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Das Leben des Propheten Muhammad (s.a.s.) nach M. H. Haikal

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einzubüßen. Byzanz übernahm schließlich allein die Herrschaft und wurde somit zum Erben <strong>des</strong> in<br />

seiner Ausdehnung gewaltigen römischen Imperiums. Durch den Angriff der barbarischen Vandalen<br />

und die Übernahme der Macht verschlechterte sich die Lage Roms, was sich natürlich auf das<br />

Christentum, das sich im Schöße Roms entwickelt hatte, auswirkte. Unter jener Herrschaft mussten<br />

die, die an Jesus glaubten, unter größten Opfern Tyrannei ertragen.<br />

zum Inhalt<br />

Die christlichen Sekten<br />

Die Glaubensrichtungen dieses Christentums begannen immer zahlreicher zu werden, und jede dieser<br />

Glaubensschulen spaltete sich im Laufe der Zeit in Sekten und Parteien, wovon jede andere<br />

Vorstellungen über die Prinzipien der Religion und ihre Grundlagen hatte. Diese Gruppierungen<br />

stritten sich heftig aufgrund ihrer unterschiedlichen Ansichten, was sich zu persönlicher Feindschaft<br />

auswuchs, wo auch immer Charakterschwäche und Mangel an Verstand sich in ihre Seelen<br />

einschlichen. Und schnell wurden daraus Einschüchterung, blinder Fanatismus und mörderische<br />

Verhärtung. Unter den christlichen Gruppierungen gab es zu jener Zeit einige, die bestritten, dass<br />

Jesus einen Körper besessen habe, der mehr war als ein Scheinbild, durch das er sich den Menschen<br />

zeigte. Andere stellten zwischen seiner Person und seiner Seele eine geistige Verbindung her, die zu<br />

begreifen es einer gewaltigen Anstrengung der Vorstellungskraft und <strong>des</strong> Geistes bedarf. Wieder<br />

andere beteten Maria an, während einige leugneten, dass sie <strong>nach</strong> der Geburt Christi noch Jungfrau<br />

geblieben war. So spiegelte die Auseinandersetzung unter den Anhängern Jesu das Stadium der<br />

Auflösung wieder, wie sie in jeder Nation und jedem Zeitalter auftritt: sie gründete sich auf<br />

Aussprüche und Aufzählungen, denen Bedeutungen und Geheimnisvolles zugeschrieben und die mit<br />

Vorstellungen angereichert wurden, denen es an Logik mangelte und die nur endlose sophistische<br />

Diskussionen erlaubten.<br />

Einer der Mönche der Kirche berichtete: "Sämtliche Außenbezirke der Such waren voll von<br />

Auseinandersetzungen; man konnte dies auf den Märkten beobachten, bei den Verkäufern von<br />

Bekleidung, den Geldwechslern und den <strong>Leben</strong>smittelhändlern. Man möchte ein Stück Gold<br />

eintauschen und findet sich bei einer Auseinandersetzung darüber wieder, was erschaffen wurde und<br />

was nicht. Man erkundigt sich <strong>nach</strong> dem Brotpreis, und der Gefragte gibt Antwort: "Der Vater ist dem<br />

Sohn unterlegen, und der Sohn ist ihm untergeordnet. Man fragt <strong>nach</strong> seinem Bad und ob das Wasser<br />

warm ist, und der Diener gibt zur Antwort: "Der Sohn wurde aus dem Nichts erschaffen""<br />

Diese Auflösung, die dem Christentum plötzlich widerfuhr und bewirkte, dass es in Gruppen und<br />

Sekten zersplitterte, blieb jedoch ohne merkliche Auswirkung auf den politischen Bestand <strong>des</strong><br />

Römischen Reiches. Es blieb mächtig und gefestigt, während die Sekten unter seinem Schutz weiter in<br />

einer Art Wettstreit lebten, mit Wortstreitereien und unergiebigen Konferenzen, die zur Entscheidung<br />

der einzelnen Streitpunkte einberufen wurden. Keine dieser Gruppen verfügte über das nötige<br />

Durchsetzungsvermögen, um ihre Entscheidung den anderen aufzwingen zu können. <strong>Das</strong> Imperium<br />

schützte sie ausnahmslos und gewährte ihnen die Freiheit zur Auseinandersetzung, wodurch die Macht<br />

<strong>des</strong> Kaisers zunahm, ohne dass sein religiöses Ansehen geschmälert wurde. Jede Sekte stützte sich auf<br />

sein Wohlwollen und war davon überzeugt, dass er ihr Schirmherr sei. Diese Festigkeit im Bestand<br />

<strong>des</strong> Reiches war es, die es dem Christentum gestattete, sich bis in die entferntesten Winkel<br />

auszubreiten. Vom römischen Ägypten gelangte es <strong>nach</strong> Abessinien, dem unabhängigen Verbündeten<br />

Roms, und gab dem Becken <strong>des</strong> Roten Meeres die gleiche Wichtigkeit wie dem <strong>des</strong> Mittelmeeres.<br />

Von Syrien und Palästina verbreitete es sich, <strong>nach</strong>dem es ihre Einwohner sowie die Araber von<br />

Ghassan, die dorthin ausgewandert waren, angenommen hatten, bis hin zu den Ufern <strong>des</strong> Euphrat.<br />

Dort bekehrte es die Einwohner von Hira und die Banu Lachm und Banu Mundhir. Letztere waren aus<br />

der unfruchtbaren Wüste dorthin eingewandert und hatten sich in den fruchtbaren und gedeihenden<br />

Städten niedergelassen. Nachdem sie zunächst unabhängig gewesen waren, wurden sie später von<br />

Persien und seinem Mazdaglauben beherrscht.<br />

zum Inhalt<br />

Der Niedergang <strong>des</strong> Mazdaglaubens<br />

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