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Das Leben des Propheten Muhammad (s.a.s.) nach M. H. Haikal

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ihre Erforschung und seinen Schutz vor ihr. Davon ausgenommen sind die Bewohner jener wenigen<br />

Oasen, die Gras und Weideland hervorbringen. In der Regel blieben diese Oasen den Leuten<br />

unbekannt, von einer Minderheit abgesehen, die ihr <strong>Leben</strong> wagten, um sie zu erforschen. Mit<br />

Ausnahme <strong>des</strong> Jemen war Arabien jener Alten Welt praktisch unbekannt.<br />

Seine Lage schützte Arabien vor Verarmung und Entvölkerung. In jenen alten Zeiten waren die<br />

Menschen auf dem Meer noch nicht sicher genug, um n ihren Handel und ihre Reisen zu befahren.<br />

Dies geht aus uns überlieferten arabischen Redewendungen hervor, die uns mitteilen, dass die Furcht<br />

der Menschen vor dem Meer ihrer Furcht vor dem Tode gleichkam. Somit musste für den Handel ein<br />

anderer Weg als der <strong>des</strong> Meeres, der gefährlich war und gefürchtet wurde, gefunden werden. Der<br />

bedeutendste Handelsweg lag damals zwischen Rom im Westen und Indien im Osten und ihrem<br />

jeweiligen Hinterland. Von Ägypten bzw. (<strong>nach</strong> Überquerung der am Eingang <strong>des</strong> Persischen Golfs<br />

gelegenen Meerenge) vom Persischen Golf aus führte diese Handelsstraße durch Arabien. So wurden<br />

die Beduinen der arabischen Halbinsel natürlich die Herren der Wüste, so wie die Seeleute zu Herren<br />

der Meere wurden, als die Seewege an die Stelle der Landrouten traten. Und ebenso selbstverständlich<br />

legten die Herren der Wüste die Karawanenstraßen so fest, dass auf ihnen keine Gefahr zu befürchten<br />

war, so wie die Herren der Meere die Schiffsrouten so festlegten, dass sie weit entfernt von<br />

Meeresriffen und anderen Gefahrenquellen lagen.<br />

"Der Weg der Karawanen", sagt Heeren, "war keine Sache freier Wahl, sondern durch Gewohnheiten<br />

bestimmt. In der weiten Steppe der Sandwüste, die die Karawanen zu durchqueren hatten, hatte die<br />

Natur dem Reisenden spärlich einige wenige, verstreute Ruhestätten zugeteilt, an denen der Händler<br />

und sein Lasttier sich unter dem Schatten von Palmbäumen und neben kühlen Brunnen erfrischen<br />

konnten. Solche Raststätten wurden zu Umschlagplätzen <strong>des</strong> Handels und nicht selten zu Stätten von<br />

Tempeln und Heiligtümern, unter deren Schutz der Händler seinen Handel durchführte und zu denen<br />

die Pilger strömten.<br />

zum Inhalt<br />

Die beiden Karawanenstraßen<br />

Die arabische Halbinsel war kreuz und quer von Karawanenstraßen durchzogen, worunter sich zwei<br />

Hauptrouten befanden. Die erste verlief entlang <strong>des</strong> Persischen Golfs, dann entlang <strong>des</strong> Tigris * und<br />

durchquerte dann die Syrische Wüste bis <strong>nach</strong> Palästina. Wegen ihrer Nähe zu den Ländern <strong>des</strong> Ostens<br />

wurde sie die "östliche Straße" genannt. Die zweite grenzte ans Rote Meer und wurde <strong>des</strong>halb die<br />

"westliche Straße" genannt. Über diese beiden Hauptstraßen wurden die Erzeugnisse <strong>des</strong> Westens mit<br />

den Erträgen <strong>des</strong> Ostens miteinander ausgetauscht. Sie belebten die Wüste und begründeten<br />

Wohlstand und sorgenfreies <strong>Leben</strong>. Dies vermehrte die Kenntnis der Bewohner <strong>des</strong> Westens über die<br />

Länder, durch die ihr Handel führte, jedoch keineswegs. Nur wenige von den Menschen <strong>des</strong> Ostens<br />

und <strong>des</strong> Westens hatten sie durchquert; denn ihre Durchquerung bedeutete eine Beschwerlichkeit, die<br />

nur jene ertrugen, die derartiges von frühester Jugend an gewohnt waren, oder Abenteuerlustige, die<br />

ihr <strong>Leben</strong> geringschätzten.<br />

Und viele von ihnen gingen sogar bei solch einer Mission in dieser Wüstenei zugrunde. Jemand, der<br />

den Komfort zivilisierter Städte und Dörfer gewohnt ist, kann die Mühsal dieser kargen Gebirgszüge,<br />

die vom Roten Meer nur durch den engen Korridor von Tihama ** getrennt werden, nicht auf sich<br />

nehmen. Wenn der Reisende sie in jenen Tagen, in denen als Fortbewegungsmittel nur das Kamel<br />

bekannt war, erreichte, dann musste er einen Gipfel <strong>nach</strong> dem anderen erklimmen, bis er zu den<br />

Anhöhen <strong>des</strong> Nedschd-Hochlan<strong>des</strong> herabkam. Und von jemandem, der ein politisches<br />

Ordnungssystem gewohnt ist, das allen Bürgern Sicherheit garantiert, kann kaum erwartet werden, den<br />

Fluch dieser Wüste zu ertragen, deren Bewohner keinerlei politisches Ordnungssystem kannten,<br />

sondern jeweils in Stämmen, Familien oder gar als Einzelpersonen lebten.<br />

Ihre Beziehungen zu anderen wurden durch nichts geregelt als die Bande der Familien oder<br />

Stammeszugehörigkeit, die Kraft eines Bündnisses oder den Schul/ der Nachbarschaft, von derber<br />

Schwache die Hilfe <strong>des</strong> Starken erhoffte. <strong>Das</strong> Wüstenleben war zu allen Zeiten ein <strong>Leben</strong> bar jeder<br />

Ordnung, wie sie die Zivilisation kennt. Es war ein <strong>Leben</strong>, das sich auf das Vergeltungsrecht stützte,<br />

die Beantwortung von Feindseligkeit mit Feindseligkeit und die Ermordung <strong>des</strong> Schwachen, der<br />

niemanden fand, der ihn unter seinen Schutz stellte. Nach solch einem <strong>Leben</strong> zu streben oder es im<br />

Detail kennenzulernen, ermutigt niemanden. Deshalb blieb die arabische Halbinsel der damaligen<br />

Welt unbekannt, bis die göttliche Vorherbestimmung <strong>nach</strong> dem Erscheinen <strong>Muhammad</strong>s (s.a.s) gebot,<br />

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