Kleingruppenhaltung - in Rheinland-Pfalz
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Aber auch die <strong>in</strong> der Orig<strong>in</strong>algegenüberstellung der Tierärztlichen Hochschule Hannover<br />
enthaltene Vergleichstabelle ist zu kritisieren:<br />
• Offensichtlich wurden weder bei der Auswahl der Beobachtungskriterien noch bei der Punktbewertung<br />
vorhandene wissenschaftliche Ansätze berücksichtigt.<br />
• Entgegen der eigenen Darstellung s<strong>in</strong>d Kriterien <strong>in</strong> der Tabelle aufgeführt, welche offensichtlich<br />
nicht selbst untersucht worden (Arzneimittelrückstände, Nestwahl, Wärmebilanz, Kontam<strong>in</strong>ation<br />
der Eier, arbeitswirtschaftliche Parameter wie Tierbetreuung).<br />
• Andere wichtige Beurteilungskriterien fehlen h<strong>in</strong>gegen komplett, so z.B. grundlegende Verhaltensbedürfnisse,<br />
die <strong>in</strong> den Käfigen der <strong>Kle<strong>in</strong>gruppenhaltung</strong> systembed<strong>in</strong>gt unbefriedigt<br />
bleiben (so u.a. Nahrungssuche oder Flügelschlagen). Eigentlich hätten diese aufgrund der<br />
Bedeutung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Systemvergleich gehört. Anderenfalls hätte zum<strong>in</strong>dest auf das Fehlen h<strong>in</strong>gewiesen<br />
werden müssen. Weitere Parameter wurde nicht <strong>in</strong> allen Systemen untersucht; so<br />
wurde das Tierverhalten von der Arbeitsgruppe Distl nur <strong>in</strong> den Käfigsystemen beobachtet,<br />
h<strong>in</strong>gegen nicht <strong>in</strong> der Volierenhaltung, für die ja gerade Vorteile im Bereich Verhalten gelten.<br />
Auch ist die von der Arbeitsgruppe Distl angewendete Beoabachtungsmethodik weniger geeignet<br />
(One-zero-sampl<strong>in</strong>g).<br />
• Die Bewertung fällt sehr e<strong>in</strong>seitig zugunsten der <strong>Kle<strong>in</strong>gruppenhaltung</strong> aus. E<strong>in</strong>e Schlechterbewertung<br />
der Volierenhaltung geschieht i.d.R. mit mehreren Notenabstufungen, während bei<br />
e<strong>in</strong>er Schlechterwertung der <strong>Kle<strong>in</strong>gruppenhaltung</strong> dies i.d.R. nur e<strong>in</strong>e Notenstufe ist.<br />
• Diese deutlichen Bewertungsunterschiede s<strong>in</strong>d aus wissenschaftlicher Sicht nicht nachvollziehbar<br />
(z. B. zwei Pluszeichen für die Bewertung der Sozialstruktur <strong>in</strong> den Käfigen trotz dort<br />
fehlender Individualdistanzen, Ausweich- und Rückzugsmöglichkeiten; zwei Pluszeichen für<br />
das Staubbaden trotz der Unmöglichkeit, das Staubbad vollständig durchzuführen; zwei Pluszeichen<br />
für die Fortbewegungsaktivität, trotz der Unmöglichkeit wesentlicher Bewegungsformen<br />
wie Laufen, Rennen, Flattern und Fliegen).<br />
• Wie erwähnt handelt es sich bei möglichen Nachteilen der Volierenhaltung eigentlich nur um<br />
Risiken, welche durch entsprechendes Management beherrschbar s<strong>in</strong>d; h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d die<br />
Probleme der Käfighaltung i.d.R. systemimmanent, d.h. nicht zu lösen. Sowohl die EFSA als<br />
auch das LayWel-Projekt sprechen ebefalls ausdrücklich von Risiken (vgl. Tab. 33 – 35 im<br />
Anhang); hier liegt also e<strong>in</strong>e relative Bewertung vor. H<strong>in</strong>gegen wirkt die Darstellung <strong>in</strong> der<br />
Tabelle der Tierärztlichen Hochschule bzw. der Stellungnahme der Bundesregierung deutlich<br />
absoluter („Ergebnisse“, „Bewertung“).<br />
In den Orig<strong>in</strong>aluntersuchungen, welche der Bewertungstabelle zugrunde liegen, fehlen z.T.<br />
wichtige Informationen, dies trifft gerade auch auf die aus diesen erstellte sog.<br />
„Metaanalyse“ zu:<br />
• wie viele Legedurchgänge <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen Haltungssystemen (Bodenhaltung, Volierenhaltung,<br />
konventionelle Käfige, ausgestaltete Käfige und <strong>Kle<strong>in</strong>gruppenhaltung</strong>skäfige)<br />
vergleichend durchgeführt worden s<strong>in</strong>d,<br />
• unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen der e<strong>in</strong>zelne Durchgang stattgefunden hat (<strong>in</strong>sbesondere<br />
Zuchtl<strong>in</strong>ien, Aufzucht, Beleuchtungs<strong>in</strong>tensität, Dauern des jeweiligen Durchgangs)<br />
• welche Ergebnisse je Durchgang erzielt worden s<strong>in</strong>d (<strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> Bezug auf die allgeme<strong>in</strong>e<br />
Mortalität, die Todesfälle durch Federpicken und Kannibalismus und das Auftreten<br />
bestimmter Krankheiten und Verletzungen). So gibt es H<strong>in</strong>weise, dass e<strong>in</strong>zelne<br />
Durchgänge vorzeitig abgebrochen wurden, vermutlich wegen Kannibalismus.<br />
Möglicherweise herrschten z.T. ungünstige Bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der Voliere, welche <strong>in</strong><br />
Hannover zu Vergleichszwecken herangezogenen wurde:<br />
• Die genauen Versuchsbed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong>nerhalb der Voliere wurden <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er der zahlreichen<br />
Veröffentlichungen der Arbeitsgruppe Distl beschrieben (z.T. von der Bundesregierung und<br />
dem Land Sachsen vorgelegt) (u.a. genaue Besatzdichte je Stallgrund- und nutzbarer Fläche,<br />
Besatzdichten bei den Fütterungs-, Tränkee<strong>in</strong>richtungen und Sitzstangen, Beleuchtungs<strong>in</strong>tensität,<br />
Aufzucht der Hennen, Schnabelkupieren, E<strong>in</strong>streuart, -qualität und –häufigkeit, Entmistungsfrequenz,<br />
Zugangszeit und –dauer zum Außenscharraum, etc.).<br />
• Anzeichen dafür, dass <strong>in</strong> dieser Voliere ungünstige Bed<strong>in</strong>gungen herrschten, liegen z.B. <strong>in</strong> der<br />
offensichtlich sehr hohen Besatzdichte. Laut Scholz (2007, S. 7) hatten die Hennen nur 1.067<br />
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