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berg bau Zeitschrift für Rohstoffgewinnung, Energie, Umwelt - RDB eV

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Uranerz<strong>berg</strong><strong>bau</strong><br />

10 Ehemaliger Urantage<strong>bau</strong> Lichten<strong>berg</strong><br />

bei Ronneburg Foto: Wismut GmbH<br />

Am 16. Mai 1991 unterzeichneten die Bundesrepublik<br />

Deutschland, da es die DDR<br />

schon nicht mehr gab, und die Sowjetunion<br />

ein Abkommen über die Beendigung<br />

der Tätigkeit der SDAG Wismut. In den<br />

Uran- Berg<strong>bau</strong>kreisen gab es gewaltige<br />

Hinterlassenschaften: Fast 3 700 ha Flächen<br />

waren zu sanieren, über 300 Mio. m 3<br />

Haldenmaterial mussten abgetragen und<br />

Schlammteiche mit einem Volumen von<br />

mehr als 160 Mio. m 3 Inhalt versiegelt werden.<br />

Unter Tage galt es, Gruben<strong>bau</strong>e in<br />

einer Länge von fast 1 400 km zu sichern<br />

(Bild 10).<br />

Die meisten Wismut-Kumpel wussten<br />

oder ahnten, dass die Tage des einstigen<br />

Giganten gezählt waren. Doch wer sollte<br />

an die Stelle des größten Arbeitgebers der<br />

Region treten? Zu den wirtschaftlichen<br />

Problemen kamen noch die psychologischen.<br />

Kaum ein Tag verging ohne neue<br />

Hiobsbotschaften. Zu lesen war u. a. vom<br />

„Hiroshima im Erzgebirge“. Der Region<br />

bescherten solche auf Unkenntnis beruhenden<br />

Berichte ein Imageproblem. Es<br />

sollte Jahre dauern, bis eine realistische<br />

Bestandsaufnahme der tatsächlichen Gesundheits-<br />

und <strong>Umwelt</strong>schäden vorlag.<br />

Diese Bilanzen sind schlimm genug, haben<br />

aber wenig gemein mit Pressemeldungen,<br />

nach denen ganze Landstriche hätten<br />

geräumt werden müssen. Die Gefährdungen<br />

konzentrierten sich vor allem auf die<br />

Schlammteiche, Schachtanlagen, Halden<br />

und ehemalige Produktionsanlagen. Ein<br />

erhöhtes Gesundheitsrisiko <strong>für</strong> die Bevölkerung<br />

in der Berg<strong>bau</strong>region besteht gemäß<br />

den Untersuchungen des Bundesamtes<br />

<strong>für</strong> Strahlenschutz heute nicht mehr.<br />

Der Auf- und Aus<strong>bau</strong> des Uranerz<strong>berg</strong><strong>bau</strong>s<br />

hatte eine Generation gedauert und<br />

immense Ressourcen erfordert. Für die<br />

Sanierung der Altlasten wurde 1990 ein<br />

Finanzbedarf von rund 6,2 Mrd. € veranschlagt.<br />

Solch einen Kraftakt, darin sind sich<br />

11 Gelände der neuen Landschaft bei<br />

Ronneburg<br />

Foto: Wismut GmbH<br />

nahezu alle Kommentatoren einig, hätte die<br />

DDR nicht bewältigen können. Die 1991<br />

aus der SDAG Wismut hervorgegangene<br />

Wismut GmbH hat inzwischen den größten<br />

Teil der Altlasten saniert. Vollständig wiederherstellen<br />

ließ sich der ursprüngliche<br />

Zustand nicht. Die wesentlichsten Sanierungsarbeiten<br />

wurden an den Standorten<br />

Ronneburg, Aue und Crossen im Jahr 2010<br />

abgeschlossen (Bild 11). In Königstein und<br />

Seelingstädt dauert die Sanierung noch an.<br />

Die materiellen Hinterlassenschaften der<br />

Wismut sind inzwischen weitgehend verschwunden,<br />

doch ihre 45jährige Tätigkeit<br />

wirkt noch immer nach und bietet weiterhin<br />

Stoff <strong>für</strong> unterschiedliche Sichtweisen und<br />

Kontroversen.<br />

Fotos 1 bis 9: Dr. Rainer Karlsch<br />

Buchbesprechung<br />

Nach Untertage –<br />

Wie ein schlesischer Flüchtlingsjunge aus Niederbayern in den Ruhr<strong>berg</strong><strong>bau</strong> kam<br />

Die Lebenserinnerungen von HansVölkel<br />

kreisen um 3 große Themen:<br />

● die Geschichte des Ruhr<strong>berg</strong><strong>bau</strong>s in<br />

der Nachkriegszeit<br />

● die Entwicklung des Ruhrgebiets zwischen<br />

Wiederauf<strong>bau</strong> und Strukturwandel<br />

● die Erfahrungen der Flüchtlinge und<br />

Vertriebenen in der Bundesrepublik.<br />

Es ist eine eher kritische als verschönernde<br />

Bilanz – dargestellt aus der Sicht von<br />

innen und mit dem Abstand von heute.<br />

Hans Völkel kam 1951 in das Ruhrgebiet,<br />

um auf der Zeche Friedrich Heinrich in<br />

Kamp-Lintfort eine Berglehre zu beginnen.<br />

Damals war der Steinkohlen<strong>berg</strong><strong>bau</strong><br />

die entscheidende Schlüsselindustrie <strong>für</strong><br />

den Wiederauf<strong>bau</strong>: Werber der Zechengesellschaften<br />

und Arbeitsämter lockten<br />

im ganzen Bundesgebiet mit dem Versprechen<br />

auf eine gute Ausbildung und<br />

einen sicheren Arbeitsplatz Tausende von<br />

jungen Männern in das Revier. Einer von<br />

ihnen war der aus einer Flüchtlingsfamilie<br />

stammende Hans Völkel, er zog von Niederbayern<br />

in das Ruhrgebiet. In seinen<br />

Lebenserinnerungen lässt er die <strong>berg</strong>männische<br />

Ausbildung dieser Zeit, die<br />

Freizeitgestaltung der Berglehrlinge und<br />

das Leben im Berglehrlingsheim wieder<br />

lebendig werden. Dauerhaft im Berg<strong>bau</strong><br />

geblieben ist Hans Völkel nicht, wie viele<br />

seiner Altersgenossen. Sein Berufsleben<br />

beendete er als Gründer und Leiter der<br />

Zentralstelle <strong>für</strong> Präparationstechnik an<br />

der 1961 gegründeten Ruhr-Universität<br />

Bochum und Lehrer an der 1976 ebenfalls<br />

von ihm initiierten Höheren Berufsfachschule<br />

<strong>für</strong> präparationstechnische<br />

Assistenten. Damit spiegeln seine Lebenserinnerungen<br />

auch die Geschichte<br />

des Strukturwandels in der Region.<br />

Mit „Nach Untertage“ setzt die Fritz Hüser-Gesellschaft<br />

die Reihe ihrer autobiographischen<br />

Schriften aus der Arbeitswelt<br />

fort. Die Reihe vermittelt Einblicke in die<br />

Geschichte und Gegenwart der Welt der<br />

Arbeit und zwar aus der Sicht derjenigen,<br />

die diese Welt als Arbeitnehmer aus eigenem<br />

Erleben schildern können und vielfach<br />

auch mitgestaltet haben.<br />

Hans Völkel<br />

Nach Untertage<br />

Wie ein schlesischer Flüchtlingsjunge<br />

aus Niederbayern in den Ruhr<strong>berg</strong><strong>bau</strong><br />

kam<br />

erschienen am 21.01.2013<br />

172 Seiten, zahlreiche Abb., 14,95 €<br />

ISBN 978-3-8375-0768-3<br />

Klartext Verlagsgesellschaft mbH<br />

Heßlerstraße 37<br />

45329 Essen<br />

Tel.: 0201/86206-0<br />

Fax: 0201/86206-22<br />

E-Mail:info@klartext-verlag.de<br />

Internet: www.klartext-verlag.de<br />

<strong>berg</strong><strong>bau</strong> 5/2013 211

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