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Die Formfrage in der Diplomarbeit Neo Rauchs<br />
von Annemarie Riemer<br />
iner der erfolgreichsten, der<br />
DDR entstammenden, Künstler<br />
unserer Zeit ist der Leipziger<br />
Maler Neo Rauch. Sein Oeuvre<br />
wird häufig als kryptisch bewertet,<br />
zuweilen wird sogar kritisiert,<br />
dass seine Bilder unverständlich<br />
seien. Dabei übersehen die Kritiker<br />
jedoch häufig einen wichtigen<br />
Zugangsschlüssel: seine theoretische<br />
Diplomarbeit, die er 1985 in der<br />
Leipziger Hochschule für Grafik<br />
und Buchkunst, an der er ausgebildet<br />
wurde, einreichte. Sie trägt<br />
den Titel „Die informelle Malerei<br />
in der BRD“, und bildet letztlich<br />
eine Analyse der formalen und<br />
inhaltlichen Darstellungsmöglichkeiten<br />
abstrakter Malerei, und ist<br />
somit in die so genannte Formalismusdebatte<br />
einzuordnen, in der<br />
sich, vor allem in den Nachkriegsjahren,<br />
die unterschiedlichen<br />
Auffassungen bezüglich der zu<br />
bevorzugenden Formsprache der<br />
Malerei entluden. Während man<br />
in Westdeutschland die abstrakte,<br />
beziehungsweise informelle, also<br />
ungegenständliche Malerei als<br />
Ausdruck künstlerischer Freiheit<br />
bevorzugte, galt in Ostdeutschland<br />
die figurative Formsprache<br />
als überlegen, da sich durch sie<br />
gesellschaftliche und politische<br />
Standpunkte ausdrücken ließen.<br />
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