Unterrichtsmaterialien_Hexenverfolgung höhere Auflösung
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<strong>Unterrichtsmaterialien</strong> zum Thema „<strong>Hexenverfolgung</strong> im Stift Verden und in den Herzogtümern Bremen-Verden“ 60<br />
Rolle der Frau im Hexenprozess<br />
Der Begriff „Hexe“ ist abgeleitet von „hagazussa“ – übersetzt als Zaunweib,<br />
Zaungängerin oder Grenzgängerin. Die erste Abhandlung, die das Hexenkonzept<br />
einem gelehrten Publikum unterbreitete, war der 1486 erstmals veröffentlichte und in<br />
Latein geschriebene „Hexenhammer“ (Malleus Maleficarum“) des Dominikaners und<br />
Inquisitors Heinrich Kramer. Er war es, der die Hexenvorstellung auf Frauen verengte.<br />
Frauen neigten eher zu Hexerei als Männer, „da sie in allen Kräften der Seele wie des<br />
Körpers, mangelhaft sind“. Er verweist auf Eva, die sich von der Schlange verführen<br />
ließ. Doch die Vermutung, jede Frau sei potenziell der Hexerei verdächtig gewesen,<br />
entbehrt jeder Grundlage. Es gibt keine Hinweise, dass die Vorstellungen über Hexen<br />
unter Frauen von denen der Männer abwichen.<br />
Festzustellen ist aber, dass die Opfer zumeist Frauen waren, zu 80% in den<br />
deutschsprachigen Ländern, in England, Schottland und Skandinavien. Es gab aber<br />
auch Regionen, in denen mehr Männer als Frauen verfolgt wurden (Süddeutschland,<br />
Schweiz, Paris, Estland, Finnland). In den zeitgenössischen Traktaten tritt als<br />
Opfertypus die alte, arme, verwitwete oder unverheiratete Frau in den Vordergrund.<br />
Es gab unter den Opfern aber auch junge, verheiratete Frauen, Kinder und<br />
Jugendliche. Gerade Hebammen und „Weise Frauen“ (es gab auch „Weise<br />
Männer“) gehörten, entgegen dem häufig vorgebrachten Mythos, nicht zu den<br />
bevorzugten Opfergruppen! Und ob die Mehrzahl der Hexen arm war, ist auf Grund<br />
der Aktenlage nicht immer leicht zu klären. Die Verallgemeinerung, dass die<br />
Unterschichten bei der Verfolgung überrepräsentiert waren, muss noch überprüft<br />
werden, gehörte doch ein Großteil der Bevölkerung in den Städten und auf dem<br />
Lande den Unterschichten an. Somit wären es keine Ausnahmen, wenn nur wenige<br />
Personen aus höheren Schichten verfolgt wurden. Es fällt auf, dass am Ende einer<br />
Verfolgungswelle meist Angehörige der Oberschicht standen, die von den befragten<br />
Angeklagten denunziert wurden, um sich zu rächen oder um ein Ende der<br />
Verfolgung herbeizuführen. Wie auch in Verden, so endeten die Prozesse, wenn sich<br />
das Patriziat bedroht fühlte.<br />
Die <strong>Hexenverfolgung</strong> kann man als „Krieg gegen das weibliche Geschlecht“<br />
bezeichnen. Eine Begründung für den hohen Anteil der Frauen als Opfer ist, dass<br />
durch die <strong>Hexenverfolgung</strong> die Stellung des Mannes bzw. des Patriarchats gestärkt<br />
werden sollte. Verfolgt wurden deshalb besonders die einsam lebenden und ledigen<br />
Frauen, die den Mann nicht direkt bedrohen konnten. Man muss aber auch zur<br />
Kenntnis nehmen, dass viele Denunzianten Frauen waren. Heftige Beschimpfungen<br />
gehörten in der frühneuzeitlichen Gesellschaft zu den häufigsten Formen des<br />
Konfliktsaustrags, besonders unter Frauen. Zauberei- und Hexereibeschimpfungen wie<br />
„Zaubersche“ oder „Hexe“ konnten als konkreter Vorwurf eines genauer umrissenen<br />
Delikts (Schadenzauber, Hexentanz) dienen. Oft wurde hierüber der Weg zum<br />
Hexenprozess beschritten. Bei Streitigkeiten unter Frauen wurde auch versucht, die<br />
Gegnerin durch die Verbreitung von Gerüchten zu verleumden. Häufig wussten die<br />
Betroffenen nicht einmal, dass sie im Dorf oder der Stadt als Hexe verschrien waren.