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Das Leben des Propheten Muhammad (s.a.s.) nach M. H. Haikal

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seinen Sternen? Liegt sie in diesen glänzenden Sternen, die den Menschen Licht und Wärme senden<br />

und von denen der Regen herabkommt? Ermöglichen sie den Menschen und allen Geschöpfen auf der<br />

Erde durch Wasser, Licht und Wärme das <strong>Leben</strong>? Nein! Was sind diese Sterne außer Gestirne, der<br />

Erde gleich! Liegt die Wahrheit in dem, was hinter diesen Sternen im unbegrenzten, endlosen<br />

Universum liegt? Aber was ist das Universum? Und dieses <strong>Leben</strong>, das wir heute leben und das morgen<br />

endet: woher kommt es, was ist sein Ursprung? Ist es bloßer Zufall, dass es die Erde und uns darauf<br />

gibt? Aber die Erde und das <strong>Leben</strong> kennen feste Regeln, für die es keine Veränderungen gibt und<br />

deren Grundlagen nicht zufällig sein können. Und was die Menschen an Gutem oder Schlechtem tun,<br />

tun sie es aus eigenem Antrieb und freiwillig? Oder ist es ein Teil ihrer Veranlagung, über den sie<br />

keine Macht und keine freie Entschlusskraft besitzen?<br />

Über diese seelischen und geistigen Dinge dachte <strong>Muhammad</strong> (s.a.s.) während seiner<br />

Zurückgezogenheit und Anbetung in der Höhle Hira <strong>nach</strong>; er wollte darin und im <strong>Leben</strong> insgesamt die<br />

Wahrheit erkennen. Sein Nachdenken erfüllte seine Seele, sein Herz, sein Innerstes, kurz sein ganzes<br />

Wesen. Es lenkte ihn <strong>des</strong>halb von den Problemen <strong>des</strong> diesseitigen <strong>Leben</strong> vollständig ab. Wenn der<br />

Monat Ramadan zu Ende war, kehrte er, gezeichnet von den Spuren <strong>des</strong> Nachdenkens, zu Chadidscha<br />

zurück. Diese Spuren veranlassten sie, ihn zu ihrer Beruhigung zu fragen, ob er wohlbehalten und<br />

gesund sei.<br />

Folgte <strong>Muhammad</strong> (s.a.s.) während dieser seiner Läuterung in der Anbetung einem bestimmten<br />

religiösen Gesetz? Darüber sind sich die Islamgelehrten nicht einig. Ibn Kathir überliefert in seiner<br />

Geschichtsschreibung einen Teil ihrer Ansichten bezüglich <strong>des</strong> religiösen Gesetzes, <strong>nach</strong> dem er<br />

betete: Einige sagen, das Gesetz Noahs, andere, das Gesetz Abrahams, Mose bzw. Jesu, und wieder<br />

andere, alles, was für ihn als ein Gesetz festgestanden habe, habe er befolgt und ihm entsprechend<br />

gehandelt. Vielleicht ist diese letzte Aussage zutreffender als das Vorgenannte, denn sie steht im<br />

Einklang mit <strong>Muhammad</strong>s (s.a.s.) Neigung zum Betrachten und Meditieren über die Grundlagen eben<br />

dieser Betrachtung.<br />

zum Inhalt<br />

Die wahre Vision<br />

Immer wenn ein Jahr vergangen war und der Monat Ramadan wieder kam, ging er zur Höhle Hira und<br />

widmete sich erneut seinem Meditieren. Es ließ ihn immer mehr reifen und seine Seele erfüllter<br />

werden. Nach einigen Jahren ergriff diese höchste Wahrheit von seiner Seele Besitz. Er begann, im<br />

Schlaf wahre Visionen zu sehen, in denen vor seinen Augen das Licht der Wahrheit leuchtete, die er<br />

gesucht hatte; und er sah zugleich die Torheit <strong>des</strong> <strong>Leben</strong>s und die Nichtigkeit seines Schmucks. Dann<br />

war er sicher, dass sein Volk vom Weg der Rechtleitung abgeirrt und <strong>des</strong>sen geistiges <strong>Leben</strong> durch die<br />

Unterwerfung unter die Wahnvorstellungen von Götzen verdorben und die damit verbundenen<br />

Glaubensvorstellungen nichts als ein Irrtum waren. Und dass nichts von dem, was die Juden oder<br />

Christen vorbrachten, sein Volk von diesem Irrtum befreien konnte. In dem, was sie sagten, war<br />

Wahres enthalten, aber es gab darin ebenso vielfältige Irrungen und Formen <strong>des</strong> Heidentums, die nicht<br />

mit der reinen, schlichten Wahrheit übereinstimmen konnten. Der Wahrheit, die all diese fruchtlosen,<br />

einander widersprechenden Vorstellungen nicht kannte, denen sich die Schriftbesitzer hingaben. Diese<br />

Wahrheit ist Allah (t.), der Schöpfer <strong>des</strong> Seins, außer DEM es keinen Gott gibt. Diese Wahrheit ist,<br />

dass Allah (t.) der Herr der gesamten Welt ist, ER ist der Allerbarmer, der Barmherzige. Diese<br />

Wahrheit ist, dass den Menschen gemäß ihren Werken vergolten wird: "Wer also eines Stäubchens<br />

Gewicht an Gutem tut, wird es sehen, und wer eines Stäubchens Gewicht an Schlechtem tut, wird es<br />

sehen." * Und das Paradies ist wahr, und für jene, die neben Allah einem anderen Gott dienen, ist die<br />

Hölle: welch üble Bleibe und welch übler Aufenthalt!<br />

Als <strong>Muhammad</strong> (s.a.s.) die Vierzig erreicht hatte und zur Höhle Hira ging, um sich zu läutern, war er<br />

bereits vom Glauben an das erfüllt, was er in seinen wahren Visionen gesehen hatte. Er hatte sich<br />

bereits völlig aller Falschheit entledigt. Sein Herr hatte ihn mit dem vorzüglichsten Charakter<br />

ausgestattet, und er hatte sich in seinem Herzen bereits dem geraden Weg und der ewigen Wahrheit<br />

zugewandt; sich in seinem ganzen Wesen auf Allah (t.) ausgerichtet, auf dass er sein Volk rechtleiten<br />

möge, <strong>nach</strong>dem es den Weg <strong>des</strong> Irrtums eingeschlagen hatte. Er durchwachte die Nacht, schärfte<br />

seinen Verstand und sein Herz und brachte lange Zeit mit Fasten zu, wodurch seine Betrachtungen<br />

angeregt wurden. Dann stieg er von der Höhle hinab zu den Wüstenstrassen und kehrte anschließend<br />

wieder in seine Zurückgezogenheit zurück, um von neuem zu prüfen, was ihm durch den Kopf ging<br />

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