Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2011 - Institute for Advanced Studies
Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2011 - Institute for Advanced Studies
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30<br />
Tab. 3.2<br />
Eckdaten der Prognose für Deutschland<br />
2007 2008 2009 2010 <strong>2011</strong> 2012<br />
Reales Bruttoinlandsprodukt<br />
(Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 3,3 1,1 – 5,1 3,7 2,9 0,8<br />
Erwerbstätige a) (1 000 Personen) 39 857 40 345 40 362 40 553 41 082 41 274<br />
Arbeitslose (1 000 Personen) 3 760 3 258 3 415 3 238 2 968 2 815<br />
Arbeitslosenquote BA b) (in %) 9,0 7,8 8,1 7,7 7,0 6,7<br />
Verbraucherpreise c)<br />
(Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) 2,3 2,6 0,4 1,1 2,3 1,8<br />
Lohnstückkosten d)<br />
(Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %) – 0,8 2,3 5,5 – 1,1 1,9 1,8<br />
Finanzierungssaldo des Staates e)<br />
in Mrd. Euro 5,5 – 1,4 – 76,1 – 106,0 – 23 – 15<br />
in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts 0,2 – 0,1 – 3,2 – 4,3 – 0,9 – 0,6<br />
Leistungsbilanzsaldo<br />
in Mrd. Euro 181,2 154,8 133,7 141,1 121 113<br />
in % des nominalen Bruttoinlandsprodukts 7,5 6,3 5,6 5,7 4,7 4,3<br />
a)<br />
Im Inland. – b) Arbeitslose in % der zivilen Erwerbspersonen (Definition gemäß der Bundesagentur für Arbeit). –<br />
c)<br />
Verbraucherpreisindex (2005 = 100). – d) Im Inland entstandene Arbeitnehmerentgelte je Arbeitnehmer bezogen auf das<br />
reale Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen. – e) In der Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (ESVG 95).<br />
Quellen: Statistisches Bundesamt; Bundesagentur für Arbeit; Deutsche Bundesbank;<br />
<strong>2011</strong> und 2012: Prognose der <strong>Institute</strong>.<br />
GD <strong>Herbst</strong> <strong>2011</strong><br />
on in Deutschland zu niedrig sein. Für das Jahr 2012 rechnen<br />
die <strong>Institute</strong> mit einer Zunahme des Bruttoinlandsproduktes<br />
um 0,8 %, nach 2,9 % im Jahr <strong>2011</strong> (Tab. 3.2). Das<br />
68 %-Prognoseintervall für das laufende Jahr reicht von<br />
2,7 % bis 3,1 %, für das Jahr 2012 von – 0,8 % bis 2,4 %. 11<br />
Aufgrund der stärkeren konjunkturellen Dynamik wird wohl<br />
die Kerninflationsrate in Deutschland höher sein als in vielen<br />
anderen Ländern des Euroraums. Dazu trägt der kräftige<br />
Lohnanstieg bei. Die aktuelle Teuerungsrate ist allerdings<br />
von Preiserhöhungen bei Rohstoffen, Energie und Nahrungsmitteln<br />
geprägt, die sich nicht in gleichem Umfang <strong>for</strong>tsetzen<br />
dürften. Daher wird ein Anstieg der Verbraucherpreise<br />
in Deutschland um 2,3 % im Jahr <strong>2011</strong> und um 1,8 % im<br />
Jahr 2012 prognostiziert.<br />
Der Arbeitsmarkt dürfte von der kurzen wirtschaftlichen Stagnation<br />
nicht zurückgeworfen werden. Die Unternehmen<br />
werden zur Überbrückung der konjunkturellen Schwächephase<br />
zunächst auf flexible Arbeitszeitinstrumente zurückgreifen.<br />
Zudem spricht die zu erwartende Entwicklung des<br />
Erwerbspersonenpotenzials in Deutschland dafür, dass die<br />
Unternehmen nicht allzu schnell auf eine wirtschaftliche<br />
Durststrecke mit einem Abbau der Beschäftigung reagieren.<br />
Somit dürften im Jahr <strong>2011</strong> knapp 41,1 Mill. Personen und<br />
im Jahr 2012 etwa 41,3 Mill. Personen in Deutschland erwerbstätig<br />
sein; die Arbeitslosenquote sinkt auf 7,0 % im<br />
Jahr <strong>2011</strong> und 6,7 % im Jahr 2012.<br />
11 Das Prognoseintervall wird aus den Fehlerstreuungen der <strong>Herbst</strong>prognosen<br />
der Jahre 1991 bis 2010 ermittelt.<br />
Die Finanzlage des Staates wird im Jahr <strong>2011</strong> überwiegend<br />
von konjunkturellen Mehreinnahmen bzw. Minderausgaben<br />
geprägt. Das Budgetdefizit des Staates wird mit<br />
0,9 % in Relation zum Bruttoinlandsprodukt niedriger ausfallen<br />
als ursprünglich erwartet. Im Jahr 2012 wird es noch<br />
0,6 % betragen.<br />
Risiken<br />
Wie im Abschnitt 1 dieses Gutachtens »Zur Lage der Weltwirtschaft«<br />
dargelegt, besteht in der derzeitigen Situation<br />
das größte Risiko in einer weiteren Zuspitzung der Schulden-<br />
und Vertrauenskrise, bei der das europäische Finanzsystem<br />
erneut ins Wanken geriete. Dabei muss berücksichtigt<br />
werden, dass – anders als nach der Insolvenz von<br />
Lehman Brothers vor drei Jahren – viele Staaten eine Rekapitalisierung<br />
der nationalen Banken wohl nicht mehr leisten<br />
könnten, da die öffentlichen Haushalte bereits sehr stark<br />
angespannt sind. Eine Bankenkrise im Euroraum würde angesichts<br />
der Vernetzung im Finanzsektor vermutlich auf andere<br />
Länder übergreifen und hätte gravierende Konsequenzen<br />
für die Wirtschaft in Deutschland.<br />
Die <strong>Institute</strong> unterstellen eine neuerliche Restrukturierung<br />
der griechischen Staatsschuld im Prognosezeitraum. Selbst<br />
wenn daraufhin – wie in der Prognose unterstellt – ein Kollaps<br />
des Bankensystems vermieden wird, besteht die Gefahr,<br />
dass es in Teilbereichen des Finanzsystems, insbesondere<br />
auf wenig transparenten Derivatemärkten, zu Ansteckungseffekten<br />
kommt. Diese könnten den Stress im<br />
Finanzsektor erhöhen und damit auch zu ungünstigeren Finanzierungsbedingungen<br />
für nichtfinanzielle Unternehmen<br />
führen. Die deutsche Konjunktur würde dann über das hier<br />
prognostizierte Ausmaß hinaus gedämpft werden, so dass<br />
es zu einer Rezession käme.<br />
Es bestehen allerdings auch Chancen, dass sich die Konjunktur<br />
in den kommenden Monaten besser entwickelt als<br />
hier erwartet. Bisher sind es hauptsächlich die Stimmungs-<br />
GD <strong>Herbst</strong> <strong>2011</strong>