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Das Leben des Propheten Muhammad (s.a.s.) nach M. H. Haikal

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<strong>Muhammad</strong> (s.a.s.) zog sich also vom Umgang mit den Mekkanern und von der Teilnahme am<br />

öffentlichen <strong>Leben</strong> nicht zurück. Sie wurden damals durch etwas beschäftigt, das die Kaba betraf: Eine<br />

gewaltige Flut, die von den Bergen herabkam, hatte sie überschwemmt und ihre schwach gewordenen<br />

Mauern zerbrochen. Die Kuraisch hatten schon zuvor über die Angelegenheit der Kaba <strong>nach</strong>gedacht:<br />

Sie war nicht überdacht und <strong>des</strong>halb ein Objekt für Diebe, die raubten, was sie an Kostbarkeiten<br />

enthielt. Die Kuraisch fürchteten jedoch, dass sie im Falle, dass sie ihr Mauerwerk festigten und sie<br />

mit einer Tür und einem Dach versähen, seitens <strong>des</strong> Herrn der heiligen Kaba Unheil und Schaden<br />

treffen würde. Sie war zu verschiedenen Zeiten <strong>des</strong> vorislamischen Heidentums von Mythen umgeben<br />

worden, die die Menschen sich davor fürchten ließ, irgendetwas an ihr zu ändern; denn dies wäre als<br />

verbotene Neuerung betrachtet worden. Als die Flut die Kaba überschwemmte, blieb jedoch keine<br />

andere Wahl, als den Mut aufzubringen, wenn auch Furcht und Widerstreben blieben.<br />

Es fügte sich, dass das Meer damals ein Schiff, das aus Ägypten gekommen war und einem römischen<br />

Händler namens Pachomius gehörte, ans Land geworfen und zerschmettert hatte. Dieser Pachomius<br />

war Baumeister mit einigen Kenntnissen im Schreinerhandwerk. Als die Kuraisch von ihm hörten, zog<br />

Walid Ibn Al Mughira mit einer Gruppe von ihnen <strong>nach</strong> Dschidda, kaufte dem Römer das Schiff ab<br />

und bat ihn, mit ihnen <strong>nach</strong> Mekka zu kommen, um ihnen beim Bau der Kaba behilflich zu sein.<br />

Pachomius willigte ein. In Mekka gab es einen Kopten, der sich auf die Zimmerei verstand, und er war<br />

einverstanden, dass er für sie arbeiten und Pachomius helfen sollte.<br />

Sodann verteilten die Kuraisch die vier Seiten <strong>des</strong> Hauses unter sich so auf, dass jeder Stamm eine<br />

Seite einreißen und wieder aufbauen sollte. Sie zauderten jedoch vor dem Abriss aus Furcht, ein<br />

Unglück könne sie treffen. Walid Ibn Al Mughira begann ängstlich, betete zu seinen Göttern und riss<br />

einen Teil der jemenitischen Wand ein. Des Abends warteten die Leute, was Allah (t.) mit Al Walid<br />

tun werde. Als ihm am nächsten Morgen nichts passiert war, begannen sie, die Mauern einzureißen<br />

und Steine herbeizuschaffen. <strong>Muhammad</strong> (s.a.s.) holte mit ihnen Steine herbei, bis der Einriss bei<br />

grünen Steinen ein Ende fand; sie schlugen auf sie mit Spitzhacken ein und ließen dann von ihnen ab.<br />

Sie nahmen sie als Fundament für das Gebäude darüber, und die Kuraisch begannen mit dem Bau. Als<br />

er bis auf Mannshöhe errichtet war und es an der Zeit war, den heiligen schwarzen Stein auf seinen<br />

Platz an der Ostseite zu legen, stritten die Kuraisch, wem von ihnen die Ehre gebühren sollte, den<br />

Stein dort zu platzieren. Der Streit wurde so hitzig, dass seinetwegen beinahe ein Bürgerkrieg<br />

ausgebrochen wäre. Die Banu Abdud Dar und die Banu Adij verbündeten sich und schworen, jedem<br />

anderen Stamm diese große Ehre zu verwehren. Sie schworen darauf die allerhöchsten Eide, bis dass<br />

die Banu Abdud Dar sogar eine mit Blut gefüllte Schale brachten und zur Bekräftigung ihres Ei<strong>des</strong><br />

ihre Hände darin eintauchten. Sie wurden <strong>des</strong>halb "die Blutlecker" genannt.<br />

zum Inhalt<br />

<strong>Muhammad</strong>s (s.a.s.) Urteilsspruch im Streit um den schwarzen Stein<br />

Als Abu Umaija Ibn Al Mughira Al Machzumi, der Älteste seines Volkes, erkannte, worauf die Leute<br />

zusteuerten, sagte er, der er Ansehen und Einfluss unter ihnen genoss, zu ihnen: "Macht den ersten, der<br />

durch das Tor von As Safa hereinkommt, zum Schiedsrichter über das, worüber ihr uneinig seid." Als<br />

sie sahen, dass <strong>Muhammad</strong> (s.a.s.) der erste war, der hereinkam, sagten sie: "<strong>Das</strong> ist Al Amin, wir sind<br />

mit seinem Urteilsspruch einverstanden." Sie erzählten ihm ihre Geschichte, und er hörte ihnen zu und<br />

sah die Feindschaft, die in ihren Augen stand. Er dachte ein wenig <strong>nach</strong> und sagte dann: "Bringt mir<br />

ein Gewand." Er nahm es und breitete es aus. Dann nahm er den Stein, legte ihn darauf und sagte:<br />

"Der Älteste eines jeden Stammes soll jeweils eines der Enden dieses Gewan<strong>des</strong> nehmen." So brachten<br />

sie den Stein gemeinsam an die Stelle <strong>des</strong> Gebäu<strong>des</strong>, an die er gehörte. <strong>Muhammad</strong> (s.a.s.) nahm ihn<br />

darauf vom Gewand herunter und legte ihn an seinen Platz. Dadurch wurden der Streit beigelegt und<br />

Unheil vermieden.<br />

Die Kuraisch vollendeten den Bau der Kaba, bis sie achtzehn Ellen hoch war. Sie brachten ihre Türe<br />

erhöht über den Boden an, damit es von ihrem Willen abhinge, wer eintrete und wer nicht. Im Inneren<br />

der Kaba errichteten sie sechs Pfeiler in zwei Reihen zur Stabilisierung der Decke und bauten an der<br />

Nordseite eine Treppe, die zum Dach führte. Im Inneren der Kaba wurden Hubal aufgestellt und die<br />

Kostbarkeiten aufbewahrt, die vor der Erbauung der Kaba und ihrer Überdachung der Gier der Diebe<br />

ausgeliefert waren.<br />

Es besteht Uneinigkeit über das Alter <strong>Muhammad</strong>s (s.a.s.) zur Zeit der Errichtung der Kaba und seines<br />

Urteilsspruchs im Streit zwischen den Kuraisch über den Stein. Es heißt, er war fünfundzwanzig. Ibn<br />

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