Studiensammlung Nr. 7 - Prisma Fachhandels AG
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<strong>Studiensammlung</strong> / Ausgabe 7 Seite 7<br />
Die Bereiche der Einkaufsverhandlungen<br />
Nachfolgend ein praktisches Modell, welches Ihnen bei der Vorbereitung und in<br />
Gesprächen hilft:<br />
Verhandlungen zu führen, ist keine einfache Angelegenheit. Genau dieser Aspekt macht<br />
Verhandlungen abwechslungsreich und spannend zugleich. Bei Ihnen haben die Ziele der<br />
Firma die höchste Priorität, gleichzeitig müssen beide Verhandlungsparteien aber aufeinander<br />
zugehen, die Gedanken und Gefühle des anderen richtig interpretieren. Dieses<br />
Model soll Ihnen zeigen, in welchen Bereichen sich die Verhandlung abspielt. Dabei ist<br />
kein Bereich wirklich autonom, alle sind untereinander verstrickt.<br />
1. Bereich – Die Person: Wir meinen die Privatperson. Wo ist die Privatperson, wenn Sie beruflich<br />
unterwegs sind? Wird die Privatperson an der Firmengarderobe abgegeben? Wer dies versucht,<br />
kann nur scheitern. Ein Funktionsträger ist auch immer zugleich menschlich. Eine Maskerade hinter<br />
der man sich verstecken muss, ist nicht vonnöten. Persönliche Einstellungen und Meinungen zu<br />
jedem Bereich gehören auch in die Berufswelt. Der oft in der Beginnphase entstehende Smalltalk<br />
basiert fast immer auf der persönlichen Ebene. Eine Verhandlung findet nicht nur zwischen Firmen<br />
statt, sondern auch zwischen Menschen.<br />
2. Bereich – Das Geschäftliche: Sie stehen in der Funktion des Einkäufers. Sie werden dafür bezahlt,<br />
die Einkaufsziele der Firma zu erreichen. Sie halten Ihren Maßstab an die Leistungen Ihrer<br />
Lieferanten. Ein rein menschlich gutes Verhältnis reicht nicht aus, um gute Verhandlungen zu<br />
führen. Ihre persönlichen und auch beruflichen Ziele müssen hier mit einfließen.<br />
3. Bereich – Das Bauchgefühl: Das Bauchgefühl ist eng mit dem Bereich 1 "Die Person" verstrickt.<br />
Das Bauchgefühl stellt einen Kompass für das "Richtige" dar. Forscher bestätigen immer<br />
wieder, dass sich Frauen mit diesem Bereich weitaus mehr beschäftigen als die Männer. Ein Verkäufer,<br />
der sowohl Menschenkenntnis als auch ein Händchen für praktische Psychologie besitzt,<br />
wird schnell erkennen, in welcher Gemütslage Sie sich befinden und wie er darauf reagieren muss.<br />
Ist der Verkäufer selbstsicher oder gibt er dies nur vor? Damit Sie dies einschätzen können, sollten<br />
Sie genau beobachten. Achten Sie darauf, dass Sie sich bei dem Gespräch wohl fühlen können.<br />
Dies entspannt den Geist und steigert die Aufmerksamkeit gegenüber dem Verkäufer. An diesem<br />
Punkt entscheidet sich, ob Sie einen Verkäufer sympathisch finden oder nicht; der erste Eindruck<br />
zählt.<br />
4. Bereich – Der Kopf: Dieser ist eindeutig für Sach- und Inhaltsprobleme zuständig. Der so<br />
genannte Verstand dominiert. Auf der Verstandsebene können die schnellsten Konflikte entstehen,<br />
da jede Partei das Beste für sich herauszuholen versucht. Sollten Sie versuchen, nur auf dieser<br />
Ebene Verhandlungen zu führen, werden Sie Rückschläge erleiden. Ohne die Gefühlsebene lässt<br />
sich kein Vertrauen aufbauen.<br />
5. Bereich – Die Psychologie: Dieser Wissenschaftszweig stellt das Bindeglied zwischen der<br />
Person und dem Bauchgefühl dar. Sie erklärt unsere Verhaltensmuster, sowohl privat als auch geschäftlich.<br />
Besonders interessant ist die Kommunikations- und Individualpsychologie. Unsere<br />
Psyche entscheidet darüber, ob wir aktiv oder passiv agieren, wie wir mit Fehlern und Erfolgen umgehen.<br />
Für jedes Verhalten gibt es einen Grund, auch dann, wenn dieser nicht sofort erkennbar ist.<br />
6. Bereich – Die Strategie: Ein strategisches Vorgehen in Verhandlungen können Sie mit den<br />
Begriffen Planung, Überlegungen und Absichten übersetzen. Von den in Ihrem Kopf geplanten<br />
Aktionen erhoffen Sie Erfolg. Sie nutzen eine Strategie, verlassen sich nicht nur auf Ihren Bauch.<br />
Verhandlungen sind zu wichtig, um es sich leisten zu können, auf die Strategie zu verzichten.<br />
7. Bereich – Das Verhalten: Der Mensch handelt nicht nur aus Instinkten und Gefühlen. Der Verstand<br />
gestattet uns, diese beiden Muster zu reflektieren und zu variieren. Wir besitzen einen Willen<br />
und können Instinkten entgegenwirken. Wenn dem Verkäufer etwas beleidigendes herausrutscht,<br />
so müssen Sie nicht gleich beleidigend Kontra geben, sondern können nach Überlegung auch<br />
anders reagieren. „Höfliche Reaktionen“ auf einen solchen Ausrutscher wären etwa „Wie darf ich<br />
das verstehen?“ oder aber „Mich interessiert, wie andere Kunden auf diesen Spruch reagieren“.<br />
Unbewusste Verhaltensmuster „reagieren“ meist schneller als der Verstand. Selbstbeherrschung<br />
kann man trainieren.<br />
8. Bereich – Die Argumente: Wie beim Geschäftlichen geht es hier um die Zahlen & Fakten, die<br />
dem anderen präsentiert werden, um sich möglichst überzeugend darzustellen. Der größte Nutzen<br />
Ihrer Argumente ist der, dass der Verkäufer die gemachten Zugeständnisse auch seiner Firma verkaufen<br />
kann. Somit nehmen Sie mit gut durchdachten Argumenten Ihrem Verkäufer auch etwas<br />
Arbeit ab.