6 Von Planung, Planbarkeit und Planungseuphorie Oder: Regionalplaner als Pioniere einer geordneten Umwelt und Infrastruktur Von Stefan Jehle
Von Planung, Planbarkeit und Planungseuphorie 7 Regionalplanung befasst sich mit der Region. Also mit einem räumlichen Gebiet, das für die Menschen (noch) greifbar – und doch mehrdeutig ist, als Begriff, und in der subjektiven Wahrnehmung. Mit Planungs - regionen – nach dem an dieser Stelle zugrundegelegten allgemeinen Verständnis – wird versucht, innerhalb einzelner Bundesländer optimale Planungseinheiten zu schaffen. Es geht dabei um Aufgaben, die Gemeindegrenzen überschreiten und koordinierte Flächen-, Siedlungs- und Verkehrsplanung erfordern, mit der Ausweisung von Wohn- und Gewerbeflächen, von Erholungsräumen, gemeinsamen Lösungen für die Abfallwirtschaft, die Versorgung mit Wasser – alles das auch, um Wildwuchs und Zersiedlung zu vermeiden. Für diese Aufgaben, die auch über die Landkreisgrenzen hinaus gehen, hat man in Baden-Württemberg die Regionalverbände geschaffen. Das 1952 neu entstandene Bundesland ist seit 1973 in zwölf Der Regional - Regionen unterteilt, die in der Regel jeweils aus verband als Bindeglied drei Landkreisen bestehen. Sie sind gewissermaßen das Bindeglied zwischen dem Land und den zwischen dem Land und den Kommunen Kommunen. Räume in der Region zu planen ist herausfordernd: dabei erscheint bedeutsam, vorausblickend zu denken, zu handeln – Weichen zu stellen. Doch die Bürger empfinden einen Regionalplan – in dem überörtliche, jenseits der Gemeindeebene definierte Ziele und Ordnungsraster verankert sind – sehr oft als etwas Abstraktes: wenn sie diesen überhaupt kennen. Das mag damit zusammen hängen, dass Planziele oft sehr weit in die Zukunft gerichtet erscheinen. Und auch für die Medien etwa, deren Aufgabe es ist, als Transmissionsriemen politische Entscheidungen transparent zu machen und Prozesse zu erklären, oft nicht greifbar sind. Jedenfalls ist die Regionalplanung – in Baden-Württemberg als kommunal verfasste Aufgabe – für viele oft eher ein Buch mit sieben Siegeln, als dass diese auf Anhieb durchschaubar wäre. Manchmal, so scheint es, wirken zudem Fachsprache und Komplexität verstörend. Zwei junge Planer der Fakultät für Bauingenieure an der einstigen Universität Karlsruhe – dem heutigen Karlsruher Institut für Technologie – haben das in einem Band „Landes- und Regionalplanung in Baden-Württemberg“ (ARL, Hannover 2008, S.80 f.) vor nicht allzu langer Zeit sehr pointiert und doch auch gleichzeitig wieder in sehr fachspezifischem Sprachduktus zum Ausdruck gebracht. Notwendiger denn je werde es sein, so heißt es dort, sich auf die viel zitierten „Kernkompetenzen“ der Raumplanung zu konzentrieren. Raumplanung steht hier als übergeordneter Begriff von Bauleit-, Regionalund Landesplanung. Diese Kernkompetenzen wären: Raumbezug, Querschnittsorientierung, Koordination raumwirksamer Tätigkeiten, Vernetzung von Akteuren und Aktivitäten. Wer alles koordinieren wolle, koordiniere am Ende gar nichts, sagen beide. Dirk Engelke und Steffi Rosentreter, so heißen die Autoren, wollen Raumplanung stärker als „Produkt“ verstanden wissen und die Akteure „im Markt“ verankern als „aktive Politikberater für Entwicklungsplanung“. Die Aussagen deuten auf stets geforderten Rollenwechsel hin.