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zum römischen Kaiser Justinian und bat um Hilfe gegen Dhu Nuwas. Da Rom aber vom Jemen zu<br />
weit entfernt war, schrieb der Kaiser an den Negus von Abessinien, er solle Rache am König <strong>des</strong><br />
Jemen nehmen. Zu jener Zeit - im sechsten Jahrhundert n. Chr. - waren Abessinien und der Negus auf<br />
der Höhe ihrer Macht. Unter ihrem Befehl stand eine umfangreiche Handelsflotte, die die Meere<br />
befuhr und ihren Einfluss auf die angrenzenden Länder ausdehnte. Abessinien war der Verbündete <strong>des</strong><br />
Byzantinischen Reichs und der Fahnenträger <strong>des</strong> Christentums am Roten Meer, so wie es Byzanz am<br />
Mittelmeer war.<br />
Als der Negus <strong>des</strong> Kaisers Brief erhalten hatte, entsandte er mit dem Jemeniten, der ihm den Brief<br />
überbracht hatte, ein Heer unter dem Oberbefehl von Arjat. Unter den Soldaten war auch Abraha Al<br />
Aschram ** . Arjat eroberte den Jemen und herrschte in ihm im Namen <strong>des</strong> Herrschers von<br />
Abessinien, bis Abraha ihn ermordete und an seine Stelle trat. Abraha war der "Herr <strong>des</strong> Elefanten",<br />
der einen Kriegszug gegen Mekka unternahm, um die Kaba zu zerstören; sein Vorhaben scheiterte<br />
jedoch, wie wir in einem späteren Kapitel sehen werden.<br />
Nach Abraha regierten <strong>des</strong>sen Söhne im Jemen und verbreiteten dort ihre Willkürherrschaft. Als dieser<br />
Zustand nicht mehr zu ertragen war, zog Saif Ibn Dhu Jazan Al Himjari zum Kaiser Roms, klagte ihm<br />
ihr Los und bat ihn, jemanden aus Rom zu senden, der die Herrschaft im Jemen führen solle. Wegen<br />
<strong>des</strong> Bündnisses zwischen ihm und dem Negus wehrte der Kaiser ab, ohne die Klage Dhu Jazans<br />
anzuhören. So zog Dhu Jazan zu Numan Ibn Al Mundhir, dem Statthalter Chosroes" in Al Hira und<br />
den umliegenden Ländern <strong>des</strong> Irak.<br />
*Qur´aan, Sura 85, Ayat 4-8.<br />
**Wörtlich übersetzt: "Der Mann mit der Hasenscharte".<br />
zum Inhalt<br />
Die Herrschaft Persiens über den Jemen<br />
Als Al Numan vor Chosroes Parwez trat, wurde er von Saif Ibn Dhu Jazan begleitet. Chosroes saß in<br />
der Halle seines Palastes, in dem der Thron <strong>des</strong> Darius aufgebaut war; dieser war verziert mit den<br />
Sternbildern der Milchstraße. Um ihn herum hingen Vorhänge aus Pelz, die umgeben waren von<br />
Kronleuchtern aus Silber und anderen aus Gold, die mit warmem Wasser angefüllt waren. Darüber<br />
befand sich eine gewaltige Krone, in der Saphire, Chrysolithen und Perlen in Gold und Silber<br />
eingelassen waren; sie waren mit einer Kette aus Gold an der Decke befestigt. Er war in Goldgewebe<br />
gekleidet und trug goldenen Schmuck. Sobald jemand seinen Sitzungssaal betrat, überwältigte ihn sein<br />
ehrfurchtgebieten<strong>des</strong> Äußeres schon beim ersten Anblick. Dies geschah auch mit Saif Ibn Dhu Jazan.<br />
Als er sich wieder gefasst hatte und Chosroes ihn über sein Anliegen befragte, erzählte er ihm von<br />
Abessinien und der Unterdrückung <strong>des</strong> Jemen. Chosroes zögerte zunächst mit seiner Entscheidung,<br />
sandte aber dann doch ein Heer unter dem Oberbefehl von Wahriz, der aus einer der besten Familien<br />
Persiens stammte und einer der Ritterlichsten und Tapfersten war. Die Perser vertrieben die Abessinier<br />
aus dem Jemen, <strong>nach</strong>dem sie dort zweiundsiebzig Jahre geherrscht hatten. Der Jemen blieb unter<br />
persischer Herrschaft, bis der Islam kam und alle Länder Arabiens der Religion Allahs (t.) und dem<br />
Islamischen Reich beitraten.<br />
zum Inhalt<br />
Cyrus" Herrschaft über Persien<br />
Dennoch unterstanden die Perser, die über den Jemen herrschten, nicht unmittelbar der Macht <strong>des</strong><br />
persischen Königs. Dies galt in besonderem Maße, <strong>nach</strong>dem Cyrus seinen Vater Chosroes Parwez<br />
getötet und <strong>des</strong>sen Thronfolge angetreten hatte. In seiner Unbedachtheit bildete er sich ein, alle Welt<br />
richte sich <strong>nach</strong> seinen Wünschen und die Königreiche der Welt seien tätig, um seine Schatzkammern<br />
zu füllen und die Annehmlichkeiten, denen er sich maßlos hingab, zu mehren. Sodann gab dieser<br />
jugendliche König viele Reichsangelegenheiten zu Gunsten genüsslichen Zeitvertreibs und seines<br />
Vergnügens auf. Er zog in einem Prunk auf die Jagd, <strong>des</strong>gleichen ein Auge noch nie gesehen hatte: Er<br />
pflegte in Begleitung junger Prinzen in roten, gelben und violetten Kleidern loszuziehen. Um ihn<br />
herum waren Falkenträger und Diener, die zahme Geparden mit Maulkörben führten, parfümtragende<br />
Sklaven, Kammerjäger und Musikanten. Um sich in der Kälte <strong>des</strong> Winters das Gefühl der<br />
Frühlingspracht geben zu können, saßen er und sein Gefolge gewöhnlich auf einem großen Teppich,<br />
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