berg bau Zeitschrift für Rohstoffgewinnung, Energie, Umwelt - RDB eV
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<strong>RDB</strong>-Betriebserfahrungsaustausch<br />
bäude bis zur 658 m Sohle. Ab dort ist die<br />
Salzbarriere in Takt, da man dort u.a. ab<br />
den 1990er Jahren die Kammern per Einblasverfahren<br />
zumindest größtenteils stabilisiert<br />
hat. Jedoch verformen sich auch<br />
diese Kammern noch etwas, da sie nicht<br />
komplett verfüllt wurden und erst durch<br />
eine Kompaktierung einen Kraftschluss<br />
erreichen.<br />
2 Sammelbecken auf der 490 m Sohle<br />
Foto: Benedikt Strobel<br />
Um das salzhaltige Wasser daran zu<br />
hindern, das Grubengebäude weiter aufzuweichen<br />
und den noch leichter löslichen<br />
Rotanhydrid anzugreifen, wird das Wasser<br />
auf der 658 und 750 m Sohle und noch an<br />
einigen anderen Stellen in Sümpfen aufgefangen<br />
und in 3 speziell mit Folie und<br />
Kies abgedichtete Becken auf die 490 m<br />
Sohle hochgepumpt. Um Verdunstung<br />
vorzubeugen, sind diese Becken zusätzlich<br />
abgedeckt (Bild 2). Das dort aufgefangene<br />
Wasser ist nicht radioaktiv belastet<br />
und wird, nachdem es „freigemessen“,<br />
also <strong>für</strong> unbedenklich erklärt wurde, nach<br />
Über Tage abgepumpt und zur Verfüllung<br />
des ehemaligen Salz<strong>berg</strong>werks „Maria<br />
Glück“ der Kali und Salz AG bei Hofer genutzt.<br />
Das Wasser ist aber nicht nur <strong>für</strong> die<br />
Stabilität des Bergwerks gefährlich, sondern<br />
auch <strong>für</strong> die Kammern mit den radioaktiv<br />
belasteten Stoffen.<br />
So dringt das Wasser vereinzelt in die<br />
Kammern und wäscht dort radioaktive<br />
Stoffe und Toxine aus beschädigten und<br />
verrosteten Fässern aus. Dies ist in einem<br />
Pumpensumpf vor der Lagerkammer 12<br />
nachweisbar. Das dort aufgefangene<br />
Wasser ist mit Cäsium 137 belastet und<br />
muss daher in speziellen Behältern gesammelt<br />
werden. Jahrelang wurde dieses<br />
kontaminierte Wasser in die Forschungsbereiche<br />
in 975 m Teufe verkippt, dies<br />
wurde jedoch nach Übernahme durch das<br />
Bundesamt <strong>für</strong> Strahlenschutz, das das<br />
Bergwerk mit ca. 1 500 direkt und indirekt<br />
dort beschäftigten Mitarbeitern betreibt,<br />
untersagt. Heute wird das kontaminierte<br />
Wasser gesammelt und speziell nach geltendem<br />
Atomrecht entsorgt.<br />
Insgesamt aber muss an dieser Stelle<br />
festgehalten werden, dass im Gegensatz<br />
zur kursierenden Meinung in Bezug auf die<br />
Asse, unter Tage die Strahlung geringer<br />
ist als über Tage! Nur an einigen wenigen<br />
Stellen sehr nah an den Lagerkammern<br />
ist eine geringe und nicht direkt schädliche<br />
Strahlung im Alpha- und Beta-Bereich<br />
überhaupt messbar. Das Atomrecht wird<br />
hier wirklich rigoros durchgesetzt, was<br />
sich leider in bestimmten Verfahren als<br />
sehr erschwerend und zeitraubend auswirkt.<br />
Aber dazu im späteren Verlauf mehr.<br />
Nachdem wir neben der zentralen Wasserhaltung,<br />
wie es im Steinkohlen<strong>berg</strong><strong>bau</strong><br />
heißen würde, noch die Werkstätten auf<br />
dieser Ebene besichtigt hatten, ging es zu<br />
einem technisch interessanten Bereich,<br />
der Abseilanlage. Zwischen 1972 und<br />
1977 wurden 1 301 Fässer mit 90 % mittelradioaktiven<br />
Abfällen mit einer speziellen<br />
Magnetabseilanlage in die Kammer 8a in<br />
511 m Teufe abgelassen (Bild 3).<br />
Wer sich vielleicht daran erinnert: Diese<br />
Anlage wurde in den 1980er Jahren einmal<br />
in einer Folge zum Thema Atomkraft<br />
in der „Sendung mit der Maus“ gezeigt.<br />
Die Anlage könnte im Falle einer Rückholung<br />
wieder in Betrieb genommen werden.<br />
Nachdem wir diesen Teil der Besichtigung<br />
abgeschlossen hatten, ging es mit<br />
dem Korb nun auf die 725 m Sohle, in<br />
die Nähe der 12 Einlagerungskammern.<br />
Dort nahmen wir zuerst den 2. Schacht<br />
in Augenschein. Dieser ist, wie die meisten<br />
wohl annehmen, kein normal ausge<strong>bau</strong>ter<br />
Schacht mit großer Förderanlage<br />
und Bewetterungsaufgabe. Er ist eher ein<br />
kleiner Hilfsschacht mit Notförderanlage.<br />
Sämtliche Material-, Personal- und Wetterbewegungen<br />
gehen durch den einzigen<br />
Hauptschacht. Während des aktiven<br />
Gewinnungsbetriebes gab es eine große<br />
Anzahl an Blindschächten und Rolllöchern,<br />
die heute verfüllt sind bzw. verfüllt<br />
werden. Im Füllort des Hilfsschachtes<br />
konnten wir dann die Kraft des Gebirges<br />
betrachten (Bild 4). Nun kann man auch<br />
verstehen, warum es so viele Probleme<br />
mit der Standsicherheit gibt. Wenn schon<br />
Stahlträger einknicken wie Streichhölzer,<br />
wird Salz nicht mehr Widerstand leisten.<br />
4 Verformte T-Stahlträger<br />
Foto: Benedikt Strobel<br />
3 Magnetabseilanlage<br />
Foto: Benedikt Strobel<br />
Um jedoch weitere Verformungen zu<br />
verhindern, verwendet man spezielle<br />
<strong>berg</strong>männische Verfahren wie Ankertechnik,<br />
TH-Stahlbogenaus<strong>bau</strong> und einen<br />
speziellen Salzbeton aus salzhaltigem<br />
Anmachwasser und Magnesiumoxidpulver,<br />
um Strecken und Pfeiler abzustützen.<br />
Die spezielle Baustoffmischanlage konnten<br />
wir in einer Nebenstrecke in Schachtnähe<br />
besichtigen und Frau Palitz erklärte uns<br />
die Problematik dieses Salzbetons: Dieser<br />
muss vor Ort angemischt werden, da er<br />
recht schnell und unter starker Abbindungswärme<br />
erhärtet und daher nur über kurze<br />
Strecken gepumpt werden kann. Daher ist<br />
die Anlage komplett auf Rädern verfahrbar.<br />
Zum Schluss ging es noch, leider nur in<br />
die Nähe und per Video zugeschaltet, zur<br />
Kammer Nr. 7. Kammer Nr. 7 ist eine von 2<br />
Lagerkammern, die <strong>für</strong> eine Untersuchung<br />
des Zustandes des eingelagerten Mülls,<br />
angebohrt werden soll (Bild 5). Hier<strong>für</strong> war<br />
ein über Monate hingezogenes Planungsund<br />
Genehmigungsverfahren notwendig,<br />
um diese Untersuchung überhaupt beginnen<br />
zu lassen. Da die Sicherheit der Arbeiter<br />
und der <strong>Umwelt</strong>schutz an erster Stelle<br />
steht, musste das Bundesamt <strong>für</strong> Strahlenschutz<br />
einen großen technischen Aufwand<br />
mit speziellen Maschinen und Abdichtungstechniken<br />
betreiben, um einen Austritt radioaktiver<br />
Stoffe zu verhindern. Hier spielt<br />
auch das oben erwähnte Atomrecht wieder<br />
eine große und verkomplizierende Rolle.<br />
Spätestens hier konnte man nun verstehen,<br />
warum das Thema Asse so langwierig<br />
und kompliziert ist: Eine Menge<br />
Auflagen und viele, in der Vergangenheit<br />
vermeidbare, Fehler verkomplizieren die<br />
Arbeit vor Ort und werden noch <strong>für</strong> Jahre<br />
<strong>für</strong> Beschäftigung sorgen. Denn letztendlich<br />
muss etwas mit dem Müll in der Asse<br />
<strong>berg</strong><strong>bau</strong> 5/2013 227