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Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2011 - Institute for Advanced Studies

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die <strong>Institute</strong> zur Bestimmung des trendmäßigen technischen<br />

Fortschritts ein Verfahren, das Umfragedaten zur Kapazitätsauslastung<br />

im Verarbeitenden Gewerbe nutzt, um den<br />

Trend von der konjunkturellen Entwicklung der TFP zu trennen.<br />

30 Aus dem Modell ergibt sich, dass das Solow-Residuum<br />

im Projektionszeitraum trendmäßig 0,7 % pro Jahr<br />

betragen wird.<br />

Bezüglich des gesamtwirtschaftlichen Kapitalbestands<br />

gehen die <strong>Institute</strong> mit dieser Projektion dazu über, anstelle<br />

des Nettoanlagevermögens zum Jahresende das<br />

jahresdurchschnittliche Bruttoanlagevermögen zu verwenden.<br />

Im Projektionszeitraum wird der Sachkapitalbestand<br />

mit Hilfe der Bruttoanlageinvestitionen und dem<br />

impliziten Abschreibungssatz <strong>for</strong>tgeschrieben. Die Abschreibungsrate<br />

wird im Projektionszeitraum konstant auf<br />

dem Durchschnitt der vergangenen sechs Jahre gehalten.<br />

Zur Bestimmung der Bruttoanlageinvestitionen wird<br />

deren Relation zum Produktionspotenzial mit einem univariaten<br />

Zeitreihenverfahren projiziert. 31 Demzufolge<br />

nimmt der Kapitalstock im Projektionszeitraum um 1,5 %<br />

pro Jahr zu. Alles in allem ergibt sich im Projektionszeitraum<br />

ein Wachstum des Produktionspotenzials um 1,3 %<br />

pro Jahr.<br />

Internationale und wirtschaftspolitische<br />

Rahmenbedingungen<br />

Die weltwirtschaftliche Entwicklung wird auch in der mittleren<br />

Frist von strukturellen Problemen auf den Finanz-,<br />

den Immobilien- und den Arbeitsmärkten in einigen <strong>for</strong>tgeschrittenen<br />

Volkswirtschaften geprägt. Weil diese Schwierigkeiten<br />

nur langsam überwunden werden, haben sich die<br />

mittelfristigen Wachstumsperspektiven in den betreffenden<br />

Ländern seit der Großen Rezession verschlechtert. Die<br />

<strong>Institute</strong> unterstellen, dass dort die Löhne und Preise im<br />

Projektionszeitraum schwächer steigen werden als in<br />

Deutschland. In den Schwellenländern hingegen dürfte die<br />

Große Rezession die mittelfristigen Perspektiven kaum verändert<br />

haben.<br />

Im Einzelnen gehen die <strong>Institute</strong> davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt<br />

in den USA im Zeitraum 2010 bis 2016 mit<br />

einer Rate von 2½ % pro Jahr zulegen wird. Für China wird<br />

mit einer jahresdurchschnittlichen Zunahme um 8½ % gerechnet.<br />

Die japanische Wirtschaft dürfte um 1¼ % pro Jahr<br />

wachsen. Für die EU wird ein durchschnittlicher Produktionsanstieg<br />

um 1¾ % angesetzt. Dabei dürfte die Produktion<br />

im Euroraum um 1½ % jährlich zunehmen.<br />

30 Hier weichen die <strong>Institute</strong> vom Vorgehen der EU-Kommission ab. Dort gehen<br />

zusätzlich Angaben aus den Unternehmensbefragungen zur Geschäftslage<br />

im Dienstleistungssektor ein.<br />

31 An dieser Stelle weichen die <strong>Institute</strong> wiederum vom Verfahren der EU-<br />

Kommission ab. Dort wird eine im Trend fallende Relation zwischen den<br />

realen Bruttoanlageinvestitionen und dem Produktionspotenzial zugelassen,<br />

was sich für Deutschland empirisch nicht rechtfertigen lässt. Stattdessen<br />

gehen die <strong>Institute</strong> von einer langfristig stabilen Investitionsquote<br />

aus.<br />

Der Welthandel dürfte unter diesen Voraussetzungen im<br />

Durchschnitt um 6½ % pro Jahr expandieren. Für den<br />

Wechselkurs zwischen Euro und US-Dollar wird die Annahme<br />

aus der Kurzfristprognose <strong>for</strong>tgeschrieben. Für den<br />

Zeitraum 2013 bis 2016 wird somit ein Wechselkurs von<br />

1,38 US-Dollar je Euro eingestellt. Für den Ölpreis wird<br />

reale Konstanz im Anschluss an die Kurzfristprognose unterstellt.<br />

Die Finanzpolitik wird im Projektionszeitraum restriktiv<br />

ausgerichtet sein, um den An<strong>for</strong>derungen der im Grundgesetz<br />

verankerten Schuldenregel gerecht zu werden. So<br />

plant die Bundesregierung, das strukturelle Defizit des<br />

Bundes bis zum Jahr 2016 auf maximal 0,35 % in Relation<br />

zum Bruttoinlandsprodukt zu senken. Zudem haben<br />

etliche Länder Konsolidierungsmaßnahmen beschlossen,<br />

die überwiegend auf der Ausgabenseite ansetzen.<br />

In Folge dessen dürften die Konsumausgaben des Staates<br />

nur moderat expandieren. Die öffentlichen Investitionen<br />

werden nach der für das Jahr 2012 erwarteten Stagnation<br />

voraussichtlich wieder ausgeweitet werden, da<br />

sich insbesondere die Finanzlage der Gemeinden merklich<br />

bessern wird.<br />

Für die Geldpolitik der EZB wird unterstellt, dass sie angesichts<br />

der verhaltenen mittelfristigen Wachstumsperspektiven<br />

sowie des relativ geringen Inflationsdrucks im Euroraum<br />

auch über den kurzfristigen Horizont hinaus expansiv bleiben<br />

wird. In dem Maße, in dem die konjunkturelle Schwächephase<br />

im Euroraum überwunden wird und sich der Preisauftrieb<br />

beschleunigt, dürfte der Expansionsgrad gleichwohl<br />

langsam zurückgenommen werden.<br />

Projektion der gesamtwirtschaftlichen<br />

Entwicklung bis 2016<br />

Die <strong>Institute</strong> setzen die Mittelfristprojektion für den Zeitraum<br />

2013 bis 2016 auf die Kurzfristprognose für die Jahre <strong>2011</strong><br />

und 2012 auf. Dabei gehen das oben dargestellte Produktionspotenzial<br />

und seine Bestimmungsfaktoren exogen ein.<br />

Dies impliziert, dass die in der Mittelfristprojektion abgeleiteten<br />

Bruttoanlageinvestitionen nicht den für die Potenzialschätzung<br />

verwendeten Kapitalstock beeinflussen. Auf Basis<br />

des Produktionspotenzials und der beschriebenen Annahmen<br />

bezüglich der internationalen und wirtschaftspolitischen<br />

Rahmenbedingungen werden das nominale und das<br />

reale Bruttoinlandsprodukt einschließlich der Verwendungsaggregate<br />

sowie die Preise und die Arbeitsmarktentwicklung<br />

bis 2016 abgeleitet.<br />

Die wirtschaftliche Schwächephase wird 2012 überwunden<br />

(Tab. 4.2). Die Produktion wird im Zeitraum 2010 bis 2016<br />

mit einer jahresdurchschnittlichen Zunahme um 1½ % stärker<br />

als das Produktionspotenzial steigen. Im gesamten Projektionszeitraum<br />

dürften die Produktionskapazitäten überausgelastet<br />

sein. Gleichwohl wird die Produktionslücke im<br />

späteren Verlauf zurückgehen und auf ½ % am Ende des<br />

Projektionszeitraums geschätzt.<br />

GD <strong>Herbst</strong> <strong>2011</strong>

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