />

führend bei der Entwicklung erneuerbarer und energiesparender<br />

Technologien. Dieser Markt wird sich<br />

in den kommenden zehn Jahren nahezu verdoppeln und bietet dem<br />

he<strong>im</strong>ischen Mittelstand ein überaus interessantes Geschäftsfeld.<br />

Bei aller Zust<strong>im</strong>mung überwiegt derzeit jedoch die Skepsis. Überall<br />

werden neue Windparks errichtet, sei es auf dem flachen Land oder<br />

auf hoher See. Nicht selten entsteht dabei der Eindruck, dass dies alles<br />

eher unkoordiniert geschieht. Selbst Metropolen wie Berlin wollen<br />

künftig vermehrt eigenen Ökostrom produzieren und streben dafür<br />

die Bildung eines kommunalen Stadtwerkes an. Dabei wird völlig<br />

außer Acht gelassen, dass speziell <strong>im</strong> nordostdeutschen Raum bereits<br />

heute so viel Strom aus erneuerbarer Herkunft vorhanden ist,<br />

dass er weder in der Bundeshauptstadt noch in ganz Ostdeutschland<br />

verbraucht werden kann und über teure Energietrassen gen Süden<br />

weitergeleitet werden muss. Die Errichtung neuer Anlagen erfolgt<br />

offenkundig nicht <strong>im</strong> Einklang mit der Bereitstellung praktikabler<br />

Speichersysteme für die aus Sonne und Wind erzeugte Energie.<br />

Impressum<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong><br />

Das ostdeutsche Unternehmermagazin<br />

Ausgabe 4/2014<br />

Redaktionsschluss: 04.07.2014<br />

Verlag: Verlag Frank Nehring GmbH<br />

Z<strong>im</strong>merstraße 56, 10117 Berlin<br />

Tel.: 030 479071-0<br />

Fax: 030 479071-20<br />

www.NehringVerlag.DE<br />

Verlagsleiter: Dr. Robert Nehring<br />

Herausgeber/Geschäftsführer: Frank Nehring<br />

Tel.: 030 479071-11, FN@NehringVerlag.DE<br />

(Alleiniger Inhaber und Gesellschafter, Wohnort Berlin)<br />

Chefredakteur: Karsten Hintzmann<br />

Tel.: 030 479071-24, KH@wundm.info<br />

Karsten Hintzmann<br />

Chefredakteur<br />

KH@wundm.info<br />

Redaktion: Janine Pirk-Schenker<br />

Tel.: 030 479071-21, JP@NehringVerlag.DE<br />

Dr. Ulrich Conrad, Harald Lachmann, Tomas<br />

Morgenstern, Matthias Salm, Thomas Schwandt,<br />

Anke Templiner<br />

Abo- und Anzeigenverwaltung; Vertrieb:<br />

Tobias Meier<br />

Tel.: 030 479071-28<br />

TM@NehringVerlag.DE<br />

Daher lautet eine berechtigte Forderung: Erst Speicherkapazitäten<br />

entwickeln und dann neue Solar- und Windkraftanlagen bauen. Ansonsten<br />

droht der Traum von einer grünen Energiewende<br />

zu einem finanziellen Desaster zu werden.<br />

Die Politik ist gehalten, die Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen, damit Energie in Deutschland<br />

bezahlbar bleibt. Die Energiekosten sind ein entscheidender<br />

Standortfaktor für die Industrie und<br />

für unternehmerische Investitionsentscheidungen.<br />

Schon jetzt stehen deutsche Unternehmen<br />

<strong>im</strong> Vergleich mit der internationalen Konkurrenz<br />

schlechter da, weil sie die hohe EEG-Zulage schultern<br />

müssen, die in den kommenden Jahren viele<br />

Milliarden Euro verschlingen wird. Das ist ein klarer<br />

Wettbewerbsnachteil.<br />

Ein deutscher Alleingang in Sachen Energiewende könnte zum Bumerang<br />

werden und die Abwanderung energieintensiver Unternehmen<br />

beschleunigen. Daher braucht es eine Europäisierung der Energiepolitik.<br />

Es kann doch nicht sein, dass hierzulande hohe Preise<br />

für Strom aus erneuerbaren Quellen gezahlt werden müssen, während<br />

die östlichen und westlichen Nachbarn an ihrer konventionellen<br />

Energiepolitik festhalten und sogar neue Atomkraftwerke planen<br />

und bauen.<br />

Das Thema Energiewende treibt zunehmend auch ostdeutsche Politiker<br />

um. Und das nicht nur, weil in Sachsen, Brandenburg und<br />

Thüringen nach der Sommerpause gewählt wird. Durch die Erfahrungen<br />

aus dem Transformationsprozess der vergangenen zwei Jahrzehnte<br />

haben sie eine ausgeprägte Sensibilität in der Frage, was es<br />

finanziell und beschäftigungspolitisch bedeutet, wenn Fehlplanungen<br />

nicht frühzeitig erkannt und korrigiert werden. Lesen Sie<br />

dazu das Interview mit Thüringens Ministerpräsidentin Christine<br />

Lieberknecht (ab Seite 28) und den W+M-Schwerpunkt zur Energiewende<br />

(ab Seite 38).<br />

Erscheinungsweise, Einzelverkaufs- und Abonnementpreis:<br />

Die Zeitschrift <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint zwe<strong>im</strong>onatlich. Als<br />

Magazin der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände<br />

Ostdeutschlands und Berlin erhalten die Mitglieder die Zeitschrift<br />

<strong>im</strong> Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Einzelpreis: 3,50 €, Jahresabonnement<br />

(Inland): 20 € inkl. MwSt. und Versand, Jahresabonnement<br />

(Ausland): 20 € inkl. MwSt. zzgl. Versand.<br />

Layout & Design: Drechsel Kommunikations-Design,<br />

www.drechsel-berlin.com<br />

Druck: möller Druck und Verlag GmbH, ISSN 0863-5323<br />

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Kopien nur mit vorheriger<br />

schriftlicher Genehmigung des Verlages. Namentlich gekennzeichnete<br />

Beiträge müssen nicht mit der Meinung der Redaktion übereinst<strong>im</strong>men.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos<br />

übernehmen wir keine Haftung.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


4 | W+M Inhalt<br />

10<br />

<strong>Gründerzeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Osten</strong><br />

22<br />

Schwedt: Leuchtturm<br />

in der Uckermark<br />

28<br />

„Blühende Landschaften”:<br />

Interview mit<br />

Christine Lieberknecht<br />

56<br />

Brandenburger Sommerabend: Pause vom Wahlkampf<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


W+M Inhalt | 5<br />

Foto: Christian Drechsel<br />

20<br />

Streit um<br />

Porzellan-<br />

Manufaktur<br />

Meissen<br />

38<br />

Chancen und<br />

Risiken der<br />

Energiewende<br />

W+M Titelthema<br />

<strong>Gründerzeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Osten</strong> 10<br />

W+M Aktuell<br />

Köpfe 6<br />

Nachrichten 8<br />

W+M Titelthema<br />

Brandenburger Gründerkl<strong>im</strong>a 10<br />

Die neue Unternehmergeneration 12<br />

Praktische Tipps für Unternehmensgründer 14<br />

Analyse von ifo-Chef Professor Ragnitz 16<br />

W+M Länderreports<br />

Thüringen: Aufschwung am Airport Erfurt 18<br />

Sachsen: Streit um Porzellan-Manufaktur Meissen 20<br />

Brandenburg: Erdölmetropole als Leuchtturm in der Uckermark 22<br />

Mecklenburg-Vorpommern: Auf dem Weg zum führenden Gesundheitsland 24<br />

Sachsen: Flaggschiff auf dem Gasmarkt 26<br />

W+M Politik<br />

Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht <strong>im</strong> Interview 28<br />

Kolumne: Klaus von Dohnanyi 34<br />

Ifo-Geschäftskl<strong>im</strong>aindex für Ostdeutschland 35<br />

Mindestlohn schwächt Mittelstand 36<br />

Pro und Contra: Braucht der Mittelstand eine Frauenquote für Führungspositionen? 37<br />

W+M Schwerpunktthema Energiewende<br />

Experten-Umfrage vor dem Ostdeutschen Energieforum 38<br />

Studie: Unternehmen befürworten Energiewende 43<br />

Regionaler Wildwuchs bei Stromnetzentgelten unter der Lupe 44<br />

W+M International<br />

Rostocker Schiffsdesigner erobern den Weltmarkt 46<br />

W+M Ratgeber<br />

Finanzen: Chancen der SEPA-Umstellung werden verkannt 48<br />

Steuern und Management: Liquiditätsreserven <strong>im</strong> Einkauf heben 50<br />

Büro: Kaffeemaschinen <strong>im</strong> Vergleich 52<br />

Kultur: Die ostdeutsche Bestsellerliste für Wirtschaftsliteratur 54<br />

Kultur: Die schönsten Konzerte des Sommers 55<br />

W+M Netzwerk<br />

Brandenburger Sommerabend in Potsdam 56<br />

Der Konsum lud zum Fest 57<br />

Handwerkskammer feiert in Berlin 58<br />

Frauenpower am Nordpier des BER 59<br />

VBIW: Aktuelles aus dem Verein 60<br />

Neues aus den Unternehmerverbänden 62<br />

W+M Rückblick<br />

Was macht eigentlich Waldemar Cierpinski, zweifacher Marathon-Olympiasieger? 64<br />

W+M Die letzte Seite<br />

Ausblick und Personenregister 66<br />

W+M Weitere Beiträge<br />

Editorial 3<br />

Impressum 3<br />

Medienpartnerschaften 33, 49<br />

Beilagenhinweis: Teilen der Auflage liegt eine Information der Zentralkonsum eG bei.<br />

Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


6 | W+M Köpfe<br />

Jürgen Schmidberger (52)<br />

Berlin. Dr. Jürgen Schmidberger wurde durch<br />

den Aufsichtsrat zum neuen Mitglied des Vorstands<br />

bei der Gasag Berliner Gaswerke AG bestellt.<br />

Er ist zuständig für das Ressort Netz und<br />

Finanzen und hat seine Tätigkeit am 1. Juni angetreten.<br />

Schmidberger ist Nachfolger des ruhestandsbedingt<br />

ausgeschiedenen langjährigen<br />

Gasag-Vorstands Olaf Czernomoriez. Nach Funktionen bei Ruhrgas,<br />

Dresden Gas und langjähriger Tätigkeit bei der Gasag war der 1961<br />

in Friedrichshafen am Bodensee geborene Schmidberger zuletzt Finanzvorstand<br />

der Vattenfall Wärme AG in Berlin.<br />

Peter-Michael und Antje Diestel mit ihren Trauzeugen<br />

Lothar de Maizière (l.) und Gregor Gysi (r.).<br />

Peter-Michael Diestel (62)<br />

Zislow. Der prominente Anwalt und letzte DDR-Innenminister hatte rund 200 Unternehmer, Politiker, Künstler und Freunde zur traditionellen<br />

Herrentagsfeier auf sein Anwesen <strong>im</strong> mecklenburgischen Zislow geladen. Dort staunten die Partygäste nicht schlecht, als ihnen Diestel,<br />

der in den 1990er Jahren den FC Hansa Rostock als Vereinspräsident in der Fußball-Bundesliga etabliert hatte, offenbarte, er habe unmittelbar<br />

vor dem Unternehmertreffen am H<strong>im</strong>melfahrtstag seine Lebensgefährtin, die Zahnärztin Antje Langer, geheiratet. Kennengelernt hatten<br />

sich beide in ihrer Potsdamer Praxis, die Diestel wegen akuter Zahnschmerzen aufgesucht hatte. Es ist seine dritte Ehe und soll, so Peter-<br />

Michael Diestel, „in jedem Fall meine letzte Ehe“ sein. Trauzeugen waren übrigens langjährige Freunde und Weggefährten des CDU-Politikers:<br />

Gregor Gysi, Linken-Fraktionschef <strong>im</strong> Bundestag, und Lothar de Maizière, letzter DDR-Ministerpräsident.<br />

Peter Gebauer (70)<br />

Leipzig. Unter den 23 Mittelständlern und<br />

selbst ständigen Unternehmern, die <strong>im</strong> Mai in<br />

den neuen Stadtrat von Leipzig gewählt wurden,<br />

ist Peter Gebauer einer der erfahrensten.<br />

Der gelernte Fuhrunternehmer und Verkehrskaufmann,<br />

der bereits 1969 die anno 1896 gegründete<br />

Familienspedition übernahm, kandidierte<br />

für die FDP. Im Rathaus will sich Gebauer, der sich auch <strong>im</strong> Unternehmerverband<br />

Sachsen engagiert, dafür einsetzen, dass hier die<br />

Interessen des Mittelstandes Gehör finden und die Stadt mehr für<br />

Schulsanierungen und gegen „Buckelpisten“ tut.<br />

Fotos: Inez Bandoly, Staatskanzlei Sachsen-Anhalt/Ines Rosse, Gasag, Harald Lachmann, Jürgen Lösel, Privat, Thomas Schwandt, Nordmetall<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


W+M Köpfe | 7<br />

Anke Lamprecht (39)<br />

Gera. Die selbstständige Landwirtin und Gastronomin<br />

hat nicht nur ein Händchen für die 60<br />

Pferde und 50 Rinder, die sie auf ihrem Pferdehof<br />

<strong>im</strong> Ort Korbußen bei Gera betreut. Dank der<br />

angehenden Pferdewirte, die sie hier ausbildet,<br />

wurde ihr Unternehmen wiederholt als „Erfolgreicher<br />

Ausbildungsbetrieb“ geehrt. Ihr Betrieb<br />

diente jahrelang als Deckstation für das sächsische Landgestüt Moritzburg.<br />

Den alten Familienhof hatte ihre Mutter erst vor wenigen<br />

Jahren zurückerhalten – seitdem baut ihn Anke Lamprecht zusammen<br />

mit ihrem Mann Sirko Schlegel zu einem Schmuckstück samt<br />

Landgasthof aus.<br />

Markus Kopp (47)<br />

Schkeuditz. Neben seiner Funktion als Alleinvorstand<br />

der Mitteldeutschen Flughafen AG in<br />

Schkeuditz (Landkreis Nordsachsen) ist Markus<br />

Kopp nunmehr in Personalunion auch Geschäftsführer<br />

der beiden sächsischen Flughäfen<br />

Leipzig/Halle und Dresden. Darüber hinaus<br />

agiert er seit 2012 als Honorarkonsul der Republik<br />

Polen in Leipzig. Kopp hat Luftverkehrskaufmann bei der Deutschen<br />

Lufthansa gelernt. Seit er mit zwei Jahren erstmals in einem<br />

Flugzeug – mit seinen Eltern flog er von Düsseldorf nach Klagenfurt<br />

– saß, weiß er, dass er Kerosin <strong>im</strong> Blut hat, wie er es nennt.<br />

Gerhard Fettweis (52)<br />

Dresden. Der Koordinator des Center for Advancing<br />

Electronics Dresden stellte jüngst in Seoul<br />

die neue Forschungsinitiative „Dresden 5G<br />

Lab“ vor, mit der 16 Professoren der TU Dresden<br />

und 500 Wissenschaftler die fünfte Generation<br />

des Mobilfunks auf den Weg bringen wollen.<br />

Zur Vision seines Teams gehört zum Beispiel<br />

vollautomatisiertes Fahren <strong>im</strong> Straßenverkehr und robotergestützte<br />

Tele-Chirurgie. Herausforderungen wie extrem kurze Übertragungszeiten,<br />

sehr große Datendurchsätze, hochsensible Sensortechnik,<br />

hohe Ausfallsicherheit und effiziente Datensicherung sind dabei zu<br />

lösen.<br />

Brigitte Schirmer (54)<br />

Strausberg. Es ist ein gutes Jahr für Brigitte<br />

Schirmer – <strong>im</strong> März wurde die Geschäftsführende<br />

Gesellschafterin der Allresist GmbH in Strausberg<br />

mit dem zweiten Preis als Brandenburger<br />

Unternehmerin des Jahres ausgezeichnet. Im<br />

Mai erhielt Allresist den Brandenburger Innovationspreis<br />

Kunststoffe und Chemie für seinen<br />

Hochtechnologielack CSAR 62. Dieser ermöglicht in der Elektronenstrahllithographie<br />

extrem kleine Strukturen unter zehn Nanometer<br />

für höchst integrierte Schaltkreise von Mikrochips. Grund zur Freude<br />

auch für ihren Mann Matthias, mit dem die 54-Jährige das innovative<br />

Unternehmen führt.<br />

Jens Aurel Scharner (48)<br />

& Gernot Tesch (47)<br />

Rostock. Die Hafen-Entwicklungsgesellschaft<br />

Rostock mbH (Hero)<br />

erhält eine Doppelspitze. Die Fährreederei-Manager<br />

Jens Aurel Scharner<br />

(TT-Line) und Gernot Tesch<br />

(Scandlines) sind vom Aufsichtsrat<br />

des kommunalen Betriebes zu Geschäftsführern bestellt worden.<br />

Scharner und Tesch lösen mit Beginn des Jahres 2015 Geschäftsführer<br />

Dr. Ulrich Bauermeister ab, der in den Ruhestand geht und seit<br />

2000 die Geschicke der Hero lenkt. Gesellschafter der Hero sind das<br />

Land Mecklenburg-Vorpommern (25,1 Prozent) und die Hansestadt<br />

Rostock (74,9 Prozent).<br />

Thomas Lambusch (61)<br />

Schwerin. Die Vereinigung der Unternehmensverbände<br />

für Mecklenburg-Vorpommern<br />

(VUMV) hat einen neuen Präsidenten. Thomas<br />

Lambusch wurde <strong>im</strong> Juni vom neugewählten<br />

Vorstand als Nachfolger von Hans-Dieter Bremer<br />

best<strong>im</strong>mt. Nach einer Managerkarriere bei<br />

Siemens hatte sich der Diplom-Kaufmann 2006<br />

selbstständig gemacht und leitet seitdem als geschäftsführender Gesellschafter<br />

die Rostocker Sear GmbH. Das Unternehmen mit 180 Mitarbeitern<br />

baut unter anderem elektrotechnische Anlagen für Kraftwerke<br />

und Umspannplattformen für die Energiewende. Im November<br />

2013 wurde Lambusch zudem Präsident des Arbeitgeberverbandes<br />

der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie NORDMETALL.<br />

In Memoriam<br />

Reinhard Höppner (65)<br />

Magdeburg. Der ehemalige Ministerpräsident<br />

von Sachsen-Anhalt, Reinhard Höppner<br />

(SPD), ist am 9. Juni nach langer schwerer<br />

Krankheit <strong>im</strong> Alter von 65 Jahren verstorben.<br />

Der promovierte Mathematiker wurde<br />

1948 in Haldensleben bei Magdeburg geboren<br />

und war von 1972 bis 1994 Mitglied der<br />

Kirchenleitung der Evangelischen Kirche Sachsen. Nach der Wende<br />

trat Höppner den Sozialdemokraten bei und wurde 1990 Vizepräsident<br />

der frei gewählten DDR-Volkskammer. Von 1994 bis<br />

2002 war Höppner Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt.<br />

Nachdem die SPD bei den Landtagswahlen 2002 16 Prozent der<br />

St<strong>im</strong>men verlor, trat Höppner von seinem Amt zurück, blieb aber<br />

noch bis 2006 Mitglied des Landtages. Höppner hinterlässt seine<br />

Ehefrau und drei Kinder.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


8 | W+M Nachrichten<br />

+ Trends + + + Entwicklungen + + + Zahlen + + + Perspektive<br />

Merkel verspricht Rabatte<br />

Zeitz/Senftenberg. In einem Brief an die<br />

Staatskanzleien von Brandenburg, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen hat Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel versichert, dass die<br />

ostdeutschen Braunkohleförderer nicht bei<br />

den Ökostromrabatten benachteiligt werden.<br />

Die Unternehmen Mibrag (Zeitz) und<br />

Vattenfall (Senftenberg), die tausende Mitarbeiter<br />

beschäftigen, in Größenordnungen<br />

Lehrlinge ausbilden und für eine Vielzahl regionaler<br />

Mittelstandsfirmen als Auftraggeber<br />

unverzichtbar sind, würden zwar nicht<br />

in eine EU-Liste mit Ausnahmen aufgenommen,<br />

doch sollten sie Bestandsschutz erhalten.<br />

Damit müssten sie nicht mit höheren Abgabenbelastungen<br />

rechnen, stellte die Kanzlerin<br />

klar. Die vier Länder hatten befürchtet,<br />

dass die Braunkohleförderung <strong>im</strong> Vergleich<br />

zur Steinkohle bei der EEG-Umlage benachteiligt<br />

wird.<br />

Rolls-Royce sucht Ingenieure<br />

Dahlewitz. Für die Flugzeuggetriebeentwicklung<br />

in Dahlewitz bei Berlin sucht der<br />

Triebwerkhersteller Rolls-Royce 200 Ingenieure.<br />

Sie werden nach Unternehmensauskunft<br />

auf der ILA 2014 für die Entwicklung<br />

neuer Triebwerke benötigt, die leichter, sparsamer,<br />

und stärker als bisherige sind. Derzeit<br />

errichtet Rolls-Royce ein neues Prüfzentrum<br />

in Dahlewitz.<br />

Porsche investiert weiter<br />

Leipzig. Porsche wird ab 2016 das viertürige<br />

Sportcoupé Panamera komplett in Leipzig<br />

fertigen. Anfang Mai bestätigte der Konzern<br />

die Investition von nochmals 500 Millionen<br />

Euro unter anderem in eine Karosseriefertigung.<br />

Für die aktuelle Panamera-Version<br />

werden die Karosserien noch aus Hannover<br />

geliefert. Derzeit hat das Leipziger Werk rund<br />

2.500 Mitarbeiter.<br />

Netzwerk <strong>im</strong> Nordosten<br />

Stralsund. Zum zwölften Mal seit 2003 trafen<br />

sich am 13. Mai dieses Jahres Politiker,<br />

Wissenschaftler, Unternehmer und Studenten<br />

zur Stralsunder Tagung für erfolgreiche<br />

Partnerschaften (STeP). Das von Wirtschaftsstudenten<br />

der Fachhochschule Stralsund organisierte<br />

und gemeinsam mit der Stralsunder<br />

Mittelstandsvereinigung und der Hansestadt<br />

Stralsund initiierte jährliche Treffen<br />

soll dazu dienen, einen Meinungsaustausch<br />

über Potenziale und Chancen des Standortes<br />

Stralsund <strong>im</strong> nationalen und internationalen<br />

Wettbewerb zu pflegen sowie neue Partnerschaften<br />

zu knüpfen und Netzwerke auszubauen.<br />

2014 stand der STeP-Kongress <strong>im</strong><br />

Stralsunder Rathaus unter dem Motto „Zusammenarbeit<br />

als Chance: Visionär denken<br />

– regional handeln“. Zu den Referenten gehörten<br />

der Europaabgeordnete Werner Kuhn<br />

(CDU) und der Manager Thomas Kühmstedt<br />

von der Stralsunder Firma Ostseestaal.<br />

Turbinen für Thüringen<br />

Mühlhausen. Im Gasturbinenkraftwerk Grabe<br />

bei Mühlhausen (Unstrut-Hainich-Kreis)<br />

der Thüringer Energie AG sind zwei neue Gasmotoren<br />

in Betrieb genommen worden. Die<br />

beiden rund 30 Tonnen schweren 16-Zylinder-Kolbenmotoren<br />

ersetzen zwei Gasturbinen,<br />

die bis zum Vorjahr über angeschlossene<br />

Generatoren elektrischen Strom erzeugten.<br />

Der Einbau der neuen Gasmotoren war<br />

notwendig geworden, da sich der Gasdruck<br />

in den natürlichen Erdgasvorkommen rund<br />

um Grabe in jüngster Zeit spürbar verringert<br />

hat. Die aktuellen Berechnungen gehen<br />

davon aus, dass noch genug Erdgas in<br />

der Lagerstätte vorhanden ist, um die jetzt<br />

installierten Motoren die nächsten 20 Jahre<br />

in Betrieb zu halten. Die Motoren mit einer<br />

Leistung von insgesamt rund fünf Megawatt<br />

erzeugen den Jahresstrombedarf von<br />

12.000 Haushalten.<br />

Inbetriebnahme der neuen Gasmotoren in<br />

Mühlhausen.<br />

Abwanderung gestoppt<br />

Köln. Die Abwanderungswelle aus Ostdeutschland<br />

ist aufgrund der guten Wirtschaftslage<br />

fast gestoppt, dagegen stieg sogar<br />

die Zahl der Zuwanderer aus den alten<br />

Bundesländern. So kommen verstärkt Studierende<br />

aus dem Westen in die weniger überlasteten<br />

ostdeutschen Universitäten. Auch<br />

die Binnenwanderung innerhalb Deutschlands<br />

ist in den letzten zehn Jahren deutlich<br />

zurückgegangen. Das besagt eine Studie<br />

des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft.<br />

2002 wanderten noch 141.650 Menschen<br />

in ein anderes Bundesland aus, 2012<br />

waren es nur noch 43.640.<br />

Schweizer Monopol geknackt<br />

Glashütte. Die Uhrenmanufaktur NOMOS<br />

Glashütte hat mit Hilfe des Instituts für Maschinenelemente<br />

und Maschinenkonstrukti-<br />

Fotos: TEAG, LMBV, Rolls-Royce<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


W+M Nachrichten | 9<br />

n + + + Trends + + + Entwicklungen + + + Zahlen + + + Perspe<br />

on der Technischen Universität Dresden ein<br />

eigenes Schwingsystem für mechanische<br />

Uhren entwickelt. Damit wird das sächsische<br />

Traditionsunternehmen unabhängig<br />

von der Swatch-Tochter Nivarox, die bei den<br />

Schwingsystemen einen Marktanteil von 95<br />

Prozent besitzt.<br />

Mit einem Spezialschiff bekämpft die LMBV<br />

die Eisenbelastung in Gewässern in der Lausitz,<br />

wie hier auf dem Lichtenauer See.<br />

Brüssel fördert weniger<br />

Leipzig. Die drei mitteldeutschen Länder<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erhalten<br />

aus Brüsseler Fördertöpfen bis zum<br />

Jahr 2020 gut zwei Milliarden Euro weniger.<br />

Nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

umfassen die Zahlungen rund 6,5<br />

Milliarden Euro. Davon gehen etwa 2,7 Milliarden<br />

Euro nach Sachsen, was gut einer Milliarde<br />

Euro Minus gegenüber dem bisherigen<br />

Niveau entspricht. Sachsen-Anhalt soll rund<br />

zwei und Thüringen rund 1,7 Milliarden Euro<br />

bekommen, womit beide Länder je eine halbe<br />

Milliarde Euro einbüßen. Die EU will stattdessen<br />

stärker die neuen Mitglieder in Osteuropa<br />

fördern.<br />

Kaum Vorstandsposten<br />

Frankfurt/Main. Die 30 DAX-Unternehmen<br />

zählen in Summe 182 Vorstände. Unter ihnen<br />

befinden sich unter anderem 17 US-Amerikaner,<br />

fünf Briten, vier Inder – sowie 25 Jahre<br />

nach der Einheit auch gerade einmal vier<br />

gebürtige Ostdeutsche. Konkret handelt es<br />

sich hierbei um Kathrin Menges (Henkel),<br />

Torsten Jeworrek (Munich-Re), Hauke Stars<br />

(Deutsche Börse) und Mike Winkel (Eon). Ermittelt<br />

hatte dies die Personalberatung Korn-<br />

Ferry. Für deren Senior Client Beraterin Berit<br />

Bretthauer – selbst gebürtige Ostberlinerin<br />

und heute als „Headhunterin“ weltweit auf<br />

der Suche nach Top-Führungskräften – rührt<br />

die Unterrepräsentierung Ostdeutscher aus<br />

einer anderen Ausbildung in der DDR. Diese<br />

habe die Menschen „nicht für die Managerebene<br />

qualifiziert. Leistung wurde <strong>im</strong> dortigen<br />

System nur teilweise belohnt, vieles war<br />

politisch.“ So fehle es ihnen bis heute an „aggressiver<br />

Selbstvermarktung“.<br />

256 Millionen Euro für Braunkohlesanierung<br />

Senftenberg. Die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV)<br />

hat eine positive Bilanz des zurückliegenden Geschäftsjahres gezogen. LMBV-Chef Klaus<br />

Zschiedrich sagte be<strong>im</strong> Bilanzpressegespräch: „Das Jahr 2013 war zum einen von der planmäßigen<br />

und kontinuierlichen Fortsetzung der Sanierungsprozesse <strong>im</strong> Lausitzer und <strong>im</strong> mitteldeutschen<br />

Braunkohlerevier best<strong>im</strong>mt, zum anderen durch besondere Herausforderungen<br />

<strong>im</strong> Sanierungsablauf wie dem Abschluss der Ursachenforschung zum Böschungsunglück in<br />

Nachterstedt, der weiteren Durchdringung der geotechnischen Prozesse der Tagebauinnenkippen<br />

in der Lausitz sowie der Bewältigung neuer drängender Fragen der Gewässergüte in<br />

den Vorflutern geprägt.“ Von den <strong>im</strong> Jahr 2013 eingesetzten finanziellen Mitteln von etwa<br />

256 Millionen Euro für die Braunkohlesanierung entfielen auf Brandenburg 115, auf Sachsen<br />

97, auf Sachsen-Anhalt 42 und auf Thüringen zwei Millionen Euro.<br />

Mittelstandsgesetz für die Hauptstadt<br />

Berlin. Nach Hessen und Nordrhein-Westfalen<br />

soll auch Berlin ein Mittelstandsgesetz<br />

bekommen. Eine entsprechende Initiative<br />

wurde auf dem 1. Berliner Mittelstandskongress<br />

gestartet, der maßgeblich von der<br />

Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung<br />

der CDU Berlin (MIT) organisiert wurde und<br />

an dem rund 800 Unternehmer teilnahmen.<br />

Christian Gräff, Landesvorsitzender der Berliner<br />

MIT: „Ich gehe davon aus, dass das Mittelstandsgesetz<br />

noch in diesem Jahr vom Berliner<br />

Abgeordnetenhaus verabschiedet wird.“<br />

Zu den zentralen Punkten zählt Gräff eine<br />

zwingende Mittelstandsverträglichkeitsprüfung,<br />

der alle Gesetze und Verordnungen unterzogen<br />

werden müssten. Darüber hinaus<br />

soll jedes neue Gesetzgebungsvorhaben einer<br />

Anhörung der IHK und der Handwerkskammer<br />

unterliegen. Christian Gräff: „Ganz<br />

wichtig ist uns, endlich Chancengleichheit<br />

für den Mittelstand bei der Auftragsvergabe<br />

zu gewährleisten. Das bedeutet, dass künftig<br />

kleinere Lose und Teillose ausgeschrieben<br />

und vergeben werden. Nur so haben<br />

Mittelständler wirklich eine Chance, etwas<br />

von dem Auftragskuchen abzubekommen.“<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


10 | W+M Titelthema<br />

Brandenburger Gründerkl<strong>im</strong>a<br />

Laut aktuellem KfW-Gründungsmonitor liegt Brandenburg an der Spitze der neuen Bundesländer.<br />

Über 600 Gründungsberatungen hat die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) <strong>im</strong><br />

vergangenen Jahr durchgeführt. Sie bietet passgenaue Unterstützung an. Von Dr. Ulrich Conrad<br />

Einen langen Atem brauchen<br />

Finanzinvestoren<br />

besonders in der Medizintechnik.<br />

Die Branche hat sich<br />

rasant entwickelt <strong>im</strong> Land,<br />

zu den Newcomern gehört die<br />

Potsdamer Emperra GmbH E-<br />

Health Technologies. „Wir wandeln<br />

uns gerade aus einem reinen<br />

Entwicklerteam zum kommerziellen<br />

Unternehmen“, sagt<br />

Geschäftsführer Dr. Christian<br />

Krey. „Seit 2008 unterstützt uns<br />

die ILB, jetzt endlich bringen<br />

wir unsere Produktentwicklung<br />

ESYSTA® auf den Markt.“ Die ILB<br />

ist die Spezialistin für Risikokapital<br />

<strong>im</strong> Land. Nach der Frühphasenbeteiligung<br />

durch den<br />

BFB BeteiligungsFonds Brandenburg<br />

und den Risikokapitalfonds<br />

der Sparkassen des Landes<br />

Brandenburg wird Emperra seit 2011<br />

durch den BFB Wachstumsfonds Brandenburg<br />

finanziert.<br />

Hinter dem Kürzel ESYSTA® steckt ein internetgestütztes<br />

Monitoringsystem für Menschen<br />

mit Diabetes, die regelmäßig Insulin<br />

benötigen. Bei nicht gut eingestellten<br />

Patienten steigen die Risiken für Folgeerkrankungen<br />

enorm, so können zum Beispiel<br />

Erblindung, Nierenversagen oder Amputationen<br />

die Folge sein. Eine ständige Betreuung<br />

ist notwendig, doch die wird angesichts<br />

des Ärztemangels in den ländlichen<br />

Räumen für manche Gegenden zunehmend<br />

komplizierter. Telemedizin kann hier Abhilfe<br />

schaffen, wenn geeignete Systeme für Erfassung,<br />

Dokumentation, Übertragung und<br />

Telemedizin: Das Monitoringsystem ESYSTA®<br />

verbessert die Versorgung von insulinpflichtigen Diabetikern.<br />

Auswertung wichtiger Diagnose- und Therapiedaten<br />

der Diabetes-Patienten dem Arzt<br />

zur Verfügung stehen. Emperra hat ein solches<br />

System entwickelt und zur Marktreife<br />

geführt. Aufgrund des hohen Patientennutzens<br />

konnte darüber hinaus auch die AOK<br />

Nordost als langfristiger Partner für ein gemeinsames<br />

Projekt gewonnen werden. Im<br />

März gab es dafür den Industriepreis des<br />

Huber Verlags für neue Medien in der Kategorie<br />

Medizintechnik.<br />

„Emperra ist ein Musterbeispiel für erfolgreiche<br />

Gründungsfinanzierung“, bestätigt<br />

Tillmann Stenger, Vorstandsvorsitzender<br />

der ILB. „Gründung ist ja kein ‚Big-Bang‘,<br />

sondern ein mitunter komplizierter Prozess.<br />

Wir bieten Instrumente an, die in den unterschiedlichen<br />

Entwicklungsphasen junger<br />

Unternehmen passgenau eingesetzt werden.“<br />

Dabei geht es nicht nur um Geld, so<br />

wichtig dies ist. „Für uns war die ILB-Unterstützung<br />

besonders wertvoll, weil wir neben<br />

der Finanzierung auch vom Know-how der<br />

Fachleute <strong>im</strong> Beteiligungsfonds profitieren<br />

konnten“, erklärt Oliver Thiel, Finanzchef<br />

der castaclip GmbH in Potsdam. Das Unternehmen<br />

betreibt ein Videoclip-Portal <strong>im</strong> Internet<br />

und nutzte eine Finanzierung durch<br />

den Frühphasenfonds. Mit Venture-Capital<br />

als Nachrangdarlehen wurde die Eigenkapitalausstattung<br />

verbessert, der Fondsmanager<br />

bmp Media Investors AG brachte<br />

Branchen-Know-how ein. Mit Erfolg: Ende<br />

des Jahres soll das Darlehen zurückgezahlt<br />

werden. Von zwei Mitarbeitern ist casta clip<br />

auf 20 gewachsen. „Gründer sind die Arbeitgeber<br />

von morgen“, unterstreicht Till-<br />

Fotos: Emperra, Ulrich Conrad<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


<strong>Gründerzeit</strong> | 11<br />

mann Stenger.<br />

Deshalb werde<br />

die Existenzgründungsförderung<br />

auch in Zeiten knapper werdender EU-<br />

Fördermittel fester Bestandteil der Brandenburger<br />

Wirtschaftsförderung bleiben. Zwar<br />

sinken die Fördersätze bei der regionalen<br />

Wirtschaftsförderung um zehn bis 20 Prozent.<br />

Zuschüsse, zinsgünstige Darlehen,<br />

Haftungsfreistellungen und Beteiligungskapital<br />

werden jedoch auch in der neuen EU-<br />

Förderperiode bis 2020 bereitstehen.<br />

Tillmann Stenger<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

der ILB<br />

„Die Mittel, die wir künftig erhalten, müssen<br />

und werden wir noch zielgenauer einsetzen“,<br />

betont Stenger. Dass die ILB das kann, belegte<br />

er in der Bilanzpressekonferenz Ende<br />

Mai mit Zahlen: Das ILB-Ergebnis nach Risikovorsorge<br />

lag 2013 mit 44,7 Millionen Euro<br />

deutlich über dem Vorjahresniveau. Mit einem<br />

guten Bewertungsergebnis <strong>im</strong> Wertpapierportfolio<br />

und geringen Wertberichtigungen<br />

konnte die Bank den Auswirkungen der<br />

Niedrigzinsphase trotzen. Dadurch können<br />

dem ILB-Förderfonds zusätzlich 7,5 Millionen<br />

Euro zugeführt werden, aus dem<br />

eigene zinsgünstige Finanzierungsprodukte<br />

– ohne EU- oder Landesmittel –<br />

angeboten werden. Eine Ergänzung, die<br />

Handlungsspielräume erweitert und auch positiv<br />

auf das Gründungskl<strong>im</strong>a <strong>im</strong> Land ausstrahlt.<br />

deGUT – Treffpunkt für<br />

Gründer und Unternehmer<br />

Bereits zum 30. Mal finden <strong>im</strong> Oktober<br />

die Deutschen Gründer- und Unternehmertage<br />

deGUT in Berlin statt. Die größte<br />

Existenzgründermesse Deutschlands<br />

wird von der Investitionsbank des Landes<br />

Brandenburg und der Investitionsbank<br />

Berlin gemeinsam veranstaltet.<br />

Gründer und Unternehmer finden bei<br />

rund 130 Ausstellern Informationen und<br />

Beratung sowie Kontaktmöglichkeiten<br />

zu Förderern, Mentoren und Gleichgesinnten.<br />

Am 17. Oktober startet außerdem<br />

der 20. Businessplan-Wettbewerb<br />

Berlin-Brandenburg.<br />

17. und 18. Oktober 2014<br />

10:00 – 18:00 Uhr<br />

Hangar 2, Flughafen Berlin-Tempelhof<br />

Eingang Columbiadamm 10<br />

www.degut.de<br />

Derzeit werden die Programme für die neue<br />

EU-Förderperiode entwickelt. Bewährte sollen<br />

weiterlaufen, zum Beispiel „Gründung<br />

innovativ“ oder „Nachhaltige Stadtentwicklung“,<br />

das von Existenzgründern intensiv genutzt<br />

wurde. Neu ist „Brandenburg Garantie<br />

Innovativ“, ein Angebot, mit dem die ILB<br />

der Hausbank innovativer Firmen eine Haftungsfreistellung<br />

von 60 Prozent, bei Kooperation<br />

mit der Bürgschaftsbank Brandenburg<br />

sogar von bis zu 80 Prozent bei der Kreditvergabe<br />

ermöglicht. Deutlich aufgestockt werden<br />

sollen in der Förderperiode 2014–2020<br />

die Mittel der revolvierenden Fonds für Eigenkapital-<br />

und Darlehensfinanzierungen.<br />

Die Palette der Förderdarlehen soll durch ein<br />

neues „Mikrodarlehen“ erweitert werden, um<br />

den Bedarf vieler Kleinunternehmen an Krediten<br />

bis 25.000 Euro besser decken zu können.<br />

Auch aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds<br />

werden Existenzgründer weiterhin<br />

Unterstützung erhalten, zum Beispiel<br />

durch Qualifizierungs- und Coachingmaßnahmen.<br />

Die dafür zuständige Landesagentur<br />

für Struktur und Arbeit (LASA) ist seit<br />

Jahresbeginn eine Tochter der ILB.<br />

Die größte<br />

Gründermesse<br />

Deutschlands<br />

deGUT findet<br />

<strong>im</strong> Oktober<br />

2014 zum<br />

30. Mal statt.<br />

Der Banker Stenger mahnt nochmals, nicht<br />

allein auf die monetäre Förderung zu setzen.<br />

„Beratung, Networking und Know-how-<br />

Transfer gehören unbedingt zu einer erfolgreichen<br />

Gründung.“ Herausragend unter den<br />

Angeboten auf diesem Gebiet sind der Businessplan-Wettbewerb<br />

Berlin-Brandenburg<br />

(BPW) und die Deutschen Gründer- und Unternehmertage<br />

deGUT. Die beiden deutschlandweit<br />

bekannten Existenzgründungsinitiativen<br />

werden seit Jahren durch die ILB<br />

gemeinsam mit der Investitionsbank Berlin<br />

und den Unternehmensverbänden Berlin-Brandenburg<br />

(UVB) organisiert. Im Oktober<br />

ist es wieder soweit, dann dürften<br />

auch die Förderprogramme<br />

durch Brüssel bestätigt<br />

sein. Am 17. Oktober<br />

startet in Berlin mit der<br />

deGUT auch der 20. Businessplan-Wettbewerb.<br />

Eine ideale Möglichkeit<br />

für Existenzgründer, um<br />

sich notwendiges Handwerkszeug<br />

anzueignen<br />

und Netzwerke zu knüpfen.<br />

W+M<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


12 | W+M Titelthema<br />

Die neue Unternehmergeneration <strong>im</strong> <strong>Osten</strong><br />

Pfiffige Geschäftsideen und technischer Pioniergeist zeichnen viele ostdeutsche Start-ups aus.<br />

Drei Beispiele von erfolgreichen Existenzgründungen mit großem Marktpotenzial. Von Matthias Salm<br />

Innovativer Sichtschutz hält<br />

unerwünschte Späher ab<br />

Serial Entrepreneur – so heißen Gründer,<br />

die mehrere Geschäftsideen in Folge an den<br />

Start bringen. Der Physiker und Ingenieur<br />

Dr. Markus Klippstein zählt zu dieser raren<br />

Spezies. 2013 hat der 39-Jährige mit der<br />

siOPTICA GmbH schon seine zweite Firma aus<br />

der Taufe gehoben. Die siOPTICA entwickelt<br />

einen innovativen Sichtschutzfilter, der die<br />

Eingabe der PIN an Geldautomaten oder auf<br />

dem Tablet-PC vor Ausspähungen schützt.<br />

Dr. Markus Klippstein<br />

Gründer von siOptica<br />

Den geglückten ersten Anlauf unternahm<br />

Klippstein 2006 als Teil des Gründerteams<br />

der VisuMotion GmbH, einem Anbieter von<br />

Soft- und Hardware für die 3D-Visualisierung.<br />

„Die VisuMotion-Gründung hat mir bei<br />

der Finanzierung der siOPTICA natürlich Türen<br />

geöffnet“, so Seriengründer Klippstein.<br />

Den Anstoß für die Gründung gab der Markt.<br />

Ein Geldautomatenhersteller signalisierte<br />

den Bedarf der Branche an einem dynamischen<br />

Sichtschutzfilter. Solche Filter geben<br />

die Sicht auf die Eingabefelder auf dem<br />

Touchscreen nur für den Benutzer frei. Wer<br />

aus einem anderen Winkel einen Blick erhaschen<br />

will, für den bleibt der Monitor dunkel.<br />

Doch die gebräuchlichen Filter weisen<br />

Nachteile auf: Sie sind permanent aktiv<br />

und verursachen Lichtverluste von bis<br />

zu 40 Prozent. Das treibt die Stromkosten<br />

in die Höhe.<br />

In Jena entwickelt Klippstein nun mit den<br />

Mitgründern Ambrose Peter Nari und Ravi<br />

Srivastava einen dynamischen Filter, der<br />

per Software schaltbar ist und bei dem der<br />

Lichtverlust auf unter zehn Prozent gesenkt<br />

werden kann. Die Kombination aus Software<br />

und Folie ermöglicht es, dass der Filter nicht<br />

mehr durchgängig aktiv sein muss, sondern<br />

nur bei Bedarf in den Privacy-Modus geschaltet<br />

wird.<br />

„Die weltweit jährlich neu installierten<br />

150.000 bis 200.000 Geldautomaten zeigen<br />

das Potenzial dieser Technologie“, erklärt<br />

Klippstein, der in fünf Jahren einen Marktanteil<br />

zwischen zehn und 15 Prozent bei Bezahlterminals<br />

und Geldautomaten erreichen<br />

will. Die zweite Generation des Filters zielt<br />

auf den noch größeren Markt der Tablet-PC<br />

und Smartphones.<br />

Die VisuMotion GmbH wurde 2010 übrigens<br />

von einem malaysischen Investor übernommen.<br />

Für die siOPTICA mag Klippstein ein<br />

ähnliches Szenario langfristig nicht aus-<br />

Fotos: siOptica GmbH, LAREMIA, Pepperbill GmbH, Anna Wasilewski<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014<br />

Anna Mangold (l.) und Claudia von Boeselager,<br />

Gründerinnen von LAREMIA.


<strong>Gründerzeit</strong> | 13<br />

schließen – doch nun gilt es<br />

erst einmal, das große Marktpotenzial<br />

für den softwaregesteuerten<br />

Privacy-Filter auszuschöpfen<br />

(www.sioptica.com).<br />

Großer Auftritt zum<br />

kleinen Preis<br />

Designerkleider für feierliche Anlässe<br />

stehen bei Frauen hoch <strong>im</strong> Kurs.<br />

Doch die Anschaffung geht ins Geld<br />

– und selbst die elegantesten Kleider<br />

werden oft nur wenige Male getragen.<br />

Der Online-Verleih für Designerkleider<br />

LAREMIA schafft Abhilfe.<br />

Die Idee entstand be<strong>im</strong> Feiern und gewissermaßen<br />

aus der Not heraus: Anna<br />

Mangold und Claudia von Boeselager,<br />

Freundinnen seit der Studienzeit, tanzten<br />

einen Sommer lang buchstäblich auf<br />

vielen Hochzeiten. Und da stellte sich<br />

zwangsläufig die Kleiderfrage: „Wir haben<br />

einen ähnlichen Freundeskreis und<br />

konnten nicht zu jedem Anlass das gleiche<br />

Kleid tragen“, erinnert sich Anna Mangold.<br />

Immer aufs Neue für den Kleiderkauf loszuziehen<br />

– das kostet Zeit und schlägt auf den<br />

Geldbeutel. Ein Dilemma, da waren sich die<br />

beiden Gründerinnen schnell sicher, das sie<br />

mit vielen anderen Frauen teilen. LAREMIA<br />

war geboren – ein Internet-Verleih für Designerkleider<br />

und Accessoires, der seit Mitte<br />

Dezember 2013 online ist.<br />

Wenn eine Neugründung auf einer Trendwelle<br />

surfen kann, dann ist dies stets eine gute<br />

Startvoraussetzung. In diesem Falle heißt<br />

das Zauberwort Share-Economy: teilen statt<br />

besitzen. Das Prinzip spricht nicht nur die<br />

Altersgenossinnen der beiden Berlinerinnen<br />

an, wie Anna Mangold zunächst erwartete:<br />

„Wir haben auch Anfragen von älteren<br />

Frauen ebenso wie von jungen Mädchen, die<br />

sich z. B. für den Abi-Ball einen besonderen<br />

Auftritt wünschen.“<br />

Für sie alle gilt: Die Kundin sendet nach einer<br />

Leihfrist von vier oder acht Tagen das<br />

geliehene Designerkleid zurück. Die Reinigung<br />

übern<strong>im</strong>mt LA-<br />

REMIA. Dafür zahlt<br />

die Kundin eine Leihgebühr,<br />

die bei rund<br />

15 Prozent des Kaufpreises<br />

liegt. Wenn<br />

vorhanden, erhalten<br />

die Kundinnen das<br />

Kleid in zwei Größen<br />

geliefert.<br />

Was LAREMIA von<br />

ähnlichen Konzepten<br />

unterscheidet, ist die<br />

Vision: Anna Mangold<br />

und Claudia von Boeselager<br />

zielen nicht<br />

auf lokale Märkte, sondern<br />

denken europaweit.<br />

Dafür konnten<br />

bereits starke Finanzierungspartner<br />

gewonnen<br />

werden,<br />

die sowohl die Anschaffung<br />

hochwertiger<br />

Outfits als auch die Entwicklung<br />

einer anspruchsvollen technischen Lösung<br />

für den Online-Auftritt ermöglichten (www.<br />

laremia.com).<br />

Moderne Kassensysteme<br />

für die Gastronomie<br />

Es ist ein vertrautes Bild, aber auch ein Anachronismus<br />

in der digitalen Welt: Die Kellnerin,<br />

die <strong>im</strong> Biergarten die Bestellungen ihrer<br />

Gäste auf einem Papierblock notiert. So<br />

empfand es auch der Thüringer Informatiker<br />

Marcel Mansfeld bei einem abendlichen<br />

Pepperbill <strong>im</strong> Einsatz.<br />

Kneipenbesuch. Die Erkenntnis, wie veraltet<br />

doch der Stand der IT in der Gastronomie<br />

ist, mündete in eine Geschäftsidee: ein<br />

mobiles Kassensystem für iPad, iPhone und<br />

iPod touch. Aus der Idee entstand die von<br />

Marcel Mansfeld und Andreas Stein 2012 in<br />

Erfurt gegründete pepperbill GmbH.<br />

Marcel Mansfeld<br />

Gründer der<br />

pepperbill GmbH<br />

Mit der von ihnen entwickelten pepperbill-<br />

App können Gastronomen Bestellungen mobil<br />

aufgeben und die wichtigsten Daten finanzamtkonform<br />

aufbereiten. Zusätzlich<br />

speichert pepperbill über eine verschlüsselte<br />

WLAN-Verbindung alle Daten sicher in der<br />

Cloud. Gastronomen können mittels pepperbill<br />

zudem Bewirtungsbelege personalisieren<br />

und Rechnungen direkt ausdrucken oder<br />

per E-Mail verschicken.<br />

Herzstück der App ist laut pepperbill-Gründer<br />

Marcel Mansfeld ein Dashboard, über das<br />

Wirte ortsunabhängig und in Echtzeit ihre<br />

Umsätze einsehen können. Das weckte bereits<br />

das Interesse von Investoren: Mittlerweile<br />

hat der Berliner Company-Builder Sky<br />

& Sand GmbH knapp 60 Prozent der Anteile<br />

erworben, nachdem zuvor bereits die Beteiligungsgesellschaft<br />

bm-t Beteiligungsmanagement<br />

Thüringen GmbH der Thüringer<br />

Aufbaubank in das Potenzial des iOSbasierten<br />

Kassensystems investiert hatte<br />

(www.pepperbill.com).<br />

W+M<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


14 | W+M Titelthema<br />

Praktische Tipps für Unternehmensgründer<br />

Mit guter Planung den Fehlstart<br />

vermeiden<br />

Beratung<br />

Niemand ist allwissend – lassen Sie sich beraten<br />

und nehmen Sie Hilfe an. Profitieren Sie<br />

von Menschen, die auf dem Gebiet der Existenzgründung<br />

bereits Erfahrungen gemacht<br />

haben, informieren Sie sich in Netzwerken<br />

und bei öffentlichen Stellen.<br />

Konzept<br />

Starten Sie nicht planlos. Erstellen Sie einen<br />

ausführlichen Businessplan, in dem Sie<br />

Inhalte, Zielgruppen, Chancen, Risiken und<br />

die Wirtschaftlichkeit Ihrer Geschäftsidee<br />

vorstellen. Analysieren Sie vorher genau das<br />

wirtschaftliche Umfeld und die Mitbewerber.<br />

Was unterscheidet Sie von der Konkurrenz?<br />

Welches Alleinstellungsmerkmal hat Ihre Geschäftsidee?<br />

Und gibt es genug Menschen,<br />

die bereit sind, Geld dafür auszugeben?<br />

Kunden-Orientierung<br />

Seien Sie flexibel und hören Sie darauf, was<br />

Ihre Kunden sagen. Auch wenn Sie der größte<br />

Fan Ihrer Geschäftsidee sind, interessieren<br />

Sie sich für Kritik und überlegen Sie, was<br />

man noch besser machen könnte. Vor allem:<br />

Investieren und wirtschaften Sie nicht am<br />

Kunden vorbei.<br />

Portale für Gründer<br />

Hier finden Sie hilfreiche Informati -<br />

onen rund um das Thema Geschäftsgründung:<br />

www.existenzgruender.de<br />

Existenzgründerportal des Bundesministeriums<br />

für Wirtschaft und Energie mit Behördenwegweiser<br />

und Expertenforum<br />

www.gruenderlexikon.de<br />

Lexikon, Ratgeber und Magazin für Gründer<br />

www.foerderland.de<br />

News- und Wissensportal für Gründer, Mittelstand<br />

und Finanzen<br />

www.junge-gruender.de<br />

Portal für junge Gründer bis 29 Jahre<br />

Bei der Gründung eines Unternehmens lauern unzählige<br />

Fallstricke und können viele Fehler gemacht werden.<br />

Dies belegt nicht nur die Menge an Literatur zu<br />

diesem Thema. W+M hat die elf wichtigsten Tipps für<br />

Sie zusammengefasst.<br />

Finanzierung<br />

Suchen Sie nach geeigneten Gründungsförderungen,<br />

aber planen Sie diese nicht mit<br />

ein. Kalkulieren Sie vor allem Verzögerungen<br />

ein und achten Sie darauf, dass Sie nicht das<br />

gesamte Kapital bis zur Eröffnung des Unternehmens<br />

aufgebraucht haben. In der Regel<br />

benötigt das Unternehmen eine gewisse Zeit,<br />

bis es wirtschaftlich wird.<br />

Rücklagen bilden<br />

Nicht nur für die Anfangsfinanzierung Ihres<br />

Unternehmens sollten Sie Reserven bilden,<br />

auf die Sie zurückgreifen können, bis das Geschäft<br />

angelaufen ist. Schaffen Sie auch danach<br />

genügend Rücklagen für Umsatzsteuer,<br />

Einkommenssteuer und andere mögliche Kosten.<br />

Planen Sie vor allem die gefürchtete Finanzlücke<br />

<strong>im</strong> dritten Geschäftsjahr mit ein,<br />

wenn erste Steuernachzahlungen mit den laufenden<br />

Vorauszahlungen zusammenkommen.<br />

Preise<br />

Nehmen Sie nicht jedes Geschäft zu jedem<br />

Preis an, auch wenn anfangs die Angst groß<br />

ist, nicht genügend Aufträge zu erhalten.<br />

Ein zu niedriger Preis erweckt den Eindruck,<br />

dass Ihr Produkt nicht von Qualität ist. Zudem<br />

ist es später umso schwerer, höhere Preise<br />

zu verlangen.<br />

Lohn<br />

Berechnen Sie Ihren persönlichen Bedarf und<br />

kalkulieren Sie ihn mit ein – auch wenn es<br />

anfangs schwierig ist, weil Unternehmensgewinne<br />

sich nicht konkret prognostizieren<br />

lassen. Unterschätzen Sie auch Renten- und<br />

Krankenversicherungsbeiträge nicht.<br />

Steuern und Buchführung<br />

Auch wenn es nicht Ihre Lieblingsbeschäftigung<br />

werden wird, führen Sie ab dem ersten<br />

Tag ordentlich Ihre Buchführung. Ein<br />

Steuerberater kann diese Arbeit zwar für<br />

Sie übernehmen, dennoch haften Sie für alle<br />

Fehler. Daher empfiehlt es sich, be<strong>im</strong> Thema<br />

Finanzen etwas genauer hinzuschauen. Es<br />

geht schließlich um Ihr Geld. Versuchen Sie<br />

außerdem von Anfang an, betriebliche und<br />

private Ausgaben zu trennen. Das erspart Ihnen<br />

viel Ärger mit dem Finanzamt.<br />

Marketing<br />

Gerade bei Kleinunternehmern hapert es oft<br />

am Marketing. Eine Website zu erstellen und<br />

Flyer zu drucken ist auf die Dauer nicht ausreichend.<br />

Erörtern Sie, wer Ihre Zielgruppe<br />

ist und suchen Sie nach Wegen, wie Sie diese<br />

erreichen können. Ziehen Sie auch Kooperationen<br />

mit anderen Unternehmen in<br />

Betracht.<br />

Versicherungen<br />

Vergessen Sie nicht, sich abzusichern. Gerade<br />

am Anfang sind die finanziellen Mittel<br />

oft knapp. Daher informieren Sie sich genau,<br />

welche Versicherungen Sie unbedingt benötigen<br />

und welche vorerst verzichtbar sind.<br />

Privatleben<br />

Denken Sie daran, dass Sie auch noch ein<br />

Privatleben haben. Auch wenn Sie von Ihrer<br />

Geschäftsidee begeistert sind, planen<br />

Sie Phasen ein, in denen Sie abschalten und<br />

die Sie mit Familie und Freunden verbringen<br />

können. Das Arbeitspensum wird hoch bleiben<br />

– teilen Sie sich Ihre Kräfte ein. W+M<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Gründer | 15<br />

Perfekt für Ihre Firma –<br />

die Sparkassen-Kreditkarte Business<br />

Mehr Spielraum, mehr Leistung –<br />

für gute Geschäfte in allen Branchen.<br />

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16 | W+M Titelthema<br />

<strong>Gründerzeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Osten</strong>?<br />

Eine Analyse von Prof. Joach<strong>im</strong> Ragnitz, Chef des Ifo Dresden<br />

Unternehmensgründungen sind wichtig für den Strukturwandel<br />

in der Wirtschaft: Neue Unternehmen sind dauerhaft<br />

nur dann erfolgreich, wenn sie mit einer neuen Marktidee<br />

an den Start gehen. Dadurch machen sie etablierten<br />

Unternehmen Konkurrenz und zwingen diese <strong>im</strong> Idealfall zu Innovationen,<br />

die den gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsfortschritt<br />

und damit das Wirtschaftswachstum erhöhen. Zudem schaffen erfolgreiche<br />

Gründungen neue Arbeitsplätze. Nicht zuletzt aus diesem<br />

Grund ist die Erhöhung der Zahl der Existenzgründungen ein<br />

wichtiges Ziel der Wirtschaftspolitik sowohl auf Landes- wie auf<br />

Bundesebene.<br />

Prof. Joach<strong>im</strong> Ragnitz<br />

Geschäftsführer des Ifo Dresden<br />

Ein Blick auf die Zahlen führt allerdings schnell zu Ernüchterung: Die<br />

Zahl der Unternehmensgründungen in Deutschland ist seit Jahren<br />

rückläufig und liegt inzwischen um<br />

mehr als 40<br />

Prozent unter dem bisherigen ig Höchst-<br />

stand des Jahres 2004. In Ost-<br />

deutschland ist die Zahl der Unternehmensgründungen<br />

sogar<br />

noch etwas stärker zurückgegangen.<br />

In den<br />

vergangenen<br />

beidenen Jahren wurden da-<br />

mit mehr<br />

Unternehmen geschlossen<br />

s als zeitgleich neu<br />

gegründet. Die Erneue-<br />

rung<br />

der Wirtschaftsstruk-<br />

tur kommt ganz<br />

offenkun-<br />

dig nicht mehr so<br />

stark voran<br />

wie es wünschenswert wäre.<br />

Vor allem vor dem Hintergrund<br />

der aus demographischen Grün-<br />

den notwendigen Nachfolgepro-<br />

zesse für Unternehmen muss dies<br />

bedenklich erscheinen.<br />

Ein Grund für den Rückgang der Zahl<br />

der Unternehmensgründungen insbe-<br />

sondere in Ostdeutschland könn-<br />

te es natürlich sein, dass auch<br />

die Zahl der potenziellen<br />

Gründer infolge des Bevölkerungsrückgangs<br />

kleiner wird. Aber hier liegt ganz offenbar nicht<br />

der entscheidende Grund; die Gründungsintensität (gemessen an der<br />

Zahl der Personen <strong>im</strong> erwerbsfähigen Alter) ist in den letzten zehn<br />

Jahren in den ostdeutschen Flächenländern um mehr als 60 Prozent<br />

zurückgegangen. Mit rund 40 Gründungen je 10.000 Einwohner<br />

zwischen 18 und 64 Jahren liegen die ostdeutschen Länder allesamt<br />

auf den hinteren Plätzen der Gründungsstatistik, nachdem<br />

sie zur Mitte des letzten Jahrzehnts noch in der Spitzengruppe zu<br />

finden waren. Dies spricht dafür, dass es sich hierbei eher um ein<br />

strukturelles Problem handelt.<br />

Ein Grund könnte die deutlich verbesserte Arbeitsmarktlage in den<br />

neuen Ländern sein. Wenn Unternehmensgründungen eher „aus der<br />

Not“ geboren sind (um drohender Arbeitslosigkeit zu entgehen), ist<br />

es nicht weiter verwunderlich, wenn Unternehmensgründungen und<br />

Beschäftigungsaufbau sich gegenläufig entwickeln. Da derartige<br />

Notgründungen auch nicht unbedingt viel zur Stärkung der Wirtschaftskraft<br />

beitragen, wäre die zeitliche Entwicklung der Gründungszahlen<br />

insoweit auch kein wirklicher Grund zur Besorgnis. Es<br />

bleibt jedoch der eher pess<strong>im</strong>istisch st<strong>im</strong>mende Befund, dass die<br />

Gründungsneigung auch relativ zum Westen deutlich niedriger ist.<br />

Hierfür dürften vor allem zwei Faktoren eine Rolle spielen. Zum einen<br />

sind die regionalen Marktpotenziale <strong>im</strong> <strong>Osten</strong> begrenzt, insbesondere<br />

in den wirtschaftlich schwachen Regionen mit niedriger<br />

Kaufkraft und rückläufiger Bevölkerung. Für diese Sichtweise<br />

spricht auch eine stärker räumlich differenzierte Betrachtung des<br />

Gründungskl<strong>im</strong>as in den neuen Län dern. Gründungen finden besonders<br />

häufig in den Ballungszentren statt, und von diesen gibt es<br />

in Ostdeutschland, sieht man einmal von Berlin ab, bestenfalls eine<br />

Handvoll. Und zum Anderen scheint das Unternehmerbild in den ostdeutschen<br />

Ländern noch <strong>im</strong>mer eher negativ besetzt zu sein, nicht<br />

zuletzt wegen best<strong>im</strong>mender Einflüsse durch Elternhaus und Schule.<br />

Hier wirken ganz offenkundig noch entsprechende Prägungen<br />

aus DDR-Zeiten nach. Außerdem mussten viele Menschen in den vergangenen<br />

25 Jahren auch die Erfahrung machen, dass die unternehmerische<br />

Selbstständigkeit mit hohen Risiken verbunden und keineswegs<br />

<strong>im</strong>mer auch von Erfolg gekrönt ist – dies dürfte auch heute<br />

noch viele potenzielle Existenzgründer von einer unternehmerischen<br />

Tätigkeit abschrecken.<br />

Fotos: ifo Dresden<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


<strong>Gründerzeit</strong> | 17<br />

Von einer echten <strong>Gründerzeit</strong> <strong>im</strong> <strong>Osten</strong> kann insoweit noch keine<br />

Rede sein. Dennoch: Es gibt zahlreiche Beispiele auch für positive<br />

Ausnahmen. Hierzu zählen zum Beispiel die gar nicht so seltenen<br />

technologieorientierten Ausgründungen aus Hochschulen, die vor<br />

allem deshalb bedeutsam sind, weil sie einen positiven Beitrag zur<br />

technologischen Erneuerung der Wirtschaftsstruktur leisten können<br />

und deshalb auch künftig jede nur denkbare Unterstützung<br />

verdienen. Positiv ist zudem, dass nach Ergebnissen des KfW-Gründungsmonitor<br />

<strong>im</strong>mer mehr Gründer eine explizite Geschäftsidee zu<br />

verwirklichen suchen, also zum Beispiel mit Marktneuheiten antreten<br />

oder vorab sorgfältige Marktanalysen vorgenommen haben. Dies<br />

ist insbesondere auch mit Blick auf die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

von neu gegründeten Unternehmen wichtig, denn nach wie vor<br />

scheitert rund ein Drittel der Neugründungen eines Jahres innerhalb<br />

der kommenden 36 Monate. Gut geplante Vorhaben können dieses<br />

Risiko des Scheiterns deutlich vermindern. Insoweit: Eine niedrige<br />

Gründungsneigung ist dann nicht so problematisch, wenn die geringere<br />

Anzahl durch eine höhere Qualität von Unternehmensneugründungen<br />

kompensiert wird.<br />

Unternehmensgründungen benötigen dennoch auch künftig Unterstützung<br />

durch die Politik. Diese dürften sich freilich nicht allein<br />

der Bereitstellung finanzieller Hilfen erschöpfen. Wichtiger<br />

erscheinen vielmehr Beratungs- und Weiterbildungsangebote, ein<br />

Die Niederlassung Dresden des ifo Instituts.<br />

Abbau bürokratischer Hindernisse bei Unternehmensgründungen<br />

und nicht zuletzt Bemühungen um einen gesellschaftlichen Wertewandel,<br />

also eine verstärkte Akzeptanz des Unternehmertums als<br />

Motor wirtschaftlichen Fortschritts. Das alles ist nicht so einfach<br />

umzusetzen wie die Bereitstellung finanzieller Mittel, und es sind<br />

auch nicht unbedingt schnelle Erfolge zu erwarten, zumal es hierzu<br />

<strong>im</strong> Zweifel auch einer institutionellen Unterfütterung bedarf,<br />

die heute erst in Ansätzen vorhanden ist. Dennoch sollten entsprechende<br />

Initiativen zügig gestartet werden; ansonsten besteht die<br />

Gefahr, dass der Aufbau Ost irgendwann womöglich an einem Mangel<br />

an Unternehmerpersönlichkeiten scheitert.<br />

W+M<br />

LEIDENSCHAFT<br />

FÜR ERDGAS<br />

Gastransport<br />

Exploration & Produktion<br />

© VNG Norge AS/Helge Hansen/Montag<br />

Gashandel & Dienstleistung<br />

Gasspeicherung<br />

Die VNG-Gruppe um die VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft ist in der gesamten Wertschöpfungskette der deutschen<br />

und europäischen Erdgaswirtschaft aktiv und konzentriert sich auf die vier Kerngeschäftsbereiche Exploration & Produktion,<br />

Gashandel & Dienstleistung, Gastransport und Gasspeicherung. Mit dieser Expertise leisten wir einen entscheidenden Beitrag<br />

für ein nachhaltiges Energiesystem.<br />

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VNG – Verbundnetz Gas Aktiengesellschaft | Braunstraße 7 | 04347 Leipzig | Telefon +49 341 443-0 | Fax + 49 341 443-1500 | info@vng.de | www.vng.de


18 | W+M Länderreport<br />

Aufschwung am Airport Erfurt<br />

Leere Rollfelder, missglückte Privatisierungen – den regionalen Flughäfen in Deutschland haftete<br />

zuletzt häufig das Image öffentlicher Fehlinvestitionen an. Zu Unrecht, wehrt sich Uwe Kotzan,<br />

Geschäftsführer der Flughafen Erfurt GmbH. Sein Airport verzeichnet steigende Passagierzahlen.<br />

Von Matthias Salm<br />

Das Flughafengelände in Erfurt.<br />

Es ist Wahlkampfzeit in Thüringen. Bevor<br />

die Bürger am 14. September an die<br />

Urnen gerufen werden, lassen es sich<br />

deshalb die führenden Politiker des Landes<br />

kaum nehmen, gute Nachrichten zu verbreiten.<br />

So auch Mitte Juni am Erfurter Flughafen.<br />

„100 neue qualifizierte Arbeitsplätze in einer<br />

Boombranche sind eine gute Nachricht<br />

für die gesamte Region“, freute sich Thüringens<br />

Wirtschaftsminister Uwe Höhn (SPD)<br />

anlässlich der Ansiedlung des Flugzeugwartungsunternehmens<br />

HAITEC Aircraft Maintenance<br />

GmbH am Erfurter Flughafen. In die<br />

gleiche Kerbe schlug sein christdemokratischer<br />

Kabinettskollege Christian Carius, Thüringer<br />

Minister für Bau, Landesentwicklung<br />

und Verkehr: „Heute ist ein guter Tag für den<br />

Freistaat, denn die Ansiedlung der HAITEC<br />

stärkt den Luftverkehrsstandort Thüringen.“<br />

Insgesamt investiert HAITEC rund drei Millionen<br />

Euro am Erfurter Airport. Hier sollen<br />

künftig <strong>im</strong> neuen Unternehmensbereich<br />

„VIP Maintenance“ VIP- und Geschäftsreiseflugzeuge<br />

gewartet und repariert werden.<br />

Dazu hat das Unternehmen mit Hauptsitz am<br />

rheinland-pfälzischen Flughafen Hahn einen<br />

Hangar auf dem Flughafengelände in der<br />

Domstadt angemietet. Das Thüringer Wirtschaftsministerium<br />

fördert das Vorhaben mit<br />

knapp 1,2 Millionen Euro.<br />

Trotz der guten Nachrichten aus der Landeshauptstadt:<br />

Die Förderung von Regionalflughäfen<br />

hatte zuletzt einen eher schlechten<br />

Leumund in der Öffentlichkeit. Der Bau des<br />

umstrittenen Flughafens Kassel-Calden und<br />

die Insolvenz des privatisierten Lübecker<br />

Airports sorgten für negative Schlagzeilen.<br />

Zu dicht gestrickt sei das Netz der regionalen<br />

Flughäfen, heißt es, um bei hohen Fixkosten<br />

betriebswirtschaftlich erfolgreich sein<br />

zu können. Die infrastrukturelle Bedeutung<br />

werde hingegen überschätzt.<br />

Die Zahlen geben den Kritikern auf den ersten<br />

Blick Recht. Nur sechs der 22 internationalen<br />

Verkehrsflughäfen, die neben 16 weiteren<br />

Regionalflughäfen und Flugplätzen<br />

<strong>im</strong> Flughafenverband ADV organisiert sind,<br />

schrieben 2013 schwarze Zahlen.<br />

Fotos: Flughafen Erfurt GmbH, www.fotonikola.de<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Thüringen | 19<br />

Die Gründe für die schwierige Marktlage der<br />

Flughafenbranche sind vielfältig. Die europäischen<br />

Airlines stehen unter enormem<br />

wirtschaftlichen Druck. Die Folge sind Streckenstreichungen,<br />

Einsparmaßnahmen und<br />

der Rückzug aus der Fläche, die auf das Geschäft<br />

der Flughäfen durchschlagen. Betroffen<br />

sind von der Krise vor allem kleine und<br />

mittelgroße Flughäfen.<br />

Darüber hinaus bleibt die Luftverkehrssteuer<br />

als Wachstumsbremse der Branche ein Dorn<br />

<strong>im</strong> Auge: So hat der Branchenverband ADV errechnet,<br />

dass fünf Millionen Passagiere 2013<br />

aufgrund der Steuer verlustig gingen, weil<br />

diese zu Ausweichverhalten auf Flughäfen<br />

jenseits der deutschen Grenzen führe.<br />

Uwe Kotzan<br />

Geschäftsführer der<br />

Flughafen Erfurt GmbH<br />

Uwe Kotzan, seit November 2013 Flughafenchef<br />

in Erfurt-We<strong>im</strong>ar und mit jahrelanger<br />

Erfahrung als Flughafen-Manager ausgestattet,<br />

n<strong>im</strong>mt die Kritik an den regionalen Airports<br />

gelassen. Dabei hatten gerade seine<br />

Vorgänger <strong>im</strong> Amt die Folgen des Sparkurses<br />

bei den Airlines zu spüren bekommen. Der<br />

Rückzug von Air Berlin 2011 dez<strong>im</strong>ierte innerhalb<br />

kürzester Zeit die Passagierzahlen<br />

in Erfurt um rund 113.000.<br />

Seit die Fluglinie Germania in der Landeshauptstadt<br />

neue Strecken zu den Stränden<br />

der Türkei, der Kanaren und auf die spanischen<br />

Inseln anbietet, geht es nun langsam<br />

wieder bergauf. 2013 stieg die Zahl der anund<br />

abreisenden Fluggäste in Erfurt um 16,8<br />

Prozent auf rund 215.000.<br />

Doch es sind nicht die Sonnenanbeter, mit<br />

denen Kotzan die infrastrukturelle Bedeutung<br />

des Regionalflughafens begründet.<br />

„Die Verlängerung des Vertrags mit TNT-Express,<br />

einem der führenden Spezialisten für<br />

weltweite Expressdienstleistungen für Geschäftskunden,<br />

ist ein wichtiger Standortfaktor<br />

für die Wirtschaft“, erläutert Kotzan<br />

und betont, dass die Frage der<br />

Anbindung an den Luftverkehr<br />

– ob Fracht oder Geschäftsreisen<br />

– bei vielen Unternehmensansiedlungen<br />

eine Rolle spiele.<br />

Insbesondere die Automobilindustrie<br />

<strong>im</strong> Land profitiere logistisch<br />

vom Flughafen.<br />

„Der Flughafen steht außerdem<br />

für seine 130 Mitarbeiter und<br />

rund 450 weitere Beschäftigte<br />

in den Unternehmen <strong>im</strong> Umfeld.“<br />

Von diesen Vorteilen profitieren<br />

nicht nur die Thüringer, das Einzugsgebiet<br />

reiche auch nach Sachsen, Ost-Hessen<br />

und Nord-Franken, so Kotzan.<br />

Brüssel hingegen sieht die Flut von Provinzflughäfen<br />

als regionale Prestigeprojekte<br />

in ganz Europa schon seit längerem mit<br />

gemischten Gefühlen. Mit neuen Leitlinien<br />

für Flughafensubventionen will die EU-Kommission<br />

nun verhindern, dass weitere Steuergelder<br />

in unrentable Landebahnen fließen.<br />

Denn auch bei steigenden Nutzerzahlen wie<br />

in Erfurt, das räumt auch Uwe Kotzan ein,<br />

bleiben die allermeisten Flughäfen auf Subventionen<br />

aus den öffentlichen Kassen angewiesen.<br />

Deshalb fordert Brüssel nun: Zuschüsse<br />

für den laufenden Betrieb von kleinen<br />

und mittleren Airports sollen zwar<br />

möglich sein, aber nur für einen begrenzten<br />

Zeitraum von zehn Jahren. Dann muss<br />

der rentierliche Betrieb des Flughafens sich<br />

Verkehrsflughäfen in<br />

den neuen Ländern<br />

und Berlin<br />

Berlin-Tegel<br />

Berlin-Schönefeld<br />

Dresden<br />

Erfurt-We<strong>im</strong>ar<br />

Heringsdorf<br />

Leipzig/Halle<br />

Magdeburg/Cochstedt<br />

Neubrandenburg<br />

Rostock-Laage<br />

Schwerin-Parch<strong>im</strong><br />

Stralsund-Barth<br />

selbst tragen. Aufwendungen<br />

für hoheitliche Aufgaben<br />

können auch weiterhin<br />

bezuschusst werden.<br />

Flughafen-Chef Kotzan begrüßt<br />

die Brüsseler Regelung:<br />

„Nun herrschen klare<br />

Vorgaben, welche Beträge<br />

ein Flughafen erwirtschaften<br />

muss.“ 3,8 Millionen Euro<br />

erhielt der Erfurter Flughafenbetreiber<br />

zuletzt vom<br />

Freistaat. Weniger als zuvor<br />

erwartet, doch für die Gegner der Regionalflughäfen<br />

<strong>im</strong>mer noch zu viel.<br />

Kotzan hält dagegen: „Die Fixkosten für die<br />

hoheitlichen Aufgaben, etwa Flugsicherheit<br />

oder Luftsicherheit, fließen nicht in<br />

das Brüsseler Berechnungsverfahren ein.“<br />

Ohne diese reduziere sich die operationelle<br />

Deckungslücke, die es be<strong>im</strong> Erfurter Airport<br />

zu schließen gelte, auf etwa 700.000 Euro.<br />

„Nun müssen wir unsere Hausaufgaben machen.<br />

Die Hauptaufgabe heißt Konsolidierung“,<br />

gibt sich der Chef der Flughafen Erfurt<br />

GmbH opt<strong>im</strong>istisch, dass dem Erfurter<br />

Flughafen langfristig vom Brüsseler Beihilferecht<br />

keine Gefahr drohe. Der „wichtige Meilenstein<br />

zur Erweiterung des Serviceangebotes<br />

am Landesflughafen“ wie Uwe Kotzan<br />

das Millionen-Investment des Dienstleisters<br />

HAITEC nennt, ist dazu der erste gelungene<br />

Schritt.<br />

W+M<br />

Passagierzahlen ausgewählter Flughäfen in den neuen<br />

Bundesländern und Berlin 2013<br />

Berlin-Tegel<br />

Berlin-Schönefeld<br />

Dresden<br />

Erfurt<br />

Leipzig/Halle<br />

- 7 %<br />

+ 16,8 %<br />

- 2,0 %<br />

- 5,2 %<br />

+ 7,9 %<br />

0 5 10 15 20<br />

Quelle: Flughafenverband ADV Jährliche Passagierzahlen in Millionen<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


20 | W+M Länderreport<br />

Figuren aus dem klassischen Schwanenservice und das Ess-Service aus der neuen COSMOPOLTAN-Serie der Porzellan-Manufaktur Meissen.<br />

Die Schlammschlacht<br />

Christian Kurtzke baut die Porzellan-Manufaktur Meissen zum Luxuskonzern um. Der Streit<br />

darum tobt <strong>im</strong> Lande und ist zu einer regelrechten Schlammschlacht ausgewachsen. Doch<br />

der Eigentümer, der Freistaat Sachsen, schaut bislang tatenlos zu.<br />

Von Steffen Uhlmann<br />

Die mächtige Schlammlawine kam über<br />

Nacht und machte in Meißen erst kurz<br />

vor der Porzellan-Manufaktur in der<br />

Talstraße halt. Glück gehabt: Die altehrwürdige<br />

Manufaktur mit ihren Schätzen aus über<br />

drei Jahrhunderten blieb Anfang Juni von<br />

den Unwetterfolgen verschont. Dafür brach<br />

umso härter die schon seit Monaten anhaltende<br />

Schlammschlacht um die Zukunft von<br />

Europas ältester Porzellanmanufaktur nun<br />

auch öffentlich aus. Das längst formierte<br />

Heer von Leviten-Lesern macht seinem Ärger<br />

über den Kurs von Geschäftsführer Christian<br />

Kurtzke medienöffentlich Luft, Meissen zu<br />

einem global agierenden Luxuskonzern umzubauen.<br />

Ein Sammelsurium von Vorwürfen<br />

haben Manufaktur-Fundamentalisten, Meißner<br />

Bürgerbewegte, sächsische Lokal- und<br />

Landespolitiker zusammengetragen. Ein regelrechtes<br />

Scherbengericht tagt. Hier die Ankläger,<br />

die die Zukunft der über 300 Jahre alten<br />

Meissner Manufaktur ausschließlich mit<br />

dem Porzellan und seiner Kunst verbinden.<br />

Dort der Angeklagte Kurtzke, der die Tradition<br />

genauso bewahren will, aber überzeugt<br />

davon ist, dass sich die Manufaktur dafür<br />

mittels neuer Produkte neue Märkte erschließen<br />

muss, damit die traditionsreiche Porzel-<br />

Geschäftsführer Christian Kurtzke<br />

überreicht Sachsens Ministerpräsident<br />

Stanislaw Tillich einen Füllfederhalter aus<br />

dem Hause Meissen.<br />

Fotos: Meissen, Osaka<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Sachsen | 21<br />

lanherstellung langfristig finanziell abgesichert werden kann. Mit<br />

seiner Luxusmarken-Strategie rackert Kurtzke dafür, als ginge es<br />

ums Überleben. Geht es jetzt vor dem Scherbengericht auch – für<br />

die Manufaktur, vor allem aber für ihren Chef selbst. Das weiß man<br />

seit der griechischen Antike.<br />

Was sichert Zukunft – Luxus oder Tradition? Die schon 1710 von<br />

Sachsenkönig August dem Starken in Meißen gegründete Manufaktur<br />

hat in den Folgejahrhunderten elf Kriege, Adel, Nazis und<br />

Planwirtschaftler überlebt, ehe sie 1991 in die Hände des Freistaates<br />

Sachsen geriet. Seitdem aber macht ihr der postsozialistische<br />

Niedergang bürgerlicher Tischkultur schwer zu schaffen. Nicht nur<br />

ihr, der ganzen Branche. Die neue Lifestyle- und Coffee-to-go-Generation,<br />

die moderne Single-Haushalt-Bewegung hat mit Zwiebelmuster-<br />

und Goldrand-Tassen, Kerzenhaltern <strong>im</strong> Barockstil, Tellern<br />

oder Schüsseln <strong>im</strong> Rosendekor nicht mehr viel am Hut. Mehr mit<br />

streng designten Sushi- oder Müsli-Sets. Und um die gut betuchten<br />

Sammler und Silver-Ager buhlen nicht nur die Manufaktur-Betreiber,<br />

sondern auch unzählige Fundus-Besitzer, die ihre über Jahre<br />

angehäuften Klassiker nun direkt oder per Auktion anbieten. „Der<br />

größte Konkurrent von Meissen“, sagt Kurtzke, „ist Meissen selbst.“<br />

Europaweit, so Schätzungen von Branchenexperten, haben <strong>im</strong> letzten<br />

Jahrzehnt gut drei Dutzend Porzellanmanufakturen diesen drastischen<br />

Wechsel <strong>im</strong> Bereich Tisch und Tafel nicht überstanden. Die Not<br />

war und ist groß, auch bei den deutschen Manufakturen. Keine<br />

von ihnen ist in den letzten Jahren allein mit Porzellan wirtschaftlich<br />

erfolgreich gewesen. So sind die öffentliche Hand<br />

oder private Geldgeber gefordert, wenn es um die Bewahrung<br />

von Porzellankunst und Tradition geht.<br />

Als Kurtzke <strong>im</strong> Oktober 2008 als neuer Geschäftsführer er von<br />

Meissen installiert wurde, wies die Manufaktur <strong>im</strong> gleichen<br />

Jahr bei 32 Millionen Euro Umsatz satte 21 Millionen<br />

Euro Verluste aus. Kurtzke aber legte los. Wie ein serker und für manche wie ein Elefant <strong>im</strong> Porzellanladen.<br />

Er baute um, feuerte fast 200 der damals noch 800 Be-<br />

Berschäftigten,<br />

trennte sich von Mitgeschäftsführern und<br />

verschlissenen Lagerbeständen. Der Wandel der Manuefaktur<br />

in ein diversifiziertes Unternehmen, das neben<br />

dem Kerngeschäft Porzellan andere Luxusgüter vertreibt,<br />

nahm Gestalt an. Und damit die Chance, künftig<br />

die verbliebenen über 600 Arbeitsplätze vor Ort zu<br />

sichern, ohne dass Meissen dafür weitere Subventionen<br />

vom Eigner Freistaat benötigt.<br />

Zum feinen Porzellan kamen zunächst Schmuck, Füll-lfederhalter<br />

und Uhren, später Möbel, Stoffe und Accessoires<br />

und zuletzt auch die erste Meissner Modekollektion<br />

– edle Kleider, entworfen von der jungen<br />

Berliner Designerin Frida Weyer. Während Kurtzke<br />

sich damit auf dem Weg wähnt, an dessen Ende in<br />

Ein bis auf die Bücher vollständig mit Produkten der<br />

Firma Meissen eingerichtetes Wohnz<strong>im</strong>mer.<br />

einigen Jahren aus Meissen eine international bedeutende Luxus-<br />

Gruppe, ein sächsisches Hermés mit Kerngeschäft Porzellan, geworden<br />

ist, rechnen seine Kritiker mit ihm ab: Was bitteschön, fragen sie,<br />

habe die Luxus-Expansion, außer Kosten für die öffentliche Hand<br />

und Gefahren für die Porzelliner, bislang gebracht? Taumelt die Manufaktur<br />

unter Kurtzke jetzt erst recht in eine lebensbedrohliche<br />

Schuldenfalle? Wer sind die Leute hinter ihm, die seinen Kurs stützen?<br />

Vermutet wird ein dubioses Netzwerk an Lieferanten und Abnehmern.<br />

Und über allem die Frage: Steht am Ende des Weges gar die<br />

Verschleuderung von „Sachsens Seele“ an einen privaten Investor?<br />

Antworten darauf müsste der Eigner Freistaat geben. Doch der<br />

hüllt sich in hartnäckiges Schweigen. Sachsens Finanzminis-<br />

ter Georg Unland, dessen Emissär <strong>im</strong> Aufsichtsrat sitzt, will<br />

sich prinzipiell nicht zu Meissen äußern. Bilanzen, Zah-<br />

len und Strategien seien in Prüfung, heißt es lediglich<br />

aus seinem<br />

Hause. Dauer unbekannt. So muss Kurtz-<br />

ke <strong>im</strong> Alleingang liefern. Und steht dabei enorm unter<br />

Druck. Für den Aufbau seiner schönen neuen Luxuswelt<br />

benötigt er<br />

frisches Kapital, um die Anlaufinvestitio-<br />

nen in Höhe<br />

von etwa 25 Millionen Euro finanzieren zu<br />

können. Die Manufaktur allein kann das nicht stem-<br />

men, dafür fehlt ihr einfach die Kraft. Zumal der Umsatzsprung<br />

mit Hilfe der Luxusgüter auf sich warten<br />

lässt. 2013 hat Meissen nicht viel mehr als 40 Millio-<br />

ne n Euro umgesetzt und dabei wieder Verluste eingefahren.<br />

Doch für 2017 kündigt Kurtzke den Break<br />

even an, sofern er seine Strategie konsequent umsetzen<br />

kann. 2020 will der Meissen-Chef mit Hil-<br />

fe von Franchisemodellen weltweit 300 Läden<br />

betreiben und be<strong>im</strong> Umsatz die 100-Millionen-Grenze<br />

überschreiten. Dann wäre das<br />

sächsische Hermés unter seiner Leitung<br />

aufgebaut. Bleibt die Frage, ob es dann<br />

noch <strong>im</strong> Besitz des Freistaates ist.<br />

Kleid „Grace“ von<br />

W+M<br />

Meissen Couture<br />

(Preis: 8.250 Euro).<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


22 | W+M Länderreport<br />

Erdöl-Metropole<br />

als Leuchtturm in<br />

der Uckermark<br />

Die Stadt Schwedt an der Oder genießt als einer<br />

der regionalen Wachstumskerne Brandenburgs<br />

die besondere Förderung des Landes.<br />

Einst eines der bedeutendsten Zentren des Tabakanbaus<br />

in Deutschland, wird sie seit 50 Jahren<br />

geprägt durch die Petrolchemie. Wichtigster<br />

Arbeitgeber ist seit den 1960er Jahren die<br />

heutige PCK Raffinerie GmbH.<br />

Von Tomas Morgenstern<br />

Die PCK Raffinerie GmbH<br />

ist eine der modernsten<br />

und effizientesten Erdöl-<br />

Raffinerien in Europa.<br />

Annähernd jedes zehnte Auto in Deutschland fährt mit Kraftstoff<br />

aus der Uckermark. Doch die Stadt an der deutsch-polnischen<br />

Grenze hat mit gravierenden Problemen zu kämpfen:<br />

Seit 20 Jahren schrumpft die Bevölkerung, und die Arbeitslosigkeit<br />

ist mit rund 15 Prozent überdurchschnittlich hoch.<br />

Vor allem Ostdeutsche bringen Schwedt mit Erdöl in Verbindung:<br />

Dass in der Oder-Stadt russisches Erdöl verarbeitet wird, das von<br />

den sibirischen Ölfeldern bei Tjumen über die 5.300 Kilometer lange<br />

Fernleitung „Druschba“ (Freundschaft) nach Schwedt fließt,<br />

war in der DDR Allgemeinbildung. Vor genau 50 Jahren floss das<br />

erste Öl durch die Pipeline. Das ab 1960 erbaute und 1970 zum Petrolchemischen<br />

Kombinat (PCK) umgewandelte Werk beschäftigte<br />

einmal mehr als 8.000 Mitarbeiter. In den 1990er Jahren privatisiert,<br />

ist die heutige PCK Raffinerie GmbH eine der größten<br />

und modernsten Raffinerien in Europa. Jährlich bis zu zwölf Millionen<br />

Tonnen Erdöl werden hier zu Otto- und Dieselkraftstoffen<br />

sowie Heizöl verarbeitet. „Wir gelten international als vorbildlich<br />

hinsichtlich der Kosten, der Wirtschaftlichkeit, der Anlagenverfügbarkeit<br />

und der Ausbeute an hellen Erdölprodukten“, erklärt<br />

Pressesprecherin Vica Fajnor. Mit 1.200 Mitarbeitern und einem<br />

Jahresumsatz von 2,1 Milliarden Euro sei PCK der größte Arbeitgeber<br />

in der Uckermark. Weitere 2.000 Arbeitskräfte seien bei Service-Firmen<br />

tätig.<br />

PCK-Geschäftsführer Jos van Winsen hatte sich jüngst nachdrücklich<br />

zu Schwedt bekannt: „Wir werden unseren Standort Stück für<br />

Stück weiter modernisieren und seine Effizienz steigern.“ Und er<br />

betonte, dass angesichts der Tatsache, dass ab 2017 nahezu die<br />

Hälfte der derzeitigen Belegschaft das Rentenalter erreiche, auch<br />

in Zukunft kein Mangel an Arbeitsplätzen herrschen werde.<br />

Fotos: PCK Raffinerie GmbH, Stadt Schwedt/Oder<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Brandenburg | 23<br />

Fünf Teile hat das längste Wandbild Deutschlands, mit dem der Künstler Hartmut Lindemann das PCK-Gebäude in Schwedt gestaltet hat.<br />

Das vordringlich benötigte Personal lasse<br />

sich nicht durch Umschuldung von Langzeitarbeitslosen<br />

gewinnen, stellt die PCK-<br />

Sprecherin klar. „Wir setzen zum einen auf<br />

die Jugend in der Uckermark“, sagt sie und<br />

verweist auf die langfristige, enge Kooperation<br />

mit den Schulen in der Region. Das Unternehmen<br />

bilde den Großteil seines Personalbedarfs<br />

selber aus und schicke viele junge<br />

Leute zum Studium. „Unsere Ausbildung<br />

genießt einen exzellenten Ruf.“ Doch <strong>im</strong>mer<br />

häufiger wird auch ein Blick über die Grenze<br />

nach Polen geworfen: Allein 40.000 junge<br />

Leute studieren derzeit an der Technischen<br />

Universität von Szczecin (Stettin).<br />

Milliarden wurden investiert<br />

Die Gesellschafter der PCK Raffinerie GmbH<br />

haben in den vergangenen 20 Jahren rund<br />

zwei Milliarden Euro in moderne Technologien<br />

und den Umweltschutz investiert. Doch<br />

nun wächst die Erwartungshaltung gegenüber<br />

dem Land, der Stadt Schwedt und dem<br />

Bund. Die Branche ist international unter<br />

großem Druck. Vor allem die Konkurrenz <strong>im</strong><br />

arabischen Raum und in Asien sei enorm gewachsen,<br />

heißt es. Die PCK kämpfe in einem<br />

rückläufigen Markt mit hohen Stromkosten<br />

und wachsenden Überkapazitäten. Daher<br />

müsse mehr unternommen werden, um den<br />

Standort attraktiver zu machen.<br />

Demonstrative Zuversicht äußern alle Akteure<br />

hingegen, wenn es um etwaige Auswirkungen<br />

der aktuellen Krise in der Ukraine<br />

und vor allem auch in den Beziehungen des<br />

Westens zu Russland auf den Standort geht.<br />

Groß ist das in 50 Jahren gewachsene Vertrauen<br />

in Liefertreue der russischen Partner<br />

und in Gesetzeskraft bestehender Verträge,<br />

nicht zuletzt aber auch darin, dass die Vernunft<br />

in dem Konflikt bald wieder die Oberhand<br />

gewinnen wird.<br />

Die Leiterin der Stabsstelle Wirtschaftsförderung<br />

<strong>im</strong> Rathaus, Annekathrin Hoppe, erklärt:<br />

„PCK ist für uns das absolut wichtigste<br />

Unternehmen in der Region.“ Aber natürlich<br />

gebe es auch andere bedeutsame Unternehmen<br />

in Schwedt. Mit vier Papierfabriken und<br />

-verarbeitungsfirmen zählt die Stadt zu den<br />

größten Papierstandorten Deutschlands. Allein<br />

auf dem PCK-Gelände arbeiten etwa 80<br />

Unternehmen, vor allem Dienstleister. Verbio<br />

betreibt hier sogar Anlagen zur Erzeugung<br />

von Bio-Ethanol und -Diesel. Ein ebenso<br />

wertvoller Standortfaktor ist das Uckermark-Klinikum<br />

der Asklepios-Kette, ein<br />

Krankenhaus der Schwerpunktversorgung<br />

mit 420 Betten und 850 Angestellten.<br />

Ein Schwedter Dauerproblem ist die Verkehrsinfrastruktur.<br />

Zwar ist die Stadt über Bundesstraßen<br />

(B 2 und B 166) an das Autobahnnetz<br />

angebunden, verfügt über einen Bahnanschluss,<br />

einen eigenen Grenzübergang und<br />

einen modernen Binnenhafen mit Ostsee-Zugang<br />

und Verbindung zum europäischen Wasserstraßennetz,<br />

doch es hapert be<strong>im</strong> Ausbau.<br />

Erst Mitte Mai hatte der Stopp des seit<br />

fast 20 Jahren geplanten Ausbaus der B 198<br />

zwischen der A 11 bei Joach<strong>im</strong>sthal und der<br />

B 2 bei Herzsprung Schlagzeilen<br />

gemacht.<br />

Die Wirtschaftsförderung<br />

mache Lobbyarbeit auf allen<br />

Ebenen, sagt Annekathrin<br />

Hoppe. Doch bei so<br />

wichtigen Themen, wie der<br />

Ertüchtigung der Hohensaaten-Friedrichsthaler<br />

Wasserstraße<br />

oder der Eisenbahnverbindung<br />

nach Polen<br />

sowie bei der Schaffung eines<br />

neuen Grenzübergangs<br />

außerhalb der Stadt komme<br />

man allein nicht weiter. Hier müssten Land<br />

und Bund mit ihren jeweiligen Partnern in<br />

Polen zu Lösungen kommen. Die Pressesprecherin<br />

von Schwedt, Corinna Müller, ist überzeugt,<br />

dass die wirtschaftliche Zukunft von<br />

der Stadt eng mit dem dynamisch wachsenden<br />

Metropolenraum Szczecin mit seinen<br />

schon heute mehr als 500.000 Einwohnern<br />

verknüpft sein wird. Das frühere Stettin sei<br />

bis 1945 das natürliche Einzugsgebiet der<br />

Schwedter gewesen, erinnert sie.<br />

Auf der Suche nach einem attraktiveren<br />

Image versucht sich Schwedt unter Bürgermeister<br />

Jürgen Polzehl (SPD) vorsichtig<br />

vom Bild der Erdöl-Metropole zu lösen.<br />

Der deutsch-polnische Nationalpark Unteres<br />

Odertal, der in geschützten Naturräumen<br />

zahlreiche seltene Tierarten beherbergt,<br />

reicht bis an die Stadtgrenze. 10.000 Naturfreunde<br />

zählt das Besucherzentrum <strong>im</strong> Ortsteil<br />

Criewen jedes Jahr. Inzwischen wirbt die<br />

Stadt auf ihrer Website auf grüne Art. „Herzlich<br />

willkommen in der Nationalparkstadt<br />

Schwedt/Oder“ heißt es da. Schwedt hat <strong>im</strong><br />

Oktober 2013 als erste Stadt in Deutschland<br />

sogar seine Ortseingangsschilder mit dem Zusatz<br />

„Nationalparkstadt“ versehen.<br />

W+M<br />

Schwedt wurde nach seiner Zerstörung am<br />

Ende des Krieges als Wirtschaftsstandort neu aufgebaut.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


24 | W+M Länderreport<br />

Auf dem Weg zum führenden Gesundheitsland<br />

Mecklenburg-Vorpommern hat sich zum Ziel gesetzt, Gesundheitsland Nummer eins in<br />

Deutschland zu werden – und bietet dafür beste natürliche Voraussetzungen für Genesung<br />

und Erholung.<br />

Von Steffen Piechullek<br />

Der Hybrid-OP-Saal <strong>im</strong> Klinikum<br />

Karlsburg ist einer der modernsten<br />

in Norddeutschland.<br />

Die Gesundheitsbranche in Vorpommern<br />

hat sich in den vergangenen<br />

zwei Jahrzehnten überaus dynamisch<br />

entwickelt und zählt inzwischen zu<br />

den wichtigsten Wirtschaftsfeldern der Region.<br />

Etwa 30.000 Beschäftigte arbeiten mittlerweile<br />

in den unterschiedlichen Bereichen<br />

von Forschung über Pflege und Rehabilitation<br />

bis hin zu Wellness – Tendenz steigend.<br />

Der Gesundheits- und Wellness-Sektor zählt<br />

zu den fortschrittlichsten und leistungsfähigsten<br />

in Europa. Eine Vielzahl an Rehaund<br />

Kureinrichtungen sowie Medical-, Wellness-<br />

und Sporthotels mit einem vielfältigen<br />

Angebot, moderner und leistungsorientierter<br />

Infrastruktur und hohen Qualitätsstandards<br />

profitiert von den natürlichen Gegebenheiten<br />

der Region. Es sind vor allem das marit<strong>im</strong>e<br />

Kl<strong>im</strong>a, die saubere Luft und die intakte<br />

Natur, vielseitige und abwechslungsreiche<br />

Ausflugsmöglichkeiten wie die einmaligen<br />

Sand- und Naturstrände sowie Küstenlandschaften<br />

oder die traditionsreichen Seebäder,<br />

die das Land so besonders machen.<br />

Ergänzt wird diese Gesundheitsversorgung<br />

durch Spitzenforschung. Schwerpunkte liegen<br />

in den Bereichen Biowissenschaften,<br />

Medizin und Medizintechnik, Molekularbiologie,<br />

Plasmaphysik, Neurowissenschaften<br />

und Onkologie. Hoch qualifizierte Mitarbeiter<br />

und ein innovationsfreundliches Wirtschaftskl<strong>im</strong>a<br />

ziehen Unternehmen der Life<br />

Sciences, Biotechnologien und Gesundheitswirtschaft<br />

an. Vor allem zahlreiche kleine<br />

Unternehmen nutzen die Nähe zur Universität<br />

Greifswald, um sich anzusiedeln.<br />

Die Universitäten und Fachhochschulen<br />

in der Region bieten spezialisierte Ausbildungsmöglichkeiten<br />

für den wachsenden Bedarf<br />

an qualifizierten Fachkräften in allen<br />

Fotos: Klinikum Karlsberg, INP Leibniz-Institut Ehlbeck/Derm<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Mecklenburg-Vorpommern | 25<br />

Bereichen der Gesundheitswirtschaft und<br />

Life Sciences. Das Medizinstudium an der<br />

Universität Greifswald beispielsweise belegt<br />

seit Jahren Spitzenplätze in bundesweiten<br />

Hochschulrankings und ist äußerst beliebt<br />

und begehrt.<br />

In Greifswald steht das modernste Universitätsklinikum<br />

Deutschlands, das auch international<br />

eine hohe Reputation genießt.<br />

Es versorgt mit seinen 870 Betten und 4.400<br />

Mitarbeitern jährlich etwa 146.000 Patienten,<br />

davon etwa 36.000 stationär, und gliedert<br />

sich in 21 Kliniken und 19 Institute.<br />

Das Klinikum Karlsburg hat sich national<br />

und international als Herz- und Diabeteszentrum<br />

einen guten Ruf erworben und plant<br />

derzeit die Errichtung eines hochmodernen<br />

Diabetes-Innovationszentrums mit integriertem<br />

Klinikbereich. Hier werden die Voraussetzungen<br />

dafür geschaffen, dass auch<br />

zukünftig beste Bedingungen für Spitzenmedizin<br />

und -forschung in Vorpommern vorhanden<br />

sind.<br />

Synergien finden sich ebenfalls mit Forschungsinstituten<br />

und Kompetenzclustern.<br />

Dazu zählt unter anderem die BioCon Valley<br />

GmbH, welche sich als professionell organisiertes<br />

Landesnetzwerk um die interdisziplinäre<br />

Vernetzung von Wirtschafts- und Forschungsaktivitäten<br />

kümmert.<br />

Inkubatoren wie das BioTechnikum in Greifswald<br />

bieten nicht nur günstige Labore und<br />

Büroflächen, sondern entlasten unter anderem<br />

die jungen Unternehmen von administrativen<br />

Arbeiten, unterstützen das Management<br />

und vermitteln die Kontakte für Kooperationen<br />

und Projekte. Mit der beabsichtigten<br />

Erweiterung des BioTechnikums und<br />

dem Neubau eines PlasmaTechnikums wird<br />

bis zum Jahr 2016 die erforderliche Infrastruktur<br />

für die Aufnahme und Erweiterung<br />

von Unternehmen der Branche geschaffen.<br />

Spitzentechnologien vom Labor zum<br />

Patienten – Plasmaforschung am<br />

Leibniz-Institut in Greifswald.<br />

Das Leibniz-Institut für Plasmaforschung<br />

und Technologie e. V. (INP Greifswald) ist<br />

europaweit die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung<br />

zu Niedertemperaturplasmen.<br />

Hier wurde der erste in Deutschland<br />

zugelassene Plasma-Pen zur Wundheilung<br />

entwickelt.<br />

Im Ergebnis zeigt sich, dass die Region Vorpommern<br />

die besten Voraussetzungen für<br />

Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft,<br />

Medizintechnik, Biotechnologie,<br />

Plasmaforschung und -technologie bietet.<br />

W+M<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014<br />

VOLKSSOLIDARITÄT<br />

Greifswald-Ostvorpommern e.V.


26 | W+M Länderreport<br />

Sächsisches Flaggschiff auf dem Gasmarkt<br />

Die Verbundnetz Gas AG in Leipzig, die über Töchter mittlerweile<br />

in 14 Ländern aktiv ist, zählt zu den führenden Erdgas<strong>im</strong>porteuren<br />

Deutschlands. Konsequent baut man derzeit die eigene<br />

Fördertätigkeit aus, um die Abhängigkeit von Lieferländern zu<br />

verringern, und verbreitert zugleich die eigene Wertschöpfung<br />

auch auf dem deutschen Markt.<br />

Von Harald Lachmann<br />

Als die Norweger am 17. Mai ihren Nationalfeiertag<br />

begingen, wurde auch<br />

in Leipzig gefeiert. Denn Dr. Karsten<br />

Heuchert, der Vorstandsvorsitzende der Verbundnetz<br />

Gas AG (VNG), ist auch norwegischer<br />

Honorarkonsul für Brandenburg, Sachsen,<br />

Sachsen-Anhalt und Thüringen. Und<br />

diese Nähe des drittgrößten deutschen Erdgas<strong>im</strong>porteurs<br />

zum nordischen Königreich<br />

kommt nicht von ungefähr. Erst zu Jahresbeginn<br />

beendete VNG mit Erfolg weitere Erdgaserkundungen<br />

auf dem norwegischen Kontinentalschelf.<br />

Mittlerweile ist der einzige deutsche Top-<br />

100-Konzern mit Hauptsitz <strong>im</strong> <strong>Osten</strong> über<br />

seine Töchter VNG Norge und VNG Danmark<br />

an über 30 Produktionslizenzen in Nordeuropa<br />

beteiligt. Die Exploration, so Heuchert,<br />

sei ein „wichtiger Teil unserer Unternehmensstrategie“.<br />

Denn mit dem direkten<br />

Zugriff auf eigenes Erdgas stärke man die<br />

Unabhängigkeit des Gashandels gegenüber<br />

Marktschwankungen. Mittel- bis langfristig<br />

soll ein „bedeutender Anteil“ der jährlichen<br />

Erdgasbeschaffung aus eigenen Quellen<br />

sprudeln.<br />

Der Leipziger Konzern will damit seine Position<br />

<strong>im</strong> Markt festigen, stärker an der gesamten<br />

Energiewertschöpfungskette teilhaben<br />

und nicht zuletzt weniger abhängig von den<br />

großen Lieferländern sein – neben Norwegen<br />

auch Russland. Dennoch spielt der Handel<br />

mit russischem Gas eine wichtige Rolle.<br />

Immerhin hat VNG hier seine Wurzeln: Hervorgegangen<br />

ist man aus einem DDR-Betrieb,<br />

über den bereits seit 1973 russisches Erdgas<br />

in den deutschen <strong>Osten</strong> floss. VNG – zwei<br />

Tage vor der Währungsunion 1990 als erstes<br />

ostdeutsches Großunternehmen privatisiert<br />

– übernahm diese Lizenzen. Und als Heuchert<br />

mit Gazprom-Vizechef Alexander Medwedjew<br />

2013 in Leipzig den 40. Jahrestag der<br />

russischen Erdgaslieferungen nach Deutschland<br />

feierte, waren bereits über eine Billion<br />

Kubikmeter durch die Pipelines zu VNG<br />

geströmt.<br />

Verdichterstation an der Erdgasleitung<br />

von VNG bei Bobbau (Sachsen-Anhalt).<br />

Fotos: VNG, Harald Lachmann<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Sachsen | 27<br />

So ist es schon wichtig, wenn der Erdgasgroßhändler<br />

vor dem Hintergrund der Ukraine-<br />

Krise erst wieder <strong>im</strong> Juni versicherte, auch<br />

weiter auf die Beziehungen zum Staatskonzern<br />

Gazprom zu setzen. „Wir sind sicher und<br />

haben das Vertrauen, dass sich daran nichts<br />

ändert“, so Heuchert. Bestehe doch ein wechselseitiges<br />

Interesse daran: Der russische<br />

Energiegigant hält gut jede zehnte Aktie an<br />

VNG und will dies gar weiter aufstocken.<br />

Dr. Karsten Heuchert<br />

VNG-Vorstandsvorsitzender<br />

Dennoch bezieht die VNG-Gruppe, die heute<br />

1.400 Mitarbeiter beschäftigt und in 14 Ländern<br />

Europas aktiv ist, kaum noch ein Fünftel<br />

des Gases aus dem angestammten Liefergebiet.<br />

Von den 365 Milliarden Kilowattstunden<br />

Erdgas, die sie 2013 einkaufte, basieren<br />

nur noch 18 Prozent auf Langfristverträgen<br />

mit Russland. Das Gros beziehe man nun über<br />

Spotmärkte und nationale sowie internationale<br />

Handelsplattformen, so Heuchert.<br />

Dabei versetzte die etablierte Russland-<br />

Kooperation VNG lange in eine privilegierte<br />

Lage. Denn über jene Langfristverträge<br />

schien man vor schwankenden Weltmarktpreisen<br />

gefeit. Doch seit die USA durch Fracking<br />

eigenes Schiefergas gewinnen, damit<br />

Inspektion eines Erdgasspeichers von<br />

VNG in Bad Lauchstädt. Durch dieses<br />

riesige Ventil strömt Erdgas mit hohem<br />

Druck in die unterirdischen Speicherkavernen<br />

– und auch zurück.<br />

als Abnehmer ausfallen und zudem noch Kohle<br />

günstig nach Europa verschiffen, schwächelte<br />

zuletzt spürbar der Gaspreis. Jene Verträge<br />

und die darin vereinbarten Abnahmemengen<br />

wurden damit zum Bumerang: VNG<br />

rutschte 2011 in die Verlustzone, zahlte zwei<br />

Jahre keine Dividende.<br />

VNG mit Rekordergebnis<br />

Doch das ist Geschichte. Als Heuchert zur Bilanzpressekonferenz<br />

für 2013 bat, herrschte<br />

wieder eitel Sonnenschein in der Leipziger<br />

Braunstraße: Man hatte als VNG-Gruppe<br />

dem bereits positiven Vorjahresergebnis<br />

noch ordentlich etwas draufsetzen können.<br />

Mit einem Jahresüberschuss von 174 Millionen<br />

Euro (Vorjahr: 132 Millionen) verkündete<br />

der Vorstandschef allein für das Mutterhaus,<br />

die VNG AG in Leipzig, ein Rekordergebnis.<br />

Vor allem die Geschäftsbereiche Gastransport<br />

sowie Gashandel – gerade dieses Segment<br />

baut man konsequent aus – hätten hierzu<br />

beigetragen.<br />

Zuvor war es gelungen, die Langfristverträge<br />

mit Russland der neuen Marktsituation anzupassen.<br />

Zudem bietet VNG in nun schon zehn<br />

bundesweiten Verkaufsbüros seinen Kunden<br />

– Stadtwerke, Regionalversorger, Industrieabnehmer<br />

– „maßgeschneiderte Produkte“<br />

an und verschaffe ihnen zugleich Zugang<br />

zu den Großhandelsmärkten, so Heuchert.<br />

Durch den Erwerb der Goldgas-Gruppe <strong>im</strong> hessischen<br />

Eschborn war VNG überdies 2013 in<br />

das bundesweite Privat- und Gewerbekundengeschäft<br />

eingestiegen.<br />

Unterm Strich erlöste die VNG AG <strong>im</strong> Vorjahr<br />

mit 8,8 Milliarden Euro rund eine Milliarde<br />

mehr als 2012. Bezogen auf die Gruppe mit<br />

Standorten unter anderem in Litauen, Polen,<br />

Tschechien und der Slowakei betrug der Umsatz<br />

knapp elf Milliarden Euro. Der zum Konzern<br />

gehörende Netzbetreiber Ontras bewirtschaftet<br />

zudem mit über 7.200 Kilometern<br />

das zweitgrößte deutsche Ferngasleitungsnetz.<br />

Es durchzieht alle ostdeutschen Länder.<br />

Mit vier Untergrundgasspeichern in Bad<br />

Lauchstädt, Bernburg, Buchholz und Kirchheilingen<br />

ist die VNG Gasspeicher GmbH auch<br />

der drittgrößte deutsche Speicherbetreiber.<br />

In Summe kann sich der Konzern mit 2,7 Milliarden<br />

Kubikmetern Erdgas bevorraten.<br />

Mithin verkörpern die Leipziger genau das,<br />

was sich Sachsens Ministerpräsident Stanislaw<br />

Tillich (CDU) noch deutlich mehr<br />

wünscht: „Hauptsitze von Konzernen, die<br />

auf dem Weltmarkt die erste Geige spielen“.<br />

Man benötige „sächsische Flaggschiffe, die<br />

andere Firmen mitziehen“. Immerhin kauft<br />

VNG zwei Drittel aller Waren und Dienstleistungen<br />

in Ostdeutschland ein, 2013 für 142<br />

Millionen Euro. Zu 57 Prozent profitieren davon<br />

Firmen aus Sachsen, was einen neuen<br />

Rekord darstellt, gefolgt von Sachsen-Anhalt<br />

(20 Prozent) und Brandenburg (11 Prozent).<br />

Mithin sei man trotz der wachsenden<br />

internationalen Ausrichtung „fest in unserer<br />

He<strong>im</strong>atregion Ostdeutschland verwurzelt“,<br />

so Bodo Rodestock, Vorstand für Finanzen<br />

und Personal.<br />

Natürlich erzeugt all das Begehrlichkeiten.<br />

Seit Jahren bereits rangeln große westdeutsche<br />

Energiekonzerne um mehr Einfluss bei<br />

VNG. Erst unlängst gelang es der EWE in Oldenburg,<br />

durch den Zukauf von VNG-Aktien<br />

ihre Mehrheit am Ostkonzern von zuvor<br />

48 auf 63 Prozent zu erhöhen. Die Norddeutschen<br />

stellen mit EWE-Finanzvorstand Heiko<br />

Sanders den Aufsichtsratschef.<br />

Eine Sperrminorität sicherten sich indes<br />

schon vor Jahren Stadtwerke aus Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen. Sie bündeln ihre Anteile in<br />

einer Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft<br />

(VuB) mit Sitz in Leipzig, die für sie<br />

treuhänderisch 25,79 Prozent der VNG-Anteile<br />

hält. Gemeinsames strategisches Ziel sei es<br />

hierbei, auch künftig Leipzig als Konzernsitz<br />

zu sichern, so Burkhard Jung (SPD), Oberbürgermeister<br />

der Messestadt. Laut Sanders wurde<br />

nun auch jene Standortsicherungszusage<br />

in Form einer Vereinbarung gegeben. W+M<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


28 | W+M Politik<br />

Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht<br />

<strong>im</strong> W+M-Interview:<br />

„Wir haben blühende Landschaften“<br />

Am 14. September 2014 wird in Thüringen ein neuer Landtag gewählt. In den Umfragen liegt die<br />

CDU deutlich vorn. Allerdings macht sich auch die Linke Hoffnungen, erstmals in einem deutschen<br />

Bundesland den Ministerpräsidenten zu stellen. <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> sprach mit der<br />

christdemokratischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht über die politischen Konstellationen<br />

in Erfurt, die Ergebnisse ihrer Wirtschaftspolitik und ihr persönliches Verhältnis zu Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel.<br />

W+M: Frau Lieberknecht, wie steht die thüringische<br />

Wirtschaft ein Vierteljahrhundert<br />

nach der politischen Wende <strong>im</strong> <strong>Osten</strong><br />

Deutschlands da?<br />

Christine Lieberknecht: Ich habe großen<br />

Respekt vor der Aufbauleistung, die hier<br />

über ein Vierteljahrhundert inzwischen erbracht<br />

worden ist. Die thüringische Wirtschaft<br />

startete Anfang der 1990er Jahre aus<br />

einem tiefen Tal der Tränen. Aber sie hat sich<br />

heute robust aufgebaut, mit einer enormen<br />

Branchenvielfalt. Vor allem die kleinen und<br />

mittelständischen Unternehmen, sie sind<br />

das Rückgrat der thüringischen Wirtschaft.<br />

In den bundesweiten Dynamik-Rankings bezüglich<br />

des Wirtschaftswachstums nehmen<br />

wir seit Jahren Spitzenplätze ein. Darüber<br />

hinaus sind wir Investitionsstandort Nummer<br />

eins in Deutschland.<br />

W+M: Wo liegen die Stärken der Wirtschaft<br />

Thüringens?<br />

Christine Lieberknecht: Die thüringische<br />

Wirtschaft ist besonders geprägt durch kleine<br />

Unternehmen und den Mittelstand in den<br />

für unser Land typischen Branchen – allerdings<br />

inzwischen technologisch hochmodern<br />

aufgestellt. Das betrifft beispielsweise<br />

die Automobilindustrie und die Zulieferindustrie,<br />

sie ist der Wirtschaftsfaktor Nummer<br />

eins. Was für Thüringen aber auch sehr<br />

prägend ist, ist die Nahrungsmittelindustrie.<br />

Und natürlich die optische Industrie. Sehr<br />

zukunftsträchtig ist die Kunststoffindustrie<br />

und wir haben Metall-, Elektro-, Maschinen-<br />

und Werkzeugbau, die sich hervorragend<br />

entwickelt haben. Es gibt kaum eine<br />

Branche, die Sie in Thüringen nicht finden.<br />

W+M: Wagen Sie eine Prognose, bis wann<br />

eine Angleichung des wirtschaftlichen Niveaus<br />

etwa an das Nachbarbundesland Hessen<br />

gelingen kann?<br />

Christine Lieberknecht: Wir haben eine topaufgestellte<br />

Wirtschaft. Aber bei einigen signifikanten<br />

Daten gibt es <strong>im</strong>mer noch einen<br />

Unterschied zur gewachsenen Struktur<br />

in den alten Bundesländern. In Hessen oder<br />

Bayern gibt es nicht wenige Hauptsitze von<br />

großen Unternehmen und an einen Bankenplatz<br />

Frankfurt kommen wir natürlich nicht<br />

heran. Wir müssen nach wie vor in die Eigenkapitalausstattung<br />

investieren. Unsere Wirtschaftsförderung<br />

zielt darauf ab, die unverändert<br />

vorhandene Produktivitätslücke zu<br />

schließen. Wir fördern daher zunehmend den<br />

Bestand, damit technische und technologische<br />

Innovationen möglich werden, um mehr<br />

Wertschöpfung und eine höhere Produktivität<br />

zu erreichen. Was die Arbeitnehmer betrifft,<br />

haben wir nach wie vor einen Aufholbedarf<br />

bei den Löhnen. Die Zukunft liegt hier<br />

in der Formel: Gute Arbeit für faire Löhne.<br />

W+M: Braucht es für die Angleichung einen<br />

Solidarpakt III für die neuen Länder<br />

nach 2019?<br />

Christine Lieberknecht: Wir haben bestehende<br />

Verträge, die 2019 auslaufen. Für die<br />

Zeit danach brauchen wir eine Neuordnung<br />

des Länderfinanzausgleichs. Das schließt die<br />

Antworten auf die Frage ein, wie geht man<br />

künftig mit strukturschwächeren Ländern,<br />

unabhängig von der traditionellen Ost-West-<br />

Zuordnung, um. Einen Solidarpakt III schließe<br />

ich von der Begrifflichkeit her aus. Für<br />

temporäre Bedarfe als Hilfe zur Selbsthilfe<br />

habe ich bereits <strong>im</strong> letzten Jahr die Einrichtung<br />

eines Deutschland-Fonds angeregt.<br />

Künftig ist die Solidarität aller Länder<br />

für jene Regionen erforderlich, die Hilfe zur<br />

Selbsthilfe benötigen.<br />

W+M: Was hat Ihre Regierung in den vergangenen<br />

fünf Jahren konkret getan, um die<br />

he<strong>im</strong>ische Wirtschaft weiter anzukurbeln?<br />

Christine Lieberknecht: Man darf es nicht<br />

vergessen: Wir kamen <strong>im</strong> Jahr 2009 aus der<br />

tiefsten Wirtschaftskrise, die Deutschland<br />

und Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

erlebt haben. Daher mussten wir zunächst<br />

die Wirtschaft flankierend unterstützen<br />

– mit Förderpaketen, Kreditprogrammen,<br />

Bürgschaften. Die Thüringer Unternehmen<br />

hatten die Zeit der Krise bereits hervorra-<br />

Foto: Susann Welscher<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Landtagswahlen 2014 | 29<br />

Zur Person<br />

Christine Lieberknecht wurde am 7.<br />

Mai 1958 in We<strong>im</strong>ar geboren. Sie<br />

wuchs als ältestes von vier Geschwistern<br />

in Leutenthal auf, wo ihr Vater als<br />

Pfarrer tätig war. Ihre Mutter arbeitete<br />

als Krankenschwester. Nach dem Abitur<br />

studierte sie bis 1984 Evangelische<br />

Theologie an der Friedrich-Schiller-<br />

Universität Jena. Anschließend wirkte<br />

sie bis zum Jahr 1990 als Pastorin <strong>im</strong><br />

Kirchenkreis We<strong>im</strong>ar. Bereits 1981 trat<br />

sie der CDU der DDR bei.<br />

1990 startete ihre politische Karriere –<br />

als Thüringer Kultusministerin. Später<br />

war sie Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten,<br />

Präsidentin des<br />

Thüringer Landtags, CDU-Fraktionsvorsitzende<br />

<strong>im</strong> Erfurter Landtag sowie<br />

Sozialministerin. Seit 30. Oktober 2009<br />

ist Lieberknecht Thüringer Ministerpräsidentin.<br />

Christine Lieberknecht ist verheiratet<br />

und Mutter zweier Kinder.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


30 | W+M Politik<br />

gend dafür genutzt, sich auf die Zeit danach<br />

vorzubereiten, mit Planungen, Weiterbildung<br />

und der Entwicklung neuer Patente.<br />

Hier konnten wir mit unserer Förderpolitik<br />

erfolgreich ansetzen. Heute geht es den<br />

Firmen und den Menschen besser als 2009.<br />

Wir haben die Arbeitslosigkeit <strong>im</strong> Vergleich<br />

zur letzten Dekade nahezu halbiert. Wir liegen<br />

jetzt das erste Mal in einem Monat Mai<br />

bei der Arbeitslosenquote unter acht Prozent<br />

und wir werden insgesamt an die 7-Prozent-<br />

Marke herankommen. In den Landkreisen an<br />

den Grenzen zu Bayern, Hessen und Niedersachsen<br />

haben wir schon heute eine wesentlich<br />

geringere Arbeitslosigkeit, die mit den<br />

benachbarten Alt-Bundesländern vergleichbar<br />

ist. Das heißt: Thüringen als Land in der<br />

Mitte holt auf und in Sachen Arbeitslosigkeit<br />

haben wir uns bereits in die Mitte der Bundesländer<br />

katapultiert. Ein Schlüssel unseres<br />

Erfolgs ist das enge Zusammenspiel vieler<br />

Firmen und Branchen mit der Wissenschaft.<br />

Hier entstehen systemische Lösungen, die<br />

unsere Firmen von ihrem technischen und<br />

handwerklichen Know-how her international<br />

wettbewerbsfähig machen.<br />

W+M: Am 14. September 2014 wählen die<br />

Thüringer einen neuen Landtag. Ihre Partei<br />

liegt derzeit in den Umfragen bei 36 Prozent.<br />

Wie wollen Sie Ihr Wahlziel 40 Prozent<br />

+ x erreichen?<br />

Christine Lieberknecht: Wir stehen ganz<br />

solide da, aber es ist noch Luft nach oben.<br />

Unser Ziel ist es, dass gegen die Thüringer<br />

CDU keine Regierung gebildet werden kann.<br />

Deswegen strengen wir uns in den verbleibenden<br />

Wochen weiter an. Ganz wichtig ist<br />

mir der direkte Kontakt zu den Bürgerinnen<br />

und Bürgern. Es gibt in Thüringen etwa 2,2<br />

Millionen Einwohner. Ich kann nicht jeden<br />

Einzelnen kennen. Aber ich kenne sehr viele<br />

Menschen in unserem Land. Ich habe in den<br />

letzten fünf Jahren etwa 500 Unternehmen<br />

in Thüringen besucht. Habe dort mit den Unternehmern<br />

und Beschäftigten gesprochen.<br />

Es gibt eine Tour, die ich Ende Mai gestartet<br />

habe: „Lieberknecht direkt“. Hier sind die<br />

Menschen eingeladen, auf die Marktplätze<br />

oder zu den Veranstaltungsorten zu kommen.<br />

Dort können sie mir jede Frage stellen. So<br />

kennen mich die Menschen und so ist auch<br />

meine Partei unterwegs.<br />

W+M: Warum sollten Thüringens Unternehmer<br />

Christine Lieberknecht wählen?<br />

Christine Lieberknecht: Damit es den Unternehmen,<br />

den Unternehmern, aber auch<br />

den Beschäftigten nach den kommenden<br />

fünf Jahren besser geht als heute. So wie es<br />

ihnen heute besser geht als <strong>im</strong> Jahr 2009.<br />

Politik muss ein Ziel haben: Den Menschen<br />

muss es am Ende einer Wahlperiode besser<br />

gehen als zuvor. Dieses Ziel haben wir in dieser<br />

Legislaturperiode erreicht. Und das ist<br />

gelungen – ohne Aufnahme neuer Schulden.<br />

Wir mussten in den Jahren 2010 und 2011<br />

mehr als 600 Millionen Euro Schulden zur<br />

Überwindung der Krisenlasten aufnehmen.<br />

Diese Schulden werden wir zum Ende dieses<br />

Jahres komplett getilgt haben. Wir in Thüringen<br />

machen keine neuen Schulden, das verbietet<br />

sich von selbst. Eine schuldenfreie Legislaturperiode<br />

– so etwas gab es in der Geschichte<br />

des Freistaates noch nie.<br />

W+M: Was wollen Sie in den kommenden<br />

fünf Jahren für die Thüringer Wirtschaft<br />

tun, sollten Sie erneut Ministerpräsidentin<br />

werden?<br />

Christine Lieberknecht: Ich möchte den<br />

2009 eingeschlagenen Weg fortsetzen: Wir<br />

haben blühende Landschaften, es ist sehr<br />

viel entstanden. Wir haben technologisch<br />

hervorragend aufgestellte Betriebe, die<br />

weltmarktfähig sind, ein hervorragendes<br />

Bildungssystem, wir haben mit der Polizeireform<br />

in die innere Sicherheit investiert,<br />

wir betreiben aktiv Landschaftsschutz, unsere<br />

Landwirtschaft steht ausgezeichnet da.<br />

Diesen Kurs wollen wir fortsetzen. Und ich<br />

sage ganz klar, es ist ein realistisches Ziel<br />

für Thüringen, am Ende der kommenden Legislaturperiode<br />

Vollbeschäftigung zu haben<br />

bei fairen Löhnen. Das ist meine Zielstellung.<br />

Und diese Zielstellung ist dank unserer Unternehmer,<br />

die die Ärmel hochkrempeln und<br />

anpacken, auch realistisch.<br />

W+M: Der flächendeckende Mindestlohn in<br />

Höhe von 8,50 Euro wird von vielen Unternehmern<br />

in den neuen Ländern als zu hoch<br />

angesehen. Fürchten Sie, dass dadurch Arbeitsplätze<br />

in Thüringen verloren gehen?<br />

Christine Lieberknecht: Die Koalition in<br />

Berlin hat ein Versprechen abgegeben, in<br />

Sonderheit die Bundeskanzlerin: Es müssen<br />

faire Löhne erzielt werden, aber sie dürfen<br />

keine Arbeitsplätze kosten. Deswegen ist es<br />

wichtig, dass wir eine Übergangsklausel haben<br />

bis Ende 2016 und danach bei vorliegenden<br />

Tarifverträgen überall der Mindestlohn<br />

ab Januar 2017 gilt. Ich denke, dass das für<br />

die Branchen, die betroffen sind, ein hinreichender<br />

Übergangszeitraum ist, sich umzustellen.<br />

Aber es gibt auch viele Betriebe, die<br />

heute schon sagen, dass der Mindestlohn für<br />

sie kein Thema mehr ist, weil sie ein deutlich<br />

Fotos: Susann Welscher<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Landtagswahlen 2014 | 31<br />

über dem Mindestlohn angesiedeltes Lohngefüge<br />

haben. Wir sind in Thüringen von einem<br />

sehr niedrigen Lohnniveau gekommen,<br />

daher haben wir in der Tat <strong>im</strong> bundesweiten<br />

Vergleich noch einigen Nachholbedarf.<br />

Allerdings gibt es kein Bundesland, in dem<br />

die Löhne mit einer ähnlichen Dynamik gestiegen<br />

sind wie bei uns in Thüringen. Wir<br />

kommen an der Tatsache nicht vorbei, dass<br />

die Menschen von ihrer Arbeit leben müssen.<br />

Daher bin ich der festen Überzeugung, dass<br />

wir den Mindestlohn auch schultern werden.<br />

W+M: Die von Bundeswirtschaftsminister<br />

Gabriel konzipierte Energiewende sieht unter<br />

anderem die Errichtung zusätzlicher Nord-<br />

Süd-Stromtrassen vor, von denen auch Thüringen<br />

betroffen wäre. Was halten Sie davon?<br />

Christine Lieberknecht: Ich bin ein technologischer<br />

Opt<strong>im</strong>ist. Ich habe die Energiewende<br />

von Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

vorbehaltlos unterstützt. Ich gehörte zu<br />

den ersten Ministerpräsidenten, die unmittelbar<br />

nach dem Reaktorunglück in Fukush<strong>im</strong>a<br />

eine Regierungserklärung abgaben.<br />

Darin habe ich energiepolitische Ziele für<br />

Thüringen definiert. Wir haben einen Energiepotenzialatlas<br />

für Thüringen, der alle<br />

Energiearten <strong>im</strong> Land auflistet. Und somit<br />

leisten wir aktiv unseren Beitrag zur Energiewende.<br />

Diesen Beitrag leisten wir auch<br />

als Land in der Mitte Deutschlands, was den<br />

Transport von Energie betrifft. Hier nenne<br />

ich die Thüringer Strombrücke durch das<br />

sensible Gebiet des Thüringer Waldes. Das<br />

ist uns nicht leicht gefallen. Es hat dazu viele<br />

Bürgergespräche und auch Proteste gegeben.<br />

Aber wir haben eingesehen, dass wir<br />

um diesen Beitrag nicht herum kommen. Ich<br />

sage aber: Das ist der Thüringer Beitrag und<br />

damit reicht es auch.<br />

W+M: Ist die angestrebte Energiewende aus<br />

Ihrer Sicht derzeit ausreichend durchdacht<br />

und geplant?<br />

Zum Interview in der Thüringer Staatskanzlei: Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht<br />

mit W+M-Verleger Frank Nehring (r.) und Chefredakteur Karsten Hintzmann.<br />

Christine Lieberknecht: Es ist etwas gelungen,<br />

was die größten Kritiker anfangs<br />

nicht geglaubt haben: Wir sind heute bereits<br />

technologisch in der Lage, den Energiebedarf<br />

über erneuerbare Energien zu decken.<br />

Das hat noch vor drei Jahren kaum<br />

jemand geglaubt. Wir haben natürlich das<br />

Problem des Energietransports. Hier müssen<br />

die Argumente st<strong>im</strong>men und es muss einen<br />

fairen Interessenausgleich geben. Was<br />

ich nicht mache, sind falsche Deals. Die Notwendigkeit<br />

der geplanten Trasse von Sachsen-Anhalt<br />

nach Bayern stellt sich für mich<br />

nach der Novelle des Erneuerbare-Energien-<br />

Gesetzes deutlich anders dar als vorher. Wir<br />

haben inzwischen begrenzte Ausbauziele<br />

und wir haben überall entlang der geplanten<br />

Trasse Menschen, die ihre Energieversorgung<br />

über erneuerbare Energien selbst in<br />

die Hand genommen haben. Ich kann doch<br />

beispielsweise den Bauern in Bayern nicht<br />

untersagen, dass sie ihre eigenen Potenziale<br />

für die Energieversorgung nutzen und ihnen<br />

dann, quasi als Dank, die Energie trasse<br />

vor die Tür stellen. Das nenne ich Entmündigung.<br />

Das würde die Vorzüge der Versorgung<br />

mit erneuerbaren Energien von den Füßen<br />

auf den Kopf stellen. Die Dezentralisierung<br />

bietet jedem Menschen die Möglichkeit, Akteur<br />

dieser Energiewende zu sein. Das war<br />

das Credo der Energiewende in den letzten<br />

drei Jahren. Die Novelle, die wir jetzt auf<br />

dem Tisch haben, führt dieses Credo leider<br />

nicht fort, sondern ist angehaucht von einem<br />

Rest zentralistischen und monopolistischen<br />

Denkens. Das ist nicht mehr zeitgemäß.<br />

Jeder muss von der Energiewende profitieren<br />

können, auch die Betreiber kleinerer<br />

Anlagen, über die beispielsweise auch<br />

unsere Landwirte verfügen. Bevor die Notwendigkeit<br />

für die aktuelle Novelle des Gesetzes<br />

nicht nachgewiesen ist, wird es dazu<br />

aus Thüringen kein Ja geben.<br />

W+M: Kommen wir noch einmal zur Landtagswahl:<br />

Dank Ihrer persönlich guten Kontakte<br />

zu maßgeblichen SPD-Politikern kam<br />

es 2009 trotz der Althaus-Krise zur Bildung<br />

einer schwarz-roten Landesregierung. Setzen<br />

Sie auch diesmal auf diesen engen Draht?<br />

Christine Lieberknecht: Ich bin <strong>im</strong>mer dafür,<br />

die Dinge klar be<strong>im</strong> Namen zu nennen.<br />

Die Wahrheit ist: Im Thüringer Landtag gibt<br />

es seit September 2009 eine Mehrheit von<br />

SPD und Linken. Und es gibt eine satte Mehr-<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


32 | W+M Politik<br />

W+M: Noch einmal nachgefragt: Was schätzen<br />

Sie an der Bundeskanzlerin besonders?<br />

Christine Lieberknecht: Die Kanzlerschaft<br />

Angela Merkels zeichnet sich aus durch eine<br />

hohe Souveränität. Sie hat eine sehr tiefgehende<br />

Analysefähigkeit, die sie befähigt,<br />

sich niemals treiben zu lassen, sondern dann<br />

zu handeln, wenn sie es für richtig hält. Das<br />

finde ich bemerkenswert und das hat der<br />

deutschen Politik gut getan. Das Vertrauen,<br />

das sie sich dadurch erworben hat, sowohl<br />

bei den Menschen in Deutschland als auch<br />

bei ihren internationalen Aufgaben, hat mit<br />

dafür gesorgt, dass Deutschland gut durch<br />

die vielen Stürme – sei es die internationale<br />

Wirtschaftskrise oder die sich anschließende<br />

Krise der nationalen Finanzmärkte<br />

– gekommen ist.<br />

heit von Rot-Rot-Grün. Dennoch ist die Koalition<br />

unter Federführung der CDU seinerzeit<br />

gebildet worden. Das heißt, Mathematik ist<br />

das eine, aber die Chemie gehört auch dazu.<br />

Aus dieser Mischung ist unsere Koalition gebildet<br />

worden. Mein Ziel ist es, dass an der<br />

CDU vorbei keine Regierung gebildet werden<br />

kann. Nach der Wahl müssen wir sehen,<br />

welche Koalitionsoptionen dann tatsächlich<br />

möglich sind. Was ich ausschließen kann,<br />

ist eine Koalition mit der Linken, da haben<br />

wir diametral entgegengesetzte Programme.<br />

Was ich ferner ausschließe, ist eine Koalition<br />

mit der AfD. Die AfD ist keine Alternative für<br />

Deutschland und auch nicht für Thüringen.<br />

Über alles andere müssen wir reden. Neu ist,<br />

dass die SPD nicht mehr ausschließt, einen<br />

Linken zum Ministerpräsidenten zu wählen.<br />

Ich kann nur sagen, ich verstehe die Sozialdemokraten<br />

mit ihrer mehr als 150-jährigen<br />

Geschichte hier nicht, wie sie als eigentlich<br />

stolze Volkspartei freiwillig die Meinungsführerschaft<br />

<strong>im</strong> linken Lager abgeben kann.<br />

Ich vermute, alte Kampa-Strategen, die zuletzt<br />

auch in Thüringen <strong>im</strong> Einsatz waren,<br />

hätten das möglicherweise anders entschieden.<br />

W+M: Können Sie sich wirklich vorstellen,<br />

dass Ihr bisheriger Regierungspartner der<br />

Linken erstmals in einem deutschen Bundesland<br />

zur Übernahme eines Ministerpräsidentenamtes<br />

verhilft?<br />

Christine Lieberknecht: Ob ich mir das vorstellen<br />

kann, ist sicher sekundär. Entscheidend<br />

ist, dass die SPD das nicht mehr ausschließt.<br />

So wie ich vor der Wahl Klarheit<br />

hinsichtlich möglicher Koalitionen schaffe,<br />

täte auch die SPD gut daran, für Klarheit<br />

zu sorgen. Denn der Wähler will wissen, was<br />

ihn nach der Wahl erwartet.<br />

W+M: Sie und Ihr Politikstil werden manchmal<br />

mit Angela Merkel verglichen. Wie eng<br />

ist Ihr Draht zur Kanzlerin und wie sehr hat<br />

sie Sie geprägt?<br />

Christine Lieberknecht: Es wird Sie sicher<br />

nicht überraschen, wenn ich sage, das<br />

ist ein von Sympathie getragenes Verhältnis<br />

seit vielen Jahren. Wir sind Anfang der<br />

1990er Jahre gemeinsam in das CDU-Präsidium<br />

gewählt worden, auf dem Dresdner Parteitag<br />

1991. Seitdem haben wir einen engen<br />

Kontakt. Und Sie wissen ja, wie Angela Merkel<br />

ihre Kontakte pflegt, die Bilder mit dem<br />

Handy sind sprichwörtlich. Und wenn Bedarf<br />

besteht, gibt es jederzeit die Möglichkeit,<br />

miteinander zu sprechen.<br />

W+M: Die Wende in der DDR erlebten Sie<br />

als Pastorin <strong>im</strong> Kirchenkreis We<strong>im</strong>ar. Woran<br />

denken Sie speziell, wenn Sie persönlich auf<br />

die Zeit des Umbruchs und Ihre Entwicklung<br />

in den letzten 25 Jahren blicken?<br />

Christine Lieberknecht: Ich war damals<br />

nicht nur Pastorin <strong>im</strong> Landkreis We<strong>im</strong>ar. Ich<br />

war DDR-weit in der evangelischen Jugendarbeit<br />

tätig. Unvergessen ist mir der 9. November<br />

1989, als ich in Berlin war. Da hatten<br />

wir gerade <strong>im</strong> Keller des Berliner Doms den<br />

ersten nichtstaatlichen Jugendverband gegründet<br />

– die CDJ, den Jugendverband der<br />

CDU, aus der dann später die Junge Union<br />

wurde. Ich hielt dort ein recht emotionales<br />

Plädoyer für die Wiederherstellung der Länder.<br />

Bei dieser Konferenz erreichte uns dann<br />

die Kunde, dass die Mauer offen ist.<br />

W+M: Könnten Sie sich vorstellen, nach ihrer<br />

Zeit als Ministerpräsidentin noch einmal<br />

als Pastorin zu arbeiten?<br />

Christine Lieberknecht: Ich kann mir so<br />

vieles vorstellen. Eines weiß ich: Langweilig<br />

wird es mir nie werden.<br />

Interview: Karsten Hintzmann<br />

und Frank Nehring<br />

Foto: Susann Welscher<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


02<br />

4<br />

<br />

<br />

W+M Abo | 33<br />

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der Energiewende: Welche Schritte<br />

sind jetzt unbedingt zu gehen?<br />

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neues Ostprogramm<br />

Thüringer Wirtschaftsminister<br />

<strong>im</strong> Schattenkabinett der SPD<br />

„Bei Innovationen<br />

wird nicht gekürzt“<br />

Forschungsministerin Wanka zur<br />

Förderung in den neuen Ländern<br />

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Schwarzer Schatz<br />

in der Lausitz<br />

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Brüssel – was nun?<br />

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Rostocker mischt<br />

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<strong>Gründerzeit</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Osten</strong><br />

Im<br />

Interview:<br />

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Lieberknecht<br />

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Interview mit Brandenburgs Ministerpräsident:<br />

Dietmar Woidke spricht über Ziele,<br />

Energiewende und Länderehe<br />

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www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


34 | W+M Politik<br />

Dohnanyi-Kolumne<br />

Aufholjagd muss fortgesetzt werden<br />

Der 9. November 1989 entblößte eine<br />

DDR-Wirtschaft, die zu schwach<br />

war, um in Freiheit zu überleben.<br />

Ein staatlich getragener „Aufbau Ost“ war<br />

die unvermeidliche Antwort.<br />

Aber anders als Polen und die übrigen mittel-<br />

und osteuropäischen Länder konnte<br />

dies nicht ein Staat mit eigener Währung<br />

sein. Die sofortige Vereinigung mit der alten<br />

BRD war unausweichlich. Denn eine<br />

neue und wiederum künstliche Grenze mit<br />

Pass- und Zollkontrollen mitten in Deutschland<br />

– und mitten in Berlin – war undenkbar<br />

und auch politisch undurchführbar:<br />

Man hätte sie sofort erneut gestürmt.<br />

Doch die Vereinigung unter einer starken<br />

D-Mark und mit dem kostspieligen Sozialsystem<br />

der alten Bundesrepublik verschlang<br />

viel Geld. Die Region der ehemaligen<br />

DDR hätte damals eine Welle mutiger<br />

Unternehmensgründungen gebraucht<br />

– aber da ging man dann eben lieber gleich<br />

nach Polen, die Slowakei, Ungarn oder noch<br />

weiter nach <strong>Osten</strong>; wegen der niedrigeren<br />

Löhne und günstigeren Gesamtkosten.<br />

In den Industriestandorten der DDR gab es<br />

viele Arbeitnehmer, die oft nur in diesen<br />

Betrieben und auf diesem Technikstand<br />

einsetzbar waren. Eine Erneuerung durch<br />

betriebliche Dezentralisation und unternehmerischen<br />

Gründergeist wäre erforderlich<br />

gewesen, aber das war aus Kostengründen<br />

schwierig.<br />

Außerdem war in jahrzehntelanger Propaganda<br />

das freie Unternehmertum als Klassenfeind<br />

verungl<strong>im</strong>pft worden. Und bürgerliche<br />

Eigenverantwortung hatte ebenfalls<br />

unter sozialistischem Kollektivismus<br />

gelitten. Dennoch erlebten wir eine St<strong>im</strong>mung<br />

des Aufbruchs: Erstickte Freiheit und<br />

individuelle Tatkraft drängten nach vorn.<br />

Aber die Bedingungen waren eben aus Währungs-<br />

und Kostengründen oft erschwert.<br />

Dennoch: Die Aufbruchst<strong>im</strong>mung zu nutzen<br />

war wichtig. Und wo es gelang, ortsnahe<br />

Unternehmer zu mobilisieren, zeigten<br />

gerade diese oft beachtliche Erfolge <strong>im</strong><br />

„Aufbau Ost“.<br />

Heute ist diese erste Aufbruchst<strong>im</strong>mung<br />

verflogen; wirtschaftlicher Alltag best<strong>im</strong>mt<br />

das gesellschaftliche Kl<strong>im</strong>a Deutschlands.<br />

Aber die „neuen“ Länder dürfen ihre Aufholjagd<br />

nicht aufgeben. Anders als <strong>im</strong> Westen<br />

fehlt es ja <strong>im</strong> <strong>Osten</strong> nicht an moderner<br />

Infrastruktur. Aber neue Ideen, Unternehmensgründungen,<br />

Wagniskapital und eine<br />

privatwirtschaftlich-orientierte, staatliche<br />

Aufbaustrategie bleiben unerlässlich.<br />

Dazu bedarf es nicht nur guter ökonomischer<br />

Rahmenbedingungen, einer anregenden<br />

Wissenschafts- und Forschungsnähe<br />

und risikobereiter Banken. Die Wirtschaftspolitiker<br />

der neuen Länder wissen<br />

das. Aber auch das politische Kl<strong>im</strong>a der<br />

Parteien muss sich danach richten: Marktwirtschaft<br />

segelt nicht gut mit Gegenwind!<br />

Die sinnlose Kapitalismusschelte der Linken<br />

ist keine gute Werbung für den deutschen<br />

<strong>Osten</strong>.<br />

Unser Kolumnist Klaus von Dohnanyi<br />

ist Wirtschaftsexperte und war von<br />

1972 bis 1974 Bundesminister für Bildung<br />

und Wissenschaft und von 1981<br />

bis 1988 Erster Bürgermeister der Freien<br />

und Hansestadt Hamburg. Von 1990<br />

bis 1994 arbeitete er an der Privatisierung<br />

des Kombinats Tagebau-Ausrüstungen,<br />

Krane und Förderanlagen TAK-<br />

RAF. Von 2003 bis 2004 war er Sprecher<br />

des Gesprächskreises Ost der Schröder-<br />

Regierung.<br />

Das gilt insbesondere deswegen, weil heute<br />

viele gut ausgebildete junge Menschen<br />

nach Deutschland strömen. Hier wäre eine<br />

große Chance für die neuen Länder, ihre<br />

demographischen und Gründerdefizite anzupacken.<br />

Doch die „neuen“ Länder gelten<br />

leider nicht als offen genug gegenüber Migranten;<br />

gelegentlich wird ihnen sogar<br />

Fremdenfeindlichkeit nachgesagt. Migranten<br />

zeigen aber <strong>im</strong> Westen eine besonders<br />

starke Gründerbereitschaft. Die Frage<br />

der Offenheit für Migration ist deswegen<br />

für die neuen Länder heute besonders<br />

wichtig. Ostdeutschland ist auf Migranten<br />

noch mehr angewiesen als der Westen. Eine<br />

standortbezogene Offensive der „neuen“<br />

Länder für Zuwanderung würde die Gründerchancen<br />

in der neuen Ländern wesentlich<br />

verbessern.<br />

W+M<br />

Foto: Privat<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


W+M Politik | 35<br />

ifo Geschäftskl<strong>im</strong>a Ostdeutschland <strong>im</strong> Mai 2014<br />

Stabilisierung der ostdeutschen<br />

Wirtschaft auf hohem Niveau<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

-25<br />

-30<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

ifo Geschäftskl<strong>im</strong>a und ifo Beschäftigungsbarometer für<br />

die gewerbliche Wirtschaft* Ostdeutschlands<br />

ifo Geschäftskl<strong>im</strong>a und ifo Beschäftigungsbarometer für die<br />

gewerbliche Wirtschaft a) Ostdeutschlands<br />

ifo Geschäftskl<strong>im</strong>a<br />

ifo Beschäftigungsbarometer<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />

Saisonbereinigte Saldenwerte in Prozentpunkten<br />

Quelle: ifo Konjunkturtest 05/2014 ©<br />

ifo Geschäftskl<strong>im</strong>a für die einzelnen Wirtschaftsbereiche<br />

in Ostdeutschland<br />

ifo Geschäftskl<strong>im</strong>a für die einzelnen Wirtschaftsbereiche in<br />

Ostdeutschland<br />

Bauhauptgewerbe<br />

Verarbeitendes<br />

Gewerbe<br />

Groß- und Einzelhandel<br />

Der ifo Geschäftskl<strong>im</strong>aindex für die<br />

gewerbliche Wirtschaft* der ostdeutschen<br />

Bundesländer hat sich <strong>im</strong><br />

Mai etwas verschlechtert. Die pess<strong>im</strong>istischen<br />

St<strong>im</strong>men in der ostdeutschen<br />

Wirtschaft werden wieder etwas<br />

lauter. Mit ihrer derzeitigen Geschäftssituation<br />

sind die Befragungsteilnehmer<br />

in Ostdeutschland nicht<br />

so zufrieden wie noch <strong>im</strong> April 2014.<br />

Auch die Erwartungen an den zukünftigen<br />

Geschäftsverlauf haben sich eingetrübt.<br />

Trotz des Rückgangs des ifo<br />

Geschäftskl<strong>im</strong>aindex befindet sich<br />

die ostdeutsche Wirtschaft weiter auf<br />

Wachstumskurs. Für den Arbeitsmarkt<br />

in Ostdeutschland hingegen werden<br />

die Wolken am H<strong>im</strong>mel etwas dunkler:<br />

Das ifo Beschäftigungsbarometer für<br />

die ostdeutsche Wirtschaft ist <strong>im</strong> Mai<br />

das dritte Mal in Folge gefallen. Die<br />

hiesigen Unternehmen planen insgesamt,<br />

ihren Personalbestand in der nahen<br />

Zukunft zu reduzieren.<br />

In den einzelnen Bereichen zeigt sich,<br />

mit Ausnahme des Bauhauptgewerbes,<br />

eine ähnliche Tendenz. Während<br />

der Kl<strong>im</strong>aindikator <strong>im</strong> Verarbeitenden<br />

Gewerbe nur min<strong>im</strong>al zurückging,<br />

trübte sich das Geschäftskl<strong>im</strong>a<br />

<strong>im</strong> ostdeutschen Handel merklich ein.<br />

Einzig <strong>im</strong> Bauhauptgewerbe ist eine<br />

Verbesserung zu beobachten.<br />

Robert Lehmann und<br />

Prof. Joach<strong>im</strong> Ragnitz<br />

-40<br />

2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014<br />

Saisonbereinigte Saldenwerte in Prozentpunkten<br />

Quelle: ifo Konjunkturtest 05/2014 ©<br />

*Unter gewerblicher Wirtschaft wird die Aggregation<br />

aus Verarbeitendem Gewerbe, Bauhauptgewerbe<br />

sowie Groß- und Einzelhandel<br />

verstanden.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


36 | W+M Politik<br />

Mindestlohn schwächt Mittelstand<br />

Trotz vielfacher Kritik hält Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles unbeirrt an der geplanten Einführung<br />

des gesetzlichen Mindestlohns fest. Dies trifft besonders die Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer<br />

Unternehmen in Ostdeutschland. Der Unternehmerverband Sachsen fordert deshalb<br />

Korrekturen.<br />

Von Matthias Salm<br />

Für Jürgen Zeibig steht fest: „Die<br />

meisten kleineren Mittelständler<br />

ahnen noch gar nicht, was auf<br />

sie zukommt.“ Zeibig spricht als Vorstandsmitglied<br />

<strong>im</strong> Unternehmerverband<br />

Sachsen, mehr noch aber als von<br />

der Mindestlohn-Regelung betroffener<br />

Unternehmer. Aus Gesprächen mit<br />

vielen sächsischen Unternehmerkollegen<br />

hat Zeibig den Eindruck gewonnen,<br />

dass die Folgen des Mindestlohns<br />

insbesondere für ostdeutsche Mittelständler<br />

bislang noch unterschätzt<br />

werden.<br />

Für den Geschäftsführer eines Oberlausitzer<br />

Industrieunternehmens hingegen<br />

sind die Konsequenzen eines<br />

flächendeckenden Mindestlohns von<br />

8,50 Euro für das eigene Unternehmen<br />

bereits jetzt absehbar. „Es wird zu einem<br />

Abbau von Arbeitsplätzen kommen“,<br />

erklärt Zeibig, demzufolge der<br />

Mindestlohn damit gerade die treffen<br />

werde, denen er eigentlich helfen solle.<br />

Im Gegenzug zu anderen Branchen wie etwa<br />

dem Friseurhandwerk, in denen Unternehmen<br />

bereits angekündigt haben, die Kostensteigerungen<br />

an die Verbraucher weiterzureichen,<br />

stehen beispielsweise Zulieferer der<br />

Automobilindustrie in einem starken Wettbewerb<br />

auch mit Unternehmen jenseits der<br />

Grenze mit deutlich geringerem Lohnniveau.<br />

Ähnlich sieht es der Unternehmerverband<br />

Sachsen, der deshalb seine Kritik an der Mindestlohn-Einführung<br />

in einem jüngst veröffentlichten<br />

Positionspapier eindringlich<br />

formuliert. Diese entzündet sich schon am<br />

Begriff des Mindestlohns, „erfasst er doch<br />

weder die Leistungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld<br />

sowie die Leistungszuschläge<br />

und stellt sich als Grundlohn dar“, heißt es<br />

in dem Positionspapier des Unternehmerverbands,<br />

der stattdessen für eine Lohnuntergrenze<br />

plädiert, bei der diese Leistungen mit<br />

einfließen.<br />

Der Unternehmerverband Sachsen fordert<br />

Korrekturen des Gesetzesentwurfs. Diese<br />

sollten berücksichtigen, dass bei der Einführung<br />

einer Lohnuntergrenze<br />

• eine Differenzierung nach Branchen und<br />

Regionen erfolgen müsse,<br />

• eine Ausnahmeregelung für die von der<br />

Lohnuntergrenze gefährdeten Unternehmen<br />

geschaffen werden müsse,<br />

Erntehelfer erhalten häufig Niedriglöhne.<br />

• sonstige Lohn- und Sonderzahlungen einzubeziehen<br />

sind und<br />

• der Anreiz für Jugendliche bestehen bleibe,<br />

eine Ausbildung anzutreten. Eine Altersgrenze<br />

von 18 Jahren erscheint aus<br />

diesem Grund für nicht ausreichend, da<br />

viele die Ausbildung erst deutlich später<br />

antreten.<br />

Der Mindestlohn gilt ab 1. Januar 2015. Ausnahmen<br />

gibt es bis Anfang 2017 für Branchen<br />

mit einem Tarifvertrag, der Stundenlöhne<br />

von weniger als 8,50 Euro vorsieht.<br />

Ausgenommen sind auch Jugendliche bis 18<br />

Jahre, Langzeitarbeitslose und Pflichtpraktikanten.<br />

Auszubildende bekommen keinen<br />

Mindestlohn.<br />

W+M<br />

Fotos: Alexander Spörr/fotolia.com, Inga Haar, Thomas Kierok, pressmaster/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


W+M Politik | 37<br />

+<br />

Die mittelständischen Unternehmen in Deutschland sind den großen<br />

Konzernen in Sachen Diversity häufig weit voraus. Viele Unternehmen<br />

haben erkannt, dass Frauen in Führungspositionen einen<br />

wichtigen Beitrag leisten: Vielfältig besetzte Management- und<br />

Kontrollgremien sorgen – so das Ergebnis zahlreicher Studien – auch<br />

für bessere Unternehmensergebnisse. Wichtig ist aber vor allem das<br />

Signal nach außen: Wer hoch qualifizierte AbsolventInnen gewinnen<br />

will, muss zeigen, dass Karrierewege <strong>im</strong> Unternehmen beiden<br />

Geschlechtern offen stehen und<br />

dies mit Frauen in Führungspositionen<br />

als Vorbild auch verdeutlichen.<br />

Bei börsennotierten und öffentlichen<br />

Unternehmen hat die freiwillige<br />

Selbstverpflichtung der<br />

Wirtschaftsverbände aus dem<br />

Jahr 2001 bisher keine nachhaltige<br />

Verbesserung gebracht. Daher ist es erforderlich, mit einer Mindestquote<br />

den <strong>im</strong> Grundgesetz geregelten Anspruch auf gleichberechtigte<br />

Teilhabe von Frauen und Männern durchzusetzen. Nur so<br />

kann das Ähnlichkeitsprinzip bei der Auswahl der KandidatInnen<br />

für Spitzenpositionen überwunden werden.<br />

Die Bundesregierung setzt be<strong>im</strong> Gros der Unternehmen weiterhin<br />

auf eine freiwillige Regelung. Sie werden sich künftig an den eigenen<br />

Vorgaben messen lassen müssen. Kleinere Betriebe sind zu Recht<br />

Monika Schulz-<br />

Strelow<br />

Präsidentin<br />

des FidAR<br />

– Frauen in<br />

die Aufsichtsräte<br />

e. V.<br />

Braucht auch der Mittelstand<br />

eine Frauenquote<br />

für Führungspositionen?<br />

ausgespart. Wer dann <strong>im</strong>mer<br />

noch glaubt, null Prozent<br />

Frauen an der Spitze seien<br />

genug, wird gegenüber<br />

Bewerberinnen wie<br />

Kundinnen in Erklärungsnot<br />

geraten.<br />

Unternehmen mit einem<br />

innovativen Selbstverständnis,<br />

die Frauen die<br />

gleichen Chancen<br />

eröffnen<br />

wie Männern,<br />

gehört die<br />

Zukunft.<br />

Mit der Frauenquote von 30 Prozent greift die Politik direkt<br />

in die Personalentscheidungen der Aktionäre großer<br />

Unternehmen ein. Aber als börsennotierte oder mitbest<strong>im</strong>mte<br />

Unternehmen sind auch viele Mittelständler zumindest<br />

von der sogenannten Flexiquote bei der Auswahl von<br />

Vorständen und anderen<br />

Führungspositionen<br />

betroffen.<br />

Sie dürfen zwar<br />

selbst best<strong>im</strong>men,<br />

welchen Frauenanteil<br />

sie sich zum<br />

Ziel setzen. Viele<br />

in der Wirtschaft<br />

befürchten aber,<br />

dass hier ein Einfallstor für weitergehende Pflichten aufgemacht<br />

wird.<br />

Viel sinnvoller wäre es, sich mit den Gründen zu beschäftigen,<br />

warum weniger Frauen als Männer in Spitzenpositionen gelangen.<br />

Vor allem längere Familienpausen, die Beschäftigung<br />

mit wenigen Wochenstunden, fehlende Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie und ein zu enges Berufswahlspektrum<br />

sind hier<br />

ausschlaggebend. Ausreichende<br />

Kinderbetreuung<br />

in Kitas und Ganztagsschulen<br />

sind Grundvoraussetzung<br />

dafür, dass<br />

mehr Frauen Führungsjobs<br />

übernehmen können.<br />

Hier sollte der Staat<br />

ansetzen, damit die<br />

Karriere junger Frauen<br />

mit Kindern in<br />

Top-Positionen<br />

zur Selbstverständlichkeit<br />

wird.<br />

Dr. Eric Schweitzer<br />

Präsident des<br />

Deutschen<br />

Industrie- und<br />

Handels kammertages<br />

(DIHK)<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


38 | W+M Politik<br />

Die Energiewende darf nicht<br />

zum Standortnachteil werden<br />

Die von der Bundesregierung eingeläutete Energiewende birgt enorme Chancen und Entwicklungsperspektiven<br />

für die he<strong>im</strong>ische Wirtschaft. Aber auch erhebliche Risiken. Über all diese<br />

Aspekte soll auf dem Ostdeutschen Energieforum debattiert werden, das am 3. und 4. September<br />

in Leipzig stattfindet. W+M befragte <strong>im</strong> Vorfeld wichtige Teilnehmer des Energieforums zu<br />

Ihren Positionen.<br />

Kosten müssen<br />

kalkulierbar sein<br />

Hartmut Bunsen<br />

Präsident des Unternehmerverbandes<br />

Sachsen<br />

Als Chance sehe ich, dass wir uns durch die<br />

Umsetzung der gesteckten Ziele von Rohstofflieferungen<br />

aus dem Ausland unabhängig<br />

machen können. Die Ukraine-Krise zeigt<br />

uns diese Gefahr gerade mehr als deutlich.<br />

Darüber hinaus müssen wir uns <strong>im</strong>mer wieder<br />

die ökologischen Vorteile vor Auge führen.<br />

Hier können wir weltweit eine Vorreiterrolle<br />

einnehmen.<br />

Wir müssen aber aufpassen, dass die Energiewende<br />

für Deutschland nicht zum finanziellen<br />

Desaster wird. Die Kosten müssen<br />

kalkulierbar bleiben und auf alle gleich<br />

verteilt werden. Die kleinen und mittelständischen<br />

Unternehmen in Ostdeutschland<br />

sind von den steigenden Energiepreisen<br />

schon jetzt besonders stark betroffen. Weitere<br />

Investitionen in die benötigen Netze,<br />

die ja regional auf die Preise umgelegt werden,<br />

kann sich die ostdeutsche Wirtschaft<br />

einfach nicht leisten. Hier muss die Bundesregierung<br />

unbedingt nachbessern und bezahlbare<br />

Energie für alle gewährleisten, unabhängig<br />

vom Standort. Für Gesamtdeutschland<br />

muss der Schwerpunkt auf Forschung<br />

und Entwicklung <strong>im</strong> Bereich der ökonomischen<br />

Speicherung gelegt werden. Nur mit<br />

dieser ist, aus meiner Sicht, die Umsetzung<br />

der Energiewende zu schaffen. Dies werden<br />

wir auf dem 3. Ostdeutschen Energieforum<br />

am 3. und 4. September in Leipzig mit den<br />

Vertretern von Politik, Energiewirtschaft,<br />

Wissenschaft und dem Mittelstand diskutieren<br />

und unsere Forderungen klar artikulieren.<br />

Die neuen Technologien in Bereichen wie<br />

beispielsweise der Solarenergie und -thermie,<br />

Windkraft und Biogas haben tausende<br />

neue Jobs geschaffen und sind mittlerweile<br />

ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Auf den bisherigen<br />

Erfolgen dürfen wir uns aber nicht<br />

ausruhen. Die Forschung und Entwicklung<br />

sowie die Produktion muss in Deutschland<br />

bleiben – dafür haben Politik und Wirtschaft<br />

gemeinsam Sorge zu tragen. Von den steigenden<br />

Energiepreisen sprach ich bereits.<br />

Viele der Mittelständler in Ostdeutschland<br />

stehen <strong>im</strong> nationalen, europäischen und internationalen<br />

Wettbewerb und weitere Preissteigerungen<br />

sind von den recht knappen<br />

Gewinnen nicht abzufedern. Die Mehrheit in<br />

Deutschland hat die Energiewende gewollt,<br />

jetzt müssen wir sie für alle verträglich umsetzen<br />

und uns gegebenenfalls nicht scheuen,<br />

einzelne Ziele zu korrigieren.<br />

Netzentgelte<br />

zu hoch<br />

Wolfgang Topf<br />

Präsident der IHK<br />

zu Leipzig<br />

Die Auswirkungen der Energiewende sind<br />

differenziert zu betrachten. Je nach Branche<br />

kommt sie den einen Unternehmen zugute,<br />

während andere mit großen Belastungen<br />

konfrontiert werden. Einerseits bietet der<br />

Fokus auf erneuerbare Energien viel Innovationspotenzial.<br />

Neue Geschäftsmodelle mit<br />

g uten Renditeaussichten haben sich entwickelt;<br />

<strong>im</strong> Forschungsbereich wurde ein Innovationsschub<br />

ausgelöst. Andererseits ist<br />

die Energiewende mit unerwünschten Nebenwirkungen<br />

verbunden: Deutsche Unternehmen<br />

sehen sich innerhalb Europas mit einem<br />

der höchsten Strompreise konfrontiert,<br />

die sächsischen Unternehmen zusätzlich mit<br />

Netzentgelten über dem Bundesdurchschnitt.<br />

Die steigenden Kostenbelastungen aufgrund<br />

staatlicher Abgaben – allen voran die EEG-<br />

Umlage – werden für sie zum Standortnachteil<br />

innerhalb Europas. Für energieintensive<br />

Unternehmen müssen deshalb weiterhin Ausnahmeregelungen<br />

möglich sein, um Abwanderungen<br />

zu vermeiden. Zumindest führt der<br />

Kostendruck bei den Unternehmen <strong>im</strong>merhin<br />

dazu, mehr für Energieeffizienz zu tun.<br />

Fotos/Graphik: Sächsische Staatskanzlei/Jürgen Jeibmann, Uwe Schossig, angelha/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Energiewende | 39<br />

Europäisierung<br />

der Energiepolitik<br />

Günther Oettinger<br />

EU-Kommissar für Energie<br />

Bei der Energiewende ist auf die richtige Reihenfolge zu achten:<br />

Deutschland braucht dringend eine Initiative für den Netzausbau.<br />

Erst müssen leistungsstarke Verbindungen geschaffen und<br />

parallel dazu Speicherkapazitäten entwickelt werden – dann erst<br />

hat es Sinn, neue Solar- und Windanlagen zu fördern. Wichtig ist<br />

auch, dass die Anlagen an Orten errichtet werden, wo das Verhältnis<br />

zwischen Kosten und Nutzen st<strong>im</strong>mt – also wo die Sonne<br />

zur Genüge scheint, beziehungsweise der Wind auch ausreichend<br />

weht. Das war in der Vergangenheit nicht <strong>im</strong>mer so.<br />

Es bedarf generell einer Europäisierung der Energiepolitik, besonders<br />

auch <strong>im</strong> Hinblick auf die Erneuerbaren. Die Kommission<br />

hat mit den neuen Leitlinien für die Förderung von Erneuerbaren<br />

und den Vorschlägen <strong>im</strong> Rahmen des Energie- und Kl<strong>im</strong>apakets<br />

für 2030, die Ende Juni von den Staats- und Regierungschefs<br />

beraten wurden, wichtige Weichenstellungen in diese Richtung<br />

vorgenommen.<br />

Kohleverstromung<br />

mittelfristig unverzichtbar<br />

Stanislaw Tillich<br />

Ministerpräsident Sachsen<br />

Die Energiewende bietet uns die Chance auf eine nachhaltige Energieversorgung,<br />

unabhängig von Rohstoff<strong>im</strong>porten. Das wird uns aber nur<br />

gelingen, wenn wir die Fehler der Vergangenheit künftig vermeiden.<br />

Die Energiewende gibt es nicht zum Nulltarif – wir dürfen sie aber<br />

auch nicht unnötig weiter verteuern. Deshalb können wir es uns<br />

nicht leisten, mittelfristig aus der Kohleverstromung auszusteigen.<br />

Die Braunkohle ist der Partner der erneuerbaren Energien, denn sie<br />

garantiert als grundlastfähiger und kostengünstiger Energieträger<br />

Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit des Stroms.<br />

Bei der künftigen Förderung der erneuerbaren Energien benötigen<br />

wir zudem mehr marktwirtschaftliche Elemente, um die Kosten vertretbar<br />

zu halten. Die EEG-Novelle ist ein erster Schritt in die richtige<br />

Richtung – weitere, mutigere Schritte müssen folgen. Wenn wir <strong>im</strong><br />

Herbst über weitere Bestandteile der Energiewende – wie die Netzentgelte<br />

oder mögliche Kapazitätsmechanismen – entscheiden, wird sich<br />

zeigen, ob am Ende Chancen oder Risiken überwiegen.<br />

Neue Produkte sind gefragt<br />

Jens-Mathias Diener<br />

Leiter Dezentrale Geschäftsmodelle bei envia<br />

Mitteldeutsche Energie AG (enviaM)<br />

Die Energiewende verändert den Vertrieb fundamental. Die Energieversorgung<br />

wird dezentraler, grüner und effizienter. Der Kunde<br />

möchte Strom zunehmend selbst erzeugen, speichern und vermarkten<br />

und angesichts anhaltend hoher Endkundenpreise möglichst intelligent<br />

und energiesparend nutzen. Dies stellt den Vertrieb vor völlig<br />

neue Herausforderungen. Mit dem klassischen Verkauf von Kilowattstunden<br />

ist es da nicht mehr getan. Gefragt sind neue Produkte<br />

und Dienstleistungen, die den veränderten Kundenbedürfnissen<br />

entsprechen. Wer hier nicht rasch handelt, wird gegenüber der Konkurrenz<br />

sehr schnell das Nachsehen haben. Dies gilt insbesondere<br />

in Ostdeutschland, wo die Energiewende an vielen Stellen sehr viel<br />

weiter vorangeschritten ist als in anderen Regionen Deutschlands.<br />

Ausbau der Stromnetze<br />

alternativlos<br />

Dr. Andreas Reichel<br />

Mitglied des Vorstands der E.DIS AG<br />

Die Energiewende stellt für Netzbetreiber in Ostdeutschland eine große<br />

Chance, aber auch eine enorme Herausforderung dar. Im Netzgebiet<br />

der E.DIS in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, treffen<br />

eine hohe Grünstromeinspeisung und ein geringer Stromverbrauch<br />

aufeinander. So lag der Grünstromanteil <strong>im</strong> Vergleich zum Netzabsatz<br />

der E.DIS in 2013 bei 80 Prozent. Deshalb führt am Ausbau der<br />

Stromnetze – hauptsächlich zum Abtransport des Grünstroms in verbrauchsstarke<br />

Regionen – kein Weg vorbei. Dafür haben wir rund 100<br />

Millionen Euro <strong>im</strong> Jahr eingesetzt, was sich in den Netzentgelten <strong>im</strong><br />

Nordosten niederschlägt. Andererseits sind wir gemeinsam mit einem<br />

Schwesterunternehmen dabei, Speichertechnologien <strong>im</strong> brandenburgischen<br />

Falkenhagen zu erproben, wo aus überschüssigem Windstrom<br />

Wasserstoff hergestellt wird, der dann in den Gasnetzen gespeichert<br />

und später wieder in Strom oder Wärme umgewandelt wird. So könnten<br />

Grünstrom-Einspeisespitzen beherrscht und gleichzeitig nur soviel<br />

neue Leitungen gebaut werden, wie wirklich erforderlich sind.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


40 | W+M Politik<br />

Ostdeutschland nicht<br />

über Gebühr belasten<br />

Iris Gleicke<br />

Parlamentarische Staatssekretärin <strong>im</strong> Bundeswirtschaftsministerium<br />

und Ostbeauftragte<br />

bis 2050 und der globale Trend steigender Rohstoffpreise werden<br />

auch in Zukunft eine verlässliche Grundlage für Unternehmen <strong>im</strong><br />

Bereich der erneuerbaren und energieeffizienten Technologien sein.<br />

Erdgas hat Zukunft<br />

Ostdeutschland ist bei der Erzeugung von Strom aus erneuerbaren<br />

Energien führend und damit Vorreiter bei der Umsetzung der Energiewende,<br />

die dem Industriestandort Ostdeutschland neue Perspektiven<br />

eröffnet, etwa bei den Speichertechnologien, bei der Steuerung<br />

von Energienetzen oder bei der Energieeffizienz. Und dennoch ist<br />

auch <strong>im</strong> <strong>Osten</strong> bei der Energiewende nicht alles eitel Sonnenschein.<br />

So führt der Bau von Windrädern ebenso wie das Thema Netzausbau<br />

zu Akzeptanzproblemen vor Ort, und an der Entwicklung der Stromkosten<br />

und an den <strong>im</strong> <strong>Osten</strong> höheren Netzentgelten gibt es zum Teil<br />

massive Kritik. Die gegenüber Westdeutschland durchschnittlich höheren<br />

Stromkosten dürfen nicht dazu führen, dass die Ostdeutschen<br />

über Gebühr belastet werden. Mit ihrer aktuellen EEG-Reform setzt die<br />

Bundesregierung an, den weiteren Kostenanstieg spürbar zu bremsen<br />

und zugleich die Marktintegration der erneuerbaren Energien voranzutreiben<br />

– der Neustart der Energiewende hat bereits begonnen.<br />

Wachstumspotenziale für<br />

den Mittelstand<br />

Dr. Barbara Hendricks<br />

Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz,<br />

Bau und Reaktorsicherheit<br />

Kl<strong>im</strong>aschutzpolitik und Energiewende haben in Deutschland weitreichende<br />

Anreize für Investitionen, Technologieentwicklung und<br />

Beschäftigung gesetzt. Diese Anreize werden durch global rasant<br />

steigende Rohstoffkosten verstärkt. Erneuerbare und energiesparende<br />

Technologien werden damit weltweit attraktiv. Der Weltmarkt<br />

wird in diesem Bereich bis 2025 um mehr als das Doppelte wachsen.<br />

Deutsche Unternehmen sind hier Weltmarktführer. Insbesondere in<br />

Mittelstand und Handwerk bestehen große Wachstumspotenziale.<br />

Hier entstehen die Arbeitsplätze von morgen. Studien gehen davon<br />

aus, dass die Zahl der Beschäftigten in der Umweltbranche binnen<br />

zehn Jahren um eine Million auf 2,4 Millionen <strong>im</strong> Jahr 2025 steigen<br />

wird. Die deutschen Energiewendebeschlüsse mit ihren Kl<strong>im</strong>azielen<br />

Dr. Karsten Heuchert<br />

Vorstandsvorsitzender der Verbundnetz Gas AG<br />

(VNG)<br />

Die Diskussionen um die Energiewende haben die Erkenntnis gebracht,<br />

dass diese ohne Erdgas nicht zu schaffen ist. Wir brauchen<br />

auch dann Energie, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht<br />

weht. Hier ist Erdgas noch viele Jahrzehnte wegen seiner Flexibilität,<br />

Sauberkeit und Zuverlässigkeit unverzichtbar. Jedoch ist das Potenzial<br />

von Erdgas noch lange nicht ausgeschöpft. Wenn Deutschland und<br />

die EU die CO 2 -Emissionen kostengünstig reduzieren wollen, kommen<br />

sie an Erdgas nicht vorbei – weder <strong>im</strong> Wärme- und Strommarkt noch<br />

bei der Mobilität. In Ostdeutschland hat der Energieträger Erdgas in<br />

den 1990er Jahren schon einmal bewiesen, dass eine Energiewende<br />

möglich ist, denn gemeinsam mit unseren kommunalen Partnern<br />

haben wir das mit Hilfe von Kohlevergasung hergestellte Stadtgas<br />

durch das umweltfreundliche Erdgas ersetzt. Auch <strong>im</strong> anbrechenden<br />

Zeitalter der erneuerbaren Energien wird Erdgas ein nachhaltiger<br />

Bestandteil einer sicheren, kl<strong>im</strong>afreundlichen und bezahlbaren<br />

Energiezukunft in Europa sein.<br />

Transparenz be<strong>im</strong> Netzausbau<br />

Boris Schucht<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung von 50Hertz<br />

Die Energiewende gilt als größtes Transformationsprojekt seit der<br />

Wiedervereinigung. Gerade für die neuen Länder stellt der Systemumbau<br />

hin zu den Erneuerbaren eine große wirtschaftliche Chance<br />

dar. Der Anteil des grünen Stroms am Gesamtstromverbrauch <strong>im</strong><br />

50Hertz-Gebiet lag 2013 bereits bei 37 Prozent. Dies ist eine Erfolgsstory,<br />

die fortgeschrieben werden muss!<br />

Größte Herausforderung ist, Gesellschaft und Politik auf diesem Weg<br />

Fotos/Graphik: Bundesregierung/Sandra Steins, VNG AG/Michael Handelmann, angelha/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


OSTDEUTSCHES ENERGIEFORUM<br />

03./04. SEPTEMBER 2014<br />

ENERGIE FÜR DIE ZUKUNFT<br />

3. SEPTEMBER 2014<br />

ERÖFFNUNGSABEND IM HOTEL<br />

‘THE WESTIN LEIPZIG’ VERANSTALTET<br />

DURCH DIE IHK ZU LEIPZIG<br />

ab 19:00 Uhr<br />

Eintreffen der Gäste / Registrierung<br />

19:30 Uhr<br />

Begrüßung der Gäste durch die Veranstalter<br />

Dr. Thomas Hofmann, Hautgeschäftsführer<br />

der IHK zu Leipzig und Hartmut Bunsen,<br />

Sprecher der IG der Unternehmerverbände<br />

Ostdeutschlands und Berlins<br />

Europa und die Versorgungssicherheit<br />

Günther Oettinger, EU-Kommissar für Energie<br />

(in Anfrage)<br />

Thema in Abst<strong>im</strong>mung<br />

Christian Lindner, Bundesvorsitzender<br />

der FDP – Die Liberalen<br />

anschließend Get-together<br />

Buffet<br />

4. SEPTEMBER 2014<br />

ab 8:30 Uhr<br />

Eintreffen der Gäste / Registrierung/ Kaffee/Tee<br />

9:00 Uhr<br />

Begrüßung durch Hartmut Bunsen,<br />

Sprecher der IG der Unternehmerverbände<br />

Ostdeutschlands und Berlin<br />

9:15 Uhr<br />

Was macht die Bundesregierung, um die<br />

Ungleichheit zwischen Ost und West bei den<br />

Belastungen der Energiewende mittelfristig<br />

abzubauen?<br />

Iris Gleicke, Parlamentarische Staatssekretärin<br />

be<strong>im</strong> Bundesminister für Wirtschaft und Energie<br />

und Beauftragte der Bundesregierung für die<br />

neuen Bundesländer<br />

9:45 Uhr<br />

Welche Rolle spielt der Energiestandort<br />

Ostdeutschland – Fragen und Antworten<br />

aus Sicht der EWE AG<br />

Dr. Werner Brinker, Vorsitzender des<br />

Vorstandes der EWE AG<br />

10:15 Uhr<br />

Die Herausforderungen der<br />

Energieversorgung der Zukunft –<br />

dezentrale Lösungen <strong>im</strong> Spannungsfeld<br />

zwischen Speichermöglichkeiten und<br />

Versorgungssicherheit<br />

Mike Winkel, Mitglied des Vorstandes<br />

der E.ON SE<br />

10:45 Uhr<br />

Energiewende 2.0 – Herausforderungen<br />

für Ostdeutschland<br />

T<strong>im</strong> Hartmann, Vorstandsvorsitzender der<br />

envia Mitteldeutsche Energie AG<br />

11:15 Uhr<br />

Braunkohle als Wirtschaftsfaktor<br />

Ostdeutschlands. Welche Rolle spielt<br />

die Braunkohle bei der Umsetzung der<br />

Energiewende?<br />

Tuomo J. Hatakka, Vorsitzender der<br />

Geschäftsführung der Vattenfall GmbH<br />

11:45 – 13:15 Uhr<br />

Mittagspause<br />

FORUM 1 | 13:15 – 14:15 UHR<br />

ENERGIEEFFIZIENZ<br />

UND BEZAHLBARE ENERGIE<br />

Moderation: Dr. Ralf Neubauer, ehemaliger<br />

stellvertretender Chefredakteur ‘DIE WELT’<br />

Impulsreferat: Dr. Andreas Reichel,<br />

Vorstandsmitglied der E.DIS AG<br />

Podiumsdiskussion mit<br />

Dr. Hubertus Burkhart, Vorstandsvorsitzender<br />

der Kübler & Niethammer Papierfabrik<br />

Kriebstein AG<br />

Christian Pegel, Minister für Energie,<br />

Infrastruktur und Landesentwicklung des Landes<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Dr. Mathias Reuschel, Vorsitzender S&P-Gruppe<br />

Jochen Stotmeister, Vorstandsvorsitzender<br />

der Sto AG<br />

FORUM 2 | 13:15 – 14:15 UHR<br />

VERSORGUNGSSICHERHEIT,<br />

KONVENTIONELLE KRAFTWERKE IM<br />

SPANNUNGSFELD DER PREISE<br />

Moderation: Thilo Boss, Leiter<br />

Wirtschaftsressort der SuperIllu<br />

Impulsreferat: Boris Schucht, Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der 50Hertz Transmission<br />

GmbH<br />

Podiumsdiskussion mit:<br />

Dr. Frank Büchner, Leiter Energy Sector<br />

Siemens Deutschland<br />

Ralf Christoffers, Minister für Wirtschaft<br />

und Europaangelegenheiten des Landes<br />

Brandenburg (in Anfrage)<br />

Dr. Christof Günther, Geschäftsführer der<br />

InfraLeuna GmbH<br />

FORUM 3 | 14:30 – 15:30 UHR<br />

WIRTSCHAFTLICHKEIT VON<br />

SPEICHERMÖGLICHKEITEN – WIE LANG<br />

MUSS DIE BRÜCKE AUS GAS UND<br />

BRAUNKOHLE SEIN?<br />

Moderation: Bernd Hilder, Chefredakteur der<br />

Thüringischen Landeszeitung<br />

Impulsreferat: Dr. Joach<strong>im</strong> Geisler,<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung der MIBRAG<br />

Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH<br />

Podiumsdiskussion mit<br />

Frank Blome, Geschäftsführer der Li-Tec Battery<br />

GmbH (in Anfrage)<br />

Dr. Volker Busack, Geschäftsführer der VNG<br />

Gasspeicher GmbH<br />

Jochen Staschewski, Staatssekretär <strong>im</strong><br />

Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und<br />

Technologie<br />

Michael Kretschmer, MdB, Generalssekretär<br />

des CDU-Landesverbandes Sachsen<br />

FORUM 4 | 14:30 – 15:30 UHR<br />

DEZENTRALE GESCHÄFTSMODELLE –<br />

CHANCEN DER ENERGIEWENDE NUTZEN<br />

Moderation: Tobias Frevel, Geschäftsführer der<br />

Energieforen Leipzig GmbH<br />

Impulsreferat: N.N.<br />

Podiumsdiskussion mit:<br />

Jens-Mathias Diener, Leiter Dezentrale<br />

Geschäftsmodelle der envia Mitteldeutsche<br />

Energie AG (enviaM)<br />

Klaus Lellé, Vorstandsvorsitzender der Halloren<br />

Schokoladenfabrik AG<br />

Arnold Vaatz, MdB, stellvertretender<br />

Vorsitzender der CDU/CSUFraktion<br />

15:30 – 16:00 Uhr<br />

Kaffeepause<br />

16:00 Uhr<br />

Thema in Abst<strong>im</strong>mung<br />

Dr. Karsten Heuchert, Vorstandsvorsitzender<br />

der VNG – Verbundnetz Gas AG<br />

16:30 Uhr<br />

Auswirkungen der Energiepolitik des Bundes<br />

auf Ostdeutschland<br />

Stanislaw Tillich, Ministerpräsident des<br />

Freistaates Sachsen<br />

17:00 Uhr<br />

Ziele und Ausblick / Abschlussbuffet<br />

Interessengemeinschaft der<br />

Unternehmerverbände<br />

www.ostdeutsches-energieforum.de<br />

UV<br />

Ostdeutschlands und Berlin<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


42 | W+M Politik<br />

„mitzunehmen“. Die Zauberworte lauten Transparenz‚ Verständnis<br />

und Akzeptanz. Den für das Gelingen der Energiewende nötigen Netzausbau<br />

werden wir nur schaffen, wenn wir in Zivilgesellschaft und<br />

Bundesländern breites Verständnis finden. Deshalb ist die derzeitige<br />

öffentliche Diskussion gut; alle Argumente gehören auf den Tisch.<br />

50Hertz stellt sich diesem Diskurs aktiv. Als Dienstleister an der Gesellschaft<br />

werden wir unsere Leitungen nicht gegen Bürger und Politik<br />

bauen. Aber eines ist klar: Ohne Akzeptanz kein Netzausbau,<br />

und ohne Netzausbau keine Energiewende.<br />

Versorgungsengpässe vermeiden<br />

Dr. Joach<strong>im</strong> Geisler<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung der<br />

Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft mbH<br />

(MIBRAG)<br />

Damit die Energiewende gelingt, muss der Ausbau der Erneuerbaren<br />

besser gesteuert und mittel- bis langfristig ihre Integration in den<br />

Energiemarkt erfolgen. Sonst laufen wir Gefahr, dass die Strompreise<br />

<strong>im</strong>mer weiter steigen. Ich halte es für richtig, dass Deutschland<br />

seine Energieversorgung insgesamt breiter aufstellt. Dafür braucht<br />

es Zeit, Realitätssinn, den Ausbau der Netze und Speichermöglichkeiten.<br />

Nur so können Versorgungsengpässe vermieden werden. Wir<br />

sehen die Erneuerbaren nicht als Konkurrenz zu unserer Braunkohle,<br />

sondern als Partner. Deutschland kann auch in Zukunft nicht auf<br />

die fossilen Energieträger verzichten. Gerade die Braunkohle leistet<br />

zahlreiche Beiträge dazu, dass die Versorgung von Haushalten und<br />

Industrie mit Strom und Wärme sicher und bezahlbar bleibt. In einem<br />

Industrieland wie Deutschland hängen Wohlstand und Arbeitsplätze<br />

an dieser Frage. Die Politik sollte daher darauf achten, diesen<br />

positiven Beitrag der Braunkohle nicht zu gefährden.<br />

Generationenprojekt braucht<br />

Akzeptanz<br />

Dr. Heiko Sanders<br />

Finanzvorstand der EWE AG<br />

Wir sind dabei, die Energieversorgung in Deutschland nachhaltig in<br />

Richtung erneuerbarer Energien umzubauen und uns unabhängiger<br />

von fossilen Brennstoffen zu machen. Dabei gehen wir viele Schritte<br />

früher als andere und zahlen Lehrgeld, gewinnen aber unter dem<br />

Strich einen Vorsprung, der die deutsche Wirtschaft <strong>im</strong> globalen Wettbewerb<br />

stärkt. Unterschiedliche Schwerpunkte finden sich dabei eher<br />

zwischen Stadt und Land sowie zwischen nördlichen und südlichen<br />

Bundesländern. Auch in Ostdeutschland mit seinem teilweise sehr<br />

hohen Zubau an Erneuerbaren geht es darum, diesen Zuwachs besser<br />

mit dem Netz und den Verbrauch intelligenter mit der Erzeugung zu<br />

harmonisieren, um die Kosten zu begrenzen. Am wichtigsten aber ist,<br />

die Menschen vor Ort in die Entwicklungen einzubeziehen, um nicht<br />

noch mehr Akzeptanz für die Energiewende zu verlieren. Denn davon<br />

würde sich dieses Generationenprojekt vermutlich nicht erholen.<br />

Braunkohle gehört zum<br />

Energiemix<br />

Tuomo J. Hatakka<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung der<br />

Vattenfall GmbH<br />

Eine verlässliche und zukunftsfähige Stromversorgung braucht neben<br />

den erneuerbaren Energien eine gesicherte, jederzeit verfügbare<br />

Leistung, wie sie die Braunkohle zur Verfügung stellen kann. Beide<br />

gemeinsam gehören in den Energiemix der nächsten Jahrzehnte.<br />

Die Partnerschaft zwischen der Braunkohle und den erneuerbaren<br />

Energien ist bereits heute gelebte Praxis. Braunkohlekraftwerke sind<br />

der Anker <strong>im</strong> energiewirtschaftlichen System. Gerade weil sie schon<br />

heute flexibel reagieren können, gelingt es überhaupt, den hohen<br />

Anteil der Erneuerbaren <strong>im</strong> Netz unterzubringen.<br />

Die Lausitzer Braunkohle ist ein tragender Pfeiler der deutschen Wirtschaft.<br />

Wenn wir über Versorgungssicherheit, Kosteneffizienz und<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Energieversorgung sprechen, führt an Kohle<br />

in Deutschland, Europa und weltweit kein Weg vorbei. Nur mit der<br />

he<strong>im</strong>ischen Braunkohle als verlässlichem Partner der Erneuerbaren<br />

haben wir die ökonomische Sicherheit, den ambitionierten Weg in<br />

eine mögliche Vollversorgung durch erneuerbare Energien gehen zu<br />

können, ohne dabei untragbare Risiken einzugehen.<br />

Graphik: angelha/fotolia.com<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Energiewende | 43<br />

Ostdeutsche Unternehmen befürworten<br />

zunehmend Energiewende<br />

Die Zust<strong>im</strong>mung der energieintensiven Unternehmen in Ostdeutschland zur Energiewende hat<br />

sich seit 2012 fast verdoppelt. Mittlerweile befürwortet eine Mehrheit die Energiewende und die<br />

damit zusammenhängenden Maßnahmen.<br />

Die Zust<strong>im</strong>mung der Bevölkerung in Ostdeutschland<br />

zur Energiewende ist unverändert<br />

hoch. 73 Prozent der Bürger aus den<br />

neuen Ländern stehen nach wie vor hinter<br />

dem Umbau der Energieversorgung. Auch die<br />

Kommunen beurteilen die Neuausrichtung<br />

der Energieversorgung mit 74 Prozent ähnlich<br />

positiv. Erstmals befürworten aber auch<br />

die energieintensiven Unternehmen Ostdeutschlands<br />

mehrheitlich die Energiewende<br />

(61 Prozent). Dies ergab eine Studie der<br />

envia Mitteldeutsche Energie AG (enviaM),<br />

für die – gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum<br />

Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur<br />

und Daseinsvorsorge e. V. der Universität<br />

Leipzig – 1.650 Haushalte, 789 Kommunen<br />

und 388 Unternehmen der energieintensiven<br />

Industrie in Ostdeutschland befragt wurden.<br />

Bürger, Kommunen und Unternehmen: Befürworten Sie die<br />

Energiewende und die damit zusammenhängenden Maßnahmen?<br />

Ja<br />

Haushalte 2014<br />

Haushalte 2013<br />

Haushalte 2012<br />

Komunen 2014<br />

Komunen 2013<br />

Komunen 2012<br />

Quelle: Studie „Energiewelt Ost 2014“<br />

37 %<br />

47 %<br />

61 %<br />

Unternehmen 2014<br />

Unternehmen 2013<br />

Unternehmen 2012<br />

73 %<br />

76 %81<br />

%<br />

74 %<br />

71 %<br />

69 %<br />

Unternehmen: Haben Sie <strong>im</strong> Rahmen der Energiewende Ihr Einkaufsverhalten<br />

bezüglich Gas-/Strombezug angepasst?<br />

ja und Anpassung geplant (2014)<br />

ja (2013)<br />

nein<br />

Wenn ja, in welcher Form?<br />

Langfristverträge mit Preisbindung<br />

Bündelung des Energiebezugs<br />

Ausbau der Eigenerzeugung<br />

Sonstiges<br />

7 %<br />

2014<br />

Quelle: Studie „Energiewelt Ost 2014“<br />

14 %<br />

20 %<br />

18 %<br />

2013<br />

33 %<br />

34 %<br />

40 %<br />

40 %<br />

48 %<br />

47 %<br />

66 %<br />

67 %<br />

Die Bezahlbarkeit von Energie ist für Haushalte,<br />

Kommunen und energieintensive Unternehmen<br />

das beherrschende Thema be<strong>im</strong><br />

Umbau der Energieversorgung. Alle Befragten<br />

halten es für wahrscheinlich, dass die<br />

Strompreise weiter erheblich steigen werden<br />

und befürworten angesichts dessen mit großer<br />

Mehrheit Bestrebungen zur Unabhängigkeit<br />

der Stromversorgung. Gemeint ist damit,<br />

Strom selbst zu erzeugen und zu verbrauchen.<br />

Der Großteil der Unternehmen hat zudem<br />

sein Einkaufsverhalten be<strong>im</strong> Strom- bzw.<br />

Gasbezug in Folge der Energiewende angepasst<br />

oder plant dies für die Zukunft (66 Prozent).<br />

Bevorzugt werden hier vor allem Langfristverträge<br />

mit Preisbindung. Spielten diese<br />

<strong>im</strong> letzten Jahr noch für 20 Prozent der<br />

Unternehmen eine Rolle, werden sie <strong>im</strong> laufenden<br />

Jahr bereits von 48 Prozent der Befragten<br />

favorisiert. Hoch <strong>im</strong> Kurs steht mit<br />

konstanten 40 Prozent weiterhin die Bündelung<br />

des Energiebezugs. Dagegen ist das Interesse<br />

an der Eigenerzeugung deutlich gesunken.<br />

In 2014 treiben nur 18 Prozent der<br />

befragten energieintensiven Unternehmen<br />

den Ausbau der Eigenerzeugung von Energie<br />

voran. Im letzten Jahr waren es noch 47<br />

Prozent und damit knapp die Hälfte der befragten<br />

Unternehmen.<br />

Die gesamte Studie kann unter www.energiezukunft-ostdeutschland.de<br />

eingesehen<br />

werden.<br />

Janine Pirk-Schenker<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


44 | W+M Politik<br />

Regionaler Wildwuchs bei Stromnetzentgelten<br />

weder berechtigt noch wettbewerbsfördernd<br />

Die Diskussion über Chancen und Risiken der Energiewende ist in der Gesellschaft angekommen.<br />

Und dies ist gut so, denn alle Fakten und Argumente gehören öffentlich debattiert, will man für<br />

mehr Verständnis und Akzeptanz in Gesellschaft und Politik werben. Bei dieser vielschichtigen<br />

Diskussion geht es um zahlreiche Themen, wie Versorgungssicherheit, Infrastrukturausbau oder<br />

Standortfragen bei Erzeugungsanlagen. Es geht aber <strong>im</strong>mer auch um die Frage der Kosten, kein<br />

Wunder angesichts steigender Strompreise für Privathaushalte und Wirtschaft in den letzten Jahren.<br />

Von Boris Schucht<br />

Dominierte bislang das Thema EEG-Förderung<br />

und das dazu gehörige Umlageverfahren<br />

die öffentliche Kostendebatte,<br />

scheint nun das Thema Netzentgelte<br />

stärker in den Fokus zu rücken. Hierfür sorgen<br />

nicht zuletzt aktuelle Studien <strong>im</strong> Auftrag<br />

politischer Akteure. So forderte jüngst<br />

der sächsische Ministerpräsident Stanislaw<br />

Tillich, angesichts deutschlandweit unterschiedlich<br />

hoher regionaler Netzentgelte für<br />

Haushalts-, Gewerbe- und Industriekunden,<br />

ein bundeseinheitliches Netzentgelt. Eine<br />

Studie der Technischen Universität Dresden<br />

<strong>im</strong> Auftrag der Staatskanzlei Sachsens hatte<br />

erneut klar festgestellt, dass es zum Teil<br />

eine erhebliche Kluft bei den Netzentgelten<br />

gibt zwischen ländlichen Regionen und Städten<br />

einerseits sowie zwischen dem Nordosten<br />

und dem Westen beziehungsweise Süden<br />

Deutschlands andererseits.<br />

Dass dies aus standortpolitischen Gründen<br />

kritisiert und der Ruf nach einem bundesweit<br />

einheitlichen Netzentgelt laut wird, liegt<br />

auf der Hand. Auch für 50Hertz, als Übertragungsnetzbetreiber<br />

(ÜNB) in den neuen<br />

Bundesländern sowie Berlin und Hamburg<br />

tätig, wäre die Schaffung eines bundesweit<br />

einheitlichen Netzentgeltes „bis zur Steckdose“<br />

ein langfristig anzustrebendes Ziel.<br />

Zwar beträgt der Anteil der Netzentgelte des<br />

ÜNB am Strompreis von Haushaltskunden nur<br />

drei bis vier Prozent und der der Verteilnetzbetreiber<br />

(VNB) rund 16 bis 17 Prozent, doch<br />

es sind vor allem diese regional unterschiedlich<br />

hohen Netzentgelte, die für die generellen<br />

Strompreisunterschiede sorgen.<br />

Zusammensetzung des Strompreises für einen Haushaltskunden.<br />

Steuern, Abgaben und Umlagen<br />

Strombeschaffung, Vertrieb<br />

50 %<br />

30 %<br />

16,5 %<br />

3,5 %<br />

Netznutzungsentgelt<br />

Verteilnetzbetreiber<br />

Netznutzungsentgelt<br />

Übertragungsnetzbetreiber<br />

Quelle: 50Hertz<br />

Was sind die Gründe für die großen Netzentgeltdifferenzen?<br />

• Hohe Investitionskosten und hohe betriebliche<br />

Kosten<br />

Netzbetreiber wie 50Hertz, in deren Gebiet<br />

ein hoher Anteil von erneuerbaren Erzeugungsanlagen<br />

installiert ist, weisen nicht<br />

nur hohe Investitionen in den Netzausbau<br />

auf, sondern haben auch höhere betriebliche<br />

Kosten für die Integration des volatilen<br />

grünen Stroms ins elektrische System – hierunter<br />

fallen zum Beispiel Kosten für Redispatch,<br />

also Kosten für Eingriffe in die Fahrweise<br />

von konventionellen Kraftwerken bei<br />

Netzengpässen, und Entschädigungszahlungen<br />

bei Einsenkung von EEG-Anlagen. Obwohl<br />

diese Eingriffe das gesamte elektrische<br />

System stabilisieren, werden deren Kosten,<br />

<strong>im</strong>merhin jährlich ein dreistelliger Millionenbetrag,<br />

nur vom Nordosten Deutschlands<br />

getragen.<br />

• Historisch bedingte Netzinvestitionen aus<br />

der Nachwendezeit<br />

Nach der Wiedervereinigung mussten die<br />

Netze der DDR gründlich renoviert und umgebaut<br />

werden. Diese historisch bedingten<br />

Investitionen werden noch heute über Abschreibungen<br />

in den ostdeutschen Bundesländern<br />

getragen.<br />

• Geringere Siedlungs- und Verbrauchsdichte<br />

Regionen mit hohem Anteil an Grünstrom<br />

sind meist dünner besiedelt und verfügen<br />

über weniger industrielle Verbraucher. Damit<br />

können die Entgelte dort auf weniger Verbraucher<br />

umgelegt werden – was ebenfalls<br />

zu höheren Netzentgelten für jeden Einzelnen<br />

führt.<br />

• Vermiedene Netzentgelte für volatile Einspeiser<br />

Ein gewichtiger Faktor sind die sogenannten<br />

„vermiedenen Netzentgelte“, ein Relikt<br />

aus der Zeit der ersten dezentralen Anlagen:<br />

Man ging vor einigen Jahren davon aus, dass<br />

der vor Ort erzeugte Strom auch komplett vor<br />

Ort verbraucht werden kann. Deshalb wurde<br />

gesetzlich festgelegt, dass VNB mit vielen<br />

dezentralen Anlagen aus Photovoltaik und<br />

Wind mit zusätzlichen Kosten belegt werden,<br />

Foto: Christian Drechsel, 50Hertz<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Energiewende | 45<br />

und Marktprozesse effizienter zu gestalten,<br />

sollte langfristig ein bundesweit einheitliches<br />

Netzentgelt bis zur Steckdose (also sowohl<br />

auf ÜNB- wie VNB-Ebene) geschaffen<br />

werden. Als Zwischenschritte und zur Vermeidung<br />

des weiteren Auseinanderdriftens<br />

der Netzentgelte müssten zunächst die auf<br />

der Verteilnetzebene anfallenden „vermiedenen<br />

Netzentgelte“ für volatil einspeisende<br />

Anlagen (also Photovoltaik und Wind) sofort<br />

abgeschafft und Kosten für die Systemintegration<br />

der Erneuerbaren bundesweit gewälzt<br />

werden. Zudem könnten die Netzentgelte der<br />

ÜNB zunächst vereinheitlicht werden. Dabei<br />

ist weiterhin durch hohe Kostenkontrolle<br />

der Regulierungsbehörden auf Effizienz jedes<br />

einzelnen Netzbetreibers genau zu achten.<br />

da die einen geringeren Ausbaubedarf hätten.<br />

Die Erfahrung der letzten Jahre hat allerdings<br />

das Gegenteil gezeigt: Der Ausbau<br />

von Wind und Photovoltaik führt zu einem<br />

höheren Ausbaubedarf, sowohl be<strong>im</strong> ÜNB<br />

als auch be<strong>im</strong> VNB – insbesondere durch die<br />

Rückspeisung in die vorgelagerten Netze. Für<br />

VNB in Gegenden mit hohem Anteil an Wind<br />

und Photovoltaik heißt das: Sie bleiben heute<br />

auf Kosten, die ihnen de facto insbesondere<br />

durch die Ein- und Rückspeisung der<br />

Wind- und Sonnenenergie entstehen, sitzen.<br />

Zusätzlicher Druck auf die Netzentgelte entsteht<br />

seit geraumer Zeit durch die Regelungen<br />

zum sogenannten Eigenverbrauch. Eigenversorger<br />

sind derzeit von Netzentgelten<br />

komplett befreit. Hierdurch ist es sowohl für<br />

Industrie- als auch Privatkunden attraktiv,<br />

durch Eigenversorgung die eigenen Kosten<br />

zu reduzieren – zu Lasten der Allgemeinheit.<br />

Quelle:<br />

ene‘t GmbH<br />

Übersicht über die Netzentgelte in Deutschland in Cent pro<br />

Kilowattstunde (kWh) bei einem Abnahmefall von 4.000 kWh <strong>im</strong> Juli 2014.<br />

Denn die Eigenversorger profitieren <strong>im</strong>mer<br />

noch von der Bereitstellung und der Rundum-<br />

Verfügbarkeit des Netzes, zahlen aber nicht<br />

mehr für diese Dienstleistung. Die Zahl derer,<br />

die Eigenversorgung betreiben, n<strong>im</strong>mt<br />

bei Unternehmen und Haushalten stetig zu<br />

– die Zahl derer, die die Kosten für einen sicheren<br />

Netzbetrieb tragen, n<strong>im</strong>mt durch dieses<br />

falsche Anreizsystem hingegen stetig ab.<br />

Um dieser wachsenden Entsolidarisierung an<br />

den Kosten der Bereitstellung eines sicheren<br />

elektrischen Systems entgegen zu wirken,<br />

bietet sich an, bei der Berechnung der Entgelte<br />

künftig stärker die Größe des Netzanschlusses<br />

(Kapazität) in Rechnung zu stellen<br />

und weniger den Verbrauch (Arbeit).<br />

Und was ist darüber hinaus zu tun? Um eine<br />

faire Verteilung der Kosten der Systemintegration<br />

erneuerbarer Energien zu erreichen<br />

Die jetzige Form der Netzentgeltberechnung,<br />

die die regionalen Disparitäten in Deutschland<br />

fördert, ist energie(wende)politisch weder<br />

fair noch standortpolitisch berechtigt.<br />

Sie hemmt zudem den Wettbewerb bei den<br />

Stromvertrieben, wenn diese bundesweit<br />

agieren wollen und mit regional und lokal<br />

unterschiedlichen Netzentgelttarifen von<br />

knapp 900 Netzbetreibern zu tun haben. Dies<br />

macht es kaum möglich, nachhaltige Angebote<br />

für Kunden in verschiedenen Regionen anzubieten.<br />

Von einem wettbewerbsorientierten<br />

„Level Playing Field“ zur bundesweiten<br />

Stromvermarktung kann man so nur bedingt<br />

sprechen. Aus all diesen Gründen wäre ein<br />

bundesweit einheitliches Netzentgelt zielführend.<br />

In welchen Schritten dies politisch<br />

umzusetzen geht, bleibt abzuwarten. W+M<br />

Zur Person<br />

Boris Schucht (47) ist seit<br />

2010 Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

von<br />

50Hertz. Zuvor war er<br />

kauf männischer Vorstand<br />

bei der WEMAG AG in<br />

Schwerin und fünf Jahre lang Geschäftsführer<br />

der Vattenfall Europe Venture<br />

GmbH in Berlin.<br />

50Hertz sorgt mit über 800 Mitarbeitern<br />

für den Betrieb und Ausbau des Übertragungsnetzes.<br />

Darüber hinaus ist das Unternehmen<br />

für die Führung des elektrischen<br />

Gesamtsystems auf den Gebieten<br />

der Bundesländer Berlin, Brandenburg,<br />

Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />

verantwortlich.<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


46 | W+M International<br />

Rostocker Schiffsdesigner erobern<br />

den Weltmarkt<br />

Schiffsprojekte aus einer Hand bietet die Neptun Ship Design GmbH. Vom ersten Entwurf über<br />

das Design und die Detailplanung bis zu den Tests bei der See-Erprobung. Der All-in-one-Service<br />

des Rostocker Ingenieurbüros ist weltweit in der Schiffbaubranche gefragt. Von Thomas Schwandt<br />

Bei der ersten Bordbesichtigung<br />

kann der künftige<br />

Schiffseigner bis in den<br />

letzten Winkel blicken. In Laderäume,<br />

in Maschinenräume,<br />

auf die Brücke. Veränderungswünsche<br />

en détail werden per<br />

Mausklick erledigt. Der virtuelle<br />

Modell-Check in 3D ermöglicht<br />

es dem Reeder, sein Schiff bereits<br />

kennenzulernen, bevor auf<br />

der Werft die erste Stahlplatte<br />

zugeschnitten wird. „Das komplette<br />

Schiff ist <strong>im</strong> Rechner“,<br />

sagt Helge Sell, Geschäftsführer<br />

von Neptun Ship Design in<br />

Rostock. „Der computeran<strong>im</strong>ierte<br />

Rundgang erlaubt unkompliziert<br />

Modifizierungen und reduziert<br />

aufwendige Nacharbeiten<br />

be<strong>im</strong> Bau des Schiffes.“<br />

Vor zwei Jahrzehnten haben<br />

<strong>im</strong> Konstruktionsbereich einer<br />

Werft etwa 120 Mitarbeiter<br />

gut ein Jahr dafür benötigt, ein<br />

neues Schiff zu entwickeln und<br />

die Unterlagen für die Produktion<br />

zu erstellen. Heute schaffen<br />

ebenso viele Mitarbeiter bei<br />

Neptun Ship Design jährlich drei<br />

bis vier Schiffe. Das Ingenieurbüro hat seine Wurzeln in der einst<br />

volkseigenen Neptun Werft, die an der Warnow, unweit der Rostocker<br />

City, Frachtschiffe mit einer Tragfähigkeit von bis zu 17.000 Tonnen<br />

fertigte. Auch Schiffbauingenieur Helge Sell gehörte zu den 7.000<br />

Mit diesem Typ eines 1.200-TEU*-Containerfrachters gelang Neptun<br />

Ship Design der Einstieg in den chinesischen Markt.<br />

Beschäftigen <strong>im</strong> Stammbetrieb. Als Leiter der Abteilung Schiffbau<br />

stand er zu Beginn der 90er Jahre gemeinsam mit Chefkonstrukteur<br />

Gerald Hadaschik vor der undankbaren Aufgabe, sehr viele Leute entlassen<br />

zu müssen. „In der Privatisierungsphase war politisch ent-<br />

Foto/Graphik: Thomas Schwandt, NSD<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


W+M International | 47<br />

schieden worden, eine der vier großen Werften <strong>im</strong><br />

Nordosten dicht zu machen. Es traf Neptun, auch<br />

weil in Warnemünde eine zweite Werft am Standort<br />

Rostock existierte.“<br />

Sell und Hadaschik erkannten in dem Niedergang<br />

aber auch die Chance für einen beruflichen Neustart.<br />

Sie gründeten ihr eigenes Ingenieurbüro<br />

Neptun Stahlkonstruktion. „Mit 16 Ingenieuren<br />

legten wir los“, blickt der heute 54-jährige Sell zurück.<br />

Im vereinten Deutschland habe es damals einen<br />

„wahnsinnigen Überhang an Ingenieuren in<br />

der marit<strong>im</strong>en Industrie“ gegeben. Aber anders als<br />

<strong>im</strong> Westen war <strong>im</strong> DDR-Schiffbaukombinat bereits<br />

Ende der 80er Jahre begonnen worden, Computertechnik<br />

in der Konstruktion einzusetzen. Entsprechend<br />

kostengünstiger konnten die Rostocker ihre Dienstleistungen<br />

anbieten. „Die westdeutschen Werften haben das Preisgefälle bei der<br />

Auftragsvergabe gnadenlos ausgenutzt.“<br />

Neben Neptun Stahlkonstruktion waren mit Neptun Engineering und<br />

der Wismarer Ingenieursgesellschaft zwei weitere, in den 1990er Jahren<br />

gegründete marit<strong>im</strong>e Dienstleister aus der Region unterwegs. Die<br />

drei Büros ergänzten sich in den schiffbaulichen Bereichen Stahlbau/Design,<br />

Maschinentechnik und Ausrüstung/Innenausstattung.<br />

„Wir konnten zwar alle ingenieurtechnischen Felder abdecken, doch<br />

bei der Jagd nach Aufträgen marschierte jedes Büro für sich.“ Das<br />

erschwerte es, größere Projekte zu ordern, bei denen der Kunde „alles<br />

aus einer Hand“ wünscht.<br />

Fokussiert auf den deutschen Markt wehte den Schiffbauingenieuren<br />

von der Warnow wenig später zudem ein kräftiger Ostwind der<br />

Konkurrenz aus Polen, Bulgarien und Kroatien entgegen. Die Büros<br />

dort waren „nur halb so teuer“. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war<br />

klar: „Wir müssen raus aus dem hiesigen Markt, uns internationaler<br />

aufstellen.“ Sell und Hadaschik sowie die Geschäftsführer Roland<br />

Gräber von Neptun Engineering und Stephan Merkel von der Wismarer<br />

Ingenieurgesellschaft rückten enger zusammen. „Ganzheitliche<br />

Projekte“, wie Sell sagt, sollten die Chance erhöhen, in Asien und<br />

anderen aufstrebenden Schiffbaumärkten Fuß zu fassen. Als erste<br />

ganzheitliche Referenz konnten sie zur Jahrtausendwende das Fischereischutzboot<br />

„Seeadler“ vorweisen, das auf der Wolgaster Peene-<br />

Werft gebaut wurde und für das sie das Gesamtdesign erstellt hatten.<br />

Schließlich gelang 2003 der Sprung auf den chinesischen Markt. Im<br />

Bunde mit der Reederei Buss aus dem niedersächsischen Leer. Deutsche<br />

Schifffahrtsunternehmer ließen zu jener Zeit vor allem Containerfrachter<br />

in China bauen. Die Rostocker Spezialisten hatten für<br />

Buss das Schiffsprojekt eines 1.200-TEU*-Frachters realisiert. Damit<br />

<strong>im</strong> Gepäck beauftragte die Reederei in China die Ouhua-Werft, zwölf<br />

Schiffe dieses Typs zu bauen.<br />

Spezialschiffe für die Offshore-Industrie gehören zu den Schiffstypen,<br />

die bei Neptun Ship Design entwickelt werden.<br />

Als 2008 infolge der globalen Finanzkrise der Containerschiff-Boom<br />

<strong>im</strong>plodierte, waren die Rostocker international bereits gut verankert,<br />

so auch auf dem amerikanischen Kontinent. Das erleichterte den Umstieg<br />

auf Spezialschiffe für die Offshore-Industrie, für Schwerlast-<br />

Projektladung und Rohstofftransporte. Ein Anteil von 20 Prozent internationaler<br />

Fachkräfte <strong>im</strong> Team, Wissenstransfer mit der Universität<br />

Rostock und ein Forschungsetat in Höhe von zehn Prozent des<br />

Umsatzvolumens (zwölf Millionen Euro) gewährleisten langfristig<br />

das erforderliche Know-how.<br />

Neptun Ship Design hat sich auch auf die Umrüstung vorhandener<br />

Schiffe spezialisiert. So muss auf vielen Frachtern umweltschonende<br />

Technik eingebaut werden, um verschärfte Emissions-Regulierungen<br />

in der Schifffahrt zu erfüllen. An Bord werden die Maschinenräume<br />

visuell erfasst und dann auf das jeweilige Schiff zugeschnittene Lösungsvarianten<br />

entworfen. Auch ist Neptun Ship Design führend in<br />

das Forschungsprojekt „Polar“ integriert. Zehn Firmen und drei Institutionen<br />

aus Mecklenburg-Vorpommern entwickeln technische Lösungen<br />

zur Lagerung und zum Transport von Erdgas aus der Arktis.<br />

Konkret forschen Sell und Co. zu einer schw<strong>im</strong>menden Plattform, auf<br />

der unter arktischen Bedingungen Erdgas verflüssigt werden soll.<br />

Das Polargebiet stellt auch an die benötigten Spezialschiffe höchste<br />

Anforderungen. Sie müssen noch bei minus 60 Grad Celsius einwandfrei<br />

funktionieren. Für die Rostocker Experten ist das kein Problem.<br />

„Wir sind in der Lage, jedes erdenkliche Schiff zu projektieren“,<br />

sagt Sell stolz und in der Gewissheit, dass 2010 mit der Fusion<br />

der drei Ingenieurbüros zur Neptun Ship Design GmbH die Basis dafür<br />

geschaffen wurde. Die einstigen vier Firmenchefs bilden heute<br />

das Führungsquartett. Schiffsprojekte aus einer Hand sind längst<br />

Markenzeichen des Shipdesign-Büros, das vom alten Neptun-Werft-<br />

Gelände aus weltweit operiert.<br />

W+M<br />

* TEU = Twenty-foot Equivalent Unit, Einheit zur Zählung von<br />

ISO-Containern und Ladekapazität von Schiffen<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


48 | W+M Ratgeber Finanzen<br />

Pflichten erfüllt – Chancen verkannt<br />

Der deutsche Mittelstand hat die Umstellung auf die SEPA-Verfahren fast vollständig vollzogen.<br />

Doch eine Vielzahl von Unternehmen sieht in der Umstellung mehr Aufwand als Nutzen, wie<br />

eine aktuelle Umfrage der Commerzbank AG belegt.<br />

Von Matthias Salm<br />

Die Überraschung kam <strong>im</strong> Januar: Statt der<br />

Umstellung des Zahlungsverkehrs auf die SE-<br />

PA-Formate zum 1. Februar gewährte Brüssel<br />

Unternehmen eine zusätzliche sechsmonatige<br />

Übergangsfrist. Aus Sicht des deutschen<br />

Mittelstands hätte es dieser Fristverlängerung<br />

allerdings kaum bedurft: Laut einer <strong>im</strong> Auftrag<br />

der Commerzbank AG von der Bielefelder<br />

Fachhochschule des Mittelstands (FHM)<br />

durchgeführten Befragung unter mittelständischen<br />

Unternehmen hatten bereits zum 1.<br />

Februar 91,6 Prozent der Unternehmen ihre<br />

SEPA-Vorbereitungen abgeschlossen. Weitere<br />

acht Prozent gingen davon aus, dass sie den<br />

Umstellungsprozess bis zum 1. August vollzogen<br />

haben werden.<br />

Allerdings räumten einige Unternehmen bei<br />

der Umstellung qualitative Abstriche ein. So<br />

konnten 79 Prozent der befragten Mittelständler<br />

bei der SEPA-Einführung alle fachlichen<br />

Gesichtspunkte berücksichtigen. 21 Prozent<br />

beschränkten sich bisher nur auf die Erfüllung<br />

der Mindestanforderungen.<br />

Die Pflicht ist also weitgehend erfüllt – doch<br />

den Nutzen der SEPA-Verfahren können viele<br />

Mittelständler nicht erkennen. 69 Prozent<br />

der Unternehmen gaben an, durch SEPA bisher<br />

keine Vorteile für den eigenen Betrieb verwirklicht<br />

zu haben. Gerade Firmen ohne internationale<br />

Geschäftskontakte scheinen SEPA<br />

kritisch zu sehen. Moniert wurden die Kosten<br />

der SEPA-Einführung und eine hohe Fehleranfälligkeit,<br />

etwa aufgrund unübersichtlicher<br />

und unterschiedlich langer IBAN in Europa<br />

oder wegen der erschwerten Zuordnung<br />

von Zahlungen.<br />

„Es ist bedenklich, dass einem Teil der Mittelständler<br />

noch <strong>im</strong>mer nicht bewusst ist, was<br />

die neuen SEPA-Verfahren überhaupt leisten<br />

können“, urteilt Volker Wittberg, verantwortlicher<br />

Leiter der Umfrage. Sein Fazit: „Die Chancen<br />

von SEPA sind unentdeckt.“<br />

Frank-Oliver Wolf, Global Head Cash Management<br />

& International Business bei der Commerzbank<br />

AG und SEPA-Experte des Kreditinstituts,<br />

rät Mittelständlern deshalb, sich mit<br />

den Möglichkeiten von SEPA intensiver auseinanderzusetzen:<br />

„SEPA bietet Chance und<br />

Impuls gleichermaßen, den Zahlungsverkehr<br />

zu vereinheitlichen und das Clearing zu beschleunigen.<br />

Wir empfehlen deshalb insbesondere<br />

unseren Firmenkunden, die noch<br />

‚Restarbeiten‘ erkannt haben, generelle Opt<strong>im</strong>ierungsoptionen<br />

zu prüfen.“ Eine solche<br />

Opt<strong>im</strong>ierung der Abläufe kann dazu genutzt<br />

werden, den Zahlungsverkehr <strong>im</strong> Unternehmen<br />

einfacher und billiger zu gestalten und<br />

von einem schnelleren Zahlungsfluss zu profitieren.<br />

W+M<br />

33 Länder vereint<br />

SEPA ist das Kürzel für die 33 Länder<br />

umfassende „Single Euro Payments<br />

Area“. Neben den 28 EU-Staaten gehören<br />

dazu auch die Schweiz, Liechtenstein,<br />

Island, Norwegen, Monaco<br />

und San Marino. Mit SEPA werden in<br />

Deutschland europaweit einheitliche<br />

Verfahren für den bargeldlosen Zahlungsverkehr<br />

eingeführt. Zu den Vorteilen<br />

der SEPA-Verfahren zählt beispielsweise,<br />

dass grenzüberschreitende<br />

Bankgeschäfte innerhalb eines<br />

Arbeitstages abgewickelt werden<br />

können. Auslandsüberweisungen sollen<br />

künftig nicht mehr teurer sein als<br />

Geldtransfers <strong>im</strong> Inland.<br />

Anteil von SEPA-Zahlungen an allen<br />

Überweisungen in Deutschland in Prozent<br />

2013 – Q1<br />

2013 – Q2<br />

2013 – Q3<br />

2013 – Q4<br />

2014 – Januar<br />

2014 – Februar<br />

2014 – März<br />

2014 – April<br />

8,7 %<br />

10,6 %<br />

13,9 %<br />

33,2 %<br />

58,5 %<br />

77,9 %<br />

80,3 %<br />

86,5 %<br />

Quelle: Commerzbank AG, EZB<br />

Foto: Rainer Sturm/pixelio.de, Joach<strong>im</strong> Kloock<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


W+M Medienpartnerschaft | 49<br />

Lübzer Pils-Ostsee-Meeting<br />

14. – 17. August 2014, Traditionsrennbahn Bad Doberan–Heiligendamm<br />

Programm:<br />

14.08.: Eröffnungsrenntag um den Glashäger Cup<br />

15.08.: Renntag und Ladies Day/Hutwettbewerb<br />

16.08.: Großer Lübzer Pils Ostseepreis/Goldene Peitsche von<br />

Bad Doberan<br />

17.08.: Lotto Mecklenburg-Vorpommern-Renntag<br />

Preise:<br />

Eintrittskarten: 4 – 8 €<br />

Tribünenkarten: 8 – 11 €<br />

VIP-Karten: 60 – 105 €<br />

Vorbestellung VIP-Karten telefonisch unter 0381 6438062 oder per E-Mail unter info.treffpunkt@ospa.de.<br />

Kartenvorverkauf ab Mitte Juli: Tourist-Information Doberan-Heiligendamm, Severinstraße 6, 18209 Bad<br />

Doberan, www.bad-doberan-heiligendamm.de.<br />

www.doberaner-renntage.de<br />

22. August 2014<br />

12:00 – 18:30 Uhr<br />

ab 19:00 Uhr Abendveranstaltung<br />

Golfpark Strelasund<br />

Kaschow 14, 18516 Süderholz<br />

Preise: 55 € Turnier, 30 € Schnupperkurs<br />

Anmeldung bis 8. August 2014<br />

per E-Mail an info@uv-vorpommern.de<br />

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50 | W+M Ratgeber<br />

Unterschätztes Risiko<br />

Der Vertrieb verdient das Geld, die Produktion realisiert<br />

die Aufträge – so wird das Unternehmen am Leben erhalten,<br />

wächst und gedeiht. Der Einkauf und die Lieferantenbeziehungen<br />

werden dagegen oft vernachlässigt.<br />

Der kürzlich aufgedeckte Korruptionsskandal am Berliner<br />

Flughafen BER <strong>im</strong> Zusammenhang mit dem Inhaber<br />

eines sächsischen Projektierungsbüros und BER-Technikmanagers<br />

in Personalunion hat deutlich gezeigt, welche<br />

Risiken für Unternehmer gerade in Einkaufs- und Lieferantenbeziehungen<br />

liegen.<br />

Ein externer Blick in die Abläufe in diesem Bereich bringt<br />

nicht nur zusätzliche Liquidität, sondern bewahrt auch<br />

vor nachhaltigen Imageschäden. Und nicht zuletzt: Auch<br />

die Banken und Finanzierungspartner sind Lieferanten<br />

fürs Unternehmen und sollten vom Unternehmer ab und<br />

an einem Rentabilitätscheck unterzogen werden.<br />

Die Sozietät bdp Bormann, Demant & Partner mit ihren<br />

Büros in Berlin und Dresden begleitet die Leser von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> in diesem Jahr bei Finanzierungsund<br />

Steuerthemen. Scheuen Sie sich nicht, uns zu fragen,<br />

was Sie bewegt. Wir freuen uns auf Sie.<br />

Ihr Michael Bormann<br />

bdp.Berlin@bdp-team.de<br />

Liquiditätsreserven<br />

Unternehmen jeder Größenordnung können<br />

Der Einkauf ist insbesondere in produzierenden Unternehmen regelmäßig,<br />

noch vor dem Personal, der größte Kostenblock in der Firma.<br />

In manchen Unternehmen macht der Materialeinsatz bis zu 75<br />

Prozent der Umsatzerlöse aus. Dennoch wird er oft wie das fünfte<br />

Rad am Wagen behandelt. „Mitarbeiter fristen ihr Dasein als einfache<br />

Disponenten, vielfach führen die Einkäufer neben dem Einkauf<br />

noch weitere Nebentätigkeiten aus, die IT-Infrastruktur ist veraltet,<br />

kurzum, der gesamte Beschaffungsprozess ist unproduktiv und<br />

ineffizient organisiert“, berichtet Steffen Russ von der bdp Venturis<br />

Management Consultants GmbH und rät, den Einkauf als strategische<br />

Komponente zu betrachten. „Der Einkaufsvorgang darf sich<br />

nicht in der klassischen Erfüllung von Bedarfsmeldungen erschöpfen“,<br />

so Russ. „Regelmäßig liegen <strong>im</strong> Einkauf die meisten Reserven.<br />

Fünf bis zehn Prozent lassen sich nach der Reorganisation <strong>im</strong><br />

Einkauf <strong>im</strong>mer sparen und schaffen so frische Liquidität <strong>im</strong> Unternehmen.“<br />

Be<strong>im</strong> Restrukturierungsprozess können externe Berater<br />

oft hilfreich sein.<br />

Einkaufsvolumina werden üblicherweise in A-, B- und C-Kategorien<br />

unterteilt: Dabei machen die Kategorien A und B mit einer kleinen<br />

Anzahl, manchmal nur von fünf bis 15 Artikeln oder Komponenten,<br />

bis zu 95 Prozent des Einkaufsvolumens aus. Das restliche Umsatzvolumen<br />

in der Kategorie C macht wiederum 70 bis 80 Prozent aller<br />

Artikel aus, die in einem Unternehmen geordert werden. Dies sind<br />

meist so genannte Pfennigartikel, wie Gegenstände für den Instandhaltungsbedarf,<br />

Arbeitsschutz oder Bürobedarf.<br />

Es empfiehlt sich, den Einkauf als Ganzes <strong>im</strong> Blick zu behalten,<br />

in die Fertigungssteuerung einzubinden und das Lieferantenmanagement<br />

zu professionalisieren. Für klein- und mittelständische<br />

Foto: Brenda Carson/shutterstock<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Steuern und Management | 51<br />

Versteuerung<br />

des Chef-Gehalts<br />

<strong>im</strong> Einkauf heben<br />

ihr Beschaffungsmanagement opt<strong>im</strong>ieren<br />

Unternehmen bieten sich der Zusammenschluss zu Einkaufsgemeinschaften und die<br />

Nutzung moderner, so genannter e-Procurement-Einkaufsplattformen an. Diese offerieren<br />

nicht nur die Bestellabwicklung, sondern vereinfachen und reduzieren durch<br />

monatliche Sammelrechnungen den Buchungsaufwand erheblich. So können die monatlichen<br />

Rechnungen bei Vorhandensein entsprechender Schnittstellen auch direkt<br />

in das Buchhaltungssystem des Unternehmens eingespeist werden. Auch Zahlungskonditionen<br />

sollten möglichst vereinheitlicht und Skontozahlungen genutzt werden.<br />

„Je größer die Firma oder je schneller sie gewachsen ist, desto mehr unterschiedliche<br />

Zahlungskonditionen gibt es hier“, so Russ. Dabei müssen die Lieferanten nicht <strong>im</strong>mer<br />

die preiswertesten Anbieter sein. Über höhere Einkaufsvolumen können durchaus<br />

bessere Konditionen erreicht werden. Mehr und mehr geht der Trend auch dahin,<br />

dass komplette Lieferketten aufgebaut werden, etwa für vorgefertigte Komponenten<br />

(Supply-Chain-Management). Dies wird vor allem von Automobilzulieferern oder auch<br />

Maschinenbauern genutzt.<br />

Ebenfalls erhebliche Liquiditätsreserven lassen sich durch die Opt<strong>im</strong>ierung von Lagerbeständen<br />

heben. In vielen Unternehmen werden über längere Zeit Lagerbestände angehäuft,<br />

ohne diese regelmäßig einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Hier kann<br />

die Analyse des Verbrauchsverhaltens für die einzelnen Artikel und eine darauf abgest<strong>im</strong>mte<br />

Opt<strong>im</strong>ierung des Bestellverhaltens beträchtliche Liquiditätsreserven freisetzen.<br />

Kritisch – und richtig teuer – wird es, wenn Schutzmaßnahmen gegen Betrug und Korruption<br />

<strong>im</strong> Unternehmen vernachlässigt werden. Folgende Aspekte gilt es hier zu beherzigen:<br />

So sollte das Vier-Augen-Prinzip bei Bestellvorgängen gelten, Nebentätigkeiten<br />

oder indirekte finanzielle Beteiligung bei Geschäftspartnern angezeigt werden.<br />

Das „Anfüttern“ der Mitarbeiter durch Einladungen, Geschenke und Ähnliches ist<br />

tunlichst zu vermeiden oder sollte zumindest nachvollziehbar sein. Festgeschriebene<br />

Richtlinien für die Mitarbeiter <strong>im</strong> Einkauf und für Lieferanten sind daher unerlässlich.<br />

Sind mit dem Gesellschafter-Geschäftsführer<br />

Lohnvereinbarungen getroffen worden, fließt<br />

der Lohn – unabhängig von der tatsächlichen<br />

Zahlung – bereits <strong>im</strong> Zeitpunkt der Fälligkeit<br />

zu. Dann muss er lohnversteuert werden. Mit<br />

Schreiben vom 12. Mai 2014 hat das Bundesministerium<br />

der Finanzen (BMF) zur Frage Stellung<br />

genommen, wann ein Zufluss bei einem<br />

Verzicht auf Lohnbestandteile vorliegt. Das BMF<br />

macht den Lohnzufluss von der wirtschaftlichen<br />

Passivierungspflicht abhängig. Wäre demnach<br />

bereits eine Lohnverbindlichkeit einzustellen,<br />

egal ob es gemacht wurde oder nicht,<br />

führt der Verzicht zu Lohnzufluss und verdeckter<br />

Einlage. Erfolgt der Verzicht vorher, liegt<br />

kein Lohnzufluss vor. Der ganze Vorgang hat<br />

bei der Gesellschaft keinerlei Ergebnisauswirkung.<br />

Somit bleibt es dabei, dass ein rückwirkender<br />

Verzicht grundsätzlich zu zu versteuerndem<br />

Arbeitslohn führt (BMF VI R 24/12).<br />

Buchung von<br />

Forderungen<br />

Bezahlt eine GmbH Ausgaben, die eigentlich<br />

dem Gesellschafter zuzurechnen sind, oder erhält<br />

der Gesellschafter Gelder, die eigentlich der<br />

GmbH gehören, müsste die GmbH eine Forderung<br />

einbuchen. Unterbleibt diese Forderungsbuchung,<br />

kann diese später nur noch sehr eingeschränkt<br />

<strong>im</strong> Rahmen einer Bilanzberichtigung<br />

korrigiert werden. Mit zwei aktuellen Urteilen<br />

hat der Bundesfinanzhof (BFH) dies noch<br />

einmal bekräftigt. Nur bei einer wirklich versehentlichen<br />

Nichteinbuchung kann eine spätere<br />

Korrektur erfolgen. Ansonsten liegt eine<br />

verdeckte Gewinnausschüttung vor (BFH VB<br />

33/13).<br />

Für den redaktionellen Inhalt der Seiten 50/51 zeichnet die Sozietät bdp Bormann, Demant & Partner Berlin verantwortlich.<br />

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52 | W+M Ratgeber<br />

Exzellente Kaffeespezialitäten sind mit einem<br />

Kaffeevollautomaten <strong>im</strong> Büro ein Kinderspiel.<br />

Auf Knopfdruck diverse Kaffeespezialitäten<br />

Auch <strong>im</strong> Büro wird inzwischen ein breites Angebot an Kaffeespezialitäten erwartet. Um Gästen<br />

und Mitarbeitern ohne großen Aufwand einen Espresso oder Cappuccino anbieten zu können,<br />

empfiehlt sich ein moderner Vollautomat. Ein Überblick über Auswahlkriterien und aktuelle<br />

Modelle.<br />

Von Anke Templiner<br />

Auch wenn in vielen Büros <strong>im</strong>mer noch Filterkaffeemaschinen genutzt<br />

werden, gibt es eine zunehmende Nachfrage nach Kaffeevollautomaten.<br />

Denn diese bieten viele Vorteile <strong>im</strong> Büroalltag – selbst<br />

in kleineren Bürogemeinschaften. Zum Beispiel macht es einen guten<br />

Eindruck, Gästen eine Vielzahl an Kaffeespezialitäten anbieten zu<br />

können. Außerdem muss so niemand mehr das Kaffeekochen für alle<br />

übernehmen. Und Betrieb und Reinigung des Gerätes laufen größtenteils<br />

von selbst.<br />

Grundausstattung<br />

Kaffeevollautomaten, die <strong>im</strong> Büro genutzt werden, verfügen in der<br />

Regel über ein Mahlwerk, um jede Tasse Kaffee mit frisch gemahlenen<br />

Bohnen zubereiten zu können, sowie über eine Aufschäumdüse<br />

für Milchschaum. Egal ob der Milchschaum mit Frischmilch oder<br />

Milchpulver zubereitet wird, eine tägliche Reinigung des Milchwegs<br />

ist ein Muss, um die Ke<strong>im</strong>bildung zu verhindern. Ein Automat sollte<br />

deshalb über ein integriertes Spül-/Reinigungs-/Entkalkungsprogramm<br />

verfügen, das auch unerfahrene Nutzer nicht überfordert.<br />

Für eine einfache Reinigung ist zudem ein entnehmbares Brühelement<br />

empfehlenswert.<br />

Wie viele Tassen pro Tag?<br />

Eines der wichtigsten Kriterien für die Wahl des Kaffeeautomaten<br />

ist die Anzahl der täglichen Tassenbezüge. Denn wenn dieser unterschätzt<br />

wird, kann es zur dauerhaften Überforderung des Gerätes<br />

kommen. Die 20-Tassen-Marke ist bei vielen Herstellern der Grenzwert<br />

zwischen Vollautomaten für den He<strong>im</strong>bedarf und solchen, die<br />

für Büro oder Gewerbe geeignet sind. Viele Kaffeevollautomaten besitzen<br />

einen internen Zähler, um diesen Wert zu ermitteln. Wird die<br />

Maschine häufiger genutzt als empfohlen, kann sich die Garantiezeit<br />

(in der Regel zwölf Monate) deutlich verkürzen.<br />

Wichtige Features<br />

Um verschiedenste Trinkvorlieben bedienen zu können, sollte der Automat<br />

mindestens fünf unterschiedliche Kaffeespezialitäten anbieten<br />

und es auch erlauben, die Kaffeestärke individuell einzustellen. Wichtig<br />

ist außerdem die Möglichkeit des Heißwasserbezugs für Teetrinker,<br />

um einen zusätzlichen Wasserkocher zu sparen. Ein nettes Extra,<br />

jedoch nicht zur Grundausstattung eines Automaten für die Büronutzung<br />

gehörend, ist die Einstellbarkeit von Temperatur und Druck.<br />

Ein großer Wassertank spart häufiges Nachfüllen, ist aber bei einigen<br />

Armaturen in der Büroküche manchmal schwer zu füllen. Praktisch ist<br />

ein Festwasseranschluss, den viele Hersteller zumindest als Option<br />

anbieten. Wer die Kaffeebohnen nicht so häufig nachfüllen möchte,<br />

sollte auf die Größe des Bohnenbehälters achten.<br />

Gute Bedienung<br />

Damit die Kaffeeversorgung bei jedem Mitarbeiter problemlos funktioniert,<br />

sollte der Kaffeeautomat leicht zu bedienen und zu warten<br />

sein. Empfehlenswert sind deshalb ein übersichtliches Display und<br />

leicht verständliche Bedienelemente. Für eine angenehme Arbeitsatmosphäre<br />

sollte die Nutzungslautstärke nicht über 70 Dezibel liegen.<br />

Finanzierung/Beschaffung<br />

Kaffeevollautomaten können entweder gekauft – die Preise liegen<br />

zwischen rund 450 und 4.700 Euro je nach Ausstattung – oder gemietet<br />

bzw. geleast werden. Fast alle Hersteller bieten die Geräte zum<br />

Kauf, viele entweder die Miet- oder die Leasingmöglichkeit. Letztere<br />

werden meist zusammen mit einer Telemetrielösung angeboten.<br />

Diese ermittelt den tatsächlichen Tassenverbrauch und berechnet<br />

danach den Tassenpreis.<br />

W+M<br />

Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Redaktion des<br />

Magazins Das Büro.<br />

Foto: WMF<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Büro | 53<br />

Kaffeemaschinen für fünf bis sieben Nutzer <strong>im</strong> Vergleich<br />

Hersteller/Anbieter<br />

Modell<br />

Empfohlene Tassenbezüge<br />

pro Tag<br />

Dauer der Zubereitung<br />

einer Tasse in Sekunde<br />

Milchzubereitung mit<br />

Frischmilch (F) oder<br />

Milchpulver (P)<br />

Automatische<br />

Abschaltfunktion<br />

(ja/nein)<br />

Höhenverstellbarer<br />

Kaffee-Milchauslauf<br />

(ja/nein)<br />

Füllmenge des Bohnenbehälters<br />

in Gramm<br />

Anzahl der möglichen<br />

Kaffeespezialitäten<br />

Einstellbare<br />

Kaffeestärke (ja/nein)<br />

Möglichkeit des<br />

Heißwasserbezugs für<br />

Tee etc. (ja/nein)<br />

Volumen des Wassertanks<br />

in Liter<br />

Festwasseranschluss<br />

(ja/nein/optional)<br />

Integriertes Spül-/Reinigungs-/Entkalkungsprogramm<br />

(ja/nein)<br />

Lautstärke in<br />

Dezibel<br />

Wartungsverträge<br />

möglich (ja/nein),<br />

Mindestdauer und<br />

Kosten<br />

Beschaffungsmodelle<br />

(Kauf, Miete,<br />

Leasing, etc.)<br />

Coffenco<br />

(Douwe Egberts<br />

Professional)<br />

Cafitesse Excellence<br />

Compact<br />

CUP&CINO<br />

Kaffeesystem-<br />

Vertrieb<br />

Chicco<br />

Jura Kaffee Partner Schaerer<br />

Deutschland<br />

IMPRESSA XJ5<br />

Professional<br />

miniBona<br />

Schaerer Coffee<br />

Joy<br />

SEVERIN<br />

Piccola Classica<br />

KV 8055<br />

Tchibo Coffee<br />

Service<br />

Coffea Compact<br />

WMF<br />

WMF 1200S<br />

50 max. 60 60 max. 100 ca. 40 max. 30 max. 50 max. 100<br />

Kaffee: 15,<br />

Cappuccino: 17,<br />

Latte macchiato:<br />

22<br />

30 Café Crème: 35 ab 15 Durchschnitt: 30 k. A. k. A., abhängig von<br />

Getränk<br />

F (Konzentrat) P F F und P F F P F und P<br />

nein (ECO-Stand<br />

By Modus)<br />

ja ja ja ja ja nein ja<br />

nein nein ja nein ja ja nein ja<br />

1.250 500 500 ca. 500 max. 500 140 500 500<br />

6 9 10 8 6 5 6 12<br />

ja ja ja ja ja ja nein ja<br />

ja ja ja ja ja nein ja ja<br />

4 2,1 4 extern: 15 2,2 1,35 7 4<br />

ja optional optional ja optional nein optional optional<br />

ja ja ja ja ja (Milchschlauchreinigung)<br />

49 k. A. k. A. (andere<br />

Messmethode)<br />

ja, 12 Monate,<br />

ab 265 €<br />

Preis (inkl. MwSt.) 1.795 €<br />

(Kauf)<br />

ja, je nach Mietlaufzeit,<br />

bei Kauf<br />

60 Monate,<br />

mtl. 19 €<br />

ja, individuell<br />

vereinbar<br />

Kauf, Miete Miete, Kauf Kauf, Miete,<br />

Leasing<br />

3.201,10 €<br />

(Kauf)<br />

3.186,22 €<br />

(Kauf)<br />

ja ja ja<br />

< 70 k. A. k. A. < 70 < 70<br />

ja, jederzeit kündbar,<br />

9,95 €pro Woche<br />

(Funktionsgarantie<br />

inklusive aller<br />

Wartungs- und<br />

Materialkosten)<br />

Kauf, Miete,<br />

Leasing, tassengenaue<br />

Abrechnung<br />

per Telemetrie<br />

ab 14 Cent pro<br />

Tasse, monatliche<br />

Miete 99 €<br />

ja, 60 Monate, ab<br />

350 €<br />

Kauf, Miete,<br />

Leasing<br />

1.820 €<br />

(Kauf mit Trinkwassertank)<br />

k. A.<br />

nein nein ja, 36 Monate<br />

Kauf Miete Kauf, Leasing,<br />

Finanzierung<br />

über Röster<br />

3.250 €<br />

(Kauf)<br />

Webadresse www.coffenco.de www.cupcino.de www.jura.com www.kaffeepartner.de<br />

www.schaerergmbh.de<br />

449 € 117,80 €(mtl. Miete,<br />

inklusive Wartung),<br />

36 Monate<br />

Mietlaufaufzeit<br />

www.severin.de www.tchibocoffeeservice.de<br />

www.wmf-kaffeemaschinen.de<br />

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54 | W+M Ratgeber<br />

W+M präsentiert:<br />

Die ostdeutsche Bestsellerliste für<br />

Wirtschaftsliteratur<br />

Die ostdeutsche Bestsellerliste für Wirtschaftsliteratur wird aus<br />

den Verkaufszahlen der größten Buchhandlungen in Brandenburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen<br />

erstellt. Beteiligt haben sich:<br />

Hugendubel Cottbus, Mauerstraße 8, 03046 Cottbus<br />

Hugendubel Erfurt, Anger 62, 99084 Erfurt<br />

Hugendubel Greifswald, Markt 20–21, 17489 Greifswald<br />

Hugendubel Leipzig, Petersstraße 12–14, 04109 Leipzig<br />

Hugendubel Potsdam, Stern-Center 1, 14480 Potsdam<br />

Hugendubel Schwerin, Marienplatz 3, 19053 Schwerin<br />

Ulrich-von-Hutten-Buchhandlung, Logenstraße 8, 15230 Frankfurt/O.<br />

Die Teilnahme steht weiteren Buchhandlungen offen. Schreiben Sie<br />

bei Interesse eine E-Mail an JP@NehringVerlag.DE.<br />

Foto: Silke Kaiser/pixelio.de<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Kultur | 55<br />

Highlights in diesem Sommer<br />

Die schönsten Konzerte<br />

zwischen Rostock und We<strong>im</strong>ar<br />

Brandenburgische Sommerkonzerte<br />

Die Brandenburgischen Sommerkonzerte<br />

sind ein Musikfestival, das jährlich von Juni<br />

bis September an historischen Spielstätten<br />

<strong>im</strong> Land Brandenburg stattfindet. Seit 1990<br />

bietet die Konzertreihe „Klassiker auf Landpartie”<br />

über das klassische Konzertereignis<br />

hinaus ein Beiprogramm, das zur Erkundung<br />

des jeweiligen Konzertortes einlädt.<br />

07.06. – 07.09.2014, verschiedene Orte in<br />

Brandenburg,<br />

Karten: 16 – 49 €<br />

www.brandenburgische-sommerkonzerte.de<br />

Festspiele Mecklenburg-Vorpommern<br />

Seit dem Gründungskonzert <strong>im</strong> Jahr 1990<br />

haben sich die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern<br />

zum drittgrößten Klassikfestival<br />

Deutschlands entwickelt. Rund 120 Konzerte<br />

an über 80 Spielstätten <strong>im</strong> gesamten Land<br />

sowie das „Kleine Fest <strong>im</strong> großen Park” locken<br />

von Juni bis September nach Mecklenburg-<br />

Vorpommern.<br />

20.06. – 21.09.2014, verschiedene Orte in<br />

Mecklenburg-Vorpommern,<br />

Karten: 5 – 125 €<br />

www.festspiele-mv.de<br />

MDR Musiksommer<br />

Der MDR Musiksommer, das Klassik-Festival<br />

für Mitteldeutschland, bietet insgesamt<br />

46 Konzerte an 35 verschiedenen<br />

Orten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und<br />

Thüringen und holt namhafte Klassik-Stars<br />

in Konzerthallen, Kirchen, Museen, Schlösser<br />

und Burgen.<br />

27.06. – 24.08.2014, verschiedene Orte in<br />

Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen,<br />

Karten: 12 – 85 €<br />

www.mdr.de/musiksommer<br />

Literaturtipps der Redaktion<br />

Entspannter arbeiten: Das geht mit Computer, Tablets<br />

oder Smartphones – wenn man weiß, wie.<br />

Jürgen Kurz liefert leicht umsetzbare Ideen für den<br />

eigenen Arbeitsplatz und für die flüssige Zusammenarbeit<br />

mit anderen.<br />

Sieben einfache Schritte werden <strong>im</strong> Buch anschaulich<br />

vorgestellt und mit zahlreichen Tipps, Beispielen<br />

und Praxis-Fotos für Themen wie „Effizientes Verarbeiten<br />

von E-Mails“, „Sicherer Umgang mit der Infoflut“,<br />

„Intelligentes Speichern und Finden von Dateien“,<br />

„Erleichterung des Miteinanders <strong>im</strong> Team“,<br />

„Souveräner Umgang mit Terminen und Aufgaben“<br />

sowie „Anregungen für weitere Herausforderungen“<br />

angereichert. Das Buch liefert erprobte Schritt-für-<br />

Schritt-Anleitungen, nützliche Checklisten, ergänzende<br />

Gratis-Downloads, erhellende Selbsttests und<br />

hilfreiche Videoclips.<br />

Jürgen Kurz:<br />

„Für <strong>im</strong>mer aufgeräumt – auch digital.<br />

So meistern Sie E-Mail-Flut und Datenchaos“,<br />

Gabal 2014, 128 S., 19,90 €.<br />

Gudrun Happich:<br />

„Ärmel hoch!“,<br />

Orell Füssli 2011, 4. Aufl., 208 S., 24,95 €.<br />

Wie überstehe ich die ersten 100 Tage? Wie bilde<br />

ich ein schlagkräftiges Team? Wie gehe ich<br />

mit High- und Low-Performern um? Eine Führungskraft<br />

hat es nicht leicht. Entweder mischt sich der<br />

CEO ein oder das Team macht, was es will. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

zwischen den Hierarchien zermahlen<br />

zu werden, ist groß. Die Konflikte auf das Min<strong>im</strong>um zu<br />

reduzieren, ist Ziel dieses Handbuchs. Gudrun Happich<br />

ist Diplom-Biologin und Executive Coach. Sie erklärt<br />

in ihrem Buch, wie man mit den Anforderungen<br />

des Führungsalltags umgeht. Dabei stellt sie die<br />

20 wichtigsten Führungsthemen vor, gibt konkrete<br />

Handlungsempfehlungen, erläutert Best-Practice-<br />

Beispiele und einfache Tricks, die helfen, auf scheinbar<br />

unlösbare Anforderungen zu reagieren.<br />

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56 | W+M Netzwerk<br />

15. Brandenburger Sommerabend<br />

Wirtschaft trifft Kultur in Potsdam<br />

3.500 Gäste folgten gut gelaunt der Einladung<br />

von Dietmar Woidke, Ministerpräsident Brandenburgs,<br />

Tina Fischer, Staatssekretärin und Beauftragte<br />

des Landes Brandenburg be<strong>im</strong> Bund, sowie<br />

Miloš Stefanovic ´, Präsident des Wirtschafts-<br />

Forums Brandenburg, zum Brandenburger Sommerabend<br />

am 2. Juli 2014 in Potsdam.<br />

Das Sommerhighlight <strong>im</strong> Land jährte sich in diesem<br />

Jahr bereits zum 15. Mal. Erstmals wurde<br />

der Kunst- und Kulturstandort Schiffbauergasse<br />

gewählt. Eine sehr gute Wahl, wenngleich mancher<br />

dem Bornstedter Krongut, Veranstaltungsort<br />

des Vorjahres, nachtrauerte. Dem Motto des<br />

Abends „Wirtschaft trifft Kultur“ wurde mit dem<br />

Veranstaltungsort aber in bester Weise entsprochen.<br />

Die geladenen Gäste erlebten einen abwechslungsreichen<br />

Abend mit viel Musik und<br />

guter Unterhaltung. Zu den zahlreichen Höhepunkten<br />

zählten die „Ladies Night“ des Hans-<br />

Otto-Theaters, die Swing-Tanzshow und natürlich<br />

die Kochbühne, wo es neudeutsch Live-Cooking<br />

vom Netzwerk der besten Köche der Mark<br />

„Brandenburg unter Dampf“ gab. Und natürlich<br />

das traditionelle Abschluss-Feuerwerk an diesem<br />

auch wettertechnisch makellosen Sommerabend.<br />

W+M<br />

Der Höhepunkt des Abends:<br />

ein spektakuläres Feuerwerk.<br />

Der ehemalige brandenburgische<br />

Ministerpräsident Matthias Platzeck,<br />

Wiktor A. Subkow (Aufsichtsratsvorsitzender<br />

Gazprom), SAP-Gründer Hasso Plattner und<br />

der amtierende Ministerpräsident Brandenburgs<br />

Dietmar Woidke (v. l. n. r.).<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014<br />

„Supertalent“-Gewinner<br />

Michael Hirte (l.)<br />

mit Brandenburgs<br />

Ministerpräsident und<br />

Gastgeber des Abends<br />

Dietmar Woidke.<br />

Nachdem der Brandenburger<br />

Sommerabend die letzten<br />

Jahre auf dem Krongut<br />

Bornstedt stattfand, wurde<br />

dieses Jahr die Schiffbauergasse<br />

in Potsdam als Location<br />

gewählt.<br />

Fotos: CHLietzmann, Torsten George


Gesellschaft | 57<br />

Sommerfest von Zentralkonsum und Genossenschaftsverband<br />

Mode aus dem Konsum<br />

Für ihr gemeinsames Sommerfest hatten sich Zentralkonsum und Genossenschaftsverband eine<br />

der angesagtesten Feierlokalitäten Berlins ausgesucht – das „ewerk“ an der Wilhelmstraße. Die<br />

Gäste konnten sich von der Leistungsfähigkeit etlicher Verbandsmitglieder überzeugen, die mit<br />

eigenen Ständen präsent waren. Die Meißener Winzer schenkten Wein und Sekt aus, die Magdeburger<br />

Traditionsfirma „Röstfein“ spendierte Kaffee und Espresso, mitten <strong>im</strong> Sommer offerierte<br />

die erzgebirgische Bäckerei „Bärenhecke“ Christstollen, während in der Nachbarschaft Salzwedeler<br />

Baumkuchen verkostet werden konnte.<br />

Gerd Billen, Staatssekretär <strong>im</strong> Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz, würdigte<br />

das Engagement der zumeist mittelständischen Unternehmen: „Die Genossenschaften spielen<br />

<strong>im</strong> deutschen Wirtschaftssystem eine ganz entscheidende Rolle.“<br />

Zentralkonsum-Vorstandssprecher Martin Bergner nahm die Vorlage<br />

Billens auf und sagte: „Wofür steht Konsum heute? Konsum<br />

steht für Lebensmitteleinzelhandel, in Dresden und Leipzig sind<br />

wir Marktführer. Konsum steht aber zugleich für Immobilien, Industrie<br />

und Mode.“<br />

In der Tat, auch für Mode. Das demonstrierte die Konsumgenossenschaft<br />

We<strong>im</strong>ar eindrucksvoll mit einer Modenschau, die den<br />

Höhepunkt des sommerlichen Abends bildete.<br />

W+M<br />

Dr. Henning Ehlers (Deutscher Raiffeisenverband<br />

e. V. ), Gerd Billen (Staatssekretär<br />

<strong>im</strong> Bundesministerium der Justiz), René<br />

Rothe (Verbandsdirektor Genossenschaftsverband<br />

e. V.) (v. l. n. r.).<br />

Besonderes Highlight des Abends: die Modenschau der Konsumgenossenschaft<br />

We<strong>im</strong>ar eG.<br />

Sigrid Hebestreit (Vorstandsvorsitzende Konsumgenossenschaft<br />

We<strong>im</strong>ar eG) und Martin Bergner<br />

(Vorstandssprecher Zentralkonsum eG).<br />

Am Stand der Sächsischen<br />

Winzergenossenschaft Meißen:<br />

Jürgen Kotschi (Zentralkonsum),<br />

Frank Heisinger (Deutsche Bank),<br />

Nico Stehr (Marsh GmbH),<br />

Eike-Jens König (Röstfein Kaffee) und<br />

Oliver Fern (Sachsen Bank) (v. l. n. r).<br />

Clemens Weber (l.) und Jens<br />

Oliva präsentieren Bewegungsspielgeräte<br />

der Basisgemeinschaft<br />

Wulfshagener Hütte eG.<br />

Gute St<strong>im</strong>mung<br />

am Stand der Bitburger<br />

Brauerei.<br />

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58 | W+M Netzwerk<br />

7. Sommerfest des Berliner Handwerks<br />

Netzwerk mit Seeblick<br />

Rund 450 Teilnehmer feierten Anfang Juli das 7. Sommerfest des Berliner Handwerks <strong>im</strong><br />

Seehotel am Dämeritzsee. Der Präsident der Handwerkskammer Berlin Stephan Schwarz<br />

sowie Geschäftsführer Jürgen Wittke empfingen die Gäste aus Innungen und Politik zu<br />

Musik, kulinarischen Köstlichkeiten und Gesprächen. Neben vielen Obermeistern der einzelnen<br />

Innungen, Handwerksunternehmern und Vertretern von befreundeten Handwerkskammern<br />

und Partnerorganisationen waren auch Peter Wollseifer (Präsident des Zentralverbands<br />

des Deutschen Handwerks), Dr. Holger Hatje (Vorstandsvorsitzender der Berliner<br />

Volksbank), Dr. Ralf Brauksiepe (Staatssekretär <strong>im</strong> Bundesverteidigungsministerium) sowie<br />

Stefan Evers und Jürn Jakob Schultze-Berndt (Abgeordnete CDU-Fraktion Berliner Abgeordnetenhaus)<br />

gekommen.<br />

Die geladenen Gäste konnten sich bei herrlichem Sommerwetter in zwangloser Atmosphäre<br />

bei Live-Musik der Band „Walk Act“ austauschen und neue Kontakte knüpfen.<br />

W+M<br />

Jürgen Wittke (l., Geschäftsführer der Handwerkskammer<br />

Berlin) und Stephan Schwarz<br />

(Präsident der Handwerkskammer Berlin).<br />

Birgit Schultz und<br />

Wolfgang Weber,<br />

Ausbilderin und<br />

Leiter der Akademie<br />

Deutsches<br />

Bäckerhandwerk.<br />

St<strong>im</strong>mungsmacher:<br />

Die Musiker der Band „Walk Act“.<br />

Gregor Schöning (Leiter<br />

Bildungszentrum BIZWA),<br />

Ronald Warmbier und<br />

Wolfgang Karnath (Ingenieurbüro<br />

Eberswalde), Jean<br />

Liebing (BTZ der Handwerkskammer).<br />

Die Gäste konnten<br />

kleine Mosaike<br />

legen, aufkleben<br />

und als Andenken<br />

mitnehmen.<br />

Ausbilder und Azubis<br />

vom Lehrbauhof der<br />

Fachgemeinschaft Bau.<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014<br />

Das Sommerfest der Handwerkskammer<br />

Berlin fand <strong>im</strong><br />

Seehotel am Dämeritzsee statt.<br />

Fotos: Fritsch, Sarkandy, Wolf


Gesellschaft | 59<br />

Auftaktveranstaltung der Unternehmerinnen <strong>im</strong> UV Brandenburg-Berlin<br />

Die Initiatorinnen der Interessengemeinschaft der<br />

Unternehmerinnen (v. l.): Birgit Rohde-Göhring (Flussweg-<br />

Coaching), Andrea Grandjean (Audita) und Iris Friederici<br />

(Organisationsberatung).<br />

Frauenpower am Nordpier<br />

Die Interessengemeinschaft der Unternehmerinnen <strong>im</strong> Unternehmerverband<br />

Brandenburg-Berlin (UVBB) lud <strong>im</strong> Juni zu ihrer Auftaktveranstaltung<br />

ins ansonsten nicht öffentlich zugängliche Nordpier des neuen Flughafens<br />

Berlin-Brandenburg. Eine doppelte Premiere: Es war nicht nur die erste Veranstaltung<br />

<strong>im</strong> Flughafengebäude, sondern auch die erste Veranstaltung der<br />

Unternehmerinnen <strong>im</strong> Verband. Die Initiatorinnen der Interessengemeinschaft,<br />

Iris Friederici, Andrea Grandjean und Birgit Rohde-Göhring, wollen<br />

die Interessen der Frauen <strong>im</strong> Verband stärker sichtbar machen, Kräfte bündeln<br />

und eine Plattform bieten. Sie wollen die Unternehmerinnen ermutigen,<br />

sich in einem starken Netzwerk zu engagieren und enger zu kooperieren.<br />

Zahlreiche Gäste waren der Einladung in den Flughafen gefolgt. Neben<br />

einführenden Worten von Sabine Hübner (Gleichstellungsbeauftragte<br />

<strong>im</strong> Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie Brandenburgs),<br />

Dr. Joach<strong>im</strong> Feske (UVBB), Dr. Udo Haase (Bürgermeister Schönefeld) und<br />

Hartmut Mehdorn (Geschäftsführer des Flughafens Berlin-Brandenburg)<br />

genossen die Gäste bei eindrucksvoller<br />

Kulisse anregende Gespräche und kulinarische Köstlichkeiten.<br />

W+M<br />

Nadine Dillinger (VCAT Consulting, l.) und Annette<br />

Mücke (Mercedes Airport Center Schönefeld).<br />

Im Gespräch am Gate B30: Sabrina Seifert (DZ Bank), Michael Goldschmidt<br />

(GSW Protect), Andreas Gröschl und Peter Krienelke (beide Teltower Stadtblatt)<br />

sowie Petra Bode (Internetmarketingakademie) (v. l. n. r.).<br />

Peter Weißenberg (Bereichsleiter<br />

Regionalentwicklung Stadt Teltow),<br />

Steffen Heller (Geschäftsführer<br />

UVBB) und Dr. Burkhardt Greiff<br />

(Vize-Präsident UVBB) (v. l.).<br />

Netzwerken <strong>im</strong><br />

zukünftigen Boarding-Bereich.<br />

Initiatorin Andrea Grandjean (r.) <strong>im</strong> Gespräch mit S<strong>im</strong>one<br />

Lipski und Anke Politz (l.) vom Chamäleon Theater Berlin.<br />

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60 | W+M Netzwerk<br />

Die Gemeinde Feldhe<strong>im</strong><br />

feiert <strong>im</strong> Oktober 2010 mit<br />

Gästen aus Politik, Wirtschaft<br />

und umliegenden Kommunen<br />

die Einweihung des<br />

„Energieautarken Dorfs<br />

Feldhe<strong>im</strong>“.<br />

Feldhe<strong>im</strong> versorgt sich komplett aus lokalen Energiequellen<br />

2013 wurden 23 Prozent des Stroms in Deutschland regenerativ erzeugt. Ist gar eine Steigerung auf<br />

hundert Prozent möglich? Zumindest die kleine brandenburgische Gemeinde Feldhe<strong>im</strong>, ein Ortsteil<br />

von Treuenbrietzen, hat das bewerkstelligt. Experten und Politiker aus fernen Ländern strömen dorthin,<br />

um sich das Projekt anzusehen. Auch der VBIW nahm die Feldhe<strong>im</strong>er Lösung unter die Lupe.<br />

Von Rudolf Miethig (VBIW)<br />

Feldhe<strong>im</strong>. Siegfried Kappert, Mitglied des Fördervereins des Neue<br />

Energien Forums Feldhe<strong>im</strong> e. V., empfing die Gäste des VBIW und<br />

beschrieb ihnen die Anlagen und wie es dazu kam, dass sich die<br />

Gemeinde eine eigene Energieversorgung aufbaute. Zunächst habe<br />

alles mit den 6.000 Ferkeln der Feldhe<strong>im</strong>er Agrargesellschaft angefangen.<br />

Die brauchten nach dem Absetzen von der Mutter auch <strong>im</strong><br />

Aufzuchtstall noch viel Wärme. Um sie zu erzeugen, errichtete die<br />

Agrargesellschaft eine Biogasanlage mit einem Blockheizkraftwerk.<br />

Bald fragten die Bewohner des Dorfes, ob nicht auch ihre Haushalte<br />

mit Wärme aus der Anlage versorgt werden könnten. Und dann<br />

wollten sie auch noch den Strom aus dem Windpark beziehen, den<br />

die Energiequelle GmbH aus Kallinchen (Teltow-Fläming) in Feldhe<strong>im</strong><br />

errichtet hatte und betreibt. Zusammen mit der Energiequelle<br />

GmbH gründeten sie die Feldhe<strong>im</strong> Energie GmbH & Co. KG, die Wärme<br />

aus der Biogasanlage und Strom aus dem Windpark aufkauft und<br />

an die Kommanditisten (Gewerbebetriebe und 37 Haushalte) weiterleitet.<br />

Mit 3.000 Euro konnte sich jeder Feldhe<strong>im</strong>er an der KG beteiligen<br />

und Wärme und/<br />

oder Strom aus den Energiequellen<br />

vor Ort beziehen.<br />

Dafür musste die KG<br />

ein eigenes Wärme- und<br />

Stromnetz aufbauen, da<br />

Braucht<br />

viel Wärme:<br />

zu Beginn<br />

der Aufzucht<br />

etwa<br />

28 Grad.<br />

der bisherige Betreiber<br />

des örtlichen Stromnetzes<br />

E.ON Edis den Verkauf des<br />

Stromnetzes an die Kommanditgesellschaft<br />

verweigerte.<br />

Feldhe<strong>im</strong> wurde<br />

zur bundesweit ersten Gemeinde, die Strom und Wärme zu 100<br />

Prozent aus erneuerbaren Energien bezieht.<br />

Auf dem Rundgang erfuhren die Teilnehmer weitere interessante Details.<br />

Zunächst führte der Weg an einer E-Tankstelle vorbei. Nein,<br />

leider hat bisher kein Einwohner ein Elektro-Auto. Im Windpark mit<br />

einer Gesamtleistung von 74 Megawatt betrachteten die Teilnehmer<br />

den Turm einer der 43 Windkraftanlagen von innen.<br />

Letzte Station: die Biogasanlage. Das angeschlossene Blockheizkraftwerk<br />

leistet 500 Kilowatt. Es erzeugt Strom auch bei Flaute<br />

und fehlender Sonneneinstrahlung, der in das öffentliche Netz eingespeist<br />

und gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz vergütet wird.<br />

Gleichzeitig liefert es die Wärme (Heizung und Warmwasser) an die<br />

Einwohner und Gewerbebetriebe der Kommanditgesellschaft. Die<br />

Anlage wird beschickt mit Schweinegülle, Rindergülle, Maissilage<br />

und Roggenschrot. Die Rückstände werden noch als Dünger verwendet.<br />

An kalten Tagen wird eine zusätzliche Holzhackschnitzelheizung<br />

zugeschaltet.<br />

Die Besucher des VBIW zogen folgendes Fazit: Die Gemeinde ist unabhängig<br />

von den großen Energielieferanten und von fossilen Rohstoffen.<br />

Sie bezieht zwar den Strom von einem nicht-ortsansässigen<br />

Energieerzeuger, der erzeugt ihn aber vor Ort in Feldhe<strong>im</strong>, er<br />

braucht ihn nicht über Fernleitungen zuzuführen. Die pflanzlichen<br />

Rohstoffe, welche in der Biogasanlage vergoren oder als Hackschnitzel<br />

verbrannt werden, gelten als kl<strong>im</strong>aneutral, da sie bei ihrem Aufwuchs<br />

soviel Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre binden wie sie<br />

bei der Verbrennung abgeben. Daher nennt sich die Gemeinde völlig<br />

zu Recht „energieautark“. Überdies scheint das Geschäftsmodell stabile<br />

Energielieferungen zu langfristig verlässlichen Preisen zu gewährleisten.<br />

In Feldhe<strong>im</strong> kostet Strom 17 Cent pro Kilowattstunde.<br />

Fotos: Wolfgang Lorenz, Petr Kratochvil/Wik<strong>im</strong>edia Commons, BASF/Rasche, Bernd Geller (VBIW)<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


VBIW | 61<br />

VBIW-Sonderpreise für „Jugend forscht“<br />

Den Sonderpreis des Regionalwettbewerbs Brandenburg/Ost des<br />

Wettbewerbs „Jugend forscht“ übergab Manfred Kochan (VBIW) an<br />

Richard Tambor, Mer<strong>im</strong>a Biogradlija und Merle Malou T<strong>im</strong> vom Paulus-Praetorius-Gymnasiums<br />

Bernau für ihr Projekt „Kein Interesse<br />

an naturwissenschaftlichen und technischen Berufen! Kann ‚Schule’<br />

gegensteuern?“. Die 18-jährigen Gymnasiasten wollten herausfinden,<br />

was an den Schulen getan werden kann, um dem mangelnden<br />

Interesse am Ingenieurberuf entgegenzuwirken.<br />

Auf dem Regionalwettbewerb Brandenburg/West übergab Manfred<br />

Fladrich (VBIW) drei 17-jährigen Schülern des Emil-Fischer-Gymnasiums<br />

<strong>im</strong> SeeCampus Niederlausitz den VBIW-Sonderpreis. Anja<br />

Hühne, Stefan Lehmann und Marco Oelmann begannen bereits 2012,<br />

Informationen über Passivhäuser und deren Sparpotenzial zu sammeln.<br />

Dabei standen zunächst Energieverbrauch und -kosten auf ihrem<br />

Programm. Jetzt beschäftigten sie sich mit dem Wohlbefinden<br />

der Nutzer des Schulgebäudes. In einem ersten Fazit opt<strong>im</strong>ierten sie<br />

mit dem Haustechniker das Lüftungssystem, um Beschwerden wie<br />

Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme und Müdigkeit zu min<strong>im</strong>ieren.<br />

Dieses Projekt wurde anschließend auf dem Landeswettbewerb erster<br />

Preisträger <strong>im</strong> Fachgebiet Arbeitswelt.<br />

Auf dem Landeswettbewerb in Schwarzheide erhielten Lukas Wogirz<br />

und Markus Helbig (beide 17, Foto) vom Gauß-Gymnasium in Frankfurt<br />

(Oder) den Sonderpreis des VBIW. Sie wurden auch zweiter Preisträger<br />

<strong>im</strong> Fachgebiet Technik in der offiziellen Wertung. Ihr Projekt<br />

heißt „Bau eines nachführbaren Photovoltaiksystems“. Dabei entwickelten<br />

sie ein Panel, das um zwei Achsen, nämlich in Richtung<br />

(Az<strong>im</strong>ut) und Höhe (Elevation) der Sonne nachgeführt wird, um dessen<br />

Effektivität zu steigern. Sie erkannten, dass dadurch der Flächenbedarf<br />

eines Solarparks min<strong>im</strong>iert werden kann. Der VBIW unterstützte<br />

die Schüler auch nachträglich durch die Vermittlung eines<br />

Statikers, der die Standsicherheit eines solch schweren Gebildes<br />

auf einem Dach überprüft. Auf der Festveranstaltung zum 20-jährigen<br />

Bestehen des VBIW am 29. August 2014 werden Lukas Wogirz<br />

und Markus Helbig ihr Projekt vorstellen. Jutta Scheer (VBIW)<br />

VBIW besichtigt PCK Raffinerie Schwedt<br />

Schwedt. Nach einer eindrucksvollen Rundfahrt durch die ausgedehnten<br />

Betriebsanlagen informierte Verena Leschke aus dem Bereich<br />

Standortentwicklung/Unternehmenskommunikation des PCK<br />

die VBIW-Mitglieder über die Entwicklung des Unternehmens.<br />

Es wurde 1958 als Erdölverarbeitungswerk Schwedt gegründet. Im<br />

Dezember 1963 wurde die Rohöl-Pipeline aus der Sowjetunion angeschlossen.<br />

1968 begann die Versorgung West-Berlins mit PCK-Kraftstoffen.<br />

Ab 1970 wurde das Werk zum Petrolchemischen Kombinat<br />

Schwedt erweitert. 1991 wurde es privatisiert. Heute gehört es der<br />

Ruhr Oel GmbH, an der BP beteiligt ist, und dem russischen Staatskonzern<br />

Rosneft. Daneben sind auch Shell, Eni (Agip) und Total beteiligt.<br />

Das PCK ist das bedeutendste Unternehmen der Uckermark<br />

und zählt zu den führenden Raffinerien in Europa.<br />

In Schwedt werden jährlich rund zwölf Millionen Tonnen Rohöl verarbeitet.<br />

Dieses ist ein Gemisch aus Stoffen, das in Benzin, Dieselkraftstoff,<br />

Kerosin, Flüssiggas, Heizöle und Bitumen aufgespaltet<br />

wird. Dafür werden neben Destillationsanlagen unter anderem eine<br />

FCC-Anlage (Fluid Catalytic Cracking), eine Visbreaker-Anlage (thermisches<br />

Crackverfahren) und die weltweit einzige HSC-Anlage (High<br />

Conversion Soaker Cracking) betrieben. Weiterhin dient eine Leichtbenzin-Veretherungsanlage<br />

zur chemischen Einbindung von Bioethanol<br />

in Benzin.<br />

Bernd Geller (VBIW)<br />

VBIW – Verein Brandenburgischer<br />

Ingenieure und Wirtschaftler e. V.<br />

Landesgeschäftsstelle: Fürstenwalder Str. 46,<br />

15234 Frankfurt (Oder), Tel.: 0335 8692151<br />

E-Mail: buero.vbiw@t-online.de<br />

Internet: www.vbiw-ev.de<br />

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62 | W+M Netzwerk<br />

UV Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin<br />

Lernen von der „Smart City“ Santander<br />

UV Sachsen<br />

Erfolgreiche Premiere<br />

Der erste Sonntagsrenntag der<br />

Sächsischen Wirtschaft auf der<br />

Galopprennbahn Scheibenholz<br />

in Leipzig war ein voller Erfolg.<br />

Leipzigs Wirtschaftsbürgermeister<br />

Uwe Albrecht, der Präsident<br />

des Vereins „Gemeinsam für<br />

Leipzig“, Dr. Mathias Reuschel,<br />

und der Präsident des UV Sachsen,<br />

Hartmut Bunsen, unterstützten<br />

das Vorhaben, das Kulturdenkmal<br />

<strong>im</strong> Herzen der Stadt<br />

als einen Ort des gesellschaftlichen<br />

Lebens zu etablieren.<br />

Die Hafenstadt Santander liegt <strong>im</strong> Norden<br />

Spaniens am Atlantik und zählt etwa<br />

180.000 Einwohner. Das Besondere an der<br />

Stadt sind nicht nur ihre touristischen Attraktionen<br />

wie weitläufige Sandstrände,<br />

Segel- und Surfreviere, sondern ihre Vernetzung<br />

zur sogenannten „Smart City“.<br />

Im Rahmen des gleichnamigen Projekts<br />

hat die Stadt in den letzten Jahren rund<br />

100 Kilometer Glasfaserkabel <strong>im</strong> Stadtgebiet<br />

verlegt. Tausende von Sensoren,<br />

in allen Ecken der Stadt, auf Laternen,<br />

an Masten, Hauswänden und <strong>im</strong> Asphalt<br />

messen tagein, tagaus<br />

Licht, Druck, Temperatur,<br />

Feuchtigkeit, Lärm und<br />

Bewegung. Die unzähligen<br />

gesammelten Daten<br />

werden in einem dazu geschaffenen<br />

Labor an der<br />

Universität der Stadt gespeichert<br />

und ausgewertet.<br />

So lassen sich zeitnah<br />

nicht nur Verkehrsströme<br />

erfassen und lenken,<br />

sondern auch Busse,<br />

Taxis und Fahrzeuge zur<br />

Ver- und Entsorgung zielgenau<br />

einsetzen. Mittels einer eigenen<br />

App werden für die Einwohner der City<br />

zudem Verwaltungsprozesse, statistische<br />

oder demografische Daten sowie Immobilienpreise<br />

transparent. Im Rahmen der<br />

jährlichen Study Visit des Projekts „Brücken<br />

für Vielfalt und Beschäftigung in MV“<br />

konnten sich Präsident Rolf Paukstat, Vizepräsident<br />

Karl-Heinz Garbe, Geschäftsführer<br />

Wolfgang Schröder und Projektmitarbeiterin<br />

Anika Zahlmann bei einem Besuch<br />

vor Ort ein Bild von der „Smart City“<br />

machen.<br />

Wir lieben Montage<br />

Im Gespräch mit dem<br />

Bürgermeister von Santander<br />

Iñigo de la Serna (2. v. r.).<br />

Das Unternehmergespräch des Verbands mit der<br />

Deutsche Werkstätten Lebensräume GmbH in Dresden<br />

stieß auf große Resonanz. Im Mittelpunkt des<br />

Treffens unter dem Motto „We love Mondays – Personalmarketing<br />

und Arbeitswelten“ stand die Frage,<br />

wie in Zeiten von Fachkräftemängel und geburtenschwachen<br />

Jahrgängen Mitarbeiter gewonnen<br />

und gehalten werden können. Die Vermarktung des<br />

Unternehmens bei potenziellen Mitarbeitern sowie<br />

die Gestaltung der Arbeitswelt wurden dabei<br />

als wichtige Ansätze ausgemacht. Einblick in das<br />

spannende Thema gaben Katharina Kratsch (Deutsche<br />

Werkstätten Lebensräume), Guido Rottkämper<br />

(design2sense) und Ruben Hacker (FREYLER).<br />

Termine<br />

22.08.2014: 10:00 Uhr UV Business-Challenge, Golfpark<br />

Strelasund, Kaschow 14, 18516 Süderholz<br />

UV Brandenburg-Berlin<br />

02.09.2014: 16:00 – 20:00 Uhr Landesarbeitskreis<br />

Innovative Technologien: „Durch Innovationen in<br />

Materialien und Fertigungsverfahren erfolgreich auf<br />

dem Weltmarkt“, Gestamp Umformtechnik, August-<br />

Thyssen-Straße 1, 14974 Ludwigsfelde<br />

12.09.2014: 09:00 – 16:00 Uhr LogistikTag 2014,<br />

Technische Hochschule Wildau, Bahnhofstraße 1,<br />

15745 Wildau<br />

24.09.2014: 18:30 – 20:30 Uhr BER Business Club<br />

UV Norddeutschland<br />

Mecklenburg-Schwerin<br />

11.09.2014: 18:00 – 21:00 Uhr 22. Dampferrunde auf<br />

dem Schweriner See, Weiße Flotte, Werderstraße 140,<br />

19055 Schwerin<br />

12.09.2014: 09:00 – 11:00 Uhr Unternehmerfrühstück<br />

Nordwestmecklenburg, Stadtwerke Grevesmühlen,<br />

Grüner Weg 26, 23936 Grevesmühlen<br />

UV Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />

07.08.2014: 10:00 Uhr Hanse Sail Business Forum zum<br />

Thema: „Grüne Technologien aus M-V für die Energiewende<br />

in Europa“, Steigenberger Hotel Sonne, Neuer<br />

Markt 2, 18055 Rostock<br />

29.08.2014: 17:00 Uhr Sommerfest, Rostocker Freizeitzentrum,<br />

Kuphalstraße 77, 18069 Rostock<br />

03.09.2014: 18:00 Uhr Unternehmerlounge Rostock,<br />

Hotel Sportforum, Kopernikusstraße 17A, 18057<br />

Rostock<br />

03.09.2014: 19:00 Uhr Stammtisch Güstrow, Weinhaus<br />

„Im Hof”, Hageböcker Straße 4, 18273 Güstrow<br />

UV Sachsen<br />

26.08.2014: Sachsen Sail, Amsterdam, Edinburgh,<br />

London<br />

04.09.2014: 8:30 Uhr 3. Ostdeutsches Energieforum,<br />

Hotel The Westin, Gerberstraße 15, 04105 Leipzig<br />

06.09.2014: Myelin Projekt: „Olympisches Familienfest“,<br />

SV Taper 06 e. V., Torgauer Straße 106, 04318<br />

Leipzig<br />

15.09.2014: Wirtschaftspolitischer Arbeitskreis der<br />

Region Dresden, Restaurant Schillergarten, Schillerplatz<br />

9, 01309 Dresden<br />

UV Thüringen<br />

25.09.2014: Betriebsbesichtigung N3 Engine Overhaul<br />

Services GmbH & Co. KG, Gerhard-Höltje-Straße<br />

1, 99310 Arnstadt<br />

Veränderungen von Themen, Terminen und Ver anstaltungsorten<br />

können nicht ausgeschlossen werden.<br />

Foto: RegioVision Schwerin<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


Unternehmerverbände | 63<br />

UV Rostock-Mittleres Mecklenburg<br />

Kein Anlass zur Euphorie<br />

Im Mai fanden sich die Mitglieder des Unternehmerverbands<br />

Rostock-Mittleres<br />

Mecklenburg zur ordentlichen Mitgliederversammlung<br />

in der Sol Lounge in Rostock<br />

ein. Verbandspräsident Frank Haacker eröffnete<br />

die Veranstaltung mit einer Rede. Dabei<br />

betonte er, dass trotz wirtschaftlichen<br />

Aufschwungs und einer relativ niedrigen<br />

Arbeitslosenquote kein Anlass zur Euphorie<br />

besteht, da Bürokratieabbau, Mindestlohn,<br />

Bildungspolitik und Wirtschaftsför-<br />

UV Brandenburg-Berlin<br />

Landtagsführung<br />

70 Mitglieder und Gäste des Unternehmerverbands<br />

nahmen an einer exklusiven<br />

Führung durch den neuen Brandenburger<br />

Landtag teil. Der Abgeordnete Hans-Peter<br />

Goetz (FDP) zeigte den Besuchern das Gebäude.<br />

Diese nutzten die Chance, einen<br />

Blick hinter die barocke Fassade zu werfen<br />

und auf den Stühlen des Plenarsaals Platz<br />

zu nehmen. Zu den Geschäftszeiten ist der<br />

Landtag für jedermann zugänglich, Ausstellungen<br />

und Architektur können besichtigt<br />

sowie der Blick von der Dachterrasse genossen<br />

werden. Die Gäste der exklusiven Führung<br />

des Unternehmerverbands konnten<br />

zudem den Plenarsaal besichtigen und mit<br />

dem Abgeordneten Goetz über die Landespolitik<br />

diskutieren.<br />

derung Themen sind, die noch nicht zufriedenstellend<br />

gelöst wurden. Nachdem<br />

Schatzmeisterin Anja Hausmann <strong>im</strong> Anschluss<br />

die wirtschaftlichen und finanziellen<br />

Verhältnisse des Verbandes vorgestellt<br />

hatte, gab es Raum für Fragen und Diskussionen,<br />

den die Mitglieder ausgiebig nutzten.<br />

In den Abendstunden konnten dann<br />

in gemütlicher Atmosphäre Gespräche geführt,<br />

neue Kontakte geknüpft und das Buffet<br />

genossen werden.<br />

Zu Gast bei Siemens<br />

Der Landesarbeitskreis Innovative Technologien<br />

des Unternehmerverbands Brandenburg-Berlin<br />

informierte sich über innovative<br />

Lösungen für eine sichere Stromversorgung<br />

<strong>im</strong> Schaltwerk Berlin der Siemens<br />

AG. 1847 wurde Siemens in Berlin gegründet,<br />

das Schaltwerk in Siemensstadt bereits<br />

1918 erbaut. Die Grundlage für die<br />

Erfolgsgeschichte des Schaltwerkes liegt<br />

in der Forschung und Entwicklung. Moderne<br />

Labore und Versuchsfelder sorgen<br />

dafür, dass <strong>im</strong>mer wieder neue Maßstäbe<br />

für Effizienz und Wirtschaftlichkeit gesetzt<br />

werden können. Das Schaltwerk hat rund<br />

3.000 Mitarbeiter und erwirtschaftete <strong>im</strong><br />

letzten Jahr einen Umsatz von über 700<br />

Millionen Euro.<br />

GESCHÄFTSSTELLEN<br />

Unternehmerverband Berlin e. V.<br />

Präsident: Armin Pempe<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: Andreas Jonderko<br />

Frankfurter Allee 202, 10365 Berlin<br />

Tel.: +49 30 9818500<br />

Fax: +49 30 9827239<br />

E-Mail: mail@uv-berlin.de<br />

Internet: www.uv-berlin.de<br />

Unternehmerverband Brandenburg-Berlin e. V.<br />

Präsident: Eberhard Walter<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführer: Steffen Heller<br />

Schillerstraße 71, 03046 Cottbus<br />

Tel.: +49 355 22658<br />

Fax: +49 355 22659<br />

E-Mail: cottbus@uv-brandenburg-berlin.de<br />

Internet: www.uv-brandenburg-berlin.de<br />

Bezirksgeschäftsstelle Potsdam<br />

Jägerstraße 18, 14467 Potsdam<br />

Tel.: +49 331 810306<br />

Fax: +49 331 8170835<br />

E-Mail: potsdam@uv-brandenburg-berlin.de<br />

Repräsentanz Frankfurt Oder<br />

Repräsentant: Detlef Rennspieß<br />

Perleberger Straße 2, 15234 Frankfurt Oder<br />

Tel.: +49 335 4007458<br />

Fax: +49 335 4007457<br />

E-Mail: detlef.rennspiess@signal-iduna.net<br />

Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-<br />

Schwerin e. V.<br />

Präsident: Rolf Paukstat<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Hauptgeschäftsführer: Wolfgang Schröder<br />

Gutenbergstraße 1, 19061 Schwerin<br />

Tel.: +49 385 569333<br />

Fax: +49 385 568501<br />

E-Mail: mecklenburg@uv-mv.de<br />

Internet: mecklenburg.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Rostock-Mittleres Mecklenburg e. V.<br />

Präsident: Frank Haacker<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Geschäftsführerin: Manuela Balan<br />

Wilhelm-Külz-Platz 4<br />

18055 Rostock<br />

Tel.: +49 381 242580<br />

Fax: +49 381 2425818<br />

E-Mail: info@rostock.uv-mv.de<br />

Internet: www.uv-mv.de<br />

Unternehmerverband Sachsen e. V.<br />

Präsident: Hartmut Bunsen<br />

Geschäftsführer: Lars Schaller<br />

Hauptgeschäftsstelle<br />

Bergweg 7, 04356 Leipzig<br />

Tel.: +49 341 52625844<br />

Fax: +49 341 52625833<br />

E-Mail: info@uv-sachsen.org<br />

Internet: www.uv-sachsen.de<br />

Geschäftsstelle Chemnitz<br />

Repräsentantin: Gabriele Hofmann-Hunger<br />

Marianne-Brandt-Str. 4, 09112 Chemnitz<br />

Tel.: +49 371 49512912<br />

Fax: +49 371 49512916<br />

E-Mail: chemnitz@uv-sachsen.org<br />

Geschäftsstelle Dresden<br />

Repräsentant: Klaus-Dieter Lindeck<br />

Semperstraße 2b, 01069 Dresden<br />

Tel.: +49 351 8996467<br />

Fax: +49 351 8996749<br />

E-Mail: dresden@uv-sachsen.org<br />

Unternehmerverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />

Präsident: Jürgen Sperlich<br />

Geschäftsstelle Halle/Saale<br />

Berliner Straße 130, 06258 Schkopau<br />

Tel.: +49 345 78230924<br />

Fax: +49 345 7823467<br />

Unternehmerverband Thüringen e. V.<br />

Präsident: Jens Wenzke<br />

c/o IHK Erfurt – Abteilung Standortpolitik<br />

Arnstädter Str. 34, 99096 Erfurt<br />

Tel.: +49 361 4930811<br />

Fax: +49 361 4930826<br />

E-Mail: info@uv-thueringen.de<br />

Internet: www.uv-thueringen.de<br />

Unternehmerverband Vorpommern e. V.<br />

Präsident: Gerold Jürgens<br />

Geschäftsstelle<br />

Geschäftsstellenleiter: Steffen Hellmuth<br />

Am Koppelberg 10, 17489 Greifswald<br />

Tel.: +49 3834 835823<br />

Fax: +49 3834 835825<br />

E-Mail: uv-vorpommern@t-online.de<br />

Internet: vorpommern.uv-mv.de<br />

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64 | W+M Rückblick<br />

Was macht eigentlich Waldemar Cierpinski, Doppelolympiasieger <strong>im</strong><br />

Marathonlauf 1976 und 1980?<br />

Noch <strong>im</strong>mer ein Marathonmann<br />

Irgendwie hat es etwas Symbolisches, dass<br />

es recht steil hinauf geht in das exklusive<br />

Reich, in dem sich Lauffreaks aus ganz<br />

Deutschland beraten lassen. Doch eine Rolltreppe,<br />

wie sie dem ganzen Einkaufskomplex<br />

an der Großen Ulrichstraße in Halle auch ihren<br />

Namen gab, macht den Aufstieg erträglich.<br />

Zudem heftet sich das Auge schnell<br />

auf die beiden opulenten Fotoposter an der<br />

Wand: Waldemar Cierpinski in Jubelpose –<br />

einmal nach seinem olympischen Marathonsieg<br />

1976 in Montreal, das andere Mal vier<br />

Jahre später in Moskau. Neben ihm schaffte<br />

dieses Husarenstück nur noch der Äthiopier<br />

Abebe Bikila.<br />

„Cierpinski Sport“ steht groß über dem<br />

Ende der Rolltreppe. Oben angekommen, eröffnet<br />

sich eine helle, weitläufige, behagliche<br />

Sportartikelwelt, wie man sie von unten<br />

so gar nicht vermutet. 1.300 Quadratmeter<br />

materialisiertes Insiderwissen. Und<br />

schon kommt einem auch der Chef entgegen:<br />

schlank und leichtfüßig wie zu besten Marathonzeiten.<br />

Natürlich trägt er Sportschuhe<br />

zu den lässigen Jeans. „Ich bin ja auch noch<br />

wenigstens viermal die Woche aktiv“, lacht<br />

der Mann, der in seinem Läuferleben fast<br />

sechseinhalb Mal den Äquator umrundet hat.<br />

Schon seit 1989 ist Waldemar Cierpinski Unternehmer.<br />

Zehn Mitarbeiter beschäftigt er<br />

allein in seiner Cierpinski Sport GmbH in Halle<br />

und Quedlinburg. Hinzu kommt ein zweites<br />

Büro bei der Mitteldeutschen Marathon<br />

GmbH, einer von ihm gegründeten und lange<br />

geführten Marketingagentur, in der er nun<br />

aber die Geschäftsführung an seinen ältesten<br />

Sohn André übertrug. Denn der nun<br />

auch schon 63-jährige Doppelolympiasieger<br />

erschließt sich noch <strong>im</strong>mer neue Aktionsfelder.<br />

So betreut er trainingsmethodisch neben<br />

weiteren Langstreckenassen auch seinen<br />

mittleren Sohn Falk, der mit einer Bestzeit<br />

von 2:13:30 h einer der talentiertesten deutschen<br />

Marathonläufer ist. Er leitet in Halle<br />

einen Lauftreff mit 150 Aktiven. Und er<br />

kümmert sich als Organisator und Sponsorengeldeinwerber<br />

um mittlerweile vier läuferische<br />

Großereignisse <strong>im</strong> Großraum Halle-Naumburg-Bitterfeld-Leipzig.<br />

Neben dem<br />

Waldemar Cierpinski in seiner aktiven Läuferzeit.<br />

Mitteldeutschen Marathon, der <strong>im</strong> September<br />

bereits seine 13. Auflage erlebt, zählen<br />

hierzu der Harz-Gebirgslauf <strong>im</strong> Oktober, der<br />

Goitzsche-Marathon sowie der H<strong>im</strong>melswege-Lauf<br />

<strong>im</strong> Juni, benannt nach den steinzeitlichen<br />

Fundstätten in Goseck und Nebra.<br />

Letzterer scheint Cierpinski momentan am<br />

meisten ans Herz gewachsen, wohl auch,<br />

Fotos: Ralf Lehmann, Harald Lachmann, Privat<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


W+M Rückblick | 65<br />

weil er als sein jüngstes Kind – erst 2012<br />

ins Leben gerufen – noch der meisten Zuwendung<br />

bedarf. Wegen der 100-Kilometer-<br />

Strecke, über die es hierbei auf der längsten<br />

von mehreren Distanzen geht, spricht er<br />

auch von einem „Lauf der Heroen“. Zugleich<br />

sieht er den H<strong>im</strong>melswege-Lauf als wichtige<br />

Plattform zur Förderung der regionalen<br />

Wirtschaft. Denn begleitet wird dieser von<br />

einer Sportartikelfachmesse. Auch er selbst<br />

ist dann wieder mit auserwählten Produkten<br />

präsent. Immerhin verdient er mit seinem<br />

Sportfachunternehmen sein täglich‘ Brot,<br />

derweil er zu den Laufevents eher noch zuschießt:<br />

Zeit, Kraft und auch Geld.<br />

Vom Trainer zum Geschäftsmann<br />

Dabei stand diese geschäftliche Schiene nie<br />

auf seiner Agenda, als Waldemar Cierpinski<br />

1984 abzutrainieren begann. Er hatte an<br />

der Deutschen Hochschule für Körperkultur<br />

(DHfK) in Leipzig sein Diplom als Sportlehrer<br />

gemacht, liebäugelte mit einer Karriere<br />

als Trainer – und wurde zunächst auch einer<br />

bei seinem He<strong>im</strong>atklub SC Chemie Halle.<br />

Vor Olympia 1988 betreute er zudem noch<br />

die Marathonläufer anderer DDR-Klubs mit.<br />

Das Angebot, Vorsitzender be<strong>im</strong> SC Chemie<br />

zu werden, schlug er indes aus: „Ich wollte<br />

keinen Sesseljob.“<br />

Dann kam die Wende und für Cierpinski,<br />

der da bereits in 35 Ländern die Struktur<br />

von Leistungssport begutachtet hatte, die<br />

schnelle Einsicht: Jetzt braucht es in den<br />

Vereinen deutlich weniger Trainer. So verzichtete<br />

er zugunsten von Walter Schmidt,<br />

der ihn einst zu seinen Triumphen geführt<br />

hatte, und orientierte sich entschlossen<br />

gen Wirtschaft. Das Sportberatungszentrum,<br />

das er nun nach dem Beispiel anderer<br />

Spitzensportler <strong>im</strong> Westen aufbaute, war das<br />

erste Sportfachgeschäft <strong>im</strong> <strong>Osten</strong>. Und es<br />

lief gut, wuchs beständig. Der erste Standort<br />

war mit 70 Quadratmetern schnell zu klein.<br />

Waldemar Cierpinski greift in ein kleines Regal<br />

neben einer Vitrine mit Hightech-Produkten<br />

einer Weltmarke und holt einen japanischen<br />

Laufschuh heraus. Erkennbar ist er<br />

schon angejahrt. „Das war der erste Schuh,<br />

den ich verkauft habe – und zwar genau einmal“,<br />

schmunzelt er. Doch das änderte sich<br />

schnell. Denn neben dem <strong>im</strong>mer breiter und<br />

differenzierter werdenden Angebot brachte<br />

er etwas ein, was ihn von jedem Sportartikelverkäufer<br />

meilenweit unterscheidet: Er<br />

weiß wirklich, was Sache ist, wenn er seinen<br />

Kunden Schuhe, Trikots oder sonstige Laufutensilien<br />

empfiehlt und sie dazu gleich<br />

noch zu richtiger Atemtechnik, Körperhaltung<br />

oder Laufintervallen berät.<br />

Und all das längst nicht nur in puncto Laufen.<br />

Der Marathonmann ist auch temperamentvoller<br />

Alpinskiläufer, leidenschaftlicher<br />

Fußballer, erfahrener Tennisspieler.<br />

Er besitzt eine europäische Trainerlizenz<br />

in Nordic Walking und langjährige<br />

Erfahrung in einem halben Dutzend weiterer<br />

Sportarten. Und dort, wo er nicht so<br />

tief drin steckt, etwa <strong>im</strong> Schw<strong>im</strong>men („Das<br />

mag ich nicht so“), hat er seine Mitarbeiter,<br />

die dann entsprechend vom Fach sind. „Das<br />

ist eben unser Markenzeichen: Wir wissen<br />

aus tiefer Insiderkenntnis, wovon wir reden“,<br />

so der Chef.<br />

Auch hierbei glaubt Cierpinski, sich einiges<br />

von seiner Leistungssportkarriere erhalten<br />

zu haben: Neben Mut und Beharrlichkeit,<br />

sich durchzubeißen und solch ein florierendes<br />

Unternehmen aufzubauen (übrigens mit<br />

Gattin Marita, die 1972 unter ihrem Mädchennamen<br />

Politz bei Olympia über die 800<br />

Meter startete), nennt er „rückhaltlose Ehrlichkeit“:<br />

gegenüber dem Kunden wie gegenüber<br />

sich selbst. „Man muss wissen, was<br />

man kann, wo man steht und was man noch<br />

verbessern muss“, sagt er. So arbeitete er<br />

sich autodidaktisch in die Buchhaltung ein,<br />

lernte mit der Zeit, „wirtschaftlich sauber“<br />

einzukaufen. „Jeder sollte sich Zeit lassen,<br />

aus anfänglichen Fehlern, die hierbei eben<br />

passieren, zu lernen“, ist er sicher.<br />

Eine Frage sei zum Schluss noch gestattet:<br />

Benannten je junge Eltern ihren Sohn<br />

Mit Stolz blickt Cierpinski auf seine erfolgreiche<br />

Karriere zurück.<br />

Cierpinski in seinem Sportfachgeschäft.<br />

Waldemar“, wie es Heinz Florian Oertel 1980<br />

<strong>im</strong> Reporterüberschwang geraten hatte?<br />

Der Marathonmann lächelt: „Ja, von zwei<br />

1981 geborenen Waldemars weiß ich es definitiv<br />

... “<br />

Harald Lachmann<br />

www.wundm.info <strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


66 | W+M Die letzte Seite<br />

Ausblick auf die nächste Ausgabe<br />

Wende und Aufbruch vor 25 Jahren<br />

Die friedliche Revolution <strong>im</strong> Herbst des Jahres<br />

1989 brachte das politische System in der<br />

damaligen DDR zum Einsturz. Während die<br />

Protestierenden, die sich vielerorts zu den<br />

Montagsdemonstrationen trafen, anfangs<br />

dafür eintraten, die Verhältnisse <strong>im</strong> „sozialistischen<br />

Arbeiter-und Bauernstaat“ zu reformieren,<br />

wurde schnell klar, dass dies aus<br />

wirtschaftlich-finanzieller Sicht unmöglich<br />

war. Und so wurde ein Jahr nach der politischen<br />

Wende in der DDR die deutsche Wiedervereinigung<br />

vollzogen. Für viele der 16<br />

Millionen Ostdeutschen ging die deutsche<br />

Einheit mit einem Bruch ihrer Berufsbiografie<br />

einher. Die ehemals volkseigenen Betriebe<br />

und Kombinate wurden abgewickelt, ganze<br />

Branchen starben und große Teile der DDR-<br />

Elite landeten auf dem beruflichen Abstellgleis.<br />

Viele Ostdeutsche nutzten den Karriereknick,<br />

um völlig neu durchzustarten. Sie<br />

machten sich selbständig, wurden Unternehmer,<br />

investierten in Ideen, Technologien<br />

und Anlagen. Die kommende Ausgabe von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> widmet sich schwerpunktmäßig<br />

dem Thema „25 Jahre Wende in<br />

der DDR“ und stellt stellvertretend für viele<br />

tausend Neu-Unternehmer 25 Persönlichkeiten<br />

vor, die die Ärmel hochgekrempelt und<br />

mit ihrer Geschäftsidee Erfolg haben oder<br />

sich mit ihrem Wirken für die Entwicklung<br />

der Wirtschaft in den neuen Bundesländern<br />

eingesetzt haben.<br />

Die nächste Ausgabe von<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> erscheint am<br />

25. September 2014.<br />

Personenregister<br />

Albrecht, Uwe 62<br />

Arnold, Frank 54<br />

Bauermeister, Ulrich 7<br />

Baumeister, Roy 54<br />

Belfort, Jordan 54<br />

Bergner, Martin 57<br />

Bikila, Abebe 64<br />

Billen, Gerd 57<br />

Biogradlija, Mer<strong>im</strong>a 61<br />

Bode, Petra 59<br />

Bormann, Michael 50<br />

Brauksiepe, Ralf 58<br />

Bremer, Hans-Dieter 7<br />

Bretthauer, Berit 9<br />

Bunsen, Hartmut 38, 62<br />

Carius, Christian 18<br />

Cierpinski, André 65<br />

Cierpinski, Falk 64<br />

Cierpinski, Marita 65<br />

Cierpinski, Waldemar 64/65<br />

Czernomoriez, Olaf 6<br />

de la Serna, Iñigo 62<br />

de Maizière, Lothar 6<br />

Diener, Jens-Mathias 39<br />

Diestel, Antje 6<br />

Diestel, Peter-Michael 6<br />

Dillinger, Nadine 59<br />

Ehlers, Henning 57<br />

Evers, Stefan 58<br />

Fajnor, Vica 22/23<br />

Fern, Oliver 57<br />

Ferris, T<strong>im</strong>othy 54<br />

Feske, Joach<strong>im</strong> 59<br />

Fettweis, Gerhard 7<br />

Fischer, Tina 56<br />

Fladrich, Manfred 61<br />

Friederici, Iris 59<br />

Friedrich, Marc 54<br />

Garbe, Karl-Heinz 62<br />

Gebauer, Peter 6<br />

Geisler, Joach<strong>im</strong> 42<br />

Gleicke, Iris 40<br />

Goetz, Hans-Peter 63<br />

Goldschmidt, Michael 59<br />

Gräber, Roland 47<br />

Gräff, Christian 9<br />

Grandjean, Andrea 59<br />

Greiff, Burkhardt 59<br />

Gröschl, Andreas 59<br />

Gysi, Gregor 6<br />

Haacker, Frank 63<br />

Haase, Udo 59<br />

Hacker, Ruben 62<br />

Hadaschik, Gerald 46/47<br />

Happich, Gudrun 55<br />

Hatakka, Tuomo J. 42<br />

Hatje, Holger 58<br />

Hausmann, Anja 63<br />

Hebestreit, Sigrid 57<br />

Heisinger, Frank 57<br />

Helbig, Markus 61<br />

Heller, Steffen 59<br />

Hendricks, Barbara 40<br />

Heuchert, Karsten 26/27, 40<br />

Hirte, Michael 56<br />

Höhn, Uwe 18<br />

Hoppe, Annekathrin 23<br />

Höppner, Reinhard 7<br />

Hübner, Sabine 59<br />

Hühne, Anja 61<br />

Jeworrek, Torsten 9<br />

Jung, Burkhard 27<br />

Kahnemann, Daniel 54<br />

Kappert, Siegfried 60<br />

Karnath, Wolfgang 58<br />

Klippstein, Markus 12<br />

Kochan, Manfred 61<br />

König, Eike-Jens 57<br />

Kopp, Markus 7<br />

Kotschi, Jürgen 57<br />

Kotzan, Uwe 18/19<br />

Kratsch, Katharina 62<br />

Krey, Christian 10<br />

Krienelke, Peter 59<br />

Kühmstedt, Thomas 8<br />

Kuhn, Werner 8<br />

Kurtzke, Christian 20/21<br />

Kurz, Jürgen 55<br />

Lambusch, Thomas 7<br />

Lamprecht, Anke 7<br />

Lehmann, Robert 35<br />

Lehmann, Stefan 61<br />

Leschke, Verena 61<br />

Lewis, Michael 54<br />

Lieberknecht,<br />

Christine 3, 28-32<br />

Liebing, Jean 58<br />

Lindemann, Hartmut 23<br />

Lipski, S<strong>im</strong>one 59<br />

Mangold, Anna 12/13<br />

Mansfeld, Marcel 13<br />

Medwedjew, Alexander 26<br />

Mehdorn, Hartmut 59<br />

Menges, Kathrin 9<br />

Merkel, Angela 8, 28, 31/32<br />

Merkel, Stephan 47<br />

Mücke, Annette 59<br />

Müller, Corinna 23<br />

Nahles, Andrea 36<br />

Nari, Ambrose Peter 12<br />

Oelmann, Marco 61<br />

Oertel, Heinz Florian 65<br />

Oettinger, Günther 42<br />

Oliva, Jens 57<br />

Paukstat, Rolf 62<br />

Piketty, Thomas 54<br />

Plattner, Hasso 56<br />

Platzeck, Matthias 56<br />

Politz, Anke 59<br />

Ragnitz, Joach<strong>im</strong> 16/17, 35<br />

Reichel, Andreas 39<br />

Reuschel, Matthias 62<br />

Rodestock, Bodo 27<br />

Rohde-Göhring, Birgit 59<br />

Rothe, René 57<br />

Rottkämper, Guido 62<br />

Russ, Steffen 50/51<br />

Sanders, Heiko 27, 42<br />

Scharner, Jens Aurel 7<br />

Schirmer, Brigitte 7<br />

Schirmer, Matthias 7<br />

Schlegel, Sirko 7<br />

Schmidberger, Jürgen 6<br />

Schmidt, Walter 65<br />

Schöning, Gregor 58<br />

Schröder, Wolfgang 62<br />

Schucht, Boris 40, 42, 44/45<br />

Schultz, Birgit 58<br />

Schultze-Berndt,<br />

Jürn Jakob 58<br />

Schulz-Strelow, Monika 37<br />

Schwarz, Stephan 58<br />

Schweitzer, Eric 37<br />

Seifert, Sabrina 59<br />

Sell, Helge 46/47<br />

Srivastava, Ravi 12<br />

Stars, Hauke 9<br />

Stefanovic ´ , Miloš 56<br />

Stehr, Nico 57<br />

Stein, Andreas 13<br />

Stenger, Tillmann 10/11<br />

Subkow, Wiktor A. 56<br />

Tambor, Richard 61<br />

Tesch, Gernot 7<br />

Thiel, Oliver 10<br />

Tierney, John 54<br />

Tillich, Stanislaw 20, 27, 39, 44<br />

T<strong>im</strong>, Merle Malou 61<br />

Topf, Wolfgang 38<br />

Unland, Georg 21<br />

van Winsen, Jos 22<br />

von Boeselager,<br />

Claudia 12/13<br />

von Dohnanyi, Klaus 34<br />

Walkenhorst, Ralf 54<br />

Warmbier, Ronald 58<br />

Weber, Clemens 57<br />

Weber, Wolfgang 58<br />

Wehrle, Martin 54<br />

Weik, Matthias 54<br />

Weißenberg, Peter 59<br />

Weyer, Frieda 21<br />

Winkel, Mike 9<br />

Wittberg, Volker 48<br />

Wittke, Jürgen 58<br />

Wogirz, Lukas 61<br />

Woidke, Dietmar 56<br />

Wolf, Frank-Oliver 48<br />

Wollseifer, Peter 58<br />

Zahlmann, Anika 62<br />

Zeibig, Jürgen 36<br />

Zschiedrich, Klaus 9<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014


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68 | W+M Länderreport<br />

<strong>WIRTSCHAFT+MARKT</strong> | 4 / 2014

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