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Kleingruppenhaltung - in Rheinland-Pfalz

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4.)<br />

E<strong>in</strong> besonderes Problem entsteht, wenn Junghennen aus tiergerechter Aufzucht (Boden- bzw.<br />

Volierenhaltung) bei Legereife <strong>in</strong> die Käfige der <strong>Kle<strong>in</strong>gruppenhaltung</strong> e<strong>in</strong>gestallt werden.<br />

Diese Tiere s<strong>in</strong>d von Jugend an an große E<strong>in</strong>streubereiche und genügend Bewegungsraum<br />

sowie Sozialdistanzen gewöhnt und erfahren dadurch, dass sie sich plötzlich e<strong>in</strong>em beengten<br />

Käfig mit hohem Drahtgitterbodenanteil, m<strong>in</strong>imaler E<strong>in</strong>streufläche und niedrigen Sitzstangen<br />

ausgesetzt sehen, e<strong>in</strong>e besonders hohe Stressbelastung.<br />

„ (...) die signifikant höhere Mortalitätsrate bei den Legehennen aus Bodenaufzucht im<br />

Vergleich zu denen aus Käfigaufzucht war darauf zurückzuführen, dass die Legehennen aus<br />

Bodenaufzucht als Reaktion auf den Wechsel von e<strong>in</strong>er strukturreichen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e strukturärmere<br />

Umwelt vermutlich stärker von den Verhaltensstörungen Federpicken und Kannibalismus<br />

betroffen waren als ihre Artgenossen, die im Käfig aufgezogen wurden. Während der Aufzucht<br />

<strong>in</strong> Bodenhaltung hatten die Tiere Zugang zu E<strong>in</strong>streu, so dass ihnen dort das artgemäße<br />

Ausleben des Nahrungserwerbs- und Erkundungsverhaltens, welches durch die<br />

Verhaltenselemente Umhergehen, Erkunden, mit den Füßen Scharren sowie durch vielfältige<br />

Pickaktivitäten wie Reißen, Ziehen, Hacken und Bearbeiten veränderbarer Nahrungsbestandteile<br />

mit dem Schnabel gekennzeichnet ist, möglich war. Als Folge des Fehlens von manipulierbarem<br />

Substrat nach der Umstallung <strong>in</strong> die <strong>Kle<strong>in</strong>gruppenhaltung</strong>ssysteme und ausgestalteten Käfige<br />

wurde das Nahrungserwerbs- und Erkundungsverhalten dort auf das Gefieder der Artgenossen<br />

projiziert. (...) Daraus darf aber nicht der Schluss gezogen werden, dass Legehennen, die für die<br />

Haltung <strong>in</strong> <strong>Kle<strong>in</strong>gruppenhaltung</strong>ssystemen oder ausgestalteten Käfigen bestimmt s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

strukturlosen und reizarmen Umwelt aufgezogen werden sollten. Vielmehr macht dieses<br />

Ergebnis deutlich, wie wichtig es ist, dass den Tieren nicht nur <strong>in</strong> der Aufzuchtphase, sondern<br />

auch während der Legeperiode <strong>in</strong> ausreichender Menge geeignetes Erkundungs- und<br />

Beschäftigungsmaterial zur Verfügung steht“ (Weitzenbürger 2005, S. 70, 72).<br />

Daraus geht hervor, dass bei Junghennen aus tiergerechter Aufzucht vermeidbare Leiden i. S.<br />

von § 1 Satz 2 und § 2 Nr. 2 (und wohl auch i. S. von § 17 Nr. 2 b) TierSchG auftreten, wenn<br />

man sie – trotz ihrer Gewöhnung an große E<strong>in</strong>streuflächen und viel Bewegungsraum – <strong>in</strong> die<br />

Käfige der <strong>Kle<strong>in</strong>gruppenhaltung</strong> e<strong>in</strong>stallt. Sie stattdessen <strong>in</strong> Käfigen aufzuziehen, ist aber<br />

ebenfalls ke<strong>in</strong>e Lösung des Problems, weil dadurch die Entstehung der Verhaltensstörungen<br />

„Federpicken“ und „Kannibalismus“ von Anfang an gefördert wird.<br />

Vgl. auch Fischer (2009): Aufzucht der Hennen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bodenhaltungsanlage mit A-Reutern;<br />

spätere Todesrate der aktiven und stressempf<strong>in</strong>dlichen LSL-Hennen <strong>in</strong> den<br />

<strong>Kle<strong>in</strong>gruppenhaltung</strong>skäfigen 20,3 % (<strong>in</strong> der ersten Käfigetage 16,6 %, der zweiten 11,6 % und<br />

<strong>in</strong> der dritten 36,6 %).<br />

VI. Zum sogenannten Omnibuseffekt<br />

1.)<br />

Mit dem auf S. 11 und S. 16 ihrer Stellungnahme verwendeten Begriff vom „positiven<br />

Omnibuseffekt“ will die Bundesregierung offenbar sagen, dass mit steigender Gruppengröße<br />

auch bei gleichbleibendem Platzangebot je Tier das Gesamtplatzangebot steigt. In der<br />

Wissenschaft ist dieser Begriff nicht gebräuchlich. Er ist erst im Zusammenhang mit der<br />

Diskussion um die ausgestalteten Käfige von den Befürwortern <strong>in</strong> die Diskussion e<strong>in</strong>geführt<br />

worden.<br />

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