Kleingruppenhaltung - in Rheinland-Pfalz
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Nestfläche auf 90 cm² je Henne verkle<strong>in</strong>ert hat, ist nicht nachvollziehbar und kann sich<br />
jedenfalls nicht an ethologischen Erwägungen ausgerichtet haben.<br />
Kap. 6: Weitere Beurteilungskriterien<br />
Systemvergleich<br />
Bei den angeblichen Nachteilen, die <strong>in</strong> der Stellungnahme der Bundesregierung auf S. 45 –<br />
57 für Boden- und Volierenhaltungen geltend gemacht werden, handelt es sich jeweils um<br />
bloße Risiken, welche zwar ernst zu nehmen s<strong>in</strong>d, die sich aber mit Hilfe e<strong>in</strong>es guten<br />
Stallmanagements beherrschen lassen und nur bei schlechter Betriebsführung negativ<br />
ausschlagen (vgl. dazu EG-Kommission 1998: „ ... that the welfare of hens may be poor <strong>in</strong><br />
other systems of rear<strong>in</strong>g if a high standard of management is not ma<strong>in</strong>ta<strong>in</strong>ed“). Auf den Seiten<br />
53 und 55 wird dieser Zusammenhang auch von der Bundesregierung benannt („ ... dass die<br />
Jahreszeit der E<strong>in</strong>stallung sowie das Stallmanagement e<strong>in</strong>en entscheidenden E<strong>in</strong>fluss auf die<br />
Mortalitätsraten haben. ... darüber h<strong>in</strong>aus ist neben dem E<strong>in</strong>fluss der Tiergenetik das<br />
Stallmanagement e<strong>in</strong> sehr wichtiger Faktor“).<br />
Wichtigste Voraussetzungen für e<strong>in</strong> erfolgreiches Management s<strong>in</strong>d dabei u.a., dass<br />
robuste, dem jeweiligen Haltungssystem angepasste Legel<strong>in</strong>ien ausgewählt und nur<br />
Junghennen e<strong>in</strong>gestallt werden, die aus tiergerechter Aufzucht stammen, die also u.a. auf<br />
E<strong>in</strong>streu und mit Sitzstangen aufgezogen worden s<strong>in</strong>d (denn bei Junghennen aus<br />
Käfigaufzucht ist, wie auch die Bundesregierung auf S. 35 ihrer Stellungnahme sagt, die<br />
Verhaltensstörung „Federpicken“ häufiger). Außerdem ist für den erfolgreichen Betrieb e<strong>in</strong>es<br />
Nicht-Käfigsystems gut ausgebildetes oder erfahrenes Personal notwendig, sowie e<strong>in</strong><br />
dementsprechender Zeitaufwand. Werden u.a. diese Anforderungen e<strong>in</strong>gehalten, so können<br />
die Krankheits-, Verletzungs- und Abgangsraten <strong>in</strong> Boden- und Volierenhaltungen sogar<br />
niedriger als <strong>in</strong> den Käfigsystemen liegen, wie sich anhand von <strong>in</strong> der Schweiz und <strong>in</strong><br />
Österreich gewonnenen Erfahrungen belegen lässt (s.u.).<br />
Demgegenüber s<strong>in</strong>d die Nachteile der <strong>Kle<strong>in</strong>gruppenhaltung</strong> systemimmanent, d.h. mit<br />
diesem Haltungssystem untrennbar verbunden (jedenfalls bei Weitergeltung der <strong>in</strong> § 13 b<br />
TierSchNutztV festgelegten ger<strong>in</strong>gen Flächen- und Höhenmaße). Daher sollten<br />
systembed<strong>in</strong>gte Nachteile <strong>in</strong> Käfigen, von denen dort alle Tiere dauerhaft betroffen ist, nicht<br />
mit Risiken <strong>in</strong> Boden- und Volierenhaltungen gleichgesetzt werden, die dort vermeid- und<br />
beherrschbar s<strong>in</strong>d, und die selbst dann, wenn sie <strong>in</strong>folge e<strong>in</strong>er fehlerhaften Betriebsführung<br />
auftreten, i.d.R. nur e<strong>in</strong>en Teil der Tiere bzw. nur temporär betreffen.<br />
Offensichtlich bestehen <strong>in</strong> Deutschland, speziell <strong>in</strong> Niedersachsen noch entsprechende<br />
Umsetzungsdefizite <strong>in</strong> alternativen Haltungssystemen. Petermann (o.J., Anl. 7 zum<br />
Schriftsatz Sachsen, S. 8) zählt als „unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzungen“ verschiedene<br />
Managementmaßnahmen auf („spezielle Managementschulungen umsteigewilliger<br />
Betriebsleiter“, „auf die Haltungsform abgestimmte Prophylaxeprogramme“, „robuste<br />
Hennenl<strong>in</strong>ien“, „bedarfsgerechte Fütterung“, „Aufzuchtbed<strong>in</strong>gungen, die die Junghennen<br />
optimal auf das spätere Haltungssystem vorbereiten“) (ähnlich Petermann 2003a-c). Da sie<br />
gleichzeitig für das Bundesland Niedersachsen z.T. hohe Krankheits- und Todesraten angab<br />
(vgl. auch die von der Tierärztlichen Hochschule Hannover <strong>in</strong> der sog. EpiLeg-Studie<br />
schriftlich erfragten diesbezüglichen Angaben; Anl. 10 zum Schriftsatz Sachsen), könnte e<strong>in</strong><br />
Teil dieser Voraussetzungen <strong>in</strong> Niedersachsen unzureichend umgesetzt gewesen se<strong>in</strong>. So<br />
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