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Das Leben des Propheten Muhammad (s.a.s.) nach M. H. Haikal

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Herde Esel eintauschen wollen, und wenn ich zu ihm gerufen würde, würde ich dem Ruf<br />

<strong>nach</strong>kommen."<br />

Der Fidschar-Krieg dauerte, wie wir gesehen haben, in jedem Jahr nur wenige Tage. In der übrigen<br />

Zeit <strong>des</strong> Jahres kehrten die Araber zu ihrer Arbeit zurück. Sie setzten sie fort, ohne dass der Krieg in<br />

ihnen Bitterkeit zurückließ, die sie am Handel, Wucherzins, Trinken, Zeitvertreib und an reichhaltigen<br />

und verschiedenartigen Vergnügungen hätte hindern können. Nahm nun <strong>Muhammad</strong> (s.a.s.)<br />

gemeinsam mit ihnen daran teil? Oder ließen ihn seine Armut und die Fürsorge seines Onkels ihm<br />

gegenüber davon absehen, <strong>nach</strong> Wohlstand zu trachten? Nach dem, was die Geschichte bezeugt, blieb<br />

er all dem vielmehr fern. Aber nicht, weil er nicht in der Lage gewesen wäre, daran teilzunehmen.<br />

Sogar die am äußersten Ende Mekkas lebenden Ausgestoßenen und die, die nur einen begrenzten<br />

<strong>Leben</strong>sunterhalt hatten, fanden die Mittel dazu; einige von ihnen waren sogar noch schlimmer in<br />

Hingabe und Übertreibung als die Angesehenen Mekkas und die Edlen der Kuraisch.<br />

<strong>Muhammad</strong>s (s.a.s.) Seele war jedoch ganz damit beschäftigt zu schauen, zu lauschen und zu<br />

ergründen. <strong>Das</strong>s er vom Unterricht ausgeschlossen war, den einige seiner Altersgenossen von den<br />

Söhnen der Vornehmen erhielten, verstärkte seinen Wissensdrang. Die kraftvolle Seele, deren Einfluss<br />

später gewaltig sein sollte und deren Licht die Welt noch immer erfüllt, verschmähte in ihrem Streben<br />

<strong>nach</strong> Vollkommenheit jenen Zeitvertreib, <strong>nach</strong> dem die<br />

Mekkaner trachteten. Die Wahrheit führte sie zum Licht <strong>des</strong> <strong>Leben</strong>s, das sich in jeder Manifestation<br />

<strong>des</strong> <strong>Leben</strong>s offenbart. Sie war der Erforschung <strong>des</strong>sen zugewandt, was diese Erscheinungen aufzeigte<br />

und wovon diejenigen sprachen, denen Wissen gegeben war. Deshalb trat <strong>Muhammad</strong> (s.a.s.) von<br />

früher Jugend an mit solch einem vollkommenen Charakter und einer Zuverlässigkeit auf, dass ihn alle<br />

Mekkaner "Al Amin" ("den Glaubwürdigen") nannten.<br />

zum Inhalt<br />

Der Hirte<br />

Die Beschäftigung <strong>Muhammad</strong>s (s.a.s.) mit dem Hüten der Schafe in jenen Jahren seiner Kindheit ließ<br />

seine Hinwendung zum Nachdenken und Betrachten stärker werden. Er hütete die Schafe seiner<br />

Verwandtschaft und die der Mekkaner. Seiner Hirtenzeit gedachte er stets voller Freude. Er pflegte zu<br />

sagen: "Allah hat keinen <strong>Propheten</strong> gesandt, der nicht ein Schafhirt gewesen wäre" Und ferner sagte<br />

er: "Moses ward entsandt, und er hütete Schafe; und David ward entsandt, und er hütete Schafe; und<br />

ich ward entsandt , und ich hütete die Schafe meiner Verwandtschaft bei Adschjad."<br />

Der intelligente Schafhirt findet in der Weite <strong>des</strong> offenen Himmels während <strong>des</strong> Tages und im<br />

Funkeln der Sterne während der Nacht Gelegenheit zum Nachdenken und Betrachten. Er ergründet das<br />

Weltall, indem er da<strong>nach</strong> trachtet, das Dahinterliegende zu erkennen, und in den verschiedenartigen<br />

Erscheinungen der Natur eine Erklärung für dieses Sein und seine Erschaffung sucht. Solange er<br />

tiefsinnig genug ist, sieht er sich selbst als einen Teil dieses Kosmos und keineswegs von ihm<br />

losgelöst. Atmet er nicht seine Luft und hört auf zu leben, wenn er sie nicht atmet! Beleben ihn nicht<br />

die Strahlen der Sonne und bettet ihn nicht das Licht <strong>des</strong> Mon<strong>des</strong> ein! Ist nicht seine Existenz mit den<br />

Gestirnen und dem Universum, das er in der Weite <strong>des</strong> Kosmos vor sich sieht, eins mit dem anderen in<br />

vollendeter Ordnung verbunden? "Der Sonne steht es nicht an, den Mond einzuholen, und der Nacht<br />

nicht, dem Tag voranzueilen!" *<br />

Wenn die Ordnung dieser Schafherde von <strong>Muhammad</strong> (s.a.s.) seine ganze Wachsamkeit erforderte,<br />

damit der Wolf nicht ein Schaf überfalle oder nicht eines von ihnen sich in der Wüste umherirrend<br />

verlaufe, welche Aufmerksamkeit und welche Gewalt wacht dann über die Ordnung der Welt mit<br />

höchster Perfektion! Solches Nachdenken und Betrachten bringt den Menschen von Gedanken an die<br />

weltlichen Leidenschaften und davon ab, ihnen Vorrang zu geben; denn die Vergänglichkeit ihrer Zier<br />

wird ihm dadurch vor Augen geführt. Deshalb unterließ <strong>Muhammad</strong> (s.a.s.) in seinem Tun und<br />

Verhalten alles, was den Namen beeinträchtigt hätte, der ihm in Mekka gegeben wurde und den er<br />

behielt: "Der Glaubwürdige". Alles, was er von sich berichtet, belegt dies.<br />

Es heißt z.B., dass er die Schafe mit einem Gefährten weidete und er sich eines Tages vornahm, sich<br />

wie die anderen Jugendlichen zu vergnügen. So teilte er diesem seinem Gefährten am Abend mit, er<br />

wolle <strong>nach</strong> Mekka hinuntergehen und sich dort den Vergnügungen der Jugendlichen in der Dunkelheit<br />

der Nacht anschließen und bat ihn <strong>des</strong>halb, für ihn seine Schafe zu hüten. Er hatte jedoch das obere<br />

Mekka noch nicht erreicht, als seine Aufmerksamkeit auf eine Hochzeitsfeier fiel; so hielt er dort inne.<br />

Es dauerte nicht lange, und er schlief ein. Er kam aus demselben Grund in einer anderen Nacht erneut<br />

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