Ausgabe - 12 - 2012 - Produktion
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16 · Fertigung · <strong>Produktion</strong> · 22. März 20<strong>12</strong> · Nr. <strong>12</strong><br />
Werkzeugkonzepte<br />
Pro Maschine jährlich 13 444 kWh sparen<br />
<strong>Produktion</strong> Nr. <strong>12</strong>, 20<strong>12</strong><br />
Die Steigerung der Produktivität einer Fertigungsanlage geht Hand in<br />
Hand mit einer verbesserten Energie-Effizienz beim Herstellungsprozess<br />
eines Bauteils. Komplettbearbeitungswerkzeuge sind ein vielversprechender<br />
Ansatz.<br />
Aalen (sm). Bei Werkzeugmaschinen<br />
ist die benötigte Energie für die<br />
Zerspanung sehr klein im Vergleich<br />
zum Gesamtenergiebedarf der<br />
Maschine. Dadurch kommt, mit<br />
Blick auf die Energie-Effizienz, einer<br />
verkürzten Laufzeit der Maschine<br />
besondere Bedeutung zu.<br />
Durch intelligente Zerspanungsprozesse<br />
können beachtliche Zeit-,<br />
Energie- und damit Kosteneinsparungen<br />
erreicht werden.<br />
Ein gutes Beispiel dafür, dass<br />
optimierte Prozesse heute mehr<br />
denn je notwendig sind, ist die<br />
Fertigung von Getriebegehäusen.<br />
Moderne Getriebe wie zum Beispiel<br />
das Doppelkupplungsgetriebe,<br />
werden immer komplexer. Für<br />
die Bearbeitung sind immer mehr<br />
Operationen nötig. Gegenüber<br />
den Getrieben älterer Bauart müssen<br />
an einem Gehäuse heute zwei-<br />
Abbildung 2: Feinbohrwerkzeug mit<br />
Führungsleisten und aufgeflanschtem<br />
PKD-Aufbohrwerkzeug. Bild: Mapal<br />
bis dreimal so viele Merkmale bearbeitet<br />
werden. Das bedeutet,<br />
dass selbst moderne Werkzeugmaschinen<br />
mit 60 bis 80 Magazinplätzen<br />
an ihre Grenzen kommen.<br />
Es werden 22 Sekunden<br />
pro Bauteil eingespart<br />
Einen optimalen Prozess erkennt<br />
man daran, dass die Summe<br />
der benötigten Werkzeuge möglichst<br />
klein und der erreichte CpK-<br />
Wert möglichst hoch ist. Dies bedeutet<br />
optimale Produktivität,<br />
gute Energie-Effizienz und hohe<br />
Prozesssicherheit. Ein eindrucksvolles<br />
Beispiel für ein Komplettbearbeitungswerkzeug<br />
aus einer solchen<br />
Bearbeitungsfolge ist ein<br />
PKD-bestücktes Sonderwerkzeug<br />
zum Zirkularfräsen des Herstellers<br />
Mapal aus Aalen (Abb. 1). In<br />
einem Getriebegehäuse aus AlSi 9<br />
werden damit alle Einstiche für<br />
die Dichtringe in der Abtriebsbohrung<br />
sowie die Planbearbeitungen<br />
an der Vorder- und Rückseite der<br />
Bohrung in einem Arbeitsgang<br />
zerspant. Bei einer Schnittgeschwindigkeit<br />
von 900 m/min und<br />
einem Zahnvorschub von<br />
0,1 mm/U werden gegenüber der<br />
herkömmlichen Fertigung 5 Werkzeuge<br />
und 22 Sekunden Bearbeitungszeit<br />
pro Bauteil eingespart.<br />
Bei einer Jahresproduktion von<br />
100 000 Teilen ergibt sich daraus<br />
eine Verkürzung der Maschinenlaufzeit<br />
von 611 Stunden, was bei<br />
der verwendeten 5-Achs Maschine<br />
einer Energieeinsparung von<br />
13 444 kWh entspricht.<br />
Minimalmengenschmierung<br />
als wichtige Stellschraube<br />
Neben den Werkzeugen mit fest<br />
eingelöteten Schneiden kommen<br />
im Getriebegehäuse auch Werkzeuge<br />
mit Wendeschneidplatten<br />
und Führungsleisten zum Einsatz.<br />
Mit diesen Werkzeugen von Mapal<br />
können engste Toleranzen erreicht<br />
werden. Mit den an den Werkzeugen<br />
vorhandenen Einstellmöglichkeiten<br />
kann auf Besonderheiten<br />
des Werkstückmaterials oder<br />
der Maschine reagiert werden.<br />
Trotz des zusätzlichen Handlingsaufwandes<br />
liegen die Kosten pro<br />
Bauteil beim Verwenden eines<br />
Wendeplattenwerkzeuges meist<br />
unter denen von festen Werkzeugen.<br />
Dies kommt daher, dass der<br />
Grundkörper der Wendeplattenwerkzeuge<br />
aufgrund seiner extrem<br />
langen Lebenszeit kaum in die<br />
Kostenrechnung eingeht und die<br />
Einzelschneiden im Vergleich zum<br />
Aufbereitungsaufwand bei festen<br />
Werkzeugen günstiger abschneiden.<br />
Mit einem eindrucksvollen<br />
Exemplar eines solchen Werkzeuges<br />
mit Führungsleisten und Wendeplatten<br />
wird zum Beispiel eine<br />
Lagerbohrung in einem Getriebegehäuse<br />
bearbeitet (Abb. 2). Dabei<br />
werden Durchmesser, Fasen, Radien<br />
und Planflächen in einem<br />
Arbeitsschritt komplett zerspant.<br />
Entsprechend reduzieren sich<br />
Haupt- und Nebenzeiten. Zusätzlich<br />
wird im Anschluss an die Bearbeitung<br />
mit dem Führungsleistenwerkzeug<br />
mit einem aufgesetzten<br />
Werkzeug mit PKD Schneiden an<br />
einer anderen Position im Gehäuse<br />
eine weitere Bohrung feinbearbeitet.<br />
Die Effizienzrechnung führt<br />
bei den 100 000 Teilen Jahrespro-<br />
Abbildung 1:<br />
PKD-bestücktes<br />
Sonderwerkzeug<br />
zum Zirkularfräsen<br />
von<br />
Einstichen und<br />
Planflächen <br />
Bild: Mapal<br />
duktion zu einer gesamten Zeiteinsparung<br />
von 388 Stunden und<br />
damit zu 8 536 kWh weniger Stromverbrauch.<br />
Für die bessere Energie-Effizienz<br />
eines Zerspanungsprozesses<br />
bietet, neben den ausgereizten<br />
Werkzeugkonzepten im Hinblick<br />
auf das Zusammenfassen von Arbeitsgängen,<br />
die Minimalmengenschmierung<br />
(MMS) eine besonders<br />
wichtige Stellschraube.<br />
Der Grund dafür liegt im hohen<br />
Stromverbrauch der für den Kühlschmierstoff<br />
notwendigen Hochdruckpumpen.<br />
Je nach Maschine<br />
beziehungsweise Kühlmittelanlage<br />
können Energieeinsparungen<br />
von 20 bis zu 30 % erreicht werden.<br />
Mapal bietet auch für die MMS<br />
Technologie komplette Lösungen<br />
vom Spannzeug bis zur Schneide.<br />
www.mapal.com<br />
Effizienz-Navi Preis<br />
Material Energie ✔<br />
Service Handhabung ✔<br />
Zeit ✔ Lebensdauer<br />
Kosten senken mit <strong>Produktion</strong><br />
Drahterodieren<br />
Hochgenaue Bauteilkontrolle in der Maschine<br />
<strong>Produktion</strong> Nr. <strong>12</strong>, 20<strong>12</strong><br />
Als Ergänzung zur Drahterodiermaschine<br />
Cut 1000 stellt GF AgieCharmilles<br />
eine optische Messeinrichtung<br />
Integrated Vision Unit (IVU)<br />
vor, mit der sich die Lage und die<br />
Abmessungen von Mikroteilen auf<br />
der Maschine messen lassen.<br />
Schorndorf (sm). Die Integrated<br />
Vision Unit (IVU) ermöglicht optischen<br />
Zugang zu Details, die ein<br />
taktiler 3D-Taster nicht bietet. Auch<br />
das übliche Antasten mit dem Erodierdraht<br />
lässt Wünsche offen. Mit<br />
der Messeinrichtung IVU können<br />
kleinste Werkstücke direkt auf der<br />
Maschine betrachtet und kräftefrei<br />
gemessen werden. Ein Anwendungsbeispiel<br />
sind Pinzetten für die<br />
Augenchirurgie (Bild 1 bis Bild 3), die<br />
aus Edelstahl- oder Titandraht mit<br />
0,5 mm Außendurchmesser hergestellt<br />
werden. Diese und andere detailkritische<br />
Bearbeitungsaufgaben<br />
bei der Herstellung von Instrumenten<br />
für die Mikrochirurgie, bei Teilen<br />
von Luxusuhren und bei kleinsten<br />
Werkzeugen für die Großserienproduktion<br />
lassen sich im Zusammenspiel<br />
mit der Messeinrichtung IVU<br />
hochgenau ausführen.<br />
Bild 1: Drahterodiermaschine Cut 1000 mit optischer<br />
Messeinrichtung IVU (Integrated Vision Unit), Anwendungstechniker<br />
Jürgen Klenk. <br />
Als eine ‚Maschine für ultrapräzise<br />
Mikrobearbeitungen‘ bezeichnet<br />
der Schweizer Maschinenbauer<br />
die Drahterodiermaschine Cut<br />
1000, Bild 1, die Oberflächengüten<br />
bis Ra = 0,05 µm erzeugt. Mit der<br />
doppelten Drahtspule AC Duo<br />
kann mit zwei Drähten im Wechsel<br />
gearbeitet werden, zum Beispiel<br />
mit den Drahtdurchmessern 0,1<br />
und 0,05 mm. Die Messachse der<br />
Messeinrichtung IVU ist im Abstand<br />
von 80 mm zum Erodierdraht<br />
positioniert. An ihrem unteren<br />
Ende befindet sich die Lichtquelle,<br />
am oberen Ende eine CCD-Kamera<br />
mit Autofokus-Funktion (Bild 2).<br />
Die CCD-Kamera gibt kristallklare<br />
Bild 2: Arbeitsraum mit Erodierdraht (rechts) und<br />
fünf eingespannten Rohteilen für Pinzetten (links),<br />
darunter Lichtquelle, darüber CCD-Kamera.<br />
Bilder ab, die von einer speziellen<br />
Software in Messdaten gewandelt<br />
werden. Kombiniert mit der Bedienoberfläche<br />
der Steuerung Vision<br />
5 sieht der Werker, was er tut<br />
(Bild 3).<br />
Vorteile beim Einrichten<br />
kleiner und komplexer Teile<br />
Die Möglichkeiten und Vorteile<br />
beginnen beim Einrichten kleiner<br />
und schwierig gestalteter Werkstücke.<br />
Dabei können hochgenaue<br />
Messungen zyklisch wiederholt<br />
werden, um ein Werkstück an Kanten<br />
oder nach Zentrierung µmgenau<br />
auszurichten. Die Positionen<br />
für Mikrostartbohrungen lassen<br />
sich schnell und einfach vor der<br />
Bearbeitung festlegen. Zudem hilft<br />
die Einrichtung beim Einfädeln<br />
dünner Drähte. Während der Bearbeitung<br />
kann man das Werkstück<br />
prüfen und nachmessen, ohne es<br />
ausspannen und in den Kontrollraum<br />
bringen zu müssen. Bei mehreren<br />
Durchbrüchen ist es möglicherweise<br />
sinnvoll, nach jedem<br />
Durchbruch zu messen und über<br />
„O.K.“ oder „nicht O.K.“ zu entscheiden.<br />
Bei der Analyse des von der<br />
CCD-Kamera gelieferten Bildes<br />
fallen in X- und Y-Richtung so viele<br />
Daten an, dass die Kontur einer<br />
Bild 3: Pinzette mit Messprogramm – ein Bild der<br />
CCD-Kamera aus dem Arbeitsraum, eingespielt in<br />
die Maschinensteuerung Vision 5. Bilder: Klaus Malle<br />
Krümmung oder der Durchmesser<br />
eines Kreises, seine Rundheit und<br />
Achsabstände nach Messprogramm<br />
definiert werden. Eine<br />
Kontur lässt sich automatisch abtasten<br />
und mit einer vorgegebenen<br />
CAD-Sollform vergleichen. Somit<br />
sind technisch die Voraussetzungen<br />
gegeben, alle Details im Auge<br />
zu behalten und Mikroformen für<br />
Medizinprodukte, Mikroantriebe,<br />
Steckverbinder für IT- und TK-Geräte,<br />
Mikrokomponenten für LED,<br />
Anschlusskämme für integrierte<br />
Schaltkreise oder andere winzige<br />
Fertigungsaufgaben optisch gesichert<br />
zu lösen.<br />
www.gfac.com/de