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Rochlitzer Anzeiger

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<strong>Rochlitzer</strong> <strong>Anzeiger</strong> Seite 36 5. September 2013<br />

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Informationen der Gemeinde Seelitz<br />

NATURSTEIN HIRSCH<br />

GRABMALE · RESTAURIERUNGEN · BILDHAUER- UND NATURSTEINARBEITEN<br />

04657 NARSDORF · HAUPTSTRASSE 34 · DONNERSTAG 9 - 12 UND 14 - 18 UHR<br />

09306 ROCHLITZ · RATHAUSSTRASSE 20 · HOFSEITE · TERMIN JEDERZEIT NACH<br />

ABSPRACHE · TELEFON/FAX: 03 43 46 · 6 15 44 · FUNK: 01 77 · 5 31 62 05<br />

Der Pfarrer von Seelitz besaß bis Ende des 18. Jahrhunderts das<br />

Schankrecht für Seelitz.<br />

Er vergab es und wachte über dessen Einhaltung.<br />

Das Gasthaus dazu gehörte der Kirchgemeinde und befand sich<br />

zwischen dem Gut Hentschel und Bergmann. Der damalige Standort<br />

war vermutlich zwischen dem heutigen Bauerngut Lungwitz und Furhrmann.<br />

Wie der Gasthof zu seinem Namen kam ist nicht bekannt. Hier können<br />

wir nur mutmaßen.<br />

Es scheint so, als ob weiße Häuser sonst im Ort nicht vorhanden waren<br />

und das Gasthaus als Weißes Haus besonders auffiel.<br />

Aus mündlichen Überlieferungen ist bekannt, dass der Gasthof<br />

Zugochsen an der Brücke am Erlbach stehen hatte, die den Fuhrmännern<br />

halfen, die Wagen bis auf die Seelitzer bzw. Kolkauer Höhe zu<br />

ziehen (nach Herbert Lenk). So verdiente sich der Gastwirt zum<br />

Ausschank von Getränken und Essen noch einige Groschen dazu.<br />

Bei kleineren Vergehen übte der Ortspfarrer die Gerichtsbarkeit im Ort<br />

aus. So finden wir im „Handelsbuch des Pfarrgerichtes zu Seelitz“ aus<br />

dem Jahr 1606 einen Strafeintrag, der über eine Prügelei zweier Bürger<br />

nach dem Zechen im Gasthaus „Weißes Haus“ berichtet. Es ist der<br />

Strafeintrag Nr. 21; dort heißt es:<br />

„Martin Anders aus Pürsten und Michael Günther von Klein-Steudten<br />

haben sich im „Weissen Haus“ in Seelitz allhier, als sie zum Bier gewesen,<br />

miteinander geschlagen und Blutrisse zugefüget.<br />

Geschehen am 24. Oktober 1606…“<br />

In der Seelitzer Kirchenordnung von 1669 lesen wir im Punkt 5 über<br />

eine Bestrafung auch des Gastwirtes und der Gäste.<br />

„Das durch die Gerichtsbehörden gesprochene Gerichtsurteil hat den<br />

Bürger Rockstüber aus der Gemeinde ausgewiesen. Der Gastwirt<br />

wurde zu 3 Talern Strafe, sowie jeder Gast zu 30 Gulden Strafe verurteilt.“<br />

Wir sehen, friedlich gingen Trinkgelage nicht immer aus. Wenn nötig,<br />

wurden auch gegen den Gastwirt und die Gäste Strafen und Sanktionen<br />

verhängt.<br />

Beim Dorfbrand 1822 brannte das Gasthaus mit ab. Es wurde an der<br />

Stelle neu errichtet, wo es heute noch steht (im Dreieck Abzweig<br />

Rochlitz, Abzweig Gröblitz).<br />

Leicht hatten es die Gastwirte in Seelitz in den letzten 100 Jahren nicht,<br />

nachdem die neue Straße von Rochlitz direkt nach Gröblitz, durch den<br />

Ortsteil „Wind“ gebaut wurde.<br />

Der Verkehr lief nun am Kernort Seelitz vorbei und das Gasthaus wurde<br />

nicht mehr oft besucht.<br />

Die Wallfahrten zur Seelitzer Kirche hörten auf und die Fuhrwerke gab<br />

es bald nicht mehr, Lastwagen ersetzten sie.<br />

So wurden der Ausschank und die Verköstigung von Gästen nur noch<br />

Nebenverdienst der Gastwirte. Sie gingen im Hauptberuf einer Arbeit<br />

nach. Der letzte Gastwirt (bzw. Gastwirtin) war Frau Hedwig Becker.<br />

Besonders zu nennen ist, dass während des 2 Weltkrieges bis Kriegsende<br />

(Mai 1945) bei ihr auf dem Saal des Gasthofes französische<br />

Kriegsgefangene einquartiert waren. Sie mussten den Bauern des<br />

Ortes bei der Arbeit helfen. Frau Becker verpflegte sie. Einige der<br />

ehemaligen Kriegsgefangenen besuchten Seelitz in 1980ger Jahren<br />

und bestätigten übereinstimmend die gute Unterkunft und Verpflegung.<br />

Während der Jahre der DDR arbeitete die Gastwirtin (bis zur Rente) als<br />

Köchin an der Seelitzer Schule.<br />

Sie bereitete für Schüler und Lehrer in ihrem Gasthaus die Schulspeisung<br />

zu und transportierte diese in Kübeln mit einem Handwagen Tag<br />

für Tag dorthin.<br />

Bis zu ihrem Tod, 1988, hielt sie die Gaststube geöffnet. Sie war ein<br />

besonderer Mensch, ein „Original“ und eine gute Gastwirtin.<br />

Einen kleinen Getränkehandel betrieb ihr Sohn noch einige Jahre. Nun<br />

ist der Gasthof in anderen Privatbesitz übergegangen und wird als<br />

Wohnhaus genutzt.<br />

Der Nachfolge-Gasthof ist das „Waldhotel am Reiterhof“. Er wurde<br />

1998/99 gebaut und eröffnet. Näheres dazu finden sie im Internet.<br />

Besser noch, sie besuchen es und erkunden es selbst.<br />

Ihr Eike Berger<br />

Der Seelitzer Gasthof<br />

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